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VbF Verband betrieblicher Führungskräfte AUSGABE Netzwerk für Werkmeister und Techniker 2 / 2020 5 Schritte zur Digitalisierung Und warum man die Cloud zunächst einmal vergessen kann Seite 12 www.vbf.at
WERKMEISTERScHuLEN der Berufsförderungsinstitute BILDUNG. FREUDE INKLUSIVE. BFI OÖ BFI OÖ Rohrbach Steyr BFI W BFI OÖ MB-Betriebstechnik Logistik Linz Bauwesen BFI OÖ MB-Kraftfahrzeugtechnik MB-Betriebstechnik Elektrotechnik Braunau Technische chemie & umwelttechnik MB-Kraftfahrzeugtechnik Maschinenbau Mechatronik Maschinenbau-Betriebstechnik MB-Kraftfahrzeugtechnik MB-Betriebstechnik Maschinenbau-Kraftfahrzeugtechnik BFI NÖ BFI OÖ Wiener Neustadt Vöcklabruck Elektrotechnik BFI SBG Technische chemie & umwelttechnik Maschinenbau Mechatronik BFI STMK Maschinenbau-Betriebstechnik Elektrotechnik Rottenmann BFI STMK Maschinenbau MB-Betriebstechnik Mürzzuschlag MB-Kraftfahrzeugtechnik MB-Betriebstechnik BFI BGLD BFI T BFI STMK Kufstein Großpetersdorf Leoben BFI STMK Mechatronik Elektrotechnik Elektrotechnik Graz Süd MB-Betriebstechnik BFI T MB-Betriebstechnik Jenbach BFI STMK Köflach BFI STMK Mechatronik Elektrotechnik Weiz Maschinenbau MB-Automatisierungstechnik Elektrotechnik MB-Betriebstechnik MB-Betriebstechnik BFI T mit Vertiefung Innsbruck Fertigung & Montage BFI K Elektrotechnik BFI K Villach Wolfsberg BFI STMK Elektrotechnik Elektrotechnik Deutschlandsberg BFI STMK Maschinenbau Maschinenbau Elektrotechnik Leibnitz Mechatronik MB-Automatisierungstechnik MB-Betriebstechnik MB-Betriebstechnik Werkmeisterschule des BFI Wien | www.tga-wien.at Technisch-Gewerbliche Abendschule: Plößlgasse 13, 1041 Wien, office@tga-wien.at, +43 1 505 35 50-3002 Werkmeisterschule des BFI NÖ | www.bfi-werkmeister.at Josef-Hesoun-Ausbildungszentrum: Molkereistraße 13, 2700 Wiener Neustadt, m.schilk@bfinoe.at, +43 699 13 33 31 00 Werkmeisterschule des BFI Burgenland | www.bfi-burgenland.at/metallelektro Metallausbildungszentrum: Fabriksgasse 3a, 7503 Großpetersdorf Werkmeisterschulen des BFI Oberösterreich | www.bfi-ooe.at | +43 810 00 40 05 BFI Linz: Raimundstraße 3, 4020 Linz Arbeiterkammer Rohrbach: Ehrenreiterweg 17, 4150 Rohrbach BFI Steyr: Tomitzstraße 6, 4400 Steyr BFI Braunau: Industriezeile 50, 5280 Braunau BFI Vöcklabruck: Ferdinand-Öttl-Straße 19, 4840 Vöcklabruck Werkmeisterschulen des BFI Steiermark | www.bfi-stmk.at/blog/produkt/bfi-werkmeisterschulen BFI Bildungszentrum Rottenmann: Technologiepark 4/3, 8786 Rottenmann, rottenmann@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-6400 BFI Bildungszentrum Mürzzuschlag: Grüne Insel 2, 8680 Mürzzuschlag, muerzzuschlag@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-4100 BFI Bildungszentrum Leoben: Erzstraße 21, 8700 Leoben, leobenerz@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-6004 BFI Bildungszentrum Weiz: Franz-Pichler-Straße 28, 8160 Weiz, weiz@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-3300 BFI Bildungszentrum Graz Süd: Paula-Wallisch-Straße 8, 8055 Graz, grazsued@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-2300 BFI Bildungszentrum Köflach: Alter Rathausplatz 1, 8580 Köflach, koeflach@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-7200 BFI Bildungszentrum Deutschlandsberg: Liechtensteinstraße 46, 8530 Deutschlandsberg, deutschlandsberg@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-7001 BFI Bildungszentrum Leibnitz: Dechant-Thaller-Straße 39/2, 8430 Leibnitz, leibnitz@bfi-stmk.at, +43 5 72 70-7101 Werkmeisterschulen des BFI Kärnten | www.bfi-kaernten.at BFI Bildungszentrum Sankt Stefan: Hauptstraße 47, 9431 Sankt Stefan BFI Bildungszentrum Villach: Kaiser-Josef-Platz 1, 9500 Villach Werkmeisterschule des BFI Salzburg | www.bfi-sbg.at/schulen-am-bfi/technisch-gewerbliche-abendschule Kundencenter BFI Salzburg: Schillerstraße 30, 5020 Salzburg, +43 662 88 30 81-0 Werkmeisterschulen des BFI Tirol | www.werkmeisterschulen.tirol Fachberufsschule für Wirtschaft und Technik: Salurner Straße 22, 6330 Kufstein, daniel.scheiber@bfi-tirol.at, +43 512 596 60-215 HTL Jenbach: Schalserstraße 43, 6200 Jenbach, daniel.scheiber@bfi-tirol.at, +43 512 596 60-215 BFI Tirol: Ing.-Etzel-Straße 7, 6010 Innsbruck, daniel.scheiber@bfi-tirol.at, +43 512 596 60-215
VORWORT Corona & wir Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die vergangenen Wochen haben unser Leben und unser wirtschaftliches Schaffen völlig verändert. Viele sitzen zu Hause und versuchen, sich mit dem Homeoffice anzufreunden, andere stehen vor existenziellen Schwierigkeiten. Trotz all der dramatischen Herausforderungen werden wir die Corona Krise überwinden. Die Wirtschaft und die Gesellschaft sollten aus der derzeitigen Situation lernen und das bisherige Handeln überdenken. Der Weg in die Zukunft, der Wiederaufbau „Wirtschaftliche und soziale Stabilität“ muss Da es sehr förderlich Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. Die Krise hat gezeigt, wie die für die Gesundheit ist, Digitalisierung die Menschen und die Unternehmen unterstützen kann, welche Möglichkeiten es gibt, um Informationen und Wissen schnell zu den Nutzern habe ich beschlossen, zu transportieren. Da das öffentliche und wirtschaftliche Leben auf ein Mi- glücklich zu sein! (Voltaire) nimum reduziert wurde, hatte der Online-Handel enormen Zuwachs, Video- Meetings waren die einzige Möglichkeit, größere Besprechungen durchzufüh- ren, Webinare zu den unterschiedlichsten Themen sind sprunghaft gestiegen. Die Schulen hätten „distance learning“ nicht umsetzen können, mittlerweile werden von vereinzelten Unternehmen auch Hausmessen ins Netz verlegt und Interessenten können virtuell daran teilnehmen. Auch am VbF ging die Krise nicht spurlos vorüber: Was den VbF auszeich- net, der persönliche Erfahrungsaustausch unter den Kolleginnen und Kollegen musste auf Null gestellt werden, somit musste die geplante Betriebsbesichti- gung im Briefverteilzentrum in Wien abgesagt werden und das in Planung be- findliche Symposium im WIFI verschoben werden (Neuer Termin voraussicht- lich im September), die geplanten Vorträge im TGM wurden auf den Herbst verlegt. Die Planungen der genannten Veranstaltungen, aus heutiger Sicht für die 2. Jahreshälfte, kommen schön langsam wieder ins Laufen. Betreffend meiner Stellungnahme zum Thema „Meister als Titel“, nach- zulesen auf der Homepage, habe ich von Herrn Mag. Riegler-Picker, Leiter der Sektion I, Allgemeinbildung und Berufsbildung im BMBWF, folgende Antwort erhalten: Die Positionierung des Werkmeisters im NQR ist auch dem Ministerium ein Anliegen. Derzeit werden die Lehrpläne an die neuen Vor- IMPRESSUM gaben und Rahmenbedingungen angepasst, was Ende des Jahres erledigt sein Medieninhaber & Herausgeber: sollte Erst dann – nach Verordnung des neuen Lehrplans – kann die Einstu- VbF Verband betrieblicher fung des Werkmeisters zum NQR beantragt werden. Führungskräfte ERINNERUNG:Für die Absicherung der Zukunft des Verbandes sind Anschrift: Sandleitengasse 15-17 CNB, neben den laufenden Aktivitäten neue Mitglieder sowie eine Verteilung der 1160 Wien Kontakt: Franz Brunner, Geschäftsführer, Vorstandsaufgaben auf mehrere höhere Persönlichkeiten. Ich bitte motivierte 0664-244 65 21 Mitglieder sich bei mir unter brunner@vbf.at zu melden, um den Vorstand Mail: office@vbf.at breiter aufzustellen und um dort aktiv mitzuarbeiten. Im Herbst endet die Internet: www.vbf.at (Infos und Statuten) aktuelle Vorstandsperiode, im neu zu bestellenden Vorstand sind einige offene Grafik & Layout: WEKA Industrie Medien GmbH, 1200 Wien Stellen zu besetzen. Blattlinie: Informationsmagazin für VbF-Mitglieder und Interessenten Liebe Grüße, Coverfoto: Adobe Stock Franz Brunner, Geschäftsführer e.h. 3
LEADERSHIP Leadership Eine Führungslehre für Vorgesetzte auf allen Hierarchiestufen (13). Das Streiten sollten wir eigentlich schon im Kindergar- können Verbesserungen bringen) ten lernen. Unter Erwachsenen gibt es jedoch viele, die » Das endet in einem Fiasko. (Vermeidung von an sozialer Kompetenz seitdem nicht viel dazugelernt Schwachstellen ist natürlich wichtig) haben. Leider kann man in solchen Fällen nicht auf die » Typisch - immer kommt er mit der gleichen Konfliktlösungsstrategien des Kindergartens zurückgrei- Masche. (Vielleicht mit anderen Worten) fen. Eine konstruktive Streitkultur ist daher unerlässlich. Dazu müssen jedoch ein paar grundlegende Regeln für Wie schon erwähnt ist es besser, ein Gespräch, das aus faires Streiten beachtet werden. dem Ruder läuft, rechtzeitig abzubrechen als Zeit zu verschwenden und Emotionen zu vergrößern. Grundlage guter Streitkultur » Nach Lösungen suchen (nicht den Schuldigen suchen. Die Ursache des Konfliktes möglichst gemeinsam ergründen). Konflikte sind unter Einbeziehung » Win-Win Strategie anstreben (eine gute Streitkultur aller Beteiligten und Betroffenen sucht nach akzeptierten Lösungen für alle Beteilig- möglichst frühzeitig aufzulösen ten). und zu bereinigen. » Feedback geben (die eigene Sichtweise, Wünsche und Zielsetzungen artikulieren und damit Lösungs- möglichkeiten aufzeigen). » Feedback annehmen (die unterschiedliche Methoden der Konfliktbewältigung Sichtweise sowie begründete Kritik durch ange- Eine Unterscheidung der Methoden ist für die Be- messenes Verhalten annehmen). wältigung eines Konfliktes hilfreich. An den mehr oder » Aktives Zuhören (den Gesprächspartner und seine weniger erfolgreichen Methoden der Beteiligten sind Argumente annehmen). Konflikte oft erst erkennbar. » Flucht Großzügigkeit zahlt sich immer aus, denn dann gibt (ausweichen, verdrängen, beschwichtigen, kündigen) es keine Verlierer! Es gibt keine Chance der Lösungsfindung. » Kampf Den anderen ausreden lassen, Verzicht auf Killerphrasen (bedrohen, verleumden, mobben, sabotieren, und den Gesprächspartner nicht verächtlich behandeln, unterdrücken, zwingen) all das sind naheliegende Regeln für faires Streiten. Es gibt keine Möglichkeit der Weiterentwicklung. Trotzdem fällt es schwer, sie dauerhaft zu berücksichti- » Delegation gen. Besonders wenn man auf Menschen trifft, die kei- (übertragen auf Entscheidungsträger, einigen auf nen Wert darauf legen, richtig streiten zu lernen. Sind einen Schiedsrichter) die Beziehungen erst einmal vergiftet, ist es sehr schwer, Erfolgreiches Konzept der Weiterentwicklung. wieder zu einem guten Miteinander zurückzufinden. Lösungen werden ermöglicht. Es entstehen „kalte Konflikte“, die unausgesprochen » Kompromiss bleiben und das Zusammenleben massiv beeinträchtigen (verhandeln, durchsetzen der eigenen Auffassungen) können. Einigung durch Teilgewinn und Teilverlust. Killerphrasen können ein Gespräch sabotieren. Auf » Konsens richtige Formulierungen ist daher besonders zu achten. (zuhören, verstehen der anderen Ansichten, Zu einer guten Gesprächsführung zählt daher auch die aufeinander zugehen) richtige Reaktion auf zu erwartende Killerphrasen und Vollständige Einigung aus Überzeugung. die genaue Vorbereitung darauf. Aber auch die eigene Gesprächsführung ist kritisch zu hinterfragen. Ein gutes Betriebsklima ist nur möglich, wenn sowohl » Das ist alles Unsinn. (Gegenvorschläge sind Vorgesetzte als auch alle Mitarbeiter gleichermaßen an immer willkommen) der Bewältigung der Konflikte interessiert sind. Dabei » Das steht nicht zur Diskussion. (Auch andere sind Konflikte, die der Weiterentwicklung der Unter- Meinungen können zielführend sein) nehmenskultur und der Unternehmensziele dienen, » Das werden wir sicher nicht ändern. (Alternativen grundsätzlich positiv zu bewerten, denn daraus können 4
© Adobe Stock LEADERSHIP sich neue Lösungsansätze entwickeln. In jedem Fall ist und keine neuen Argumente eingebracht, dafür aber die Eskalation eines Konfliktes jedoch zu vermeiden, da alte Argumente immer wiederholt werden, ist nur ein nur dann eine zufriedenstellende Lösung für alle Kon- Abbruch des Gespräches unter gleichzeitiger Termin- fliktparteien erreicht werden kann. setzung für ein neues Gespräch sinnvoll. Umgang mit unfairen Partnern Das Verdrängen von Konflikten hat oft zur Folge, Fortsetzung folgt ... dass ein Gesprächspartner nicht bereit ist, an einer für alle zufriedenstellenden Lösung mitzuarbeiten. Um die Situation trotzdem zu beherrschen, gibt es einige Möglichkeiten, um zu einem einigermaßen akzeptablen Ergebnis zu kommen. Die Gesprächsführung ist jedoch nicht immer einfach. » Mentale Vorbereitung auf das Gespräch. Aggressionen einplanen. » Unangepasstes Verhalten ansprechen: Irritationen signalisieren. » Eigene Grenzen der Belastbarkeit aufzeigen. » Rückfragen zur Sinnhaftigkeit des unfairen Verhaltens stellen. » Humor lockert die Situation und soll Gesichtsverlust vermeiden. » Gespräch auf die META-Ebene heben. Effizienz des Gespräches anzweifeln. » Gesprächspausen oder Unterbrechungen zur FRIEDRICH WOITSCH Abkühlung machen. Personalmanagement » Aggressive Aussagen sachlich hinterfragen und Beeideter, sachkundiger Laienrichter gegebenenfalls auch anerkennen. am Arbeits- und Sozialgericht Wien. » Die Aggressionen soweit wie möglich in die eigenen Konsulent für Arbeits- und Argumente einbauen. Abgabenrecht, Organisation und Info-Systeme. » Selbstreflektion über eigene Gesprächsfehler. Falls ein Streitgespräch beginnt, sich im Kreis zu drehen 5
INTERVIEW © Adobe Stock Werkmeisterausbildung ermöglicht Zusatzqualifikation D er Vorstandsvorsitzende des VbF – Dipl.-Ing. Josef Pürmayr – wurde im Auftrag des WIFI Österreich zu dem wichtigen Thema „Werk- meister“ interviewt. Welche Rolle spielen Werkmeisterausbildungen für Unter- nehmen im handwerklichen/industriellen Bereich (bitte u.a. auch auf Lehrlingsausbildung/Berechtigung zur Lehrlingsausbildung eingehen)? Dipl.-Ing. Josef Pürmayr im Josef Pürmayr: Der Einstieg in den Beruf im Zuge Interview. einer Lehrlingsausbildung ist eine ideale Möglichkeit, um die Produkte, Prozesse beziehungsweise Abläufe eines Unternehmens kennenzulernen. Nach der Lehr- computergestützten Anlagen ist in allen Industrien lingsausbildung und gesammelter Berufserfahrung ist Standard. Um die Marktanforderungen sicherstellen zu die Werkmeisterausbildung in jedem Fall ein Sprung- können, müssen Unternehmen kurze Lieferzeiten und brett für motivierte Arbeiter. Es besteht die Möglich- kurze Entwicklungszeiten ihrer Produkte durch agile keit, sich in Richtung Führungskraft weiterzuentwi- Mitarbeiter und Strukturen sowie zu Hilfenahme von ckeln beziehungsweise von der Werkstatt in das Büro rapid prototyping, vernetzten Maschinen, Analyse der wechseln zu können (Arbeitsvorbereitung, Prozess- gesammelten Daten,... im Unternehmen umsetzen. Die technik, Montageeinteilung). Werkmeisterausbildung vermittelt Wissen in vielen der genannten Bereiche. Was sind die Herausforderungen für betriebliche Füh- rungskräfte und wie gut bereiten derartige Weiterbildun- In welchen Branchen ist der Wandel aktuell am stärksten gen darauf vor? – bitte um konkrete Beispiele dieser Veränderungen? Pürmayr: Durch die ständige Weiterentwicklung der Pürmayr: Die Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie Produkte, Prozesse, Maschinen und Methoden ist die mit den vielen Montagetätigkeiten haben durch Ent- ständige Weiterentwicklung der Mitarbeiter unabding- wicklung von Assistenzsystemen (um Fehler zu ver- bar. Die Werkmeisterausbildung ermöglicht hierzu meiden) hier große Veränderungen bereits vollzogen. umfangreiche Zusatzqualifikationen. Wie beurteilen Sie die WIFI-Werkmeisterschulen? Welche großen Veränderungen bringt die Digitalisierung Pürmayr: Die Werkmeisterausbildung ist durch die in Industrie und Gewerbe – und inwiefern tragen diese Tatsache, dass die Studierenden bereits viele Jahre beruflichen Weiterbildungen wie die Ausbildung zum im Berufsalltag stehen, sehr nahe an den betriebli- Werkmeister Rechnung? chen Anforderungen. Durch die gute Ausstattung der Pürmayr: Die Grundlage für die Digitalisierung wurde Werkmeisterschulen können hier neue Entwicklungen bei vielen Unternehmen schon vor zwanzig Jahren ge- den Studierenden gelehrt werden. legt. Durch die ubiquitäre Verfügbarkeit von Rech- nerleistung, Speicherplatz und tragbaren Endgeräten Verfügen Sie über Zahlen bezüglich des Anteils betrieb- ist die Digitalisierung mittlerweile beinahe überall licher Führungskräfte mit Werkmeisterausbildung? angekommen. Die Bedienung von IT-Systemen oder Pürmayr: Der Anteil ist größer als 95 %. 6
DEUTSCHLAND IMV Industriemeisterverband Deutschland Sehr geehrte Kollegen vom VbF, und Studium wird dadurch besser sichtbar gemacht. Da die Bezeichnungen international verständlich sind, för- ich verfolge Ihren Kampf um die Anerkennung des dern sie die Mobilität für berufliche Aufsteigerinnen und Werksmeisters in Österreich. Sei es um die Ihrerseits Aufsteiger auf den weltweiten Arbeitsmärkten. zu Recht erhobene Forderung, den Werksmeister im Klingt nach außen hin hervorragend, auch für den Indus- österreichischen NQR in der Stufe 6 wiederzufinden, triemeisterverband Deutschland e.V., aber die Realität eingehend mit der Forderung, die akademische mit der sieht anders aus. Auf keinem neu erstellten Abschluss- beruflichen Bildung gleichzustellen, aber auch mit der zeugnis oder Meisterbrief der Industrie- und Handels- Bezeichnung „Bachelor Professional“. kammer in Deutschland für die erfolgreich abgeschlossen Uns in Deutschland, wie Sie wissen, ist es ja tatsächlich Industriemeisterabsolventen steht Bachelor Professional. – mit langem Atem – gelungen, den Industriemeister im Die einzigen, denen es bis jetzt gelungen ist, sind die DQR auf die Stufe 6 und damit gleichwertig mit dem Handwerksmeister. Hier hat der Zentralverband des akademischen Bachelor zu setzen. Da ich selbst einer deutschen Handwerks wieder einmal sehr gute Lobby- von zwei Vertretern für den Industriemeisterbereich im Arbeit geleistet. Zurzeit führe ich intensive Gespräche Arbeitskreis DQR war, kann ich ein leidiges Lied davon mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag singen, wie man gegen Lobbyismus und Standesdünkel und mit dem Bundesministerium für Bildung und For- des Hochschulrates, aber auch der Kultusministerkonfe- schung darüber, dass diese Ungleichbehandlung zwischen renz (KMK = ständige Konferenz der Kultusminister der Handwerksmeister und Industriemeister so schnell wie Länder in der Bundesrepublik Deutschland) ankämpfen möglich beendet wird. Es ist also leider auch in Deutsch- muss. land nicht alles gleich geregelt, und anscheinend haben die Lobbyisten des Handwerks auch bei uns eine bessere Zum Thema Bachelor Professional: Beeinflussbarkeit der Politik als die Industrievertreter. Am 1. Januar 2020 ist das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund getreten. Zentrales Element der BBiG-Novelle ist die Einführung transparenter Fortbildungsstufen für die Detlef-Michael Haarhaus höherqualifizierende Berufsbildung. Abschlüsse können IMV-Deutschland e.V. künftig die Bezeichnungen „Geprüfte/r Berufsspezialist/ Verband betrieblicher Führungskräfte in“, „Bachelor Professional“ oder „Master Professional“ Vorsitzender/Geschäftsführer tragen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher Fortbildung www.imv-deutschland.de 7
BETRIEBSBESUCH Mit Erfahrung in die Zukunft Betriebsbesuch bei der Firma NEMETZGUSS in Wiener Neustadt I m Jahre 1901 gegründet, hat das Unternehmen Nemetz alle Höhen und Tiefen des vergangenen Jahrhunderts durchlebt und ist zu einem Bestandteil der Geschichte Wiener Neustadts geworden. Heute steht die Firma Johann Nemetz & Co Gmbh unter der Führung der fünften Generation und beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter. Diese eindrucksvolle Firmengeschichte © Nemetzguss erzählte uns Dipl.-Ing. Dieter Nemetz anhand von Fotos. Er selbst kehrte nach dem Studium an der Montanuni- versität in Leoben und einigen Auslandsaufenthalten in Gießereizentren in den Betrieb zurück und übernahm diesen. Das Unternehmen ist zertifiziert nach ISO 9001 2008 in Englisch und Französisch. Formautomaten. Serienteile mit 1–80 kg Stückgewicht und von 50–5000 Stück. Die Stärke dieser kastenlosen Der Leistungsumfang ist beachtlich: Maschinenformanlage liegt bei Gussteilen für gleichblei- Konstruktionsberatung bende Qualität und hohe Flexibilität durch automatische Modellbau im Haus Schnellwechseleinrichtung. Der Hydraulikkokillenguss Gusseisen mit Lamellen- und Kugelgraphit kommt dort zum Einsatz, wo feines Gefüge und Öldicht- Gusseisen mit Vermiculargraphit heit gefordert ist. Mit Handformguss produziert die Fir- Niedriglegierte Spezialsorten ma Gussteile von 30 bis 3500 Kilogramm Stückgewicht. Werkstoffatteste Nach dem Vacuum-Formautomaten stiegen wir auf eine ISO-zertifiziertes QM-System Plattform, wo im Schmelztiegel je 1/3 des manganarmen Handformteile und Kokillenguss Roheisens, Stahlschrott und Späne eingebracht waren. Maschinenformteile Dieses Roheisen kommt speziell aus der Sowjetunion, Glühen, Schleifen, Vorbearbeiten, Grundieren. Südamerika und anderen Ländern. Wieder zu ebener Erde wurden uns die gelagerten Er- zeugnisse im Hof gezeigt. Namhafte Firmen wie Engel, Vacuum-Formautomat Elin und weitere haben Geschäftskontakt mit Nemetz- Wir wurden zum Firmenrundgang gebeten, aber vom guss. Nach den Dankesworten an die Geschäftsleitung Ende her, wie uns Herr DI. Nemetz aus gutem Grund verabschiedeten sich die Teilnehmer mit großem Wissen erzählte. Nach Besichtigung der Erzeugnisse, großer und über die Gießereitechnik und bedankten sich für die Vor- mittlerer, durchquerten wir die Fertigungshalle, wo sich bereitung. Einige Teilnehmer stärkten sich im Restaurant einige mächtige Drehbänke, Bearbeitungszentren für Zweieck in Wiener Neustadt. schwere Erzeugnisse zum Weiterbearbeiten befanden. Weitergeführt wurden wir zum kastenlosen Vacuum- Franz Karl, Landesstellenleiter VbF. W/NÖ. Künstliche Intelligenz – Unterstützung der Arbeitswelt Aufgrund der aktuellen Lage verschoben auf September 2020! Neuer Termin folgt in einem der nächsten Newsletter. © Adobe Stock 8
© Adobe Stock INTERVIEW Familienunternehmen 4.0: Zwischen Transformation und Tradition Ein Interview mit Karl-Heinz und Kari Schmachtl (1.8.2019) B eständigkeit, Seriosität und Integrität. nehmenskultur ausmachen und was das mit einem „ Das sind die traditionellen Werte, die Sinnspruch von Martin Luther zu tun hat, erzählen Familienunternehmen zum Erfolgsmodell Vater und Sohn im Interview. machen”, sagt Karl-Heinz Schmachtl, der Eigentümer der SCHMACHTL GmbH, der sich Familienunternehmen bekommen viel Anerkennung. Als mittlerweile aus dem operativen Geschäft zurück- „Rückgrat der Wirtschaft” bezeichnet sie beispielsweise gezogen hat und dem Unternehmen als Beirat zur Angela Merkel. Sie würden krisenfester agieren und Verfügung steht. Er spricht mit einer tiefen Gelassen- eine bessere Atmosphäre für ihre Teams schaffen. Sind sie heit, wählt seine Worte mit Bedacht. Knapp 50 Jahre wirklich der Fels in der wirtschaftlichen Brandung? Erfahrung schwingen in seinen Erzählungen mit. Sein Karl-Heinz Schmachtl: Familienunternehmen haben Sohn, Kari Schmachtl, der heute Business Develop- speziell in mitteleuropäischen Ländern wie Deutsch- ment Manager im Unternehmen ist, ergänzt: „In einem land, Österreich, Holland und der Schweiz einen Familienunternehmen hat man mehr Freiraum, sich wesentlich größeren Stellenwert als beispielsweise in zu entfalten, die eigenen Ideen mit einzubringen. Das England, Frankreich oder den USA. Das beginnt be- macht für mich den Reiz aus.” Der Vater nickt zustim- reits bei der Struktur der Firmen, liegt aber auch daran, mend. Man respektiert die Meinung des anderen und dass Familienunternehmen eine andere Werteordnung hat Freude am Austausch. Es ist ein Zusammenarbei- haben als börsennotierte Firmen. Nachhaltigkeit, das ten, so scheint es, bei dem nicht nur eine Generation Interesse an einer langfristigen Ausrichtung und nicht der anderen die Hand reicht, sondern auch die Tra- am kurzfristigen Gewinn, Beständigkeit, Seriosität, dition der Innovation. Welche Faktoren diese Unter- Integrität – das alles sind Werte, die sich speziell in 9
INTERVIEW diesen Ländern etabliert haben. Somit stimme ich ist in der eigenen Kreativität. Oft ist man in großen überein, dass Familienunternehmen wirklich ein Er- Unternehmen sehr festgesetzt in der Rolle, die man folgsfaktor für unsere Wirtschaft sind. zugeschrieben bekommt. Die Arbeit wird dann Kari Schmachtl: Ich denke, Familienunter- schnell monoton. Natürlich kann man das nehmen haben ihre Vor- und Nachteile. nicht verallgemeinern, aber es ist jedenfalls Viele Vorteile entstehen aus Werten wie die Erfahrung, die ich gemacht habe. Integrität und diese sind auf jeden Fall In einem Familienunternehmen hat für den wirtschaftlichen Erfolg der man dagegen mehr Freiraum, sich zu mitteleuropäischen Länder mitverant- entfalten, die eigenen Ideen einzu- wortlich. Außerdem gehen Familien- bringen. Das macht für mich den unternehmen auch weniger Risiken Reiz aus, würde ich sagen. Auch die ein. Ein Börsenunternehmen ist freier Unternehmenskultur zeichnet sich im Umgang mit Kapital und ist bereit, durch einen familiären Spirit aus, den mehr zu riskieren, weil es oft nicht das man anderswo vergeblich sucht. Die eigene Geld ist, das auf dem Spiel steht. Leute arbeiten hier teilweise bereits seit Aber grundsätzlich garantieren die lang- 20 Jahren und länger – dafür gibt es gute fristigen Beziehungen und Wertesysteme im Gründe. Die Menschen genießen großes Familienunternehmen auch langfristig Erfolg. Vertrauen, sie haben die Flexibilität, ihre Zeit Karl-Heinz Schmachtl so einzuteilen, wie sie das möchten – voraus- Man würde meinen, dass viele Familienunterneh- gesetzt, die Aufgaben werden erfüllt. men von Sorgen um die Unternehmensnachfolge geplagt sind. Tatsächlich treten aber viele Unternehmer- War es jemals eine Überlegung, das Unternehmen zu ver- kinder gern in die Fußstapfen ihrer Eltern, stellten die kaufen? Zeppelin-Universität Friedrichshafen und die Stiftung Karl-Heinz Schmachtl: Bisher habe ich diese Über- Familienunternehmen in einer Umfrage fest. Drei von legung nicht gehabt und ich habe sie auch jetzt nicht. vier Teilnehmenden sagten, sie würden gerne die operati- Mein Ziel ist es, den Firmenverband Österreich- ve Führung im Familienunternehmen übernehmen. Was Tschechien-Slowakei in dieser oder noch ausgepräg- denken Sie darüber? teren Form an die Nachfolge zu übergeben. Grund- Karl-Heinz Schmachtl: Ich denke, man muss Fami- sätzlich muss man aber eines unterscheiden: Es gibt lienunternehmen nach ihrer Struktur unterscheiden. familienbeherrschte Unternehmen – wo die Familie, Der Großteil der Firmen besteht aus Einzelhandels- die das Unternehmen führt, auch den Großteil von geschäften und kleinen Gewerbebetrieben mit zwei dessen Anteilen hält. Und dann gibt es Familienunter- bis fünf Mitarbeitenden. Daneben gibt es Firmen in nehmen, die von familienfremden Personen, also exter- unserer Größenordnung, also mittelständische Unter- nen Führungskräften, geführt werden. Das ist derzeit nehmen. Ich glaube, wenn die nächste Generation der Fall in Österreich, in Tschechien führt mein Neffe sieht, dass man mit so einem Unternehmen auch das Unternehmen. Mein Sohn hat da eine ganz ein- Möglichkeiten in der Zukunft hat, erkennt sie, dass sie fache Anschauung: Nur die Besten sollen diesen Job etwas bewegen kann. Sofern das der Fall ist, gebe ich machen. der Statistik recht. Kari Schmachtl: Es gibt glaube ich nichts Schlim- meres, als jemandem die Führung zu übergeben, nur Wie war das in Ihrem Fall? War Ihr Weg ins Unterneh- weil er oder sie Unternehmerkind ist. Wir haben heute men vorherbestimmt? zwei externe Geschäftsführer. Zum jetzigen Zeitpunkt Karl-Heinz Schmachtl: Nein, mein Onkel hat mir macht das Sinn, zwei Techniker in der Geschäftsfüh- die Möglichkeit gegeben und ich habe mich nach rung zu haben. In Zukunft muss man darüber nach- reiflicher Überlegung dazu entschieden, das Angebot denken, wie man hier auch die Bereiche Marketing, anzunehmen. Ich war allerdings auch der nächste Ver- IT und HR mit integriert. Jedenfalls muss bei der wandte, der als Nachfolger in Frage kam. Besetzung auf Qualifikation und nicht auf Verwandt- schaft geschaut werden. Es müssen die Besten für den Kari Schmachtl, Sie sind heute bereits Business De- Job her und das sind nicht gezwungenermaßen die velopment Manager im Unternehmen. War es für Sie Blutsverwandten. selbstverständlich, im eigenen Familienunternehmen zu arbeiten? Was sind die Eigenschaften, die Führungskräfte unbe- Kari Schmachtl: Nein, ehrlich gesagt war es das dingt mitbringen sollten? überhaupt nicht. Ich habe in den ersten Jahren nach Kari Schmachtl: Ich denke, am wichtigsten sind meinem Studium Erfahrungen in anderen Unter- Kritikfähigkeit und offene Kommunikation. Alle nehmen gesammelt – erst in Los Angeles bei einem Mitarbeitenden sollten offen und ehrlich mit der Ge- Computerspiele-Publisher, dann in Berlin bei einem schäftsführung sprechen können. Im besten Fall stelle Start-up. Aber wenn man in anderen Firmen angestellt ich als Führungskraft Leute ein, die auf ihrem Ge- ist, erkennt man schnell, dass der Gestaltungsfrei- biet besser sind als ich, ohne dass mir dabei mein Ego raum vergleichsweise klein ist und dass man limitiert im Weg steht. Ich lasse mich beraten, um die besten 10
INTERVIEW Entscheidungen treffen zu können und sichere den eintragen können. Es gibt vielfältige Kompetenzen bei Verantwortlichen genug Autorität in ihren Arbeits- uns im Team, die sich dafür anbieten. Von Yoga über bereichen zu, damit sie selbstständig handeln können. Judo bis hin zum Tanz. Wenn man mit den Leuten Dafür braucht es natürlich auch ein gewisses Maß an redet, stößt man erfahrungsgemäß auf viele Möglich- Vertrauen. Man muss loslassen können und darf nicht keiten in diese Richtung. den Fehler machen, micromanagen zu wollen. Karl-Heinz Schmachtl: Schlussendlich dienen alle Karl-Heinz Schmachtl: Als ich ins Unternehmen diese Aktivitäten dazu, dass die Mitarbeitenden mehr kam, war der bekannteste Management-Papst im Freude haben. Martin Luther sagte schon: „Aus einem Unternehmertum Peter F. Drucker. Er sagte, die wich- verzagten Hintern kommt kein freudiger Furz.” Das tigsten Aufgaben einer Führungspersönlichkeit sind hat er schon vor 500 Jahren erkannt. Planen, Führen und Kontrollieren. Heute sind es das Erkennen und Lösen von Problemen, Kreativität und Meditieren Sie auch? Teamfähigkeit. Karl-Heinz Schmachtl: Ich meditiere seit zirka einem Kari Schmachtl: Bei der Geschwindigkeit, in der Jahr. Mein Sohn hat mich dazu motiviert. Ich muss heute Veränderungen stattfinden, kann man auch gar sagen, es ist eine Erweiterung des Bewusstseins, nicht mehr in dem Maß vorausplanen, wie das der Konzentration und auch der Freude. Was damals noch möglich war. Geschäftsmodelle wichtig ist, ist die Entspannung, die Ver- müssen agil sein und sich neuen Bedin- besserung der Gelassenheit, der Unauf- gungen anpassen können. Deswegen geregtheit, des Gleichmuts. sind auch die Anforderungen an die Geschäftsführung heute andere als Welche Werte würden Sie gerne unab- damals. hängig von den Bedürfnissen der neuen Generation im Unternehmen weiter Ist Change Management heute eine bestehen sehen? Kernkompetenz für Führungskräfte? Karl-Heinz Schmachtl: Meine Karl-Heinz Schmachtl: Ja, vor allem Werteordnung ist geprägt durch den müssen Sie davon ausgehen, dass es in christlichen Glauben. Für mich sind jeder Firma Mitarbeitende gibt, die 50 das das echte Interesse an Menschen, Jahre alt sind, 20 und 60. Viele davon tun die Freude am Kontakt mit Menschen, sich schwer mit Veränderungen. Es ist eine Nächstenliebe, Beständigkeit und Nachhaltig- Managementqualität, die Leute davon über- Kari Schmachtl keit persönlicher Werte und auch jene vorhin zeugen zu können, dass sie dennoch notwendig erwähnten Werte, die ich in der Firma gerne sind. Das ist nicht einfach. Wir haben das in pflege, wie Seriosität und Integrität. unserer langen Unternehmensgeschichte schon oft erlebt. Die Herausforderung heute im Gegensatz zu Nun kann man die Übernahme und Leitung einer Firma früher ist, dass die Veränderungsprozesse schneller und als Ihr Lebenswerk bezeichnen. Wie geht es Ihnen beim auf einem elementareren Niveau ablaufen. Das Ent- Gedanken, es in andere Hände zu geben? scheidende ist, dass alle Mitarbeitenden die Vorteile Karl-Heinz Schmachtl: Wenn die Hände gut sind, der Veränderung erkennen. Man wird Veränderungs- habe ich damit kein Problem. prozesse nur dann durchführen können, wenn man sie von der Sinnhaftigkeit und den Vorteilen der Verän- Danke für das Gespräch! derung überzeugen kann. Wenn man das nicht kann, kämpft man auf verlorenem Posten. Die kommende Generation Y ist dafür bekannt, Alther- gebrachtes in Frage zu stellen und neue Arbeits- und Lebensformen für sich zu entwickeln. Sie legt Wert auf Feelgood Management und will sich auch am Arbeits- platz in ihrer Individualität entfalten. Sie gestalten mit neuartigen Ideen heute schon aktiv ein Angebot mit, das sich an diese Generation richtet. Beispielsweise bieten Sie Meditation an. Wie wird das angenommen? Kari Schmachtl: Das wird gut angenommen. Die Leute nehmen dieses Angebot gerne in Anspruch. Vor kurzem hat auch eine Mitarbeiterin vorgeschlagen, bei einem Firmen-Triathlon teilzunehmen – schluss- endlich waren wir mit fünf Teams am Start. Aber wir gehen beispielsweise auch Wasserschifahren. Wir versuchen laufend Aktivitäten anzubieten, die die Mit- arbeitenden aus ihrem Privatleben in die Firma hin- 11
DIGITALISIERUNG © Adobe Stock 5 Schritte zur Digitalisierung und warum man die Cloud zunächst einmal vergessen kann W ird von Industrie 4.0 gesprochen, denken ne. Denn da schlummert großes Potenzial, das im ersten viele sofort an die Cloud. Das ist aber nur Schritt schnell gehoben werden kann – auch ohne viel die Spitze des Eisbergs. Digitalisierung Geld in die Hand zu nehmen. beginnt im Feld, beim einzelnen Sensor, die Cloud kommt später. Im Feld ist Connectivity ge- 5 zentrale Fragen fragt. Das Beste: diese „Vernetzungsfähigkeit“ ist oft „Wie kommt man zu Daten mit Mehrwert? Was ohnehin schon da – es weiß nur kaum jemand. So wird passiert? Warum passiert es? Was wird passieren? Und bereits mit sehr geringem Aufwand manch bestehende wie können automatisierte Maßnahmen oder Reak- Maschine deutlich intelligenter. Bei Sick gibt es den ers- tionen erfolgen? Diese Fragen bilden die Leitlinie der ten Quantensprung in Richtung Digitalisierung schon fünf Meilensteine zur Digitalisierung“, so Rene Pfaller. um unter 300 Euro – für Alt- und Neuanlagen. Der Leiter Produktmanagement bei Sick Österreich Die Cloud ist in aller Munde. Die „große Wolke“ wird erläutert: „Die Antworten führen in fünf Schritten in zunehmend zum virtuellen Mittelpunkt von Industrie Richtung Digitalisierung – man sollte dabei aber unbe- 4.0. Damit einher geht oft auch Unbehagen. Denn wer dingt auf die richtige Reihenfolge achten. Denn es gilt: will schon, dass seine wertvollen Daten im Internet he- Ohne Sensoren und Konnektivität gibt es keine Daten – rumgeistern. Zumindest wenn es um die Fertigung geht ohne Daten keine Visualisierung und Transparenz – und – privat ist manch einer da ja etwas weniger zurückhal- ohne Digitalisierung keine Industrie 4.0. Darum sollte tend. Die Bedenken sind durchaus nachvollziehbar und das Nachdenken über die Fertigung der Zukunft nicht auch berechtigt. Denn – die Berichte in den Medien bei der Cloud beginnen, sondern am anderen Ende, bei zeigen es immer wieder – „Big Brother“ schaut uns über der Sensorik im Feld.“ die Schulter. Oder besser gesagt, ins Unternehmen und in seine bestgehüteten Geheimnisse. 5 Schritte in die Zukunft Daten mit Mehrwert erhält man durch „Konnektivität“, Von unten nach oben vernetzungsfähige Komponenten. Sensoren rücken da- Amerikaner, Chinesen, Russen und der Rest der Welt bei besonders in den Fokus, denn sie sind der Informa- – das große „Ausspähen“ hat längst begonnen. Allerorts tionslieferant Nummer 1. „Visualisieren / Sichtbarkeit“ und ständig werden unerlaubt Daten abgegriffen – von ist der zweite Schritt und beantwortet die Frage, was wem auch immer. Verständlich, dass das aus Sicht vieler vor Ort passiert. Erst dann kann man sich dem Thema Unternehmenslenker ein echter Hemmschuh ist und „Transparenz bzw. Verstehen“ widmen. Damit wird ge- man lieber erst mal Vorsicht walten lässt. Dabei wird klärt, warum etwas passiert. Wenn man das verstanden aber oft zu viel in einen Topf geworfen. Denn Digita- hat, kann man in die Zukunft blicken und mit „Prog- lisierung heißt nicht unbedingt auch Cloud. Und vor nosefähigkeit“ voraussagen, was künftig passieren wird. allem ist nicht jede Cloud der Anfang vom Ende. Jeden- Das ist dann die Grundlage für den fünften Schritt falls aber sollte der Startschuss für Industrie 4.0 aus – das automatisierte Durchführen von Reaktionen oder technischer Sicht am ganz anderen Ende erfolgen – auf Maßnahmen, also die „Adaptierbarkeit und Selbstopti- der Feldebene, nahe an den Komponenten der Maschi- mierung“. 12
DIGITALISIERUNG Evolution der Digitalisierung da – ohne dass man es weiß. Rene Pfaller: „Der Großteil Keiner dieser fünf Schritte bzw. technischen Aus- unserer Standardsensoren ist bereits seit vielen Jahren baustufen lassen sich überspringen. Die Entwicklung mit IO-Link ausgestattet. Es wird auf älteren Maschi- folgt einer klaren Evolution – in der Praxis und in der nen nur einfach nicht verwendet. Dabei fehlt nicht viel Theorie. Erst wenn die unteren Stufen erreicht wurden, zum digitalen Quantensprung. Man braucht nur einen lässt sich die nächste Ebene erklimmen. Rene Pfal- IO-Link Master (Sensor Integration Gateway SIG 200) ler: „Connectivity ist die solide Basis für alle weiteren oder ein IO-Link Device (SIG100) und schon hat man Stufen. Ist ‚Industrie 3,9‘ direkt an der Komponente, das Tor zu Industrie 4.0-Funktionen und dezentraler also am letzten Meter gelöst, dann geht’s weiter. Darum Intelligenz außerhalb der Steuerung geöffnet. Und da wird es auf dem Weg zur Digitalisierung unterhalb vom sprechen wir von wirklich geringen Kosten. Schon unter Feldbussystem dank IO-Link richtig spannend.“ 300 Euro geht’s los.“ Sensoren – die Lieferanten der Daten Riesiger Sprung für kleines Geld Gefragt sind intelligente Sensoren, die in der Lage Für Einsteiger in die digitale Welt bietet Sick ein prakti- sind, über das gewöhnliche I/O Signal hinausgehend, sches ‚Starter Kit‘ um 290 Euro netto. Das Set beinhaltet bidirektional zu kommunizieren. Bei komplexeren den IO-Link Master SIG200, einen induktiven sowie Sensoren mit digitalen Schnittstellen ist das meist kein einen optischen IO-Link Sensor (IMC und WLG16) Problem. Was ist aber mit klassischen I/Os und analo- inklusive Reflektor. Auch alle benötigten Anschlusslei- gen Sensoren? Hier kommen IO-Link und die smarten tungen und eine Spannungsversorgung sind bereits im Sensoren von Sick ins Spiel. Retrofit ist angesagt, denn Set enthalten. Zudem gibt es eine kostenlose Testversion smarte Sensoren eröffnen interessante Möglichkeiten der Software FieldEcho für bis zu 4 Ports. Damit ist die und schaffen Mehrwert. Sie erfassen reale Betriebszu- Parametrierung und Überwachung aller IO-Link Geräte stände, wandeln diese in digitale Daten um und stellen einer Anlage möglich. Rene Pfaller: „Dieses ‚Package‘ sie der Prozesssteuerung zur Verfügung. Sick setzt dabei ist unschlagbar. Es ermöglicht den perfekten Start für auf vier entscheidende Dimensionen. Enhanced Sen- alle, die sich bisher noch nicht mit IO-Link beschäftigt sing, das bedeutet beste Sensorperformance für stabile haben. Damit geht’s direkt in die Praxis.“ Prozesse. Dazu kommt eine höchst effiziente Kommu- nikation für mehr Flexibilität und Transparenz bis in Advanced Connectivity die unterste Feldebene. Das sind die „Basics“ für jeden Noch mehr Konnektivität gefragt? Kein Problem zum smarten Sensor von Sick. Zudem bieten einige „Smart Beispiel via REST API – einer Schnittstelle für Repre- Sensors“ Diagnose- und / oder Smart-Task-Funktiona- sentational State Transfer – im SIG200. Sie orientiert litäten für maßgeschneiderte Informationen direkt aus sich an den Standards des „www“ und ermöglicht eine dem Sensor. zuverlässige Netzwerkkommunikation zwischen Servern und Clients. Die ideale Grundlage für vernetzte An- IO-Link – oft schon da aber nicht im Einsatz wendungen in der Industrie und ein praktischer Weg, Wer nun glaubt, dass er für IO-Link richtig tief ins Bör- um Informationen von einem „intelligenten“ Feldgerät serl greifen muss, der irrt. Denn IO-Link ist oft schon abzurufen. So kann man sie beispielsweise in einer 13
DIGITALISIERUNG Visualisierung anzeigen, Sensoren konfigurieren und Prognosefähigkeit – was wird passieren? an ERP, MES oder sonstige Cloud-basierende Systeme In die Zukunft blickt Sick mit seinen fortschrittlichen anbinden. Analytics-Lösungen in Stufe vier. Anwendungsorien- tierte Software-Pakete ermöglichen Vorhersagen auf Ist da jemand? das, was passieren wird. Etwa das künftige Versagen Ein weiteres praktisches Tool ist FieldEcho von Sick. einer Komponente oder die Planung eines Service- Es erkennt unabhängig von der verwendeten SPS, Intervalls, damit es erst gar nicht so weit kommt. An- dem Feldbus und dem IO-Link Master alle IO-Link- schauliche Beispiele dafür finden sich in der Paket-Lo- Teilnehmer sämtlicher Hersteller in einer Maschine gistik oder auf Flughäfen im Gepäckbereich. Hier sorgt automatisch und lädt auch gleich die passenden Ge- „Baggage Analytics“ unter anderem für eine zuverlässige rätebeschreibungen (IODD) herunter. Damit ist aber Validierung der Unversehrtheit von Gepäckstücken noch lange nicht Schluss. Mit FieldEcho lassen sich an wichtigen Betriebspunkten oder für eine schnellere IO-Link-Teilnehmer über ihren gesamten Lebenszyklus Lokalisierung von fehlgeleitetem Gepäck. Beim Paket- unabhängig vom Steuerungssystem bzw. Feldbus para- Handling geht es ebenfalls um das Logistikmonitoring metrieren und überwachen. Die IO-Link-Gerätedaten und die zugehörige Diagnose. Damit sorgt „Analytics“ werden gelesen, geschrieben und dem FieldEcho-Front- für eine höhere Systemperformance, eine Beschleuni- end bereitgestellt. Dank der REST API sind die Daten gung von Entscheidungsprozessen und eine verbesserte auch für Anwendungen von Drittanbietern zugänglich. Lieferanten-Compliance dank einfachem Bild- und Selbstverständlich funktioniert FieldEcho auch on-pre- Datenaustausch. mises, also im eigenen Netzwerk ohne Internetverbin- dung. Adaptierbarkeit – Maschinen optimieren Maschinen Visualisieren – sehen was los ist Automatisierte Reaktionen und Maßnahmen stehen im Was passiert auf meiner Maschine? Das ist eine Frage, Fokus der finalen Stufe fünf. Das verlangt nach ent- die bisher nicht immer eindeutig zu beantworten war. sprechend innovativen Software-Lösungen, wie zum Die Digitalisierung sorgt hier in Ausbaustufe zwei für Beispiel einer Künstlichen Intelligenz (KI), die eine echte Lichtblicke, denn sie bietet Informationen, die bis Maschine laufend überwacht und optimiert. Das ist dato nicht zur Verfügung standen. Mit der passenden zwar im Großen und Ganzen noch Zukunftsmusik, Visualisierung wird alles übersichtlich und nachvoll- ausgesuchte Beispiele und Anwendungen gibt es aber ziehbar. Hier punktet FieldEcho Dashboard mit einer schon heute. So setzt Sick etwa in der Bildverarbeitung modernen, webbasierten grafischen Benutzeroberfläche, auf Deep Learning. Dabei können Abweichungen von das entweder über Browser dargestellt oder in das HMI einem angelernten Bild oder Ablauf erkannt werden, einer Maschine integriert werden kann. Es visualisiert ohne dass diese Fehler zuvor definiert oder charakte- alle konfigurierten IO-Link-Master sowie angeschlos- risiert werden müssen. Das erspart aufwendiges Pro- senen IO-Link-Sensoren bzw. -Aktuatoren und bietet grammieren und eröffnet gänzlich neue Möglichkeiten. einen detaillierten Einblick in die Daten – Alarmfunk- Auch die Utopie von Losgröße 1 auf einer sich gänzlich tionen inklusive. selbstadaptierenden Maschine wäre in dieser Ausbau- stufe angesiedelt. Plug-and-play Condition Monitoring Beste Visualisierung bietet auch die Monitoring Box. Analog goes digital Sie erlaubt einfaches plug-and-play Condition Moni- Zusammenfassend lässt sich sagen, der Trend ist klar: toring und Analysen von Daten ohne die Notwendig- analog war gestern – die Zukunft ist digital. Damit keit von Programmierkenntnissen. Datenhistorie und spielt IO-Link seine Stärken aus. Das geht aber nicht Dokumentationen sowie Alarmfunktionen sind selbst- von 0 auf 100 im Hauruck-Verfahren. Digitalisierung ist verständlich ebenfalls an Bord. So reduziert man un- ein Evolutionsprozess, der Zeit benötigt und mit klei- geplante Maschinenausfälle, senkt die Stillstandszeiten nen Schritten beginnt. Darum ist die Cloud am Anfang und erhöht damit die Maschinenverfügbarkeit. nicht das zentrale Thema. Transparenz – warum passiert etwas? Der Tipp vom Experten: Man sollte von unten nach Noch weiter geht es in Ausbaustufe drei. Da wird aus oben arbeiten, also bei der Sensorik der Maschine vielen Einblicken ein Durchblick. Hier sorgen durch- starten. Die Hürden sind kleiner als man denkt und dachte Software-Lösungen für Transparenz und ermög- selbst bestehende Anlagen haben oft mehr „Connecti- lichen so das Verstehen der Zusammenhänge. Dabei vity” an Bord, als man auf den ersten Blick sieht. Schon punktet Sick wieder mit FieldEcho und der Monitoring der Einsatz von weniger als 300 Euro kann ausgesuchte Box. Anhand von Datenaufzeichnungen oder Events Bereiche einer Maschine ins digitale Zeitalter katapul- können Rückschlüsse gezogen werden. So kann man tieren und somit deutlich zur Wirtschaftlichkeit einer zum Beispiel auf Grund veränderter Signale von einem Anlage beitragen. Sick unterstützt seine Kunden dabei Sensor einen Wartungsbedarf erkennen, wie bei- mit speziellen Starter Kits, Schulungen, Praxisbeispielen spielsweise eine dringend anstehende Reinigung eines und begleitet sie bei Pilotanwendungen – so geht es Sensors. Step by Step in die Zukunft 4.0. 14
© Adobe Stock VERANSTALTUNGSVORSCHAU Veranstaltungen & Betriebsbesichtigungen Netzwerkveranstaltungen Veranstaltungstipps ›› Digitale Fabrik ›› B2B Vertriebskongress FH Technikum, 1200 Wien 29.09.2020, Palais Kaufmännischer Verein, Linz www.b2bvertriebskongress.at ›› Pilotfabrik Industrie 4.0 TU Wien, 1220 Wien ›› Gainer Festival – Das Industriefestival 07.–08.10.2020, Design Center Linz www.gainer.at ›› TGA-Konferenz Betriebsbesichtigungen 05.11.2020, Apothekertrakt Schloss Schönbrunn Landesstelle Wien/Niederösterreich Wien www.tga-konferenz.at ›› BOMBARDIER Dienstag, 6. Oktober 2020 ›› Instandhaltungskonferenz Hermann-Gebauer-Straße 5, 1220 Wien 10.11.2020, Museum Angerlehner, Wels 14–15.30 Uhr www.instandhaltungskonferenz.com ›› BRIEFVERTEILZENTRUM ›› Klima-Kälte-Lüftungstechnik-Tag 2020 Termin folgt 24.11.2020, Eventpyramide Vösendorf Halban-Kurz-Straße 11, 1000 Wien www.klimakaeltetag.at g zum Anmeldun r unter Newslette t www.vbf.a 15
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