Beträgt 12 Franken Dinner im "Schweizerhof", Zürich Der faire Benzinpreis

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Beträgt 12 Franken Dinner im "Schweizerhof", Zürich Der faire Benzinpreis
18          Zu Tisch!

                Suzanne
                Thoma
                                             Toni
                                          Gunzinger

                        Dinner im
                        «Schweizerhof», Zürich
                        Der faire Benzinpreis
                        beträgt 12 Franken
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Zu Tisch!           19

                                                   Toni Gunzinger legt die Präsentation «Plan B oder Faktor 10»
                                                   auf den Tisch. En bref: Güter wie Rohstoffe, Wasser, Luft oder
                                                   auch Ruhe gehören allen. Für sie soll ein fairer Preis ausgehan-
                                                   delt werden. Wer sie übernutzt, bezahlt. Wer sie schont, profitiert.
                                                   Von Gemeingütern oder Allmenden spricht die Wirtschaftslehre.
                                                       Die Simulation von Gunzinger und seinen SCS-Ingenieu-
                                                   ren spuckt Zahlen aus, und nun wird es brenzlig. Denn «Plan B»
                                                   strebt die Lösung allein über die Bestimmung des fairen Preises
                                                   für Benzin, Öl und Elektrizität an. Auf 12 Franken pro Liter soll
                                                   der Benzinpreis innert 15 Jahren angehoben werden. Einen Mo-
                                                   ment lang ist es still am Tisch. Gut, dass der Salat serviert wird.
                                                                                  ***
                                                        Ausgangspunkt von Toni Gunzingers Denkarbeit ist «mein
                                                   Privileg, in der Schweiz im Paradies zu leben». Er erwähnt kul-
                                                   turelle Vielfalt, unternehmerische Möglichkeiten, intellektuellen­
                                                   Austausch, interessante Menschen und den Zustand der Mei-
                                                   nungsfreiheit. Dieses Paradies will er bei gleichbleibendem
                                                   Wohlstand für nachfolgende Generationen gesichert wissen.
                                                        «Die Schweiz ist zumindest im materiellen Sinn ein Para-
                                                   dies», sagt Suzanne Thoma, die BKW-Verantwortliche für die
                                                   Infrastruktur. Auch immaterielle Werte wie Sicherheit und Sta-
                                                   bilität schätzt sie hoch ein und sie empfindet unter anderem
                                                   die ausgezeichneten öffentlichen Schulen als wertvoll. Sie ver-
                                                   weist jedoch auch darauf, dass das helvetische Volk trotz hohem­
                                 Xaver             Wohlstand nicht zu den Glücksweltmeistern zählt. «Dennoch»,
                             Edelmann              so die Weitgereiste, «wenn ich die Wahl habe, bleibe ich wie
                                                   Toni gerne in der Schweiz.»
                                                        Beim Stichwort Paradies fallen Xaver Edelmann Wohlstand,
                                                   Natur und herrliche Landschaften ein. Das E mpa-Direktions-
                                                   mitglied geniesst die Natur am liebsten im Bündnerland, wo
                                                   er mit seiner Frau auch leidenschaftlich gern Pilze sammelt.
                                                   Nachdenklich stimmt ihn die Zunahme des sozialen Gefälles
                                                   und mit dem schweizerischen Landverbrauch ist er alles ande-
                                                   re als einverstanden: «Es herrscht die irrige Meinung, dass wir
                                                   aus wirtschaftlichen Gründen wie die Verrückten immer weiter
                                                   bauen müssen.»
Toni Gunzinger (SCS) hat zum Dinner geladen.            Suzanne Thoma sagt: «Das Paradies ist dicht besiedelt, die
Suzanne Thoma (BKW) kam im Zug aus Bern,           Bevölkerung wächst und wir wollen die Wirtschaft weiterent-
­Xaver Edelmann (EMPA) mit jenem aus St. Gallen.   wickeln. Und viele sagen, die Bautätigkeit sei der Treiber des
                                                   Wohlstands; das kann angesichts der knappen Landflächen
 Im Hotel Schweizerhof beim Zürcher Haupt­
                                                   nicht aufgehen.» Toni Gunzinger: «In der Schweiz sind rund
 bahnhof überspringt das Trio den Smalltalk.       400 km2 mit Häusern bebaut, und zusätzlich rund 600 km2 mit
                                                   Strassen. Das sind gigantische Grössenordnungen.» Die Zahl
                                                   schwebt einen Moment lang unter dem Kronleuchter.

                                                                                                         management 2/2012
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      Mariniertes Gemüse, begleitet von paniertem                     Gegrilltes Wolfsbarschfilet, serviert mit sautierten
             Ziegenfrischkäse und Chilidip                                       Eierschwämmli und Gemüse
                         ***                                                                ***

                           Suzanne Thoma                                                     Xaver Edelmann
          ist Mitglied der Konzernleitung der B KW AG (bkw-fmb.ch)             ist seit 1991 Direktionsmitglied der EMPA (empa.ch),
               und leitet deren Netzinfrastruktur- und Netzdienst­                 wo er das Forschungsprogramm «Energie» leitet.
           leistungsgeschäft. Thoma ist VR-Präsidentin zweier BKW-        An der ETH studierte er Physik. Dann arbeitete er 17 Jahre
            Töchter sowie VR-Mitglied diverser BKW-Beteiligungen.                  in der Forschung der Sulzer AG und dissertierte
            Sie studierte an der ETH Zürich Chemieingenieurtechnik         («Zerstörungsfreie Prüfung mit Ultraschall»). Weitere Tätig-
              und promovierte in diesem Gebiet. Frühere Stationen:           keiten: Gastwissenschaftler am Electric Power Research
            Ciba Spezialitätenchemie AG (heute BASF AG, leitende            Institute (USA ), Präsident Schweizerische Normenvereini-
         Funktionen im In- und Ausland), CEO der Rolic Technologies       gung (bis 2005 ), seit 2003 Präsident der Schweizerischen
              AG (Hightech-Materialien und Technologie-Lizenzen).               Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme
          Bis 2009 führte Thoma das Automobilzuliefergeschäft der             (sqs.ch), Präsident Eidgenössische Kommission für das
             WICOR Group. Sie ist im Vorstand der Schweizerischen            Messwesen (EKMet). Edelmann ist Gründer/Vorstands-
         Akademie der Technischen Wissenschaften und Mitglied im                 mitglied des Trägervereins Technologiezentrum für
                    Verwaltungsrat der Schaffner Holding AG.              die Euregio Bodensee. Er präsidiert das von ihm gegründete
                                                                                 World Resources Forum (worldresourcesforum.org).

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Zu Tisch!          21

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                                                              Toni Gunzinger schlägt vor, Güter wie Bodenschätze,
                                                              Bodenfläche, Luft, Wasser oder auch Ruhe als Gemein­
                                                              güter zu definieren, für deren Verbrauch ein fairer Preis
                                                              auszuhandeln ist. Teurere Ressourcen begünstigen
                                                              den sparsamen Umgang mit ihnen und begünstigen
                                                              den technologischen Fortschritt. Gunzinger: «Es gibt
                                                              eine Umverteilung vom Ressourcen-Verschleuderer
                                                              zum sparsamen Nutzer. Aber machen wir uns nichts
                                                              vor, die gibt es heute schon, einfach in der umgekehr-
                                                              ten Richtung. Wer heute sparsam ist, ist quasi der
                                                              ­Doofe. Die alleinerziehende Mutter, die sich kein Auto
                                                               leisten kann, subventioniert beispielsweise den
                                                               Offroader-Fahrer.»
                                                              Laut Toni Gunzinger führt die faire Gemein­
                                                              gutabgeltung zu einem Grundeinkommen, ein Thema
                                                              des ­SMG Forums vom 13. September 2012.
                                                              Das Vortragsvideo «Plan B oder Faktor 10» von
                                                              Anton Gunzinger (65 Minuten) bit.ly/PlanB-original –
                                                              Kurzversion (8 Minuten) bit.ly/PlanBkurz

                                                                   Suzanne Thoma verweist auf Fritz Zurbrügg. Der damalige
                                                               Chef der Steuerverwaltung – inzwischen neues Mitglied des
                                                               SNB-Direktoriums – sagte im Juli in der «NZZ»: «Eine öko-
            Gemischter Saisonsalat                             logische Steuerreform ist ... problemlos umsetzbar. Energie ist
                    ***                                       ­heute zu billig, wenn man alle externen Kosten berücksichtigt ...»
                                                                   Toni Gunzinger ist also keinesfalls allein auf weiter Flur.
                                                               «Und Gemeingüter gibt es in der Schweiz seit 800 Jahren, die
                                                               habe ich auch nicht erfunden», fügt er an. Letztlich operiert sein
             Anton «Toni» Gunzinger                            Ansatz im Vergleich zu den Papieren, die heute auf politischer
 versetzte Anfang der 90er-Jahre mit seinem revolutionären     Ebene diskutiert werden, vor allem mit radikaleren Ansätzen
   Supercomputer die IT-Welt in Aufruhr. Aufgrund dieses
Erfolges gründete er 1993 die Firma Super Computing Sys-       und er will die Idee der Allmende breiter abstützen – beispiels-
 tems AG (scs.ch), welche die Entwicklung und Vermarktung      weise durch den Einbezug des Gemeinguts «Ruhe».
    von Supercomputern zum Ziel hatte. Im Laufe der Zeit
  wandelte sich das Zürcher Unternehmen zu einem Dienst-           Xaver Edelmann meint: «Tonis Ansatz löst die Probleme der
      leitungsbetrieb. Heute entwickelt SCS mit rund 80        Welt nicht. Für die Schweiz ist es jedoch ein Modell, das unser
Ingenieur/-innen für eine internationale Kundschaft kunden-    Land zur Vorreiterin machen kann. Spätestens 2050 bis 2100
      spezifische Produkte in den Bereichen Multimedia,
 Hochleistungsrechner, Sensorik, Embedded Computing und        müssen wir wegen der Erdölknappheit auf jeden Fall Lösungen
     spezifische Datenbankanwendungen. Prof. Dr. Anton         bereithaben. Warum nicht früher darauf hinwirken? ‹Plan B› ist
   Gunzinger hat an der ETH Zürich einen Lehrauftrag im
                 Bereich Computerarchitektur.
                                                               ein Ansatz für die Diskussionen. Dann werden wir feststellen,
                                                               dass wir gewisse Dinge bereits installiert haben, zum Beispiel
                          ***                                  über die CO2-Abgabe. Wichtig ist, dass wir die Dinge so um-
                                                              gestalten, dass die Wirtschaft kalkulieren kann und die Export-
                                                              wirtschaft kompetitiv bleibt.
                                                                   Diesbezüglich macht sich Toni Gunzinger keine Sorgen: «Die
                                                               neuen Voraussetzungen werden uns erst recht für die internati­
                                                               onalen Märkte fit machen. Was ist denn eigentlich ‹Plan B›? Wir

                                                                                                                                management 2/2012
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SITAGEGO – CLEVER SITZEN

                                                                 Design: Volker Eysing

                                                                                         nehmen eine Preisentwicklung, die von selbst kommen wird,
                                                                                         um 20 bis 30 Jahre vorweg. Also entwickeln wir vor allen Mit-
                                                                                         bewerbern überlegene Technologien. Starke, innovative Firmen
                                                                                         gewinnen.» Der Hauptgang steht auf dem Tisch. Bon appétit!
                                                                                                                      ***
                                                                                               Suzanne Thoma sieht als hohe Hürde für «Plan B», dass
                                                                                         die Preise für die Erhaltung der Gemeingüter vom Schweizer
                                                                                         Volk in komplexen Prozessen auszuhandeln sein werden. Doch
                                                                                         Toni Gunzinger verweist auf die lange Tradition der Schweiz im
                                                                                         Umgang mit Gemeingütern. Der Zürichsee sei heute sauberer
                                                                                         als vor 50 Jahren. Beim Wasser habe es mit dem Allmende-­
                                                                                         Gedanken schweizweit bestens geklappt.
                                                                                               «Wir zahlen für Wasser und dessen Reinigung ist bereits
                                                                                         im Wasserpreis berücksichtigt. So sollte man es mit anderen
                                                                                         ­Themen auch halten», sagt Xaver Edelmann. Genau darum geht
                                                                                          es in «Plan B». Xaver Edelmann schiebt nach: «Unser Wasser-
                                                                                          system ist ein visionäres Projekt, in das unsere Vorfahren in-
                                                                                          vestiert haben. Etwas Vergleichbares würde uns, den heute
                                                                                          ­lebenden Generationen, gut anstehen.»
                                                                                               Gründe für Veränderungen sieht die illustre Runde genug.
                                                                                           Gunzinger: «Als Ingenieur schmerzt es mich fast schon phy-
                                                                                           sisch, dass ein Offroader 99,5 Prozent des Energie-Inputs, den
                                                                                           er zum Bewegen der Nutzlast einsetzt, in Form von Abwärme
SITAG AG, Simon Frick-Str. 3, CH-9466 Sennwald, T +41 (0) 81 758 18 18                     verschwendet. Entwickelt ein ETH-Student ein solches De-
                                                                                           sign, fällt er durch jede Prüfung.» Thoma doppelt nach: «Es ist

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Beträgt 12 Franken Dinner im "Schweizerhof", Zürich Der faire Benzinpreis
the individual standard

                                                                         Business  Fallführung
                                                                   Pendenzenverwaltung
                                                                        Kundengewinnung
                                                                      Kundenbindung
                                                                  Termine       Verträge
                                                                               Lifecycle
                                                                      Lieferanten
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                                                                  After Sales Service
                                                                   XRM Prozesse CRM
                                                                     Adressen
                                                                    Geschäftskontrolle
per se sehr unglücklich, dass man Öl verbrennt – die Quelle für
eine Vielzahl chemischer Grundbausteine, die wir für Medika-
                                                                           Controlling
                                                                           Kundendienst
mente, Kunststoffe und Verbundstoffe brauchen. Öl zu verfeu-
ern macht überhaupt keinen Sinn. Als Chemieingenieurin stört
mich diese Verschwendung besonders. Unsere Ururururenkel
werden wütend auf uns sein.» Gunzinger: «Die werden sagen,         Die Herausforderung
wie konntet ihr bloss? Im Vergleich zu euch war Louis Quator-      Stehen Sie vor der Wahl, für Ihre Geschäftsapplikationen
ze ein Sparschwein.»                                               entweder eine Standard-Software anzuschaffen oder
    Wenn wir heute über den Benzinpreisanstieg auf 12 Franken­     doch eine Eigenentwicklung ins Auge zu fassen?
innert 15 Jahren abstimmen würden – wer wäre dafür? «Ich           Diese Herausforderung löst evidence auf elegante
nicht», sagt Suzanne Thoma, «aber bei 5 Franken bin ich dabei,­    Weise, denn es bietet das Beste aus beiden Welten:
falls Wirtschaft und Konsument bei anderen Ausgaben entspre-       eine schnelle, individuelle Applikationsentwicklung auf
chend entlastet werden.» Xaver Edelmanns Antwort: «Ich wür-        bestehenden Standards. So passen evidence Business
de sicher Ja stimmen, nehme aber an, dass ich damit einer von      Lösungen von Glaux Soft immer genau zu Ihren Anfor-
nur 5 bis 10 Prozent wäre, die dafür wären.» Toni Gunzinger        derungen und Prozessen.
wünscht sich, dass seine Idee breiter verfängt. Er hat noch ein    Namhafte Kunden setzen darauf. Seit über 10 Jahren.
Ass im Ärmel. Mit «Plan B» macht sich die Schweiz unabhängig
von Öl produzierenden Staaten und sie spart dabei laut seinem      Bevor Sie den nächsten Software-Entscheid treffen,
Modell erst noch rund 300 Milliarden Franken bis 2050. Kürz-       rufen Sie uns an. 031 388 10 10. www.evidence.ch.
lich präsentierte Gunzinger die Vision einer FDP-Sektion. Rund
ein Drittel der Anwesenden stimmte der Preiserhöhung für das
Benzin zu – auch zum Erstaunen der örtlichen Parteileitung.
Text: Dave Hertig, Fotos: Tanja Demarmels
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