Beträgt 12 Franken Dinner im "Schweizerhof", Zürich Der faire Benzinpreis
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18 Zu Tisch! Suzanne Thoma Toni Gunzinger Dinner im «Schweizerhof», Zürich Der faire Benzinpreis beträgt 12 Franken *** management 2/2012
Zu Tisch! 19 Toni Gunzinger legt die Präsentation «Plan B oder Faktor 10» auf den Tisch. En bref: Güter wie Rohstoffe, Wasser, Luft oder auch Ruhe gehören allen. Für sie soll ein fairer Preis ausgehan- delt werden. Wer sie übernutzt, bezahlt. Wer sie schont, profitiert. Von Gemeingütern oder Allmenden spricht die Wirtschaftslehre. Die Simulation von Gunzinger und seinen SCS-Ingenieu- ren spuckt Zahlen aus, und nun wird es brenzlig. Denn «Plan B» strebt die Lösung allein über die Bestimmung des fairen Preises für Benzin, Öl und Elektrizität an. Auf 12 Franken pro Liter soll der Benzinpreis innert 15 Jahren angehoben werden. Einen Mo- ment lang ist es still am Tisch. Gut, dass der Salat serviert wird. *** Ausgangspunkt von Toni Gunzingers Denkarbeit ist «mein Privileg, in der Schweiz im Paradies zu leben». Er erwähnt kul- turelle Vielfalt, unternehmerische Möglichkeiten, intellektuellen Austausch, interessante Menschen und den Zustand der Mei- nungsfreiheit. Dieses Paradies will er bei gleichbleibendem Wohlstand für nachfolgende Generationen gesichert wissen. «Die Schweiz ist zumindest im materiellen Sinn ein Para- dies», sagt Suzanne Thoma, die BKW-Verantwortliche für die Infrastruktur. Auch immaterielle Werte wie Sicherheit und Sta- bilität schätzt sie hoch ein und sie empfindet unter anderem die ausgezeichneten öffentlichen Schulen als wertvoll. Sie ver- weist jedoch auch darauf, dass das helvetische Volk trotz hohem Xaver Wohlstand nicht zu den Glücksweltmeistern zählt. «Dennoch», Edelmann so die Weitgereiste, «wenn ich die Wahl habe, bleibe ich wie Toni gerne in der Schweiz.» Beim Stichwort Paradies fallen Xaver Edelmann Wohlstand, Natur und herrliche Landschaften ein. Das E mpa-Direktions- mitglied geniesst die Natur am liebsten im Bündnerland, wo er mit seiner Frau auch leidenschaftlich gern Pilze sammelt. Nachdenklich stimmt ihn die Zunahme des sozialen Gefälles und mit dem schweizerischen Landverbrauch ist er alles ande- re als einverstanden: «Es herrscht die irrige Meinung, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen wie die Verrückten immer weiter bauen müssen.» Toni Gunzinger (SCS) hat zum Dinner geladen. Suzanne Thoma sagt: «Das Paradies ist dicht besiedelt, die Suzanne Thoma (BKW) kam im Zug aus Bern, Bevölkerung wächst und wir wollen die Wirtschaft weiterent- Xaver Edelmann (EMPA) mit jenem aus St. Gallen. wickeln. Und viele sagen, die Bautätigkeit sei der Treiber des Wohlstands; das kann angesichts der knappen Landflächen Im Hotel Schweizerhof beim Zürcher Haupt nicht aufgehen.» Toni Gunzinger: «In der Schweiz sind rund bahnhof überspringt das Trio den Smalltalk. 400 km2 mit Häusern bebaut, und zusätzlich rund 600 km2 mit Strassen. Das sind gigantische Grössenordnungen.» Die Zahl schwebt einen Moment lang unter dem Kronleuchter. management 2/2012
20 Zu Tisch! Mariniertes Gemüse, begleitet von paniertem Gegrilltes Wolfsbarschfilet, serviert mit sautierten Ziegenfrischkäse und Chilidip Eierschwämmli und Gemüse *** *** Suzanne Thoma Xaver Edelmann ist Mitglied der Konzernleitung der B KW AG (bkw-fmb.ch) ist seit 1991 Direktionsmitglied der EMPA (empa.ch), und leitet deren Netzinfrastruktur- und Netzdienst wo er das Forschungsprogramm «Energie» leitet. leistungsgeschäft. Thoma ist VR-Präsidentin zweier BKW- An der ETH studierte er Physik. Dann arbeitete er 17 Jahre Töchter sowie VR-Mitglied diverser BKW-Beteiligungen. in der Forschung der Sulzer AG und dissertierte Sie studierte an der ETH Zürich Chemieingenieurtechnik («Zerstörungsfreie Prüfung mit Ultraschall»). Weitere Tätig- und promovierte in diesem Gebiet. Frühere Stationen: keiten: Gastwissenschaftler am Electric Power Research Ciba Spezialitätenchemie AG (heute BASF AG, leitende Institute (USA ), Präsident Schweizerische Normenvereini- Funktionen im In- und Ausland), CEO der Rolic Technologies gung (bis 2005 ), seit 2003 Präsident der Schweizerischen AG (Hightech-Materialien und Technologie-Lizenzen). Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme Bis 2009 führte Thoma das Automobilzuliefergeschäft der (sqs.ch), Präsident Eidgenössische Kommission für das WICOR Group. Sie ist im Vorstand der Schweizerischen Messwesen (EKMet). Edelmann ist Gründer/Vorstands- Akademie der Technischen Wissenschaften und Mitglied im mitglied des Trägervereins Technologiezentrum für Verwaltungsrat der Schaffner Holding AG. die Euregio Bodensee. Er präsidiert das von ihm gegründete World Resources Forum (worldresourcesforum.org). *** *** management 2/2012
Zu Tisch! 21 «Plan B» oder Faktor 10 Toni Gunzinger schlägt vor, Güter wie Bodenschätze, Bodenfläche, Luft, Wasser oder auch Ruhe als Gemein güter zu definieren, für deren Verbrauch ein fairer Preis auszuhandeln ist. Teurere Ressourcen begünstigen den sparsamen Umgang mit ihnen und begünstigen den technologischen Fortschritt. Gunzinger: «Es gibt eine Umverteilung vom Ressourcen-Verschleuderer zum sparsamen Nutzer. Aber machen wir uns nichts vor, die gibt es heute schon, einfach in der umgekehr- ten Richtung. Wer heute sparsam ist, ist quasi der Doofe. Die alleinerziehende Mutter, die sich kein Auto leisten kann, subventioniert beispielsweise den Offroader-Fahrer.» Laut Toni Gunzinger führt die faire Gemein gutabgeltung zu einem Grundeinkommen, ein Thema des SMG Forums vom 13. September 2012. Das Vortragsvideo «Plan B oder Faktor 10» von Anton Gunzinger (65 Minuten) bit.ly/PlanB-original – Kurzversion (8 Minuten) bit.ly/PlanBkurz Suzanne Thoma verweist auf Fritz Zurbrügg. Der damalige Chef der Steuerverwaltung – inzwischen neues Mitglied des SNB-Direktoriums – sagte im Juli in der «NZZ»: «Eine öko- Gemischter Saisonsalat logische Steuerreform ist ... problemlos umsetzbar. Energie ist *** heute zu billig, wenn man alle externen Kosten berücksichtigt ...» Toni Gunzinger ist also keinesfalls allein auf weiter Flur. «Und Gemeingüter gibt es in der Schweiz seit 800 Jahren, die habe ich auch nicht erfunden», fügt er an. Letztlich operiert sein Anton «Toni» Gunzinger Ansatz im Vergleich zu den Papieren, die heute auf politischer versetzte Anfang der 90er-Jahre mit seinem revolutionären Ebene diskutiert werden, vor allem mit radikaleren Ansätzen Supercomputer die IT-Welt in Aufruhr. Aufgrund dieses Erfolges gründete er 1993 die Firma Super Computing Sys- und er will die Idee der Allmende breiter abstützen – beispiels- tems AG (scs.ch), welche die Entwicklung und Vermarktung weise durch den Einbezug des Gemeinguts «Ruhe». von Supercomputern zum Ziel hatte. Im Laufe der Zeit wandelte sich das Zürcher Unternehmen zu einem Dienst- Xaver Edelmann meint: «Tonis Ansatz löst die Probleme der leitungsbetrieb. Heute entwickelt SCS mit rund 80 Welt nicht. Für die Schweiz ist es jedoch ein Modell, das unser Ingenieur/-innen für eine internationale Kundschaft kunden- Land zur Vorreiterin machen kann. Spätestens 2050 bis 2100 spezifische Produkte in den Bereichen Multimedia, Hochleistungsrechner, Sensorik, Embedded Computing und müssen wir wegen der Erdölknappheit auf jeden Fall Lösungen spezifische Datenbankanwendungen. Prof. Dr. Anton bereithaben. Warum nicht früher darauf hinwirken? ‹Plan B› ist Gunzinger hat an der ETH Zürich einen Lehrauftrag im Bereich Computerarchitektur. ein Ansatz für die Diskussionen. Dann werden wir feststellen, dass wir gewisse Dinge bereits installiert haben, zum Beispiel *** über die CO2-Abgabe. Wichtig ist, dass wir die Dinge so um- gestalten, dass die Wirtschaft kalkulieren kann und die Export- wirtschaft kompetitiv bleibt. Diesbezüglich macht sich Toni Gunzinger keine Sorgen: «Die neuen Voraussetzungen werden uns erst recht für die internati onalen Märkte fit machen. Was ist denn eigentlich ‹Plan B›? Wir management 2/2012
SITAGEGO – CLEVER SITZEN Design: Volker Eysing nehmen eine Preisentwicklung, die von selbst kommen wird, um 20 bis 30 Jahre vorweg. Also entwickeln wir vor allen Mit- bewerbern überlegene Technologien. Starke, innovative Firmen gewinnen.» Der Hauptgang steht auf dem Tisch. Bon appétit! *** Suzanne Thoma sieht als hohe Hürde für «Plan B», dass die Preise für die Erhaltung der Gemeingüter vom Schweizer Volk in komplexen Prozessen auszuhandeln sein werden. Doch Toni Gunzinger verweist auf die lange Tradition der Schweiz im Umgang mit Gemeingütern. Der Zürichsee sei heute sauberer als vor 50 Jahren. Beim Wasser habe es mit dem Allmende- Gedanken schweizweit bestens geklappt. «Wir zahlen für Wasser und dessen Reinigung ist bereits im Wasserpreis berücksichtigt. So sollte man es mit anderen Themen auch halten», sagt Xaver Edelmann. Genau darum geht es in «Plan B». Xaver Edelmann schiebt nach: «Unser Wasser- system ist ein visionäres Projekt, in das unsere Vorfahren in- vestiert haben. Etwas Vergleichbares würde uns, den heute lebenden Generationen, gut anstehen.» Gründe für Veränderungen sieht die illustre Runde genug. Gunzinger: «Als Ingenieur schmerzt es mich fast schon phy- sisch, dass ein Offroader 99,5 Prozent des Energie-Inputs, den er zum Bewegen der Nutzlast einsetzt, in Form von Abwärme SITAG AG, Simon Frick-Str. 3, CH-9466 Sennwald, T +41 (0) 81 758 18 18 verschwendet. Entwickelt ein ETH-Student ein solches De- sign, fällt er durch jede Prüfung.» Thoma doppelt nach: «Es ist info@sitag.ch www.sitag.ch
the individual standard Business Fallführung Pendenzenverwaltung Kundengewinnung Kundenbindung Termine Verträge Lifecycle Lieferanten Service Management After Sales Service XRM Prozesse CRM Adressen Geschäftskontrolle per se sehr unglücklich, dass man Öl verbrennt – die Quelle für eine Vielzahl chemischer Grundbausteine, die wir für Medika- Controlling Kundendienst mente, Kunststoffe und Verbundstoffe brauchen. Öl zu verfeu- ern macht überhaupt keinen Sinn. Als Chemieingenieurin stört mich diese Verschwendung besonders. Unsere Ururururenkel werden wütend auf uns sein.» Gunzinger: «Die werden sagen, Die Herausforderung wie konntet ihr bloss? Im Vergleich zu euch war Louis Quator- Stehen Sie vor der Wahl, für Ihre Geschäftsapplikationen ze ein Sparschwein.» entweder eine Standard-Software anzuschaffen oder Wenn wir heute über den Benzinpreisanstieg auf 12 Franken doch eine Eigenentwicklung ins Auge zu fassen? innert 15 Jahren abstimmen würden – wer wäre dafür? «Ich Diese Herausforderung löst evidence auf elegante nicht», sagt Suzanne Thoma, «aber bei 5 Franken bin ich dabei, Weise, denn es bietet das Beste aus beiden Welten: falls Wirtschaft und Konsument bei anderen Ausgaben entspre- eine schnelle, individuelle Applikationsentwicklung auf chend entlastet werden.» Xaver Edelmanns Antwort: «Ich wür- bestehenden Standards. So passen evidence Business de sicher Ja stimmen, nehme aber an, dass ich damit einer von Lösungen von Glaux Soft immer genau zu Ihren Anfor- nur 5 bis 10 Prozent wäre, die dafür wären.» Toni Gunzinger derungen und Prozessen. wünscht sich, dass seine Idee breiter verfängt. Er hat noch ein Namhafte Kunden setzen darauf. Seit über 10 Jahren. Ass im Ärmel. Mit «Plan B» macht sich die Schweiz unabhängig von Öl produzierenden Staaten und sie spart dabei laut seinem Bevor Sie den nächsten Software-Entscheid treffen, Modell erst noch rund 300 Milliarden Franken bis 2050. Kürz- rufen Sie uns an. 031 388 10 10. www.evidence.ch. lich präsentierte Gunzinger die Vision einer FDP-Sektion. Rund ein Drittel der Anwesenden stimmte der Preiserhöhung für das Benzin zu – auch zum Erstaunen der örtlichen Parteileitung. Text: Dave Hertig, Fotos: Tanja Demarmels
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