Bibliotheken in der schweiz zwischen tradition und innovation
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Barth fachbeiträge 333 Bibliotheken in der Schweiz zwischen Tradition und Innovation Robert Barth Vielvölkerstaat und Multikulti: Bibliotheken für ein heterogenes Publikum Die öffentlichen Bibliotheken der Schweiz stehen vor großen Herausforderungen. Fast ein Viertel der Bevölkerung besitzt einen ausländischen Pass. Ein großer „Deutschsprachige Kinder sind in Zürich erstmals Teil –v. a. der Jugendlichen von ihnen – haben keine der vier Landessprachen als in der Minderheit“, titelte der Ausländerbeirat der Muttersprache. Trotz Bevölkerungswachstum stagniert die Nutzung; beunruhigend ist v.a. das Wegbrechen der Teens. Den meisten ÖB ist es nicht gelungen, zu größten Schweizer Stadt 2008 und erläuterte: „Von „Community Centers“ zu werden. Sie agieren isoliert und die Ausbildung des 1990 bis 2008 sank die Zahl der Kinder mit deut- Personals der kleineren Institutionen ist oft nicht ausreichend. –Günstiger ist die scher Muttersprache von knapp 18.000 auf 13.500, Situation der wissenschaftlichen Bibliotheken. Die verwirrende Verbundlandschaft während die Zahl der Fremdsprachigen von 8400 auf konnte unter „Swissbib“ zu einer gemeinsamen Suchoberfläche zusammengefasst 13.600 stieg.“1 Der Anteil der ausländischen Wohn- werden. Interessant ist das Projekt einer Speicherbibliothek für mehrere bevölkerung in der Schweiz von 23% (2010)2 täuscht Hochschulbibliotheken und dank erstmaliger Förderung mit Bundesmitteln darüber hinweg, dass der Wert bei den Kindern und konnten Frühdrucke, Handschriften- und Kartenbestände ins Netz gestellt werden. Defizite bestehen weiterhin bei der Digitalisierung der Bestände vor allem bei den Jugendlichen deutlich höher ist. – Eine gewaltige Her- Kantonsbibliotheken. ausforderung nicht nur für die Schulen, sondern auch für die Bibliotheken. Dies gilt umso mehr, als es unter Public libraries in Switzerland are now facing major challenges. Almost one quarter den Zugewanderten keine klaren „Mehrheiten“ gibt, of the population holds a foreign passport. For a large part, especially the youth, wie dies in den 1960er Jahren noch mit der dominie- none of the country’s four official languages is their mother tongue. Despite the renden italienischen Immigration der Fall war. Über population growth, library use has stagnated. It is particularly unsettling that die geografisch klar abgegrenzten vier Sprachräume teens have turned away. Most public libraries have failed to become „Community des Landes (Deutsch 64%, Französisch 20%, Italie- Centers”. They operate in isolation and the personnel of smaller institutions are often under-qualified. – In contrast, the situation for academic libraries is more nisch 6.5% und Rätoromanisch 0.5%)3 hat sich also positive. It has been possible to connect the chaotic network landscape in a vor allem in den städtischen Gebieten eine breite Pa- shared search engine, „Swissbib”. A core image library is an attractive project for lette von anderen Idiomen gelegt. Die Einführung der a number of university libraries. Thanks to the first government subsidies, it has „Personenfreizügigkeit“4 mit der Europäischen Union been possible to put early printed books, manuscripts and stocks of maps on the 2002 hat den Trend zur Einwanderung verstärkt – und web. However, deficits still exist in the digitalization of holdings, particular those of wesentlich zur aktuellen wirtschaftlichen Prosperität canton libraries. des Landes beigetragen. Das jährliche Bevölkerungs- wachstum lag in den letzten zehn Jahren bei knapp einem Prozent und die Zahl von 8 Mio. Einwohnern wird noch 2012 überschritten. Nicht zuletzt haben © Pascal Andres/Hildegard Carisch 1 „Als fremdsprachig gelten auch Kinder, die gut Deutsch sprechen und einen Schweizer Pass haben, aber eine andere Mutter- sprache sprechen. Umgekehrt werden Kinder aus Deutschland oder Österreich ohne Schweizer Pass den Deutschsprachigen zugerechnet.“ http://www.kindgerechte-schule.ch/v0910/docs09/ ta_030910_integration_0.pdf [21. Juni 2012]. 2 Dieser Wert wird nur von Luxemburg mit 43% übertroffen. Er liegt in Österreich bei rund 11% und Deutschland bei rund 9%. http:// de.statista.com/statistik/daten/studie/73995/umfrage/ auslaenderanteil-an-der-bevoelkerung-der-laender-der-eu27/ [21. Juni 2012] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/the- Die Biblioteca cantonale di Lugano von den Tessiner Architekten Carlo und men/01/07/blank/dos/la_population_etrangere.html. Rino Tami von 1941 steht in einem Park am See und bietet den Lesesaal 3 Diese Werte beruhen noch auf der Volkszählung von 2000. Die benutzern eine unvergleichliche Aussicht. Zahl der Einwohner, die eine andere als eine der Landessprachen als Erstsprache benutzt, ist heute höher als knapp 10%. 4 Gegenseitige freie Wohnsitznahme, wenn eine Arbeitsbewilligung vorliegt. www.b-i-t-online.de B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4
334 fachbeiträge Barth Die Kantons bibliothek Lugano wurde 2005 nach sorgfältiger Re- novierung wieder eröffnet. Sie ist zwar immer noch eine Magazin bibliothek, bietet aber als öffentliche Biblio thek auch einen Freihandbestand an. Sie zeichnet sich auch nach 70 Jahren durch © Pascal Andres/Hildegard Carisch eine diskrete Eleganz aus. sen wollen, vor allem an Kinder und Jugendliche, so- wie an deren Eltern und Lehrkräfte und Personen, die eine Fremdsprache erlernen. Die interkulturelle Bib- liothek organisiert deutsche und fremdsprachige Er- zählstunden, Lesungen und Führungen.“ Sie ist auch offen für Veranstaltungen, die von den Zielgruppen © Pascal Andres/Hildegard Carisch organisiert werden.5 Die Erfahrungen zeigen, dass die Angebote nur gut genutzt werden, wenn eine Zusam- menarbeit mit den jeweiligen Sprachgruppen gepflegt wird und über das Medienangebot Veranstaltungen stattfinden. – Andere öffentliche Bibliotheken, etwa diejenigen von Basel und Aarau, konzentrieren sich dagegen bewusst auf wenige Sprachen und klar de- finierte Altersgruppen (bes. Kinder und Jugendliche). Ursprünglich ein auch zahlreiche Bibliothekarinnen und Bibliothekare Eine zu große sprachliche Streuung mit kleinen Be- nobles Stadtpalais vor allem aus den Nachbarländern in der Schweiz ein ständen ist aus ihrer Sicht unbefriedigend. aus dem frühen 17. neues Arbeitsfeld gefunden. Gleich mehrere Institutionen unterstützen die Ge- Jahrhundert, das im 20. Jahrhundert auch Können die öffentlichen Bibliotheken in der Schweiz meinde-, Stadt- und Schulbibliotheken in diesen Be- dem Orden der Kar- mit dieser gesellschaftlichen Herausforderung mit- mühungen: „Bibliomedia Schweiz“6 stellt als „Biblio- melitinnen gedient halten? Naheliegend ist ein breites Angebot an fremd- thek für die Bibliotheken“ fremdsprachige Bestände hat: Daraus entstand sprachigen Medien. So sind z. B. in der St. Galler auf Zeit zur Verfügung. 2010 bestellten 395 Bibliothe- 1989 die Biblioteca cantonale di Locarno Freihandbibliothek nicht weniger 16 Idiome vertreten, ken 82.000 Bände.7 Besonders wichtig sind zweispra- (Seitenansicht mit darunter Albanisch, Arabisch, Chinesisch, Kurdisch, chige Bilderbücher und mehrsprachige Materialien Lesegarten). Der Tamil. Sie werden in Zusammenarbeit mit Organisa- für die Leseanimation. Der „Verein Bücher ohne Gren- Kanton Tessin hat tionen der jeweiligen Sprachgruppen ausgesucht und vier regionale Biblio theken in den Rang beschafft. Die öffentliche Bibliothek von St. Gallen 5 http://www.freihandbibliothek.ch/286-0-Interkulturelle-Biblio- ist eines der 21 Mitglieder der „Interkulturellen Bi- thek.html [21. Juni 2012]. Zum Thema grundsätzlich: von Kantonsbiblio- Romer, Hermann: Migration und öffentliche Bibliotheken in der theken erhoben. bliotheken“ der Schweiz. Sie haben zum Ziel, „den Schweiz. Angebote für einen Viertel der Schweizer Bevölkerung, interkulturellen Austausch sowie die Integration von in: ARBIDO 2 (2007) S. 80-84. 6 www.bibliomedia.ch [21. Juni 2012]. fremdsprachigen Personen zu fördern. Das Angebot 7 Bibliomedia Schweiz Suisse Svizzera. Jahresbericht, Solothurn (…) richtet sich an alle, die fremdsprachige Texte le- 2010, S. 13. B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4 www.b-i-t-online.de
Barth fachbeiträge 335 zen Schweiz“8 wirkt als Dachorganisation der inter- Biblioteca cantonale kulturellen Bibliotheken. „Mondomedia“9 wiederum di Locarno. ist eine Projektorganisation mit dem Ziel, Migrantin- Die Raumver- nen und Migranten, Erwachsenen und Kindern, einen hältnisse im möglichst niederschwelligen Zugang zu Kultur und Bil- historischen dung, zu Literatur und Information zu ermöglichen.10 Gebäude zwin- gen zu Kom- Und nicht zuletzt unterstützt das Schweizerische Ins- promissen, titut für Kinder- und Jugendmedien diese Anliegen.11 die in Locarno aber auch Wie die Politik so die Bibliotheken: ästhetisch gut Strukturen im liberalen und gelöst sind. föderalistischen Staat Das eben genannte Beispiel eines Geflechts von un- terschiedlichen Trägerschaften ist typisch für das schweizerische Bibliothekswesen, wo Vereine, Stif- tungen, Genossenschaften, Verbände immer noch eine zentrale Rolle spielen. Die Schweiz versteht sich als liberaler Staat, der gerade im Kulturbereich viele Aktivitäten „auslagert“. So sind die öffentlichen Bib- liotheken von St. Gallen, Zürich, Bern, Basel oder Biel keine kommunalen Institutionen, werden aber von © Pascal Andres/Hildegard Carisch der öffentlichen Hand subventioniert.12 Die französi- sche Schweiz hat eine stärker etatistische Tradition. Dementsprechend sind etwa die Städte Genf und Lau- sanne direkt Trägerinnen ihrer Bibliothèques munici- pales. Unter diesen Umständen fallen natürlich auch die Besoldungen sehr unterschiedlich aus, dies gilt übrigens auch für die wissenschaftlichen Bibliotheken. Zu diesem liberalen Staatsverständnis gehört auch der Verzicht auf ein nationales Pflichtexemplarrecht, nach der Konstituierung des modernen Bundes- auf eine gesamtstaatliche Bibliotheksgesetzgebung, staats Schweiz (1848). Ein angemessenes Gebäude auf einen nationalen Katalogverbund, bis 2003 auf hat diese Institution erst 1931 erhalten und sie muss eine aussagekräftige Bibliotheksstatistik13 und bis sich auf Helvetica beschränken, also Materialien von 1895 auf eine Nationalbibliothek – fast 50 Jahre Schweizern, über die Schweiz und von Schweizer Ver- lagen. 8 Verein Bücher ohne Grenzen Schweiz. http://www.interbiblio.ch Freilich hat diese Zurückhaltung wesentlich zu tun mit [21. Juni 2012]. der Staatsform: Im Bundesstaat liegt die Bildungs- 9 Mondomedia. Offene Bibliotheken Schweiz. und Kulturhoheit primär bei den 26 Kantonen und http://www.baobabbooks.ch/de/projekte/mondomedia_offe- ne_bibliotheken_schweiz/ [21. Juni 2012]. den gegenwärtig noch knapp 2500 Gemeinden. (Im- 10 Fassbind-Eigenheer, Ruth: Eine Tradition gelebter Mehrsprachigkeit. merhin trat 2012 ein neues Kulturförderungsgesetz in Die multikulturell vernetzte Bibliothekslandschaft der Schweiz, in: Petra Hauke/ Rolf Busch (Hrsg.): Brücken für Babylon – Interkul- Kraft, mit dem der Bund z.B. auch Museen unterstüt- turelle Bibliotheksarbeit, Bad Honnef 2008, S. 144. URL: http:// zen kann.) Die Zahl der Kommunen ist zwar dank Fusi- edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bruecken-28964/131/PDF/131. pdf [21. Juni 2012]. S. zum Thema auch: Fassbind-Eigenheer, Ruth: onen rückläufig, doch gab es 2006 nach wie vor 555 Books, livros, knjige, libros, libra, kitaplar…! Multikulturelle mit weniger als 1000 Einwohnern und sogar 861 mit Angebote der Bibliomedia Schweiz für öffentliche Bibliotheken. in: ARBIDO 2 (2007) S. 84-88 sowie: Schär, Helene: 20 Jahre inter- weniger als 500 Seelen!14 Diese Segmentierung er- kulturelle Bibliotheken Schweiz, in: Leseforum Schweiz 4/2010 schwert die Gründung und den Unterhalt von Gemein- http://www.leseforum.ch/myUploadData/files/2010_4_Schaer. pdf [21. Juni 2012]. debibliotheken. Die Gemeindeautonomie ist in Bezug 11 Schweizerisches Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM. auf Finanzen, Steuern und politische Kompetenzen http://www.sikjm.ch/d/?/d/links/ [21. Juni 2012]. im internationalen Vergleich ausgeprägt und damit 12 Eine Ausnahme bildet Winterthur. auch die Einflussnahme durch eine übergeordnete 13 Erst seit 2003 existiert wenigstens für die wissenschaftlichen Bibliotheken eine einigermaßen brauchbare Statistik; für die öf- fentlichen Bibliotheken ist sie bis heute nicht vollständig. http:// www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/16/02/02/ 14 Amtliches Gemeindeverzeichnis der Schweiz. Ausgabe 2006, data.html [21. Juni 2012]. Neuchâtel 2006, S. 17. www.b-i-t-online.de B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4
336 fachbeiträge Barth © Pascal Andres/Hildegard Carisch Blick in den über- dachten Innenhof der Kantonsbiblio thek Glarus mit der Auskunfts theke links. Gesetzgebung im Bibliothekswesen sehr gering.15 für eine Gemeindebibliothek im Bergkanton Graubün- Die Kantone beschränken sich meist auf beratende den für eine Einzelperson 80 Fr. und eine Familie 100 Funktionen durch eine Bibliotheksbeauftragte unter Fr. kosten.17 Leitung einer Kantonalen Bibliothekskommission. Die „Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der allge- Bizarre Verbundlandschaft: meinen öffentlichen Bibliotheken“ (SAB) strebt ge- Von Einzellösungen zum gemeinsamen Dach genwärtig durch das politische Mittel der Volksiniti- Diskutiert man gegenwärtig in Deutschland die Re- ative in allen Kantonen Bibliotheksgesetze an. In St. duktion der Zahl der Bibliotheksverbünde, so hätte Gallen kamen die nötigen Unterschriften mühelos man in der Schweiz durchaus noch mehr Anlass zusammen.16 Das Anliegen einer stärkeren Koordina- dazu. Es ist in diesem Land mit den Dimensionen des tion vertritt seit einigen Jahren auch die Kommission deutschen Bundeslands Baden-Württemberg nie ge- der Nationalbibliothek, auch wenn sie politisch wenig lungen, einen echten nationalen Bibliotheksverbund Macht besitzt. zu etablieren. Dies liegt an den beschriebenen poli- Der Bund beschränkt sich im Wesentlichen auf die Fi- tischen Strukturen, den unterschiedlichen Sprachen, nanzierung der Schweizerischen Nationalbibliothek, aber auch am leitenden Personal. Nach Eigenentwick- und der Sammlungen der beiden Eidgenössischen lungen in den 1970er Jahren an der Eidgenössischen Technischen Hochschulen von Zürich und Lausanne. Technischen Hochschule in Zürich (System ETHICS)18 Er beteiligt sich subsidiär an den kantonalen Universi- und an der Bibliothèque cantonale et universitaire täten. Seit wenigen Jahren leistet er Anschubfinanzie- de Lausanne (System SIBIL)19, etablierten sich im rungen für Bibliotheksprojekte von nationaler Bedeu- wissenschaftlichen Bibliothekswesen ab Mitte der tung bei den wissenschaftlichen Bibliotheken. 1990er Jahre kommerzielle Systeme: VTLS in der Ro- Zur „liberalen“ Schweiz gehören auch die grundsätz- mandie, ALEPH in der Deutschschweiz und im Tes- lich wenig umstrittenen Bibliotheksgebühren, wobei sin. Heute besteht in der französischen Schweiz der das Bild in diesem Bereich vielschattig ist: Während sich die öffentlichen Bibliotheken des wohlhabenden 17 http://www.bibliothek-landquart.ch/benutzerinfos.html [21. Juni 2012]. Kantons Zug informell auf den Verzicht von Jahresge- 18 Barth, Robert: Primaballerina oder Corps de Ballet? Die ETH- bühren geeinigt haben, kann ein Jahresabonnement Bibliothek im Kontext der Schweizer Bibliotheksentwicklung 1980-2005, in: Blättern und Brausen. 150 Jahre ETH-Bibliothek, 15 Nur wenige Kantone, namentlich Wallis und Tessin, verfügen über Zürich 2005, S. 97f. entsprechende Gesetze. 19 Gavin, Pierre: SIBIL. Un bilan pour le passé et quelques jalons 16 http://www.initiative-bibliotheken.ch/ [21. Juni 2012]. pour le futur, Lausanne 1997. B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4 www.b-i-t-online.de
Barth fachbeiträge 337 Der zweisprachige Kanton Wallis hat wie das Tessin mehrere regionale Zentren als Kan- tonsbibliotheken definiert. Die Me- diathek von Brig dient der deutsch- sprachigen Minderheit und beherbergt auch das Oberwalliser Dokumentations- und Informati- onszentrum für Schulen. © Pascal Andres/Hildegard Carisch Neuerscheinungen B.I.T.-Innovativ 2012 Verbund RERO (Réseau des bibliothèques de Suisse occidentale), dem rund 220 Bibliotheken angehören, darunter alle Universitäts- Band und36Kantonsbibliotheken BAND 37 B∙I∙T∙ B∙I∙T∙ TECHNOLOGIE INFORMATION Allrounder/in fürsowie Allrounder/in für den Verkauf gesucht ! eine gesuchtwachsende Zahl von öffentlichen Biblio- TECHNOLOGIE INFORMATION BIBLIOTHEK den Verkauf ! BIBLIOTHEK Josefine Bäßler – Kristin Laufs – online BAND 37 online BAND 36 Sie sind kommunikativ, schlagfertig, flexibel, motiviert und offen Sie sind kommunikativ, schlagfertig, flexibel, motiviert und offen Zeitschrift für Bibliotheks- und Informationswissenschaft gegenüber neuen Medien? Dann IsuchenN NwirOSieValsAVerkaufs TIV Zeitschrift für Bibliotheks- und Informationswissenschaft I N N 20 OVATIV theken. In der Deutschschweiz ist die Landschaft gegenüber neuen Medien? Dann suchen wir Sie als Verkaufs „Storytelling“ talent auf selbstständiger Basis bei freier Zeiteinteilung in Emotion Selling talent auf selbstständiger Basis bei freier Zeiteinteilung in unserem Team. unserem Team. heterogener. Unter dem Namen „Informationsver- Wir sind ein Druck und Verlagsunternehmen in Wiesbaden und publizieren eingeführte Fachzeit Emotion Selling Wir sind ein Druck und Verlagsunternehmen in Wiesbaden und publizieren eingeführte Fachzeit Storytelling in schriften und regionale Medien in Print und online. schriften und regionale Medien in Print und online. bund Deutschschweiz“Unter dem Begriff firmieren „Storytelling“ die Hochschulbiblio- Öffentliche Bibliotheken sind L L Fühlen Sie sich angesprochen? Ein Impuls fürSie Fühlen die sichKommunikationsgestaltung angesprochen? Bibliotheken Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung von per Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung Öffentlichen Bibliotheken per email an: e.koenig@dingesfrick.de versteht man Unternehmensge- email an: e.koenig@dingesfrick.de heute moderne Informations- theken von St. Gallen, Luzern, Basel/Bern (gemein- Dinges & Frick GmbH · Greifstr. 4 · 65199 Wiesbaden Analyse erfolgreicher Fallbeispiele und Ableitung von Dinges & Frick GmbH · Greifstr. 4 · 65199 Wiesbaden Handlungsstrategien auf Bibliotheken ibrary schichten in PR- und Öffentlich- Offsetdruck | Digitaldruck | Verlag ibrary Offsetdruck | Digitaldruck | Verlag zentren, die neben aktuellen sam), ETH Zürich und keitsarbeit Essentials Universität Zürich (letztere im strategisch zu nutzen. F akten und B erichte Für Essentials F akten und B erichte Für Bestsellern und Sachbüchern auch i nFormationsspezialisten i nFormationsspezialisten Moment noch mit zweiUm getrennten Datenbanken) einen Kunden emotional mit die neuesten Blue-Rays, Wii-Spiele Emotion Selling je autonomen Verbünden, aber übergreifender zu überzeugen und ihn für Abfra- die oder druckfrische Ausgaben teurer gemöglichkeit. Rund 400 eigenen Produkte und Institutionen sindWerte dem zu IDS begeistern, setzen erfolgreiche Un- Computermagazine anbieten. Der angeschlossen. In den Deutschschweizer Kantonen 21 • ternehmen auf das Storytelling in Wandel der Öffentlichen Biblio- BAND 37 ohne Hochschulen stehen die einzelnen Kantonsbi- ihrer PR-Arbeit. In dieser Arbeit wird Verlag Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden theken weg von der verstaubten ISBN 978-3-934997-42-4 bliotheken mit je kleinen INNOVATIONSPREIS 2012 Josefine Bäßler Verbünden dargestellt, isoliert da. wie Storytelling Mit erfolg- ISSN 1615-1577 € 24,50 INNOVATIONSPREIS 2012 Kristin Laufs Institution und hin zu einem dem Sistema bibliotecario ticinese (Sbt) reich eingesetzt werden besitzt kann, die um kundenorientierten Unternehmen beispielsweiseitalienischeImage-Probleme Schweiz von Bibliotheken ein kleinesstrategisch zu beseitigen. aber umfassendes hat sein Vorbild in der Werbeindustrie der freien Wirtschaft, in der es seit Basierend auf Lehr- und Grundlagenliteratur zum Thema, sowie bibliothe- jeher um das Auslösen von Emotionen beim Kunden geht, um diesen Instrument.22 Die Nationalbibliothek wollte sich 1993 karischer Literatur und Praxisbeispielen aus Bibliotheken, Fallbeispielen aus zum Konsumieren anzuregen. Viele in der freien Wirtschaft etablierten keinem der bestehenden deutschen Unternehmen und Ergebnissen aus zwei Experteninterviews, Verbünde anschließen und Entwicklungen, unter anderem das Platzieren viraler Werbebotschaften in werden in erster betreibt mit „Helveticat“ einen eigenen Linie Handlungsempfehlungen Katalog. für die richtige 23 Anwen- Die sozialen Netzwerken wie Facebook, hat sich in den Bibliotheken noch zu dung von Storytelling Beschaffung eines neuen in Bibliotheken Bibliothekssystems für alle gegeben. wenig durchgesetzt. Universitätsbibliotheken der Schweiz wird gegenwär- ISBN 978-3-934997-41-7, tig im Rahmen der 2012, Brosch.,der Universitätsbiblio- Konferenz 148 Seiten, teilweise farbig ISBN 978-3-934997-42-4, 2012, Brosch., u € 24,50*theken der Schweiz diskutiert. Angedacht sind ein 100 Seiten, teilweise farbig, Pflichtenheft 2013 und eine Ausschreibung 2014. u € 24,50* 20 http://www.rero.ch/ [21. Juni 2012]. Dinges &21Frick Verlag | Postfach http://www.informationsverbund.ch/ 2009 [21. Juni www.b-i-t-online.de 2012]. | 65010 Wiesbaden | www.b-i-t-online.de 22 http://www.sbt.ti.ch/ [21. Juni 2012]. 23 http://www.helveticat.ch [21. Juni 2012]. www.b-i-t-online.de B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4
338 fachbeiträge Barth Da eine Datenfusion zu einem Schweizer Gesamtka- der dreijährigen Berufslehre „Information und Do- talog immer aufwendiger geworden wäre, entstand kumentation“, die in Lausanne, Bern und Zürich an- 2010 mit „Swissbib“ ein effizientes Suchinstrument geboten wird, ist ebenso zu gering wie die der Fach- über die Verbünde hinweg. Es erlaubt heute die Ab- hochschulen in Chur und Genf, die je einen Bachelor frage fast aller wissenschaftlichen Bibliotheken des und Master in Informationswissenschaft führen. – Landes (zurzeit 880). Die Erschließung umfasst auch Eine Besonderheit der Schweizer Studiengänge auf eine wachsende Zahl von Materialien außerhalb kon- Fachhochschulstufe ist ihre Breite: Sie ermöglichen ventioneller Bibliotheken, etwa des Eidgenössischen – wenn auch mit Spezialisierung – die Tätigkeit in Ar- Archivs für Denkmalpflege, der digitalisierten Zeit- chiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen. Mit schriften in der Schweiz (retro.seals.ch) oder Zora der Vertiefungsrichtung „Information Engineering“ (Zurich Open Repository and Archive).24 fokussiert Chur zudem stark auf technische Belange. Die Universitäten von Bern/Lausanne, Zürich und die Nebenamtliche und Profis: Fachhochschule Chur bieten je einen Master of Ad- Ausbildung, Personal und Verbände vanced Studies (MAS) an. Er ermöglicht nach einem Vor allem in der Deutschschweiz dominieren in Ge- fachfremden Studium die Weiterbildung in Informati- meinde- und Schulbibliotheken noch immer Bibliothe- onswissenschaft. In Bern liegt der Schwerpunkt auf Der Bau von 1995 gehört zu den wenigen neu erstellten Biblio- theksgebäuden aus den letzten 25 Jahren. Im Normalfall wurde in der Schweiz © Pascal Andres/Hildegard Carisch bestehende Bau- substanz umge- nutzt. karinnen, mit einer Kurzausbildung der „Schweize- der Archivwissenschaft, in Zürich auf Bibliothekswis- rischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffent- senschaft und Chur bildet Generalisten aus. In Lugano lichen Bibliotheken“ zur „Bibliothekarin/Bibliothekar ist 2013/14 erstmals ein MAS mit bibliothekswissen- SAB“. Der Grundkurs umfasst nur ca. 130 Lektionen. schaftlicher Ausrichtung für die italienischsprachige Auch wenn die Mitarbeiterinnen noch Aufbau- und Schweiz geplant. Leitungskurse belegen, so können diese Bibliothe- Die Defizite in der Ausbildung sind auch historisch ken mit der Entwicklung der Informationstechnologie bedingt: Erst seit 1998 besteht die staatlich aner- nicht immer mithalten.25 Die Diskussion über diesen kannte Berufslehre und die Bachelorausbildung. Dies Ausbildungsgang, den verschiedene Kantone anbie- erstaunt, ist doch „Bibliothek Information Schweiz“ ten, schwelt seit Jahren. Eine Professionalisierung (BIS)26, gegründet 1897, der älteste bibliothekarische und Aufwertung von Ausbildung und Tätigkeit tut hier Berufsverband auf dem Kontinent mit ununterbroche- dringend Not. Ein Hindernis dabei sind die kleinen nem Bestand.27 Jahrzehntelang beruhte seine allseits Pensen von oft nur wenigen Wochenstunden. Eine anerkannte Bedeutung auf drei Säulen: verbandsei- Zusammenlegung würde diese Bibliotheken auch für gene Ausbildung, Fernleihe, Definition der Katalogi- Absolventinnen der Berufslehre und der Bacheloraus- sierungsregeln. Mit dem Wegfall dieser Funktionen bildung attraktiver machen. und der wachsenden Bedeutung der Bibliotheksver- Dennoch kann man auf die SAB-Ausbildung noch 26 Bibliothek Information Schweiz. http://www.bis.info/ [21. Juni nicht verzichten. Denn die Zahl der Absolvierenden 2012]. 27 Die ursprüngliche Bezeichnung lautete „Vereinigung Schweizeri- scher Bibliothekare“ (VSB), ab 1992 „Verband der Bibliotheken, 24 www.swissbib.ch [21. Juni 2012]. Bibliothekarinnen und Bibliothekare der Schweiz“ und heute 25 http://www.sabclp.ch/ausbildungen.htm [21. Juni 2012]. „Bibliothek Information Schweiz“. B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4 www.b-i-t-online.de
Barth fachbeiträge 339 Anz_90x243_deutsch_BUB_Anz_90x243_deutsch_BUB.qxd 11.04.2011 12:13 bünde verlagerten sich wichtige Entscheide in deren Gremien und das Interesse der Leitungspersonen der großen Bibliotheken an der Verbandtätigkeit schwand. Die „Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Allge- Schlüsselfertige Produkte aus einer Hand meinen öffentlichen Bibliotheken“28 ist formell eine sogenannte Interessengruppe von „Bibliothek Infor- mation Schweiz“. In der Realität stellt sie aber einen eigenständigen und aktiven Verband dar. Freilich gibt es auch hier Divergenzen bei den Interessen etwa zwischen denjenigen einer großen Stadtbibliotheken RFID Automation und denen einer kleinen kombinierten Gemeinde- und Schulbibliothek auf dem Lande. Mit den vierteljährli- für Ihre Bibliothek chen „SAB-INFO“ verfügen die öffentlichen Bibliothe- ken seit 1980 über eine praxisorientierte Fachzeit- der Zukunft schrift, während „ARBIDO“ und seine Vorläufer seit 1925 das Blatt des Gesamtverbands ist. Beide Zeit- schriften sind zweisprachig deutsch/französisch.29 Wohin mit dem Reichtum? Physische und elektronische Speicherung Zwischen dem Neubau der Zentralbibliothek Zürich 1994 und dem Rolex Learning Center der École po- lytechnique fédérale de Lausanne 2010 entstand in der Schweiz kein Neubau einer zentralen Universi- tätsbibliothek. Interessante Objekte entwickelten verschiedene Universitäten aber im Bereich der Insti- Projektbegleitung tutsbibliotheken, so z. B. „Unitobler“ in Bern (in einer ehemaligen Schokoladefabrik), „Uni Mail“ in Genf, der Entwicklung Calatrava-Bau der Bibliothek des rechtswissenschaft- Konstruktion lichen Instituts der Universität Zürich und 2011 die Produktion gemeinsame neue Bibliothek der Universität und der Pädagogischen Hochschule Luzern. Software Zwischen 1985 und 2010 fand ein auffallender Inno- Installation vationsschub bei den mittelgroßen Bibliotheken statt. Service Die Kantonsbibliotheken in Chur, Glarus, Zug, Frau- enfeld, Lugano, Bellinzona, Locarno, Liestal sowie die Stadtbibliotheken von Luzern, Burgdorf, La Chaux-de- Fonds, Zofingen, Brig, Winterthur u.a.m. konnten in neue Räume einziehen. Bei fast allen Konstruktionen handelt es sich um Umnutzungen von historischer Bausubstanz, lediglich Bellinzona und Brig stellen mk Sorting Systems GmbH Neubauten dar.30 Die Folgen dieser Bauten waren üb- Glockenstraße 80 rigens frappant, mit einer Ausnahme haben sich die 53844 Troisdorf – Deutschland Ausleihzahlen unmittelbar danach mindestens ver- Tel +49 228 4598-123 Fax +49 228 4598-125 doppelt, in Glarus sogar verzehnfacht. info@mk-sorting-systems.com Eine ganze Reihe von großen Bibliotheken leidet unter www.mk-sorting-systems.com 28 Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentli- chen Bibliotheken SAB. http://www.sabclp.ch/ [21. Juni 2012]. 29 Barth (1997) 42f. 30 Ausführlicher zu diesem Thema: Barth, Robert/ Kuppelwieser, Iris: Bibliotheksbau in der Schweiz 1985 – 2010. Planung – Nutzung – Ästhetik (Churer Schriften zur Informationswissenschaft 39) Chur 2010. http://www.fh-htwchur.ch/uploads/media/CSI_39_Biblio- theksbau_in_der_Schweiz.pdf [21. Juni 2012]. www.b-i-t-online.de B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4
340 fachbeiträge Barth Raummangel. Die Zentral- und Hochschulbibliothek Ende der 1990er Jahren schlossen sich die zehn kan- Luzern plant deshalb zusammen mit den Hochschul- tonalen Hochschulbibliotheken35 mit den drei großen bibliotheken von Basel, St. Gallen und Zürich sowie Bibliotheken des Bundes36 und später auch den acht den Kantonsbibliotheken von Aarau und Solothurn Fachhochschulbibliotheken und den 15 Pädagogi- eine kooperative Speicherbibliothek in Form ei- schen Hochschulen zu einem Konsortium zusammen, nes automatisierten Behälterlagers. Der Bau – vor- das zuerst Zeitschriften, dann Datenbanken und spä- aussichtlich im Kanton Luzern - soll in einer ersten ter auch elektronische Bücher beschaffte.37 Der Bund Etappe Raum bieten für 2.8 Mio. Monografien und leistete eine Anschubfinanzierung. Heute müssen die Zeitschriftenbände. Auch wenn der politische Pro- Bibliotheken das Angebot selbst tragen. zess mit so vielen Beteiligten aufwändig ist, stehen In den Jahren 2008–2012 erhielten die Hochschulbi- die Aussichten für die Realisierung bis 2015 und die bliotheken in Ergänzung zu Eigenleistungen erstmals Betriebsaufnahme 2016 gut.31 Eine besondere He- in größerem Stil Projektmittel vom Bund. Unter dem rausforderung stellt die Absicht dar, Zeitschriften- Oberbegriff „E-lib.ch“38 bündelten sie 20 Projekte, bestände zu dedoublieren, um nicht nur bei den ur- von denen einige weiter laufen werden. Stellvertre- sprünglich besitzenden Bibliotheken, sondern auch in tend sei auf die folgenden Beispiele verwiesen: der Speicherbibliothek Platz zu sparen. Geplant sind •E -codices.ch, strebt die vollständige Digitalisierung auch Serviceleistungen in den Bereichen Kopieren, der rund 7000 mittelalterlichen Handschriften in Digitalisieren und Restaurieren. Schweizer Bibliotheken an.39 Die Universitätsbibliothek Bern hat als erste Kantons- •E -rara.ch will alle Schweizer Drucke des 16. Jahr- bibliothek 2002 begonnen, wichtige Zeugnisse der hunderts digital ins Netz stellen. Gut 4000 der Kultur ihres Sprengels zu digitalisieren und ins Netz 15.000 Titel sind erfasst. Die Ziele hat man erwei- zu stellen32; andere sind ihr gefolgt. Das neueste Pro- tert und auch Druckwerke bis ins 19. Jahrhundert jekt hat die Zentralbibliothek Zürich vorgestellt, die sollen dazu kommen. über 8 Millionen Seiten Zürcher Veröffentlichungen • Infoclio.ch baut in Zusammenarbeit mit der Schwei- zugänglich machen will.33 Die ETH-Bibliothek in Zü- zerischen Gesellschaft für Geschichte und der rich verfolgt seit mehreren Jahren das Ziel, nicht nur Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozi- aktuelle wissenschaftliche Publikationen elektronisch alwissenschaften eine digitale Infrastruktur für die zu veröffentlichen, sondern auch digitale Sammlun- Schweizer Geschichtswissenschaft auf. gen mit thematisch aufbereiteten Beständen, aus- •D as „Kartenportal.ch“ bietet ein Nachweisinstru- gewählten Highlights und virtuelle Ausstellungen ins ment für Karten und Geodaten in Schweizer Bib- Netz zu stellen.34 Dagegen sieht sich die Mehrzahl liotheken. der Kantonsbibliotheken aus technischen oder finan- ziellen Gründen noch nicht in der Lage, bedeutende Ab 2013 ist ein Projektpaket mit einem noch größe- Schrift-, Bild- oder Tonzeugnisse ihres Sprengels zu ren Volumen (ca. 35 Mio. SFr.) unter dem Titel „Accès digitalisieren. Immerhin konnten viele von ihnen dies a l’information scientifique“ vorgesehen. Dabei geht in Zusammenarbeit mit der Nationalbibliothek und es um eine nationale Strategie für die elektronische Verlegern für regionale Zeitungen verwirklichen. Zu Informationsinfrastruktur von Forschung und Lehre in den Schwerpunkten der Nationalbibliothek im Be- der Schweiz. Dazu gehören u. a. E-Publishing, Data reich der Digitalisierung gehören u. a. das Einscan- Management, Identity Management, E-Learning, nen ihrer Plakatsammlung mit 45.000 Blättern und die Einspeisung von wissenschaftlichen Zeitschriften 35 Genf, Lausanne, Neuenburg, Fribourg, Basel, Bern, Luzern, Zürich, St. Gallen und die Università della Svizzera italiana. aus der Schweiz über das Portal „retro.seals.ch“. 36 Nationalbibliothek, Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Auf nationaler Ebene lassen sich mehrere Etappen Hochschule Zürich und der École polytechnique fédérale de Lau- von immer umfassenderen Dienstleistungsprojek- sanne. ten feststellen: 37 http://lib.consortium.ch/ Zum elektronischen Angebot: Neubauer, Wolfram: Schweizer Bibliotheken im Netz. Stand und Zukunft digitaler Angebote, in: Bibliothek Forschung und Praxis 36 (2012) S. 70-77. Zu den Hochschulbibliotheken allgemein: Benitz, Susanne/ Neubauer, Wolfram: Die Hochschulbibliotheken 31 http://www.zhbluzern.ch/index.php?id=1594 [21.Juni 2012] in der Schweiz. Ideen, Projekte und Ausrichtung, in: Bibliothek 32 www.digibern.ch [21. Juni 2012]. Forschung und Praxis 3 (2009), S. 315-327. 33 Darunter 7.9 Mio. Seiten aus Druckwerken plus Karten, Panora- 38 Elektronische Bibliothek Schweiz: e-lib.ch. http://www.e-lib.ch/ men, Fotografien, Grafikblätter, Handschriftenseiten, Musikdru- de/ [21. Juni 2012]. S. dort auch die nachfolgend beschriebenen cke. Die Kosten betragen 11.1 Mio. sFr. (Tages Anzeiger 29. Juni Unterprojekte. 2012, S. 17.). 39 Bei knapp 9000 Titeln sind freilich erst rund 15% digitalisiert. Vor- 34 http://www.library.ethz.ch/de/Ressourcen/Digitale-Kollektio- gesehen ist auch eine Auswahl an frühneuzeitlichen Handschrif- nen [21. Juni 2012]. ten. B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4 www.b-i-t-online.de
www.libess.de www.libess.de ww.libess.de www.libess.de www.libess.de www.libess.de ww.libess.de www.libess.de www.libess.de www.libess.de ww.libess.de www.libess.de www.libess.de www.libess.de
342 fachbeiträge Barth cientific Working Environment, Cloud- und Grid- S haben. So befinden sich heute in der Schweiz über Computing.40 6000 verschiedene Inkunabelausgaben (von etwa Bei allen diesen Projekten spielte die Konferenz der 30.000), und die Anzahl der in Schweizer Bibliothe- Universitätsbibliotheken (KUB) eine koordinierende ken liegenden Exemplare beträgt etwa 15.000, ein Rolle.41 Ihre Ansprechpartner sind die Rektorenkon- großer Teil davon wird schon seit dem Spätmittelalter ferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) und die hier aufbewahrt. Aber nicht nur die große Zahl macht Schweizerische Universitätskonferenz (SUK), die Ko- unsere Inkunabelsammlungen interessant, sondern operations- und Innovationsprojekte fördern. auch die Qualität der Exemplare.“46 Wenger befriedigend ist der elektronische Bestand der öffentlichen Bibliotheken. 2008 übernahmen Reiches Land – die Stadtbibliothek Burgdorf und die Kantonsbiblio- tiefe Bibliotheksnutzung – ein Fazit47 theken von Zug und St. Gallen das Angebot der Firma Der (immer noch) günstige Konjunkturverlauf hat DiViBib. St. Gallen baute es zur „Digitalen Bibliothek dazu geführt, dass die wissenschaftlichen Biblio- Ostschweiz“ aus mit gegenwärtig 17.000 Medien un- theken seit mehr als zwei Jahrzehnten eine konti- ter Beteiligung von 16 Institutionen, darunter auch nuierliche Entwicklung ohne wesentliche personelle der Landesbibliothek Liechtenstein.42 Die Stadtbiblio- und finanzielle Einbrüche aufweisen. Dazu beigetra- theken von Basel, Bern, Luzern, Winterthur und Zürich gen hat auch die vergleichsweise gute Kaufkraft dank waren damit jedoch nicht zufrieden. Sie bieten „Bib- Frankenstärke. Es ist gelungen, mit gleichem Perso- Netz Schweiz“ als Wissensportal an.43 Die Datenban- nalbestand wesentliche Verbesserungen im Angebot ken können allerdings aus lizenzrechtlichen Gründen zu erreichen. Gerade diese günstigen Voraussetzun- nur vor Ort oder über das Passwort als eingeschriebe- gen haben aber lange dazu geführt, dass der Druck ner Kunde von extern abgefragt werden. Die Nutzung zur Zusammenarbeit gering war. Ausdruck davon ist ist deshalb eher bescheiden. Die fünf Bibliotheken pla- die Verbundlandschaft v.a. in der Deutschschweiz. nen nun einen gemeinsamen E-Book-Verleih-Verbund Immerhin gibt es gute Zeichen zur Besserung. Swiss- und wollen eine neue Bibliothekssoftware evaluieren bib oder das geplante gemeinsame Speichermagazin und eventuell gemeinsam betreiben.44 – Das Sistema sind Ausdruck dieser Tendenz. Große Defizite beste- bibliotecario ticinese setzt seit 2012 das Angebot der hen noch bei der Digitalisierung der Bestände von italienischen Firma Medialibrary Online ein.45 kleineren und mittleren Institutionen. Die oben auch kritisch erwähnte dezentrale politische Diffuser ist das Bild bei den öffentlichen Bibliotheken. Struktur hat immerhin zu einem breit gestreuten his- Nur selten bilden sie „Community Centers“. Die „Bi- torischen Bestand geführt. Selbst kleine Städte wie bliothek als 3. Ort“ ist noch viel zu selten Realität. Zofingen, Zug, Yverdon oder La Chaux-de-Fonds ver- Dies gilt namentlich für die kleinen Institutionen, wo fügen über entsprechende reiche Schätze. Dies gilt oft auch Defizite beim Ausbildungsstand des Perso- namentlich auch in Bezug auf die Inkunabeln. Mar- nals bestehen. Besser ist die Lage bei den größeren tin German fasst zusammen: „Die Schweiz hatte das Einheiten. Eine ganze Reihe von Kantonsbibliotheken Glück, während der letzten Jahrhunderte nur lokale wandelte sich in den letzten 25 Jahren von akademi- Kriege und Unruhen durchzumachen, die zwar in den schen Studienbibliotheken zu erfolgreichen Öffent- Zeiten der Klosteraufhebungen der Reformation und lichen Bibliotheken. Insgesamt handeln die Öffentli- im 19. Jahrhundert die Buchbestände stark verscho- chen Bibliotheken aber immer noch zu isoliert. Dies ben und zerstreut, doch nur in Einzelfällen zerstört gilt für die Nutzung von Ressourcen wie für die Ange- bote. Eine große Herausforderung bleibt der Einbezug 40 Werlen, Raymond: Les enjeux de l’information scientifique: le des knappen Viertels der Einwohner, die eingewan- point de vue de la CRUS. Bern 2011. http://www.slideshare.net/ dert sind, vor allem von deren Kindern. Die z. T. sehr infoclio/infoclio2011-werlen [21. Juni 2012]. 41 Konferenz der Universitätsbibliotheken der Schweiz. http://www. hohen Jahresgebühren stellen hier ein besonderes kub-cbu.ch/index.cfm [21. Juni 2012]. Hindernis dar. Bedauerlich, dass es nicht gelingt, das 42 www.dibiost.ch [21. Juni 2012]. öffentliche Bibliothekswesen stärker auszubauen. 43 www.bibnetz.ch [21. Juni 2012]. Dank hoher Eigenkompetenz, Finanzautonomie und 44 Auskünfte von Lilo Moser, Stadtbibliothek Aarau und Klaus Egli GGG Stadtbibliothek Basel. Beiden dankt der Verfasser auch für direkter Demokratie hätten es die Kommunen in der wichtige Ergänzungen zu den öffentlichen Bibliotheken. 45 http://sbt.medialibrary.it/home/home.aspx. Einen Überblick zum Thema vermittelt: Stössel Waser, Corinna. Onlinemedien in 46 Germann, Martin: Neue Schweizer Inkunabelkataloge, in: Librari- den öffentlichen Bibliotheken der USA. Entwicklung, aktueller um 1 (2012) S. S. 39. Stand und Perspektiven und daraus abgeleitete Empfehlungen 47 Dazu s. auch: Dora, Cornel. Eine Bibliotheksstrategie für die für die öffentlichen Bibliotheken der Schweiz. Masterarbeit Hoch- Schweiz? in: Bibliothek Forschung und Praxis 36 (2012) S. 78-86; schule für Technik und Wirtschaft Chur, Chur 2012. bes. s. 85f. B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4 www.b-i-t-online.de
Barth fachbeiträge 343 Hand, ihre Bibliotheken zu stärken. Abstimmungen dass sich die Schweizerinnen und Schweizer ihre Me- über Bibliotheksbudgets, Neu- und Erweiterungsbau- dien selbst leisten und nicht auf Bibliotheken ange- ten verlaufen fast immer sehr erfolgreich. Politiker wiesen sind.49 Und optimistisch stimmen langfristige könnten sich also damit profilieren – und dennoch Maßnahmen: „Bibliomedia Schweiz“ betreibt erfolg- geschieht genau das erstaunlich selten.48 Die größte reich das Programm „Buchstart“:50 „Zur Zeit erhalten Herausforderung stellt im Moment aber die Stagna- gut 50% aller Familien mit Neugeborenen im Verlauf tion der Nutzung dar. Viele Öffentliche Bibliotheken des ersten Lebensjahres ihres Kindes ein ‚Startpaket‘ verzeichnen bei den Nutzern und/oder den Ausleihen mit begleitenden Informationen. Diese Quote steigt kein Wachstum mehr. Vor allem die Teens und damit kontinuierlich und soll bis Ende 2012 bei mindestens auch die jungen Erwachsenen brechen heute früher 80% liegen.“ ❙ und konsequenter weg. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums ist dies beson- Dr. Robert Barth ders bedenklich. war 1988–2005 Direktor der Dabei war die Bibliotheksnutzung in der Schweiz Stadt- und Universitätsbibliothek immer vergleichsweise tief. Das Bundesamt für Sta- Bern. Bis zu seiner Emeritierung tistik stellte zwar 2008 fest, dass 44% der Einwohner der Schweiz eine Bibliothek besuchten, sei es für die 2012 unterrichtete er als Profes- Ausbildung oder private Zwecke. Diese Angaben be- sor für Bibliothekswissenschaft an ruhten freilich auf Selbstdeklaration, bei welcher der der Hochschule für Technik und Faktor der sozialen Erwünschtheit mitgewirkt hat. Die Wirtschaft Chur. Jahresberichte vor allem der Gemeindebibliotheken robert.barth@bluewin.ch zeichnen ein anderes Bild. Hier liegt die Marktdurch- dringung meist bei 15 bis 25%. Es bleibt zu hoffen, 49 Entsprechende Ursachenforschung ist im Gange. Erhebungen in verschiedenen Gemeinden und Städten im Rahmen von Bachelorarbeiten an der Hochschule für Technik und Wirtschaft 48 Barth, Robert: Sparsamkeit geht vor: Bibliotheken und direkte Chur, werden demnächst vom Verfasser zu einem Gesamtbild Demokratie in der Schweiz, in: Buch und Bibliothek 6 (2011) zusammengefügt. S. 463-465. 50 www.buchstart.ch [21.06.2012]. Band 39 B∙I∙T∙ TECHNOLOGIE INFORMATION Allrounder/in für den Verkauf gesucht ! BIBLIOTHEK Band 39 online Sie sind kommunikativ, schlagfertig, flexibel, gegenüber neuen Medien? Dann Isuchen motiviert und offen Zeitschrift für Bibliotheks- und Informationswissenschaft N NwirOSieValsAVerkaufs TIV talent auf selbstständiger Basis bei freier Zeiteinteilung in Wolfgang Ratzek – Social Media unserem Team. Wir sind ein Druck und Verlagsunternehmen in Synonym: Soziale Medien) Wiesbaden und publizieren eingeführte Fachzeit Die zunehmende Bedeutung der Social Media (Synonym: Soziale Medien) Social Media – r, für die es nun gilt diese schriften und regionale Medien in Print und online. macht sich auch in den Bibliotheken bemerkbar, für die es nun gilt, diese Ent- L mitgestaltet zu werden. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns über Ihre Bewerbung nd Studiengänge der Eine Herausforderung für per email an: e.koenig@dingesfrick.de wicklung aktiv mitzugestalten oder von ihr mitgestaltet zu werden. aftlichen Bereiche Bibliotheken, Dinges Politik, & Frick GmbH · Greifstr. Wirtschaft 4 · 65199 Wiesbaden und Gesellschaft Informationseinrichtungen wie Bibliotheken und Studiengänge der bibliotheka- BAND 39 • Social Media – Eine Herausforderung ungen zu stellen und ibrary Offsetdruck | Digitaldruck | Verlag informations- und Essentials rischen und informationswissenschaftlichen Bereiche sind aufgefordert, sich den iebswirtschaftliche Anteil F akten und B erichte Für gesellschaftlichen, i nFormationsspezialisten neuen Herausforderungen zu stellen und adäquate Lösungen zu liefern. Dabei mplikationen sind in n einer komplexen, rückt der informations- und kommunikationstechnologische sowie der betriebs- chtzufinden. Die folgenden ozialer Medien und zeigen wirtschaftliche Anteil immer mehr in den Vordergrund. Aber auch die gesell- praktische Beispiele. schaftlichen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Implikationen sind in © Karen Bleier/AFP/Getty Images die Lehre zu integrieren, um sich letztendlich in einer komplexen, krisengezeich- neten Welt wie der unsrigen zurechtzufinden. Die Beiträge beschäftigen sich mit dem Potenzial Sozialer Medien und zeigen neben theoretischen Betrachtungen vor allem praktische Beispiele. Wolfgang Ratzek (Hrsg.) 29,50 ISBN 978-3-934997-44-8, 2012, Brosch., 158 Seiten, teilweise farbig > € 29,50* * Preise zzgl. Versandkosten (Inland 1,30 €, Europa 3,50 €) www.b-i-t-online.de B∙I∙T∙ www.b-i-t-online.de B.I.T.online 15 (2012) Nr. 4
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