GESCHICHTEN AUS EINEM WARMEN HAUS IM KALTEN WINTER SENZA RIPARO: STORIE AI MARGINI
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Winterhaus GESCHICHTEN AUS EINEM WARMEN HAUS IM KALTEN WINTER SENZA RIPARO: STORIE AI MARGINI
© 2020 Schutzhütte B1 rifugio, Bozen | Bolzano Herausgeber*innen | Edito da: Caroline von Hohenbühel, Maria Lobis, Marion Maier, Rudolf Nocker Layout: Alias Idee und Form, Vahrn | Varna Illustration | Illustrazione: Iman Joy El Shami, Meran | Merano Druck | Stampa: Unionprint d. Tappeiner Simon, Meran | Merano Für Buchbestellungen | Per gli ordini di libri: winterbook1012@gmail.com Infos | Informazioni Verein | Associazione Schutzhütte B1 rifugio Tel. +39 345 020 9834, Bozen | Bolzano Der Gesamterlös dieses Buches kommt dem Projekt Dorea zugute, einem Folgeprojekt des Winterhauses, das sich um obdachlose Frauen in Bozen kümmert. L’intero ricavato di questo libro sarà devoluto al progetto Dorea, che si occupa delle donne senza tetto a Bolzano. Spenden | Donazioni Schutzhütte B1 rifugio IBAN: IT55O0808111601000301015923, BIC: RZSBIT21103 Kennwort | Oggetto: „Winterhaus“ Sämtliche Texte und Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt, Textwiedergabe nur bei Quellenangabe erlaubt. Tutti i testi e le illustrazioni sono protetti dal diritto d’autore. La riproduzione del testo è consentita solo citando la fonte.
INDEX EIN VORWORT | PREFAZIONE 6 DAS PROJEKT WINTERHAUS BOZEN IL PROGETTO CASA D’INVERNO BOLZANO 9 FREIWILLIGE ERZÄHLEN | I VOLONTARI RACCONTANO NICHT MEHR WEGSCHAUEN Ingeborg Stainer 22 UNA GRANDE FAMIGLIA Federica Franchi 24 DAS GESCHENK Marion Maier 26 LEBENSGESCHICHTEN, DIE BERÜHREN Anna Rastner 29 DIE WELT IM WINTERHAUS Martine Robatscher 30 HERAUS AUS DER KOMFORTZONE Dorothea Kuppelwieser 32 BÖSE BUBEN Maria Lobis 34 5 DICEMBRE 2019 Andrea 36 DAS PROJEKT WINTERHAUS Barbara Bertagnolli 37 LA NOTTE DI SAN SILVESTRO-CAPODANNO Sonia Simonitto 39 NEUE WELTEN Martina Schullian 43 NEUJAHR 2020 Brigitte Andres Oberrauch 45 CORONA UND DAS WINTERHAUS Paul Tschigg 46 LA DIVERSITÀ È RICCHEZZA Giulia Giberti 49 EIN STÜCK NEUES BOZEN Heiner Oberrauch 50 VITE AL LIMITE Rudolf Nocker 55 EINE NACHT IM WINTERHAUS Magdalena Amonn 58 UNSER MONSTERPROJEKT Caroline von Hohenbühel 60 NEUE ERFAHRUNGEN Hannah Desaler 63 IL BISCOTTO L. 64 EINE WUNDERBARE ERINNERUNG Anneliese Raffl 66 EIN AUSBLICK – IM GESPRÄCH UN’ALTRA PROSPETTIVA – INTERVISTA MIT | CON DANIELA UNTERHOLZNER 69 DANKE | GRAZIE 80 5
EIN VORWORT Spontanität, Willensstärke, Ausdauer: Diese Eigenschaften haben die Betreiber*innen und Freiwilligen des Winterhauses ausgezeichnet und die Unterkunft für wohnungs- und obdachlose Menschen in Bozen zu einem Vorzeigeprojekt zivilgesellschaftlichen Engagements gemacht. Dank eines großzügigen Unternehmers und fünf engagierter Mitarbeiter*innen im Kernteam konnte das Winterhaus innerhalb weniger Vorbereitungstage er- öffnet und fast fünf Monate lang auf ehrenamtlicher Basis geführt werden. 96 Freiwillige haben vom 10. Dezember 2019 bis zum 30. April 2020 Dienst getan. 21 von ihnen berichten in diesem Buch von ihren Erfah- rungen und Ängsten, von dem, was sie überrascht hat und was sie gelernt haben. Im Anschluss an die Geschichten zeigt Daniela Unterholzner Lösungsansätze für die Beseitigung von Obdachlosigkeit in Bozen auf. Seit 2017 leitet die Südtirolerin die Sozialorganisation neunerhaus in Wien, ein Vorzeigeprojekt für obdachlose und armutsgefährdete Menschen. Das Bozner Projekt Winterhaus macht Hoffnung, schenkt Mut, ist Bei- spiel. Es ist ein Beleg dafür, dass unternehmerische Verantwortung, verbunden mit freiwilligem Engagement, und eigenverantwortliches Handeln, verbunden mit dem Vertrauen in das Gute im Menschen, Vorurteile überwinden und Unmögliches möglich machen können. Südtirols und Bozens Politik und Verwaltung sind im Winter und Früh- jahr 2019/2020 ihren Aufgaben wohnungs- und obdachlosen Menschen gegenüber nicht gerecht geworden. Leider hat sich die Situation aufgrund der Corona-Pandemie noch zugespitzt, Entschärfung nicht in Sicht. Fast 200 Menschen leben derzeit in Bozen auf der Straße. Handeln tut not. Das Redaktionsteam Caroline von Hohenbühel, Maria Lobis, Marion Maier, Rudolf Nocker Bozen, 10. Dezember 2020 Ein Jahr nach Eröffnung des Winterhauses Internationaler Tag der Menschenrechte 6
PREFAZIONE Spontaneità, forza di volontà, tenacia: queste sono le caratteristiche che hanno dimostrato gli organizzatori e i volontari della Winterhaus e che hanno fatto della casa per i senzatetto e i senza fissa dimora un progetto di impegno civile di grande rilevo. Grazie ad un generoso imprenditore e cinque volontari è stato possibile aprire la Winterhaus al pubblico dopo pochi giorni di preparativi e tenerlo aperto, per quasi cinque mesi, su base esclusivamente volontaria. Dal 10 dicembre 2019 al 30 aprile 2020, 96 persone hanno svolto servizio notturno. 21 di loro raccontano in questo libro le loro esperienze e le loro paure, ciò che li ha sorpresi e ciò che hanno imparato. Alla fine del libro Daniela Unterholzner propone possibili soluzioni al problema dei senzatetto a Bolzano. Dal 2017 Daniela Unterholzner è la responsabile dell’organizzazione neunerhaus a Vienna, un progetto di rilevanza europea in favore di persone senza fissa dimora e prossima alla povertà. Il progetto Winterhaus a Bolzano ci dà speranza, fiducia e coraggio, oltre a rappresentare un modello. È la dimostrazione, infatti, che la responsa- bilità imprenditoriale unita ad impegno civile e alla fiducia nel prossimo possono combattere forti pregiudizi e, allo stesso tempo, possono portare a risultati impensabili anche solo poco tempo fa. La politica e l’amministrazione provinciale e del Comune di Bolzano durante l’inverno 2019/20 non sono state in grado di assumersi le proprie responsabilità riguardo i senzatetto e senza fissa dimora. Purtroppo la situazione si è aggravata a causa della pandemia Covid-19 e non si pro- spettano soluzioni a riguardo. Attualmente a Bolzano sono quasi 200 le persone che vivono per strada. È urgente agire! La Redazione Caroline von Hohenbühel, Maria Lobis, Marion Maier, Rudolf Nocker Bolzano, 10 dicembre 2020 Un anno dopo l’apertura della Winterhaus Giorno mondiale dei diritti umani 7
DAS PROJEKT WINTERHAUS BOZEN IL PROGETTO CASA D’INVERNO BOLZANO 9
GESCHICHTLICHER ABRISS Das Winterhaus, ein beispielloses Courage-Projekt von Südtirols Zivilgesellschaft 53 obdachlose Menschen, 1 wagemutiger Unternehmer, 96 engagierte Freiwillige, 143 getätigte Nachtdienste, 7.000 erfolgte Nächtigungen: Das sind die Kennzahlen, die das Winterhaus in der Bozner Carduccistraße vom 10. Dezember 2019 bis 30. April 2020 zu einem erfolgreichen Sozial- projekt gemacht haben. „Der Winter naht. Die Temperaturen gehen unter null Grad. In Bozen müssen mehr als hundert Männer, Frauen und teilweise auch Familien mit Kindern im Freien schlafen“: Ende November 2019 hörte der Unter- nehmer Heiner Oberrauch in einem Interview auf Rai Südtirol diese Sätze von Paul Tschigg. Sie ließen ihm keine Ruhe. Wenige Stunden später telefonierte der Unternehmer mit dem Interviewten, der seit zehn Jahren beim VinziBus tätig ist und lange Zeit als dessen Koordinator fungierte. Paul Tschigg kennt die Situation wohnungs- und obdachloser Menschen in Bozen wie kaum ein anderer. In nur drei Sitzungen erarbeitete er gemeinsam mit Heiner Oberrauch, Caroline von Hohenbühel, Federica Franchi und Barbara Bertagnolli das Konzept für eine Notschlafstelle für 40 wohnungs- und obdachlose Menschen in Bozen. Maria Lobis übernahm die Kommunikationsarbeit. Heiner Oberrauch stellte seine leerstehende Immobilie bereit, ein ehemaliges Altersheim in der Carduccistraße im Zentrum von Bozen. Dessen Umbau war für Frühjahr 2020 vorgesehen. Winterhaus wurde das Projekt getauft, es sollte die Wintermonate obdachloser Menschen überbrücken. 10
Betten, Wäsche, Heizung Die Resonanz auf den medialen Aufruf, freiwillig mitzuarbeiten, war groß: Innerhalb weniger Tage meldeten sich mehr als 100 Menschen, 96 haben im Winterhaus schlussendlich Nachtdienst gemacht. Es galt, das Haus zu putzen, Betten und Bettwäsche zu organisieren, für Heizung und Warmwasser zu sorgen, Hausregeln zu erarbeiten und in mehrere Sprachen zu übersetzen, Freiwillige einzuteilen – und das Schwierigste: zu entscheiden, wer im Winterhaus übernachten durfte und wer wegen Platzmangels weiterhin draußen bleiben musste. Am 10. Dezember 2019, dem internationalen Tag der Menschenrechte, wurde die Notschlafstätte eröffnet. Obwohl nur für 40 Männer und Frauen vorbereitet, schliefen in der ersten Nacht mehr als 50 Menschen im Winterhaus : Spätabends hatten noch zwei Familien mit Kleinkindern an die Tür geklopft. Jeweils zwei Freiwillige wurden zum Nachtdienst eingeteilt. Kurz vor 20 Uhr schlossen sie das Haus auf, kochten Tee, stellten Kekse und Gebäck bereit, baten die eintretenden Menschen um eine Unterschrift, sperrten das Haus um 22 Uhr ab und am Morgen wieder auf, machten in der Früh für jene Bewohner*innen Weckrunden, die sich mit dem Aufstehen schwertaten, stellten Tee zum Mitnehmen bereit und verließen das Haus nach den Gästen gegen 8.30 Uhr. Warmwasser, Schlüssel, Kekse Die Einteilung zur Turnusarbeit übernahmen Federica Franchi und Caroline von Hohenbühel. Paul Tschigg war rund um die Uhr erreichbar: Technisch begabt und handwerklich geschickt, bekam er bald den Titel des Hausmeisters. Er war da, wenn das Warmwasser nicht funktionierte, wenn zu viele Menschen an die Tür klopften, wenn der codierte Kasten mit dem Hausschlüssel sich nicht öffnen ließ, wenn der Strom ausfiel, Wäschewechsel anstand, im Garten Arbeit anfiel. Federica Franchi und Caroline von Hohenbühel kümmerten sich um die Freiwilligen, klärten 11
mit den Bewohner*innen offene Fragen, kauften Kekse, sprangen beim Nachtdienst ein, wenn Freiwillige kurzfristig ausfielen. Heiner Oberrauch verrichtete die meisten Nachtdienste, beantwortete öffentliche Anfragen, traf Entscheidungen, die als Eigentümer von ihm gefordert waren. Barbara Bertagnolli kümmerte sich um Verträge, Versicherung, Müllabfuhr und hielt die Immobilie im Hintergrund am Laufen. Maria Lobis begleitete die Medienarbeit, organisierte Interviews und stimmte Presseanfragen mit der Kerngruppe ab. Im Jänner 2020 meldete sich mit Hellmuth Frasnelli der zweite Unter- nehmer und bot eine Immobilie an. In seinen Zeilerhof in Gries konnten Ende Jänner zehn Frauen und Familien mit Kindern aus dem Winterhaus einziehen. Winterhaus II war geboren. In zwei weiteren Stockwerken im Zeilerhof wurden zudem 20 Schlafplätze für wohnungslose Migranten mit Arbeitsvertrag geschaffen: Das Projekt Living in dignity entstand. Die Pandemie und 2.305 Nachrichten Verbunden in einer WhatsApp-Gruppe tauschte sich das Kernteam des Winterhauses unabhängig von Tag- oder Nachtzeiten über Abläufe und Herausforderungen aus. 2.305 Nachrichten füllten den Chat zwischen Dezember 2019 und Mai 2020. Parallel dazu gab es Dutzende Gespräche mit Partner*innen anderer sozialer Einrichtungen der Landeshauptstadt, mit Lebensmittelspender*innen und Unterstützer*innen. Medialer und institutioneller Druck wurde aufgebaut, um langfristige Lösungen für wohnungs- und obdachlose Menschen in Bozen zu erwirken. Das Engage- ment der Zivilgesellschaft sollte vorübergehend bleiben, Verantwortungs- träger*innen in Verwaltung und Politik sollten in Verantwortung und Pflicht genommen werden. Doch deren Antworten blieben vage. Ursprünglich war geplant gewesen, das Winterhaus in der Carducci- straße bis zum 10. März 2020 geöffnet zu halten. Im Februar kam die 12
Verlängerungsanfrage der Stadt Bozen. Die Kerngruppe sagte nach längerem Abwägen und mangels Alternativen für die Bewohner*innen zu. Und dann kam Corona. Die Situation für obdachlose Menschen verschärfte sich von Tag zu Tag, die Ausgangssperre machte das Leben auf der Straße für die Nachtgäste des Winterhauses und die weiter auf der Straße verbliebenen Menschen zum Spießrutenlauf. Das Winterhaus wurde am 21. März 2020 zur Ganztagesunterkunft, die Freiwilligen blieben trotz des unberechenbaren Coronavirus für die Winterhaus gäste aktiv. Sie verrichteten weiterhin Nachtdienste und waren untertags da, wenn es Unterstützung brauchte. Mittag- und Abendessen organisierten die Freiwilligen des VinziBus. Alle gemeinsam leisteten Überragendes. Erneute Hilfsanfragen an Politik und katholische Kirche blieben lange ungehört. Die evangelische Kirche von Bozen hingegen sperrte ihre Kirchentür auf, bot einigen auf der Straße Lebenden einen sicheren Schlaf- und Aufenthaltsplatz. 19 Länder, Dutzende Männer, Frauen, Kinder Das Zusammenleben der mehr als 50 Bewohner*innen des Winterhauses gestaltete sich bunt: Die Menschen kamen aus Südtirol, dem übrigen Italien, aus Deutschland, Lettland, der Slowakei, aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien, aus Albanien, der Türkei, aus Aserbaidschan, dem Iran, dem Libanon, aus Afghanistan, Pakistan, aus Mali, Gambia, Niger, Ghana und Marokko. Drei Viertel von ihnen waren Männer, die meisten unter 35 Jahre alt. Sie waren in den Jahren zuvor aus ihrer Heimat geflohen, hatten eine Aufenthaltsgenehmigung oder warteten darauf. Manche hatten eine Arbeit, aber niemand eine Unterkunft. Andere Winterhaus- bewohner – Männer mittleren Alters – leben bereits seit Jahren auf der Straße. Auch einige obdachlose Frauen lebten im Winterhaus. Besonders aufwühlend waren bei den winterlichen Minustemperaturen die Über- nachtungsanfragen von Familien mit Kleinkindern. 13
Trotz negativer Prophezeiungen gab es im Winterhaus keine Probleme mit Gewalt oder Diebstahl. Am 30. April 2020 inmitten der Corona-Pandemie verließen die Be- wohner*innen das Winterhaus. Politik und Verwaltung hatten sich darauf geeinigt, das Areal der Bozner Messe für Menschen ohne Dach über dem Kopf zu öffnen. Die Unterkunft stand bis Ende Juli 2020 zur Verfügung. Die meisten Bewohner*innen des Winterhauses leben wieder auf der Straße. Auf den Listen der Notunterkünfte von Emergenza freddo scheint auf, dass in Bozen 200 Menschen von Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffen sind. Tatsächlich auf der Straße leben zwischen 120 und 150 Menschen. Das Winterhaus hat den wohnungs- und obdachlosen Menschen im Winter 2019/2020 Stabilität geschenkt, manche haben Arbeit gefunden. „Der Winter naht. Die Temperaturen gehen unter null Grad. In Bozen müssen mehr als hundert Männer, Frauen und teilweise auch Familien mit Kindern im Freien schlafen“: Diese Interviewsätze von Paul Tschigg sind inzwischen ein Jahr alt. Sie entsprechen mehr denn je der bitteren Wahrheit. Das Redaktionsteam 14
CRONOLOGIA Casa d’inverno Winterhaus, un progetto di coraggio ed impegno senza precedenti nella storia della società civile altoatesina 53 senzatetto, 1 imprenditore temerario, 96 volontari motivati, 143 turni notturni, 7.000 pernottamenti: Sono queste le cifre chiave che hanno reso la casa Winterhaus di via Carducci a Bolzano un progetto sociale di successo dal 10 dicembre 2019 al 30 aprile 2020. “L’inverno è alle porte. Le temperature stanno calando sotto zero. A Bolzano più di cento uomini, donne e famiglie con bambini sono costretti a dormire all’addiaccio”: a fine novembre 2019 l’imprenditore Heiner Oberrauch sentì questa dichiarazione di Paul Tschigg in un’intervista su Rai Südtirol e, da allora, non si diede pace. Poco dopo, l’imprenditore contattò Paul Tschigg, coordinatore da molti anni al VinziBus ed esperto della situazione dei senzatetto a Bolzano. In soli tre incontri i due elaborarono, insieme a Caroline von Hohenbühel, Ferderica Franchi e Barbara Bertagnolli, il concetto di un rifugio d’emergenza per 40 senzatetto a Bolzano. Maria Lobis si fece carico della comunicazione del progetto. Heiner Oberrauch mise a disposizione un suo immobile disabitato in procinto di ristrutturazione, l’ex casa di riposo per anziani in via Carducci nel centro di Bolzano. Il progetto, denominato Winterhaus, mirava a colmare i problemi legati all’alloggio per senzatetto durante i mesi invernali. Il rifugio è stato aperto il 10 dicembre 2019, nella giornata mondiale dei diritti umani. Erano disponibili solo 40 posti letto, ma più di 50 persone trascorsero la prima notte nella casa Winterhaus. In tarda serata si presntarono anche due famiglie con bambini piccoli. 15
Letti, biancheria, riscaldamento Grazie alla risonanza mediatica, nel giro di pochi giorni, più di 100 persone si offrirono volontarie, di cui 96 alternati durante turni notturni nelle ore di apertura della casa. I compiti comprendevano la pulizia, la sistemazione di letti e biancheria, la fornitura di riscaldamento ed acqua calda, la redazione delle regole della casa (con traduzione in diverse lingue), la coordinazione dei volontari. La parte più difficile però, era decidere chi poteva pernottare nella casa e chi invece no, a causa della mancanza di posti letto. Due volontari sono stati assegnati al servizio notturno. Poco prima delle 20.00 aprivano la casa, preparavano tè, biscotti e pasticcini. Dalle 20.00 in poi registravano le persone in entrata e chiudevano le porte della struttura alle 22.00 per poi riaprirla il mattino seguente. Dopo aver fatto il giro di sveglia, preparato il tè e salutato gli ospiti, uscivano subito dopo di loro attorno alle 8.30. Acqua calda, chiavi, biscotti Federica Franchi e Caroline von Hohenbühel gestivano i turni di lavoro. Paul Tschigg era disponibile 24 ore su 24 come custode, viste le sue competenze tecniche. Accorreva subito quando l’acqua calda non funzio- nava, quando troppe persone bussavano alla porta, quando non si riusciva ad aprire la cassetta che custodiva la chiave di casa, quando mancava la corrente elettrica, quando bisognava cambiare la biancheria, quando c’era bisogno di lavorare in giardino. Federica Franchi e Caroline von Hohenbühel si occupavano dei volontari, chiarendo questioni aperte con gli ospiti, provvedendo agli acquisti necessari, dando una mano quando uno dei volontari doveva assentarsi improvvisamente. Heiner Oberrauch svolgeva la maggior parte del lavoro notturno, rispondeva alle domande del pubblico e prendeva decisioni inerenti alla sua proprietà. 16
Barbara Bertagnolli si occupava dei contratti assicurativi, della raccolta dei rifiuti e della gestione dell’immobile. Maria Lobis gestiva i contatti con i media, organizzava interviste ed elaborava i comunicati stampa con i responsabili del progetto. Nel gennaio 2020 l’imprenditore locale Helmuth Frasnelli contattò i gestori della Winterhaus offrendo un suo immobile. A fine gennaio, dieci donne e famiglie con bambini si trasferirono allo Zeilerhof a Gries. Così è nata la casa Winterhaus II. Su due piani dello Zeilerhof sono stati creati ulteriori 20 posti letto per i migranti senza fissa dimora con contratto di lavoro, dando vita al progetto Vivere dignitosamente. La pandemia e 2.305 notifiche I responsabili della Winterhaus hanno comunicato notte e giorno tramite WhatsApp, occupandosi delle procedure e delle varie problematiche da risolvere. 2.305 messaggi hanno riempito la chat tra dicembre 2019 e maggio 2020, mentre decine di conversazioni si sono svolte con contatti di altre istituzioni sociali, donatori e sostenitori. Si è fatta molta pres- sione mediatica e istituzionale per trovare soluzioni a lungo termine per i senzatetto di Bolzano. L’impegno della società civile avrebbe dovuto essere temporaneo, passando la responsabilità a coloro che occupano posi- zioni di rilievo nell’amministrazioni e nella politica. Tuttavia, le risposte ottenute sono rimaste vaghe. Originariamente l’apertura della Winterhaus di via Carducci avrebbe dovuto concludersi il 10 marzo 2020. A febbraio, però, il Comune di Bolzano chiese una proroga. Dopo una lunga riflessione i gestori accolsero la richiesta, anche e principalmente a causa di una mancanza di alternative. Con l’arrivo della pandemia Covid-19 la situazione dei senzatetto è peggiorata giorno dopo giorno. Il coprifuoco rendeva la vita in strada una sfida continua per gli 17
ospiti della Winterhaus e per chi ne rimaneva fuori. Dal 21 marzo 2020, la casa Winterhaus è diventata anche un alloggio diurno, i volontari hanno continuato a svolgere i turni notturni e a rendersi disponibili durante il giorno, quando era necessario. Il pranzo e la cena erano invece organiz- zati dai volontari del VinziBus. Tutti insieme hanno svolto un lavoro ec- cezionale. Le richieste di aiuto inoltrate ai politici e alla Chiesa cattolica sono rimaste a lungo inascoltate. La Chiesa luterana di Bolzano invece, ha aperto immediatamente le proprie porte, offrendo alle persone che vivevano per strada un alloggio sicuro per pernottare e soggiornare. 19 paesi, decine di uomini, donne, bambini La convivenza degli oltre 50 abitanti della casa Winterhaus è stata impeccabile e “colorata”: gente proveniente dall’Alto Adige e da regioni italiane, ma anche dalla Slovacchia, Turchia, Afghanistan, Pakistan, Mali, Gambia, Niger, Ghana e Marocco. Si trattava perlopiù di uomini, la maggior parte sotto i 35 anni, fuggiti dalla loro patria, in possesso di un permesso di soggiorno o in attesa di ottenerlo. Alcuni avevano un lavoro, ma nessuno tra loro aveva un posto dove stare. Molti uomini di mezza età vivono in strada da anni. Anche alcune donne hanno trovato rifugio nella Winterhaus. In pieno inverno, particolarmente preoccupanti sono state le richieste di pernottamento da parte di famiglie con bambini piccoli. Nonstante i pronostici negativi, non si sono riscontrato problemi di violenza o di furti all’interno della casa. Il 30 aprile 2020 gli ospiti hanno lasciato la casa Winterhaus nel bel mezzo della pandemia Covid-19. Le autorità hanno messo loro a disposizione l’area della Fiera di Bolzano fino a fine luglio 2020. La maggior parte degli ospiti della casa Winterhaus vive ad oggi nuovamente in strada. Dalle liste di “Emergenza freddo” risultano essere 200 i senzatetto a Bolzano. Infatti, in strada vivono tra le 120 e 150 persone. 18
La casa Winterhaus ha offerto riparo e calore per i senzatetto e le persone senza fissa dimora, donando loro un po’ di stabilità durante l’inverno 2019/20. Alcuni di loro, nel frattempo, hanno trovato un lavoro. “L’in- verno è alle porte. Le temperature stanno calando. A Bolzano più di 100 uomini, donne e a volte anche famiglie con bambini devono dormire all’aperto”: queste frasi dell’intervista di Paul Tschigg di un anno fa rispecchiano più che mai l’amara realtà di oggi. La Redazione 19
FREIWILLIGE ERZÄHLEN I VOLONTARI RACCONTANO 21
NICHT MEHR WEGSCHAUEN Vorher Ich gehe durch die Straßen in meinem Meran. Vor dem Supermarkt steht, so wie jeden Tag, ein offensichtlich – wie soll ich da sagen, ohne rassistisch zu gelten – Dunkelhäutiger mit seiner Mütze in der Hand. Ich schleiche mich vorbei, ohne hinzuschauen. Auf sein „buon giorno signora“ antworte ich mit Murmeln. Etwas besser glaube ich mich dann zu fühlen, als ich die Lauben hinaufgehe und mir bei „meinem“ zebra.- Verkäufer die Zeitung hole. Ein kurzes Lächeln beiderseits, mehr nicht. Und dann kommt Weihnachten 2019 Am Heiligen Abend um 17 Uhr im Weihnachtsgottesdienst: Ich lese das Evangelium, die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, die Herbergssuche von Maria und Josef. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde … 22
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa zur Stadt Davids, mit Maria, seinem vertrauten Weibe … Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickel- te ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge …“ In einer ganz besonderen Stimmung komme ich an diesem Heiligen Abend nach Bozen; es wird mein erster Nachtdienst im Winterhaus sein. Junge Männer kommen zur Tür herein. Sie haben keine Scheu mir in die Augen zu schauen, mich freundlich zu begrüßen: Come stai?, Buon natale!, Ciao, tutto bene? … Das ist ein Geschenk für mich. Man kommt Menschen nahe so wie nie zuvor; Menschen, die hier unsere Gäste sind. In dieser Nacht schneit uns noch eine junge Frau herein. Eine Gästin hat sie mitgebracht. Wo soll sie schlafen? Wunderbar ist die Lösung: Caroline erscheint und nimmt sie mit in die evangelische Kirche, und das mitten in dieser Weihnachtsnacht! Ich danke dem Winterhaus für diese Erfahrungen. Jetzt ist Sommer Ich gehe durch die Straßen in meinem Meran. Vor dem Supermarkt steht, so wie jeden Tag, ein Mann. Ich frage ihn, ob ich ihm etwas zum Trinken bringen darf. Wir tauschen ein paar Worte und ich nehme sein dankbares Lachen mit. Unter den Lauben steht eine Frau aus Nigeria und singt Melodien, ich nehme an aus ihrer Heimat. Sie klingen wehmütig, aber ein Lächeln schenkt sie mir für die paar Münzen, die ich in ihren Korb lege … Ich muss nicht mehr wegschauen. Ingeborg Stainer, Jahrgang 1948, glücklich in Pension, vorher Mathematik- und Physiklehrerin, Meran 23
UNA GRANDE FAMIGLIA Raccontare ciò che è stata per me l’esperienza della Winterhaus non è semplice. Tante sono state le emozioni e le sensazioni positive di un’iniziativa che a Bolzano ha lasciato, e lascerà, il segno. Sicuramente rimarrà nel mio cuore per tutta la vita! Il progetto è nato in pochissimi giorni; il primo incontro con Heiner, Paul e Caroline è avvenuto il 27 novembre; il 10 dicembre la Winterhaus avrebbe aperto le porte a 45 persone senza fissa dimora che fino a quel momento dormivano sotto i ponti o all’addiaccio. La prima sera si è presentata alla porta anche una famiglia libanese con tre bimbi piccoli. Ovviamente sono stati accolti e in pochi minuti è stata allestita una “zona per famiglie” nella sala al piano di sotto, uno spazio inizialmente pensato per essere punto di ritrovo per gli ospiti ma subito convertito con nuovi posti letto per nuclei famigliari (ricordo di avere montato i letti della CRI insieme a Heiner e Paul mentre i bimbi ci guardavano e ridevano). Il progetto è stato una grande scommessa: collaborare con persone che quasi non conoscevo, affidarsi esclusivamente all’aiuto di volontari (che ancora non conoscevamo, ma che avremmo certamente trovato, e di fatto sono stati molti più di quanto ci aspettassimo!), ospitare persone abituate a vivere in strada, che spesso sono state espulse dai centri di accoglienza perché considerate “disobbedienti” o sopra le righe; alcune con problemi di dipendenza, sostanzialmente quelli che la Bolzano peggiore definisce “la feccia” … Sono una persona ottimista di natura ed ero certa che sarebbe andato tutto bene, anche se non era così scontato! Sono stati mesi impegnativi ma ricchi di emozioni positive; alla Winterhaus si è venuta a creare una grande famiglia basata soprattutto sul rispetto e sulla solidarietà reciproca, attraverso la fratellanza tra persone più diverse, una convivenza su cui pochi avrebbero scommesso. Ricordo le prime sere in cui i ragazzi della security rimanevano sbigottiti vedendo le stesse persone espulse dai centri di accoglienza, “perché creavano problemi”, avere un atteggiamento così diverso quando arrivavano alla porta 24
di via Carducci 19. Da noi entravano col sorriso, un saluto, un abbraccio, sempre educati (“buongiorno, buonasera e soprattutto grazie!) … Si, erano proprio le stesse persone, ma accolte e messe in una situazione molto diversa e più amichevole, ricambiavano con rispetto. In cinque mesi di convivenza tra persone provenienti da ogni parte del mondo, con culture e religioni diverse, non si sono mai registrati episodi di screzi o dissapori. Questo dimostra che la condizione esterna e la quotidianità influenzano il modo di agire e di porsi di tutti noi. Chi è entrato alla Winterhaus è stato coinvolto in un progetto di ampio respiro che oggi vede alcuni di loro inseriti nel mondo del lavoro locale nono- stante l’estrema difficoltà nel trovare un contesto abitativo adeguato. La Winterhaus di via Carducci ha chiuso le porte il 30 aprile, ma come associazione Bozen Solidale siamo rimasti in contatto con molte delle persone coinvolte nel progetto e ci occupiamo, tra le altre cose, dell’inserimento lavorativo e abitativo dei migranti e senza fissa dimora. Soprattutto siamo una grande Famiglia che cammina e cresce insieme, fatta di relazioni, Fratellanza e Umanità! Federica Franchi, 48 anni, Bolzano, segretaria part time 25
DAS GESCHENK Das entschiedene Klopfen an der Tür unseres Zimmers reißt mich in meiner ersten Nacht im Winterhaus aus einem erschöpften Schlaf. Ich ziehe meine Jeans an, schlüpfe in die Schuhe, streife den Pulli über und schaffe es nicht rechtzeitig zur Tür. Wieder ein Klopfen. „Si, arrivo“, rufe ich benommen. Auf dem Schlafplatz neben mir ist auch Martine aus ihrer Nachtruhe hochgefahren. Ich drehe den Schlüssel um und öffne die Tür. Vor mir steht ein hoch- gewachsener, schlanker Mann. Er hat sich die Kapuze der Winterjacke über den Kopf gezogen und sieht mich schweigend an. Das schwarze Innenfutter seiner Jacke ist vom Schwarz seiner Haut kaum zu unter- scheiden. Auf der Unterschriftenliste sehe ich, dass er von der Elfenbein- küste stammt. Er trägt eine ordentliche, saubere Arbeitsuniform. Hose, Pullover, Jacke – alles mit dem Logo des Kurierdienstes versehen, für den er arbeitet. Es ist der 30. Dezember. Vielleicht liefert er heute ver- spätete Weihnachtspakete aus oder die ersten unerwünschten Geschenke gehen bereits an den Verkäufer zurück. Wie ich erfahre, arbeitet er den ganzen Tag für einen Kurierdienst und kann sich von seinem Lohn keine Wohnung in Südtirol leisten, was ihn ins Winterhaus gebracht hat. Obwohl ich seit geraumer Zeit nichts mehr online bestelle, schäme ich mich stellvertretend für die vielen arglosen Online-Schnäppchenjäger. Ihre Käufe haben einen hohen Preis. Ich schließe die schwere Holztür auf, die abends nach Eintreffen des letzten Gastes gesperrt wird. Er unterschreibt auf der Gästeliste in der Spalte „Out“, nimmt eine Packung Butterkekse und eilt in das eisige Dunkel des Morgens. Ich drücke die Holztür zu und verspreche ihm im Kopf, dass ich diese Episode weitererzählen werde. Zurück im Zimmer, das für die freiwilligen Helfer*innen zwei schlichte Schlafplätze bietet, lege ich mich wieder mit meinem Schlafsack auf das Sofa. Ich liege da, die vielen Gesichter des Abends ziehen an mir vorüber. Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche – rund 50 Menschen aus vielen Ländern der Welt haben diese Nacht im Winterhaus verbracht. Ich stelle mir vor, wie sich eine Nacht Ende Dezember auf einer Parkbank, vor 26
einem Geschäft, unter einer Brücke in Bozen anfühlt. Bei dem Gedanken fröstelt mein Herz. Ich bin so dankbar, dass sie diese Nacht in einem Bett, einem beheizten Raum mit Bad und Toilette verbringen dürfen. Nach und nach verlassen alle Gäste das Haus. Bis spätestens halb neun ist das Winterhaus leer. Martine und ich gehen in eine nahe Bar frühstücken. Wir müssen das Erlebte noch kurz gemeinsam ausklingen lassen. Zwischen Freude, Ernüchterung und Erschöpfung holt uns ein starker Kaffee in den Alltag zurück. Doch mein Blick auf die Menschen in der Stadt ist seit jener Nacht ein anderer. 27
Martine geht ins Büro, ich fahre mit dem Zug nach Hause. Am Nach- mittag hocke ich am Küchentisch vor einem Blatt Papier und schreibe die Namen der zwölf Monate des Jahres in eine Spalte auf das Blatt. So wie ich es jedes Jahr um diese Zeit mache. Für jeden Monat hole ich aus meiner Erinnerung und dem Terminkalender einen besonders schönen und einen besonders schwierigen Moment hervor und notiere ihn neben dem entsprechenden Monatsnamen. Bald sind meine letzten zwölf Monate beschrieben. Ich spüre, wie dankbar ich bin, das Jahr mit einem so wertvollen Erlebnis im Winterhaus zu beenden. Dieser ganz persönliche Jahresrückblick ist immer ein ganz intimer Moment. Er rundet mein Jahr ab. Egal, wie es war, tut mir der bewusste Rückblick gut. Ich lege das Blatt zufrieden weg, ohne zu wissen, dass wenig später eine letzte Notiz hinzukommen wird. Ein Anruf wenige Minuten nach ein Uhr reißt mich auch in dieser Nacht aus dem Schlaf. Mein 85-jähriger Vater ist ohne Vorwarnung gestorben. Lautlos ist er im Seniorenheim kurz vor Mitternacht zum letzten Mal eingeschlafen. Das Leben überrascht mich immer wieder. Die Fülle der Gefühle wirbelt mein Herz durcheinander. Umhüllt von der Dankbarkeit, die ich im Winterhaus wenige Stunden zuvor geschenkt bekam, fällt mir das Loslassen leichter. Was bleibt, ist eine wärmende Ruhe. Marion Maier, Jahrgang 1973, Unternehmerin, Neumarkt 28
LEBENSGESCHICHTEN, DIE BERÜHREN Wann immer ich obdachlose Menschen, vor allem junge, auf der Straße traf und in deren Augen schaute, kam mir der Gedanke, es könnte auch meinen Sohn treffen und ich versetzte mich in die Lage ihrer Mütter. Ich spürte tiefen Schmerz. Über Facebook erfuhr ich vom Projekt Winterhaus und meldete mich spontan. Es machte mir Freude, mich einzubringen. Die Bewohner*innen waren nett und befolgten die klar vorgegebenen Regeln fast immer. Ich verspürte Dankbarkeit, helfen zu können. Sehr berührend waren die Wertschätzung für uns Freiwillige, die gegenseitige Achtung und der würdevolle Umgang. Die vielen Gespräche – sowohl mit den Bewohner*innen als auch zwischen uns Freiwilligen –, oft bis spät in die Nacht, waren eine große Bereicherung für mich. In der Hoffnung, dass dieses Projekt nur der Anfang war und Weiter- entwicklung finden mag. Ein herzliches Dankeschön an Heiner Oberrauch sowie an das tolle Kernteam. Anna Rastner, Jahrgang 1963, Verwaltungsangestellte, Bozen/Lüsen 29
DIE WELT IM WINTERHAUS Anfang Dezember erreicht mich Marions Nachricht: „Unterstützt du mit mir das Winterhaus-P rojekt? Alleine trau ich mich nicht.“ „Sorry, ich habe keine Zeit“, dachte ich mir sofort, bis Weihnachten hatte ich noch sehr viel zu erledigen. Dennoch ließ mich der Gedanke nicht mehr los, die Neugierde war zu groß und noch am Abend desselben Tages schrieb ich Marion: „Ich bin dabei, zusammen schaffen wir das!“ Ende Dezember war es dann soweit, wir hatten unseren ersten Einsatz. Ich war etwas aufgeregt, hatte aber eine positive Einstellung und nach kürzester Zeit waren jegliche Zweifel beseitigt. 30
Kurz nach 19.30 Uhr trudelten die Winterhaus-Bewohner*innen ein, vorwiegend junge Männer, aber auch einige Frauen und sogar Familien mit Kleinkindern. Beim Anblick der Kleinkinder musste ich erst mal schlucken. Mir wurde warm ums Herz. Mein Mitgefühl legte sich etwas, als ich sah, wie natürlich sich die Kinder im Haus bewegten, fast, als wären sie in einem Hotel. Die jungen Männer aus Afghanistan fielen besonders auf, sie waren sehr freundlich und sprachen auch relativ gut Deutsch. Einige waren noch minderjährig aus dem Kriegsgebiet geflüchtet und konnten bisher keinen Kontakt zu ihren Familien herstellen. Unvorstellbar! Sie waren jedoch zuversichtlich, hatten die Hoffnung, eine Ausbildung zu absolvieren, Arbeit und Unterkunft in Südtirol zu finden. Gegen 22.30 Uhr legten auch wir uns ins Bett. An einer Wand des Zimmers hing eine riesige farbige Weltkarte. Wie groß und bunt die Welt ist, dachte ich mir, aber auch wie ungerecht. Es gibt Menschen, die haben nicht mal ein Dach über dem Kopf! Welch Glück ich habe, in einem anderen Umfeld zu leben. Ist es nicht auch meine Pflicht, Schwächere an diesem Glück teilhaben zu lassen, fragte ich mich. Die Nacht verlief ruhig, ohne jeglichen Zwischenfall. Dennoch schlief ich schlecht. Morgens sagte Marion, ich hätte im Schlaf geredet: „Tutti fuori, ora basta!“ Der Gedanke, wie es mit den Winterhaus-Bewohner*innen im Frühjahr weitergehen wird, wird mich im Unterbewusstsein geplagt haben, nur so kann ich mir diese Worte erklären. Ich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, sie hat mich in vieler Hinsicht bereichert. Ich konnte die Dankbarkeit der Winterhaus- Bewohner*innen spüren, sie schätzten es, die Nacht in einem warmen Ambiente verbringen zu dürfen anstatt in der klirrenden Kälte, auf einer Parkbank oder unter einer Brücke. Einigen begegne ich hin und wieder in der Stadt, sie zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Es war eine schöne Zeit. Ich sage: meine wertvollste Entscheidung des Jahres 2019. Martine Robatscher, Jahrgang 1971, Freiberuflerin, Neumarkt 31
HERAUS AUS DER KOMFORTZONE Ich hatte in meinem Leben viel Glück. Ich habe eine Familie, einen Beruf, ein Haus, Gesundheit und genügend Geld, um sorglos leben zu können. Ich weiß, dass nicht alle Menschen so viel Glück haben, dass es Menschen manchmal dreckig geht, dass Armut, Unglück und Leid nicht wirklich selbst verschuldet sind, dass es alle und jede*n treffen kann, dass es Momente im Leben gibt, in denen man Hilfe braucht. Deshalb möchte man irgendetwas tun, um Menschen, die nicht so viel Glück hatten, etwas zurückzugeben … Aber man weiß nicht wie. Man sieht Menschen in Not, aber man geht vorüber, man hat nicht den Mut, ist hilflos, man schaut weg und resigniert, man weiß, es ist nicht richtig, etwas läuft falsch … Man kann sich sagen, das geht mich nichts an, es ist Aufgabe der Politik … Doch für die Menschen auf der Straße ist das keine Lösung, denn niemand – absolut niemand – sollte auf der Straße leben müssen, schon gar nicht im Winter. Und dann habe ich von diesem Projekt gehört, in den Medien und von Federica, und ich fand es großartig, dass Menschen – allem zum Trotz – in kürzester Zeit so etwas auf die Beine zu stellen vermögen. Damit haben sie mir Mut gemacht. Ich habe mich getraut und bin heraus aus meiner Kom- fortzone. Es war schon etwas Überwindung notwendig, den Menschen auf der Straße zu begegnen. Man hat fast keine Erfahrung, man denkt, Leute auf der Straße hätten oft nichts zu verlieren, sie sind vielem ausgeliefert, haben schlechte Erfahrungen gemacht, sie kommen mit Drogen, Alkohol und Kriminalität in Kontakt, sie sind anfälliger, aggressiver, sensibler, man denkt die Frustrationstoleranz sei viel geringer … Nachdem ich die ersten Informationen erhalten hatte, beschäftigten mich weitere Fragen. Was ist, wenn man Menschen abends nicht aufnehmen kann und abweisen muss? Und wenn man Menschen, Familien, Kinder am Morgen wieder auf die Straße schicken muss, trotz Regen, trotz Kälte, trotz Krankheit? Man denkt, bin ich all dem gewachsen? Bin ich überfordert, wenn ich die Nacht mit irgendjemandem eingeteilt werde, den ich nicht kenne? Trotz all dieser Fragen und Vorbehalte habe ich mir ein Herz gefasst. Es war letztendlich dann doch nicht so schwierig, denn die ganze Verantwortung 32
schulterten andere: Federica, Paul, Caroline und nicht zuletzt Heiner. Sie hatten die Brücke geschlagen, den ersten Kontakt mit den Obdachlosen gelegt und alles auf den Weg gebracht; sie gaben uns Sicherheit, Verhaltens- regeln und das Gefühl, dass sie wissen, was sie tun. Jedenfalls haben wir Freiwillige uns nie allein gefühlt. Deshalb möchte ich all denen danken, die Mut und Großherzigkeit gezeigt haben, dieses Projekt in die Wege zu leiten. Ich habe Menschen kennengelernt: Afrikaner, Afghanen, Iraker, Süd- tiroler, Italiener, Deutsche … Einige erzählten viel, manche gar nichts, manche waren leise und verschlossen, manche hörten nicht auf zu reden, manche lebten in einer anderen Welt, manche waren so wie du und ich, nur geboren am falschen Ort und zur falschen Zeit, Menschen, denen das Leben übel mitgespielt hatte. Es war eine schöne Erfahrung, es war für mich eine Bereicherung, auch wenn es nicht immer ganz einfach war. Ich habe menschliche Wärme erfahren, neue Menschen kennengelernt, Solidarität erlebt und ich hatte das Gefühl, etwas zu tun, was nicht sinnlos war. Die Probleme sind nicht gelöst. Trotzdem geben solche Projekte Hoffnung und ich möchte nochmals all denjenigen meinen Dank aussprechen, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Dorothea Kuppelwieser, Jahrgang 1960, Französischlehrerin, Meran 33
BÖSE BUBEN Die bösen Buben vom Bozner Bahnhofspark: Man habe sie gewarnt, hat Caroline öfters gesagt. Mit dem Schlafsack in der Hand gehe ich vom Dominikanerplatz in die Carduccistraße hinunter. In meinem Kopf räsonieren diese Worte im blassorangen Schein der nächtlichen Laternen. Sie widersprechen den Erzählungen der bis dahin Nachtdienst-Geleisteten. Montag, 27. Jänner, 19.40 Uhr: Verena und Paul sind schon da, die ersten Gäste vor mir gekommen. Wie Keksteller und Teetopf sich leeren, so füllt sich die Unterschriftenliste der Ankommenden. Viele bleiben nur stehen, um zu unterschreiben, die meisten bedanken sich, einige holen Teenachschub. Meine Anspannung schwindet. Eine Bewohnerin erzählt vom früheren Leben in Deutschland, von Männern, die ihr den Hof ge- macht haben, vom erwachsenen Sohn. Ihre Redefreude ist groß, Zuhören angesagt. Nachdem wir im Büro Couch und Boden mit Matten und Schlafsack bedeckt haben, Ruhe eingekehrt ist und Mitternacht immer näher rückt, legen wir uns hin. Das Einschlafen gelingt unerwartet schnell. Klingeln, lautes Stampfen an der Tür. Alle drei fahren wir hoch. Ein Mann begehrt Einlass. Ob wir es verantworten können, dass er die Nacht 34
im kalten Freien verbringen muss? Mitarbeiter der Caritas hätten ihn hergeschickt. Er würde im Gang schlafen, aber das Winterhaus sicher nicht verlassen. Sein Italienisch ist gut, geboren ist er vermutlich in Osteuropa. Abweisen gehört zu den schwierigen Aufgaben. Paul bleibt ruhig und be- stimmt, Verena auch. Ich halte mich im Hintergrund. Der Mann mittleren Alters wird laut, droht. Wir versuchen zu beruhigen, betonen, dass das Haus voll ist, dass er sich morgen beim Infopoint melden könne. Nein sagen und Hinausdrängen sind schwer, seine Aggression macht es leichter. Mein Magen drückt. Schließlich geht er, wirft noch einen Stein ans Fenster, schimpft in die Nacht. Es regnet. Ungut. Gegen zwei Uhr früh klopft er noch einmal. Das Leben auf der Straße kennt keine Schlafzeiten, wenn es keinen sicheren Platz zum Ausrollen der Schlafmatte gibt. Es ist, als hätten die im Winterhaus Untergebrachten mitgehört und mit- gehofft, dass der Mann ohne größere Probleme geht. Dass sie froh um Unterkunft sind, ist ihren Augen abzulesen, am „Grazie“, beim pünktlichen morgendlichen Verlassen der Unterkunft: Der erste bittet kurz nach fünf Uhr um Türöffnung, eine weitere Bewohnerin folgt kurz vor sechs, alle anderen der Reihe nach. Der Letzte verlässt die Einrichtung nach mehr- fachem Wecken gegen halb neun. Es ist so einfach: Dasein, Zuhören, Mitlachen, Schlafen, beim Wecken und Öffnen der Zimmertüren am Morgen Fußgeruch aushalten, Ein- und Ausgangslisten kontrollieren, Tee kochen, Kekse auf die Teller geben, Zimmer kontrollieren, Eingangsbereich kehren, Haustür sperren, Schlüssel in den codierten Postkasten geben. Als ich gegen neun Uhr früh die Carduccistraße hinaufschlendere und am Dominikanerplatz Kaffee trinke, fallen mir die bösen Buben wieder ein. Ich habe sie nicht bemerkt. Maria Lobis, Jahrgang 1972, Journalistin, Unterinn/Ritten, im Kernteam für die Pressearbeit zuständig 35
5 DICEMBRE 2019 Messaggio Whatsapp ‘Ciao Federica, sono Andrea (il tipo alto e barbuto) mi piacerebbe partecipare come volontario al progetto accoglienza. L’ho visto sul giornale ed è una figata. Venerdì sera non ci sarò, grazie se riesci a mandarmi qualche info in più!’ Con questo semplice messaggio mi sono proposto come volontario a supporto della casa Winterhaus perché credo fermamente nel valore dell’accoglienza. Accoglienza è costruire ponti e non muri. Accoglienza è non far dormire alcun essere umano sotto i ponti ma protetto dai muri. Nelle nottate di servizio ho ascoltato con curiosità fatto tanti litri di tè (e quanto zucchero usano i ragazzi!), parlato in francese, in inglese, stentato, in tedesco, approfondito rapporti con altri volontari. Ho ascoltato storie di vita, parlato a gesti, piantato fiori, supplicato i ragazzi di alzarsi al matti- no, dormito su una branda, sorriso e talvolta alzato la voce. Ho conosciuto realtà diverse e tanto altro. Mi sono arricchito. Il tempo che ho dedicato al progetto rimarrà mio per sempre, perché avendolo donato nessuno lo potrà mai portar via. Miei rimarranno anche i sorrisi degli ospiti, le pacche sulle spalle, i “ciao capo”, i grazie. 20 luglio 2020 (passeggio per piazza delle Erbe) “Ciao capo, how are you?” (sorriso e pacca sulla spalla). E mi commuovo. Andrea, accolto a Bolzano nel 2012 36
DAS PROJEKT WINTERHAUS „Ich habe eben einen Beitrag im Radio gehört. Bitte finde die Kontakt- daten von Paul Tschigg heraus. Ich muss umgehend mit ihm sprechen.“ Etwas perplex legte ich den Telefonhörer beiseite und fragte mich, was wohl passiert sein mochte. Die Angelegenheit hörte sich sehr dringlich an. Heiner Oberrauch ist normalerweise ein Fels in der Brandung, und seit ich für ihn arbeitete, hatte ich ihn selten derart aufgewühlt erlebt. Dieses Telefongespräch ereignete sich am frühen Morgen des 22. November 2019 und nur wenige Stunden später stand ein persönliches Treffen mit Paul Tschigg und Federica Franchi. Die Sache war klar: Es musste gehandelt werden und das sofort. Das Radiointerview mit Paul, das Heiner kurze Zeit zuvor gehört hatte, und das die untragbare Situation der Wohnungs- und Obdachlosen in unserem Land schilderte, hatte ihn derart berührt, dass er kurzerhand beschlossen hatte, etwas zu unternehmen. Nachdem verschiedene Ideen und Möglichkeiten ausgelotet wurden, hatte man ent- schieden, das Haus in der Carduccistraße, das vorübergehend leer stand, all jenen als sicheres Obdach zur Verfügung zu stellen, die in der Kälte des Winters eines Daches über dem Kopf bedurften. Nach wenigen Treffen, einigen organisatorischen Hürden und viel Tat- kraft war es am 10. Dezember 2019, dem Welttag der Menschenrechte, schließlich so weit: Die erste Nacht im Winterhaus war angebrochen. Draußen war es bitterkalt und es ließ sich nur erahnen, wie sehnsüchtig die Menschen, die einen Platz im Winterhaus ergattert hatten, auf diesen Moment gewartet haben. Auch wir vom Organisationsteam waren voller Vorfreude und Spannung und hatte keine Ahnung, was uns in den kommenden Wochen und Monaten erwarten würde. Bedenken waren da, aber diese wurden alle in den Wind geschlagen, denn das, was wir taten, fühlte sich gut und richtig an. Wenn ich an das Winterhaus zurückdenke, sehe ich vor meinem inneren Auge die dankbaren Blicke der Bewohner*innen: Dankbarkeit für einen sicheren Ort, an dem sie sich ausruhen konnten, Dankbarkeit für etwas so Einfaches wie einen warmen Tee oder eine Gelegenheit, sich waschen zu können. Vor allem aber hatte und habe ich den Eindruck, dass die 37
Menschen dafür dankbar waren, dass sie als Mensch wahrgenommen wurden. Nicht als unbekannte Randfigur unserer Gesellschaft, nicht als Außenseiter oder Sonderling, sondern als Mensch mit einer Geschichte, mit Gefühlen und Bedürfnissen. Jedem von uns könnte so ein Schicksal widerfahren. Die Sicherheit, in der wir uns wiegen, ist nichts anderes als trügerisch. Keiner dieser Menschen im Winterhaus hätte jemals damit gerechnet, dass das Schicksal nicht auf seiner Seite sein würde, dass er vielleicht ganz einfach Pech haben und eines Tages auf das Wohlwollen anderer angewiesen sein würde. Umso mehr bewundere ich die zahlreichen Freiwilligen, die ihre Augen nicht vor dem Schicksal der Winterhaus-Bewohner*innen verschlossen haben und mit der Teilnahme an diesem außergewöhnlichen Projekt – in welcher Form auch immer – ihre Courage, ihren Großmut und ihre Menschlichkeit unter Beweis gestellt haben. Immer noch bin ich von dieser Nächstenliebe tief beeindruckt und dankbar, ein Teil davon gewesen zu sein. Danke, Caroline. Danke, Federica. Danke, Paul. Danke, Heiner. Danke, Maria. Barbara Bertagnolli, Jahrgang 1985, Assistentin der Geschäftsleitung Oberalp, Lana 38
LA NOTTE DI SAN SILVESTRO-CAPODANNO La nostra prima notte di servizio volontario alla casa d’inverno Winterhaus Werner ed io l’abbiamo fatta insieme, dalla sera di San Silvestro fino al mattino del nuovo anno 2020. Quando sono arrivata alle 19.30 in via Carducci ho trovato volontarie esperte della Casa che stavano giá accompagnando Werner nella visita alla struttura e lo informavano sul da farsi, su come aprire e chiudere il portone con la combinazione, etc. Attorno alle ore 20 sono iniziati ad arrivare i primi ospiti della casa, a noi per la maggior parte delle persone totalmente sconosciute; soprattutto a Werner che è di Bressanone, mentre io invece essendo bolzanina diverse persone almeno di vista le conoscevo, ovvero già le avevo incontrate per le vie cittadine e con alcune ci avevo anche scambiato qualche chiacchiera. Nel corridoio d’entrata c’erano a disposizione il foglio presenza da firmare, il tè caldo pronto da bere, un pezzo di panettone da mangiare. Werner ed io ci siamo sistemati sulle sedie vicino al tavolo adiacente per poter meglio accogliere le persone, scambiarci almeno un saluto, il più delle volte sono state alcune parole con ognuna di loro. Le persone ospiti della casa quella sera speciale si sono quasi tutte affrettate ad andare nella loro stanza per lavarsi e cambiarsi. Avevano infatti il permesso di uscire nuovamente per festeggiare l’anno nuovo ed essere però di ritorno a casa entro le ore 1.30. Spettava invece a Werner e me decidere poi a che ora avrebbero dovuto lasciare la casa nella mattinata dell’01.01.2020. L’orario solito delle 8 del mattino non andava di certo bene per l’occasione. Quella notte Werner ed io abbiamo cercato di offrire ascolto a chi aveva il desiderio di raccontarci qualcosa di sé. Infatti diverse persone si sono fermate e intrattenute nel corridoio d’entrata con noi semplicemente per condividere dei momenti insieme alle altre persone presenti: a volte in italiano, altre volte in tedesco, qualcosa anche in inglese o francese: a seconda della lingua preferita dall’ospite. Non c’è stato alcun problema quella notte: tutte le persone hanno rispettato le regole della casa, gli orari decisi, si sono rapportate fra loro e con noi con educazione e il massimo rispetto. 39
Molte delle persone ospiti sono quindi uscite per festeggiare e “brindare” al nuovo anno, anche le due famiglie con bambini sono andate in piazza Tribunale dove era prevista una festa. Tutte quante sono poi rientrate entro l’orario stabilito e ci tengo a sottolineare che nessuna di loro pareva aver eccessivamente abusato con alcool o altre sostanze. Nel frattempo Werner ed io – anche su sollecito di vari ospiti – dovevamo decidere e comunicare l’orario di uscita dalla casa del mattino del giorno di Capodanno. Abbiamo pensato, dato che di solito le persone ospiti dove- vano lasciare la casa entro le 8 del mattino, di fissare per il primo giorno dell’anno l’uscita alle 10.00 del mattino, ma abbiamo anche concordato fra noi due di essere veramente molto elastici il giorno seguente. Credo infatti, a memoria, che alla fine siamo riusciti a chiudere la casa alle ore 11 passate: fin tanto che tutte le persone si sono alzate dal letto, lavate, fatto colazione e sono riuscite ad andarsene … Infatti alcune sono anche andate e tornate, perché avevano dimenticato ad esempio qualcosa nella loro stanza. Ma noi due non avevamo nessun impegno particolare quella mattina e fortunatamente abbiamo anche una casa nostra dove tornare, a differenza loro … Abbiamo pertanto cercato di eseguire il nostro turno con leggerezza, ma anche un sentito spirito di servizio per la comunità tutta della Winterhaus. Di questa particolare notte ricorderò sempre diverse cose che rimarranno nel mio profondo, ma soprattutto mi accompagnerà il ricordo della gioia delle bambine nel ricevere dei semplici mandarini, i visi sorridenti delle famiglie mentre si recavano alla festa in piazza, una signora straniera che non riuscivo proprio a capire cosa dicesse a parte qualche parola ricorrente nei suoi discorsi, ma io semplicemente annuivo sperando di farla ugual- mente sentire ascoltata ed accolta. Ricordo anche un ragazzo, timido e serio che anelava ad un posto di lavoro che quella notte non è nemmeno uscito a festeggiare talmente era triste, poi alcuni signori che precedente- mente avevo visto accampati nel giardino di piazza Vittoria e anche loro sono rimasti nella loro casa temporanea, a letto al caldo, nella notte di San Silvestro, un paio di loro in particolare si sono soffermati a chiacchierare 40
con Werner e me. Impossibili da dimenticare sono anche alcuni simpatici giovani ragazzotti che facevano battute e com’era prevedibile al mattino si sono dilungati coi tempi nell’uscire dal loro giaciglio. Come dimenticare le persone tutte con le quali abbiamo chiacchierato, ci siamo scambiati sorrisi e auguri, con alcune di esse abbiamo anche riso e scherzato piacevolmente insieme. 41
Molte di loro mi è capitato di rincontrarle per le vie della mia città ed ogni volta mi sono fermata a scambiarci qualche parola, per sapere come stavano. Sono felice di aver appreso direttamente da alcune di loro che nel frattempo erano state aiutate ed avevano un’occupazione e/o una diversa ma spesso non migliore sistemazione alloggiativa. Altre invece hanno lasciato Bolzano o purtroppo vivono nuovamente per strada, sotto i ponti o nei parchi. La maggior parte sono state invece sistemate nel padiglione di Fiera Bolzano: per loro un’altra sistemazione temporanea … Sono triste, perché a breve dovranno lasciare anche questo posto e a tutt’oggi – data in cui scrivo – gli enti pubblici competenti ancora non hanno comunicato loro un’alternativa. Sono triste, perché durante il lockdown dovuto all’emergenza Covid loro sono stati ancora una volta “gli ultimi”, i soliti “invisibili” … Alle persone più fragili e vulnerabili non si è pensato troppo, anzi … Sono triste, perché con questa crisi è aumentato il divario fra persone benestanti e persone bisognose come anche il numero delle persone con problemi economici, sociali, psichici, di dipendenza, etc. Ma voglio comunque continuare a sognare e sperare in un mondo più giusto. Sonia Simonitto, nata nel 1963, dipendente provinciale alla Ripartizione Politiche sociali; Bolzano 42
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