Bienen auf der Spur: forschen, entdecken, schützen - Praxismaterial für die Kindertagesstätte und die Grundschule - Dr. Axe-Stiftung Bonn
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1 Bienen auf der Spur: forschen, entdecken, schützen Praxismaterial für die Kindertagesstätte und die Grundschule Reihe: »Von Schafen – Ziegen – Rindern: Lebendige Begegnungen mit unseren Nutztieren« Heft VI
Vorwort Seit über 10.000 Jahren lebt der Mensch mit Tieren zusammen: Mit Heimtieren leben wir meist unter einem Dach; sie bereichern unser Leben als Freunde und Gefährten. Nutztiere dienen uns als Nahrung, als Rohstofflieferanten für Konsumgüter oder mit ih- rer Arbeitskraft. Die Produkte von Bienen, Schafen, Rindern und Co. sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit den Tieren selbst aber haben wir, insbesondere im städtischen Raum, nur wenige bis keine Berührungspunkte. Wir von der Dr. Axe-Stiftung haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Haustieren in Kontakt zu bringen und dabei die Bedürfnisse der Tiere in den Blick zu nehmen. So soll unser Hasenberghof in Dahlem-Kronenburg (Eifel) ein Begegnungsort sein, zu dem wir Kinder und Erwachsene einladen, um einen achtsamen und verständ- nisvollen Umgang, vorrangig mit Nutztieren, kennenzulernen. Hier finden Begegnungen zwischen Tier und Mensch und zwischen Menschen statt, in denen die Grundideen von Tierschutz und Tierethik im Sinne Albert Schweitzers erlebt und reflektiert werden können. Wenn etwas Neues unser Leben berührt, ist dies häufig der Anstoß für eine weiterge- hende Beschäftigung mit diesem Thema. Bei Dr. Hans Günther Axe war es der Besuch eines Tierheims, aus dem er zwei Hunde zu sich nahm. Berührt von den Schicksalen und der Lebenswirklichkeit der Tiere im Tierheim begann der Stiftungsgründer, sich mit ethischen Fragestellungen zum Verhältnis zwischen Mensch und Tier auseinanderzu- setzen und sich für den Tierschutz zu engagieren. Mit dieser Handreichung möchten wir Sie dazu »anstiften«, gemeinsam mit den Kindern Berührungspunkte zu Bienen, Schafen, Rindern und Co. zu finden, ihnen zu begegnen, ihre Eigenarten und Bedürfnisse zu entdecken. So schaffen wir gemeinsam die Grund- lagen für einen achtsamen Umgang mit Tieren und ein verantwortliches Verhalten in unserem eigenen Umfeld wie Kita und Grundschule sowie als Verbraucher, das auch das Tierwohl im Blick hat. Ihre Dr. Axe-Stiftung
3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 2 1 Einleitung 4 2 Bienen: Ein Thema für Kindergarten und Grundschule 5 2.1 Warum gerade Bienen? 5 2.2 Blick in die Praxis: Bienen in Kitas und Grundschulen 5 2.3 Hintergrundwissen: Über BNE, Tierethik und Bienenschutz 9 2.4 Zusammengefasst 11 3 Die Biene 12 3.1 Wie Bienen leben 12 3.2 Die Biene und der Mensch 13 3.3 Bienenhaltung: Entwicklung und Haltungsformen 14 3.4 Zwei Steckbriefe 18 4 Wenn’s um die Biene geht: Methoden 19 4.1 Methoden für den Einstieg 19 4.2 Methoden zur Vertiefung 20 4.3 Nachdenklich-philosophische Gespräche 23 4.4 Bienen schützen 25 4.5 Honigbienen halten und beobachten 27 5 Bienen erforschen: Projektarbeit und Lernwerkstatt 29 5.1 Projektplanung in der Kita: ein Ideenpool 29 5.2 »Lernwerkstatt Biene« in der Grundschule (Klassen 3 und 4) 34 mit Lernstationen zum Download 6 Weiterführende Hinweise: Büchertipps und Links 37 7 Auswahl von Lernorten 39 Literatur und Quellen 40 Die Dr. Axe-Stiftung und der Hasenberghof 43 Der Projekthintergrund 44 Danksagung 47 Impressum 47
4 1 Einleitung Wo wohnt die Biene? Woher kommt der Honig? Zum Aufbau des Heftes Wie weit fliegen Bienen? Wie sehen Bienen die Kapitel 2 widmet sich der Frage, warum Welt? Kinder haben unzählige Fragen an ihre »Honig- und Wildbienen« ein geeignetes Umwelt – auch an Bienen. Zugleich bewegen Thema für Kindergarten und Grundschule ist, sich die Insekten schnell und können stechen. bietet Informationen zum Schutzbedarf von Deshalb haben viele Kinder, aber auch Erwach- Bienen sowie zu Tierschutz und Tierethik und sene ein zwiespältiges Verhältnis zu Biene, zum Konzept einer Bildung für nachhaltige Hummel, Wespe & Co. Dabei sind Bienen das Entwicklung. drittwichtigste Nutztier für uns Menschen. Zu- nehmend geraten Bienen aber aus einem ganz In Kapitel 3 wird unser Beispieltier, die Biene, anderen Grund in unser Blickfeld: Seit einigen genauer vorgestellt: Es geht um Merkmale, Jahren sterben immer mehr und mehr Insek- Fähigkeiten und Lebensweise ebenso wie um ten, darunter auch viele Bienen. Als Ursachen die Biene als Nutztier und die verschiedenen werden insbesondere Veränderungen in der Formen der Haltung von Bienen. Landwirtschaft, eingeschleppte Krankheiten sowie der Klimawandel gesehen. Somit bieten Kapitel 4 enthält Anregungen, mit welchen Bienen vielfältige Gelegenheiten, sich mit dem Inhalten und Methoden sich ein Projekt über Mensch-Natur-Verhältnis auseinanderzusetzen. die Biene als Nutztier in Kita und Grundschule gestalten lässt. Viele dieser Methoden sind Die Kinder können Bienen direkt vor unserer auch auf andere Nutztiere übertragbar. Haustür entdecken. Sie erleben die fliegenden Insekten, lernen Wild- und Honigbienen und Kapitel 5 bietet einen Ideenpool für die Projekt- ihre Bedürfnisse kennen. So haben bereits und Lernwerkstattarbeit. Dazu werden exem- kleine Kinder die Möglichkeit zu erfahren, dass plarisch ein Kita-Projekt zu Bienen und eine Tiere genutzt werden können und schützens- Lernwerkstatt für Grundschulkinder (Klassen wert sind; sie erleben, wie ein respektvoller 3 und 4) vorgestellt. Ergänzende Arbeitsblät- Umgang mit Lebewesen – auch mit so kleinen ter zur Lernwerkstatt stehen als Download im wie Bienen – aussehen kann. Denn sensibel Internet bereit (s. S. 35). für die Belange anderer Lebewesen zu sein, sich mit fremden Bedürfnissen und ethischen Kapitel 6 gibt Bücher- und Materialtipps, Kapi- Fragen auseinanderzusetzen, eigene Wertmaß- tel 7 eine Hilfestellung zur Auswahl von außer- stäbe und eine verantwortungsvolle Haltung schulischen Lernorten. zu entwickeln – all das will erlernt sein und ist daher Teil der Bildungspläne für Kitas und Wir wünschen den Kindern und Ihnen viel Grundschulen. Freude sowie spannende Entdeckungen und Begegnungen! Dieses Heft liefert Wissenswertes und Hinter- grundinformationen rund um die Biene sowie kindgerechte Zugänge und Praxistipps für Kitas und Grundschulen.
5 2 Bienen: Ein Thema für Kindergarten und Grundschule 2.1 Warum gerade Bienen? Bienen bestäuben über 80 Prozent der Die Biene Maja kennt jedes Kind – diese kleine Blüten und leisten somit einen enormen Biene, die zusammen mit ihren Freunden viele Beitrag für unser Leben sowie die Ökosysteme. Abenteuer erlebt und Gefahren übersteht. Die Honigbiene ist also nicht nur wegen der Kinder sind aber nicht nur von der Trickfilmbie- Honigproduktion bereits seit Jahrtausenden ne fasziniert, sondern auch von ihren echten ein kostbares Nutztier für den Menschen. Doch Verwandten, solange diese Abstand halten. ob Honig- oder Wildbiene: In vielen Regionen Dass Bienen stechen können und sich schnell nimmt die Anzahl und Artenvielfalt der Bienen und abrupt bewegen, lässt sie Kindern mitunter ab. Über 50 Prozent der hiesigen Wildbienen- gefährlich und etwas unberechenbar erschei- arten gelten inzwischen als gefährdet. Zurück- nen. geführt wird dies unter anderem auf die intensi- ve Landwirtschaft und den Klimawandel (mehr Die Kinder können faszinierende Dinge entde- dazu s. Abschnitt 2.3). cken. So hat die Honigbiene beispielsweise ein spannendes System entwickelt, um mit ihren ‚Bienen‘ ist daher ein ebenso aktuelles wie Artgenossen zusammenzuleben und zu kom- spannendes Thema direkt vor der Haustür, das munizieren. Bienen verfügen über Fähigkeiten, für jede Kita und Grundschule gute Anknüp- die wir Menschen nicht haben, und sehen die fungs- und Handlungsmöglichkeiten bietet – Welt ganz anders als wir. Durch die Begegnung auch für den Schutz von Honig- und Wildbienen. mit Bienen erfahren die Kinder viel über diese Tiere und deren Bedürfnisse. Und sie lernen 2.2 Blick in die Praxis: Bienen in Kitas Regeln für den Umgang mit Bienen kennen. und Grundschulen Auf diese Weise können Kinder Ängste ab- Welche Erfahrungen Kinder machen können, bauen und einen respektvollen Umgang mit wenn Bienen in den Einrichtungen thematisiert kleinen Tieren entwickeln. werden und Begegnungen möglich sind, zeigen die folgenden Beispiele. Warum das wichtig ist, beschreibt Erziehungs- wissenschaftler Ulrich Gebhard: Wie Kinder Natur und somit Tieren begegnen, welche Er- fahrungen sie machen, beeinflusst wesentlich, wie sie später mit Natur umgehen. Machen sie positive Erfahrungen, prägt dies ihre morali- schen Urteile und ihre Einstellungen, auch in Bezug auf Naturschutz, sowie ihre Bereitschaft, dementsprechend zu handeln (vgl. Gebhard 2013, S. 117f.). Insofern spielen auch das Kennenlernen und Erleben von Insekten, die Sensibilisierung hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Ökosystem und die Auseinandersetzung w.r.wagner / pixelio.de mit ethischen Fragen rund um den Umgang des Menschen mit Natur schon im Kita- und Grundschulalter eine wichtige Rolle.
6 Bienen in der Kita Als es hörte, dass sie den ganzen Tag Eier legt, In der AWO-Kita Ubbedissen werden seit 2011 meinte es: »Oh, ich wäre nicht gerne Königin. Honigbienen gehalten; und auch für Wildbienen Das ist ein langweiliges Leben.« stehen Nistmöglichkeiten auf dem Außengelän- de zur Verfügung. Die meisten Arbeiten werden zusammen mit den Kindern gemacht. Die angehenden Schul- kinder sind reihum in die Pflege einbezogen, von den anderen Kindern diejenigen, die besonderes Interesse daran haben. Bei den täglichen Kontroll- und Versorgungsgängen kommen immer viele Kinder mit. Sie schauen dann vom Zaun aus zu. Bei der Arbeit mit den Bienen begleiten zwei der älteren Kinder die pädagogische Fachkraft. Je nach Jahreszeit fallen unterschiedliche Aufgaben an: Zwischen- wände einsetzen, nach der Brut schauen, prüfen, ob die Tiere gesund sind … »Die Bienen hören, wenn wir die Tür zum Bienenhaus öffnen«, so Nadine Schimmel. »An einem Morgen war ein Volk sehr laut. Da war klar, da stimmt etwas nicht. Als wir nachschau- ten, war die Königin gestorben.« Die Honigbienen wohnen am Rand des Kita- geländes in einem Holzhaus. Dort sind sechs Im vergangenen Jahr konnte die Kita etwa 40 Bienenvölker zu Hause. Als die Kita sich Kilogramm Honig pro Volk ernten. Dieser wurde entschied, Bienen zu halten, absolvierten zwei gemeinsam geschleudert und abgefüllt. »Uns Kitamitarbeiterinnen eine Imkerausbildung. ist wichtig, dass die Kinder den ganzen Prozess Nach ihrer Motivation für die pädagogische erleben, nur die Kleinen müssen bei manchen Arbeit mit Bienen gefragt, sagt Nadine Schim- Schritten der Honigverarbeitung zuschauen. mel: »Ich möchte meine eigene Begeisterung Das Entdeckeln der Honigwaben machen die weitergeben. Kinder lernen so, dass Bienen Älteren, da sind die Kleinen noch etwas zu nützlich sind. Oft sind Kinder zu Beginn ihrer grobmotorisch. Sie stechen da hinein, und Kitazeit sehr vorsichtig, manchmal ein wenig dann verlieren wir den Honig«, erzählt Kita- ängstlich. Sie können Bienen und Wespen gar Leiterin Anke Kleymann. nicht unterscheiden.« Insbesondere die Begegnungen im Alltag sind Kinder lernen so, dass Bienen nützliche In- für die Kinder bedeutsam: Auf dem Gelände sekten sind. Oft sind Kinder zu Beginn ihrer des Kindergartens wächst ein Kirschbaum. An Kitazeit sehr vorsichtig, manchmal ein wenig einem Tag im Frühling stand der fünfjährige ängstlich. Sie können Bienen und Wespen gar Hugo fasziniert unter dem blühenden Baum nicht unterscheiden. Durch die Arbeit mit den und hörte das Summen vieler Bienen. Schnell Bienen legen Kinder ihre Angst ab. Viele Kinder holte er Erzieherin Nadine Schimmel aus ihrer können sich gar nicht vorstellen, dass jedes Gruppe zu dem Baum: »Hör mal, Nadine, der Bienenvolk nur eine Königin hat. Ein Mädchen ganze Baum summt.« Gemeinsam schauten fragte: »Und was macht die den ganzen Tag?« sie sich die Blüten an und beschlossen, eine
7 zu zerteilen. Im Blüteninneren entdeckten sie Insekten beobachten«, erläutert die Erzieherin. einen Nektartropfen. Wie die Bienen wohl dar- »Am Ende ihrer Kitazeit können unsere Kinder ankommen, überlegten sie. Die pädagogische Hummeln, Schwebfliegen, Wild- und Honigbie- Fachkraft erzählte Hugo von der langen Bie- nen sehr gut unterscheiden.« nenzunge und wofür Nektar (für die Honigpro- duktion) und Pollen (zum Füttern der Larven) Wenn Leiterin Anke Kleymann neuen Eltern die gut sind. Danach schauten sie noch eine Weile Kita zeigt, lernen diese auch die Honigbienen den Bienen zu. »Später ist Hugo summend kennen. »Da die Bienen am Rande unseres über das Gelände gelaufen und hat Bienchen Geländes leben, haben die meisten Eltern keine gespielt. So verarbeiten Kinder ja neue Erfah- Bedenken«, sagt sie. rungen«, sagt Kita-Leiterin Anke Kleymann. »Im Stuhlkreis der Gruppe greifen wir solche Ent- Bienen im Offenen Ganztag deckungen natürlich auch auf. Hugo haben wir In die offene Ganztagsschule Flittard am Stadt- gefragt, was er an dem Vormittag beim Spielen rand von Köln zogen schon im Jahr 2012 Bie- gesehen und gehört hat. Er hat von seinem Er- nen ein. »Viele Kinder waren damals hysterisch, lebnis erzählt, und das hat auch andere Kinder wenn sie eine Stubenfliege sahen. Sie traten motiviert, sich unter den Baum zu stellen, zu auch alle Insekten tot«, erzählt Gruppenleiterin hören und zu beobachten.« Verena Goddek. Deshalb rief sie zusammen mit ihrer Kollegin Marion Schmitz das Bienenpro- Im Sommer lebt eines der sechs Bienenvölker jekt ins Leben. Zu zweit besuchten sie einen in einem Schaukasten, den die Gruppen regel- Imkerlehrgang, um mehr über die Haltung von mäßig besuchen. Eines Tages beobachteten Bienen zu erfahren. Und sie wurden Mitglied die Kinder, wie eine Hornisse angeflogen kam im Imkerverein, da dieser sowohl Informations- und sich eine Biene schnappte. »Die Kinder austausch als auch eine rechtliche Absicherung waren empört, dass sie unsere Bienen frisst«, bietet. Mittlerweile haben die beiden Hobby- erzählt Nadine Schimmel. »Dann sprechen wir imkerinnen 14 Bienenvölker, von denen zwei in natürlich auch über den Nutzen von Hornissen.« der Grundschule leben. »Unser Ziel ist es, dass Kinder einen anderen Blick bekommen und auch Insekten wert- schätzen«, beschreibt die Gruppenleiterin ihre Motivation. Dass dies bei den Kindern im OGS- Bereich gelungen ist, zeigen ihre Erfahrungen. »Die Schülerinnen und Schüler beobachten nun häufig die Bienen oder bringen tote Hum- meln, die sie in der Pause gefunden haben, und wollen wissen, was das für ein Tier ist. Manch- mal erleben wir auch, wie sie anderen Kindern, Auf dem Gelände gibt es bereits eine ‚Kräuter- die nicht bei uns in der Nachmittagsbetreuung schnecke’ mit Pflanzen wie Borretsch, Orega- sind, erklären, dass Insekten nicht totgetreten no und Bergbohnenkraut, die nicht nur in der werden dürfen.« Kita-Küche genutzt werden, sondern die auch die Bienen mögen. Nun soll noch eine größere Bereits auf der Infoveranstaltung für Erst- Bienenweide mit weiteren Pflanzen angelegt klässler erfahren alle Interessenten, dass es werden. »Da können wir dann auch andere Honigbienen an der Schule gibt. Dazu wurde
8 ein Schaukasten mit Bienen aufgestellt. Dieser Im OGS-Alltag können die Tiere natürlich auch ist immer gut besucht. »Mittlerweile melden zwischendurch beobachtet werden, da der manche Eltern ihre Kinder gerade wegen der Schaukasten im Innenhof steht. Die Bienen- Bienen hier an«, freut sich Verena Goddeck. tränke bietet ebenfalls gute Möglichkeiten, Zwischen März und September werden die dem Insektenalltag beizuwohnen. »Uns ist auch fleißigen Insekten am wöchentlichen Bienentag wichtig, dass die Kinder lernen, wie viel Arbeit gepflegt und versorgt. Mit den Bienen arbeiten darin steckt, Lebensmittel zu produzieren. Das die beiden AG-Betreuerinnen in Gruppen von erleben sie hier mit dem Honig«, erzählt Verena jeweils fünf Kindern und zwei Erwachsenen. Die Goddek. Der Honig wird gegen Spende abge- Kinder tragen Schutzanzüge und Lederhand- geben. Ein Teil des Geldes fließt in die Pflege schuhe. »Wenn wir zu den Bienen kommen«, der Bienen; aber etwa ein Drittel der Spenden so die Gruppenleiterin, »sind alle Kinder, auch kann in neue Materialien für die Kinder inves- die sonst eher unruhigen, hoch konzentriert. Es tiert werden. »So erfahren die Kinder, dass ihre werden ja auch so viele Sinne angesprochen: Arbeit etwas wert ist.« Bei den Stöcken hören wir die Bienen sum- men, wir können spüren, wie viel Wärme sie In den Räumen der OGS gibt es zudem eine erzeugen, sehen, was sie gerade machen, und Bienenecke mit Büchern, Bildern und Werk- riechen.« stattmaterial zum selbsttätigen Lernen rund um das Thema ‚Bienen‘. In jeder Woche hängt dort eine neue Frage aus, zum Beispiel: ‚Wie viele Eier legt eine Königin pro Tag?‘ Die Kin- der können nun in den Büchern stöbern, ihre Antwort samt Namen aufschreiben und in eine Urne einwerfen. Aus den richtigen Antworten wird am Ende der Woche ein Zettel gezogen und dem Gewinner ein Bienenwachsteelicht überreicht. Zu Beginn des Schuljahres gibt es auch einen Malwettbewerb: Die Mädchen und Jungen können Etiketten für die Honiggläser gestalten (mehr dazu s. Abschnitt 4.2). Da Bienenhaltung nicht an die Schulzeit ge- bunden ist, gehört persönliches Interesse dazu. »Man muss das auch privat wollen, denn nicht alle Arbeiten kann ich mit Kindern machen«, fasst Verena Goddek zusammen. Da sie von Besonders beeindruckend ist für die Kinder die Bienen so begeistert ist und nicht alle Kitas schiere Menge an Bienen: »Sie staunen darü- und Schulen die Möglichkeit haben, Bienen zu ber, dass die Honigbienen zu so vielen zusam- halten, besuchen sie und ihre Kollegin Marion menleben und sich scheinbar nicht streiten.« Schmitz ehrenamtlich mit einem Bienenschau- Den AG-Betreuerinnen ist es wichtig, dass die kasten umliegende Einrichtungen. Kinder auch nach weniger spannenden Arbei- Weitere Zugänge zur Bildungsarbeit mit und ten wie Rähmchen säubern oder Mittelwände rund um Bienen liefern die Kapitel 4 und 5. einlöten immer noch Gelegenheit haben, das Bienenvolk anzuschauen.
9 2.3 Hintergrundwissen: Über BNE, In der modernen Landwirtschaft werden auch Tierethik und Bienenschutz immer mehr Hochleistungssorten angebaut, die zu einem veränderten Nektar- und Pollen- Warum brauchen Bienen Schutz? angebot führen. Unkraut wird stärker reguliert, »Wenn die Biene von der Erde verschwindet, weshalb Beikräuter wie Kornblume, Acker- dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu krummhals und Kornrade seltener vorkommen. leben«, soll Albert Einstein mal gesagt haben. Brachflächen werden häufiger umgebrochen, Derzeit wird weltweit beobachtet, dass Bienen Wiesen im Grünlandbereich früher gemäht, so sterben, und zwar massiv. Aktuelle Daten bele- dass Pflanzen gar nicht oder nur kurz blühen. gen zum Beispiel für Großbritannien, dass die So ist bis Ende Mai vielerorts noch ein ausrei- Vielfalt der Bienen abnimmt (minus 70 Prozent) chendes Nahrungsangebot vorhanden, ab Juni und damit einhergehend die Anzahl der Wild- bis Ende Oktober sieht es allerdings oft schon pflanzen. In Deutschland gelten mehr als 50 deutlich schlechter aus. Prozent der hier lebenden Wildbienenarten als gefährdet; und bei Honigbienen hat der Ausfall Auch über den Einsatz von Pestiziden wird an Bienenvölkern zugenommen. Das hat Kon- viel diskutiert. »Selbst als bienenverträglich sequenzen für Natur- und Kulturlandschaften, geprüfte Stoffe können in Wirkstoffkombina- denn ein Großteil der Bestäubung wird von Bie- tion zu erheblichen Bienenschäden führen.« nen übernommen. Im Bereich des Obstanbaus (ebd., S. 15) Das bedeutet, dass Bienen durch beispielsweise, wo Honigbienen zu fast 80 den Einsatz von Pestiziden nicht sterben, aber Prozent für die Bestäubung verantwortlich sind so geschwächt sind, dass die Anfälligkeit für (Baumgartner/Loritz 2011, S. 12ff.), bereitet das Krankheiten – beispielsweise durch Schädlinge Bienensterben große Sorgen. Seit Jahren suchen Wissenschaftler deshalb nach den Ursachen, und zwar sowohl aus Na- turschutz- wie auch aus wirtschaftlichen Grün- den. Denn Alternativen wie das Bestäuben per Hand, das bereits in Obstanbaugebieten, zum Beispiel in China, praktiziert wird, sind enorm aufwendig und längst nicht so effektiv. Als Hauptursache gilt inzwischen die konven- tionelle moderne Landwirtschaft. Probleme resultieren aus der wachsenden Anzahl an wie die Varroa-Milbe, die ganze Bienenvölker Monokulturen und dem Einsatz von Pestiziden, schädigen können – steigt. Die Zulassungs- aber auch aus der zunehmenden Größe der stellen prüfen zudem meist nur die Wirkung auf Maschinen, mit denen Wiesen zwar schneller Honigbienen. gemäht werden können, die Bienen jedoch we- niger Fluchtmöglichkeiten lassen. »Zudem ver- Für Wildbienen kommt erschwerend hinzu, nichtet eine Mahd in einem blühenden Bestand dass viele Arten auf bestimmte Pflanzen bzw. während der Flugzeit der Bienen und Hum- Ökosysteme spezialisiert sind und besondere meln je nach Mähtechnik und -zeitpunkt bis zu Nistmöglichkeiten (z. B. in Steinhaufen und 90.000 Bienen pro Hektar – das entspricht drei Böschungen) benötigen. Neben der Land- Bienenvölkern.« (ebd., S. 16) wirtschaft führen auch Versiegelung durch
10 Siedlungs-, Industrie- und Straßenbau zu Tierethik – Tierschutz gravierenden Veränderungen und damit zum Die Lebensgemeinschaft von Mensch und Tier ist Be- Artensterben. standteil der menschlichen Kultur. Die Ansichten über die Stellung der Tiere und deren Beziehung zum Men- Sicher scheint auch, dass durch den Klimawan- schen haben sich im Laufe der Geschichte gewandelt del das Blühverhalten von Pflanzen beeinflusst und variieren von Kulturkreis zu Kulturkreis. wird. Eine veränderte Pflanzenblüte bedeutet Tierethik als Teildisziplin der Bioethik beschäftigt sich mit moralischen Fragen im Allgemeinen: Hinterfragt jedoch ein verändertes Nahrungsangebot, was wird, wie wir als Gesellschaft mit Tieren umgehen und wiederum einen Nahrungsmangel bedingen ob bzw. unter welchen Bedingungen wir Tiere als Lebe- kann. Das Zusammenspiel der verschiedenen wesen nutzen dürfen. Letzteres ist gerade im Zusam- Faktoren wird noch erforscht. menhang mit Massentierhaltung relevant, da Tiere hier eher als Produktionsfaktoren betrachtet werden. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) Der Tierschutz wiederum stellt das einzelne Tier in den Mittelpunkt der Betrachtung und zielt darauf ab, den regelt neben dem Schutz von Lebensräumen Tieren individuell ein artgerechtes Leben zu ermögli- auch der Schutz von wildlebenden Tieren wie chen. Die Rechtspflichten des Menschen gegenüber etwa Wildbienen. Demnach ist es verboten, den Tieren sind im Deutschen Tierschutzgesetz »wild lebende Tiere mutwillig zu beunruhigen geregelt: oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu »Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung verletzen oder zu töten (…)« (§39 (1). In Arti- des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf kel 44 (1) wird dies für besonders geschützte einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden Arten, zu denen zahlreiche Wildbienenarten oder Schäden zufügen.« (Artikel 1) zählen, komplett untersagt (sogenanntes Das Gesetz bezeichnet das Tier also als »Mitgeschöpf Zugriffsverbot). Zugleich regelt Abschnitt 4, des Menschen« und überträgt dem Menschen die dass in der landwirtschaftlichen Nutzung bei Verantwortung für dessen Schutz. Demnach hat das guter fachlicher Praxis kein Verstoß gegen das Tier keine Persönlichkeitsrechte, doch der Mensch ist verantwortlich für das Leben und Wohlbefinden des Zugriffsverbot entsteht. Tieres. Bundesweit setzen sich zahlreiche Initiativen Über Bildung für eine nachhaltige wie BUND, NABU und die Deutsche Umwelt- Entwicklung (BNE) hilfe für den Schutz von Bienen ein. Es werden Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich Bienenbeauftragte für Regionen benannt und aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass Bienenaktionspläne aufgestellt. nicht mehr Holz geschlagen werden soll als nachwächst (vgl. z. B. Deutsche UNESCO- Diese kurze Beschreibung zeigt, dass das The- Kommission o. J.). ma ‚Bienenschutz‘ ökologische, ökonomische, Das Leitbild nachhaltiger Entwicklung ist ein kulturelle und soziale Aspekte berührt. Wie wertebasiertes politisches Leitbild, das 1992 sieht eine nachhaltige Landwirtschaft aus, die auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung ökologische Fragen berücksichtigt und trotz- in Rio de Janeiro als ‚Agenda 21‘ verabschiedet dem wirtschaftlich sein kann? Dabei kommen wurde. Dabei handelt es sich um ein von den auch (tier-)ethische Fragen zur Sprache: Wie Vereinten Nationen beschlossenes politisches darf der Mensch mit Tieren umgehen? Welche Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, mit Eigenrechte haben Tiere, in diesem Fall die Bie- welchem sich 178 Staaten dazu verpflichtet ha- nen? Welche Verantwortung trägt der Mensch ben, ihre Politik an dem Leitbild einer nachhal- für den Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundla- tigen Entwicklung auszurichten. Bildung wird gen und der Artenvielfalt? dabei als unerlässliche Voraussetzung für die
11 erfolgreiche Umsetzung definiert (vgl. Kapitel Bildung ist insofern ein wesentlicher Aspekt, 36 des Leitpapiers). als Menschen lernen müssen, ihre Lebens- und Nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel, natürli- Wirtschaftsweisen entsprechend zu verändern. che Lebensgrundlagen zu erhalten und Vertei- Das Bildungskonzept ‚Bildung für nachhaltige lungs- wie Umweltprobleme zu lösen – global Entwicklung‘ (BNE) fordert daher explizit die und zwischen den Generationen. Um das zu Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwi- erreichen, sind gesellschaftliche Veränderungs- schen Mensch und Natur. Ziel ist es, gute Le- und Aushandlungsprozesse notwendig. bensbedingungen für die Menschen weltweit, heute und zukünftig zu schaffen und dabei Ansatzpunkte bieten die sogenannten Nach- natürliche Lebensgrundlagen zu erhalten. haltigkeitsstrategien: Besser. Anders. Weniger. Gerechter. Der Mensch soll dazu befähigt werden, im Sin- • Besser: effizientere Nutzungsformen finden ne nachhaltiger Entwicklung zu handeln. Ger- und entwickeln. hard de Haan und Dorothee Harenberg haben • Anders: die Belastbarkeit von Ökosystemen dazu das Konzept der Gestaltungskompetenz berücksichtigen, Kreisläufe und Jahreszeiten entwickelt. Gestaltungskompetenz bezeich- berücksichtigen. net die Fähigkeit, »Wissen über nachhaltige • Weniger: den Verbrauch von Ressourcen Entwicklung anwenden und Probleme nicht reduzieren durch Verzicht auf umweltbelas- nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können.« tende Prozesse oder Überflüssiges. (de Haan 2008, S. 31) Es bedeutet aber auch, • Gerechter: weltweit und zwischen den Gene- bei der Gestaltung des eigenen Lebens, der rationen Ungerechtigkeiten verringern. Gesellschaft und der Zukunft im Sinne einer (Vgl. u. a. Bund/Misereor [Hrsg.] 1996, S. 30f.; nachhaltigen Entwicklung zu handeln. Fritz/Schubert 2014) 2.4 Zusammengefasst • Bienen sind für uns Menschen von großer Bedeutung, da sie über 80 Prozent der Blüten bestäuben und so einen wesentlichen Beitrag für unser Leben und für die Ökosysteme leisten. • Durch die Begegnung mit Bienen erfahren die Kinder viel über die Tiere und ihre Bedürfnis- se. Und sie lernen Regeln für den Umgang mit Bienen kennen. So können Ängste abgebaut und ein respektvoller Umgang mit kleinen Tieren entwickelt werden. • Wie Kinder Natur und somit Tieren begegnen, welche Erfahrungen sie machen, beeinflusst wesentlich, wie sie später mit Natur umgehen. • Dem Konzept »Bildung für nachhaltige Entwicklung« (BNE) liegen ethische Leitgedanken zugrunde. Ziel ist die Stärkung der Persönlichkeit und die Befähigung des Einzelnen, aktiv zum Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und zu mehr Gerechtigkeit – global und zwi- schen den Generationen – beizutragen. • BNE erfordert die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Natur-Verhältnis, wozu das Thema »Bienen« gute Ansatzpunkte bietet: Zum einen sind Bienen für das Leben des Menschen von großer Bedeutung (Bestäubung), zum anderen sind sie, insbesondere aufgrund von industrialisierter Landwirtschaft und Klimawandel, stark gefährdet. • Am Beispiel der Honig- und Wildbienen können der Schutz von Tieren und die Handlungs- möglichkeiten jedes Einzelnen thematisiert werden.
12 3 Die Biene 3.1 Wie Bienen leben Einsiedler- oder Solitärbienen, und solchen, die Nach heutigen Erkenntnissen lebt die Biene in Gruppen verschiedener Größe zusammenle- seit knapp 100 Millionen Jahren auf der Erde. ben. Darüber hinaus gibt es die parasitischen Da es Blütenpflanzen aber schon 30 Millionen Bienen, auch Kuckucksbienen oder Kuckucks- Jahre länger gibt, waren die Blüten bis dahin hummeln genannt, die ihre Eier in fremde allein auf den Wind als Bestäuber angewiesen. Nester legen. Nicht nur Größe und Lebens- Eine ziemlich unsichere Angelegenheit – und weise der Wildbienenarten variieren erheblich, so war es ein wichtiger evolutionärer Schritt, sondern auch andere körperliche Merkmale als erste Insekten den Blütenstaub (Pollen) als wie Form, Behaarung und die Länge der Fühler. Nahrung entdeckten. Allerdings fraßen die- Sogar Männchen und Weibchen derselben Art se noch den gesamten Staubbeutel auf, was können sehr unterschiedlich aussehen (vgl. für die Bestäubung wenig förderlich war. Den Westrich 2014, S. 10). Die meisten Wildbienen- perfekten Partner fanden die Blüten schließlich arten sind auf bestimmte Blütenpflanzen spe- in der Biene, mit der sie – in langer wechsel- zialisiert und verwenden auch nur bestimmte seitiger Anpassung, der sogenannten Koevo- Materialien zum Nestbau. Die Gehörnte Mauer- lution – eine ideale Beziehung entwickelten. biene zum Beispiel nistet gern in Lehmwänden, Um im Konkurrenzkampf um die begehrten Steilhängen und Bohrlöchern (und nimmt daher Bestäuberinnen zu bestehen, bieten die Blüten auch gern künstliche Nisthilfen oder auch unterschiedliche Mengen und Qualitäten an Löcher im Verputz an). Die Brutzellen werden Nektar und locken die Bienen mit Duft und dann mit einem Gemisch aus Sand oder Lehm Farbenpracht an. In den meisten Regionen der und eigenen Drüsensekreten verschlossen. Erde ist die Biene heute die wichtigste Bestäu- berin und somit nach Rind und Schwein sogar das drittwichtigste Nutztier des Menschen (vgl. Tautz 2012, S. 55 f.). Die Wildbiene Die weltweit etwa 17.000 bekannten Wildbie- nenarten produzieren zwar keinen Honig und werden daher auch nicht direkt vom Menschen genutzt, als Bestäuberinnen sind sie für den Menschen dennoch von großer Bedeutung (vgl. Westrich 2014, S. 7). In Deutschland leben nachweislich 550 Wildbienenarten (vgl. ebd., S. 7), von denen einige Arten nur 1,3 Millimeter, Die Honigbiene andere bis zu 30 Millimeter lang werden. Die Im Gegensatz zu der Wildbiene hat die Honig- einzelnen Arten beanspruchen zudem unter- biene nur neun Arten ausgebildet. Acht davon schiedliche Nistplätze und Nahrungspflanzen. leben in Asien; in Europa und Afrika hingegen So nisten Wildbienen in Mauerlöchern oder ist nur eine einzige Art beheimatet: die Apis Schneckenhäusern, einige Arten graben aber mellifera. Während Wildbienen oft Einzelgän- auch unterirdische Nisthöhlen. Man unterschei- ger sind oder in Kleingruppen leben, bildet det zwischen den Einzelgängern, sogenannten die Honigbiene sogenannte Staaten mit rund
13 50.000 Tieren im Sommer und gut 20.000 Wächterinnen untersuchen jeden Ankömmling Tieren im Winter (vgl. Tautz 2012, S. 55). Die mit ihren Fühlern und lassen nur Bienen aus Bienen sammeln Pollen und Nektar von Blüten. dem eigenen Volk, die sie am Geruch erken- Während die Wildbiene neben den Pollen auch nen, herein. Alle anderen Insekten, aber auch den Nektar frisst, verspeist die Honigbiene nur Säugetiere und Menschen, die dem Bienen- den Pollen und stellt aus dem Nektar Honig stock zu nahekommen, werden – notfalls unter her. Honig und Pollen (als Vorrat) speichert sie Einsatz des Giftstachels – vertrieben. Ist die Ar- in selbst gebauten, sechseckigen Waben aus beiterin schließlich als Flug- oder Sammelbiene dem Wachs, das sie in ihren Wachsdrüsen tätig, hat sie ihre letzte Lebensstation erreicht. erzeugt. In diesen Waben entwickelt sich auch Beim Fliegen orientiert sie sich an der Sonne der Bienennachwuchs (vgl. ebd., S. 13 f.). und teilt anderen Bienen durch den Bienentanz mit, wo gute Nahrungsquellen zu finden sind. Damit das Leben im Bienenstaat reibungslos Beim Pollen- und Nektarsammeln leistet die funktioniert, hat die Honigbiene eine einzigarti- Honigbiene Erstaunliches. So kann eine einzige ge Logistik entwickelt. Die einzelnen Aufgaben Sammelbiene an nur einem Arbeitstag bis zu im Bienenvolk sind klar verteilt: Die Königin, 3.000 Blüten besuchen! Diese großartige das einzige fruchtbare Weibchen im Bienen- Leistung macht die Honigbiene für die biologi- staat, ist als Mutter aller Bienen ausschließlich sche Vielfalt und die Landwirtschaft und damit für die Produktion von Nachwuchs zuständig. für uns Menschen so wertvoll. Im Sommer legt sie täglich zwischen 1.000 und 2.000 Eier, jedes davon in eine eigene Waben- zelle (vgl. ebd., S. 140). Die männlichen Honig- bienen, die Drohnen, begatten die Königin auf dem ‚Hochzeitsflug‘ und werden danach nicht mehr gebraucht, weshalb sie aus dem Bienen- volk ausgeschlossen werden und sterben (vgl. ebd., S. 114 f.). Den weitaus größten Teil des Bienenvolks aber bilden die Arbeiterinnen, die im Laufe ihres Lebens verschiedene Aufga- ben übernehmen: Direkt nach dem Schlüpfen beginnen die jungen Arbeiterinnen mit dem Putzen anderer Wabenzellen oder helfen beim Wärmen der Brut, indem sie durch Muskelzit- tern Wärmeenergie erzeugen (vgl. Armbruster 2014, S. 33). Nach einigen Tagen werden sie 3.2 Die Biene und der Mensch dann Ammenbienen und füttern die Larven mit Schon früh entdeckte der Mensch die beiden Futtersaft, den sie in den Futtersaftdrüsen pro- kostbaren Produkte der Honigbiene: Bienen- duzieren, sowie mit Honig und Pollen. Ist eine wachs und Honig. Die Wissenschaft geht Arbeiterin zwölf Tage alt, sind ihre Wachsdrü- davon aus, dass bereits Steinzeitmenschen sen funktionsfähig, so dass sie sich als Wachs- wilden Honig sammelten und sich die Löcher in biene dem Bau der Waben widmen kann. den Zähnen mit Bienenwachs stopften. Als der Mensch sesshaft wurde, holte er deshalb auch Ab dem 18. Lebenstag übernehmen einige die Bienen näher ans Haus: Eine systematische Bienen die Wache am Flugloch, um den Bie- Bienenhaltung ist ab ca. 7.000 vor Christus nenstock vor Eindringlingen zu schützen. Die belegt. Im alten Ägypten wurde die Biene hoch
14 geschätzt; sie galt als Glücksbringerin, was 3.3 Bienenhaltung: Entwicklung und über 5.000 Jahre alte Bienenamulette bewei- Haltungsformen sen. Auch die entzündungshemmende Wirkung von Honig war längst bekannt, weshalb das Geschichte der Bienenhaltung Bienenprodukt unter anderem zur Wundheilung Zunächst wurden Honig und Wachs der Honig- bei Kriegsverletzungen eingesetzt wurde. Und bienen dort gewonnen, wo man die Tiere vor- in Teilen des jüdischen Reiches, dem heutigen fand, zum Beispiel in hohlen Baumstämmen. Israel, wo es neuesten Erkenntnissen zufolge Diese Waldbienenhaltung, auch Zeidlerei ge- schon vor über 3.000 Jahren eine hoch entwi- nannt, war lange Zeit verbreitet und wurde op- ckelte Bienenhaltung gab, wurde Honig eben- timiert, indem den Bienen gezielt ein adäquater falls als Medizin verwendet, unter anderem »Wohnraum« angeboten wurde. Dazu schlug bei Herzleiden und Gicht. Honig diente aber der Zeidler künstliche Höhlen in hohe, starke vor allem zum Süßen und Haltbarmachen von Bäume und verschloss diese an der Rückseite Speisen. Das Bienenwachs wiederum nutzte mit einem Holzdeckel, so dass er besser an man zum Beispiel als Lederfett und zum Be- die Waben herankam. Die Zeidlerei war jedoch schichten hölzerner Schreibtafeln (vgl. Arm- sehr aufwendig und schädigte die Bäume bruster 2014, S. 17). Im antiken Griechenland erheblich. Insofern war die folgende Hausbie- hingegen galt der Honig als Quelle von Weis- nenhaltung mit Bienenkörben aus Ruten, Reisig heit, Beredsamkeit und Dichtkunst. Und die oder Strohseilen ein echter Fortschritt. griechische Fruchtbarkeitsgöttin Artemis trug den Beinamen »Melitta«, die Biene, was dafür spricht, dass man schon damals um die beson- dere Rolle der Biene als Bestäuberin wusste (vgl. ebd., S. 17). So gilt Aristoteles denn auch als der erste Bienenforscher (vgl. ebd., S. 18). Es ist erwiesen, dass auch Kelten, Germanen und Slawen Bienenhaltung betrieben. Und mit der Christianisierung wurde die Bienenhaltung in Klöstern vorangetrieben, da das Wachs zur Herstellung von Kerzen benötigt wurde und der Verkauf von Met (Honigwein) eine gute Einnah- mequelle für die Klöster darstellte. Wie bedeutsam die Biene für uns Menschen ist, zeigt sich aktuell in der industriellen Land- wirtschaft, wo aufgrund des akuten Bienenster- Im 19. Jahrhundert schließlich setzte sich der bens die Bestäubung der Blüten gefährdet ist: sogenannte Mobilbau durch. Eine kleine Revo- In Kalifornien leihen sich die Landwirte ganze lution in der Bienenhaltung, denn von Natur aus Bienenvölker aus; in Japan wird an einer Ro- bauen Bienen ihre Waben fest an den umge- boter-Drohne geforscht, die Blüten bestäuben benden Hohlraum an. Das hat den Nachteil, kann; und in einigen Regionen Chinas müssen dass die Waben ausgeschnitten und zerstört die Blüten inzwischen mühevoll von Hand be- werden müssen, um den Honig zu ernten. Beim stäubt werden, weil der massive Einsatz giftiger Mobilbauverfahren hingegen werden Rahmen Insektizide selbst das Bestäuben durch ‚gelie- mit vorgeprägten Waben in die Beute (siehe hene‘ Bienen verhindert. Begriffserklärung rechts) eingesetzt. Diese
15 können dann wieder entnommen und nach der Eier ablegt und die Larven herangezogen wer- Honigernte (Honigschleudern) erneut verwen- den. Darüber liegt der Honigraum, vom Brut- det werden (vgl. Armbruster, S. 25). raum durch ein Gitter getrennt, durch das nur die schmaleren Arbeiterinnen passen, damit die Dank dieses innovativen Verfahrens ließ sich Königin nicht in den Honigraum gelangen kann, mit weniger Aufwand mehr Honig ernten, was die Honigernte erleichtert (vgl. Armbruster, wodurch die Imkerei sehr viel wirtschaftlicher S. 59). wurde. Heute arbeiten fast alle ImkerInnen mit dem Mobilbauverfahren, ob nun in der konven- tionellen Imkerei, in der Bio-Imkerei oder bei der wesensgemäßen Bienenhaltung. Einzige Ausnahmen: die Korbimkerei und das Imkern mit der Bienenkiste. Begriffe rund um Bienen Beute: Den Ort, an dem Bienen wohnen, nennen Imke- rInnen Beute. Bien: Gemeint ist das Bienenvolk als Ganzes, also der Superorganismus. Honigraum: Das ist der Ort im Bienenstock, an dem die Bienen den Honig lagern. Stifte: So werden die Eier genannt, die die Königin legt. Weisel: Andere Bezeichnung für die Königin. Wird eine Königin nachgezogen, heißt die Eizelle Weiselzelle. Drei typische Formen der Bienenhaltung Im Frühsommer zieht das Bienenvolk Jung- königinnen heran, und sobald diese kurz vor 1. Magazinimkerei dem Schlüpfen stehen, verlässt die alte Köni- Das sind Bienenstöcke aus Holz oder Kunst- gin mit einem Teil ihres Volkes den Stock und stoff, die mehrere Etagen umfassen. Das Ziel schwärmt aus, um sich eine neue Wohnung zu der Magazinimkerei ist maximaler Honigertrag suchen. Da dies für die ImkerInnen mehr Arbeit bei möglichst geringem Aufwand für die Imke- und weniger Ertrag bedeutet, versuchen sie rInnen. Die einzelnen Etagen eines Magazins durch verschiedene Maßnahmen das Schwär- werden als »Zargen« bezeichnet, in welche die men zu verhindern, zum Beispiel indem die Rahmen mit den vorgeprägten, eher kleinen Brutzellen von Jungköniginnen herausgebro- Waben von oben eingehängt werden. Die chen werden oder die alte Königin durch Be- Bienen orientieren sich an der Vorprägung, so schneiden der Flügel am Ausfliegen gehindert dass die Waben nicht nur gleichmäßig werden, wird. Neue Bienenvölker entstehen somit nur sondern auch weniger Drohnen entstehen. durch die Nachzucht der Königinnen und ge- Drohnen benötigen nämlich größere Waben, zieltes Teilen der Völker. Ein wichtiger Bereich produzieren aber keinen Honig. Die oberste der modernen Imkerarbeit ist die Bekämpfung Zarge ist mit einem Deckel verschlossen, unter von Krankheiten und Schädlingen, insbesonde- der untersten gibt es einen Boden. In den re der aus Asien eingeschleppten Varroa-Milbe unteren (geschützten) Zargen befindet sich der (Parasit), die eine ernst zu nehmende Gefahr sogenannte Brutraum, in dem die Königin ihre für ein Bienenvolk darstellt. Bei Varroa-Befall
16 dürfen verschiedene Mittel eingesetzt werden. lassen oder Wechselwirkungen mit anderen Einige von ihnen sind allerdings rezeptpflichtig Umwelteinflüssen haben, was wiederum zu und dürfen nur vom Tierarzt oder zu bestimm- Bienenverlusten führen kann (vgl. ebd., S. 61f. ten Jahreszeiten eingesetzt werden, da sie und S. 96ff., Ritter 2013). Rückstände im Wachs und im Honig hinter- Übersicht über Haltungsformen Demeter Bioland EU-bio konventionell Aufstellung bevorzugt auf ökolo- bevorzugt auf ökolo- bevorzugt auf ökolo- keine Regelung gisch bewirtschafteten gisch bewirtschafteten gisch bewirtschafteten oder natürlichen oder natürlichen oder natürlichen Flächen Flächen Flächen Bienenkästen nur aus natürlichen nur aus natürlichen nur aus natürlichen keine Regelung Materialien Materialien Materialien Völkerführung Königinnen-Absperr- Königinnen-Absperr- Königinnen-Absperr- keine Regelung, Ab- gitter verboten gitter erlaubt gitter erlaubt sperrgitter erlaubt Zucht und Vermehrung nur über den natürli- Künstliche Königin- Künstliche Königinnen- Künstliche chen Schwarmtrieb nenzucht ist erlaubt, zucht inkl. künstlicher Königinnenzucht inkl. Völker dürfen künst- Besamung ist erlaubt, künstlicher Besamung lich geteilt werden. Völker dürfen künstlich ist erlaubt. geteilt werden. Wabenbau Naturwabenbau, Nur einige Waben im künstliche Mittelwän- künstliche Mittelwän- im Honigraum sind Brutraum müssen aus de aus Öko-Wachs de aus verschiedenen Mittelwände aus Naturwabenbau sein, erlaubt Wachsen aus teilweise Demeter-Wachs künstliche Mittelwän- unkontrollierten erlaubt de aus Bioland-Wachs Imkereien erlaubt. Fütterung Demeter-Zucker, mind. Bio-Zucker Bio-Zucker keine Regelung 10% eigener Honig Varroa-Behandlung auschließlich mit in Milchsäure, Oxalsäure, Milchsäure, Oxal- keine Regelung der Natur vorkommen- Ameisensäure, Thymol säure, Ameisensäure, den Mitteln (Milch- Thymol, Essigsäure säure, Oxalsäure, Ameisensäure) Honig Abfüllung vor dem Erwärmung bis 40 °C keine Regelung keine Regelung ersten Festwerden, erlaubt Erwärmung bis 35 °C erlaubt. Tab. 1: Anforderung an die Bienenhaltung im Überblick (Quelle: Mellifera e. V.)
17 2. Ökologische Imkerei wesensgemäße Bienenhaltung gelegt. Diese Möchten ImkerInnen ihren Honig als Bio-Honig orientiert sich an den natürlichen Bedürfnis- verkaufen, müssen sie den EU-Richtlinien sen und Instinkten des Bienenvolks. So wird für die ökologische Imkerei entsprechen. Der beispielsweise auf vorgeprägte Waben verzich- wesentliche Unterschied zur konventionellen tet, damit die Bienen ihre Waben selbst bauen Bienenhaltung besteht darin, dass zur Behand- können; auch gibt es keine künstliche Trennung lung von Krankheiten und Schädlingsbekämp- von Brut- und Honigraum. Die Völker teilen sich fung ausschließlich organische Wirkstoffe wie über den Schwarmtrieb, so dass es zu einer Ameisen- oder Milchsäure verwendet werden Unterbrechung der Brut kommt: Der ausgeflo- dürfen. Außerdem müssen die Beuten aus na- gene Schwarm muss zunächst neue Waben türlichen Materialien wie Holz, Lehm oder Stroh bauen, und die Jungkönigin im zurückgebliebe- bestehen und sind auf ökologisch bewirtschaf- nen Volk kann erst nach dem Hochzeitsflug mit teten oder natürlichen Flächen zu platzieren der Eiablage beginnen. Die Brutunterbrechung (vgl. Tabelle 1). reduziert zwar den Honigertrag, aber auch bak- terielle Erkrankungen und die Belastung mit der 3. Wesensgemäße Bienenhaltung Varroa-Milbe. Insgesamt profitiert die Gesund- Mit dem vermehrten Auftreten der Varroa-Milbe heit des Bienenvolks nachweislich von dem und dem ersten Bienensterben begann in natürlichen Wachsschwitzen beim Wabenbau Deutschland Mitte der 1980er Jahre ein Um- und von der Mehrfachbegattung der Königin denken bei der Bienenhaltung. Im Umfeld der beim Hochzeitsflug. In Deutschland wird die neu gegründeten Lehr- und Versuchsimkerei wesensgemäße Bienenhaltung von Demeter Fischermühle wurden die Grundlagen für die zertifiziert (vgl. Mellifera 2015, S. 18). Die Gehörnte Mauerbiene Honigbiene
18 3.4 Zwei Steckbriefe HONIGBIENE (SIEHE S. 17) Herkunft Ursprünglich sozial lebende Wildbiene in Europa und Afrika. Heute weltweit verbreitet, seit mehreren tausend Jahren vom Menschen genutzt, für die Honigherstellung domestiziert und gezüchtet. Größe »»Königin: 16-20 mm »»Arbeiterin: 12-15 mm »»Drohne: 14-18 mm Färbung dunkelbraun, hellgelblich behaart Eigenschaften und Leistung »»Hoch soziales Insekt, das mehrjährige Staaten bildet. »»Auf verschiedene Aufgaben spezialisierte Individuen: Königin legt Eier, Arbeiterinnen pflegen z. B. die Brut oder fliegen als Sammlerinnen; Drohnen dienen der Fortpflanzung. »»Ein Staat produziert 20 bis 30 Kilogramm Honig im Jahr. »»Für 500 Gramm Honig fliegen Bienen bis zu 40.000-mal aus und legen dabei eine Flugstrecke von bis zu 120.000 Kilometern (also drei Erdumrundungen) zurück. Alter »»Lebenserwartung der erwachsenen, sprich 122 bis 152 Tage alten Tiere »»Im Sommer leben Arbeiterinnen ca. 5 Wochen, im Winter zwischen 6 und 7 Monaten. »»Königin: 4-5 Jahre »»Drohne: ca. 24 Tage Feinde Vögel, Wanzen, Parasiten (z. B. Milben), Käfer, Spinnen, Raubfliegen und Hornissen sowie Krankheiten wie Faulbrut und Darmseuchen Besonderheiten Qualität, Richtung und Entfernung von Ertragsquellen werden über den Bienentanz übermittelt, damit auch andere Sammlerinnen den Ort finden. DIE GEHÖRNTE MAUERBIENE: EINE HEIMISCHE WILDBIENENART (SIEHE S. 17) Herkunft Wildbiene, Solitärbiene. Kommt in fast allen Lebensräumen vor, häufig auch im Siedlungsbereich. Größe 12-16 mm Färbung Der Brustbereich ist nur leicht grauschwarz behaart, der Hinterleib hingegen dicht rostrot behaart. Gesicht und Unterseite des Kopfes sind weiß behaart. Eigenschaften und Leistung »»Die Weibchen sorgen allein für die Brut. »»Nester mit bis zu 12 Brutzellen in Hohlräumen wie Ritzen in Mauern, Holz, Verputz oder Schilfhalmen »»Sie bestäuben Wildpflanzen, alle Obstsorten und Nutzpflanzen. Im Gegensatz zu anderen Wildbienen ist die Mauerbiene nicht auf einzelne Pflanzenarten spezialisiert. Alter Lebenserwartung als erwachsenes Tier: 4-6 Wochen »»Verbringt als fertiges Insekt ein Ruhestadium von ca. 8 Monaten in der Niströhre. Feinde Vögel, Wanzen, Parasiten (z. B. Milben), Käfer, Spinnen sowie Krankheiten Besonderheiten »»Sie können bis zu 20% ihres Gewichts an Pollen tragen. »»Wärme liebende Art
19 4 Wenn’s um die Biene geht: Methoden Dieses Kapitel enthält Ideen und Anregungen Das Gespräch zielt darauf ab, das Interesse für die pädagogische Praxis, um das Thema der Kinder an dem Thema zu wecken und ihre ‚Wild- und Honigbienen‘ mit Kita- und Grund- Fragen sichtbar zu machen. schulkindern vielseitig zu bearbeiten. Nachdem Variante: Einstieg für Grundschulkinder die jeweilige Methode vorgestellt wurde, wird (Klasse 3-4) kurz das benötigte Material aufgeführt und Jedes Kind schreibt auf einem Blatt auf, was schließlich skizziert, welche Erfahrungsmög- es bereits über Bienen weiß (linke Spalte) und lichkeiten diese Methode bietet. was es gerne noch über Bienen wissen möchte (rechte Spalte). Entsprechende Abbildungen und Bücher liegen zum Stöbern bereit. Material: Abbildungen und Produkte, zum Beispiel Honig, Wachskerze, Foto einer Biene, Waben, Pflanzenstängel, Schneckenhaus. Für die Variante: Stifte und Zettel Erfahrungsmöglichkeiten Fragekompetenz stärken, differenzierende Wahrneh- mung, Aktivieren von Vorwissen Wie lebt die Honigbiene? Als Einstieg kann z. B. ein Auszug aus dem Buch ‚Wie lebt die kleine Honigbiene?‘ vor- gelesen werden. Dabei handelt es sich um die Geschichte einer geschlüpften Arbeiterbiene, 4.1 Methoden für den Einstieg die das Leben im Bienenstock kennenlernt. Das Buch ist anschaulich illustriert. Das Gespräch Was finden die Kinder besonders spannend? In der Tisch- bzw. Gruppenmitte liegen ver- Was würden sie wissen wollen, wenn sie selbst schiedene Materialien zum Thema ‚Biene‘. die kleine Honigbiene wären? Mögliche Fragen für den Gesprächseinstieg: Material: Buch z. B. ‚Wie lebt die kleine Honig- Was wisst ihr über Bienen? Welche Bienen- biene?‘ (ab 4 Jahre) produkte kennt ihr? Wo begegnet ihr Bienen? Habt ihr schon einmal Bienen beobachtet? Hat jemand Angst vor Bienen? Und: Welche Fragen Erfahrungsmöglichkeiten habt ihr an/zu/über Bienen? Die Fragen der Differenzierende Wahrnehmung, Aktivieren von Vorwis- sen, Perspektivwechsel Kinder werden auf Zetteln festgehalten und an einer Wand befestigt. So können die Fragen in der weiteren Arbeit aufgegriffen werden (z. B. Alles Bienen oder was? beim Planen eines Projekts; oder die Kinder In der Mitte des Sitzkreises liegen Bilder können ihre eigenen Fragen im Rahmen einer verschiedener Bienenarten. Die Kinder schau- Lernwerkstatt erforschen). en sich die Bilder an. Im Gespräch wird nun
20 überlegt, was die Tiere gemeinsam haben und Die Kinder überlegen sich vorab Fragen, die worin sie sich unterscheiden. Wer hat schon sie den BienenexpertInnen stellen möchten. mal welches dieser Tiere gesehen? Wo? Weiß Zum Beispiel: Wie werden Honigbienen gehal- jemand, um welche Tiere es sich handelt? ten? Was machen die Bienen den ganzen Tag? Material: Fotos z. B. von Honigbiene, Hummel, Frühstücken sie? Was machen ImkerInnen? Wespe, Hornisse, Schwebfliege, Solitärbiene Müssen Bienen gepflegt werden? Vor Ort er- (Beispiele s. Arbeitsmaterial Lernstation 1 S. 35) fahren die Kinder, was Honigbienen zum Leben Hinweis: Die Anzahl der Bilder wird je nach brauchen, welchen Gefahren sie ausgesetzt Alter und Vorwissen der Kinder reduziert oder sind und welche Aufgaben es im Leben des erhöht. Insekts gibt. Darüber hinaus lernen die Kinder ein jahrhundertealtes Handwerk kennen. Die Kinder können beobachten, wie die Tiere Erfahrungsmöglichkeiten sich verhalten und miteinander kommunizieren. Differenzierende Wahrnehmung, Vorwissen aktivieren, Für Mutige ist sogar eine kurze Begegnung Wissen erweitern mit Drohnen möglich, da diese keinen Stachel haben. Manchmal kann auch mitgeholfen wer- 4.2 Methoden zur Vertiefung den; das ist allerdings nur in kleinen Gruppen möglich. Exkursion: Den Wildbienen auf der Spur Material: - Naturschutzverbände, Umweltstationen und VertreterInnen von Naturschutzbehörden/ Bienenbeauftragte kennen sich mit Wildbie- Erfahrungsmöglichkeiten Beobachtung (z. B. Verhalten, Aufgaben, Kommunika- nen aus. Ähnlich wie beim Imkerbesuch (s. u.) tion), Sinneswahrnehmung, Kennenlernen eines alten können sich die Kinder vorab Fragen überle- Handwerks, Wissenserweiterung, direkte Tierbegegnung gen, die sie gerne mit den ExpertInnen klären möchten. Manche ExpertInnen bringen soge- nannte Kaleidoskope oder Facettenaugen mit, so dass die Kinder versuchen können, die Welt mit Insektenaugen zu sehen. Material: Bilder von Wildbienen, Hummeln, Ho- nigbienen, Facettenaugen/Kaleidoskope, ggf. Farbfolien (denn Bienen sehen Farben anders) Erfahrungsmöglichkeiten Beobachtung (z. B. Verhalten), Sinneswahrnehmung, Wissenserweiterung (z. B. Lebensräume, Bedürfnisse), direkte Tierbegegnung, externen Lernort und ExpertIn- nen kennenlernen Besuch bei einer Imkerei Häufig gibt es in der Nähe von Kitas und Grundschulen eine Imkerei, selbst in der Stadt. Näheres weiß der Imkerverein vor Ort. Hier können Honigbienen besucht und beobachtet werden. M. Großmann / pixelio.de
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