Zuckerwatte und Zahnbürste - Swiss Dental Journal

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Zuckerwatte und Zahnbürste - Swiss Dental Journal
ZAHNMEDIZIN AKTUELL              1369

                                                                        Die SSO-Solothurn beging am 23. Oktober
  Zuckerwatte und                                                       den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs, eine

  Zahnbürste                                                            Galavorstellung des Zirkus Monti. Das
                                                                        Publikum erlebte spannende Artistik-
                                                                        und Talk-Einlagen. Dabei zeigte sich:
                                                                        Solothurner Politiker haben bei der Mund­
                                                                        hygiene noch Steigerungspotenzial.
                                                                        Text: Felix Adank, Presse- und Informationsdienst SSO
  100 Jahre SSO-Solothurn                                               Fotos: Felix Adank/Zirkus Monti

Ein Fest auf Augenhöhe mit all jenen Per-
sonen zu feiern, die sich im Kanton Solo-
thurn mit Zahnmedizin im engeren und
im weiteren Sinne beschäftigen – dies
war das Anliegen der SSO-Solothurn, wie
Präsident Hans Peter Hirt vor 430 gelade-
nen Gästen in Solothurn erläuterte: «Wir
möchten mit dieser Gala zeigen, dass der
Zahnarzt nicht ein Einzelkämpfer ist in
seiner Praxis. Zu einer guten zahnmedi­
zinischen Versorgung gehört ein ganzes
Team!»
Dies unterstrichen die zahlreichen Pra­
xis­inhaber der SSO-Solothurn, die mehr-
heitlich mit ihrem Praxisteam gekom-
men waren. Hirt freute sich, dass 85 Pro-
zent der aktiven Mitglieder persönlich             Von links: Philipp Hadorn, Pirmin Bischof, Kurt Fluri, Roland Heim, Michael Fluri von Curaden AG und
anwesend waren – ein «Zeichen freund-              Moderatorin Sandra Boner
schaftlicher Kollegialität». Und er dankte
den anwesenden Sponsoren für ihre
grosszügige Unterstützung. Nebst SSO-­             Ständerat Pirmin Bischof und Nationalrat             Politiker für die Pflege ihrer Zähne nur
Präsident Beat Wäckerle, Vorstandsmit-             Philipp Hadorn.                                      durchschnittliche Noten gaben. Sandra
glied Jean-­Philippe Haesler und SSO-Se-           In verschiedenen Talkeinlagen gelang es              Boner verabschiedete sie augenzwin-
kretär Simon Gassmann waren auch die               der Moderatorin, Meteo-Fachfrau Sandra               kernd mit Zuckerwatte und einer grossen
Präsidentinnen und Präsidenten der be-             Boner, den prominenten Gästen Be-                    Zahnbürste aus der Manege.
nachbarten SSO-­Sektionen gekommen,                kenntnisse zur Zahnmedizin, zum Ver-                 Ein Galadiner und artistische Einlagen
um mit der SSO-­Solothurn zu feiern. Ihre          hältnis zu «ihrem» Zahnarzt und zum                  der jungen Akrobatinnen und Akrobaten
Aufwartung machten weiter Regierungs-              persönlichen Umgang mit der Mund­                    des Zirkus Monti rundeten einen gelun-
rat und Landammann Roland Heim, der                hygiene zu entlocken. Dabei zeigte sich,             genen Jubiläumsanlass ab, der noch lange
Solothurner Stadtpräsident Kurt Fluri,             dass sich die anwesenden Solothurner                 in Erinnerung bleiben wird.

Die artistischen Einlagen der jungen Akrobaten des Zirkus Monti rundeten den Jubiläumsanlass der SSO-Solothurn ab.

                                                                                                              SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015    P
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1370     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

       FMH-Präsident Jürg Schlup: «In der Medizin gibt es keinen Mangel an Bewerbern, sondern zu wenig Ausbildungsplätze.»

                                                                           Ein Anliegen der FMH ist die Sicherung einer
          «Wir bieten zu wenig                                             qualitativ hochstehenden medizinischen Ver-
         ­M edizinstudienplätze                                            sorgung. FMH-Präsident Jürg Schlup bezieht
          an!»                                                             Stellung zu Ärztemangel, Masseneinwande-
                                                                           rungsinitiative und Numerus ­clausus.

                                                                           Interview: Marco Tackenberg, Presse- und Informationsdienst SSO;
                                                                           Foto: Iris Krebs, Fotografin
                                                                           Dieses Interview erschien erstmals in ­Politik+Patient, Ausgabe 3/2015.

       Herr Schlup, der Ärztemangel ist Realität. Der Bundesrat will               Jürg Schlup: Wir bieten in der Schweiz schlicht zu wenige Me-
       100 Millionen in zusätz­liche Medizinstudienplätze investieren.             dizinstudienplätze an! Ende der 1970er-Jahre wurden pro Jahr
       CVP‑Nationalrätin Ruth Humbel hingegen will den Numerus clau-               bis zu 1000 Ärztinnen und Ärzte ­diplomiert. Ab 1985 bis 2010
       sus ­abschaffen und durch ein Praktikum ersetzen. Welche Mass‑              waren es noch 700. Seit den 1980er-Jahren ist die Bevölkerung
       nahmen bringen den gewünschten ­Erfolg?                                     aber von 6 auf 8 Millionen angewachsen. Der Numerus clausus

       SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
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ZAHNMEDIZIN AKTUELL           1371

hat mit diesem Mangel an Studienplätzen nichts zu tun – er             Der Zulassungsstopp gilt in der Schweiz mittlerweile seit 13 Jah-
wurde ja erst 1997 eingeführt und regelt seither die Zuteilung         ren. Es existieren keine Studien, die zeigen, dass dieser Stopp
der verfügbaren Plätze. 2014 haben sich 4500 junge Menschen            einen Einfluss auf die Kosten hat. Er hat aber junge, in der
um einen der 1600 Studienplätze beworben. In der Medizin               Schweiz ausgebildete Ärztinnen und Ärzte in den Spitälern fest-
gibt es keinen Mangel an Bewerbern, sondern zu wenig Ausbil-           gehalten. Gesteuert wird bislang sektoriell, das heisst, nur im
dungsplätze. Dieses Problem lösen weder eine Abschaffung des           praxisambulanten Sektor, nicht aber im stationären und im spi-
Numerus clausus noch die Einführung von Praktika, wie sie              talambulanten Bereich. Das führt zu Ausweichbewegungen der
Natio­nalrätin ­Humbel fordert.                                        Ärzte zwischen den Sektoren – ein klassisches Beispiel für eine
                                                                       Fehlsteuerung.
Ruth Humbel begründet ihren Vorstoss auch damit, dass der heutige
Zulassungstest zunehmend kritisiert werde. Teilen Sie diese Kritik?    Die FMH spricht sich gegen jede Zulassungssteuerung aus – ist
Die Fragen im Auswahlverfahren werden kritisiert, seit es die-         dies im Bereich der obligatorischen Krankenversicherung nicht
sen Test gibt. Verbesserungen sind notwendig, zum Beispiel die         eine extreme Position?
Berücksichtigung von Sozialkompetenz, Empathie und prakti-             Wir würden eine Weiterführung der seit 2013 geltenden Zu­
schen Fähigkeiten. Das ist aber schwierig zu messen. Immerhin          lassungssteuerung mit qualitativen Kriterien akzeptieren: Zu­
wird der Test jährlich verbessert, die Universität Fribourg hat        gelassen werden Ärzte, die drei Jahre Tätig­keit an einem aner-
ein entsprechendes Mandat. Grundsätzlich sind wir gegen ei-            kannten Weiterbildungsspital der Schweiz nachweisen können
nen Numerus clausus, aber wir benötigen ein Selektionssystem,          und über die notwendige Sprachkompetenz in einer Landes-
­solange wir zu wenig Studienplätze anbieten. Und zwar ein Sys-        sprache verfügen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) prüft
 tem, das trotzdem möglichst viele Studienabschlüsse erlaubt.          zurzeit, wie die Weiterbildung bzw. die Facharztausbildung
                                                                       ­gesteuert werden könnte. Aus meiner Sicht kann die Fach­arzt­
Wie bewerten Sie die Personenfreizügigkeit der EU in Bezug auf          aus­bil­dung nur mit Anreizen und ­guten Rahmenbedingungen
die «blauen Berufe»?                                                    beeinflusst werden, eine behördliche Steuerung birgt die Gefahr
Das hohe Versorgungsniveau im Gesundheitswesen können                   einer Fehlversorgung.
wir heute nur dank Fachkräften mit ausländischem Diplom
aufrechterhalten. Dies gilt sowohl für die Ärzte als auch für die      Die FMH spricht sich nach wie vor gegen eine Lockerung des Ver‑
Pflegenden. Daher ist die FMH besorgt über die Umsetzung               tragszwangs aus. Was nützt die freie Arztwahl dem Patienten?
der Masseneinwanderungsinitiative mittels einer Kontingents-           Was der Ärzteschaft?
lösung.                                                                Die FMH ist der Meinung, dass die Pa­tien­ten die Qualität ihrer
                                                                       Ärzte besser beurteilen können als die Versicherer. Die FMH
Mitte 2016 läuft die Übergangsfrist für die Zulassungsbeschränkung     will die Wahl des Arztes, der Ärztin den Patienten und nicht den
für Spezialärzte ab. Der Bundesrat will die Kantone ermächtigen, die   Krankenversicherungen überlassen. Momentan ist ein Vorstoss
Zulassung von Ärzten selber zu steuern. Warum wehrt sich die FMH       der SVP im Parlament hängig, der die Vertragsfreiheit einführen
gegen diesen Vorschlag?                                                möchte. Das Thema ist also hochaktuell.

                                                                                                  SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
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1372     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

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         Mundpflege bei Senioren                                    ­Zürich werden die Patienten regelmässig
         für mehr Lebensqualität                                     zahnmedizinisch versorgt. Das Pilotprojekt
                                                                     der Universität Zürich verlief so positiv,
                                                                     dass das Konzept auf alle Pflegeheime
                                                                     ­ausgeweitet wird.
                                                                    Text: Andrea Renggli; Foto: ZZM der Universität Zürich, Klinik PPK

       Die Prophylaxe von Zahnerkrankungen         Zeitmangel ist kein Argument                Fluoridzahnpasta. Ansonsten behält der
       bei Kindern wird in der Schweiz schon       Das zahnmedizinische Betreuungspro-         Bewohner seine Mundhygienegewohn­
       seit Jahren gefördert – unter anderem       gramm für Pflegeeinrichtungen ist in drei   heiten bei. Das ist in jedem Heim ohne
       durch die flächendeckende Schulzahn-        Phasen gegliedert: 1. vom Pflegepersonal    Zusatzkosten möglich. Zeitmangel ist
       pflege. Die Mundgesundheit von älteren      regelmässig durchgeführte, wirksame         ­somit kein Argument mehr, die Mund­
       Menschen hingegen wird erst seit Kur-       Mundhygiene; 2. standardisierte zahn-        hygiene zu vernachlässigen.»
       zem breit diskutiert. Dr. Giorgio Menghi-   medizinische Eintrittsuntersuchung;          Diese erste Phase läuft zurzeit in den
       ni, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der   3. professionelle Mundhygiene.               Stadtzürcher Pflegeeinrichtungen. «Wir
       Klinik für Präventivzahnmedizin, Paro-      Die meisten Bewohner einer Pflegeein-        machen gute Erfahrungen», erzählt
       dontologie und Kariologie (PPK) der Uni-    richtung können ihre Zähne oder Prothe-      Menghini. «Die Bewohner gewöhnen
       versität Zürich, erzählt: «Als sich die     se nicht mehr wirksam selber reinigen.       sich an die regelmässige Unterstützung
       Schulzahnprophylaxe etabliert hatte,        Ziel der ersten Phase ist es daher, eine     durch das Pflegepersonal. Man erreicht
       wurde deutlich, dass auch für die zahn-     regel­mässige Mundhygiene durch das          somit ziemlich schnell bessere Hygiene-
       medizinische Betreuung der Senioren         Pflegepersonal zu etablieren. Zunächst       verhältnisse (weniger Entzündungen,
       besondere Anstrengungen nötig sind.»        werden die Pflegerinnen und Pfleger über     weniger Mundgeruch). Das wiederum
       Untersuchungen in Zürcher Pflege­           die häufigsten Mundkrankheiten infor-        ­erleichtert den Pflegern die Arbeit.»
       heimen aus den Jahren 1995/96 sowie         miert. Dann üben sie die Handgriffe di-       In der zweiten Phase des zahnmedizini-
       2011/12 zeigten nämlich: In den letzten     rekt am Patienten, unter Anleitung einer    schen Betreuungsprogramms wird in
                                                                                                 ­jedem Heim eine standardisierte zahn-
                                                                                               medizinische Eintrittsuntersuchung ein-
                                                                                               geführt. Sie wird idealerweise einmal im
       «Die meisten Bewohner einer Pflege-                                                     Monat vom Heimzahnarzt durchgeführt
                                                                                               werden. Er beurteilt die Mundgesundheit

       einrichtung können ihre Zähne oder                                                      der neu ins Heim eingetretenen Senioren
                                                                                               und führt einfache Behandlungen durch,
                                                                                               zum Beispiel kariöse Läsionen inaktivie-
       Prothese nicht mehr selber reinigen.»                                                   ren oder eine Prothese anpassen. Die
                                                                                               Heimzahnärzte – vorgesehen sind erfah-
                                                                                               rene SSO-Zahnärzte mit einer Praxis in
                                                                                               der Nähe der Pflegeeinrichtung – sind
       25 Jahren hat die Zahl der noch vorhan-      dafür ausgebildeten Prophylaxe-Assis-      auch für die zahnmedizinische Versor-
       denen Zähne bei den Bewohnern zuge-          tentin. Zur weiteren Unterstützung der     gung von Langzeitbewohnern und für
       nommen, und es gibt weniger Prothe-          Pfleger hat Giorgio Menghini zusammen      Notfälle zuständig.
       senträger. Aber die Mundhygiene ist          mit den Pflegezentren der Stadt Zürich     In der dritten Phase kommen Prophylaxe-­
       grösstenteils weiterhin als sehr schlecht    Handlungsabläufe definiert. Diese zei-        Assistentinnen zum Einsatz, die unter
       einzustufen.                                 gen das systematische Vorgehen bei der        Anweisung des Heimzahnarztes arbeiten.
       Giorgio Menghini und das Team des            Mund­inspektion, beim Zähnebürsten         Sie bieten den Bewohnern eine professio-
       Fachbereichs Präventivzahnmedizin ent-       und bei der Prothesenreinigung sowie       nelle Zahnreinigung an. Diese umfasst
       warfen deshalb ein Konzept für ein zahn-     das nötige Material.                       eine gründliche Entfernung von Plaque
       medizinisches Betreuungsprogramm in          Menghini erklärt: «Die Mitarbeiter in      und supragingivalem Zahnstein sowie die
       Pflegeeinrichtungen. Ab 2009 wurde es        Pflegeeinrichtungen stehen unter Zeit-     Applikation von Fluoridlack. Menghini
       versuchsweise im grössten Pflegezentrum      druck, das ist uns bewusst. Um ihren       hat sich für den Einsatz von Prophylaxe-­
       der Stadt Zürich umgesetzt. Die Erfah-       Aufwand möglichst gering zu halten,           Assistentinnen entschieden, weil eine
       rungen waren positiv, sodass die Stadt­     ­haben wir eine einfache, aber wirksame     Dentalhygienikerin für diese Massnah-
       behörden beschlossen, das Programm auf       Anweisung formuliert: Die Pfleger sollen   men überqualifiziert ist. Zudem werden
       alle städtischen Pflegezentren auszuwei-     den Heimbewohnern mindestens einmal        in der Schweiz jährlich nur rund 70 Den-
       ten. Das entspricht rund 1500 Pflegeper-     pro Woche die verbliebenen Zähne bürs-     talhygienikerinnen ausgebildet: zu we-
       sonen und 1600 Betten.                       ten, und zwar mit einer hoch dosierten     nig, um eine wesentliche Rolle in der

       SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
                                          P
Zuckerwatte und Zahnbürste - Swiss Dental Journal
ZAHNMEDIZIN AKTUELL            1373

In der Stadt Zürich hat ein Team der Klinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie der Uni Zürich einfache und wirksame Standards für
die zahnmedizinische Betreuung in Pflegeheimen eingeführt.

­ etreuung der Pflegeheime spielen zu
B                                                   tentinnen werden zurzeit in Zusammen-                 dienst, Pflegeexperten, Bildungsverant-
können.                                             arbeit mit den Pflegeheimen und der                   wortliche, Pflegeleitung usw.) zu koor­-
                                                    Taskforce Alterszahnmedizin der SSO                    dinieren, wurde anfänglich unterschätzt.
Lebensqualität erhalten                             ­erarbeitet.                                           Und um die Abläufe in den Heimen zu
Das Wohlergehen der Heimbewohner                                                                          optimieren, sei noch viel Kleinarbeit
steht bei allen Massnahmen im Vorder-               Auf einem guten Weg                                   ­nötig. «Aber alle Beteiligten sind daran
grund. «In der Stadt Zürich beträgt die             Mit seinem zum Teil unkonventionellen                  interessiert, und wir sind auf einem guten
durchschnittliche Lebenserwartung nach              Ansatz hat Giorgio Menghini bisher gute                Weg.»
dem Heimeintritt eineinhalb Jahre», be-             Erfahrungen gemacht – trotz anfänglichen             Giorgio Menghini stellt sein zahnmedi­
tont Menghini. «Unser Ziel ist deshalb,             Schwierigkeiten. Das Pflegepersonal in               zinisches Betreuungsprogramm allen
die Lebensqualität der Senioren zu erhal-           den Heimen sei oft überlastet, erklärt er.           ­interessierten Pflegeeinrichtungen zur
ten. Sie sollen keine Schmerzen haben               «Zudem haben viele Pfleger einen Migra-               Verfügung, auf der Internetplattform von
und ihre Mahlzeiten selber kauen kön-               tionshintergrund und kommen aus Ge-                   Curaviva, dem Verband der Heime und
nen. Aufwendige und schmerzhafte Be-                genden, wo die Mundhygiene einen ande-                Insti­tutionen Schweiz. «Ich freue mich,
handlungen vermeiden wir wenn mög-                  ren Stellenwert hat als bei uns. Es brauchte          dass jetzt endlich ein einfaches, aber um-
lich.» Ausserdem gilt: Der Bewohner ist             Zeit, sie vom Nutzen einer regelmässigen              fassendes Modell für die zahnmedizinische
König. Ihm wird keine zahnmedizinische              Mundhygiene zu überzeugen.»                           Betreuung in Pflegeeinrichtungen vor-
Massnahme aufgezwungen, wenn er sie                 Auch der Aufwand, um die administra­                  liegt», sagt er. «Es liegt nun an den Hei-
nicht wünscht.                                      tiven Arbeiten zwischen den verschie­                 men und an den möglichen interessierten
Für die Eintrittsuntersuchungen, die Be-            denen Dienststellen (zum Beispiel Sozial-             Akteuren, das Beste daraus zu machen.»
handlungen und die Prophylaxe-Sitzun-
gen in den Heimen werden bestehende
Strukturen wie Coiffeur- oder Podologie-
stühle benutzt. Zudem bietet die Klinik                Information für Pflegeeinrichtungen
PPK mobile zahnärztliche Behandlungs-
einheiten an. Für die neun Pflegeheime,                Weitere Informationen: www.curaviva.ch – Fachinformationen – Themendossiers –
in denen das Programm zurzeit läuft, sind              Medizinische und therapeutische Versorgung in Alters- und Pflegeinstitutionen.
sieben Einheiten im Einsatz. Die finan-                Für die Instruktion des Pflegepersonals wird auch die Broschüre «Zahnschäden sind
ziellen Bedingungen für den Einsatz von                vermeidbar» empfohlen (erhältlich im SSO-Shop: www.sso-shop.ch).
Heimzahnärzten und Prophylaxe-Assis-

                                                                                                               SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015  P
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1374     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

                                                            I N T E R N AT I O N A L E S

                                                                                Der 103. Jahreskongress der FDI fand vom
         FDI-Welt­                                                              22. bis zum 25. September in Bangkok statt.

         kongress 2015                                                          Die asiatische Metropole zog eine beacht­
                                                                                liche Zahl von Teilnehmern an, obwohl sie
                                                                                zu Beginn des Monats von einer Serie von
                                                                                Attentaten erschüttert worden war.
                                                                                Text und Fotos: Dr. Philippe Rusca, SSO-Abgeordneter bei der FDI

       Das Weltparlament der Zahnärzte ver-                 sichtlich in die Zukunft blicken. Der
       sammelte sich vom 22. bis 25. Septem-                Franzose Patrick Hescot, ehemaliger             REPORT ON FDI PROJECTS
       ber im International Trade & Exhibition             ­Generalsekretär der ADF (Association            –– Vision 2020
       Center (BITEC) im Südosten von Bang-                 Dentaire Française) und Organisator des         –– Oral Health Atlas & Data Hub
       kok. Es ist mit dem «Skytrain» nur etwa              ADF-Kongresses in Paris, wurde zum              –– Collaborative Practice
       35 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.                neuen Präsidenten der FDI ernannt, und          –– World Dental Development Fund
       An dem Ort, an dem auch der Kongress                 die Amerikanerin Kathryn Kell (Schatz-          –– World Oral Health Day
       selbst stattfand, wurden im gleichen                 meisterin der FDI) wurde President-­            –– Development Projects
       Zeitraum zahlreiche Sitzungen (von re­               Elect. Hervorzuheben ist, dass mit dieser       –– Observatory
       gio­­na­len Organisationen, wissenschaftli-          Ernennung erneut ein Europäer an der            –– Brush Day and Night
       chen Ausschüssen, den NLO, d.h. natio-               Spitze der Weltorganisation der Zahnärzte       –– Caries Initiative Partnership
       nalen Verbindungsbeauftragten, usw.)                 steht.                                          –– Smile around the world
                                                                                                            –– Ageing population
       organisiert.                                         An den Sitzungen des Weltparlaments
                                                                                                            –– International Dental Journal (IDJ)
       Die FDI erholt sich allmählich von                   wurden zahlreiche Projekte und Berichte
                                                                                                            –– Global Continuing Education Programme
       schweren Krisen und kann nun zuver-                  vorgestellt:

       Junge Zahnmediziner zeigten grosses Interesse für die präsentierten Neuheiten.

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ZAHNMEDIZIN AKTUELL         1375

Weitere Informationen sowie die neu
­gefassten Beschlüsse finden sich unter:
 www.fdiworldental.org

Ein enormer Andrang
Der Annual World ­Dental Congress,
AWDC, begann mit der traditionellen
und farbenfrohen Eröffnungszeremonie,
welche die lokale Folklore in Szene setzte
und die immer ein Publikumsmagnet ist.
Der wissenschaftliche Kongress erreichte
mit seinen 8000 Teilnehmern (rechnet
man alle Formen der Teilnahme zusam-
men, kommt man sogar auf 15 860), da-
von 54 aus der Schweiz, durchschnitt­
liche Besucherzahlen.
Bei den internationalen Referenten war
die Schweiz mit drei Personen vertreten:
Urs Brodbeck, Sigrun Eick und Ivo Krejci.
Einmal mehr ist festzuhalten, dass ein
enormer Andrang bestand und die Hör­
säle bei jeder Präsentation gut gefüllt
­waren. Die jungen Kliniker – Männern
 wie Frauen – zeigten grosses Inte­resse
   an den international renommierten
 ­Referenten.
  Der nächste Kongress der FDI wird
  ­wesentlich näher an der Schweiz statt­
   finden, nämlich im polnischen Posen.
Auf der offiziellen Website sind bereits
zahlreiche Informationen zu finden:
www.fdi2016poznan.org
                                                     Der neue FDI-Präsident Dr. Patrick Hescot und ­Vize-Präsidentin Dr. Kathryn Kell

Die Schweizer Delegation von rechts: Beat ­Wäckerle, Oli Zeyer, Monika Lang und Philippe Rusca

                                                                                                                SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
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ZAHNMEDIZIN AKTUELL                1377

                                                                 MEDIZIN

                                                                        Die Erkenntnisse der drei diesjährigen Preis-
  Nobelpreis                                                            träger haben die Behandlung von Menschen

  Medizin 2015                                                          mit Parasitenkrankheiten grundlegend
                                                                        ­geändert: Flussblindheit und lymphatische
                                                                         ­Filariose könnten bald ausgerottet sein, und
                                                                          viele Menschen mit Malaria können heute
                                                                          geheilt werden.
                                                                        Text: Felicitas Witte, Ärztin und Journalistin
                                                                        Grafiken: Emanuele Fucecchi

Ihr Tagesablauf in Afrika habe sie so be-          Landes, forscht über Tuberkulose und                 «Eine richtige und mutige Entscheidung»
schäftigt, erzählt Amrei von Braun, dass           HIV und bildet junge ugandische Ärzte,               Drei Wissenschafter wurden dieses Jahr
sie überhaupt nicht darüber nachgedacht            Laboranten und Medizinstudierende                    geehrt: Der US-Amerikaner William
habe, dass jetzt im Herbst wieder der              fort. «Ich finde super, dass dieses Jahr             C. Campbell und der Japaner Satoshi
­Nobelpreis für Medizin verliehen werde.           Wissenschafter ausgezeichnet wurden,                 Ōmura für ihre Entdeckung des Anti-
 «Ich habe mich dann total gefreut, dass           die sich mit Krankheiten armer Men-                  wurmmedikaments Avermectin (Abb. 1)
 eine Forschung honoriert wurde, die Tau-          schen beschäftigten», sagt von Braun.                und die Weiterentwicklung zum wirk­
 senden von Menschen pro Jahr das Leben            «Die Betroffenen haben keine gute                    sameren Arzneimittel Ivermectin teilen
 rettet», sagt die Ärztin. «Die drei For-          ­Lobby – die Forschung interessiert sich             sich den Preis mit der Chinesin Youyou
 scher haben den Preis mehr als verdient.»         für sie kaum.» Insbesondere Wurminfek-               Tu (Abb. 2), die nach jahrelangen Bemü-
 Amrei von Braun ist Assistenzärztin in der        tionen, die zu den «vernachlässigten                 hungen das pflanzliche Malariamittel
 Klinik für Infektiologie am Unispital Zü-          ­tropischen Krankheiten» gehören, fän-              Artemisinin isolieren konnte. Ivermectin
 rich und arbeitet seit anderthalb Jahren in         den nicht genügend Beachtung durch                 wird seitdem erfolgreich gegen die tro-
 Uganda im Rahmen eines Kooperations-                Regierungen, Industrie, Wissenschaft               pischen Wurmkrankheiten Flussblind-
 projektes zwischen der Uni Zürich und             und Medien. «Viele Menschen in den                   heit und Elephantiasis eingesetzt, sodass
 der Makerere Uni in Kampala. Im Mulago              ­Industrieländern haben vermutlich durch           die Krankheiten bald ausgerottet sein
 National Hospital betreut sie Patienten in           die Preisverleihung erstmals von diesen           könnten. Artemisinin gehört heute
 einer der grössten HIV-Ambulanzen des             Krankheiten erfahren.»                               zu den Standardmedikamenten gegen

Abb. 1: Der US-Amerikaner William C. Campbell (links) und der Japaner Satoshi Ōmura (rechts) entdeck-   Abb. 2: Die Chinesin Youyou Tu isolierte das pflanz-
ten des Antiwurmmedikament Avermectin und entwickelten es zum wirksameren Ivermectin um. Dies           liche Malariamittel Artemisinin. Es gehört heute
wird seitdem erfolgreich gegen die tropischen Wurmkrankheiten Flussblindheit und Elephantiasis ein-     zur Standardtherapie gegen die häufigste tödliche
gesetzt.                                                                                                Tropenkrankheit.

                                                                                                             SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015  P
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1378     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

       ­ alaria, die häufigste tödliche Tropen-
       M                                                   cin als wirksames Medikament gegen                   die Menschen nicht mehr arbeiten kön-
       krankheit.                                          Tuber­kulosebakterien.                               nen.
       «Das beeindruckende an den drei Preis-              Doch gegen parasitäre Erkrankungen gab              Onchozerkose, die Flussblindheit, kommt
       trägern ist, dass sie früh und klar erkannt         es lange Zeit keine wirksamen Behand-               vor allem im tropischen Afrika vor, da­
       haben, was für ein Potenzial in ihren Ent-          lungen, oder sie hatten zu viele Neben-             neben auch im Jemen und in Mittel- und
       deckungen steckt», sagt Christoph Hatz,             wirkungen. Infektionen mit Parasiten ge-            Südamerika. 25 Millionen Menschen
       Chefarzt des Schweizerischen Tropenins-             hören immer noch zu den Krankheiten,                ­sollen weltweit infiziert sein, mehr als
       tituts. «Ich wagte nicht, davon zu träu-            welche die Lebensqualität extrem beein-              300 000 sind deshalb erblindet. Der
       men, dass eine Forschung über Parasiten-            flussen. Malariapatienten werden immer               Mensch infiziert sich durch den Stich
       krankheiten und dann auch solche, die               wieder von hohem Fieber geschüttelt                  von Kriebelmücken (Abb. 4), mit dem
       vor allem die ärmsten Länder betreffen,             oder haben ein hohes Risiko, an der In-              Blut der Mücke gelangen die Wurmlarven
       geehrt würde.» Als Hatz von dem Preis               fektion zu sterben. Wurmkrankheiten                  (Mikro­filarien) in den Menschen.
       erfuhr, habe er gedacht: «Wow, da hat               wie die Onchozerkose lassen Menschen                 Die Mücken brüten in rasch fliessenden
       das Nobelkomitee eine richtige und mu­              erblinden, und bei der Elephantiasis                 Flüssen auf Wasserpflanzen, deshalb er-
       tige Entscheidung getroffen.»                       schwellen Beine oder Arme wie bei dem                kranken vor allem Bewohner von Fluss-
       Mikrobazillen haben Menschen jahrhun-               grauen Dickhäuter entstellend an. Tau-               gebieten. Die meisten Symptome entste-
       dertelang viel zu früh sterben lassen. Erst         sende von Menschen litten unter diesen               hen durch die Mikrofilarien, die in die
       in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts           Parasitenkrankheiten, was in Dutzen-                 Haut und das Gewebe am Auge wandern.
       gelang es Forschern, wirksame Medika-               den verlorener Lebensjahre resultierte               Es juckt an der Haut, später kann es zu
       mente gegen Bakterien zu entwickeln:                (Abb. 3). Das änderte sich deutlich durch            Hyper- oder Hypopigmentierung kom-
       Gerhard Domagk entdeckte die Sulfona-               die Entdeckungen der drei diesjährigen               men und zu einer chronischen, papu­
       mide und bekam dafür 1939 den Nobel-                Nobelpreisträger.                                    lösen, schuppenden Dermatitis. In den
       preis, Alexander Fleming fand kurze Zeit            Mehr als eine Milliarde Menschen auf der             Augen lösen die Mikrofilarien eine akute
       später Penicillin. Ernst Chain und Howard           Welt sind mit Faden- oder Rundwürmern                oder chronische Konjunktivitis aus, Kera-
       Flory isolierten den aktiven Wirkstoff und          (Nematoden) infiziert wie Ascaris, Ancy-             titis oder Chorioretinitis. Wird die On-
       bewiesen, dass man damit bakterielle In-            lostoma, Trichuris, Filaria, Onchocerca,             chozerkose dann nicht behandelt, kön-
       fektionen bekämpfen kann. Dafür wur-                Strongyloides oder Loa Loa. Die Wurm­                nen die Augen so geschädigt werden, dass
       den sie 1945 mit dem Nobelpreis geehrt.             infektionen betreffen viel mehr arme                 die Betroffenen erblinden. Die infektiösen
       Den bekam 1952 auch Selman Waksman.                 als reiche Menschen, sie schränken die               Larven reifen während ihrer monatelan-
       Er isolierte Streptomyces-Bakterien aus             Lebensqualität ein und beeinflussen das              gen Wanderung durch den Menschen. Die
       dem Boden und entdeckte so Streptomy-               ökonomische Wachstum der Länder, weil                erwachsenen Würmer siedeln sich gerne

       Abb. 3: Der diesjährige Nobelpreis in Medizin ehrt Forschung über Krankheiten, die zu entstellendem Aussehen oder Blindheit führen oder viele Menschen
       sterben lassen: Lymphatische Filariose (Elephantiasis), Onchozerkose (Flussblindheit) und Malaria. Die Krankheiten kommen in ähnlichen Regionen auf
       der Welt vor (rot).

       SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
                                              P
Zuckerwatte und Zahnbürste - Swiss Dental Journal
ZAHNMEDIZIN AKTUELL               1379

                                                                                                         sich über Jahre oder Jahrzehnte. Die
                                                                                                         ­erwachsenen Würmer leben in Lymph-
                                                                                                         knoten oder Lymphgängen und können
                                                                                                         dort schwere Schäden verursachen. Die
                                                                                                         Würmer liegen paarweise verknäuelt in
                                                                                                         Lymphknoten und -gefässen, gerne im
                                                                                                         Bauch und in Beinen. Bei den Betroffenen
                                                                                                         entzünden sich immer wieder Lymph-
                                                                                                         knoten und Gefässe, verbunden mit Fie-
                                                                                                         ber. Durch die chronischen Schäden staut
                                                                                                         sich die Lymphe, und Bein oder Hoden
                                                                                                         schwellen massiv an – daher der Name
                                                                                                         «Elephantiasis». «Das ist ziemlich ent-
                                                                                                         stellend», erzählt von Braun. «Die Pa­
                                                                                                          tien­ten leiden verständlicherweise sehr
                                                                                                         darunter.» Manche Patienten bekommen
                                                                                                         zusätzlich ein tropisches pulmonales
                                                                                                          ­Eosinophilie-Syndrom mit nächtlichen
                                                                                                           Asthmaanfällen, einer chronischen in-
                                                                                                           terstitiellen Lungenerkrankung und
                                                                                                           Fieber­schüben. Auch die Filariose wird
                                                                                                         durch Nachweis der Mikrofilarien im Blut
                                                                                                         diagnostiziert. Das RKI empfiehlt als The-
                                                                                                         rapie Diethylcarbamazin, das gegen er-
                                                                                                         wachsene Würmer und Mikrofilarien
                                                                                                         wirkt. Allerdings sprechen einige Patien-
Abb. 4: Entwicklungszyklus der Onchozerkose-Erreger. Mit dem Stich der Kriebelmücke (1) gelangen         ten auf die Therapie nicht an. Alternativ
Wurmlarven in den Körper des Menschen (2). Dort entwickeln sie sich zu erwachsenen Würmern, die
                                                                                                         rät das RKI zur Kombi-Therapie aus
Mikro­filarien produzieren (3). Mit einem nächsten Mückenstich gelangen die Larven in die Mücke (4).
Aus dem Blut der Mücke bohren sich die Larven in den Darm (5) und von dort in den Kopf der Mücke.        Doxycyclin und Ivermectin.
Mit der nächsten Blutmahlzeit werden die Larven wieder übertragen.
                                                                                                         Bakterienstamm am Golfplatz
                                                                                                         Die Entdeckung von Ivermectin geht
im subkutanen Gewebe an. Dort knäueln                den durch verschiedene Mückenarten                  ­zurück auf den damaligen Chef-Mikro-
sich die Würmer zusammen, kapseln sich               übertragen. Die Mikrofilarien verursa-              biologen der Pharmafirma Merck Sharp
ab, und es entstehen gut verschiebbare               chen vor allem in der Haut entzündliche             & Dohme. 1972 reiste H. Boyd Woodruff
und harte sogenannte Onchozerkome.                   Reaktionen, die Symptome entwickeln                  zum Kitasato Institut nach Japan, um
Diese entwickeln sich bei Patienten in
Afrika meist im Becken, bei denen in
Amerika eher im Kopf- und Thoraxbe-
reich. Die erwachsenen Würmer (Makro-
filarien) leben etwa zehn Jahre. Bedeu-
tend für die Gesundheit des Patienten
sind weniger die Onchozerkome, sondern
die Schäden der Mikrofilarien in seinen
Augen und in der Haut. Die Mikrofilarien
werden durch eine Hautbiopsie nachge-
wiesen. Als Standardtherapie empfiehlt
das Robert-Koch-Institut in Berlin Iver-
mectin in Kombination mit dem Antibio-
tikum Doxycyclin. Ivermectin tötet die
Mikrofilarien, aber nicht die erwachsenen
Würmer – deshalb das zusätzliche Anti-
biotikum. Die Onchozerkome müssen
manchmal operativ entfernt werden.

Paarweise verknäuelt im Lymphknoten
Die lymphatische Filariose ist eine Infek-
tion des Lymphsystems mit Fadenwür-
mern der Familie Filariodidea, also Wu-              Abb. 5: Der japanische Mikrobiologe Satoshi Ōmura isolierte neue Streptomyces-Stämme und kultivierte
                                                     sie erfolgreich im Labor. Von Tausenden von Streptomyces-Kulturen suchte er die 50 aus, von denen
chereria bancrofti, Brugia malayi oder Brugia
                                                     er sich erhoffte, dass sie antimikrobielle Substanzen herstellen könnten. Schliesslich fand er 1979 den
timori. Mehr als 120 Millionen Menschen              Stamm Streptomyces avermitilis im Boden in der Nähe eines Golfplatzes im japanischen Ito, der gut
sind weltweit infiziert. Die Parasiten wer-          ­gegen Keime wirkte.

                                                                                                               SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015P
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       neue antimikrobielle Wirkstoffe zu fin-     s­ uchte er die 50 aus, von denen er sich     ser wirkte. 1982 führte der Arzt Moham-
       den. Woodruff hatte gehört, dass der Mi-     erhoffte, dass sie antimikrobielle Subs-     med Aziz, der ebenfalls bei der Firma ar-
       krobiologe Satoshi Ōmura ein Spezialist      tanzen herstellen könnten. Schliesslich      beitete, ­erste Studien bei Patienten mit
       auf diesem Gebiet war. Ōmura forschte        fand er 1979 den Stamm Streptomyces          Flussblindheit durch. Die Ergebnisse wa-
       vor allem über Streptomyces-Bakterien,       avermitilis im Boden in der Nähe eines       ren beeindruckend: Nach nur einer Dose
       die in der Erde gefunden werden. Diese       Golfplatzes im japanischen Ito, der gut      verschwanden die Mikrofilarien komplett
       haben eine grosse antibakterielle Aktivi-    gegen Keime wirkte (Abb. 5).                 oder ­nahezu vollständig. Auch bei Parasi-
       tät, wie schon der Nobelpreisträger Sel-     William Campbell arbeitete ebenfalls in      teninfektionen mit dem Wurm Wucheria
       man Waksman festgestellt hatte. Es war       dem Forschungsinstitut und identifizierte    bancroftii wurden die Mikrofilarien ähn-
       aber ziemlich schwierig, die Bakterien im    gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas         lich gut beseitigt. Bis 2012 hatten mehr als
       Labor zu züchten – die Forschung ging        Miller den aktiven Wirkstoff, nämlich        200 Millionen Patienten Ivermectin er-
       nur schleppend voran. So bat Woodruff        Avermectin. Campbell bewies zunächst in      halten, für Zeiträume zwischen einem
       um eine Kooperation zwischen Ōmura           Mäusen mit Fadenwurminfektion, später        und 25 Jahren. Nach dem Plan der Welt-
       und dem Forschungsinstitut der Pharma-       in grösseren Tieren, dass der Streptomyces   gesundheitsorganisation sollen die beiden
       firma. Ōmura war einverstanden, isolierte    avermitilis-Stamm erfolgreich ­Parasiten     Krankheiten bis spätestens 2025 ausge-
       neue Streptomyces-Stämme und kulti-          tötete. Der Wissenschafter änderte Aver-     rottet sein – das könnte jetzt realisierbar
       vierte sie erfolgreich im Labor. Von         mectin durch ­chemische Umwandlung in        sein. «Früher haben wir Flussblindheit
       ­Tausenden von Streptomyces-Kulturen         den Stoff Ivermectin, welcher noch bes-      und Elephantiasis mit mehreren Medika-

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menten über Wochen behandeln müs-          ber, Kopf- und Gliederschmerzen und die          Ein Malariamedikament auf der Basis eines
sen», erzählt Hatz. «Abgesehen von den     Betroffenen fühlen sich müde und abge-           chinesischen Krautes
Nebenwirkungen war es für die Patienten    schlagen. Oft hält man die Beschwerden        Weil Malaria so viele Menschen dahinrafft,
schwierig bis unmöglich, die Medika-       für einen grippalen Infekt oder eine Ma-      haben Wissenschafter schon seit länge-
mente regel­mässig und so lange zu neh-    gen-Darm-Infektion. Je nach Art der           rem intensiv darüber geforscht. Das hat
men.»                                      Plasmodien kann Malaria zu regelmässi-        zu verschiedenen Nobelpreisen geführt,
Malaria wird durch Parasiten der Gattung   gen Fieberschüben alle drei oder vier Tage    etwa 1902 für Ronald Ross, der nachge-
Plasmodien übertragen, die Keime gelan-    führen, oder zu unregelmässigen Fieber-­      wiesen hat, dass Malaria durch Mücken
gen mit dem Stich einer Anopheles-Mü-      Attacken. Malaria tertiana und quartana       übertragen wird. Oder für Charles Laver-
cke in den Menschen (Abb. 6).              tertiana – hervorgerufen durch P. vivax,      an, der 1907 Parasiten in den Blutzellen
Es ist eine der gefährlichsten Tropen-     P. ovale beziehungsweise P. malaria – ver-    von Malariakranken identifizierte. Der
krankheiten. Weltweit sterben pro Jahr     laufen milder, und nur selten tödlich. Bei    Schweizer Chemiker Paul Hermann Müller
rund 600 000 Menschen an Malaria, etwa     Malaria tropicana, ausgelöst durch. P. fal-   bekam den Preis 1948, weil er entdeckte,
drei Viertel von ihnen sind Kinder unter   ciparum, kommt es zu einem schweren           dass das Pflanzenschutzmittel DDT Mü-
fünf Jahren. Malaria bekommen vor allem    Krankheitsbild mit Vergrösserung von          cken tötete. Gemeinsam mit dem gerade
Leute in Afrika, Asien und Südamerika,     Milz und Leber, Nierenversagen, Kreis-        entwickelten Chloroquin wollte man end-
wobei am häufigsten Menschen in Afrika     laufkollaps oder Krämpfen. Unbehandelt        lich Herr über die Malaria-Epidemie wer-
betroffen sind. Malaria beginnt mit Fie-   stirbt jeder fünfte.                          den. Nach einigen Jahren merkten die
                                                                                         Forscher aber, dass die Mücken resistent
                                                                                         gegen DDT wurden, und auch die Plas-
                                                                                         modien sprachen nicht mehr gut auf
                                                                                         Chloroquin an. Die Chinesin Youyou Tu
                                                                                         suchte im Bereich der traditionellen chi-
                                                                                         nesischen Medizin (TCM) nach Alternati-
                                                                                         ven – dort musste es etwas geben, denn
                                                                                            die TCM behandelt schon seit Jahrtausen-
                                                                                         den Menschen mit Fieber. Tus Team fiel
                                                                                         auf, dass die Pflanze Artemesia annua in
                                                                                         Hunderten von Rezepten der TCM ver-
                                                                                         wendet wurde. Die Forscher testeten
                                                                                         ­einen Extrakt dieser Pflanze und sahen:
                                                                                          ­Damit liessen sich Plasmodien in ihrem
                                                                                           Wachstum hemmen. Tu sah aber, dass die
                                                                                           Wirksamkeit ziemlich schwankte. So stu-
                                                                                           dierte sie noch einmal die alten Rezepte.
                                                                                           In einem aus dem Jahre 340 nach Christus
                                                                                           las sie, dass die Heiler damals kaltes Was-
                                                                                           ser für den Extrakt verwendet hatten und
                                                                                           nicht wie zu Tus Zeiten üblich mit ko-
                                                                                           chendem. So verwendete Tu einen kalten
                                                                                           Alkoholextrakt, und in Versuchen mit
                                                                                           Mäusen und Affen starben damit hundert
                                                                                           Prozent der Plasmodien. Ermutigt testete
                                                                                           Tu die Pflanze bei Malariapatienten und
                                                                                           sah, dass das Fieber zurückging und die
                                                                                           Zahl von Parasiten im Blut abnahm. Das
                                                                                           Forscherteam isolierte schliesslich die
                                                                                           ­aktive Substanz, Artemisinin, und einige

                                                                                         Abb. 6: Der Lebenszyklus des Malaria-Parasiten.
                                                                                         Eine weibliche Anopheles-Mücke nimmt aus dem
                                                                                         Blut des Menschen Gametozyten auf (1). In der
                                                                                         Mücke befruchten sich die Gametozyten (2) und
                                                                                         bekommen Nachfahren (Oozysten, 3). Diese set-
                                                                                         zen Sporozoiten frei (4), die mit einem Mücken-
                                                                                         stich in das Blut gelangen (5). Die Sporozoiten
                                                                                         dringen in Leberzellen ein und vermehren sich
                                                                                         dort ungeschlechtlich (6). Deren Nachkommen
                                                                                         (Merozoiten) befallen die roten Blutkörperchen (7),
                                                                                         vermehren sich weiter, und aus einigen Mero­
                                                                                         zoiten entstehen männliche und weibliche Game-
                                                                                         tozyten (8). Werden diese von einer Mücke auf­
                                                                                         genommen, können sie sich wieder vermehren –
                                                                                         der Zyklus ist geschlossen.

                                                                                              SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015 P
1382     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

       Abb. 7: Mit Artemisinin ging die Mortalität der Malaria um mehr als die Hälfte zurück. Die klassische Extraktion ist teuer und aufwendig. Seit einigen Jahren
       kann man Artemisinin synthetisch in Hefezellen herstellen.

       Jahre später kam eine neue Klasse von                 «Die Entdeckung von Artemisinin war                    zehn Jahre eine Resistenz, und man för-
       Malariamedikamenten auf den Markt. Die                ein Durchbruch, weil es rascher und auf                dert das noch, wenn so viele Menschen
       Herstellung von Artemisinin ist teuer und             alle Stadien des Parasiten wirkt», sagt der            Malariamedikamente in geringer Dosie-
       dauert lange. 2013 gelang es, das Medika-             Tropenmediziner Hatz.                                  rung einnehmen», sagt Hatz. «Resis-
       ment semisynthetisch in Hefezellen her-               Die Erkenntnisse der drei Forscher haben               tenzentwicklungen können wir aber
       zustellen (Abb. 7). In Kombination mit                die Behandlung von Menschen mit Para-                  ­verhindern mit mindestens zwei Kom­
        Mückenbekämpfungsmassnahmen und                      sitenkrankheiten grundlegend geändert:                  binationen von Malariamitteln – eine
       anderen Malaria-Medikamenten redu-                    Flussblindheit und lymphatische Filariose              Monotherapie mit Artemisinin darf nie
       zierte Artemisinin die Mortalität der Ma-             könnten bald ausgerottet sein, und viele               erlaubt werden.» Die zunehmende Resis-
       laria weltweit um fast die Hälfte zwischen            Menschen mit Malaria können heute ge-                  tenz habe damals kurz vor Entdeckung
       2000 und 2013. Während 2000 noch                      heilt werden. «Wir dürfen uns aber nicht               von Artemisinin die Welt in die grauen-
       173 Millionen Menschen erkrankten,                    auf den Erfolgen ausruhen», sagt Hatz.                 volle Lage versetzt, eine Krankheit, wel-
       ­waren es 2013 128 Millionen.                         «Plasmodien entwickeln über fünf bis                   che ganze Kontinente bedroht, nicht
                                                                                                                    mehr vernünftig behandeln zu können,
                                                                                                                    sagt die Ärztin Amrei von Braun. «Ich
                                                                                                                    fürchte, wir sind noch weit weg von der
                                                                                                                    Ausrottung der Malaria. Politische Un­
                                                                                                                     ruhen und andere Katastrophen, die zu
                                                                                                                     Armut und Unsicherheit führen, bieten
                                                                                                                     einen ständigen Nährboden für Malaria.
                                                                                                                     Vielleicht werden wir erst mit einem
                                                                                                                     Impfstoff die Seuche wirklich bekämpfen
                                                                                                                     können.»

                                                                                                                    Literatur
                                                                                                                    –– Informationen vom offiziellen Internetauftritt
                                                                                                                       des Nobelpreises: www.nobelprize.org
                                                                                                                    –– Robert-Koch-Institut in Berlin mit vielen Infos
                                                                                                                       zu Infektionskrankheiten: www.rki.de
                                                                                                                    –– Schweizerisches Tropeninstitut:
                                                                                                                       www.swisstph.ch/de
                                                                                                                    –– Nord-Süd-Kooperationsprojekt zwischen
                                                                                                                       ­Unispital Zürich und Makerere Universität in
                                                                                                                       Uganda: www.uzh.ch/news/articles/2014/
                                                                                                                       symposium-uganda.html

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ZAHNMEDIZIN AKTUELL          1383

                                                   M E D I Z I N - U P DAT E

                                                                   Ein Drittel der Demenzen lässt sich mit
  Dem geistigen                                                    ­einer Änderung des Lebensstils vermeiden.

  Verfall vorbeugen                                                 Den grössten Einfluss hat körperliche
                                                                    ­Bewegung.

                                                                   Text: Felicitas Witte, Ärztin und Journalistin
                                                                   Grafik: Emanuele Fucecchi

Mehr als 100 000 Menschen in der Schweiz
haben eine Demenz, 2060 sollen es drei-
mal so viele sein. «Viele Demenzformen
kann man leider nicht verhindern», sagt
Hans Jung, leitender Arzt für Neurologie
am Unispital Zürich. «Aber mit einem
­gesunden Lebensstil kann man sein Risiko
 senken.»
 Je älter man wird, desto grösser das Risi-
 ko: Während von den 65- bis 69-Jährigen
 jeder Fünfzigste erkrankt ist, ist es bei
 den 80- bis 84-Jährigen jeder Achte. Eine
 Handvoll von Genmutationen wird bei
 Demenzkranken häufiger gefunden.
 «Aber auch wenn man die Mutation hat,
 heisst das noch lange nicht, dass die De-
 menz ausbricht», sagt Jung. «Einen Gen-
 test empfehle ich, wenn Familienmitglie-
 der früh an Demenz erkrankt sind.»
 Ein Drittel der Demenzfälle lässt sich auf
 Faktoren zurückführen, die jeder selbst
 ändern kann. Dies fanden im vergangenen
 Jahr Forscher aus Grossbritannien und den
 USA heraus.1 Sieben Risikofaktoren iden-         «Wir haben hierzu noch zu wenig Daten.        «Mangelnde Bildung ist ein Faktor, der
  tifizierten die Wissenschafter, die das Risi-   Wichtig ist, dass man sich überhaupt be-      alle anderen verstärkt.»
  ko um bis zum 1,8-Fachen erhöhten: zu           wegt», sagt Jung. Gleichzeitig sei natür-    Dass eine Änderung des Lebensstils
  wenig körperliche Bewegung, Bluthoch-           lich wichtig, die anderen Risikofaktoren     das Demenzrisiko senken kann, zeigten
 druck, Übergewicht, Depressionen, Rau-           zu reduzieren. «Diabetes, Bluthoch-          ­kürzlich Forscher aus Skandinavien.2
 chen, Diabetes und zu wenig Zugang zu            druck, Rauchen und Übergewicht führen         1260 Menschen zwischen 60 und 77 mit
 Bildung. Würden weltweit 20 Prozent we-          zu Arteriosklerose, auch im Hirn», sagt       erhöhtem Risiko für eine Demenz sollten
 niger Menschen diese Risikofaktoren auf-         Jung. «Das stört die Durchblutung, und        für zwei Jahre entweder einem Programm
 weisen, würden bis 2050 15 Prozent weni-         die Nervenzellen degenerieren früher.»        mit Diät, körperlicher Bewegung, Kon-
  ger an einer Demenz erkranken – das             Warum Depressionen und mangelnde Bil-         trolle kardiovaskulärer Risikofaktoren
  wären 16,2 Millionen. Den grössten Ein-         dung das Risiko erhöhen, ist noch nicht       und kognitivem Training folgen oder wie
fluss hatte in den Studien körperliche            geklärt. «Menschen, die eine Veranlagung      bisher leben. Die Leute mit der Lebens­
 ­Bewegung. «Sport wirkt wie eine Verjün-         zur Demenz haben, könnten auch eine           stil­änderung schnitten danach in neuro­
  gungskur auf Nervenzellen und Blutgefäs-        Veranlagung zu Depressionen haben»,           psychologischen Tests besser ab – ihre
  se», erklärt Jung. «Die Nerven altern nicht     vermutet Jung. Es könne aber auch sein,       kognitive Leistung hatte sich gebessert.
  so schnell, und die Blutgefässe bleiben         dass die Demenz eine Depression auslöse,      «Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern»,
  länger glatt und elastisch, sodass das Hirn     denn beide Krankheiten träten oft gleich-     sagt Jung. «Ausserdem senkt man damit
  gut durchblutet werden kann.»                   zeitig auf. Menschen mit einem geringen       nicht nur das Risiko für eine Demenz,
  Wie viel man sich bewegen muss, ist in          Bildungsgrad, erzählt Jung, seien öfter       sondern auch für Herzinfarkt und Schlag-
  den Studien nicht definiert. In manchen         übergewichtig und rauchten, hätten häu-       anfall.»
  ist von 30 Minuten Gehen oder Treppen-          figer einen unbehandelten Diabetes oder
  steigen pro Tag die Rede, in anderen von        Bluthochdruck und legten weniger Wert        1   Lancet Neurol 2014; 13: 788–794
  dreimal pro Woche intensiv Sport treiben.       auf gesunde Ernährung oder Sport.            2   Lancet 2015; 385: 2255–2263

                                                                                                      SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
                                                                                                                                         P
1384     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

                                                                  ONLINE

                                                                       Seit 2015 gibt es eine neue App zum Thema
         iPhone-, iPod- und iPad-                                      Brustkrebs, die auf jedes Smartphone
         Apps für Zahnärztinnen                                        weiblicher Benutzer gehört.
         und Zahnärzte
                                                                       Text und Bilder: Andreas Filippi

       Die Apple Watch ist seit einem halben         stelle und die am Anfang noch erforder­     heit auch jüngere Frauen: 20 Prozent
       Jahr in der Schweiz erhältlich und mit        lichen Adapter gewöhnt man sich sehr        ­aller Patientinnen sind zum Zeitpunkt
       ihr bereits das zweite Betriebssystem           schnell, der Monitor ist exzellent, der    der Diagnose jünger als 50 Jahre. Grund
       watchOS 2. Dieses verfügt über zahlrei-         Akku hält ewig, und er wiegt praktisch     genug, solche Apps auf seinem iPhone
       che integrierte und externe Apps, und es        nichts mehr.                               oder iPad zu haben. Vor allem wenn
       ist sehr eindrücklich, zu beobachten, wie       Bereits in Teil 12 dieser Kolumne (erschie-sie gut gemacht sind. In Teil 12 dieser
       Apple dies umgesetzt hat und wie gut das        nen im Januar 2015) wurde über Apps        ­Kolumne wurde dies­bezüglich die App
       alles funktioniert. Auch der Uhrendeal        ­berichtet, die sich mit medizinischer      «YMR» vorgestellt, die sehr gut und vor
       mit einem Hersteller von Luxusproduk-          ­Vorsorge beschäftigen (Brustkrebs, Haut-    allem sehr ansprechend ist. Aller­dings
       ten ist sicher clever. Daneben gibt es seit     krebs). In der aktuellen Ausgabe soll die-    ist sie auf Englisch, was vielleicht nicht
       September die iPhones 6S und 6S Plus            ses Thema erneut aufgegriffen werden.       jeder Benutzerin zusagt. Seit 2015 gibt
       mit dem sehr gut funktionierenden 3-D-­                                                     es eine neue Brustkrebs-App aus der
       Touch-­Display und der wirklich hervor-       Teil 21 – Brustkrebsvorsorge                  Schweiz, die ebenfalls sehr gut und
       ragenden Kamera sowie das iPad Pro, für       Das Mammakarzinom ist der häufigste           ­ansprechend gemacht ist, «Brust-­
       das abzuwarten bleibt, wie gut es bei den     maligne Tumor bei Frauen. In der Schweiz Selbstcheck» (Abb. 1). Das Menü der
       Kunden ankommt, da es praktisch die           erkranken nach Angaben der Homepage             App (Abb. 2) enthält Videos über die
       gleiche Monitorgrösse hat wie das eben-       der Krebsliga Schweiz (krebsliga.ch)           ­lokale Anatomie, Tipps für den Selbst-
       falls erst 2015 auf dem Markt gebrachte       pro Jahr etwa 5500 Frauen. Obwohl das           check sowie Informationen über die
       MacBook. Für den Autor das beste Apple-­      Brustkrebsrisiko nach dem 50. Lebens-           Mammografie (Abb. 3, die Idee mit
       Laptop ever: An die USB-3.1-Schnitt­          jahr deutlich ansteigt, betrifft die Krank- der Lupe ist sehr gut umgesetzt) und

        1                                             2                                              3

       SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
                                          P
ZAHNMEDIZIN AKTUELL               1385

                                                                                            Und zum Jahresende noch etwas zum
                                                                                            Thema Spiele: Wer zu Hause 6- bis
                                                                                            14-jährige Kinder hat und beim Früh-
                                                                                            stück, Mittagessen und/oder Nachtessen
                                                                                            Begriffe hört wie Heilerin oder Heiltrank:
                                                                                            Das hat nichts mit Medizin zu tun (ALLE
                                                                                            betroffenen Eltern wissen, wovon ich hier
                                                                                            spreche, denn die Väter spielen es auch).
                                                                                            Wenn Sie also Golem, Lavahund, Walkü-
                                                                                            re, Infernoturm oder Mauernbrecher
                                                                                            nicht mehr hören können, sollten Sie
                                                                                            ­Ihren Kindern die App The Room Two auf
                                                                                             deren iPods, iPads oder iPhones installie-
                                                                                             ren – für den Autor das mit Abstand beste
                                                                                             Spiel des Jahres 2015 (Abb. 6–8). Grafisch
                                                                                             sehr gut gemacht, endlich mal kein Ego-
                                                                                             Shooter-Spiel, Clan-Fight-Game oder
                                                                                             Sims-Klon, sondern eine Art Schatzsuche
                                                                                             mit vielen kleinen Aufgaben, die von
                                                                                             Raum zu Raum immer schwieriger wer-
                                                                                             den. Solche Spiele können nicht kosten-
                                                                                             frei sein: Der Programmieraufwand ist
                                                                                             enorm hoch, und das Ergebnis kann sich
                                                                                             wahrlich sehen lassen. Die Sprache lässt
 4                                                    5                                      sich einstellen. In diesem Sinne: frohe
                                                                                             Fest­tage und ein gesundes Jahr 2016!

die Ultraschalluntersuchung (Abb. 4).               Gruppe «Brust-­Selbstcheck» erstellt.   Literatur
Über einen Timer kann man sich an den               ­ enau so muss eine App sein, um von
                                                    G                                       Filippi A: iPhone- und iPad-Apps für Zahnärzte,
                                                                                            Quintessenz-Verlag (2013).
Selbstcheck erinnern lassen (Abb. 5). Die           den Frauen akzeptiert und genutzt zu    Krebsliga Schweiz: www.krebsliga.ch/de/
kostenfreie App wurde von der Zürcher               werden.                                 uber_krebs/krebsarten/brustkrebs

                                                                       6                                                                     7

Abb. 1: Brust-Selbstcheck: Startbildschirm
Abb. 2: Brust-Selbstcheck: das Menü der App
Abb. 3: Brust-Selbstcheck: Darstellung einer Mammografie
(mit ­Lupenfunktion)
Abb. 4: Brust-Selbstcheck: Darstellung einer Ultraschalluntersuchung
Abb. 5: Brust-Selbstcheck: der Timer
Abb. 6: The Room Two: Startbildschirm
Abb. 7: The Room Two: Impression 1
Abb. 8: The Room Two: Impression 2
                                                                                                                                             8

                                                                                                 SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015P
1386     ZAHNMEDIZIN AKTUELL

                                              KO N G R E S S E / FAC H TAG U N G E N

                                                                            Kaum eine andere Disziplin ist von der tech-
         Neue Materialien in                                                nischen Weiterentwicklung so stark betrof-
         der rekonstruktiven                                                fen wie die rekonstruktive Zahnmedizin. Auf
         Zahnmedizin                                                        einige Aspekte sollte an der Jahres­tagung
                                                                            der Schweizerischen Gesellschaft für rekon‑
                                                                            struktive Zahnmedizin (SSRD) näher einge-
                                                                            gangen werden.

                                                                            Text und Fotos: Daniel Nitschke, Bonstetten

       Im Fokus der diesjährigen SSRD-Tagung
       standen vor allem Neuerungen im Be-
       reich der CAD/CAM-unterstützten
       Zahnmedizin. Der Fortschritt dieser
       Technik hält die rekonstruktive Zahnme-
       dizin bereits seit Jahrzehnten in Atem.
       Mittlerweile ist sie aus den meisten Pra-
       xen nicht mehr wegzudenken. Zu ver-
       heissungsvoll sind auch die Versprechen
       an die Zahnärzte: einfaches, sauberes
       Scanning statt mühsamer, zeitaufwendi-
       ger Abformungen mit plastischen Mate-
       rialien. Vor allem der Patient dürfte letzt-
       lich von der Weiterentwicklung dieser
       Technik profitieren: Die Behandlung
       wird angenehmer und im besten Fall
       auch günstiger. Während die Behand-
       lungsmethode für Einzelzahnrekonst-            PD Dr. Ronald Jung (l.) mit Prof. Dr. Daniel Wismeijer (m) und Dr. Tim Joda
       ruktionen längst verbreitet ist, machen
       aufwendigere Konstruktionen noch den
       Knackpunkt aus. Doch einige der Vorträ-          wenn es um die Forschung und Umset-                  Wismeijer äusserte die Vermutung, dass
       ge zeigten, dass beispielweise im Bereich        zung in der digitalen Zahnmedizin geht.              vor allem die Zahnärzte seiner Generation
       der Totalprothetik der Fortschritt kaum          Somit kann er die Frage aus dem Zwi-                 über begrenztes Wissen bezüglich des
       noch aufzuhalten ist.                            schentitel für sich klar beantworten:                digi­talen «workflow» verfügen. Sie
       Der Präsident der SSRD, PD Dr. Ronald Jung,      Ganz weit vorne!                                     wüssten schlicht nicht, was eigentlich
       begrüsste die Anwesenden an diesem               Wismeijer sprach zu Beginn seines Vortrags           mit dem eingesendeten Abdruck passiert.
       Samstagmorgen. Er zeigte sich erfreut            über Game-Changer in anderen Indus-                  Laut dem Referenten könne CAD/CAM
       über den Zuspruch: So waren alle Work-           trien. Beispiele dafür seien Uber oder               durchaus auch einen sozialen Aspekt ha-
       shops am Vortag ausgebucht, und auch           ­Tesla. Diese Firmen hätten ihre Industrie             ben. Vor allem der zahntechnische Teil
       die Teilnehmerzahl von 350 am Tag der            gehörig «aufgemischt» und einen neuen                sollte deutlich günstiger werden. Werde
       Vorträge war beachtlich. Für Ronald Jung         Denkansatz bewirkt. Diese Art von Neue-              dieser finanzielle Vorteil an den Patienten
       war es darüber hinaus die erste Jahresta-        rungen gebe es jedoch in jeder Industrie –           weitergegeben, können weniger finanz-
       gung als Präsident der SSRD. Er nutzte die       auch in der Zahnmedizin. Der Referent                kräftige Bevölkerungsschichten zukünftig
       Gelegenheit, sich für die positive Arbeits-      sprach von einer kontrollierten Entwick-             ebenfalls von rekonstruktiver Zahnmedi-
       atmosphäre im Vorstand zu bedanken.              lung im Bereich CAD/CAM. Zahnärzte                   zin profitieren.
                                                        und Zahntechniker sollen sich jedoch                 Es wurden jedoch auch einige Probleme
       «The game is changing! – Where are you?»        ­bewusst sein, auf welchem Stand die                  angesprochen. So sei eines der grössten
       Sozusagen als «Headliner» bot die SSRD           Entwicklung sei. Dieses Wissen stelle                Probleme monolithischer Keramik nach
       Prof. Dr. Daniel Wismeijer von der ACTA-­        die Grundvoraussetzung dar. Sonst sei                wie vor die Farbe. Sie könne mit aufwen-
       Universität in Amsterdam auf. Der Dok­           es kaum möglich, sowohl mental als auch              digen, durch Zahntechniker gestaltete
       tor­vater von Präsident Jung ist europaweit      technisch einigermassen auf dem neues-               Farbkompositionen noch nicht mithal-
       einer der wichtigsten Ansprechpartner,           ten Stand zu bleiben.                                ten. Doch auch hier sei man auf dem

       SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
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ZAHNMEDIZIN AKTUELL           1387

richtigen Weg. Auch müsse die Nachhal-         terialien immer noch essenziell, um ein          damit setzte sich Prof. Dr. Jérôme Chevalier
tigkeit der jetzigen Methode kritisch hin-     ideales Ergebnis zu erzielen. Auch dürfen        von der INSA in Lyon in seinem sehr inte-
terfragt werden. Die aus einem Block ge-       weder der Zeitaufwand noch die finan-            ressanten Referat auseinander.
schliffenen Rekonstruktionen würden so         ziellen Investitionen eines digitalen            Bisherige verblendete Keramikkonstruk-
viel keramischen Abfall hinterlassen, dass     Workflows unterschätzt werden. Ebenso            tionen weisen sehr gute ästhetische Ei-
hier dringend an Lösungen gearbeitet           bedürfe es für einen digitalen Workflow          genschaften auf. Nachteile sind jedoch im
werden sollte. Ein Ansatz könnte der           ohne Modelle speziell ausgebildeter              aufwendigen Herstellungsprozess und in
3-D-Druck darstellen – übrigens auch           Zahntechniker mit entsprechendem                 der Gefahr des Chippings zu finden. Hier
 in der Implantatproduktion. Zahnärzte         3-D-Vorstellungsvermögen.                        gab es Verbesserungspotenzial. Ein Lö-
 müssten darüber hinaus weiterhin ihre         Pietrobon erklärte, dass der Zahnarzt si-        sungsansatz wurde in der Verwendung
 Präparationen an die Schleifmaschine          cher nicht alle zwei Jahre einen sechsstel-      von monolithischen Zirkoniumdioxid-­
­anpassen – genauer gesagt an die Schleif­     ligen Betrag für einen neuen digitalen           Verbindungen gefunden. Versprochen hat
 instrumente. Auch hier gebe es Verbesse-      Scanner ausgeben werde. Dies werde er            man sich eine Zeit- und Kostenersparnis
 rungspotenzial. Es könne unter Umstän-        höchstens von seinem Techniker verlan-           sowie eine bessere Bruchresistenz. Damit
 den im laserbasierten Schleifprozess          gen, weil Industrievertreter ihm einge­          das Material jedoch in der Medizin einge-
 liegen. Dieser erlaube deutlich filigranere   redet haben, dass auf diese Weise die bes-       setzt werden konnte, bedurfte es eines
 Arbeiten. Zum Schluss seines Referates        ten Ergebnisse erzielt würden. Wichtig           Eingriffs in der Phasentransformation.
 informierte Wismeijer die Hörer noch über     sei also auch eine verantwortungsvolle           Die Phasentransformation beim Herstel-
 ein neues Schleifzentrum an der deutsch-­
 niederländischen Grenze. Dieses solle in
 der Zukunft Kronen für 80 € pro Stück
 anbieten. Das zeige: Die Industrie ist sich
 der Konkurrenz durch Chair-side-­Schleif­
 maschinen bewusst und hat den Kampf
 aufgenommen.

Sind VMK-Rekonstruktionen verzichtbar?
Mit dieser Frage beschäftigten sich
Dr. Konrad Meyenberg und Nicola Pietrobon,
Zahntechniker aus Zürich und speziali-
siert auf ästhetische und implantatgetra-
gene Rekonstruktionen. Dabei sollte der
ursprüng­liche Titel des Referates lauten:
«Wann brauchen wir CAD/CAM- und
wann VMK-Rekonstruktionen?» Die Re-
ferenten waren jedoch unglücklich mit
der Formulierung, da VMK-Kronen prin-
zipiell immer verwendet werden können.         Dr. Konrad Meyenberg (r.) und Nicola Pietrobon
Konrad Meyenberg erklärte zu Beginn, dass
90 Prozent der täglichen Praxisarbeit nach
wie vor analog bewältigt würden. Im            Industrie. Sie müsse sicherstellen, dass         lungsprozess geschieht sehr schnell und
Prinzip komme es letztlich darauf an,          der Zahntechniker mit einer gros­sen ge-         führt zu einer grossen Volumenzunahme
ob die Zahnmedizin der jeweiligen Praxis       tätigten Investition über einen längeren         (5%). Daher konnte das Material nicht
resultat- oder prozessorientiert ist. Die      Zeitraum arbeiten könne.                         gesintert werden, da die Konstruktion
konventionelle Abformung sei für den                                                            wegen der im Abkühlprozess phasen-
Zahnarzt schneller (obwohl diese Aussage       Stärken und Schwächen von monolithischen         transformationsbedingten Volumenzu-
sicher nicht von jedem Zahnarzt bestätigt      Zirkoniumdioxid-Verbindungen                     nahme regelrecht explodiert. Werde das
werden würde). Für den Techniker sei der       Zirkoniumdioxid ist ein junges Material.         Zirkoniumdioxid aber mit bestimmten
CAD/CAM-Prozess mit Zeitersparnis ver-         Gerade einmal seit 40 Jahren wird es in-         Ionen versetzt (Magnesium oder vor al-
bunden. Bezüglich der Passgenauigkeit          dustriell eingesetzt. In der Zahnmedizin         lem Yttrium), könne die tetragonale Pha-
seien beide Vorgehensweisen vergleich-         ist seine Geschichte noch kürzer. Trotz-         se stabilisiert werden. Dies geschieht
bar.                                           dem ist es aus dem praktischen zahn­             durch das Auftreten von Sauerstoff-­
Nicola Pietrobon erklärte daraufhin, dass      medizinischen Alltag nicht mehr weg­             «Leerstellen» in der tetragonalen Phase.
besonders bezüglich der ästhetischen           zudenken. 15 000 bis 20 000 dentale              Laut dem Referenten handele es sich da-
Perfektion eine «individuelle Schichtung       Zirkoniumdioxid-Konstruktionen wer-              bei jedoch nur um eine «metastabile»
aus der Tiefe» unabdingbar sei. Es gebe        den jedes Jahr erstellt. Dentale Implantate      Situa­tion, welche in bestimmten Stress­
dabei sehr wohl einen Unterschied zwi-         bestehen erst zu wenigen Prozent aus             situationen wieder destabilisiert werden
schen einer CAD/CAM-Konstruktion,              diesem Material, es ist jedoch ein Anteil        könne. Etwa wenn Sauerstoff an der Ober­
welche nach dem Schleifprozess noch            von zehn Prozent im Jahr 2020 zu erwar-          fläche erneut aufgenommen und die
schnell bemalt werde, und einer profes-        ten. Geschätzt wird Zirkoniumdioxid vor          «Leerstelle» dadurch gefüllt wird.
sionell geschichteten Keramikverblen-          allem aufgrund seiner hohen Bruchfestig-         Die Forschung bemühte sich nun, diesen
dung. Generell sei das Handling der Ma-        keit. Warum es diese Eigenschaft besitzt –       als «Aging» bezeichneten Vorgang der

                                                                                                    SWISS DENTAL JOURNAL SSO VOL 125 12 2015
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