Schiefe Verteilung - SP Schweiz
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Andrea Bauer Mitgliederzeitung der SP Schweiz 173 · Ausgabe CH · Dezember 2017 AZB 3001 Bern J ET Z T U NTE R-E N : B SC H R E I - 99% E IV I N ITIAiTn der B o gen te He f tmit Schiefe Verteilung Im Advent debattieren die eidgenössischen Räte das Bundesbudget. Dank einer starken Lobby erhält die Armee von Jahr zu Jahr mehr Geld, während die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit stagnieren. Diese Verteilung ist schlecht für den Kampf gegen Armut und für mehr Rechtsstaatlichkeit. Und sie macht glauben, die Gefahren von heute und morgen liessen sich an der Landesgrenze abhalten. Seiten 4 und 5 99%-INITIATIVE «DOOR KNOCKING» Die Initiative der JUSO will, dass die Konfliktlinien dort gezogen wer- Die Stadtzürcher SP leistet in ihrem Wahlkampf Pionierarbeit: den, wo sie hingehören: zwischen oben und unten. Konkret fordert Ihre Mitglieder gehen von Tür zu Tür und fragen die Leute, was sie sie eine stärkere Besteuerung von Kapitaleinkommen. Seite 8 beschäftigt und was sie sich für die Stadt Zürich wünschen. Seite 16
2 LINKS 173 ∙ 2017 Aktuell Liebe Genossinnen und Genossen INHALT Liebe Sympathisantinnen und Sympathisanten 2–3 Aktuell Während wir dieses Heft produzieren, debattiert das 4–5 Budget I: Schiefe Verteilung Parlament wenige hundert Meter westlich von uns das der Mittel für Sicherheit Bundesbudget 2018. Das heisst: Es diskutiert, bei wel- von Peter Hug chen Posten des 70-Milliarden-Budgets wie viel gespart 6 Budget II: Die Budgetdebatte werden soll. Unter dem Vorwand, es brauche Spielraum 2017 in der Übersicht für die Steuervorlage 17 oder die Armee, hat es die SVP von Philipp Hadorn einmal mehr auf Bildung und Forschung, Migration, die 7 No Billag: Die Initiative Teuerung oder die Entwicklungszusammenarbeit abge- ist brandgefährlich von Edith Graf-Litscher sehen. Doch bleibt sie diesmal weitgehend erfolglos, wie die Übersicht von Nationalrat Philipp Hadorn zeigt. 8 JUSO-Initiative: Erfolge feiern die oben genannten Kreise dafür beim Armeebudget, und Wir sind die 99 Prozent! von Tamara Funiciello das seit Jahren. Es wächst und wächst. Gleichzeitig stagnieren die Mittel für Friedensförderung, Konfliktverhütung und internationale Sicherheitszu- 9 – 12 Kantonale Seiten sammenarbeit, wie aus der Gegenüberstellung von Peter Hug herauszulesen 13 Atomwaffenverbot: Die Schweiz ist. Unsere Sicherheit endet jedoch nicht an den Landesgrenzen. Nicht der ist dabei – auch dank der SP ausgewachsene vaterländische Krieg, sondern sogenannt hybride Konflikt- von Angelo Barrile formen wie Cyber, fehlende Entwicklungsperspektiven und Rechtsstaat- 14 Veranstaltung: lichkeit sowie ein neuer Ost-West-Konflikt fordern unsere Sicherheit heraus. Wie chancengerecht ist unser Bildungssystem? Um fast so viel wie das Bundesbudget, nämlich um 60 Milliarden, konn- ten die Reichsten hierzulande im letzten Jahr ihr Vermögen vergrössern. 15 Wirtschaftskonzept: Und zwar nur deshalb, weil sie bereits grosse Vermögen haben. Die JUSO Wir sind die Wirtschaft von Beat Jans geht nun mit ihrer 99%-Initiative in die Offensive und fordert eine stärke- re Besteuerung des obersten 1 Prozents in unserem Land. Konkret will die 16 Door Knocking: Pionierarbeit in Zürich 99%-Initiative Kapitaleinkommen, also etwa Zinsen und Dividenden, ab ei- von Oliver Heimgartner nem Freibetrag von 100 000 Franken anderthalb Mal so stark besteuern wie 17 Bildergalerie: Arbeitseinkommen, also Lohn. Diesem Heft liegt ein Unterschriftenbogen 100 Jahre SP Frauen* bei – bitte unterschreiben und zurückschicken! In die Offensive geht auch die Stadtzürcher SP in ihrem Wahlkampf: Beim 18 – 19 Agenda sogenannten Door Knocking gehen SP-Mitglieder von Tür zu Tür und fra- gen die Leute, was sie sich für Zürich wünschen. Auch wenn das beim ersten Mal etwas Überwindung braucht – die Leute freuen sich, dass jemand sie um ihre Meinung fragt, denn sie haben etwas zu sagen. Während andere Parteien also das Land zuplakatieren, reden wir mit den Leuten. Oder um es mit dem altbekannten, aber immer noch gültigen Spruch zu sagen: Ihr habt die Millionen, wir haben die Menschen! Andrea Bauer, Chefredaktorin «links» IMPRESSUM Herausgeberin: SP Schweiz, Theaterplatz 4, 3011 Bern, Telefon 031 329 69 69, Fax 031 329 69 70 Erscheint 6 Mal pro Jahr, Auflage 36 796 (Wemf) Abonnementspreise: Für Mitglieder der SP Schweiz gratis Adressänderungen/Abo: abo@spschweiz.ch Redaktion: Andrea Bauer (Chefredaktion), Niklaus Wepfer (SO), Livia Diem (BS), Ruedi B rassel (BL), Hannes Rettenmund (BE), Katharina Kerr (AG), Yannick Gauch (LU), Julian Fitze (TG), Michael Sutter (Region Bern), Urs Geiser ( Korrektor) E-Mail Redaktion: links@spschweiz.ch Gestaltung/Produktion: Atelier Bläuer, Bern Druck: Ringier Print Adligenswil AG, Postfach 3739, 6002 Luzern Anzeigen: Kilian Gasser, Medienvermarktung GmbH, G itschenstrasse 4, 6460 Altdorf, Tel. 041 871 24 46, Fax 041 871 24 47, kg@kiliangasser.ch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 11.12.2017. Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 29.1.2018.
Aktuell LINKS 173 ∙ 2017 3 platz und Drehscheibe bei vielen Geschäften auf mindestens 80 % auf Kantonsebene und Wechsel im SP- hat. Der Fokus liegt auf folgenden Themen: auf 100 % auf Bundesebene. Ausserdem Generalsekretariat Schwarze Liste der Steueroasen: Die Schweiz fordert die SP eine Erhöhung der Mindest- soll die schwarze Liste der EU über die nicht vorgaben für Familienzulagen um wenigstens Leyla Gül und Flavia Wasserfallen, die kooperativen Steuergebiete übernehmen 50 Franken. beiden Co-Generalsekretärinnen der SP und bei Bedarf ergänzen. Schweiz, treten per Ende Februar 2018 von Regulierung von Offshore-Geschäften: Die ihrem Amt zurück. Sie leiten das Generalse- SP fordert eine Meldepflicht für das Auf- Löhne bei Staatsunter- kretariat der SP Schweiz seit Oktober 2012 setzen von Offshore-Strukturen sowie ein nehmen begrenzen gemeinsam und haben die SP durch die Transparenz-Register. Intransparente Deals Wahlen 2015 sowie durch 18 Abstimmungs- über Offshore-Finanzplätze sollen verboten Die Chefs von SBB, Post oder Ruag sollen sonntage, 13 Delegiertenversammlungen und werden. nicht mehr verdienen als ein Bundesrat. 3 Parteitage geführt. Für die Nachfolge der Beihilfe zur Steuerhinterziehung auch im Dieser alten SP-Forderung hat am zweit- jetzigen Co-Generalsekretärinnen schlägt Ausland ahnden: Steuerbetrug und -hinter- letzten Tag der Session eine Mehrheit des das Präsidium der SP Schweiz Rebekka Wyler ziehung sind gerade für arme Länder ein exis- Nationalrats zugestimmt. Bei allen Unter- und Michael Sorg vor. tenzielles Problem, an dem Schweizer Banken nehmen, bei welchen der Bund Haupteigner und Konzerne zu oft beteiligt sind. Darum soll Beihilfe zur Steuerhinterziehung auch straf- bar sein, wenn sie im Ausland verübt wird. Beihilfe zur Korruption im Ausland unter Strafe stellen: Gleiches wie für die Steuerhin- terziehung gilt für Korruption. Die Schweiz muss Beihilfe zu Korruption auch im Ausland ahnden und bekämpfen, wie es etwa das Ver- einigte Königreich oder die USA bereits tun. Rebekka Wyler ist in Zürich aufgewachsen oder Mehrheitsaktionär ist, wird der höchste und lebt heute im Kanton Uri. Sie war zehn Steuervorlage 17: Fehler der Lohn auf 500 000 Franken pro Jahr begrenzt. Jahre Mitglied des Zürcher Stadtparlaments USR III nicht wiederholen Nationalrat Corrado Pardini hat die Motion und vertritt heute die SP im Gemeinderat zur Begrenzung der Kaderlöhne im Nachgang von Erstfeld. Die 39-Jährige ist ausgebildete Der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien zur im Juni 2016 abgelehnten Service-public- Historikerin und arbeitet seit 2003 in ver- sind auf dem besten Weg, mit der Steuervor- Initiative eingereicht. Die Motion knüpft an schiedenen Funktionen im Bereich Records lage 17 (SV 17) die Fehler der gescheiterten eine Parlamentarische Initiative von Susanne Management und Archiv. Michael Sorg Unternehmenssteuerreform III (USR III) zu Leutenegger Oberholzer an, die der National- arbeitet bereits seit 2013 als Mediensprecher wiederholen: Zu viele Ausnahmen, zu hohe rat bereits im September mit grossem Mehr für die SP Schweiz. Zuvor hat der 37-jährige Ausfälle, zu tiefe Gegenfinanzierung und angenommen hat. Nun ist es am Ständerat, gebürtige Schaffhauser in Bern Geschichte diese Entscheide für vernünftige Löhne in und Politikwissenschaften studiert und war Bundesunternehmen mitzutragen. während fünf Jahren in der Privatwirtschaft im Bereich Kommunikation und Marketing tätig. Der Vorschlag des Präsidiums muss Ständerat will Rechtsstaat noch von der Geschäftsleitung und der schwächen Delegiertenversammlung der SP Schweiz bestätigt werden. Der Ständerat hat in der Dezembersession eine markante Schwächung des Rechtsstaats beschlossen: Künftig sollen private Versi- «Paradise Papers»: Anheizung der interkantonalen Steuerkon- cherungsdetektive Überwachungsmittel SP reicht Vorstosspaket ein kurrenz. Die SP fordert in ihrer Vernehmlas- verwenden dürfen, die weit über das hinaus- sungsantwort einen Verzicht auf unnötige gehen, was Strafverfolgungsbehörden und Die SP-Fraktion hat im Zuge der «Paradise Instrumente, eine Erhöhung der Dividenden- Nachrichtendienst erlaubt ist. Konkret heisst Papers» ein Paket von über 20 Vorstössen besteuerung und der Familienzulagen, eine das: Wer AHV, IV oder Arbeitslosengeld be- eingereicht. Im Zentrum stehen der Kampf Eindämmung des Steuerwettbewerbs sowie zieht, soll weniger Schutz vor ungerechtfer- gegen Korruption, Steuerbetrug und Kapi- die überfällige Korrektur der USR II. tigter Überwachung haben als Kriminelle und Den Hauptzweck der SV 17, nämlich die Terrorverdächtige. Versicherungsdetektive Abschaffung der nicht mehr akzeptierten dürften demnach bis in private Wohnräume Steuerprivilegien für Statusgesellschaften, schnüffeln oder GPS-Tracker einsetzen und begrüsst die SP nach wie vor. Neue un- bräuchten für viele Observierungsmassnah- durchsichtige Instrumente wie übertriebene men nicht einmal eine richterliche Genehmi- Steuerabzüge für Forschung, «Step Up bei gung. Hunderttausende von Bürgerinnen und Zuzug» oder die zinsbereinigte Gewinnsteu- Bürgern, die eine staatliche Versicherungs- er, welche die Bemessungsgrundlage angrei- leistung beziehen, würden so unter General- fen, haben in der SV 17 jedoch keinen Platz. verdacht gestellt und zu viele unbescholtene Entscheidend für das Gelingen der SV 17 wird Personen in ihrer Privatsphäre verletzt. Die talabfluss. Die Fraktion will die bürgerlichen jedoch die Gegenfinanzierung sein. Dafür SP wird diese Schwächung des Rechtsstaats Parteien damit zwingen, zu der Verantwor- gibt es zwei Hebel: Unverzichtbar für die SP und diese Verletzung des Verhältnismässig- tung zu stehen, die die Schweiz als Finanz- ist die Erhöhung der Dividendenbesteuerung keitsprinzips mit allen Mitteln bekämpfen.
4 LINKS 173 ∙ 2017 Positionen Schiefe Verteilung der Mittel Sicherheitspolitik Die Ausgaben für die militärische Abwehr an der Landesgrenze steigen zwischen Schutz und Sicherheit ja – aber wie? 2014 und 2021 um mehr als 1 Milliarde Franken an. Gleichzeitig stagnieren die Die rechtsbürgerliche Mehrheit im Mittel, die für Friedensförderung, Konfliktverhütung und internationale Parlament begründet diese schie- Sicherheitszusammenarbeit zur Verfügung stehen. fen Prioritäten mit dem Argument, die Sicherheit der Menschen in der Hartnäckig hält sich in der Öffent- Franken einen Höhepunkt. Bis dahin Schweiz ertrage keine Halbheiten. lichkeit die Meinung, die Armee setzte der Bundesrat schrittweise Die Unsicherheit nehme weltweit zu. erbringe einen überdurchschnitt- den Parlamentsbeschluss um, einen Beim Schutz der Menschen, unserer lichen Sparbeitrag. Die Zahlen 0,5%-Anteil am Bruttonationalein- demokratischen Errungenschaften sprechen freilich eine ganz andere kommen BNE der öffentlichen Ent- und unserer Infrastrukturen dürfe Sprache. Die Armeeausgaben sind wicklungshilfe zukommen zu lassen. nicht gespart werden. seit 2014 um eine halbe Milliarde Seither lässt der Bundesrat wis- Dagegen ist wenig einzuwen- Franken gestiegen. Bis 2021 werden sen, dieses Ziel sei «vorübergehend» den. Schutz und Sicherheit sind ein sie gar 1,1 Milliarden höher liegen nicht mehr finanzierbar. Schon kurz sehr hohes Gut. Sicherheit bildet als 2014. Sie schlagen dann mit 5,26 Peter Hug ist Internationaler nach Genehmigung der Botschaft die Grundlage von Lebensqualität. Milliarden Franken zu Buche. Das Sekretär und politischer über internationale Zusammenar- Ohne Sicherheit gibt es keine Be- Fachsekretär der SP-Fraktion ist eine Viertelmilliarde mehr, als für Aussen-, Friedens- und beit im Sommer 2016 kürzte er die rechenbarkeit und Verlässlichkeit. das Parlament in seinem berühm- Sicherheitspolitik entsprechenden Entwicklungskre- Die Frage ist bloss, wie wir am wirk- ten 5-Milliarden-Beschluss vorgab. dite um mehr als eine halbe Milli- samsten für Sicherheit sorgen. Denn Kaum ein anderer Bereich weist ein arde Franken. Laut Finanzplan wird die meisten Gefahren von heute und derart hohes Wachstum auf wie die Süd- und Osthilfe bis 2021 nicht morgen lassen sich nicht mit Pan- die Armee. Und dieses Wachstum mehr den Stand von 2015 erreichen. zern und Kanonen an der Grenze dürfte munter weitergehen, falls Und sogar diese Finanzplanzahlen abhalten. Dieses Versprechen der die anstehenden Beschaffungen für sind unter Druck. Im Zuge der soge- Rechtsnationalisten ist nichts als Kampfflugzeuge und weiteres Gross- nannten «strukturellen Reformen» eine gefährliche Illusion. gerät tatsächlich so rasch getätigt drohen bei der Internationalen Zu- Nicht der ausgewachsene vater- werden wie im Moment vom Bun- sammenarbeit weitere Kürzungen ländische Krieg, sondern hybride desrat angedacht. in der Höhe von jährlich 200 Milli- Konfliktformen wie Cyber, fehlen- Eine gegenläufige Tendenz zeich- onen Franken. Wichtigster Grund: de Entwicklungsperspektiven und net sich demgegenüber bei der In- Andernfalls wäre unter dem Dach Rechtsstaatlichkeit in manchen ternationalen Zusammenarbeit ab. der Schuldenbremse die markante Staaten an den Rändern Europas, in Die Süd- und Osthilfe des Bundes Steigerung bei der Armee nicht zu Afrika und dem Nahen und Mittle- erreichte 2015 mit 2,83 Milliarden finanzieren. ren Osten sowie ein neuer Ost-West- Quelle: Staatsrechnungen 2014 – 2016; Voranschlag Ausgaben der Armee, 2014 –2021 in Mrd. Franken 2017 + 2018. Finanzplan 2019 – 2021, Bundesrat 23. August 2017. Die hier Unsere abgebildeten Kredite ent- sprechen rund 85 % der bei der OECD als «öffentliche 5,500 5,263 Sicherheit Entwicklungshilfe» (APD) anrechenbaren Ausgaben. 5,100 5,171 lässt sich nur 4,884 noch erhö- 4,700 4.590 4.434 4.457 hen, wenn 4,300 4,249 wir jenseits 4,104 der Landes- 3,900 grenze aktiv 3,500 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 werden.
STAND PUNKT in der Leyla Gül, Co-General sekretärin der SP Schweiz Erinnern Konflikt fordern unsere Sicherheit auf fragile Kontexte auszurichten, Nächstes Jahr ist Landesstreik-Jubiläum. heraus. Die Schweiz ist internati- konkrete Beiträge zur Eindämmung Als Geburtsstunde der sozialen Schweiz kön- onal derart intensiv verflochten, und Lösung von Konflikten zu leis- nen wichtige Errungenschaften wie die AHV, dass die Landesgrenzen kaum mehr ten, der Gewalt entgegenzuwirken Gesamtarbeitsverträge oder die Einführung Schutz vor diesen modernen Risiken und die strukturellen Ursachen von einer Erwerbsersatzordnung nur vor dem Hin- bieten. Vielmehr lässt sich unsere Konflikt und Gewalt anzugehen. tergrund des Landesstreiks gesehen werden. Sicherheit nur noch erhöhen, wenn Errungenschaften, die dank den 250 000 wir jenseits der Landesgrenze aktiv Mehr Einsatz für Friedensförderung Menschen erreicht wurden, die 1918 den Mut werden. Heute fliesst nur rund 1 Prozent der hatten, die Arbeit niederzulegen und für diese Armeeausgaben in die Friedensför- Forderungen und ihre Idee einer gerechten und Die Erfolge der kollektiven derung. Das ist viel zu wenig. Frie- sozialen Gesellschaft einzustehen. Sie hatten Sicherheit densoperationen, Reformen und Angst, und viele von ihnen hatten Hunger. Sie Der Werkzeugkasten des UNO-Sys- demokratische Kontrolle des Sicher- haben es trotzdem getan. tems der kollektiven Sicherheit ist heitssektors sowie die Beseitigung 2018 wird vieles passieren. Anlässe, Publi- dabei weit wirksamer, als dies der von explosiven Kriegsrückständen kationen, Tagungen, Forschungsprojekte, abwertende Diskurs der Rechtspo- erfordern militärisches Spezialwis- Ausstellungen, Podien, ein Kunstprojekt und pulisten, Neoliberalen und Links sen, zu dem die Schweizer Armee ein Dokfilm sind geplant. Es wird aber auch viel populisten nahelegt. Die Anzahl weit mehr beitragen muss als bisher. Kritik geben. Die Linke feiere sich selbst. Die Jonas Zürcher von Demokratien unter den Ent- Auch die Internationale Zusam- Linke feiere eine Niederlage. Kurzum: Es wird wicklungsländern hat sich seit den menarbeit muss konsequenter als viel Unsinn geschrieben werden. Da werden 1980er-Jahren verdreifacht, wäh- bisher an fragilen Kontexten ausge- wir drüberstehen müssen. Und wir werden den rend die Zahl von Menschen, die bei richtet werden. Nur wenn es gelingt, Landesstreik trotzdem zum Thema machen. bewaffneten Konflikten getötet wer- die Gewalt konkret zu vermindern Unbestritten war der Landesstreik eine der den, um 75 Prozent gesunken ist. All und die Rechtsstaatlichkeit zu er- schwersten innenpolitischen Krisen des Bun- diese Erfolge sind ohne das Handeln höhen, wird die Welt sicherer – und desstaats; er erinnert an das Bild einer zerstrit- der UNO und ihrer Sonderorgani- kann auch die Armutsbekämpfung tenen Schweiz am Rande des Bürgerkriegs. sationen – und damit die internati- greifen. Bei alldem geht es um weit Umso wichtiger ist es, dass wir uns auch an onale Zusammenarbeit der Staaten mehr als um Solidarität. Es geht seine positiven Folgen erinnern. Allein schon – nicht denkbar. auch um unsere Sicherheit. aus dem Grund, da ohne Erinnerungen weder Wer in die Sicherheit der Schweiz die Gesellschaft noch gute Politik funktionie- investieren will, ist deshalb gut bera- ren. «Ein Land braucht Erinnerung, so, wie jeder ten, die internationale Zusammen- Einzelne Erinnerung braucht. Wenn ich nicht arbeit noch konsequenter als bisher weiss, wo ich herkomme, weiss ich nicht, wer ich bin», schreibt Peter von Matt. Und spätes- tens seit der AHV-Abstimmung ist klar, dass es Entwicklungszusammenarbeit die Erinnerung auch braucht, um das Wissen über den Wert einer Errungenschaft zu festigen. Süd- und Ostländer, 2015 –2021 in Mrd. Franken Menschenrechte, Sozial- und Rechtsstaat, ja selbst die Demokratie müssen immer wieder 2,900 erklärt werden. Nichts davon ist eine Selbstver- 2,835 ständlichkeit, nichts davon währt ewig, wenn 2,818 die Abstimmung gewonnen, die Errungenschaft 2,800 etabliert ist. Es braucht die Erinnerung und das 2,749 Wissen darüber, was passiert, wenn die Errun- 2,699 genschaft nicht mehr da ist. Sich erinnern heisst 2,700 2,673 2,654 deshalb immer auch für das kämpfen, was uns 2,619 wichtig ist. Der Landesstreik wird deshalb nicht nur die Geschichte der Geburtsstunde der sozi- 2,600 alen Schweiz erzählen, sondern auch diejenige über die Herausforderungen von heute. 2,500 2,400 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021
Andrea Bauer Staatsabbauer laufen auf Während der Post die rote Karte zur Schliessung von Poststellen gezeigt wird kämpfung rund um den Globus ver- und sich eine breite Koalition für die SRG einsetzt, finden sich Reaktionäre, die langt unser Engagement: aus Verant- noch immer den Staat kaputtsparen wollen. Doch die «Aeschi-Crew» der SVP wortungsgefühl des eigenen Mitver- hat in der aktuellen Budgetdebatte keine Mehrheiten gefunden. schuldens, aus Solidarität und auch zum eigenen Nutzen. Die Kohäsions- Seit unserem Sieg gegen die unselige einzelne kulturelle Institutionen an. milliarde ist ein exemplarisches Bei- Steuerreform (USR III) versucht der Den Gipfel stellte wohl das Ansin- spiel: Entwicklung zu ermöglichen Bundesrat neue Tatsachen zu schaf- nen dar, einen Beitrag von 470 000 hilft bei der Bekämpfung von Armut fen. Anstatt die Budgetierung 2018 Franken an die Stiftung für Konsu- und eröffnet Anbietern wie auch zur Erfüllung der gesetzlichen Bun- mentenschutz zu streichen. Zynisch Konsumentinnen und Konsumenten desaufgaben ordentlich einzuleiten, die Begründung: Es seien ja alle Kon- die Möglichkeit, sich am Markt zu lieferte er ein Korsett zur Selbstbe- sumentinnen oder Konsumenten, beteiligen. schränkung mit. Besonders im Vi- weshalb der eigene Schutz sehr wohl sier: Internationale Zusammenar- exklusiv durch Mitgliederbeiträge Investitionen statt Schuldenabbau beit und Entwicklungshilfe, Bildung gedeckt werden könne. Philipp Hadorn ist Sparrücklagen kosten heute. An- und Forschung, Migration sowie Schonung der eigenen Klientel: Nationalrat SO statt Negativzinse zu zahlen, for- die Teuerung. Um über 960 Millio- Dreist erscheinen die Ausnahmere- dern wir Investitionen. Ein Fonds nen Franken sollte die Bundeskasse gelungen der «Obersparer». Gegen könnte antizyklisch zur Sicherung «entlastet» werden. Bei Einnahmen 100 Millionen mehr für die Land- der Wirtschaftskraft, für einen vor- und Ausgaben von gut 70 Milliar- wirtschaft werden verlangt. Klien- gezogenen Ausbau der Infrastruktur den mag dies als tragbar erscheinen. tel-Befriedigung droht dem Gemein- und Stabilität auf dem Arbeitsmarkt Schauen wir aber, welche Positionen wohl-Anspruch den Platz zu rauben. dienlich sein. überhaupt beeinflusst werden kön- Der «Nordmann-Aeschi-Coup» Stolz sind wir auf Schweizer Qua- nen, offenbaren sich die fatalen Fol- mit der AHV-Rücklage ist kläglich lität. Dies betrifft auch die Verwal- gen: Die sogenannten ungebunde- gescheitert: Weder der Bahninfra- tung. Internationale Konzerne wie nen Ausgaben trifft es umso härter. strukturfonds BIF noch die AHV auch KMU und natürliche Personen Eine Übersicht: erhalten nun frei gewordene Mittel. bauen darauf, dass öffentliche Leis- Personalstopp: Während KMU Die Schuldenabbauer frohlocken. tungen zu einem fairen Preis in her- sich über Entwicklung und Ausbau Den Tatbeweis für eine Sicherung vorragender Qualität erbracht wer- freuen, schreien deren Vertreter der Altersrenten bleibt das Parla- den. Dieses Erfolgsmodell darf nicht auf, wenn der Staat mit wachsender ment schuldig. gefährdet werden. Bevölkerung auch seinen Leistungs- apparat anpasst. Mit einem Perso- Bekämpfung der Armut Solidarität mit Mehrwert naldeckel, Verschlechterung der Arbeitslosigkeit, zerbrochene Fa- Solidarität ist eine Tradition – der Arbeitsbedingungen und Kürzun- milien, Krankheit oder bescheide- SP, aber auch der ganzen Schweiz. gen im Personalbereich versuchten ne Renten können auch in unserem Schlimmeres konnte im Budget- Rechtsbürgerliche die Funktionsfä- Land zu Armut führen. Working prozess 2018 erfolgreich verhin- higkeit des Staates zu untergraben. Poor, Menschen also, die Vollzeit ar- dert werden. Solidarität beginnt im Zum Glück weitgehend erfolglos. beiten und trotzdem den eigenen Le- Kleinen. Eine verantwortungsvolle Leistungsabbau: Unter Beschuss bensunterhalt nicht bestreiten kön- Grossmütigkeit schafft Spielraum, stand auch der Umweltbereich. Mass- nen, gibt es auch in unserem Land. Kreativität und gibt Optionen – viel- nahmen zur Umsetzung der Ener- Fehlende Mindestlöhne, aber auch leicht ist dies eine Weihnachtsbot- giestrategie, für Biodiversität und noch immer ausstehende Lohn- schaft, die auch über die kommen- Gewässerschutz sollten beschnitten gleichheit sind Gründe dafür. Selbst den Festtage hinaus gelebt werden werden. Der SVP wurde auch hier die im Gleichstellungsbereich wurden kann. Fremde klopfen an, auch pri- Gefolgschaft verweigert. Kürzungsangriffe gewagt. vat, und geben die Chance, Anteil- Konsumentenschutz und Kultur: Weder beginnt noch endet Armut nahme am Leben zu schenken und Peinlich muten Kürzungsanträge für an unseren Landesgrenzen. Ihre Be- zu erfahren.
Abstimmung LINKS 173 ∙ 2017 7 No Billag ist brandgefährlich Die No-Billag-Initiative, über die im nächsten März abgestimmt wird, bedroht den die anderen leer ausgehen, da die SRG und 34 regionale Privatsender. Wird sie angenommen, heisst es Lichter- sie sich den Griff ins Portemonnaie löschen. Einen Plan B gibt es nicht. nicht leisten können. Selten hat eine Initiative schon so als Beispiele wären ebenfalls in ihrer No Billag bedroht die vierte Gewalt viele Monate vor der Abstimmung Existenz bedroht. Wird die Initiative Die Initiative ist auch ein Fron- derart viel zu reden gegeben. Die In- angenommen, gibt es keinen Plan B. talangriff auf die vierte Gewalt in itianten verlangen die Abschaffung No Billag bedeutet Lichterlöschen – unserem Land. Nur dank Gebüh- der öffentlichen Finanzierung aller und zwar für alle SRG-Sender wie renfinanzierung wird ein Service SRG-Angebote und der 34 regiona- auch für die 34 Privaten mit Gebüh- public ermöglicht, der unabhängig len Radio- und Fernsehstationen renanteil. Ein Ja zu No Billag hätte von Parteipolitik und Wirtschaft mit Gebührenanteil. Damit zielen sie eine mediale Wüste zur Folge. gestaltet wird. Keine Parlamen- auf die Sender, die täglich – regional, tarierin und kein Parlamentarier national und in allen vier Landes- No Billag schafft eine Edith Graf-Litscher ist kann sich als Programmdirektorin sprachen – kritisch und unabhängig Zweiklassengesellschaft Nationalrätin TG oder Programmdirektor aufspielen über Politik, gesellschaftliche The- Die Befürworter behaupten, der oder kritische Berichterstattung men, Kultur, Wirtschaft und Sport Markt würde den Kahlschlag in der mit Sparmassnahmen abstrafen, berichten. Schweizer Medienlandschaft abfe- kein reicher Financier kann einen dern. Die Initianten machen aber SRG-Sender aufkaufen oder mit ei- No Billag bedeutet Lichterlöschen mehrere Denkfehler. Nur ein Fünftel nem Werbeboykott eine Redaktion Das Angebot der SRG finanziert sich der Vollkosten beim Fernsehen kann unter Druck setzen. Die gebühren- zu 75 Prozent über die Empfangsge- durch Werbeeinnahmen gedeckt finanzierten Programme sind ver- bühren. Bei Annahme der Initiati- werden. Zudem sind die Werbeein- pflichtet, das gesellschaftliche Le- ve würden diese Mittel vollständig nahmen bereits heute rückläufig. ben sachgerecht, ausgewogen und wegfallen. No Billag bedeutet somit: Würde die Initiative angenom- vielfältig abzubilden, dazu gehören kein «Echo der Zeit» mehr, kein «In- men, so würden diese Einnahmen etwa Nachrichtensendungen mit frarouge», kein «Minisguard», kein ohne attraktive Kanäle mit guten Hintergrundinformationen. Sie sind Lauberhornrennen, keinen «Quoti- Zuschauerquoten also noch mehr somit ein wichtiger Bestandteil un- diano» und keinen «Bestatter». Aber schrumpfen. Zwangsläufig würde serer direkten Demokratie. es geht nicht nur um die SRG. Auch beispielsweise der Sport ins Bezahl- Damit wir weiterhin auf einen 13 Regionalfernsehen und 21 Regio- fernsehen abwandern. Das «Pay-TV» Service public für alle statt für we- nalradios erhalten Gebührenanteile. führt jedoch zu einer Zweiklassen- nige zählen können, müssen wir Die Empfangsgebühren machen je- gesellschaft: Während sich die einen so viele Stimmbürgerinnen und weils bis zu 70 Prozent der Gesamt- problemlos unterschiedliche Abos Stimmbürger wie möglich gegen einnahmen dieser Sender aus. «Ca- für unterschiedliche Interessen teu- diese für unsere Gesellschaft und nal9», «Teleticino» oder «Tele Top» er zusammenkaufen können, wer- für die direkte Demokratie brandge- fährliche Initiative mobilisieren. Mit den Radio- und Fernseh- Radio neo 1 Radio Kanal K Tele M1 gebühren werden nicht nur die Radio SRF 2 Kultur/Radio Swiss Classic/ Radio Swiss Jazz/Radio Swiss Pop/Radio X Radio Munot Programme der SRG finanziert, Radio RaSa sondern auch 13 regionale Fern- Tele Basel Tele Top sehsender und 21 Lokalradios Radio Stadtfilter in der ganzen Schweiz. Sie alle BNJ FM Tele Ostschweiz stehen bei einem Ja vor dem Aus. Tele Bielingue toxic fm «No Billag» heisst deshalb nicht SRF 1/SRF zwei/SRF info ? Radio Canal 3 Radio LoRa/Radio SRF 1/Radio SRF 3/ n nur «No SRG», sondern generell l te Radio SRF Musikwelle/Radio SRF Virus a Radio SRF 4 News es absc h «No Schweizer Fernsehen und Radio Grischa Radio». Canal Alpha All Tele Südostschweiz Radio Fribourg-Freiburg TeleBärn Radiotelevisiun Svizra Rumantscha la télé Radio Cité Radio Fiume Ticino Léman bleu/ Radio R3i RTS Un/RTS Deux La Première/Espace 2/ Rete Uno/Rete Due/Rete Tre Couleur 3/Option Musique Tele Ticino/LA 1/LA 2 Radio Chablais Tele 1 Radio Rottu Oberwallis Radio Rhône FM Radio FBeO Radio RaBe Canal 9/Kanal 9
8 LINKS 173 ∙ 2017 JUSO Wir sind die 99 Prozent Es gibt Menschen, die für ihr Geld arbeiten. Und wesen unter dem Spardiktat der Umständen auch wirklich frei ent- dann gibt es Menschen, die andere dafür arbei- Bürgerlichen zusammenzubrechen scheiden? ten lassen – einfach weil sie bereits Geld haben. droht. In Zeiten, in denen wir uns Letztere will die 99%-Initiative zur Kasse bitten. nun seit Jahren über eine minime Das System ändern Erhöhung der AHV die Köpfe ein- Dieses System gilt es zu ändern. Wir Der Wohlstand der Schweiz beruht schlagen. müssen aus der Geiselhaft des Ka- auf der bezahlten und unbezahlten pitals ausbrechen. Die Frage ist nur: Arbeit von Millionen Menschen. Keine echte Demokratie Wie? Ich bin überzeugt, dass wir die Gemeinsam sorgen wir dafür, dass Die Reichen immer reicher – die Ar- Umstände klar benennen müssen. Betagte betreut und Kinder gross- men immer zahlreicher. Dies hat mit Wir müssen sagen, was ist, und wir gezogen werden, dass Schokolade einer demokratischen, solidarischen müssen in die Offensive gehen. produziert wird und Züge pünktlich Gesellschaft herzlich wenig zu tun. Die 99%-Initiative macht einen abfahren. Doch die Früchte dieser Und dennoch ist der Widerstand ge- Schritt genau in diese Richtung. Sie Arbeit werden unglaublich ungleich gen solche Entwicklungen verhält- zieht die Konfliktlinien in der Ge- verteilt. Tamara Funiciello ist Präsiden- nismässig klein. sellschaft dort, wo sie hingehören: So gibt es zum Beispiel für viele tin der JUSO Schweiz Doch wie könnte es anders sein nicht zwischen Menschen mit un- Angestellte 2018 erneut eine Null- in einer Gesellschaft, in der Kapi- terschiedlichem Pass, sondern zwi- runde bei den Löhnen und dies, tal Macht bedeutet? Der Besitz von schen oben und unten. obwohl es unserer Wirtschaft ei- Kapital gibt Menschen Macht über Denn sie macht klar: Es gibt Men- gentlich gut geht und wir immer wie andere Menschen. Wer Geld hat, schen, die für ihr Geld arbeiten. Und produktiver werden. wer Grossunternehmen und Boden dann gibt es Menschen, die andere Gleichzeitig sind die 300 reichs- besitzt, entscheidet. Er entscheidet, dafür arbeiten lassen. Einfach weil ten Menschen in diesem Land 2017 wer Jobs bekommt und wer nicht. Er sie bereits Geld haben. Und Letztere um 60 Milliarden reicher geworden. entscheidet, zu welchen Bedingun- werden steuerlich auch noch massiv 60 Milliarden – das ist beinahe so gen diese Jobs vergeben werden, wie entlastet. viel wie das Bundesbudget. Und dies hoch der Lohn ist. Ob diese Jobs hier Diesen Privilegien, die zum Teil in Zeiten, in denen im Kanton Lu- angeboten werden oder in China. Er mit der USR II eingeführt wurden, zern Menschen, die an der Armuts- entscheidet, wie hoch die Mieten wollen wir ein Ende bereiten. grenze leben, die Prämienverbilli- sind in den Wohnungen, die auf sei- gungen zurückzahlen müssen. In nem Boden gebaut wurden. In einem Kapitaleinkommen stärker Zeiten, in denen Fächer dezimiert, Jetzt die 99%- solchen System kann es keine Demo- besteuern Lehrerinnen und Lehrer entlassen Initiative unter kratie geben. In einem solchen Sys- Die 99%-Initiative will das reichste und Schulen geschlossen werden. In schreiben (Karte in tem kann es auch keine echte Freiheit Prozent in diesem Land, das Prozent, Zeiten, in denen das Gesundheits- der Heftmitte)! geben, denn wer kann unter solchen das reicher und reicher wird, ohne ei- nen Finger zu krümmen, das von der Arbeit anderer lebt, zur Kasse bitten. ZVG «Wir sind die 99 Prozent!»: 99 Personen an der Medienkon- Und zwar wollen wir konkret, ferenz zur Lancierung der 99-Prozent-Initiative der JUSO. dass Kapitaleinkommen, also zum Beispiel Zinsen und Dividenden, ab einem Freibetrag von 100 000 Fran- ken, anderthalb Mal so stark besteu- ert werden wie Arbeitseinkommen, also Lohn. Wieso wollen wir das Kapital- einkommen stärker besteuern? Weil Geld nicht vom Himmel fällt. Geld wird erarbeitet. Und zwar von Menschen, die Lohn beziehen. Divi- denden sind nichts anderes als der Gewinnüberschuss einer beliebigen Dienstleistung oder eines beliebigen ZVG Produktes. Wir sind die, die diese Umstän- de benennen müssen. Wir sind die, die diese Umstände ändern müssen. Wir können nicht mehr länger in der Defensive verharren. Wir müssen in die Offensive. Denn wir, wir sind nicht die Partei des Mittelstands. Wir sind die Partei der 99 %. Wir sind die 99 %.
LINKS BS | BL zVg Nein zu No Billag aus Basler Sicht erst recht Eigentlich genügt ein einziger Blick Programme, die Minderheiten als der SRG! Hier sind bereits heute – auf den Initiativtext – und schon Zielpublikum haben, wären dem neben dem Regionaljournal und den schrillen alle Alarmglocken: «Der Untergang geweiht. In Basel pro- KorrespondentInnen der Nordwest- Bund versteigert regelmässig Kon- duziert auch Radio X solche Pro- schweiz – Teile der Kulturabteilung zessionen für Radio und Fernsehen» grammgefässe. Es ist nicht nur die zu Hause, so werden zum Beispiel (Artikel 93, Absatz 3). Versteigert! SRG, die dies zum Beispiel mit ihren die Hörspiele in Basel produziert. Dieses Verb verlangt eindeutig nach Regionaljournalen tut. Radio X er- Mit dem Umzug ins neue Hochhaus einem Meistbietenden. Logisch ist: hält für die Erfüllung dieses Auftra- am Bahnhof wird Basel als Standort Niemand wird je Geld in ein Medien- ges Gelder aus dem Gebührentopf. noch wichtiger: Die ganze Abteilung produkt investieren, ohne damit Zie- Lisa Mathys Ebenso Telebasel: Auch regionales SRF Kultur kommt nach Basel, dies le zu verfolgen – und zum Ersteigern Parteisekretärin SP BL Fernsehen wäre nie und nimmer sind rund 330 Arbeitsplätze. Das ist einer Radio- oder Fernsehkonzes möglich ohne die Mediengebühren. ein wichtiger Aspekt für unsere Re- sion wären grosse Summen nötig. Das zeigt, dass No Billag eine eigent- gion – und neben den attraktiven Dieser Absatz 3 allein steht schon liche Medienzerschlagungsinitiati- Jobs auch eine grosse Chance für ganz fundamental allen Grundsät- ve ist. Diese Programme würden zu die Kulturszene! Es sind gerade auch zen eines seriösen Journalismus Kampagnenkanälen, wenn sie an die kulturellen Sendegefässe, die entgegen. Er würde zu (weiteren) in- eine(n) Meistbietende(n) verhökert bei einem Wegfall der Finanzierung teressengesteuerten Medienkonglo- würden. Wir haben in Basel bereits durch die Billag-Gelder nicht den meraten führen. Eine unabhängige schmerzhaften Anschauungsunter Hauch einer Chance hätten, weiter Medienlandschaft ist aber eine der richt genossen, was mit einem zu bestehen. wichtigsten Grundvoraussetzungen Medienprodukt – in diesem Fall der Für die Region Basel muss es also für eine funktionierende Demokra- Alex Klee, «Basler Zeitung» – passiert, wenn es noch klarer sein, als es eh schon ist: tie! Bürgergemeinderat SP BS, in die Hände eines Besitzers mit ei- Das Aus der SRG und der gebühren- Beide ehem. Radioschaffende ner klar politischen Agenda gelangt. finanzierten Sendegefässe wäre ver- Wichtige Minderheitenformate bei einem nicht-gebühren Die Qualität des Journalismus leidet, heerend – sowohl demokratiepoli- Die Schweiz ist ein Land von Min- finanzierten Sender der Kampagnenjournalismus hält tisch als auch für den Arbeitsstand- derheiten, wie zum Beispiel Rand- Einzug, es kommt sogar zu Falschin- ort Basel. Die breite Auswahl an frei regionen. Ihnen können nur soli- formationen. Das ist gefährlich! zugänglichen journalistischen Ge- darisch finanzierte Medienformate fässen, wie wir sie heute nutzen gerecht werden. Machen wir uns Arbeitsplätze in der Region können, ist ein Service public, der nichts vor: Wer sollte sich an der Basel profitiert aber nicht nur von jedem Haushalt definitiv 1 Franken Versteigerung für ein rätoromani- Sendegefässen wie dem «Regi» oder pro Tag – so hoch ist die Gebühr ab sches Sendegefäss beteiligen (um Medien wie Radio X und Telebasel. dem nächsten Jahr noch – wert sein nur ein Beispiel zu nennen)? Alle Basel ist auch ein wichtiger Standort muss!
10 LINKS LINKS REGIOBE Seitentitel 173 ∙ 2017 Imperialer Sonderfall? Die «Paradise Papers» veranschaulichten nur allzu deutlich: wir leben auf Kosten anderer und der Natur – und dass das so ist, hat mit dem Kapitalismus zu tun. Die Schweiz ist nicht nur Drehscheibe von globalem Finanzkapital und Rohstoffhandel. Zusätzlich führen die rekordtiefen Steuern zu verheerenden Geldabflüs- sen aus dem globalen Süden. Ulrich Brand und Markus Wissen nehmen in ihrem Buch «Imperiale Lebensweise» die weltweite Umverteilung von unten nach oben unter die Lupe. Ihre Stärke ist, dass sie den Alltag von Menschen wie uns in Bern mit den globalen Strukturen kapitalistischer Ausbeutung in Verbindung bringen. Imperiale Lebensweise heisst Wohlstand auf Kosten anderer. Mit Ulrich Brand diskutieren wir am 14. Januar, was wir ändern können. «Beispiele gibt es zu Hauf. Entgegen Menschen, die dem Geld hinterher- ler Umverteilung globaler Gewinne globalen Trends ging etwa der CO2- reisen, sind die Grenzen aber zu. festgehalten. Statt die historisch ge- Ausstoss der Schweiz zwischen 1990 Die imperiale Lebensweise ba- wachsene Verflechtung der Schweiz und 2015 leicht zurück. Die durch- siert auf der Externalisierung von in Kolonialismus und globalen Kapi- schnittliche Anzahl der Flugreisen Kosten auf ein «Aussen» (globaler talismus anzuerkennen, wird durch aus der Schweiz stieg zwischen 2010 Süden, irreguläre Frauenarbeit, eine scheinheilige Migrationsde- und 2015 aber um 43 Prozent (inter- usw.). Unter anderem weil im- batte der Mythos vom Sonderfall nationaler Flugverkehr zählt nicht mer mehr Ökonomien (Stichwort: gehegt. Gerade wenn die Sozialde- zum nationalen Ausstoss). Es gibt «Schwellenländer») auf dieses Aus mokratie dem rechten Aufstieg Ein- offensichtlich eine beträchtliche Dif- Halua Pinto de Magalhães, sen zugreifen wollen (siehe z. B. Chi- halt gebieten will, ist sie gezwungen, ferenz zwischen gesteigertem Um- Stadtrat Bern, SP Holligen nas Land-Grabbing in Afrika) und nicht nur Errungenschaften wie weltbewusstsein und Mobilitätsver- gleichzeitig der zivilgesellschaftli- den Wohlfahrtsstaat, sondern auch halten. Individuelle Mobilität wird che Widerstand in ausgebeuteten Forderungen wie jene nach mehr höher gewichtet als kollektive Kon- Ländern wächst (z. B. in Lateiname- Wachstum kritisch zu überdenken. sequenzen. Das ist natürlich kein rika), werden die Verteilungskämp- Daher werfen wir am 14. Januar eine Zufall: Die globale kapitalistische fe härter. In den kapitalistischen Frage auf, die unangenehm ist, vor Arbeitsteilung setzt flexible Bewe- Zentren (Europa oder USA) wird der wir uns aber nicht länger drü- gungsfreiheit sogenannt Hochquali- verzweifelt versucht, die «eigene» cken können: Wie sieht eine inter- fizierter voraus. (imperiale) Lebensweise mittels na- nationalistische, nachhaltige linke Anderen hingegen steht Bewe- tionalistischer Abschottung und Politik im 21. Jahrhundert aus?» gungsfreiheit nicht offen. So gibt Andrea Blättler, Vorstand autoritärer, patriarchaler und ras- es strukturelle Hürden für Aufent- SP Bern Nord, GL SP Frauen* sistischer Ausgrenzung exklusiv zu haltsbewilligungen oder schlicht halten. Aus der Krise der auf Kosten- Imperiale materielle Barrieren: Über 90 Pro- externalisierung beruhenden Ent- zent der Weltbevölkerung können wicklung erklärt sich das Erstarken Lebensweise sich Flugreisen nicht leisten. Den- der Neuen Rechten. noch wird in der Schweiz – bei regel- Doch selbst gesellschafts-liberale heisst Wohlstand mässigen Gesetzesverschärfungen Kräfte (inkl. Rot-Grün) stellen dieses – ein Migrations-Krisenszenario he- Entwicklungsmodell kaum grund- auf Kosten raufbeschwört. Schweizer Grenzen sätzlich in Frage. Vielmehr wird am stehen für Geld weit offen. Für die national-exklusiven Projekt loka- anderer.
LINKS Kanton LU Seitentitel Luzern LINKS 173 ∙ 2017 171 11 ZAHLBARES WOHNEN FÜR ALLE Ja am 4. März 2018 Luzernerinnen und Luzerner fordern aktivere Bodenpolitik In Hochdorf und Luzern fielen die Abstimmungen vom 26. November zu Gunsten der Mieterinnen und Mieter aus. Diese Erfolge reihen sich in eine Serie von ähnlichen Entscheiden der letzten Jahre ein. Das sind gute Vor- zeichen für unsere kantonale Initiative «für zahlbares Wohnen», über die am 4. März 2018 abgestimmt wird. In Hochdorf wurde die Bodenin- Initiative sollen zwei bereits einge- können. Das geht aber nur mit der itiative von SP und Grünen von zonte Grundstücke ausschliesslich Unterstützung von euch allen: Pla- einer Mehrheit der Bevölkerung an gemeinnützige Wohnbauträger kate stellen, Flyer verteilen und die angenommen und bekam mehr Ja- verkauft werden dürfen. eigenen Freunde und Bekannten Stimmen als der Gegenvorschlag In Kriens ist die Initiative der SP mobilisieren, zu tun gibt es vieles. des Gemeinderates. In der Stichfra- für «bezahlbaren Wohnraum» zu- Mehr Informationen findet ihr ge unterlag die Initiative aber leider stande gekommen. Auch hier wird auf der Homepage zur Abstimmung dem Gegenvorschlag. Trotzdem, das sich wohl die Bevölkerung dazu äus (siehe Link unten), dort könnt ihr Resultat ist ein grosser Erfolg und sern dürfen. euch auch für das Abstimmungsko- zeigt, dass die Hochdorferinnen und Daniel Gähwiler, Vize Noch in der Sammelphase ist eine mitee eintragen. Hochdorfer angesichts steigender präsident SP Kanton Luzern kantonale Initiative des Mieterin- Mieten und knappen Wohnraums nen- und Mieterverbandes, der eine www.zahlbares-wohnen.ch eine aktivere Bodenpolitik fordern. Offenlegung von Vormieten will, um In der Stadt Luzern wurde eine willkürlichen Mieterhöhungen vor- Änderung der Gemeindeordnung beugen zu können. mit 78,2 % Ja-Stimmen angenom- Ebenfalls am 4. März 2018 wird men, mit welcher der Stadtrat unter die Abstimmung zu unserer Initiati- Wir sind zuver- anderem die Kompetenz zu Land- ve «für zahlbaren Wohnraum» statt- käufen bis 30 Millionen Franken er- finden. Die Initiative will dem Kan- sichtlich, dass halten soll. Dem Stadtrat wird so ein ton und den Gemeinden genau die neues Werkzeug in die Hand gege- Mittel zur Verfügung stellen, die für wir für unsere ben, um den Anteil gemeinnütziger eine aktive Wohn- und Bodenpolitik Wohnungen gemäss der Abstim- notwendig sind: Vorkaufsrechte für Initiative auf mung von 2012 auf 16 % zu erhöhen. gemeinnützige Wohnbauträger und Bereits stehen weitere Abstim- Gemeinden sowie einen Fonds zur Zustimmung im mungen an. Am 4. März 2018 wird Förderung entsprechender Projekte. in Rothenburg über die Initiative Wir sind zuversichtlich, dass wir ganzen Kanton der SP «für bezahlbare Wohnungen» für unsere Initiative auf Zustim- abgestimmt. Bei einer Annahme der mung im ganzen Kanton zählen zählen können.
LINKS AG Julian Bieri KOMMENTAR Basiskampagne 2017 Basiskampagne in Aarau: Telefonieren für die Wahlen Danke vielmals! LINKSRUTSCH IM AARGAU AUCH AUF KOMMUNALER EBENE Grosser Wahlerfolg Wie 2016 haben wir dieses Jahr im Aargau wieder die Basiskampagne mit dem Haupt element der Wahlkampftelefonaktionen durchgeführt, diesmal im Rahmen der Kommunalwahlen. Grossartige 140 Mit- Der 24. September und der 26. November waren für viele SP-Sektionen glieder haben sich ehrenamtlich engagiert im Aargau – und natürlich auch für uns als Kantonalpartei - Tage zum und insgesamt fast 3000 Gespräche mit Jubeln. Die Wahlerfolge knüpften direkt an die Grossratswahlen an und Wählerinnen und Wählern geführt. Die zeigen, dass wir nicht nur auf kantonaler Ebene stark aufgestellt sind, teilweise fantastischen Wahlresultate, zum sondern auch auf kommunaler Ebene aktive Sektionen haben. Beispiel in Windisch und Wohlen, wo wir vier beziehungswiese drei Parlamentssitze zulegten, zeigen, dass die Telefonkampa- stark präsent und vertrat in den Wahlkämp- Sascha Antenen von gne ein Erfolg war. Im Moment liegt uns fen klare Positionen. Und das wichtigste: Der Zofingen ist politischer dazu natürlich keine wissenschaftliche Sekretär der SP Aargau und Wahlkampf fand direkt bei unseren Wähle- Auswertung vor. Eines ist aber sicher: Die SP-Einwohnerrat. rinnen und Wählern statt. Sei es beim Flyern Telefonist*innen haben unsere Partei von am Bahnhof, an der Standaktion auf dem der besten Seite verkauft, auf sie können Marktplatz oder beim Aufstellen von Plaka- wir stolz sein. Ich bin dankbar, dass sich ten. Und natürlich speziell auch im Rahmen insbesondere auch anfänglich skeptische der Basiskampagne, wo über 140 Freiwil Mitglieder auf die Kampagne eingelassen Zusammengefasst haben wir an den beiden lige unsere Wählerschaft per Telefon mo- haben. Viele von ihnen werden wir, so meine Sonntagen total 15 neue Sitze in den Ein- bilisierten. In vielen Sektionen engagierten Überzeugung, in Zukunft wieder am Apparat wohnerräten gewonnen, während die SVP sich plötzlich Mitglieder, die zuvor weniger sehen. Ein besonderes Highlight war für 16 Sitze verlor. Damit sind wir die sitzstärks- aktiv waren. Politische Inhalte und Themen mich der grosse Einsatz einiger Neumitglie- te Partei in den Einwohnerräten im Aar- wurden im Wahlkampf in den Vordergrund der, welche hervorragend mittelefoniert gau. Ebenso haben wir ab 2018 sechs neue gestellt und vertreten. Nur durch dieses viel- haben. Dank den Mitgliedertelefonevents Gemeinderät*innen und Stadträt*innen, seitige und aktive Engagement der vielen hat die Basiskampagne auch in der Mobili- drei neue (Frau) Ammänner und fünf neue Freiwilligen SP-Mitglieder konnten wir in sierung für Stand- und Postkartenaktionen, (Frau) Vize-Ammänner. In Windisch sind wir den letzten Jahren Erfolge verbuchen. Und Spenden usw. eine zentrale Rolle gespielt. mit 45 Prozent sogar der absoluten Mehrheit dieses Engagement müssen wir uns auch zu- Bei aller Freude über die Ergebnisse müssen zum Greifen nah. Das schaffen noch nicht künftig als Ziel setzen, damit wir den Aargau wir aber erklären, dass die Anzahl kurzfristi- mal die grossen SP-Hochburgen wie Bern vom bürgerlich kaputtgesparten Kanton zu ger Abmeldungen und No Shows hätte tiefer oder Zürich. einem lebenswerten Kanton für alle machen sein können. Persönlich möchte ich mich bei SP SVP können. Und ich behaupte: Das ist möglich. allen bedanken, die auf die eine oder andere Aarau 14 (+2) 9 (–1) Es ist nur wichtig, auch weiterhin das Akti- Baden 9 6 (–2) Art an der Basiskampagne beteiligt waren. Brugg 10 (+1) 9 (–2) vitätslevel hochzuhalten und ab und zu auch Ihr habt durch euer Engagement meine Buchs 8 (+2) 10 (–3) den Mut zu haben, neue Kampagnenmittel Arbeit sehr bereichert und werdet mir in Lenzburg 10 (+1) 9 (–1) auszuprobieren. bester Erinnerung bleiben. Obersiggenthal 8 (+1) 9 (–1) Nach drei Jahren Wahlen gibt es nun ein Wettingen 9 (+1) 11 (–1) Zwischenjahr. Doch dürfen wir in diesem Julian Bieri von Mühlethurnen war Campaigner Windisch 18 (+4) 7 (–2) Wohlen 7 (+3) 11 (–2) Jahr nicht nachlässig werden, im Gegenteil. der SP Aargau 2017. Zofingen 8 (–1) 9 (–1) 2019 sind Nationalratswahlen, und wir wol- Total 15 neue Sitze 16 Sitze verloren len mindestens unseren Sitz zurück und am liebsten noch mehr! Dafür braucht es eine Grund für den Erfolg ist der aktive und viel- stetige Präsenz der SP auf allen Ebenen im seitige Wahlkampf der SP, der überall betrie- Aargau, ganz egal, ob Wahlen sind oder ben wurde. Die SP war im ganzen Aargau nicht.
International LINKS 173 ∙ 2017 13 Schweiz gegen Atomwaffen Im Juli verabschiedeten 122 UNO-Mitgliedsländer hungen zu stellen und sich aktiv für Verpflichtung zur Abrüstung von einen Atomwaffenverbotsvertrag. Die Schweiz eine möglichst grosse Beteiligung Kernwaffen sowie das Recht auf die hatte sich bei dessen Lancierung noch der Stim- von Staaten am Verhandlungspro- friedliche Nutzung der Kernenergie me enthalten. An den Vertragsverhandlungen zess einzusetzen». zum Gegenstand hat. beteiligte sie sich dann jedoch aktiv und stimmte Nun endlich, 72 Jahre nachdem schliesslich zu – auch dank einer SP-Motion. Ist das gelebte Neutralität? Atomwaffen im Krieg zum ersten Der Bundesrat begründete in sei- Mal eingesetzt worden sind, gibt es «Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner ner Stellungnahme die Enthaltung auch den Atomwaffenverbotsver- geht hin …» schrieb der amerikani- der Schweiz folgendermassen: «(…) trag. Dieser verbietet Entwicklung, sche Dichter Carl Sandburg im Jahr Gleichzeitig betrachtet der Bun- Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, 1936. Jemand schrieb später die Zeile desrat den Nutzen und die Risiken Transport, Stationierung und Ein- «… dann kommt der Krieg zu euch» eines Nuklearwaffenverbots diffe- satz von Atomwaffen sowie die Dro- dazu und verkehrte die Quintessenz renziert und im Rahmen des der- hung mit diesen. der Zeile in ihr Gegenteil. zeitigen globalen sicherheitspoliti- Immerhin eine versöhnliche Wäre Sandburg achtzig Jahre in schen Umfelds. Kernwaffen spielen Nachricht gibt es: Auch dank meiner die Zukunft gereist, hätte er womög- weiterhin eine wesentliche Rolle in Motion beteiligte sich die Schweiz lich folgende Zeilen geschrieben: Angelo Barrile ist Sicherheitsdoktrinen vieler Länder, aktiv an den Verhandlungen und Stell dir vor, in der UNO stimmen Nationalrat ZH weswegen etliche dieser Staaten stimmte schliesslich für den erar- die Länder über eine Resolution ab, dem Verhandlungsprozess fernblei- beiteten Atomwaffenverbotsver- die Verhandlungen über ein Verbot ben dürften.» Da könnte man analog trag. Der Bundesrat betrachtet «die von Kernwaffen fordert, und keiner zu oben die Zeile hinzudichten: «… humanitären Konsequenzen eines geht hin. denn gegen Atomwaffen sind wir so- allfälligen Einsatzes dieser Waffen Eigentlich unvorstellbar, doch et- wieso machtlos.» als eine wichtige Triebfeder für das was Ähnliches geschah am 27. Okto- Für mich tönt das ähnlich wie bei Endziel einer nuklearwaffenfreien ber 2016, mindestens aus Schweizer Abstimmungsmuffeln, die jeweils Welt». Lieber spät als nie. Sicht: enthielt sich diese doch bei sagen, ihre Stimme ändere am Ergeb- Und wie der Widerspruch, trotz dieser Abstimmung der Stimme. nis ja sowieso nichts. Eine äusserst Enthaltung bei der Lancierung Deshalb reichte ich weniger als schwache Begründung, wie ich finde, schliesslich dem Vertrag zuzustim- zwei Monate später im Nationalrat besonders wenn sie vom Bundesrat men, endet auch die Geschichte eine Motion ein, mit welcher der kommt. Die Schweiz hat eine beson- meiner Motion mit einem Wider- Bundesrat aufgefordert wurde, «sich dere Verantwortung als Depositar- spruch: Weil der Bundesrat das An- aktiv in die kommenden Verhand- staat der Genfer Konventionen. Ent- liegen meiner Motion als erfüllt be- lungen über ein völkerrechtliches haltung? Ist das gelebte Neutralität? trachtete, empfahl er deren Ableh- Atomwaffenverbot einzubringen, nung. Damit musste ich zähneknir- dabei insbesondere den Aspekt der Schweiz stimmt für Verbot schend einverstanden sein, denn es humanitären Konsequenzen eines Bisher gab es nur den Atomwaffen- geht um das erste Etappenziel. Und allfälligen Einsatzes dieser Waffen sperrvertrag aus dem Jahr 1970, der das haben wir erreicht. in den Vordergrund seiner Bemü- das Verbot der Verbreitung und die FRIEDENS NOBELPREIS FÜR ICAN Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaf- fen (Ican) hat den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten. Die Organisation kämpft seit 2007 gegen den Widerstand der Atom- mächte und vieler anderer Länder dafür, Atomwaffen per internati- Ralph Schlesener, Ican onalen Vertrag zu verbieten. Ican wirkte massgeblich am UNO-Ver- trag zum Verbot von Atomwaffen mit (Bild: Twitter-Meldung des Nobelpreis-Komitees).
Fotolia Die Mär von der Chancen- gerechtigkeit Im März veranstaltet die SP Schweiz eine Bildungstagung. In Referaten und siert werden. Kinder aus sozioöko- Workshops soll der Frage auf den Grund gegangen werden, wie chancen nomisch benachteiligten Familien gerecht unser Bildungssystem ist. Spezialgast ist der ehemalige finnische erleben keine Chancengerechtigkeit Bildungsminister Jukka Gustafsson. und haben dadurch Nachteile, die ihr gesamtes Leben beeinflussen. Wie chancengerecht ist unser Bil- lienergänzende Kinderbetreuung), Bildungstagung Der Bildungsabschluss hat einen dungssystem? Können alle Kinder Monika Maire-Hefti (Regierungsrä- der SP Schweiz starken Einfluss auf die soziale Lage von einer Schule profitieren, die tin SP NE), Georges Felouzis (Profes- 23. März 2018, und das Lohnniveau. Die Kompe- ihren Fähigkeiten gerecht wird, un- sor für Soziologie der Bildungspoli- Bundeshaus tenzen und der Anteil der Schüle- abhängig von Herkunft, Geschlecht, tik Universität Genf) sowie Samuel Die Kosten betragen rinnen und Schüler, deren Leistung Elternhaus, physischen oder psychi- Rohrbach (Präsident Syndicat des 70 Franken inklusive als sehr schwach oder sehr stark an- schen Beeinträchtigungen? Enseignants Romands) liefern kurze Mittagessen (35 Fran- gesehen wird, variieren von Kanton Die SP will diesen Fragen auf den Inputs zu den Themen frühe Förde- ken für wenig Verdie- zu Kanton stark. Nicht die Familie, Grund gehen und lädt zu einer Bil- rung, Kitas und Tagesschulen, Inte- nende). Die Tagung fin- der Wohnort oder das Schulhaus dungstagung ein. Ziel ist, Stärken gration und chancengerechte Förde- det zweisprachig statt, aber sollen entscheiden, sondern unseres Schulsystems zu bestätigen rung sowie Situation der Lehrkräfte. im Plenum gibt es eine die eigene Leistung und das eigene und Defizite zu benennen. Am Ende Fragen zu diesen Themen werden Übersetzung D-F und Können. Je besser die Bildung, desto der Tagung sollen Massnahmen de- gemeinsam mit den Fachleuten auch F-D, in den Workshops chancenreicher ist das Leben eines finiert werden, die zu einem chan- in Workshops vertieft. Generell soll ist eine Übersetzung Menschen. cengerechteren Bildungssystem bei- der Tag Raum für Diskussionen und teilweise möglich. Wir unterstützen deshalb das tragen. Austausch bieten. Ziel der Erziehungsdirektorenkon- Die Tagung wird von den Mitglie- Anmeldung: ferenz (EDK) und des Bundes, dass dern der Kommission für Wissen- Bildung ist ein Grundrecht www.spschweiz.ch/ 95 % der Schülerinnen und Schüler schaft, Bildung und Kultur (WBK) In der öffentlichen Schule begegnen bildungstagung einen Abschluss auf Sekundarstufe unter dem Lead von Matthias Ae- sich Menschen aus allen Schichten, II und 95 % die Mindestanforderun- bischer und Mathias Reynard or- und die öffentliche Schule ist der Das detaillierte Pro- gen des Lehrplans erreichen sollen. ganisiert. Special Guest ist der ehe- wichtigste Ort der Integration. Die gramm findet sich auf Dabei handelt es sich aus unserer malige finnische Bildungsminister Schule soll die Kinder in ihrer Ent- der Rückseite dieser Sicht um Mindestvorgaben. Die Jukka Gustafsson. Er wird die Frage wicklung und in ihrem Lernwillen Zeitung. Lehrkräfte und alle Menschen, die beantworten, welche Erfahrun- unterstützen. Die Einzigartigkeit zusammen mit ihnen für das Wohl gen Finnland bei der Stärkung der und die Individualität der Kinder der Kinder arbeiten, sollen bei ih- Chancengerechtigkeit gemacht hat. sollen im Zentrum stehen. Dabei rer verantwortungsvollen Aufgabe Margrit Stamm, Professorin für Er- muss der Frage nach schulischen gestärkt werden und Arbeitsbedin- ziehungswissenschaften, wird den Ungleichheiten besondere Beach- gungen vorfinden, die es ihnen er- Handlungsbedarf bei der Chancen- tung geschenkt werden – auch aus möglichen, die hohen Erwartungen, gerechtigkeit auf allen Stufen auf- Gründen der Demokratie. Auch die an die Schule gestellt werden, zeigen. Marianne Zogmal (Vizeprä- wenn die rechtlichen Grundlagen zu erfüllen. Sparen bei der Bildung sidentin von «Plateforme Romande für ein chancengerechtes System Chantal Gahlinger, läuft den genannten Zielsetzungen politische Sekretärin, pour l'accueil de l'Enfance», der vorhanden sind, können heute nicht u. a. verantwortlich für diametral entgegen. Westschweizer Plattform für fami- alle individuellen Potenziale reali- die WBK
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