Schiefe Verteilung - SP Schweiz

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Schiefe Verteilung - SP Schweiz
Andrea Bauer

                     Mitgliederzeitung der SP Schweiz
                     173 · Ausgabe CH · Dezember 2017
                     AZB 3001 Bern

                                                                                                                                         J ET Z T
                                                                                                                                        U NTE R-E N :
                                                                                                                                                B
                                                                                                                                      SC H R E I -
                                                                                                                                           99% E
                                                                                                                                                   IV
                                                                                                                                       I N ITIAiTn der
                                                                                                                                             B o gen
                                                                                                                                                         te
                                                                                                                                               He f tmit

                Schiefe Verteilung
                Im Advent debattieren die eidgenössischen Räte das Bundesbudget. Dank einer starken Lobby erhält die
                Armee von Jahr zu Jahr mehr Geld, während die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit stagnieren.
                Diese Verteilung ist schlecht für den Kampf gegen Armut und für mehr Rechtsstaatlichkeit. Und sie macht
                glauben, die Gefahren von heute und morgen liessen sich an der Landesgrenze abhalten. Seiten 4 und 5

               99%-INITIATIVE                                                            «DOOR KNOCKING»
               Die Initiative der JUSO will, dass die Konfliktlinien dort gezogen wer-   Die Stadtzürcher SP leistet in ihrem Wahlkampf Pionierarbeit:
               den, wo sie hingehören: zwischen oben und unten. Konkret fordert          Ihre Mitglieder gehen von Tür zu Tür und fragen die Leute, was sie
               sie eine stärkere Besteuerung von Kapitaleinkommen. Seite 8               beschäftigt und was sie sich für die Stadt Zürich wünschen. Seite 16
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
2     LINKS
      173 ∙ 2017   Aktuell

Liebe Genossinnen und Genossen                                                                                                            INHALT
Liebe Sympathisantinnen und Sympathisanten
                                                                                                                                          2–3         Aktuell
                    Während wir dieses Heft produzieren, debattiert das
                                                                                                                                          4–5         Budget I: Schiefe Verteilung
                    Parlament wenige hundert Meter westlich von uns das                                                                               der Mittel für Sicherheit
                    Bundesbudget 2018. Das heisst: Es diskutiert, bei wel-                                                                            von Peter Hug
                    chen Posten des 70-Milliarden-Budgets wie viel gespart
                                                                                                                                          6           Budget II: Die Budgetdebatte
                    werden soll. Unter dem Vorwand, es brauche Spielraum                                                                              2017 in der Übersicht
                    für die Steuervorlage 17 oder die Armee, hat es die SVP                                                                           von Philipp Hadorn
                    einmal mehr auf Bildung und Forschung, Migration, die                                                                 7           No Billag: Die Initiative
                    Teuerung oder die Entwicklungszusammenarbeit abge-                                                                                ist brandgefährlich
                                                                                                                                                      von Edith Graf-Litscher
sehen. Doch bleibt sie diesmal weitgehend erfolglos, wie die Übersicht von
Nationalrat Philipp Hadorn zeigt.                                                                                                         8           JUSO-Initiative:
Erfolge feiern die oben genannten Kreise dafür beim Armeebudget, und                                                                                  Wir sind die 99 Prozent!
                                                                                                                                                      von Tamara Funiciello
das seit Jahren. Es wächst und wächst. Gleichzeitig stagnieren die Mittel für
Friedensförderung, Konfliktverhütung und internationale Sicherheitszu-                                                                    9 – 12      Kantonale Seiten
sammenarbeit, wie aus der Gegenüberstellung von Peter Hug herauszulesen                                                                   13          Atomwaffenverbot: Die Schweiz
ist. Unsere Sicherheit endet jedoch nicht an den Landesgrenzen. Nicht der                                                                             ist dabei – auch dank der SP
ausgewachsene vaterländische Krieg, sondern sogenannt hybride Konflikt-                                                                               von Angelo Barrile

formen wie Cyber, fehlende Entwicklungsperspektiven und Rechtsstaat-                                                                      14          Veranstaltung:
lichkeit sowie ein neuer Ost-West-Konflikt fordern unsere Sicherheit heraus.                                                                          Wie chancen­gerecht ist unser
                                                                                                                                                      Bildungssystem?
Um fast so viel wie das Bundesbudget, nämlich um 60 Milliarden, konn-
ten die Reichsten hierzulande im letzten Jahr ihr Vermögen vergrössern.                                                                   15          Wirtschaftskonzept:
Und zwar nur deshalb, weil sie bereits grosse Vermögen haben. Die JUSO                                                                                Wir sind die Wirtschaft
                                                                                                                                                      von Beat Jans
geht nun mit ihrer 99%-Initiative in die Offensive und fordert eine stärke-
re Besteuerung des obersten 1 Prozents in unserem Land. Konkret will die                                                                  16          Door Knocking:
                                                                                                                                                      Pionierarbeit in Zürich
99%-Initiative Kapitaleinkommen, also etwa Zinsen und Dividenden, ab ei-                                                                              von Oliver Heimgartner
nem Freibetrag von 100 000 Franken anderthalb Mal so stark besteuern wie
                                                                                                                                          17          Bildergalerie:
Arbeitseinkommen, also Lohn. Diesem Heft liegt ein Unterschriftenbogen
                                                                                                                                                      100 Jahre SP Frauen*
bei – bitte unterschreiben und zurückschicken!
In die Offensive geht auch die Stadtzürcher SP in ihrem Wahlkampf: Beim                                                                   18 – 19     Agenda
sogenannten Door Knocking gehen SP-Mitglieder von Tür zu Tür und fra-
gen die Leute, was sie sich für Zürich wünschen. Auch wenn das beim ersten
Mal etwas Überwindung braucht – die Leute freuen sich, dass jemand sie
um ihre Meinung fragt, denn sie haben etwas zu sagen. Während andere
Parteien also das Land zuplakatieren, reden wir mit den Leuten. Oder um es
mit dem altbekannten, aber immer noch gültigen Spruch zu sagen: Ihr habt
die Millionen, wir haben die Menschen!

Andrea Bauer, Chefredaktorin «links»

IMPRESSUM Herausgeberin: SP Schweiz, Theaterplatz 4, 3011 Bern, Telefon 031 329 69 69, Fax 031 329 69 70 Erscheint 6 Mal pro Jahr, Auflage 36 796 (Wemf) Abonnements­preise: Für
­Mitglieder der SP Schweiz gratis Adressänderungen/Abo: abo@spschweiz.ch Redaktion: Andrea Bauer (Chefredaktion), Niklaus Wepfer (SO), Livia Diem (BS), Ruedi B               ­ rassel (BL), Hannes
Rettenmund (BE), Katha­rina Kerr (AG), Yannick Gauch (LU), Julian Fitze (TG), Michael Sutter (Region Bern), Urs Geiser (­ Korrektor) E-Mail Redaktion: ­links@spschweiz.ch Gestaltung/Produktion:
Atelier Bläuer, Bern Druck: Ringier Print Adligenswil AG, Postfach 3739, 6002 Luzern Anzeigen: Kilian Gasser, Medienvermarktung GmbH, G         ­ itschenstrasse 4, 6460 Altdorf, Tel. 041 871 24 46,
Fax 041 871 24 47, ­kg@kiliangasser.ch Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 11.12.2017. Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 29.1.2018.
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
Aktuell          LINKS
                                                                                                                                  173 ∙ 2017   3
                                                 platz und Drehscheibe bei vielen Geschäften       auf mindestens 80 % auf Kantonsebene und
Wechsel im SP-                                   hat. Der Fokus liegt auf folgenden Themen:        auf 100 % auf Bundesebene. Ausserdem
Generalsekretariat                               Schwarze Liste der Steueroasen: Die Schweiz       fordert die SP eine Erhöhung der Mindest-
                                                 soll die schwarze Liste der EU über die nicht     vorgaben für Familienzulagen um wenigstens
Leyla Gül und Flavia Wasserfallen, die           kooperativen Steuergebiete übernehmen             50 Franken.
beiden Co-Generalsekretärinnen der SP            und bei Bedarf ergänzen.
Schweiz, treten per Ende Februar 2018 von        Regulierung von Offshore-Geschäften: Die
ihrem Amt zurück. Sie leiten das Generalse-      SP fordert eine Meldepflicht für das Auf-         Löhne bei Staatsunter-
kretariat der SP Schweiz seit Oktober 2012       setzen von Offshore-Strukturen sowie ein          nehmen begrenzen
gemeinsam und haben die SP durch die             Transparenz-Register. Intransparente Deals
Wahlen 2015 sowie durch 18 Abstimmungs-          über Offshore-Finanzplätze sollen verboten        Die Chefs von SBB, Post oder Ruag sollen
sonntage, 13 Delegiertenversammlungen und        werden.                                           nicht mehr verdienen als ein Bundesrat.
3 Parteitage geführt. Für die Nachfolge der      Beihilfe zur Steuerhinterziehung auch im          Dieser alten SP-Forderung hat am zweit-
jetzigen Co-Generalsekretärinnen schlägt         Ausland ahnden: Steuerbetrug und -hinter-         letzten Tag der Session eine Mehrheit des
das Präsidium der SP Schweiz Rebekka Wyler       ziehung sind gerade für arme Länder ein exis-     Nationalrats zugestimmt. Bei allen Unter-
und Michael Sorg vor.                            tenzielles Problem, an dem Schweizer Banken       nehmen, bei welchen der Bund Haupteigner
                                                 und Konzerne zu oft beteiligt sind. Darum soll
                                                 Beihilfe zur Steuerhinterziehung auch straf-
                                                 bar sein, wenn sie im Ausland verübt wird.
                                                 Beihilfe zur Korruption im Ausland unter
                                                 Strafe stellen: Gleiches wie für die Steuerhin-
                                                 terziehung gilt für Korruption. Die Schweiz
                                                 muss Beihilfe zu Korruption auch im Ausland
                                                 ahnden und bekämpfen, wie es etwa das Ver-
                                                 einigte Königreich oder die USA bereits tun.

Rebekka Wyler ist in Zürich aufgewachsen                                                           oder Mehrheitsaktionär ist, wird der höchste
und lebt heute im Kanton Uri. Sie war zehn       Steuervorlage 17: Fehler der                      Lohn auf 500 000 Franken pro Jahr begrenzt.
Jahre Mitglied des Zürcher Stadtparlaments       USR III nicht wiederholen                         Nationalrat Corrado Pardini hat die Motion
und vertritt heute die SP im Gemeinderat                                                           zur Begrenzung der Kaderlöhne im Nachgang
von Erstfeld. Die 39-Jährige ist ausgebildete    Der Bundesrat und die bürgerlichen Parteien       zur im Juni 2016 abgelehnten Service-public-
Historikerin und arbeitet seit 2003 in ver-      sind auf dem besten Weg, mit der Steuervor-       Initiative eingereicht. Die Motion knüpft an
schiedenen Funktionen im Bereich Records         lage 17 (SV 17) die Fehler der gescheiterten      eine Parlamentarische Initiative von Susanne
Management und Archiv. Michael Sorg              Unternehmenssteuerreform III (USR III) zu         Leutenegger Oberholzer an, die der National-
arbeitet bereits seit 2013 als Mediensprecher    wiederholen: Zu viele Ausnahmen, zu hohe          rat bereits im September mit grossem Mehr
für die SP Schweiz. Zuvor hat der 37-jährige     Ausfälle, zu tiefe Gegenfinanzierung und          angenommen hat. Nun ist es am Ständerat,
gebürtige Schaffhauser in Bern Geschichte                                                          diese Entscheide für vernünftige Löhne in
und Politikwissenschaften studiert und war                                                         Bundesunternehmen mitzutragen.
während fünf Jahren in der Privatwirtschaft
im Bereich Kommunikation und Marketing
tätig. Der Vorschlag des Präsidiums muss                                                           Ständerat will Rechtsstaat
noch von der Geschäftsleitung und der                                                              schwächen
Delegiertenversammlung der SP Schweiz
bestätigt werden.                                                                                  Der Ständerat hat in der Dezembersession
                                                                                                   eine markante Schwächung des Rechtsstaats
                                                                                                   beschlossen: Künftig sollen private Versi-
«Paradise Papers»:                               Anheizung der interkantonalen Steuerkon-          cherungsdetektive Überwachungsmittel
SP reicht Vorstosspaket ein                      kurrenz. Die SP fordert in ihrer Vernehmlas-      verwenden dürfen, die weit über das hinaus-
                                                 sungsantwort einen Verzicht auf unnötige          gehen, was Strafverfolgungsbehörden und
Die SP-Fraktion hat im Zuge der «Paradise        Instrumente, eine Erhöhung der Dividenden-        Nachrichtendienst erlaubt ist. Konkret heisst
Papers» ein Paket von über 20 Vorstössen         besteuerung und der Familienzulagen, eine         das: Wer AHV, IV oder Arbeitslosengeld be-
eingereicht. Im Zentrum stehen der Kampf         Eindämmung des Steuerwettbewerbs sowie            zieht, soll weniger Schutz vor ungerechtfer-
gegen Korruption, Steuerbetrug und Kapi-         die überfällige Korrektur der USR II.             tigter Überwachung haben als Kriminelle und
                                                 Den Hauptzweck der SV 17, nämlich die             Terrorverdächtige. Versicherungsdetektive
                                                 Abschaffung der nicht mehr akzeptierten           dürften demnach bis in private Wohnräume
                                                 Steuerprivilegien für Statusgesellschaften,       schnüffeln oder GPS-Tracker einsetzen und
                                                 begrüsst die SP nach wie vor. Neue un-            bräuchten für viele Observierungsmassnah-
                                                 durchsichtige Instrumente wie übertriebene        men nicht einmal eine richterliche Genehmi-
                                                 Steuerabzüge für Forschung, «Step Up bei          gung. Hunderttausende von Bürgerinnen und
                                                 Zuzug» oder die zinsbereinigte Gewinnsteu-        Bürgern, die eine staatliche Versicherungs-
                                                 er, welche die Bemessungsgrundlage angrei-        leistung beziehen, würden so unter General-
                                                 fen, haben in der SV 17 jedoch keinen Platz.      verdacht gestellt und zu viele unbescholtene
                                                 Entscheidend für das Gelingen der SV 17 wird      Personen in ihrer Privatsphäre verletzt. Die
talabfluss. Die Fraktion will die bürgerlichen   jedoch die Gegenfinanzierung sein. Dafür          SP wird diese Schwächung des Rechtsstaats
Parteien damit zwingen, zu der Verantwor-        gibt es zwei Hebel: Unverzichtbar für die SP      und diese Verletzung des Verhältnismässig-
tung zu stehen, die die Schweiz als Finanz-      ist die Erhöhung der Dividendenbesteuerung        keitsprinzips mit allen Mitteln bekämpfen.
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
4     LINKS
      173 ∙ 2017   Positionen

Schiefe Verteilung der Mittel
Sicherheitspolitik
Die Ausgaben für die militärische Abwehr an der Landesgrenze steigen zwischen                                    Schutz und Sicherheit ja – aber wie?
2014 und 2021 um mehr als 1 Milliarde Franken an. Gleichzeitig stagnieren die                                    Die rechtsbürgerliche Mehrheit im
Mittel, die für Friedensförderung, Konfliktverhütung und internationale                                          Parlament begründet diese schie-
Sicherheitszusammenarbeit zur Verfügung stehen.                                                                  fen Prioritäten mit dem Argument,
                                                                                                                 die Sicherheit der Menschen in der
Hartnäckig hält sich in der Öffent-                                    Franken einen Höhepunkt. Bis dahin        Schweiz ertrage keine Halbheiten.
lichkeit die Meinung, die Armee                                        setzte der Bundesrat schrittweise         Die Unsicherheit nehme weltweit zu.
erbringe einen überdurchschnitt-                                       den Parlamentsbeschluss um, einen         Beim Schutz der Menschen, unserer
lichen Sparbeitrag. Die Zahlen                                         0,5%-Anteil am Bruttonationalein-         demokratischen Errungenschaften
sprechen freilich eine ganz andere                                     kommen BNE der öffentlichen Ent-          und unserer Infrastrukturen dürfe
Sprache. Die Armeeausgaben sind                                        wicklungshilfe zukommen zu lassen.        nicht gespart werden.
seit 2014 um eine halbe Milliarde                                         Seither lässt der Bundesrat wis-          Dagegen ist wenig einzuwen-
Franken gestiegen. Bis 2021 werden                                     sen, dieses Ziel sei «vorübergehend»      den. Schutz und Sicherheit sind ein
sie gar 1,1 Milliarden höher liegen                                    nicht mehr finanzierbar. Schon kurz       sehr hohes Gut. Sicherheit bildet
als 2014. Sie schlagen dann mit 5,26   Peter Hug ist Internationaler   nach Genehmigung der Botschaft            die Grundlage von Lebensqualität.
Milliarden Franken zu Buche. Das       Sekretär und politischer        über internationale Zusammenar-           Ohne Sicherheit gibt es keine Be-
                                       Fachsekretär der SP-Fraktion
ist eine Viertelmilliarde mehr, als    für Aussen-, Friedens- und      beit im Sommer 2016 kürzte er die         rechenbarkeit und Verlässlichkeit.
das Parlament in seinem berühm-        Sicherheitspolitik              entsprechenden Entwicklungskre-           Die Frage ist bloss, wie wir am wirk-
ten 5-Milliarden-Beschluss vorgab.                                     dite um mehr als eine halbe Milli-        samsten für Sicherheit sorgen. Denn
Kaum ein anderer Bereich weist ein                                     arde Franken. Laut Finanzplan wird        die meisten Gefahren von heute und
derart hohes Wachstum auf wie                                          die Süd- und Osthilfe bis 2021 nicht      morgen lassen sich nicht mit Pan-
die Armee. Und dieses Wachstum                                         mehr den Stand von 2015 erreichen.        zern und Kanonen an der Grenze
dürfte munter weitergehen, falls                                       Und sogar diese Finanzplanzahlen          abhalten. Dieses Versprechen der
die anstehenden Beschaffungen für                                      sind unter Druck. Im Zuge der soge-       Rechtsnationalisten ist nichts als
Kampfflugzeuge und weiteres Gross-                                     nannten «strukturellen Reformen»          eine gefährliche Illusion.
gerät tatsächlich so rasch getätigt                                    drohen bei der Internationalen Zu-           Nicht der ausgewachsene vater-
werden wie im Moment vom Bun-                                          sammenarbeit weitere Kürzungen            ländische Krieg, sondern hybride
desrat angedacht.                                                      in der Höhe von jährlich 200 Milli-       Konfliktformen wie Cyber, fehlen-
   Eine gegenläufige Tendenz zeich-                                    onen Franken. Wichtigster Grund:          de Entwicklungsperspektiven und
net sich demgegenüber bei der In-                                      Andernfalls wäre unter dem Dach           Rechtsstaatlichkeit in manchen
ternationalen Zusammenarbeit ab.                                       der Schuldenbremse die markante           Staaten an den Rändern Europas, in
Die Süd- und Osthilfe des Bundes                                       Steigerung bei der Armee nicht zu         Afrika und dem Nahen und Mittle-
erreichte 2015 mit 2,83 Milliarden                                     finanzieren.                              ren Osten sowie ein neuer Ost-West-

                                       Quelle: Staatsrechnungen
                                       2014 – 2016; Voranschlag         Ausgaben der Armee, 2014 –2021 in Mrd. Franken
                                       2017 + 2018. Finanzplan
                                       2019 – 2021, Bundesrat
                                       23. August 2017. Die hier

Unsere                                 abgebildeten Kredite ent-
                                       sprechen rund 85 % der bei
                                       der OECD als «öffentliche
                                                                        5,500
                                                                                                                                           5,263
Sicherheit                             Entwicklungshilfe» (APD)
                                       anrechenbaren Ausgaben.           5,100
                                                                                                                                   5,171

lässt sich nur                                                                                                             4,884

noch erhö-                                                              4,700                                      4.590
                                                                                                   4.434 4.457
hen, wenn                                                               4,300              4,249

wir jenseits                                                                       4,104

der Landes-                                                             3,900

grenze aktiv                                                            3,500
                                                                                    2014   2015    2016   2017     2018    2019    2020    2021
werden.
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
STAND
                                                                                                                    PUNKT

in der                                                                                                                  Leyla Gül,
                                                                                                                        Co-General­
                                                                                                                        sekretärin der
                                                                                                                        SP Schweiz

                                                                                  Erinnern
 Konflikt fordern unsere Sicherheit        auf fragile Kontexte auszurichten,     Nächstes Jahr ist Landesstreik-Jubiläum.
 heraus. Die Schweiz ist internati-        konkrete Beiträge zur Eindämmung       Als Geburtsstunde der sozialen Schweiz kön-
 onal derart intensiv verflochten,         und Lösung von Konflikten zu leis-     nen wichtige Errungenschaften wie die AHV,
 dass die Landesgrenzen kaum mehr          ten, der Gewalt entgegenzuwirken       Gesamtarbeitsverträge oder die Einführung
 Schutz vor diesen modernen Risiken        und die strukturellen Ursachen von     einer Erwerbsersatzordnung nur vor dem Hin-
 bieten. Vielmehr lässt sich unsere        Konflikt und Gewalt anzugehen.         tergrund des Landesstreiks gesehen werden.
 Sicherheit nur noch erhöhen, wenn                                                Errungenschaften, die dank den 250 000
 wir jenseits der Landesgrenze aktiv       Mehr Einsatz für Friedensförderung     Menschen erreicht wurden, die 1918 den Mut
 werden.                                   Heute fliesst nur rund 1 Prozent der   hatten, die Arbeit niederzulegen und für diese
                                           Armeeausgaben in die Friedensför-      Forderungen und ihre Idee einer gerechten und
 Die Erfolge der kollektiven               derung. Das ist viel zu wenig. Frie-   sozialen Gesellschaft einzustehen. Sie hatten
 Sicherheit                                densoperationen, Reformen und          Angst, und viele von ihnen hatten Hunger. Sie
 Der Werkzeugkasten des UNO-Sys-           demokratische Kontrolle des Sicher-    haben es trotzdem getan.
 tems der kollektiven Sicherheit ist       heitssektors sowie die Beseitigung     2018 wird vieles passieren. Anlässe, Publi-
 dabei weit wirksamer, als dies der        von explosiven Kriegsrückständen       kationen, Tagungen, Forschungsprojekte,
 abwertende Diskurs der Rechtspo-          erfordern militärisches Spezialwis-    Ausstellungen, Podien, ein Kunstprojekt und
 pulisten, Neoliberalen und Links­         sen, zu dem die Schweizer Armee        ein Dokfilm sind geplant. Es wird aber auch viel
 populisten nahelegt. Die Anzahl           weit mehr beitragen muss als bisher.   Kritik geben. Die Linke feiere sich selbst. Die

                                                                                                                                 Jonas Zürcher
 von Demokratien unter den Ent-               Auch die Internationale Zusam-      Linke feiere eine Niederlage. Kurzum: Es wird
 wicklungsländern hat sich seit den        menarbeit muss konsequenter als        viel Unsinn geschrieben werden. Da werden
 1980er-Jahren verdreifacht, wäh-          bisher an fragilen Kontexten ausge-    wir drüberstehen müssen. Und wir werden den
 rend die Zahl von Menschen, die bei       richtet werden. Nur wenn es gelingt,   Landesstreik trotzdem zum Thema machen.
 bewaffneten Konflikten getötet wer-       die Gewalt konkret zu vermindern       Unbestritten war der Landesstreik eine der
 den, um 75 Prozent gesunken ist. All      und die Rechtsstaatlichkeit zu er-     schwersten innenpolitischen Krisen des Bun-
 diese Erfolge sind ohne das Handeln       höhen, wird die Welt sicherer – und    desstaats; er erinnert an das Bild einer zerstrit-
 der UNO und ihrer Sonderorgani-           kann auch die Armutsbekämpfung         tenen Schweiz am Rande des Bürgerkriegs.
 sationen – und damit die internati-       greifen. Bei alldem geht es um weit    Umso wichtiger ist es, dass wir uns auch an
 onale Zusammenarbeit der Staaten          mehr als um Solidarität. Es geht       seine positiven Folgen erinnern. Allein schon
 – nicht denkbar.                          auch um unsere Sicherheit.             aus dem Grund, da ohne Erinnerungen weder
    Wer in die Sicherheit der Schweiz                                             die Gesellschaft noch gute Politik funktionie-
 investieren will, ist deshalb gut bera-                                          ren. «Ein Land braucht Erinnerung, so, wie jeder
 ten, die internationale Zusammen-                                                Einzelne Erinnerung braucht. Wenn ich nicht
 arbeit noch konsequenter als bisher                                              weiss, wo ich herkomme, weiss ich nicht, wer
                                                                                  ich bin», schreibt Peter von Matt. Und spätes-
                                                                                  tens seit der AHV-Abstimmung ist klar, dass es
  Entwicklungszusammenarbeit                                                      die Erinnerung auch braucht, um das Wissen
                                                                                  über den Wert einer Errungenschaft zu festigen.
  Süd- und Ostländer, 2015 –2021 in Mrd. Franken                                  Menschenrechte, Sozial- und Rechtsstaat, ja
                                                                                  selbst die Demokratie müssen immer wieder
  2,900
                                                                                  erklärt werden. Nichts davon ist eine Selbstver-
               2,835                                                              ständlichkeit, nichts davon währt ewig, wenn
                                                                   2,818
                                                                                  die Abstimmung gewonnen, die Errungenschaft
  2,800
                                                                                  etabliert ist. Es braucht die Erinnerung und das
                                                           2,749
                                                                                  Wissen darüber, was passiert, wenn die Errun-
                                                   2,699                          genschaft nicht mehr da ist. Sich erinnern heisst
   2,700                         2,673
                        2,654                                                     deshalb immer auch für das kämpfen, was uns
                                           2,619                                  wichtig ist. Der Landesstreik wird deshalb nicht
                                                                                  nur die Geschichte der Geburtsstunde der sozi-
  2,600
                                                                                  alen Schweiz erzählen, sondern auch diejenige
                                                                                  über die Herausforderungen von heute.
  2,500

  2,400
                2015     2016     2017     2018    2019    2020    2021
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
Andrea Bauer
Staatsabbauer laufen auf
Während der Post die rote Karte zur Schliessung von Poststellen gezeigt wird                         kämpfung rund um den Globus ver-
und sich eine breite Koalition für die SRG einsetzt, finden sich Reaktionäre, die                    langt unser Engagement: aus Verant-
noch immer den Staat kaputtsparen wollen. Doch die «Aeschi-Crew» der SVP                             wortungsgefühl des eigenen Mitver-
hat in der aktuellen Budgetdebatte keine Mehrheiten gefunden.                                        schuldens, aus Solidarität und auch
                                                                                                     zum eigenen Nutzen. Die Kohäsions-
Seit unserem Sieg gegen die unselige    einzelne kulturelle Institutionen an.                        milliarde ist ein exemplarisches Bei-
Steuerreform (USR III) versucht der     Den Gipfel stellte wohl das Ansin-                           spiel: Entwicklung zu ermöglichen
Bundesrat neue Tatsachen zu schaf-      nen dar, einen Beitrag von 470 000                           hilft bei der Bekämpfung von Armut
fen. Anstatt die Budgetierung 2018      Franken an die Stiftung für Konsu-                           und eröffnet Anbietern wie auch
zur Erfüllung der gesetzlichen Bun-     mentenschutz zu streichen. Zynisch                           Konsumentinnen und Konsumenten
desaufgaben ordentlich einzuleiten,     die Begründung: Es seien ja alle Kon-                        die Möglichkeit, sich am Markt zu
lieferte er ein Korsett zur Selbstbe-   sumentinnen oder Konsumenten,                                beteiligen.
schränkung mit. Besonders im Vi-        weshalb der eigene Schutz sehr wohl
sier: Internationale Zusammenar-        exklusiv durch Mitgliederbeiträge                            Investitionen statt Schuldenabbau
beit und Entwicklungshilfe, Bildung     gedeckt werden könne.                   Philipp Hadorn ist   Sparrücklagen kosten heute. An-
und Forschung, Migration sowie             Schonung der eigenen Klientel:       Nationalrat SO       statt Negativzinse zu zahlen, for-
die Teuerung. Um über 960 Millio-       Dreist erscheinen die Ausnahmere-                            dern wir Investitionen. Ein Fonds
nen Franken sollte die Bundeskasse      gelungen der «Obersparer». Gegen                             könnte antizyklisch zur Sicherung
«entlastet» werden. Bei Einnahmen       100 Millionen mehr für die Land-                             der Wirtschaftskraft, für einen vor-
und Ausgaben von gut 70 Milliar-        wirtschaft werden verlangt. Klien-                           gezogenen Ausbau der Infrastruktur
den mag dies als tragbar erscheinen.    tel-Befriedigung droht dem Gemein-                           und Stabilität auf dem Arbeitsmarkt
Schauen wir aber, welche Positionen     wohl-Anspruch den Platz zu rauben.                           dienlich sein.
überhaupt beeinflusst werden kön-          Der «Nordmann-Aeschi-Coup»                                    Stolz sind wir auf Schweizer Qua-
nen, offenbaren sich die fatalen Fol-   mit der AHV-Rücklage ist kläglich                            lität. Dies betrifft auch die Verwal-
gen: Die sogenannten ungebunde-         gescheitert: Weder der Bahninfra-                            tung. Internationale Konzerne wie
nen Ausgaben trifft es umso härter.     strukturfonds BIF noch die AHV                               auch KMU und natürliche Personen
Eine Übersicht:                         erhalten nun frei gewordene Mittel.                          bauen darauf, dass öffentliche Leis-
    Personalstopp: Während KMU          Die Schuldenabbauer frohlocken.                              tungen zu einem fairen Preis in her-
sich über Entwicklung und Ausbau        Den Tatbeweis für eine Sicherung                             vorragender Qualität erbracht wer-
freuen, schreien deren Vertreter        der Altersrenten bleibt das Parla-                           den. Dieses Erfolgsmodell darf nicht
auf, wenn der Staat mit wachsender      ment schuldig.                                               gefährdet werden.
Bevölkerung auch seinen Leistungs-
apparat anpasst. Mit einem Perso-       Bekämpfung der Armut                                         Solidarität mit Mehrwert
naldeckel, Verschlechterung der         Arbeitslosigkeit, zerbrochene Fa-                            Solidarität ist eine Tradition – der
Arbeitsbedingungen und Kürzun-          milien, Krankheit oder bescheide-                            SP, aber auch der ganzen Schweiz.
gen im Personalbereich versuchten       ne Renten können auch in unserem                             Schlimmeres konnte im Budget-
Rechtsbürgerliche die Funktionsfä-      Land zu Armut führen. Working                                prozess 2018 erfolgreich verhin-
higkeit des Staates zu untergraben.     Poor, Menschen also, die Vollzeit ar-                        dert werden. Solidarität beginnt im
Zum Glück weitgehend erfolglos.         beiten und trotzdem den eigenen Le-                          Kleinen. Eine verantwortungsvolle
    Leistungsabbau: Unter Beschuss      bensunterhalt nicht bestreiten kön-                          Grossmütigkeit schafft Spielraum,
stand auch der Umweltbereich. Mass-     nen, gibt es auch in unserem Land.                           Kreativität und gibt Optionen – viel-
nahmen zur Umsetzung der Ener-          Fehlende Mindestlöhne, aber auch                             leicht ist dies eine Weihnachtsbot-
giestrategie, für Biodiversität und     noch immer ausstehende Lohn-                                 schaft, die auch über die kommen-
Gewässerschutz sollten beschnitten      gleichheit sind Gründe dafür. Selbst                         den Festtage hinaus gelebt werden
werden. Der SVP wurde auch hier die     im Gleichstellungsbereich wurden                             kann. Fremde klopfen an, auch pri-
Gefolgschaft verweigert.                Kürzungsangriffe gewagt.                                     vat, und geben die Chance, Anteil-
    Konsumentenschutz und Kultur:          Weder beginnt noch endet Armut                            nahme am Leben zu schenken und
Peinlich muten Kürzungsanträge für      an unseren Landesgrenzen. Ihre Be-                           zu erfahren.
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
Abstimmung                   LINKS
                                                                                                                                            173 ∙ 2017   7

No Billag ist brandgefährlich
Die No-Billag-Initiative, über die im nächsten März abgestimmt wird, bedroht                                    den die anderen leer ausgehen, da
die SRG und 34 regionale Privatsender. Wird sie angenommen, heisst es Lichter-                                  sie sich den Griff ins Portemonnaie
löschen. Einen Plan B gibt es nicht.                                                                            nicht leisten können.

Selten hat eine Initiative schon so       als Beispiele wären ebenfalls in ihrer                                No Billag bedroht die vierte Gewalt
viele Monate vor der Abstimmung           Existenz bedroht. Wird die Initiative                                 Die Initiative ist auch ein Fron-
derart viel zu reden gegeben. Die In-     angenommen, gibt es keinen Plan B.                                    talangriff auf die vierte Gewalt in
itianten verlangen die Abschaffung        No Billag bedeutet Lichterlöschen –                                   unserem Land. Nur dank Gebüh-
der öffentlichen Finanzierung aller       und zwar für alle SRG-Sender wie                                      renfinanzierung wird ein Service
SRG-Angebote und der 34 regiona-          auch für die 34 Privaten mit Gebüh-                                   public ermöglicht, der unabhängig
len Radio- und Fernsehstationen           renanteil. Ein Ja zu No Billag hätte                                  von Parteipolitik und Wirtschaft
mit Gebührenanteil. Damit zielen sie      eine mediale Wüste zur Folge.                                         gestaltet wird. Keine Parlamen-
auf die Sender, die täglich – regional,                                                                         tarierin und kein Parlamentarier
national und in allen vier Landes-        No Billag schafft eine                     Edith Graf-Litscher ist    kann sich als Programmdirektorin
sprachen – kritisch und unabhängig        Zweiklassengesellschaft                    Nationalrätin TG           oder Programmdirektor aufspielen
über Politik, gesellschaftliche The-      Die Befürworter behaupten, der                                        oder kritische Berichterstattung
men, Kultur, Wirtschaft und Sport         Markt würde den Kahlschlag in der                                     mit Sparmassnahmen abstrafen,
berichten.                                Schweizer Medienlandschaft abfe-                                      kein reicher Financier kann einen
                                          dern. Die Initianten machen aber                                      SRG-Sender aufkaufen oder mit ei-
No Billag bedeutet Lichterlöschen         mehrere Denkfehler. Nur ein Fünftel                                   nem Werbeboykott eine Redaktion
Das Angebot der SRG finanziert sich       der Vollkosten beim Fernsehen kann                                    unter Druck setzen. Die gebühren-
zu 75 Prozent über die Empfangsge-        durch Werbeeinnahmen gedeckt                                          finanzierten Programme sind ver-
bühren. Bei Annahme der Initiati-         werden. Zudem sind die Werbeein-                                      pflichtet, das gesellschaftliche Le-
ve würden diese Mittel vollständig        nahmen bereits heute rückläufig.                                      ben sachgerecht, ausgewogen und
wegfallen. No Billag bedeutet somit:      Würde die Initiative angenom-                                         vielfältig abzubilden, dazu gehören
kein «Echo der Zeit» mehr, kein «In-      men, so würden diese Einnahmen                                        etwa Nachrichtensendungen mit
frarouge», kein «Minisguard», kein        ohne attraktive Kanäle mit guten                                      Hintergrundinformationen. Sie sind
Lauberhornrennen, keinen «Quoti-          Zuschauerquoten also noch mehr                                        somit ein wichtiger Bestandteil un-
diano» und keinen «Bestatter». Aber       schrumpfen. Zwangsläufig würde                                        serer direkten Demokratie.
es geht nicht nur um die SRG. Auch        beispielsweise der Sport ins Bezahl-                                     Damit wir weiterhin auf einen
13 Regionalfernsehen und 21 Regio-        fernsehen abwandern. Das «Pay-TV»                                     Service public für alle statt für we-
nalradios erhalten Gebührenanteile.       führt jedoch zu einer Zweiklassen-                                    nige zählen können, müssen wir
Die Empfangsgebühren machen je-           gesellschaft: Während sich die einen                                  so viele Stimmbürgerinnen und
weils bis zu 70 Prozent der Gesamt-       problemlos unterschiedliche Abos                                      Stimmbürger wie möglich gegen
einnahmen dieser Sender aus. «Ca-         für unterschiedliche Interessen teu-                                  diese für unsere Gesellschaft und
nal9», «Teleticino» oder «Tele Top»       er zusammenkaufen können, wer-                                        für die direkte Demokratie brandge-
                                                                                                                fährliche Initiative mobilisieren.

Mit den Radio- und Fernseh-               Radio neo 1                                                                                        Radio Kanal K
                                                                                                                                                   Tele M1
gebühren werden nicht nur die             Radio SRF 2 Kultur/Radio Swiss Classic/
                                          Radio Swiss Jazz/Radio Swiss Pop/Radio X                                                            Radio Munot
Programme der SRG finanziert,                                                                                                                   Radio RaSa
sondern auch 13 regionale Fern-           Tele Basel                                                                                               Tele Top
sehsender und 21 Lokalradios                                                                                                              Radio Stadtfilter
in der ganzen Schweiz. Sie alle           BNJ FM                                                                                           Tele Ostschweiz
stehen bei einem Ja vor dem Aus.          Tele Bielingue                                                                                           toxic fm
«No Billag» heisst deshalb nicht                                                                                                   SRF 1/SRF zwei/SRF info

                                                                                              ?
                                          Radio Canal 3                                                                Radio LoRa/Radio SRF 1/Radio SRF 3/

                                                                                            n
nur «No SRG», sondern generell

                                                                                       l te
                                                                                                                      Radio SRF Musikwelle/Radio SRF Virus

                                                                                     a
                                          Radio SRF 4 News

                                                                           es absc h
«No Schweizer Fernsehen und
                                                                                                                                              Radio Grischa
Radio».                                   Canal Alpha

                                                               All
                                                                                                                                        Tele Südostschweiz
                                          Radio Fribourg-Freiburg
                                          TeleBärn                                                                                         Radiotelevisiun
                                                                                                                                        Svizra Rumantscha
                                          la télé
                                          Radio Cité                                                                                    Radio Fiume Ticino
                                          Léman bleu/                                                                                            Radio R3i
                                          RTS Un/RTS Deux
                                          La Première/Espace 2/                                                                 Rete Uno/Rete Due/Rete Tre
                                          Couleur 3/Option Musique                                                                    Tele Ticino/LA 1/LA 2
                                          Radio Chablais                                                                                             Tele 1
                                                                                                                                    Radio Rottu Oberwallis
                                          Radio Rhône FM
                                                                                                                                                Radio FBeO
                                          Radio RaBe                                                                                       Canal 9/Kanal 9
Schiefe Verteilung - SP Schweiz
8   LINKS
          173 ∙ 2017   JUSO

      Wir sind die 99 Prozent
      Es gibt Menschen, die für ihr Geld arbeiten. Und                         wesen unter dem Spardiktat der          Umständen auch wirklich frei ent-
      dann gibt es Menschen, die andere dafür arbei-                           Bürgerlichen zusammenzubrechen          scheiden?
      ten lassen – einfach weil sie bereits Geld haben.                        droht. In Zeiten, in denen wir uns
      Letztere will die 99%-Initiative zur Kasse bitten.                       nun seit Jahren über eine minime        Das System ändern
                                                                               Erhöhung der AHV die Köpfe ein-         Dieses System gilt es zu ändern. Wir
      Der Wohlstand der Schweiz beruht                                         schlagen.                               müssen aus der Geiselhaft des Ka-
      auf der bezahlten und unbezahlten                                                                                pitals ausbrechen. Die Frage ist nur:
      Arbeit von Millionen Menschen.                                           Keine echte Demokratie                  Wie? Ich bin überzeugt, dass wir die
      Gemeinsam sorgen wir dafür, dass                                         Die Reichen immer reicher – die Ar-     Umstände klar benennen müssen.
      Betagte betreut und Kinder gross-                                        men immer zahlreicher. Dies hat mit     Wir müssen sagen, was ist, und wir
      gezogen werden, dass Schokolade                                          einer demokratischen, solidarischen     müssen in die Offensive gehen.
      produziert wird und Züge pünktlich                                       Gesellschaft herzlich wenig zu tun.     Die 99%-Initiative macht einen
      abfahren. Doch die Früchte dieser                                        Und dennoch ist der Widerstand ge-      Schritt genau in diese Richtung. Sie
      Arbeit werden unglaublich ungleich                                       gen solche Entwicklungen verhält-       zieht die Konfliktlinien in der Ge-
      verteilt.                              Tamara Funiciello ist Präsiden-   nismässig klein.                        sellschaft dort, wo sie hingehören:
         So gibt es zum Beispiel für viele   tin der JUSO Schweiz              Doch wie könnte es anders sein          nicht zwischen Menschen mit un-
      Angestellte 2018 erneut eine Null-                                       in einer Gesellschaft, in der Kapi-     terschiedlichem Pass, sondern zwi-
      runde bei den Löhnen und dies,                                           tal Macht bedeutet? Der Besitz von      schen oben und unten.
      obwohl es unserer Wirtschaft ei-                                         Kapital gibt Menschen Macht über           Denn sie macht klar: Es gibt Men-
      gentlich gut geht und wir immer wie                                      andere Menschen. Wer Geld hat,          schen, die für ihr Geld arbeiten. Und
      produktiver werden.                                                      wer Grossunternehmen und Boden          dann gibt es Menschen, die andere
         Gleichzeitig sind die 300 reichs-                                     besitzt, entscheidet. Er entscheidet,   dafür arbeiten lassen. Einfach weil
      ten Menschen in diesem Land 2017                                         wer Jobs bekommt und wer nicht. Er      sie bereits Geld haben. Und Letztere
      um 60 Milliarden reicher geworden.                                       entscheidet, zu welchen Bedingun-       werden steuerlich auch noch massiv
      60 Milliarden – das ist beinahe so                                       gen diese Jobs vergeben werden, wie     entlastet.
      viel wie das Bundesbudget. Und dies                                      hoch der Lohn ist. Ob diese Jobs hier      Diesen Privilegien, die zum Teil
      in Zeiten, in denen im Kanton Lu-                                        angeboten werden oder in China. Er      mit der USR II eingeführt wurden,
      zern Menschen, die an der Armuts-                                        entscheidet, wie hoch die Mieten        wollen wir ein Ende bereiten.
      grenze leben, die Prämienverbilli-                                       sind in den Wohnungen, die auf sei-
      gungen zurückzahlen müssen. In                                           nem Boden gebaut wurden. In einem       Kapitaleinkommen stärker
      Zeiten, in denen Fächer dezimiert,     Jetzt die 99%-                    solchen System kann es keine Demo-      besteuern
      Lehrerinnen und Lehrer entlassen       Initiative unter­                 kratie geben. In einem solchen Sys-     Die 99%-Initiative will das reichste
      und Schulen geschlossen werden. In     schreiben (Karte in               tem kann es auch keine echte Freiheit   Prozent in diesem Land, das Prozent,
      Zeiten, in denen das Gesundheits-      der Heftmitte)!                   geben, denn wer kann unter solchen      das reicher und reicher wird, ohne ei-
                                                                                                                       nen Finger zu krümmen, das von der
                                                                                                                       Arbeit anderer lebt, zur Kasse bitten.
ZVG

                                             «Wir sind die 99 Prozent!»: 99 Personen an der Medienkon-                    Und zwar wollen wir konkret,
                                             ferenz zur Lancierung der 99-Prozent-Initiative der JUSO.                 dass Kapitaleinkommen, also zum
                                                                                                                       Beispiel Zinsen und Dividenden, ab
                                                                                                                       einem Freibetrag von 100 000 Fran-
                                                                                                                       ken, anderthalb Mal so stark besteu-
                                                                                                                       ert werden wie Arbeitseinkommen,
                                                                                                                       also Lohn.
                                                                                                                          Wieso wollen wir das Kapital-
                                                                                                                       einkommen stärker besteuern?
                                                                                                                       Weil Geld nicht vom Himmel fällt.
                                                                                                                       Geld wird erarbeitet. Und zwar von
                                                                                                                       Menschen, die Lohn beziehen. Divi-
                                                                                                                       denden sind nichts anderes als der
                                                                                                                       Gewinnüberschuss einer beliebigen
                                                                                                                       Dienstleistung oder eines beliebigen
                                                                                                  ZVG

                                                                                                                       Produktes.
                                                                                                                          Wir sind die, die diese Umstän-
                                                                                                                       de benennen müssen. Wir sind die,
                                                                                                                       die diese Umstände ändern müssen.
                                                                                                                       Wir können nicht mehr länger in der
                                                                                                                       Defensive verharren. Wir müssen
                                                                                                                       in die Offensive. Denn wir, wir sind
                                                                                                                       nicht die Partei des Mittelstands.
                                                                                                                       Wir sind die Partei der 99 %. Wir
                                                                                                                       sind die 99 %.
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                                                                                                                                                 zVg
                                                           Nein zu No Billag
                                                           aus Basler Sicht
                                                           erst recht

Eigentlich genügt ein einziger Blick                                 Programme, die Minderheiten als          der SRG! Hier sind bereits heute –
auf den Initiativtext – und schon                                    Zielpublikum haben, wären dem            neben dem Regionaljournal und den
schrillen alle Alarmglocken: «Der                                    Untergang geweiht. In Basel pro-         KorrespondentInnen der Nordwest-
Bund versteigert regelmässig Kon-                                    duziert auch Radio X solche Pro-         schweiz – Teile der Kulturabteilung
zessionen für Radio und Fernsehen»                                   grammgefässe. Es ist nicht nur die       zu Hause, so werden zum Beispiel
(Artikel 93, Absatz 3). Versteigert!                                 SRG, die dies zum Beispiel mit ihren     die Hörspiele in Basel produziert.
Dieses Verb verlangt eindeutig nach                                  Regionaljournalen tut. Radio X er-       Mit dem Umzug ins neue Hochhaus
einem Meistbietenden. Logisch ist:                                   hält für die Erfüllung dieses Auftra-    am Bahnhof wird Basel als Standort
Niemand wird je Geld in ein Medien-                                  ges Gelder aus dem Gebührentopf.         noch wichtiger: Die ganze Abteilung
produkt investieren, ohne damit Zie-   Lisa Mathys                   Ebenso Telebasel: Auch regionales        SRF Kultur kommt nach Basel, dies
le zu verfolgen – und zum Ersteigern   Parteisekretärin SP BL        Fernsehen wäre nie und nimmer            sind rund 330 Arbeitsplätze. Das ist
einer Radio- oder Fernsehkonzes­                                     möglich ohne die Mediengebühren.         ein wichtiger Aspekt für unsere Re-
sion wären grosse Summen nötig.                                      Das zeigt, dass No Billag eine eigent-   gion – und neben den attraktiven
Dieser Absatz 3 allein steht schon                                   liche Medienzerschlagungsinitiati-       Jobs auch eine grosse Chance für
ganz fundamental allen Grundsät-                                     ve ist. Diese Programme würden zu        die Kulturszene! Es sind gerade auch
zen eines seriösen Journalismus                                      Kampagnenkanälen, wenn sie an            die kulturellen Sendegefässe, die
entgegen. Er würde zu (weiteren) in-                                 eine(n) Meistbietende(n) verhökert       bei einem Wegfall der Finanzierung
teressengesteuerten Medienkonglo-                                    würden. Wir haben in Basel bereits       durch die Billag-Gelder nicht den
meraten führen. Eine unabhängige                                     schmerzhaften Anschauungsunter­          Hauch einer Chance hätten, weiter
Medienlandschaft ist aber eine der                                   richt genossen, was mit einem            zu bestehen.
wichtigsten Grundvoraussetzungen                                     Medien­produkt – in diesem Fall der         Für die Region Basel muss es also
für eine funktionierende Demokra-      Alex Klee,                    «Basler Zeitung» – passiert, wenn es     noch klarer sein, als es eh schon ist:
tie!                                   Bürgergemeinderat SP BS,      in die Hände eines Besitzers mit ei-     Das Aus der SRG und der gebühren-
                                       Beide ehem. Radioschaffende   ner klar politischen Agenda gelangt.     finanzierten Sendegefässe wäre ver-
Wichtige Minderheitenformate           bei einem nicht-gebühren­     Die Qualität des Journalismus leidet,    heerend – sowohl demokratiepoli-
Die Schweiz ist ein Land von Min-      finanzierten Sender           der Kampagnenjournalismus hält           tisch als auch für den Arbeitsstand-
derheiten, wie zum Beispiel Rand-                                    Einzug, es kommt sogar zu Falschin-      ort Basel. Die breite Auswahl an frei
regionen. Ihnen können nur soli-                                     formationen. Das ist gefährlich!         zugänglichen journalistischen Ge-
darisch finanzierte Medienformate                                                                             fässen, wie wir sie heute nutzen
gerecht werden. Machen wir uns                                       Arbeitsplätze in der Region              können, ist ein Service public, der
nichts vor: Wer sollte sich an der                                   Basel profitiert aber nicht nur von      jedem Haushalt definitiv 1 Franken
Versteigerung für ein rätoromani-                                    Sendegefässen wie dem «Regi» oder        pro Tag – so hoch ist die Gebühr ab
sches Sendegefäss beteiligen (um                                     Medien wie Radio X und Telebasel.        dem nächsten Jahr noch – wert sein
nur ein Beispiel zu nennen)? Alle                                    Basel ist auch ein wichtiger Standort    muss!
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      173 ∙ 2017

Imperialer Sonderfall?
Die «Paradise Papers» veranschaulichten nur allzu deutlich: wir leben auf Kosten anderer und der Natur –
und dass das so ist, hat mit dem Kapitalismus zu tun. Die Schweiz ist nicht nur Drehscheibe von globalem
Finanzkapital und Rohstoffhandel. Zusätzlich führen die rekordtiefen Steuern zu verheerenden Geldabflüs-
sen aus dem globalen Süden. Ulrich Brand und Markus Wissen nehmen in ihrem Buch «Imperiale Lebensweise»
die weltweite Umverteilung von unten nach oben unter die Lupe. Ihre Stärke ist, dass sie den Alltag von
Menschen wie uns in Bern mit den globalen Strukturen kapitalistischer Ausbeutung in Verbindung bringen.
Impe­riale Lebensweise heisst Wohlstand auf Kosten anderer. Mit Ulrich Brand diskutieren wir am 14. Januar,
was wir ändern können.
«Beispiele gibt es zu Hauf. Entgegen                                   Menschen, die dem Geld hinterher-        ler Umverteilung globaler Gewinne
globalen Trends ging etwa der CO2-                                     reisen, sind die Grenzen aber zu.        festgehalten. Statt die historisch ge-
Ausstoss der Schweiz zwischen 1990                                        Die imperiale Lebensweise ba-         wachsene Verflechtung der Schweiz
und 2015 leicht zurück. Die durch-                                     siert auf der Externalisierung von       in Kolonialismus und globalen Kapi-
schnittliche Anzahl der Flugreisen                                     Kosten auf ein «Aussen» (globaler        talismus anzuerkennen, wird durch
aus der Schweiz stieg zwischen 2010                                    Süden, irreguläre Frauenarbeit,          eine scheinheilige Migrationsde-
und 2015 aber um 43 Prozent (inter-                                    usw.). Unter anderem weil im-            batte der Mythos vom Sonderfall
nationaler Flugverkehr zählt nicht                                     mer mehr Ökonomien (Stichwort:           gehegt. Gerade wenn die Sozialde-
zum nationalen Ausstoss). Es gibt                                      «Schwellenländer») auf dieses Aus­       mokratie dem rechten Aufstieg Ein-
offensichtlich eine beträchtliche Dif-   Halua Pinto de Magalhães,     sen zugreifen wollen (siehe z. B. Chi-   halt gebieten will, ist sie gezwungen,
ferenz zwischen gesteigertem Um-         Stadtrat Bern, SP Holligen    nas Land-Grabbing in Afrika) und         nicht nur Errungenschaften wie
weltbewusstsein und Mobilitätsver-                                     gleichzeitig der zivilgesellschaftli-    den Wohlfahrtsstaat, sondern auch
halten. Individuelle Mobilität wird                                    che Widerstand in ausgebeuteten          Forderungen wie jene nach mehr
höher gewichtet als kollektive Kon-                                    Ländern wächst (z. B. in Lateiname-      Wachstum kritisch zu überdenken.
sequenzen. Das ist natürlich kein                                      rika), werden die Verteilungskämp-       Daher werfen wir am 14. Januar eine
Zufall: Die globale kapitalistische                                    fe härter. In den kapitalistischen       Frage auf, die unangenehm ist, vor
Arbeitsteilung setzt flexible Bewe-                                    Zentren (Europa oder USA) wird           der wir uns aber nicht länger drü-
gungsfreiheit sogenannt Hochquali-                                     verzweifelt versucht, die «eigene»       cken können: Wie sieht eine inter-
fizierter voraus.                                                      (imperiale) Lebensweise mittels na-      nationalistische, nachhaltige linke
    Anderen hingegen steht Bewe-                                       tionalistischer Abschottung und          Politik im 21. Jahrhundert aus?»
gungsfreiheit nicht offen. So gibt       Andrea Blättler, Vorstand     autoritärer, patriarchaler und ras-
es strukturelle Hürden für Aufent-       SP Bern Nord, GL SP Frauen*   sistischer Ausgrenzung exklusiv zu
haltsbewilligungen oder schlicht                                       halten. Aus der Krise der auf Kosten-    Imperiale
materielle Barrieren: Über 90 Pro-                                     externalisierung beruhenden Ent-
zent der Weltbevölkerung können                                        wicklung erklärt sich das Erstarken      Lebensweise
sich Flugreisen nicht leisten. Den-                                    der Neuen Rechten.
noch wird in der Schweiz – bei regel-                                     Doch selbst gesellschafts-liberale    heisst Wohlstand
mässigen Gesetzesverschärfungen                                        Kräfte (inkl. Rot-Grün) stellen dieses
– ein Migrations-Krisenszenario he-                                    Entwicklungsmodell kaum grund-           auf Kosten
raufbeschwört. Schweizer Grenzen                                       sätzlich in Frage. Vielmehr wird am
stehen für Geld weit offen. Für die                                    national-exklusiven Projekt loka-        anderer.
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ZAHLBARES
WOHNEN
FÜR ALLE
Ja am 4. März 2018

Luzernerinnen und Luzerner
fordern aktivere Bodenpolitik
In Hochdorf und Luzern fielen die Abstimmungen vom 26. November zu Gunsten der Mieterinnen und Mieter
aus. Diese Erfolge reihen sich in eine Serie von ähnlichen Entscheiden der letzten Jahre ein. Das sind gute Vor-
zeichen für unsere kantonale Initiative «für zahlbares Wohnen», über die am 4. März 2018 abgestimmt wird.
In Hochdorf wurde die Bodenin-                                        Initiative sollen zwei bereits einge-    können. Das geht aber nur mit der
itiative von SP und Grünen von                                        zonte Grundstücke ausschliesslich        Unterstützung von euch allen: Pla-
einer Mehrheit der Bevölkerung                                        an gemeinnützige Wohnbauträger           kate stellen, Flyer verteilen und die
angenommen und bekam mehr Ja-                                         verkauft werden dürfen.                  eigenen Freunde und Bekannten
Stimmen als der Gegenvorschlag                                           In Kriens ist die Initiative der SP   mobilisieren, zu tun gibt es vieles.
des Gemeinderates. In der Stichfra-                                   für «bezahlbaren Wohnraum» zu-               Mehr Informationen findet ihr
ge unterlag die Initiative aber leider                                stande gekommen. Auch hier wird          auf der Homepage zur Abstimmung
dem Gegenvorschlag. Trotzdem, das                                     sich wohl die Bevölkerung dazu äus­      (siehe Link unten), dort könnt ihr
Resultat ist ein grosser Erfolg und                                   sern dürfen.                             euch auch für das Abstimmungsko-
zeigt, dass die Hochdorferinnen und      Daniel Gähwiler, Vize­          Noch in der Sammelphase ist eine      mitee eintragen.
Hochdorfer angesichts steigender         präsident SP Kanton Luzern   kantonale Initiative des Mieterin-
Mieten und knappen Wohnraums                                          nen- und Mieterverbandes, der eine       www.zahlbares-wohnen.ch
eine aktivere Bodenpolitik fordern.                                   Offenlegung von Vormieten will, um
     In der Stadt Luzern wurde eine                                   willkürlichen Mieterhöhungen vor-
Änderung der Gemeindeordnung                                          beugen zu können.
mit 78,2 % Ja-Stimmen angenom-                                            Ebenfalls am 4. März 2018 wird
men, mit welcher der Stadtrat unter                                   die Abstimmung zu unserer Initiati-      Wir sind zuver-
anderem die Kompetenz zu Land-                                        ve «für zahlbaren Wohnraum» statt-
käufen bis 30 Millionen Franken er-                                   finden. Die Initiative will dem Kan-     sichtlich, dass
halten soll. Dem Stadtrat wird so ein                                 ton und den Gemeinden genau die
neues Werkzeug in die Hand gege-                                      Mittel zur Verfügung stellen, die für    wir für unsere
ben, um den Anteil gemeinnütziger                                     eine aktive Wohn- und Bodenpolitik
Wohnungen gemäss der Abstim-                                          notwendig sind: Vorkaufsrechte für       Ini­tiative auf
mung von 2012 auf 16 % zu erhöhen.                                    gemeinnützige Wohnbauträger und
    Bereits stehen weitere Abstim-                                    Gemeinden sowie einen Fonds zur          ­Zustimmung im
mungen an. Am 4. März 2018 wird                                       Förderung entsprechender Projekte.
in Rothenburg über die Initiative                                        Wir sind zuversichtlich, dass wir      ganzen Kanton
der SP «für bezahlbare Wohnungen»                                     für unsere Initiative auf Zustim-
abgestimmt. Bei einer Annahme der                                     mung im ganzen Kanton zählen              zählen können.
LINKS AG

                                                                                                                                                 Julian Bieri
KOMMENTAR

Basiskampagne 2017                               Basiskampagne in Aarau: Telefonieren für die Wahlen

Danke vielmals!
                                                 LINKSRUTSCH IM AARGAU AUCH AUF KOMMUNALER EBENE

                                                 Grosser Wahlerfolg
Wie 2016 haben wir dieses Jahr im Aargau
wieder die Basiskampagne mit dem Haupt­
element der Wahlkampftelefonaktionen
durchgeführt, diesmal im Rahmen der
Kommunalwahlen. Grossartige 140 Mit-             Der 24. September und der 26. November waren für viele SP-Sektionen
glieder haben sich ehrenamtlich engagiert        im Aargau – und natürlich auch für uns als Kantonalpartei - Tage zum
und insgesamt fast 3000 Gespräche mit            Jubeln. Die Wahlerfolge knüpften direkt an die Grossratswahlen an und
Wählerinnen und Wählern geführt. Die             zeigen, dass wir nicht nur auf kantonaler Ebene stark aufgestellt sind,
teilweise fantastischen Wahlresultate, zum       sondern auch auf kommunaler Ebene aktive Sektionen haben.
Beispiel in Windisch und Wohlen, wo wir
vier beziehungswiese drei Parlamentssitze
zulegten, zeigen, dass die Telefonkampa-                                                              stark präsent und vertrat in den Wahlkämp-
                                                                         Sascha Antenen von
gne ein Erfolg war. Im Moment liegt uns                                                               fen klare Positionen. Und das wichtigste: Der
                                                                         Zofingen ist politischer
dazu natürlich keine wissenschaftliche                                   Sekretär der SP Aargau und   Wahlkampf fand direkt bei unseren Wähle-
Auswertung vor. Eines ist aber sicher: Die                               SP-Einwohnerrat.             rinnen und Wählern statt. Sei es beim Flyern
Telefonist*innen haben unsere Partei von                                                              am Bahnhof, an der Standaktion auf dem
der besten Seite verkauft, auf sie können                                                             Marktplatz oder beim Aufstellen von Plaka-
wir stolz sein. Ich bin dankbar, dass sich                                                            ten. Und natürlich speziell auch im Rahmen
insbesondere auch anfänglich skeptische                                                               der Basiskampagne, wo über 140 Freiwil­
Mitglieder auf die Kampagne eingelassen          Zusammengefasst haben wir an den beiden              lige unsere Wählerschaft per Telefon mo-
haben. Viele von ihnen werden wir, so meine      Sonntagen total 15 neue Sitze in den Ein-            bilisierten. In vielen Sektionen engagierten
Überzeugung, in Zukunft wieder am Apparat        wohnerräten gewonnen, während die SVP                sich plötzlich Mitglieder, die zuvor weniger
sehen. Ein besonderes Highlight war für          16 Sitze verlor. Damit sind wir die sitzstärks-      aktiv waren. Politische Inhalte und Themen
mich der grosse Einsatz einiger Neumitglie-      te Partei in den Einwohnerräten im Aar-              wurden im Wahlkampf in den Vordergrund
der, welche hervorragend mittelefoniert          gau. Ebenso haben wir ab 2018 sechs neue             gestellt und vertreten. Nur durch dieses viel-
haben. Dank den Mitgliedertelefonevents          Gemeinderät*innen und Stadträt*innen,                seitige und aktive Engagement der vielen
hat die Basiskampagne auch in der Mobili-        drei neue (Frau) Ammänner und fünf neue              Freiwilligen SP-Mitglieder konnten wir in
sierung für Stand- und Postkartenaktionen,       (Frau) Vize-Ammänner. In Windisch sind wir           den letzten Jahren Erfolge verbuchen. Und
Spenden usw. eine zentrale Rolle gespielt.       mit 45 Prozent sogar der absoluten Mehrheit          dieses Engagement müssen wir uns auch zu-
Bei aller Freude über die Ergebnisse müssen      zum Greifen nah. Das schaffen noch nicht             künftig als Ziel setzen, damit wir den Aargau
wir aber erklären, dass die Anzahl kurzfristi-   mal die grossen SP-Hochburgen wie Bern               vom bürgerlich kaputtgesparten Kanton zu
ger Abmeldungen und No Shows hätte tiefer        oder Zürich.                                         einem lebenswerten Kanton für alle machen
sein können. Persönlich möchte ich mich bei                      SP            SVP                    können. Und ich behaupte: Das ist möglich.
allen bedanken, die auf die eine oder andere     Aarau           14 (+2)	  9 (–1)                     Es ist nur wichtig, auch weiterhin das Akti-
                                                 Baden	 9	 6 (–2)
Art an der Basiskampagne beteiligt waren.        Brugg           10 (+1)	  9 (–2)                     vitätslevel hochzuhalten und ab und zu auch
Ihr habt durch euer Engagement meine             Buchs	  8 (+2)                10 (–3)                den Mut zu haben, neue Kampagnenmittel
Arbeit sehr bereichert und werdet mir in         Lenzburg        10 (+1)	  9 (–1)                     auszuprobieren.
bester Erinnerung bleiben.                       Obersiggenthal	  8 (+1)	  9 (–1)                        Nach drei Jahren Wahlen gibt es nun ein
                                                 Wettingen	  9 (+1)            11 (–1)                Zwischenjahr. Doch dürfen wir in diesem
Julian Bieri von Mühlethurnen war Campaigner     Windisch        18 (+4)	  7 (–2)
                                                 Wohlen	  7 (+3)               11 (–2)
                                                                                                      Jahr nicht nachlässig werden, im Gegenteil.
der SP Aargau 2017.
                                                 Zofingen	  8 (–1)	  9 (–1)                           2019 sind Nationalratswahlen, und wir wol-
                                                 Total           15 neue Sitze 16 Sitze verloren      len mindestens unseren Sitz zurück und am
                                                                                                      liebsten noch mehr! Dafür braucht es eine
                                                 Grund für den Erfolg ist der aktive und viel-        stetige Präsenz der SP auf allen Ebenen im
                                                 seitige Wahlkampf der SP, der überall betrie-        Aargau, ganz egal, ob Wahlen sind oder
                                                 ben wurde. Die SP war im ganzen Aargau               nicht.
International               LINKS
                                                                                                                              173 ∙ 2017   13

Schweiz gegen Atomwaffen
Im Juli verabschiedeten 122 UNO-Mitgliedsländer                 hungen zu stellen und sich aktiv für    Verpflichtung zur Abrüstung von
einen Atomwaffenverbotsvertrag. Die Schweiz                     eine möglichst grosse Beteiligung       Kernwaffen sowie das Recht auf die
hatte sich bei dessen Lancierung noch der Stim-                 von Staaten am Verhandlungspro-         friedliche Nutzung der Kernenergie
me enthalten. An den Vertragsverhandlungen                      zess einzusetzen».                      zum Gegenstand hat.
beteiligte sie sich dann jedoch aktiv und stimmte                                                          Nun endlich, 72 Jahre nachdem
schliesslich zu – auch dank einer SP-Motion.                    Ist das gelebte Neutralität?            Atomwaffen im Krieg zum ersten
                                                                Der Bundesrat begründete in sei-        Mal eingesetzt worden sind, gibt es
«Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner                        ner Stellungnahme die Enthaltung        auch den Atomwaffenverbotsver-
geht hin …» schrieb der amerikani-                              der Schweiz folgendermassen: «(…)       trag. Dieser verbietet Entwicklung,
sche Dichter Carl Sandburg im Jahr                              Gleichzeitig betrachtet der Bun-        Produktion, Test, Erwerb, Lagerung,
1936. Jemand schrieb später die Zeile                           desrat den Nutzen und die Risiken       Transport, Stationierung und Ein-
«… dann kommt der Krieg zu euch»                                eines Nuklearwaffenverbots diffe-       satz von Atomwaffen sowie die Dro-
dazu und verkehrte die Quintessenz                              renziert und im Rahmen des der-         hung mit diesen.
der Zeile in ihr Gegenteil.                                     zeitigen globalen sicherheitspoliti-       Immerhin eine versöhnliche
   Wäre Sandburg achtzig Jahre in                               schen Umfelds. Kernwaffen spielen       Nachricht gibt es: Auch dank meiner
die Zukunft gereist, hätte er womög-                            weiterhin eine wesentliche Rolle in     Motion beteiligte sich die Schweiz
lich folgende Zeilen geschrieben:          Angelo Barrile ist   Sicherheitsdoktrinen vieler Länder,     aktiv an den Verhandlungen und
Stell dir vor, in der UNO stimmen          Nationalrat ZH       weswegen etliche dieser Staaten         stimmte schliesslich für den erar-
die Länder über eine Resolution ab,                             dem Verhandlungsprozess fernblei-       beiteten     Atomwaffenverbotsver-
die Verhandlungen über ein Verbot                               ben dürften.» Da könnte man analog      trag. Der Bundesrat betrachtet «die
von Kernwaffen fordert, und keiner                              zu oben die Zeile hinzudichten: «…      humanitären Konsequenzen eines
geht hin.                                                       denn gegen Atomwaffen sind wir so-      allfälligen Einsatzes dieser Waffen
   Eigentlich unvorstellbar, doch et-                           wieso machtlos.»                        als eine wichtige Triebfeder für das
was Ähnliches geschah am 27. Okto-                                 Für mich tönt das ähnlich wie bei    Endziel einer nuklearwaffenfreien
ber 2016, mindestens aus Schweizer                              Abstimmungsmuffeln, die jeweils         Welt». Lieber spät als nie.
Sicht: enthielt sich diese doch bei                             sagen, ihre Stimme ändere am Ergeb-        Und wie der Widerspruch, trotz
dieser Abstimmung der Stimme.                                   nis ja sowieso nichts. Eine äusserst    Enthaltung bei der Lancierung
   Deshalb reichte ich weniger als                              schwache Begründung, wie ich finde,     schliesslich dem Vertrag zuzustim-
zwei Monate später im Nationalrat                               besonders wenn sie vom Bundesrat        men, endet auch die Geschichte
eine Motion ein, mit welcher der                                kommt. Die Schweiz hat eine beson-      meiner Motion mit einem Wider-
Bundesrat aufgefordert wurde, «sich                             dere Verantwortung als Depositar-       spruch: Weil der Bundesrat das An-
aktiv in die kommenden Verhand-                                 staat der Genfer Konventionen. Ent-     liegen meiner Motion als erfüllt be-
lungen über ein völkerrechtliches                               haltung? Ist das gelebte Neutralität?   trachtete, empfahl er deren Ableh-
Atomwaffenverbot einzubringen,                                                                          nung. Damit musste ich zähneknir-
dabei insbesondere den Aspekt der                               Schweiz stimmt für Verbot               schend einverstanden sein, denn es
humanitären Konsequenzen eines                                  Bisher gab es nur den Atomwaffen-       geht um das erste Etappenziel. Und
allfälligen Einsatzes dieser Waffen                             sperrvertrag aus dem Jahr 1970, der     das haben wir erreicht.
in den Vordergrund seiner Bemü-                                 das Verbot der Verbreitung und die

                                                                                                         FRIEDENS­
                                                                                                         NOBELPREIS
                                                                                                         FÜR ICAN

                                                                                                         Die Internationale Kampagne
                                                                                                         zur Abschaffung von Atomwaf-
                                                                                                         fen (Ican) hat den diesjährigen
                                                                                                         Friedensnobelpreis erhalten. Die
                                                                                                         Organisation kämpft seit 2007
                                                                                                         gegen den Widerstand der Atom-
                                                                                                         mächte und vieler anderer Länder
                                                                                                         dafür, Atomwaffen per internati-
  Ralph Schlesener, Ican

                                                                                                         onalen Vertrag zu verbieten. Ican
                                                                                                         wirkte massgeblich am UNO-Ver-
                                                                                                         trag zum Verbot von Atomwaffen
                                                                                                         mit (Bild: Twitter-Meldung des
                                                                                                         Nobelpreis-Komitees).
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Die Mär von der Chancen-
gerechtigkeit
Im März veranstaltet die SP Schweiz eine Bildungstagung. In Referaten und                                  siert werden. Kinder aus sozioöko-
Workshops soll der Frage auf den Grund gegangen werden, wie chancen­                                       nomisch benachteiligten Familien
gerecht unser Bildungssystem ist. Spezialgast ist der ehemalige finnische                                  erleben keine Chancengerechtigkeit
Bildungsminister Jukka Gustafsson.                                                                         und haben dadurch Nachteile, die
                                                                                                           ihr gesamtes Leben beeinflussen.
Wie chancengerecht ist unser Bil-       lienergänzende Kinderbetreuung),        Bildungstagung             Der Bildungsabschluss hat einen
dungssystem? Können alle Kinder         Monika Maire-Hefti (Regierungsrä-       der SP Schweiz             starken Einfluss auf die soziale Lage
von einer Schule profitieren, die       tin SP NE), Georges Felouzis (Profes-   23. März 2018,             und das Lohnniveau. Die Kompe-
ihren Fähigkeiten gerecht wird, un-     sor für Soziologie der Bildungspoli-    Bundeshaus                 tenzen und der Anteil der Schüle-
abhängig von Herkunft, Geschlecht,      tik Universität Genf) sowie Samuel      Die Kosten betragen        rinnen und Schüler, deren Leistung
Elternhaus, physischen oder psychi-     Rohrbach (Präsident Syndicat des        70 Franken inklusive       als sehr schwach oder sehr stark an-
schen Beeinträchtigungen?               Enseignants Romands) liefern kurze      Mittagessen (35 Fran-      gesehen wird, variieren von Kanton
   Die SP will diesen Fragen auf den    Inputs zu den Themen frühe Förde-       ken für wenig Verdie-      zu Kanton stark. Nicht die Familie,
Grund gehen und lädt zu einer Bil-      rung, Kitas und Tagesschulen, Inte-     nende). Die Tagung fin-    der Wohnort oder das Schulhaus
dungstagung ein. Ziel ist, Stärken      gration und chancengerechte Förde-      det zweisprachig statt,    aber sollen entscheiden, sondern
unseres Schulsystems zu bestätigen      rung sowie Situation der Lehrkräfte.    im Plenum gibt es eine     die eigene Leistung und das eigene
und Defizite zu benennen. Am Ende       Fragen zu diesen Themen werden          Übersetzung D-F und        Können. Je besser die Bildung, desto
der Tagung sollen Massnahmen de-        gemeinsam mit den Fachleuten auch       F-D, in den Workshops      chancenreicher ist das Leben eines
finiert werden, die zu einem chan-      in Workshops vertieft. Generell soll    ist eine Übersetzung       Menschen.
cengerechteren Bildungssystem bei-      der Tag Raum für Diskussionen und       teilweise möglich.             Wir unterstützen deshalb das
tragen.                                 Austausch bieten.                                                  Ziel der Erziehungsdirektorenkon-
   Die Tagung wird von den Mitglie-                                             Anmeldung:                 ferenz (EDK) und des Bundes, dass
dern der Kommission für Wissen-         Bildung ist ein Grundrecht              www.spschweiz.ch/          95 % der Schülerinnen und Schüler
schaft, Bildung und Kultur (WBK)        In der öffentlichen Schule begegnen     bildungstagung             einen Abschluss auf Sekundarstufe
unter dem Lead von Matthias Ae-         sich Menschen aus allen Schichten,                                 II und 95 % die Mindestanforderun-
bischer und Mathias Reynard or-         und die öffentliche Schule ist der      Das detaillierte Pro-      gen des Lehrplans erreichen sollen.
ganisiert. Special Guest ist der ehe-   wichtigste Ort der Integration. Die     gramm findet sich auf      Dabei handelt es sich aus unserer
malige finnische Bildungsminister       Schule soll die Kinder in ihrer Ent-    der Rückseite dieser       Sicht um Mindestvorgaben. Die
Jukka Gustafsson. Er wird die Frage     wicklung und in ihrem Lernwillen        Zeitung.                   Lehrkräfte und alle Menschen, die
beantworten, welche Erfahrun-           unterstützen. Die Einzigartigkeit                                  zusammen mit ihnen für das Wohl
gen Finnland bei der Stärkung der       und die Individualität der Kinder                                  der Kinder arbeiten, sollen bei ih-
Chancengerechtigkeit gemacht hat.       sollen im Zentrum stehen. Dabei                                    rer verantwortungsvollen Aufgabe
Margrit Stamm, Professorin für Er-      muss der Frage nach schulischen                                    gestärkt werden und Arbeitsbedin-
ziehungswissenschaften, wird den        Ungleichheiten besondere Beach-                                    gungen vorfinden, die es ihnen er-
Handlungsbedarf bei der Chancen-        tung geschenkt werden – auch aus                                   möglichen, die hohen Erwartungen,
gerechtigkeit auf allen Stufen auf-     Gründen der Demokratie. Auch                                       die an die Schule gestellt werden,
zeigen. Marianne Zogmal (Vizeprä-       wenn die rechtlichen Grundlagen                                    zu erfüllen. Sparen bei der Bildung
sidentin von «Plateforme Romande        für ein chancengerechtes System         Chantal Gahlinger,         läuft den genannten Zielsetzungen
                                                                                politische Sekretärin,
pour l'accueil de l'Enfance», der       vorhanden sind, können heute nicht      u. a. verantwortlich für   diametral entgegen.
Westschweizer Plattform für fami-       alle individuellen Potenziale reali-    die WBK
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