Bladdje för Heimatfrünnen un Butenostfreesen Nr. 54 / Weihnachten 2020 - Geschichtswerkstatt Fehnmuseum Eiland
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Leeve Landslü, Inhaltsverzeichnis Das vergangene Jahr war und ist eine Seite 3 Lob des heimischen Weines Herausforderung für die Menschheit. Seite 6 Eine etwas böse Winterge- Wir werden wohl noch Monate mit schichte dem Virus Covid 19 leben müssen. In Seite 7 Möderkens Wiehnachten Ostfriesland sind die Infektionszahlen Seite 8 Wiehnachtslicht; De Dannen-- und die Anzahl der Todesfälle im boom Zusammenhang mit Covid 19 im Ver- Seite 9 De Dannenboom dröömt hältnis noch gering. Nun haben wir 10 Seite 10 De Wunschzeddel Tage vor Weihnachten wieder einen Seite 11 Weihnachtliche Überraschung Shutdown. Das öffentliche Leben wird im Hals stark heruntergefahren. Seite 14 Meine Erinnerungen an die Vielleicht sollten wir diese schwere Adventszeit und Weihnachten Zeit als Chance nutzen, um innezuhal- Seite 16 Plumtortjes; Stutenkerl; ten, den Moment bewusst zu erleben. Lecker Wiehnachtskookjes Positiv denken. Vielleicht abends den Seite 17 Wiehnachtsmann Tag Revue passieren lassen, uns Dinge Seite 18 Sachtjes fallt de Sneei; Bar- ins Bewusstsein rufen, die an diesem barazweig Tag schön waren. Kleine Glücksmo- Seite 19 Gebet mente, die zu oft im Alltag unterge- Seite 20 Für Ernsthafte zu jeder Jahres hen. Ein gutes Gespräch, eine positive zeit Nachricht, etwas was uns Freude Seite 20 Lichtbetrachtungen; Die schö- bereitet hat. Den Tag etwas ruhiger nen Augen in der Todra- angehen lassen, Dinge tun, die Freude Schlucht bereiten, denen wir schon längst nach- Seite 21 Ein unernster weihnachtlicher gehen wollten, aber einfach nicht die Wunschzettel Zeit dazu gefunden hatten. Mal wieder Dat Pöggsken raus in die Natur gehen. Es gibt so Seite 22 Sünnerklaas viele schöne Dinge, die wir tun kön- Seite 23 Muuskes Wiehnachtsge- nen. schicht Seite 24 Hillligavend Hoffen wir, dass uns das Jahr 2021 Besserung beschert, die Pandemie end- lich eine Ende findet. Ich wünsche euch frohe Festtage und alles Gute für 2021. Bleibt alle gesund. Der Sturm der Nacht hat den Morgen mit Frieden gekrönt – möge der Weg, der dir entgegenkommt, gut sein. Altirischer Segenswunsch A. Everts-Marx 2
Lob des heimischen Weines mehrere 2011er Kransteiner, reines Uferfiltrat, genehmigt – verschlug mir die Sprache. Alkohol jedweder Art, von © Evert Everts setzte der Mann fort, sei abzulehnen, führe in die Krankheit und zu einem schnellen Ende. Darauf beendete ich Wer in Oberdollendorf auf der Heister- abrupt das Trinken. bacher Straße die Cäsariustraße kreuzt, passiert die von Ernemann Sander Früh schon warnte man vor übermäßi- beeindruckend gestaltete Bronzeplas- gem Weingenuss. Bereits im 4. Jahr- tik des Cäsarius von Heisterbach. Sor- hundert beschrieb der Athener Eubulos genvoll beugt sich der erste Abt des die Wirkung von zehn Amphoren ehemaligen Klosters Heisterbach über Wein. Die erste bewirke Gesundheit, seine Schriften. Es scheint, als käme er die zweite Lust und Liebe, die dritte niemals zu einem Ende, zu sehr ge- Schlaf, die vierte Ausgelassenheit, die beutelt wurde die Welt seit seinem fünfte Geschrei, die sechste Neckerei, Ableben im Jahre 1240. Ihm und die siebente Schlägerei, die achte Zeu- seinen Mitbrüdern verdanken wir die genaufrufe, die neunte Zorn und die Verfeinerung des Weinbaus im Sieben- zehnte Raserei. Gerade die Wirkung gebirge und den Spruch: der letzten fünf Amphoren macht nachdenklich. So gesehen, dürfte der Koran bestätigt Wer den Wein ohne Andacht trinkt, der werden, der lehrt, durch Wein und säuft; Spiel wolle der Satan nur Feindschaft wer ihn mit Andacht trinkt, der betet. und Hass unter uns stiften und uns vom Denken an Allah abbringen. Auf der Heisterbacher Straße weiter- Der Direktor der Kriminologischen schlendernd, kommen wir an der Kir- Zentralstelle Wiesbaden, Rudolf Egg, che St. Laurentius vorbei. Dahinter äußert in der RP Online am 22. 08. türmen sich, unterhalb der Dollen- 2011, es stünde fest, bei Straftaten sei dorfer Hardt, die rebenbegrünten Hän- Alkohol die Droge Nummer eins. ge der Weinlagen Rosenhügel und Sül- Wenn Chantal, die Ehefrau meines zenberg. Wenig später, inmitten der Wanderfreundes, ihren Hausarzt auf- Weinlage Rosenhügel, fällt eine wei- sucht, richtet dieser regelmäßig an sie tere Bronzeplastik von Ernemann San- die Frage, ob sie Wein trinke. Als fein- der ins Auge: Maria im Weinberg. Und sinnige Kennerin der deutschen Spra- in der Tat gibt Maria ihrem Sohn eine che, freilich unterlegt mit einem be- Traube in den Mund. zaubernden französischen Akzent, Der Anblick dieser Plastik erinnert schildert sie den Fortgang der vom mich an eine Weinprobe, bei der eine Arzt einseitig geführten Unterhaltung ältere, in meiner Nähe sitzende Frau wie folgt: Ach so, Sie sind Französin, mit stechendem Blick nach meinem woraufhin er unter der Rubrik Alko- dritten Glas spöttisch bemerkte, ich sei holgenuss vermerkt, sie sei Trinkerin, wohl, wie so mancher, ein stiller Säu- was Chantal wiederum verständlicher- fer. Das beifällige Nicken ihres Man- weise mit der Bemerkung kom- nes – beide hatten sich kostenneutral mentierte: Ich könnte ihn ermorden. Totschlagen wäre der juristisch richti- 3
ge Begriff. Sie hat von der Ausführung ment des Abendmahls und als Hinweis einer Straftat aus einsichtigen Gründen auf Christi künftige Bestimmung ver- abgesehen. In einer Haftanstalt wird standen werden. kein Wein ausgeschenkt, jedenfalls Kommt dem Wein aber eine derart tie- nicht in Deutschland. fe Bedeutung zu, so scheint es kaum So scheint denn Jean Pauls Sinnspruch angemessen, ihn zu verteufeln. Wir durchaus zutreffend: Der Wein wirkt sollten uns vielmehr dem großen anti- stärkend auf den Geisteszustand, den ken Arzt Hippokrates anschließen, der er vorfindet; er macht die Dummen im Wein ein Ding sah, das in wunder- dümmer, die Klugen klüger. barer Weise für den Menschen geeig- Andererseits wird Jean Pauls Aus- net sei, vorausgesetzt, es werde bei gu- spruch in einer Situation bestätigt, in ter und schlechter Gesundheit sinnvoll der man es nicht vermutet: Als die bei- und im rechten Maße verwandt. den großen Schweizer Dichter Gott- Ob dieser Grundsatz allerdings immer fried Keller und Conrad Ferdinand berücksichtigt wird, mag dahingestellt Meyer nach einem durchzechten sein. Ein Bericht über den Weinver- Abend nach Hause wandelten, soll brauch im Elisabeth-Hospital in Darm- Keller gesagt haben, der Wein sei ihm stadt aus dem Jahre 1871 schildert fol- zu Kopfe gestiegen, worauf Meyer gendes: In einem Zeitraum von sechs geantwortet haben soll, der Wein ma- Monaten, währenddessen 755 Pa- che sich immer in dem Körperteil be- tienten behandelt wurden, betrug die merkbar, der am schwächsten ent- verordnete und konsumierte Menge wickelt sei. Bei ihm seien das die 4633 Flaschen Weißwein sowie 6233 Beine, bei Keller der Kopf. Ich glaube Flaschen Rotwein. Hinzu kamen 60 jedoch, hier scheint eher der Satz von Flaschen Champagner, einige Dutzend Konfuzius zuzutreffen, der besagt, am Bouteillen Weißwein gehobener Quali- Rausch sei nicht der Wein, sondern der tät, etliche Flaschen Bordeaux und un- Trinker schuld. gefähr 350 Flaschen Portwein. Man Doch kommen wir zurück auf jene kann messerscharf folgern, daß die Pa- wunderbare Plastik von Ernemann tienten dieser sicherlich immer vollbe- Sander, auf Maria im Weinberg, die legten Klinik meist benebelt, wenn ausgerechnet von einem Pfarrer gestif- nicht ständig betrunken waren. So ge- tet wurde. Sie erinnert mich an Lucas sehen verwundert es nicht, wenn es in Cranachs Madonna mit der Weintrau- der lutherschen Übersetzung von be, die in der Münchener Pinakothek Psalm 104, Vers 15 heißt: Und dass hängt. Die von Mutter und Kind gehal- der Wein erfreue des Menschen Herz. tene Weintraube ist kein beliebiges Re- Bemerkenswert jedoch bleibt, daß der quisit, sondern verweist sowohl auf Wein als Arznei und damit die Wein- Maria als auch auf Christus. Nach therapie in der abendländischen Heil- altchristlichen Vorstellungen galt die kunst eine wesentliche Rolle spielte. Muttergottes als Rebe, an der der Kna- Im 19 Jahrhundert allerdings ent- be als göttliche Traube gereift war. wickelte sich die Medizin zu einer Sanders’ Maria im Weinberg und Lu- reinen Naturwissenschaft und ver- cas Cranachs Maria, wirken beide schrieb sich einer neuen Pharmazie. trieftraurig. Dieser Ausdruck kann ver- Der Wein verlor in den letzten 150 mutlich nur im Hinblick auf das Sakra- Jahren seinen guten Ruf und geriet in 4
den Verdacht, ein gefährliches Genuss- über die an Ahr und Rhein wachsen- mittel zu sein. Es wäre besser gewe- den Weinsorten. Mein Bekannter, eher sen, sich an die Worte des großen, Biertrinker, hörte fassungslos zu und 1135 in Córdoba geborenen, jüdischen fasste seine Bewunderung in dem Satz Gelehrten Moses Maimonides zu erin- Sie scheinen ein exzellenter Weinken- nern. Der befand, je älter ein Mensch ner zu sein zusammen. Der andere sei, desto nützlicher sei für ihn der kommentierte kölnisch trocken: »Nä, Wein. Von allen Menschen am nötigs- ich hann mich durchjedrunke.« ten hätten ihn die Greise. Wilhelm Stellen wir uns abschließend den Blick Busch vermerkt daher folgerichtig: vom Drachenfels auf die tief darunter sich ausbreitende Weinlage Drachen- Rotwein ist für alte Knaben fels vor, auf jene hinreißend unter dem Felsen eingebettete Steillage, in der Eine von den besten Gaben. ein vorzüglicher Riesling gedeiht. Und dort, nicht weit von diesem tra- Wo in den fünfziger Jahren des vor- chytgeprägten Terroir, erblickte mich igen Jahrhunderts noch ausgedehnte in einem Rhöndorfer Restaurant die Wingerte die Rheinlandschaft prägten, schon einmal erwähnte Dame mit ste- hat heute spärlicher Baum- und Gras- chendem Blick und böser Zunge – bewuchs die früheren Steillagen ero- weintrinkend, in Georg Brittings Ge- bert. In seiner Novelle Moselfahrt aus dichtband Lob des Weines blätternd – Liebeskummer richtet Rudolf G. Bin- und bemerkte süffisant: Dort sitzt er ding an eine geheimnisvolle Schöne wieder und säuft. In diesem Moment die bezeichnende Frage: »Den Wein ertönte zur Überraschung aller, woher rechnen Sie auch zur Landschaft?« – auch immer, eine donnernde Stimme: »Ja, gewiß das: Er ist wie das Land«, antwortet sie. Indessen ist uns die Ge- Störe ihn nicht; er betet. wissheit, wonach Wein und Landschaft eine untrennbare Einheit bilden, längst abhanden gekommen. Die Winzer Veröffentlicht in Rhein! 20 Seiten 27 – 32 (2019) – können ein Lidl davon singen, wenn Festschrift für Prof. Dr. Kurt Rößler zum 80. Geburtstag. sie an all die günstigen Angebote aus anderen Ländern denken, die ihnen das Überleben schwer machen. Wenn buten in de Büm de Lichter Mancher selbst ernannte Weinkenner brennen äußert Vorbehalte gegen Wein aus dem Siebengebirge und zieht französische Und die Lüt sich besinnen sich wedder Weine vor. Gegen den französischen to kennen Wein ist nichts einzuwenden, gegen Selbst nach Krach und son Schit den Vergleich sehr wohl. Er entlarvt Dann is de Wienchtsmann nich wiet. die fehlende Kenntnis vom hiesigen Wein. Eine besondere Art, sein Wein- verständnis zu belegen, lieferte vor einiger Zeit ein älterer Herr auf dem Kölner Weinmarkt. Er hielt seinen Nachbarn einen umfassenden Vortrag 5
Eine etwas böse Wintergeschichte De dunkelste Tid in Jor De is so dunkel nich 8:00 Schneemann gebaut Denn in Dezember, un dat is wör 8:10 Die erste Emanze auf dem Weg Da brennt ja so viel Licht zur Arbeit beschwert sich, warum das Und dat nich nur von de Kerzen keine Schneefrau ist. Sondern ook in de Herzen 8:15 Schneefrau dazu gebaut. 8:17 Die Kindergärtnerin beschwert Ganz einfach wil in Dezember eben sich über die angedeuteten Brüste der Wiehnachten is. Schneefrau. 8:20 Der Schwule eine Straße weiter beschimpft mich, weil es auch zwei Schneemänner geben sollte. 8:25 Meine vegan lebende Nachbarin pöbelt über die Straße, dass die Wur- zelnase Verschwendung von Lebens- mitteln sei..... 8:30 ich werde als Rassist beschimpft, weil der Schnee weiß ist. 8:35 Fatma von der Ecke fordert ein Kopftuch für die Schneefrau 8:40 Die Polizei trifft ein und beobachtet das Szenario. 8:45 Das SEK trifft ein, weil der Besenstil als Schlagwaffe benutzt wer- den kann. Advent, Advent, 8:50 Der IS bekennt sich zu dem een Licht, dat brennt. Schneemann. Erst een, dann twee; 8:55 Mein Handy wird beschlagnahmt dann dree, denn veer, und ausgewertet, während ich mit ver- denn steiht bundenen Augen im Hubschrauber dat Christkind vör de Döör. zum Generalbundesanwalt unterwegs bin. 9:00 das Ordnungsamt kommt vorbei. Ich bezahle 1000 € Bußgeld, weil Schneemann und Schneefrau keine Maske tragen und der Mindestabstand nicht eingehalten wird. Schneemann bauen 2020 Ich war dabei 6
Möderkens Wiehnachten „Min Guott, van minen Jungen!“ Ehr waßt, es häd’n Engel all Wiet in de Heid’, wao Biärken staoht, In ehre Stuowe sungen. En Hüsken sig vebourgen; Dao wuehnt en Möderken alleen, „Wat he wull schriw? – Waocht, erst de Brill, Kennt Arbeit boß un Suorgen. – Met’t Kieken wäd’t all slimmer! So eensam ist’t in ehre Stuow, – He wünscht en fröhlich Wiehnachts- Se faolt de möden Hände: fest, – „Och, wäör doch Friäden wier int – Gesund is he noch immer. – Land, – Wat is he wuorden? – Untrofzier? – Wäör doch de Krieg te Ende. Jung, Jung, we soll dat denken? Ist waor? – Min Guott! – Dat isern Düt giw en truerig Wiehnachtsfest, Krüs Guott het mi wull velaoten. Min Kind, min Suohn, Min Eens un Dei em de Kaiser schenken! Alls, Wiet, – wiet, – up früemde Straoten. ‚t es wüerklik waor, he schriw’t, dao In Rußland, wao’t so ruh un kaolt, steiht’t; Steiht he in’n Krieg, - in’t Füer, „Du hätt’st es sehen müssen; Vör veer Wiäk quam de leste Breef; Mein Hauptmann gab mir selbst die Aoch Guott, - he kümp nich wier.“ – Hand Und sagt’, ich sollt’ dich grüßen.“ Un still läöt se den Rausenkranz De Traonen rullt ehr up den Breef, Wier dör de Finger glieden. So glücklich nu van Hiäten. De Dör geiht los: – „Hier, Moder, „Min leiwe Fritz! – Uss’ Härguott het seiht, Mi doch no nich vergiäten; Dat Christkind kümp bi Tieden!“ De Breefbuor reekt son kleinen Breef; Nee, uss’ leiw Här verläöt mi nich, 7
He sall wull wieder suorgen!“ De Dannenboom Se mäk so fien den kleinen Baum, Un’t Christfest fiert se muorgen. – De Dann`nboom steiht in stille Eck un lett so smuck un gröön. So fierlik still is’t in de Stuow, De Lütten kiekt dat Wunner an: Dao buten danzt de Flocken. „Wat is de Boom doch schöön!“ Van’t Duorp harüöwer, auk vör ehr, Doch Vadder seggt :“De Boom is scheef!“ Klingt froh de Wiehnachtsklocken. Un Moder meent: „He is to small!“ Un Opa brummt: „He is to lütt!“ © Bernard Holtmann Un Oma quest: „He nadelt all!“ aus: Trü un Graut in Naut un Daut. De Dann `nboom steiht in stille Eck Kriegsgedichte un Geschichten up un denkt: „snackt ji man to! mönsterlänsk Platt von Bernard Holt- He lett jüm quarken. Un he grient: mann „De Minschen sünd wall so...“ He reckt sien telgen, böört sien Licht, is nix as tro un wahr. Wiehnachtslicht Un wiest jüm all mit hellen Schien den Weg in `t neje Jahr! Wo Wiehnachtslicht brennt, ward de Dagen so still... van Otto Tenne un de Alldag is nich mehr so luut. Wo Wiehnachtslicht brennt, wrd de Dagen so hell... un de alldag is nich mehr so gries. Wo Wiehnachtslicht brennt, ward de Dagen so warm... un de Alldag is nich mehr so kold Wo Wiehnachtslicht brennt, wasst in de Harten de Leev... un de Glowen an Freeden op Eer! van Hans Hansen Palmus 8
De Dannenboom dröömt Dor steiht he nu an Hilligavend as Wiehnachtsboom so stolt. In’t Holt mit vele anner Bööm steiht een lütt Dannenboom. Warrt sungen und Geschenke deelt, fierlich warrt em in ’t Holt. De Wind huult kolt dör ehre Telgen, all hebbt se een Droom. Dat is keen Droom in Küll un Wind, dat is nu echt un wohr. Eenmal in kollen Winterdag - hett ehr de Wind toweiht, Man na ’n poor Daag as Wiehnachts- boom warrt em de Telgen swoor. as Wiehnachtsboom in de warme Stu- uv, dat weer de gröttste Freid. He is so mööd, ahn Saft un Kraft, Glit- zerkraam is egaal. Denn keem mit Saag un grote Ext ein To ’n lesten Maal segg he nu “Ach!”, un steiht as ’n doden Pahl. Nu is he blots een Stah-in-Weg, de warrt ut Finster smeten. Un use Wiehnachstboom so stolt, den hebbt se bald vergeten. Wi all dröömt woll mennigeen Droom, dat bruukt wi in us Leven. Doch beter is, de mehrsten Drööm weern lever Drööm man bleven. © Heinz Großmann Kerl mit Kind un Fro. „Ach!“, sä de Boom. Denn füllt he daal. Dat hört denn woll dorto. Se bringt em in de warme Stuuv. Nu kummt he meist to Kehr: Vadder sett em in ’n iesern Foot, hett ja keen Wuddeln mehr. Mudder behangt de Telgen nu mit Glitzerkraam heel vull,mit Lichten un mit Snökerkraam. De Boom föhlt sik as dull. 9
De Wunschzeddel So leep dat mit all mien Goven rein vördwars. Oh Sünnerclaas, du gode Mann, Bloots us Lüttje freu sik to den Teddy ik weet nich, wo ik di dat verklaren at narrsch. kann. Moder meen: Jung, nu wees doch Dat ganze Johr mööt ik dor an denken tofreden, wo’t afloppt mit dat Wünschen un dat Footballschoh un Böker hest ja ok Schenken. noch kregen. Mien Wunschzeddel harrst du sülvst Se leet mi weten, dat geiht so nich an, mitnahmen, dat man all Wünsche erfüllt kriegen doch dor is uplest nich veel bi röver kann. kamen. Wecke Wunsch uplest in Erfüllung De Wiehnachtsmann hett‘ sachs ver- geiht, kehrt afgäven mit Vaders Geldknipp fallt or steiht! un anner Kinner hebbt de moi’n Saken kregen. Oh Sünnerclaas, schull dat stimmen, wat Moder dor vertellt, Weest noch, ik wull een Autorenn- bahn, un Vader ut sien Knipp betahlt, wat wi bi di bestellt? dat ik gägen Navers Jan Rennen win- nen kann. Denn wünsch ik mi rein gor nix mehr, wenn he dat doch betahlt, He is ja up sien Iesenbahn ganz stolt, denn gah ik foorts to’n Laden rin un dorbi is de man bloots slichtweg ut kööp, wat mi gefallt! Holt. Aver ünnern Dannenboom stunn een Die Autorin Ingeborg Huisken elektrisch Toch wurde 1946 in Varel/Friesland gebo- mit Hüser, Kaark un Tonnel, ok Gleise ren. Seit 1972 lebt sie in Wiefelstede geev dat noch un noch. im Landkreis Ammerland. Sie hat Plattdeutsch schon als Kind geliebt Dor is Vader nu mit togangen, ganz und 1989 selbt mit dem Schreiben ievrig dorbi. begonnen. Viele Jahre hat sie sich im De Wiehnachtsmann dacht mehr an Schriever-Kring engagiert. Für sie em at an mi. gillt: „Eenmal Plattdüütsch, ümmer Plattdüütsch.“ Up mien Wunschzeddel stunn een Skateboard. Quelle:„ins“ Institut für Niederdeut- sche Sprache Meenst du, dat dor wat van wurrd? Nee, dat Skateboard hett Navers Jan https://www.ins-bremen.de/de/lees- nu kregenun ik mööt mit Inliners wie- stuecken/wuenschen-wiehnachtsge- ter dör de Gegend fegen. dichten/johanna-kastendieck.html 10
Weihnachtliche wird mir dabei helfen, die Gräte aus Ihrem Hals zu entfernen. Sie werden Überraschung im Hals sehen, es lohnt sich, Student an einer bekannten Universität zu sein. Sie Georg schaltete das Radio ein, blickte werden umfassend betreut und helfen gedankenverloren aus dem Fenster in überdies jungen Assistenzärzten, unter die Dunkelheit. Ein bekannter Anleitung eines erfahrenen Professors Schauspieler mit markanter Stimme etwas zu lernen. Am Ende sind alle zu- trug Karel Čapeks Erzählung Ein Ver- frieden.“ brecherischer Überfall vor. Draußen Der Professor verschwand, und statt begann die Oberleitung leicht zu erzit- seiner erschien eine hübsche Kranken- tern; dann schaukelte erneut ein Obus schwester, die Georg erklärte, er werde vorbei – hinab in die Stadt. Pulver- nun unter Morphium gesetzt und brau- schnee wirbelte hinter ihm auf. che keine Angst zu haben, jemals das Mittlerweile hatte Georg den Faden in Verlangen zu spüren, nochmals diese der Erzählung verloren; denn die Stim- Erfahrung zu machen. Student an einer me des Schauspielers erinnerte ihn an bekannten Universität zu sein, lohne eine andere Stimme, die mit einem Er- sich. Man werde umfassend betreut lebnis zusammenhing, das in seine und helfe jungen Assistenzärzten, un- Studentenzeit zurückreichte. Es war ter Anleitung eines erfahrenen Profes- die jenes Professors, der ihm vor Jah- sors etwas zu lernen. ren eine Gräte aus dem Hals entfernt „Ähnlich äußerte sich soeben auch der hatte. „Sie haben also“, sagte der Pro- Herr Professor“, bemerkte Georg. fessor damals, „eine Gräte im Hals. „So ist es“, sagte die Schwester, setzte Lassen Sie mal sehen.“ Der rundliche eine Spritze und geleitete ihn anschlie- und überaus freundliche ältere Herr ßend zu einer Liege. Dann verschwand beugte sich über den sitzenden Georg. auch sie, nicht ohne zuvor versichert „Öffnen Sie den Mund weit.“ Des Pro- zu haben, der Professor käme nach ge- fesssors welt-umfassende, spiegelblan- raumer Zeit zurück. Da lag er nun – ke Halbglatze tauchte vor seinen Au- am späten Nachmittag des zweiten gen auf, und dann leuchtete der Ge- Weihnachtsfeiertags - in einem geräu- lehrte mit einer kleinen Lampe Georgs migen Behandlungszimmer, dessen Hals aus. Wände in den Himmel zu streben „Da sitzt sie ja“, sagte er zufrieden. schienen. Welchen Sinn mochten de- „Ziemlich tief und schön quer. Es hilft rart hohe Decken haben, fragte sich nichts; wir werden ein Rohr einführen Georg, während es draußen zu schnei- und die Gräte danach durch das Rohr en begann und sich die dämmrige Hel- herausangeln. Da das sehr schmerzhaft ligkeit des Tages allmählich in eine ist und Sie nicht würgen sollen, wer- endlose Nacht zu verflüchtigen schien. den wir Sie unter Morphium setzen müssen. Auf andere Weise ist die Er nickte ein und schreckte erst auf, Fremdkörperentfernung leider nicht als ein gleißendes Deckenlicht möglich. Die netten Schwestern wer- aufblitzte. Frohgelaunt stürmte der den sich jetzt um Sie kümmern. Nach Professor ins Zimmer, den jungen As- einer Stunde komme ich mit meinem sistenzarzt Dr. Höppner im Schlepp- Assistenten, Dr. Höppner, zurück. Er tau. „So“, sagte er zu dem jungen Arzt, 11
„ich werde Ihnen zeigen, wie man eine einem rohrähnlichen Gebilde, neben Oesophagoskopie durchführt. Ich ent- ihn und sagte: „Keine Angst, die Sa- ferne mittels eines Endoskops die Grä- che ist vollkommen schmerzlos und te und anschließend dürfen Sie sich, gänzlich harmlos. Denken Sie an et- werter Herr Kollege, ebenfalls versu- was Erfreuliches und ausnahmsweise chen. Schließlich sind wir eine Uni- nicht an Ihre Stiefmutter. Vielleicht versitätsklinik, in der die Patienten und werden Sie in absehbarer Zeit zum Studenten umfassend betreut und be- Ausgleich eine angenehmere Schwie- handelt werden und dazu beitragen, germutter bekommen“, bemerkte der daß junge Assistenzärzte unter Anlei- Professor tröstend. tung ein erfahrener Professors etwas Dann streckte er Georgs Hals. Der As- lernen.“ sistent hielt dessen Kopf fest, und über „Oesophagos“, murmelte Dr. Höppner, Georg blitzte das Endoskop wie ein aber Georg fiel ihm unvermittelt ins Damoklesschwert auf. Der Professor Wort. schwang es mit der Fingerfertigkeit „Oesophagos stammt aus dem Griechi- eines Jongleurs und führte es in Se- schen und bedeutet Speiseröhre; lati- kundenschnelle tief in Georgs Hals nisiert heißt es Oesophagus. Auch sko- ein. Wenig später hielt er trium- pein ist griechisch und bedeutet be- phierend den Fremdkörper, eine stattli- trachten.“ Der Professor starrte Georg che, an beiden Enden blutige Gräte in an und fragte: „Aber Sie studieren der Hand, zog das Endoskop aus Rechtswissenschaften, wenn ich rich- Georgs Hals und gab es dem Assisten- tig gelesen habe?“ zarzt. „Stimmt“, sagte Georg, „doch auch in „Das nennt man Fremdkörperentfer- dem Fach sind lateinische und griechi- nung“, erklärte der Professor zu sche Kenntnisse durchaus förderlich.“ seinem Assistenten gewandt. „Sie wer- den sehen, es ist ganz leicht. Der Hals „Das mag zutreffen“, antwortete der muß gestreckt sein, sehen Sie, so.“ Professor, „aber medizinisch sind Sie Und der Professor drückte nochmals efreulicherweise auf uns Ärzte ange- Georgs Kopf mit energischem Griff wiesen. Wie kam denn die Gräte in Ih- nach hinten und führte das Endoskop ren Hals?“ erneut ein, nur, um es sofort wieder „Am Weihnachtsabend gab es Ärger zurückzuziehen. Kurz darauf schwebte mit der Stiefmutter und den Weih- das junge Gesicht des Arztes über nachtsgästen. Sie war mit den Ge- Georg. Der sah die Schweißperlen auf schenken nicht einverstanden und der Stirn des Arztes und schloß erge- grantelte herum. Ich wollte etwas ent- ben die Augen, während der Assisten- gegnen, aber dann kam die Gräte da- zarzt das Endoskop verzweifelt in zwischen“, sagte Georg. Georgs Hals einzuführen versuchte. „Und die sitzt zu Lehrzwecken noch Georg fühlte sich wie eine Schleuse, in am zweiten Weihnachtfeiertag in Ih- die ein Bootsführer eingefahren war, rem Hals“, sagte der Professor hocher- der aber sein Boot nicht in den Griff freut. bekam. Das Endoskop jedenfalls ver- hielt sich in den unerfahrenen Händen- Danach bat der Professor Georg, er des Assistenzarztes wie das Boot, das möge sich in einen Untersuchungss- tuhl setzen, trat mit einem Endoskop, 12
unentwegt an die Schleusenwände Georg schüttelte den Kopf. schlug. „Ach“, sagte der Professor, niemand, „So doch nicht“, knurrte der Professor „nicht einmal die Stiefmutter, keine und zog das Rohr aus Georgs Hals. Freundin?“ „So“, und schon verschwand das Gerät „Niemand“, brachte der malträtierte mühelos in Georgs Speiseröhre, so, als Georg erschöpft hervor. ob es keine Hindernisse gäbe. „Sie werden noch ein wenig ruhen „Also, noch einmal“, befand der Pro- müssen. Die Schwester kümmert sich fessor. um Sie. Ich wünsche Ihnen einen schö- Dr. Höppner hielt abermals das Endos- nen Abend“, sagte der Professor, gab kop in den Händen, ähnelte aber in Georg die Hand und verließ mit Dr. seiner gebückten Haltung eher einem Höppner den Raum. Georg hörte, wie Gewichtheber, der mit verzerrtem Ge- der hinausgehende Professor zu dem sicht soeben zum Weltrekord-versuch jungen Arzt sagte, er könne von Glück im Reißen ansetzte. Während der Pro- reden, ab morgen in Urlaub fahren zu fessor energisch Georgs Mund öffnete können. „Der junge Mann wird einen und dessen Kopf nach hinten bog, wunden Hals haben und eine Woche führte der Arzt das Endoskop erneut in keinen Bissen herunterschlucken kön- Georgs Rachen. nen. Nach alledem, was er heute erleb- „Nein, doch nicht so, es ist zum Haa- te, würde er Sie, lieber Herr Kollege, reausraufen, der Patient soll den Ein- am liebsten erwürgen.“ Die Tür fiel griff wenigstens überleben“, schnarrte geräuschvoll ins Schloß, und die der Professor, strich sich mit der lin- Schritte der beiden Ärzte verhallten ken Hand über die Glatze und zog mit auf dem Flur. der Rechten das Endoskop mit elegan- tem Schwung hervor. © Evert Everts „So“, brummte er und stopfte das Ding wieder in Georgs Hals. „Nun aber zum letzten Mal; Sie haben noch einen Ver- such.“ Wiederum erschien über Georg das in- zwischen schweißüberströmte Gesicht des bedauerns-werten Arztes. Unbe- holfen hantierte er mit dem Gerät, während der Professor Georgs Kopf streckte. Dann werkelte der Arzt in Georgs Hals, offenbar zur Zufrieden- heit des Universitätslehrers, der den Vorgang kurz und bündig mit einem befreienden „na also, Herr Kollege, es geht doch“ beendete. Dann wandte er sich an Georg, „Sie haben es überstan- den; die Gräte ist raus und Dr. Höpp- ner weiß nun, wie man Gräten ent- fernt. Wer holt Sie denn ab?“ 13
Meine Erinnerungen an die gab es erst wenn der Baum geplündert Adventszeit und Weihnachten. wurde. In meiner Erinnerung spielt auch eine Briefwaage eine Rolle mir er Von Gerd Hasbargen die Stücke gewogen wurden, aber an Streit kann ich mich nicht erinnern. Als kleiner Junge war die Zeit bis Das war das Weihnachten unserer Weihnachten immer unendlich lange Kindheit. und heute reicht die Zeit nicht einmal 1935 wurde ich im März 6 Jahre alt um in Ruhe die kleinen Weihnachtsge- und mein Bruder 14. Er wollte See- schenke einzukaufen. mann werden. Ich erinnere mich dass Wenn ich nun den Versuch mache in er auf einem Motorsegler als Schiffs- meinen Erinnerungen zu kramen, dann junge angefangen hat. Irgendwie hat er komme ich bis in das Jahr 1934 zu- mich angesteckt, d.h. ich wollte auch rück. zur See fahren aber es sollte etwas mit der Technik zu tun haben. Damals gab es von irgendeiner Ver- sandfirma einen Katalog mit Spielzug 1943 habe ich den Schritt in diese und irgendwo ein meiner Ablage habe Richtung auch vollzogen, ich wurde ich mal so einen Wunschzettel mit Lehrling auf einer Werft in Bremen. meiner krakeligen Kinderhandschrift Das war mitten im 2. Weltkrieg und gefunden. Darin war einer der Wün- dabei habe ich auch die Zerstörung der sche eine Ritterburg und der Wusch ist Stadt durch Bomben mit erlebt. mir auch erfüllt worden. Der Krieg hatte den deutschen Boden In einem anderen Bericht habe ich schon erreicht, als man mich, 16 jährig schon davon erzählt, dass mein Vater in ein Wehrertüchtigungslager schick- schon im Juni 1933 verstorben ist, d. te, nach Wildeshausen. An dieser Stel- h. meine Mutter war es die uns das le muss ich noch einfügen, dass ich Weihnachtsfest gestaltet hat. Den eine Dampfmaschine gebaut hatte die Weihnachtsbaum beschaffen und auf- zuvor bei meinem Onkel an der Weser stellen, das muss sie für uns Kinder al- in Sicherheit gebracht habe. Heute les alleine gemacht haben. Dann war kann ich sagen, dass ich durch einen das Wohnzimmer für uns verschlossen glücklichen Umstand das Kriegsende bis zum Heiligenabend, aber bevor es Überstanden habe, aber meine gewähl- geöffnet wurde hat sich unsere Mutter te Laufbahn war unterbrochen, ich war an das Klavier gesetzt, das auf der wieder in Hagermarsch. Erst im Herbst Diele stand, und mit uns Weihnachts- 1945 bekam ich auf der ehemaligen lieder angestimmt. Dann erst öffnete Kriegsmarinewerft in Wilhelmshafen sich für uns das Weihnachtszimmer die Möglichkeit meine Ausbildung zu mit dem leuchtenden Weihnachts- einem Abschluss zu bringen, aber baum. Von all den Geschenken und dann war in dem Bereich der Industrie dem geschmückten Baum sind mir alles wie tot. Zumindest hatte ich einen drei Teile in der Erinnerung haften Abschluss und die Hoffnung auf bes- geblieben. Ganz oben haben doch alle sere Zeiten. Tannen ein paar einfache Zweige und Da bekam ich durch meine Mutter daran hingen immer drei Stücke Mar- einen Lichtblick. Der Schmiedemeister zipan, d. h. sie hingen so hoch, dass sie Johann Schmidt in unserer Nachbar- nich zu erreichen waren. Diese Stücke 14
schaft nahm mich zu seinen beiden Nun muss ich mich erst einmal bei Lehrlingen noch dazu, d. h. ich habe meiner lieben Frau Anny bedanken die noch eine Lehre angefangen und mit mich bei meine Entscheidungen ermu- gutem Erfolg abgeschlossen. In den tigt hat und immer an meiner Seite folgenden Jahren habe ich diese Lauf- stand. bahn weiter verfolgt und mir gesagt, 1965 hat es uns nach Hagen in Westfa- dazu gehört Erfahrung die man sam- len verschlagen um meine beruflichen meln muss. Das Ergebnis war eine An- Aufstieg zu nutzen. stellung bei einem Schmied in Rhein- hessen. Ein halbes Jahr war ich dort, Bis 1987 habe ich als Betriebschef die mit der Erkenntnis, dass ich mit dem Instandhaltungsbetriebe gearbeitet um Stundenlohn nie auf einer „Grünen dann in den Ruhestand zu gehen. Zweig“ kommen würde. Im Dezember © Gerd Hasbargen 1950 habe die Stelle aufgegeben, mit dem Ergebnis, dass ich ein halbes Jahr ohne Arbeit war. Dann hat mich unser Nachbar als Hilfsarbeiter Arbeit gege- ben, die besser bezahlt wurde wie in meine Beruf. Wenn ich mich an den Direktor der Berufsschule in Norden erinnere, dann muss ich dem noch Dank sagen. Durch ihn bin ich zu einer Ausbildung zum Lehrschweißer gekommen. Es war wohl ein Stipendium von der Hand- werkskammer. Nach erfolgreichem Abschluss wurde ich von ihm auch Impressum noch auf die Nordseewerke vermittelt, Verantwortlich für den Inhalt und die Her- mit dem Hintergedanken mich für sei- stellung der Heimatzeitung „Füürtoorn“ ist: en Schweißkursstätte zu erhalten. Beides, die Anstellung bei den Nord- AG der Butenostfriesenvereine in NRW seewerken und die Schweißlehrgänge 1. Vorsitzende A. Everts-Marx an der Berufsschule in Norden waren Redaktion: erfolgreiche Aktivitäten die erst 1957 Antje Everts-Marx zu Ende gingen. e-mail: a.everts@web.de 1956 habe ich die Industriemeisterprü- Mitarbeit: fung abgelegt. Im Herbst 1957 habe Evert Everts, Gerd Hasbargen, Wilfried ich den Sprung in ein Ingenieurstu- Köhler dium gewagt und im Februar 1961 mit Titelfoto und Fotos: A. Everts-Marx Erfolg abgeschlossen. Der Zufall brachte mich als Ausbil- dungsleiter und Schweißfachingenieur in ein Hüttenwerk nach Lübeck. Freunde meinten ich würde da arbeiten wo andre Urlaub machen. 15
„Plumtortjes“ Schmeckt warm zum Frühstück wun- Pflaumentörtchen derbar und deshalb bereite ich alles zu und stell das Backblech über Nacht in den Kühlschrank und backe morgens. Zutaten: 125g Mehl, 1 Eigelb, 60g Butter, 1/2 Teel. Salz. Fülle: getrocknete, über Nacht in Was- Quelle: Beide Rezepte aus „Uns Blattje“ ser eingeweichte, Pflaumen ohne Stein Ostfriesenverein Hamburg 1899 e.V. (ersatzweise Pflaumenmus), Hagel- Jahrgang 67 Nr. 2 Dezember 2020 zucker. Alle Zutaten werden zusammengekne- Vielen Dank liebe Almuth dafür, dass tet, ausgerollt und anschließend wie ich die Rezepte im Füürtoorn veröf- ein Briefbogen gefaltet und wieder fentlichen darf. ausgerollt. Diesen Arbeitsgang wieder- holt man viermal. Nun den Teig mes- serrückendick ausrollen und in kleine Lecker Wiehnachtskookjes Quadrate schneiden. Diese dann mit „Hest du dat wüsst, dat dat „Ruller“ den eingeweichten Pflaumen belegen, un „Nich-Ruller“ gifft?“ „Nee, wat is wieder zuschlagen, mit Hagelzucker dat denn?“ „Dat gifft Minsken, de bestreuen und bei starker Hitze 15 köönt hör Tung tosamenrullen un an- Min. backen. nern, de köönt dat nich. Probeer maal! -Kiek, süchst du, du büst en Ruller. Stutenkerl Hebb ik vör Jahren maal in `t Tivoli- Museum in Kopenhagen sehn. Daar 500g Mehl Hefeteig zubereiten u. ge- weer an d`Ingang en lüttje Spegel un hen lassen. daar vör sull man dat utprobeern. Man 30g Hefe In der Zwischenzeit eine wat de Lüü nich wüssen weer, dat Schablone man an d`Enn van de Rundgang an an- 100g Zucker etwa 30cm hoch anferti- ner Kant sien Pläseer daarmit harr, dat gen. man de Minsken daarbi bekieken kunn, wo se hör Snuut vertrecken 150g lauwarme Milch Den Teig 1cm deen. Dat weer nämlich en semiper- dick ausrollen und 1Prs. Salz meabel Spegel, so `n Halvdörkiekspe- 4 Keerle auschneiden. Gesicht, Mütze, gel.“ 1Teel. Zimt Ärmel-u. Rockaufschläge „Ja, de kenn ik, sowat hebbt se ok bi formen Aldi. Vann een Sied is dat blot en 1P. Vanillezucker und mit Eiweiß auf- Glasschiev. Daar steiht denn dat Per- kleben Eigelb mit sonal achter un beluurt di, of du woll 100g Butter 2Eßl. Milch verrühren und wat klauen deist un du sülvst süchst die Figuren blot dien Spegelbild.“ „Dat gifft noch mehr, waar du Mins- 2Eßl. Aquavit damit bestreichen. Mit ken an unnerscheden kannst, so as Lin- Rosinen, kerpoten un Rechterpoten.“ 2Eier Haselnüssen und abgezogenen „Ja, Linksdragers un Rechtsdragers.“ Mandeln verzieren. Bei 200 Grad 15 Min.backen „Wies even, wat büst du denn för een?“ 16
„Foll maal dien Handen!“ tuccini. Dat sünd italienische Mandel- „Segg blot, du wullt vör d` Teedrinken kookjes. Lang man driest to!!! nu ok noch beden?“ „Nee, ik will blot wat sehn. Dat maken Minsken nämlich ok verscheden.“ Van Elise Andresen-Bunjes „Wat is denn nu an mien folden Han- den anners as bi dien?“ Sücht doch Foto A. Everts-Marx nettakraat so ut.“ „Nee, nee, kiek maal genau hen: Bi mi liggt de rechte Duum boven un bi di de linke. Maak dat maal annersrum!“ „Dat föhlt sük raar an.“ „Süchst woll! Minsken follen hör Han- den immer up de sülvige Aard, de een Soort mit de rechte Duum boven un de annern mit de linke. Daar kannst hör ok an unnerscheden.“ „Dat is ja interessant. Wat gifft `t denn noch?“ „Annerlestens hebb ik wat van en fo- rensische Toxikolgin ut de Rechtsme- Wiehnachtsmann, dizin in Hambörg höört. Se hett seggt, ik roop di an; dat dat Minsken gifft, de Blausuur ru- Bring mi mal en Hampelmann ken köönt un welken, de dat nich mit bunte Arms, mit bunte Beens. köönt. Daarum sünd daar al faken Un treck ik an dat Tüdelband, Minsken mit umbrocht worden, umdat denn geiht he op; se dat nich roken hebben, wenn hör dat denn geiht he daal. een in`t Eten daan hett. Oh Wiehnachtsmann, Se hett daar en Experiment mit hör den bring mi mal. Studentinnen un Studenten mit maakt.“ Vertellt van „Wat mit Blausuur?“ Marianne Ehlers „Nee, dat weer ja to gefahrelk west. Se hett dat mit Bittermandelölje utpro- beert. Dat nimmt man to `n Backen un dat ruckt nettakraat so.“ „Nimmst du dat ok för dien lecker Kookjes?“ „Doo ik, un ik hebb ok noch anner Backölje in `t Huus. Wullt du daar maal an ruken?“ „Ja! Dit is Zitronenölje, dat is Rum un dat Vanille. Man dit hier ruckt na nix.“ „Kiek, daar steiht Bittermandelöl up.“ „Ik kann dat nich ruken.“ „Maakt ja nix, drink man noch en Tass Tee un hier - lecker sülvstbackt Can- 17
Sachtjes fallt de Sneei Brauchtum Der Brauch geht auf eine Überlie- ferung von der Heiligen Barbara zu- Sachtjes fallt al de Sneei, rück, nach der sie auf dem Weg in das still un klaar liggt de See, Gefängnis mit ihrem Gewand an Wiehnachten tinkelt in´t Holt, einem Zweig hängenblieb. Sie stellte den abgebrochenen Zweig in ein Ge- frei di, de Heiland kummt bold. fäß mit Wasser, und er blühte genau an dem Tag, an dem sie das Martyrium In de Harten word´ warm, erlitt. still is Unfree un Targen, Bliedskupp bi jung un bi old, Nach regionalem Volksglauben bringt das Aufblühen der Barbarazweige frei di, de Heiland kummt bold. Glück im kommenden Jahr. Teilweise ist es Brauch, dass die jungen Mäd- Bolt is heilige Nacht, chen jedem einzelnen Zweig den Na- men eines Verehrers zuweisen. Der Chor van Engels singt sacht, Zweig, der zuerst blüht, soll auf den Leevde is mehr wert as Gold, zukünftigen Bräutigam hinweisen. frei di, de Heiland kummt bold. Barbarazweige waren aber auch Grundlage anderer Orakel, wie Ern- teorakel, wo die Blütenanzahl die Ern- tegröße zeigte, oder auch zur Vor- Barbarazweig hersage von Lottozahlen fanden sie Anwendung. Dieser Brauch hat seine Analogien in vielen Kulturen („Le- Barbarazweige am Heiligen Abend bensrute“) und zählt somit zu den vie- len Orakelbräuchen. Schriftlich nach- Barbarazweige sind Zweige von Obst- gewiesen ist der Barbarabaum seit dem bäumen, die nach einem alten Brauch 13. Jahrhundert. am 4. Dezember, dem liturgischen Ge- denktag der hl. Barbara in der rö- Eine Bauernregel besagt: „Knospen an misch-katholischen und der grie- St. Barbara, sind zum Christfest Blü- chisch-orthodoxen Kirche (Barbara- ten da.“ tag), geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt werden. Je Barbarabaum nach Gegend und Brauchtum werden Kirsch-, Apfel-, Birken-, Haselnuss-, Rosskastanien-, Pflaumen-, Holunder-, Eine Sonderform des Barbarazweiges Rotdorn- oder Forsythienzweige zur ist das Brauchtum des Aufstellens Treiberei verwendet. Sie sollen bis eines Barbarabaums, regional auch zum Heiligen Abend blühen und zum Weihnachtsmaien genannt. Bei einem Weihnachtsfest die Wohnung Barbarabaum werden ganze Äste oder schmücken. gröbere Zweige von Obstgehölzen, teils auch Kastanie, Birke und Vogel- beere, verwendet, die reich mit vergol- 18
deten Nüssen und Äpfeln, später auch Wiehnachtsmann, mit gläsernem Christbaumschmuck kiek mi an, behängt wurden. Die Bezeichnung lütten Deern bin ik man! Barbarabaum leitet sich dabei von der Veel to seggen, hebb ik nich, Sitte ab, diese Äste einige Tage vor Wiehnachtsmann, dem Gedenktag der hl. Barbara – eini- vergeet mi nich! ge Quellen erwähnen den Andreastag – zu schneiden und am Barbaratag in die warme Stube zu stellen, sodass die Zweige am Weihnachtsfest erblühten. Ein solcher Barbarabaum konnte die gesamte Wand eines Zimmers oder einen ganzen Winkel der Stube ein- nehmen. Im 18. Jahrhundert ließ we- gen des Überhandnehmens des Plün- derns von Obstbäumen der Bayreuther Markgraf das Aufstellen von Barbara- Gebet bäumen verbieten. Herr, Quelle Wikipedia setze dem Überflusse endlich Grenzen, lasse Grenzen uns nicht begrenzen. https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara- Lass die Menschen kein Falschgeld machen, zweig doch das Geld auch keine falschen Leute! Bringe manche Frauen wieder zum Lachen, überzeuge die Männer davon – Frauen sind keine Beute. Schenke allen Freunden mehr Wahrheit und mehr Freunde der Wahrheit Bessere unsere Beamten und Geschäftsleute die wohl tätig, doch nicht wohltätig sind. Nimm den Deutschen den Genderstern und den Hang zum schlechten Denglisch; denn zu schön klingt gutes Englisch. Schenke ihnen die Erkenntnis, Corona ist weder Lüge noch ein ferner Stern. Verlange von uns ein klares Bekenntnis zur Hilfe, Demut und Nächstenliebe und nimm uns den Drang auf Seitenhiebe. Denn ein böses Wort ist schneller als der Wind. Herr, sorge dafür, dass wir in den Himmel kommen, aber nicht sofort. Frei nach dem Neujahrsgebet des Pfarrers von St. Lambert in Münster, Urheber: Peter Schmelzle aus dem Jahre 1823 © Evert Everts (im Dezember 2020) 19
Für Ernsthafte zu jeder Die schönen Augen in der Jahreszeit Todra-Schlucht Was man guten Freunden schreibt, Über den Ufern des Todra verschwei- sei’s Karte, Brief, Gedicht, es treibt gen die Dattelpalmen das Leid gebeug- zu heller Freude oder Widerspruch, ter Frauenrücken, auch die heitren zuweilen gar zu wildem Wutausbruch. Worte, während harte Frauenhände den Schmutz aus bunten Takschitas Statt Heiterkeit zu entfachen, waschen. oder herzlich lautes Lachen, heißt’s: den Reimen fehlt Artistik, Das Bild verschwimmt im Vorüberg- ganz zu schweigen von Stilistik. leiten und eine schroffe Stimme platzt in die marokkanische Wärme des Leider glücken Metrum, Vers und Satz schon sichtlich gealterten Jahres, zu nicht jedem so prägnant wie Rin- Hause, im Bergischen, fiele Schnee. gelnatz und wenige nur sind klug wie Zoroaster, dafür die bess’ren Kritikas- ter. Behutsam schlängelt sich der Bus in die Todra-Schlucht. In den himmelstrebenden Wänden der Lichtbetrachtungen Felsen verfolgen Schweizer Winter- flüchtige verbliebene Sonnenstunden, Die Städte wirken wie entrückt da die Regenschauer noch im Hohen in dunklen Nächten wie diesen. Atlas hausen. Die Straßen fließen lichtbestückt ins Irgendwo. – Unter jähem Felsenbuckel rasten Au- tos, öffnen ihre Türen und fördern landschaftshungrige Reisende zutage. Es hat sich erwiesen, häufig bleiben wir zu oberflächlich, Eine ausgestreckte Hand, erwartungs- auch wenn sich uns der Blick ins Inne- volles Mahnmal eines Mädchens, re öffnet. Das Tiefe scheint ne- formt eine stille Bitte. bensächlich, doch wir staunen, so erinnere Die klimpernden Münzen, die dieses Land nicht fliehen dürfen und die ich ich mich, trifft uns der Strahl des in seine Hand tropfen lasse, vertreiben Lichts, der Erkenntnis – wie aus dem die nordische Kälte in mir. Nichts. © Evert Everts (2019) Ein Leuchten erhellt sein Gesicht. Die Münzen, die seine Finger um- schließen, wiegen wenig, seine Blicke desto mehr. © Evert Everts 20
Ein unernster weihnachtlicher Geratet im Walde nicht in Dunkelheit, Wunschzettel oder wähnt euch nie in Sicherheit, auch habt bei Gefahr Vertrauen, wagt Ernüchtert stell’ ich jährlich fest, es, euch etwas zuzutrauen, glaubt, selbst wenn euch nicht wohl zumute, wenn winterlicher Regen uns durch- im Menschen stets an das Gute, nehmt näßt, euch nicht alles so sehr zu Herzen, und ich endlich den Rasenmäher sucht im Garten nach römischen Ses- in die kalte Garage schiebe, terzen. rückt das Jahresende näher. Hört zu, wenn jemand etwas erzählt und tut nicht so verletzend gequält. Manche nennen es - Fest der Liebe. Wer Sorgen hat, der braucht euren Rat zuweilen gar die helfende Tat. Und jedes Jahr sagt dann Hans Rich- Und wenn ihr nun meint, mein Ge- ter: dicht läßt erheblich an gedanklicher „Lieber Freund, du bist ein Dichter; Tiefe fehlen, sei sogar dabei, das The- schreib den Leuten mal was Gutes.“ ma zu verfehlen, so wünsch’ ich euch ein frohes Fest. Man denkt an Erich Kästner und tut es. So wünsch’ ich gern euch allen, © Evert Everts geratet nicht in die bösen Fallen schlechter Banken oder des Fiskus, Dat Pöggsken euch schmerze nicht der Meniskus, seht euch keine faden Krimis an, Pöggsken sit in `n Sunnenschien; O, wat is dat Pöggsken fien. wählt an der Kasse von Tengelmann Met de gröne Büx geschickt die schnelle Schlange; Pöggsken denkt an nix. denn wer falsch wählt, wartet lange. Kömmt de witte Gausemann; Hät so rode Stieweln an, Mäck en graut Gesnater, Stehlt keine Weihnachtsbäume, hu wat fix. hegt keine hohlen Träume, Springt dat Pöggsken met de Büx, fühlt den Politikern auf den Zahn Met de gröne Büx, Met de Büx in `t Water! und fahrt statt Auto mit der Bahn. Pöggsken = kleiner Frosch Vor allem nehmt euch Zeit für Einsa- Gausemann = Gans me, sucht mit ihnen das Gemeinsame, Seid nicht so ernst und tiefgründig, © Augustin Wibbelt (1862-1947 werdet heiter, frei und mündig. Ich weiß, es gilt als unbedacht, wer viel und lauthals lacht. 21
Sünnerklaas Wie auch anderswo stellten und stellen Kinder früher und heute am Abend des 5. Dezember einen Teller mit Weg- Sünnerklaas, ik mag di beden, zehrung für das Pferd bereit – nur, dass gah neet an uns’ Huus vörbi; man ihn in Ostfriesland häufig nicht nur mit Brot oder Keksen füllt, son- Gröönkohl liggt al up uns’ Teller dern auch gerne einmal mit einem van mien Süster un van mi! Blatt Grünkohl. Als Belohnung für ar- tige Kinder gibt es hierzulande einen Klaaskerl aus Stutenteig oder einen Ri- Vader seggt, du kannst neet komen, der up Peerd und jede Menge Sünner- wiel du harst van’t Jahr keen Geld! klaasgood in den extra aufgestellten Man uns’ Moder lachte bliede: Stiefel oder Teller. Sünnerklaas hört d’ hele Welt! Quellen: Vööl bruukt dat ja heel neet wesen, Ostfriesland Journal, Hedwig Hangen (Hrsg.), Volkskunde und Brauchtum in ’n bietje maak uns ok al blied; Ostfriesland. Ergebnisse der Arbeits- sünd ja noch so völe Kinner gruppe Volkskunde und Brauchtum up dien Weg so groot un wiet! der Ostfriesischen Landschaft aufge- zeichnet von Ingrid Buck Unse Huus hett Nummer twalven! Sünnerklaas, weest dat ok noch? Un wi hebben moje sungen, Sünnerklaas dat freit di doch! © Karl Böke Dass Sünnerklaas, also der heilige Sankt Nikolaus, zu den Kindern ins Haus kam und ihnen eine milde Gabe brachte, war in früherer Zeit eine wirk- liche Besonderheit und jedes Kind freute sich alljährlich auf das besinnli- che Fest. Das liegt daran, dass das ei- gentliche friesische Bescherungsfest nicht wie heute Weihnachten ist, son- dern ursprünglich am 6. Dezember ge- feiert wurde, so, wie es auch heute noch in den Niederlanden der Fall ist. Foto A. Everts-Marx Sankt Nikolaus ist nämlich Patron der Seefahrer und stellt so in Küstenregi- onen eine wichtige Persönlichkeit dar. 22
Ein herzlicher Dank an Menno, dass maken - un wi wassen tominnst hun- ich diese Geschichte im Füürtoorn nert. veröffentlichen darf. De Nacht was unrüsterg. Mien Kulant- Muuskes Wiehnachtsgeschicht jes un ik wurren alltieds dör dat Sten- nen un Krieten van de Frau upstöört, Wat en Lawai disse Nacht! Eerst was- so lang, bit de lüttje Jung upstaan was. sen twee freedsame Minsken in unse Upstaan sünner Medicus. De Römers Schaapstall komen. De junge Frau mit scheelde dat neet, wenn so en lüttje hör dicke Buuk satt up en olle Esel, de jöödske Fent up de Welt kwamm. Blot al wat stöterg leep. De Mann, de wall Josef harr hulpen un dat Kind in de de Vader van dat lüttje Minske was, de Krübb leggt. Denn fung de Lawai eerst bold up de Welt komen wull, leet al recht an! Over de Stall gung en bannig wat ollerder. He truck de Esel achter grote Steern up, de dat hele Land sük an, de allmetts neet recht wieder- gleinig lüchten leet. Engels un Po- gahn wull. saunen satten up de Wulken un wassen Wo se heten deen? Ik meen, dat se van an `t Tuten as mall. De Lüü seen d`r Josef hum seggt harr. Un se kunn wall van Musik an, man ik weet neet recht, Miriam of sowat heten. Ik hebb daar of dat Musik was. - Luud was `t. Een neet wieder um docht. Dat Stroh in de Engel stunn up boverste Wulk to böl- Stall was arig an `t Russeln, dat een ken: Wi sullen neet bang wesen, för haast nix verstahn kunn. Dat is je ok uns was de Heiland up de Welt komen. keen Wunner bi so vööl Musen! Wi Ik weet neet, well dat is, un all de Mu- harren alltieds satt to freten, in de Stall sen ut de Schaapstall weten dat ok stöörde uns nüms up - un denn wurr neet. Dat is seker weer so en Wick- spiekert as man wat! Elk un een weet wark, waar se uns Musen mit ver- je, dat wi Musen geern vööl Kinner moorden of tominnst verjagen wölen. hebben! Man, daar nu van of. De beid Ik bün denn ok heel gau verswunnen, Minsken söchden blot en Dack over de un all de anner Musen achter mi an. Kopp. Se harren in `t Weertshuus keen De Düvel sall doch de Engel halen, de Kamer un ok keen Slaapstee mehr fun- uns sükse Maleschen maakt. De Lüü nen. De halve Welt was up Stapp, al- seggen, dat was en Erzengel. Is seker lerwegens wurr wat van Tellen proot, wat Besünners, man ik kann d`r nix as wenn de grootmachtige Kaiser van mit anfangen. Ik hebb mi achter de Room weten wull, wovööl Minsken in fievte Boom van de lüttje Allee ver- sien Riek leevden. För wat se denn all stoppt, de na Bethlehem geiht. Wenn dör de Welt keiern mussen, weet ik ok mi hier nüms findt, will ik tofree we- neet. De anner Musen hebben d`r ok sen. Unner de Wuddel in en Gatt in de keen Verstand van. Uns Musen hett Grund waar en Muuske as ik jüst in- noch nüms tellen wullt. De frömde krupen kann. Daar kummt keen Puus Minsken bunnen hör Esel an de Pahl un hopentlik ok keen Erzengel. Ik bün vör de Stall an, moken för uns sük d`r doch bang vör, wenn ik dat ok neet sülvst en Bedde van Stroh un söchden togeven will. De Schandaal hett en wat Brood ut de Sack, de se bi sück paar Dagen un Nachten andüürt, un harren. Ik harr al Hoop, dat för uns denn kwammen ok noch dree heel ari- Musen ok wat offallen kunn, man de ge Keerls an, war se van Majestät an paar Krömmels, de up de Grund ful- seggen deen. Daarna mutten dat Köni- len, kunnen neet maal een Muus satt gen of villicht sogaar Kaisers west we- 23
sen. De wullen blot graleren un Gold Mann wurr as in `n Drööm völes wahr. un Sülver brengen. För mi is dat nix. IsGlück in d´ Familie, Eenklang, en lütt- to hard to freten. Kanns neet mal an je Gebedd un Wiehnachtsleder. An d´ knibbeln un knabbeln. Se harren ok Müür hung en lüttje Bild. Tomaal keek noch Wiehrook un Myrrhe. Is al neet he dat an. Ik see an hum: „Dat is en smakelk. Denn bünd de Kerls weer up Bild van mien Moder.“ hör Kamelen wegreden. Un Josef mit Na en lüttje Sett begünnde he to schre- sien Ollske un de Lüttje bünd ok of- ven, heel gottserbarmelk. Snückernd trucken. De Esel hebben se mitnomen. see he: „Dat is doch Maria, vör 50 Jahr Un ok de gülden Ring, de de nare Fent harren wi uns heel leev. Nu weet ik, ik tomaal up de Kopp harr. Sowat harr ik bün dien Vader un du mien Söhn.“ 50 noch nooit sehn. Nu is dat bold en Jahr de egen Vader nooit sehn un nooit Maant her, dat Josef mit sien Lüü weg- kennt! - Mien Moder harr mi vertellt, gahn is. Wenn ik d`r nu recht over na- he was för `t Vaderland´ in de groot denken doo, meen ik doch, dat ik beter Oorlog trucken. neet van de Düvel proot harr. Un ok Tranen vör Bliedskupp, Tranen vör neet so minnachtig van de Erzengel un Freid ...un Wiehnachten is vandaag - de Musik. Ik lööv nu, de Lüttje, de Hilligavend. Na so vööl Jahren! De oll daar upstaan is, is doch heel wat Be- Mann düürt nu sien leste Jahren mit sünners. Wenn he man neet noch de sien neei Familie verbrengen. hele Welt up Kopp stellt! An d` Wiehnachtsboom brannen de Keersen un lüchtern arig mooi. In uns Harten fieren wi mit Grootvader, Va- Hilligavend der un Söhn dat Weersehn. An d` laat Namiddag fuhr ik mit mien As armselig Mann van d`Straat broch Auto na Huus. Do sah ik an d` Straten- ik hum na mien Tohuus. kant en olle Mann stahn - heel alleen. Mojer kann Wiehnachten gaar neet Sien Baart was grau, sien Utkieken wesen! sach ut, as wenn he alls verloren harr. Vandaag is Wiehnachten, Hilligavend - Up hoogdüütsk schreven hett disse Ge- wat maak ik blot, gung mi dat dör de schicht Josef Wittmann, he kummt ut Kopp. Ik bleev stahn un froog: „Waar Öösterriek un wohnt nu in Senioren- sall `t hengahn?“ residenz in Weener. He see trürig: „Ik hebb kien Ziel, ik Evert Druivenga hett, nadeem he hum hebb kien Familie un ok kien Tohuus fraagt harr, de Geschicht in `t Rhei- mehr.“ derlanner Platt oversett. Ik overleggde neet lang un see: „Stiegt Foto A. Everts-Marx in, ik breng Hör na mien Tohuus.“ In de kommodig warm Stuuv löösde sük dat Ies van sien grau Bart, umdat Buten bitterkolt was. Dat hele Land was witt van Sneei. Sien Gesicht waakte up un sien Ogen begünnden to lüchten. An d` Kachelovend - veer Keersen un en Kranz. Dat Füür brann- de in de Ovend. Daar satt heel upge- reegt en lütte Kinnerschaar. För de oll 24
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