DAS KLEINE EINMALEINS - DER FINANZKRISE
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August 2010 Das kleine Einmaleins… …der Finanzkrise. Die Finanzkrise und ihr Ursprung. Kein Ausblick ohne Rückblick. Oder: Mit Abstand sieht man klarer. Inhalt Als Anfang 2007 die Subprime‐Krise in den USA ihren Anfang nahm, hat man deren mögliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zunächst als sehr gering eingestuft. Was war bis dato Seite 1 ‐ 5 geschehen? 14% der privaten US‐Baukredite galten seinerzeit als sogenannte subprime‐ Die Finanzkrise und ihr Hypothekendarlehen – Baukredite also, die von privaten Hauskäufern oder Bauherren mit minderer Bonität, also mit überschaubarem finanziellen Spielraum, aufgenommen wurden. Ursprung. Die im Laufe des Jahres 2007 in den USA gestiegenen Zinsen führten am privaten US‐Häuser‐ Kein Ausblick ohne Rückblick. markt zu ersten negativen Auswirkungen. Da in den USA Baufinanzierungen zumeist nicht Oder: Mit Abstand sieht man klarer. mit festen, sondern mit variablen Zinssätzen vereinbart werden, führen Zinssteigerungen am Seite 5 ‐ 7 Kapitalmarkt unmittelbar zu höheren Belastungen für die Kreditnehmer. Ist deren finanzieller Die Finanzkrise und die Spielraum bereits zuvor ausgereizt, so kommt es im Anschluss zwangsläufig zu Versteigerungen von Wohneigentum. Dies geschah dann auch in 2007 – zunächst lediglich Banken. bei einigen finanziell etwas schwächer aufgestellten Kreditnehmern. Nun wäre das an sich Nieten in Nadelstreifen: nicht weiter bemerkenswert, da derartige einzelne Schicksalsfälle leider nicht gänzlich Selten zuvor wurde kollektives Ver‐ vermeidbar sind und zum Wirtschaftsleben – hart aber wahr – einfach dazugehören. Daher sagen so selbstbewusst verkörpert. waren auch wir seinerzeit eher der Überzeugung, dass die Spätfolgen für die Wirtschaft Seite 7 ‐ 9 durch den Ausfall von vereinzelten Darlehen zu vernachlässigen seien. Die Finanzkrise und die Doch es blieb nicht bei Einzelfällen. Mehr und mehr Darlehensnehmer „fielen aus“, kamen Politik. ihren Zins‐ und Tilgungsleistungen also nicht mehr nach. Und hiermit einhergehend fanden Vom Saulus zum Paulus? Die Politik mehr und mehr Häuser den Weg in die Zwangsversteigerung. Während die Häuserpreise in war Wegbereiter der Krise. Und jetzt den USA zuvor jahrelang nur aufwärts tendierten, fingen diese zunächst an zu bröckeln, um ist sie gefordert – als letzter Retter anschließend eine rasante Talfahrt hinzulegen. Die rückläufigen Preise wiederum hatten in der Not. Kann das gut gehen? zunehmend auch Einfluss auf bisher gesunde Finanzierungen, da den Kreditnehmern von den Kredit gebenden Banken immer häufiger aufgezeigt wurde, dass der Wert des Hauses nicht Seite 9 ‐ 14 mehr in angemessenem Maße als Sicherheit ausreiche und weitere Sicherheiten erforderlich Die Finanzkrise und die seien. Wer dem nicht nachkommen konnte, sah sein Haus unvermittelt in der Versteigerung. Wirtschaft. Der Teufelskreis nahm seinen Lauf. Die Auswirkungen der Krise auf Doch wie konnte diese anscheinend nur auf den US‐Baufinanzierungs‐ und Häusermarkt Wachstum, Inflation, den Euro und begrenzte Problematik eine Strahlkraft entwickeln, die das Finanzsystem auf Jahre hinaus in Ihr Vermögen. seinen Grundfesten erschütterte? Streng genommen ist die Frage schlicht falsch gestellt, denn es ist nicht – wie man es zunächst vermuten könnte – die Subprime‐Krise, die das ‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ Finanzsystem an seine Grenzen brachte. Der Ursprung der aktuellen Finanzkrise beginnt weit früher – viele, viele Monate vor Ausbruch der Subprime‐Krise Anfang 2007. Die Namen der eigentlichen Hauptschuldigen der aktuellen Misere muten auf den ersten Blick noch recht exotisch an: Verbriefung und Deregulierung. Oder anders ausgedrückt: Die Banken als Deregulierung Verbriefungskünstler und die Politik, die den Abbau von Gesetzen, Regulierungen und Als Deregulierung versteht man den Abbau Kontrollmechanismen für die Finanzindustrie lange Zeit aktiv vorangetrieben hat. Mit staatlicher Regelungen wie Gesetze, Richt‐ anderen Worten: Die Politik machte es möglich, dass die Banken u.a. private und mitunter linien und Kontrollmechanismen. fragwürdig besicherte Darlehen in Wertpapieren verbriefen bzw. verpacken konnten, die wiederum an private, wie institutionelle Investoren auf der ganzen Welt als Kapitalanlage Verbriefung Erzeugt eine Bank aus bestehenden Forder‐ verkauft wurden. Nun spricht an sich nichts gegen Verbriefungen im allgemeinen, denn diese ungen, die es z.B. gegenüber Kreditnehmern bieten grundsätzlich die sinnvolle Möglichkeit, Risiken zu bündeln und damit breiter zu hat, ein Wertpapier, so spricht man von streuen und zudem auf mehr Schultern zu verteilen. Doch während der Gesetzgeber bei Verbriefung. Diese Wertpapiere werden auch einer vierspurigen Autobahn klare Regeln aufstellt, wie diese zu nutzen ist – Tempolimit und Asset Backed Securities (vermögensbesicher‐ te Wertpapiere, ABS) genannt. Die Käufer Rechtsfahrgebot seien nur stellvertretend genannt – konnte sich dieses Segment der Kredit‐ dieser Wertpapiere übernehmen damit die märkte seinen Auswüchsen unkontrolliert und unbeschränkt hingeben. Die seit Ende der Chancen und Risiken, die zuvor die Bank trug. 90er‐Jahre durch die Politik forcierte Deregulierung des Kapitalmarktes führte in der Folge zu einem immensen Aufblähen der Finanzindustrie im allgemeinen und des Kreditmarktes im Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 2 | 14 besonderen. Ursprünglich nahmen Banken Einlagen von Anlegern gegen Zahlung eines gewissen Zinses an, um dieses Geld anschließend an Kreditsuchende gegen einen etwas höheren Zins wieder auszuleihen. Die Zinsdifferenz, also die Marge, war der Gewinn der Bank. Früher konnte die Bank daher solange keine weiteren Gelder ausleihen, bis der Kreditnehmer seinen Kredit zurückgezahlt hatte. Die Verbriefung oder einfach gesagt die Verpackung von Forderungen, wie z.B. von Krediten, in hierfür eigens gebildete Wertpapiere eröffnete den Banken dann allerdings ganz neue Möglichkeiten. Hierbei wurden die Forderungen der Bank gegenüber vielen verschiedenen Kreditnehmern gebündelt und zu einer neuen rechtlichen Einheit zusammengefasst. Ähnlich wie ein Aktienfonds in viele verschiedene Aktien investiert, wurden durch die Verbriefung Wertpapiere geschaffen, deren Investitionsgrundlage eine Vielzahl einzelner Kredite von vielen verschiedenen Aus Krediten werden Geldanlagen. Kreditnehmern war. Und diese neu gebildeten Wertpapiere verkaufte die Bank sodann an interessierte Investoren. Durch die Bildung (=Verbriefung) und den Verkauf der Wertpapiere verdienten die Banken nunmehr statt einer jährlichen, nur sukzessive zufließenden Zinsmarge aus dem Annehmen und Ausleihen von Geldern, eine einmalige, dafür aber sofort zufließende Provision. Letztlich reichte die Bank hiermit auch die Risiken eines möglichen Ausfalls von Kreditnehmern an die neuen Investoren weiter. Dies wiederum hatte einen weiteren Vorteil: Grundsätzlich ist die Möglichkeit der Kreditvergabe von Banken gesetzlich reguliert und beschränkt. So dürfen Banken Kredite nur in einem gesetzlich vorgeschriebenen Verhältnis zu ihrem Eigenkapital vergeben. Vereinfacht dargestellt, kann eine Bank 12,5 mal so viel an Krediten vergeben, wie sie selbst an Eigenkapital besitzt. Oder anders herum ausgedrückt: für je 100 Euro Kredit muss die Bank über 8 Euro Eigenkapital verfügen (100 / 12,5 = 8). Durch die Verbriefung der Kredite in Wertpapiere und den anschließenden Verkauf dieser, Risikoverlagerung durch trennte sich die Bank nicht nur von den Risiken, sondern letztlich auch von den Krediten Kredit‐Verbriefung. selbst. Hierdurch wurde also die Auslastung des Eigenkapitals mit Krediten reduziert und der Bank bot sich die Möglichkeit, grundsätzlich in unbegrenztem Maße Kredite zu schöpfen – bzw. zu vergeben. Schließlich mussten die im Rahmen von Verbriefungen verkauften Kredite nicht mehr mit Eigenkapital unterlegt werden. Die Banken konnten ihr Geschäft also enorm ausweiten, da sie Kredite in beliebigem Maße vergeben konnten, solange sie diese anschließend verbrieften und verkauften. All dies wurde gesetzlich nicht reguliert und überwacht und spielte sich außerhalb der Bilanzen der Banken ab, da in diesen nur die Provisionseinnahmen aus diesen Geschäften, nicht aber die hierfür zugrundeliegenden Kreditverbriefungen ersichtlich waren. An dieser Stelle wird sich der interessierte Leser fragen, wer denn die Käufer dieser verbrieften Kreditforderungen eigentlich waren bzw. sind. Nun, die Liste ist lang. Sie reicht u.a. von Pensionskassen über Städte und Gemeinden bis hin zu Versicherungen und Banken selbst. Und schließt auch Geldmarktfonds ein – und damit letztlich auch, allerdings eher unbewusst, Privatanleger. All diese Investoren waren aufgrund der historisch tiefen Zinsen händeringend auf der Suche nach (vermeintlich) sicheren, aber besser verzinsten Anlagen. ABS‐Papiere (siehe Erläuterung im grauen Rand auf S.1: Verbriefung) bzw. in Wertpapieren verbriefte Forderungen suggerierten Sicherheit, da ja hinter den Kreditnehmern zumeist eine Immobilie die gewünschte Sicherheit bot. Da sich die Erträge aus ABS‐Papieren aus den von den Kreditnehmern gezahlten Kreditzinsen ergeben und diese naturgemäß höher als die Anlagezinsen sind, lag der zu erwartende Ertrag aus ABS‐Papieren somit auch höher, als der Ertrag aus einem normalen Tages‐ oder Festgeld. Hauptausschlaggebend für die Arglosigkeit und Gutgläubigkeit der Investoren war indes der Glanz nur einiger weniger Buchstaben. Damit der Verkauf der gebündelten, verpackten und verbrieften ABS‐Papiere leichter von der Hand ging, wurden Rating‐Agenturen wie z.B. Moody‘s und Standard&Poor‘s von den Banken gegen Entgelt beauftragt, die verbrieften Kreditpakete zu bewerten. Ein AAA‐Gütesiegel als höchstmögliche Bewertung für die Sicherheit einer Anlage wurde von den Rating‐Agenturen gerne für die Kreditpakete Gut. Besser. AAA. vergeben und von Banken wie Investoren dankbar aufgenommen. Selbst Kreditbündel aus dem Subprime‐Segment, also aus dem Segment der eher ausfallgefährdeten Kredite, wurden regelmäßig mit AAA bewertet. Dies geschah folgendermaßen: Die verbrieften Kreditpakete Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 3 | 14 wurden und werden zunächst in mehrere Risikotranchen eingeteilt. Alle Investoren sind zwar am gleichen Kreditpaket beteiligt, allerdings werden die Risiken und die Zinserträge je nach Tranche unterschiedlich verteilt. So werden z.B. regelmäßig zwei Tranchen gebildet. Die zweite, riskantere Tranche verfügt über einen hohen Zins (nicht selten über 10%), muss dafür allerdings im Falle von Kreditausfällen, die ersten Verluste zunächst vollständig ausgleichen. Fallen beispielsweise bei dem gesamten Kreditpaket – also Tranche 1 mit einem Anteil von z.B. 80% und Tranche 2 mit einem Anteil von 20% zusammengefasst betrachtet – 10% der Forderungen aus, müssen diesen Verlust zunächst die Investoren der zweiten Tranche vollständig tragen. Für diese wäre dies gleichbedeutend mit einer Werteinbuße auf ihren Kapitaleinsatz von 50%, da 10% Verlust bei dem gesamten Kreditpaket die Hälfte ihres Anteils ausmachen. Dieses Risiko wird dafür mit deutlich höheren Zinszahlungen abgegolten. Die Investoren der ersten Tranche erleiden somit erst Verluste, sofern der 20%‐ige Kapitaleinsatz der Investoren der zweiten Tranche vollständig durch Kreditausfälle Aus „schlecht“ mach „gut“. aufgezehrt wird. Dieser Risikopuffer veranlasste die Rating‐Agenturen regelmäßig dazu, die erste Tranche eines verbrieften Kreditpakets mit der besten Bewertung von AAA zu versehen. Im Nachhinein betrachtet ging das „mächtig in die Hose“ – nicht für die Rating‐Agenturen, allerdings für die Investoren. Inwieweit die Rating‐Agenturen ihrer Prüfungspflicht nicht in angemessenem und ausreichendem Maße nachgekommen sind, wollen wir an dieser Stelle nicht abschließend bewerten. Zu Hinterfragen ist jedoch sicherlich der Umstand, dass Banken Rating‐Agenturen in der Kritik. für ihre eigenen Produkte eine Bewertung bei einer Rating‐Agentur in Auftrag geben, diese bezahlen und somit letztlich zum Brötchengeber für die Rating‐Agenturen werden. Wir wagen uns zu erinnern, dass auch wir als Kinder immer lieb zu demjenigen waren, der uns großzügig mit Geschenken bedachte. Falls Sie sich nun fragen, warum wir an dieser Stelle diesen weiten Bogen gespannt haben, dann liegt das schlicht daran, dass in diesen anscheinend banalen Zusammenhängen, der Ursprung der aktuellen Misere wurzelt. Die von den Banken jahrelang geforderte Deregulierung des Kapitalmarkts wurde von der Politik leichtgläubig in die Praxis umgesetzt. Die Banken nahmen den Ball dankbar wieder auf und erhöhten ihre Schlagzahl dramatisch. Mehr Kredite als jemals zuvor wurden von ihnen vergeben, anschließend verpackt, weiterverkauft – und tauchten in keiner Bankbilanz mehr auf. Die Gewinne hingegen schon. Die sprudelten dank der rasant erhöhten Schlagzahl. Dieses Umfeld beflügelte viele Immobilienmärkte weltweit. Angefangen in den USA, über Großbritannien und Spanien bis hin zu den aufstrebenden Märkten Osteuropas und Asiens. Die weltweit niedrigen Zinsen sowie die lockere Kreditvergabepraxis – Finanzierungen ohne Eigenkapital wurden u.a. in den USA zum Standard – führten zu einer spürbar anziehenden Nachfrage nach Immobilien und Erst Boom… entsprechend deutlichen Preissteigerungen. An Deutschland ging diese Entwicklung allerdings vollständig vorbei, da weder die Nachfrage nach Immobilien noch deren Preise stiegen. Im Nachhinein kann zumindest dies als glücklicher Umstand gewertet werden, da die persönlichen Schicksale aus nicht finanzierbaren Krediten und damit einhergehenden Immobilien‐Zwangsversteigerungen nicht angestiegen sind. Der Kredit‐ und Immobilienblase ging die erste Luft dann Anfang 2007 mit Beginn der …dann Blase… Subrime‐Krise aus. Nachdem sich diese Blase als Folge der Deregulierung und Verbriefung über Jahre langsam, aber unaufhaltsam genährt hatte, ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Aufgrund steigender Kapitalmarktzinsen verteuerten sich zunächst die Kredite und die ersten US‐amerikanischen Hausbesitzer kamen ihren Zins‐ und Tilgungsleistungen nicht mehr angemessen nach. Die zunehmende Anzahl an Immobilienversteigerungen führte zu einem sukzessive eintretenden Wertverfall der Immobilienpreise in den USA. Beinahe zeitgleich begannen auch in europäischen Ländern wie z.B. Spanien und Großbritannien die Immobilien an Wert zu verlieren. Und mit ihnen – und jetzt schließt sich der Kreis – erwies sich die tatsächliche Sicherheit der so beliebt gewordenen ABS‐Papiere in der Praxis als sehr …dann rumms. brüchig. Schließlich waren diese in die nun auf der Kippe stehenden Finanzierungen investiert und mit vom Werteverfall betroffenen Immobilien abgesichert. Diesen Virus trugen nahezu sämtliche Investoren – wir erinnern uns: u.a. Pensionskassen, Städte, Gemeinden, Banken und Versicherungen – bereits in sich. Der zunehmende Immobilienpreisverfall und die Kreditausfälle schlugen sich unmittelbar auf die Bewertung der ABS‐Papiere nieder. Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 4 | 14 Bewertungsabschläge von 50, 70 ja sogar 90% waren an der Tagesordnung. Banken die einen Erst kollabiert der Markt für Teil ihres Eigenkapitals in diese Papiere investiert hatten, mussten entsprechende ABS‐Papiere… Abschreibungen vornehmen und kamen in dramatische Liquiditätsengpässe. Mit dem daraufhin erfolgten Zusammenbruch der US‐Investmentbank Lehman Brothers begann ein neuer Teufelskreis seinen Lauf. Da keine Bank sicher wusste, wie stark die eigenen …dann der Bankensektor. Mitbewerber von der Krise betroffen waren, schwand das Vertrauen der Banken untereinander und die Bereitschaft, anderen Banken Geld zu leihen, verebbte gänzlich. Zu groß schien die Gefahr, das eigene Geld nicht wieder zu bekommen. Dies wiederum schnitt viele Banken von der für sie so wichtigen Liquidität ab und stellte sie vor Existenzprobleme. Die Rettungsaktionen der USA für die Citigroup, der ehemals größten Bank der Welt sowie der deutschen Regierung für die HypoRealEstate (HRE) und für die Der Staat als Retter in Landesbank Sachsen (SachsenLB) seien an dieser Stelle nur stellvertretend für die letzter Sekunde. dramatische Situation Ende 2008 genannt. Weltweit wurden die Banken mit Milliarden‐ beträgen gestützt, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu vermeiden. Ohne dass man derzeit überblicken kann, wie viel von den – mittlerweile als toxisch bezeichneten – verbrieften Wertpapieren noch in den Bankbilanzen schlummern und welchen Wert diese letztlich wirklich haben, hat sich die Bankenlandschaft zuletzt dank der staatlichen Stützungsmaßnahmen allerdings wieder deutlich stabilisiert. Doch der Preis der Bankenkrise und der zuvor gemachten Fehler ist hoch. Mit dem Einknicken der Immobilienmärkte und den damit verbundenen Ausfällen einer Vielzahl an Krediten sank gleichzeitig die Bereitschaft der Banken, neue Kredite zu vergeben. Diese sind jedoch – insbesondere im konsumverwöhnten Amerika – für ein angemessenes Wirtschaftswachstum unerlässlich. Der amerikanische Konjunkturmotor begann zu stottern und beeinflusste die gesamte Weltwirtschaft. Im Ergebnis verzeichneten die meisten Volks‐ wirtschaften in 2009 eine deutlich rückläufige Wirtschaftsleistung. Um dieser entgegen zu Die Bankenkrise wächst sich zur wirken, öffneten die Staaten erneut den ohnehin schon sträflich leeren Geldbeutel. Man griff Weltwirtschaftskrise aus… daher etwas tiefer hinein, tastete sich durch die Löcher im Beutel vor und verschaffte sich Zugang zu zukünftigen Einnahmen – streng genommen zu Einnahmen, die man in der Zukunft erwartete. Mit anderen Worten: man verschuldete sich. Abwrackprämien, aufgestockte Budgets für Infrastrukturmaßnahmen in Städten und Gemeinden, Entlastung bei Steuern und Sozialbeiträgen usw. sollten der deutschen Wirtschaft wieder auf die Sprünge helfen. Mehr oder weniger ist dies auch gelungen, da für 2010 wieder mit einem moderaten Wachstum – auf allerdings niedrigerem Basisniveau – gerechnet werden kann. Doch die Rezession erwischte einige Länder in der Eurozone deutlich stärker. Spanien, …und treibt weltweit die Staats‐ Portugal und Italien zum Beispiel hatten ohnehin schon einen angespannten Staatshaushalt haushalte ins Ungleichgewicht. und erreichen mittlerweile sehr kritische Verschuldungsgrenzen. Andere wie Griechenland überschritten den Status „sehr kritisch“ gleich ungebremst und standen vor der Staatspleite. Helfen konnte nur das historisch einmalige und eigentlich unfassbare 750 Milliarden‐Paket der EU‐Länder und des internationalen Währungsfonds (IWF) für die Wackelkandidaten. Griechischer Wein fördert Nebenbei hatten die Griechen alle Euro‐Partner jahrelang mit frisierten Haushaltszahlen an kreative Buchführung. der Nase herumgeführt, sich so den Beitritt zum Euro ermogelt und diesen letztlich gegenüber anderen Währungen ins Straucheln gebracht. Wenn es nicht so tragisch und traurig wäre, müsste man sich heute eigentlich amüsiert fragen, ob der aktuelle Duden den Erben der alten Osmanen heute noch gerecht wird. Irgendwie gibt „getürkt“ vor diesem Hintergrund doch keinen Sinn mehr… Sicherlich mussten sich erst diverse Mosaiksteinchen in den letzten Jahren zusammenfügen, damit eine derart dramatische Situation, wie wir sie derzeit erleben, überhaupt entstehen konnte. Doch letztlich hat die Krise zwei zentrale Eckpfeiler: Die Gier der Banken und die mangelnde Voraussicht der Politik. Die von den Notenbanken zu lange niedrig gehaltenen Zinsen, fragwürdige Bewertungen von Rating‐Agenturen und vermeintliche Spekulanten sind nur die Randfiguren in diesem schlechten Spiel. Nun kann man der Politik und den Banken sicherlich nicht vorwerfen, all dies bewusst in Kauf genommen zu haben. Doch Unwissenheit schützt vor Verantwortung nicht – denn mangelnder Weitblick und überbordende Gewinn‐ sucht waren und sind die Achillesferse des Systems. Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 5 | 14 Die Politik hat es versäumt, in wirtschaftlich guten Jahren, Rücklagen zu schaffen, um für schwierige Zeiten gewappnet zu sein. Daneben hat sie vierspurige Finanz‐Autobahnen errichtet und die Regeln hierfür vergessen. Dass die Banken dann geneigt sind, dies für ihre Zwecke mit gewagten Fahrmanövern bis an die Grenzen auszunutzen, sollte nicht verwundern. Dass diese es allerdings letztlich auch tatsächlich tun, zeugt von Verantwortungslosigkeit und sollte bei zukünftigen Bewertungen und Erwartungen an die Banken in jedem Falle Berücksichtigung finden. Nach diesem etwas ausführlicheren Rückblick wollen wir uns mit den nachfolgenden Betrachtungen der aktuellen Situation widmen und den Blick eher nach vorne richten – auch wenn es derzeit sicherlich deutlich angenehmere Ausblicke gibt, als den auf die Wirtschaft und die Kapitalmärkte. Die Finanzkrise und die Banken. Nieten in Nadelstreifen: Selten zuvor wurde kollektives Versagen so selbstbewusst verkörpert. Gleich zu Beginn ein kleiner Exkurs: Benötigt keinen Friseur: „Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet.“, gab Lloyd Blankfein, Chef der US‐Großbank Goldman Sachs im November 2009 zum besten, als er kritisch über die Verantwortung der Banken im Rahmen der Finanzkrise befragt wurde. Selbst der ungläubigste Ungläubige hat sich bei der Lektüre des Interviews an dieser Stelle sicherlich verwundert die Augen gerieben. Man könnte sich an dieser Stelle fragen, wie oft man den Friseur seines Vertrauens noch aufsuchen würde, wenn der einem nach einem unzweifelhaft verkorksten Schnitt mit den Worten „Ich bin ein Friseur, der Gottes Werk verrichtet“ unschuldig dreinblickend nach Hause schickt. Gut, an dieser Stelle hätte das ggf. noch eine gewisse Situationskomik, die aber spätestens bei der heimischen Spiegelbetrachtung verpufft wäre. Aber mal im Ernst: Würden Sie so einen wie Herrn Blankfein weiter beschäftigen? Uns gehen die Argumente Lloyd Blankfein. dafür ehrlich gesagt aus. Den Aktionären allerdings anscheinend nicht – denn mehr als ein halbes Jahr später lenkt er weiterhin die Geschicke von Goldman Sachs. Während uns die zuvor ausführlich dargestellten Geschäfte der Banken der letzten Jahre zu drastischen Sparmaßnahmen zwingen, ist man im Hause Goldman Sachs schon wieder in der „Gib jedem, was er verdient, so ist Lage für das Jahr 2009 an die Mitarbeiter Bonuszahlungen in Höhe von insgesamt 16,3 keiner vor Prügel sicher.“ Milliarden US‐Dollar auszuzahlen. Das entspricht – wenn man es ausgewogen verteilen William Shakespeare (1564 ‐ 1616) würde – für jeden der 29.400 Mitarbeiter rund 551.000 US‐Dollar. Blankfein selbst übte sich für 2009 allerdings in Zurückhaltung. Er erhielt nur 9 Mio. US‐Dollar – die sich im Vergleich zu den 67,9 Mio. US‐Dollar, die er in 2007 für seinen Knochenjob bekam, recht bescheiden ausmachen. Auch Deutsch‐Banker Josef Ackermann muss den Gürtel etwas enger schnallen. Nachdem er in 2007 neben seinem Grundgehalt von 1,15 Mio. Euro noch 12,8 Mio. Euro an Bonuszahlungen nach Hause bringen konnte, beschränken sich die Bonuszahlungen für 2009 – bei unverändertem Grundgehalt – nun auf nur noch gut 8 Mio. Euro. Allerdings darf er hiervon nur knapp 1,6 Mio. Euro direkt in sein Portemonnaie einsortieren, denn die Finanzkrise hat bei den Banken zu einem ersten Umdenken geführt. Die Differenz zu den gut 8 Mio. Euro wird er erst nach und nach innerhalb der nächsten vier Jahre ausbezahlt bekommen. Entwickeln sich die Geschäfte der Bank schlecht, können die Boni im Nachhinein sogar verfallen. Na immerhin. Ob diese Entwicklung ganz auf freiwilliger Basis beruht, oder sich darauf zurückführen lässt, dass die G20‐Länder bereits zuvor eine derartige Lösung vereinbart hatten, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert. Vorausgesetzt der gute Herr Ackermann arbeitet 6 Tage die Woche (das nehmen wir einfach mal an, denn er hat ja einen harten Job), dann verdient er an jedem seiner Bürotage letztlich nicht mehr als der deutsche Durchschnittsarbeitnehmer – im gesamten Jahr. Aber der wiederum hat ja auch nur eine 5‐Tage‐Woche (Achtung: das war Sarkasmus). Nun wollen wir die Neiddiskussion über die Banker aber beenden, denn schließlich verdienen auch andere, in der Öffentlichkeit stehende – allerdings zumeist deutlich beliebtere – Personen sehr viel Geld. Doch gerade Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 6 | 14 deswegen gibt es durchaus Anlass, die Verteilungsgerechtigkeit bei Gehältern einmal etwas kritischer zu hinterfragen. Gedanke beendet. Exkurs abgeschlossen. Das größte Problem nach Ausbrechen der Finanzkrise war es, dass die wichtigsten in Existenznöte geratenen Banken zu groß („too big to fail“) waren, um sie in Konkurs gehen zu lassen. Die Verflechtungen der Banken untereinander hätten bei einer weiteren größeren Bankpleite nach dem Konkurs von Lehman Brothers vermutlich zu einem Kollaps des Finanzsystems mit verheerenden Folgen geführt. Die weltweiten Rettungsaktionen der Das Finanzsystem hing am Staaten für die Banken waren insofern sicherlich unvermeidlich. Doch was macht man nun seidenen Faden. aus dieser Erfahrung, um zukünftig derartige Abhängigkeiten von den Banken zu vermeiden? Auf dem Höhepunkt der Krise lautete die radikalste Lösung, man müsse die großen, systemrelevanten und damit ggf. systemgefährdenden Banken zerschlagen. Was auf den ersten Blick recht brachial klingt, bedeutete schlicht folgendes: Die großen Banken wären in rechtlich und wirtschaftlich von einander unabhängige Geschäftsbereiche (z.B. Investment‐ banking, Vermögensverwaltung, Kreditgeschäft usw.) aufgeteilt worden, um hiermit die Risiken einer Bankenpleite mit großer Strahlkraft zu minimieren. So radikal diese Überlegung auf den ersten Blick auch klingt, so naheliegend könnte sie sein. Nehmen wir das Beispiel USA. Hier war es Banken bis 1999 gesetzlich untersagt, gleichzeitig Investmentbanking und kommerzielles Bankgeschäft zu betreiben. Mit anderen Worten: Banken, die das Vermögen von Kunden verwalten, auf eigene Rechnung mit Wertpapieren handeln oder Unternehmen beim Börsengang oder bei der Aufnahme von Anleihen unterstützen, durften bis 1999 nicht gleichzeitig auch das Einlagen‐ und Kreditgeschäft betreiben. Dieses Gesetz galt seit 1933 – also just seit dem Zeitpunkt, als die erste große Wirtschaftskrise der jüngeren Historie reihenweise Banken in den Konkurs getrieben hatte. Im Rahmen der großen Welle der Deregulierung Ende der 90er wurde dieses Gesetz dann 1999 gekippt. Der Finanzmarkt sollte von „unnötigen“ Regularien befreit werden. Zahlreiche Bankenzusammenschlüsse und ‐übernahmen waren das Resultat. Hätte die US‐Politik mit diesem Schritt die Bankenkonzentrationen nicht erst ins Rollen gebracht, wäre uns vielleicht das eine oder andere Desaster der letzten Monate erspart geblieben. Andererseits wäre eine Trennbank versus Universalbank. Rückkehr zum Trennbankensystem in den USA sicherlich nur fruchtbar, wenn dies auf einen breiten internationalen Konsens stoßen würde. Insellösungen wären an dieser Stelle sicherlich zum Scheitern verurteilt, da es in der heute globalisierten und eng miteinander vernetzten Welt nahezu unerheblich ist, wo sich ein Krisenherd befindet. In Deutschland, wo seit Jahrgedenken ein Universalbanksystem vorherrscht, bei der sich jede Bank in allen Geschäftsfeldern bewegen darf, wäre der Wechsel zu einem Trennbankensystem sicherlich durchaus schwierig zu vermitteln. Dennoch liegen die Vorzüge des Trennbankensystems bei der Bewältigung von Krisen auf der Hand. Übt eine Bank beispielsweise nur das Kreditgeschäft aus, wird sie es sich viel genauer überlegen, an wen sie Darlehen zu welchen Konditionen vergibt. Mit anderen Worten: die Kreditprüfung wird bei einer reinen Kreditbank im Zweifel deutlich akribischer erfolgen, als bei einer Universalbank, die die Ergebnisse des einen Geschäftsbereichs aus geschäfts‐ politischen Gründen mit denen eines anderen subventionieren kann. Möchte sich eine Universalbank beispielsweise im privaten Baufinanzierungsgeschäft besser positionieren, so wird sie dies über eine Lockerung der Kreditanforderungen sowie über eine Senkung der eigenen Risikomarge und damit des Zinssatzes umsetzen. Finanzieren könnte sie dies z.B. aus den Erträgen des Investmentgeschäfts. Eine reine Kreditbank wird aufgrund des fehlenden Ausgleichsgeschäfts – und verantwortungsbewusstes Wirtschaften vorausgesetzt – keine Einschränkungen bei der Risikomarge und den Kreditanforderungen eingehen, da dies ihre Existenz unmittelbar gefährden würde. Und sollte sie einmal über das Ziel hinausschießen, wäre sie i.d.R. aufgrund ihrer nicht systemrelevanten Größe letztlich auch nicht system‐ gefährdent. Auf die zuletzt erlebte Krise hätte ein Trennbankensystem sicherlich positiv bremsende Wirkung gezeigt. Doch der Fairness halber ist an dieser Stelle anzumerken, dass insbesondere ein Element der tatsächliche Genickbruch für die Finanzmärkte war: die unregulierte Verbriefung und der anschließende Verkauf von Kreditforderungen. Fokussiert sich eine Bank auf den Verkauf von Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 7 | 14 Kreditforderungen ist es selbstverständlich ihr Ziel, möglichst viele Kreditforderungen zu verkaufen, um möglichst hohe Provisionen zu vereinnahmen. Dies gelingt, indem sie die Kreditanforderungen qualitativ heruntersetzt. Auch an finanziell schlechter aufgestellten Kreditnehmern findet man plötzlich gefallen. Wen wundert‘s? Schließlich verkauft man mit den Krediten ja gleichzeitig auch die Risiken. Hier sind die Banken zukünftig zwingend – ohne wenn und aber – durch die Politik an die kurze Leine zu nehmen. Es ist widersinnig, Banken auf der einen Seite im originären Kredit‐ geschäft im Kreditvolumen zu begrenzen, während gleichzeitig über Kreditverbriefungen „Kredite ohne Grenzen“ gespielt werden kann. Derzeit hat dieses Spiel aufgrund der Krise und der damit verbundenen kalten Füße der meisten Marktteilnehmer sicherlich ohnehin an Dynamik verloren, doch die Marktteilnehmer waren sich in einem immer treu: Aus Fehlern lernt man nicht. Also muss man sie für die Zukunft durch entsprechende gesetzliche Regularien vorsorglich vermeiden. Das Thema „Banken“ soll nun mit einem kurzen Sprung zurück zum einleitenden Exkurs und mit folgender Einschätzung sein Ende finden: Bankvorstände und ‐mitarbeiter, die direkt für ihre erbrachten Leistungen/Erträge für die Bank mit Bonifikationen honoriert werden, führen tendenziell zu höheren Risiken für die Bank. Warum ist das so? Die Risiken des Bankgeschäfts tragen letztlich nicht die Bankvorstände, sondern einzig und allein die Eigentümer der Bank, also deren Aktionäre. Für höhere Wer Risiken eingehen kann, Bonifikationen, die nicht selten ein Vielfaches des Grundgehalts ausmachen, sind ohne die negativen Folgen selbst Bankvorstände – die ja letztlich auch nur wirtschaftlich denkende und für sich selbst tragen zu müssen, kann kein vorsorgende Menschen sind – durchaus geneigt, in der Hoffnung auf höchstmögliche Boni‐ guter Risikomanager sein. fikationen, deutlich höhere Risiken (für die Bank) einzugehen. Um den Blickwinkel etwas zu verschieben und damit neutraler zu gestalten: Würden Sie, würden wir anders reagieren, wenn ein derartiges Vergütungsmodell unser tägliches Brot bestimmte? Die Antwort muss jeder für sich selbst geben. Aber – wer den homo sapiens in der Breite beobachtet, könnte zu dem Schluss kommen, dass der Gesetzgeber auch hier Handlungsbedarf hat. Dieses Problem gilt im Übrigen nicht nur für Banken… Die Finanzkrise und die Politik. Vom Saulus zum Paulus? Die Politik war Wegbereiter der Krise. Und jetzt ist sie gefordert – als letzter Retter in der Not. Kann das gut gehen? Wenn man derzeit der Medienberichterstattung folgt, könnte man zu dem Eindruck gelangen, dass die Schuldigen der aktuellen Finanz‐ und Wirtschaftskrise ausschließlich im Kreise der Banken und Spekulanten zu finden sind. Interessant ist dabei, dass diejenigen, die das ganze Feuer erst entfacht haben, heute den Anschein erwecken, als hätten sie immer nur Löscheimer besessen und mit Streichhölzern und Feuerzeugen „nie nix“ zu tun gehabt. Oder anders: der Koch, der die Suppe kochend heiß serviert, weist jegliche Verantwortung von sich und beklagt am lautesten die mangelnde Umsicht des hungrigen Suppenlöfflers, der sich seine Zunge ja nur aufgrund seiner eigenen Gier verbrannt hat. Ein Blick zurück: Im November 1999 unterzeichnete Bill Clinton die vom US‐Kongress gebilligte Aufhebung des Glass‐Steagall‐Gesetzes. Dieses nach der Weltwirtschaftskrise 1933 eingeführte Gesetz bestimmte, dass US‐Banken nicht gleichzeitig im Investmentbanking und im kommerziellen Bankgeschäft tätig sein durften. Durch die Unterschrift Clintons wurden Bankkonzerne in der Größe einer Citigroup letztlich erst möglich – Banken also, die bei einer Schieflage systemgefährdent („too big to fail“) sind und die die Politik heute so nicht mehr haben will. Daneben förderten die Regierungen Clinton und Bush mit staatlichen Mitteln den Erwerb und den Bau von Eigenheimen. Für Bush sollte die USA „ein Land von Hausbesitzern sein“. In seinen Augen hatten daher auch Familien mit unzureichendem Einkommen ein Anrecht auf ein Haus. Die spätere Immobilienblase nahm ihren Lauf. Während der Gesetzgeber auf der einen Seite das Volumen des Kreditgeschäfts der Banken Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 8 | 14 laufend überwacht und streng reguliert, hat er es zeitgleich zugelassen, dass sich in den letzten Jahren neben dem originären Kreditgeschäft eine Parallelwelt entwickeln konnte, die Kredite durch Verbriefung in unbegrenztem Maße produzierte. Auswüchse am Immobilienmarkt waren die tragische Konsequenz. Die Politik hat die Straße also zuerst geteert und gewalzt, dann Mittelstreifen, Richtungspfeile, Straßenbegrenzungen und Tempolimits vergessen und entzieht sich heute durch den ausgestreckten Zeigefinger auf Andere elegant der Mittäterschaft. Nun mag man ihr zu Gute halten, dass die handelnden Personen in den wenigsten Fällen heute noch in Amt und Würden sind. Dass ändert aber nichts daran, dass sich die Politik nicht ihrer Verantwortung entziehen kann. Die von ihr derzeit geführte Diskussion um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer führte zu der mittlerweile weit verbreiteten Meinung, Spekulanten hätten diese Krise aus Spaß an der Freude vorsätzlich verursacht. Hiermit wurde bisher erfolgreich von den Fehlern der Politik abgelenkt. Nun ist der gemeine Spekulant ebenso wenig eine rechtlich anerkannte Berufsbezeichnung wie Frühstücksdirektor, Bulle, Kuckuckskleber oder Rechtsverdreher, sondern allenfalls die Ob Bulle, Kuckuckskleber oder despektierliche Umschreibung eines Berufszweiges. Die anerkannte Berufsbezeichnung des Spekulant – jeder wird verkannt. Spekulanten lautet Vermögensverwalter. Seine Aufgabe ist es im wahrsten Sinne des Wortes, das Vermögen seiner Kunden zu verwalten. Erfüllt er diese Aufgabe nicht im besten Sinne seiner Kunden, wird er seine Kunden und damit seine Brötchengeber zwangsläufig verlieren. Spekulanten verursachen daher keine Krisen. Sie versuchen lediglich, die gegebenen Informationen an den Kapitalmärkten für ihre Kunden zu nutzen. Das kann also im Zweifel auch dazu führen, dass sie sich aufgrund bestehender Ungleichgewichte entscheiden, Investitionen zu tätigen oder bereits getätigte Investments zu veräußern. Sind es Spekulanten, die derzeit ihre BP‐Aktien aufgrund der nicht abschätzbaren Schadenersatz‐ forderungen an das Unternehmen verkaufen und den Aktienkurs ins Bodenlose fallen lassen? Oder sind es vorsichtige und bedachte Vermögensverwalter, die die Gelder ihrer Anleger zu schützen versuchen? Mit anderen Worten: Eine bereits vor Jahren eingeführte Finanztrans‐ aktionssteuer hätte weder die Finanz‐ und Wirtschaftskrise noch das aktuelle Euro‐Debakel verhindert. Erstere wurde durch die Folgen abenteuerlicher Verbriefungen ausgelöst, letzteres durch die Haushaltssünden der Regierungen in Griechenland, Spanien, Portugal und Konsorten. Hätten diese Staaten nicht jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt, wären Anleger zuletzt nicht massiv aus dem Euro geflüchtet und hätten „Spekulanten“ keinen Grund gehabt, gegen den Euro zu „wetten“. Diese Hintergründe dürfen bei der aktuellen Diskussion nicht vergessen werden. Die Politik – und hier sprechen wir nicht über ein auf Deutschland begrenztes Phänomen – steht derzeit in zweierlei Hinsicht vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Einerseits macht die aktuelle Haushaltslage drastische Sparmaßnahmen zur Sanierung der Staatshaushalte eigentlich unausweichlich. Andererseits würde die zuletzt wieder gesteigerte Wirtschafts‐ leistung – so die Befürchtung einiger Wirtschaftswissenschaftler – durch Sparmaßnahmen erneut deutlich eingebremst und in eine zweite Rezessionsdelle absacken können. Doch um die Verwirrung perfekt zu machen, sind sich Wirtschaftswissenschaftler selbst nicht ansatzweise einig, welches Mittel denn nun als probat gilt. Nur um die beiden Extreme aufzuzeigen: Es gibt Wirtschaftswissenschaftler und Volkswirte, die ein mögliches Absacken in eine Rezession als notwendiges Übel gerne in Kauf nehmen, wenn es dafür gelingt, durch drastische Sparmaßnahmen die Staatsfinanzen nachhaltig zu sanieren. Andere hingegen Ein Problem – zu viele Lösungen. sehen eine kurzfristig noch höhere Verschuldung als notwendiges Mittel, um einen Rückfall Welcher Weg führt nach Rom? in eine zweite Rezessionswelle mit allen Mitteln zu verhindern. Wie Sie sich unschwer vorstellen können, gibt es zwischen beiden Varianten noch eine Vielzahl anderer, mit Vehemenz vertretener Meinungen. Bei aller berechtigten Kritik an der Leistung der politischen Entscheidungsträger der letzten Politikverdrossenheit. Wochen und Monate wird deutlich, dass man sich weder als Politiker noch als Partei in einem derartigen Umfeld richtig positionieren kann. Denn „richtig“ oder „falsch“ sind derzeit ebenso wenig greifbar, wie ein Stück Seife im Wasser. Dazu kommt dann noch, dass es immer genau die besser wissen, denen man mit seinen politischen Entscheidungen gerade Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 9 | 14 auf die Füße tritt. Da man mit den anstehenden Entscheidungen – welche immer es auch sein werden – aber stets irgendwem auf die Füße tritt, ist das schon ein ziemlich hartes Brot – insbesondere bei dem unausweichlichen medialen Getöse. Da das Berufsbild des Politikers mittlerweile bereits derart stark gelitten hat, dass es ohne eine despektierliche Umschrei‐ bung auszukommen vermag, verdeutlicht, dass eine neutrale Betrachtung der politischen Leistung nicht mehr gegeben ist. Kein Mensch ist aber in der Lage, bedachte und nachhaltige Entscheidungen zu treffen, wenn er für sein Tun permanent nur kritisiert wird. Wir wissen übrigens ganz genau, wovon wir an dieser Stelle sprechen. Hätten uns unsere Frauen bei unseren ersten kläglichen Kochversuchen nicht immer wieder verständnisvoll tröstend und wohlwollend aufmunternd auf die Schulter geklopft, sondern stattdessen mit einem „Du lernst das wohl nie!“ zum Hemdenfalten strafversetzt, bekämen wir heute wohl selbst beim Suppe aufwärmen noch weiche Knie. Etwas Geduld, Taktgefühl und Verständnis für eine schwierige Situation sind mitunter also durchaus angebracht, um die handelnden Personen nicht übernervös zu unüberlegten Taten zu drängen. Politiker‐Verdrossenheit. Als Politiker ist man genau diesem Druck – insbesondere in Krisenzeiten wie jetzt – tagtäglich ausgesetzt, da es immer jemanden gibt, für den es persönlich eine bessere Lösung gibt und der es daher besser „weiß“. Vielleicht sollte sich jeder Einzelne von uns, seine persönliche Befangenheit und seine persönlichen Interessen stets vor Augen führen, bevor er mit der derzeit so beliebten Politkerschelte‐Keule zu schwingen beginnt. Liebe Politiker! Jetzt haben wir es an dieser Stelle schweren Herzens doch noch geschafft, eine kleine, gut gemeinte Lanze für Sie zu brechen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass Ihre Aufgabe alles andere als dankbar ist, da es keine Patentlösung für die aktuellen Probleme gibt. Wägen Sie ab, erörtern und diskutieren Sie, – unseretwegen nächtelang und bis der Arzt kommt – aber… bitte: hinter verschlossenen Türen. Und treten Sie anschließend mit einem von allen gemeinsam getragenen Konsens geschlossen vor die Tür – wie es sich für eine Regierungskoalition, egal welcher Couleur, gehört. Die Politik kann weder alle Krisen verhindern, noch ist sie in der Lage, nach einem Unfall sämtliche Scherben rückstandslos aufzukehren. Doch sie muss zumindest so vorausschauend sein, dass sie ihre eigenen Finanzen stets im Griff hat. Wer jahrelang, ja sogar jahrzehntelang zu Lasten späterer Generationen über die eigenen Verhältnisse lebt und in guten Zeiten keine Rücklagen schafft, der muss sich nicht wundern, wenn die Staatsfinanzen bei einem unvorhergesehenen Ereignis irgendwann aus dem Ruder laufen. Das anscheinend unum‐ stößliche und überlebensnotwendige Ziel, permanentes und konstantes Wachstum mit der eigenen Volkswirtschaft zu erwirtschaften, erinnert in fataler Weise an die doch so verwerfliche Gier der vermeintlichen Spekulanten. Die Fehler der Politik im Zusammenhang mit der Finanz‐ und Wirtschaftskrise liegen auf der Hand. Ein Rückdrehen des Rades und damit eine stärkere Regulierung des Bankensektors ist zwingend erforderlich. Die Politik ist zukünftig mehr denn je gefordert, vorausschauend zu handeln – statt wie bisher im Nachhinein die Scherben aufzukehren, denn weitere Fehler werden nicht mehr finanzierbar sein. Die Finanzkrise und die Wirtschaft. Die Auswirkungen der Krise auf Wachstum, Inflation, den Euro und Ihr Vermögen. Die Aufgabe, die Auswirkungen der Finanz‐ und Wirtschaftskrise im einzelnen abzuschätzen und vorherzusehen, ist – so ehrlich muss man an dieser Stelle sein – nicht zu bewältigen. Denn wie soll man eine Entwicklung prognostizieren, wenn es derzeit noch nicht einmal gelingt, für die vielen verschiedenen „Lösungen“ des Problems einen gemeinsamen Nenner zu finden. So kann es an dieser Stelle nur darum gehen, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen und Unumstößliches aufzuzeigen. Die Debatte um den Euro Viel wird derzeit über die Schwäche des Euro geschrieben und diskutiert. Tatsache ist, dass Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 10 | 14 der Euro in den letzten Monaten zeitweise rund 20% gegenüber dem USD abgewertet hat. Tatsache ist aber auch, dass der Euro gegenüber seinem Tiefstand im Oktober 2000 bei rund 0,83 USD/Euro um rund 50% aufgewertet hat. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Diskussion um die Schwäche des Euro schlicht am Ziel vorbei schießt. Zumal aus rein deutscher Sicht die Vorteile eines schwächeren Euro nicht von der Hand zu weisen sind, da die Exportleistung unserer Wirtschaft aufgrund unserer im Ausland günstiger werdenden Produkte steigt. Kritischer stimmt hingegen die Aussage John Taylors, dem Chef von FX Concepts, dem weltweit größten Währungsmanager. Taylor weist auf die drastischen Unterschiede der Euroländer zueinander hin. Während Deutschland trotz seiner Exportabhängigkeit, aber Dank seiner hohen Produktivität in seinen Augen sogar mit einem deutlichen höheren Euro von rund 1,80 USD/Euro gut leben könnte, könnten Länder wie Griechenland und Spanien nur mit einem erheblich abgewerteten Euro von 0,31 USD/Euro bzw. 0,34 USD/Euro wirtschaftlich über die Runden kommen. Eine derart heterogene Währungsgemeinschaft kann nur schwerlich ein stabiles Bild abgeben und macht in dieser Form – also bei unveränderten Teilnehmerländern – eigentlich wenig Sinn. Dass sich die Regierungschefs der EU‐Länder dennoch gemeinsam auf das 750 Mrd. Euro‐ Das 750 Mrd. € ‐ Stützungspaket: Stützungspaket haben einigen können, bedarf in unseren Augen mehr als politischen Willens. Politisch gewollt oder Als problematisch könnten sich hier erneut die Banken erwiesen haben, unmittelbar gefolgt wirtschaftlich erforderlich? von den Versicherungen. Beide sollen in nicht unerheblichem Maße Staatsanleihen der heute kritisch beäugten südlichen EU‐Länder in ihren Büchern haben. Dass auch deutsche Banken hiervon betroffen sind, würde nicht wirklich verwundern. Denn unlängst berechnete die Wirtschaftsprüfungs‐ und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), dass deutsche Banken im europäischen Vergleich auch das höchste Volumen an Problemkrediten, also vom Zahlungsausfall bedrohten Krediten, in ihren Büchern führen. Ein Ausfall bzw. die Pleite eines EU‐Landes könnte vor diesem Hintergrund „der Bankenkrise zweiter Teil“ herbeiführen (oder hätte bereits herbeiführen können, wenn nicht der Auffangschirm gespannt worden wäre). Ein späteres Auseinanderbrechen des Euro scheint weiterhin aufgrund der dramatischen Unterschiede zwischen den Teilnehmerländern nicht ausgeschlossen. Die Meinungen gehen auch hier – wie sollte es anderes sein – derzeit weit auseinander. George Soros, der eben bereits erwähnte John Taylor oder auch der derzeit viel zitierte und viel gelesene US‐Ökonom Nouriel Roubini zählen derzeit zu den bekanntesten Euro‐Skeptikern. Andere Stimmen sehen in der aktuellen Krise eher die Feuertaufe des Euro, aus der dieser anschließend gestärkt hervorgeht. Auch wenn es wenig befriedigend ist, so muss man wohl oder übel akzeptieren, dass die Frage über die Zukunft des Euro zu einer reinen Glaubensfrage geworden ist. Mit einer verlässlichen Antwort ist in diesem Umfeld nicht zu rechnen. Aber selbst vor einem Zerfall des Euro scheint zumindest Deutschland sich letztlich nicht zu sehr fürchten zu müssen. Auch wenn unsere Staatsfinanzen bessere Zeiten gesehen haben, so gilt Deutschland aufgrund der im Vergleich hohen Produktivität der Wirtschaft und der vergleichsweise moderaten Verschuldung – die Betonung liegt hierbei allerdings mit deutlichem Schwergewicht auf „vergleichsweise“ – weiterhin als sehr zahlungskräftig. Die zuletzt auf ihre historischen Tiefststände gesunkenen Zinsen deutscher Staatsanleihen Eine Währung ohne Einheit. belegen, dass die Bewertung Deutschlands an den Kapitalmärkten als sehr stabil angesehen wird. Während die Bundesanleihe mit 10‐jähriger Laufzeit aktuell mit rund 2,7% pro Jahr rentiert, muss die spanische Regierung mit 4,3% schon fast 2% mehr an Zinslasten tragen. Rund 10,4% pro Jahr muss Griechenland derzeit für seine 10‐jährige Anleihe zahlen und spielt damit unfreiwillig in einer anderen Liga (Stand 26.07.2010). Die Gründe für diese immensen Unterschiede liegen auf der Hand: Anleger erwarten eine angemessene Entlohnung ihres Risikos, wenn sie finanziell angeschlagenen Ländern Geld leihen. Diejenigen Anleger, die die Staatspleite eines Euro‐Teilnehmerlandes nicht als realistisch einstufen, haben in Griechenland somit schnell ihren Favoriten gefunden. Diejenigen, die sich da nicht so sicher sind, stufen den Kauf einer griechischen Staatsanleihe schlicht als spekulativ ein – womit wir uns wieder bei der, wie es scheint, stets sehr relativen Betrachtung von Spekulation befinden. Wir sind derzeit jedenfalls nicht in griechischen Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
Das kleine Einmaleins der Finanzkrise. Seite 11 | 14 Staatsanleihen investiert, da für uns „Sicherheit“ stets vor „Chance“ (gleichbedeutend mit Risiko) geht. Letztlich zeigt sich auch an dieser Diskussion, wie weit die Einschätzungen auseinander laufen und wie schwierig – eigentlich unmöglich – derzeit eine Bewertung der aktuellen Situation ist. Ohnehin ist es verwunderlich, dass wir Deutschen es sind, die sich die größten Sorgen über die Schwäche des Euro machen. Schließlich ist Deutschland als Exportnation derzeit aufgrund seiner hohen Produktivität der größte Profiteur des schwachen Euro. Deutsche Produkte Fester Euro – guter Euro. können in Ländern außerhalb des Euroraums nun zu deutlich günstigeren Preisen angeboten Schwacher Euro – schlechter Euro. werden. Kein Wunder also, dass die deutsche Exportlokomotive zuletzt wieder deutlich an Oder doch eher umgekehrt? Fahrt zugelegt hat. Dies wird allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung schnell vergessen, da man historisch bedingt für die feste deutsche Mark anscheinend ein gewisses Maß an Stolz entwickelt hat. Andere Länder, andere Sitten: den aufstrebenden Chinesen liegt beispielsweise wenig an einer festen Währung. Die chinesische Regierung unterbindet seit Jahren stärkere Aufwertungen des Renmimbi (Yuan) gegenüber Dollar und Euro und hält die Währung auf verhältnismäßig (zu) niedrigem Niveau. Kein Wunder, schließlich ist Chinas Wachstum nahezu ausschließlich auf Exporte und damit auf konkurrenzfähige Preise im Ausland angewiesen. Nun sollte man an dieser Stelle vollständigerweise erwähnen, dass eine notorisch schwache Währung natürlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Schließlich kauft man sich die aus dem Ausland benötigten Waren – im Falle Deutschlands zum Beispiel Rohstoffe – teurer ein und handelt sich hierdurch ggf. unerwünschte Preissteigerungen, sprich Inflation, ein. Als Deutscher kann und sollte man den derzeitigen Schwächeanfall des Euro allerdings recht gelassen sehen, da die Vorteile aktuell deutlich überwiegen. Auch eine weitere Abschwächung des Euro würde hieran zunächst nichts ändern. Manch deutschen Anleger umtreibt derzeit jedoch noch eine weit größere Angst, als die Angst vor einem Zerfallen des Euro oder den Ausfall eines einzelnen EU‐Landes. Aus historischen Gründen stellt für deutsche Anleger ein möglicher Währungsschnitt bzw. eine Der Schritt zum Währungsschnitt? Währungsreform das schlimmste aller denkbaren Szenarien dar. Die Erfahrungen aus 1923 und 1948 scheinen also auch Generationen später noch nachzuwirken. Das ist auch wenig verwunderlich, denn wer findet schon gefallen daran, wenn das mühsam Ersparte durch einen Staatsakt schlicht halbiert, gedrittelt oder gar geviertelt wird? Nun lässt sich das grundsätzliche Risiko einer Währungsreform oder eines Währungsschnitts auch in der heutigen Zeit sicherlich nicht ausschließen. Dennoch – von einem Währungsschnitt sind wir in Deutschland aufgrund der immer noch als solide und stabil einzuschätzenden und von institutionellen Investoren eingeschätzten Staatsfinanzen meilenweit entfernt. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist derzeit derart gering, dass jeder Gedanke über mögliche Konsequenzen weit über das Ziel hinausschießt. Wen dies aufgrund seiner grundsätzlich skeptischen Sichtweise der Dinge nicht abschließend beruhigt, kann zusätzlich auf das ein oder andere weitere argumentative Sicherheitsnetz zurückgreifen: 1. Einem Währungsschnitt unterliegen lediglich Geldwerte, also beispielsweise Bargeld, Tagesgelder oder Festgelder, nicht hingegen Sachwerte. Letztere erleiden zwar aufgrund der mit einem Währungsschnitt einhergehenden Wirtschaftskrise zwischenzeitlich ggf. einen Preisverfall, erhalten aber über die Zeit i.d.R. ihren eigentlichen (Nutz)Wert. Aktien, Immobilien und beispielsweise auch Gold sind also am besten geeignet, das eigene Vermögen an den Auswirkungen eines Währungsschnitts vorbei zu führen. 2. In der heutigen global vernetzten Welt ist ein einzelnes Land schwerlich in der Lage, die eigenen Schulden durch einen „elegant“ ausgeführten Währungsschnitt zu beseitigen. Einer Maßnahme, die eigenen Staatsschulden zu reduzieren, indem man beispielsweise verkündet, die Rückzahlung der aufgenommenen Gelder nur noch zur Hälfte durchzuführen, müssten die ausländischen Kapitalgeber ebenfalls zustimmen. Das wiederum würden diese nachvollziehbarerer Weise nur ungern und gegen besondere Gegenleistung tun. Zumindest auf dem Papier hätte Japan die besten Voraussetzungen einen Währungs‐ bzw. Schuldenschnitt durchzuführen, da 94% der Staatsschulden Japans in inländischer, also japanischer Hand liegen. Die Schulden Deutschlands hingegen liegen mit über 50% in ausländischer Hand. Der Überzeugungskraft, Staatsschulden nicht oder Prometheus Vermögensmanagement GmbH | Elisabeth-Selbert-Str. 19 | 40764 Langenfeld | info@prometheus.de | www.prometheus.de Amtsgericht Düsseldorf HRB 51274 | Geschäftsführung: André Kunze, Marc Pasdag, Volker Stache
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