DAS KLEINE EINMALEINS - DER FINANZKRISE

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DAS KLEINE EINMALEINS…
           der Finanzkrise…

                            PROMETHEUS
DAS KLEINE EINMALEINS - DER FINANZKRISE
August 2010

 Das kleine

Einmaleins…
                                                       …der Finanzkrise.
                                                       Die Finanzkrise und ihr Ursprung.
                                                       Kein Ausblick ohne Rückblick. Oder: Mit Abstand sieht man klarer.

Inhalt                                                 Als Anfang 2007 die Subprime‐Krise in den USA ihren Anfang nahm, hat man deren mögliche
                                                       Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zunächst als sehr gering eingestuft. Was war bis dato
Seite 1 ‐ 5                                            geschehen? 14% der privaten US‐Baukredite galten seinerzeit als sogenannte subprime‐
Die Finanzkrise und ihr                                Hypothekendarlehen – Baukredite also, die von privaten Hauskäufern oder Bauherren mit
                                                       minderer Bonität, also mit überschaubarem finanziellen Spielraum, aufgenommen wurden.
Ursprung.
                                                       Die im Laufe des Jahres 2007 in den USA gestiegenen Zinsen führten am privaten US‐Häuser‐
Kein Ausblick ohne Rückblick.
                                                       markt zu ersten negativen Auswirkungen. Da in den USA Baufinanzierungen zumeist nicht
Oder: Mit Abstand sieht man klarer.
                                                       mit festen, sondern mit variablen Zinssätzen vereinbart werden, führen Zinssteigerungen am
Seite 5 ‐ 7                                            Kapitalmarkt unmittelbar zu höheren Belastungen für die Kreditnehmer. Ist deren finanzieller
Die Finanzkrise und die                                Spielraum bereits zuvor ausgereizt, so kommt es im Anschluss zwangsläufig zu
                                                       Versteigerungen von Wohneigentum. Dies geschah dann auch in 2007 – zunächst lediglich
Banken.                                                bei einigen finanziell etwas schwächer aufgestellten Kreditnehmern. Nun wäre das an sich
Nieten in Nadelstreifen:
                                                       nicht weiter bemerkenswert, da derartige einzelne Schicksalsfälle leider nicht gänzlich
Selten zuvor wurde kollektives Ver‐
                                                       vermeidbar sind und zum Wirtschaftsleben – hart aber wahr – einfach dazugehören. Daher
sagen so selbstbewusst verkörpert.
                                                       waren auch wir seinerzeit eher der Überzeugung, dass die Spätfolgen für die Wirtschaft
Seite 7 ‐ 9                                            durch den Ausfall von vereinzelten Darlehen zu vernachlässigen seien.
Die Finanzkrise und die                                Doch es blieb nicht bei Einzelfällen. Mehr und mehr Darlehensnehmer „fielen aus“, kamen
Politik.                                               ihren Zins‐ und Tilgungsleistungen also nicht mehr nach. Und hiermit einhergehend fanden
Vom Saulus zum Paulus? Die Politik                     mehr und mehr Häuser den Weg in die Zwangsversteigerung. Während die Häuserpreise in
war Wegbereiter der Krise. Und jetzt                   den USA zuvor jahrelang nur aufwärts tendierten, fingen diese zunächst an zu bröckeln, um
ist sie gefordert – als letzter Retter                 anschließend eine rasante Talfahrt hinzulegen. Die rückläufigen Preise wiederum hatten
in der Not. Kann das gut gehen?                        zunehmend auch Einfluss auf bisher gesunde Finanzierungen, da den Kreditnehmern von den
                                                       Kredit gebenden Banken immer häufiger aufgezeigt wurde, dass der Wert des Hauses nicht
Seite 9 ‐ 14                                           mehr in angemessenem Maße als Sicherheit ausreiche und weitere Sicherheiten erforderlich
Die Finanzkrise und die                                seien. Wer dem nicht nachkommen konnte, sah sein Haus unvermittelt in der Versteigerung.
Wirtschaft.                                            Der Teufelskreis nahm seinen Lauf.
Die Auswirkungen der Krise auf                         Doch wie konnte diese anscheinend nur auf den US‐Baufinanzierungs‐ und Häusermarkt
Wachstum, Inflation, den Euro und                      begrenzte Problematik eine Strahlkraft entwickeln, die das Finanzsystem auf Jahre hinaus in
Ihr Vermögen.                                          seinen Grundfesten erschütterte? Streng genommen ist die Frage schlicht falsch gestellt,
                                                       denn es ist nicht – wie man es zunächst vermuten könnte – die Subprime‐Krise, die das
‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐       Finanzsystem an seine Grenzen brachte. Der Ursprung der aktuellen Finanzkrise beginnt weit
                                                       früher – viele, viele Monate vor Ausbruch der Subprime‐Krise Anfang 2007. Die Namen der
                                                       eigentlichen Hauptschuldigen der aktuellen Misere muten auf den ersten Blick noch recht
                                                       exotisch an: Verbriefung und Deregulierung. Oder anders ausgedrückt: Die Banken als
Deregulierung                                          Verbriefungskünstler und die Politik, die den Abbau von Gesetzen, Regulierungen und
Als Deregulierung versteht man den Abbau               Kontrollmechanismen für die Finanzindustrie lange Zeit aktiv vorangetrieben hat. Mit
staatlicher Regelungen wie Gesetze, Richt‐             anderen Worten: Die Politik machte es möglich, dass die Banken u.a. private und mitunter
linien und Kontrollmechanismen.                        fragwürdig besicherte Darlehen in Wertpapieren verbriefen bzw. verpacken konnten, die
                                                       wiederum an private, wie institutionelle Investoren auf der ganzen Welt als Kapitalanlage
Verbriefung
Erzeugt eine Bank aus bestehenden Forder‐
                                                       verkauft wurden. Nun spricht an sich nichts gegen Verbriefungen im allgemeinen, denn diese
ungen, die es z.B. gegenüber Kreditnehmern             bieten grundsätzlich die sinnvolle Möglichkeit, Risiken zu bündeln und damit breiter zu
hat, ein Wertpapier, so spricht man von                streuen und zudem auf mehr Schultern zu verteilen. Doch während der Gesetzgeber bei
Verbriefung. Diese Wertpapiere werden auch             einer vierspurigen Autobahn klare Regeln aufstellt, wie diese zu nutzen ist – Tempolimit und
Asset Backed Securities (vermögensbesicher‐
te Wertpapiere, ABS) genannt. Die Käufer
                                                       Rechtsfahrgebot seien nur stellvertretend genannt – konnte sich dieses Segment der Kredit‐
dieser Wertpapiere übernehmen damit die                märkte seinen Auswüchsen unkontrolliert und unbeschränkt hingeben. Die seit Ende der
Chancen und Risiken, die zuvor die Bank trug.          90er‐Jahre durch die Politik forcierte Deregulierung des Kapitalmarktes führte in der Folge zu
                                                       einem immensen Aufblähen der Finanzindustrie im allgemeinen und des Kreditmarktes im
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DAS KLEINE EINMALEINS - DER FINANZKRISE
Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 2 | 14

                                                       besonderen. Ursprünglich nahmen Banken Einlagen von Anlegern gegen Zahlung eines
                                                       gewissen Zinses an, um dieses Geld anschließend an Kreditsuchende gegen einen etwas
                                                       höheren Zins wieder auszuleihen. Die Zinsdifferenz, also die Marge, war der Gewinn der
                                                       Bank. Früher konnte die Bank daher solange keine weiteren Gelder ausleihen, bis der
                                                       Kreditnehmer seinen Kredit zurückgezahlt hatte. Die Verbriefung oder einfach gesagt die
                                                       Verpackung von Forderungen, wie z.B. von Krediten, in hierfür eigens gebildete Wertpapiere
                                                       eröffnete den Banken dann allerdings ganz neue Möglichkeiten. Hierbei wurden die
                                                       Forderungen der Bank gegenüber vielen verschiedenen Kreditnehmern gebündelt und zu
                                                       einer neuen rechtlichen Einheit zusammengefasst. Ähnlich wie ein Aktienfonds in viele
                                                       verschiedene Aktien investiert, wurden durch die Verbriefung Wertpapiere geschaffen,
                                                       deren Investitionsgrundlage eine Vielzahl einzelner Kredite von vielen verschiedenen
Aus Krediten werden Geldanlagen.                       Kreditnehmern war. Und diese neu gebildeten Wertpapiere verkaufte die Bank sodann an
                                                       interessierte Investoren.
                                                       Durch die Bildung (=Verbriefung) und den Verkauf der Wertpapiere verdienten die Banken
                                                       nunmehr statt einer jährlichen, nur sukzessive zufließenden Zinsmarge aus dem Annehmen
                                                       und Ausleihen von Geldern, eine einmalige, dafür aber sofort zufließende Provision. Letztlich
                                                       reichte die Bank hiermit auch die Risiken eines möglichen Ausfalls von Kreditnehmern an die
                                                       neuen Investoren weiter. Dies wiederum hatte einen weiteren Vorteil:
                                                       Grundsätzlich ist die Möglichkeit der Kreditvergabe von Banken gesetzlich reguliert und
                                                       beschränkt. So dürfen Banken Kredite nur in einem gesetzlich vorgeschriebenen Verhältnis
                                                       zu ihrem Eigenkapital vergeben. Vereinfacht dargestellt, kann eine Bank 12,5 mal so viel an
                                                       Krediten vergeben, wie sie selbst an Eigenkapital besitzt. Oder anders herum ausgedrückt:
                                                       für je 100 Euro Kredit muss die Bank über 8 Euro Eigenkapital verfügen (100 / 12,5 = 8).
                                                       Durch die Verbriefung der Kredite in Wertpapiere und den anschließenden Verkauf dieser,
Risikoverlagerung durch                                trennte sich die Bank nicht nur von den Risiken, sondern letztlich auch von den Krediten
Kredit‐Verbriefung.                                    selbst. Hierdurch wurde also die Auslastung des Eigenkapitals mit Krediten reduziert und der
                                                       Bank bot sich die Möglichkeit, grundsätzlich in unbegrenztem Maße Kredite zu schöpfen –
                                                       bzw. zu vergeben. Schließlich mussten die im Rahmen von Verbriefungen verkauften Kredite
                                                       nicht mehr mit Eigenkapital unterlegt werden. Die Banken konnten ihr Geschäft also enorm
                                                       ausweiten, da sie Kredite in beliebigem Maße vergeben konnten, solange sie diese
                                                       anschließend verbrieften und verkauften. All dies wurde gesetzlich nicht reguliert und
                                                       überwacht und spielte sich außerhalb der Bilanzen der Banken ab, da in diesen nur die
                                                       Provisionseinnahmen aus diesen Geschäften, nicht aber die hierfür zugrundeliegenden
                                                       Kreditverbriefungen ersichtlich waren.
                                                       An dieser Stelle wird sich der interessierte Leser fragen, wer denn die Käufer dieser
                                                       verbrieften Kreditforderungen eigentlich waren bzw. sind. Nun, die Liste ist lang. Sie reicht
                                                       u.a. von Pensionskassen über Städte und Gemeinden bis hin zu Versicherungen und Banken
                                                       selbst. Und schließt auch Geldmarktfonds ein – und damit letztlich auch, allerdings eher
                                                       unbewusst, Privatanleger. All diese Investoren waren aufgrund der historisch tiefen Zinsen
                                                       händeringend auf der Suche nach (vermeintlich) sicheren, aber besser verzinsten Anlagen.
                                                       ABS‐Papiere (siehe Erläuterung im grauen Rand auf S.1: Verbriefung) bzw. in Wertpapieren
                                                       verbriefte Forderungen suggerierten Sicherheit, da ja hinter den Kreditnehmern zumeist eine
                                                       Immobilie die gewünschte Sicherheit bot.
                                                       Da sich die Erträge aus ABS‐Papieren aus den von den Kreditnehmern gezahlten Kreditzinsen
                                                       ergeben und diese naturgemäß höher als die Anlagezinsen sind, lag der zu erwartende Ertrag
                                                       aus ABS‐Papieren somit auch höher, als der Ertrag aus einem normalen Tages‐ oder Festgeld.
                                                       Hauptausschlaggebend für die Arglosigkeit und Gutgläubigkeit der Investoren war indes der
                                                       Glanz nur einiger weniger Buchstaben. Damit der Verkauf der gebündelten, verpackten und
                                                       verbrieften ABS‐Papiere leichter von der Hand ging, wurden Rating‐Agenturen wie z.B.
                                                       Moody‘s und Standard&Poor‘s von den Banken gegen Entgelt beauftragt, die verbrieften
                                                       Kreditpakete zu bewerten. Ein AAA‐Gütesiegel als höchstmögliche Bewertung für die
                                                       Sicherheit einer Anlage wurde von den Rating‐Agenturen gerne für die Kreditpakete
Gut. Besser. AAA.                                      vergeben und von Banken wie Investoren dankbar aufgenommen. Selbst Kreditbündel aus
                                                       dem Subprime‐Segment, also aus dem Segment der eher ausfallgefährdeten Kredite, wurden
                                                       regelmäßig mit AAA bewertet. Dies geschah folgendermaßen: Die verbrieften Kreditpakete
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Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 3 | 14

                                                       wurden und werden zunächst in mehrere Risikotranchen eingeteilt. Alle Investoren sind zwar
                                                       am gleichen Kreditpaket beteiligt, allerdings werden die Risiken und die Zinserträge je nach
                                                       Tranche unterschiedlich verteilt. So werden z.B. regelmäßig zwei Tranchen gebildet. Die
                                                       zweite, riskantere Tranche verfügt über einen hohen Zins (nicht selten über 10%), muss dafür
                                                       allerdings im Falle von Kreditausfällen, die ersten Verluste zunächst vollständig ausgleichen.
                                                       Fallen beispielsweise bei dem gesamten Kreditpaket – also Tranche 1 mit einem Anteil von
                                                       z.B. 80% und Tranche 2 mit einem Anteil von 20% zusammengefasst betrachtet – 10% der
                                                       Forderungen aus, müssen diesen Verlust zunächst die Investoren der zweiten Tranche
                                                       vollständig tragen. Für diese wäre dies gleichbedeutend mit einer Werteinbuße auf ihren
                                                       Kapitaleinsatz von 50%, da 10% Verlust bei dem gesamten Kreditpaket die Hälfte ihres
                                                       Anteils ausmachen. Dieses Risiko wird dafür mit deutlich höheren Zinszahlungen abgegolten.
                                                       Die Investoren der ersten Tranche erleiden somit erst Verluste, sofern der 20%‐ige
                                                       Kapitaleinsatz der Investoren der zweiten Tranche vollständig durch Kreditausfälle
Aus „schlecht“ mach „gut“.                             aufgezehrt wird. Dieser Risikopuffer veranlasste die Rating‐Agenturen regelmäßig dazu, die
                                                       erste Tranche eines verbrieften Kreditpakets mit der besten Bewertung von AAA zu
                                                       versehen.
                                                       Im Nachhinein betrachtet ging das „mächtig in die Hose“ – nicht für die Rating‐Agenturen,
                                                       allerdings für die Investoren. Inwieweit die Rating‐Agenturen ihrer Prüfungspflicht nicht in
                                                       angemessenem und ausreichendem Maße nachgekommen sind, wollen wir an dieser Stelle
                                                       nicht abschließend bewerten. Zu Hinterfragen ist jedoch sicherlich der Umstand, dass Banken
Rating‐Agenturen in der Kritik.
                                                       für ihre eigenen Produkte eine Bewertung bei einer Rating‐Agentur in Auftrag geben, diese
                                                       bezahlen und somit letztlich zum Brötchengeber für die Rating‐Agenturen werden. Wir
                                                       wagen uns zu erinnern, dass auch wir als Kinder immer lieb zu demjenigen waren, der uns
                                                       großzügig mit Geschenken bedachte.
                                                       Falls Sie sich nun fragen, warum wir an dieser Stelle diesen weiten Bogen gespannt haben,
                                                       dann liegt das schlicht daran, dass in diesen anscheinend banalen Zusammenhängen, der
                                                       Ursprung der aktuellen Misere wurzelt. Die von den Banken jahrelang geforderte
                                                       Deregulierung des Kapitalmarkts wurde von der Politik leichtgläubig in die Praxis umgesetzt.
                                                       Die Banken nahmen den Ball dankbar wieder auf und erhöhten ihre Schlagzahl dramatisch.
                                                       Mehr Kredite als jemals zuvor wurden von ihnen vergeben, anschließend verpackt,
                                                       weiterverkauft – und tauchten in keiner Bankbilanz mehr auf. Die Gewinne hingegen schon.
                                                       Die sprudelten dank der rasant erhöhten Schlagzahl. Dieses Umfeld beflügelte viele
                                                       Immobilienmärkte weltweit. Angefangen in den USA, über Großbritannien und Spanien bis
                                                       hin zu den aufstrebenden Märkten Osteuropas und Asiens. Die weltweit niedrigen Zinsen
                                                       sowie die lockere Kreditvergabepraxis – Finanzierungen ohne Eigenkapital wurden u.a. in den
                                                       USA zum Standard – führten zu einer spürbar anziehenden Nachfrage nach Immobilien und
Erst Boom…                                             entsprechend deutlichen Preissteigerungen. An Deutschland ging diese Entwicklung
                                                       allerdings vollständig vorbei, da weder die Nachfrage nach Immobilien noch deren Preise
                                                       stiegen. Im Nachhinein kann zumindest dies als glücklicher Umstand gewertet werden, da die
                                                       persönlichen Schicksale aus nicht finanzierbaren Krediten und damit einhergehenden
                                                       Immobilien‐Zwangsversteigerungen nicht angestiegen sind.
                                                       Der Kredit‐ und Immobilienblase ging die erste Luft dann Anfang 2007 mit Beginn der
…dann Blase…                                           Subrime‐Krise aus. Nachdem sich diese Blase als Folge der Deregulierung und Verbriefung
                                                       über Jahre langsam, aber unaufhaltsam genährt hatte, ging es plötzlich Schlag auf Schlag.
                                                       Aufgrund steigender Kapitalmarktzinsen verteuerten sich zunächst die Kredite und
                                                       die ersten US‐amerikanischen Hausbesitzer kamen ihren Zins‐ und Tilgungsleistungen nicht
                                                       mehr angemessen nach. Die zunehmende Anzahl an Immobilienversteigerungen führte zu
                                                       einem sukzessive eintretenden Wertverfall der Immobilienpreise in den USA. Beinahe
                                                       zeitgleich begannen auch in europäischen Ländern wie z.B. Spanien und Großbritannien die
                                                       Immobilien an Wert zu verlieren. Und mit ihnen – und jetzt schließt sich der Kreis – erwies
                                                       sich die tatsächliche Sicherheit der so beliebt gewordenen ABS‐Papiere in der Praxis als sehr
…dann rumms.                                           brüchig. Schließlich waren diese in die nun auf der Kippe stehenden Finanzierungen
                                                       investiert und mit vom Werteverfall betroffenen Immobilien abgesichert. Diesen Virus trugen
                                                       nahezu sämtliche Investoren – wir erinnern uns: u.a. Pensionskassen, Städte, Gemeinden,
                                                       Banken und Versicherungen – bereits in sich. Der zunehmende Immobilienpreisverfall und
                                                       die Kreditausfälle schlugen sich unmittelbar auf die Bewertung der ABS‐Papiere nieder.
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 4 | 14

                                                       Bewertungsabschläge von 50, 70 ja sogar 90% waren an der Tagesordnung. Banken die einen
Erst kollabiert der Markt für                          Teil ihres Eigenkapitals in diese Papiere investiert hatten, mussten entsprechende
ABS‐Papiere…                                           Abschreibungen vornehmen und kamen in dramatische Liquiditätsengpässe. Mit dem
                                                       daraufhin erfolgten Zusammenbruch der US‐Investmentbank Lehman Brothers begann ein
                                                       neuer Teufelskreis seinen Lauf. Da keine Bank sicher wusste, wie stark die eigenen
…dann der Bankensektor.                                Mitbewerber von der Krise betroffen waren, schwand das Vertrauen der Banken
                                                       untereinander und die Bereitschaft, anderen Banken Geld zu leihen, verebbte gänzlich. Zu
                                                       groß schien die Gefahr, das eigene Geld nicht wieder zu bekommen.
                                                       Dies wiederum schnitt viele Banken von der für sie so wichtigen Liquidität ab und stellte sie
                                                       vor Existenzprobleme. Die Rettungsaktionen der USA für die Citigroup, der ehemals größten
                                                       Bank der Welt sowie der deutschen Regierung für die HypoRealEstate (HRE) und für die
Der Staat als Retter in                                Landesbank Sachsen (SachsenLB) seien an dieser Stelle nur stellvertretend für die
letzter Sekunde.                                       dramatische Situation Ende 2008 genannt. Weltweit wurden die Banken mit Milliarden‐
                                                       beträgen gestützt, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems zu vermeiden.
                                                       Ohne dass man derzeit überblicken kann, wie viel von den – mittlerweile als toxisch
                                                       bezeichneten – verbrieften Wertpapieren noch in den Bankbilanzen schlummern und
                                                       welchen Wert diese letztlich wirklich haben, hat sich die Bankenlandschaft zuletzt dank der
                                                       staatlichen Stützungsmaßnahmen allerdings wieder deutlich stabilisiert. Doch der Preis der
                                                       Bankenkrise und der zuvor gemachten Fehler ist hoch.
                                                       Mit dem Einknicken der Immobilienmärkte und den damit verbundenen Ausfällen einer
                                                       Vielzahl an Krediten sank gleichzeitig die Bereitschaft der Banken, neue Kredite zu vergeben.
                                                       Diese sind jedoch – insbesondere im konsumverwöhnten Amerika – für ein angemessenes
                                                       Wirtschaftswachstum unerlässlich. Der amerikanische Konjunkturmotor begann zu stottern
                                                       und beeinflusste die gesamte Weltwirtschaft. Im Ergebnis verzeichneten die meisten Volks‐
                                                       wirtschaften in 2009 eine deutlich rückläufige Wirtschaftsleistung. Um dieser entgegen zu
Die Bankenkrise wächst sich zur                        wirken, öffneten die Staaten erneut den ohnehin schon sträflich leeren Geldbeutel. Man griff
Weltwirtschaftskrise aus…                              daher etwas tiefer hinein, tastete sich durch die Löcher im Beutel vor und verschaffte sich
                                                       Zugang zu zukünftigen Einnahmen – streng genommen zu Einnahmen, die man in der
                                                       Zukunft erwartete. Mit anderen Worten: man verschuldete sich. Abwrackprämien,
                                                       aufgestockte Budgets für Infrastrukturmaßnahmen in Städten und Gemeinden, Entlastung
                                                       bei Steuern und Sozialbeiträgen usw. sollten der deutschen Wirtschaft wieder auf die
                                                       Sprünge helfen. Mehr oder weniger ist dies auch gelungen, da für 2010 wieder mit einem
                                                       moderaten Wachstum – auf allerdings niedrigerem Basisniveau – gerechnet werden kann.
                                                       Doch die Rezession erwischte einige Länder in der Eurozone deutlich stärker. Spanien,
…und treibt weltweit die Staats‐                       Portugal und Italien zum Beispiel hatten ohnehin schon einen angespannten Staatshaushalt
haushalte ins Ungleichgewicht.                         und erreichen mittlerweile sehr kritische Verschuldungsgrenzen. Andere wie Griechenland
                                                       überschritten den Status „sehr kritisch“ gleich ungebremst und standen vor der Staatspleite.
                                                       Helfen konnte nur das historisch einmalige und eigentlich unfassbare 750 Milliarden‐Paket
                                                       der EU‐Länder und des internationalen Währungsfonds (IWF) für die Wackelkandidaten.
Griechischer Wein fördert                              Nebenbei hatten die Griechen alle Euro‐Partner jahrelang mit frisierten Haushaltszahlen an
kreative Buchführung.                                  der Nase herumgeführt, sich so den Beitritt zum Euro ermogelt und diesen letztlich
                                                       gegenüber anderen Währungen ins Straucheln gebracht. Wenn es nicht so tragisch und
                                                       traurig wäre, müsste man sich heute eigentlich amüsiert fragen, ob der aktuelle Duden den
                                                       Erben der alten Osmanen heute noch gerecht wird. Irgendwie gibt „getürkt“ vor diesem
                                                       Hintergrund doch keinen Sinn mehr…
                                                       Sicherlich mussten sich erst diverse Mosaiksteinchen in den letzten Jahren zusammenfügen,
                                                       damit eine derart dramatische Situation, wie wir sie derzeit erleben, überhaupt entstehen
                                                       konnte. Doch letztlich hat die Krise zwei zentrale Eckpfeiler: Die Gier der Banken und die
                                                       mangelnde Voraussicht der Politik. Die von den Notenbanken zu lange niedrig gehaltenen
                                                       Zinsen, fragwürdige Bewertungen von Rating‐Agenturen und vermeintliche Spekulanten sind
                                                       nur die Randfiguren in diesem schlechten Spiel. Nun kann man der Politik und den Banken
                                                       sicherlich nicht vorwerfen, all dies bewusst in Kauf genommen zu haben. Doch Unwissenheit
                                                       schützt vor Verantwortung nicht – denn mangelnder Weitblick und überbordende Gewinn‐
                                                       sucht waren und sind die Achillesferse des Systems.

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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 5 | 14

                                                       Die Politik hat es versäumt, in wirtschaftlich guten Jahren, Rücklagen zu schaffen, um für
                                                       schwierige Zeiten gewappnet zu sein. Daneben hat sie vierspurige Finanz‐Autobahnen
                                                       errichtet und die Regeln hierfür vergessen. Dass die Banken dann geneigt sind, dies für ihre
                                                       Zwecke mit gewagten Fahrmanövern bis an die Grenzen auszunutzen, sollte nicht
                                                       verwundern. Dass diese es allerdings letztlich auch tatsächlich tun, zeugt von
                                                       Verantwortungslosigkeit und sollte bei zukünftigen Bewertungen und Erwartungen an die
                                                       Banken in jedem Falle Berücksichtigung finden.
                                                       Nach diesem etwas ausführlicheren Rückblick wollen wir uns mit den nachfolgenden
                                                       Betrachtungen der aktuellen Situation widmen und den Blick eher nach vorne richten – auch
                                                       wenn es derzeit sicherlich deutlich angenehmere Ausblicke gibt, als den auf die Wirtschaft
                                                       und die Kapitalmärkte.

                                                       Die Finanzkrise und die Banken.
                                                       Nieten in Nadelstreifen: Selten zuvor wurde kollektives Versagen so
                                                       selbstbewusst verkörpert.
                                                       Gleich zu Beginn ein kleiner Exkurs:
Benötigt keinen Friseur:                               „Ich bin ein Banker, der Gottes Werk verrichtet.“, gab Lloyd Blankfein, Chef der US‐Großbank
                                                       Goldman Sachs im November 2009 zum besten, als er kritisch über die Verantwortung der
                                                       Banken im Rahmen der Finanzkrise befragt wurde. Selbst der ungläubigste Ungläubige hat
                                                       sich bei der Lektüre des Interviews an dieser Stelle sicherlich verwundert die Augen gerieben.
                                                       Man könnte sich an dieser Stelle fragen, wie oft man den Friseur seines Vertrauens noch
                                                       aufsuchen würde, wenn der einem nach einem unzweifelhaft verkorksten Schnitt mit den
                                                       Worten „Ich bin ein Friseur, der Gottes Werk verrichtet“ unschuldig dreinblickend nach
                                                       Hause schickt. Gut, an dieser Stelle hätte das ggf. noch eine gewisse Situationskomik, die
                                                       aber spätestens bei der heimischen Spiegelbetrachtung verpufft wäre. Aber mal im Ernst:
                                                       Würden Sie so einen wie Herrn Blankfein weiter beschäftigen? Uns gehen die Argumente
Lloyd Blankfein.                                       dafür ehrlich gesagt aus. Den Aktionären allerdings anscheinend nicht – denn mehr als ein
                                                       halbes Jahr später lenkt er weiterhin die Geschicke von Goldman Sachs.
                                                       Während uns die zuvor ausführlich dargestellten Geschäfte der Banken der letzten Jahre zu
                                                       drastischen Sparmaßnahmen zwingen, ist man im Hause Goldman Sachs schon wieder in der
„Gib jedem, was er verdient, so ist                    Lage für das Jahr 2009 an die Mitarbeiter Bonuszahlungen in Höhe von insgesamt 16,3
keiner vor Prügel sicher.“                             Milliarden US‐Dollar auszuzahlen. Das entspricht – wenn man es ausgewogen verteilen
William Shakespeare (1564 ‐ 1616)                      würde – für jeden der 29.400 Mitarbeiter rund 551.000 US‐Dollar. Blankfein selbst übte sich
                                                       für 2009 allerdings in Zurückhaltung. Er erhielt nur 9 Mio. US‐Dollar – die sich im Vergleich zu
                                                       den 67,9 Mio. US‐Dollar, die er in 2007 für seinen Knochenjob bekam, recht bescheiden
                                                       ausmachen.
                                                       Auch Deutsch‐Banker Josef Ackermann muss den Gürtel etwas enger schnallen. Nachdem er
                                                       in 2007 neben seinem Grundgehalt von 1,15 Mio. Euro noch 12,8 Mio. Euro an
                                                       Bonuszahlungen nach Hause bringen konnte, beschränken sich die Bonuszahlungen für 2009
                                                       – bei unverändertem Grundgehalt – nun auf nur noch gut 8 Mio. Euro. Allerdings darf er
                                                       hiervon nur knapp 1,6 Mio. Euro direkt in sein Portemonnaie einsortieren, denn die
                                                       Finanzkrise hat bei den Banken zu einem ersten Umdenken geführt. Die Differenz zu den gut
                                                       8 Mio. Euro wird er erst nach und nach innerhalb der nächsten vier Jahre ausbezahlt
                                                       bekommen. Entwickeln sich die Geschäfte der Bank schlecht, können die Boni im Nachhinein
                                                       sogar verfallen. Na immerhin. Ob diese Entwicklung ganz auf freiwilliger Basis beruht, oder
                                                       sich darauf zurückführen lässt, dass die G20‐Länder bereits zuvor eine derartige Lösung
                                                       vereinbart hatten, lassen wir an dieser Stelle unkommentiert. Vorausgesetzt der gute Herr
                                                       Ackermann arbeitet 6 Tage die Woche (das nehmen wir einfach mal an, denn er hat ja einen
                                                       harten Job), dann verdient er an jedem seiner Bürotage letztlich nicht mehr als der deutsche
                                                       Durchschnittsarbeitnehmer – im gesamten Jahr. Aber der wiederum hat ja auch nur eine
                                                       5‐Tage‐Woche (Achtung: das war Sarkasmus). Nun wollen wir die Neiddiskussion über die
                                                       Banker aber beenden, denn schließlich verdienen auch andere, in der Öffentlichkeit
                                                       stehende – allerdings zumeist deutlich beliebtere – Personen sehr viel Geld. Doch gerade
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                   Seite 6 | 14

                                                      deswegen gibt es durchaus Anlass, die Verteilungsgerechtigkeit bei Gehältern einmal etwas
                                                      kritischer zu hinterfragen. Gedanke beendet. Exkurs abgeschlossen.
                                                      Das größte Problem nach Ausbrechen der Finanzkrise war es, dass die wichtigsten in
                                                      Existenznöte geratenen Banken zu groß („too big to fail“) waren, um sie in Konkurs gehen zu
                                                      lassen. Die Verflechtungen der Banken untereinander hätten bei einer weiteren größeren
                                                      Bankpleite nach dem Konkurs von Lehman Brothers vermutlich zu einem Kollaps des
                                                      Finanzsystems mit verheerenden Folgen geführt. Die weltweiten Rettungsaktionen der
Das Finanzsystem hing am
                                                      Staaten für die Banken waren insofern sicherlich unvermeidlich. Doch was macht man nun
seidenen Faden.
                                                      aus dieser Erfahrung, um zukünftig derartige Abhängigkeiten von den Banken zu vermeiden?
                                                      Auf dem Höhepunkt der Krise lautete die radikalste Lösung, man müsse die großen,
                                                      systemrelevanten und damit ggf. systemgefährdenden Banken zerschlagen. Was auf den
                                                      ersten Blick recht brachial klingt, bedeutete schlicht folgendes: Die großen Banken wären in
                                                      rechtlich und wirtschaftlich von einander unabhängige Geschäftsbereiche (z.B. Investment‐
                                                      banking, Vermögensverwaltung, Kreditgeschäft usw.) aufgeteilt worden, um hiermit die
                                                      Risiken einer Bankenpleite mit großer Strahlkraft zu minimieren.
                                                      So radikal diese Überlegung auf den ersten Blick auch klingt, so naheliegend könnte sie sein.
                                                      Nehmen wir das Beispiel USA. Hier war es Banken bis 1999 gesetzlich untersagt, gleichzeitig
                                                      Investmentbanking und kommerzielles Bankgeschäft zu betreiben. Mit anderen Worten:
                                                      Banken, die das Vermögen von Kunden verwalten, auf eigene Rechnung mit Wertpapieren
                                                      handeln oder Unternehmen beim Börsengang oder bei der Aufnahme von Anleihen
                                                      unterstützen, durften bis 1999 nicht gleichzeitig auch das Einlagen‐ und Kreditgeschäft
                                                      betreiben. Dieses Gesetz galt seit 1933 – also just seit dem Zeitpunkt, als die erste große
                                                      Wirtschaftskrise der jüngeren Historie reihenweise Banken in den Konkurs getrieben hatte.
                                                      Im Rahmen der großen Welle der Deregulierung Ende der 90er wurde dieses Gesetz dann
                                                      1999 gekippt. Der Finanzmarkt sollte von „unnötigen“ Regularien befreit werden. Zahlreiche
                                                      Bankenzusammenschlüsse und ‐übernahmen waren das Resultat. Hätte die US‐Politik mit
                                                      diesem Schritt die Bankenkonzentrationen nicht erst ins Rollen gebracht, wäre uns vielleicht
                                                      das eine oder andere Desaster der letzten Monate erspart geblieben. Andererseits wäre eine
Trennbank versus Universalbank.
                                                      Rückkehr zum Trennbankensystem in den USA sicherlich nur fruchtbar, wenn dies auf einen
                                                      breiten internationalen Konsens stoßen würde. Insellösungen wären an dieser Stelle
                                                      sicherlich zum Scheitern verurteilt, da es in der heute globalisierten und eng miteinander
                                                      vernetzten Welt nahezu unerheblich ist, wo sich ein Krisenherd befindet. In Deutschland, wo
                                                      seit Jahrgedenken ein Universalbanksystem vorherrscht, bei der sich jede Bank in allen
                                                      Geschäftsfeldern bewegen darf, wäre der Wechsel zu einem Trennbankensystem sicherlich
                                                      durchaus schwierig zu vermitteln.
                                                      Dennoch liegen die Vorzüge des Trennbankensystems bei der Bewältigung von Krisen auf der
                                                      Hand. Übt eine Bank beispielsweise nur das Kreditgeschäft aus, wird sie es sich viel genauer
                                                      überlegen, an wen sie Darlehen zu welchen Konditionen vergibt. Mit anderen Worten: die
                                                      Kreditprüfung wird bei einer reinen Kreditbank im Zweifel deutlich akribischer erfolgen, als
                                                      bei einer Universalbank, die die Ergebnisse des einen Geschäftsbereichs aus geschäfts‐
                                                      politischen Gründen mit denen eines anderen subventionieren kann. Möchte sich eine
                                                      Universalbank beispielsweise im privaten Baufinanzierungsgeschäft besser positionieren, so
                                                      wird sie dies über eine Lockerung der Kreditanforderungen sowie über eine Senkung der
                                                      eigenen Risikomarge und damit des Zinssatzes umsetzen. Finanzieren könnte sie dies z.B. aus
                                                      den Erträgen des Investmentgeschäfts. Eine reine Kreditbank wird aufgrund des fehlenden
                                                      Ausgleichsgeschäfts – und verantwortungsbewusstes Wirtschaften vorausgesetzt – keine
                                                      Einschränkungen bei der Risikomarge und den Kreditanforderungen eingehen, da dies ihre
                                                      Existenz unmittelbar gefährden würde. Und sollte sie einmal über das Ziel hinausschießen,
                                                      wäre sie i.d.R. aufgrund ihrer nicht systemrelevanten Größe letztlich auch nicht system‐
                                                      gefährdent. Auf die zuletzt erlebte Krise hätte ein Trennbankensystem sicherlich positiv
                                                      bremsende Wirkung gezeigt.
                                                      Doch der Fairness halber ist an dieser Stelle anzumerken, dass insbesondere ein Element der
                                                      tatsächliche Genickbruch für die Finanzmärkte war: die unregulierte Verbriefung und der
                                                      anschließende Verkauf von Kreditforderungen. Fokussiert sich eine Bank auf den Verkauf von

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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 7 | 14

                                                       Kreditforderungen ist es selbstverständlich ihr Ziel, möglichst viele Kreditforderungen zu
                                                       verkaufen, um möglichst hohe Provisionen zu vereinnahmen. Dies gelingt, indem sie die
                                                       Kreditanforderungen qualitativ heruntersetzt. Auch an finanziell schlechter aufgestellten
                                                       Kreditnehmern findet man plötzlich gefallen. Wen wundert‘s? Schließlich verkauft man mit
                                                       den Krediten ja gleichzeitig auch die Risiken.
                                                       Hier sind die Banken zukünftig zwingend – ohne wenn und aber – durch die Politik an die
                                                       kurze Leine zu nehmen. Es ist widersinnig, Banken auf der einen Seite im originären Kredit‐
                                                       geschäft im Kreditvolumen zu begrenzen, während gleichzeitig über Kreditverbriefungen
                                                       „Kredite ohne Grenzen“ gespielt werden kann. Derzeit hat dieses Spiel aufgrund der Krise
                                                       und der damit verbundenen kalten Füße der meisten Marktteilnehmer sicherlich ohnehin an
                                                       Dynamik verloren, doch die Marktteilnehmer waren sich in einem immer treu: Aus Fehlern
                                                       lernt man nicht. Also muss man sie für die Zukunft durch entsprechende gesetzliche
                                                       Regularien vorsorglich vermeiden.
                                                       Das Thema „Banken“ soll nun mit einem kurzen Sprung zurück zum einleitenden Exkurs und
                                                       mit folgender Einschätzung sein Ende finden: Bankvorstände und ‐mitarbeiter, die direkt für
                                                       ihre erbrachten Leistungen/Erträge für die Bank mit Bonifikationen honoriert werden, führen
                                                       tendenziell zu höheren Risiken für die Bank.
                                                       Warum ist das so? Die Risiken des Bankgeschäfts tragen letztlich nicht die Bankvorstände,
                                                       sondern einzig und allein die Eigentümer der Bank, also deren Aktionäre. Für höhere
Wer Risiken eingehen kann,                             Bonifikationen, die nicht selten ein Vielfaches des Grundgehalts ausmachen, sind
ohne die negativen Folgen selbst                       Bankvorstände – die ja letztlich auch nur wirtschaftlich denkende und für sich selbst
tragen zu müssen, kann kein                            vorsorgende Menschen sind – durchaus geneigt, in der Hoffnung auf höchstmögliche Boni‐
guter Risikomanager sein.                              fikationen, deutlich höhere Risiken (für die Bank) einzugehen. Um den Blickwinkel etwas zu
                                                       verschieben und damit neutraler zu gestalten: Würden Sie, würden wir anders reagieren,
                                                       wenn ein derartiges Vergütungsmodell unser tägliches Brot bestimmte? Die Antwort muss
                                                       jeder für sich selbst geben. Aber – wer den homo sapiens in der Breite beobachtet, könnte zu
                                                       dem Schluss kommen, dass der Gesetzgeber auch hier Handlungsbedarf hat. Dieses Problem
                                                       gilt im Übrigen nicht nur für Banken…

                                                       Die Finanzkrise und die Politik.
                                                       Vom Saulus zum Paulus? Die Politik war Wegbereiter der Krise. Und jetzt ist
                                                       sie gefordert – als letzter Retter in der Not. Kann das gut gehen?

                                                       Wenn man derzeit der Medienberichterstattung folgt, könnte man zu dem Eindruck
                                                       gelangen, dass die Schuldigen der aktuellen Finanz‐ und Wirtschaftskrise ausschließlich im
                                                       Kreise der Banken und Spekulanten zu finden sind. Interessant ist dabei, dass diejenigen, die
                                                       das ganze Feuer erst entfacht haben, heute den Anschein erwecken, als hätten sie immer nur
                                                       Löscheimer besessen und mit Streichhölzern und Feuerzeugen „nie nix“ zu tun gehabt. Oder
                                                       anders: der Koch, der die Suppe kochend heiß serviert, weist jegliche Verantwortung von sich
                                                       und beklagt am lautesten die mangelnde Umsicht des hungrigen Suppenlöfflers, der sich
                                                       seine Zunge ja nur aufgrund seiner eigenen Gier verbrannt hat.
                                                       Ein Blick zurück:
                                                       Im November 1999 unterzeichnete Bill Clinton die vom US‐Kongress gebilligte Aufhebung des
                                                       Glass‐Steagall‐Gesetzes. Dieses nach der Weltwirtschaftskrise 1933 eingeführte Gesetz
                                                       bestimmte, dass US‐Banken nicht gleichzeitig im Investmentbanking und im kommerziellen
                                                       Bankgeschäft tätig sein durften. Durch die Unterschrift Clintons wurden Bankkonzerne in der
                                                       Größe einer Citigroup letztlich erst möglich – Banken also, die bei einer Schieflage
                                                       systemgefährdent („too big to fail“) sind und die die Politik heute so nicht mehr haben will.
                                                       Daneben förderten die Regierungen Clinton und Bush mit staatlichen Mitteln den Erwerb
                                                       und den Bau von Eigenheimen. Für Bush sollte die USA „ein Land von Hausbesitzern sein“.
                                                       In seinen Augen hatten daher auch Familien mit unzureichendem Einkommen ein Anrecht
                                                       auf ein Haus. Die spätere Immobilienblase nahm ihren Lauf.
                                                       Während der Gesetzgeber auf der einen Seite das Volumen des Kreditgeschäfts der Banken
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 8 | 14

                                                       laufend überwacht und streng reguliert, hat er es zeitgleich zugelassen, dass sich in den
                                                       letzten Jahren neben dem originären Kreditgeschäft eine Parallelwelt entwickeln konnte,
                                                       die Kredite durch Verbriefung in unbegrenztem Maße produzierte. Auswüchse am
                                                       Immobilienmarkt waren die tragische Konsequenz. Die Politik hat die Straße also zuerst
                                                       geteert und gewalzt, dann Mittelstreifen, Richtungspfeile, Straßenbegrenzungen und
                                                       Tempolimits vergessen und entzieht sich heute durch den ausgestreckten Zeigefinger auf
                                                       Andere elegant der Mittäterschaft. Nun mag man ihr zu Gute halten, dass die handelnden
                                                       Personen in den wenigsten Fällen heute noch in Amt und Würden sind. Dass ändert aber
                                                       nichts daran, dass sich die Politik nicht ihrer Verantwortung entziehen kann. Die von ihr
                                                       derzeit geführte Diskussion um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer führte zu der
                                                       mittlerweile weit verbreiteten Meinung, Spekulanten hätten diese Krise aus Spaß an der
                                                       Freude vorsätzlich verursacht. Hiermit wurde bisher erfolgreich von den Fehlern der Politik
                                                       abgelenkt.
                                                       Nun ist der gemeine Spekulant ebenso wenig eine rechtlich anerkannte Berufsbezeichnung
                                                       wie Frühstücksdirektor, Bulle, Kuckuckskleber oder Rechtsverdreher, sondern allenfalls die
Ob Bulle, Kuckuckskleber oder
                                                       despektierliche Umschreibung eines Berufszweiges. Die anerkannte Berufsbezeichnung des
Spekulant – jeder wird verkannt.
                                                       Spekulanten lautet Vermögensverwalter. Seine Aufgabe ist es im wahrsten Sinne des Wortes,
                                                       das Vermögen seiner Kunden zu verwalten. Erfüllt er diese Aufgabe nicht im besten Sinne
                                                       seiner Kunden, wird er seine Kunden und damit seine Brötchengeber zwangsläufig verlieren.
                                                       Spekulanten verursachen daher keine Krisen. Sie versuchen lediglich, die gegebenen
                                                       Informationen an den Kapitalmärkten für ihre Kunden zu nutzen. Das kann also im Zweifel
                                                       auch dazu führen, dass sie sich aufgrund bestehender Ungleichgewichte entscheiden,
                                                       Investitionen zu tätigen oder bereits getätigte Investments zu veräußern. Sind es
                                                       Spekulanten, die derzeit ihre BP‐Aktien aufgrund der nicht abschätzbaren Schadenersatz‐
                                                       forderungen an das Unternehmen verkaufen und den Aktienkurs ins Bodenlose fallen lassen?
                                                       Oder sind es vorsichtige und bedachte Vermögensverwalter, die die Gelder ihrer Anleger zu
                                                       schützen versuchen? Mit anderen Worten: Eine bereits vor Jahren eingeführte Finanztrans‐
                                                       aktionssteuer hätte weder die Finanz‐ und Wirtschaftskrise noch das aktuelle Euro‐Debakel
                                                       verhindert. Erstere wurde durch die Folgen abenteuerlicher Verbriefungen ausgelöst,
                                                       letzteres durch die Haushaltssünden der Regierungen in Griechenland, Spanien, Portugal und
                                                       Konsorten. Hätten diese Staaten nicht jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt, wären Anleger
                                                       zuletzt nicht massiv aus dem Euro geflüchtet und hätten „Spekulanten“ keinen Grund
                                                       gehabt, gegen den Euro zu „wetten“. Diese Hintergründe dürfen bei der aktuellen Diskussion
                                                       nicht vergessen werden.
                                                       Die Politik – und hier sprechen wir nicht über ein auf Deutschland begrenztes Phänomen –
                                                       steht derzeit in zweierlei Hinsicht vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Einerseits macht die
                                                       aktuelle Haushaltslage drastische Sparmaßnahmen zur Sanierung der Staatshaushalte
                                                       eigentlich unausweichlich. Andererseits würde die zuletzt wieder gesteigerte Wirtschafts‐
                                                       leistung – so die Befürchtung einiger Wirtschaftswissenschaftler – durch Sparmaßnahmen
                                                       erneut deutlich eingebremst und in eine zweite Rezessionsdelle absacken können. Doch um
                                                       die Verwirrung perfekt zu machen, sind sich Wirtschaftswissenschaftler selbst nicht
                                                       ansatzweise einig, welches Mittel denn nun als probat gilt. Nur um die beiden Extreme
                                                       aufzuzeigen:
                                                       Es gibt Wirtschaftswissenschaftler und Volkswirte, die ein mögliches Absacken in eine
                                                       Rezession als notwendiges Übel gerne in Kauf nehmen, wenn es dafür gelingt, durch
                                                       drastische Sparmaßnahmen die Staatsfinanzen nachhaltig zu sanieren. Andere hingegen
Ein Problem – zu viele Lösungen.
                                                       sehen eine kurzfristig noch höhere Verschuldung als notwendiges Mittel, um einen Rückfall
Welcher Weg führt nach Rom?
                                                       in eine zweite Rezessionswelle mit allen Mitteln zu verhindern. Wie Sie sich unschwer
                                                       vorstellen können, gibt es zwischen beiden Varianten noch eine Vielzahl anderer, mit
                                                       Vehemenz vertretener Meinungen.
                                                       Bei aller berechtigten Kritik an der Leistung der politischen Entscheidungsträger der letzten
Politikverdrossenheit.                                 Wochen und Monate wird deutlich, dass man sich weder als Politiker noch als Partei in einem
                                                       derartigen Umfeld richtig positionieren kann. Denn „richtig“ oder „falsch“ sind derzeit
                                                       ebenso wenig greifbar, wie ein Stück Seife im Wasser. Dazu kommt dann noch, dass es
                                                       immer genau die besser wissen, denen man mit seinen politischen Entscheidungen gerade
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 9 | 14

                                                       auf die Füße tritt. Da man mit den anstehenden Entscheidungen – welche immer es auch
                                                       sein werden – aber stets irgendwem auf die Füße tritt, ist das schon ein ziemlich hartes Brot
                                                       – insbesondere bei dem unausweichlichen medialen Getöse. Da das Berufsbild des Politikers
                                                       mittlerweile bereits derart stark gelitten hat, dass es ohne eine despektierliche Umschrei‐
                                                       bung auszukommen vermag, verdeutlicht, dass eine neutrale Betrachtung der politischen
                                                       Leistung nicht mehr gegeben ist. Kein Mensch ist aber in der Lage, bedachte und nachhaltige
                                                       Entscheidungen zu treffen, wenn er für sein Tun permanent nur kritisiert wird. Wir wissen
                                                       übrigens ganz genau, wovon wir an dieser Stelle sprechen. Hätten uns unsere Frauen bei
                                                       unseren ersten kläglichen Kochversuchen nicht immer wieder verständnisvoll tröstend und
                                                       wohlwollend aufmunternd auf die Schulter geklopft, sondern stattdessen mit einem
                                                       „Du lernst das wohl nie!“ zum Hemdenfalten strafversetzt, bekämen wir heute wohl selbst
                                                       beim Suppe aufwärmen noch weiche Knie. Etwas Geduld, Taktgefühl und Verständnis für
                                                       eine schwierige Situation sind mitunter also durchaus angebracht, um die handelnden
                                                       Personen nicht übernervös zu unüberlegten Taten zu drängen.
Politiker‐Verdrossenheit.                              Als Politiker ist man genau diesem Druck – insbesondere in Krisenzeiten wie jetzt – tagtäglich
                                                       ausgesetzt, da es immer jemanden gibt, für den es persönlich eine bessere Lösung gibt und
                                                       der es daher besser „weiß“. Vielleicht sollte sich jeder Einzelne von uns, seine persönliche
                                                       Befangenheit und seine persönlichen Interessen stets vor Augen führen, bevor er mit der
                                                       derzeit so beliebten Politkerschelte‐Keule zu schwingen beginnt.
                                                       Liebe Politiker! Jetzt haben wir es an dieser Stelle schweren Herzens doch noch geschafft,
                                                       eine kleine, gut gemeinte Lanze für Sie zu brechen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass Ihre
                                                       Aufgabe alles andere als dankbar ist, da es keine Patentlösung für die aktuellen Probleme
                                                       gibt. Wägen Sie ab, erörtern und diskutieren Sie, – unseretwegen nächtelang und bis der Arzt
                                                       kommt – aber… bitte: hinter verschlossenen Türen. Und treten Sie anschließend mit einem
                                                       von allen gemeinsam getragenen Konsens geschlossen vor die Tür – wie es sich für eine
                                                       Regierungskoalition, egal welcher Couleur, gehört.
                                                       Die Politik kann weder alle Krisen verhindern, noch ist sie in der Lage, nach einem Unfall
                                                       sämtliche Scherben rückstandslos aufzukehren. Doch sie muss zumindest so vorausschauend
                                                       sein, dass sie ihre eigenen Finanzen stets im Griff hat. Wer jahrelang, ja sogar jahrzehntelang
                                                       zu Lasten späterer Generationen über die eigenen Verhältnisse lebt und in guten Zeiten
                                                       keine Rücklagen schafft, der muss sich nicht wundern, wenn die Staatsfinanzen bei einem
                                                       unvorhergesehenen Ereignis irgendwann aus dem Ruder laufen. Das anscheinend unum‐
                                                       stößliche und überlebensnotwendige Ziel, permanentes und konstantes Wachstum mit der
                                                       eigenen Volkswirtschaft zu erwirtschaften, erinnert in fataler Weise an die doch so
                                                       verwerfliche Gier der vermeintlichen Spekulanten.
                                                       Die Fehler der Politik im Zusammenhang mit der Finanz‐ und Wirtschaftskrise liegen auf der
                                                       Hand. Ein Rückdrehen des Rades und damit eine stärkere Regulierung des Bankensektors ist
                                                       zwingend erforderlich. Die Politik ist zukünftig mehr denn je gefordert, vorausschauend zu
                                                       handeln – statt wie bisher im Nachhinein die Scherben aufzukehren, denn weitere Fehler
                                                       werden nicht mehr finanzierbar sein.

                                                       Die Finanzkrise und die Wirtschaft.
                                                       Die Auswirkungen der Krise auf Wachstum, Inflation, den Euro und Ihr
                                                       Vermögen.

                                                       Die Aufgabe, die Auswirkungen der Finanz‐ und Wirtschaftskrise im einzelnen abzuschätzen
                                                       und vorherzusehen, ist – so ehrlich muss man an dieser Stelle sein – nicht zu bewältigen.
                                                       Denn wie soll man eine Entwicklung prognostizieren, wenn es derzeit noch nicht einmal
                                                       gelingt, für die vielen verschiedenen „Lösungen“ des Problems einen gemeinsamen Nenner
                                                       zu finden. So kann es an dieser Stelle nur darum gehen, Wahrscheinlichkeiten abzuwägen
                                                       und Unumstößliches aufzuzeigen.
                                                       Die Debatte um den Euro
                                                       Viel wird derzeit über die Schwäche des Euro geschrieben und diskutiert. Tatsache ist, dass
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 10 | 14

                                                       der Euro in den letzten Monaten zeitweise rund 20% gegenüber dem USD abgewertet hat.
                                                       Tatsache ist aber auch, dass der Euro gegenüber seinem Tiefstand im Oktober 2000 bei rund
                                                       0,83 USD/Euro um rund 50% aufgewertet hat. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die
                                                       Diskussion um die Schwäche des Euro schlicht am Ziel vorbei schießt. Zumal aus rein
                                                       deutscher Sicht die Vorteile eines schwächeren Euro nicht von der Hand zu weisen sind, da
                                                       die Exportleistung unserer Wirtschaft aufgrund unserer im Ausland günstiger werdenden
                                                       Produkte steigt.
                                                       Kritischer stimmt hingegen die Aussage John Taylors, dem Chef von FX Concepts, dem
                                                       weltweit größten Währungsmanager. Taylor weist auf die drastischen Unterschiede der
                                                       Euroländer zueinander hin. Während Deutschland trotz seiner Exportabhängigkeit, aber
                                                       Dank seiner hohen Produktivität in seinen Augen sogar mit einem deutlichen höheren Euro
                                                       von rund 1,80 USD/Euro gut leben könnte, könnten Länder wie Griechenland und Spanien
                                                       nur mit einem erheblich abgewerteten Euro von 0,31 USD/Euro bzw. 0,34 USD/Euro
                                                       wirtschaftlich über die Runden kommen. Eine derart heterogene Währungsgemeinschaft
                                                       kann nur schwerlich ein stabiles Bild abgeben und macht in dieser Form – also bei
                                                       unveränderten Teilnehmerländern – eigentlich wenig Sinn.
                                                       Dass sich die Regierungschefs der EU‐Länder dennoch gemeinsam auf das 750 Mrd. Euro‐
Das 750 Mrd. € ‐ Stützungspaket:                       Stützungspaket haben einigen können, bedarf in unseren Augen mehr als politischen Willens.
Politisch gewollt oder                                 Als problematisch könnten sich hier erneut die Banken erwiesen haben, unmittelbar gefolgt
wirtschaftlich erforderlich?                           von den Versicherungen. Beide sollen in nicht unerheblichem Maße Staatsanleihen der
                                                       heute kritisch beäugten südlichen EU‐Länder in ihren Büchern haben. Dass auch deutsche
                                                       Banken hiervon betroffen sind, würde nicht wirklich verwundern. Denn unlängst berechnete
                                                       die Wirtschaftsprüfungs‐ und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), dass
                                                       deutsche Banken im europäischen Vergleich auch das höchste Volumen an Problemkrediten,
                                                       also vom Zahlungsausfall bedrohten Krediten, in ihren Büchern führen. Ein Ausfall bzw. die
                                                       Pleite eines EU‐Landes könnte vor diesem Hintergrund „der Bankenkrise zweiter Teil“
                                                       herbeiführen (oder hätte bereits herbeiführen können, wenn nicht der Auffangschirm
                                                       gespannt worden wäre).
                                                       Ein späteres Auseinanderbrechen des Euro scheint weiterhin aufgrund der dramatischen
                                                       Unterschiede zwischen den Teilnehmerländern nicht ausgeschlossen. Die Meinungen gehen
                                                       auch hier – wie sollte es anderes sein – derzeit weit auseinander. George Soros, der eben
                                                       bereits erwähnte John Taylor oder auch der derzeit viel zitierte und viel gelesene US‐Ökonom
                                                       Nouriel Roubini zählen derzeit zu den bekanntesten Euro‐Skeptikern. Andere Stimmen sehen
                                                       in der aktuellen Krise eher die Feuertaufe des Euro, aus der dieser anschließend gestärkt
                                                       hervorgeht. Auch wenn es wenig befriedigend ist, so muss man wohl oder übel akzeptieren,
                                                       dass die Frage über die Zukunft des Euro zu einer reinen Glaubensfrage geworden ist. Mit
                                                       einer verlässlichen Antwort ist in diesem Umfeld nicht zu rechnen.
                                                       Aber selbst vor einem Zerfall des Euro scheint zumindest Deutschland sich letztlich nicht zu
                                                       sehr fürchten zu müssen. Auch wenn unsere Staatsfinanzen bessere Zeiten gesehen haben,
                                                       so gilt Deutschland aufgrund der im Vergleich hohen Produktivität der Wirtschaft und der
                                                       vergleichsweise moderaten Verschuldung – die Betonung liegt hierbei allerdings mit
                                                       deutlichem Schwergewicht auf „vergleichsweise“ – weiterhin als sehr zahlungskräftig. Die
                                                       zuletzt auf ihre historischen Tiefststände gesunkenen Zinsen deutscher Staatsanleihen
Eine Währung ohne Einheit.                             belegen, dass die Bewertung Deutschlands an den Kapitalmärkten als sehr stabil angesehen
                                                       wird. Während die Bundesanleihe mit 10‐jähriger Laufzeit aktuell mit rund 2,7% pro Jahr
                                                       rentiert, muss die spanische Regierung mit 4,3% schon fast 2% mehr an Zinslasten tragen.
                                                       Rund 10,4% pro Jahr muss Griechenland derzeit für seine 10‐jährige Anleihe zahlen und
                                                       spielt damit unfreiwillig in einer anderen Liga (Stand 26.07.2010). Die Gründe für diese
                                                       immensen Unterschiede liegen auf der Hand: Anleger erwarten eine angemessene
                                                       Entlohnung ihres Risikos, wenn sie finanziell angeschlagenen Ländern Geld leihen.
                                                       Diejenigen Anleger, die die Staatspleite eines Euro‐Teilnehmerlandes nicht als realistisch
                                                       einstufen, haben in Griechenland somit schnell ihren Favoriten gefunden. Diejenigen, die sich
                                                       da nicht so sicher sind, stufen den Kauf einer griechischen Staatsanleihe schlicht als
                                                       spekulativ ein – womit wir uns wieder bei der, wie es scheint, stets sehr relativen
                                                       Betrachtung von Spekulation befinden. Wir sind derzeit jedenfalls nicht in griechischen
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Das kleine
Einmaleins der Finanzkrise.                                                                                                    Seite 11 | 14

                                                       Staatsanleihen investiert, da für uns „Sicherheit“ stets vor „Chance“ (gleichbedeutend mit
                                                       Risiko) geht. Letztlich zeigt sich auch an dieser Diskussion, wie weit die Einschätzungen
                                                       auseinander laufen und wie schwierig – eigentlich unmöglich – derzeit eine Bewertung der
                                                       aktuellen Situation ist.
                                                       Ohnehin ist es verwunderlich, dass wir Deutschen es sind, die sich die größten Sorgen über
                                                       die Schwäche des Euro machen. Schließlich ist Deutschland als Exportnation derzeit aufgrund
                                                       seiner hohen Produktivität der größte Profiteur des schwachen Euro. Deutsche Produkte
Fester Euro – guter Euro.                              können in Ländern außerhalb des Euroraums nun zu deutlich günstigeren Preisen angeboten
Schwacher Euro – schlechter Euro.                      werden. Kein Wunder also, dass die deutsche Exportlokomotive zuletzt wieder deutlich an
Oder doch eher umgekehrt?                              Fahrt zugelegt hat. Dies wird allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung schnell vergessen,
                                                       da man historisch bedingt für die feste deutsche Mark anscheinend ein gewisses Maß an
                                                       Stolz entwickelt hat. Andere Länder, andere Sitten: den aufstrebenden Chinesen liegt
                                                       beispielsweise wenig an einer festen Währung. Die chinesische Regierung unterbindet seit
                                                       Jahren stärkere Aufwertungen des Renmimbi (Yuan) gegenüber Dollar und Euro und hält die
                                                       Währung auf verhältnismäßig (zu) niedrigem Niveau. Kein Wunder, schließlich ist Chinas
                                                       Wachstum nahezu ausschließlich auf Exporte und damit auf konkurrenzfähige Preise im
                                                       Ausland angewiesen.
                                                       Nun sollte man an dieser Stelle vollständigerweise erwähnen, dass eine notorisch schwache
                                                       Währung natürlich auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Schließlich kauft man sich die
                                                       aus dem Ausland benötigten Waren – im Falle Deutschlands zum Beispiel Rohstoffe – teurer
                                                       ein und handelt sich hierdurch ggf. unerwünschte Preissteigerungen, sprich Inflation, ein. Als
                                                       Deutscher kann und sollte man den derzeitigen Schwächeanfall des Euro allerdings recht
                                                       gelassen sehen, da die Vorteile aktuell deutlich überwiegen. Auch eine weitere
                                                       Abschwächung des Euro würde hieran zunächst nichts ändern.
                                                       Manch deutschen Anleger umtreibt derzeit jedoch noch eine weit größere Angst, als die
                                                       Angst vor einem Zerfallen des Euro oder den Ausfall eines einzelnen EU‐Landes. Aus
                                                       historischen Gründen stellt für deutsche Anleger ein möglicher Währungsschnitt bzw. eine
Der Schritt zum Währungsschnitt?                       Währungsreform das schlimmste aller denkbaren Szenarien dar. Die Erfahrungen aus 1923
                                                       und 1948 scheinen also auch Generationen später noch nachzuwirken. Das ist auch wenig
                                                       verwunderlich, denn wer findet schon gefallen daran, wenn das mühsam Ersparte durch
                                                       einen Staatsakt schlicht halbiert, gedrittelt oder gar geviertelt wird? Nun lässt sich das
                                                       grundsätzliche Risiko einer Währungsreform oder eines Währungsschnitts auch in der
                                                       heutigen Zeit sicherlich nicht ausschließen. Dennoch – von einem Währungsschnitt sind wir
                                                       in Deutschland aufgrund der immer noch als solide und stabil einzuschätzenden und von
                                                       institutionellen Investoren eingeschätzten Staatsfinanzen meilenweit entfernt. Die
                                                       Wahrscheinlichkeit hierfür ist derzeit derart gering, dass jeder Gedanke über mögliche
                                                       Konsequenzen weit über das Ziel hinausschießt. Wen dies aufgrund seiner grundsätzlich
                                                       skeptischen Sichtweise der Dinge nicht abschließend beruhigt, kann zusätzlich auf das ein
                                                       oder andere weitere argumentative Sicherheitsnetz zurückgreifen:
                                                       1. Einem Währungsschnitt unterliegen lediglich Geldwerte, also beispielsweise Bargeld,
                                                           Tagesgelder oder Festgelder, nicht hingegen Sachwerte. Letztere erleiden zwar aufgrund
                                                           der mit einem Währungsschnitt einhergehenden Wirtschaftskrise zwischenzeitlich ggf.
                                                           einen Preisverfall, erhalten aber über die Zeit i.d.R. ihren eigentlichen (Nutz)Wert. Aktien,
                                                           Immobilien und beispielsweise auch Gold sind also am besten geeignet, das eigene
                                                           Vermögen an den Auswirkungen eines Währungsschnitts vorbei zu führen.
                                                       2. In der heutigen global vernetzten Welt ist ein einzelnes Land schwerlich in der Lage, die
                                                           eigenen Schulden durch einen „elegant“ ausgeführten Währungsschnitt zu beseitigen.
                                                           Einer Maßnahme, die eigenen Staatsschulden zu reduzieren, indem man beispielsweise
                                                           verkündet, die Rückzahlung der aufgenommenen Gelder nur noch zur Hälfte
                                                           durchzuführen, müssten die ausländischen Kapitalgeber ebenfalls zustimmen. Das
                                                           wiederum würden diese nachvollziehbarerer Weise nur ungern und gegen besondere
                                                           Gegenleistung tun. Zumindest auf dem Papier hätte Japan die besten Voraussetzungen
                                                           einen Währungs‐ bzw. Schuldenschnitt durchzuführen, da 94% der Staatsschulden Japans
                                                           in inländischer, also japanischer Hand liegen. Die Schulden Deutschlands hingegen liegen
                                                           mit über 50% in ausländischer Hand. Der Überzeugungskraft, Staatsschulden nicht oder

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