Bochum 2030 Vision Innenstadt
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2 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 3 Bochum 2030 Vision Innenstadt Das Herz der europäischen Städte sind die Innen- werden sich auftun. Städte werden bunter und städte, ob in Paris, in Warschau, in Valencia oder in widersprüchlicher werden – und das Aushandeln der Bochum. In der historischen Mitte der Stadt treffen vielen Ansprüche zur Daueraufgabe. die wichtigen Wege der Menschen aufeinander, wort- wörtlich und im allegorischen Sinne. Hier wird hart Die Zukunft war selten so offen wie heute, auch für gearbeitet und ausgelassen gefeiert, laut demons- die Bochumer Innenstadt – eine große Herausfor- triert und still genossen. Es wird flaniert, es werden derung, aber auch eine gewaltige Chance. Bochums die wichtigen Dinge eingekauft, es wird Kultur genos- Innenstadt kann sich im Konzert der Zentren der Me- sen, Wert geschöpft, regiert und repräsentiert. Hier tropole Ruhr als die Innenstadt von übermorgen po- finden sich die meisten Orte, die in den Augen der sitionieren, die die Chancen der Zukunft optimistisch Bürger und Besucher die Stadt prägen – und das oft umarmt und den Wandel als Vorreiter mitgestaltet. über Jahrhunderte hinweg. 19 Bochumer Bürgerinnen und Bürger mit unter- Immer schon waren die Innenstädte Veränderungen schiedlichster Herkunft und Rolle in der Stadtgesell- ausgesetzt, durch neue kulturelle oder politische schaft haben sich über einen Zeitraum von mehreren Kräfte, durch Wirtschaftsrevolutionen und techno- Monaten mit Zukunftstrends und ihren möglichen logische Umbrüche. Die urbanen Zentren waren Auswirkungen auf die Innenstadt Bochums ausein- zugleich Nutznießer, Leidtragende, Auslöser und andergesetzt. Entstanden sind drei sich ergänzende Spiegel dieser Veränderungen. Und auch im 21. und überlagernde Entwicklungspfade für die Innen- Jahrhundert steht die Zeit nicht still, im Gegenteil. stadt innerhalb des Gleisdreiecks – drei Perspek- Die technologischen, ökonomischen, sozialen und tiven, die zeigen, welche Potenziale angesichts politischen Veränderungen, die sich abzeichnen oder aktueller Trends in der Innenstadt liegen; ein Impuls, schon in vollem Gange sind, werden die Art, wie wir der Basis für einen anschließenden Planungspro- die Innenstadt benutzen, erneut stark verändern. zess sein soll und den Korridor für die weitere Debatte aufweiten soll. Ob digitale Vernetzung, Automatisierung, Fragmen- tierung der Lebensstile, Rückkehr der Produktion Die drei Perspektiven zeichnen keine schöngefärbten oder soziale Fragen: Die an vielen Orten diskutier- Bilder. Sie versuchen, Licht und Schatten möglicher ten gesellschaftlichen und technologischen Trends Zukünfte offenzulegen. Sie zeigen aber auch, dass werden Grundfunktionen der Innenstadt zwar nicht die Zukunft mehr Chancen als Risiken für Bochums völlig infrage stellen, sie werden aber die Art, wie wir Innenstadt bereithält, wenn man die Gelegenheiten die Zentren wahrnehmen und benutzen, verändern beim Schopfe ergreift und mit Mut nach vorne blickt. – auch in Bochum. In der City wird weiter eingekauft, Bochums Innenstadt hat mit ihrem kulturellen und gearbeitet, flaniert und regiert werden, allerdings auf stadträumlichen Kapital das Zeug zum urbanen teils völlig neue Art. Shopping wird zum kulturellen Highlight zwischen Rhein und Ruhr zu werden – ein Erlebnis, virtuelle und reale Räume werden sich zur Schatz, der unbedingt gehoben werden muss. „Mixed Reality“ überlagern, neue Mobilitätsformen werden die Räume neu erschließen. Viele Jobs werden verschwinden, viele neue Tätigkeitsfelder
4 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 5 Drei neue Perspektiven für Bochums Innenstadt 2030 ist Bochums Innenstadt das Epizentrum eines urbanen Aufbruchs geworden. Längst vergessen sind die Sorgen, die das Zentrum einer Stadt im Struk- turwandel vor 20 Jahren umgetrieben haben. Keine Rede mehr von der Krise des Einzelhandels, vom Niedergang der urbanen Kultur, vom Ausbluten der Zentren. Das urbane Zentrum der Stadt hat sich in Bochum wie andernorts neu erfunden und ist vitaler denn je. Ausgehend von den Traditionen der Innenstadt – dem Handel, der Repräsentation und dem Zusam- mentreffen – haben sich innerhalb des Gleisdreiecks kraftvolle neue Orte und Quartiere entwickelt, die der ganzen Stadt neuen Schwung geben. Dabei haben drei neue Erzählungen das Bild der Innenstadt auch nach außen neu aufgeladen: Bochums City ist deutschlandweit ein Vorreiter-Ort des Zusammen- spiels aus digitalem und physischem Stadterlebnis geworden, sie bringt Wissen und Produktion auf völ- lig neuartige Weise zusammen und bietet Menschen aus aller Welt eine starke Heimat. Die folgenden drei Ausflüge in die wünschenswerte Zukunft der Bochumer Innenstadt zeigen, wie die neuen Erzählungen die Traditionen der Stadt wieder- beleben und neuen Sinn für dieses außerordentliche Stück Stadt stiften.
6 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 7 Die Stadt des produktiven Wissens Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Stadt des Schaufenster in den Nebenstraßen haben sich die Treffpunkt für Menschen unterschiedlichster sozialer Kulturhauptbahnhof, FabTown, Wissensboulevard, Nokia- und Opel-Fiaskos dereinst als Talent- und öffentlichen Labore und Arbeitsräume der For- Herkunft. Seitdem ist um das Fablab ein richtiges Justizzentrum: Die Orte der neuen Wertschöpfung Wissensschmiede zum Zukunftsort Nummer eins schenden und Studierenden eingerichtet, zugleich Quartier entstanden. Mit Hotel, Apartments, Clubs, haben der Innenstadt eine Kraft gegeben, die auch im Westen Deutschlands zwischen Rhein und Ruhr Treffpunkte und Cafés, die ihre Stühle und Bänke im Werkstätten und kleinen Atelierwohnungen ist hier den Handel neu beflügelt hat. Denn so mancher, der werden würde? Das Wissen war schon immer eine Sommer einfach auf den Bordstein stellen. die Nordrhein-Westfälische Antwort auf den Berliner heute die City als Cool Place schätzt, wäre früher wichtige Ressource für die Ökonomie Bochums. Aber Holzmarkt entstanden – ein Produktionsdorf mit nicht ins Gleisdreieck gegangen. Frequenz zählt – erst durch das Zusammenspiel mit neuen Produkti- Das Zentrum der neuen ökonomischen Energie Hightech-Apparaten und dem lässigen Charme der das wussten die Einzelhändler schon immer und onsweisen und der Digitalisierung sind die Verspre- ist aber weiterhin die FabTown im Südwesten der Maker-Szene. Hier wird das Erfahrungswissen der freuen sich über die neuen Kunden, die durch eine chen der Wissensgesellschaft wahr geworden. City. Die sich immer wieder neu erfindende Energie Ruhrgebiets-Veteranen in Szene gesetzt, das Wissen völlig neue Nachfrage zur Erneuerung und Belebung Oft war vor 20 Jahren von der Rückkehr der Produk- des Bermudadreiecks ist längst auf den Stadtraum um das Reparieren und Basteln, das heute modisch manchen Warenangebots beigetragen haben. Als Ort tion in die Städte die Rede. Nur wenige Orte haben westlich der Viktoriastraße hinübergeschwappt und Upcycling heißt. der Produktion ist Bochums Innenstadt heute voller, es wie Bochum geschafft, das Produzieren so sehr in hat einen neuen Hotspot des Nachtlebens entste- bunter, bietet mehr Überraschungen und jede Woche die Mitte der Stadt zurückzuholen – in völlig neuem hen lassen, der schnell Heimat für Kunstschaffende Neues – ein Ort, der nicht mehr still steht. Gewand. Ob das On-Demand-Drucken von Klei- und Designer wurde. Mit dem gegenüber des Riffs dern, das Vor-Ort-Maßschneidern von Möbeln und gegründeten Kreativ-Inkubator wurde das Gebiet Utensilien aller Art, ob das Mass-Customizing von Standort des größten Fablabs im Ruhrgebiet – eine Mobilgeräten oder das Selberbauen von Sensoren Mischung aus Lernort, Produktionsstätte und im Hackerspace: Heute ist „Made in FabTown“ ein Synonym für Bochums neue Produktivität geworden, die sich längst vom Gelände der um 2020 entstande- nen Produktionsstadt gleichen Namens im Südwesten der Stadt gelöst hat. Mit kleinen „Starterboxen“ hat die Garagenkultur angefangen, schnell gefüllt von Designern und kleinen Start-ups aus dem Uni-Umfeld. Gut, dass die Kneipen des Bermuda-Dreiecks und des Vier- tels vor Ehrenfeld um die Ecke lagen. Denn Spaß, Forschen und Machen gingen auch hier stets Hand in Hand. Entstanden ist ein urbanes „Wissens-Ökosys- tem“, bestehend aus Lernräumen für Studierende und der Uni vorgelagerten Bildungseinrichtungen, das sich längst in die Innenstadt ausgebreitet hat. Speziell zwischen Ostring und Blue Square finden sich verstreut in den Büroräumen und Ladenlokalen Projektbüros, Lernlabore, Bildungszentren, Lesesa- lons und Pop-up-Stores, in denen die Menschen der Region sich weiterbilden, erproben und austauschen können – ein Angebot, das sowohl Qualifizierten wie Orientierungslosen eine neue Perspektive gegeben hat, auch aus den Nachbarstädten. Hinter manchem
8 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 9 Neue Heimaten Die Innenstadt ist 2030 weit mehr als ein Ort des Schneidereien, die noch immer unvermeidlichen die ersten Frühlings-Sonnenstrahlen halten? Jeder auf dem Bürgersteig oder die Nutzung des früheren Handels, der Politik und der neuen Produktion. Mehr Friseure, die heute als inoffizielle Quartierstreffpunk- Straßenzug bietet Rückzugsorte und hat dabei seine Ladens im Erdgeschoss ist. Genossenschaften haben denn je ist sie Heimatort für viele Menschen, die hier te eine ganz andere Wertschätzung genießen. Auch ganz eigene Prägung – einer bunt, der nächste ent- sich gegründet, Baugruppen boomen, Kooperativen wohnen, in Rufweite von den belebten Straßen der außerhalb der belebten Einkaufs- und Maker-Stra- spannt. Aber überall ist der öffentliche Raum zum betreiben kleine Läden und Kinderkrippen. Neue inneren City. ßen ist das Gleisdreieck bevölkert, wobei es in den entscheidenden Faktor für Lebensqualität geworden. Rituale werden zu Symbolen des Zusammenlebens, kleinen Wohnvierteln viel familiärer zugeht. Kleine So sehr, dass inzwischen auch die Leipziger kommen. wie die Juliusstraßentafel, Bochums größtes Freiluft- Schon immer war die Bochumer Innenstadt Wohnort, Beete in den Parkbuchten, Mikrogärten in den essen, oder die „Kortlandtaufe“, mit der neu Zugezo- vor allem in ihren Randbereichen, wo sie ans Gleis- Lücken zwischen den Gebäuden und auf manchem Der Westring ist ein Rückgrat der neuen Heimaten. gene vom Quartier begrüßt werden. dreieck stößt und in die umgebenden Viertel über- Flachbau: Überall gibt es Orte zum Entspannen, die Studenten, Senioren und junge Familien haben sich geht. Was sich lange wie ein zufälliger Rest frühen gemeinsam betrieben werden. Mal eben ein klei- die Fünfziger-Jahre-Bauten erobert. Kaum zu glau- Viele ökonomische Kreisläufe sind – trotz aller Alltagslebens anfühlte, erlebt seit einigen Jahren nes Schwätzchen auf der Bank in der Mittagspause ben, was aus den schmucklosen Kästen gemacht Vernetzung der Einzelnen in die Welt – auf die eine neue Blüte. Kleine Imbisse, Straßencafés, oder das Gesicht auf dem versteckten Holzdeck in werden kann, wenn man den Leuten Freiheiten lässt. Nachbarschaft konzentriert, beziehen ihre Kraft aus So selbstverständlich die neue Buntheit heute dem Bedarf vor Ort, aus dem Tausch von Dingen und aussieht, so beschwerlich war der Weg, bis das neue Ideen. Gemeinsam wird die Mobilität organisiert, der Leben in die Ladenlokale und die Höfe zwischen kleine Gartenhof, in der Bibliothek der Dinge werden West- und Nordring eingezogen ist: Auflagen beim Utensilien geteilt, das Dogsharing freut alle, deren Umbau, skeptische Nachbarn, zu wenig Kunden in Wohnung zu klein für den eigenen Hund ist. Die Ver- den Cafés. Aber nach und nach kamen die Leute. teilung des Straßenraums zwischen Rad-, Fuß- und Und dass sich die Zahl der Imbisse und Cafés an- Autoverkehr wird dezentral ausgehandelt, Hauptsa- schließend verdreifacht hat, ist nicht zu jedermanns che, man kommt pünktlich an. Freude. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Zeit, bis die Metropolenmüden das Gleisdreieck vollends Nicht immer berühren sich die Kulturen, nicht immer erobert haben werden. bleibt das Miteinander das Idyll, das sich die erseh- nen, die hierhin ziehen. Das Straßenfest, die Bar, die Bis dahin herrscht das gute Miteinander der Ge- bis nachts geöffnet hat, der Dachgarten, der sonn- gensätze. Längst etablierte Zuwanderer der ersten tags bespielt wird: Wo Gegensätze wohnen, bleibt Generation leben hier neben Kölnflüchtlingen und auch Streit nicht aus. Aber auch der gehört zur Stadt, Ur-Bochumer Senioren, zehnköpfige Familien die sich entschieden hat, das Ideal des Dorfes urban neben urbanen Singles und Studenten – ein fragiler neu zu interpretieren. Gleichgewichts-Zustand. Kaum ein Haus, kaum ein Block setzt dabei nicht auf digital vernetzte Nach- barschaft. Der Alltag wird ausgehandelt, ob es die Nutzung des Dachgartens, gemeinsame Aktivitäten
10 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 11 Vernetztes Stadterleben Wenn das nicht bequem ist: Die Taxiroller fahren lautlos am Sammelparkplatz vor. Per Sprachsteu- erung wird das Ziel eingegeben und los geht’s ins Herz der digitalen Wohlfühloase. Gut nicht nur für die, denen das Gehen schwer fällt. Es ist einfach leiser, schneller und bequemer, sich so durch die City zu bewegen. Wer mit Brille oder Datenlinse unterwegs ist – wer selber keine hat, kann sich eine im Infoshop leihen –, kommt in den vollen Genuss der Annehmlichkeiten der größten begehbaren Online-Plattform West- deutschlands, wie eine asiatische Zeitung neulich schrieb. Bochum hat voll auf die Verschmelzung von physischem und digitalem Raum gesetzt und sich zum Testfeld für ein neues Stadterlebnis gemacht. Die Zauberworte heißen Assistenz und Responsivi- tät. Kein lästiges Umherirren, kein Warten auf den überforderten Service, jede Info ist immer nur zwei Gesten entfernt – oder gleich auf die Umgebung projiziert. Manchmal sind es ganz einfache Dinge: der kürzeste Weg zur nächsten kostenlosen Sitzge- legenheit oder zum gesuchten Shopping-Artikel, der Mancherorts hat sich auch das Bild der Stadt massiv Tipp für den Lieblingsimbiss der digitalen Freunde. zum Besseren gewandelt. Der Cityeingang vom Manche Dinge verschlagen einem immer aufs Neue Bahnhof zur Huestraße wurde als eines von meh- den Atem, wie das Erlebniskaufhaus, das Shopping reren Stadtportalen neu gestaltet. Auch hier zeigen und Entspannung in virtuellen Umgebungen erlaubt, die Kopfbauten mit ihren responsiven Fassaden Leselounges, Stege, die die Obergeschosse und Höhepunkt bietet. Wem das alles zu laut ist, zieht sich vom alten Rom bis zur Fantasywelt der Wahl. Schön, Shopping-Hinweise und Navigationstipps an – natür- Dächer der Stadt verbinden. Die dritte Dimension der in die gute Stube am Dr.-Ruer-Platz zurück, wo das wie diese neuen Shopping-Erlebnis-Welten mit den lich nur für die, die das wollen. Das Herz des neuen Stadt gehört jetzt allen – ein ganz neues Raumgefühl. Digitale bewusst außen vor ist, oder an die Traditions- traditionsreichen Händlern der Stadt zusammen- Stadterlebnisses ist aber das Quartier zwischen Große Veränderung auch am Husemann-Platz: Der insel an der Pauluskirche. Hologramme alter Mauern, spielen, die ihre Rolle als Kontrapunkt zur Glitzer- Kortum- und Viktoriastraße, das „Stadtband“ wie es Platz bietet seit einigen Jahren einen 400 Quadrat- Vogelgezwitscher und Pferdegetrappel unter einem welt gefunden haben und mit Ortskenntnis und die Bochumer nennen. Viele Obergeschosse wurden meter-Screenfloor – bei Bedarf der größte Freiluft- luftigen, weitgespannten Zeltdach –hier sind die ganz Service punkten. Von wegen Krise des Handels: Wer den Ladenlokalen zugeschlagen, von denen immer Tanzboden und Kommunikationsbildschirm im alten Zeiten zumindest klanglich und visuell wieder sich auf die neuen Realitäten rechtzeitig eingestellt mehr überraschende Raumerlebnisse bieten: hohe Ruhrgebiet. Jeder kann hier etwas projizieren – ein hör- und sichtbar. Was für ein wohltuender Ort. Schön, hat, hat profitiert. Hallen mit hängenden Etagengärten, eingeschobenen Wettbewerb der Kreativität, der jeden Samstag seinen dass die Stadt für jeden etwas bietet.
12 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 13 Zukunftsaufgaben für Bochums Innenstadt 2030 Herner Straße Deutsches Bergbau-Museum Mit der Vision für Bochums Innenstadt ist nur der Die Ebene der „Quick Wins“ – erste Teil des Wegs in eine neue Zukunft gemacht. Schnelle Erfolgsprojekte Ebenso wichtig wie die Vision selbst ist die Frage, wie Jeder Wandel braucht schnell sichtbare Erfolge, um sie zum Leben erweckt werden kann. Auf drei Ebe- die Menschen zu begeistern und Akteure zu mobi- nen bieten sich Ansatzpunkte, um den begonnenen lisieren. Für den Wandel in Bochums Innenstadt soll- Brück-Straße Weg von der Vision zur Umsetzung weiterzugehen ten kurzfristig realisierbare Interventionen und rever- und Bochums Innenstadt zum neuen urbanen High- sible Projekte mit Pilot-Charakter definiert werden, light der Metropole Ruhr zu machen. die einen Aufbruch symbolisieren und Qualitäten der künftigen Innenstadt sichtbar machen. Appolonia-Pfaus Park Gerberviertel Die Ebene der Entscheidungs- Willy-Brandt-Platz und Steuerungsstrukturen Stadt zu erneuern bedeutet auch, neue Willensbil- Justizzentrum dungs- und Entscheidungsstrukturen zu etablieren. Um die Ziele der Vision zu erreichen, sind Strukturen und Prozesse gefragt, die neue Akteurskonstellatio- Stadtquartier Viktoriastraße Dr.-Ruer-Platz nen, innovative Lösungsfindung und einen intelligen- ten Einsatz von Ressourcen ermöglichen – denn auf Husemann-Platz den bekannten Wegen alleine wird die Zukunft nicht zu gestalten sein. Kurt-Schumacher-Platz Die Ebene der Konzepte und Planwerke Um die Umsetzung der Innenstadtvision auch über politische Konstellationen hinweg zu sichern, sind anpassungsfähige stadträumliche Konzepte und Planwerke notwendig, die einerseits die nötige Ver- bindlichkeit haben, um zu planerischem Handeln zu Bermuda3Eck führen, aber dennoch reversibel und flexibel genug sind, um sich ändernden Rahmenbedingungen an- zupassen. Der Plan als offener Rahmen – dies muss das Leitmotiv der künftigen Stadtentwicklung für Bochums Innenstadt sein. DIE STADT DER PRODUKTIVES WISSEN DIE STADT DES PRODUKTIVEN WISSENS VERNETZES STADTERLEBEN VERNETZTES STADTERLEBEN Schauspielhaus Vision Innenstadt NEUE NEUEHEIMATEN HEIMATEN Bochum 2030 BOCHUMERRING BOCHUMER RING FREQUENZBRINGER FREQUENZBRINGER
14 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 15 Ideen für schnelle Erfolgsprojekte Stadtlabor Citywohnen Stadtlabor Citywohnen – Pilotprojekte Das ManufakturEckhaus für neue Wohnmodelle Erster Baustein für die Entwicklung des Citytors Süd Im Gleisdreieck sollten drei Orte bzw. Grundstücke als Zentrum urbaner Produktion könnte die Entwick- identifiziert werden, für die ruhrgebietsweit gezielt lung eines Manufaktur-Schaufensters unter dem mittelgroße Baugruppen gewonnen werden, die Titel ManufakturEckhaus sein, das in Bochum und in dort neue Wohnformen realisieren – zum Beispiel der Region ansässige Akteure bündelt. Hier könn- mit ungewöhnlichen Wohnungsgrößen, Dachnut- ten nach dem Vorbild moderner Co-Produktions-/ zungen oder einem hohen Anteil an Gemeinschafts- Co-Workingspaces Mietwerkstätten und sonstige fläche. Diese Projekte brauchen den Rahmen eines Gewerbeflächen (auch Einzelhandel und Gastrono- inszenierten Ausnahmezustandes, der wie eine mie) integriert werden. Mikro-Bauausstellung Aufmerksamkeit und Mittel bündelt. Für ein solches Programm erscheint es denkbar, Förderung zu gewinnen. BO.MAKE – Die Maker-Messe In Verbindung mit dem ManufakturEckhaus könnte ein Maker-Festival als Freiluftmesse Anbieter und Initiative „Smart Square“ – Abnehmer urbaner Produktion zusammenbringen Digitalisierung öffentlicher Räume und mit Akteuren der Wissenschaftsstadt vernetzen. Einzelhändler, Eigentümer und sonstige Institu- Initiative tionen könnten einen Arbeitskreis bilden, der mit „Smart Square“ dem Fokus auf den Husemann-Platz Überlegungen Hallo Bochum BO.MAKE zur Neugestaltung des öffentlichen Raums unter Am Kurt-Schumacher-Platz könnte das Ankommen Einbeziehung digitaler Angebote erarbeitet – ein in Bochum inszeniert werden – durch mediale Be- Pilotprojekt für einen „Smart Square“. Ein solcher spielung der Fassaden und farbliche Akzentuierung Arbeitskreis könnte nach dem Muster der Standort- des öffentlichen Raums oder andere künstlerische eigentümergemeinschaft unter Einbeziehung von Interventionen. Hallo Bochum Industriepartnern realisiert werden. Manufaktur- Eckhaus
16 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 17 Ideen für neue Steuerungsstrukturen Heimatparlament Nach dem Prinzip der Subsidiarität sollten mög- lichst viele lokale Entscheidungen auf die Ebene der Nachbarschaften verlagert oder auf dieser Ebene vordiskutiert werden. Grundlage dieser neuen Ebene der Willensbildung ist eine saubere Definition von Heimatparlament Nachbarschaften nach Kriterien wie Nähe, gemein- same Wahrnehmung und Interessenslagen. Die ein- zelnen nachbarschaftlichen Meinungsbildungskreise verhandeln ihre Interessen untereinander in einem gemeinsamen Plenum, dem Heimatparlament. Stadtkuratorium Zur integrierten Entwicklung der in der Vision beschriebenen privaten und öffentlichen urbanen Erlebnisräume in der Bochumer Innenstadt von morgen ist ein ganzheitlicher Blick auf die Stadt und ihre Attraktionsorte notwendig, der kulturelle und kommerzielle Perspektiven sowie Bedürfnisse Stadt- vereinigt. Diese Rolle könnte durch ein Stadtkurato- kuratorium rium ausgefüllt werden, in dem namhafte Vertreter und Experten Empfehlungen und Impulse für die Weiterentwicklung des Stadterlebnisses im Gleis- dreieck geben. Produktionsagentur Zur Steuerung der urbanen Produktion insbeson- dere im Pilotraum am Citytor Süd wäre es sinnvoll, ein Netzwerk urbaner Produzenten und Kreativ- schaffender einzurichten, das nach dem Vorbild der Kreativagentur Akteure und „Macher“ nach Bochum einlädt und gezielt Raumpotenziale ermittelt und potenzielle Abnehmer vernetzt. Produktionsagentur
18 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 19 Mögliche Ansätze für Konzepte und Planwerke Agenda Wohnen Agenda Wohnen Ein erster Ansatzpunkt für neue Konzepte ist das Wohnen in der Innenstadt. Eine „Agenda Wohnen“ würde Verdichtungspotenziale ermitteln sowie kon- zeptionelle Eckpunkte setzen. Darüber hinaus würde sie geeignete Finanzierungs- und Vergabemodelle entwickeln, um möglichst vielfältige Wohnformen zu ermöglichen, die die Bandbreite der Lebensstile in der Innenstadt vergrößern. StEP Wissen Das etablierte Instrument eines Stadtentwicklungs- plans könnte geeignet sein, um gemeinsam mit Stakeholdern Orte und Strategien zur Stärkung der Wissens- und Bildungslandschaft im Gleisdreieck zu identifizieren und Grundlagen für mögliche Förde- rungen zu schaffen. Als Ziel eines solchen Prozes- ses müsste neben der Definition von Zielen und Maßnahmen festgelegt werden, Netzwerke zwischen lokalen, regionalen und international orientierten Institutionen der Wissensproduktion und der Bildung zu knüpfen sowie konkrete Projekte auf den Weg zu bringen. StEP Wissen Masterplan FabTown Als Grundlage für die Arbeit der Produktionsagentur könnte ein „Masterplan FabTown“ ausgehend vom Gelände am Citytor Süd Orte der urbanen Produkti- on identifizieren und qualifizieren. Ein solcher Plan muss hoch partizipativ entwickelt werden – auch un- ter Nutzung von ersten reversiblen und experimen- Masterplan FabTown tellen Pilotprojekten als Katalysatoren des Plans.
20 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 21 Der Weg zur Vision Mobilität Prof. Dr. Roland Huber (Uni Wupper- tal), Martin Randelhoff Entwicklung in offenen Grenzen Arbeit Timo Lundelius (Open Knowledge Kurt Reinken, Dr. Bastian Lange Handel Foundation Deutschland) Der Weg zur Innenstadtvision war ein Weg der Prof. Dr.-Ing. Frank Roost (Uni Kassel), Co-Produktion unterschiedlichster Akteure und Per- Indra Jungblut, Prof. Dr. Gerrit Heine- 3 mann (Hochschule Niederrhein) Changeprozesse sönlichkeiten – ein Labor auf Zeit, das unterschied- Wohnen Hermann Dietsch (ehemaliger Schullei- liche Perspektiven auf Stadt zusammengeführt hat André Kempe (Atelier Kempe Thill, ter der Gesamtschule Weierheide) und in dem es galt, eine möglichst große Bandbreite Rotterdam), Prof. Stefan Rettich (Karo Architekten – Uni Kassel) urbaner Zukünfte auszuloten. In vier Werkstätten zwischen September 2016 und Januar 2017 haben 19 Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen Urbanität Markus Bader (Raumlabor), Visions- der Bochumer Stadtgesellschaft gemeinsam mit Rudolf Klöckner (Urbanshit), Dr. Gregor Betz (TU Dortmund) werkstatt urbanista und zahlreichen externen Experten Trends 2 analysiert, Szenarien ausgelotet sowie Zukunftsbil- der der Bochumer Innenstadt entwickelt und damit einen Impuls formuliert, der Auftakt für einen breiten Dialogprozess sein soll. Verdichtung von Zukunftsbildern Trend- Mit der dritten Werkstatt galt es, die werkstatt noch offen formulierten Erzählungen in Richtung konkreterer Zukunftsbilder Place Making Ares Kalandides (INPOLIS) zu verdichten. Welche Orte würden sich tatsächlich verändern, welche Qualitäten 4 könnte die Innenstadt gewinnen? Auch hier wurden wieder externe Impulse Zukünfte mixen, gesetzt – durch externe „Querdenker“ Erzählungen gewinnen – aktive Stadtgestalter mit unterschied- Die zweite Werkstatt stand im Zeichen der Trends und Zukunftsoptionen. Zwölf lichem disziplinärem Hintergrund. Das Ergebnis waren drei Szenarien – eine Strategie- 1 externe Experten wurden als Input-Ge- ber für fünf thematische Labore eingela- erste tragfähige Grundlage für die Innenstadtvision. werkstatt den, um zu den Themen Wohnen, Arbei- ten, Mobilität, Handel und Urbanität aktuelle Trends und ihre Folgen für die Auftakt- Stadt zu illustrieren. Die Impulse waren die Grundlage für eine spielerische Das Ausbalancieren werkstatt Auslotung möglicher Zukunftserzählun- der Zukünfte Die vierte und letzte Werkstatt stand im gen für die Bochumer Innenstadt – ein erster Vorstoß in Richtung der Vision, Zeichen des Ausbalancierens. Aus den der die Bandbreite der Entwicklungen Ergebnissen der dritten Werkstatt hatte öffnete. urbanista drei Zukunftsszenarien entwi- Orientierung und Positionierung ckelt, die in Einklang gebracht werden Zum Auftakt des co-kreativen Prozes- sollten. Wie spielen die einzelnen Sze- ses wurden die vielfältigen Perspektiven narien zusammen, wo in der Stadt über- lappen sie sich, wo schließen sie sich und das Lokalwissen der teilnehmenden aus? Der Impuls in dieser Werkstatt galt Bochumer Akteure gesammelt, um die dem Umsetzen – wie kann man Zukunft Herausforderungen an die zukünftige praktisch neu gestalten? Das Ergebnis Entwicklung der Bochumer Innenstadt zu waren drei durch konkrete Handlungs- formulieren. An unterschiedlichen Sta- optionen stabilisierte und sich überla- tionen wurden sowohl Erwartungen als gernde Entwicklungsperspektiven – die auch funktionale Rollen und die mögliche Grundbausteine der Innenstadtvision Positionierung der Innenstadt diskutiert. für Bochum.
22 Bochum 2030 Vision Innenstadt Bochum 2030 Vision Innenstadt 23 Und weiter … Die Innenstadtvision ist ein Auftakt, kein Endpunkt. Sie soll der Impuls für einen breiten gesellschaftli- chen Dialogprozess sein – und für weitere Schritte der gemeinsamen Gestaltung von Zukunft, in denen die hier aufgestellten Thesen und Zukunftsbilder ge- testet, geschärft und weitergedacht werden müssen. Die 19 Co-Autorinnen und Co-Autoren der Bochum 2030 Vision Innenstadt Andor Baltz Marc Mauer Dr. Markus Bradtke Ralf Meyer Frauke Burgdorff Roland Mitschke Christian Eggert Stefan Postert Bettina Teresa Eickhoff Lukas Rüger Dr. Gerald Hagmann Mario Schiefelbein Jannis Heuner Daniel Schütt Prof. Dr. phil. Uta Hohn Dagmar Stallmann Ergün Ilce Deborah Dinah Steffens Barbara Jessel
24 Bochum 2030 Vision Innenstadt Konzept, Redaktion, Gestaltung Julian Petrin, Tristan Lannuzel, Tobias Hoss, Marie-Christin Schulze, Anna Wildhack urbanista oHg Bäckerbreitergang 14 20355 Hamburg Kontakt Bochum Wirtschaftsentwicklung Viktoriastraße 10 44787 Bochum Ansprechpartner: Ralf Meyer T +49 234 61063-102 Stand: 20.3.2017
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