Brandschutzübungen wappnen Unimedizin für den Notfall Neues Hochleistungs-CT in Betrieb genommen Ärzte bewahren Säugling vor plötzlichem Kindstod
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Die Patientenzeitung der Universitätsmedizin Rostock, Ausgabe 1/2020 med.uni-rostock.de Brandschutzübungen wappnen Unimedizin für den Notfall Neues Hochleistungs-CT in Betrieb genommen Ärzte bewahren Säugling vor plötzlichem Kindstod www.med.uni-rostock.de
Inhalt 2 Feuer auf Station Üben für den Ernstfall 4 „Tommy nicht allein“ Kliniknannys im Einsatz 6 Kinderintensivstation Schwestern werten Elternzimmer auf 8 Mehr Leistung – weniger Strahlung Neues Hochleistungs-CT im Betrieb 10 Ausstellung Radiologie bringt Geschichte in Warteraum 12 Gemeinsamer Einsatz gegen Keime Fokus auf Hygiene 14 Für Engagement ausgezeichnet Assistenzarzt begleitet sterbende Patienten 16 Hingucker am Zentrum für Nervenheilkunde Tonschilder zieren Bäume 18 Bildungsakademie Neue Berufsgruppen gefragt 20 Eltern und Ärzte bewahren Säugling vor plötzlichem Kindstod
Vorwort Liebe Patienten der Universitätsmedizin Rostock, liebe Leser, gemeinsam mit Ihnen starten wir in ein Liebe Patientin, lieber Patient, Ihr Wohl liegt spannendes Jahr 2020. Als Universitätsme- uns am Herzen. Unsere Wissenschaftler dizin tragen wir eine große Verantwortung in forschen an neuen Wegen, um multiresis- Krankenversorgung, Forschung und Lehre. tenten Keimen den Garaus zu machen und Dafür sind Investitionen notwendig - Investi- entwickeln innovative Behandlungsmöglich- tionen in unsere Zukunft. keiten. So haben wir beispielsweise unseren Cam- Wir würdigen auch unsere Vergangenheit: pus Schillingallee mit dem neuesten Stand In einer Ausstellung in der Chirurgie und der der radiologisch-bildgebenden Technik aus- Inneren Medizin können Sie einen Blick in gestattet und erst im Januar eine moderne die Geschichte der Unimedizin werfen und CT-Anlage in Betrieb genommen. radiologische Geräte aus unterschiedlichen Epochen bestaunen. In dieser Ausgabe Ihrer Patientenzeitung nehmen wir Sie außerdem wieder einmal Davon und von vielen weiteren Projekten le- mit in den Alltag an unserem Haus. Sie er- sen Sie in dieser Ausgabe. Sie erhalten ei- fahren, was unsere Kliniknannys für junge nen Einblick in unsere Arbeit und den Alltag Patienten bieten und wie wir uns für Notfall- in Krankenversorgung, Forschung und Lehre. situationen auf Station vorbereiten. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen Viel Spaß beim Schmökern! unserer Bildungsakademie, an der wir an- gehende Operationstechnische und Anäs- thesietechnische Assistenten ausbilden. Herzlichst, Harald Jeguschke, Annett Laban, Prof. Dr. Emil C. Reisinger, Prof. Dr. Christian Schmidt, Kaufmännischer Vorstand Pflegevorstand Wissenschaftlicher Vorstand Ärztlicher Vorstand und Dekan Im Dialog 1|2020 | 1
Feuer auf Station: Üben für den Ernstfall 9 Uhr morgens. Ein Feueralarm durchbricht Derartige Notfallszenarien stellt die den Klinikalltag. Auf Station 5/6 der Abteilung für Gastroenterologie der Rostocker Unime- Unimedizin in regelmäßigen dizin hat eine Mitarbeiterin Rauch bemerkt. Abständen nach. Neun teilweise bettlägerige Patienten in fünf Krankenzimmern müssen so schnell wie „Entscheidend ist zu sehen, ob die Abläufe möglich außer Gefahr gebracht werden. Die auch in Stresssituationen funktionieren oder Station bereitet die Räumung vor, innerhalb ob es noch an einigen Stellen Verbesse- kürzester Zeit treffen Löschzüge und Polizei rungsbedarf gibt“, sagt der Sicherheitsbe- ein - zum Glück nur im Übungsmodus. auftragte Knaack. Bei dem Rauch handelt es sich um Auch der Einsatz neuer Hilfsmittel kann ge- Theaternebel, die Patienten in Not übt werden. So wurden bei dieser Übung erstmals Evakuierungstücher verwendet, sind Medizinstudenten. die unter den Matratzen im Krankenbett liegen. Mit ihnen können in einer Rettungs- Ziel der Übung: Ärzte und Pflegekräfte der situation nicht mobile oder verletzte Perso- Unimedizin sollen die erlernten Abläufe und nen sicher über Fußböden und Treppen aus den Krankenhausalarmplan einhalten. Der dem Gefahrenbereich gezogen werden. Ort, in dem im Notfall alle Fäden zusammen- laufen, ist der Raum der Klinikeinsatzleitung: Das Fazit unseres Pflegevorstandes, Annett Handlungsanweisungen, Notfallhandys und Laban, nach der gut einstündigen Brand- Einsatzwesten sind stets griffbereit und alle schutzübung fällt positiv aus: „Die Evaku- Abläufe können überwacht werden. Mitglie- ierung der Patienten lief planmäßig, alle der des Vorstandes und der Sicherheits- wussten, was sie zu tun haben.“ Die Zusam- beauftragte Ingo Knaack begleiteten die menarbeit mit dem Brandschutz- und Ret- Übung. Sie wurden durch einen automati- tungsamt der Hanse- und Universitätsstadt schen Rundruf über den Brandfall informiert Rostock, der Polizei und den Mitarbeitern - so wie auch für den Ernstfall vorgesehen. habe reibungslos funktioniert. 2 | Im Dialog 1|2020
Kliniknanny Luisa Grabe versüßt zwei Kindern die Wartezeit in der Ambulanz der Kinderklinik. Engagementpreis für Kliniknannys Die Ehrenamtsstiftung Mecklenburg-Vorpommern hat das Projekt der Rostocker Unimedizin mit dem Engagementpreis Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet. Mit dem Preis werden ehrenamtliche Initiativen geehrt, die sich in besonderer Weise für die Gemeinschaft einsetzen und andere damit inspirieren und moti- vieren. Das Projekt „Tommy nicht allein“ gewann in der Kategorie „Gemeinwohl. Innovativ. Schaffen.“ und erhielt ein Preisgeld von 3000 Euro. 4 | Im Dialog 1|2020
„Tommy nicht allein“ Kliniknannys im Einsatz Sie sind da, wenn ein Kind weint, spielen Namensgeber für das Projekt ist der mit ihm oder lesen ihm etwas vor. Die Kli- kleine Patient Tommy, auf den einige niknannys der Initiative „Tommy Nicht Allein“ schenken kleinen Patienten der Kinder- und Medizinstudenten während ihres Jugendklinik der Unimedizin Rostock Zu- Praktikums aufmerksam geworden wendung, um Eltern und Klinikpersonal zu waren. entlasten. Er war lange allein und weinte viel. Die Stu- „Wir wollen die Kinder vom Klinikalltag denten entschlossen sich, Zeit mit ihm zu ablenken und den Eltern etwas Zeit ver- verbringen. Dabei blühte Tommy förmlich schaffen, damit sie beispielsweise wichtige auf. Das Projekt „Tommy Nicht Allein“ war Besorgungen erledigen können“, erläutert geboren, mittlerweile beteiligen sich 55 Stu- Jana David, Medizinstudentin und ehren- denten ehrenamtlich. amtliche Kliniknanny. Mitmachen können alle Studenten, Auch wenn ein Kind schwer krank die an der Universität Rostock ist, haben die Eltern durch das eingeschrieben sind. Angebot einen Moment für sich, um mit der Situation Die Betreuung ist jederzeit möglich, vor- zugsweise am Nachmittag. Den Kontakt zurechtzukommen. vermittelt das Klinikpersonal auf Wunsch der Eltern, des Personals oder des Kindes „Unser Lohn ist, wenn wir wissen, dass wir selbst. „Wir betreuen das Kind ganz indivi- einem Kind den Tag und somit den Klinik- duell nach seinen Wünschen“, so Jana Da- aufenthalt erleichtern konnten“, sagt Klinik- vid. „Auch eine intensivere Arbeit über einen nanny Wiebke Gehm. längeren Zeitraum ist möglich.“ Im Dialog 1|2020 | 5
Kinderintensivstation: Schwestern werten Elternzimmer auf Wenn Kinder wegen einer schweren Krank- Nach ihrer Arbeitszeit ließen die Schwestern heit oder nach einem Unfall auf der interdis- die Räume begutachten. Die bauliche Sa- ziplinären Kinderintensivstation behandelt nierung haben die Kollegen aus der Technik werden müssen, ist das für die Eltern eine übernommen. Sie brachten die Elektrik und große Herausforderung. Sie wollen Tag und Fensterrahmen auf Vordermann, arbeite- Nacht für ihre Lieblinge da sein. ten Betten und Schränke auf und polsterten die Stühle neu. „Die Kollegen haben ganz Doch nicht nur die jungen Patienten tolle Arbeit geleistet“, sagt Kinderintensiv- schwester Silke Frömmel, die sich zusam- brauchen Zeit und Ruhe zur men mit Kollegin Beate Kurth engagiert hat. Genesung, auch die Eltern sollen Kleiderbügel, Haken für Jacke und Schlüs- ausreichend Gelegenheit sel, eine Schuhbank, ein Tresor und Müllei- mer wurden ebenfalls erneuert. bekommen, Kraft und Energie zu tanken. Für das richtige Ambiente haben schließlich die Schwestern gesorgt, indem sie die Zim- Dafür gibt es in der Kinder- und Jugendklinik mer mit Bildern verschönert und auf den Ti- im Dachgeschoss, nah an der Intensivstati- schen kleine selbstgebastelte Dekorationen on, drei Elternzimmer. passend zur Saison aufgestellt haben. Für jeden Raum haben sie außerdem individu- Um den Müttern und Vätern ihren Aufent- elle Schlüsselbänder besorgt. Finanzielle halt angenehmer zu gestalten, lag es den Unterstützung bekam das Schwesternteam Schwestern der Kinderintensivstation am vom Verein pro infantibus. Herzen, die Räume etwas aufzupeppen. Seit Februar 2019 betreibt die Kinder- und „Wenn sich die Eltern bei uns Jugendklinik zusammen mit der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensiv- wohlfühlen, wirkt sich das auch therapie gemeinschaftlich die Intensiv- und positiv auf unsere kleinen Patienten Intermediate Care Station für Kinder. Dabei aus“, weiß Stationsschwester werden die intensivmedizinischen Kompe- tenzen aus beiden Fachrichtungen für die Sigmone Richter aus optimale Versorgung kritisch kranker Pati- langjähriger Erfahrung. enten zusammengeführt. 6 | Im Dialog 1|2020
Die Kinderkrankenschwestern Sigmone Richter (v. l.), Beate Kurth und Silke Frömmel haben die Zimmer gemeinsam mit Kollegen aus der Technik auf Vordermann gebracht. Im Dialog 1|2020 | 7
Prof. Dr. Sönke Langner (v.l.), Dr. Felix Meinel, Dr. Kolja Thierfelder, Prof. Dr. Marc-André Weber und leitender Radiologieassistent Steve Küster vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie nehmen das neue Gerät in Betrieb. 8 | Im Dialog 1|2020
Mehr Leistung – weniger Strahlung: Neues Hochleistungs-CT im Betrieb Noch mehr Komfort für Patienten und eine Das CT-System ermöglicht funktionelle Unter- deutlich bessere Bildqualität ermöglicht der suchungen: Etwa bei Schlaganfallpatienten neue Hochleistungs-Computertomograph kann die Durchblutung des Gehirns ermittelt (CT) an der Universitätsmedizin Rostock. Der und so gesundes Gewebe von geschädig- „Revolution CT“ der Firma General Electric ist tem unterschieden werden. Das spielt für die ein hochmodernes High-End-System, das für weitere Behandlung eine entscheidende Rol- Patienten und zuweisende Ärzte einen erheb- le. Einen weiteren Vorteil bietet die spektrale lichen Fortschritt in der medizinischen Versor- Bildgebung, die sich für zahlreiche Anwen- gung bedeutet. dungen in unterschiedlichen Organen eignet, unter anderem lassen sich dadurch Harnsäu- „Das Gerät kommt mit deutlich geringerer rekristalle bei Gicht eindeutig nachweisen. Röntgenstrahlung aus und es wird weniger Zudem können durch die deutlich höhere Kontrastmittel benötigt“, erklärt der Direktor Bildauflösung im Submillimeterbereich auch des Instituts für Diagnostische und Interven- kleinste anatomische Strukturen detailliert tionelle Radiologie, Kinder- und Neuroradiolo- dargestellt werden. gie, Prof. Dr. Marc-André Weber. Nachdem die Unimedizin bereits in den ver- Patienten müssen für eine gangenen zwei Jahren ihre Kernspintomogra- Untersuchung nur wenige Sekunden phen (MRT) aus Eigenmitteln erneuert hat, ist der Campus Schillingallee jetzt auf dem neu- die Luft anhalten oder können sogar esten Stand der radiologisch-bildgebenden ganz frei atmen. Besonders für Technik. „Wir freuen uns, dass wir unseren Kinder und Schwerkranke eine Patienten durch das CT-System mit neuen diagnostischen Verfahren noch mehr Kom- extreme Entlastung. fort bieten können“, betont Prof. Dr. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand. Durch die verkürzte Untersuchungszeit wer- den Einschränkungen der Bildqualität durch Bewegungen des Patienten minimiert. Es sind Die Unimedizin hat das CT-System vollständig zudem spezielle Anwendungen möglich, be- aus Eigenmitteln finanziert. Die Kosten um- sonders in der Herz- und Hirn-Bildgebung. fassen rund 1,5 Millionen Euro. „Trotz unserer „Das besonders breite Übertragungsgerät, derzeit schwierigen wirtschaftlichen Situation der sogenannte Detektor, kann gesamte Or- ist es uns wichtig, weiterhin in die hochqualita- gane innerhalb eines Herzschlags abbilden“, tive medizinische Versorgung unserer Patien- erklärt leitender Oberarzt Dr. Felix Meinel. ten zu investieren und ihnen Spitzenmedizin zu bieten“, sagt Harald Jeguschke, Kaufmän- nischer Vorstand. In den nächsten Jahren wer- Auch das Gehirn kann in einer den zwei weitere Computertomographen im Sekunde vollständig erfasst werden. zukünftigen Zentralgebäude installiert. Im Dialog 1|2020 | 9
Ausstellung: Radiologie bringt eigene Geschichte in den Warteraum Jahrzehntelang schlummerten etliche aus- Auch der Medizinphysik-Experte Peter Sän- gediente Geräte aus unterschiedlichen Epo- ger scheute keine Mühen, um ergänzende chen der Radiologie, die bis in die Zeit des Materialien aufzutreiben. Im Internet suchte 1. Weltkrieges zurückreichen, in den Kellern er nach alten Bedienungsanleitungen und der Universitätsmedizin Rostock. Damit sie ersteigerte sie auf einer Online-Plattform. nicht in Vergessenheit geraten, stellt das In- So manch eine Beschreibung konnte er so- stitut für Diagnostische und Interventionelle gar noch vom Hersteller ergattern. Radiologie, Kinder- und Neuroradiologie die schönsten Exponate jetzt öffentlich aus. Röntgenröhren aus den verschiedenen Epochen, Röntgenschutz und etliche Be- In der Patientenanmeldung, im gleitgeräte, etwa für die zahnmedizinische Anwendung, sind in den Vitrinen zu finden. Warteraum der Chirurgie und in der Ein Highlight sind zwei Röntgenkugeln von Anmeldung der Inneren Medizin Siemens, die 1934 auf den Markt kamen. können Patienten und Besucher Die komplette Technik ist in diesen kugel- förmigen Kesseln verbaut und konnte direkt einen Blick auf die Errungenschaften angeschlossen werden. „Sie wurden wegen der radiologischen Technik aus dem ihrer kompakten Bauweise direkt zum Pa- vergangenen Jahrhundert werfen. tientenbett gebracht und kamen dort zum Einsatz“, so Medizintechniker Lars Kolbe. „Es freut uns sehr, dass wir die Raritäten vor dem Verfall retten konnten“, betont Instituts- Längst nicht alle Exponate aus dem Fundus direktor Prof. Dr. Marc-André Weber. Zu den kann die Radiologie zeigen. Einige beson- ältesten und anschaulichsten der 50 Expo- ders anschauliche Exponate hat das Institut nate gehört eine selbsthärtende Siederöhre. als Leihgabe der Universität Rostock für die „Das beinahe perfekt erhaltene Glasbläser- Ausstellung „Menschen - Wissen - Lebens- kunstwerk diente zur Bestrahlung und ist ein wege“ zum 600. Geburtstag der Hochschule besonderer Blickfang“, sagt Medizinstudent übergeben. Um der breiten Öffentlichkeit die Jürgen Mundelsee. In seiner Dissertation Herkunft und Funktion der Geräte näherzu- arbeitet er die Historie der Rostocker Ra- bringen, hat Student Mundelsee eine Be- diologie auf. Dafür hat er Akten gewälzt und gleitbroschüre erstellt, die in den Warteräu- in der Uni-Bibliothek recherchiert. „Viele In- men ausgelegt wird. Unterstützung erhielt formationen habe ich von Hobbysammlern er dabei von seinen Institutskollegen und bekommen“, erinnert er sich. durch die Medizinische Fakultät. 10 | Im Dialog 1|2020
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Gemeinsamer Einsatz Daisygrip setzt Fokus auf Hygiene Die Unimedizin Rostock hat höchste Ansprü- che an Krankenhaushygiene. Neben Aufklä- rung, Fortbildungen, Untersuchungen und An der Unimedizin Rostock sind zwei Zertifizierungen optimieren die Krankenhaus- speziell ausgebildete Ärzte, vier Hygie- hygieniker und Hygienefachkräfte alltägliche nefachkräfte, zwei weitere in der Fach- Abläufe und medizinische Produkte, damit ausbildung sowie bis zu vier technische sich Klinikkeime nicht verbreiten können. Assistentinnen für die Krankenhaus- hygiene im Einsatz. Es gelten strenge Um die Hygiene beim Blutabnehmen zu Richtlinien, damit sich Krankheitserreger verbessern, liefert das junge Unternehmen und gesundheitsschädliche Substanzen Daisygrip jetzt moderne Venenstauer. nicht ungehindert verbreiten können. Herkömmliche Stauschläuche bestehen aus einem Mix aus Elastan und Baumwolle und sind im Stationsalltag nur schwer zu desinfizieren. Daher kommen meist Einmal- produkte zum Einsatz. Das neue Produkt aus Silikon mit kantenlosem Magnetverschluss kann ganz einfach per Wisch- desinfektion gereinigt werden. „Das erleichtert die Abläufe und verhindert Komplikationen“, sagt Prof. Dr. Andreas Podbiel- ski, Direktor des Instituts für Me- dizinische Mikrobiologie, Virolo- gie und Hygiene. Bei täglicher Nutzung hält ein Die Idee für den Daisygrip hatte Dr. Konstantin Altrichter (l.) wäh- Daisygrip-Schlauch bis zu zwei rend seines Studiums an der Rostocker Unimedizin. Gemeinsam Jahre. Die Venenstauer werden mit Wirtschaftsingenieur Karl Hartmann (2.v.r.) hat er den Venen- in Wismar von Menschen mit stauer entwickelt. Behinderungen gefertigt. Dr. Nadja Patenge und Prof. Dr. Bernd Kreikemeyer forschen an neuen Therapien, um bakterielle Krankheitserreger abzutöten. 12 | Im Dialog 1|2020
gegen Keime Forschung an neuen Therapieformen Mit Streptococcus pyogenes hatte es wohl ge: Die Erkrankung flammt wieder auf.“ Die jeder schon einmal zu tun: Das Bakterium Forscher wollen nun Moleküle ausfindig ma- verursacht Angina, kann aber auch schwere chen, die in die Zellen aufgenommen werden Erkrankungen nach sich ziehen. Behandeln und dort gezielt dafür sorgen, dass Bakterien lässt sich der Erreger mit Penicillin, unter be- absterben. stimmten Umständen zeigt das Medikament aber keine Wirkung. Dr. Nadja Patenge vom Wenn dies gelingt, ließen sich die Ergeb- Institut für Medizinische Mikrobiologie der nisse auch auf multiresistente Keime über- Unimedizin Rostock forscht mit ihrer Arbeits- tragen, also auf Erreger, die nicht mehr auf gruppe an neuen Therapien, um bakterielle eine Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Krankheitserreger abzutöten. „Das Ziel ist eine Kombitherapie“, erklärt Prof. Bernd Kreikemeyer, Professor für Molekulare „Diese Bakterien verstecken sich in unseren Bakteriologie am Institut. Zellen, in die das Penicillin nicht eindringen kann“, erklärt die Wissenschaftlerin. „Ist die „Die Patienten nehmen dann Therapie beendet, werden die betroffenen Zellen zwar abgestoßen, die Keime aber zusätzlich zum Antibiotikum ein möglicherweise wieder freigesetzt. Die Fol- weiteres Medikament ein. Es schaltet das Gen aus, das für die Resistenz gegen die Antibiotika verantwortlich ist und sorgt dafür, dass diese wieder genutzt werden können.“ Aktuell forschen die Wissenschaftler im In- sektenmodell an Wachsmotten. „Sie haben ein angeborenes Immunsystem, das dem menschlichen ähnelt, und wachsen bei 37 Grad Celsius“, so Forscherin Patenge. „Dadurch können wir erste Aussagen über die Wirkung der Medikamente treffen und Versuche an Wirbeltieren deutlich reduzie- ren.“ Die Rostocker Spezialisten arbeiten mit Kol- legen aus der Universität und Universitäts- medizin Greifswald und dem Friedrich-Löff- ler-Institut auf der Insel Riems zusammen. Das gemeinsame Projekt „Koinfekt“ wird im Rahmen der Landesexzellenzinitiative vom Bildungsministerium MV gefördert. Im Dialog 1|2020 | 13
Charta für mehr Würde Die Klinik und Poliklinik für Strahlen- therapie der Unimedizin Rostock hat die Charta zur verbesserten Betreuung schwerstkranker und sterbender Men- schen unterzeichnet und geht damit eine Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Rostock, der Diako- nie, der Caritas und dem Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Kinderhospiz- dienst Rostock ein. Die Charta setzt sich für Menschen ein, die sich aufgrund einer fortschreitenden lebensbegrenzenden Erkrankung mit dem Sterben und dem Tod auseinandersetzen müssen. 14 | Im Dialog 1|2020
Für Engagement ausgezeichnet: Assistenzarzt begleitet sterbende Patienten Felix Bock begleitet Menschen auf ihrem Zu manch einem baut sich eine Verbindung letzten Weg. Der Assistenzarzt an der Strah- auf, die auch über den Tod hinausgeht. „Ver- lenklinik der Rostocker Unimedizin opfert einzelt habe ich dann noch Kontakt zu den seine freie Zeit, um schwerkranken Men- Angehörigen des Verstorbenen.“ schen etwas zurückzugeben. Für dieses Engagement wurde er von der Bundesfami- Nur wenige junge Menschen lienministerin Dr. Franziska Giffey mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. entscheiden sich dafür, Sterbebegleiter zu werden, obwohl der Bedarf der Der Assistenzarzt hat sich bewusst für die Patienten groß ist. Hospizarbeit entschieden und beim ökume- nischen ambulanten Hospiz- und Kinder- Das bedauert Felix Bock. „Ich gehe aus je- hospizdienst Rostock eine Ausbildung zum der Begleitung gestärkt heraus und blicke Sterbebegleiter absolviert. nun anders auf das Leben“, sagt er. „Ich möchte die Menschen nicht nur Um diese Erfahrungen mit anderen zu tei- als Arzt durch die Therapie begleiten, len, plant er für die Rostocker Medizinstu- denten ein Wahlpflichtfach mit dem Titel sondern auch erfahren, wie es ihnen „Kommunikation am Krankenbett - Eine Fra- emotional geht und was sie bewegt“, ge der Haltung“. Er möchte den angehen- so Bock. den Ärzten zeigen, wie sie sich in schwie- rigen Situationen mit dem Patienten richtig Bis zu fünf Patienten im Jahr begleitet er in verhalten und wie sie auf seine Bedürfnisse ihren letzten Lebenswochen. „Wir nähern eingehen können. Den Kurs organisiert er uns langsam an, lernen uns kennen und zusammen mit Dr. Anett Seifert, Stations- verbringen Zeit zusammen“, sagt er. Kleine ärztin der Strahlentherapie, und Sterbe- und Spaziergänge im Grünen oder gemütliche Trauerbegleiterin Katrin Machka sowie wei- Filmabende stehen auf dem Programm. „Ich teren Gastdozenten aus verschiedenen Be- richte mich nach den Wünschen des Pati- reichen. enten.“ Insgesamt wurden deutschlandweit Die Beziehung werde dabei schnell freund- 95 junge Menschen mit einer Urkunde schaftlich: „Die Person, die ich begleite, kann ganz offen mit mir sprechen, ich gehe gehrt, in Mecklenburg-Vorpommern ist damit vertrauensvoll um“, sagt Bock. Felix Bock der einzige. Assistenzarzt Felix Bock hat sich bewusst für die Sterbebegleitung entschieden. Im Dialog 1|2020 | 15
Hingucker am Zentrum für Nervenheilkunde: Tonschilder zieren Bäume Patienten und ihre Angehörigen haben Ergo- Heute sind auf dem Gelände beispielsweise therapeutin Jessica Bauer auf eine zündende eine Kaukasische Flügelnuss, ein Mammut- Idee gebracht. Bei Spaziergängen durch den baum, ein Tulpenbaum und eine veredelte Park am Zentrum für Nervenheilkunde sind Buche mit sowohl spitzen als auch abgerun- ihnen viele unterschiedliche und ungewöhnli- deten Blättern zu finden. che Bäume aufgefallen – leider ohne Bezeich- nungen. Damit sich das ändert, hat Jessica „Unsere Gärtner haben die Schilder so ange- Bauer ein ungewöhnliches Projekt ins Leben bracht, dass sie für Spaziergänger von den gerufen und mit ihren psychiatrischen Patien- Wegen aus gut sichtbar sind“, so die Ergothe- ten in der Ergotherapie rund 40 Baumschilder rapeutin. aus gebranntem Ton angefertigt. In einem weiteren Schritt sei geplant, Park- „Unsere Patienten hatten viel Freude bei der bänke in schattigen und sonnigen Bereichen Gestaltung. Dass das Ergebnis für alle Park- aufzustellen. So können sich auch die Patien- besucher sichtbar sein wird, war für sie ein be- ten ein Bild von den exotischen Bäumen ma- sonderer Anreiz, die Sache gut zu machen“, chen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. sagt Bauer. Die Baumnamen haben sie per Hand in die rohe Tonmasse geschrieben oder gestempelt. Damit jedes Schild eine eigene Note bekommt, haben die Patienten sie noch mit passenden Blatt-Naturstempeln verziert. Bei der Recherche nach den richtigen Baum- namen hat sich Jessica Bauer Hilfe von den Gärtnern geholt. Die hatten das nötige Wissen und sogar ein paar historische Infos parat. So haben früher einige Professoren von ihren Dienstreisen Setzlinge mitgebracht und diese im mittlerweile unter Schutz stehenden Park eingepflanzt. 16 | Im Dialog 1|2020
Ergotherapeutin Jessica Bauer hat mit Patienten der Psychiatrie Baumschilder für exotische Gewächse angefertigt. Im Dialog 1|2020 | 17
Bilden spezialisierte Fachkräfte aus: Niels Behlau (v.l.), Katja Schumann, Cindy Tiede, Karen Rose-Kettner, Dorina Lau, Heidrun Soltwedel-Schabow. 18 | Im Dialog 1|2020
Bildungsakademie: Neue Berufsgruppen gefragt Pflegekräfte müssen mit der Zeit gehen. Viele Kranken- und Pflegeeinrichtungen Durch moderne Technik wird das wollen ihre Mitarbeiter an der Aufgabengebiet immer spezieller, die Bildungsakademie aus- und weiterbilden Anforderungen in der Krankenversorgung – Tendenz steigend. Unter anderem steigen. Damit sich Pflegekräfte an die kooperiert die Akademie mit Häusern in veränderten Bedingungen anpassen können, Greifswald, Wismar, Ueckermünde, Anklam, bietet die Bildungsakademie der Rostocker Grevesmühlen, Grimmen, Parchim, Unimedizin Aus- und Weiterbildungen an. Ludwigslust, Hagenow, Güstrow, Karlsburg, Schwaan-Waldeck, Waren an der Müritz „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass und Leezen. Die Vorteile einer Ausbildung neue Berufsgruppen gebraucht werden an einem Universitätsklinikum sind für und der Grundberuf des Krankenpflegers Schulleiter Behlau klar: mit Weiterbildung nicht ausreicht“, sagt Gesamtschulleiter Niels Behlau. „Theorie und Praxis liegen hier ganz dicht beieinander.“ Die Wege Sowohl junge Berufseinsteiger als zu den Abteilungen sind kurz und auch erfahrene Pflegekräfte können es bestehen direkte Kontakte zur sich qualifizieren - und das unter Pflege, zur Physiotherapie und zu einem Dach. den Fachärzten. Schulabgänger haben die Möglichkeit, in der Akademie eine dreijährige Ausbildung Behlau legt Wert auf Unterricht in kleinen zum Operationstechnischen Assistenten Gruppen. Zudem kooperiert die Akademie (OTA) oder zum Anästhesietechnischen mit dem Rostocker Institut für Anatomie und Assistenten (ATA) zu absolvieren. Bereits dem Institut für experimentelle Chirurgie. ausgelernte Pflegekräfte mit mehreren Jahren Berufserfahrung können sich im Seit 2015 leitet Behlau den Bereich Bereich Anästhesie und Intensivpflege der Aus- und Weiterbildung mit den weiterbilden. Seit 2017 bietet die Weiterbildungsstätten und Berufliche Akademie außerdem eine Weiterbildung Schulen an der Bildungsakademie. Diverse zur Algesiologischen Fachassistenz, also Lehrkräfte, darunter Fachpraxislehrkräfte, zum Schmerztherapeuten, an. Einen Fachlehrer und Dozenten unterrichten Reanimationskurs für Mitarbeiter gibt es seit die Auszubildenden und Teilnehmer in vergangenem Jahr außerdem. Unterrichtsräumen unter dem Dach der Alten Chirurgie. Im Schnitt zählt Behlau jährlich Die Nachfrage nach 150 Bewerbungen. In der Zukunft wird das Weiterbildungsangebot ausgebaut, wie um spezialisierten Fachkräften ist die berufspädagogische Weiterbildung zum im ganzen Land groß. Praxisanleiter. Im Dialog 1|2020 | 19
Eltern und Ärzte bewahren Säugling vor plötzlichem Kindstod Ulrike Langpohl und Christian Drockner Für die kleine Larissa ging alles gut aus. „Ihr können es noch nicht begreifen: Nur durch Vater hat richtig gehandelt, die Atemwege einen Zufall haben sie zusammen mit Not- freigemacht und sie stimuliert“, sagt Bene- fallmedizinern der Unimedizin Rostock ihre dikt Neukirch. Der Stationsarzt der Intensiv- Tochter vor dem plötzlichen Kindstod be- und Intermediate Care Station an der Uni- wahren können. medizin war am Schicksalstag als Notarzt zur Stelle. Er nahm den Säugling sofort auf Es ist der Moment, den viele Eltern der Kinderintensivstation auf. fürchten. Der Moment, wenn das Vom damaligen Schreck hat die eigene Kind droht zu sterben. kleine Larissa sich vollständig erholt Sommer 2019: Die Eltern der drei Wochen und ist zu einem properen Baby alten Larissa Charlotte sitzen auf dem Sofa herangewachsen. und trinken Kaffee. Der Stubenwagen steht gleich daneben, Larissa schläft tief und fest. Nach mehreren Tagen auf der Intensivstati- Als Ulrike Langpohl einen Blick auf ihre on konnten die Spezialisten Entwarnung ge- schlafende Tochter wirft, bleibt ihr fast das ben: An einer ernsten Erkrankung leidet das Herz stehen: Larissa atmet nicht. Ihre Haut kleine Mädchen nicht. Und auch zu Hause hat sich gräulich verfärbt, der Mund ist voller hatte sie keine weiteren Atemaussetzer. Schleim. „Ihr ganzer Körper krampfte“, er- innert sich Vater Christian Drockner. Sofort Doch die Angst sitzt bei den Eltern noch versucht er, seine Tochter durch Anpusten heute tief: Den Stubenwagen haben sie und Streicheln aufzuwecken. Er nimmt sie sofort verkauft, Larissa schläft seitdem im aus dem Stubenwagen, entfernt die Flüssig- erhöhten Laufgitter und wird aufmerksam keit aus ihrem Mund und versucht, sie zum überwacht. „Wenn sie schläft, schauen Atmen zu bewegen, während seine Frau wir viel öfter nach ihr“, so Vater Christian. den Notruf wählt. Auch sonst halten sich die Eltern genau an die Empfehlungen der Ärzte, was Larissas Auch in Zeiten modernster Schlaf angeht: Rückenlage, Schlafsack und medizinischer Versorgung gehört das Zimmer gut lüften. der plötzliche Kindstod bei Säuglingen zur häufigsten Todesursache – meist im Alter zwischen zwei und vier Monaten. Ulrike Langpohl wacht am Bett ihrer Tochter Larissa auf der Kinderintensivstation. Foto: Privat 20 | Im Dialog 1|2020
Christian Drockner und Ulrike Langpohl schauen öfter nach ihrer kleinen Tochter Larissa. Im Dialog 1|2020 | 21
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