Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

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Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

Breitbandstrategie der
Bundesregierung

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Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
Redaktion
Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie (BMWi)
Öffentlichkeitsarbeit

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PRpetuum GmbH, München

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Silber Druck oHG, Niestetal

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Stand
Februar 2009
Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
3

Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation

Breitbandstrategie der
Bundesregierung
Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5

I.      Breitbandnetze sind wesentliches Fundament für wirtschaftliches Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

2.      Die Basis für den Erfolg ist gelegt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

3.      Die Bundesregierung setzt ehrgeizige Ziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8

4.      Vier-Säulen-Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

        4.1 Nutzung von Synergien beim Infrastrukturausbau voranreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

        4.2 Unterstützende Frequenzpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13

        4.3 Finanzielle Förderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

        4.4 Wachstums- und innovationsorientierte Regulierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18

5.       Information und Transparenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22

6.      Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

        Anlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24
Breitbandstrategie der Bundesregierung - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
Einleitung                                          5

Kräfte bündeln für Deutschlands Zukunft:
Wege zu einem schnellen Internetzugang
bis in jedes Haus

Durch die Nutzung von Synergien beim Infrastruk-
turausbau, die Verwendung der Digitalen Dividende,
eine investitions- und wachstumsorientierte
Regulierung sowie finanzielle Fördermaßnahmen
will die Bundesregierung gemeinsam mit Ländern,
Kommunen und der Wirtschaft den Breitbandausbau
in Deutschland massiv vorantreiben.

3 Bis spätestens Ende 2010 sollen flächendeckend
leistungsfähige Breitbandanschlüsse verfügbar sein.

3 Bis 2014 sollen bereits für 75 Prozent der Haus-
halte Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindes-
tens 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen mit
dem Ziel, solche hochleistungsfähigen Breitband-
anschlüsse möglichst bald flächendeckend verfügbar
zu haben.
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    1
    Breitbandnetze sind wesentliches Fundament
    für wirtschaftliches Wachstum

                           Leistungsfähige Breitbandnetze zum schnellen
                           Informations- und Wissensaustausch sind Voraus-
                           setzung für wirtschaftliches Wachstum. Sie sind für
                           Wirtschaft und Gesellschaft mittlerweile so bedeutend
                           wie Straßen und Schienen, wie Flüsse und Kanäle
                           oder wie Gas-, Wasser- und Stromverteilnetze.
                           Die Verfügbarkeit einer leistungsfähigen Breitband-
                           infrastruktur ist Basis für innovative Breitbanddienste
                           mit hohem wirtschaftlichen Potenzial z. B. im Bereich
                           des eWork, eGovernment, eHealth und eLearning.
                           Breitbandanbindungen beschleunigen wesentlich
                           den Wissenstransfer und ermöglichen den Zugang
                           zu immer vielfältigeren und hochwertigeren audio-
                           visuellen Medieninhalten und Infotainment-
                           Diensten.

                                Insbesondere ländliche Gebiete können von
                           Breitband und seinen Möglichkeiten profitieren.
                           Breitband ist ein wichtiger Standortfaktor für die
                           Ansiedlung von Unternehmen und Familien und ist
                           somit wichtig, um Arbeitsplätze zu sichern sowie die
                           Ertragskraft und Attraktivität auch ländlicher Räume
                           zu steigern. Hier gibt es jedoch nach wie vor eine
                           große Zahl von nicht mit Breitband versorgten
                           Gebieten („weiße Flecken“), viele davon in Teilen
                           Ostdeutschlands.

                                Die Kabel- und Telekommunikationsunternehmen
                           investieren kräftig in den Ausbau ihrer Breitband-
                           netze und den Aufbau von Hochleistungsnetzen –
                           Schätzungen zufolge bis zu 50 Milliarden Euro in den
                           nächsten Jahren. Um Breitbandverbindungen als
                           zentrale Nervenbahnen im deutschen Wirtschafts-
                           system überall verfügbar zu machen und deren
                           Leistungsfähigkeit zu steigern, müssen jetzt hierfür
                           die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Durch
                           die Maßnahmen wird ein effizienter Ausbau der
                           Breitbandnetze begünstigt und die Verbreitung bis in
                           den letzten Haushalt beschleunigt.
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2
Die Basis für den Erfolg ist gelegt

Deutschland verfügt derzeit über eine auch im inter-                   Allerdings wachsen auch die Ansprüche von
nationalen Vergleich sehr gute Breitbandversorgung.                Bürgern und Wirtschaft kontinuierlich, so dass
Mehr als 98 Prozent aller Haushalte sind bundesweit                Angebote, die vor kurzem noch als befriedigend em-
mit Breitbandinternet mit Übertragungsraten von                    pfunden wurden, heute nicht mehr ausreichen. Diese
mindestens 384 KBit/s versorgt. Legt man die mittler-              Dynamik ist im Rahmen der möglichen Lösungsan-
weile angemessene Breitbanddefinition von mindes-                  sätze zu berücksichtigen. Sie ist nicht zuletzt Resultat
tens 1 MBit/s zugrunde, so wird einVersorgungsgrad                 einer ausgesprochen positiven Breitbandent-
von rund 92 Prozent erreicht. Für weit über 70 Prozent             wicklung in Deutschland. Je rasanter und für die
der Haushalte sind Übertragungsraten von mindestens                Kunden attraktiver die Marktentwicklung insgesamt
2 MBit/s verfügbar und bereits über 20 Prozent der                 verläuft, umso dringlicher wird die Schließung von
Haushalte können auf VDSL-Anschlüsse zum Hoch-                     Versorgungslücken abseits der Ballungsräume.
leistungsinternet mit bis zu 50 MBit/s zugreifen. Das
ist im europäischen Vergleich ein herausragender                        Ende 2008 nutzten fast 60 Prozent der Haushalte
Wert.                                                              Breitbandanschlüsse. Deutschland nimmt damit bei
                                                                   der Breitbandnutzung im Vergleich mit anderen
    Allein zwischen dem 30. September 2006 und                     bedeutenden Volkswirtschaften einen Spitzenplatz
dem 31.12.2007 1 ist die Anzahl der verfügbaren                    ein. Unternehmen und Privathaushalte können dabei
Anschlüsse mit mindestens 384 KBit/s um rund                       in der Regel zwischen mehreren funk- und festnetz-
400.000 angestiegen. Nachrichten aus Kommunen                      basierten Breitbandangeboten mit vielfältigen
und Ländern zeigen, dass sich dieser positive Trend                Preismodellen wählen. Bei 21 Millionen der heutigen
weiter fortgesetzt hat.                                            gut 23 Millionen Breitbandzugänge handelt es sich
                                                                   um DSL-Anschlüsse über das klassische Telefonnetz.
     Der spürbare Rückgang der „weißen Flecken“ in                 Davon werden 10,6 Millionen Anschlüsse durch die
Deutschland ist zum einen auf die kontinuierlichen                 Deutsche Telekom, die übrigen 10,4 Millionen durch
Investitionen der Netzbetreiber zurückzuführen.                    Wettbewerber bereitgestellt. Ende 2008 nutzten
Zum anderen haben hierzu ganz wesentlich die                       rund 2 Millionen Haushalte alternative Breitband-
vielfältigen Aktionsprogramme der Länder, die kom-                 zugänge. Davon nutzten schätzungsweise 1,8 Millio-
munalen Breitbandinitiativen in den betroffenen                    nen Haushalte einen TV-Kabelanschluss für den breit-
Orten, die bundesweiten Aktivitäten der Verbände                   bandigen Internetzugang. Die übrigen Anschlüsse
(eco, VATM, DStGB etc.) und die vielfältigen Maß-                  wurden über Techniken wie Satellit, Glasfaser, WLAN
nahmen des Bundes beigetragen.                                     oder Powerline realisiert. Die außerordentlich hohen
                                                                   Wachstumsraten der Breitbandnutzung über Kabel-
    Über das Breitbandportal (www.zukunftbreit-                    anschlüsse sind sehr erfreulich. Das deutsche TV-Kabel-
band.de) und den Breitbandatlas trug die Bundes-                   netz entwickelt sich damit in vielen Regionen zu
regierung dazu bei, Informationsdefizite zu beseitigen             einer echten wettbewerblichen Alternative zu den
und gab Hinweise zu Breitbandalternativen und                      DSL-Netzen. Der Mindestbedarf kann auch über
konkrete Handlungsempfehlungen. Dies hat für eine                  flächendeckend verfügbare Satellitennetze gedeckt
Sensibilisierung von bislang nicht oder nur unzu-                  werden. Von dieser Möglichkeit machen heute etwa
reichend versorgten Gemeinden für das Breitband-                   30.000 Kunden Gebrauch. Sofern die Ausbaupläne
thema gesorgt und die Vielfalt an Alternativen vor                 der Satellitenbetreiber realisiert werden, eröffnet sich
Ort deutlich gemacht.                                              hier weiteres Entwicklungspotenzial (s. Anlage 1).

1 Neue Zahlen über die Verfügbarkeit 2008 werden derzeit erhoben
und liegen im April vor.
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    3
    Die Bundesregierung setzt ehrgeizige Ziele

    Die bislang insgesamt gute Breitbandentwicklung       Diese Zielsetzungen sind Ergebnis intensiver Diskus-
    muss weiter beschleunigt und vorangetrieben werden,   sionen mit der Branche und den Ländern. Der Bun-
    denn                                                  desregierung ist durchaus bewusst, dass es sich um
    3 eine Vielzahl von Haushalten kann die Möglich-      ambitionierte Ziele handelt. Sie hält diese Ziele aber
    keiten breitbandiger Internetverbindungen noch        für realisierbar, wenn die vorgeschlagenen Maßnah-
    immer nicht nutzen und                                men von allen Beteiligten zielorientiert umgesetzt
    3 jetzt werden die volkswirtschaftlich bedeut-        werden.
    samen Investitionsentscheidungen für den Aufbau
    schneller Netze mit Übertragungsraten ab 50 MBit/s         Unstreitig ist, dass diese Ziele nur durch einen
    getroffen.                                            Technologiemix und im Wettbewerb erreicht werden
                                                          können. Das gilt für die Beseitigung der „weißen
    Die Bundesregierung möchte der Entwicklung zu-        Flecken“ ebenso wie für die Entwicklung der Hoch-
    sätzliche Impulse geben. Sie hat deshalb ehrgeizige   leistungsnetze.
    Ziele gesetzt:
    1. Bis Ende 2010 sollen die Lücken in der Breit-          Die Techniken tragen dabei aufgrund ihrer Eigen-
        bandversorgung geschlossen und flächen-           schaften in unterschiedlicher Weise zur Erreichung
        deckend leistungsfähige Breitbandanschlüsse       der Ziele bei:
        verfügbar sein.
    2. Bis 2014 sollen bereits für 75 Prozent der Haus-   3 DSL, Kabelnetze, Funk- und Satellitenverbindun-
        halte Anschlüsse mit Übertragungsraten von        gen und vereinzelt auch Powerline-Netze sind die
        mindestens 50 MBit/s pro Sekunde zur Verfü-       Grundlage für die kurzfristige Bereitstellung einer
        gung stehen mit dem Ziel, solche hochleis-        flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen
        tungsfähigen Breitbandanschlüsse möglichst        Breitbandanschlüssen. Darunter versteht man derzeit
        bald flächendeckend verfügbar zu haben.           Übertragungsraten von mindestens 1 MBit/s.
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3 Kabelnetze, VDSL, Glasfasernetze und langfristig           Im internationalen Standortwettbewerb
möglicherweise auch zukunftsfähige Funktechno-          liefern neue Infrastrukturtechnologien einem
logien wie LTE (Long-Term-Evolution) bilden die Basis   Land insbesondere dann volkswirtschaftliche
für hochleistungsfähige Internetanschlüsse (ab 50       Vorteile, wenn sie schneller und nachhaltiger als
MBit/s).                                                anderswo vorangetrieben werden. Umgekehrt
                                                        geraten diejenigen Standorte ins Hintertreffen,
Andere Volkswirtschaften sind ähnlich                   die diese Technologie nicht oder verzögert zum
ambitioniert                                            Einsatz bringen.

Breitbandnetze in die Fläche zu bringen und in einem
                                                             Es gilt daher schnell und wirksam zu handeln
zweiten Schritt zu Hochleistungsnetzen auszubauen
                                                        und heute die richtigen Anreize für volkswirtschaft-
haben sich auch andere Volkswirtschaften zum Ziel
                                                        lich hoch rentable Investitionen in Breitband-
gesetzt.
                                                        infrastrukturen zu setzen.

    In Frankreich soll bis Anfang 2010 jeder Bürger
Zugang zu Breitband mit mindestens 512 KBit/s zum
Preis von maximal 35 Euro pro Monat (einschließlich
der Kosten für Zugangsausrüstung) erhalten. Als
Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels sind die
Erstellung eines Breitbandatlasses, die Einrichtung
von Breitbandkompetenzzentren, die Prüfung von
öffentlichen Investitionen in kommunale Breitband-
netze sowie die Nutzung von Frequenzen aus der
Digitalen Dividende (790 bis 862 MHz) für Breitband-
dienste vorgesehen.

    In Japan sollen bis Ende März 2011 alle Haushalte
mit Breitbandinternet und davon bereits 90 Prozent
mit Hochleistungsinternet versorgt sein. Ähnlich
ambitionierte Ziele verfolgt Finnland.

    Auch die USA planen ihr Engagement beim
Breitbandausbau zu verstärken. Der amerikanische
Präsident Barack Obama hat Initiativen angekündigt,
um die flächendeckende Breitbandversorgung zu
verbessern und das Breitbandnetz der nächsten
Generation zügig aufzubauen. Ein entsprechendes
Gesetzgebungsverfahren wurde bereits auf den Weg
gebracht.
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     Vier-Säulen-Strategie

     Um die ambitionierten kurz- und langfristigen Ziele     4.1 Nutzung von Synergien beim
     zu erreichen, schlägt die Bundesregierung einen         Infrastrukturausbau vorantreiben
     anreizorientierten Ansatz vor, indem sie
     3 die Nutzung von Synergien beim Infrastruk-            Die Beseitigung von „weißen Flecken“ im ländlichen
     turausbau vorantreibt,                                  Raum und insbesondere der Aufbau von Hoch-
     3 eine unterstützende Frequenzpolitik gewähr-           leistungsnetzen für die Zukunft erfordert Milliarden-
     leistet,                                                investitionen. Bis zu 70 Prozent der anfallenden
     3 sich für eine wachstums- und innovationsori-          Kosten für den Ausbau breitbandiger Infrastrukturen
     entierte Regulierung einsetzt und                       im Festnetz sind Tiefbaukosten. Diese Kosten sinken
     3 im erforderlichen Umfang finanzielle                  erheblich, wenn die verschiedenen Infrastruktur-
     Fördermaßnahmen bereitstellt.                           betreiber stärker als bisher über Kooperationsmög-
                                                             lichkeiten und die Öffnung eigener Einrichtungen
     Das kurzfristige Ziel einer flächendeckenden Versor-    für Dritte nachdenken. Hierdurch können betriebs-
     gung mit leistungsfähigen Breitbandanschlüssen          wirtschaftliche Win-Win-Situationen entstehen und
     wird dabei vor allem durch die Fortsetzung und den      volkswirtschaftliche Kosten eingespart werden.
     Ausbau der finanziellen Fördermaßnahmen für             Wenn die Maßnahmen breit unterstützt werden und
     Kommunen unterstützt sowie durch die Nutzung von        es somit gelingt, die Infrastrukturkosten für den
     Instrumenten zur Verbesserung der Finanzierungs-        Ausbau breitbandiger Infrastrukturen im Festnetz
     möglichkeiten für Unternehmen. Zudem greifen            um nur zehn Prozent zu verringern, lässt sich in den
     mehr Planungssicherheit bei der Regulierung, die        nächsten Jahren ein Einsparpotenzial von etwa drei
     Nutzung der Digitalen Dividende und die verschiede-     Milliarden Euro realisieren.
     nen Aktivitäten der Länder.
                                                             3   Wie und in welchem Umfang können vorhan-
          Für das langfristige Ziel, flächendeckend Hoch-        dene öffentliche und private Einrichtungen
     leistungsnetze aufzubauen, sollen zudem verstärkte          des Telekommunikationssektors und der
     anreizorientierte Elemente im europäischen Rechts-          anderen Infrastrukturbereiche für die
     rahmen greifen. Hinzu kommen Impulse aus dem                Schließung von Versorgungslücken und den
     Maßnahmenpaket zur Nutzung von Synergien beim               raschen Aufbau von Hochleistungsnetzen in
     Infrastrukturausbau sowie finanzielle Fördermaß-            Deutschland genutzt werden?
     nahmen.
                                                             Der Aufbau von Hochleistungsnetzen und die
          Von der konzertierten Begleitung des Infra-        Anbindung abgelegener Gegenden an das Breit-
     strukturausbaus und der Koordinierung aller Akteure     bandinternet kann umso schneller erfolgen, je
     ist ein wesentlicher Effizienzvorteil zu erwarten.      effizienter bestehende Infrastrukturen mitgenutzt
     Dadurch werden zusätzliche Investitionen generiert.     werden. Solche werden von öffentlicher Seite von
     Im Idealfall können Duplizierungen und Fehlinvesti-     Bundes- und Landesbehörden sowie den Kommunen
     tionen vermieden, die Markttransparenz erhöht und       vorgehalten. Zusätzlich besitzen Unternehmen der
     die (Mit-)Nutzung bereits vorhandener Infrastrukturen   Strom- und Energieversorgung sowie aus dem
     angeregt werden. Das Gelingen eines derartig effi-      Telekommunikationsbereich eine Vielzahl passiver
     zienten Aus- und Aufbaus von Breitbandinfrastruktu-     (z. B. Leerrohre, Funktürme) und aktiver Infrastruk-
     ren wird die positiven gesamtwirtschaftlichen Effekte   turen (Glasfaser), die auf freiwilliger Basis beim
     des Internets erheblich verstärken.                     Aufbau von Netzen mitgenutzt werden können.

         Insgesamt schlägt die Bundesregierung 15 Maß-
     nahmen vor, die innerhalb der nächsten drei Monate
     vorangebracht werden sollen.
11

     Wenn sich Kommunen aufgeschlossen gegen-           Informationen über vorhandene, mit nutzbare
über möglichen Kooperationsmodellen zeigen,             Infrastrukturen sowie Informationen über relevante
indem sie etwa kommunale Abwasserkanäle für eine        Baumaßnahmen bereit stellt. Ähnliche Bestrebungen
vergleichsweise kostengünstige Glasfasernetzver-        gibt es z. B. auch in den Vereinigten Staaten, wo er-
legung oder Standorte für Funkanlagen Dritten für       hebliche Mittel in die Implementierung einer
den Aufbau von Breitbandnetzen zur Verfügung            „Broadband Inventory Map“ fließen sollen.
stellen, kann der Breitbandaufbau beschleunigt wer-
den.                                                        Maßnahme 2: Aufbau eines Infrastruktur-
                                                            atlasses
    Des Weiteren führen bereits viele Backbone-             3 Die Bundesnetzagentur wird in Zusammen-
Netze (Datenautobahnen) großer Netzbetreiber                arbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft
durch bisher nicht oder schlecht versorgte Gebiete.         und Technologie kurzfristig mit dem Aufbau
Dies bietet bereits in vielen Fällen die Möglichkeit        eines Infrastrukturatlasses beginnen. Sie wird
durch einfache „Zubringerstrecken“ den Anschluss            dabei, soweit möglich, konzeptionelle Vorarbeiten
„weißer Flecken“ rasch zu realisieren.                      der Wirtschaft und der Breitbandinitiativen der
                                                            Länder berücksichtigen. Möglichst noch im
    Zudem existieren in Deutschland weit über               Herbst 2009 soll eine erste Version veröffentlicht
70.000 Funkstandorte unterschiedlicher Betreiber.           werden.
Eine Vielzahl dieser Funkstandorte könnte stärker als       3 Mit der Bundesnetzagentur wird eine obere
bisher für eine Mitbenutzung durch Dritte gegen             Bundesbehörde mit der Aufgabe betraut, die ein
Entgelt geöffnet werden, um die Breitbandver-               hohes Maß an Vertraulichkeit gewährleistet und
sorgung zu verbessern.                                      auch sicherstellen wird, dass tatsächlich nur
                                                            solche Infrastrukturen aufgenommen werden,
  Maßnahme 1: Mitnutzung bestehender                        die für eine Mitnutzung in Frage kommen. Zur
  Infrastrukturen und Einrichtungen optimieren              Sicherstellung der notwendigen Vertraulichkeit
  3 Die Bundesbehörden werden den Breitband-                wird zu unterscheiden sein zwischen allgemein
  ausbau in Deutschland nach Kräften unterstützen,          verfügbaren bzw. nur bestimmten Nutzern zu-
  sofern hierdurch die eigentliche Aufgabenstel-            gänglichen Informationen sowie solchen Infor-
  lung der Behörden nicht beeinträchtigt und                mationen, die letztlich nur vom Infrastruktur-
  Sicherheitsaspekte gebührend berücksichtigt               betreiber selbst weitergegeben werden können.
  werden. Dies betrifft insbesondere die partielle
  Mitnutzung vorhandener Infrastrukturen wie sie        3     Wie können Informationsdefizite über den
  etwa im Geschäftsbereich des BMVBS, BMVg und                Aufbau neuer Infrastrukturen abgebaut, die
  BMI vorhanden sind, soweit es sich nicht um Glas-           Ausbaukosten gesenkt und Kooperationen für
  faserkabel oder übertragungstechnische Einrich-             die Verlegung neuer Infrastrukturen inten-
  tungen handelt.                                             siviert werden?
  3 Die Bundesregierung appelliert an Länder und
  Kommunen, dass deren Behörden sich ebenfalls          Um die Baukosten für Breitbanderschließungsarbei-
  für Kooperationen bei der Nutzung vorhandener         ten deutlich zu verringern, sollten Telekommunika-
  Einrichtungen und Infrastrukturen öffnen.             tionsunternehmen verstärkt die Möglichkeit nutzen
                                                        können, im Rahmen ohnehin beabsichtigter Straßen-
Dafür ist es wichtig, dass Unternehmen eine netz-       baumaßnahmen ihre Infrastrukturen mitzuverlegen.
übergreifende Datengrundlage erhalten, um ihre          Dafür müssen sie rechtzeitig über geplante relevante
Ausbauprozesse zu optimieren und nutzbare Infra-        Straßenbauvorhaben informiert werden.
strukturen in ihre Planung einzubeziehen. In Ergän-
zung zu bereits vorhandenen informationspolitischen
Maßnahmen wie dem Breitbandatlas des BMWi wird
die Bundesregierung eine Plattform schaffen, die
12      Vier-Säulen-Strategie

      Maßnahme 3: Aufbau einer Baustellen-                    Maßnahme 4: Bedarfsorientierte Mitverlegung
      datenbank                                               von Leerrohren und gemeinsamer Aufbau von
      3 Gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenver-              Infrastrukturen
      bänden (Deutscher Landkreistag, Deutscher               3 Durch eine bedarfsorientierte Mitverlegung
      Städtetag und Deutscher Städte- und Gemeinde-           von Leerrohren und die Einrichtung von Zugän-
      bund) und den Ländern wird die Bundesregie-             gen zu Kabelschächten etc. im Zuge von Baumaß-
      rung das weitere Vorgehen zur Erstellung einer          nahmen soll der Aufbau von Breitbandinfrastruk-
      zentralen Datenbank über alle relevanten                turen forciert werden. Hierfür stehen den
      Straßenbauvorhaben erörtern. Die Datenbank              Kommunen künftig verstärkt finanzielle Ressour-
      soll mit dem Infrastrukturatlas zusammen ge-            cen zur Verfügung (s. Maßnahme 8).
      führt werden.                                           3 Kooperationen beim Aufbau von Infrastruk-
      3 Das BMVBS stellt für den Infrastrukturatlas           turen wie sie bereits mit der Wasser- und Schiff-
      regelmäßig aktuelle Informationen zu Baustellen         fahrtsverwaltung praktiziert worden sind, sollen
      auf den Bundesautobahnen zur Verfügung. Diese           soweit möglich intensiviert und gefördert wer-
      Informationen basieren auf den Daten der                den. Dadurch können Effizienzvorteile für alle
      Länder über geplante Baumaßnahmen ab acht               Beteiligten generiert werden.
      Tagen Dauer. Die Aktualisierung erfolgt in der
      Regel länderweise alle drei Monate.                 3     Welche Voraussetzungen sind zu schaffen,
                                                                damit von privater Seite ein bedarfsorientier-
     Informationspolitische Maßnahmen allein reichen            ter Ausbau der Breitbandverteilung im Haus
     im Zweifelsfall nicht aus, um den Breitbandausbau          erfolgt?
     zügig voranzutreiben. Wenn sich im Markt Koordina-
     tionsmängel zeigen, müssen punktuelle Interven-      Für den langfristigen Aufbau einer leistungsstarken
     tionen der öffentlichen Hand hinzukommen. Ist        Infrastruktur ist es erforderlich, dass Maßnahmen
     etwa absehbar, dass die Verlegung von Leerrohren     nicht an der Haustür enden. Die frühzeitige Ver-
     oder die Schaffung geeigneter Zugänge (Schächte      netzung von Wohnungen und Häusern schafft in
     etc.) im Rahmen von Baumaßnahmen die spätere         effizienter Weise die notwendigen Grundlagen für
     Breitbanderschließung einzelner Kommunen oder        zukunftsfähige eWork- oder eHealth-Anwendungen,
     Ortsteile spürbar erleichtern würde, so sollten      steigert damit den Wert der Immobilien und ermög-
     entsprechende Maßnahmen auch dann vorgenom-          licht es den Menschen, in gewohnter Umgebung
     men werden, wenn zum Zeitpunkt der Baumaß-           länger als bisher selbstbestimmt zu leben und zu
     nahme kein Anbieter vor Ort ist, der hierfür die     arbeiten. Die Bundesregierung setzt sich deshalb
     Kosten trägt. Den Kommunen muss dafür die Mög-       dafür ein, dass Häuser und Wohnungen jetzt für die
     lichkeit gegeben werden, die Kosten über geeignete   Zukunft fit gemacht werden.
     Förderprogramme aufzubringen.
                                                               Bei der Erschließung von Häusern können bereits
         Eine weitere Möglichkeit der Beschleunigung      nach § 35a des EStG Handwerkerleistungen für das
     bietet das gemeinsame Verlegen von Kabelanlagen      Verlegen von Kabelzuleitungen (über privaten Grund)
     durch Betreiber öffentlicher Telekommunikations-     zum Haus oder zur Wohnung steuerlich geltend
     netze und öffentliche Verwaltungen. In der Vergan-   gemacht werden. Für den Aufbau neuer Infrastruk-
     genheit sind entsprechende Kooperationen bereits     turen ist es wichtig, dass diese Regelungen noch
     zwischen Telekommunikationsunternehmen und der       weitreichender und technologieneutraler ausgestal-
     Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) des         tet werden.
     Bundes an einigen Bundeswasserstraßen erfolgreich
     praktiziert worden. Hiervon haben alle Beteiligten
     profitiert – durch verringerten Planungsaufwand
     und geringere Kosten. Die Kosten wurden anteilig
     durch die Betreiber und die WSV aufgebracht.
13

Maßnahme 5: Verbesserung der Breitband-                4.2 Unterstützende Frequenzpolitik
verteilung im Haus
Kurzfristig wird der Geltungsbereich der Regelung      Die Ziele der Breitbandstrategie der Bundesregierung
des § 35a EStG auf alle Formen des Breitbandaus-       lassen sich nur erreichen, wenn neben modernen
baus in Gebäuden erweitert. Künftig sind alle          leitungsgebundenen Netzen auch leistungsstarke
Installationen steuerlich begünstigt, die den Breit-   Funktechnologien zum Einsatz kommen und das
bandanschluss von Gebäuden und die Weiter-             Frequenzspektrum effizient genutzt wird. Bereits
führung der Breitbandverbindungen im Haus              heute kommt funkgestützten Breitbanddiensten eine
sowie der jeweiligen Wohneinheiten betreffen.          überaus wichtige Funktion zu, sei es als Mittel zur
                                                       Schließung von Lücken in der Versorgung mit
                                                       leitungsgebundenen Technologien oder als mobile
                                                       Ergänzung von Festnetzanschlüssen.

                                                       3   Welchen Beitrag kann die Frequenzpolitik
                                                           mittel- bis langfristig für eine generelle
                                                           Verbesserung der breitbandigen Versorgung
                                                           der Bevölkerung leisten?

                                                       Ziel der Frequenzpolitik ist eine bestmögliche Nutz-
                                                       ung der begrenzt verfügbaren Ressource Funkfre-
                                                       quenzen. Die Bundesregierung unterstützt den Kurs
                                                       der Bundesnetzagentur, unter Beteiligung aller
                                                       betroffenen Branchen und der Fachöffentlichkeit, die
                                                       Frequenznutzung soweit wie möglich zu flexibilisieren
                                                       und von Technologien unabhängig zu gestalten. Die
                                                       Bundesnetzagentur führt u. a. zur Zeit eine Anhörung
                                                       zu der Frage durch, wie das vorhandene GSM-Spektrum
                                                       künftig eingesetzt und verteilt werden kann, um den
                                                       Anforderungen der nächsten Funktechnologie-
                                                       generationen gerecht zu werden. Die heutigen breit-
                                                       bandigen Mobilfunknetze decken derzeit in erster
                                                       Linie dichter besiedelte Regionen ab. Dies wird sich
                                                       künftig verbessern. Die bislang für die GSM-Netze
14      Vier-Säulen-Strategie

     genutzten Frequenzspektren um 900 MHz sollen              3   Wie können Funktechnologien kurz- bis mittel-
     künftig – unabhängig von einer bestimmten Techno-             fristig zu einer breitbandigen Versorgung des
     logievorgabe – für alle Formen des drahtlosen                 ländlichen Raumes beitragen?
     Netzzugangs verwendet werden können.
                                                               Künftig werden auch Teile des bislang für den analo-
         Die Vorbereitungen zu einer Vergabe weiterer          gen Rundfunk und durch die Streitkräfte genutzten
     Frequenzressourcen sind nahezu abgeschlossen. Die         Frequenzspektrums für die Verbesserung der Versor-
     konkreten Auktionsregeln werden noch erarbeitet           gung mit mobilen breitbandigen Internetanschlüs-
     und zur Kommentierung gestellt. Mit 270 MHz wird          sen in ländlichen Bereichen zur Verfügung stehen.
     in 2010 das bisher umfangreichste Spektrum verstei-       Dieses Spektrum eignet sich auf Grund seiner
     gert. Eine Beschränkung des Einsatzes bestimmter          physikalischen Ausbreitungseigenschaften beson-
     Techniken wird es dabei nicht geben. Diese Frequen-       ders gut, große Flächen durch wenige Sendemasten
     zen werden bundesweit für breitbandige Anwendun-          zu versorgen und auch eine gute Gebäudedurch-
     gen zur Verfügung gestellt. Dabei geht die Bundes-        dringung zu erzielen. Die durch die Digitalisierung
     netzagentur konsequent den eingeschlagenen Weg            der terrestrischen Rundfunkübertragung erreichbare
     weiter: möglichst technologie- und diensteneutral         so genannte „Digitale Dividende“ ermöglicht u. a.
     Frequenzen bereitzustellen für drahtlose Netzzu-          eine schnelle und wirtschaftliche Grundversorgung
     gänge.                                                    von dünn besiedelten Regionen mit Breitbandzu-
                                                               gängen und schafft eine Voraussetzung für den
           Dieses Spektrum liegt allerdings zum größten        Aufbau einer langfristig leistungsstarken Infrastruktur.
     Teil in dem Frequenzbereich oberhalb von 1000 MHz –       Der Bund, die Länder und die bisherigen Nutzer
     (1,8 GHz, 2 GHz, 2,6 GHz) – so dass sich der Aufbau von   (Militär und Anwender von drahtloser Produktions-
     Funknetzen hier wirtschaftlich sehr anspruchsvoll         technik wie z. B. Mikrofonen) unterstützen dies, auch
     darstellt und nur ein geringer Beitrag für die Versor-    wenn noch nicht alle offenen Fragen in diesem
     gung von weniger dicht besiedelten Gegenden zu            Bereich geklärt sind und teilweise Verlagerungen
     erwarten ist.                                             erforderlich sind, insbesondere in der Kulturwirtschaft.

         Auch wenn mobile Technologien generell weni-              Einige Länder beabsichtigen, die noch unge-
     ger Bandbreite zur Verfügung stellen als leitungsge-      nutzten Kapazitäten aus der Digitalen Dividende
     bundene Netze, darf ihr Beitrag für eine langfristig      kurzfristig einzusetzen, um die Internetversorgung
     flächendeckende Versorgung mit schnellen Inter-           über Funklösungen zu verbessern. So führen die
     netzugängen nicht unterschätzt werden. Heute sind         Landesmedienanstalten Berlin-Brandenburg und
     in den UMTS-Mobilfunknetzen bereits Download-             Baden-Württemberg Versuche zur Erschließung
     geschwindigkeiten bis zu 7,2 MBit/s realisierbar, bis     ländlicher Regionen durch. Diese Übergangslösun-
     2012 werden bis zu 14,4 MBit/s möglich sein. Mit          gen unterstützt die Bundesregierung so weit wie
     WiMAX sind heute Geschwindigkeiten von 3 bis 6            möglich. Der Rundfunkseite wurde zugesagt, dass
     Mbit/s (Up- und Downstream) möglich, bis 2012 sollen      der Frequenzbereich bis 790 MHz zu ihrer Verfügung
     50 bis über 100 Mbit/s (Up- und Downstream) erreich-      bleibt und die Entwicklungsmöglichkeiten des
     bar sein. Es wurden bereits erste kommerzielle LTE-       Rundfunks in diesem Bereich nicht eingeschränkt
     Chipsatzmodule (LTE – Long-Term-Evolution) für            werden. Oberhalb von Kanal 60 soll die Internet-
     mobile Endgeräte vorgestellt, die für Übertragungs-       versorgung so bald wie möglich realisiert werden.
     geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s im Downlink
     und bis zu 50 MBit/s im Uplink ausgelegt sind.
15

  Maßnahme 6: Rasche Nutzung des Potenzials            4.3 Finanzielle Förderung
  der Digitalen Dividende
  3 Die Bundesregierung nimmt den Vorschlag            Die Erfahrung hat gezeigt, dass in ländlichen Regio-
  (Anlage 2) für eine baldige Nutzung eines Teils      nen eine Breitbanderschließung ohne staatliche
  der Digitalen Dividende zur Kenntnis. Am 4. März     Fördermittel in vielen Fällen kurzfristig nicht erfolgt.
  2009 wird sie die Frequenzbereichszuweisungs-        Hier sind Anreize durch staatliche Förderprogramme
  planverordnung verabschieden. Die Änderung           notwendig. Diese Programme ermöglichen somit
  sieht eine Öffnung des Bereichs zwischen 790         einen Aufbau von Internetzugängen mit einer Über-
  und 862 MHz für breitbandige Mobilfunkanwen-         tragungsleistung von mindestens 1 MBit/s für diejeni-
  dungen vor. Sie schafft die Voraussetzungen dafür,   gen Haushalte, in denen diese Versorgung bislang
  dass das Frequenzspektrum vorrangig der              nicht gewährleistet ist.
  raschen Erschließung bislang nicht mit Breitband
  versorgter Gebiete zugute kommt.                         Daneben ist es wichtig, dass jetzt schon die Grund-
  3 Sofern der Bundesrat noch vor der Sommerpause      lagen gelegt werden für den Aufbau von Hochleis-
  seine Zustimmung erteilt, kann die Bundesnetz-       tungsnetzen. Während dies in den Ballungsräumen
  agentur noch in 2009 einen Frequenznutzungs-         für mindestens 60 Prozent der Bevölkerung im
  plan aufstellen und das Vergabeverfahren             Wettbewerb erfolgt, gibt es Regionen, in denen die
  starten. Damit könnte die Digitale Dividende         Vorbereitungen für den Breitbandausbau mit geringen
  zumindest in einzelnen Regionen bereits begin-       staatlichen Zuschüssen unterstützt werden können.
  nend 2010 für die Sicherstellung einer leistungs-
  fähigen breitbandigen Versorgung genutzt wer-            Um Wachstumsimpulse zu geben, sollten alle
  den.                                                 Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Unter-
                                                       nehmen, die sich am Breitbandausbau beteiligen,
Damit befindet sich die Bundesregierung im Gleich-     Finanzierungserleichterungen zu gewähren.
klang mit anderen europäischen Staaten, die bereits
entschieden haben, den Frequenzbereich von 790 bis         Die Breitbandfördermaßnahmen sind so
862 MHz künftig für Mobilfunk zu verwenden.            zugeschnitten, dass der Wettbewerb nicht beein-
Konzepte gibt es in Schweden, Finnland, Frankreich     trächtigt wird, Mitnahmeeffekte vermieden und
und der Schweiz.                                       zusätzliche Investitionen angeregt werden.

    Wenn alle Beteiligten gemeinsam entschlossen       3   Wie kann die Versorgung mit leistungsfähigen
handeln, ist in der nächsten anstehenden Frequenz-         Breitbandanschlüssen bis 2010 insbesondere in
vergabe sogar schon eine Kombination aus niedrigen         den Regionen vorangebracht werden, in denen
und hohen Frequenzbereichen denkbar. Dies ver-             keine Erschließung durch den Markt erfolgt?
bessert die Chancen, dass die Ressourcen mit den
günstigen Ausbreitungsbedingungen aus der Digita-      Die Kommunen können auf verschiedene Förderpro-
len Dividende tatsächlich verwendet werden, um         gramme der Länder und des Bundes zugreifen. Insge-
Versorgungslücken zu schließen.                        samt können über diese Programme mehr als 150
                                                       Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden (Für
                                                       GAK beträgt der Bundesanteil bis 2010 insgesamt
                                                       30 Millionen Euro).

                                                           Alle Flächenländer wenden die Breitband-
                                                       förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe
                                                       „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten-
                                                       schutzes“ (GAK) an. Breitbandinvestitionen der
                                                       gewerblichen Wirtschaft können in GRW-Förderge-
                                                       bieten grundsätzlich aus Mitteln der Gemeinschafts-
16      Vier-Säulen-Strategie

     aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts-      Maßnahme 7: Verbesserte Förderbedingungen
     struktur“ (GRW) im Rahmen der bestehenden Rege-        in den Gemeinschaftsaufgaben
     lungen gefördert werden. In den GRW-Fördergebie-       3 Mit den Gemeinschaftsaufgaben GAK und
     ten kommen darüber hinaus künftig verstärkt Mittel     GRW stehen bereits heute finanzielle Ressourcen
     aus der GRW im Rahmen der Infrastrukturförderung       zur Verfügung, um den Ausbau von Breitband-
     zum Einsatz.                                           verbindungen mit einer Bandbreite von mindes-
                                                            tens 1 MBit/s in den bislang nicht versorgten
         Mit GAK-Mitteln können ländliche Gemeinden in      Gebieten zu beschleunigen.
     Deutschland gefördert werden, die nicht mit Breit-     3 Die bereits 2008 vom BMELV initiierte Breit-
     band versorgt sind oder nur auf eine Breitbandge-      bandförderung im Rahmen der GAK soll kurz-
     schwindigkeit von weniger als 1Mbit/s Zugriff haben.   fristig dahingehend verbessert werden, dass
     Der staatliche Zuschuss je Projekt beträgt maximal     zukünftig bis zu 90 Prozent der so genannten
     200.000 Euro. Gefördert werden derzeit bis zu          Wirtschaftlichkeitslücke förderfähig sind.
     60 Prozent der Wirtschaftlichkeitslücke. Diese ist     3 Voraussichtlich ab März 2009 können Kommu-
     definiert als Differenz zwischen den Investitions-     nen im GRW-Fördergebiet bei der Bereitstellung
     kosten und der Wirtschaftlichkeitsschwelle für die     eines qualitativ hochwertigen Breitbandzugangs
     Bereitstellung von Breitbanddiensten in ländlichen     (mind. 2 MBit/s) zu erschwinglichen Preisen im
     Gebieten, die mit jenen in Ballungsräumen vergleich-   Rahmen der Förderung wirtschaftsnaher Infra-
     bar sind. Die Auswahl der Anbieter muss technolo-      struktur unterstützt werden. Förderfähig sind bis
     gieneutral erfolgen. Der ausgewählte Betreiber muss    zu 90 Prozent der so genannten Wirtschaftlich-
     in der Regel allen Anbietern elektronischer Kom-       keitslücke. Darüber hinaus können Kommunen
     munikationsdienste auf Vorleistungsebene zu gleichen   mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden, wenn
     und nicht diskriminierenden Bedingungen Zugang         sie von Dritten Planungs- und Beratungsleistun-
     zu seinem Netz gewähren.                               gen in Anspruch nehmen. Für die Förderung des
                                                            Breitbandzugangs ist keine Zweckbindung von
                                                            GRW-Mitteln vorgesehen. Die Bundesregierung
                                                            geht davon aus, dass bis 2013 etwa 60 Millionen
                                                            GRW-Mittel für die Förderung des Breitbandzu-
                                                            gangs genutzt werden.
17

3     Welche Unterstützung kann für solche                  Zudem gewährt die Europäische Investitions-
      Kommunen gewährt werden, die mit mög-             bank (EIB) Darlehen für Breitbandprojekte bis zur
      lichst geringen Fördermitteln jetzt die Voraus-   Hälfte des Projektvolumens. Attraktiv sind insbeson-
      setzungen schaffen möchten für den Aufbau         dere die langen Laufzeiten der Finanzierungen
      von Hochleistungsnetzen und in denen der          typischerweise von bis zu 15 Jahren und die im
      Markt diese Voraussetzungen nicht selber          Vergleich zu einer Marktfinanzierung günstigeren
      schafft?                                          Zinssätze. Größere Projektvolumina ab ca. 100 Millio-
                                                        nen Euro werden direkt über die EIB abgewickelt,
Es ist wichtig, dass jetzt der Aufbau von Hochleis-     kleinere Projekte können über die zahlreichen
tungsnetzen initiiert wird. Soweit dafür finanzielle    deutschen Partnerbanken beantragt werden.
Impulse erforderlich sind, sind hierfür öffentliche
Mittel bereit zu stellen.                                    Zu den investierenden Unternehmen zählen
                                                        große Firmen genauso wie KMU. Deshalb ist es not-
    Maßnahme 8: Zusätzliches Geld für                   wendig, auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnit-
    Infrastrukturaufbau                                 tene Finanzierungsinstrumente zu entwickeln. Das
    3 Nach dem Zukunftsinvestitionsgesetz (ZuInvPG)     bestehende und modifizierte Bürgschaftsinstrumen-
    können die Länder in den Jahren 2009 und 2010       tarium von Bund und Ländern steht den Unterneh-
    ihren Kommunen Mittel für den Aufbau einer          men der Telekommunikationsbranche grundsätzlich
    Breitbandinfrastruktur bereitstellen, die später    offen, damit volkswirtschaftlich sinnvolle Breitband-
    Unternehmen für den Aufbau oder Betrieb von         projekte nicht an der mangelnden Verfügbarkeit
    Breitbandnetzen zur Verfügung gestellt werden       einer geeigneten Finanzierung scheitern. Im Rahmen
    kann. Mehrere Länder haben bereits angekün-         dieser Programme übernehmen die Länder bzw. der
    digt, die im Rahmen des Konjunkturpakets II         Bund und die Länder gemeinsam bis zu 90 Prozent
    zusätzlich bereitgestellten Gelder teilweise in     des Ausfallrisikos bei Projektfinanzierungen.
    den Ausbau der Breitbandinfrastruktur zu
    investieren.
    3 In den Gemeinschaftsaufgaben GAK und GRW
    (beschränkt auf die Fördergebiete) wird die Ver-
    legung von Leerrohren als neuer Fördergegen-
    stand aufgenommen.

Um innovative Projekte anzustoßen, beabsichtigt die
Bundesregierung, im Frühjahr 2010 eine Initiative
zur Förderung von Modellvorhaben zu starten.
Kommunen, die sich durch besonders innovative
Lösungen hervorheben, sollen durch das Programm
unterstützt werden. Durch die Schaffung solcher
„Breitbandleuchttürme“ sollen beispielhafte
Lösungen vorangebracht werden.

3     Wie können zusätzliche Anreize für Unterneh-
      men geschaffen werden, um Investitionen für
      den Breitbandausbau zu erleichtern?

Insbesondere kleine und mittelständische Unterneh-
men der Telekommunikationsbranche können über
das KfW-Sonderprogramm 2009 eine Fremdfinanzie-
rung zu marktgerechten und risikoadäquaten
Konditionen erhalten.
18       Vier-Säulen-Strategie

     4.4 Wachstums- und innovationsorientierte                    So wird in § 21 Abs. 1 Nr. 3 TKG explizit vorgegeben,
     Regulierung                                             dass bei der Prüfung, ob und welche Zugangsver-
                                                             pflichtungen auferlegt werden, die „Anfangsinvesti-
     Von der Liberalisierung des Telekommunikations-         tionen des Eigentümers der Einrichtung unter
     marktes und der Einführung einer sektorspezifischen     Berücksichtigung der Investitionsrisiken“ zu beacht-
     Regulierung hat der Verbraucher erheblich profitiert.   en sind. Der Förderung des Infrastrukturwettbewerbs
     Die Preise für Telekommunikationsleistungen sind        dient zudem die in § 21 Abs. 1 Nr. 4 TKG postulierte
     stark gesunken, die Qualität der angebotenen            Vorgabe, im Rahmen von Regulierungsentscheidun-
     Dienste hat sich deutlich verbessert. Die Leistungen    gen das Ziel zu berücksichtigen, Anreize zu effizienten
     werden von einer Vielzahl regional oder bundesweit      Investitionen in Infrastruktureinrichtungen zu schaf-
     tätiger Unternehmen angeboten.                          fen.

          Die Erfahrungen und Erfolge der letzten zehn            Sofern die Bundesnetzagentur aufgrund der
     Jahre lehren, dass sich Innovationen und Effizienz-     genannten Kriterien bestimmte Zugangsverpflich-
     steigerungen letztlich nur über funktionsfähige         tungen auferlegt, hat sie neben dem Regulierungs-
     Wettbewerbsprozesse erreichen lassen. Solche Wett-      ziel des § 2 Abs. 2 Nr. 3 TKG (Förderung effizienter
     bewerbsprozesse, die durch eine sektorspezifische       Infrastrukturinvestitionen und Unterstützung von
     Regulierung gefördert werden, sichern nicht nur         Innovationen) im Rahmen der Entgeltregulierung
     Effizienz im Hinblick auf Kosten und Preise, sondern    zusätzlich leistungsspezifische Risiken des eingesetz-
     gewährleisten auch die notwendigen dynamischen          ten Kapitals zu berücksichtigen (§ 31 Abs. 4 Nr. 3 TKG).
     Entwicklungen, d. h. eine in weiten Teilen hin-         Hierbei kann sie z. B. bei der Festsetzung von Zusam-
     reichende Investitions- und Innovationsaktivität in     menschaltungsentgelten besondere Risiken in Form
     der Wirtschaft.                                         von Aufschlägen o. ä. berücksichtigen.

          Sowohl der flächendeckende Ausbau von leis-             Zudem dient das in § 27 Abs. 2 TKG normierte
     tungsfähigen Breitbandanschlüssen als auch der          „Konsistenzgebot“ dem Ziel, den Unternehmen im
     Aufbau von Hochleistungsnetzen kann durch eine          Rahmen von Entgeltgenehmigungen Planungssicher-
     wachstums- und innovationsorientierte Regulierung       heit zu geben. Durch eine gleichmäßige, widerspruchs-
     unterstützt werden. Wichtig im Rahmen einer wachs-      freie und folgerichtige Entscheidungspraxis soll die
     tums- und innovationsorientierten Regulierung ist       Bundesnetzagentur dafür Sorge tragen, dass die von
     es, dass Unternehmen ausreichend Anreize haben, in      ihr festgesetzten Entgelte so aufeinander abgestimmt
     den Aus- und Aufbau fester und mobiler Telekommu-       sind, dass Wettbewerbsverzerrungen etwa durch das
     nikationsnetze zu investieren. Soweit Regulierung       Auftreten von Preis-Kosten-Scheren vermieden wer-
     die Prozesse beschleunigen kann, sollten hierzu rasch   den.
     die notwendigen Konzepte entwickelt werden.
                                                                 Darüber hinaus dient die im Jahre 2007 in das
     3   Welche Maßnahmen sind auf Basis des                 TKG aufgenommene Bestimmung über die „Regulie-
         geltenden Rechtsrahmens möglich, um den             rung neuer Märkte“ (§ 9a TKG) ausdrücklich dem Ziel,
         Unternehmen Planungssicherheit zu gewähr-           Anreize zu Investitionen zu schaffen und Innova-
         leisten?                                            tionen zu fördern. Die Änderung erfolgte vor dem
                                                             Hintergrund, Investitionen in Breitbandnetze zu
     Die Förderung effizienter Investitionen in moderne      fördern. Mit der Vorschrift soll sichergestellt werden,
     Infrastrukturen sowie die Unterstützung von Innova-     dass neue Märkte erschlossen und risikobehaftete
     tionen sind wesentliche Zielsetzungen des               Investitionen bei Regulierungsentscheidungen auch
     Telekommunikationsgesetzes.                             angemessen berücksichtigt werden. Die Regelung
                                                             des § 9a Abs. 2 TKG schafft die gesetzlichen Voraus-
                                                             setzungen dafür, dass auch neue Märkte im Einklang
                                                             mit dem Richtlinienrecht reguliert werden können.
19

In Ausnahmefällen kann von einer sektorspezifischen   3   Sind die Spielräume des bestehenden Rechts-
Ex ante-Regulierung (Netzzugang, Entgeltgenehmi-          rahmens für wachstums- und innovations-
gungspflichten) gänzlich abgesehen werden, sofern         orientierte Regulierungsmodelle bereits aus-
hieraus keine wettbewerblichen Verwerfungen resul-        geschöpft?
tieren.
                                                      Bereits der geltende Rechtsrahmen bietet alle Möglich-
  Maßnahme 9: Mehr Planungssicherheit für             keiten einer wachstums- und innovationsorientierten
  Unternehmen                                         Regulierung. Der Markt hat Klarstellungen der
  Für die geplanten Investitionen und den Aufbau      Bundesnetzagentur zu Grundsatzfragen einer per-
  neuer Breitbandinfrastrukturen steht grundsätz-     spektivischen Regulierung eingefordert, um
  lich ein hinreichend flexibler Rechtsrahmen zur     Planungsunsicherheit über den künftigen Regulie-
  Verfügung. Mitunter wurde allerdings der Bedarf     rungskurs soweit möglich zu beseitigen. Die Bundes-
  geäußert, die Planungssicherheit zu verbessern.     regierung unterstützt dieses Anliegen, weist aber
  Die Bundesregierung prüft deshalb die kurz-         darauf hin, dass mit solchen Grundsatzpapieren
  fristige Realisierbarkeit einer Verlängerung der    konkrete Einzelfallentscheidungen nicht vorweg
  bestehenden Geltungsdauer von Marktanalysen         genommen werden können, die in jedem Fall einer
  von zwei auf drei Jahre.                            gesonderten Prüfung durch die Bundesnetzagentur
                                                      bedürfen.
20      Vier-Säulen-Strategie

       Maßnahme 10: Grundzüge einer wachstums-              3   Welche Änderungen an europäischen Vorga-
       und innovationsorientierten Regulierung                  ben werden angestrebt, um die Bedingungen
       festlegen                                                für Investitionen in Zukunftsnetze zu unter-
       Die Bundesnetzagentur wird Eckpunkte über die            stützen?
       regulatorischen Rahmenbedingungen für die
       Weiterentwicklung moderner Telekommunika-            Die von der Europäischen Kommission im Rahmen
       tionsnetze und die Schaffung einer leistungs-        der Überprüfung des Europäischen Rechtsrahmens
       fähigen Breitbandinfrastruktur erarbeiten und        für Telekommunikation entwickelten Regulierungs-
       diese öffentlich zur Diskussion stellen. Der         vorschläge tragen bisher der Notwendigkeit einer
       Bundesregierung ist es wichtig, dass dabei die       wachstums- und innovationsorientierten Telekom-
       folgenden Aspekte thematisiert werden:               munikationspolitik sowie den Implikationen der
       3 Ökonomische und rechtliche Planungssicher-         Finanzmarktkrise nicht ausreichend Rechnung.
       heit (z. B. Regulierungsperioden) im Hinblick auf
       den für diese Investitionen typischen langen              Dieser Mangel im derzeitigen EU-Paket muss
       Planungshorizont;                                    behoben werden. Mit der Überarbeitung des Euro-
       3 Angemessene Eigenkapitalverzinsung für den         päischen Rechtsrahmens für Telekommunikation
       Fall einer Entgeltregulierung von Zugangsleis-       müssen die Weichen für den jetzt anstehenden Auf-
       tungen, so dass – soweit notwendig – spezifischen    und Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen
       Risiken Rechnung getragen werden kann;               richtig gestellt werden. Aus Sicht der Investoren
       3 Geeignetes, wettbewerbskonformes Infrastruk-       behindern insbesondere zwei Hemmnisse den
       tur-Sharing, mit dem gegebenenfalls eine Redu-       raschen Infrastrukturausbau. Dies betrifft zum einen
       zierung der jeweiligen Risiken erreicht werden       das mit Infrastrukturinvestitionen verbundene hohe
       kann;                                                Risiko und zum anderen die mangelnde Planungs-
       3 Notwendige Transparenz über den geplanten          sicherheit durch mögliche Diskontinuitäten bei den
       Netzumbau durch die Marktakteure.                    Methoden der Regulierungspolitik.

     Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt             Die Bundesregierung wird sowohl bei der Diskus-
     werden für den Fall, dass Vereinbarungen zwischen      sion um die Überarbeitung des Rechtsrahmens als
     einzelnen Marktakteuren zum Infrastrukturaufbau        auch bei der Erarbeitung von Empfehlungen durch
     angestrebt werden und deren Überlegungen               die Kommission dafür eintreten, dass übermäßige
     konkrete Formen annehmen, die grundlegenden            Belastungen für Unternehmen unterbleiben und
     regulatorischen und wettbewerbsrechtlichen Frage-      anreizorientierte sowie investitionsfördernde und
     stellungen unverzüglich nach Vorlage entsprechen-      zugleich wettbewerbsneutrale Regulierungsinstru-
     der Unterlagen mit den Betroffenen klären. Auf der     mente stärker betont werden.
     Basis der so erzielten Ergebnisse sind – soweit mög-
     lich – Positionen bzw. Überlegungen zu verallgemei-
     nern, die dann für weitere Kooperationen Klarheit
     schaffen.

         Die Bundesnetzagentur wird ferner die Grund-
     sätze einer konsistenten Entgeltregulierung auch mit
     Blick auf die Förderung effizienter Infrastrukturin-
     vestitionen mit Nachdruck weiterentwickeln und mit
     den Betroffenen diskutieren.
21

Maßnahme 11: Anreizorientierte und investi-         Modernisierung der Netze bereitgestellt werden
tionsfördernde Vorgaben im EU-Rechtsrahmen          müssen. Bei der konkreten Ausgestaltung der
Die Bundesregierung setzt sich auf europäischer     Anreizmechanismen wird die Bundesregierung
Ebene dafür ein, im EU-Rechtsrahmen für             im Interesse des Wettbewerbs darauf achten,
Telekommunikation für Klarstellungen zu sor-        dass niemand vom Netzzugang ausgeschlossen
gen, die die Netzmodernisierung sicherstellen       wird und das Prinzip der Nicht-Diskriminierung
und beschleunigen.                                  gewahrt bleibt. Auch dürfen die Regelungen
3 Dem Investitionsrisiko ist durch angestrebte      nicht zu Wettbewerbsverzerrungen im Markt
Ergänzungen in der Rahmenrichtlinie zu begeg-       führen.
nen, die innovative und intelligente Koopera-       3 Weiterhin setzt sich die Bundesregierung für
tionsmechanismen zu einer angemessenen Auf-         längerfristige Planungssicherheit und eine Kon-
teilung des Investitionsrisikos unter den Netzbe-   tinuität der Regulierungspolitik ein. Es muss
treibern und zwischen den Netzbetreibern und        sichergestellt sein, dass Methodenfestlegungen
den Netzzugang suchenden Unternehmen                der Regulierungsinstanzen über mehr als drei
zulassen. Die Bundesregierung wird auf europäi-     Jahre Bestand haben können und so gegebenen-
scher Ebene und bei den Mitgliedstaaten für der-    falls über die Dauer einer Marktanalyse hinaus-
artige Anreizmechanismen und die Schaffung          reichen. Nur ein stabiles regulatorisches Umfeld
eines investitionsfreundlichen Umfeldes werben.     schafft die Voraussetzungen für die notwendigen
Auf diese Weise lassen sich die massiven Summen     Investitionen in die Netze der nächsten
generieren, die in den nächsten Jahren für die      Generation.
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     Information und Transparenz

     Trotz der vielfältigen informationspolitischen Maß-     Einige Umsetzungsfragen im Zusammenhang mit
     nahmen der Verbände, der Länder und der Bundes-         der Breitbandstrategie sind nur in einer guten
     regierung bestehen vor Ort Vielfach noch Wissens-       Zusammenarbeit mit den Ländern zu realisieren.
     defizite über die Möglichkeiten zum Ausbau von          Diese Zusammenarbeit muss auf eine solide Grund-
     Breitband. Auch die neu beschlossenen Maßnahmen         lage gestellt werden.
     müssen letztlich bei den Kommunen und Bürgern
     ankommen. Zudem gilt es generell, die wichtige            Maßnahme 14: Einrichtung einer Bund-Länder-
     Bedeutung von Infrastrukturprojekten durch eine           Arbeitsgruppe
     zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.     Das BMWi erörtert bereits regelmäßig mit Ver-
                                                               tretern des Länderarbeitskreises Telekommuni-
       Maßnahme 12: Aktive und aktivierende                    kation, Informationswirtschaft und Post aktuelle
       Öffentlichkeitsarbeit                                   Fragen der Telekommunikations- und Regulie-
       Das Bundesministerium für Wirtschaft und                rungspolitik. Ausgehend von diesem Gremium
       Technologie wird sein Breitbandportal                   sollte eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des
       www.zukunft-breitband.de, das bereits heute             Bundes und der Länder eingerichtet werden, die
       neben dem Breitbandatlas und Best-practice-Bei-         alle in dieser Strategie aufgeworfenen Fragen,
       spiele auch Checklisten für Kommunen und Infor-         die nur gemeinsam gelöst werden können, erör-
       mationen über Fördermöglichkeiten enthält, weiter       tert und Lösungsvorschläge erarbeitet. Dabei
       ausbauen. So wird derzeit eine Datenbank aufge-         sind jeweils Experten aus den zuständigen
       baut, in die die Kommunen breitbandrelevante            Bundes- und Länderressorts hinzuzuziehen.
       Daten einspeisen können, wodurch Marktzutritts-
       kosten potenzieller Anbieter gesenkt werden.          Die Breitbandstrategie enthält einen komplexen
                                                             Maßnahmenplan, der Schritt für Schritt umgesetzt
     Neben den Breitbandzentren der Länder sollte auf        werden muss. Um eine Nachhaltigkeit der Breitband-
     Bundesebene eine zentrale Stelle eingerichtet wer-      strategie sicherzustellen, ist eine sorgfältige
     den, die sich länderübergreifend mit allen wichtigen    Dokumentation der verwirklichten Maßnahmen
     Fragen des Breitbandausbaus beschäftigt. Dazu           erforderlich.
     gehören die Mitarbeit an Standardisierungsfragen,
     Beratungsleistungen, Zusammenarbeit mit Initiati-         Maßnahme 15: Erstellung eines jährlichen
     ven anderer Länder, die Prüfung und Bewertung von         Monitoringberichts
     verschiedenen Modellen zur Realisierung von Hoch-         Um die bereits umgesetzten Maßnahmen sorg-
     leistungsnetzen oder zur Unterstützung der zuständi-      fältig zu dokumentieren, die weiteren Schritte
     gen kommunalen Verantwortungsträger für den               aufzuzeigen und neuen Handlungsbedarf zu
     Breitbandausbau.                                          identifizieren, erstellt die Bundesregierung ein-
                                                               mal jährlich einen Monitoringbericht. Den ersten
       Maßnahme 13: Aufbau eines Breitband-                    Bericht wird die Bundesregierung im Frühjahr
       kompetenzzentrums                                       2010 der Öffentlichkeit vorlegen.
       In den Ländern hat sich das Konzept von zen-
       tralen Ansprechpartnern bereits bewährt. Die          Die Länder haben in den vergangenen Jahren großes
       Bundesregierung sieht auch auf Bundesebene            Engagement entwickelt zur Schließung bestehender
       die Notwendigkeit für ein „Breitbandkompetenz-        Breitbandversorgungslücken. Dieses Engagement
       zentrum“. Dies soll als Beratungs- und Informa-       begrüßt die Bundesregierung. Jetzt gilt es, die Maß-
       tionsstelle tätig sein und auch Vorschläge für die    nahmen weiter zu intensivieren und auf den Aufbau
       konkrete Umsetzung der Maßnahmen erarbeiten.          von Hochleistungsnetzen auszudehnen, um die
       Die Bundesregierung wird kurzfristig eine zen-        Umsetzung der Ziele zu unterstützen.
       trale Stelle („Breitbandkompetenzzentrum“) ein-
       richten bzw. beauftragen, die mit solchen opera-
       tiven Aufgaben im Rahmen der Breitbandstrate-
       gie betraut wird.
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