Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes 27. Januar 2020 Äthiopien Wahltermin für Parlamentswahlen Nach einem Vorschlag des National Election Board of Ethiopia sollen die Parlamentswahlen in Äthiopien am 16.08.20 stattfinden. Eigentlich waren die Wahlen ursprünglich bereits für Mai 2020 vorgesehen, jedoch würden logistische Probleme eine Verschiebung erforderlich machen, so die Wahlkommission. Allerdings meldeten sich bereits kritische Stimmen, weil der Wahltermin auf einen Fastentag der äthiopisch-orthodoxen Kirche und in die Regenzeit fallen würde. Die Verfassung legt fest, dass die neue Regierung spätestens im Oktober 2020 ihre Arbeit aufnehmen muss. Die Wahlen, die alle fünf Jahre stattfinden, werden mit Spannung erwartet. Es sind die ersten, bei denen sich der seit April 2018 amtierende Premierminister Abiy Ahmed dem Votum der Wähler stellen muss. Unter Abiy erlebt Äthiopien beispiellose politische Veränderungen: Oppositionelle wurden aus der Haft entlassen, Parteienverbote aufgehoben und mit Eritrea eine Friedensvereinbarung getroffen, für die Abiy auch mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings haben seine Reformen auch zu ethnischen Konflikten mit Toten und ca. 2,4 Millionen Vertriebenen geführt. Oppositionspolitiker hatten wiederholt gewarnt, dass Verzögerungen bei der Wahl die Unruhen weiter schüren und die demokratische Glaubwürdigkeit von Abiy beeinträchtigen könnten. Afghanistan 2019 mehr als 500.000 Afghanen zurückgekehrt Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind 2019 aus den Nachbarländern Iran und Pakistan mehr als 500.000 Afghanen in ihre Heimat zurückgekehrt, davon allein 485.000 aus dem Iran, weitere über 25.500 aus der Türkei. Aus Deutschland wurden 2019 mehr als 360 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan zurückgebracht. Anschläge und Militäroperationen Auch in der vergangenen Woche kam es zu Anschlägen, Kampfhandlungen und Militäroperationen. Am 26.01.20 sind bei einem Anschlag in der Provinz Khost (Osten) mindestens 20 Personen verletzt worden. Laut Angaben von UNAMA sind die Opferzahlen infolge von Luftangriffen seit 2018 angestiegen. Erst am 26.01.20 wurden bei einem Luftangriff des afghanischen Militärs in der Provinz Balkh (Norden) mindestens sieben Menschen getötet. Dutzende Behandlungszentren außer Betrieb Im vergangenen Jahr 2019 sind nach Angaben eines Sprechers des afghanischen Gesundheitsministeriums 162 Gesundheitszentren geschlossen worden, davon 52 wegen Zerstörung. Die übrigen wurden beschädigt oder mussten wegen des andauernden Konflikts den Betrieb einstellen. In der Provinz Nangarhar (Osten), in der Taliban und IS aktiv sind, seien allein mindestens 30 Gesundheitszentren geschlossen worden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2018 in Afghanistan rund 3.100 Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen in Betrieb. Viele seien aber veraltet, zudem fehlten vielerorts Fachkräfte. Wer über 1
entsprechende finanzielle Mittel verfügt, greift auf ärztliche Behandlung im Iran, in Pakistan oder in Indien zurück. Albanien Venedig-Kommission prüft albanisches Mediengesetz Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hat die Venedig-Kommission – ein in Verfassungsfragen beratendes Gremium – gebeten, eine Stellungnahme zu dem umstrittenen, am 18.12.19 vom albanischen Parlament verabschiedeten Mediengesetz zu erarbeiten. Das geht aus einer Online-Meldung der Venedig- Kommission hervor. Das wörtlich Anti-Verleumdungs-Paket (Paketa anti-shpifje) genannte Mediengesetz eröffnet die Möglichkeit, vor allem Online-Medien stärker zu regulieren und Bußgelder zu verhängen (vgl. BN v. 13.01.20). Staatspräsident Ilir Meta teilt die Einschätzung, dass das Gesetzespaket verfassungswidrig sein könnte und gab es an das Parlament zurück. Mit einfacher parlamentarischer Mehrheit kann das Mediengesetz trotz der Bedenken des Präsidenten in Kraft treten. Die entsprechende Abstimmung steht noch aus. Burkina Faso Terrorangriff mit 36 Toten Am 20.01.20 griff laut Regierungsangaben eine Terrorgruppe den Markt im Dorf Nagraogo (Region Centre- Nord, Provinz Sanmatenga) an, brannte ihn nieder und tötete 32 Zivilisten. Anschließend wurden nahe dem Dorf Alamou weitere vier Zivilisten getötet. Staatspräsident Kabore verhängte ab dem 22.01.20 eine zweitägige landesweite Staatstrauer. Rekrutierung von Freiwilligen zwecks Terrorbekämpfung Als Reaktion auf den jüngsten Terroranschlag vom 20.01.20 verabschiedete das Parlament am 21.01.20 einstimmig ein Gesetz, das die Rekrutierung von Freiwilligen im Kampf gegen islamistische Milizen ermöglichen soll. Diese müssen mindestens 18 Jahre alt sein und sollen nach einem 14-tägigen militärischen Training mit leichten Waffen ausgerüstet werden. China Ausbreitung von Lungenerkrankung Ausgehend von der Stadt Wuhan breitet sich seit Dezember 2019 in China eine Lungenerkrankung aus. Wahrscheinlich erfolgten erste Infektionen mit einem bislang nicht bekannten Coronavirus (2019-nCoV) auf einem Markt für Fisch und Meeresfrüchte in der etwa elf Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt der Provinz Hubei. Die Behörden schlossen den Markt, auf dem auch illegal Wildtiere verkauft wurden. In China wurden bislang mehr als 2.700 Fälle nachgewiesen, 80 Personen starben; mehrere Landesteile sind betroffen. In Wuhan wurden Flüge und Zugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Einwohner dürfen die Stadt nicht mehr verlassen. Mindestens 14 weitere Städte in Hubei verhängten Einschränkungen des Verkehrs. Auch andernorts wurden Überlandverbindungen mit Bussen eingestellt. Insgesamt wurden durch diese Maßnahmen mehr als 45 Millionen Menschen von der Außenwelt abgeschottet. In diesen Tagen wird in China das Neujahrsfest (Frühlingsfest; am 25.01.20 begann das Jahr der Ratte/Maus) gefeiert. In der wohl weltweit größten Reisewelle begeben sich jährlich mehrere Hundert Millionen Menschen für die Feierlichkeiten zurück in ihre Heimatorte. Das Virus 2019-nCoV ist mit dem SARS-Virus (Schweres akutes respiratorisches Syndrom) verwandt, das sich 2002/2003 von China aus weltweit ausbreitete und zu fast 800 Todesfällen führte. Hongkong: Proteste Am 26.01.20 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei, als Anwohner gegen die mögliche Einrichtung eines Quarantänezentrums im Zusammenhang mit der befürchteten Ausbreitung des neuen Coronavirus demonstrierten. 2
Mehrere Tausend Personen demonstrierten am 22.01.20 vor einer Hafteinrichtung, in der im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Regierung Festgenommene untergebracht sind. Mehr als 7.000 Personen wurden bislang festgenommen. Bei weiteren Protesten am 25. und 26.01.20 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Indien Gewalt gegen Demonstrierende Die in ganz Indien seit Dezember 2019 ausgebrochenen Proteste gegen die am 10.01.20 in Kraft getretene Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes (vgl. BN v. 16.12.19) haben hunderttausende Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Herkunft zusammengebracht, weil sie die Gesetzesänderung als Bedrohung für die bislang pluralistische Gesellschaft im säkularen Indien ansehen. Gegen Demonstrationen wurde vereinzelt gewaltsam vorgegangen und es kam zu Festnahmen. Auch von Misshandlungen im Polizeigewahrsam wird berichtet. Friedliche Studentenproteste an zwei muslimischen Universitäten in Neu-Delhi und im Bundesstaat Uttar Pradesh sind von der Polizei gewaltsam aufgelöst worden. Proteste an der renommierten Jawaharlal Nehru Universität (JNU) in Neu-Delhi wurden von Mitgliedern der hindunationalen Studentenorganisation Akhil Bharatiya Vidyarthi Parishad (ABVP) gestört. Die hindunationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) unter Premierminister Narendra Modi verharmlose das Vorgehen gegen die ihrer Ansicht nach von der Opposition orchestrierten Proteste. Militärparade und Proteste am Tag der Republik Am 26.01.20 fand am Tag der Republik in der Hauptstadt Neu-Delhi eine große Militärparade statt. Die landesweiten Proteste gegen das neue Staatsbürgerschaftsgesetz setzten sich fort. An einer Menschenkette im südlichen Bundesstaat Kerala sollen sich sieben Millionen Menschen beteiligt haben. Eine weitere Demonstration richtete sich gegen Brasiliens Präsidenten Bolsonaro, der sich zu einem Besuch in Indien aufgehalten hat. Am Tag der Republik wird das Inkrafttreten der indischen Verfassung im Jahr 1950 gefeiert. Irak Gewaltsames Vorgehen gegen regierungskritische Demonstranten hält an Am 20.01.20 berechtigte der Nationale Sicherheitsrat die irakischen Sicherheitskräfte, Personen, die Straßen und Kreisverkehre außerhalb der genehmigten Protestorte blockieren, zu verhaften. Sicherheitsquellen zufolge wurden daraufhin in Bagdad mindestens neun Personen verhaftet. Zwischen dem 20.01.20 und dem 22.01.20 kam es zu Übergriffen auf regierungskritische Demonstranten seitens der Sicherheitskräfte u.a. in Bagdad, Kerbala, Baaquba (Diyala) und Basra. Der Irakischen Kommission für Menschenrechte zufolge wurden zwölf Demonstranten getötet und 230 weitere Personen verletzt. Sadr zieht Unterstützung für regierungskritische Proteste zurück Am 24.01.20 protestierten Tausende Anhänger des schiitischen Geistlichen Moqtada Sadr gegen die US- amerikanische militärische Präsenz im Irak. Da der Marsch von den seit dem 01.01.19 protestierenden, regierungskritischen Demonstranten großteils nicht unterstützt wurde, zog Sadr seine Unterstützung für diese Proteste zurück und forderte seine Anhänger auf, die Protestlager in Bagdad und anderen Städten zu verlassen. Seit dem 25.01.20 gingen Sicherheitskräfte unter Einsatz von scharfer Munition und Tränengasgranaten gegen regierungskritische Demonstranten vor. In Bagdad, Basra, Nasriyah und anderen Städten brannten Sicherheitskräfte und unbekannte Dritte Protestzelte nieder, u.a. auch solche, in denen medizinische Versorgung geleistet wurde. Bei den Übergriffen kamen mindestens vier Demonstranten ums Leben; Dutzende weitere wurden verletzt. Derzeit werden die zerstörten Zeltlager von den Demonstranten wiederaufgebaut. Erneuter Raketenangriff auf US-Botschaft in Bagdad Medienberichten zufolge sind am 27.01.20 fünf Raketen in der hochgesichterten „Grünen Zone“ in Bagdad, in der sich auch die US-Botschaft befindet, niedergegangen. Die Botschaft sei direkt getroffen und drei Personen seien verletzt worden. Der letzte Raketenangriff ereignete sich am 20.01.20. UN warnt vor landesweiten Unterbrechungen internationaler Hilfeleistungen 3
Am 16.01.20 warnte die Koordinatorin der UN-Mission im Irak, Marta Ruedes, vor der landesweiten Aussetzung humanitärerer Hilfsaktionen. Jeden Monat erhielten humanitäre Akteure eine Genehmigung der Behörden, welche ihnen u.a. ermöglicht, Checkpoints zu passieren. Die Genehmigungen für die Mehrheit der internationalen humanitären Akteure seien im Januar 2020 ausgelaufen und nicht erneuert worden. Bereits im November 2019 berichtete das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA), dass die im Rahmen der regierungskritischen Proteste verhängten Ausgangssperren und die Abschaltung des Internets Hilfseinsätze verzögert oder behindert hatten. Seit Anfang Dezember 2019 seien bereits 2.460 Hilfseinsätze abgesagt worden; rund 2,4 Millionen Menschen seien von den Ausfällen betroffen. 6,7 Millionen Menschen seien derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Iran Wachsender staatlicher Druck auf Künstler nach deren Auftrittsboykott Die für Medien und Kultur zuständige Staatsanwaltschaft hat nach Medienberichten am 21.01.20 die in Iran bekannte Schauspielerin Taraneh Alidosti vorgeladen und zum Vorwurf der Propaganda gegen das Regime verhört. Gegen eine Kautionszahlung kam sie wieder frei. Der Chefredakteur und Justizbedienstete des Nachrichtenportals Mizan, Mohammad Farahani, nannte per Twitter am 22.01.20 als Grund für die staatsanwaltliche Vernehmung nicht die Entwicklungen der letzten Zeit, sondern ein Verfahren aus dem Jahre 2018. Man bemühe sich derzeit, den Vorgang abzuschließen. Alidosti gehört zu den Künstlern, die das diesjährige staatliche Filmfestival boykottiert haben (vgl. BN v. 20.01.20). Sie hatte am 14.01.20 auf Instagram auch angesichts der Opfer der von den Pasdaran abgeschossenen ukrainischen Passagiermaschine mit den Schlagworten „Trauer um 176 Menschen“ und „Wir sind Gefangene“ erklärt, dass sie auch in diesem Jahr nicht am internationalen Fajr-Filmfestival teilnehmen werde. Bereits im November 2019 wie auch in diesem Januar hatte Alidosti die Reaktion der Sicherheitskräfte auf die Unruhen wegen der Benzinpreiserhöhung, der schlechten wirtschaftlichen Situation und des Flugzeugabschusses kritisiert. Kein Personalausweis für Baha’i bei Weigerung der Glaubensleugnung Mehrere Aktivisten für Minderheitenrechte sowie Nutzer sozialer Netzwerke berichteten am 23.01.20, dass seit einiger Zeit das Merkmal „Sonstige Religion“ aus den Antragsformularen für einen iranischen Personalausweis gestrichen worden sein soll. Angehörige der Baha’i-Religion seien vielmehr seit zwei Monaten gezwungen, auf dem Antrag eine der vier staatlich anerkannten Religionen anzukreuzen. Die islamische Republik erkennt neben dem Islam nur das Christentum, das Judentum und den Zoroastrismus offiziell als Religionsgemeinschaften an. Wer sich geweigert habe, eine dieser vier Religionen anzugeben, habe keinen Ausweis bekommen, wird weiter berichtet. Der iranische Personalausweis wird z.B. bei Behördengängen oder beim Beantragen eines Reisepasses benötigt. Auch im Ausland lebende Iraner müssen zum Verlängern ihres iranischen Reisepasses über einen gültigen Personalausweis verfügen. Hinrichtungen von Drogendealern In Iran sind der Chef eines bekannten Drogenkartells und sein Stellvertreter hingerichtet worden, teilte das Justizministerium laut der Nachrichtenagentur ISNA mit. Bei ihrer Verhaftung im letzten Jahr wurden bei ihnen mehr als 100 Tonnen Rauschgift beschlagnahmt. 18 weitere Mitglieder des unter dem Namen „Alligator des Persischen Golfs“ bekannten Kartells seien zu hohen Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt worden. Israel/ Palästinensische Autonomiegebiete Gazastreifen: Luftschläge als Reaktion auf Brandbomben Am 25.01.20 nahm die israelische Armee eigenen Angaben zufolge mehrere Hamas-Stellungen in Gaza unter Beschuss. Berichte über Verletzte liegen nicht vor. Das Bombardement folgte auf eine Serie von Angriffen aus dem Gazastreifen, bei der militante Palästinenser angeblich Luftballons mit Brandsätzen versehen und diese über die Grenzbefestigungen steigen ließen. Diese Angriffe haben sich in jüngerer Vergangenheit als ein effektives Mittel der asymmetrischen Kriegsführung erwiesen, da sie mit einem geringen Kostenaufwand große Schäden verursacht haben: Landwirtschaftliche Nutzflächen im Süden Israels mussten wiederholt vor rasch umgreifenden Feuern gerettet werden. Hamas-Funktionäre behaupten, die Ballons würden unorganisiert 4
von einzelnen Palästinensern auf den Weg gebracht werden, aber man würde die Bevölkerung dazu ermutigen, die Angriffe fortzusetzen. Jemen Verstärkte Kämpfe im Gouvernement Sanaa Die Kämpfe zwischen den Houthi-Rebellen und der von Saudi-Arabien geführten Koalition sind im östlichen Teil des Gouvernements Sanaa eskaliert. Vorausgegangen war ein vermutlich von den Houthis verübter Angriff am 18.01.20 auf ein Militärlager der Regierung in Marib (vgl. BN v. 20.01.20). Die regierungsloyale Koalition startete danach u.a. eine Reihe von Luftangriffen gegen die Houthi-Rebellen. Mehrere Menschen wurden getötet und Familien wurden zur Flucht gezwungen. Kasachstan/China Gericht verhindert Abschiebung von ethnischen Kasachen Am 21.01.20 lehnte ein kasachisches Gericht die Abschiebung von zwei ethnischen Kasachen aus China ab. Die beiden Männer wurden jedoch für das illegale Überqueren der kasachisch-chinesischen Grenze zu einer einjährigen Haftstrafe in Kasachstan verurteilt. In China drohe den beiden Männern die Inhaftierung in einem der Umerziehungslager in der autonomen chinesischen Provinz Xingjiang. Bereits eine Woche zuvor hatte ein Gericht in der kasachischen Stadt Zharkent die Abschiebung eines ethnischen Kasachen aus China verhindert, nachdem dieser ebenso wegen illegalen Grenzübertritt angeklagt worden war. Heute leben in China etwa 1,5 Millionen ethnische Kasachen, davon sollen ca. zehntausend ethnische Kasachen in den Umerziehungslagern in Xingjiang inhaftiert sein. Die kasachische Regierung äußert sich zu dieser Thematik nur zurückhaltend und erklärte es zu einer internen Angelegenheit. Libyen Waffenembargo und Waffenruhe gebrochen Das auf der Berliner Libyenkonferenz vom 19.01.20 für Libyen bekräftigte Waffenembargo ist nach UN- Angaben von mehreren Gipfelteilnehmern nicht eingehalten worden. Die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen für Libyen (UNSMIL) berichtete, dass in der vergangenen Woche mehrere Maschinen auf Flughäfen im Westen und Osten Libyens gelandet sind, mit denen Waffen, gepanzerte Fahrzeuge, Kämpfer und Berater ins Land gebracht wurden. Mehrere der dafür verantwortlichen Länder hätten an der Berliner Konferenz teilgenommen. Auch die bei der Libyenkonferenz vereinbarte Waffenruhe soll nicht eingehalten worden sein. Der libysche General Chalifa Haftar habe nach Angaben des türkischen Präsidenten Erdoğan wiederholt gegen die Feuerpause verstoßen. Auch die international anerkannte libysche Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch sprach von "wiederholten Verstößen" durch Haftars Truppen. Haftars Truppen würden auf die strategisch wichtige Stadt Misrata im Westen des Landes vorrücken, berichteten die Milizen. Das Gesundheitsamt in Tripolis meldete zudem erneute Kämpfe in der Hauptstadt, bei denen mindestens ein Zivilist getötet worden sein soll. Aus Kreisen von Haftars Libyscher Nationalarmee (LNA) hieß es, dass sechs Soldaten der LNA bei Gefechten mit Truppen der Sarradsch-Regierung getötet worden seien. Mali Soldaten bei mehreren Angriffen getötet Bei einem Angriff von mutmaßlichen Dschihadisten auf einen Militärstützpunkt am 26.01.20 sollen 19 Soldaten getötet und mindestens fünf verletzt worden sein. Der Angriff ereignete sich in der Nähe des Dorfes Sokolo (Region Ségou) in Zentralmali. In der Gegend operieren verschiedene bewaffnete Gruppen, die mit al- Qaida und dem IS in Verbindung stehen. Am 22.01.20 sollen bei einem Angriff auf einen Militärposten in der Region Mopti nahe der Grenze zu Burkina Faso sieben Soldaten getötet und mehrere weitere verletzt worden sein. Bewaffnete Angreifer hatten am 5
Morgen eine Stellung der malischen Armee in Dioungani unter Beschuss genommen. Bisher ist nichts über die Angreifer bekannt. Mauretanien Verhaftungen von LGBTI-Personen Ein Video über eine angebliche Hochzeitszeremonie eines homosexuellen Paares in Nouakchott, welches nach Medienberichten von einem Mädchen aufgenommen und in den sozialen Medien verbreitet worden war, führte am 23.01.20 zur Verhaftung des homosexuellen Paares und mindestens zehn weiteren Personen. Die Polizei schrieb weitere Personen zur Fahndung aus. Die Reaktion der Bevölkerung in den sozialen Medien zeigte, dass homosexuelle Handlungen weiterhin tabuisiert werden. Das mauretanische Strafgesetz verbietet homosexuelle Handlungen zwischen erwachsenen Muslimen und bestraft diese mit der Todesstrafe. Allerdings hat es seit 1987 keine Hinrichtungen mehr gegeben. Für homosexuelle Praktiken zwischen Frauen sieht das Gesetz eine Haftstrafe von drei Monaten bis zu zwei Jahren sowie eine Geldstrafe vor. Myanmar Entscheidung des Internationalen Gerichtshofes Am 23.01.20 entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass Myanmar Sofortmaßnahmen ergreifen muss, um die schätzungsweise 600.000 noch in Myanmar lebenden Angehörigen der Rohingya zu schützen. Das Urteil zu den Sofortmaßnahmen stellt noch keine endgültige Entscheidung dar, wird aber als wichtiges Signal bewertet. Gambia hatte Myanmar wegen der Gewalttaten der Armee gegen diese muslimische Minderheit verklagt unter Berufung auf die Völkermordkonvention. Aung San Suu Kyi, Myanmars de facto Regierungschefin, hatte das Vorgehen des Militärs vor dem UN-Gericht verteidigt und den Vorwurf des Völkermordes verneint. Nigeria Pastor von ISWAP hingerichtet Am 20.01.20 enthauptete die islamistische Terrororganisation Islamic State in West Africa Province (ISWAP) den in ihrer Gewalt befindlichen Pastor Lawan Andimi. Er war am 02.01.20 bei einem Angriff des ISWAP auf seinen Heimatort Michika (Verwaltungssitz der gleichnamigen Local Government Area im Bundesstaat Adamawa) entführt worden. Andimi war Pastor der protestantischen Kirche der Brüder in Nigeria (EYM) sowie Vorsitzender des örtlichen Zweiges der Christian Association of Nigeria (CAN). Pakistan PTM-Anführer festgenommen Am 26.01.20 wurde Manzoor Pashteen, Anführer des Pashtun Tahafuz Movement (PTM), bei Peshawar (Khyber-Pakhtunkhwa) festgenommen. Die für die Rechte von Paschtunen eintretende Bewegung ist bekannt für Kritik am mächtigen Militär Pakistans, dem es Menschenrechtsverletzungen wie etwa extralegale Tötungen vorwirft. Russische Föderation Gefängnisstrafe auf Bewährung gegen Zeugen Jehovas Das Bezirksgericht von Nadeschdinski in der fernöstlichen Provinz Primorje verurteilte den Zeugen Jehovas Grigori Bubnov am 21.01.20 zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung. Die Richterin befand ihn schuldig, die Tätigkeiten einer verbotenen Gruppierung organisiert zu haben. Das Oberste Gericht hatte die Organisation der Zeugen Jehovas im April 2017 als extremistisch eingestuft und verboten. 6
Syrien Idlib: Offensive der Regierungstruppen Bei Luftangriffen auf die Provinz Idlib und Teile Aleppos kamen am 21.01.20 Rettungskräften zufolge 40 Personen ums Leben. Die Angriffe aus der Luft flankierten eine Bodenoffensive Assad-treuer Streitkräfte, darunter auch iranische Milizen. Bis zum 26.01.20 sollen die syrische Armee und ihre Verbündeten mindestens sechs Dörfer um das strategisch gelegene Maaret an-Numan erobert haben. Die Stadt soll Berichten aus den Rebellengebieten zufolge nahezu menschenverlassen sein. Rebellenangriffe auf Aleppo Das syrische Staatsfernsehen berichtete von drei Zivilisten, die am 21.01.20 in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz bei einem Raketenangriff aus den Rebellengebieten ums Leben gekommen sein sollen. Am 24.01.20 soll russischen Staatsmedien zufolge ein Angriff der Rebellen auf Aleppo abgewehrt worden sein. Bei dem Vorstoß auf den Westteil der Stadt sollen innerhalb von 24 Stunden acht Zivilisten getötet und 22 verletzt worden sein. Nordosten: Tödlicher Anschlag in Azaz Am 26.01.20 explodierte in dem türkisch besetzten Azaz eine Autobombe vor einem Restaurant und tötete acht Personen, wie syrische Staatsmedien und die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichteten. Mehr als ein Dutzend Personen sollen verletzt worden sein. Währungskrise Am 18.01.20 reagierte die syrische Assad-Regierung mit einem Dekret auf den zunehmenden Verfall des syrischen Pfunds: Strafen auf die Verwendung ausländischer Währungen wurden drastisch verschärft. Künftig droht eine Strafe von mindestens sieben Jahren Zwangsarbeit. Seit 2013 war bislang nur eine Haftstrafe zwischen sechs Monaten und drei Jahren vorgesehen. Zudem ist eine Kampagne mit dem Titel „Unser Pfund ist unser Stolz“ ins Leben gerufen worden, die Händler und Dienstleister dazu aufruft, ihre Waren und Leistungen für nur ein syrisches Pfund anzubieten. Die Kampagne soll dazu dienen, der kriegsarmen Bevölkerung einen Moralschub zu geben. UN-Angaben zufolge verdienen acht von zehn Syrern weniger als 100 USD im Monat. Vor Ausbruch des Syrienkonflikts stand das syrische Pfund gegenüber dem US-Dollar noch in einem Verhältnis von 47:1. Vergangene Woche betrug der Stand 1.000:1. Usbekistan Bloggerin flieht in die Ukraine Am 20.01.20 floh die Bloggerin Nafosat Olloschukurowa aus Usbekistan in die Ukraine, nachdem sie aufgrund ihrer kritischen Berichterstattung in den sozialen Medien im September 2019 von der Polizei festgenommen und wegen Vandalismus zu einer zehntägigen Administrativstrafe verurteilt worden war. Olloschukurowa gab an, in Polizeigewahrsam geschlagen und bedroht worden zu sein, als sie sich geweigert hatte, ein falsches Geständnis abzulegen. Nach Beendigung ihrer Haftstrafe wurde sie gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo sie ebenfalls mehrfach bedroht worden sein soll. Ende Dezember 2019 wurde sie aus der Klinik entlassen. Westbalkan Antikorruptionsbemühungen in Balkanstaaten 2019 ins Stocken geraten Laut aktuellen Presseberichten zum veröffentlichten Korruptionswahrnehmungsindex 2019 (Corruption Perceptions Index: CPI), dem Korruptionsindikator von Transparency International, liegen Anzeichen dafür vor, dass die Antikorruptionsbemühungen in den Balkanstaaten 2019 ins Stocken geraten sind. In der Westbalkanregion verschlechterte sich dem aktuellen Ranking von 180 bewerteten Staaten nach Bosnien und Herzegowina deutlich von Platz 89 (2018) auf Platz 106 (2019). Ebenso Nordmazedonien von Platz 93 (2018) auf Platz 101. Albanien sackte laut diesem Ranking ebenfalls von Platz 99 (2018) auf Platz 106 (2019, 7
zusammen mit Bosnien und Herzegowina) ab. Serbien verschlechterte sich im Ranking trotz gleicher Punktezahl leicht von Platz 87 (2018) auf Platz 91 (2019). Einzig Montenegro lässt Konstanz erkennen und erringt eine bessere Position durch Vorrücken um einen Platz (von 67 in 2018 auf 66 in 2019). Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing-Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 8
Sie können auch lesen