Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 08. Februar 2021 Ägypten Journalist nach vierjähriger Haft freigelassen Am 06.02.21 ließen die Behörden den seit vier Jahren inhaftierten Al-Jazeera-Journalisten Mahmoud Hussein unter Auflagen frei. Der in Doha tätige ägyptische Journalist war im Dezember 2016 bei der Einreise in sein Heimatland von Sicherheitskräften verhaftet worden. Ihm wurde die Verbreitung von Falschnachrichten und eine mutmaßliche Mitgliedschaft in der verbotenen Muslimbruderschaft vorgeworfen. Bereits im Mai 2019 war die Freilassung Husseins angeordnet worden, jedoch kam er wegen neuer Vorwürfe erneut in Haft. Dem in Katar ansässigen Nachrichtensender Al-Jazeera wird von Seiten der ägyptischen Behörden eine einseitige Berichterstattung und die Verbreitung von Propaganda der Muslimbruderschaft vorgeworfen. Al-Jazeera weist diese Vorwürfe jedoch zurück. Afghanistan COVID-19-Pandemie Wie in vorhergehenden BN-Ausgaben berichtet (vgl. BN v. 16.11.20) stehen Gesundheitseinrichtungen weiterhin vor großen Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung oder Erweiterung ihrer Kapazitäten zur Behandlung von Patienten mit COVID-19 sowie bei der Aufrechterhaltung grundlegender Gesundheitsdienste, insbesondere, wenn sie in Konfliktgebieten liegen. Bei etwa acht Prozent der bestätigten COVID-19-Fälle handelt es sich um Mitarbeiter im Gesundheitswesen, die daher auch erste Priorität genießen werden, wenn Impfstoffe vorhanden sind. Indien hat inzwischen zugesagt, 500.000 Dosen seines eigenen Impfstoffs zu spenden, erste Lieferungen sind bereits angekommen. 100.000 weitere Dosen sollen über COVAX (COVID-19 Vaccines Global Access) verteilt werden. Weitere Gespräche über Spenden laufen mit China. Haftbedingungen, Folter Laut einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) wurde etwa ein Drittel der wegen Terrorismusvorwürfen inhaftierten Personen gefoltert oder sonstigen menschenrechtswidrigen Behandlungen ausgesetzt. Der Bericht basiert auf Interviews mit 656 Personen in verschiedenen Provinzgefängnissen. Die meisten Fälle wurden aus Kandahar berichtet. Aus dem Bericht folgt weiterhin, dass Verfahrensgarantien (rechtlicher Beistand, medizinische Untersuchung, Besuch von Angehörigen) für Inhaftierte selten eingehalten werden. Nahezu die Hälfte der Inhaftierten gab an, zur Unterzeichnung von Dokumenten angehalten worden zu sein, deren Inhalt ihnen unbekannt war. In Gefängnissen des Geheimdienstes werde Incommunicado- und Einzelhaft praktiziert. Angeblicher Organhandel in Herat Laut Presseberichten, die sich auf Informationen aus dem afghanischen Gesundheitsministerium stützen, wurden in den letzten fünf Jahren in Herat mehr als 1.000 Nieren gehandelt. So hätten Binnenflüchtlinge (darunter auch Kinder) aus der benachbarten Provinz Badghis erklärt, bis zu 300.000 AFN (ca. 3.200 EUR) für eine Niere erhalten 1
zu haben. Die Transplantationen seien im Loqman-e-Hakim Hospital vorgenommen worden. Dessen Vertreter erklärten, nicht in illegalen Handel verwickelt zu sein. Anschläge, Kampfhandlungen, zivile Opfer Auch in der vergangenen Woche kam es in Kabul und anderen Landesteilen zu zivilen Opfern bei Kampfhandlungen und gezielten Anschlägen. So starben bei mehreren Bombenexplosionen am 06.02.21 mindestens drei Menschen, fünf wurden verletzt. Drei der Opfer waren afghanische Hindus. Bei weiteren Anschlägen am 07.02.21 wurde u.a. das Fahrzeug eines Regierungsvertreters getroffen. Nach Recherchen der New York Times wurden im Februar 2021 (Stand: 04.02.21) 64 auf Regierungsseite stehende Kräfte und 26 Zivilisten getötet. Algerien Proteste im Zuge der sozioökonomischen Lage Seit dem 30.01.21 kommt es landesweit zu Demonstrationen. Die Teilnehmenden wenden sich gegen die schlechte Situation im Land, die sich aufgrund der COVID-19-Pandemie noch verschlechtert hat. Die wegen der COVID-19-Pandemie verhängte partielle Ausgangssperre in 19 Provinzen (Batna, Biskra, Blida, Bouira, Tebessa, Tlemcen, Tizi-Ouzou, Alger, Jijel, Ghelizane, Sidi Bel Abbes, Constantine, M’Sila, Oran, Boumerdes, Tissemsilt, El Tarf, Mostaganem et Ain Temouchent) von 22:00 bis 05:00 Uhr wurde am 03.02.21 um 15 Tage verlängert. In den anderen Provinzen ist die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben. Angola Tote nach Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Polizei Bei einem Protest im Ort Cafunfo (Provinz Lunda-Norte) am 30.01.21 mit etwa 300 Teilnehmenden, die der Autonomiebewegung Movimento do Protectorado (Português) da Lunda Tchokwe (MPPLT bzw. MPLT) zugerechnet werden, sind nach Zusammenstößen mit der Polizei nach offiziellen Angaben sechs Demonstrierende getötet worden. Weitere fünf Personen wurden verletzt sowie 16 Personen festgenommen. Die Demonstrierenden sollen die örtliche Polizeistation angegriffen haben. Nach anderen Angaben war von bis zu 27 Toten die Rede. Amnesty International (AI) berichtete am 02.02.21 von mindestens zehn getöteten Protestierenden und mehreren Vermissten. Am 03.02.21 räumte Justizminister Francisco Queiroz Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Polizei ein, denen jedoch Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Demonstrierenden vorausgegangen seien. Am Vortag war bekannt gegeben worden, dass von der angolanischen Justiz gegen den Präsidenten der MPPLT, José Mateus Zecamutchima, Anklage wegen der Vorfälle erhoben wird. Einem Medienbericht zufolge beansprucht die relativ unbekannte Bewegung MPPLT die Bevölkerung in der gesamten Osthälfte Angolas (Lunda Tchokwe) zu repräsentieren. Gegründet worden sei sie 2006. Ob sie für die Unabhängigkeit oder lediglich für die Autonomie des Landesteils eintrete, sei nicht klar. Die Bewegung verfüge über eine begrenzte Internetpräsenz in Form einer Facebook-Seite und eines Blogs. Sie berufe sich auf ein Abkommen von 1885 und 1894 zwischen Bewohnern von Lunda Tchokwe und der damaligen Kolonialmacht Portugal zur Autonomie der Region. Laut dem Medienbericht betrachtet die MPPLT die Eingliederung Lunda Tchokwes in das 1975 unabhängig gewordene Angola als illegale Annexion. China Xinjiang: Sexuelle Gewalt in Umerziehungslagern Nach einem am 03.02.21 auf der Nachrichtenwebsite der britischen Rundfunkanstalt BBC veröffentlichten Bericht wurden in Umerziehungslagern internierte Frauen muslimischer Minderheiten Opfer systematischer sexueller Gewalt wie Vergewaltigungen, Missbrauch und Folter. Der Bericht stützt sich auf die Aussagen mehrerer ehemaliger Lagerinsassinnen und eines ehemaligen Aufsehers. Eine unabhängige Überprüfung ihrer Angaben sei nicht möglich, jedoch stünden ihre übrigen Ausführungen zum Lagerwesen und zu staatlichen Maßnahmen gegen Mitglieder muslimischer Minderheiten im Einklang mit bislang verfügbaren Informationen aus anderen Quellen. 2
Journalismus weiter eingeschränkt Chinas Journalisten müssen über einen Presseausweis verfügen, der jährlich nur nach einer Überprüfung der politischen Zuverlässigkeit verlängert wird. In die Überprüfung werden nun auch alle beruflichen und privaten Beiträge einbezogen, die Journalisten in sozialen Medien veröffentlichen. Bislang folgten Medien und Journalisten der Praxis, kritische Berichte unterhalb des Fokus der Zensur in sozialen Medien zu platzieren. Von der neuen Regelung sind auch Bürgerjournalisten betroffen; sie müssen nun ebenfalls über eine offizielle Akkreditierung verfügen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt China Rang 177 von 180. Die Organisation verzeichnet für China 117 inhaftierte Medienschaffende zum Jahresende 2020. DR Kongo Ebola-Fall im Osten des Landes In Butembo (Provinz Nord-Kivu), Epizentrum des letzten Ebola-Ausbruchs im Osten des Landes, ist eine Frau an der Krankheit gestorben. Dies teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 07.02.21 mit. Lokale Gesundheitskräfte hätten bereits mehr als 70 mögliche Kontaktpersonen der Verstorbenen aufgespürt. Der letzte Ebola-Ausbruch im Osten des Landes hatte nach fast zwei Jahren und rund 2300 Toten im Juni 2020 als beendet gegolten. Nachdem auch ein Ausbruch der Krankheit im Westen des Landes gestoppt werden konnte, erklärte das Gesundheitsministerium am 18.11.20, das ganze Land sei frei von Ebola (vgl. BN v. 30.11.20). Gambia Gambia rutscht im Korruptionswahrnehmungsindex weiter ab Korruption bleibt weiterhin ein gravierendes Problem in Gambia. Laut dem Korruptionswahrnehmungsindex 2020 (Corruption Perceptions Index, CPI) der Antikorruptionsorganisation Transparency International verschlecherte sich Gambia von Platz 96 im Jahr 2019 auf Platz 102 im Jahr 2020. Guinea Führer des Oppositionsbündnisses FNDC zu Gefängnisstrafe verurteilt Ein Gericht erster Instanz in Mafanco hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge den Führer des Oppositionsbündnisses Front National pour la Défense de la Constitution (FNDC), Oumar Sylla (alias Foniké Mangué), wegen Störung der öffentlichen Ordnung zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten (ohne Strafaussetzung zur Bewährung) verurteilt. Der Oppositionelle, der sich gegen eine per Referendum vom Volk mehrheitlich abgesegnete Verfassungsänderung zugunsten einer bisher verfassungsrechtlich ausgeschlossenen dritten Amtszeit des Altpräsidenten Alpha Condé eingesetzt hatte, ist damit Medienberichten zufolge das seit Jahresbeginn dritte Mitglied des Oppositionsbündnisses FNDC, welches zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Die Mitglieder des FNDC-Bündnisses Souleymane Conde und Youssouf Dioubate wurden im Januar 2021 wegen Anstiftung zum Aufruhr zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Indien Einschränkung der Pressefreiheit Die freie Berichterstattung über die landesweiten Proteste gegen die Liberalisierung des Agrarsektors werde nach Angaben von Medienschaffenden teilweise eingeschränkt. In den sozialen Medien seien Profile von Nachrichtenkanälen, politisch aktiven Personen und Bauernverbänden zeitweise gesperrt und einige Personen, die über die Proteste berichtet hatten, wegen Aufruhr angeklagt worden. Als Rechtsfolge sieht der noch aus der Kolonialzeit stammende Tatbestand im Normalfall eine Freiheitsstrafe mit bis zu drei Jahren und eine Geldstrafe vor. Auch ist ein Erhöhungstatbestand mit bis zu lebenslanger Freiheits- und 3
Geldstrafe genannt. Verfahren wegen Aufruhr sind selten, wurden aber immer wieder angestrengt, um für Medien tätige Personen und regierungskritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Irak Kampf gegen IS Am 27.01.21 wurde ein bekannter IS-Führer bei einer gemeinsamen Mission der US-Streitkräfte mit der irakischen Armee im Norden von Kirkuk getötet. Der Getötete war Jabbar Salma Ali Farhan al-Isaawi, der für die Aktivitäten des IS im Irak zuständig war. Laut irakischen Regierungsbeamten war der Angriff die Antwort auf den Anschlag vom 21.01.21 in Bagdad, bei dem 32 Menschen getötet worden waren. Einen Tag vor dem Angriff warnte ein Ministeriumsbeamter der Autonomen Region Kurdistans (KR-I) davor, dass der IS wieder erstarke. Besonders seien die umkämpften Gebiete zwischen Erbil und Bagdad betroffen. Zu diesem Zweck hat die KR-I am 03.02.21 Einsatzkräfte in die Gebiete geschickt. Am 07.02.21 berichtete das Innenministerium, 13 IS-Kämpfer festgenommen zu haben. Proteste Am vergangenen Wochenende kam es wieder zu Demonstrationen in Zentral- und Südirak. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. So gab es am 05.02.21 in Nasiriyah Demonstrationen, bei denen es zu Zusammenstößen mit der Bereitschaftspolizei kam. Die Demonstrierenden forderten die Regierung auf, das Schicksal des Aktivisten Sajjad al- Iraqi offen zu legen. Binnenvertriebene Bewohner des Jedaa Camps, welches 65 km südlich von Mosul liegt, befürchten, vertrieben zu werden. Schon im Oktober 2020 hatte die Regierung beschlossen, das Camp zu schließen, um die Menschen zur Rückkehr in ihre Heimatregionen zu bewegen. Derzeit leben noch ungefähr 2.400 Familien im Jedaa Camp, die angeben, Angst vor einer Rückkehr in ihre Heimatregion zu haben. Hilfsorganisationen warnen angesichts des Winters und der COVID- 19-Pandemie davor, die Menschen zurückzuschicken. COVID-19 Pandemie Die irakische zentrale Regierung befürchtet eine zweite COVID-19-Welle und erinnert die Bevölkerung daran, die Maßnahmen weiter einzuhalten. Seit dem ersten COVID-19-Fall im Februar 2020 haben sich 619.636 Iraker angesteckt und es sind 13.047 gestorben (Stand: 01.02.21). Die irakische Regierung erwartet die ersten Impfstoffe noch in diesem Monat. Es besteht ein Ein- und Ausreiseverbot für Länder, in denen neue COVID-19-Varianten aufgetreten sind. Iran Religiöse Minderheiten: Erneute Haftstrafen für Bahai Der iranischen Menschenrechtsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRNA) zufolge wurden erneut Haftstrafen gegen Angehörige der Bahai ausgesprochen. Demnach wurden drei in Teheran wohnhafte Bahai bereits am 16.01.21 von einem Revolutionsgericht zu Haftstrafen von jeweils vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Urteilsverkündung war in der ersten Februarwoche 2021 erfolgt. Die Anklage lautete „Versammlung und Zusammenschluss für Aktionen gegen die Sicherheit des Landes durch die Verwaltung einer Bahai-Organisation“ sowie „Propagandaaktivitäten gegen die Islamische Republik durch Mission und Verbreitung des Bahaitums“. Eine der drei Personen war im November 2018 verhaftet und gegen Kaution freigelassen worden. Menschenrechtsorganisationen fordern Ende willkürlicher Festnahmen Human Rights Watch (HRW) veröffentlichte am 03.02.21 einen von 36 Nichtregierungsorganisationen unterzeichneten Appell, um auf anhaltende willkürliche Festnahmen von Angehörigen der kurdischen Minderheit in Iran aufmerksam zu machen (vgl. BN v. 25.01.21). Die iranische Führung habe bislang keine Informationen zu Gründen für die Festnahmen bekannt gegeben. Seit dem 06.01.21 seien HRW zufolge mindestens 96 Personen kurdischer Abstammung meist ohne juristische Grundlage festgenommen worden. 4
Mädchen- und Frauenrechte: Verheiratung minderjähriger Mädchen nimmt zu Iranische Auslandsmedien berichten unter Berufung auf das zentrale Statistikamt von einer steigenden Zahl an Verheiratungen minderjähriger Mädchen. Demnach wurden im Sommer 2020 9.058 Mädchen im Alter zwischen zehn und vierzehn Jahren verheiratet. In Iran ist diese Praxis laut Paragraf 1041 des Zivilgesetzes erlaubt. In einem solchen Fall müssen jedoch die Erlaubnis eines Gerichts sowie das Einverständnis des Kindes und seiner Eltern vorliegen. Hinzu kommt eine Dunkelziffer an nicht registrierten Eheschließungen mit minderjährigen Mädchen. Iranische Eltern verheiraten ihre minderjährigen Töchter oft wegen wirtschaftlicher Armut und kultureller Gepflogenheiten. Israel / Palästinensische Autonomiegebiete COVID-19-Pandemie Am 03.02.21 wurde den ersten Personen, die zum Ärzte- und Pflegepersonal der Palästinensischen Autonomiebehörde gehören, ein Impfstoff gegen das Coronavirus verabreicht. Die örtliche palästinensische Gesundheitsbehörde kündigte an, zunächst das Gesundheitspersonal und anschließend alle Menschen über 60 und chronisch Erkrankte mit dem Impfstoff zu versorgen. Ramallah hatte am 01.02.21 etwa 2.000 Dosen des Moderna-Impfstoffs aus Israel erhalten, 3.000 weitere sollen noch folgen. Kritiker monieren zwar, Israel wäre als Besatzungsmacht für die Gesundheitsversorgung der palästinensischen Bevölkerung zuständig. Mit den Verträgen von Oslo erhielt die Palästinensische Autonomiebehörde jedoch Autonomie in diesem Bereich. Israels eigene arabische Bevölkerung und die Palästinenser im annektierten Ostjerusalem erhalten Impfungen durch den Staat Israel. Vertreter der israelischen Regierung betonten, man habe auch ein Interesse an einer flächendeckenden Impfung der palästinensischen Bevölkerung; nicht zuletzt, weil diese durch wirtschaftliche Verflechtungen auch viel in Kontakt mit Israelis kommen. Die palästinensische Führung setzte bisher primär auf die Impfstoffzulieferung von anderen internationalen Partnern. Die Führung in Ramallah kündigte an, den Impfstoff auch im Gazastreifen zur Verfügung zu stellen. Der Küstenstreifen mit einer Bevölkerung von etwa zwei Millionen Menschen hat bislang noch kein Vakzin erhalten. Jemen USA widerrufen die Einstufung der Houthi als Terrororganisation und kündigen einen Politikwechsel an Die Biden-Administration hat angekündigt, die Einstufung der Houthi-Rebellen als Terrororganisation zurückzunehmen, welche unter dem ehemaligen US-Präsidenten Trump im Januar 2021 vorgenommen wurde. Die Einstufung als Terrororganisation wurde von Hilfsorganisationen stark kritisiert, weil diese dadurch eine Verschärfung der humanitären Krise im Jemen befürchteten (vgl. BN v. 11.01.21 und 25.01.21). Die US-Regierung kündigte außerdem an, ihre Unterstützung für Militäroperationen der von Saudi-Arabien geführten Koalition zu beenden, die bisher in Form von Logistik und militärischer Hilfe erfolgt ist. Die Koalition unterstützt die jemenitische Regierung in ihrem Kampf gegen die Houthis, wurde aber wiederholt beschuldigt, auch Zivilisten zu töten. Die USA erklärten, dass dies keine Auswirkungen auf die Militäroperationen gegen al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) haben werde. Kolumbien Morddrohung gegen minderjährigen Umweltaktivisten Internationale Medien berichten über eine auf Twitter gepostete Todesdrohung gegen den elfjährigen Francisco Vera, die in Kolumbien für Empörung und zahlreiche Solidaritätsbekundungen gesorgt hat. Der junge Aktivist ist das Gesicht einer landesweiten Umwelt- und Klimaschutzbewegung, die sich u.a. für ein Verbot von Einwegplastik und Fracking einsetzt. Die Drohung erging als Antwort auf ein Video Veras, in dem dieser Staatspräsident Iván Duque dazu drängte, überall im Land Internetzugang für virtuellen Unterricht während der COVID-19-Pandemie zu gewährleisten. Staatsanwaltschaft und Polizei kündigten Ermittlungen an. Duque selbst versprach bei einem öffentlichen Auftritt, dass die für den Tweet verantwortlichen Personen ausfindig gemacht würden. 5
Kosovo Kriegsverbrechen-Gericht: Entlassung aus Untersuchungshaft verweigert Am 22.01.21 lehnte der zuständige Richter den Antrag der Verteidiger von Ex-Präsident Hashim Thaçi und seinen drei vor den Kriegsverbrechen-Sonderkammern für Kosovo (Kosovo Specialist Chambers, KSC) Mitangeklagten auf zwischenzeitliche Gewahrsamsentlassung ab. Thaçis Verteidigung hatte angekündigt, dieser werde sich im Falle einer Entlassung an sämtliche Auflagen halten. Der Untersuchungsrichter befand in seiner ablehnenden Entscheidung, es bestünde die Gefahr, dass Thaçi die KSC-Verfahren hintertreibe, und auch eine Fluchtgefahr sei groß. Während sich eine Fluchtgefahr effektiv eingrenzen ließe, seien Entlassungsauflagen nicht geeignet, um Thaçi daran zu hindern, mittels seines weiten Netzwerkes an Unterstützenden die Verfahren zu hintertreiben. Die vier Angeklagten legten am 01.02.21 bzw. 03.02.21 Widerspruch gegen die Entscheidung ein. Am 05.11.20 war der unmittelbar zuvor zurückgetretene Ex-Präsident zusammen mit den Politikern Jakup Krasniqi, Kadri Veseli und Rexhep Selimi aufgrund der Anklagen gegen sie wegen Kriegsverbrechen in die Haftanstalt der KSC in Den Haag überstellt worden. Sie hatten anschließend auf unschuldig plädiert (vgl. BN v. 09.11.20 und 16.11.20). Eine Untersuchungshaft muss nach dem KSC-Gesetz alle zwei Monate bestätigt werden. Prozess um Mord an Politiker Ivanović Im Prozessauftakt zum Mord an dem kosovarisch-serbischen Politiker Oliver Ivanović plädierten die sechs Angeklagten vor einem Gericht in Pristina auf nicht schuldig. Ihnen wird die Mitgliedschaft einer kriminellen Vereinigung, Beihilfe zum Mord, illegaler Waffenbesitz, Geheimnisverrat und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Ivanović, Anführer der Bürgerinitiative „Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit“, war am 16.01.18 in Nord-Mitrovica vor seinem Büro erschossen worden. Medienberichten zufolge hatte er sich von einem strengen Nationalisten zu einem moderaten Politiker entwickelt, der für die Koexistenz der serbischen Minderheit Kosovos und der albanischen Mehrheit eintrat. Liberia Menschenrechte sollen verbessert und gestärkt werden Die Vereinten Nationen in Liberia haben die liberianische Regierung aufgefordert, alle Empfehlungen des Universal Periodic Review (UPR) des UN-Menschenrechtsrates für den dritten Zyklus umzusetzen. Im Zuge dieses Verfahrens überprüft der Menschenrechtsrat (HRC) regelmäßig die Menschenrechtsaufzeichnungen aller 193 UN- Mitgliedstaaten. Es bietet den Staaten auch die Möglichkeit, zu erklären, welche Maßnahmen sie ergriffen haben, um die Menschenrechtssituation in ihren Ländern zu verbessern und die Herausforderungen für die Wahrnehmung der Menschenrechte zu bewältigen. Liberia wurde im November 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie über eine virtuelle Plattform überprüft. Anschließend übermittelte der HRC über 200 Empfehlungen zu einer Vielzahl von Menschenrechtsfragen, die Liberia umsetzen sollte. Dazu gehören die Kriminalisierung und Ausrottung aller Formen sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt wie Genitalverstümmelung von Frauen und schädliche traditionelle Praktiken sowie die Gewährleistung des Schutzes von LGBTI-Personen und die Beendigung der Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung. Der liberianische Justizminister versprach weiterhin mit dem HRC und anderen Vertragsorganen zusammenzuarbeiten, um die Förderung und den Schutz der Menschenrechte in Liberia weiter zu verbessern und zu stärken. Libyen Dialogforum wählt neue Übergangsregierung Am 05.02.21 haben 75 Vertreterinnen und Vertreter des Libyan Political Dialogue Forums (LPDF) in Genf aus 21 Kandidierenden den aus Misrata stammenden Geschäftsmann Abdul Hamid Dbaiba zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Binnen drei Wochen muss der neugewählte Ministerpräsident ein Kabinett bilden und es vom Parlament im Osten des Landes bestätigen lassen. Des Weiteren erfolgte die Wahl eines dreiköpfigen 6
Präsidialrats, in dem alle drei Landesteile, Cyrenaika (Osten), Tripolitanien (Westen), Fezzan (Süden), vertreten sind und unter der Leitung des ehemaligen Diplomaten Mohamed al-Menfi aus Tobruk stehen. Die neue Übergangsregierung soll u.a. die für Dezember 2021 vereinbarten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen organisieren. Das LPDF wurde im November 2020 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, wobei man bei der Auswahl der Teilnehmenden auf eine möglichst repräsentative Auswahl geachtet haben soll. Dem Dialogforum wird jedoch auch immer wieder mangelnde demokratische Legitimität vorgeworfen. Montenegro Berufungsgericht hebt erstinstanzliche Urteile über versuchten Staatsstreich auf Laut aktuellen Medienberichten hat das Berufungsgericht am 05.02.21 die im Mai 2019 erstinstanzlich ergangenen Schuldsprüche im sogenannten Coup Plot-Prozess mit Hinweis auf erhebliche Verfahrensmängel aufgehoben und zur erneuten Prüfung an den Obersten Gerichtshof zurückverwiesen. In dem Prozess über den versuchten Staatsstreich während der Parlamentswahlen 2016, der von der damaligen Opposition als politisch motiviert kritisiert worden sei, waren 13 Angeklagte vom Obersten Gerichtshof wegen Terrorismus und der Gründung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel eines Staatsstreiches und der Verhinderung des Beitritts zur NATO verurteilt worden. Der Gerichtshof habe den Verurteilten u.a. versuchte Parlamentsbesetzung sowie Planungen zur Ermordung des damaligen Premierministers und heutigen Staatspräsidenten Milo Djukanovic (von der pro-westlich orientierten Demokratische Partei der Sozialisten, DPS) und zur Einsetzung einer pro-russischen Führung zur Last gelegt. Russland habe damals jede Beteiligung bestritten. Myanmar Proteste nach Machtübernahme Am 02.02.21 benannte Min Aung Hlaing, neuer Machthaber und Chef der Armee sein Kabinett, bestehend aus Generälen, ehemaligen Generälen und bei den Wahlen von November 2020 gescheiterten Kandidaten der militärnahen Partei Union Solidarity and Development Party (USDP). Am 04.02.21 verhängte die neue Führung eine vorrübergehende Sperre von Facebook, weil die Gegner des Putsches darüber zu zivilem Ungehorsam aufgerufen haben sollen. In Mandalay kam es am 04.02.21 zu einem Straßenprotest von zunächst ca. 20 Menschen, am folgenden Wochenende waren es bereits Zehntausende. Die neue Militärführung will Medienberichten zufolge die abgesetzte de-facto Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen Verstößen gegen die myanmarischen Import-Export-Gesetze anklagen. Der abgesetzte Staatspräsident Win Myint soll wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen angeklagt werden. Am 05.02.21 wurde Win Htein, Spitzenpolitiker und rechte Hand von Staatsrätin Aung San Suu Kyi von Sicherheitskräften festgenommen, da er die Bürger Myanmars zu Widerstand gegen die „Zerstörung ihrer Regierung“ aufrief. Aung San Suu Kyi soll weiter unter Hausarrest stehen. Bis zum 05.02.21 sollen sich auch das Landwirtschafts-, Energie-, Gesundheits-, und Bildungsministerium der Protestbewegung angeschlossen haben, deren Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt hätten. Muhyiddin Yassin, Premierminister Malaysias, warnte am 05.02.21 vor einer Destabilisierung der südostasiatischen Region. Am 06.02.21 wurde laut Medienberichten Sean Turnell, australischer Wirtschaftsberater von Aung San Suu Kyi verhaftet. Etwa 160 Personen sollen bisher festgenommen worden sein. Die am 06.02.21 verhängte Internet-Sperre wurde wieder aufgehoben. Am 07.02.21 demonstrierten Tausende gegen den Militärputsch und die Inhaftierung von Aung San Suu Kyi. In Yangon (frühere Hauptstadt Rangun) marschierte eine Gruppe von Mönchen an der Spitze der Bewegung, die geschätzte 100.000 Teilnehmer gehabt haben soll. In der Küstenstadt Dawei und in Myitkyina, Hauptstadt des ethnischen Teilstaates Kachin, demonstrierten ebenfalls Tausende. Die friedlichen Proteste vom vergangenen Wochenende sollen Medienberichten zufolge die Größten seit der „Safran-Revolution“ von 2007 gewesen sein, die damals von buddhistischen Mönchen angeführt wurde.U.a. Ärzte, Pflegepersonal, Lehrer, Rechtsanwälte, Textil- und andere Industriearbeiter sollen sich den Protesten angeschlossen haben. 7
Nigeria Appell: Entführungskriminalität bekämpfen Der Erzbischof von Abuja, Ignatius Kaigama, hat nigerianische Politiker am 27.01.21 öffentlich aufgefordert, mehr gegen die anhaltend hohe Zahl von Entführungen in dem westafrikanischen Land zu unternehmen. Laut Medienberichten waren unter den Opfern der seit Ende 2020 bekannt gewordenen Entführungsfällen auch zwei Kirchenvertreter. Kaigama bezeichnete es als beunruhigend, dass die Sicherheitskräfte oft nicht in der Lage seien, die Kidnapper zu identifizieren. Die Regierung sollte dringend in eine verbesserte Ausbildung der Sicherheitskräfte und in den Kauf besserer Ausrüstung investieren. Im Dezember 2020 hatte die Entführung Hunderter Schüler aus einem Jungen-Internat im Bundesstaat Katsina auch international großes Aufsehen erregt (vgl. BN v. 21.12.20). Schulkinder im Nordosten erhalten psychosoziale Hilfe Laut Medienberichten vom 06.02.21 hat die UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF begonnen, 50.000 Schulkindern in Grund- und weiterführenden Schulen im Bundesstaat Borno psychosoziale Unterstützung zu gewähren. Mit dieser Maßnahme soll den psychischen Auswirkungen der schwierigen Sicherheitslage im Nordosten begegnet werden. Auch den Lehrkräften in der Region werde psychosoziale Unterstützung angeboten. Pakistan Kaschmir-Solidaritätstag Am 05.02.21 fanden anlässlich des Kaschmir-Solidaritätstages landesweit Veranstaltungen statt. Premierminister Imran Khan hielt in der Stadt Kotli im von Pakistan verwalteten Teil Kaschmirs eine Rede. Auf eine Solidaritätskundgebung im Distrikt Sibi in der südwestlichen Provinz Balochistan wurde ein Angriff mit einer Handgranate verübt. Mehr als zwei Dutzend Menschen, darunter drei Sicherheitskräfte, wurden verletzt. Niemand bekannte sich zu dem Anschlag. In der Region sind regierungskritische und bewaffnete Separatisten aktiv. Republik Kongo Größtes Oppositionsbündnis verkündet Boykott der Präsidentschaftswahlen Das größte Oppositionsbündnis Pan-African Union for Social Democracy (UPADS) verkündet den Boykott der für den 21.03.21 angesetzten Präsidentschaftswahlen. Der UPADS-Generalsekretär Pascal Tsaty Mabiala gab die Erklärung ab, dass innerhalb des Oppositionsbündnisses einstimmig beschlossen wurde, nicht an den Präsidentschaftswahlen teilzunehmen und auch keinen Stellvertreterkandidaten zu benennen. Das von dem ehemaligen Präsidenten Pascal Lissouba gegründete Oppositionsbündnis bildet derzeit die einzige parlamentarische Opposition in der Nationalversammlung. Der seit 36 Jahren regierende Amtsinhaber Denis Sassou-Nguesso hat sich erneut als Präsident für die nächsten sieben Jahre zur Wiederwahl gestellt. Russische Föderation Putin-Kritiker Nawalny zu Haftstrafe verurteilt Der russische Oppositionelle und schärfste Kritiker von Präsident Putin, Alexej Nawalny, ist von einem Moskauer Gericht am 02.02.21 zu dreieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt worden. Der 44-Jährige habe gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren von 2014 verstoßen, so die zuständige Richterin. Deshalb sei eine frühere Bewährungsstrafe nun in eine echte Haftstrafe umgewandelt worden. Damals war Nawalny bereits zu dreieinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt worden. Davon dürften nun die zehn Monate abgezogen werden, die Nawalny noch während des damals laufenden Verfahrens unter Hausarrest verbringen musste. Seine verbleibende Haftstrafe betrüge damit zwei Jahre und acht Monate. Nawalny hatte in der Gerichtsverhandlung in einer emotionalen Rede eine unrechtmäßige Verfolgung durch die russischen Behörden beklagt und darauf verwiesen, dass er sich in Deutschland in medizinischer Behandlung befunden und sich dort fünf Monate lang von 8
einem Anschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok erholt habe. Seine Verteidiger kündigten nach dem Urteil umgehend an, in Berufung gehen zu wollen. Zahlreiche Demonstrierende verhaftet Rund um den Prozess gegen Nawalny sind die russischen Sicherheitskräfte wieder massiv gegen Demonstrierende in mehreren Städten vorgegangen. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden insgesamt rund 1.400 Menschen festgenommen. Allein in Moskau nahm die Polizei nach Angaben der Nichtregierungsorganisation OVD-Info 1.116 Protestierende fest, in St. Petersburg gab es demnach 246 Festnahmen. Auch in anderen russischen Städten fanden Proteste statt und wurden Menschen in Gewahrsam genommen. Serbien Schlag gegen organisiertes Verbrechen Wie Innenminister Aleksandar Vulin am 04.02.21 bekanntgab, hat die serbische Polizei das mutmaßliche Mafia- Oberhaupt Veljko Belivuk sowie 16 weitere Verdächtige festgenommen. Den Personen werden Mord, Erpressung, Entführung und Drogenhandel vorgeworfen. Belivuk ist Anführer einer Fangruppe des Fußballvereins Partizan Belgrad, die laut Ermittlungsbehörden als Deckmantel für die kriminellen Aktivitäten der Beschuldigten diente. Somalia Angriffe während Wahlvorbereitungen Al-Shabaab hat mehrere Angriffe in Dhusamareb in der Region Galgudud verübt, wo sich der somalische Präsident und der Premierminister in der vergangenen Woche mit führenden Vertretern der föderalen Regierungen trafen, um einen Weg zu finden, die für den 08.02.21 geplanten Wahlen durchführen zu können. Am 02.02.21 und 05.02.21 warf al-Shabaab Mörser auf die Stadt. Am 07.02.21 wurden bei einer Bombenexplosion am Straßenrand mehrere Beamte des regionalen Geheimdienstes, die in einem Konvoi unterwegs waren, getötet. Darunter befand sich der Leiter des Geheimdienstes der Stadt Dhusamareb. Obwohl sich alle Parteien im September 2020 zunächst auf die Abhaltung von Wahlen Ende Dezember 2020 und Anfang 2021 geeinigt hatten, stimmen die Staaten Puntland und Jubaland dieser Einigung nicht mehr zu. Es wird erwartet, dass der Präsident daher eine weitere Runde von Gesprächen ansetzt. Das Mandat des Präsidenten läuft am 08.02.21 aus. Er wird von den Mitgliedern des Parlaments und den Senatoren gewählt. Solange Somalia die notwendigen Wahlen zur Zusammenstellung eines neuen Parlaments und der Ernennung der Senatoren nicht durchgeführt hat, kann kein neuer Präsident gewählt werden. Sudan / Äthiopien Über 50 Tote bei Kämpfen zwischen Sudan und Äthiopien Bei Kämpfen zwischen sudanesischen und äthiopischen Militärs sind nach Angaben von sudanesischen Medien 50 äthiopische und ein sudanesischer Soldat getötet worden. Sudanesische Streitkräfte hätten am 04.02.21 einen Angriff der äthiopischen Armee in der umstrittenen Grenzregion al-Fashaga im Bundesstaat al-Qadarif (Gedaref) abgewehrt und ein Lager des äthiopischen Militärs eingenommen und Waffen erbeutet. In der fruchtbaren Region siedeln seit Jahrzehnten äthiopische Bauern, ein Umstand, den der Sudan nicht mehr länger tolerieren will und seit fast einem Jahr immer wieder zu bewaffneten Konflikten führt (vgl. BN v. 11.01.21). Experten warnen vor einer Kriegsgefahr. Die Beziehungen zwischen beiden Staaten ist auch durch den Bau des äthiopischen Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm („Gerd“) belastet, dessen Nutzung eine - so der Sudan - „Gefahr für die nationale Sicherheit“ sei. Ebenso wie Ägypten befürchtet der Sudan Probleme bei der eigenen Wasserversorgung und fordert im Streit um den Nil-Staudamm eine internationale Vermittlung. 9
Syrien Hassakah und Qamischli: Ein- und Ausgangssperren wieder aufgehoben Die örtliche Polizei in den kurdisch-geführten SDF-Gebieten erklärte am 02.02.21, dass der Personen- und Warenverkehr in die Stadtteile unter Regierungskontrolle wieder freigegeben worden sei, nachdem dieser für fast drei Wochen unterbunden worden war (vgl. BN v. 01.02.21). Die betroffenen Viertel, in beiden Städten jeweils als „Sicherheitsplatz“ bekannt, blieben auch nach der Eroberung durch die Demokratischen Kräfte Syriens (Syrian Democratic Forces, SDF) weiterhin unter Kontrolle der syrischen Zentralregierung. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete unterdessen, die Regierung in Damaskus hätte zur gleichen Zeit wieder die Einfuhr von Gütern nach Nordostsyrien erlaubt, nachdem diese ebenfalls seit Wochen unterbunden worden war und damit die Stadtteilsperren durch die SDF provoziert haben soll. Die Deeskalationsvereinbarung soll demzufolge unter Vermittlung Russlands zustande gekommen sein. Togo HAAC verhängt Erscheinungsverbot über Zeitung Die Aufsichtsbehörde über die Medien Haute Autorité de l'Audiovisuel et de la Communication (HAAC) verhängte am 05.02.21 ein viermonatiges Erscheinungsverbot über die zweiwöchentlich erscheinende Zeitung L'Alternative. In einem am 02.02.21 erschienen Artikel wurde ein Mitglied der Regierung des Betrugs im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften beschuldigt. Innenpolitischer Dialog Die Oppositionspartei Comité d’Action pour le Renouveau (CAR) zog sich am 02.02.21 aus dem innenpolitischen Dialog Concertation Nationale des Acteurs Politiques (CNAP) zwischen der Regierung und der Opposition zurück. CNAP begann am 19.01.21, als 17 von 24 Oppositionsparteien der Einladung der Regierung zu Gesprächen über die Vorbereitung der nächsten Regionalwahlen folgten. Die Vertreter der CAR hingegen sehen zunächst Gesprächsbedarf hinsichtlich der Präsidentenwahl vom Februar 2020. Nach Ansicht mancher Oppositionsvertreter sei der dem amtierenden Präsidenten Faure Gnassingbé unterlegene Oppositionskandidat Agbéyomé Kodjo (Mouvement Patriotique pour le Développement et la Démocratie – MPDD) durch Manipulationen um seinen Wahlsieg gebracht worden (vgl. BN v. 24.02.20). Die vier Kodjo unterstützenden Parteien des Bündnisses Dynamique Mgr Kpodzro lehnten ein Mitwirken an CNAP ab. Tschad Proteste gegen sechste Amtszeit des Präsidenten In der Hauptstadt N’Djamena wie auch in Moundou, Doba, Sarh und Abeche protestierten am 06.02.21 hunderte Demonstrierende gegen eine sechste Amtszeit des seit 1990 amtierenden Präsidenten Idriss Déby. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas gegen die Protestierenden vor und verhafteten zahlreiche Personen. Kurz zuvor hatte die Regierungspartei, Mouvement Patriotique du Salut (MPS), Déby als Kandidaten für die im April 2021 stattfindenden Präsidentschaftswahlen vorgestellt. Im April 2018 hatte das Parlament eine neue Verfassung verabschiedet, welche Déby ermöglicht bis 2033 im Amt zu bleiben. Darüber hinaus wurden durch die neue Verfassung Rechtsstaatlichkeit und Demokratie weiter eingeschränkt; gegen kritische Stimmen geht die Regierung repressiv vor. Türkei Studentenproteste Bei weiteren Protesten (vgl. BN v. 01.02.21 und 11.01.21) gegen die Ernennung eines neuen Rektors der Boğaziçi- Universität in Istanbul haben Sicherheitskräfte erneut zahlreiche Menschen festgenommen. Am 02.02.21 hatten sich Studierende trotz eines Verbots im Istanbuler Stadtteil Kadiköy versammelt. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Plastikgeschosse ein, um die Menge zu zerstreuen. Die lokale Behörde hatte zuvor wegen der 10
COVID-19-Pandemie ein Versammlungsverbot erlassen. Auch in der Hauptstadt Ankara gab es bei einer Solidaritätskundgebung Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften und Festnahmen. In Istanbul sind nach Medienberichten im Zusammenhang mit den Demonstrationen am Vortag über 100 Menschen festgenommen worden, von denen inzwischen ein Großteil wieder frei sein soll. Gegen elf Personen sei Hausarrest verhängt worden. Nach Angaben des türkischen Innenministeriums vom 04.02.21 wurden seit Januar 528 Menschen im Zusammenhang mit den Protesten festgenommen, davon seien 498 wieder freigelassen worden. Tunesien Erneute Proteste und Unruhen Am 06.02.20 demonstrierten in Tunis Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt. Anlass war das Gedenken an einen am 06.02.13 getöteten führenden Oppositionspolitiker. Ebenso wendeten sich die Demonstrierenden gegen die im Januar 2021 stattgefundenen geschätzt 1.000 Festnahmen im Zuge von Protesten. Ukraine Sendeverbot für Nachrichtensender Präsident Wolodymyr Selenskyj untersagte am 02.02.21 per Dekret mit sofortiger Wirkung den Weiterbetrieb der ukrainischen Nachrichtensender 112 Ukrajina, NewsOne und ZIK. Das Dekret sieht entsprechende Sanktionen vor, u.a. Lizenzentzug. Es setzte damit eine vorausgegangene Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrats der Ukraine um. Als Begründung für diesen Schritt warf Selenskyj den Sendern die Verbreitung russischer Propaganda vor. Alle drei Sender gehören einem Parlamentsabgeordneten der als russlandorientiert geltenden Partei Oppositionsplattform - Für das Leben. Vertreter der Partei kündigten als Reaktion ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten an. Die betroffenen Sender verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung das Vorgehen Selenskyis als Abrechnung mit unbequemen Medien. Westafrika Dschihadisten-Expansion befürchtet Laut Medienberichten geht der französische Auslandsnachrichtendienst Direction Générale de la Sécurité Extérieure (DGSE) davon aus, dass in der Sahelzone aktive militante Dschihadistengruppen an Plänen für eine baldige Expansion Richtung Süden arbeiten. Details wurden bei einer Pressekonferenz vom 01.02.21 erläutert, an der auch die französische Verteidigungsministerin teilnahm. Schwerpunkte der geplanten Dschihadisten- Expansion seien die am Golf von Guinea liegenden Länder Côte d’Ivoire und Benin. Laut DGSE-Vertretern gebe es konkrete Anhaltspunkte, dass Angriffe gegen Militärstützpunkte in der Region geplant seien. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 11
Sie können auch lesen