August Gaul. Moderne Tiere - DE - Kunstmuseum Bern

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August Gaul.
Moderne Tiere

04.06.		   24.10.2021

           AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE
Saalplan                                              Obergeschoss

                    LIFT

                               Einleitung
          7                                                  1

    6                      5          4           3              2

Räume

1   Kultivierte Tiere                5    Koloniale Tiere

2   Tierliebe und Tierschutz         6    Tiere im Krieg

3   Tierische Verwandtschaft         7    Tier und Technik

4   Tierverhalten
Einführung

«Was mich bei den Tieren anzieht, ist ganz wesentlich künstler­ischer
Art … Ich mache Tiere, weil es mich freut.» Mit diesen Worten
beschrieb der deutsche Bildhauer August Gaul (1869 – 1921) sein
Interesse am Tiermotiv, das ihn offenbar vor allem als rein formale
Herausforderung plastischen Gestaltens faszinierte. August Gaul, der
um 1900 als Mitglied der Berliner Secession zu den bedeutendsten
deutschen Bildhauern zählte, gilt als Wegbereiter der «autonomen
Tierplastik» sowie der modernen Abstraktion in der Bildhauerei. Als
einer der ersten Künstler löste er Tiere aus allegorisch-narrativen
Zusammenhängen – etwa in der Denkmalsplastik – heraus, um sie
ihrer selbst willen abzubilden. Er zeigte Tiere in ihrer individuellen
Wesenhaftigkeit, jenseits jeder Zweckbeziehung zum Menschen.

Doch wie «autonom» sind Gauls Tierbilder wirklich? Die im Zuge der
Industrialisierung gegründeten zoologische Gärten und Natur­kunde­
museen profitierten ganz wesentlich von der Sehnsucht der Stadt­
bevölkerung nach unverdorbener Natur und ihrer Faszination für das
«Wilde». Dabei handelte es sich bei beiden Institutionen um künstliche
«Natur-Kulturen», die Tiere keineswegs in ihrer «Natürlichkeit» zeigten,
sondern die Beherrschung der Natur wirkungsvoll inszenierten, zumal vor
dem Hintergrund von Kolonialinteressen. Weitere Entwicklungen voll­
zogen sich zu Gauls Lebzeit, die unser Verhältnis zum Tier bis heute
­prägen: So etwa die Industrialisierung des Schlachtbetriebs bei gleich-
 zeitiger Emotionalisierung der Beziehung zum Haustier; die Einsicht in
 die verwandtschaftliche Nähe von Mensch und Tier; oder die
 mit Einführung des wissenschaftlichen Tierversuchs einsetzende
 Tierschutz- und Vegetarierbewegung. Diese Entwicklungen schlugen
sich auch in Gauls Tierdarstellungen nieder.
Grundlage der Ausstellung bildet die hochkarätige Gaul-Sammlung
der Zwillenberg-Stiftung, die seit 2013 am Kunstmuseum Bern be-
wahrt wird. Indem Werke Gauls und seiner Zeitgenossen neben
Objekten der Populärkultur und Wissenschaftsgeschichte präsen-
tiert werden, wird erstmalig eine historische Kontextualisierung
dieses bedeutenden Œuvres vorgenommen. Die folgenreiche
Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses um 1900 wirft nicht
zuletzt die Frage auf: Wie soll unser zukünftiges Verhältnis zu Tieren
aussehen?

Warnung: Koloniale Bilder

In dieser Ausstellung werden in zwei Kapiteln Bilder aus kolonialen
Zusammenhängen gezeigt, die Rassismen enthalten und Menschen
auf entwürdigende Weise darstellen. Ihnen ist daher mit besonderer
Sensibilität zu begegnen. Sieben Expert*innen für Kolonialgeschichte
und postkoloniale Theorie sowie Antirassismus-Aktivist*innen wur-
den eingeladen, Objektkommentare zu verfassen, um einen kritischen
Reflexionsprozess anzustossen. Diese Kommentare finden Sie inner-
halb der Ausstellung, angebracht neben den entsprechenden Ex­
ponaten. Nach wie vor bleiben im Hinblick auf das Zeigen und
­R e­produzieren solcher Bilder viele Fragen offen. Einen sensiblen
 Umgang zu finden, bleibt ein unabgeschlossener Lernprozess.
1    Kultivierte Tiere
Bei einer Verlosung an der Abendschule des Berliner Kunstgewerbemuseums gewann
August Gaul 1890 eine Dauerkarte für den Berliner Zoo. Dieser wurde daraufhin zu
seinem bevorzugten Arbeitsort: Jeden morgen zwischen 6 und 9 Uhr soll er vor den
Käfigen der Tiere gezeichnet und modelliert haben, bevor er als Werkstattgehilfe zur
Arbeit ging. Hiervon legen Gauls Skizzenbücher Zeugnis ab, die Tierkörper in verschie-
denen Haltungen und flüchtigen Bewegungen zeigen. Dabei blendete Gaul die Gehege
der Tiere meist aus. Seine Zeitgenossen lobten die «natür­liche Erscheinung» und
«charakteristische Existenz» seiner Tierfiguren, die er ohne zu vermenschlichen in der
ihnen eigentümlichen Wesenhaftigkeit abbildete. Und doch wird deutlich, dass es sich
keineswegs um Tiere in freier Wildbahn handelte. So schrieb bereits der Kunstkritiker
Karl Scheffler 1920: «Die Bestien haben bei ihm nicht sowohl die Atmosphäre von
Wüste und Freiheit um sich, als vielmehr die Luft des Zoologischen Gartens. Sie
­erscheinen halb gezähmt.» (in: Kunst und Künstler, 1920, S. 260f.) Er meinte eine
 «Tiergarten-Auffassung» der Wildnis in Gauls Skulpturen zu erkennen.

Zoologische Gärten wurden ab der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet, als Folge
europäischer Forschungsreisen und im Zuge der wissenschaftlichen Systematisierung
des Tierreichs. Entsprechende Bedeutung kam den Gehegen zu, in denen Tiere nach
Gattung und Herkunftsregion sortiert wurden, sodass Stadtbewohner*innen die «Welt
im Kleinen» bereisen konnten. Dabei wurden die Tiere – etwa der Junge Elefant aus
Kamerun und das Deutschostafrikanische Doppelnashorn – in Zooführern oft stolz als
Erwerbungen aus Kolonialgebieten ausgewiesen, etwa als Geschenke von Kolonial­
beamten oder besiegten Widerstandskämpfern. Die Popularität von Zoolo­gischen
Gärten um 1900, deren Bestände «exotischer Tiere» schlagartig angewachsen waren,
hängt unmittelbar mit der europäischen Kolonialexpansion und der Werbung für den
Kolonialgedanken zusammen.

Aber wer schaut wen an? Mit aufwändigen, oftmals orientalisierenden Schau­archi­
tekturen warben Zoos um ein breites, attraktionshungriges Publikum. Die Neu­b auten
wurden durch das Grossbürgertum finanziert, das sich mit dem Zoo als Ort der
Musse, des Sehens und Gesehenwerdens stolz identifizierte. Dass die Gehege dabei
weniger an den Bedürfnissen der Tiere als an der Schaulust des Publikums aus­
gerichtet waren, erkannten schon Gauls Zeitgenossen. So stellte etwa Otto Dill den
Tiger auf seinem Gemälde Tiger im Käfig aus der Perspektive des Tieres dar, das von
einer umstehenden Menschenmenge begafft wird. Dabei wird der Mensch gleicher­
massen zur kuriosen Spezies, die vom Tier in Augenschein genommen wird.

Tierspektakel waren in Städten um 1900 regelmässig zu Gast – in Form von reisenden
Zirkussen, Raubtierschulen oder Tierbuden. Wie im Gemälde In der Tierbude von Paul
Meyerheim zu sehen, bannten sie ihr Publikum mit der Faszination des «Exotischen»,
wobei zum Teil auch Menschen ferner Länder wie Tiere zur Schau gestellt wurden.
Das dressierte Tier, wie es etwa Lothar Jeck in seiner Serie vom Circus Knie foto­
grafierte und Paul Klee im Theater der Tiere zeichnete, bestätigt in seiner Hörigkeit
und Drolligkeit seine kreatürliche Andersartigkeit: Der Versuch, menschliche Ver­
haltensweisen nachzuahmen, wird in der Annäherung dennoch verfehlt. Vorgeführt
wird damit bei aller Bewunderung für die Leistungsfähigkeit der Tiere eine vom
­modernen Menschen bezwungene, gezähmte und kultivierte Natur.

Demgegenüber suchten Künstler*innen der Moderne wie August Macke im Kleinen
Zoologischen Garten in Braun und Gelb in der Natur-Oase des Zoos einen Gegenpol zu
den verdichteten Städten und zerstörten Naturlandschaften der Industriemoderne –
ein verlorenes Paradies. Auch hiervon zeugen Gauls Tierplastiken, etwa die Miniaturen
des Kleinen Tierparks, in ihrer so freundlichen wie friedlichen Erscheinungsweise.
2    Tierliebe und Tierschutz
Im Zuge der Industrialisierung und Verstädterung im 19. Jahrhundert verschwanden
Nutztiere nach und nach aus dem Stadtraum. Zugleich zogen Haustiere in die Wohn­
zimmer der Mittelschicht ein, wo ihre Besitzer*innen eine zunehmend emotionale
Beziehung zu ihnen eingingen. Dies wird etwa im Gemälde Contre-jour (Gegenlicht) von
Louise Catherine Breslau deutlich, wo die Katze in vertrauter körperlicher Nähe dem
Gespräch der beiden Frauen lauscht, aber auch in Familienfotos aus der Zeit um 1900,
wo der Hund als Mitglied der bürgerlichen Kernfamilie mit porträtiert wird.

Durch das gemeinsame Aufwachsen mit Tieren sollten Kinder Tugenden der Fürsorge
und des Mitgefühls erlernen. So sollten sie zu rücksichtsvollen und barmherzigen
Bürger*innen heranwachsen. Dies schlägt sich nicht allein in einer Bandbreite von
Kinderbüchern mit Tiergeschichten und der Verbreitung von Tierspielzeug nieder – etwa
in den von Margarete Steiff erfundenen Kuscheltieren. Auch die Tierschutz- und Vege­
tarierbewegung warb in Plakaten, Zeitschriften, Kalendern und Postkarten für einen
fürsorglichen Umgang mit Tieren, als Massgabe für ein friedliches Miteinander in der
Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund können auch Gauls liebliche Tierplastiken ver-
standen werden, für die das Publikum stets «entzückte Worte» gefunden haben soll
und die sich bei Sammler*innen grosser Beliebtheit erfreuten.

Haustiere musste man sich jedoch leisten können. Beim Ausführen des Hundes wurde
nicht nur symbolisch die Autorität des Familienoberhauptes und die Loyalität seiner
Schutzbefohlenen zur Schau getragen. Der mussevolle «Gassi-Gang» im Park, die
Mittagspause im Gartenrestaurant, wo der wohlerzogene Rassehund, wie von August
Macke abgebildet, geduldig neben seinem Herrchen im Schatten wartet, galt der
Inszenierung gesellschaftlicher Distinktion.

In der Wissenschaft wurde der Tierversuch unterdessen zum probaten Mittel. Auf der
Grundlage der Evolutionstheorie konnte von Versuchen am Tier auf den menschlichen
Organismus geschlossen werden. Dies löste jedoch auch scharfe Kritik an der Quälerei
unschuldiger Kreaturen aus. So zeigt Gabriel von Max in seinem Gemälde Der Vivisektor
einen Wissenschaftler, dessen Versuch an einem Hündchen durch die Allegorie des
Mitleids aufgehalten wird, die das Gehirn als Sinnbild rein wissenschaftlichen Kalküls
gegen das Herz abwägt.

Die Kritik an einer als materialistisch und lebensfeindlich empfundenen Wissen­schaft
verband sich bald mit antisemitischen Vorurteilen. So wurde einer wachsenden
­jüdisch-stämmigen Wissenschaftselite fehlender Respekt vor dem Leben vorge­
 worfen. Dies geschah etwa in der Medienkampagne gegen den Wiener Mediziner Eugen
 Steinach, der mit spektakulären, an Ratten wie auch später an Menschen (darunter
 Sigmund Freud) durchgeführten Verjüngungsversuchen berühmt geworden war. Der
 Dokumentarfilm von 1923 zeigt seine Operationen an Ratten, die vielen als illegitimer
 Eingriff in die Schöpfung galten.
3    Tierische Verwandtschaft
Als erstes Auftragswerk entwarf August Gaul 1895 – 97 einen Laufenden Orang-Utan für das
Berliner Museum für Naturkunde. Wie seine Skizzenbücher belegen, fertigte Gaul regel­
mässig Zeichnungen von Skeletten und Tierpräparaten im Naturkundemuseum an, als
Vorstudien für seine Plastiken, die er vom Skelett her aufbaute. Dort freundete er sich mit
dem Leiter der Säugetiersammlung an und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er sich auch
mit den Präparatoren austauschte. Auch sie stellten Tonmodelle her in Vorbereitung ihrer
Tierpräparate (Dermoplastiken). Die Primaten, vertreten unter anderem durch ein mensch-
liches Skelett und einen ausgestopften Gorilla, bildeten den Auftakt zur Zoologischen
Schausammlung des 1889 neu eröffneten Museums.

Gauls Beschäftigung mit Menschenaffen kam nicht von ungefähr. Gegen Ende des
19. Jahrhunderts war Charles Darwins 1859 veröffentlichte Evolutionstheorie in aller Munde
und Gegenstand hitziger Debatten. Viele Künstler*innen der Moderne, wie Ernst-Moritz
Geyger, Adolf Methfessel oder Alfred Kubin, griffen das Thema der verwandtschaftlichen
Nähe von Mensch und Tier auf, in Reflexionen über tierische Intelligenz und die Ursprünge
des Menschen. Andere spotteten über die groteske Vorstellung des Menschen als Affe.

1872 folgte Darwins Buch über den Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen
und bei den Thieren. Darin argumentierte der Biologe, dass der menschliche Emotions­
ausdruck angeboren sei und sich nicht grundlegend von dem der Affen, Pferde, Katzen oder
Hunde unterscheide. Damit berührte er den erhabenen Bereich der Seele, legte sein Buch
doch nahe, dass auch Tiere über Gefühle verfügen, und dass sich diese evolutionär begrün-
den liessen. Künstler*innen befassten sich nun vermehrt mit der Mimik der Tiere, die sie
u.a. auf fotografischen Tafeln studierten. So fertigte Gaul eine Reihe von Gips-Vorstudien
von Gesichtsexpressionen an, darunter Orang-Utan-Kopf Jumbo, Kopf eines jungen
Löwen und Panther mit aufgerissenem Rachen, die erst nach seinem Tod in Bronze ge-
gossen wurden. Auch in Naturkundemuseen werden bis heute die Köpfe eingelieferter Tiere
in Gips abgegossen, als Stütze bei der Formung lebensnaher Dermoplastiken – so auch bei
den hier gezeigten Gipsabgüssen von Tierköpfen aus dem Naturhistorischen Museum Bern.

Auch Gauls Kollege in der Berliner Secession, Max Slevogt, fertigte eine Serie von Studien
eines Orang-Utans an, den er im Frankfurter Zoo beobachtete. Auf dem Gemälde Der Orang-
Utan «Seemann» und sein Wärter bilden die Körper von Mensch und Tier eine geschlossene
Einheit, während sich ihre Gesichter physiognomisch annähern. Der Münchner Maler Gabriel
von Max wiederum hielt Affen als Haustiere, um sie eingehend zu studieren, und setzte ihre
Menschenähnlichkeit in narrativen, genrehaften Szenen ins Bild. Ganz anders ging Arnold
Böcklin an das Thema heran: Seine Darstellungen von Mischwesen deuten auf seine
Beschäftigung mit den tierischen Anfängen des Menschen und dem Wasser als Ursprung des
Lebens hin. Dabei scheint er Bezug auf die biogenetische Grundregel des deutschen Zoologen
Ernst Haeckel genommen zu haben, der den Nachvollzug der evolutionären Entwicklungs­
schritte – quasi vom Fisch zum Säugetier – in den Säugetier-Keimen entdeckt hatte.
4    Tierverhalten
 Aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Nähe werden Tiere um 1900 zum Modell für die
 menschliche «Natur». Alfred Edmund Brehm war einer der ersten Zoologen, die Tiere
 nicht nur anatomisch beschrieben und kategorisiert, sondern auch ihr Verhalten
 ­studiert haben. Seine Beobachtungen veröffentlichte er ab 1863 in der berühmt
­gewordenen Enzyklopädie Brehms Thierleben, die seitdem in immer neuen Auflagen
  ­erschienen ist. In seinen anekdotischen Schilderungen warf er allerdings einen
   vermensch­lichenden Blick auf die Tierwelt. Charakterzuschreibungen wie der «böse
   Wolf» und «schlaue Fuchs» sollten, wie zuvor in Fabeln, eine erzieherische Wirkung
   auf seine vornehmlich junge Leserschaft ausüben.

Ob in Naturkundemuseen, populären Zeitschriften oder in der Kunst – etwa in Edouard
Girardets Löwenfamilie in der Sahara: bei der Darstellung von Tieren werden bürgerli-
che Wertvorstellungen in die Natur projiziert. So finden sich etwa immer wieder Bilder
tierischer Kleinfamilien mit fürsorglicher Mutter und verteidigungsbereitem Vater, aber
auch Bilder des «Überlebenskampfs» im Sinne des sozialdarwinistisch gedeuteten
«Rechts des Stärkeren». Auf diese Weise sollten bürgerliche Familienmodelle und
Geschlechterrollen ebenso wie das liberale Wirtschaftssystem und die Klassen­
gesellschaft als «naturgegeben» erscheinen. Auch bei Gaul finden sich derartige
Motive, etwa in den Mutterfreuden, im Modell Kämpfende Wisente oder den Zwei
Kondoren (mit totem Widder).

Um 1900 bildete sich erstmals eine experimentelle Verhaltensforschung heraus. 1914
unternahm der Gestaltpsychologe Wolfgang Köhler filmisch dokumentierte Intelligenz­
prüfungen an Menschenaffen, die Aufschluss geben sollten über die Wahrnehmungs­
muster von Schimpansen. Iwan Pawlow untersuchte in St. Petersburg anhand von
Hunden das Phänomen der Konditionierung, also der Auslösung von Reflexen (z.B.
Speichelfluss) durch unabhängige Signale (z.B. einen Glockenton, der vor der Fütterung
erklingt). Aus derartigen, in Die Erforschung der bedingten Reflexe von N. A. Podkopaew
veröffentlichten Experimenten liessen sich bedeutende Konsequenzen ableiten für die
An- bzw. Umerziehung von Verhaltensmustern. Sie trugen aber auch zu einer mecha-
nistischen Vorstellung der Berechenbarkeit und Manipulierbarkeit menschlichen
Verhaltens bei.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erregte Wilhelm von Osten Aufsehen mit
seinem Pferd, dem Klugen Hans, das angeblich rechnen und buchstabieren konnte. Es
folgte eine ganze Welle von Berichten über Tiere, die vermeintlich rechnen und lesen
konnten, darunter auch Karl Kralls Pferd Zarif sowie verschiedene Hunde und Katzen.
Letztlich bezeugten diese Versuche jedoch nur die beeindruckende Fähigkeit be­
stimmter Tiere, Mikroexpressionen des Menschen zu lesen. So erkannten etwa Hans
und Zarif am Ausdruck ihres Publikums, wie oft sie erwartungsgemäss mit dem Huf zu
klopfen hatten, um ihre Aufgabe richtig zu lösen.
5    Koloniale Tiere
Das künstlerische Interesse am «exotischen Tier» war um 1900 eng verflochten mit der
europäischen Kolonialexpansion. Seit 1884 war auch das Deutsche Reich in den
«Wettlauf um die Kolonien» eingestiegen, mit Kolonialerwerbungen in Afrika und der
Südsee. Die Sammlungen zoologischer Gärten und Naturkundemuseen wuchsen in der
Folge schlagartig an mit der Einlieferung von Fauna durch Tierhändler, Grosswildjäger
und Kolonialbeamte. Auch zahlreiche der von Gaul dargestellten Tiere, etwa sein
Trompetender Elefant, die zwei Straussen oder seine Löwen­figuren, lassen sich­
auf Erwerbungen aus Kolonialgebieten im Berliner Zoo und Naturkundemuseum
zurückführen.

Die deutsche Kolonialherrschaft war gezeichnet von blutigen Eroberungskriegen
sowie nicht zuletzt vom Völkermord an den Nama und Herero in Deutsch-Südwestafrika
(1904 – 1908, heutiges Namibia) und der gewaltvollen Niederschlagung von Aufständen
in Deutsch-Ostafrika (heutiges Tansania, Burundi, Ruanda sowie ein Teil von Mosambik).
Hierzu zählt die vom Kolonialmaler Wilhelm Kuhnert dargestellte Schlacht von Mahenge
im heutigen Tansania. Hierbei schoss die Kolonialbesatzung einheimische Krieger, die
im Widerstand gegen die zunehmende Drangsalierung der Bevölkerung einen Ver­
waltungsstützpunkt angegriffen hatten, mit Maschinengewehren in einem freigeräumten
Schussfeld nieder. Es starben über 600 Personen auf afrikanischer Seite. Dies war der
Beginn der Maji-Maji-Rebellion (1905 – 1907), einem der grössten Kolonialkriege in der
Geschichte des afrikanischen Kontinents, mit mindestens 200‘000 Toten aufseiten der
einheimischen Bevölkerung.

Kuhnert hielt die Schlacht von Mahenge nicht nur in einem heroisierenden Gemälde fest,
er nahm auch selbst an diversen Kampfhandlungen teil. Berühmt wurde er in Deutschland
vor allem als Tiermaler, der die prächtige «deutsch-afrikanische» Fauna, die er selbst
leidenschaftlich jagte, in grossformatigen Gemälden, etwa in Elefant am Tümpel, dem
heimischen Publikum vor Augen führte und damit für den Kolonialgedanken warb.

«Exotische Tiere» waren in der Alltagskultur um 1900 allgegenwärtig, oft im Verbund mit
exotisierend dargestellten Menschen, etwa in der Werbung für Kolonialwaren wie
Schweizer Schokolade und Steinfels-Seife (auf Palmöl-Basis). Auch wenn die Schweiz
selbst keine Kolonien besass, so profitierte sie doch lange Zeit vom Sklavenhandel so-
wie von Geschäften in Kolonialgebieten. Hierzu zählen etwa Exporte in Kolonien ebenso
wie der Handel mit Rohstoffen wie Palmöl und Kakao. Die Darstellung Schwarzer
Menschen als tiernahe in Darstellungen des «Wilden» und «Primitiven» oder in Typen­
porträts wie Anna Elisabeth von Erlachs N*-Studie, fusste auf der Konstruktion einer
hierarchischen Entwicklungsreihe menschlicher «Rassen» – einer europäischen
Erfindung des 19. Jahrhunderts. Sie diente der nationalen Identitätsbildung durch
Abgrenzung ebenso wie zur Rechtfertigung der Ausbeutung kolonialer Ressourcen. Die
Folgen existieren fort in den globalen wirtschaftlichen wie machtpolitischen Asym­
metrien der Gegenwart.
Auch Schweizer Naturkundemuseen und Zoologische Gärten profitierten von der
europäischen Kolonialexpansion. Der Basler Zoologe Adam David betrieb eine Tier­
fangstation in Khartum (Sudan) und jagte u.a. in Britisch-Ostafrika (heutiges Kenia) Tiere
für den Zoo und das Naturhistorische Museum in Basel. Er drehte einige der ersten
Tierfilme, die beim Schweizer Publikum auf Begeisterung stiessen. Sie zeigen jedoch
auch, wie Einheimische als untergebene Träger, Scouts und Jagdhelfer ein­­gespannt
wurden, während ihnen selbst das Jagdrecht oft entzogen und ihre tradi­­­­­­tionelle
Verehrung bestimmter Tierarten übergangen wurde. Für das Naturhistorische Museum
Bern führte Bernard von Wattenwyl mit seiner Tochter Vivienne 1923/24 zwei Jagdsafaris
durch Britisch-Ostafrika und den belgischen Kongo durch, die Vivienne von Wattenwyl
fotografisch dokumentierte. Die mit den gelieferten Tierhäuten eingerichteten Afrika-
Dioramen im Museum lassen sich noch heute besichtigen.

Tierfänger wie der berühmte Hamburger Zoodirektor und Impressario Carl Hagenbeck
handelten meist nicht nur mit Tieren aus Kolonialgebieten, wie im Album für Steinfels-
Sammelbilder Mit Carl Hagenbeck auf Tierfang dargestellt. Sie warben auch Menschen
an – oftmals unter falschen Versprechungen oder durch skrupellose Entführungen –,
um sie in Zoologischen Gärten, auch in Bern, Zürich und Basel, auszustellen. Auch Gaul
besuchte eine dieser Völkerschauen, vermutlich «Gustav Hagenbecks grosse Indien­
schau» 1911 im Tierpark Hamburg-Stellingen. Die präsentierten Menschen – darunter
der Inder mit Turban und Elefanten – wurden dabei unter unwürdigen Bedingungen
unter­gebracht und gezwungen, oft frei erfundene, vermeintlich «primitive» Tätigkeiten
und Kunststücke vorzuführen. Völkerschauen waren damit ein wesentliches Werkzeug
der Kolonialpropaganda.

Viele Künstler*innen der Moderne idealisierten sogenannte «Naturvölker», da sie ver-
meintlich frei seien von den Deformationen moderner Zivilisation. Der Kritiker Curt Glaser
schrieb 1913 über Gauls Tierfiguren: «Wie Gaul zu den Tieren kam? Gewiss nicht allein
durch den Zufall […]. Der junge Bildhauer musste es wohl gefühlt haben, dass hier noch
unverbrauchtes Material war, dass hier Körper der Gestaltung sich boten, ohne dass man
sie künstlich im Aktsaal entkleidete, Körper, die gewohnt waren, frei und natürlich sich
zu bewegen, was die Menschen unserer Himmelstriche seit langem schon verlernt
­haben.» (in: Die Kunst für alle, 1913, S. 235) Er stellte damit das Werk des Tierbildhauers
 in Zusammenhang mit dem europäischen «Primitivismus».

In einer Kritik des mechanistischen Denkens der Industriegesellschaft wandten sich
Künstler*innen der Moderne wie Henri Rousseau und Heinrich Campendonk sogenannten
«Naturvölkern» und «exotischen Tieren» als Symbolen eines «unverdorbenen Natur­
zustands» zu. Sie erhoben dabei u.a. afrikanische Künste wie die Werke des Kongo­
lesischen Malers Albert Lubaki oder anonyme (Elfenbein-)Plastiken, die im frühen
20. Jahrhundert von europäischen Sammler*innen erworben wurden, zum gestalteri-
schen Vorbild unmittelbarer Expression. Doch auch in ihrer romanti­sierenden und wert-
schätzenden Zuweisung von Merkmalen des «Ursprünglichen», «Zwanglosen» und
«Wilden» stecken rassenideologische Vorstellungen von einem Entwicklungsrückstand
und einer Geschichtslosigkeit nichteuropäischer Völker.
6    Tiere im Krieg & Tiere in Bewegung
Als der Erste Weltkrieg 1914 ausbrach, wurde er von August Gaul wie von vielen anderen
europäischen Künstler*innen und Intellektuellen euphorisch begrüsst – als natur­
notwendiger Bewährungskampf im Wettbewerb der Nationen und als reinigende
Katastrophe. Für die vom Galeristen Paul Cassirer herausgegebenen Kriegszeit:
Künstlerflugblätter gestaltete Gaul regelmässig lithographische Titelblätter und
Illustrationen. Sie waren scharfe Kommentare auf die Kriegsereignisse in Form von
Tierallegorien. Dabei griff er auf symbolische und heraldische Tiere zurück – den Adler für
Deutschland, den Bären für das russische Zarenreich und den Seelöwen für das Britische
Empire. So vermied Gaul die Darstellung der Kriegsgräuel und konnte dennoch die
Schlachterfolge des Deutschen Reiches im Einklang mit der offiziellen Propaganda ins Bild
setzen. Erst 1916 löste Cassirer mit einsetzender Kriegsmüdigkeit die Kriegszeit durch den
Bildermann ab, in dem erstmals, auch von Gaul, kritische Töne angeschlagen wurden.

Da das Material Bronze damals der Kriegsindustrie vorbehalten war, erhielt August Gaul
zwischen 1914 und 1918 keine grösseren bildhauerischen Aufträge. Er konzentrierte
sich auf Kleinplastiken, darunter eine Reihe von Bären als wehrhafte Wappentiere der
Reichshauptstadt Berlin. Auch mehrere Kriegsmedaillen entstanden in dieser Zeit.
Zudem erhielt Gaul Aufträge zur Gestaltung von Soldatengräbern und reiste hierfür an
die Ostfront sowie in die Schweiz. Für den Friedhof Friedental in Luzern schuf er ein
Monument zur Erinnerung an jene deutschen Soldaten, die während des Ersten
Weltkriegs als Internierte in der Schweiz verstorben waren.

Bis in die 1880er Jahre waren Tierfotos eine Seltenheit, da die langen Belichtungs­
zeiten der ersten Kameras statische Motive erforderlich machten. Ende des
19. Jahrhunderts experimentierten Ottomar Anschütz in Berlin, Etienne-Jules
Marey in Paris und Eadweard Muybridge in Kalifornien etwa zeitgleich mit Techniken
der Hochgeschwindigkeitsfotografie. Marey baute hierfür ein Gewehr in eine Kamera
mit Schnellauslöser um, bei der mehrere Bilder in Folge «geschossen» werden konn-
ten. So konnte er ganze Bewegungsabläufe aufzeichnen durch eine Technik, die als
Chronofotografie bekannt wurde. Alle drei Fotografen machten Aufnahmen von
militärischen Übungen bzw. Sportlern im Wettkampf, mit dem Ziel, Bewegungsabläufe
zu optimieren. Anschütz’ Fotografien von Tieren in Bewegung, die er 1883/84 im
Breslauer Zoo vor gemalter Leinwand aufnahm, trafen auf grosse Begeisterung und
wurden weitläufig publiziert, auch als Vorlagen für Künstler*innen. So könnten
seine Bären etwa das Vorbild für Gauls Laufende Bären abgegeben haben, während
Muybridges Ausschlagendes Maultier Gauls sechs Esel inspiriert haben könnte. Die
Schauspielerin Tilla Durieux hatte Gauls Kindern 1907 einen Esel namens Fritze zu
Weihnachten geschenkt, den Gaul immer wieder als Modell nahm. Julius Neubronner
wiederum hängte Brieftauben Miniatur-Kameras um, in der Hoffnung, sie im Ersten
Weltkrieg zur Luftaufklärung einzusetzen.
7    Tier und Technik
In der modernen Biologie und Medizin setzten sich um 1900 zunehmend mecha-
nisch-physikalische Erklärungsansätze durch. Der Organismus wurde als Maschine
gedeutet, die der Mensch als Ingenieur begreifen kann, um letztlich, so die Hoffnung,
in ihr System einzugreifen. Vermehrt tauchen Vergleiche zwischen «technischen
Lösungen» in der Natur und menschlicher Technik auf. Die Natur wird nach und nach
als Vorbild für technische Erfindungen und optimierte Konstruktionen entdeckt. In
einer Gegenbewegung behaupteten sogenannte «Vitalisten», dass sich das Leben
letztlich einer physikalischen Erklärung entziehe. Sie sahen in der organisierten
Ganzheit der Lebewesen den Beweis dafür, dass es eine besondere Steuerungskraft
im Organismus geben müsse, die allein das Lebendige auszeichne.

In Gauls Werk finden sich Aspekte beider Tendenzen. Einerseits lenkt die geschlossene,
geschmeidige Kontur seiner Figuren den Blick auf die organische Ganzheit des
Tierkörpers. Andererseits gewinnen seine Figuren durch ihre extreme Glättung
und Geometrisierung – etwa im Liegenden Panther – eine Stromlinienförmigkeit, die
ma­schinenhaft-technoid anmutet. Bereits in den 1870er Jahren hatte der Physiologe
Etienne-Jules Marey begonnen, Strömungsverhalten zu untersuchen – zunächst an
Fischen, dann an geometrischen Körpern in bewegtem Wasser und zuletzt mit Hilfe
von Rauch. Derartige Erkenntnisse flossen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die
aerodynamische Optimierung von Automobilen, Luftschiffen, Ozeandampfern und
Flugzeugen ein. Bald wurde «Streamlining» zu einer Gestaltungsformel, die als Symbol
für moderne Rationalisierung in Gebäuden ebenso wie in Bleistiftspitzern zur An­
wendung kam.

Künstler*innen der Moderne setzten sich mit dem mechanistischen Weltbild in einer
Mischung aus Faszination und Kritik auseinander, die sich auch bei Gaul finden lässt.
Max Ernst und Paul Klee fertigten unter dem Eindruck der Gräuel des Ersten Weltkriegs,
in dem Maschinengewehre, Fliegerbomben, U-Boote und Giftgas zum Einsatz gekom-
men waren, ironische Bildkommentare an. In ihnen prangerten sie den Maschinenglauben
der Industriemoderne als Ursache der katastrophalen Verheerungen moderner
Zivilisation an. Andere wie Franz Marc und Renée Sintenis suchten Erlösung in der
pulsierenden Lebendigkeit und Unschuld einer romantisierten Tierwelt. Dagegen
scheint Hannah Höch die Hoffnung auf eine Versöhnung von Mensch, Natur und Technik
durch die modernen, in der Physik vereinten Naturwissenschaften nicht aufgegeben
zu haben. Gauls Tierbilder zeugen in ihrer Verbindung von organischer Ganzheit und
geometrisierender Abstraktion von einer ähnlichen Zuversicht.
Biografie August Gaul
1869 	geboren in Grossauheim bei Hanau als Sohn des Steinmetzmeisters
       Philipp Gaul

1882 – 1888 	Besuch der Königlichen Zeichenakademie in Hanau, Ausbildung zum
              Modelleur für die Kunstindustrie

1888 – 1892    mzug nach Berlin; Arbeit als Gehilfe in verschiedenen Bildhauerateliers; ab
              U
              1890 Schüler an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums

1892 – 1893 	
             Besuch von Kursen an der Berliner Akademischen Hochschule der
             Künste, u.a. beim Tiermaler Paul Meyerheim; Entwurf erster Tierplastiken

1894 – 1897 	zunächst Gehilfe, dann Meisterschüler im Atelier von Reinhold Begas;
              Mitarbeit am Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal

1898 	Romstipendium; Begegnung mit Louis Tuaillon und den bildhauerischen
       Prinzipien des Neoklassizisten Adolf von Hildebrand in Rom; nach sei-
       ner Rückkehr Mitarbeit am Begas’schen Bismarck-Nationaldenkmal;
       Verkauf eines ersten Werks an die Berliner Nationalgalerie

1898–1899 	Beitritt zur Berliner Secession und Präsentation von Werken auf der
            ersten Ausstellung der Secession; Freundschaft mit führenden
            Mitgliedern, darunter Max Liebermann und Paul Cassirer

1900 – 1901 	
             Heirat mit Clara Haertel; Vertragsschluss mit dem Galeristen Paul
             Cassirer, der ihn von nun an ausschliesslich und unter garantierter
             Abnahme vertritt; dafür erhält Gaul ein festes Einkommen

1902          Wahl in den Vorstand der Berliner Secession

1904 – 1905 	Wahl zum ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste; Teilnahme an
              der Weltausstellung in St. Louis, USA; Veröffentlichung einer ersten
              Monographie zu Gauls Werk

1907 – 1908 	
             Umzug in ein eigenes Wohnhaus mit Ateliergebäude am Berliner
             Grunewald; Verleihung des Professorentitels durch den Preussischen
             Kulturminister

1909 – 1911 	Teilnahme an der Brüsseler Weltausstellung; Auszeichnung mit der
              «Grossen Goldenen Medaille für Kunst» auf der Grossen Kunstausstellung
              in Düsseldorf; verschiedene Grossaufträge für Brunnenanlagen,
              Denkmäler und Bauschmuck
1912 – 1914 	Abspaltung der ehemaligen Gründungsmitglieder der Berliner Secession
              in der «Freien Secession», der nun auch Gaul angehört; Erhalt des
              Roten Adlerordens, des zweithöchsten preussischen Ordens; Aufnahme
              in den Beirat des Königlichen Kunstgewerbemuseums, sowie in den
              Sachverständigenausschuss zur Begutachtung von Ankäufen der
              Nationalgalerie; Entstehung erster Druckgraphiken; nach Trennung von
              seiner Frau geht Gaul eine neue Lebenspartnerschaft mit der
              Schauspielerin Ella Martin ein

1914 – 1918     eiträge zu Paul Cassirers Flugblattserien Kriegszeit und Bildermann;
               B
               Reisen an die Ostfront und in die Schweiz zum Entwurf von Soldantengräbern
               (Friedhof Friedental, Luzern)

1919           onderausstellung zu Gauls 50. Geburtstag im Kunstsalon Cassirer;
               S
               Erscheinen einer zweiten Monographie; Berufung in die Ankaufskommission
               der Nationalgalerie; Gaul erkrankt an Kehlkopfkrebs

1921	Kuraufenthalt im Sanatorium Martinsbrunn in Meran; Ruf zum Senator
      der Preussischen Akademie der Künste sowie Ehrenpreis der Peter-
      Wilhelm-Müller-Stiftung in Frankfurt am Main für höchste Leistungen
      auf dem Gebiet der Bildhauerkunst; am 18. Oktober 1921 stirbt der
      Künstler kurz vor seinem 52. Geburtstag

August Gaul in seinem Atelier mit dem Modell des Ruhenden Löwen, um 1902/3
Foto: Heinrich Zille © Städtische Museen Hanau
BEGLEITPROGRAMM / PROGRAM
Perspektivenwechsel
In Rundgängen mit Gästen diskutieren wir August Gauls Werk
aus unterschiedlichen Perspektiven und knüpfen an aktuelle
Diskurse an.
Jeweils dienstags, 19h

15. Juni 2021: Tiere im Wandel
Vom Wandel im Umgang mit einheimischen und exotischen
Tieren aus heutiger Sicht. Bernd Schildger, Direktor Tierpark
Bern, im Gespräch mit Beat Schüpbach

14. September 2021: Kolonialismus
Interaktiver Rundgang aus postkolonialer Perspektive mit
Vertreter*innen des Berner Rassismus Stammtisch, Alliierten
und der Kuratorin K. Lee Chichester

21. September 2021: Musealisierung
Über die Musealisierung des Tieres und die Suche nach der
perfekten Nachbildung um 1900. Martin Troxler, Präparator
Naturhistorisches Museum Bern, im Gespräch mit Magdalena
Schindler

Tagung zu Tierbildern im Kontext des Kolonialismus
15. Oktober 2021, 18h
16. Oktober 2021, 16h – 22h
Expertinnen und Experten diskutieren die Präsenz und
das Nachleben «kolonialer Tiere» in der Kultur der Moderne:
in zoologischen Gärten und Naturkundemuseen, in der
Werbung für Kolonialwaren oder im Tierfilm.

Beschränkte Platzzahl.
Bitte nutzen Sie den Vorverkauf: kunstmuseumbern.ch/gaul
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN /
VISITES GUIDÉES / GUIDED TOURS
Sonntag, 11h: 06.**/20. Juni, 11./25. Juli, 15. August, 12./26.
September, 17. **/24. Oktober 2021
Dienstag, 19h: 13. Juli, 03./24. August, 05./19. Oktober 2021
** mit der Kuratorin K. Lee Chichester

Visites guidées en français
Mardi 29 juin 2021, 19h30
Dimanche 03 octobre 2021, 11h30

Public guided tours
Tuesday, 20 July 2021, 19h30
Sunday, 10 October 2021, 19h30

Einführung für Lehrpersonen
Dienstag, 08. Juni 2021, 18h
Mittwoch, 09. Juni 2021, 14h

Literarische Führungen mit Michaela Wendt
Sonntag, 13h: 20. Juni/22. August/05. September 2021
Dienstag, 18h: 19. Oktober 2021

KUNST RUNDUM – interkulturelles Projekt für Frauen
Samstag, 28. August/18. September 2021, jeweils 14h – 16h*
Gestalterischer Workshop mit Werkbetrachtung

Tiere skizzieren!
Dienstag, 07./14./21. September 2021, jeweils 18h30 – 20h30*
Workshop mit der Zeichnerin Selina Reber für Erwachsene und
Jugendliche ab 15 Jahren
FÜR KINDER UND FAMILIEN
Sommerferien FÄGER-Kurs: Tierische Kunst
Kurs 1: Donnerstag, 08. Juli, und Freitag, 09. Juli, jeweils
10h – 12h15 oder
Kurs 2: Donnerstag, 12. August, und Freitag, 13. August,
jeweils 10h – 12h15
Beide Ferienkurse sind inhaltlich identisch. Gestalterischer
Ferienkurs für Kinder von 6 bis 12 Jahren.
Anmeldung: www.faeger.ch

Erste Schritte im Museum
Mittwoch, 01. September 2021, 10h – 11h30*
Kinder von 1 bis 3 Jahren erkunden zusammen mit einer
Bezugsperson das Museum.

KunstSpatz
Mittwoch, 22. September 2021, 15h – 16h30*
Geschichtenhören in der Ausstellung und Gestalten im Atelier.
Kinder ab 3 Jahren mit Begleitperson.

Artur Kunst-Tour
Samstag, 28. August, 18. September 2021, 10h15 – 12h15*
Workshop für Kinder von 6 bis 12 Jahren.

Sonntag im Museum
Sonntag, 22. August 2021, 11h00  – 12h30*
Workshop für Kinder ab 4 Jahren, parallel zur öffentlichen
Führung

*Anmeldung: T +41 31 328 09 11
vermittlung@kunstmuseumbern.ch
DIE AUSSTELLUNG

Dauer der Ausstellung       04.06 – 24.10.2021
                            Coronabedingte Änderungen vorbehalten

Eintrittspreise             CHF 18.00 / red. CHF 14.00

Öffnungszeiten              Montag: geschlossen, Dienstag: 10h – 21h
                            Mittwoch – Sonntag: 10h – 17h

Feiertage                   Geöffnet an allen Feiertagen von 10h – 17h

Private Führungen/Schulen T +41 31 328 09 11
                          vermittlung@kunstmuseumbern.ch

Kuratorin                   K. Lee Chichester

Kuratorische Assistentin    Anne-Christine Strobel

Texte Broschüre             K. Lee Chichester

Redaktion Broschüre         Magdalena Schindler, Anne-Christine Strobel

Mit der Unterstützung von

Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8 –12, 3011 Bern
www.kunstmuseumbern.ch, info@kunstmuseumbern.ch, T +41 31 328 09 44
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