Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 03. Mai 2021 Äthiopien TPLF und OLA als Terrororganisationen eingestuft Als Reaktion auf die zunehmende Gewalt in den Regionalstaaten Tigray und Oromia hat das äthiopische Kabinett mit Erklärung vom 01.05.21 die Tigray People‘s Liberation Front (TPLF) sowie die Oromo Liberation Army (OLA- Shane) als Terrorgruppen eingestuft. Beiden Organisationen wird vorgeworfen, sowohl für den Tod und die Vertreibung von Zivilistinnen und Zivilisten als auch für die Zerstörung und Beschädigung von staatlichen Einrichtungen verantwortlich zu sein. Die TPLF stellte bis November 2020 die Regierung im Regionalstaat Tigray und führt derzeit einen Guerillakrieg gegen die äthiopische Regierung. Der Begriff OLA-Shane umfasst eine militärische Splittergruppe der Oromo Liberation Front, die im Westen und Süden des Regionalstaates Oromia den bewaffneten Kampf gegen die äthiopische Regierung fortsetzt. Ihr werden immer wieder Angriffe auf die Zivilbevölkerung vorgeworfen, so zuletzt am 30.04.21, als in der Zone Horo Guduru Wollega 15 Businsassen getötet wurden. Nachdem Premiermister Abiy Mitte 2018 u.a. die Ginbot 7, die Ogaden National Liberation Front (ONLF) und die Oromo Liberation Front (OLF) von der Liste der Terrororganisationen gestrichen hatte, waren zuletzt nur noch al- Qaida und al-Shabaab als militante Gruppen geführt. Afghanistan Warlords zum Kampf mit der afghanischen Armee gegen die Taliban bereit Für den Fall, dass die Taliban den Friedensprozess boykottieren würden, haben einige der alten Mojahedin und Warlords aus der Bürgerkriegszeit (1992-96) oder deren Nachfolger angekündigt, mit ihren Milizen die afghanische Armee bei ihrem Kampf gegen die Taliban zu unterstützen. Es wurde berichtet, dass der Tadschike Ahmad Massoud, der Sohn des bekannten Mojahed Ahmad Shah Massoud, angekündigt hat, unter seiner Führung eine neue Widerstandsbewegung gegen die Taliban in den Provinzen Takhar, Baghlan, Kunduz und Samangan zu leiten. Dasselbe gelte für den tadschikischen Warlord Ismail Khan in Herat, Gulbuddin Hekmatyars Hizb-e-Islami- Anhänger in Badakhshan und Baghlan sowie weitere Milizen in Maidan Wardak und Daikundi (u.a. die Hazara Resistance Front). Einige Beobachter befürchten angesichts dieser Entwicklungen eine erneute Zersplitterung der Parteien und die Gefahr eines zweiten Bürgerkrieges wie nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 und mahnen zu einem unbedingten gemeinsamen Vorgehen gegen die Taliban. Bisher seien nur die internationalen Truppen in der Lage gewesen, die vielen (auch ethnisch unterschiedlichen) Warlords zu kontrollieren. Der afghanischen Regierung und Armee traue man das nicht zu. Die Warlords würden höchstwahrscheinlich beginnen, nach mehr Macht im Land zu streben. 1
IS- und al-Qaida-Kämpfer in afghanischen Gefängnissen Die Nationale Sicherheitsdirektion (NDS) berichtete am 27.04.21, dass 408 Mitglieder des IS aus mindestens 13 Ländern in afghanischen Gefängnissen inhaftiert seien, darunter auch Frauen und Kinder. Der Großteil käme aus Pakistan (299), gefolgt von Usbekistan (37) und China (16). Weiterhin befänden sich 309 ausländische al-Qaida- Kämpfer in afghanischen Gefängnissen. Anschläge auf Zivilisten Am 01.05.21 wurde in Kabul ein Universitätsdozent niedergeschossen und in der Provinz Nangarhar drei Frauen und ein Kind durch einen Granateneinschlag getötet. Am 30.04.21 explodierte in der Stadt Pul-e Alam in der Provinz Logar eine Autobombe vor einem Gasthaus, die 26 Zivilisten tötete und ca. 110 verletzte. Die Opfer waren hauptsächlich Studenten, die sich auf ihr Examen vorbereiteten. Die afghanische Regierung verurteilte den Anschlag als Menschenrechtsverbrechen. Niemand bekannte sich zu dem Anschlag. Am 29.04.21 wurden in der Provinz Nangarhar vier Mitarbeiter eines Energieunternehmens und zwei weitere Zivilisten bei einem Anschlag verletzt. Am 29.04.21 seien in der Provinz Baghlan sieben Zivilisten – alles junge Männer und Verwandte eines Armeesoldaten – von den Taliban getötet worden. Am 28.04.21 wurde berichtet, dass im Distrikt Arghandab der Provinz Kandahar in den letzten zehn Tagen 28 Zivilisten durch Landminen der Taliban getötet und 151 verletzt worden seien. Am 26.04.21 sei in der Provinz Kunar eine religiöse Veranstaltung – ein Koran-Rezitier-Wettbewerb mit 150 Personen, hauptsächlich jungen Menschen – mit Raketen beschossen worden. Dabei seien 16 Personen, hauptsächlich Schüler zwischen zehn und 18 Jahren, verletzt worden. Niemand habe sich zu dem Anschlag bekannt. Ebenfalls am 26.04.21 seien in der Provinz Nangarhar fünf Zivilisten durch Bewaffnete getötet und drei weitere verletzt worden. Albanien Regierungspartei gewinnt Parlamentswahl Nach Angaben der Wahlkommission vom 27.04.21 gewann die Sozialistische Partei (PS) des Premierministers Edi Rama die Parlamentswahl am 25.04.21 mit rund 49 % der Stimmen. Ihr stehen wie schon in der abgelaufenen Legislaturperiode die absolute Mehrheit von 74 der 140 Parlamentsmandate zu. Rama steht damit vor einer dritten Amtszeit. Die Oppositionskoalition um die Demokratische Partei (PD) (vgl. BN v. 29.03.21) verbesserte sich um zehn Prozentpunkte auf rund 39 % und kommt 59 Mandate. Verliererin der Wahl ist die Sozialistische Bewegung für Integration (LSI) mit rund 7 % der Stimmen, einer Halbierung gegenüber der Wahl 2017, und vier Mandaten. Außerdem zog die Sozialdemokratische Partei (PSD) mit rund 2 % und drei Mandaten in das Parlament ein. Regionale Verzerrungen bedingen die dargestellte Umrechnung der Stimmenanteile in Mandate. Der Wahltag selbst soll friedlich verlaufen sein. Wenige Tage vor der Wahl, am 21.04.21, war in der Stadt Elbasan ein vermeintlicher PS-Aktivist auf offener Straße erschossen worden; vier weitere Personen wurden verletzt. Hintergrund soll eine Auseinandersetzung gewesen sein, in welcher dem Getöteten der Vorwurf gemacht wurde, Geld im Gegenzug für Stimmen anzubieten. Bewertung der Wahlbeobachtungsmission Die gemeinsame Wahlbeobachtungsmission der OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) sowie der jeweiligen Parlamentarischen Versammlung der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und des Europarats kritisierte in einer Stellungnahme am 26.04.21, dass trotz eines entsprechenden rechtlichen Rahmens der Missbrauch von Staatsressourcen in der Wahlkampagne zu verzeichnen gewesen sei. Wahlkampf der Amtsträger in ihrer Funktion sowie der Beginn großer Infrastrukturprojekte kurz vor der Wahl hätten der Regierungspartei einen erheblichen Vorteil gebracht. Außerdem stellen Fälle von Stimmenkauf Anlass zur Sorge dar. Die Wahlbeobachtungsmission sah auch hinsichtlich der Wahleintscheidungen Anreize für Staatsbedienstete bzw. dass Druck auf sie ausgeübt wurde. Jedoch sicherte der rechtliche Rahmen die Beachtung von Grundfreiheiten während des Wahlkampfes. Reaktionen auf Wahlausgang Während die PS zur Feier des Wahlsieges aufrief, dem in Tirana am 27.04.21 mehrere Tausend Anhänger unter Missachtung von Corona-Auflagen folgten, wie Rama hinterher einräumte, bestritt die Opposition die Legitimität 2
des Wahlprozesses. LSI-Vorsitzende Monika Kryemadhi gratulierte „den Oligarchen und Gangs“ zum Sieg. DP- Vorsitzender Lulzim Basha, seit 2013 an der Spitze der Partei, sprach von einem Wahlmassaker. Gegen ihn wurden aus seiner Partei indes Rücktrittsforderungen laut. Mehrere westliche Länder riefen dazu auf, das Wahlergebnis zu respektieren. Die politischen Akteure sollten in konstruktiver und kooperativer Weise aufeinander zugehen. Zuletzt erregte die hohe Zahl von als ungültig erklärten Stimmzettel Aufmerksamkeit, mit 83.000 rund fünf Prozent aller abgegebenen Stimmzettel und deutlich mehr als die rund zwei Prozent bei der Wahl 2017. Auch Staatspräsident Ilir Meta forderte am 29.04.21 deren Neuzählung und erklärte es für denkbar, dass bei manchen ungültigen Stimmzetteln nachträglich ein zweites Kreuz gemacht worden sei. Videos und Fotos über derartige Wahlmanipulationen sollen in lokalen Medien veröffentlicht worden sein. Burkina Faso Tote bei Anschlägen Unbekannte griffen am 26.04.21 auf einer Straße zwischen den Orten Fada N'Gourma und Pama (Region Est) einen Konvoi aus Angehörigen des Militärs und der Umweltschutzbehörde an, der sich in einem Einsatz gegen Wilderer befand. Zwei den Einsatz begleitende spanische Journalisten und ein irischer Staatsbürger, Mitgründer einer gegen Wilderei aktiven NGO, wurden getötet. Nach anderen Angaben handelte es sich bei dem Iren um einen Journalisten. Bei Angriffen auf mehrere Dörfer der Gemeinde Seytenga (Region Sahel) wurden am 26.04.21 unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 15 und 18 Personen getötet. Côte d’Ivoire Prominente Oppositionsaktivistin aus Untersuchungshaft entlassen Die Oppositionsaktivistin Pulchérie Edith Gbalet ist am 26.04.21 nach über acht Monaten Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Gbalet ist Präsidentin der Plattform Alternative Citoyenne Ivoirienne (ACI), einer der Opposition nahestehenden zivilgesellschaftlichen Organisation. Am 30.04.21 bedankte sich Gbalet auf einer Pressekonferenz bei ihren Anwälten und Unterstützern aus dem In- und Ausland. Die prominente Aktivistin war in der Nacht vom 15.08. auf den 16.08.20 festgenommen worden, nachdem sie zuvor dazu aufgerufen hatte, friedlich gegen die erneute Kandidatur des amtierenden Präsidenten Alassane Ouattara zu demonstrieren. Ouattara hatte ursprünglich auf eine verfassungsrechtlich umstrittene dritte Kandidatur verzichten wollen, war dann aber doch angetreten. Aus Protest hatten mehrere Oppositionskandidaten ihre Bewerbungen zurückgezogen und zum Wahlboykott aufgerufen. Auch aufgrund der Boykottaufrufe gewann Ouattara die Wahl am 31.10.20 mit großer Mehrheit (vgl. BN v. 09.11.20). Medienberichten zufolge kamen im Zusammenhang mit diesen Ereignissen seit August 2020 87 Menschen ums Leben. Übermäßiger Einsatz von Untersuchungshaft hat bereits in der Vergangenheit Kritik ausgelöst. So war etwa Pascal Affi N’Guessan, einer der wichtigsten Oppositionspolitiker, am 30.12.20 erst nach fast zwei Monaten Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gesetzt worden (vgl. BN v. 11.01.21). DR Kongo Premierminister bestätigt, neuer Verfassungsgerichtspräsident Am 26.04.21 bestätigten 410 der 412 anwesenden Abgeordneten der Nationalversammlung den Premierminister Jean-Michel Sama Lukonde, einen Vertrauten des Präsidenten Félix Tshisekedi. In der Berichterstattung wird allgemein davon ausgegangen, dass sich nach einem mehrmonatigen Machtkampf Präsident Tshisekedi gegen seinen Amtsvorgänger Joseph Kabila durchgesetzt habe. In Anbetracht der vollständigen Auswechselung der Regierung, neuer Mehrheitsverhältnisse im Parlament und der am 20.04.21 erfolgten Ernennung des Vertrauten von Tshisekedi, Dieudonné Kaluba Dibwa, zum Präsidenten des Verfassungsgerichtes habe Altpräsident Kabila seinen Einfluss auf die Regierung, die Institution Justiz sowie weitere strategisch bedeutsame Institutionen weitestgehend verloren. 3
Ausrufung des Belagerungszustands Präsident Félix Tshisekedi rief am 30.04.21 den Ausnahmezustand in Gestalt des Belagerungszustands für die von erheblicher Milizengewalt betroffenen Konfliktprovinzen Nord Kivu und Ituri aus. Zuvor bat Präsident Tshisekedi Frankreich um Unterstützung bei der Bekämpfung der islamischen und ursprünglich aus Uganda stammenden Rebellenmiliz Allied Democratic Forces (ADF), die von den USA am 11.03.21 offiziell zur ausländischen Terrororganisation mit Verbindung zum IS erklärt worden wäre. Auch Kenia sicherte mit Blick auf die sich verschlechternde Sicherheitslage im Ostkongo am 26.04.21 die Entsendung weiterer Truppen im Rahmen der Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) zu. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) stellte zuletzt in seinem Bericht vom 22.04.21 fest, dass sich u.a. in Anbetracht der Zunahme von Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung und neuen Vertreibungswellen die humanitäre und Sicherheitslage in der Provinz Ituri, insbesondere in den Regionen Djugu und den nördlichen Teilen der Region Irumu, weiter verschlechtert hat. Auch UNICEF erklärte in einer Pressemeldung vom 26.04.21, dass sich trotz eindringlicher Appelle von UNICEF und anderen humanitären Organisationen die Lage in der Provinz Ituri weiter zuspitzt. Eine Zunahme von bewaffneter und innergemeinschaftlicher Gewalt ist festzustellen und es kommt zu gravierenden Kinderrechtsverletzungen, menschenrechtswidrigen Behandlungen von Frauen sowie neuen Wellen interner Vertreibung. Ecuador Lockerung des Abtreibungsverbots Am 28.04.21 entschied das Verfassungsgericht von Ecuador zugunsten einer Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen nach Vergewaltigungen. Das Urteil erging infolge einer Petition von Frauenrechtsgruppen und ebnet den Weg für entsprechende Gesetzesänderungen. Bislang sieht das ecuadorianische Strafrecht für Abtreibungen eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren vor. Schwangerschaftsabbrüche sind nur erlaubt, wenn Lebensgefahr für die Frau besteht oder die Schwangerschaft Ergebnis des sexuellen Missbrauchs einer geistig behinderten Person ist. Gambia Verurteilung wegen Homosexualität Laut gambischem Nachrichtenportal The Voice habe der Magistrate Court in Kanifing den senegalesischen Staatsangehörigen Mustapha Jai mit Urteil vom 26.04.21 wegen eines „versuchten unnatürlichen Vergehens“ (im englischen Originalgesetzestext: unnatural offence) gem. Art. 145 des Strafgesetzbuches von 1965, in der Abänderung (Amendment) von 2005, für schuldig befunden und ihn zu der höchstmöglichen Freiheitsstrafe von sieben Jahren oder Geldstrafe in Höhe von 100.000 Dalasi (rd. 1.955 USD, Stand: 03.05.21) verurteilt. Der Verurteilte sei zudem zur Schadenersatzleistung an das Opfer in Höhe von 50.000 Dalasi (ca. 977 USD, Stand: 03.05.21) verpflichtet worden. Das gambische Nachrichtenportal The Standard berichtete am 01.07.20 erstmalig über eine Festnahme unter dem Vorwurf der Homosexualität. The Point berichtete am 02.07.20 über die formelle Anklageerhebung gegen den Angeklagten wegen versuchter homosexueller Handlungen. Guinea Hunderte ohne Anklage weiter in Haft Rund sechs Monate nach der Präsidentschaftswahl vom 18.10.20 und den darauffolgenden Protesten (vgl. BN v. 02.11.20 und 21.12.20) sind zahlreiche damals Festgenommene weiter in Haft. Es soll sich um knapp 400 Personen handeln, darunter sind auch Parteifunktionäre der Union des forces démocratiques de Guinée (UFDG). Bei manchen sei der Gesundheitszustand prekär, Einzelne sollen in Haft gestorben sein. Gerichtstermine sollen noch nicht feststehen, bei vielen gebe es keine Anklage. Die Regierung bestreitet den Vorwurf der Opposition, es handle sich bei den Inhaftierten um politische Gefangene. Der Afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte und die Rechte der Völker soll die andauernde Haft verurteilt haben. 4
Indien COVID-19-Pandemie: Lage angespannt; Hilfslieferungen eingetroffen Vergangene Woche verzeichnete Indien die höchste Zahl an täglichen Todesfällen wegen des Coronavirus seit Beginn der Pandemie. Das Gesundheitssystem ist überfordert, Krankenhäuser und Krematorien überfüllt. Im Januar 2021 hatte Indien seine Impfkampagne gestartet. Seit 01.05.21 sind alle Erwachsenen impfberechtigt, davor nur über 45-Jährige. Jedoch ist in mehreren Bundesstaaten der Impfstoff ausgegangen. Hilfsgüter aus mehreren Ländern sind eingetroffen, wie Beatmungsgeräte aus Deutschland und eine Impfstofflieferung aus Russland, das bereits Beatmungsgeräte, Anlagen zur Sauerstofferzeugung und Medikamente geliefert hatte. Aus Frankreich und Belgien kamen zusätzlich medizinisches Gerät und Medikamente. Medienberichten zufolge will Indien die eigene Impfstoffproduktion bis Juni 2021 erhöhen. Die staatliche Eisenbahngesellschaft gab bekannt, 4.000 Waggons mit 64.000 Betten als provisorische Stationen für Corona-Patienten bereitzustellen. Unterdessen fanden in einigen Bundesstaaten Regionalwahlen statt und es wurden etwa in Westbengalen große Kundgebungen abgehalten. BJP unterliegt bei Regionalwahlen in Westbengalen Nach der vorläufigen Stimmenauszählung vom 02.05.21 wurde Mamata Banerjee für eine dritte Amtszeit zur Ministerpräsidentin des Bundesstaats Westbengalen gewählt. Ihre regionale Trinamool-Kongress-Partei (TMC) erlangte vor Ende der endgültigen Auszählung eine Zweidrittelmehrheit in der 294 Sitze umfassenden Regionalversammlung. Banerjee ist derzeit Indiens einzige weibliche Ministerpräsidentin. Die unionsweit regierende hindunationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Premier Modi erzielte indessen erhebliche Gewinne und konnte mindestens 77 Sitze gewinnen, gegenüber lediglich drei Sitzen bei den Regionalwahlen 2016. Irak Raketenangriff und Explosionen Am 01.05.21 kam es im Norden von Bagdad zu einer Explosion. Der Sprengsatz befand sich in der Nähe von Fahrzeugen der irakischen Armee. Bei der Explosion starben vier Personen. Auch in Kirkuk kam es zu einer Explosion bei dem drei Peshmerga getötet wurden. Am 02.05.21 wurden erneut Raketenangriffe auf den Internationalen Flughafen in Bagdad verübt, bei denen es keine Verletzten gab. Für alle Angriffe wird der IS verantwortlich gemacht, für den Anschlag am 01.05.21 übernahm er offiziell die Verantwortung. Der Präsident der Autonomen Region Kurdistan, Nidschirfan Barzani, rief erneut zur Zusammenarbeit der irakischen Armee und den Peshmerga beim Kampf gegen den IS in der umstrittenen Grenzregion auf, da der IS dort das Sicherheitsvakuum ausnutze. Klinikbrand Die Zahl der Todesopfer bei einem Brand im Ibn al-Khatib-Krankenhaus in Bagdad ist im Laufe der Woche auf über 130 gestiegen. Nach wie vor ist das volle Ausmaß unklar. Am 02.05.21 kam es zudem zu einem Vorfall, bei dem eine Person im Dar-as-Salam-Krankenhaus, ebenfalls in Bagdad, versuchte, Feuer zu legen. Der Hintergrund ist unklar, die Person wurde festgenommen, bevor der Plan ausgeführt wurde. Strafgericht für Verdächtige der IS Am 28.04.21 hat das Kabinett der Autonomen Region Kurdistan einem Gesetzentwurf zugestimmt, in der die Errichtung eines Strafgerichts in Erbil genehmigt wurde. An diesem Strafgericht sollen nur Fälle von vermeintlichen IS-Kämpfern bearbeitet werden. Proteste Am 02.05.21 kam es erneut zu Demonstrationen in Bagdad gegen hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Arbeitsbedingungen. Die Demonstrierenden versuchten in die Büroräume des Finanzministeriums zu gelangen. Dabei fielen Schüsse, drei der Demonstrierenden wurden verletzt. 5
Iran Erneute Festnahmen von Bahaʼi Nach Berichten iranischer Auslandsmedien wurden am 25.04.21 in der Region Baharestan (Provinz Isfahan) acht Angehörige der Bahaʼi im Rahmen von Hausdurchsuchungen verhaftet. Insgesamt seien 13 Wohnungen durchsucht und sieben Frauen sowie ein Mann festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht worden. Illegale Landbesetzung gewaltsam beendet Bei einer Aktion von Sondereinsatzkräften gegen illegale Landbesetzer sind am 28.04.21 zahlreiche Menschen im Distrikt Selseleh (Provinz Lorestan) verletzt worden. Der Einsatz wurde im Rahmen eines Planes zur „Befreiung nationaler Ländereien“ in zwei Dörfern durchgeführt. Iranischen Auslandsmedien zufolge hätten bewaffnete Spezialkräfte Häuser und Gärten angegriffen und das Feuer auf die Bewohner eröffnet, als diese gegen die Aktion protestierten. Dabei sei neben Gummigeschossen auch scharfe Munition zum Einsatz gekommen. Bei den folgenden Auseinandersetzungen seien zudem Häuser zerstört und Walnussbäume von den Behörden gefällt worden. Laut Angaben des Distriktgouverneurs Morteza Mahdavi Kiya sei das betroffene Land in den vergangenen Jahren gewohnheitsrechtlich besiedelt und bewirtschaftet worden. Nun habe man auf Weisung des Staatsanwaltes und des lokalen Sicherheitsrats geltendes Recht und den erwähnten Plan umgesetzt. Verhaftung von bekanntem Aktivisten Laut Berichten iranischer Auslandsmedien wurde Manuchehr Bakhtiari, Vater eines während der Novemberproteste von 2019 getöteten Demonstranten, am 29.04.21 von Sicherheitskräften im Haus seines Bruders aufgesucht, geschlagen und anschließend ohne Haftbefehl festgenommen. Seit der Tötung seines Sohnes durch Sicherheitskräfte hat sich der Verhaftete wiederholt öffentlich in sozialen Medien gegen die Regierung und das politische System ausgesprochen. Der Fall wurde aufgrund zahlreicher Interviews von Manuchehr Bakhtiari mit iranischen Medien im Ausland bekannt. Kamerun Boko Haram-Kämpfer zurückgedrängt Laut Angaben der kamerunischen Armee wurden bei einer Militäroperation am 26.05.21 etwa 80 Boko Haram- Kämpfer aus dem Ort Fotokol (Region Far North) nahe der Grenze zu Nigeria zurückgedrängt. Auch sollen mehrere Zivilisten befreit worden sein, die von den Terroristen entführt worden waren. Mehrere Terroristen sollen getötet und Waffen beschlagnahmt worden seien. Verhaftungen von LGBTQI-Personen Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft in ihrem neuesten Bericht den Sicherheitskräften in Kamerun eine steigende Anzahl an Übergriffen auf LGBTQI-Personen vor. Seit Februar 2021 seien mindestens 24 Menschen willkürlich festgenommen, geschlagen oder bedroht worden, darunter auch ein 17– jähriger Jugendlicher. Auch sei es in den letzten zwei Jahren zu mehreren Massenverhaftungen gekommen. Kenia Schließung der Flüchtlingslager Dadaab und Kakuma bis zum 30.06.22 Kenia und die UN haben sich am 29.04.21 auf einen Plan zur Schließung der Flüchtlingslager Dadaab und Kakuma bis zum 30.06.22 geeinigt. Die kenianische Regierung und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR teilten in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass die Flüchtlingslager keine dauerhafte Lösung bieten. Dort leben insgesamt mehr als 430.000 Flüchtlinge, die hauptsächlich aus Somalia und Süd-Sudan stammen. Die kenianischen Behörden haben seit 2016 wiederholt mit der Auflösung der beiden Lager Dadaab und Kakuma gedroht. Zuletzt scheiterte eine ähnliche Schließungsabsicht im Jahr 2017. Der Oberste Gericht hatte damals interveniert, weil der Vorgang als verfassungswidrig eingestuft wurde. 6
Kirgisistan Grenzkonflikt zwischen Kirgisistan und Tadschikistan Am 28.04. und 29.04.21 kam es an der Grenze zwischen Kirgisistan und Tadschikistan zu einem bewaffneten Konflikt, bei dem nach offiziellen kirgisischen Angaben 34 kirgisische Staatsbürger getötet wurden. Etwa ein Dutzend Dörfer waren ebenfalls betroffen, wobei Häuser und andere Objekte verbrannten. In Kirgisistan wurden aus grenznahen Dörfern mehr als 33.000 Menschen evakuiert. Die tadschikischen Behörden haben offiziell noch keine Opferzahlen gemeldet. Der tadschikische Dienst von Radio Free Europe / Radio Liberty berichtet von nicht weniger als 15 Opfern. Hintergrund der Auseinandersetzungen sind langandauernde Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Staaten. Die Zusammenstöße folgten auf einen jüngeren Disput über die Wasserinfrastruktur nahe der Staatsgrenzen. Am 01.05.21 fanden Gespräche zwischen Regierungsdelegationen beider Konfliktparteien statt, wobei beide Seiten einen vollständigen Waffenstillstand und den Rückzug ihrer Truppen erklärten. Kolumbien Mehrere Tote bei Demonstrationen Zwischen dem 28.04. und 01.05.21 ist es zu landesweiten Protesten gegen die geplante Steuerreform der kolumbianischen Regierung gekommen. Bei den Demonstrationen haben nach offiziellen Angaben mindestens 14 Menschen ihr Leben verloren. Menschenrechtsorganisationen gehen hingegen von bis zu 35 Toten aus. Zudem registrierte die Organisation Temblores über 850 Fälle von Polizeigewalt. Nach den anhaltenden Protesten kündigte Präsident Iván Duque an, die Steuerreform aus dem Kongress zurückzuziehen. Das Reformvorhaben zielte auf eine stärkere Besteuerung von Einkommen der Mittel- und Unterschicht ab. Mali Französisch-malische Militäroperation Laut Angaben der malischen Armee wurden bei einer französisch-malischen Militäroperation in Zentralmali nahe der Grenze zu Mauretanien am 26.04.21 mindestens 26 Dschihadisten getötet, zwei Fahrzeuge zerstört und eine große Menge Waffen beschlagnahmt. Myanmar Proteste gegen den Militärputsch dauern an, Anzeichen für einen Bürgerkrieg mehren sich Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) starben seit dem Putsch des Militärs unter Min Aung Hlaing am 01.02.21 mindestens 765 Personen durch Polizei- und Militärgewalt. 3.555 Personen befinden sich derzeit in Haft, 1.396 Haftbefehle stehen noch aus. In Mindat (Bundesstaat Chin) töteten lokale Widerstandskämpfer der neugegründeten Chinland Defense Force (CDF) bei mehrtätigen Kämpfen unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 15 und 30 Soldaten der myanmarischen Armee (Tatmadaw). Die Kämpfe waren am 24.04.21 nach der Festnahme von sieben Zivilpersonen ausgebrochen. Diese sollen am 27.04.21 im Austausch gegen 20 festgesetzte Soldaten der Tatmadaw freigekommen sein. Auch in Yinmabin und Kani (Region Sagaing), wo es Mitte April zu Zusammenstößen zwischen Ortsansässigen und der Tatmadaw gekommen war, leisten Zivilpersonen weiter bewaffneten Widerstand gegen die dort stationierten Truppen. Indessen kündigte der Verteidigungsminister der aus dem Untergrund agierenden Nationalen Einheitsregierung (NUG) Yee Mon den Aufbau einer Volksverteidigungsarmee an. Die UN-Sondergesandte für Myanmar Christine Schraner Burgener zitierte am 30.04.21 Berichte, wonach sich vor allem städtische Studierende von ethnischen Milizen im Umgang mit Waffen ausbilden lassen. Am 27.04.21 kam es an einem Außenposten der Tatmadaw im Bezirk Hpapun (Mutraw) zu schweren Auseinandersetzungen mit der Karen National Liberation Army (KNLA). Die KNLA soll den Stützpunkt niedergebrannt haben. Am 27.04. und 28.04.21 flog die Junta insgesamt neun Luftangriffe auf Hpapun. Nach Angaben des Karen Peace Support Network (KPSN) waren diese gezielt gegen die Zivilbevölkerung gerichtet. Am 7
28.04. und 29.04.21 flohen über 2.000 Menschen aus Hpapun nach Thailand. UN-Schätzungen zufolge sind landesweit bislang 10.000 Menschen in Nachbarländer geflohen. Die Zahl der Binnenvertriebenen wird von den UN auf 20.000 geschätzt, das KPSN geht von 45.000 Vertriebenen allein in den von der KNLA kontrollierten Gebieten aus. Am 29.04.21 sollen durch einen Angriff der Kachin Independence Army (KIA) 20 Soldaten der Tatmadaw ums Leben gekommen sein. Der Zusammenstoß ereignete sich am Fuße des umkämpften Armeestützpunktes Alaw Bum, der sich derzeit in den Händen der KIA befindet. Genaue Angaben zu Verlusten auf Seiten der KIA gibt es nicht. Am selben Tag wurden mehrere Raketenangriffe auf Luftwaffenstützpunkte der Tatmadaw in Magway und Meiktila sowie zwei Explosionen vor der Einwanderungsbehörde und nahe eines Fotostudios in Meiktila gemeldet. Verletzt wurde niemand, wer für die Attentate verantwortlich ist, blieb unklar. Bei landesweiten Demonstrationen am 01.05. und 02.05.21 ereigneten sich in Yangon mehrere Explosionen. In den Bundesstaaten Shan und Kachin und in der Region Sagaing erschossen Sicherheitskräfte insgesamt sechs Protestierende. Organisierende der Proteste riefen zu einer weltweiten myanmarischen Frühlingsrevolution auf. Niger 16 Soldaten getötet Bei einem Überfall in der Region Tahoua hat eine schwer bewaffnete Gruppe von Männern mindestens 16 Soldaten getötet und sechs weitere verletzt. Auch aufseiten der Angreifer soll es Todesopfer und Verletzte gegeben haben. Das Motiv und Herkunft der Angreifer sind derzeit noch unklar. In Niger operieren neben islamistischen auch kriminell motivierte Gruppen. Nigeria Razzia gegen Eastern Security Network (ESN) Am 24.04.21 haben nigerianische Sicherheitskräfte bei einer Razzia gegen das ESN-Hauptquartier im südöstlichen Bundesstaat Imo einen hohen Befehlshaber des ESN getötet. Das Netzwerk gilt als paramilitärischer Flügel der sezessionistischen Gruppierung Indigenous People of Biafra (IPOB). Medienberichten zufolge, die sich auch auf eine offizielle Mitteilung der nigerianischen Streitkräfte berufen, kamen bei der von Armee, Polizei und State Security Service durchgeführten Aktion mindestens elf Personen ums Leben, darunter auch Sicherheitskräfte. Ebenfalls am 24.04.21 wurde das Landhaus des Gouverneurs des Bundesstaats Imo von Unbekannten angegriffen und in Brand gesetzt. Bei der Attacke sollen vier Sicherheitskräfte und ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen sein. Zuletzt war es in den Regionen Südosten und Südsüd zu einer ganzen Reihe von Angriffen auf Polizisten und Polizeieinrichtungen gekommen (vgl. BN v. 22.03.21), außerdem zur Befreiung von rund 1.800 Gefängnisinsassen (vgl. BN v. 12.04.21). Terrorangriffe im Nordosten Ende April 2021 haben nach Medienberichten innerhalb kurzer Zeit zwei Überfälle der von der islamistischen Terrororganisationen Boko Haram abgespaltenen Gruppierung Islamic State West Africa Province (ISWAP) stattgefunden: Am 24.04.21, nach anderen Angaben bereits an einem der Tage zuvor, griffen die Terroristen in mit Maschinengewehren ausgerüsteten Lastwagen die Ortschaft Geidam im Bundesstaat Yobe unweit der Grenze zu Niger an. Geidam ist die Heimatstadt des neuen Generalinspektors der nigerianischen Polizei, Usman Alkali Baba (vgl. BN v. 26.04.21). Bei dem Ereignis kamen mindestens elf Personen zu Tode. Die nigerianischen Streitkräfte sollen kurze Zeit später reagiert haben. Geidam ist bereits in der Vergangenheit Ziel terroristischer Überfälle gewesen. Am 25.04.21 kamen beim Angriff auf einen in einen Hinterhalt gelockten Militärkonvoi in der Ortschaft Mainok im Bundesstaat Borno nach Angaben von Militärangehörigen mindestens 31 Soldaten ums Leben. Es soll sich dabei um den bisher tödlichsten Angriff des Jahres 2021 gegen die nigerianische Armee handeln. Die 2016 von der Terrororganisation Boko Haram abgespaltene islamistische Gruppierung ISWAP gilt als westafrikanischer Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und ist vor allem in Nordost-Nigeria aktiv. 8
Report zu Boko Haram-Abtrünnigen In der Tschadsee-Region haben über 4.000 Angehörige von Boko Haram-Fraktionen diese Gruppierungen wieder verlassen. Das geht aus Medienberichten hervor, die sich auf Angaben in einem im März 2021 veröffentlichten Report des Institute for Security Studies (ISS) berufen. In dem Bericht heißt es, dass mindestens 2.400 Desertionen im Tschad, 1.000 in Nigeria, 584 in Kamerun und 243 in Niger zu verzeichnen seien. Die Motive der Deserteure seien vielfältig. Konkret genannt werden persönliche Umstände, Bedenken hinsichtlich der eigenen Sicherheit und interne Streitigkeiten. Aus dem Bericht geht hervor, dass Boko Haram seinen Mitgliedern strenge Beschränkungen und ständige Überwachung auferlegt. Wer von den Regeln der Gruppe abweiche oder auch nur in entsprechenden Verdacht gerate, werde mit schweren Strafen belegt. Der Bericht betont die Bedeutung von Reintegrationsmaßnahmen zugunsten von Aussteigern. Nordmazedonien Neue gesetzliche Regelung soll die Rechte von Transgender-Personen stärken Laut aktuellen Medienberichten hat die Regierung Nordmazedoniens am 27.04.21 eine Gesetzesänderung zur erleichterten Anerkennung der Geschlechteridentität bei Transgender-Personen verabschiedet. Diese legt zum Schutz der Privatsphäre betroffener Personen künftig fest, dass bei einer Änderung der Geschlechtsidentität im Geburtenregister keine Nachweise mehr darüber vorgelegt und im Register dokumentiert werden müssen, ob sie sich einem chirurgischen Eingriff, Hormontherapien oder anderen psychiatrischen, psychologischen oder medizinischen Behandlungen unterzogen haben. Die nun vor der Umsetzung stehende Gesetzesänderung, die noch vom Parlament bestätigt werden muss, war als notwendig erachtet worden, nachdem der EGMR Anfang 2019 die Regierung zur Zahlung von Schadensersatz an eine Transgender-Person verurteilt hatte. Pakistan COVID-19-Pandemie: Lage angespannt; Maßnahmen angekündigt Vergangene Woche verzeichnete Pakistan die höchste Zahl an täglichen Todesfällen wegen des Coronavirus seit Beginn der Pandemie. Auch die Neuinfektionen innerhalb eines Tages stiegen an. Als Ursache wird die unzureichende Einhaltung von Beschränkungen angesehen. Viele Menschen tragen keine Masken und versammeln sich weiter in großen Zahlen während des Fastenmonats Ramadan (13.04.21 - 12.05.21), etwa zum Fastenbrechen oder Einkaufen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums seien die Provinzregierungen angewiesen, strengere Maßnahmen und Schließungen in mindestens 16 großen Städten umzusetzen. Es gelten verschärfte Regeln an den Grenzen zu Afghanistan und Iran. Die Behörden kündigten außerdem ein Verbot von touristischen Reisen und Reisen zwischen den Provinzen vor den bevorstehenden Eid-Feiertagen am Ende des Ramadans an. Ab 03.05.21 sollen auch Personen zwischen 40 und 49 Jahren impfberechtigt sein. Palästinensische Autonomiegebiete / Israel Palästinensische Autonomiegebiete: Wahlen abgesagt Präsident Mahmoud Abbas verkündete am 29.04.21 die Vertagung der für den 22.05.21 anberaumten Wahlen zum palästinensischen Legislativrat, sowie der Präsidentschaftswahlen, die am 31.07.21 hätten stattfinden sollen (vgl. BN v. 18.01.21). Die israelische Regierung habe einer Wahlbeteiligung der in Ostjerusalem lebenden palästinensischen Bevölkerung noch nicht offiziell zugestimmt. Dies sei jedoch keine Frage, in der Zugeständnisse gemacht werden würden, betonte Abbas. Die ersten Wahlen seit dem Jahr 2006 wären sowohl von der Fatah, als auch von der Hamas unterstützt worden. Viele hofften auf eine Annäherung der beiden großen Parteien durch die Wahlen. Ein weiterer Grund für die Verschiebung sei nach Meinung verschiedener Experten und Amtsträger die Befürchtung, dass die Fatah von Präsident Abbas Einfluss verlieren könnte. Splittergruppen der Partei hätten ihr Wahlergebnis schwächen und unter anderem Hamas gestärkt aus den Wahlen hervorgehen lassen können. Die radikalislamistische Hamas verurteilte die Entscheidung und sprach von einem „Putsch“. 9
Israel: Ausreiseaufforderungen an Schwarze Hebräer/Hebräische Israeliten Pressemeldungen vom 26.04.21 zufolge hat die Regierung mehrere Mitglieder der Gemeinschaft der Schwarzen Hebräer aufgefordert, binnen 60 Tagen das Land zu verlassen und in die USA zurückzukehren. 46 Familien seien betroffen, darunter viele Kinder, die in Israel geboren wurden. Die Schwarzen Hebräer oder Hebräischen Israeliten entstanden aus einer Strömung im afroamerikanischen Teil der Bevölkerung der USA und sehen sich als Nachfolger einer der antiken israelitischen Stämme. Sie adaptierten jüdische Traditionen, verbanden sie mit christlichen Elementen und leben eine durch westafrikanische Elemente beeinflusste Kultur. Ihr Selbstverständnis ist nicht explizit jüdisch. Dennoch lebt die Gemeinschaft seit den Sechzigerjahren in Israel. Die legalen Titel reichen dabei von Staatsbürgerschaft über dauerhaften Aufenthalt bist zu illegalem Aufenthalt. Russische Föderation Regionalbüros des Netzwerkes von Nawalny als extremistisch eingestuft Die Büros der Organisation des russischen Putin-Kritikers Alexej Nawalny dürfen nicht mehr tätig sein. Die Regionalbüros wurden vom Staat am 30.04.21 als extremistisch eingestuft und stehen jetzt auf der Liste der terroristischen und extremistischen Organisationen der Finanzaufsichtsbehörde Rosfinmonitoring, die kurz zuvor eine entsprechende Aktualisierung ihrer Liste angekündigt hatte. Die russische Staatsanwaltschaft hatte am 27.04.21 beantragt, Nawalnys Antikorruptionsstiftung FBK und das Netzwerk regionaler Organisationen des Regierungskritikers als extremistisch einzustufen und damit die Arbeit der Organisationen komplett zu verbieten. Mitgliedern und Unterstützern könnten dann lange Haftstrafen drohen. Daraufhin hatten sich die Regionalbüros am 27.04.21 selbst aufgelöst, um möglicherweise einem kompletten Verbot infolge der befürchteten Einstufung als extremistisch zuvorzukommen. Einige der insgesamt 37 Büros wollen versuchen, ihre Aktivitäten als neue unabhängige politische Organisationen fortzusetzen. Die Regionalbüros sind bei Wahlen in den vergangenen Jahren für die Opposition wichtig gewesen, da sie immer wieder Kampagnen für sogenanntes intelligentes Wählen organisierten. Dabei riefen sie dazu auf, unabhängig von der Partei für jenen Kandidaten zu stimmen, der die besten Aussichten gegen den Kandidaten der Kreml-Partei Geeintes Russland hatte. Vor der Einstufung der Regionalbüros als extremistisch war am 30.04.21 auch bekannt geworden, dass in Moskau der prominente Anwalt Iwan Pawlow vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen worden ist. Die von Pawlow geführte Anwaltsorganisation Komanda 29 vertritt u.a. die Bewegung um den inhaftierten Nawalny. Somalia Präsident Farmajo wird seine Amtszeit nicht verlängern Nach mehrtägigen Zusammenstößen in Mogadischu zwischen oppositionellen und regierungstreuen Sicherheitskräften (vgl. BN v. 26.04.21) erklärte Präsident Farmajo am 28.04.21, dass er sich dem nationalen und internationalen Druck beugen und seine Amtszeit nicht um zwei Jahre zu verlängern versuchen werde. Zugleich forderte er in einer TV-Ansprache einen Dialog, um die politischen Spannungen zu lösen. Zehntausende Zivilisten haben während der Kämpfe bereits ihre Häuser verlassen, um vorübergehend Zuflucht in sichereren Gegenden zu finden. Pressefreiheit Am 27.04.21 wurde die private Nachrichtenagentur Mustaqbal Media in Mogadischu durchsucht und technische Ausstattung konfisziert. Laut des Committee to Protect Journalists und Somali Journalists Syndicate kommt es seit Februar 2021 in Mogadischu, Galmudug und Somaliland verstärkt zu kurzzeitigen Festnahmen, Bedrohungen und staatlicher Gewalt gegen Medienschaffende. Im Zentrum stehen dabei Medienschaffende und Medienhäuser, die kritisch über den Sicherheitsapparat berichten, z.B. über willkürliche Festnahmen von Zivilpersonen oder die Zusammenstöße zwischen oppositionellen und regierungstreuen Sicherheitskräften im Zuge der momentanen Regierungskrise in Mogadischu. 10
Anschlag Bei einem Selbstmordanschlag vor einem Polizeipräsidium in Mogadischu am 28.04.21 wurden mehrere Personen getötet und weitere verletzt. Darunter befinden sich auch zivile Opfer. Zu den Opferzahlen liegen unterschiedliche Meldungen vor. Sie reichen von drei bis elf Toten und mindestens sieben bis elf Verletzten. Al-Shabaab bekannte sich zu dem Anschlag. Syrien Qamischli: Vermittlung durch russische Militärpolizei Nach den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen kurdisch geführten Sicherheitskräften und den Assad- treuen Regierungskräften, welche seit dem 21.04.21 an Intensität gewonnen haben (vgl. BN v. 26.04.21), sendete das russische Militär einer eigenen Stellungnahme vom 27.04.21 zufolge Einheiten nach Qamischli, um die Kämpfe zu unterbinden. Konteradmiral Alexander Karpov verkündete die Verlegung von Kampfhubschraubern in die Region und die anschließende Beendigung der Kämpfe. Karpov führt aktuell das sog. russische Zentrum für Aussöhnung in Syrien: Centre for Reconciliation of Opposing Sides and Refugee Migration Monitoring in the Syrian Arab Republic. COVID-19-Pandemie Die Autonome Administration von Nord- und Ostsyrien, das zivile Pendant zu den militärischen Kräften der kurdisch geführten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), verkündete am 29.04.21, die anhaltenden Ausgangssperren um eine weitere Woche zu verlängern, nachdem auch die Virusfallzahlen in Nordostsyrien zuletzt weiter angestiegen waren. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz wies unterdessen auf einen Mangel an Testkapazitäten und Sauerstoff in der Region hin. Die Virusbekämpfung in Nordostsyrien sei damit in „ernsthafter Gefahr“. Ein Teil der etwa 200.000 COVID-19-Vakzine, die vergangene Woche in Damaskus eingetroffen waren (vgl. BN v. 26.04.21), sollen an die Regionalverwaltung in Nordostsyrien geliefert werden. Am 01.05.21 war unterdessen die erste Person in dem von Islamisten beherrschten Rebellengebiet im Nordwesten Syriens geimpft worden. In Idlib sind Berichten zufolge etwa 53.800 Impfstoffdosen eingetroffen. Bis vor Kurzem waren 30 % aller registrierten COVID-19-Infektionen in der Region unter dem Gesundheitspersonal ausgemacht worden. Ebendiese Bevölkerungsgruppe soll nun bei der Impfkampagne priorisiert werden. In Idlib wurden bislang mehr als 21.000 Infektionen registriert; bei einer Bevölkerung von etwa vier Millionen. Togo Oppositionspolitiker festgenommen Am 29.04.21 wurde Djimon Oré, Präsident der Oppositionspartei Front des Patriotes pour la Démocratie (FPD) und ehemaliger Minister für Kommunikation, festgenommen. Dem ging ein Radiointerview zum togoischen Unabhängigkeitstag (27.04.21) voraus, in dem Oré die Staatsführung kritisierte. Ihm werden u. a. versuchte schwere Störung der öffentlichen Ordnung und Beleidigung vorgeworfen. Tschad Verletzte und Tote bei Protesten; Militärrat ernennt Übergangsregierung; Kämpfe gegen die FACT dauern an Am 27.04. und 01.05.21 kam es bei Protesten gegen den militärischen Übergangsrat in N´Djamena und mehreren Städten im Süden des Landes zu mindestens fünf Toten und mehr als 36 Verletzten; darüber hinaus wurden etwa 700 Demonstrierende kurzzeitig festgenommen. Die teils friedlichen, teils gewaltsamen Proteste waren von den Sicherheitskräften mit Tränengas, scharfer Munition und Verhaftungen beantwortet worden. Die Protestierenden forderten eine zivile Regierung ohne Einflussnahme des Militärs. Unterdessen ernannte Mahamat Idriss Déby, Chef des Militärrats und Sohn des am 19.04.21 im Kampf gegen die Rebellengruppe Front pour l'alternance et la concorde au Tchad (FACT) verstorbenen Präsidenten Idriss Déby, eine Übergangsregierung (vgl. BN v. 26.04.21). Noch immer bekämpft das Militär die FACT im Norden des Landes. 11
Türkei Verhaftung wegen Tik-Tok-Beitrag Am 25.04.21 wurden zwei Personen verhaftet, die in dem Videoportal Tik-Tok ein satirisches Video über die eingeschränkte Nutzbarkeit des türkischen Reisepasses veröffentlicht hatten. Ihnen wird Beleidigung und Herabwürdigung von Symbolen staatlicher Souveränität vorgeworfen. Beide Personen wurden zunächst unter Auflagen entlassen, bis weitere strafrechtliche Ermittlungen abgeschlossen sind. COVID-19-Pandemie Aufgrund hoher Infektionszahlen begann am Abend des 29.04.21 der von Staatspräsident Erdogan angekündigte, strenge Lockdown, der bis zum 17.05.21 andauern soll. Der Lockdown fällt somit in den islamischen Fastenmonat Ramadan, auch während der drei Feiertage des Zuckerfestes sollen die Beschränkungen nicht aufgehoben werden. Es gelten strenge Ausgangsbeschränkungen innerhalb von Städten. Cafés und Restaurants sind nach einer kurzen Phase der Öffnung wieder geschlossen. Präsenzunterricht in Kindergärten und allen Schulklassen wird ausgesetzt, anstehende Prüfungen werden verschoben. Um den Beschränkungen in den Städten zu entgehen, versuchten tausende Stadtbewohner vor dem Shutdown ländliche Gegenden und Touristenorte zu erreichen. Anschlag in Istanbul verhindert Am 29.04.21 entdeckte eine Antiterroreinheit an einem belebten Busbahnhof in Istanbul fünf Kilogramm Sprengstoff, die unter einem Bus platziert waren. Es wurden zwei Personen verhaftet, denen vorgeworden wird, der PKK anzugehören und den verhinderten Anschlag geplant zu haben. Verbot der Sprach- und Filmaufnahme von Polizeibeamten Am 30.04.21 erließ das Innenministerium ein Verbot der Sprach- und Filmaufnahme von Polizeibeamten während Protesten und Demonstrationen. Laut der Verordnung behindern Sprach- und Filmaufnahmen durch Zivilisten die Arbeit von Polizeibeamten und offenbaren ihre Identität. Verstöße gegen das Verbot sollen künftig strafrechtlich geahndet werden. Zuvor hatte die Regierung bereits Identifikationsnummern von Helmen der Bereitschaftspolizei entfernen lassen und vermehrt Polizeibeamte in Zivilkleidung bei Demonstrationen eingesetzt. Die Association of Progressive Lawyers (CHP) in Istanbul kritisierte das Verbot mit der Begründung, es sei erlassen worden, um zu verhindern, dass Vorfälle von Polizeigewalt dokumentiert werden können. Usbekistan Weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit Am 31.03.21 trat eine Reihe von Gesetzesänderungen in Kraft, die insbesondere die Meinungsfreiheit im digitalen Raum einschränken. Im Einzelnen wurde der Straftatbestand der Beleidigung und Verleumdung des Präsidenten auf Äußerungen im Internet ausgeweitet. Betroffenen droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Ferner wurde für Kommentare, die zur Missachtung gesetzlicher Bestimmungen auffordern und nach Einschätzung der Behörden eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellen, eine Geldstrafe i.H.v. bis zu 19,6 Mio. So’m (ca. 1.540 EUR) eingeführt. Daneben wurde der Aufruf zur Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen über das Internet ebenso wie die Verbreitung von gegenüber dem Staat „respektlosen“ Informationen ohne spezifische Strafandrohung verboten. Die praktische Umsetzung der Gesetzesnovellen bleibt weiter abzuwarten. Venezuela / Kolumbien Gefechte an kolumbianischer Grenze Seit die venezolanische Armee im März 2021 eine Offensive gegen kolumbianische Guerillagruppen im Grenzgebiet gestartet hat (vgl. BN v. 29.03.21), kommt es dort immer wieder zu Gefechten. Das Militär geht gegen FARC- Dissidenten sowie Guerilla-Kämpfer der Ejército de Liberación Nacional (ELN) vor, die in der Provinz Apure staatsähnliche Strukturen aufgebaut haben. Laut Medienberichten sind bei Kämpfen am 24.04. und 25.04.21 mindestens acht Soldaten getötet worden. Human Rights Watch (HRW) berichtet über willkürliche Verhaftungen, Folter sowie die außergerichtliche Hinrichtung von mindesten vier Zivilisten durch venezolanische 12
Sicherheitskräfte. Seit Ausbruch der Kämpfe sind mindestens 5.800 Zivilpersonen aus dem Kampfgebiet nach Kolumbien geflohen. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 13
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