Broschüre 2021 - Ableism Rassismus und - Studierendenwerk Darmstadt

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Broschüre 2021 - Ableism Rassismus und - Studierendenwerk Darmstadt
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                    Israelkri
                          oder
                       e lb ezo g ener    Ableism
                 Isra
                    n tis  em itismus       und
                  A
                                         Rassismus

  Rassismus
  gegenüber
Sinti und Roma
                             Anti-
                          feminismus
                         und Sexismus
                          im Web 2.0

                                          Broschüre
                                            2021
       Anti-
    muslimischer
     Rassismus
Broschüre 2021 - Ableism Rassismus und - Studierendenwerk Darmstadt
Vorwort
                                                                   Zweite Intersektionale Diversity Woche (InDiWo)
    Vorwort                                             03         vom 22. – 26. November 2021

    Israelkritik oder Israelbezogener Antise-           04         Wir befinden uns im zweiten Jahr der Corona-Pan-
    mitismus: Kriterien und Mechanismen in                         demie und diese wirkt wie Zündstoff in unserer
    historischer Kontinuität                                       Gesellschaft. An allen Ecken brechen Konflikte auf,
                                                                   die bereits lange schwelen. Der Ton auf den Straßen
                                                                   und im Netz wird rauer. Die Unterschiede in unserer
    Ableism und Rassismus als institutionali-           08         auseinanderdividierten Gesellschaft sind spürbar;
    sierte Differenzierungs- und Diskriminie-                      zwischen Arm und Reich, zwischen Alt und Jung,
    rungspraxis in der Dominanzgesellschaft                        zwischen Menschen, die zu marginalisierten Gruppen
                                                                   gehören und der Dominanzgesellschaft. Quo vadis?
                                                                   Wohin führen uns diese Entwicklungen? Werden wir                                                                 Gleichzeitig konnte jede:r sich darüber klarwerden,
    Rassismus gegenüber Sinti und Roma                  12         aufstehen und gegen jedwede gruppenbezogene                                                                      dass wir selbst unbewusst oder bewusst diskrimi-
                                                                   Menschenfeindlichkeit Haltung beziehen? Werden wir                                                               nieren. Da, wo wir uns ertappt fühlen, kann dies
                                                                   allen Menschen in unserem Land den gleichen Schutz              „Braucht es das Reden über                       zunächst zu Abwehr führen. Im Idealfall können aber
    Antifeminismus und Sexismus im Web                  16         gewähren und Pluralismus als Selbstverständlichkeit
    2.0 - Ziele & Strategien rechtsalternativer                                                                                     Diskriminierung und deren                       gerade solche unangenehmen „Aha-Momente“ ein
                                                                   der Demokratie anerkennen? Werden wir Diskriminie-                                                               Denkanstoß sein, um sich weiter mit Diskriminierung
    Akteur:innen                                                   rungen entschlossen entgegentreten?                                   Verwobenheit?“
                                                                                                                                                                                    auseinanderzusetzen und unser eigenes Verhalten
                                                                   Jede einzelne Diskriminierungsform muss immer im                                                                 stetig zu reflektieren und zu korrigieren.
                                                                   Kontext und in ihrer eigenen Geschichte gedacht wer-     Ja, denn der Ton in öffentlichen Auseinandersetzun-     Wir können uns im Perspektivwechsel üben. Wir kön-
    Antimuslimischer Rassismus                          20
                                                                   den. Diskriminierungsformen sind jedoch auch ver-        gen ist rauer geworden und wir erleben zunehmend        nen das Gespräch und den Kontakt suchen, um uns
                                                                   schränkt und stabilisieren sich gegenseitig. Dies wird   ein Auseinanderdriften der Gesellschaft.                mit den Lebensrealitäten, die anders sind als unsere
    Kurzreflektion der Woche                            24         als systemische Intersektionalität bezeichnet. Häufig    Im Hochschulumfeld wollen wir als Studierendenwerk      eigenen, auseinanderzusetzen.
    Danksagung                                          26         wird diese nicht wahrgenommen und dadurch werden         den Weg zu einer Gesellschaft ebnen, die offen und      Für unser demokratisches Zusammenleben spielt die
                                                                   verschiedene Diskriminierungen erneut bedingt und        interessiert aneinander ist, die es aushält, wenn mit   Achtung der Menschenrechte eine zentrale Rolle. Wir
    Reichweite & Feedback                               27         verstärkt. Manchmal kommt es gar zu Hierarchisierun-     Menschen gleichwertig umgegangen wird und deren         sollten Haltung beziehen, wenn unsere offene und
    Anti-Diskriminierungs-Anlaufstellen an              28         gen unterschiedlicher Diskriminierungsformen.            Lebensgestaltungen, Werte und Ausdrucksweisen           plurale Gesellschaft beispielsweise von rechts außen
    den Darmstädter Hochschulen                                    Das Studierendenwerk Darmstadt will Diskriminierun-      vielfältig sind.                                        bedroht wird. Das bedeutet für uns, dass wir selbst-
                                                                   gen entgegenwirken. Daher rief der Bereich Interkul-     Als Geschäftsführer möchte ich an dieser Stelle die     verständlich auch Diskriminierungen ansprechen, die
                                                                   turelles des Studierendenwerks im Jahr 2020 die Erste    demokratische Grundhaltung des Studierendenwerks        von der Mitte der Gesellschaft ausgehen.
                                                                   Intersektionale Diversity Woche (InDiWo) ins Leben,      unterstreichen, die sich u.a. in der Durchführung von   Trotz der realen Gefahr des Auseinanderdriftens – die
                                                                   in deren Rahmen Diskriminierungen sichtbar gemacht       gesellschaftsrelevanten Angeboten wie der Intersek-     ich oben genannt habe – können wir auch positive
                                                                   und angesprochen wurden und Vorträge zum Nach-           tionalen Diversity Woche (InDiWo) zeigt. Die Phase      Entwicklungen in unserer Gesellschaft beobachten:
                                                                   und Umdenken anregten.                                   des Studiums ist eine Zeit des Ausprobierens, des       Menschen suchen Gespräche, treten füreinander und
                                                                   Vom 22. bis 26. November 2021 konnte die On-             Entdeckens und neu Erfahrens. Das Hochschulumfeld       für Werte ein, die auf ein wertschätzendes Mitein-
                                                                   line-Veranstaltungsreihe mit der Zweiten InDiWo          als offenen Raum für Debatten gilt es zu schützen,      ander zielen, benennen Diskriminierungen als solche
                                                                   fortgesetzt werden: Fünf Tage mit fünf Referent:innen    kritische und vielfältige Perspektiven zuzulassen.      und zeigen, was für eine diskriminierungskritische
                                                                   und fünf Vorträgen hatten wir diesmal für Sie geplant.   Kommunikation und Austausch sollen vor allem die        Gesellschaft nötig wäre.
                                                                   Wir beschäftigten uns mit Themen aus den Spektren        Menschen stärken, die demokratisch debattieren          Eine wichtige Voraussetzung ist Diskriminierung zu-
                                                                   von Israelbezogenem Antisemitismus, Rassismus und        wollen.                                                 nächst wahrzunehmen, um aktiv dagegen vorzugehen
                                                                   Ableism, Rassismus gegenüber Sinti und Roma, Sexis-      Die jährliche Veranstaltungsreihe der InDiWo legt       und sich für eine plurale Gesellschaft einzusetzen,
                                                                   mus und Antifeminismus im Web 2.0 sowie Antimusli-       einen Schwerpunkt auf das Sichtbarmachen von            die alle Menschen miteinschließt statt sie aufgrund
                                                                   mischem Rassismus.                                       Diskriminierungen. Wir hatten als Teilnehmer:innen      verschiedener willkürlicher Merkmale auszugrenzen.
                                                                   Viele Themen der genannten Spektren sowie ande-          alle die Möglichkeit, Einblicke in unterschiedliche     Diesen Weg müssen wir nicht alleine bestreiten,
                                                                   re Diskriminierungsformen konnten wir noch nicht         Diskriminierungsformen, deren Verwobenheit sowie        dabei dürfen wir uns auch anleiten und begleiten
                                                                   behandeln – die Auswahl der Themen stellt keinesfalls    deren Auswirkungen auf Betroffene zu bekommen.          lassen. Z.B. von den engagierten Referent:innen und
                                                                   eine Wertung dar. Es gibt noch Vieles, was themati-      Die Vorträge zeigten mitunter sehr belastende Äuße-     Expert:innen auf ihrem Gebiet, die wir für die zweite
                                                                   siert werden muss und was wir Ihnen gern in nachfol-     rungen, Zuschreibungen, Anfeindungen und Ausgren-       InDiWo gewinnen konnten.
    Impressum
    Inhalt: Louisa Frenzel, Gabriela Mayungu
                                                                   genden InDiWos offenlegen möchten.                       zungen auf, die Angehörige marginalisierter Gruppen
    Berichte: Yan Yi Leung, Büșra Gawlik, Dixon Wong               Wir als Studierendenwerk Darmstadt wollen ein klares     alltäglich erfahren. Dadurch hatten auch diejenigen,
    Redaktion: Louisa Frenzel, Gabriela Mayungu, Ursula Lemmertz   Zeichen für eine offene und plurale Gesellschaft der     die zur Dominanzgesellschaft gehören und sich ihrer     Wolfgang Rettich
    Layout: Susanne Schuckmann                                     Teilhabe und Inklusion setzen. Das digitale Format       Privilegien nicht immer bewusst sind, eine Gele-
    Logo InDiWo: Dixon Wong                                                                                                                                                         Geschäftsführer des Studierendenwerks Darmstadt
    Darmstadt Februar 2022
                                                                   sollte möglichst vielen Menschen die Teilnahme           genheit ansatzweise zu erahnen, was es bedeutet,
                                                                   ermöglichen.                                             Diskriminierungen ausgesetzt zu sein.

2                                                                                                                                                                                                                                           3
Broschüre 2021 - Ableism Rassismus und - Studierendenwerk Darmstadt
Israelkritik oder Israelbezogener
    Antisemitismus:
    Kriterien und Mechanismen in
    historischer Kontinuität
                                                                                                   Julia Bernstein

    Der Einstieg zum Vortrag erfolgt über mehrere Zitate         faktenbasiert vertraut sind, den Begriff „Israelkritik“   heit“ verbergen, sich als Mensch einen faktenbasierten   Erfassung und justiziellen Bearbeitung antisemitisch
    aus Forschungsbefunden im Kontext von Schule, die            scheinbar als neutral verwenden und mit ihrem eigenen     Wissensstand anzueignen. Hierbei wird der Anspruch       motivierter Straftaten hin. Bis heute liegt keine rechts-
    mit Israelbezogenem Antisemitismus verbunden sind.           Anspruch auf Reflektiertheit, Engagement, Zivilcourage    erhoben, jegliche Meinung, die auf den eigenen zu        bindende Definition zum Phänomen des Antisemitismus
    Der Israelbezogene Antisemitismus ist heutzutage die         und eigener Meinungsfreiheit verbinden.                   respektierenden und wertschätzenden Eindrücken oder      in Deutschland vor.
    dominierende Erscheinungsform des Antisemitismus.                                                                      Gefühlen beruht, einen entsprechend wertvollen Platz
    Im Fokus des Vortrags steht vor allem die Perspektive
    der Betroffenen und die Wirkmächtigkeit der Kulisse,
                                                                 Wie wird israelbezogener                                  in der Kommunikation einzuräumen.                        Um die Mechanismen und Kriterien in historischer
                                                                                                                                                                                    Kontinuität zu veranschaulichen, stellt Julia Bernstein
    denen Juden:Jüdinnen in Deutschland ausgesetzt sind.         Antisemitismus legitimiert?                               Neben erschreckenden Daten und Fakten aus der For-       aus Forschungsbefunden einige gegenwärtige sowie
    Julia Bernstein betont die Wichtigkeit der Unterschei-                                                                 schung zum gegenwärtigen Antisemitismus, die vor         vergangene stereotype Darstellungsweisen vor (anti-
    dung zwischen einer jüdischen Perspektive und einer          Zum tieferen Verständnis führt Julia Bernstein die        allem eine Diskrepanz zwischen der jüdischen und der     semitische Bilder in Form von Karikaturen, Fotografien
    nicht-jüdischen Perspektive, die es entsprechend zu          Prämissen an, die den Zeitgeist charakterisieren und      nicht-jüdischen Bevölkerung in Deutschland verdeutli-    und Plakaten). Sie zeigt auf, wie sich die Kontinuität des
    berücksichtigen gilt. Neben Zitaten aus dem schulischen      antisemitische Gewalt scheinbar legitimieren bzw.         chen, weist Julia Bernstein auch auf Probleme bei der    Antisemitismus in der Entstehung und Verfestigung der
    Kontext zieht die Referentin zur Veranschaulichung der       rechtfertigen.                                                                                                     Erscheinungsform des Israelbezogenen Antisemitismus
    Wirkmächtigkeit des Themas auch Beispiele polizeili-                                                                                                                            als Erbe der vorigen, in der Vergangenheit dominie-
    chen Fehlverhaltens sowie negative Beispiele aus der         Eine Prämisse lautet, dass Antisemitismus vor allem als                                                            renden Erscheinungsformen mit rassistischer Prägung,
    medialen Berichterstattung in Deutschland heran.             physische Massenvernichtung in der Shoa stattgefun-              Daten und Fakten aus der                          abbildet. Daran wird nicht nur deutlich, wie die antise-
                                                                 den hat und seit dem zweiten Weltkrieg in Deutschland                                                              mitischen Feindbilder über die Zeit bestehen, sondern
    Aus ihrer Forschung geht hervor, dass die Form des           als ein überwundenes Phänomen gilt, das der Ver-                 Forschung zum gegenwär�gen                        auch, wie sie über verschiedene Narrative hinweg
    Israelbezogenen Antisemitismus nicht alleine existiert,      gangenheit angehört. So ist es heute verpönt, sich zur           An�semi�smus                                      allgegenwärtig auf Israel übertragen werden. Es wird
    sondern jedes Mal parallel mit anderen Formen von            Judenfeindschaft zu bekennen, oder schlicht undenk-                                                                sehr deutlich, dass Israelbezogener Antisemitismus ein
    Antisemitismus 1 auftritt. Die Formen gehen fließend         bar, ein negatives Gefühl gegenüber Juden:Jüdinnen               90% der Juden:Jüdinnen in Deutschland             gesamtgesellschaftliches Problem ist und nicht – wie z.T.
    ineinander über.                                             überhaupt einzugestehen – für die meisten Menschen               sehen An�semi�smus als großes oder                argumentiert – importiert ist.
                                                                 liegt hier eine Assoziation mit nationalsozialistischem          sehr großes Problem an.
    Israelbezogener Antisemitismus wird als Teil einer politi-   Gedankengut nahe, von dem sie sich deutlich distanzie-
                                                                                                                                  70% der Juden:Jüdinnen in Deutschland
    schen Debatte unter dem Deckmantel der „Israelkritik“
    betrieben. Dadurch werden antisemitische Aussagen
                                                                 ren wollen.
                                                                                                                                  haben Anfeindungen erlebt.
                                                                                                                                                                                    „3D-Test“
    nicht als solche angesehen und israelbezogener Antise-       Eine zweite Prämisse betrifft den Anspruch auf Gerech-
                                                                                                                                                                                    Zum Erkennen von Antisemitismus mit Israelbezug stellt
    mitismus heruntergespielt. So werden beispielsweise          tigkeit und geschichtliche Pflicht. Darunter wird ver-           60% der Juden:Jüdinnen in Deutschland
                                                                                                                                                                                    die Referentin den „3D Test“ nach Natan Sharansyk
    Juden:Jüdinnen in Deutschland vermehrt auf israelische       standen, dass sich Menschen im Namen von Schuld und              vermeiden es, bes�mmte Stad�eile zu
                                                                                                                                                                                    vor, welcher Hilfestellung gibt, prüfen zu können, ob
    Politik angesprochen und müssen sich rechtfertigen,          Scham bspw. beim Thema Nahostkonflikt auf die Seite              betreten oder haben bereits über
                                                                                                                                                                                    im Zusammenhang mit Israel ein Doppelter Standard,
    weil ihnen eine Repräsentant:innenrolle zugeschrieben        der „Palästinenser:innen“ positionieren, um somit eine           Auswanderung nachgedacht.
                                                                                                                                                                                    eine Dämonisierung oder eine Delegitimierung des
    wird. Problematisch ist hierbei, dass nicht-jüdische         Art des Tabubruchs herbeizuführen – die Menschen
                                                                                                                                                                                    Staates Israel vorliegt. Zur Identifizierung sollen darüber
    Menschen, die bspw. nicht mit dem Nahostkonflikt             möchten sich dabei selbst als Aufständische verstehen,           40% der nicht-jüdischen Bevölkerung
                                                                                                                                                                                    hinaus u.a. noch folgende Punkte Beachtung finden:
                                                                 die für etwas „Gutes“ einstehen.                                 denkt, dass bei der Poli�k, die Israel
                                                                                                                                                                                    eindimensionale Reduktion der Komplexität – Dekon-
                                                                                                                                  führt, verständlich ist, dass man etwas
                                                                                                                                                                                    textualisierung zur Feindbildkonstruktion – Irrationalität
                                                                 Die dritte Prämisse beinhaltet den hohen Stellenwert             gegen Juden hat – nicht gegen
    1 Weitere Informationen zu Antisemitismus sind in der                                                                                                                           und Vehemenz – sprachliche Manipulation – Neutrali-
    Broschüre zur Ersten InDiWo in den Zusammenfassungen         der eigenen Meinungsfreiheit in einer demokratischen             irgendwelche israelische Akteur:innen
                                                                                                                                                                                    tätsanspruch.
    der Vorträge von Marc Schwietring und Deborah Krieg zu       Gesellschaft. Besonders in Bezug auf Israelkritik kann           sondern gegen Juden allgemein.
    finden: https://studierendenwerkdarmstadt.de/wp-content/     hierbei oft ein anderer psychologisch zu erklärender
    uploads/2021/02/Vortraege-InDiWo.pdf?x16341                  Wunsch versteckt sein oder im Sinne von Adorno „Faul-

4                                                                                                                                                                                                                                                 5
In der abschließenden Diskussion wird von Seiten der                                                                      Reaktionen der Teilnehmenden
    Referentin deutlich, dass neben einer Sensibilisierung
    zu israelbezogenem Antisemitismus, die u.a. besonders                  60% der nicht-jüdischen                            „Ich nehme mit, dass wir alle einen wichtigen Anteil des Problems darstellen und dass das Problem nicht in Israel liegt,
    bei Akteur:innen in Bildungs- und Beratungsinstitutio-                 Bevölkerung denkt heute,                           sondern in der Mitte unserer Gesellschaft. Die Bedeutung der eigenen Solidarität und das aktive Handeln in unserer
    nen relevant ist, auch jede:r Einzelne in unserer Gesell-              dass die deutsche Bevölkerung                      Gesellschaft.“
    schaft sich im Hinblick auf eine Solidarisierung mit der               keine besondere Verantwortung
    jüdischen Minderheit angesprochen fühlen sollte.                                                                          „[Es hat mich] erschreckt, mich in den Beschreibungen auch wiederzuerkennen“
                                                                           für die jüdische Bevölkerung hat.
    Sehr eindringlich gibt Prof. Julia Bernstein den Teilneh-
    menden am Ende folgenden Denkanstoß mit auf den
    Weg:

             „Bei Israelkritik sollte Sie alle als Deutsche vielmehr die Frage beschäftigen,
             dass Juden und Jüdinnen in Deutschland sicher leben. Das ist nicht der Fall.
               Das scheint Menschen nicht so zu beschäftigen, aber im Gegensatz dazu
               wollen alle wissen, wie man Israel kritisieren kann, ohne antisemitisch zu
             agieren – ich meine, der Fokus ist falsch: Es ist nicht falsch, weil man irgend-                                 Literaturempfehlungen
              welche Eingrenzungen oder Verbote aufstellt, es ist falsch, weil es hier in
                             Deutschland eine katastrophale Situation ist.“                                                   • Bernstein, Julia (2021): Israelbezogener Antisemitismus. Erkennen - Handeln – Vorbeugen, Weinheim: Beltz
                                                                                                                                Juventa.
                                                                                                                              • Bernstein, Julia/ bpb (2020): Israelbezogener Antisemitismus an Schulen. https://www.bpb.de/politik/extremismus/
                                                                                                     Bericht: Büşra Gawlik      antisemitismus/321604/israelbezogener-antisemitismus-an-schulen.
                                                                                                                              • Geisel, Eike (2015): Die Wiedergutwerdung der Deutschen. Essays und Polemiken, Berlin: Edition Tiamat.
                                                                                                                              • Giesel, Linda (2015): „Kriegstreibende Zionisten“ und „Pro-Israel-Lobby“ – Verbaler Antisemitismus in Kommentar-
                                                                                                                                beiträgen des Neuen Deutschlands und der Taz. In: Monika Schwarz-Friesel (Hg.): Gebildeter Antisemitismus. Eine
                                                                                                                                Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft, Baden-Baden: Nomos, S. 135 – 154.
                                                                                                                              • Glöckner, Olaf/ Jikeli, Günther (Hg.) (2019): Das neue Unbehagen - Antisemitismus in Deutschland heute, Hildes-
                                                                                                                                heim: Olms.
                                                                                                                              • Messerschmidt, Astrid (2018): Selbstbilder in der postnationalsozialistischen Gegenwart. In: Jalta. Positionen zur
                                                                                                                                jüdischen Gegenwart, Ausgabe 4, Nr. 2 Gegenwartsbewältigung, S. 38-46.
    Kurzbiografie Referent:in
                                                                                                                              • Rensmann, Lars / bpb (2021): Israelbezogener Antisemitismus. Formen, Geschichte, empirische Befunde. https://
    Julia Bernstein ist seit April 2015 Professorin für soziale Ungleichheiten und Diskriminierungserfahrungen im Fach          www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/326790/israelbezogener-antisemitismus.
    Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences. Von 2017-2019 leitete sie das Projekt „‘Mach mal          • Salzborn, Samuel (2013): Israelkritik oder Antisemitismus? Kriterien für eine Unterscheidung. In: Kirche und Isra-
    keine Judenaktion!‘: Herausforderungen und Lösungsansätze in der professionellen Bildungs- und Sozialarbeit gegen           el. Neukirchener Theologische Zeitschrift, 28 (1). Online verfügbar unter http://www.salzborn.de/txt/2013_Kir-
    Antisemitismus“. Zuvor übernahm sie die Leitung des qualitativen Teils des Forschungsprojekts „Jüdische Perspektiven        che-und-Israel.pdf .
    auf Antisemitismus“ interdisziplinäres Institut für Gewalt- und Konfliktforschung mit Prof. Andreas Zick im Auftrag des
    Bundesministeriums des Innern.                                                                                            • Schubert, Kai (2019): Aktueller Antisemitismus in deutschen Qualitätsmedien. In: Olaf Glöckner/ Günther Jikeli (Hg.):
                                                                                                                                Das neue Unbehagen - Antisemitismus in Deutschland heute, Hildesheim: Olms.
                                                                                                                              • Schwarz-Friesel, Monika (Hg.) (2015): Gebildeter Antisemitismus. Eine Herausforderung für Politik und Zivilgesell-
                                                                                                                                schaft, Baden-Baden: Nomos.
                                                                                                                              • „Die Sachen mit den Juden“, Dokumentationsreihe des BR, abrufbar unter: https://www.ardmediathek.de/.
                                                                                                                              • The Middle East Union Festival (in Berlin): https://middle-east-union.de/de/.

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Silencing ist die bewusste oder

    Ableism und Rassismus als
                                                                                                                                                                                         unbewusste Ausgrenzung bes�mmter
                                                                                                                                                                                         S�mmen und Gruppen. Sie ist eine Form
                                                                                                                                                                                         von Gewalt, wodurch Meinungen von

    institutionalisierte Differenzie-
                                                                                                                                                                                         Minderheitsangehörigen ak�v
                                                                                                                                                                                         „verstummt“ werden. Eine Folge ist
                                                                                                                                                                                         nicht nur die Angst vor sozialer Aus-

    rungs- und Diskriminierungs-
                                                                                                                                                                                         grenzung, sondern auch Einschücht-
                                                                                                                                                                                         erung und fehlende Anerkennung und
                                                                                                                                                                                         Toleranz gegenüber den Meinungen von

    praxis in der Dominanzgesell-
                                                                                                                                                                                         Minderheitsangehörigen. Ein Beispiel
                                                                                                                                                                                         hierfür wäre, dass Betroffenen
                                                                                                                                                                                         Diskriminierungserfahrungen nicht

    schaft
                                                                                                                                                                                         geglaubt oder sogar abgesprochen
                                                                                                                                                                                         werden.

                                                                                        Robel Afeworki Abay

            „Wenn ich hier von behinderten Menschen spreche, ist es ein selbstbewusst                                        „Wir sprechen nie über Wir, sondern im                      Bei dem Begriff Othering
                                                                                                                                                                                         (engl. other = "andersar�g" mit der
             ausgewählter Begriff – weil eben auch darüber viel Diskurs besteht und „be-                                      Diskurs immer über die Anderen – was
                                                                                                                                                                                         Endung -ing", um das Substan�v bzw.
             hinderte Menschen“ eben nicht meint, dass Menschen behindert sind, son-                                         eigentlich normal bedeutet, wissen wir                      Adjek�v zu einem handelnden Verb zu
             dern von der Dominanzgesellschaft behindert werden – […] wenn diskrimi-                                                    auch heute nicht.“                               machen) handelt es sich um einen
            nierende Strukturen im Alltag so dominant sind, dass die Betroffenen nicht                                                                                       R. A. A.    permanenten Akt der Grenzziehung, bei
                                                                                                                                                                                         dem Menschen mi�els Stereotypisierung
              in der Gesellschaft leben und teilhaben können – […] werden Menschen                                         Intersektionale Diskriminierung zeichnet sich in der          zu den „Anderen“ gemacht werden.
                      behindert. Und das ist wichtig, im Hintergrund zu haben.“                                            Dominanzgesellschaft konkret durch Vulnerabilisierung,        „Die Anderen“ werden dabei als nicht-
                                                                                                       R. A. A.            Kulturalisierung, Silencing, Paternalisierung, Infantili-     zugehörig und abweichend kategorisiert
                                                                                                                           sierung, Dämonisierung und Othering aus.                      und abgewertet. Der Prozess des
                                                                                                                           Gerade in Bezug auf Intersektionalität versucht Robel         Otherings geschieht häufig innerhalb
                                                                                                                                                                                         eines (gesellscha�lichen) Machtgefälles.
    Der Referent eröffnet den Vortrag, indem er erläutert,    Soziale Praxis der Differenzierung                           Afeworki Abay aufzuzeigen, dass bei Rassismus und
                                                                                                                           Ableism die Praxis des Othering eine ganz zentrale
    dass er den englischsprachigen Begriff Ableism im Vor-
                                                                                                                           Gemeinsamkeit darstellt. Diese äußert sich zumeist in         h�ps://www.ikud.de/glossar/othering-
    trag benutzt, um diesem Konzept auch im deutschspra-      Wird bei Ableism und Rassismus die Annahme ver-                                                                            defini�on.html
    chigen Diskurs gerecht werden zu können, wo es keine                                                                   Form von Binarität, bspw. über die Konstruktionen von         h�ps://www.kulturglossar.de/html/o-begriffe.html
                                                              folgt, dass es sich jeweils um ein Herrschaftsverhältnis
    passende Übersetzung gäbe.                                                                                             weiß/nicht-weiß; behindert/nicht-behindert; normal/
                                                              handelt, dann haben beide Herrschaftsverhältnisse
                                                                                                                           nicht-normal.
                                                              gemeinsam, dass sie als soziale Praxis der Differen-
    Im Fokus seines Vortrags geht es um die Ähnlichkeiten     zierung, Hierarchisierung und Diskriminierung einer
    und Gemeinsamkeiten von Ableism und Rassismus und                                                                      Die Folge ist, dass Ausgrenzungs- und Exklusionsmecha-
                                                              kapitalistischen Leistungsgesellschaft fungieren, folglich
    dessen Einbettung in eine intersektionale Perspektive,                                                                 nismen auf der intersubjektiven, diskursiven, insti-
                                                              strukturgebend sind.                                                                                                      Weiß bezeichnet ebenso wie Schwarz
    mit dem Ziel die dahinterstehenden diskriminierenden                                                                   tutionellen und strukturellen Ebene, ausgehend von
    Strukturen in der Gesellschaft aufzuzeigen. Konkret                                                                                                                                 keine biologische Eigenscha� und keine
                                                              Rassismus ist eine Praxis der Unterscheidung zwischen                                                                     reelle Hau�arbe, sondern eine poli�sche
    handelt es sich bei Ableism und Rassismus um zwei         Menschen und Menschengruppen, welche die konstru-
    dominante soziale Differenzkategorien, die auch als Be-                                                                                                                             und soziale Konstruk�on. Mit Weißsein
                                                              ierten Unterschiede auf differente „biologische Abstam-                                                                   ist die dominante und privilegierte
    hinderung und Migration verstanden werden können.                                                                             Kulturalisierung bedeutet, dass bei
                                                              mung“ von Menschen und/oder „kulturelle Differenzen“                                                                      Posi�on innerhalb des Machtver-
    Unter der Berücksichtigung, dass Unterdrückung und                                                                            einem Individuum seine (vermeintliche)
                                                              zurückführt. Hierunter fallen bspw. die rassistischen                                                                     hältnisses Rassismus gemeint, die sonst
    Hierarchien postmodernen Gesellschaften sehr subtil                                                                           Kultur als Begründung seines Handelns
                                                              Erscheinungsformen von Anti-Schwarzem-Rassismus,                                                                          zumeist unausgesprochen und unbe-
    ablaufen und komplex sind, wird im Vortrag aufgezeigt,                                                                        stark hervorgehoben wird. Ebenso wie
                                                              Rassismus gegenüber Sinti und Roma, Anti-asiati-                                                                          nannt bleibt. Weißsein soll auf die
    dass es nach wie vor Herrschaftsverhältnisse gibt, bei                                                                        bei Rassismus oder Ethnisierung werden
                                                              schem-Rassismus und Anti-Muslimischem-Rassismus.                                                                          sozialen, poli�schen und kulturellen
    der bestimmte Gruppen ausgeschlossen werden und                                                                               Menschen(gruppen) in diesem Fall auf
                                                              Ableism funktioniert ähnlich wie Rassismus ganz zentral                                                                   Privilegien von Menschen hinweisen, die
    eine andere Gruppe privilegiert wird. Die privilegierte                                                                       Grund ihrer vermeintlichen kulturellen
                                                              über die Herstellung von vermeintlich natürlicher                                                                         nicht Rassismus ausgesetzt sind und sich
    Gruppe wird hierbei als Dominanzgesellschaft aufge-                                                                           Zugehörigkeit, (nega�ve) Eigenscha�en
                                                              Differenz, bezieht sich in Abgrenzung dazu jedoch auf                                                                     deshalb in einer machtvolleren
    fasst.                                                                                                                        zugeschrieben.
                                                              eine Logik der Fähigkeiten (ability) von Menschen. Es                                                                     gesellscha�lichen Posi�on befinden.
                                                              herrscht hierbei eine klare machtvolle Konstruktion von             h�ps://www.migra�onsrat.de/glossar/
                                                              Differenz. Das hat zur Folge, dass eine natürliche Diffe-           kulturalisierung/                                     h�ps://www.br.de/puls/themen/leben/
                                                              renz hergestellt wird. Es herrscht ein klares „Normali-             h�ps://www.ikud.de/glossar/                           rassismus-in-der-sprache-100.html
                                                                                                                                  kulturalisierung-defini�on.html                        h�ps://www.amnesty.de/2017/3/1/
                                                              tätsverständnis“ von einer klar definierten „normalen“                                                                    glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache
                                                              Gruppe ausgehend von der Dominanzgesellschaft.

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gesellschaftlich vorherrschenden Normalitätsvorstellun-     deutlich, dass die Bekämpfung von Rassismus und Ab-           Kurzbiografie Referent:in
     gen mittels konstruierter Unterschiede von „kultureller     leism als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstan-
     Differenz“ und/oder der „biologischen Abstammung“           den werden sollte.                                            Robel Afeworki Abay positioniert sich als afro-deutscher und queer-feministischer Aktivist. Zurzeit promoviert er an
     produziert werden. Dies erschwert eine gendergerechte                                                                     der Humboldt-Universität zu Berlin am Institut für Rehabilitationswissenschaften. Zuvor studierte er Soziologie und
     sowie eine diskriminierungs- und rassismussensible          Ableism stellt nicht nur eine Behinderten-Feindlichkeit,      Politikwissenschaften an der Addis Ababa University, Äthiopien und Cardiff University, Wales, UK sowie Soziale Arbeit
     Teilhabe für alle in der Gesellschaft.                      sondern vielmehr ein strukturelles Ausbeutungsver-            an der Universität Kassel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich wissenschaftlich und politisch-aktivistisch mit den The-
                                                                 hältnis dar. Daher besteht auch hier gesellschaftlich         men: Intersektionalität; Rassismus und Ableism; Disability Studies; Partizipative Forschung; Postkoloniale Theorien und
     Trotz vielfältiger Gemeinsamkeiten, die Rassismus und       die Aufgabe, „Ableism“ in kapitalistischen Strukturen         Dekoloniale Ansätze; Klimagerechtigkeit; Migration, Diversity und Community Studies.
     Ableism in Bezug auf strukturell verankerte Aus-            wahrzunehmen und mehr Menschen für dieses Thema
     grenzungs- und Exklusionsmechanismen aufweisen,             zu sensibilisieren und zu erreichen.
     grenzt der Referent im Vorfeld ein, dass Ableism und
     Rassismus zwar Gemeinsamkeiten aufweisen, jedoch                                                  Bericht: Büşra Gawlik   Reaktionen der Teilnehmenden
     dadurch, dass unterschiedliche politische Kämpfe sowie
     unterschiedliche Diskriminierungsformen dahinterste-                                                                      „Herrschaftsverhältnisse sind intersektional wirkmächtig.“
     hen, nicht miteinander gleichzusetzen sind.                                                                               „Durch den Vortrag ist mir bewusstgeworden, dass unterschiedliche Diskriminierungsformen gleichwertig behandelt
                                                                                                                               und nicht hierarchisiert werden sollten, da es nicht um einen Konkurrenzkampf zwischen den beiden Formen geht,
     Die Verschränkung von verschiedenen Diskriminierungs-                                                                     sondern darum, sich kritisch und reflektiert mit den aktuellen Diskursen auseinander zu setzen. Nur so kann Solidarität
     formen (Intersektionalität) führt dazu, dass Chancen                                                                      gezeigt werden.“
     in der Gesellschaft nicht immer gleich verteilt sind.               Der Begriff Klassismus ist in Anlehnung
     Deshalb ist es gefährlich, Intersektionalität additiv zu            an Begriffsbildungen wie Rassismus                     „Dass bei Ableism und Rassismus die gleichen Exklusionsmechanismen stattfinden und es trotzdem bisher meist ge-
     verstehen, da die Gefahr besteht, bestimmte Lebens-                 oder Sexismus eine Bezeichnung für                    trennt diskutiert wird.“
     realitäten in Bezug auf Diskriminierungserfahrungen                 Systeme von sozialen Unterdrückungen,
     unsichtbar zu machen.                                               die sich an Klassenzugehörigkeit und
                                                                         Klassenherkun� von Menschen
                                                                         orien�eren (A. Meulenbelt 1984;
                                                                         C. Baron 2000), d.h. Klassismus ist die
      „…[es ist] grundlegend problematisch, dass wir in der              Diskriminierung von Menschen
       Gesellschaft eine Empathielücke haben. Ich glaube,                aufgrund ihrer sozialen Herkun�.                      Literaturempfehlungen
        dass es ziemlich wichtig ist, dass wir uns von dem
     ganzen dominanten Diskurs etwas distanzieren […], die               Heteronorma�vität ist ein zentraler
                                                                                                                               • Afeworki Abay, R. (2021): Rassismus und Ableism: Same, same but different? Intersektionale Perspektiven und
       jeweiligen Kämpfe anzuerkennen und gemeinsam                      Begriff der Queer Theory, mit dem die
                                                                                                                                 konviviale Visionen auf Erwerbsarbeit in der Dominanzgesellschaft. In: B. Konz/ A. Schröter (Hg.): Dis/Ability in
        solidarisch gegen [Diskriminierung] anzugehen.“                  Privilegierung von Heterosexualität und
                                                                                                                                 der Migrationsgesellschaft. Betrachtungen an der Intersektion von Behinderung, Kultur und Religion in Bildungs-
                                                                         Zweigeschlechtlichkeit gesellscha�lich
                                                                                                                                 kontexten, Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 93-109.
                                                      R. A. A.           in Frage gestellt wird. Das bedeutet,
                                                                         dass nicht nur die Annahme, es gäbe                   • Afeworki Abay, R./ Schülle, M./ Wechuli, Y. (2021): Decolonizing Disability: Eine postkoloniale Reflexion auf Behin-
                                                                         zwei gegensätzliche Geschlechter und                    derung für die deutschsprachige Fluchtmigrationsforschung unter Berücksichtigung der intersektionalen Lebensre-
                                                                         diese seien sexuell aufeinander bezogen,                alitäten. In: M. Bach/ L. Narawitz/ J. Schröder/ M. Thielen/ N.-M. Thönneßen (Hg.): FluchtMigrationsForschung im
     Kontinuität von rassistischen und                                   kri�siert wird, sondern auch die mit                    Widerstreit. Über Ausschlüsse durch Integration, Münster: Waxmann, S. 117-130.
                                                                         Zweigeschlechtlichkeit und Hetero-
     ableistischen Strukturen                                            sexualität einhergehenden Privile-
                                                                                                                               • Akbaba, Y./ Buchner, T. (2019): Dis_ability und Migrationshintergrund. Differenzordnungen der Schule und Analogi-
                                                                                                                                 en. In: Sonderpädagogische Förderung heute, 64 (3), S. 240-252.
                                                                         gierungen und Marginalisierungen.
     Robel Afeworki Abay zeigt in seinem Vortrag auf, dass               Der Begriff Heteronorma�vität dient                    • Amirpur, D. (2016): Migrationsbedingt behindert? Familien im Hilfesystem. Eine intersektionale Perspektive, Biele-
     die Kontinuität von rassistischen und ableistischen                 der Analyse und Kri�k der Verflechtung                   feld: transcript.
     Strukturen in Deutschland immer noch Realität ist und               von Heterosexualität und Geschlechter-                • Campbell, F. K. (2009): Contours of ableism: The production of disability and abledness. Basingstoke: Palgrave Mac-
     reale Konsequenzen für die Betroffenen hat. Zeitgleich              normen, mit denen Macht-, Ungleich-                     millan.
     ist es jedoch auch wichtig, intersektional zu betrachten,           heits- und Herrscha�sverhältnisse
     was es bedeutet, von Sexismus, Klassismus, Heteronor-               einhergehen.                                          • Erevelles, N. (2011): Disability and difference in global contexts: Enabling a transformative body politic. London/New
     mativität, Ableism oder Rassismus betroffen zu sein.                                                                        York: Palgrave Macmillan.
     Es gilt die Perspektive so auszurichten, dass Menschen              h�ps://gender-glossar.de/h/item/
                                                                         55-heteronorma�vitaet                                 • Gummich, J. (2015): Verflechtungen von Rassismus und Ableism. Anmerkungen zu einem vernachlässigten Diskurs.
     nicht immer nur von einer Diskriminierungsform,                                                                             In: I. Attia/ S. Köbsell/ N. Prasad (Hg.): Dominanzkultur reloaded. Neue Texte zu gesellschaftlichen Machtverhältnis-
     sondern zeitgleich auch von mehreren betroffen sein                                                                         sen und ihren Wechselwirkungen, Bielefeld: transcript, S. 143-154.
     können. Im abschließenden Exkurs zu hegemonialer
     Forschung und Widerstandspraxen macht er nochmals                                                                         • Roig, E. (2021): Why We Matter: Das Ende der Unterdrückung. Aufbau Verlag, Berlin.

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Rassismus gegenüber
     Sinti und Roma
                                                                                                       Gianni Jovanovic

     Gianni Jovanovic thematisiert in seinem Vortrag die                Zur Wirkmächtigkeit stereotyper                            Im gesellschaftlichen Diskurs über Diskriminierung und     dass rassistische Strukturen immer noch in unserer Ge-
     in unserer Gesellschaft strukturell verankerten Diskri-                                                                       Rassismus muss betroffenen Menschen Gehör ge-              sellschaft vorherrschen. Diese Rassismen und die davon
     minierungen und Rassismen. Der Referent leitet mit
                                                                        Bilder und Vorstellungen                                   schenkt werden. Wenn sich bspw. mehr vulnerable Per-       betroffenen Menschen müssen deshalb auch benannt
     der Fluchtvergangenheit seiner Roma-Familie ein und                                                                           sonen in oberen Machtpositionen befinden, dann kann        werden.
     spricht über schmerzvolle Erfahrungen der Sinti:zze                Sinti:zze und Rom:nja werden von der Mehrheitsge-          auch eine andere Sicht auf die Thematik eingenommen        Der beste Weg ist die Gestaltung einer Gesellschaft, die
     und Rom:nja, die auch seiner Familie widerfahren                   sellschaft mit Stigmata versehen, um das Narrativ über     werden. Erst so könne es gelingen, vorherrschende          ALLE, auch die von der Mehrheitsgesellschaft margina-
     sind. Gianni Jovanovic und seine Verwandten gehörten               diese Minderheit aus ihrer Perspektive rechtfertigen       Strukturen aufzubrechen.                                   lisierten Menschen zusammen an einen Tisch bringt,
     zu den Roma-Familien, auf deren Wohnhaus 1982 in                   zu können, erklärt der Referent. Sinti:zze und Rom:nja                                                                erklärt der Referent. Die verschiedensten Lebensrealitä-
     Darmstadt ein rechtsextremer Sprengstoffanschlag                   werden als Bevölkerungsgruppe oft objektiviert und
                                                                        exotisiert, ihre Kunst und Kultur werden für stereotype
                                                                                                                                   Rassismus als soziale Konstruktion                         ten sollen anerkannt werden. Wir müssen uns selber in
     verübt wurde. Ein Jahr später ließ der damalige Ober-                                                                                                                                    unseren Privilegien und Vorurteilen gegenüber margi-
     bürgermeister das Haus abreißen – die Familien wurden              Bilder und Vorstellungen ausgenutzt.                                                                                  nalisierten Gruppen hinterfragen. Wenn wir divers sein
                                                                                                                                   Rassismus ist ein Konstrukt, welches von weißen
     aus Darmstadt vertrieben1.                                                                                                    Menschen geschaffen worden ist, um eine moralische         wollen, dann brauchen wir auch diverse Perspektiven.
                                                                        Zudem werde der strukturelle Rassismus gegenüber                                                                      Wir müssen Begegnungsräume schaffen, um schmerz-
                                                                                                                                   Legitimierung dafür zu haben, im Zuge des Kolonialis-
     Es wird aufgezeigt, welcher strukturelle Rassismus                 Sinti:zze und Rom:nja in der Mehrheitsgesellschaft                                                                    hafte Themen benennen und darüber sprechen zu
                                                                                                                                   mus durch die Unterwerfung von Menschen ökono-
     gegenüber Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland vor-                „anders geduldet“ als der gegenüber anderen Minder-                                                                   können.
                                                                                                                                   misch Ressourcen an sich reißen zu können. Dies hatte
     herrscht. Zudem wird beschrieben, worauf im Denken                 heiten. Im Sprechen über den Völkermord zur NS-Zeit
                                                                                                                                   zur Folge, dass sich eine weiße christliche Dominanz-
     und Sprechen über Rassismus Acht gegeben werden                    wird diese Gruppe oftmals degradiert2, so Jovanovic.                                                                  Gianni Jovanovic führt in seinem Vortrag einen anre-
                                                                                                                                   gesellschaft etablierte, die über bestimmte Privilegien
     muss, um gegen Formen der Mehrfachdiskriminierung                  Der Referent appelliert an eine Veränderung vorherr-                                                                  genden Gedanken aus:
                                                                                                                                   verfügt. Der Kolonialismus ist daher entscheidend dafür,
     anzukämpfen.                                                       schender gesellschaftlicher Strukturen, besonders auch
                                                                        von Seiten der Medienschaffenden. In den öffentlichen
     Gianni Jovanovic erläutert, dass der Rassismus ge-                 Medien lassen sich kaum positive Berichte über die Be-
     genüber Sinti:zze und Rom:nja tief in ihrer Geschichte             völkerung der Sinti:zze und Rom:nja vorfinden, vielmehr               Das Wort „Roma“ bedeutet zu Deutsch „Mensch“. Dreht man dieses Wort
     verankert und Teil ihrer Identität ist. Seit dem späten            werden sie oft mit negativen Bildern in Verbindung                    um, entsteht daraus „Amor“, also die „Liebe“. Und daraus sind wir alle ge-
     Mittelalter wurden Sinti:zze und Rom:nja zunehmend                 gebracht.
                                                                                                                                                               macht: aus Menschlichkeit und Liebe.
     ausgegrenzt und unterdrückt. Ende des 15. Jahrhun-
     derts wurde diese Minderheit als „vogelfrei“ erklärt,              Gianni Jovanovic leitet thematisch weiter zur Inter-
     worauf viele Verbote, Verfolgungen und ungestrafte                 sektionalität, also der Mehrfachdiskriminierung von
     Tötungen erfolgten. Auch der historische Völkermord                Minderheiten. Er beschreibt, dass das Zusammenkom-
     an Sinti:zze und Rom:nja in der Zeit des Nationalsozialis-         men von mehreren verschiedenen Faktoren – sei es der                                                                                                     Bericht: Dixon Wong
     mus darf keinesfalls unerwähnt bleiben.                            kulturelle Hintergrund, die sexuelle Orientierung, die
                                                                        geschlechtliche Identität, eine körperliche Behinderung,
                                                                        die Zugehörigkeit zu einer Konfession oder der Bil-
                                                                        dungsgrad der eigenen Familie – eine Person vulnerab-
                                                                        ler machen.

                                                                        Wenn über Rassismus gesprochen wird, so der Refe-
                                                                        rent, dann muss das Zusammenwirken verschiedener
                                                                        Diskriminierungsformen (Intersektionen) mehr in den
                                                                        Fokus gebracht werden.

     1 https://www.sintiundroma.org/de/ausgrenzung-nach-1945/zentral-
     rat-deutscher-sinti-und-roma/behoerdlicher-rassismus-darmstadt/    2 Infobox auf Seite 14

12                                                                                                                                                                                                                                                       13
Kurzbiografie Referent:in
     Der Holocaust war ein tiefer Einschnitt in der Ge-   Angesichts dieser weiterbestehenden Diskrimi-            Gianni Jovanovic wurde als Sohn einer Roma-Familie in Rüsselsheim geboren. Mit 14 Jahren verheirateten ihn seine
     schichte der Sinti:zze und Rom:nja. Auf Grundla-     nierung begannen sich die deutschen Sinti:zze            Eltern, bevor er sich mit Anfang 20 als homosexuell outete. Der inzwischen dreifache Großvater ist seit über 15 Jahren
     ge einer rassistischen Ideologie wurden unzählige    und Rom:nja politisch zu organisieren und                mit seinem Ehemann zusammen. Als Aktivist engagiert er sich für die Rechte von Roma & Sinti und ist Gründer der
     Familien entrechtet, deportiert und ermordet.        machten in Form einer Bürgerrechtsbewegung               Initiative „Queer Roma“. Gianni Jovanovic ist zudem Unternehmer, Moderator, Autor und Bühnenperformer. Seit 2019
     Mehr als 500.000 Angehörige der Minderheit aus       diese Kontinuitäten zum Gegenstand öffentlicher          holt er als Host BIPoC mit der Event-Reihe „Kultur im Salon“ auf die Bühne. Die Sendung „Die beste Instanz“, in der
     ganz Europa fielen diesem zielgerichteten Völ-       Debatten. In langwierigen Auseinandersetzun-             Gianni Jovanovic als Talkgast teilnahm, wurde kürzlich mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet.
     kermord zum Opfer . In der Roma-Sprache wird         gen gelang es ihnen, einen Bewusstseinswandel
     diese Vernichtung mit dem Wort „Porajmos“            in Politik und Gesellschaft herbeizuführen. Im
     bezeichnet, welches mit „Verschlingen“ übersetzt     Februar 1982 wurde in Heidelberg der Sitz des
     wird.                                                Zentralrats Deutscher Sinti und Roma als Dach-
                                                          verband gegründet, welcher seither die Interes-
                                                          sen der in Deutschland lebenden Sinti:zze und
     Die Überlebenden verloren in der Zeit der            Rom:nja vertritt.
     Verfolgung und der Inhaftierung in Konzentra-
                                                          Doch trotz dieser gesellschaftlichen Erfolge blei-       Reaktionen der Teilnehmenden
     tionslagern ihr gesamtes Hab und Gut. In den
                                                          ben tief verwurzelte Vorurteile gegenüber Sin-
     ersten Jahren nach der Befreiung mussten sich                                                                 „Wichtiges über meine Heimatstadt und neue, sehr persönliche Einblicke“
                                                          ti:zze und Rom:nja bis heute bestehen. In vielen
     viele Sinti:zze und Rom:nja eine komplett neue
                                                          Staaten Europas waren und sind Angehörige der            „sich selbst zu[…]fragen, was ich ändern kann“
     Existenz aufbauen. Doch die neu gegründete
                                                          Minderheit immer noch Opfer von rassistischer
     Bundesrepublik verweigerte ihnen die moralische                                                               „Hinterfragen eigener Weltbilder, Selbstfortbildung“
                                                          Gewalt und Übergriffen.
     und rechtliche Anerkennung als Opfer des Natio-
     nalsozialismus. Die rassistischen Feindbilder aus    2012 wurde in Berlin das nationale Denkmal für
     der NS-Propaganda blieben nach 1945 weiterhin        die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti:zze
     bestehen und über Jahrzehnte hinweg blieb der        und Rom:nja eingeweiht. Über dieses Denkmal
     Völkermord an den Sinti:zze und Rom:nja vom          wurde über zwanzig Jahre lang politisch ge-
     öffentlichen Gedenken ausgeschlossen. Eine           rungen. Mit diesem zentralen Erinnerungsort
     juristische Aufarbeitung fand sehr verspätet erst    bekennt sich die Bundesrepublik nachdrücklich
     in Ansätzen statt.                                   zu ihrer besonderen historischen Verantwortung
                                                          gegenüber den Sinti:zze und Rom:nja.

                                                                                                                   Literaturempfehlungen
                                                          https://www.sintiundroma.org/de/ausgrenzung-nach-1945/
                                                                                                                   • Jovanovic, Gianni (2022): Ich, ein Kind der kleinen Mehrheit, Berlin: Blumenbar (erscheint am 14.03.2022).
                                                                                                                   • Abdollahi, Michel (2020): Deutschland schafft mich: Als ich erfuhr, dass ich doch kein Deutscher bin, Hamburg: Hoff-
                                                                                                                     mann und Campe.
                                                                                                                   • Czollek, Max (2020): Desintegriert euch!, München: btb.
                                                                                                                   • Hasters, Alice (2019): Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten, München:
                                                                                                                     hanserblau.
                                                                                                                   • Kuhnke, Jasmina (2021): Schwarzes Herz, Hamburg: Rowohlt.
                                                                                                                   • Ogette, Tupoka (2017): EXIT RACISM — rassismuskritisch denken lernen, Münster: Unrast-Verlag.
                                                                                                                   • Ogette, Tupoka (2022): Und jetzt du. Rassismuskritisch leben, München: Penguin (erscheint am 08.03.2022).
                                                                                                                   • Podcast: „Feuer & Brot“ https://feuerundbrot.de/.

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Antifeminismus und Sexismus
     im Web 2.0 - Ziele & Strategien
     rechtsalternativer Akteur:innen
                                                                                                              Una Titz

     Der Vortrag fand am Gedenk- und Aktionstag zur Be-         Dabei drücken sich die Angriffe in einem Eskalations-      te Begriffe und Meinungen so oft zu wiederholen, bis
     kämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form         muster von Ironisierung bis hin zur Gewalt aus.            die gesellschaftliche Mitte erreicht wird, was auch als
     gegenüber Frauen und Mädchen statt, auf den die                                                                       Verschiebung des Meinungskorridors bezeichnet wird.
     Organisator:innen aufmerksam machten.                      Una Titz betont die Wechselwirkungen von Antifeminis-
                                                                                                                                                                                          LGBTQIA+
                                                                mus mit anderen Formen von Menschenfeindlichkeit
                                                                                                                                                                                          „LGBTQIA+ ist eine Abkürzung der
     Antifeminismus und Sexismus als Phänomen patriar-          wie z.B. Rechtsextremismus. Die extreme Rechte orga-       Antifeministische und                                          englischen Wörter Lesbian, Gay,
     chaler Strukturen richten sich aber auch gegen queere
     Menschen, insbesondere gegen trans-Personen.
                                                                nisiert sich seit Jahrzehnten, teilweise mit transnatio-
                                                                nalen Verstrickungen im Internet, um so ihre Ideologie
                                                                                                                           queerfeindliche Angriffe                                       Bisexual, Transsexual/Transgender,
                                                                                                                                                                                          Queer, Intersexual und Asexual.
     Im Rahmen ihres Vortrags ging Una Titz insbesondere        durchzusetzen. Verbreitete Hassbotschaften zirkulieren
                                                                                                                           Fallbeispiele zeigen illustrativ und dennoch genauso           Es ist also eine Abkürzung für lesbische,
     auf drei Unterthemen ein: antifeministische Subkultu-      online in verschiedensten Netzwerken: Reddit, 4Chan
                                                                                                                           belastend auf, wie sich antifeministische oder andere          schwule, bisexuelle, transsexuelle/
     ren, Fallbeispiele, sowie Methoden der Gegenrede.          oder Drachenschanze sind oft die Zentren, aus denen
                                                                                                                           menschenfeindliche Angriffe verbreiten. Dabei be-              Transgender-, queere, intersexuelle
                                                                die Hassbotschaften mit der größten Reichweite weiter
                                                                                                                           dient man sich mit Narrativen aus unterschiedlichen            und asexuelle Menschen.“
     Antifeministische Subkulturen                              in andere Netzwerke wie Telegram, Facebook und den
                                                                öffentlichen Debattenraum wandern. Die Verbreitung
                                                                                                                           Milieus, die darauf abzielen, Angst zu verbreiten sowie
                                                                                                                           Menschenhass zu beflügeln, wobei die Angriffe weit             h�ps://www.zdf.de/kinder/logo/
                                                                ist keinesfalls rein zufällig, sondern eine koordinierte                                                                  das-bedeutet-lgbtqia-100.html
     Um antifeministische Subkulturen nachzuvollziehen,                                                                    über die rechtsextreme Szene hinausgehen und eine
                                                                und abgesprochene Attacke, die das Ziel hat, bestimm-
     wird auf die Genese und Definition von Antifeminismus                                                                 Schnittstelle in den Mainstream erhalten. Angriffe auf
     eingegangen. Antifeminismus entsteht als Abwehr-                                                                      z.B. Politiker:innen und Aktivist:innen haben das Ziel, ih-
     reaktion aus einigen Teilen der Gesellschaft auf die                                                                  ren gesellschaftlichen Einfluss klein zu halten. An dieser
     gesellschaftliche Modernisierung, wobei in Zeiten des                                                                 Stelle ist klar zu betonen, dass es sich bei diesen digita-
     Umbruchs besonders oft Antifeminismus aufzufinden                 „rechts-alterna�v“                                  len Angriffen um eine Form der Gewalt handelt, die für
     ist. Die Referentin weist darauf hin, dass wir am Beginn          Der Begriff „rechts-alterna�v“ lehnt                 die betroffenen Personen traumatische Folgen haben
     eines Wandels des gesellschaftlichen Diskurses und                sich an das Englische „Alt-Right“ an, das           kann. Sie sind andauernden Einschüchterungsversuchen          Derailing
     der zunehmenden Bereitschaft für zivilgesellschaftliche           als Abkürzung für die US-amerikanische              mit einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. Außerdem            „Eine Tak�k, um die Aufmerksamkeit
     Aufklärung stehen.                                                „alterna�ve Rechte“ steht. Die alter-               kann es auch so weit gehen, dass ihnen nahestehende           weg von einer Aussage hin zur Person
                                                                       na�ve Rechte ist eine ideologische                  Personen (z.B. Familie) ebenfalls bedroht werden, was         zu lenken, von der sie kommt.
     Häufig wird Antifeminismus in rechtsalternativen, ver-            Gruppierung, der extrem konserva�ve                 eine zusätzliche psychische Belastung bedeuten kann.          Die Ansprache eines Problems oder ein
     schwörungsideologischen und rechtsextremen Milieus                und reak�onäre Ansichten zugeordnet                                                                               Vorwurf wird mit einem Gegenvorwurf
     gefördert und ist ein fester Bestandteil rechtsextremer           werden, die die Mainstream-Poli�k                   Die Referentin macht darauf aufmerksam, dass Angriffe         beantwortet, sta� sich tatsächlich mit
     Ideologie. Rechtsalternative Argumente beruhen auf:               ablehnt und Online-Medien zur                       auf LGBTQIA+ Personen eine besondere Gefährdung               dem Inhalt zu befassen.
     binärer Geschlechterstruktur, Heterosexualität und tra-           Verbreitung von bewusst kontroversen                einer bereits gefährdeten Gruppe darstellen. Queere           Das Gegenargument ist im Grunde:
     ditioneller oder reaktionärer Geschlechterordnung. Die            Inhalten nutzt. Die Bezeichnung „rechts-            und queer gelesene Personen werden unter anderem              "Selber (noch schlimmer)!"
     Angriffe richten sich u.a. gegen Feminist:innen, FLINTA/          alterna�v“ wendet diese Zuordnung auf               Misgendering oder Gewaltandrohung ausgesetzt, um              Eine sachliche Diskussion wird so
     LGBTQIA+1 Personen und Politiker:innen.                           den deutschen Raum an. Konkret gehören              ihnen das Existenzrecht abzusprechen.                         verhindert.“
                                                                        hierzu rechtspopulis�sche und rechts-
                                                                                                                                                                                         h�ps://www.amadeu-antonio-s��ung.de/
     Des Weiteren lässt sich ein enges Verhältnis von                  extreme Teile der Medienlandscha�                                                                                 debate-dehate/glossar/
     Antifeminismus und Antisemitismus beobachten, da                  abseits des Mainstreams (z.B. Blogs),
     es miteinander verwobene Motive und Narrative gibt.               Wor�ührer:innen in den Sozialen Medien
     Die Äußerung des Antifeminismus kann man mit den                  (besonders auf Facebook und Twi�er) und                  Misgendering
     Mechanismen der „Doppelten Valenz“ erläutern, in de-              poli�sche Bewegungen wie auch rechts-                    Misgendering bedeutet, mit dem
     nen eine ständige Wechselwirkung zwischen Drohung/                radikale Poli�ker:innen der AfD.                         falschen Pronomen angesprochen zu
     Derailing/ Angriff/ Gewalt und Verteidiger/Beschützer                                                                      werden oder mit Worten angesprochen
     von Frauenrechten stattfindet.                                    h�ps://www.amadeu-antonio-s��ung.de/                     zu werden, die nicht die eigene
                                                                       monitoring-bericht-2020-54251/                           Geschlechteriden�tät widerspiegeln.
     1 Der Begriff wird auf Seite 17 erläutert.

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Als weiteres Fallbeispiel führt die Referentin Pick-up Artists                   Im letzten Teil des Vortrags geht Una Titz auf Methoden               Reaktionen der Teilnehmenden
     und Incels2 auf, die über eine aktive Internet-Community                         und Gegenrede bei der Begegnung mit Antifeminismus
     Misogynie und Sexismus verbreiten. Die Hasskommentare,                           ein. Bei der Gegenrede ist es wichtig, Antifeminismus zu              „Die Rhetorik der rechten Seite darf man nicht unterschätzen. Im Gegenteil, darauf baut ihr System auf.“
     Chiffren und Codes aus den extrem rechten digitalen Sub-                         benennen und nicht zu schweigen. Als Takeaway-Message
     kulturen werden wiederum aus der digitalen in die reale                          bei der Kommunikation gibt sie weiter:                                „das[s] es eine Verbindung von verschiedenen Diskriminierungsformen gibt, und was die Strategien der Akteure sind.“
     Welt weitergetragen.
                                                                                                „Diskussionen und Debatten mit
                                                                                                  gefestigten Rechtsradikalen
     2 Pick-Up-Artist (PUA) sind selbst ernannte „Verführungskünstler“,                                   sind sinnlos“.
     deren erklärtes Ziel es ist, Frauen durch emotionale und psychische
     Manipulation zum Sex zu bewegen. Incel steht für „Involuntary celibate“          Denn Kommunikation sollte Menschen stärken, die demo-
     (unfreiwillig sexuell enthaltsam). Weitere Informationen zu Incels sind in
                                                                                      kratisch debattieren möchten.
     der Broschüre zur Ersten InDiWo bei der Zusammenfassung der Lesung
     von Veronika Kracher zu finden: https://studierendenwerkdarmstadt.de/
     wp-content/uploads/2021/02/Vortraege-InDiWo.pdf?x16341                                                                         Bericht: Yan Yi Leung

             FLINTA ist ein queerfeministischer Kampfbegriff.                     N für nicht-binäre Menschen: Als nicht-binär,
             Die einzelnen Buchstaben stehen für folgendes:                       non-binary oder enby bezeichnen sich Men-
                                                                                  schen, die sich weder als Mann noch als Frau
             F steht für Frauen und damit sind nicht nur
                                                                                  identifizieren, sondern als weder noch, beides
             cis-Frauen (also Frauen, die sich mit dem ihnen
                                                                                  gleichzeitig oder ihre Identität zwischen männlich
             bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identi-
             fizieren) gemeint, sondern alle, die sich als Frau
                                                                                  und weiblich verordnen.                                                   Literaturempfehlungen
             definieren.                                                          T spricht trans-Personen an: Trans steht für tran-
                                                                                  sident, transgender oder auch transgeschlecht-                            • Blum, Rebekka (2019): Angst um die Vormachtstellung. Zum Begriff und zur Geschichte des deutschen Antifeminis-
             L steht für Lesben. Es gibt auch Menschen, die
                                                                                  lich und ist ein Überbegriff für Menschen, die                              mus, Hamburg: Marta Press.
             sich nicht als Frauen definieren, aber als Lesben –
                                                                                  sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das
             etwa nicht-binäre Personen.                                                                                                                    • Drüeke, Ricarda / Klaus, Elisabeth (2014): Öffentlichkeiten im Internet. Zwischen Feminismus und Antifeminismus,
                                                                                  ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
             I meint inter-Personen: Intergeschlechtliche                                                                                                     In: Femina Politica. Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 23 (2), S. 59-72.
                                                                                  A steht für agender Personen: Sie haben kein Ge-
             Menschen werden mit körperlichen Merkmalen                                                                                                     • Ebner, Julia (2019): Radikalisierungsmaschinen. Wie Rechtsextremisten die neuen Technologien nutzen, Frankfurt:
                                                                                  schlecht, fühlen sich keinem Geschlecht zugehö-
             geboren, die medizinisch als „geschlechtlich                                                                                                     Suhrkamp Nova.
                                                                                  rig oder lehnen das Konzept von Geschlecht ab.
             uneindeutig“ gelten. Inter-Personen können sich
             binär als weiblich oder männlich, aber auch als                                                                                                • Fritzsche, Christopher / Lang, Juliane (2018): Backlash, neoreaktionäre Politiken oder Antifeminismus? Ein Versuch
             nicht-binär und/oder als inter identifizieren.                                                                                                   zur begrifflichen Fassung aktueller Angriffe auf Geschlechterpolitiken und Geschlechterforschung, In: Feministische
                                                                                                                                                              Studien. 36 (2), S. 335-346.
                                                                                                                                                            • Hentges, Gundrun /Nottbohm Kristina (2017): Die Verbindung von Antifeminismus und Europakritik. Positionen der
                                                                                                                                                              Parteien „Alternative für Deutschland“ und „Front National“. In: G. Hentges, K. Nottbohm, HW. Platzer (eds): Europä-
                                                                                                                                                              ische Identität in der Krise?, Wiesbaden: Springer.
                                                                                                                                                            • Kováts, Eszter/Põim, Maari (Hg.) (2015): Gender as Symbolic Glue. The Position and Role of Conservative and Far
     Kurzbiografie Referent:in                                                                                                                                Right Parties in the Anti-gender mobilizations in Europe, Budapest: Foundation for European Progressive Studies/
                                                                                                                                                              Friedrich-Ebert-Stiftung.
     Seit 2021 arbeitet Una Titz im Projekt „de:hate“ der Amadeu Antonio Stiftung1 als Monitoring-Referentin für Digitales.                                 • Lang, Juliane / Peters, Ulrich (Hg.) (2018): Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debatten um Geschlecht und sexu-
     Im Rahmen des de:hate Projektes beschäftigt sie sich mit der systematischen Erfassung von HateSpeech im Netz und                                         elle Vielfalt, Hamburg: Marta Press.
     ordnet dieses in gesellschaftliche Entwicklungen ein.                                                                                                  • Manne, Kate (2019): Down Girl. Die Logik der Misogynie, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
     Una Titz hat Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Hamburg studiert. Sie war Redaktionslei-
     tung der feministischen NGO Pinkstinks Germany e.V. und konzipierte in Kooperation mit dem BMFSFJ Aufklärungskam-                                      • Scheele, Sebastian (2015): Das trojanische Zombie-Pferd. Fünf Thesen zu einer diskursiven Verschiebung im gegen-
     pagnen gegen Alltagssexismus mit dem Ziel der Steigerung der digitalen Teilhabe.                                                                         wärtigen Antifeminismus, In: Friedrich Burschel (Hg.): Aufstand der ‚Wutbürger‘. AfD, christlicher Fundamentalismus,
                                                                                                                                                              Pegida und ihre gefährlichen Netzwerke. Berlin: RLS-Papers, S. 32-46.
                                                                                                                                                            • Stegemann, Patrick / Musyal, Sören (2019): Die rechte Mobilmachung, Berlin: Econ.
     1 Die1998 gegründete Amadeu Antonio Stiftung hat das Ziel „die demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextre-
     mismus, Rassismus und Antisemitismus wendet“. Die Aufgaben der Stiftung sind u.a. Stärkung der Zivilgesellschaft, Förderung lokaler Akteur:innen
     und deren Projekte, um aktuelle gesellschaftliche Diskurse aufzugreifen und auf sie aufmerksam zu machen.

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Antimuslimischer Rassismus
                                                                                                               Nava Zarabian

     Nava Zarabian geht in ihrem Vortrag auf die Bedeutung,                  Antimuslimischer Rassismus in der                           rellen Ebene statt, wie z.B. Benachteiligungen im Schul-
     Mechanismen und Erscheinungsformen von antimus-                                                                                     und Bildungssystem sowie bei der Wohnungs- und
     limischem Rassismus ein, welche sie mit Beispielen                      Popkultur                                                   Jobsuche oder bei verdachtsunabhängige Kontrollen          Racial Profiling
     aus dem Alltag und insbesondere aus der Popkultur                                                                                   durch Polizist:innen. Es handelt sich um kollektive        Menschen stehen aufgrund von
     veranschaulicht.                                                        Zarabian geht auf zahlreiche Beispiele ein, wie sich        Erfahrungen der Ausgrenzung und Stigmatisierung von
                                                                             antimuslimischer Rassismus in Cover-Bildern bekannter                                                                  bes�mmten Merkmalen, wie Haut-
                                                                                                                                         Muslimen, Muslimas und muslimisch gelesenen Men-           farbe, Religion, Sprache oder
     Sie geht bei der Definition von antimuslimischem Ras-                   Magazine, auf Video- oder anderen bekannten Medien-         schen. Die Referentin betont die Verschränkung von
                                                                             plattformen sowie in Gewalttaten wie dem Anschlag in                                                                   ethnischer Herkun� im Visier polizei-
     sismus auf ein Zitat von Yasemin Shooman ein: „Musli-                                                                               anti-muslimischem Rassismus mit anderen Formen von         lichen Handelns.
     me und Menschen, die als Muslime markiert werden,                       Hanau 2020 finden lässt. In der Popkultur bedient man       Rassismus und dass oft Mehrfach-Diskriminierungen
                                                                             sich auch zahlreicher Stereotype über Muslim:innen                                                                     Rassis�sche Polizeikontrollen gehören
     werden als homogene und essentialistische Gruppe                                                                                    stattfinden.                                               zum Alltag vieler Muslim:innen und
     konstruiert, im Verhältnis zur ebenfalls konstruierten Ei-              oder muslimisch gelesener Menschen. Zu der Darstel-
                                                                             lung von muslimischen Personen im Film und Fernse-                                                                     muslimisch gelesener Menschen.
     gengruppe als weniger zivilisiert, weniger emanzipiert,
     weniger frei und weniger fortschrittlich.“ Rassismus ist                hen wird der „Riz Test“ (auf riztest.com) genannt, der      Positivbeispiele und                                       Häufig davon betroffen sind vor allem
                                                                                                                                                                                                    männliche oder männlich gelesene
     eine soziale Ausschlusspraxis, die sich in ihrer Logik der              anhand von fünf Kriterien bestimmt, ob muslimische          Handlungsempfehlungen                                      Personen.
     Zuschreibung und Abwertungen bedient.                                   Stereotype angewandt werden. Des Weiteren zitiert
                                                                             Zarabian Studien zum gesellschaftlichen Klima, aus wel-                                                                Diese rassis�sche Praxis in Form der
                                                                                                                                         In ihrem Vortrag geht sie zudem auf die Veränderungen      Willkür und Ausübung ins�tu�oneller
     Die Referentin zeigt anhand von Cover-Bildern bekann-                   chen hervorgeht, dass der Islam von vielen Befragten        ein, die in der Medienlandschaft bereits erkennbar sind.
                                                                             als bedrohlich empfunden wird. Gleichzeitig nimmt sich                                                                 Gewalt nennt man Racial Profiling.
     ter Magazine, wie antimuslimischer Rassismus nicht                                                                                  Sie wendet ein, dass es in der Popkultur auch immer        Anlasslose Personenkontrollen allein
     nur Muslim:innen, sondern auch muslimisch gelesene                      die weiße christliche Mehrheitsgesellschaft als beson-      mehr Positivbeispiele gibt, in welchen eine Sensibili-
                                                                             ders tolerant gegenüber anderen Religionen wahr.                                                                       aufgrund der oben beschriebenen
     Personen betrifft. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich                                                                          sierung im Umgang mit muslimischen Personen und            Merkmale verstoßen gegen das
     um eine Form des kulturellen Rassismus handelt, der                                                                                 Leben hingearbeitet wird. Hierzu gehören Beispiele von     Grundgesetz (Art 3 Abs. 3 GG.),
     keine biologistischen Argumentationen benötigt. Es                                                                                  fiktiven und realen Charakteren, die weniger stereotypi-   das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz
     findet eine Zuordnung von Menschen zu einem einheit-                            Studienergebnisse                                   sierend sind, sondern aus der Perspektive von Mus-         (AGG) sowie gegen das in der Euro-
     lichen „Kulturkreis“ statt und Personen/Gruppen sowie                           Bertelsmann-S��ung (2019):                          lim:innen und muslimisch gelesenen Personen Einblicke      päischen Menschenrechtskonven�on
     zugeschriebene Eigenschaften werden naturalisiert1.                             52% der Befragten in Deutschland                    in ihre Lebensrealitäten geben. Durch das Erzählen und     und das in der interna�onalen An�-
     Es lassen sich verschiedene Schritte herausarbeiten wie                         empfinden den Islam als bedrohlich.                  die Visualisierung dieser Geschichten wird deutlich,       Rassismus-Konven�on angelegte Verbot
     antimuslimischer Rassismus funktioniert: Homogenisie-                                                                               dass auch im Islam Vielfalt vorherrscht. Folglich können   der rassis�schen Diskriminierung .
     rung (Muslim:innen werden als ein Kollektiv betrach-                            Bielefelder Studie „Mi�e“ (2019):                   positive Beispiele in der Popkultur zur Normalisierung
     tet), Essentialisierung (Muslimsein wird als Haupt-                             36% der Deutschen s�mmen der                        des Islams als Bestandteil unserer pluralen Gesellschaft   h�ps://www.bpb.de/gesellscha�/migra�on/
     merkmal der Identität eines Muslims, einer Muslima                              Aussage zu: "durch die vielen Muslime               beitragen.                                                 kurzdossiers/308350/racial-profiling-
     oder einer muslimisch gelesenen Person definiert) und                                                                                                                                          ins�tu�oneller-rassismus-und-
                                                                                     hier fühle ich mich manchmal wie ein                                                                           interven�onsmoeglichkeiten
     schließlich Dichotomisierung (Muslim:innen werden                               Fremder im eigenen Land.“                           Zum Schluss gibt Zarabian einige Handlungsempfehlun-
     als die „Anderen“ bezeichnet und vom Mehrheits-Wir                                                                                  gen, um antimuslimischem Rassismus entgegenzutre-
     ausgeschlossen).                                                                                                                    ten. Eine kritische Wahrnehmung von antimuslimischen
                                                                                                                                         Diskursen und Bildern ist wichtig, um solidarisch mit
                                                                                                                                         Betroffenen zu sein und ihre Ausgrenzungserfahrungen
                                                                                                                                         anzuerkennen. Die Entwicklung einer rassismuskriti-
                                                                             Antimuslimischer Rassismus wird in gesellschaftlichen       schen Perspektive ist ein Prozess der kontinuierlichen
                                                                             Diskursen, insbesondere in der Politik in Aussagen von      Selbstreflexion der eigenen Beteiligungen. Die Ver-
                                                                             führenden Politiker:innen oder von Werbeplakaten            breitung von demokratischen Gegen-Narrativen soll
                                                                             bestimmter Parteien beflügelt, die die Wahrnehmung          helfen, die Normalität des Islams und von Muslim:innen
                                                                             des Islams in der Gesellschaft prägt. Die Auswirkungen      darzustellen.
                                                                             für Betroffene sind nicht nur persönlich und individuell,
     1 Zu den Begriffen „kultureller Rassismus“, „biologistisch“ und natu-   sondern finden auf einer institutionellen und struktu-
     ralisiert siehe bitte die Infoboxen auf S.23                                                                                                                           Bericht: Yan Yi Leung

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