Leitfaden für den Umgang mit der Covid-19 Pandemie - Das K ...

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Leitfaden für den Umgang mit der Covid-19 Pandemie - Das K ...
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli, Joachim Herchenhan

Leitfaden für den Umgang mit der
Covid-19 Pandemie
und anderen Viruserkrankungen
(Grippe, Erkältungskrankheiten)
bei Krebserkrankungen
2. Auflage, 03/2021

Aktuelle Informationen für Menschen mit
Krebserkrankungen und Angehörige
Leitfaden für den Umgang mit der Covid-19 Pandemie - Das K ...
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                                                          den hier veröffentlichten Passagen uneingeschränkt
Herausgeber, ViSdP:                                       ihre Gültigkeit und sind zu beachten.
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli
Deutsche Stiftung Eierstockkrebs
Direktor der Klinik für Gynäkologie                       Danksagung
und onkologische Chirurgie                                Wir danken allen Patient*Innen und
Europäisches Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs          Angehörigen für das Vertrauen, uns die
Charité – Universitätsmedizin Berlin                      verwendeten Fragen zu stellen. Wir haben
Augustenburger Platz 1 | 13353 Berlin                     versucht, adäquate und verständliche
                                                          Antworten zu geben.
Konzeption, Texte:                                        Danken wollen wir auch Herrn Priv. Doz. Dr.
Prof. Dr. med. Dr. h.c. Jalid Sehouli                     med. Andrej Trampuz aus der Charité für
Joachim Herchenhan                                        das Korrekturlesen und seine hilfreichen
                                                          Hinweise.
Realisierung:
Joachim Herchenhan | AH MedCom                            Besonderer Dank gilt den Unterstützern der
Ausbau 11 | 17440 Kröslin OT Freest                       Pharmazeutischen Industrie für die Unterstüt-
                                                          zung, ohne dass diese auf den Inhalt dieser
Gestaltung, Druckvorlagenerstellung:                      Broschüre Einfluss genommen haben.
Kamila Humienna | Berlin
                                                           Jalid Sehouli        Joachim Herchenhan
Illustrationen:
Titelbild: Dr. Adak Pirmorady, Europäische Künstler-
gilde für Kultur und Medizin;
                                                          Für die Unterstützung bei der Entstehung dieser
Kamila Humienna (S.6-7, S.8, S.19, S.27, S.32, S.35)
                                                          Broschüre danken wir:

Wichtiger Hinweis:                                                              AstraZeneca GmbH, Tinsdaler
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist ur-                         Weg 183, 22880 Wedel
heberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten
                                                                                GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG,
Rechte, insbesondere die der Vervielfältigung, der
                                                                                Prinzregentenplatz 9,
Übersetzung, der Entnahme von Abbildungen und
                                                                                81675 München
Tabellen, der Veröffentlichung sowie der Speicherung
und Verarbeitung durch Datenverarbeitungsanlagen
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bleiben vorbehalten. Sie bedürfen des schriftlichen
                                                                                22880 Wedel
Einverständnisses des Verlages. Zuwiderhandlungen
unterliegen den Strafbestimmungen des Urheber-                                  MSD SHARP & DOHME GMBH,
rechtsgesetzes. In diesem Buch sind die Stichwörter,                            Lindenplatz 1, 85540 Haar
die zugleich eingetragene Warenzeichen darstellen,
als solche nicht besonders kenntlich gemacht. Es                                Novartis Pharma GmbH,
kann demnach aus der Bezeichnung der Ware mit                                   Roonstraße 25, 90429 Nürnberg
dem für diese eingetragenen Warenzeichen nicht
geschlossen werden, dass die Bezeichnung ein                                    Riemser Pharma GmbH, Hohen-
freier Warenname ist. Alle Aussagen zu Indikationen,                            zollerndamm 151, 14199 Berlin
Kontraindikationen und Nebenwirkungen sind ohne
Haftungsrelevanz, die offiziellen Texte der Zulas-                              Roche Pharma AG, Emil-Barell-
sungsbehörden (z. B.BfArM und EMA) behalten von                                 Straße 1, 79639 Grenzach-Wyhlen
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     Inhalt

     Vorwort
5    Liebe Patientinnen, liebe Patienten,
     liebe Leserinnen und Leser

6    Fakten zur Covid-19 Infektion

10   Impfen – aber wann
11   Spezielle und allgemeine Risikofaktoren für
     Corona-Infektionen
12   Allgemeine Grundsätze und Hygieneregeln
     für Krebspatienten
     • Welche Impfungen werden empfohlen?
     • Worauf sollten meine Angehörigen und
       Freunde besonders achten?

19   3 Fragen – 3 Antworten bei geplanter
       Abklärung einer Krebserkrankung
20   3 Fragen – 3 Antworten zur Operation
22   3 Fragen – 3 Antworten zur Chemotherapie
       und zur Behandlung mit Immuntherapien
       (Antikörper, Small Molecules)
24   3 Fragen – 3 Antworten zur Strahlentherapie
25   3 Fragen – 3 Antworten zur Hormontherapie
26   3 Fragen – 3 Antworten zur Erhaltungstherapie
28   3 Fragen – 3 Antworten zur Nachsorge
29   3 Fragen – 3 Antworten zu klinischen Studien

30   Reisen als Krebspatient*In – die Regeln
32   Impfen, Impfstoffe + Immunität

     Anhänge:
40   Glossar zu Covid-19 und Krebs-Erkrankungen
44   Weiterführende Informationsquellen
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Aufbau und Inhalte

Onkologie in Corona-Zeiten                              FOLGE 1 UND 7
                                                        https://www.krebs-podcast.de/
Patient*Innen fragen –                                  patienten/
Experten antworten

    Der Ratgeber für mehr Vertrauen                Die klassischen Symptome bei
                                                   COVID-19 sind:
    • Haben Sie Vertrauen                          • Fieber über 38°C, Husten
                                                   • Schnupfen, Kopf- und Gliederschmerzen
    • Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt   • Luftnot, körperliche Schwäche, Kratzen
                                                     im Hals
    • Ihre Therapie muss nicht                     • Vorübergehender Verlust des Geruchs-
      unterbrochen werden                            und Geschmackssinns
                                                   • selten auch Durchfälle
    • Besprechen Sie Ihre Ängste
                                                   Aber auch andere Symptome können
                                                   mit einer SARS-Cov-2 Infektion vergesell-
                                                   schaftet sein: Appetitlosigkeit, Gewichts-
Orientierung leicht gemacht                        verlust, Übelkeit, Bauchschmerzen,
                                                   Erbrechen, Lymphknotenschwellung,
Beim Aufbau dieser Informationsbroschüre           Bindehautentzündung, Kopfschmerzen,
gehen wir – nach wichtigen grundsätzlichen         Verfärbung an Fingern oder Zehen oder
Betrachtungen über Viruskrankheiten – ge-          Hautausschlag, neurologische Symptome
mäß den unterschiedlichen Kriterien einer          (Lähmungen, Apathie), Herzbeschwerden
Krebs-Behandlung – von der Diagnose bis            (z.B. Herzrhythmusstörungen, Herzdruck,
zur Langzeittherapie – vor. So wird es jeder       Brustenge).
Patientin, jedem Patienten leicht gemacht,         Also egal, welche schweren Symptome
rasch alle Fragen zu finden, die sie in ihrer      Sie haben: wenden Sie sich bitte um-
aktuellen Lage interessieren.                      gehend an einen Arzt und rufen Sie bitte
                                                   in jedem Fall in der Praxis bzw. medi-
Falls Sie Fragen haben, die noch nicht in          zinischen Einrichtung an, bevor Sie sie
dieser Broschüre behandelt werden, klären          aufsuchen.
Sie diese bitte mit Ihren Ärzten.
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Liebe Patientinnen, liebe Patienten,
liebe Leserinnen und Leser

Die Corona-Pandemie – das Virus wird
Covid-19 genannt – hat die ganze Welt, aber
auch unseren Alltag massiv verändert, und       mutter- und Brustkrebs konnte die große
zwar sowohl die Gesellschaft als auch das       Verunsicherung bei den Patientinnen wäh-
Gesundheitswesen. Krebspatienten stehen         rend der Pandemie zeigen. Fast jede vierte
dabei ganz besonders im Fokus, da sie zum       Patientin hatte vor einer Covid-19 Infektion
einen zu den Risikopatienten gehören und        mehr Angst als vor dem Fortschreiten der
zum anderen, da ihre Krebshandlung i.d.R.       Krebserkrankung. Ständig erreichen uns
sehr komplexe und qualitativ hochwertige        viele Anfragen, die uns die große Verunsiche-
Rahmenbedingungen benötigt. Krebspatien-        rung verdeutlichen.
ten gelten grundsätzlich als Risikopatienten    Daher haben wir uns entschlossen, diese
für Infektionen aller Art, also auch für eine   zweite, erweiterte Auflage der Broschüre zu
Covid-19 Infektion, die zum Teil mit sehr       verfassen, die selbstverständlich das Ge-
schwerwiegenden Komplikationen verlaufen        spräch mit Ihren Ärzten nicht ersetzen kann,
kann.                                           sie aber motivieren soll, das Gespräch pro-
                                                aktiv – also von sich aus – zu suchen.
Wie lässt sich aber eine Balance zwischen
dieser Angst und dem Fortschreiten der Krebs-   Neben allgemeinen Aspekten der Covid-
erkrankung finden?                              19-Infektion nehmen wir Bezug auf die ver-
Im Vordergrund sollte immer die bestmög-        schiedenen Situationen bei der Abklärung
liche Behandlung der Krebserkrankung            der Krebserkrankungen, aber auch der ope-
stehen. Manche Schritte müssen im Rahmen        rativen und medikamentösen Krebsbehand-
der allgemeinen Anti-Corona-Strategie spe-      lung, Erhaltungstherapie und Nachsorge.
ziell beachtet, teilweise auch angepasst wer-   Zudem gehen wir auf andere Viruserkrankun-
den. Die meisten laufenden Behandlungs-         gen wie z.B. das Grippevirus und Erkältungs-
Maßnahmen können und sollten ungeachtet         krankheiten ein. In einem neuen Kapitel wird
der Pandemie fortgesetzt werden.                die Anfang 2021 aktuelle Situation bezüglich
                                                des Themas "Impfen" behandelt.
Die Covid-19 Pandemie hat sowohl Medi-
ziner als auch Patienten und ihre Ange-         Wir hoffen sehr, dass Ihnen unsere aktua-
hörigen vor sehr große Herausforderungen        lisierte Broschüre gefällt und Sie bei Ihrer
gestellt. Dies wird auch noch für einige Zeit   medizinischen Betreuung unterstützt. Über
so bleiben. Die notwendigen Regeln und          Ihr Feedback und Anregungen würden wir
Einschränkungen in der Gesellschaft, aber       uns sehr freuen.
auch im Gesundheitswesen, betreffen auch
Patienten wie ihre Angehörigen.
Eine aktuell durchgeführte europäische          Für die Herausgeber und Autoren
Umfrage an Frauen mit gynäkologischen           Prof. Dr. med. Dr. hc. Jalid Sehouli
Krebserkrankungen wie Eierstock-, Gebär-        Joachim Herchenhan
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Fakten zu den Covid-19 Infektionen

          © Illustration
          Kamila Humienna

Ein neues Virus geht seit mehr
als einem Jahr um die Welt

Das neuartige Corona Virus wurde höchst-
wahrscheinlich vom Tier auf den Menschen
übertragen. Und wie es in der Natur schon       Es existieren verschiedene weitere Corona-
oft vorkam, kann dieses Virus bei Menschen      Virus-Spezies: hierzu zählen MERS (Middle
zu schweren Krankheitsverläufen führen.         East Respiratory Syndrome) und SARS (Se-
Man spricht von einer Zoonose. Dieser Be-       vere Acute Respiratory Syndrome). Letzteres
griff leitet sich aus den griechischen Worten   löste 2002/2003 eine Epidemie mit rund
Zoon (Lebewesen) und Nosos (Krankheit) ab.      800 Toten aus. Auch bei diesen Epidemien
Zoonosen sind also Infektionskrankheiten,       und Pandemien (2002/2003) übertrugen
die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen   höchstwahrscheinlich Fledermäuse den
(entartete Eiweiße) oder Viren verursacht       Erreger über einen Zwischenwirt auf den
und wechselseitig zwischen Tieren und Men-      Menschen - der Weg, den Forscher jetzt auch
schen übertragen werden können.                 bei SARS-CoV-2 vermuten.
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                                              Von der Ansteckung
                                              bis zur Erkrankung

                                              Was auch sehr wichtig ist: die Inkuba-
                                              tionszeit – also die Zeit vom Zeitpunkt der
                                              Aufnahme des Virus bis zu ersten Erkran-
                                              kungszeichen – beträgt im Durchschnitt 4–6
                                              Tage, kann aber bis zu 14 Tage dauern. In
                                              dieser Zeit kann man als infizierter Mensch
                                              ohne Symptome sehr viele andere Menschen
                                              anstecken. Man merkt häufig nichts oder
                                              hat nur wenige und leichtgradige Sympto-
                                              me. Andere Menschen merken auch nichts,
                                              denn Viren sind so winzig, dass sie weder zu
                                              sehen noch zu fühlen sind.

                                              Mit dem Jahreswechsel 2020/2021 sind
                                              inzwischen mehrere neue Mutanten – ver-
                                              änderte Viren – von SARS-CoV-2 bekannt ge-
                                              worden. Besonders ansteckend scheinen die
                                              englische Mutante, sowie die weiteren neuen
Das neue Virus mit dem Namen Covid-19         Typen aus Südafrika und Brasilien zu sein.
(SARS-CoV-2) ist anders als alles vorher
bekannte. Es verbreitet sich bei Menschen     Eine Besonderheit des Corona-Virus ist,
durch die sogenannte „Tröpfchen-Infektion“,   dass nicht jeder Mensch krank wird, wenn
also über Bestandteile aus der Atemluft und   er infiziert ist. Aber er kann trotzdem als
direkt von Mensch zu Mensch. Und da man       Überträger wirken. So werden diese Viren
nicht merkt, ob man das Virus schon hat       sehr schnell übertragen. Und die erkrankten
oder ob ein anderer Mensch es hat, ver-       Menschen werden erst so spät erkannt, dass
breitet es sich überall dort, wo Menschen     es oft nicht möglich ist, die Infektionswege
miteinander in engem Kontakt sind.            nachzuvollziehen.
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      © Illustration eines
      SARS-CoV-Virus | Kamila Humienna

Viren – was ist das?

Viren sind keine Lebewesen! Sie haben
keinen Zellkern und keinen eigenen Stoff-
wechsel. Dadurch unterscheiden sie sich
grundsätzlich von Bakterien. Während Bakte-
rien lebende Zellen sind und sich selbst-
ständig fortpflanzen können, brauchen Viren
immer einen Wirt. Also eine lebende Zelle, in
die sie ihr Erbgut (RNA oder DNA) einbringen
können. So erst können sie sich dann mit
Hilfe ihres Wirts – Pflanze, Tier, Mensch –      Bakterien sind in ihrer Größe sehr unter-
verbreiten.                                      schiedlich. So liegt der Durchmesser eines
Noch etwas ist wichtig zu wissen: Viren sind     Bakteriums meist zwischen etwa 0,1 und 1,0 µm.
sehr klein. Kleiner als Bakterien oder Zellen.
Deshalb sind sie nur mit Hilfe bestimmter        Viren hingegen sind meist 15 bis 400 nm
wissenschaftlicher Methoden zu erkennen.         (Nanometer) klein.
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Viren sind keine Lebewesen!
Sie haben keinen Zellkern
und keinen eigenen Stoff-
wechsel und sind meist 15
bis 400 nm (Nanometer)
klein.

Aber so klein sie auch sind, so gefährlich
können sie sein. Denn bei Menschen suchen
sie bestimmte Zellen, in denen sie sich ver-
breiten können. Dort legen sie Ihr Erbgut ein
und vermehren sich auf diese Weise.

Aus den beschrieben Gründen wirken gegen
Viren auch keine Antibiotika, so wie gegen
Bakterien. Gegen Viren müssen spezielle         Vorbild für erfolgreiche Impfstoffe gegen Vi-
Impfstoffe entwickelt werden, die mit Hilfe     ren sind vor allem die jährlich neu entwickel-
der Virus-eigenen Erbinformationen unseren      ten Grippe-Impfstoffe. Diese Impfungen sind
Körper – unser Immunsystem – in die Lage        seit Jahrzehnten etabliert und schützen Jahr
versetzen, diese Viren zu erkennen und aus      für Jahr Millionen Menschen vor Ansteckung
dem Körper zu eliminieren. Dies ist ein lang-   mit den gefährlichen Grippe-Viren. Interna-
wieriger und komplizierter Prozess. Darum       tionale Forschergruppen arbeiten permanent
dauerte es auch in der Corona-Zeit relativ      an der Entwicklung neuer Impfstoffe.
lange, bis Impfstoffe gefunden, entwickelt,
geprüft und auf den Markt gebracht werden
konnten. Bei Covid-19-Impfstoffen ging es       Die dringende Empfehlung:
vergleichsweise sehr schnell.                   Grippeschutzimpfung durchführen!
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Impfen – aber wann

                                                Wirkt denn die Impfung überhaupt, wenn ich
                                                gerade eine Krebstherapie durchmache?

                                                Wie Studien zeigen, ist die Immunantwort
                                                auf eine Impfung zu Beginn eines Chemothe-
                                                rapie-Zyklus (oder anderer Krebstherapien)
                                                zwar etwas eingeschränkt, aber meist noch
                                                ausreichend gut. Außerdem lässt sich der Er-
                                                folg der Impfung bei einigen Impfungen über
                                                eine Titerkontrolle im Blut überprüfen.

                                                   Was ist ein Lebendimpfstoff und was ist ein
Impfen auch während einer bereits                  Totimpfstoff?
begonnen Krebstherapie
                                                   > Der Lebendimpfstoff enthält „lebende“, aber
Nach der Diagnose einer Krebserkrankung            im Labor veränderte und stark abgeschwächte
wird allgemein empfohlen, frühzeitig den           (attenuierte) Erreger, die sich, weil sie lebendig
Impfstatus der Patient*Innen zu überprüfen         sind, durchaus im Körper des Geimpften ver-
und am besten vor Beginn der Therapie die          mehren können.
jeweiligen Impfungen aufzufrischen.
                                                   (Beispiele: Masern-Mumps-Röteln-Impfung, der
• Sog. Lebendimpfstoffe wie gegen Masern,          Impfstoff gegen Rotaviren und die Windpocken
  Mumps, Röteln, Gelbfieber oder Varizellen,       (Varizellen)-Impfung.
  sollten nicht während einer laufenden
  Krebstherapie verabreicht werden, da das
  Immunsystem geschwächt sein kann.                > Totimpfstoffe enthalten im Gegensatz „abgetö-
• Sog. Totimpfstoffe sind allgemeinen auch         tete“ Erreger bzw. Bruchstücke von Erregern oder
  während einer laufenden Krebstherapie            bestimmte Oberflächenproteine oder inaktivierte
  erlaubt.                                         Bakteriengifte (Toxine). Totimpfstoffe können sich
  Beispiele für Totimpfstoffe sind Impfstoffe      demnach nicht vermehren
  gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten
  (Pertussis), Polio, Meningokokken, Pneu-         (Beispiele: Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie,
  mokokken, FSME, Influenza.                       Keuchhusten, Polio, Meningokokken, Pneumo-
• Die jährliche Grippeimpfung ist bei allen        kokken, Hepatitis B, Hepatitis A).
  Krebspatienten empfohlen.
11

Spezielle und allgemeine Risikofakto-
ren für Corona-Infektionen                      Allgemeine Risikofaktoren, auch für
                                                Patienten mit Krebskrankheiten

                                                Viele Krebspatienten haben darüber hinaus
                                                einen oder mehrere der allgemeinen Risiko-
                                                faktoren für einen schweren Verlauf von
                                                COVID-19. Hierzu gehören:
Krebspatientinnen können teilweise
gefährdet sein                                  • Alter ≥65 Jahre
                                                • Leben in einem Pflegeheim
In aktuellen Informationen der DKG und der
DGHO werden folgende Informationen, be-         Spezifische Erkrankungen, insbesondere
sonders auch für Krebspatienten, publiziert     bei ausgeprägter Symptomatik:
(Quelle: DGHO, 06.07.2020):
                                                • Chronische Lungenerkrankung, mittel-
Spezifische Risikofaktoren für Patienten mit      oder schwergradiges Asthma bronchiale
Krebskrankheiten                                • Schwere Herzerkrankung
                                                • Immunsuppression
Generell ist das Risiko für Krebspatienten,     • Adipositas / Übergewicht (BMI ≥40)
durch eine Infektion mit respiratorischen       • Diabetes mellitus
Viren eine Lungenentzündung zu erleiden,        • Chronische Niereninsuffizienz unter
höher als für Nicht-Krebskranke. Dies gilt        Dialyse / Nierenfunktionsstörung
wahrscheinlich auch für Infektionen durch       • Lebererkrankungen
SARS-CoV-2.                                     • Aktuelle Krebstherapien

Potenzielle Risikofaktoren, die bei anderen
SARS-Infektionen eine Rolle spielen, sind
u.a.                                               Zusammenfassende Beurteilung:

• schwere Immunsuppression                         Wenn Sie als Patientin/Patient zu einer
• Neutropeniephase                                 dieser Risikogruppen gehören, werden
• Lymphozytopenie < 0.2 x 109/L.                   die behandelnden Ärztinnen und Ärzte
                                                   besonders auf die üblichen Hygiene-
Auch Patienten mit hereditären (erblich be-        Maßnahmen achten. Gegebenenfalls
dingten) Immundefekten oder unter aktuel-          müssen Betroffene dann in separaten
len Krebstherapien sind als Risikopersonen         Räumen unter erhöhten Schutzmaßnah-
einzustufen.                                       men behandelt werden. Eine Unter-
Vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Pa-      brechung der Krebstherapie kommt im
tienten mit schwerem Verlauf einer COVID-19        Allgemeinen nur bei schweren Infektio-
Erkrankung älter waren und häufig eine             nen in Betracht.
Lymphozytopenie beobachtet wurde, sollten
diese Risikofaktoren besondere Aufmerksam-
keit finden.                                    Mit Mut und Vertrauen vorausschauen
12

Allgemeine Grundsätze und
Hygieneregeln für Krebspatienten

                                                Hier noch einmal die wichtigsten Regeln,
                                                die von Krebspatientinnen und Patienten
                                                unter allen Umständen eingehalten werden
                                                müssen:

                                                • Meiden Sie das enge Zusammentreffen mit
                                                  mehreren Menschen, vor allem mit Perso-
                                                  nen, die nicht direkt aus Ihrem häuslichen
                                                  Umfeld stammen.
                                                • Wenn Sie die Wohnung verlassen müssen,
                                                  achten Sie bitte auf den Abstand von min-
                                                  destens 1,5 Metern zu anderen Menschen.
                                                • Vermeiden Sie jede Form von Menschen-
                                                  ansammlungen.
                                                • Achten Sie auf die Hygienekonzepte der
Sich sicher schützen – Abstand wahren             Veranstalter und bitten Sie um detaillierte
                                                  Informationen hierzu. Am besten nehmen
Wie oben beschrieben werden die Corona-           Sie an keinen Veranstaltungen teil.
Viren vor allem durch Tröpfchen-Infektion       • Tragen Sie konsequent Mundschutz.
übertragen. Auch winzige Bestandteile der         Für gefährdete Menschen sind grund-
Tröpfchen, sogenannte Aerosole, können            sätzlich OP-Masken oder FFP2-Masken
über die Luft andere Menschen infizieren.         dringend anzuraten.
Dagegen ist bis heute unklar, ob Viren auch
über Schmierinfektion wie durch Türgriffe,
Einkaufswagen oder andere Oberflächen, die
von Infizierten berührt wurden, übertragen         Achten Sie auf gute Körper- und Hand-
werden können. Es ist also ungemein wich-          hygiene:
tig, die von der Regierung, den Wissenschaft-
lern und Ärzten erarbeiteten Hygieneregeln         • Kein Händeschütteln!
zu beachten. Das gilt auch und besonders           • Keine Umarmungen!
für Krebspatientinnen und Krebspatienten           • Gründliches Desinfizieren aller Gegen-
sowie deren Angehörige und Freunde.                  stände, die Sie anfassen müssen
                                                   • Regelmäßige Handwäsche mit Seife
Die permanente Desinfektion von Ober-                über mindestens 30 Sekunden. Nutzen
flächen, Türgriffen oder Einkaufswagen ist           Sie die Möglichkeiten der Händedes-
nicht unbedingt notwendig. Wenn Sie sich             infektion, wenn Sie in medizinischen
dadurch aber sicherer fühlen, desinfizieren          Einrichtungen sind. Informieren Sie sich
Sie vor allem in der Öffentlichkeit solche           über die Hygienekonzepte vor Ort.
Gegenstände.
13

                                                • Falls Sie Erkältungssymptome haben oder
                                                  glauben, Kontakt zu einem Menschen mit
                                                  einer COVID-Infektion gehabt zu haben,
Wichtige Termine – Arzt, Physiotherapie,          gehen Sie bitte nicht direkt in die Praxis
Friseur etc. – außer Haus sollten Sie grund-      oder Klinik, sondern informieren Sie Ihre
sätzlich nur nach Voranmeldung machen.            Ärzte telefonisch und bitten um eine Be-
Bitte weisen Sie immer darauf hin, dass           ratung.
Sie zu einer Risikogruppe gehören und den       • Personen, die aus dem Ausland eingereist
Termin allein und mit Abstand wahrnehmen          sind und sich in den letzten 14 Tagen vor
müssen.                                           der Einreise in einem Risikogebiet für
                                                  Infektionen mit SARS-CoV-2 aufgehal-
Beim Arztbesuch werden alle Personen in           ten haben, müssen ggf. in Quarantäne.
der Klinik oder Praxis besonders auf die Ein-     Was als Risikogebiet für Infektionen mit
haltung aller Hygieneregeln achten:               SARS-CoV-2 eingestuft ist, wird durch das
                                                  Bundesministerium für Gesundheit, das
• Das medizinische Personal trägt konse-          Auswärtige Amt und das Bundesminis-
  quent Mundschutz und achtet auch sonst          terium des Innern, für Bau und Heimat
  auf größtmögliche Hygiene.                      definiert und durch das Robert-Koch-In-
• Krebspatienten sollten – wenn möglich –         stitut veröffentlicht. Risikogebiete sind
  von anderen Patienten und deren Angehö-         danach insbesondere außereuropäische
  rigen getrennt bzw. besonders geschützt         Länder. Bitte aber stets aktuelle Informati-
  werden. Spezielle Bereiche (z.B. Anmelde-       onen einholen, da sich die Einstufung der
  und Wartebereiche) sollten eingerichtet         Länder und Regionen sehr schnell ändern
  werden und auf die Abstandsregel (mind.         kann: > > https://www.rki.de/DE/Content/
  1,5 Meter) geachtet werden.                     InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Risiko-
• Einrichtung der Möglichkeit zur telefoni-       gebiete_neu.html
  schen Beratung bzw. Videosprechstunde.
• Achten Sie in der Öffentlichkeit auf Hände-
  und Oberflächen-Desinfektion und tragen
  Sie Mundschutz.                                    Die Reisewarnungen der Bundesregie-
• Vor Eintritt zum Arzt bzw. Kontakt zu medi-        rung für die meisten EU- und Schengen-
  zinischem Personal bitte Hände desinfizie-         Staaten werden ständig aktualisiert.
  ren und Mundschutz tragen.                         Grundsätzlich gelten für einige Länder
• Und halten Sie möglichst immer den                 Reisehinweise und Reisewarnungen Bitte
  Abstand ein. Das ist natürlich bei kör-            erkundigen Sie sich vor jeder nicht auf-
  perlichen Untersuchungen nicht immer               schiebbaren Reise unbedingt bei:
  möglich. Aber hier wird das ärztliche Per-         > Auswärtiges Amt: https://www.auswa-
  sonal alle Vorschriften und Regeln genau           ertigesamt.de/de/aussenpolitik/laender/
  beachten.
14

Weitere Vorsorge-Maßnahmen

                                                 Empfehlungen der Ständigen
                                                 Impfkommission

                                                 Die Empfehlungen der STIKO werden in
                                                 der Regel einmal jährlich im Epidemiolo-
                                                 gischen Bulletin des RKI (Robert-Koch-In-
                                                 stitut) und auf den Internetseiten des RKI
                                                 veröffentlicht. Seit 2004 werden ausführ-
                                                 liche Begründungen der Empfehlungen
                                                 publiziert. Weitere Äußerungen der STIKO
                                                 zu einzelnen Impfungen sind unter der
Impfungen                                        Rubrik "Mitteilungen" zu finden.
                                                 Auf den Impfseiten des RKI gibt es zudem
• So viel ist schon lange sicher: Impfen ist     eine Reihe von FAQ (frequent questi-
  die einzige effektive Vorbeugung vor vielen    ons and answers = häufige Fragen und
  Virus-Infektionen. Das gilt natürlich nur,     Antworten) zu allgemeinen Themen zum
  sofern spezielle Impfstoffe existieren, wie    Impfen und zu einzelnen Impfungen. Die
  z.B. gegen die saisonalen Grippe-Viren. Da     FAQs fassen häufige Fragen von Bürgern
  diese sich stets ändern, muss jedes Jahr       und Ärzten zusammen, die vom Robert-
  neu geimpft werden!                            Koch-Institut beantwortet worden sind.
• Für die Corona-Viren (SARS-CoV-2) for-         Die Veröffentlichung der Antworten soll
  schen weltweit Forschergruppen weiterhin       dazu dienen, eine breite Information
  an der Entwicklung wirksamer und sicherer      über die verschiedenen Aspekte von Imp-
  Impfstoffe. Einige Vakzinen sind seit An-      fungen für Bürger und Fachöffentlichkeit
  fang 2021 schon verfügbar.                     zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich
• Dann kann man auch noch weitere Impfun-        nicht um die von der STIKO veröffentlich-
  gen vornehmen. Und das gilt insbesondere       ten Empfehlungen.
  für alle Menschen, die entweder chroni-        (Quelle: RKI)
  sche Erkrankungen oder akute Krankheiten
  des Immunsystems haben.
• Die StiKo, eine staatliche Einrichtung,
  schreibt auf ihren Seiten, was alles aktuell
  empfohlen wird.
15

Nach Ansicht der Studien-
autoren kann die Grippe-
schutzimpfung vor allem
Patienten mit Krebserkran-
kungen empfohlen werden.

Ergebnisse einer Studie der Fachzeitschrift
Journal of Clinical Oncology:

• In der Studie wurden die Daten von 26.463
  Krebspatienten ab 18 Jahren (Durch-
  schnittsalter 70 Jahre) ausgewertet. Knapp
  ein Viertel von ihnen erhielt eine Chemo-     • Nach Ansicht der Studienautoren kann die
  therapie. 45 Prozent der Patienten waren        Grippeschutzimpfung vor allem Patien-
  gegen Grippe geimpft worden.                    ten mit Krebserkrankungen empfohlen
• Die Grippeschutzimpfung erwies sich als         werden. Insgesamt müssten jedoch die
  effizient: Vor allem bei Patienten mit bös-     Strategien zur Vorbeugung von Grippeer-
  artigen Organtumoren konnte sie vor einer       krankungen bei Krebspatienten verbessert
  Infektion mit den Grippeerregern zuverläs-      werden.
  sig schützen und sie vor einer notwendigen    • Quelle: Blanchette PS et al. Influenza
  Behandlung im Krankenhaus wegen einer           Vaccine Effectiveness Among Patients With
  Grippeerkrankung bewahren. Weniger              Cancer: A Population-Based Study Using
  wirkungsvoll war sie bei Patienten, die an      Health Administrative and Laboratory
  Blutkrebs, einer Leukämie, erkrankt waren.      Testing Data From Ontario, Canada. Journal
  Keinen Einfluss hatte es hingegen, ob sich      of Clinical Oncology, Online-Vorabveröf-
  die Patienten gerade einer Chemotherapie        fentlichung am 29. August 2019, DOI:
  unterzogen oder nicht.                          10.1200/JCO.19.00354
16

         WIE UNTERSCHEIDEN SICH EINE GRIPPE UND EIN GRIPPALER INFEKT?
     Die Influenza-Vieren infizieren neben den oberen            Ein grippaler Infekt beziehungsweise eine Erkältung
     auch die unteren Atemwege. Der Krankheitsverlauf ist        können von vielen verschiedenen Erregern verursacht
     wesentlich drastischer als bei einem grippalen Infekt.      werden. Die Infektion beschränkt sich meistens auf
     Die Erkrankung beginnt plötzlich, die Beschwerden           die oberen Atemwege. Die Beschwerden beginnen in
     setzen in der Regel mit hohem Fieber und einem tro-         der Regel langsam mit einem Schnupfen, später kann
     ckenen Reizhusten ein.                                      leichtes Fieber dazukommen.

      SYMPTOME        GRIPPE (INFLUENCA)                                   ERKÄLTUNG (GRIPPALER INFEKT)

      Krankheits-     plötzlich mit starken                                allmählich Verschlechterung des
      beginn          Beschwerden                                          Zustands

      Fieber          Die Körpertemperatur steigt                          nur geringe Temperaturerhöhung
                      auf 38° bis 41° an

      Husten          meist zu Krankheitsbeginn,                           geringer Hustenreiz, häufig schlei-
                      trockener Reizhusten, häufig                         mig, keine Beschwerden im Brustkorb
                      schmerzhaft

      Appetit         Appetitlosigkeit                                     Appetit meist noch vorhanden

      Müdigkeit       starke Abgeschlagenheit,                             Mattheitsgefühl
                      Schwächegefühl

      Muskel-         starke, bohrende Kopfschmer-                         möglicherweise Kopf- und Glieder-
      schmerzen       zen, Muskel- und Gelenk-                             schmerzen, es schmerzt jedoch
                      schmerzen im ganzen Körper                           nicht der ganze Körper

      Schnupfen       verstopfte und/oder                                  meist zu Krankheitsbeginn, häufiges
                      laufende Nase                                        Niesen, verstopfte und/oder
                                                                           laufende Nase

      Zeitpunkt       Grippesaison von Dezember                            ganzjährig, keine Grippefälle
                      bis April                                            im Umfeld

      Erreger         Influenza-Vieren                                     Mehr als 200 verschiedene Erreger

                                      Die Abbildungen dienen nur als Orientierung.
                             Die genaue Unterscheidung von COVID-19, Grippe und grippalem
                                    Infekt kann nur durch einen Arzt gemacht werden.

Unterschiede bei typischen                                    Covid-19, Erkältung und Grippe
Symptomen einer Infektion                                     Die wichtigsten Unterschiede bei Symptomen

                                                                                    CORONA-
Eine weitere für Menschen mit Tumorerkran-                     SYMPTOME
                                                                                     VIRUS
                                                                                                   ERKÄLTUNG      GRIPPE

kungen empfohlene Impfung ist die nur alle                     Fieber                häufig          selten       häufig
5 Jahre zu wiederholende Pneumokokken-                         Müdigkeit           manchmal        manchmal       häufig
Schutzimpfung. Sie schützt vor bakteriell                      Husten                häufig*          wenig       häufig*
verursachten Lungenentzündungen.                               Niesen                 nein           häufig        nein
                                                               Gliederschmerzen    manchmal          häufig       häufig
Auch andere Impfungen – z.B. Tetanus,                          Schnupfen              selten         häufig      manchmal
HPV etc. – sind wichtig und hilfreich für                      Halsschmerzen       manchmal          häufig      manchmal

das Immunsystem. Denn sie können unser                         Kopfweh             manchmal          selten       häufig

Immunsystem stärken und damit generell die                     Kurzatmigkeit       manchmal           nein         nein

körpereigene Abwehr verbessern.                                                                                  *trocken
17

                                             © Illustration Dr. Adak Pirmorady, Europäische
                                             Künstlergilde für Kultur und Medizin

                                             Weitere wichtige Informationen im
                                             Zusammenhang mit Gefahren durch Viren
                                             Erhöhtes Risiko für schwereren Krankheits-
Umgang mit Angehörigen und Freunden          verlauf?
• Grundsätzlich gelten auch hier die         • Menschen mit geschwächtem Immunsys-
  öffentlichen Empfehlungen und Regeln –       tem können unter Umständen schneller
  Distanz wahren, häufiges Händewaschen,       und schwerer von einer Infektion mit SARS-
  erkrankte Menschen meiden, Risikoperso-      CoV-2 oder anderen Viren betroffen sein.
  nen meiden                                 • Bei Krebspatienten kann das Immun-
• In der Zeit der Chemotherapie sowie vor      system aus verschiedenen Gründen
  und nach Operationen wird dringend ge-       geschwächt sein, so die Deutsche Gesell-
  raten, nur mit den Menschen zusammenzu-      schaft für Hämatologie und Medizinische
  kommen, die im eigenen Haushalt leben        Onkologie (https://www.dgho.de/aktuel-
• Den Kontakt mit allen anderen Verwandten     les/news/news/2021/covid). Bisher liegen
  und Freunden bitte verschieben auf einen     jedoch noch keine spezifischen Informa-
  späteren Zeitpunkt nach Ende der Krebs-      tionen über Krebspatient*innen vor, die
  behandlung                                   sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben.
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Welche vorbeugenden Maßnahmen sind
für Alle sinnvoll?

Das Virus kann von Mensch zu Mensch
durch Tröpfchen beim Sprechen, Husten
oder Niesen übertragen werden. Es ist
zudem möglich, dass Viren von Oberflä-
chen oder beim Händeschütteln
übertragen werden (Schmierinfektion),
wenn man sich danach in das Gesicht
fasst. Deshalb sollten sich alle Menschen
primär an diese Regeln halten
• Regelmäßiges und gründliches Hände-
  waschen
• Bei Kontakt mit anderen Menschen
  oder fremden Gegenständen Hände
  desinfizieren – am besten schon vor-         Da seit kurzem auch wissenschaftliche Be-
  her                                          richte existieren, dass neben den gefähr-
• Husten und Niesen in die Armbeuge            lichen Tröpfchen auch winzige Bestandteile
  oder ein Einmal-Taschentuch                  von Viren in Form von Aerosolen länger in
• Nach Kontakten nicht ins Gesicht fassen      der Luft geschlossener Räume verbleiben
• Händeschütteln grundsätzlich vermeiden       können, sollten Krebspatienten versuchen,
                                               den Aufenthalt mit vielen Menschen in ge-
                                               schlossenen Räumen zu vermeiden.

Vom Bundesgesundheitsministerium wird          So ist auch abzuraten, an Veranstaltungen
generell empfohlen, die Kontakte zu anderen    jeglicher Art teilzunehmen, bis die Krebsbe-
Menschen außerhalb der Angehörigen des         handlung vollständig abgeschlossen ist. Das
eigenen Hausstands auf ein nötiges Minimum     gilt auch für den Besuch kirchlicher Veran-
zu reduzieren. In der Öffentlichkeit ist, wo   staltungen!
immer möglich, zu Personen außerhalb des
eigenen Hausstands ein Abstand von mindes-     Sicherheit geht vor –
tens 1,5 m einzuhalten.                        schützen Sie sich bitte
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3 Fragen – 3 Antworten
bei geplanter Abklärung einer
Krebserkrankung

                                                 Frage 2: Muss ich bei Verdacht auf eine
                                                 Krebserkrankung den Kontakt zu anderen
                                                 Menschen sofort einstellen?

                                                 Antwort 2: Es gelten die üblichen Vorsichts-
           © Illustration Kamila Humienna
                                                 regeln, die von den öffentlichen Stellen
                                                 verkündet werden. Ein Mensch ist in der Zeit
                                                 der Diagnostik eher nicht immungeschwächt,
                                                 außer es sind bereits bestimmte Vorerkran-
Gründlich untersuchen – Risiken beachten         kungen bekannt.

Frage 1: Muss ich während einer Pandemie         Frage 3: Wird mein Körper durch die ver-
oder Epidemie die geplante Diagnostik auf-       schiedenen diagnostischen Maßnahmen
schieben?                                        geschwächt oder anderweitig gefährdet?

Antwort 1: Nein! Bei Verdacht auf eine Krebs-    Antwort 3: Die Maßnahmen wie Blutent-
erkrankung steht die Abklärung – also die        nahme, Röntgen, CT oder MRT stellen keinen
gezielte Diagnostik – stets im Vordergrund!      Immunsystem-gefährdenden Eingriff dar.
Das gilt auch für die Krebsvorsorge. Das ärzt-
liche Personal kennt die Vorsichtsmaßnah-        Was man aber immer tun kann: Impfen las-
men und Regeln. Sie werden ihre Patienten        sen. Gegen Grippe, Pneumokokken, Tetanus
auch in Krisenzeiten sorgfältig und sicher be-   und anderes (s.o.). Ihr Arzt wird Sie dazu be-
handeln. Möglicherweise wird bei Verdacht        raten. Impfen stärkt das Immunsystem und
auf eine Krebserkrankung auf eine räumliche      schützt Menschen auch gut während einer
Trennung von anderen Patienten geachtet.         Krebstherapie.
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3 Fragen – 3 Antworten
zur Operation

                                                               Termin!
                                                             Operation
Operationen sind unabdingbar wichtig

                                                             am 12.05.
Soll ich meine geplante Operation
verschieben?

Bei den meisten Krebserkrankungen kann
man nicht auf eine Operation verzichten. Das
Ziel ist immer, neben der Sicherung der Diag-
nose den Tumor komplett zu entfernen.
Bei vielen Tumoren ist dies einer der wichtigs-
ten Prognosefaktoren, so dass möglichst keine
wesentliche Verschiebung erfolgen sollte.

Anders ist die Situation, wenn Erkältungs-
symptome noch nicht abgeklungen sind              Für die betroffenen Frauen und Männer erge-
und z.B. eine Lungenentzündung vorliegt.          ben sich im Zusammenhang mit SARS-CoV-2
Besprechen Sie dies bitte mit ihren Ärzten.       sicher einige Fragen. Die wichtigsten Fragen
In den meisten Kliniken wird zudem eine           werden hier im Folgenden behandelt:
COVID-19 Testung (Abstrich aus Nasen- und
Rachenraum) einige Tage vor der Operation         Frage 1: Muss oder soll man im Zusammen-
durchgeführt. Nur wenn der Befund negativ         hang mit dieser Corona-Pandemie oder
ist, wird die geplante Operation stattfinden.     anderen Ansteckungs-Wellen notwendige
                                                  Operationen verschieben?
Ansonsten gelten grundsätzlich bei COVID-19
wie bei allen anderen Viruserkrankungen           Antwort 1: Grundsätzlich und insbesondere
dieselben strengen Hygiene-Maßnahmen, die         bei Krebserkrankungen NEIN! Es gibt nur
sonst auch durchgeführt werden. Bei nach-         eine einzige Ausnahme: Wenn die Patientin/
gewiesenen COVID-19 Infektionen werden            der Patient selber aktuell eine Infektion
zusätzliche Maßnahmen bei den Operationen         durchmacht, muss die Operation bis zur
zum Schutz des medizinischen Personals ein-       Genesung von dieser Infektion verschoben
geleitet. So werden dann beispielsweise sog.      werden. Wenn man aber selber nicht betrof-
FFP-3 Masken verwendet. Sonst reichen die         fen ist, kann und sollte wie geplant operiert
klassischen chirurgischen Masken aus.             werden.
21

Frage 2: Ist es gefährlich, in Zeiten einer
Infektionswelle operiert zu werden?

Antwort 2: Bisher ist dazu nichts bekannt.
Da das gesamte OP-Personal und auch
die OP-Räume selbst vor jeder Operation         Wo soll man sich operieren lassen?
gründlich desinfiziert werden, entsteht so
keine Ansteckungsgefahr. Wenn eine aktive       Diese Frage ist für viele Menschen sehr
COVID-19 Infektion bei der Patientin vorliegt   wichtig. Und das mit gutem Grund. Krebs ist
und eine Operation nicht verschiebbar ist,      eine schwierig zu operierende Krankheit.
werden spezielle zusätzliche Maßnahmen          Nur wer viel Erfahrung hat, wird möglichst
bei der Beatmung und der Operation durch-       gute Ergebnisse erzielen. Und vom Ergebnis
geführt.                                        der OP hängt die ganze weitere Prognose
                                                der Patienten ab. Darum wird geraten, sich
Frage 3: Was passiert, wenn meine geplante      eingehend zu erkundigen. Das geht zum
Operation wegen Corona verschoben werden        Beispiel bei der DKG (Deutsche Krebsgesell-
muss?                                           schaft), der Krebshilfe oder dem Krebsinfor-
                                                mationsdienst.
Antwort 3: Das werden Ihre Ärzte nur sehr
selten und nur dann veranlassen, wenn eine      Es ist auf jeden Fall ratsam, sich möglichst
Verschiebung der OP für Sie ohne Risiken        in einem zertifizierten Zentrum für seine
möglich ist. Auch kann es in Ihrer Klinik bei   spezielle Krebserkrankung behandeln zu
einem massiven Infektionsausbruch möglich       lassen. Das gilt innerhalb der Corona-Zeiten
werden, dass es zu Einschränkungen der          wie auch sonst.
Operations- und Intensivstations-Kapazitä-
ten kommen kann. Dies wird aber mit Ihnen       Operation ist Spezialisten-Sache – nicht
detailliert besprochen.                         verschieben in Corona-Zeiten
22

3 Fragen – 3 Antworten
zur medikamentösen Therapie

Chemotherapie oder Immuntherapie
verschieben? Besser nicht!

Behandlung mit Medikamenten, die sich
direkt gegen den Krebs wenden, sind seit
langem Standard. Die Indikation für eine
Chemotherapie ist je nach Tumorart und
Tumorsituation unterschiedlich. Unabhängig
von der Pandemiesituation sollte diese Maß-
nahme sehr genau mit den Ärzten besprochen
werden.

Es gibt diverse Alternativen an Medika-        Behandlung mit innovativen
menten. Und dann ist auch der Zeitpunkt        Medikamenten – Immuntherapien
des Therapie-Beginns entscheidend. Wann
eine Chemo- oder Immuntherapie begonnen        Neben der klassischen Chemotherapie ist
werden muss, hängt von verschiedenen           in den letzten Jahren viel Neues passiert.
Faktoren ab: Dazu gehören der allgemeine       So hat der Einsatz von diversen innovativen
Zustand der Patienten, viele Laborparameter    Medikamenten inzwischen bei vielen Krebs-
und die Tumorsymptome, z.B. Bauchwasser,       therapien einen festen Stellenwert. Man
Atemnot, Knochenschmerzen etc. Erfolgt die     spricht von „zielgerichteter Therapie“. Dies
Chemotherapie nach einer Operation, so gilt    sind Angiogenesehemmer, therapeutische
im Allgemeinen, dass die Chemotherapie         Antikörper, PARP-Inhibitoren und sogenann-
innerhalb eines Zeitraumes von etwa 3 bis 8    te kleine Moleküle (small molecules).
Wochen erfolgen kann, ohne dass es zu einer
Prognoseverschlechterung kommt. Bitte be-      In klinischen Studien werden ständig neue
sprechen Sie dies mit Ihren Ärzten.            Tumor-Therapien untersucht. So erst werden
                                               mehr Erfolge für Krebspatienten möglich.
                                               Auch die Zusammenhänge zwischen Krebs
Bei vielen Krebserkrankungen kann es trotz     und Virusinfektionen werden in Studien er-
Operation, Chemotherapie und zielgerichte-     forscht.
ten Therapien (z.B. als Erhaltungstherapien)
zu einem Wiederauftreten der Erkrankung        Auf alle Fälle gilt, dass alle wichtigen onko-
(Rezidiv) kommen. Auch hier gilt eindeutig     logischen Therapien nicht verzögert oder ab-
der Grundsatz: „Stets die beste Therapie       gesetzt werden sollen, auch nicht in Zeiten
identifizieren und sie einleiten!“.            von Virus-Epidemien oder Pandemien.
23

                                                Antwort 2: Sprechen Sie sofort mit Ihren
                                                Ärzten darüber und teilen Sie ihnen folgen-
                                                des mit:

                                                •   Wer ist die erkrankte Person?
                                                •   Welche Infektion hat diese Person?
                                                •   Wie nahe stehen Sie diesem Menschen?
                                                •   Haben Sie selbst schon das Gefühl, ange-
Die wichtigsten Fragen zu Chemotherapien,           steckt worden zu sein?
Antikörpertherapien und zur Behandlung mit
kleinen Molekülen (small molecules).            Je nach Stand der Dinge werden Ihre Ärzte
                                                entscheiden, ob eine Chemotherapie be-
Frage 1: Bin ich während einer laufenden        gonnen bzw. fortgesetzt werden kann. Alles
medikamentösen Therapie anfälliger als          hängt von den persönlichen Umständen der
andere Menschen für eine Ansteckung?            Patienten ab und muss individuell geklärt
                                                werden.
Antwort 1: Grundsätzlich stimmt das. Jede
Behandlung mit Medikamenten gegen Krebs         Frage 3: Ist ein verzögerter Beginn oder eine
schwächt auch das Immunsystem. Der              Unterbrechung der Chemotherapie gefähr-
Körper empfindet diese Medikamente als          lich für mich?
Eingriff von außen. Das ist auch richtig. Und
unser Immunsystem kann nicht unterschei-        Antwort 3: Diese Frage kann nicht ohne
den, dass sich dieser Angriff eigentlich nur    weiteres beantwortet werden. Grundsätz-
gegen den Krebs richtet. Es besteht also die    lich kann es vor dem Beginn einer Chemo-
Situation, dass unser Immunsystem seine         therapie immer wieder mal zu zeitlichen
ganze Kraft gegen die gefährlichen Krebs-       Verzögerungen kommen. Dies gilt auch,
zellen einsetzt. Die Behandlung mit innova-     wenn die Patientin, der Patient plötzlich eine
tiven Medikamenten wie Antikörpern oder         Infektion oder eine andere akute Erkrankung
Small Molecules (kleinen Molekülen) kann        bekommt. Dann muss die Krebsbehandlung
das Immunsystem genauso schwächen wie           aufgeschoben werden, bis man wieder fit ist.
eine Chemotherapie. Es ist dann nicht mehr      Denn für die Chemotherapie brauchen Sie
so gut geschützt vor anderen Eindringlingen     Ihre ganze Kraft.
(Viren, Bakterien, Pilze) wie normal. Darum     Die Unterbrechung einer laufenden Chemo-
brauchen Krebspatienten grundsätzlich be-       therapie ist nur dann sinnvoll oder not-
sonderen Schutz, gerade auch in Zeiten wie      wendig, wenn Sie an einem akuten Infekt
dieser Corona-Pandemie.                         erkranken. Das müssen dann die Fachärzte
                                                – abhängig von der Situation und der Krebs-
Frage 2: Was muss ich als Krebspatientin,       erkrankung – diskutieren und entscheiden.
Krebspatient während einer Chemotherapie
tun, wenn in meinem persönlichen Umfeld         Chemo- und Immuntherapien sind wichtig
eine akute Virusinfektion auftritt oder schon   – sie sollen möglichst immer plangemäß
herrscht?                                       verabreicht werden.
24

3 Fragen – 3 Antworten
zur Strahlentherapie
                                                 In Übereinstimmung mit Notfallkonzepten der
                                                 Strahlenschutzkommission empfehlen die ARO
                                                 und DEGRO: Eine Strahlentherapie sollte nach
                                                 Möglichkeit auch während der COVID-19-Pan-
                                                 demie nicht aufgeschoben oder unterbrochen
                                                 werden. Darauf weisen die Arbeitsgemeinschaft
                                                 Radiologische Onkologie (ARO) und die Deutsche
                                                 Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) in einer
                                                 aktuellen Stellungnahme hin.

                                                 Strahlentherapie-Einrichtungen sollen kurative
                                                 Therapien auch bei Engpässen wie etwa aufgrund
Strahlen sind manchmal notwendig –               von Corona-bedingtem Personalmangel und
sie können heilen                                Quarantänemaßnahmen möglichst komplett und
                                                 ohne Unterbrechung durchführen. So lautet eine
Die Situation ist bei den diversen Krebs-        Empfehlung der ARO und DEGRO, in Übereinstim-
erkrankungen sehr unterschiedlich. In der        mung mit Notfallkonzepten der Strahlenschutz-
gynäkologischen Onkologie, besonders bei         kommission. (Quelle: Krebsinformationsdienst)
Brustkrebs, und auch bei vielen Lungen-
krebs-Erkrankungen, gehört die Strahlen-
behandlung vielfach zum Standard. Was im
Einzelnen notwendig ist, entscheiden Ihre     Frage 2: Haben die Strahlen bei einer akuten
Ärzt*Innen jeweils individuell gemeinsam      Infektion eine die Krankheit verschlimmern-
mit Ihnen.                                    de Wirkung?

Die heute angewendeten Strahlen-Konzepte      Antwort 2: Das ist bisher nirgendwo nach-
sind in der Regel sehr spezifisch auf den     gewiesen worden. Wie man bisher gesehen
jeweilige Tumortyp ausgerichtet. Inzwischen   hat, wirken sich die heute angewendeten
werden entweder sehr gezielte Bestrah-        Strahlentherapien nicht auf das Infektions-
lungen (bei bekannter Lokalisation) bzw.      geschehen aus.
Bestrahlungen größerer Regionen (je nach
Metastasen-Lokalisation) angewendet.          Frage 3: Wo lässt man während einer Pande-
                                              mie oder Epidemie eine Bestrahlungs-Thera-
Frage 1: Wenn bei mir eine Bestrahlung not-   pie am besten durchführen?
wendig ist, kann die trotz Corona durchge-
führt werden?                                 Antwort 3: Sprechen Sie darüber mit Ihren
                                              Krebsärztinnen und Krebsärzten. Sie werden
Antwort 1: Grundsätzlich gibt es keinen       Ihnen sicher ein erfahrenes Zentrum empfeh-
Grund, eine Strahlentherapie zu verzögern     len können.
oder zu unterbrechen. Ein infektiöses Ge-
schehen hat nach bisher bekanntem Wissen      Wenn Bestrahlung, dann nur bei in der
darauf keinen Einfluss.                       Onkologie erfahrenen Experten
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3 Fragen – 3 Antworten
zur Hormontherapie
                                                 beobachten. Das kann von allgemeinen Stö-
                                                 rungen des Wohlbefindens bis zu Problemen
                                                 mit der Sexualität und Partnerproblemen
                                                 führen. Wichtig ist, dass Ihre Ärzte verste-
Hormone steuern den Menschen –                   hen, wie es Ihnen geht. Und dann werden
manchmal auch zu Krebs                           Sie Möglichkeiten und Mittel suchen und
                                                 finden, um Ihnen zu helfen.
Bei Krebserkrankungen von Frauen spielen
die Hormone oft eine große Rolle – aller-        Frage 2: Kann man nach der Eierstockkrebs-
dings eher im negativen Sinn. Denn viele         Therapie oder der Behandlung von Prostata-
weibliche Tumoren – in erster Linie Tumore       krebs Hormone einnehmen, um einen Ersatz
der Brust – entstehen unter der Mitwirkung       für die nachlassende Hormonproduktion zu
der Hormone Östrogen und/oder Gestagen.          schaffen?
Daher kommen bei diesen Krebserkran-
kungen häufig sogenannte antihormonelle          Antwort 2: Das müssen Ihre Ärzte ganz
Therapien zum Einsatz.                           individuell entscheiden. Unter Umständen
                                                 können bei Frauen lokal anwendbare Prä-
Bei Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs     parate gegeben werden. Beim klassischen
spielen Hormone keine große Rolle. Und           Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs
nach der OP und einer Chemotherapie endet        (high-grade Karzinom) kann durchaus eine
in aller Regel auch die Produktion von Östro-    Hormon-Ersatztherapie verabreicht werden.
gen und Gestagen (oder sie wird stark redu-      Besprechen Sie dies bitte mit Ihren Ärzten.
ziert). Das macht klar, dass Medikamente,        Bei Männern gibt es andere individuelle
die gegen diese Hormone wirken, hier nicht       Möglichkeiten der Behandlung. Vor allem
zum Einsatz kommen.                              sollten Sie sich niemals von selbsternannten
Antihormonelle Therapien kommen nur bei          Heilern und anderen Nicht-Fachleuten beein-
den sehr seltenen low-grade Karzinomen           flussen lassen!
 zur Anwendung.
                                                 Frage 3: Was kann man tun, um seinen Kör-
Bei Krebserkrankungen von Männern spielen        per nach OP und Chemotherapie auch ohne
Hormone praktisch nur bei den geschlechts-       weitere Medikamente wieder aufzubauen?
spezifischen Tumoren – Prostata / Hoden
– eine Rolle. Hier werden je nach Tumorart       Antwort 3: Es gibt viele Möglichkeiten, dass
auch antihormonelle Therapien eingesetzt.        es den Frauen bzw. Männern wieder besser
                                                 geht. Dazu zählen vor allem Bewegung,
Frage 1: Was ist zu tun, wenn nach Operation     moderater Sport, gesunde Ernährung und
und Chemotherapie die Hormonproduktion           positives Denken. Die Einbindung in ein
zum Stillstand kommt und dadurch Beein-          gutes Umfeld aus Familie und Freunden kann
trächtigungen des normalen Lebens eintreten?     dabei natürlich besonders hilfreich und wert-
                                                 voll sein.
Antwort 1: Sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin
/ Ihrem Arzt über alles, was Sie neu an sich     Das Ziel – Stärkung der Gesundheit
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3 Fragen – 3 Antworten
zur Erhaltungstherapie

                                                 Viele Patient*Innen sagen:
                                                 „An meine Tabletten habe ich
                                                 mich schon längst gewöhnt.“

Gelten für Erhaltungstherapien dieselben
Regeln wie für Chemotherapien?

In der Onkologie existieren verschiedene Arten
von Erhaltungstherapien. Alle haben das Ziel,
ein erneutes Auftreten des Tumors zu verhin-
dern oder zumindest lange hinauszuschieben:
Heute werden eingesetzt:                         Bei all diesen Therapien ist zu beachten,
                                                 dass bei Beginn einer Erhaltungstherapie
• Angiogenese Hemmer                             zusätzliche ärztliche Visiten notwendig sein
• PARP-Hemmer (greifen in den                    können, um die Wirkung und die Verträglich-
  DNA-Reparaturmechanismus ein)                  keit zu überprüfen. Aber schon nach wenigen
• antihormonelle Therapien (bei Brust- und       Wochen kommt es auch dabei zu einer
  Prostatakrebs)                                 Normalisierung.
• Small Molecules (kleine Moleküle) und
  andere Medikamente                             Die Erhaltungstherapie wird zu einem Be-
  (neue Arzneimittel und Ergebnisse klini-       standteil des normalen Lebens. Wie sagen
  scher Studien verändern auch die Erhal-        viele Patient*Innen schon: „An "meine" Tab-
  tungstherapien)                                letten habe ich mich schon längst gewöhnt.“
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                                               © Illustration
                                               Kamila Humienna

Die Erhaltungstherapie kann schon lange
dauern. Und dabei entstehen Fragen wie die
Folgenden:

Frage 1: Wird mein Immunsystem durch eine
Erhaltungstherapie genauso intensiv bean-
sprucht wie durch die Chemotherapie?
                                                  Infektion oder anderen viralen oder bakteri-
Antwort 1: Im Allgemeinen ist der immun-          ellen Erkrankungen ist aber nach bisherigen
schwächende Effekt deutlich geringer als          Erkenntnissen nicht angezeigt.
bei klassischen Chemotherapien. Manche
Medikamente (z.B. PARP-Hemmer) werden             Frage 3: Wie lange muss ich denn diese
direkt im Anschluss an eine Chemotherapie         Medikamente einnehmen?
verabreicht. Daher können die noch be-
stehenden Effekte der Chemotherapie allein        Antwort 3: Das kann man nicht immer vorher
schon das Immunsystem schwächen.                  festlegen. Das hängt von vielen Faktoren ab.
                                                  Ihr Arzt wird Sie entsprechend informieren.
Frage 2: Muss ich, wenn eine akute Infektion      Die Dauer der Wirkung muß geprüft werden.
kommt, meine Erhaltungstherapie ab- oder          Das hängt vor allem mit ihrer guten und lang
unterbrechen?                                     anhaltenden Wirksamkeit zusammen. Das
                                                  kann auch ein wichtiger Grund sein, warum
Antwort 2: Bei Infekten können Blutwert-          die Experten Sie bitten, an einer Beobach-
veränderungen, wie ein Abfall der weißen          tungsstudie zur Langzeitwirkung teilzuneh-
Blutkörperchen (Leukozyten) und der roten         men. Machen Sie mit, denn es hilft Ihnen
Blutkörperchen (Erythrozyten, Folge ist An-       und allen späteren Patient*Innen sehr.
ämie), das Immunsystem kurzzeitig beein-
flussen. Ein Pausieren oder eine generelle        Erhaltungstherapie – Ziel
Dosisreduktion aus Angst vor einer COVID-19       Langzeit-Kontrolle
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3 Fragen – 3 Antworten
zur Nachsorge

Erholung nach der Krebstherapie ist wichtig
und machbar
                                                 Frage 2: Ist Nachsorge das gleiche wie Re-
Eine Krebserkrankung ist für jeden Men-          habilitation?
schen mit sehr vielen Einschränkungen und
Veränderungen des Lebens verbunden.              Antwort 2: Nein. Die Rehabilitation ist eine
Aber wichtig zu wissen: Heute sind schon         sich unmittelbar an die Behandlung in der
deutlich über 50 Prozent aller Krebserkran-      Klinik anschließende Maßnahme. Sie sollte
kungen heilbar. Bei vielen Menschen kann         möglichst jede Patientin / jeder Patient
die Tumorerkrankung stabilisiert werden.         machen. Denn die Rehabilitation hilft, die
Dazu werden Ihre Ärztinnen, Ärzte und alle       Folgen von OP und Chemotherapie schnellst-
Mitarbeiter in der Klinik und Praxis das Beste   möglich zu überwinden.
beitragen.
                                                 Frage 3: Wer begleitet mich denn während
In Deutschland gibt es heute umfassende          der Nachsorge?
und erfolgreiche Nachsorgeprogramme. Jede
Patientin und jeder Patient hat das Recht,       Antwort 3: Das ist eine wichtige Aufgabe für
diese Programme zu erfahren und an ihnen         die Hausärzte oder die Fachärzte, die die
mitzuwirken. Informationen haben alle onko-      Patienten normalerweise im Alltag behan-
logisch tätigen Ärzte, die Krankenkassen,        deln. Für alle Frauen mit gynäkologischen
der Krebsinformationsdienst und auch die         Krebserkrankungen sind es meist die betreu-
Selbsthilfegruppen. Für viele Patientinnen       enden Gynäkologinnen und Gynäkologen.
und Patienten ist es wertvoll, sich mit einer    Für Männer z.B. die Urologen, Pneumologen
ihre Krankheit betreffenden Selbsthilfegrup-     oder sonstige Fachärzte. Häufig sind hier
pe in Verbindung zu setzen.                      die Praxis-Onkologen Ansprechpartner.
                                                 Wichtig ist: Die Kommunikation aller betei-
Frage 1: Wie finde ich eine für mich passen-     ligten Ärzten sicherstellen!
de Selbsthilfegruppe?                            Bitte wenden Sie sich vertrauensvoll an sie.

Antwort 1: Jeder – Patienten wie Angehörige      Grundsätzlich gilt, dass auch Gespräche mit
– kann sich direkt mit einer dieser Organisa-    Experten aus der Psycho-Onkologie oder mit
tionen in Verbindung setzen.                     anderen Betroffenen, z.B. in Selbsthilfegrup-
Sie können auch Mitpatient*Innen anspre-         pen, vielen Patient*Innen helfen können,
chen oder fragen Sie Ihr Behandlungsteam.        wieder gut in ein möglichst normales Leben
Sie können sich auch direkt an die Deutsche      zurückzukehren. Sprechen Sie auch darüber
Krebshilfe wenden. Dort sind die meisten         mit Ihren Ärzten. Sie können Ihnen die wich-
Selbsthilfegruppen angesiedelt.                  tigsten Tipps und Hinweise geben.
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3 Fragen – 3 Antworten
zu klinischen Studien

Mitmachen – Klinische Studien sind
sehr wichtig
                                                Frage 2: Bin ich ein „Versuchskaninchen“,
Es wird immer wieder sehr viel über die         wenn ich an einer klinischen Studie teilnehme?
Teilnahme an klinischen Studien gespro-
chen. Die Teilnahme an einer klinischen,        Antwort 2: NEIN. Das Gegenteil ist der Fall! In
von Experten geleiteten Studie sichert jeder    einer klinischen Studie an Patientinnen und
Patientin / jedem Patienten die bestmög-        Patienten gibt es keine „Versuche“. Diese
liche Behandlung. In diesen Studien, die von    Studien werden durch die Behörden und die
Experten und in den fachärztlichen Zentren      Ethikkommissionen erst genehmigt, wenn –
geführt werden, wird sicher niemand falsch      z.B. bei der Entwicklung neuer Medikamente
behandelt. Im Gegenteil: es werden die          – alle frühen Versuchsstadien abgeschlos-
bestmöglichen Therapien eingesetzt. Die         sen sind. Es steht dann also meist fest, dass
Patienten stehen dabei permanent unter be-      ein neues Medikament wirksam ist. Und in
sonderer Beobachtung durch ihre Ärzte.          der klinischen Studie wird nun geprüft, wie
                                                das neue Medikament im Vergleich mit der
Studien finden natürlich auch weiterhin in      gültigen Standardtherapie wirkt.
Zeiten von Virus-Pandemien wie COVID-19
statt. Ob es Einschränkungen bei laufenden      Frage 3: Muss ich mit mehr Aufwand im Rah-
Studien gibt, muss bitte immer im Studien-      men einer klinischen Studie rechnen?
zentrum erfragt werden.
                                                Antwort 3: Grundsätzlich JA. Die vorge-
Frage 1: Was wird denn in einer klinischen      schriebenen Untersuchungen Ihres Gesund-
Studie gemacht?                                 heitszustandes können intensiver als in der
                                                normalen Behandlung sein. Es wird also zu
Antwort 1: Da gibt es viele unterschiedliche    mehr Terminen in dem Zentrum kommen.
Fragestellungen. Das beginnt bei dem Ver-       Auch werden öfter körperliche Untersuchun-
gleich von mehreren Therapie-Möglichkeiten      gen und spezielle Bluttests stattfinden. Das
an großen Patientenkollektiven. Oder es         alles dient der persönlichen Sicherheit der
werden neue Therapie-Strategien gmit aktuell    Teilnehmer*Innen und erfordert etwas mehr
gültigen Standard-Therapien verglichen. Immer   Zeitaufwand.
werden die bestmögliche Behandlung und die
intensive Beobachtung jeder einzelnen Patien-   Klinischen Studien – gut und wichtig
tin und jedes Patienten sichergestellt.         für Patientinnen und Patienten
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