Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018

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Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
Zeitschrif t der Sonnweid AG
w w w. sonnweid .ch
Mai 2018

Sonnweid
das Heft
Nr. 9

Tun!
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
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Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
3   Sonnweid, das Hef t
    Nr. 9

    EDITORIAL                                          4                            14
                                                       ANGEHÖRIGE                   MEINUNG
                                                       Endstation                   Monika
    Was braucht es                                     Krankenhaus                  Schmieder
                                                       Uschi Entenmann              «Wir suchen immer»
    in der Pflege                                      4, 6, 10                     15
    und Betreuung?                                     UMFR AGEN                    PRA XIS
                                                       10, 11, 21, 24               Der Kopf
                                                       EPISODEN                     braucht
        Liebe Leserinnen, liebe Leser
                                                       9                            Hände
        In der aktuellen Ausgabe gehen wir der         WAS IST PFLEGE?              Michael Schmieder
    Personalsituation in der Pflege und Betreuung
    von Menschen mit Demenz auf den Grund.
                                                       Im Büro                      18
    Finden wir künftig noch Pflegende, die sich        stört kein                   MEINUNG
    dieser Aufgabe stellen wollen und können?          Bewohner                     Helena Zaugg
        Die Pflege und Betreuung von Menschen          Michael Schmieder            « Pflegefach personen
                                                                                    gehören zum Patienten»
    mit Demenz findet nicht in den Stationszim-        11
    mern an den Computern statt. Es braucht            AUSBILDUNG                   19
    Mitarbeitende, die sich mit dem Gegenüber                                       MEINUNG
                                                       Diskrepanz
    auseinandersetzen und die mit Menschen mit
                                                       zwischen                     Carlo Conti
    Demenz eine Beziehung eingehen. Dazu sagte                                      « Mehr prak tische
    neulich eine Mitarbeiterin: «Wir brauchen Kol-     Anspruch                     Ausbildung in den
                                                                                    Institutionen»
    leginnen und Kollegen, die keine Helden sind,      und
    die ihre Schwächen kennen und ihre Stärken                                      21
                                                       Wirklichkeit                 R ÄTSEL
    einbringen, die vorausdenken und beim Men-         Gerd Kehrein
    schen stehen. »                                                                 21
        Berufsverbände fordern gute Arbeits-                                        SONNWEID AK TUELL
    bedingungen, damit Pflegende möglichst                                          22, 23
    lange in ihrem Beruf bleiben. Bedingt kann                                      FILMTIPPS
    ich diese Forderungen unterstützen. Aber:                                       24
    Was heisst «gute Arbeitsbedingungen»? Wir                                       CAMPUS AK TUELL
    brauchen Pflegende, die bereit sind, Spät-,                                     24
    Nacht- und Wochenenddienste zu leisten.                                         EPILOG
    Menschen mit Demenz benötigen rund um
    die Uhr Betreuung. In diesem Spannungsfeld
    bewegen wir uns. Der Kostendruck wird grös-
    ser, Ressourcen und Mittel werden von einem
    zum anderen Kostenträger geschoben. Wo
    führt dies hin?
        Vielleicht haben Sie vor einigen Jahren
    « Silo 8 » von Karl Kühnes Gassenschau ge-
    sehen. Da ging es um das Altersheim der Zu-
    kunft. Die Bewohnenden wurden in Schubla-                 IMPRESSUM
    den versorgt, das Essen wurde über Trichter
    verabreicht und eine Waschstrasse sorgte für              HERAUSGEBER Sonnweid AG
    Sauberkeit. Wer weiss, vielleicht führt uns der           AUFLAGE 10 900 Exemplare
                                                              Erscheint zweimal jährlich
    Weg dorthin?
                                                              EINZELVERKAUF 2.– CHF
        Solche Gedanken verfliegen, wenn ich                  KONTAKT Sonnweid, Redaktion Das Heft,
    sehe, mit wieviel Herzblut in der Sonnweid ge-            Bachtelstrasse 68, 8620 Wetzikon,
    arbeitet wird. Unsere Lernenden, Pflegehilfen,            www.sonnweid.ch, dasheft@sonnweid.ch
    Pflegefachleute, unsere Mitarbeitenden im                 ADRESSÄNDERUNGEN dasheft@sonnweid.ch
                                                              REDAKTION Michael Schmieder (ms),
    Hausdienst, in der Lingerie, in der Aktivierung,          Martin Mühlegg (mm), Petra Knechtli (pk),
    in der Küche, in den Büros und am Empfang:                Gerd Kehrein (gk), Andrea Mühlegg (am),
    Sie alle begleiten unsere Bewohnenden auf                 Marcus May (may, contentgenerator.ch)
    Augen höhe mit viel Respekt und Würde. Ich                GESTALTUNG Bonbon – Valeria Bonin,
    bin guter Dinge, dass wir auch in Zukunft Men-            Diego Bontognali, Zürich (bonbon.li)
                                                              DRUCK Erni Druck und Media AG,
    schen finden, die sich dieser Aufgabe stellen!            Kaltbrunn (ernidruck.ch)
                                                              FOTOGRAFIE Véronique Hoegger, Zürich (ver.ch)
       Petra Knechtli, Heimleiterin Sonnweid                  ILLUSTRATION Julia Marti, Zürich (juliamarti.com)
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                      KOMMENTAR                               ANGEHÖRIGE

                      So manches
                      kostet kein
                      Geld
                                                              End-
                      Von Uschi Entenmann
                      Pflegekräfte verdienen zu wenig,
                      das steht ausser Frage. Dabei sind
                                                              station
                                                              Kranken-
                      sie oft im Laufschritt unterwegs,
                      arbeiten am Limit und sind gestresst.
                          Dennoch möchten wir erwar-
                      ten, dass sich Kliniken auf demenz-
                      kranke Menschen einstellen, auch

                                                              haus
                      wenn diese Patienten mehr Zeit
                      und Zuwendung benötigen. Ärzte
                      und das Pflegepersonal müssen
                      wissen, dass es für Demenzkranke
                      der pure Stress ist, im Kranken-
                      haus zu sein. Speziell im Stadium
                      der fortgeschrittenen Demenz darf       So segensreich moderne Apparaturen und ausgebil-
                      man sie auf keinen Fall mit einer       detes Personal in Kliniken sein können – Mitgefühl mit
                      Schlaftablette allein lassen. Sowie
                      sie aufwachen, sind sie orientie-
                                                              Patienten ersetzen sie nicht.
                      rungslos und voller Angst.              Von Uschi Entenmann
                          Übrigens: So manches kostet
                      kein Geld und kaum Zeit, ob die         Schon als ich die Tür zum Krankenzimmer öffne, spüre
                      Patienten nun demenzkrank sind          ich, dass etwas passiert ist. Meine Mutter, die mich
                      oder nicht: Einen Augenblick die
                      Hand halten, kann Wunder wirken.        sonst immer mit einem Lächeln begrüsst hat, liegt
                      Ebenso ein Lächeln übers Essens-        apathisch im Bett und schaut mich kaum an. Mein
                      tablett hinweg, beim Waschen,           Vater, den so leicht nichts aus der Fassung bringt,
                      Bettenmachen oder Temperatur-           steht am Fenster und blickt gestresst auf die Schwes-
                      messen.
                                                              ter, die gerade die Decke über die Beine meiner Mutter
                                                              schlägt – und über frische Blutflecken auf dem Laken.
                                                                  «Was ist denn hier los?», will ich wissen.
                                                                  « Wir mussten einen Katheter legen », sagt die
                                                              Schwester und geht raus.
                                                                  «Warum?», rufe ich ihr hinterher, aber sie ist schon
                                                              weg. Die Mutter ist demenzkrank, aber nicht inkon-
                                                              tinent. Mein Vater hebt ratlos die Arme, die Ärztin
                                                              habe das angeordnet.
                                                                  Bei meiner Mutter wurde vor acht Jahren Demenz
UMFR AGE                                                      diagnostiziert. Von da an wussten wir, warum ihr oft
                                                              Wörter fehlten, warum sie unsicher wirkte, wenn wir
Der Abschied von seinen drei                                  mit Freunden zusammensassen. Sie blieb lieb in ihrer
Söhnen war für einen Bewohner                                 Demenz, wurde bloss stiller. Schon immer war sie ein
jeweils schwierig und traurig.                                grundehrlicher Mensch und nicht in der Lage, Sympa-
Ich setzte mich mit dem Bewoh -
                                                              thie zu heucheln.
ner auf ein Sofa im Gang. Die
Söhne liefen den langen Gang                                      Jetzt wurde sie direkter: Die kann ich nicht leiden,
entlang und schauten immer                                    sagte sie über die Bekannte, die so viel redete. Du
wieder zurück. Wir verabschie-                                bist lieb, zum Enkel, der sich auf ihren Schoss setzte.
deten sie mit Händewellen und                                 Das schmeckt gut oder das mag ich nicht, beim Essen.
Hand küssen. Der Bewohner
lachte und be dankte sich. Un -
                                                              Und in der Badewanne konnte sie sich freuen wie ein
sere Be wohner wünschen sich                                  Kind: Schön warm!
nette Worte, herz liche Gesten,                                   Was Mutter Elke nicht mehr drauf hatte, über-
authen tische Be treuende,                                    nahm Vater Erich, immerhin schon achtzig Jahre
eine gute Ton lage, keine Baby-                               alt. Wäsche waschen, Betten beziehen, einkaufen,
sprache oder Bevormundung.
Rita Blattmann (51)                                           kochen. Bei allem, was er tat, stand sie neben ihm.
Fachfrau Gesundheit                                           Zog er seine Schuhe an, tat sie es auch. Setzte er
Porträt auf Seite 2                                           sich vor den Fernseher, setzte sie sich neben ihn. Sie
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
5   Sonnweid, das Hef t
    Nr. 9

                                                                               Als ich kurz vor 22 Uhr ins Zimmer komme, hat sich
                                                                               ein Drama abgespielt. Mein Vater berichtet, dass sie
                                                                               eine Infusion bekommen hat, die den Körper entwäs-
                                                                               sern soll. Folge ist, dass sie ständig aufs Klo muss.
                                                                               Einmal kommt die Schwester und hilft wegen der
                                                                               Infusion. Eine Viertelstunde später muss sie wieder.
                                                                               Schwester und Ärztin beschliessen daraufhin, einen
                                                                               Blasenkatheter zu legen. Die Schwester schiebt die
                                                                               Beine meiner Mutter auseinander, die von nackter
                                                                               Panik ergriffen wird, weil sie keine Ahnung hat, was mit
                                                                               ihr geschieht. Sie schubst die Schwester weg. Die wird

                                                           © Uschi Entenmann
                                                                               laut: Es müsse sein, sie solle stillhalten. Doch meine
                                                                               Mutter klammert sich an die Arme der Schwester, ruft
                                                                               «nein! », schaut flehend meinen Vater an, der hilflos
                                                                               dasteht. Die Schwester drückt ihr mit Kraft die Beine
    waren 55 Jahre verheiratet und unzertrennlicher denn
                                                                               auseinander und schiebt den Katheter trotz heftiger
    je. Hand in Hand gingen sie zum Bäcker, zum Arzt, in
                                                                               Gegenwehr in die Blase, es blutet, es tut weh.
    die Apotheke. Jeden Nachmittag spazierten sie durch
                                                                                   «Sie hat mich so verzweifelt angesehen», sagt mein
    Weinberge und Streuobstwiesen. Zusammen hatten
                                                                               Vater. «Ich hab nichts gemacht, ich dachte, das muss
    sie ein Geschäft aufgebaut und erfolgreich geführt.
                                                                               jetzt sein. »
    Ein Dreamteam. Vier Kinder, acht Enkel.
                                                                                   Ich bleibe bei ihr. Mein Vater fährt heim. Sie muss
        Weihnachten 2016 war ihr letztes und eines der
                                                                               wieder aufs Klo. Ich bitte die Schwester, den Kathe-
    schönsten Feste, weil so viel gesungen wurde und
                                                                               ter herauszunehmen. Sie tut es, als ich verspreche,
    zwei Enkel mit Gitarre und Klavier die Lieder beglei-
                                                                               zu bleiben und sie zur Toilette zu bringen. Sie muss
    teten. Stundenlang, weil dann die Oma lächelte und
                                                                               jede Viertelstunde. Warum, so frage ich mich, hat
    so glücklich aussah. Bis in den März hinein sangen
                                                                               man ihr ausgerechnet am Abend ein Entwässerungs-
    wir Weihnachtslieder, sie sass gelöst auf dem Sofa
                                                                               mittel gegeben?
    und sang mit.
        Doch der Samstag Ende Mai beginnt mit einem
    Misston. Wie an jedem Wochenende helfe ich meiner
    Mutter in die Badewanne. Es ist ein Ritual. Nach-
    dem sie sich ausgezogen und die Kleider ordentlich
    gefaltet in den Wäschekorb gelegt hat, steigt sie in
    die Wanne und lehnt sich zurück – schön warm! Ich
    wasche ihr die Haare und warte, bis sie wieder aus
    der Wanne will. Abtrocknen, eincremen, Fuss- und
    Fingernägel schneiden, du bist lieb. Wir benutzen
    Deo und einen Hauch Parfüm. « Damit du duftest für
    Papa», sage ich und sie lächelt. Im Wohnzimmer sagt
    er: « Du bist schön. »

                                                                                                                                      © Uschi Entenmann
        Alles wie immer. Ausser diesem tiefen und hart-
    näckigen Husten!
        Am Sonntagabend hat er sich so verschlimmert,
    dass mein Bruder Bernd unsere Mutter in die Not-
                                                                                   Im Laufe der Nacht muss ich zusehen, wie ihr die
    aufnahme einer Klinik bringt. Es ist nicht viel los, sie
                                                                               Kräfte schwinden. Am Morgen ist sie völlig erschöpft,
    sind bald dran: Blutabnahme, EKG und Röntgen. Zwei
                                                                               bemerkt nicht einmal, dass mein Vater wieder im Zim-
    Stunden später schickt er eine SMS: « Mama muss
                                                                               mer steht. Sie kann kaum noch gehen und sprechen.
    über Nacht hierbleiben. Sie hat Wasser in der Lunge
                                                                               Als wäre seit gestern Abend ein Hebel umgelegt.
    und wird punktiert. Danach Ultraschall. Sie geben ihr
                                                                                   In den folgenden Tagen werden ihre Lunge punk-
    ein Schlafmittel und meinen, das sei kein Problem. »
                                                                               tiert und vier Liter Flüssigkeit entnommen. Inzwi-
    Kein Problem?
                                                                               schen liegt sie auf der sogenannten Komfortstation,
        Mein Vater setzt sich sofort ins Auto und fährt
                                                                               die Zusatzversicherung meines Vaters trägt. Wir be-
    in die Klinik.
                                                                               kommen eine Schlafliege und können Tag und Nacht
        Ich simse zurück: « Die kennen sich nicht aus mit
                                                                               bei ihr sein. Aber sie wird immer schwächer. Dabei
    Demenz. Wenn sie aufwacht, kriegt sie Angst. Ich blei-
                                                                               fährt die Klinik alles auf, was ihre Apparate hergeben:
    be bei ihr. »
                                                                               Magnetresonanztomografie, Ultraschall, Elektro-
        Mein Bruder: « Sie haben mich aus dem Zimmer
                                                                               kardiogramm. Immer wieder.
    gescheucht, bin auf dem Rückweg. Papa ist bei ihr,
                                                                                   Wir richten einen Geschwister-Chat ein, auf der
    bis sie eingeschlafen ist. »
                                                                               wir uns gegenseitig informieren.
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
6

24. Mai, dritter Tag in der Klinik, ich schreibe: «Sie    UMFR AGE
verabschiedet sich. Sie isst und trinkt nicht, kauert
im Bett und döst, öffnet kurz die Augen und schaut        Eine Bewohnerin war krank und
verängstigt. Ich hab ihren Arm gestreichelt, sie hat      konnte sich kaum mehr bewegen.
                                                          Als ich sie pflegte, sprach ich
meine Hand weggeschoben. Das tat sie noch nie. Sie
                                                          mit ihr abwechslungsweise Italie-
ist anders. Sie isst weniger. Und noch vor vier Tagen     nisch und Deutsch. An ihrem Blick
konnte sie täglich stundenlang marschieren. »             erkannte ich, dass sie mich immer
    Nach fünf Tagen erklärt uns die Stationsärztin,       verstand. Plötzlich umarmte sie
dass wir heimgehen dürfen. Im Lungenwasser wären          mich ganz fest und sagte «Grazie».
                                                          Es ist wichtig, dass wir die Bewoh-
bösartige Krebszellen. Aber wir sollten auf den Chef-
                                                          ner während der Pflege informieren
arzt warten. Der kommt eine Stunde später mit jungen      und einbeziehen. Mein Motto sage
Ärzten im Schlepptau, wir sehen ihn zum ersten Mal.       ich mit den Worten von Patch
Ich frage ihn, was für einen Krebs meine Mutter hat. Er   Adams: «Wenn man eine Krankheit
bürstet mich regelrecht ab: Um das herauszufinden,        behandelt, gewinnt oder verliert man.
                                                          Aber wenn man einen Menschen
wären aufwändige, unangenehme und schmerzhafte            behandelt, gewinnt man immer.»
Untersuchungen nötig, ob wir das unserer Mutter           Rocco De Paolis (28)
wirklich noch zumuten möchten, in ihrem Zustand?          Pflegehilfe SRK
Man könne nichts mehr tun.                                Porträt auf Seite 1
    Ich habe trotzdem noch eine Frage. Wir wüssten
nicht, wie schnell das Wasser in die Lunge nachläuft.
Heute sei Freitag und ich hätte Sorge, dass wir am
Sonntag wieder in der Notaufnahme sein würden,
weil die Mutter keine Luft mehr kriegte.
    Er sei nicht der liebe Gott, herrscht er mich an,
woher er das wissen solle.
    Wir verlassen die Komfortstation und nehmen
meine Mutter mit.
    Daheim kümmert sich unser Hausarzt um sie –
ohne jede Apparatur, dafür behutsam und einfühl-
sam. Klaglos lässt sich unsere Mutter die Lungen
abhorchen und den Rücken abklopfen. Da sei kein
Wasser nachgelaufen, beruhigt er uns. Als ich vom
Katheter-Drama in der Klinik berichte, schüttelt er
nur den Kopf.
    « Ich päpple sie wieder auf», sagt mein Vater, der
wieder Hoffnung schöpft. Sie bekommt ein Pflegebett,
einen Rollstuhl und einen Lift für die Badewanne, aber
sie braucht nur noch das Pflegebett. Jeden Tag kom-
men Pflegerinnen der Sozialstation, drei freundliche
Frauen, die sich abwechseln. Sorgfältig und vorsich-
tig wird sie gewaschen. Jede erklärt meiner Mutter
leise, was sie als Nächstes tut, auch dann noch, als                     UMFR AGE
sie Morphiumpflaster bekommt und die Augen nicht
mehr öffnet. Auch unser Hausarzt schaut fast jeden                       Meine Eltern sind beide über 80
Tag herein.                                                              Jahre alt und leben in Indien. Sie
    So hat das lange Leben meiner Mutter noch ein                        sind noch selbstständig, werden
                                                                         aber eines Tages auf Hilfe ange-
versöhnliches Ende gefunden, als sie am 15. Juni um
                                                                         wiesen sein. Ich betreue und pflege
zwölf Uhr mittags aufhört zu atmen.                                      die Bewohnerinnen und Bewohner
                                                                         auf die Art und Weise, die ich meinen
                                                                         eigenen Eltern wünsche: Mit viel
                                                                         Liebe, Ruhe, Empathie, Verständ-
                                                                         nis und Kompetenz. Wir müssen
                                                                         alles dafür tun, dass der letzte
                                                                         Lebensabschnitt dieser Menschen
                                                                         schön sein kann. Wir müssen ihre
                                                                         Defizite begleichen und für sie
                                                                         sehen, hören, denken und spüren.
                                                                         Sebastine Pulickel (55)
                                                                         Stationsleiter, Fachmann
                                                                         Gesundheit
                                                                         Porträt auf Seite 7
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
7   Sonnweid, das Hef t
    Nr. 9
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
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Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
9     Sonnweid, das Hef t
      Nr. 9

WAS IST PFLEGE?                                           Immer wieder lesen wir Aufforderungen, die Pflege
                                                          müsse familienfreundlicher, entwicklungsfähiger,
                                                          und attraktiver gemacht werden. Ist dies möglich?

Im Büro                                                   Wenn ja, auf wessen Kosten? Pflegen findet beim
                                                          Menschen und für den Menschen statt – 24 Stunden
                                                          am Tag. Auch samstagabends, sonntagmorgens und
                                                          montagnachts. Die so wichtige pflegerische Bezie-

stört                                                     hung kann nicht auf familienfreundliche Arbeitszei-
                                                          ten reduziert werden. Ich zweifle daran, dass sie mit
                                                          einem zerstückelten 20-Prozent-Pensum möglich
                                                          ist. Derzeit wird so getan, als ob der angeblichen

kein Be-                                                  Attraktivität des Berufes alles untergeordnet wer-
                                                          den könne. Dies trifft genau die Menschen, die dafür
                                                          verantwortlich sind, dass Pflege unattraktiv ist: die
                                                          Kranken selbst.

wohner
                                                              Heute wechseln viele junge Pflegende nach der
                                                          Lehre den Beruf. Dies hat weniger mit der Aufgabe
                                                          an sich zu tun als vielmehr mit dem dauernd gehörten
                                                          Argument der Unattraktivität. In Organisationen, die
                                                          Kontrollfunktionen haben, finden diese unattraktiven
Managen, skillen, coachen und dokumentieren: Je           Dienste nicht statt. Noch nie wurde eine Rai-Kontrolle
höher der Ausbildungsgrad der Pflegenden, desto           (Resident Assessment Instrument) an einem Sonn-
weniger sind sie in Kontakt mit dem Patienten. Die        tag durchgeführt – weil die kontrollierende Pflege-
Beziehung zum kranken Menschen steht einem opti-          fachkraft einen Job hat, der nur an fünf Werktagen
mierten Gesundheitswesen diametral im Weg.                stattfindet, von 8 bis 17 Uhr. Der Lohn einer solchen
Von Michael Schmieder                                     Person ist vermutlich höher als jener einer Pflegen-
                                                          den, die im Heim arbeitet.
Wer pflegt uns in Zukunft? Wer pflegt uns heute? Wer          Im Umgang mit Menschen mit Demenz bestimmt
pflegte uns gestern? Wenn es eine Berufsgruppe auf        der Kranke, was geschieht und wie der Tagesablauf
die Titelseite der «Zeit» schafft, scheint Diskussions-   ist. Dafür braucht es keinen Laptop, kein Pad und
bedarf vorhanden zu sein. Wenn es in der Schweiz          kein Smartphone. Der Kranke braucht einfach den
eine Verfassungsinitiative zur Pflege gibt, scheint das   Menschen.
Thema Aktualität zu haben. Es gibt jedoch eine an-
dere pflegerische Aktualität, die es weder auf die           Störungen sind unser
Titelseiten schafft noch in der Verfassungsinitiative        täglich Brot
vorkommt. Es geht um die Frage, was man unter Pfle-
ge versteht und wie das System Pflege funktionieren       Wer Menschen mit Demenz nahe sein will, wird sehr
kann. Ich behaupte, dass derzeit viel dafür getan         oft mit Störungen konfrontiert. Diese entstehen, weil
wird, dass es nicht funktioniert. Die Langzeitpflege      unterschiedliche Wirklichkeiten vorhanden sind und
geht vor die Hunde.                                       gelebt werden. Pflegende müssen in der Lage sein,
                                                          solche Störungen in einem frühen Stadium zu erken-
   Der Beziehung steht                                    nen. Sie begleiten den Menschen auf Augenhöhe. Sie
   viel im Weg                                            bewältigen Konflikte, fördern das Zusammenleben
   Pflegen heisst, Beziehung zu leben. Heute steht        und entwickeln Lösungen. Sie anerkennen die Anders-
dieser Beziehung sehr viel im Weg. Die Ausbildungs-       artigkeit von Menschen mit Demenz und begegnen
schwerpunkte sind auf die Beschreibung des Pflege-        ihnen mit Respekt, Toleranz und Vertrauen.
prozesses gerichtet und nicht auf die Beziehung zwi-          In diesem Umfeld muss nicht zuerst ein Prozess
schen Pflegenden und Patient. Pflege findet mehr und      beschrieben werden. Es braucht auch keine stan-
mehr im Büro und nicht beim Kranken statt. Je höher       dardisierte Pflegeplanung, sondern Menschen, die
der Ausbildungsgrad, desto weniger Patientenkon-          wissen, was zu tun ist. Menschen, für die es natür-
takt. Heute wird gemanagt, gecoacht, standardisiert,      lich und sinnhaft ist, Bedürftige und Notleidende zu
geskillt, beschrieben, dokumentiert – sogar wenn die      begleiten. Diese Kompetenzen werden durch zu viel
delegierte Hilfskraft die Bettdecke aufschüttelt. Die     System zerstört und kommen in der Ausbildung zu
Tätigkeiten werden dorthin verlegt, wo kein Bewohner      kurz. Man bezeichnete diese Kompetenz einmal als
stört: ins Büro.                                          «gesunden Menschenverstand». Aber dieser scheint
                                                          mehr und mehr zu verschwinden.
Sonnweid das Heft Nr. 9 - Tun! - Zeitschrift der Sonnweid AG www.sonnweid.ch Mai 2018
10

Als Führungspersonen kennen wir ein Phänomen:                  EPISODE
Wenn (zu) viel Personal da ist, wird weniger fokussiert
gearbeitet. Es geht mehr vergessen, und der Einzelne           Herr B. steht schräg an einer Kom-
hat weniger Verantwortung fürs Ganze. In Rappor-               mode, klammert sich daran fest
                                                               und blättert in einer Illustrierten.
ten, Instruktionen und Besprechungen gibt es mehr
                                                               Die Pflegerin will ihm seine Medi-
Informationen auszutauschen. Und die Führungsar-               kamente geben . Er lässt es an-
beit findet noch mehr im Büro statt – und weniger              standslos mit sich geschehen,
draussen bei den Menschen, die pflegen. Darunter               schluckt und blättert weiter. Wenn
leiden auch die Wertschätzung und der Teamgeist.               er sich hinsetzt, bekommt er etwas
                                                               zu trinken. Er weigert sich und
Es entsteht kaum mehr ein Gefühl im Sinne von «wir
                                                               bleibt stehen. Sie versuchen es zu
sind diejenigen, die es können und schaffen».                  zweit, doch er lässt sich nicht
                                                               bewegen. Eine der beiden umfasst
   Verschanzen hinter                                          seine Hände, beginnt rhythmisch
   Formalkorrektheit                                           zu zählen: Eins, zwei, eins, zwei,
                                                               sie wiegt ihren Oberkörper hin und
                                                               her. Herr B. nimmt den Rhythmus
Die Beziehung zum kranken Menschen steht einem                 auf – eins, zwei, eins, zwei. Es ent-
optimierten Gesundheitswesen diametral im Weg.                 steht ein Tanz zwischen den beiden.
Regulierungen ziehen noch mehr Fragen nach sich.               Langsam setzt er sich in Bewe-
Die Mitarbeitenden verschanzen sich hinter Formal-             gung, folgt den leichten Schritten
                                                               seiner Tanzpartnerin. Er darf sich
korrektheit und verlieren das Wohl des Bewohners aus           zu den Frauen setzen. Das scheint
den Augen. Die immer grösser werdende Bürokratie               für den Augenblick zu wirken,
erlaubt den Rückzug aus der menschlichen Bezie-                Herr B. strahlt übers ganze Gesicht.
hung. Und wir kommen wieder zur Unattraktivität des            (may)
Pflegeberufes: Auf den «Zwang», Beziehung zu leben,
wollen sich immer weniger Menschen einlassen. Die
Kontroll- und Regulierungswut verhindert schon in
den Grundzügen jegliche Beziehungsarbeit. Die Mit-                                 UMFR AGE
arbeitenden sind deshalb dauernd damit konfrontiert,
dass « Büro vor Pflege» und « Maschine vor Mensch»                                 Manchmal braucht es nur einen
die Maximen unserer Zeit sind.                                                     kleinen Input von mir, damit die
                                                                                   Bewohner etwas selbst machen
                                                                                   können. Solche Momente richtig
                                                                                   einzuschätzen braucht viel Ein-
                                                                                   fühlungsvermögen. Ich darf die mir
                                                                                   anvertrauten Menschen nicht
                                                                                   überfordern, aber auch nicht un-
                                                                                   terfordern. Wenn ich selbst einmal
                                                                                   Hilfe brauche, möchte ich ganz
                                                                                   einfach als Mensch ernst genom-
                                       EPISODE
                                                                                   men werden. Ich will jemanden an
                                                                                   meiner Seite haben, der mich in
                                       Herr D. sitzt allein auf dem Sofa.          den Situationen unterstützt, die
                                       Er versucht aufzustehen und gibt            ich selbst nicht bewältigen kann.
                                       nach zwei, drei Versuchen wieder            Dazu wünsche ich mir eine gedul-
                                       auf. Hilft ihm denn niemand? Herr D.        dige und liebe Person.
                                       schafft es meistens allein. Die             Alice Spühler (47)
                                       Pflege will es vermeiden, ihm dau-          Pflegehilfe
                                       ernd unter die Arme zu greifen.             Porträt auf Seite 8
                                       Hier das richtige Mass zu finden
                                       ist schwierig, denn Herr D. ist sehr
                                       sturzgefährdet. Er fällt immer
                                       wieder hin, wenn man ihn einfach
                                       machen lässt. Zum Glück ist er
                                       wie eine Katze, wenn er stürzt, er tut
                                       sich ganz selten weh dabei. Man
                                       muss ihn vor sich selbst schützen,
                                       die Balance finden zwischen aktiver
                                       Unterstützung und Beobachtung
                                       und erst dann eingreifen, wenn es
                                       nicht mehr anders geht. Einen
                                       eigenen Rollator hat er nicht, sonst
                                       würde er sich der Beobachtung ent-
                                       ziehen und noch öfter hinfallen.
                                       Deshalb ist es besser, ihn in der Nähe
                                       zu behalten. (may)
11     Sonnweid, das Hef t
       Nr. 9

                                        AUSBILDUNG                                Ganzheitlichkeit
                                                                              Pflege und Betreuung von Men-
                                                                              schen mit Demenz bedingen ganz-
                                        Diskrepanz                            heitliches Denken und Handeln.
                                                                              Der Betreute verliert in der Regel
                                        zwischen                              die Fähigkeit, in unseren Katego-
                                        Anspruch und                          rien von Zuständigkeiten und Kom-
                                                                              petenzen zu denken – er erlebt ein
                                        Wirklichkeit                          Gegenüber und erwartet von die-
                                                                              sem die Art von Begleitung, welche
                                                                              er im Moment braucht. Wir können
                                        Bildung soll zukünftige Berufsleute   diesem Bedürfnis nur dann gerecht
                                        auf den Alltag vorbereiten und sie    werden, wenn wir die schar fen
                                        zur Erfüllung der an sie gestellten   Grenzen der Zuständigkeit für
                                        Anforderungen befähigen. So weit,     verschiedene Aufgaben und Tätig-
                                        so gut. Wird die heutige Pflegeaus-   keiten möglichst weit auflösen.
                                        bildung diesem Anspruch gerecht?      Pflegende erfüllen die gestellten
                                        Der Versuch einer Analyse.            Aufgaben bei einer betreuten Per-
                                        Von Gerd Kehrein                      son möglichst umfassend.

                                        Pflege und Betreuung brauchen             Respekt
                                        kompetente Mitarbeitende. Im          Pflege und Betreuung von Men-
                                        Hinblick auf die individuellen        schen mit Demenz basieren auf
                                        Bedürfnisse unserer Bewohnen-         Respekt. Respekt einem anderen
                                        den bedeutet kompetent für uns        Menschen gegenüber – unab hän-
                                        zweier lei : Die Mitarbeitenden       gig davon, wie sich dieser Mensch
                                        müssen den Anforderungen ge-          verhält und welche Veränderungen
                                        recht werden können und wollen.       er zeigt. Dieser Respekt muss in je -
                                        Nur wenn sie sich mit dem, was        dem von uns tief verankert sein – im
                                        die Demenz in all ihren Facetten      Denken, Reden und Handeln.
                                        mit sich bringt, gerne auseinan-
                                        dersetzen, können sie ihre Arbeit        Fachlichkeit
                                        auf Dauer auch gut machen. Wie        Pflege und Betreuung von Men-
                                        sehen diese Anforderungen nun         schen mit Demenz benötigen pfle-
                                        aus? Was erwartet Pflegende in        gerische Fachlichkeit – in all ihren
EPISODE
                                        der Begleitung von Menschen mit       Ausprägungen: erfassen, analysie-
                                        Demenz?                               ren, bewerten, ausführen, wissen,
Eine gut gelaunte Betreuerin
tritt in den Aufenthaltsraum.                                                 dokumentieren, informieren, or-
Sie spricht drei Bewohner und eine         Beziehung                          ganisieren, zusammenarbeiten,
Bewohnerin mit Namen an und sagt:       Pflege und Betreuung von Men-         handeln, verbessern, führen, ein-
«Wir gehen jetzt turnen!» Die an-       schen mit Demenz drehen sich im       schätzen und so weiter. All diese
gesprochenen Bewohner erheben
                                        Kern immer um Beziehung. Bezie-       Fähigkeiten sind nötig, um der
sich von ihren Stühlen und folgen
der Betreuerin zum Lift. Die drei       hung als elementares menschliches     Verantwortung für einen anderen
Herren reissen Sprüche, die Dame        Grundbedürfnis, welches im Ver-       Menschen, der diese für sich selbst
lacht. Das lustige Grüppchen kommt      lauf der demenziellen Entwicklung     nicht mehr übernehmen kann, ge-
im oberen Stock an und begibt           von den Betroffenen meist nicht       recht zu werden. Sie sind aber im
sich in die grosse Wohnküche, wo
                                        mehr aktiv gestillt werden kann.      Hinblick auf die jeweils dafür ein-
das Turnen stattfinden soll. Dort
stellt sich heraus, dass die Vortur-    Pflegende sind in dieser Hinsicht     zusetzende Zeit unterschiedlich zu
nerin ausgefallen ist. «Ich lade Sie    zweifach gefordert. Sie müssen        gewichten.
alle herzlich zu einem Tee ein», sagt   bei jedem gegebenen Kontakt zu
die Betreuerin, die gerade in der       den betreuten Menschen den Be-            Akzeptanz
Küche beschäftigt ist. Die Gäste
sind amüsiert und treten an die The-
                                        ziehungsaspekt, und nicht die ge-     Pflege und Betreuung von Men-
ke, wo sie Tee bekommen. Nach           plante Handlung, in den Vorder-       schen mit Demenz widersprechen
zehn Minuten sind die Gläser leer,      grund stellen. Und sie müssen über    in mancher Hinsicht pflegerischen
und die Betreuerin führt das gut        die geplanten Handlungen hinaus       Grundabsichten – und dies muss
gelaunte Grüppchen zurück. Zwei         das Erleben von Beziehung möglich     akzeptiert werden. Hervorzuhe-
Herren gehen von dort aus spazie-
ren, ein Herr und die Dame setzen       machen. Pflegende müssen prä-         ben sind hier die beiden Gesichts-
sich wieder in den Aufenthaltsraum.     sent sein, sie müssen im Alltag der   punk te der Unheilbarkeit (wir
(mm)                                    betreuten Menschen spürbar sein.      müs sen akzeptieren, dass wir das
12

Fortschreiten der demenziellen         • stellt Pflegediagnosen      Welches Bild einer Pflegenden
Veränderungen in den allermeis-                                      wird hier skizziert? Welches Bild
ten Fällen nicht aufhalten können)     • setzt Ziele                 von Pflege hat die Person, welche
und der Verabschiedung aus un-           und plant Pflege            während ihrer Ausbildung all diese
serem System von Normen und                                          Fähigkeiten entwickelt hat, oder
Regeln (wir müssen die « neuen »       • organisiert pflege-         zumindest entwickeln sollte? Ist
Normen und Regeln, welche sich           rische Interventionen,      das die Pflegende, welche den
die Betreuten selbst geben, als für      führt sie durch             oben beschriebenen Anforderun-
sie gültig akzeptieren – auch wenn                                   gen gerecht werden kann und will?
sie unseren Vorstellungen häufig       • überwacht auf der
widersprechen).                          Basis wissen schaft-            Nur im Nebensatz
    So weit zu den Ansprüchen,           licher Erkenntnisse             ausführend
beziehungsweise zu dem, was                                          Wir glauben nicht daran. Wir se-
Pflegende in der Betreuung von
                                         und mit Hilfe evidenz-      hen in diesem Berufsprofil zu
Menschen mit Demenz erwartet.            basierter Kriterien         viel Kopf und zu wenig Hand und
Nun zu der Frage, wie die heuti-                                     Herz. Pflege und Betreuung von
ge Ausbildung auf diese Realität
                                       • überprüft                   Menschen mit Demenz brauchen
vorbereitet. Mit welchem Bild von        die Wirksamkeit             den Kopf und damit die intellek-
Pflege und mit welchen Kompe-
tenzen treten neue Pflegefachper-
                                       • beendet                     tuellen Fähigkeiten, dies wollen
                                                                     wir nicht anzweifeln. Das heutige
sonen heute in den Beruf ein?
                                         den Pflegeprozess           Berufsprofil zeichnet aber ein Bild,
                                       • gestaltet Aus- und          das die intellektuellen Fähigkeiten
Der aktuell gültige Rahmenlehr-                                      zu stark gewichtet und die aus-
                                         Übertritte
plan beschreibt als Teil des Berufs-                                 führenden « handwerklichen »
profils die beruflichen Aufgaben       • dokumentiert Aspekte        Fähig keiten nur noch im Neben-
der Pflegenden in zehn Arbeits-          des Pflegeprozesses         satz («führt sie durch») erwähnt.
prozessen. Ein Blick auf die darin                                   Wir erkennen hier das Bild einer
aufgeführten Tätigkeiten zeigt         • schafft und unterhält       Pflegenden, welche organisiert,
Folgendes:                               eine empathische            plant, verantwortet, überwacht,
                                                                     bewertet, dokumentiert, gestal-
                                         und vertrauens-
   Die diplomierte Pflege-                                           tet, führt – und dann irgendwann
   fach person erledigt                  fördernde Beziehung         dazwischen auch noch eine pfle-
   gemäss Rahmenlehrplan
   nur 3 bis 4 Prozent ihrer
                                       • gewährleistet               gerische Tätigkeit, bei der sie tat-
                                                                     sächlich Kontakt zu der gepflegten
   Arbeiten mit den Händen.
                                         den Informationsfluss       Person hat, ausführt. Diese Pfle-
   Der Rest ist Kopfarbeit.            • bildet sich weiter          gende wird unserem Anspruch vor
                                                                     allem im Hinblick auf Beziehung,
• führt ein Assessment                 • nimmt Lehr- und An-         Ganzheitlichkeit und Akzeptanz
  durch                                  leitungsfunktion wahr       nicht gerecht.
                                                                         Zum Glück gelingt es der Aus-
• erfasst und beurteilt                • übernimmt die               bildung aber nicht immer, die Aus-
  die Situation,                         fachliche Führung           zubildenden so zu formen, wie es in
  die Biografie,                                                     den entsprechenden Grundlagen-
  die Krankengeschichte                • nimmt berufspädago-         papieren definiert ist. Zum Glück
                                         gische Aufgaben wahr        gibt es auch heute noch Auszubil-
• schätzt den Pflegebe-                                              dende, welche bei all den intel-
  darf ein                             • arbeitet effizient intra-   lektuellen Ansprüchen das nicht
                                         und interprofessionell      vergessen, was im Zentrum unse-
• identifiziert und                      zusammen                    res Berufes stehen sollte, und was
  beur teilt Gesundheits-                                            meist auch zum Entscheid für diese
  probleme                             • gestaltet Rahmen -          Berufsausbildung geführt hat: das
                                         bedingungen                 « Caring».

                                       • trägt zum effizienten
                                         Ablauf administrativer
                                         Prozesse bei
13   Sonnweid, das Hef t
     Nr. 9
14

MEINUNG                                  Das ist ein Widerspruch.                Wie wird sich die
                                         In einer HF-Ausbildung wird             Personalsituation in der
                                         man darauf vorbereitet,                 Zukunft entwickeln?
«Wir suchen                              Verantwortung zu tragen …           Ich glaube nicht, dass sich sehr viel
                                      Zu uns kommen vor allem Pflegen-       ändern wird. Die meisten FaGe und
immer»                                de, die viele Jahre im Akutbereich     FaBe wird man auch in der Zukunft
                                      gearbeitet haben. Sie wollen in eine   eher für kurze Zeit anstellen kön-
Monika Schmieder kümmert sich         Richtung gehen, wo es ruhiger ist      nen. Das Problem sind mehr die HF.
als Mitglied der Geschäftsleitung     und wo man weniger Verantwortung
in der Sonnweid ums Personal. Es      tragen muss. Die Geriatrie funktio-        An welchen Schrauben
ist für sie eine Herausforderung,     niert zwar langfristig und mehr auf        würden Sie drehen, wenn
diplomierte Pflegefachpersonen        der Beziehungsebene. Aber es ist           Sie Bildungs- und Gesund-
HF (Höhere Fachschule) zu finden.     nicht ruhig. Und man muss hier viele       heitspolitikerin wären?
                                      Entscheidungen treffen. Die Rück-      Das Berufsbild der HF ist hoch ge-
                                      sprache mit dem Arzt ist nicht so      stellt. Fünf bis sechs Jahre Ausbil-
                                      einfach wie im Spital.                 dung ist eine sehr lange Zeit, mit
                                                                             kleinem Verdienst und hohen An-
                                          Wie sieht es bei den               forderungen. Ich würde die Hürden
                                          Fachpersonen Gesundheit            weniger hoch stellen. Ich würde ver-
                                          und Betreuung                      suchen, das Gefälle zwischen den
                                          (FaGe und FaBe) aus?               Berufen kleiner zu machen. Ich
                                      Wir bekommen viele Bewerbungen.        würde auch hinterfragen, ob es
                                      Sehr häufig sind es junge Men-         sinnvoll ist, dass 25 Prozent unse-
                                      schen, die eben die Ausbildung ab-     rer Betreuenden und Pflegenden
                                      geschlossen haben. Meist bleiben       HF sein müssen.
                                      sie nicht lange, weil sie sich wei-
                                      terbilden möchten. Die Lehre zur
                                      FaGe oder FaBe ist für die meisten
                                      eine Grundausbildung, nach der
                                      man sich weiterbildet. Das ist für
   Das Heft: Haben Sie im             uns als Institution schade.
   Moment offene Stellen?
Monika Schmieder: Seit vier Wo-          Das ergibt eine hohe
chen haben wir ein Inserat draus-        Fluktuation …
sen für eine diplomierte Pflege-      Bei unserer Grösse mit 160 Be-
fachperson HF. Wir haben erst         treuenden und Pflegenden gibt es
drei Bewerbungen erhalten. Zwei       immer wieder Wechsel. Wir suchen
haben nicht die gefragte Ausbil-      immer, auch wenn keine Stellen frei
dung, die dritte Person hat eine      sind. Alle Bewerbenden, die wir in-
Bewerbung geschickt, die unseren      teressant finden, laden wir ein. Wir
Anforderungen nicht genügt.           können sie dann einstellen, wenn
                                      eine Stelle frei wird. Wir können es
   Warum melden sich nicht            uns nicht erlauben, zu warten.
   mehr Leute?
Ich sehe, dass viele Pflegefachper-       Wie ist es mit den
sonen HF lieber in einer Arztpraxis       Pflegehilfen SRK?
oder bei Krankenversicherungen        Hier bekommen wir sehr viele Be-
arbeiten. Einige wollen nicht mehr    werbungen. Ihr Niveau ist sehr
Schicht arbeiten. Ich stelle auch     unterschiedlich. Im letzten Jahr
fest, dass es mehr Menschen gibt,     konnten wir hervorragende Leute
die nicht zu viel Verantwortung       einstellen, die viel Erfahrung ha-
tragen wollen.                        ben. Die Jungen können wir nicht
                                      so lange halten, die wollen Ausbil-
                                      dungen machen und sich weiter-
                                      entwickeln. Aber sie sind spannend
                                      fürs Team.
15         Sonnweid, das Hef t
           Nr. 9

PRA XIS                                                                                         in den Tag zu kreieren – für Frau Moser, Ashgar und
                                                                                                mich. Ich bin stolz darauf, dabei gewesen zu sein.
                                                                                                Es wäre einfacher gewesen, Frau Moser im Bett zu
Der Kopf                                                                                        pflegen. Doch ihr Wunsch, sich zu bewegen und zu
                                                                                                gehen, erschwert diese Arbeit. Er erfordert von den

braucht Hände                                                                                   Pflegenden Können und Gelassenheit.
                                                                                                    Jetzt gehen wir zu Herrn Volpi*. Der ehemalige
                                                                                                Offizier mit dem asketischen Kopf liegt quer über
                                                                                                zwei Betten verteilt. Wir nehmen ihn so auf, dass wir
Für kranke Menschen ist es nicht relevant,
                                                                                                das zweite entfernen können. Meine Aufgabe ist es,
dass Pflegende ein Diplom in der Tasche haben.
                                                                                                ihn nass zu rasieren. Ich hatte immer das Gefühl, wir
Von Michael Schmieder
                                                                                                Männer könnten dies besser als Frauen, da wir wis-
                                                                                                sen, wie es sich anfühlt. Heute bin ich mir nicht mehr
Ich weiss nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen
                                                                                                so sicher, obwohl es mir nicht schlecht gelang.
Bewohner der Sonnweid beim Aufstehen unterstützt
                                                                                                    Nach zwei Stunden ist mein Einsatz auf der Sta-
und gepflegt habe. Theoretisch kann ich gut von Em-
                                                                                                tion beendet. Ich habe viele positive Eindrücke ge-
pathie sprechen – von «sich ganz hineinbegeben in
                                                                                                sammelt. Trotzdem bin ich in der Meinung bestärkt,
die Beziehung», von «dem Menschen auf Augenhöhe
                                                                                                dass im Gesundheitswesen vieles nicht mehr stimmt.
begegnen», wie ich das oft blumig umschreibe. Meine
                                                                                                    Was macht Langzeitpflege aus? Man kann dar-
Beispiele sind alt, und das ist nicht gut. Deshalb gehe
                                                                                                unter verstehen, dass jemand über lange Zeit, über
ich wieder einmal als Pflegender für zwei Stunden auf
                                                                                                Wochen, Monate oder Jahre, Pflege braucht. Man
eine Station. Eines vorneweg: Eine Hilfe war ich nicht.
                                                                                                kann darunter auch verstehen, dass jemand viel
Aber ich durfte Menschen kennenlernen und staunen.
                                                                                                Zeit benötigt, um gepflegt zu werden. Unter Pflege
Ich bin mit Asghar auf dem Weg zu Frau Moser*.
                                                                                                ist alles zu verstehen, was der pflegebedürftige
Asghar flüchtete vor 20 Jahren aus dem Iran in die
                                                                                                Mensch braucht. Wenn er alles bekommt, geht es
Schweiz. Er arbeitet seit einigen Monaten bei uns.
                                                                                                darum, wie die Pflege ausgeführt wird. Dieses «Wie»
Wir kommen uns rasch näher, duzen uns und tau-
                                                                                                ist von zwei Dingen abhängig: vom Pflegenden als
schen Grundinformationen aus. Diese Nähe braucht
                                                                                                Menschen und von seiner fachlichen Kompetenz. Mit
es, wir sind ja ein Team. Im Zimmer nehme ich den im
                                                                                                den derzeitigen Quoten von diplomiertem und aus-
Gedächtnis eingebrannten Geruch der Inkontinenz
                                                                                                gebildetem Personal (Höhere Fachschule, Fachhoch-
wahr. Frau Moser liegt auf einer Matratze auf dem
                                                                                                schule, Fachfrau Gesund heit, Fachfrau Betreuung)
Boden. Ihr Gesicht ist an verschiedenen Stellen blau
                                                                                                und von Pflegehilfen wurde eine Hierarchie zemen-
unterlaufen. Sie hatte viele Stürze. Wir haben die da-
                                                                                                tiert. Diese Hierarchie bringt zum Ausdruck, was man
raus resultierenden Dilemmata Anfang Woche in der
                                                                                                gerne verschweigen würde: je mehr Hand, desto tiefer
Ethikkommission besprochen. Wir haben überlegt,
                                                                                                in der Hierarchie. Je mehr Kopf, desto weiter oben. Je
wie wir ihre Situation verbessern können.
                                                                                                weiter oben, desto mehr Lohn, Büro, Computer und
    Asghar und ich stellen uns vor und sagen, warum
                                                                                                Abschottung vom Bewohner.
wir da sind. Schon beim ersten Anfassen gibt Frau
                                                                                                    Beziehung findet nur beim Tun statt, nirgendwo
Moser einen grellen Laut von sich. Asghar sagt, dies
                                                                                                anders. Das bedeutet, dass wir diese Beziehung,
sei immer so. Wir helfen Frau Moser beim Aufstehen
                                                                                                die angeblich so hoch gewichtet wird, letztendlich
und begleiten sie langsam ins Badezimmer. Sie geht
                                                                                                preisgeben, als Opfer der Hierarchie. Den Pflegehil-
sehr wackelig. Wir setzen sie aufs WC. Anschliessend
                                                                                                fen stellen wir Study nurses zur Seite oder APN (Ad-
will ich loslegen. Doch Asghar weiss besser, wie man
                                                                                                vanced practise nurses), damit sie wissen, wie Bezie-
mit Frau Moser umgeht. Er beginnt mit dem Waschen
                                                                                                hung gestaltet werden soll. Die kantonalen Vorgaben
und der Pflege. Ich stehe daneben und staune ob
                                                                                                zementieren diesen Ablauf. Im Verhältnis zu jenen,
seiner hohen Empathie und zugewandten Routine.
                                                                                                die an der Basis arbeiten, haben wir ein Heer von
Damit vermittelt er Frau Moser das Gefühl, dass es
                                                                                                Hochqualifizierten. Diese Hochqualifizierten müssen
hier nur um sie geht. Ihr Gesicht entspannt sich, ein
                                                                                                täglich (ausser samstags und sonntags, da haben sie
Lächeln entsteht, sie sagt ihre ersten Worte des Tages.
                                                                                                frei) sich selbst und den unterstellten Mitarbeitenden
    Hier geschieht Beziehung auf Augenhöhe. Sicher
                                                                                                beweisen, dass es sie braucht, damit alle ihre Arbeit
kann nur wirken, wer sicher ist, kommt mir in den Sinn.
                                                                                                verrichten können. Was die Pflege an der Basis aus-
Asghar ist sicher, er informiert fortlaufend, gezielt
                                                                                                macht, nämlich Beziehung durch Begegnung und ge-
und verständlich. Meine Fragen kann er begründet
                                                                                                meinsame Aktivität, wird ausgeblendet.
beantworten, und ich geniesse die Lehrstunde in der
                                                                                                    Am Ende meines Einsatzes dankte ich Asghar für
Praxis. Frau Moser redet jetzt entspannt mit uns. Wir
                                                                                                eine Einsicht, die jenseits aller Theorie und Pflege-
schauen gemeinsam im Spiegel die Blutergüsse an
                                                                                                modellen liegt: Beziehung braucht Herz, Kopf und
und lachen über die schlechte Schminke. Wir schaf-
                                                                                                Hände. Sie ist Ausdruck einer wohlwollenden, zuge-
fen es zu dritt, aus dem Waschen einen guten Start
                                                                                                wandten Begegnung. Ob Ashgar ein Diplom hat, war
* N am e n d e r B ewo h n e r s in d a u s Pe r sö n lic h ke it s sc h utz g e än d e r t .   weder für Frau Moser noch für Herrn Volpi relevant.
16
17   Sonnweid, das Hef t
     Nr. 9
18

MEINUNG                                  Da gibt es je nach Versorgungsbe-     der Revision des Rahmenlehrplans
                                         reich ein grösseres Problem. Man      Mitsprache und wird bessere For-
                                         hat oft die Zeit nicht mehr, um       mulierungen vorschlagen.
«Pflegefach-                             menschengerecht zu pflegen. Alte
                                         Menschen brauchen mehr Zeit. Die          Welche Verbesserungen
personen                                 Frage ist, wie und wo man Perso-          streben Sie mit Ihrer im
gehören zum                              nen mit unterschiedlichen Berufs-
                                         profilen am besten einsetzt, um
                                                                                   Herbst 2017 eingereichten
                                                                                   Pflegeinitiative an?
Patienten»                               effizient ein optimales Resultat      Eines der Hauptziele ist die Aus-
                                         für den Patienten zu erreichen. Es    bildung. Sie ist mit der neuen Bil-
                                         ist auf den Abteilungen eine gros-    dungssystematik vor 15 Jahren ver-
Helena Zaugg will als Präsidentin        se Herausforderung, den Alltag zu     ändert worden. Dies schlägt sich
des Schweizer Berufsverbandes            organisieren.                         jetzt in Personalmangel nieder.
der Pflegefachfrauen und Pflege-                                               Früher hatte man mehr Freiheiten,
fachmänner (SBK) die Pflegebe-               Müssten die Ausbildungen          man konnte bis zum Ausbildungs-
rufe attraktiver machen.                     gesplittet werden? Braucht        beginn mit 18 Jahren tun, was man
                                             es Spezialisten fürs Akutspital   wollte. Die HF-Studierenden müs-
                                             und für die Pflege von            sen zwei Jahre lang mit einem Lohn
                                             Menschen mit Demenz?              von rund 1000 Franken pro Monat
                                         Das ist eine sehr schwierige Frage.   auskommen. Die berufsbegleiten-
                                         Ich glaube, dass es besser ist,       de Variante mit höherem Lohn ist
                                         wenn man in der Grundausbil-          sehr streng, da gibt es viele Aus-
                                         dung zur Pflegefachperson einen       bildungsabbrüche. Junge FaGe
                                         Grundstock an Demenzwissen ver-       sagen mir: « Ich muss runter mit
                                         mittelt – so wie man auch vermit-     dem Lohn. Nach zwei Jahren an-
                                         telt, wie Menschen mit Kreislauf-     spruchsvoller Ausbildung verdiene
                                         krankheiten zu pflegen sind. Denn     ich nur wenig mehr als heute, muss
                                         Demenzpatienten sind in allen         aber mehr Verantwortung tragen.
                                         Bereichen anzutreffen. Nachher        Das ist nicht attraktiv. »
                                         braucht es eine Spezialisierung.
                                                                                   Wie wollen Sie
                                             Gemäss Rahmenlehrplan                 dies ändern?
                                             (siehe Artikel auf Seite 12)      Wir erwarten, dass der Ausbildungs-
                                    PD

    Das Heft: Haben sich die                 werden die Pflegenden             lohn bei den HF besser wird. Die
    Anforderungen an die                     HF kaum noch am Bett              meisten von ihnen bringen ja ihren
    diplomierten Pflegenden HF               gebraucht. Macht dies Sinn?       Arbeitgebern als ausgebildete
    in der jüngeren Vergangenheit        Pflegefachpersonen HF und FH          FaGe und FaBe einen Mehrwert.
    verändert?                           werden noch immer für die Pra-        Wir machen damit Druck, dass
Helena Zaugg: Die demografische          xis am Bett ausgebildet, sie gehö-    mehr Leute ausgebildet werden.
Entwicklung, Finanzierungsmodel-         ren zum Patienten. Für sie bringt     Zudem braucht es Vereinbarkeit
le und die Fortschritte in der Medi-     ihr Wissen und Können einen           von Beruf, Familie und Privatleben.
zin sind die grössten Treiber für die    Nutzen. Weil die administrativen      Es geht nicht, dass Krippenplätze
Veränderungen. Die Kosten sollen         Aufgaben zunehmen und Perso-          nur von 8 bis 17 Uhr zur Verfügung
gesenkt werden oder zumindest            nalmangel besteht, nimmt man          stehen. Es geht auch nicht, dass
nicht steigen. Die Spitalaufent-         sie in vielen Betrieben weiter vom    der Arbeitgeber am Abend vorher
halte sind kürzer geworden, damit        Patienten weg. Das ist eine unge-     anruft und sagt, man müsse mor-
sind die fachlichen Anforderungen        sunde Entwicklung. Man müsste         gen arbeiten. Es braucht bessere
in allen Bereichen gestiegen.            den Lehrplan dahingehend besser       Planbarkeit für die Pflegenden, die
                                         formulieren.                          ihre Krippenplätze und Tagesmüt-
   Diplomierte Pflegende HF                                                    ter auch zum Voraus buchen müs-
   pflegen und betreuen auch                Will man mit solchen For-          sen. Die Personalverantwortlichen
   Menschen mit Demenz.                     mulierungen den Beruf besser       sind hier gefordert.
   Können sie in diesem Umfeld              verkaufen, als er ist?
   den Anforderungen gerecht             Ich denke, es hat mehr zu tun mit
   werden?                               der Orientierung an den Kompe-
                                         tenzen. Das Vokabular hat sich
                                         geändert. In diesen Kompetenzen
                                         sind die Handlungen am Patien-
                                         ten mitgemeint. Der SBK hat bei
19    Sonnweid, das Hef t
      Nr. 9

MEINUNG                               in unterschiedlichen Positionen            Der Berufsverband SBK
                                      zu unterschiedlichen Zeiten pfle-          hat die Pflegeinitiative
                                      gen. Es ist letztlich eine Führungs-       eingereicht. Unterstützen Sie
«Mehr prakti-                         aufgabe der Institutionen. Meine           dieses Anliegen?
                                      Erfahrung zeigt mir, dass es hier       Ich begrüsse die Initiative. Sie löst
sche Ausbil-                          grosse Unterschiede gibt.               eine Diskussion aus und schärft
                                                                              den Blick auf ein Problem, das
dung in den                                                                   wir angehen müssen. Aber der
Institutionen»                                                                Text ist zu stark von der Interessen-
                                                                              optik einer Berufsgruppe geprägt
                                                                              und muss ausgeweitet werden. Es
Carlo Conti ist Präsident der                                                 wird einen Gegenvorschlag geben
Alzheim er vereinig un g beider                                               müssen. Man hört es auch von
Basel und ehemaliger Gesund-                                                  Führungs personen in der Pflege,
heitsdirektor des Kantons Basel                                               dass noch daran gearbeitet wer-
Stadt. Er fordert von den Institu-                                            den muss.
tionen gezielte Weiterbildung der
Pflegenden.                                                                      Die Pflege von Menschen
                                                                                 mit Demenz wird von der
    Das Heft: Wie haben sich aus                                                 Krankenversicherung bezahlt.
    Ihrer Sicht die Anforderungen                                                Die Betreuung muss jeder
    an den Pflegeberuf und die                                                   selbst bezahlen. Wird sich
    Pflegenden gewandelt?                                                        dies bald ändern?

                                                                         PD
Carlo Conti: Auf der einen Seite          Der Rahmenlehrplan für              Es ist richtig, dass die Betreuung
gab es durch technische Entwick-          Pflegende HF (siehe Artikel         nicht von den Krankenversiche-
lungen Vereinfachungen in der             auf Seite 12) setzt die             rungen bezahlt wird, weil es sich
Administration. Auf der anderen           Prioritäten nicht im direkten       dabei nicht um Gesundheitskos-
Seite wurde es komplizierter, weil        Kontakt mit den Patienten.          ten, sondern um Sozialkosten han-
die Anforderungen an das Erfas-       Die Lehrpläne sind von einer theo-      delt. Der Staat müsste diese Kos-
sen von Daten und Festhalten von      retischen Warte aus verfasst. Viel      ten tragen. Ich bin dagegen, dass
Abläufen gestiegen sind. Man          wichtiger sind für mich die prakti-     der Prämienzahler der Versiche-
hört von Pflegenden, dass ihnen       sche Tätigkeit in den Institutionen     rungen damit zusätzlich belastet
Zeit weggenommen worden ist für       und die Erfahrungen, die man dort       wird. Wir belasten den Prämien-
die ganzheitliche Betreuung und       sammeln kann. Ich bin ein Ver-          zahler ohnehin so stark wie in kei-
Pflege. Diese Entwicklung ist ge-     fechter der dualen Ausbildung           nem anderen OECD-Land.
sellschaftlich bedingt, es gibt sie   im Pflegeberuf. Die theoretische
nicht nur im Pflegeberuf.             Ausbildung an den Hochschulen               Wird die Betreuung denn
                                      entspricht nicht wirklich den An-           Ihrer Ansicht nach nicht
    Bei der Betreuung und Pflege      forderungen der Praxis. Man soll-           durch die Krankheit Demenz
    von Menschen mit Demenz           te, wie in anderen Berufen auch,            verursacht?
    sind Empathie und Haltung         mehr praktische Ausbildung in           Viele der über 65-Jährigen Basle-
    sehr wichtig. Wird dem in         den Institutionen machen. Dies          r innen und Basler zum Beispiel
    der Ausbildung und bei den        ist eine Führungsaufgabe der Insti -    sind alleinstehend und wohnen in
    Personalschlüsseln Rechnung       tutionen. Die Anforderungen und         einem Einpersonenhaushalt. Sie
    getragen?                         Rahmenbedingungen in einem              sind nicht integriert in eine Sozial-
Wer Verantwortung trägt, muss         Heim für Menschen mit Demenz            struktur. Aufgaben, die früher die
dafür sorgen, dass genug Zeit         sind ganz anders als in einem           Sozialgemeinschaft – vor allem
dafür vorhanden ist. Ich glaube,      Kinderspital oder in einem Spital       die Familie – übernommen hat,
dass in der Ausbildung nach wie       für Sportmedizin. Dem muss man          müssen heute von der Allgemein-
vor genug dafür gemacht wird.         Rechnung tragen.                        heit getragen werden. Dies ist kein
Allerdings braucht es nach der                                                Problem des Gesundheitswesens,
Grundausbildung eine Spezialisie-                                             sondern der Sozialstruktur. In an-
rung. Ein grösseres Problem orte                                              deren Ländern Europas werden
ich in einem anderen Bereich: Wir                                             die Betreuungskosten nicht als
haben sehr viele Pflegende, die nur                                           Gesundheitskosten deklariert. Die
Teilzeit arbeiten. Das führt dazu,                                            Betreuung muss dort über Steuer-
dass der ganzheitliche Ansatz                                                 gelder finanziert werden.
schwieriger zu erreichen ist, weil
unterschiedliche Fachpersonen
20
21      Sonnweid, das Hef t
        Nr. 9

R ÄTSEL                                                   SONNWEID AK TUELL

                                                          Mehr Platz für die Bewohner

Was bin                                                   mm. In der Sonnweid fuhren in den vergangenen Jahr-
                                                          zehnten regelmässig die Baumaschinen vor. Sinn der
                                                          Erweiterungs- und Neubauten war es immer, den
                                                          Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Raum zu geben
                                                          und damit mehr Lebensqualität zu ermöglichen. Im

ich?                                                      letzten Winter kündigten auf der Südseite des Areals
                                                          ausgesteckte Bauvisiere ein weiteres Vorhaben an.
                                                          Inzwischen ist die Baubewilligung erteilt, bereits im Juni
                                                          werden die Bauarbeiten beginnen.

Von Marcus May

An mir kommt niemand vorbei. Das stimmt nicht
ganz, manchmal muss mein Team pressieren. Dann
schwärmen sie aus oder hängen sich ans Telefon.

                                                                                                                       © Bernasconi Architekten
Auf der Suche nach der guten Lösung kommen sie
stets zu mir zurück, tagsüber. Über Nacht lässt man
mich einfach machen, dann trage ich die Verant-
wortung allein. Stoisch hock’ ich einsam da, immer
ins rechte Licht gerückt.
    Seit kurzem trage ich auch ein Namenstäfeli, es       In den Häusern B und D erfüllen mehrere Zimmer nicht
                                                          mehr die Anforderungen der kantonalen Gesundheits-
ist wohl eher eine Tafel. Hätt’ ich eine Brust, wär’
                                                          direktion. In zwei Bauetappen werden nun die Fassaden
sie jetzt geschwellt. Und wäre ich ein Organ, dann        der beiden Gebäude bis Ende 2019 um mehrere Meter
sicherlich ein Kontrollorgan. Ich habe den Überblick;     Richtung Süden erweitert. Ein derzeit bestehender Hof
den totalen Rundblick hingegen nicht. Dafür müss-         wird ebenfalls bebaut. Gleichzeitig werden die Cafeteria
ten sich meine Frauen zu weit hinauslehnen. Aber          über der Abteilung B erneuert und ein Teil der Terrasse
                                                          mit einem Dach versehen. Damit auch während des Baus
mir reicht es, ich sehe das Kommen und Gehen;
                                                          alle Bewohner der Abteilungen B und D in der Sonnweid
den ganzen Tag.                                           leben können, entsteht im östlichen Teil des Gartens ein
    Hier sollen sich die Menschen sicher fühlen, man      Provisorium. Die Bauarbeiten werden so ausgeführt,
trifft sich bei mir oder wird abgeholt. Oft stehen gan-   dass möglichst wenig Emissionen entstehen. Nach dem
ze Trauben da, oder jemand schmiegt sich an mich,         Umbau stehen fünf Zimmer mehr zur Verfügung als
                                                          vorher. Da es mehr Einzelzimmer gibt, werden in der
unbewusst, es ist mir angenehm. Zum Glück werde           Sonnweid weiterhin 160 Menschen mit Demenz leben.
ich jeden Morgen gut gereinigt! Bisweilen schlurft
jemand ganz allein vorüber, hat keinen Blick für
mich übrig. Will die nichts von mir?
    Es sind nicht nur die, die hinein möchten, auch
Menschen, die nach Hause wollen, kommen bei mir                                 EPISODE
vorbei. Herr B., der liebe Herr B. zum Beispiel wohnt
seit zwei Jahren hier und kommt mich oft besuchen.                              Frau H., dünn und zerbrechlich,
                                                                                soll doch bitte einen Keks essen.
Er muss morgen ins Militär einrücken und darf des-
                                                                                Die sind so fein, mit ganz viel
halb seinen Zug nicht verpassen. Herr B. wird bei                               Schokolade. Sie kneift die Lippen
mir abgeholt.                                                                   zusammen und weigert sich.
    Wenn alle Pause machen, habe ich die Korridore                              Die Lieblingskekse meiner kleinen
fast für mich. Etwas verloren steht ein betagtes Ge-                            Tochter, sagt die Pflegerin und
                                                                                streichelt den Keks über ihre Lip-
schwisterpaar vor mir, suchende Blicke, zur Klingel
                                                                                pen. Ihre Augen lachen, zaghaft
und zum Telefon, zu Büchern und Broschüren. Alles                               öffnet Frau H . die verkrampften
bleibt unberührt. Könnte ich doch mit ihnen spre-                               Lippen. Kauend streckt sie dann
chen! Mein Team ist bereits angerückt, die Schwes-                              die Arme nach den verwelkenden
tern sind in guten Händen.                                                      Tulpen in der Vase und versucht
                                                                                ganz vorsichtig, ein Blütenblatt
    Ich bin der Wegweiser, der ruhende Pol, ohne                                zu lösen. Sie beginnt vor sich hin-
mich blieben noch mehr verirrte Leute übrig. Ein-                               zumurmeln, ganz leise, kaum ein
mal im Jahr darf ich selbst Verwirrung stiften, wenn                            Wort ist verständlich. Die Pflegerin
mein giftiger Pfeifton alle im Haus vor mir zusam-                              tritt neben sie und streicht ihr
mentrommelt. Ich bin das Leitsystem und der Blitz-                              sanft über Schulter und Rücken.
                                                                                Frau H.’s Stimme wird plötzlich
ableiter, man prallt von mir ab oder wird herzlich                              eindringlicher, ihre Züge ent span-
aufgenommen. Was bin ich?                                                       nen sich. Nun versteht man viel
Die Lösung finden Sie auf Seite 23 dieses Heftes.                               besser, was sie sagt. (may)
22

FILMTIPP

Ein Antidepressivum
gegen das Altern
Der Film « Lucky» ist eine wunderbare Hommage an
den berühmtesten unbekannten Schauspieler Hol-
lywoods. Und er ist eine empfehlenswerte Thera-
pie für Menschen, die sich vor dem Altern fürchten.
Von Martin Mühlegg

Eine Schildkröte durchquert staksigen Schrittes eine
Kakteenwüste im Südwesten der USA. Derweil wacht
der alte Lucky auf, dessen Hals so runzlig ist wie jener
der Schildkröte. Im Bett zündet er eine Zigarette an.
Dann macht er – noch ungekämmt und in Unterwä-
sche – Yogaübungen. Später panzert er seinen dürren
Körper mit Jeans, Cowboystiefeln, Lederjacke und
Hut und geht staksigen Schrittes ins Dorf. Dort trinkt
er Kaffee mit viel Milch und Zucker, löst Kreuzwort-
rätsel und kauft Zigaretten. Nachmittags schaut er
Quiz-Sendungen, löst Kreuzworträtsel oder verrichtet
Gartenarbeit. Abends geht er in eine Bar und trinkt
Bloody Marys.
    Jeder kennt sein Gesicht, aber kaum jemand sei-
nen Namen: Harry Dean Stanton war der berühm-
teste nicht berühmte Schauspieler Hollywoods. Er
war seit den 1950er-Jahren in über 70 Nebenrollen
                                                           Lu c k y (U SA 2 017 ), Re g ie J o h n Carro ll Lyn c h,
zu sehen. Er spielte in Klassikern wie « Der falsche       m it H arr y D e an Stanto n, D avid Lyn c h .
Mann » ( Regie: Alfred Hitchcock), in « Der Pate –
Teil 2» (Francis Ford Coppola), «Wild at Heart» (David     (gespielt von David Lynch) entlaufen. Laut Howard
Lynch) und « Fear and Loathing in Las Vegas» (Terry        soll sie hundert Jahre alt sein und ihren Ausbruch
Gilliam). Eine Holly wood-Regel besagt, ein Film könne     geplant haben. Er sagt, sie sei ein bewundernswer-
nicht schlecht sein, wenn Stanton mitspiele. Der dün-      tes Geschöpf, das Liebe und Respekt verdiene. Seit
ne Mann mit der langen Nase und den grossen Ohren          ihrem Ausbruch kriecht sie demütig, anspruchslos
starb im September 2017 im Alter von 91 Jahren. Ein        und beinahe unbemerkt durch die Kakteenwüste.
Jahr vor seinem Tod hatten einige seiner Weggefähr-        So wie Stanton durch die Filme Hollywoods geisterte.
ten zusammengefunden und ihm eine seiner wenigen               Nach einem Schwächeanfall und einer medizi-
Hauptrollen auf den Leib geschrieben.                      nischen Untersuchung gerät Luckys Gefühlswelt in
    Vieles im Film « Lucky» ist autobiografisch. Zum       Schieflage. Der Arzt attestiert ihm erstaunlich gute
Beispiel Stantons Spitzname, den er seinem Glück im        Gesundheit, sagt aber, dass er damit rechnen müsse,
Zweiten Weltkrieg verdankt. Stanton leistete im Pazi-      bald zu sterben. Dies beunruhigt und verängstigt den
fik Dienst für die Navy. Als Schiffskoch musste er nie     alten Mann. Die Hilfe einer Haushälterin und Pflegerin
ins Gefecht. Über 70 Jahre später trifft er im Coffee      will er aber nicht. Als dennoch eine junge Frau bei ihm
Shop des Wüstenkaffs einen Veteranen. Dieser erzählt       aufkreuzt, setzen sich die beiden vor den Fernseher
ihm, welch schreckliche Erfahrungen und Bilder ihm         und rauchen Joints.
erspart geblieben sind. Zigaretten und Alkohol waren           Nachdem ihm die Wirtin der Bar das Rauchen
Stanton wie auch die Filmfigur Lucky zugeneigt. Als        untersagt hat, hält Atheist Lucky einen philosophi-
skurriler Musiker überzeugte Stanton im richtigen          schen Vortrag. « Eigentum ist Trugschluss», sagt er
Leben wie im Film. Ob Stanton auch Kreuzworträtsel         unter anderem. Er begegne seiner Vergänglichkeit und
gelöst hat, wissen wir nicht. Im Film sind die in den      seinem baldigen Verschwinden mit einem Lächeln,
Rätseln gefragten Begriffe Auslöser von philosophi-        sagt er und zündet – in der Bar – eine Zigarette an.
schen Diskursen. Gleichzeitig künden sie den weiteren          Der Film « Lucky» ist eine wunderbare Hommage
Verlauf von Luckys Geschichte an.                          an einen grossen Schauspieler. Und er ist ein emp-
    Die eingangs zu sehende Schildkröte dient als          fehlenswertes Antidepressivum für Menschen, die
Metapher zur Figur Lucky und zu ihrem Darsteller.          sich vor dem Altern fürchten.
Sie ist – so stellt sich heraus – Luckys Freund Howard
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