BMZ-Kernthemenstrategie: "Eine Welt ohne Hunger" - BMZ Strategie BMZ PAPIER 5
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Inhalt Abkürzungsverzeichnis 3 SDG-Glossar 5 1. Zusammenfassung und Kernbotschaften 7 2. Bewertende Darstellung der Rahmenbedingungen und Situationsanalyse 9 2.1. Wesentliche Herausforderungen, Entwicklungspotenziale und Megatrends 9 2.2 Internationaler Kontext und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit anderen Partnern 12 3 Strategische Schlussfolgerungen und Ausrichtung der deutschen Kooperation für die Jahre 2021 bis 2026 13 3.1 Ansatz und Interessen 13 3.2 Entwicklungspolitische Ziele 15 4 Zukünftige Ausrichtung der deutschen EZ in den Aktionsfeldern: strategische Vorgaben 17 4.1 Aktionsfeld „Ernährungssicherung“ 17 4.2 Aktionsfeld „Ländliche Entwicklung“ 20 4.3 Aktionsfeld „Landwirtschaft“ 24 5 Erfolgsbewertung 29
3 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Abkürzungsverzeichnis AfCFTA Panafrikanische Freihandelszone AFR100 The African Forest Landscape Restoration Initiative AU Afrikanische Union BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung CAFI Central African Forest Initiative CFS Welternährungsausschuss CGIAR Consultative Group on International Agricultural Research DEval Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit DO Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit EU Europäische Union EWOH Eine Welt ohne Hunger EZ Entwicklungszusammenarbeit FAO Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen G20 Gruppe der Zwanzig G7 Gruppe der Sieben GAFSP Globales Programm für Landwirtschaft und Ernährungssicherheit GIZ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit HDP-Nexus Humanitarian-Development-Peace-Nexus IFAD Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung ITPGRFA Internationaler Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture IWRM Integriertes Wasserressourcenmanagement KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau KWI Krisenbewältigung, Wiederaufbau und Infrastruktur NROs Nichtregierungsorganisationen OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung pro-WEAI project-level Women's Empowerment in Agriculture Index PTB Physikalisch-Technische Bundesanstalt RAI Prinzipien für verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft und Nahrungsmittelsysteme Principles for the Responsible Investment in Agriculture and Food Systems REC Regionale Wirtschaftsgemeinschaften RRI Rights and Resources Initiative
4 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER SDG Ziele für nachhaltige Entwicklung Sustainable Development Goals SUN Scaling Up Nutrition UNCCD Internationale Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation UNDROP United Nations Declaration on the Rights of Peasants UN-Habitat Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen UNICEF Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen USA Vereinigte Staaten von Amerika VGGT Freiwillige Leitlinien für die verantwortungsvolle Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern Voluntary Guidelines on the Responsible Governance of Tenure of Land, Fisheries and Forests in the Context of National Food Security VN Vereinte Nationen WASH Wasser, Sanitärversorgung, Hygiene WFP Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen WTO Welthandelsorganisation
5 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER SDG-Glossar In diesem Papier zitierte und in Bezug genommene Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) aus der Agenda 2030 SDG 1 Armut in allen ihren Formen und überall beenden. SDG 1.1 Bis 2030 die extreme Armut – gegenwärtig definiert als der Anteil der Menschen, die mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen müssen – für alle Menschen überall auf der Welt beseitigen. SDG 2 Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. SDG 2.1 Bis 2030 den Hunger beenden und sicherstellen, dass alle Menschen, insbesondere die Armen und Menschen in prekären Situationen, einschließlich Kleinkindern, ganzjährig Zugang zu sicheren, nährstoffreichen und ausreichenden Nahrungs- mitteln haben. SDG 2.2 Bis 2030 alle Formen der Fehlernährung beenden, einschließlich durch Erreichung der international vereinbarten Zielvorgaben in Bezug auf Wachstumshemmung und Auszehrung bei Kindern unter fünf Jahren bis 2025, und den Ernährungs- bedürfnissen von heranwachsenden Mädchen, schwangeren und stillenden Frauen und älteren Menschen Rechnung tragen. SDG 2.3 Bis 2030 die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten, insbesondere von Frauen, Angehörigen indigener Völker, landwirtschaftlichen Familienbetrieben, Weidetierhaltern und Fischern, verdoppeln, unter anderem durch den sicheren und gleichberechtigten Zugang zu Grund und Boden, anderen Produktionsressourcen und Betriebsmitteln, Wissen, Finanzdienstleistungen, Märkten sowie Möglichkeiten für Wertschöpfung und außerlandwirtschaftliche Beschäftigung. SDG 2.4 Bis 2030 die Nachhaltigkeit der Systeme der Nahrungsmittelproduktion sicherstel- len und resiliente landwirtschaftliche Methoden anwenden, die die Produktivität und den Ertrag steigern, zur Erhaltung der Ökosysteme beitragen, die Anpassungs- fähigkeit an Klimaänderungen, extreme Wetterereignisse, Dürren, Überschwem- mungen und andere Katastrophen erhöhen und die Flächen- und Bodenqualität schrittweise verbessern. SDG 2.5 Bis 2020 die genetische Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Nutz- und Haus- tieren und ihren wild lebenden Artverwandten bewahren, unter anderem durch gut verwaltete und diversifizierte Saatgut- und Pflanzenbanken auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und den Zugang zu den Vorteilen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen und des damit verbundenen traditionellen Wissens sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung dieser Vorteile fördern, wie auf internationaler Ebene vereinbart. SDG 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohl- ergehen fördern.
6 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER SDG 5 Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbst- bestimmung befähigen. SDG 6 Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärver- sorgung für alle gewährleisten. SDG 8 Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Voll- beschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern. SDG 10 Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern. SDG 12 Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen. SDG 12.1 Den Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produkti- onsmuster umsetzen, wobei alle Länder, an der Spitze die entwickelten Länder, Maßnahmen ergreifen, unter Berücksichtigung des Entwicklungsstands und der Kapazitäten der Entwicklungsländer. SDG 12.3 Bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzel- handels- und Verbraucherebene halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nacherntever- lusten verringern. SDG 13 Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswir- kungen ergreifen. SDG 14 Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen. SDG 14.6 Bis 2020 bestimmte Formen der Fischereisubventionen untersagen, die zu Über- kapazitäten und Überfischung beitragen, Subventionen abschaffen, die zu illegaler, ungemeldeter und unregulierter Fischerei beitragen, und keine neuen derartigen Subventionen einführen, in Anerkennung dessen, dass eine geeignete und wirksa- me besondere und differenzierte Behandlung der Entwicklungsländer und der am wenigsten entwickelten Länder einen untrennbaren Bestandteil der im Rahmen der Welthandelsorganisation geführten Verhandlungen über Fischereisubventio- nen bilden sollte. SDG 15 Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Boden- degradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen.
7 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER 1 Zusammenfassung und Kernbotschaften Eine Welt ohne Hunger innerhalb der pla- durch Maßnahmen in der Produktion, beim netaren Grenzen ist möglich! Alle Menschen Zugang zu Nahrung oder durch Einkommen, haben ein Recht auf sichere, ausreichende soziale Sicherungssysteme und Ernährungsför- und ausgewogene Ernährung. Unsere Ernäh- derungsprogramme erfolgen. Besondere Auf- rungssysteme müssen dafür mehr und anderes merksamkeit richten wir auch auf Menschen leisten als heute. Sie müssen effektiver und in Krisen- und Konfliktsituationen. Stärkere effizienter werden, resilient gegen Schocks aller Aufmerksamkeit verdient Fisch als ein gesun- Art und ökologisch, ökonomisch und sozial des Lebensmittel und eine bedeutende Ein- nachhaltig aufgestellt sein, um zu Einkommen kommensquelle für viele Menschen in unseren und Beschäftigung beitragen, Armut überwin- Partnerländern. den und Wohlstand schaffen zu können. Dabei müssen die Rechte und Interessen von – vor Im Aktionsfeld „Ländliche Entwicklung“ allem kleinen – Erzeugerinnen und Erzeugern zielen wir auf die Verbesserung der Lebensbe- sowie von Verbraucherinnen und Verbrau- dingungen und Perspektiven auch für junge chern im fairen Ausgleich gewahrt werden. Menschen im ländlichen Raum ab. Wir wollen Zugleich sind der Schutz des Klimas und der damit zum Abbau von Ungleichheiten zwischen Erhalt der natürlichen Ressourcen (Boden, Stadt und Land bei Nutzung ihrer engen Ver- Wasser, Biodiversität) wesentliche Faktoren für flechtungen beitragen. Ein territorialer Ansatz, funktionierende Agrar- und Ernährungssyste- der ein sektorübergreifendes und integriertes me. Im Kernthema „Eine Welt ohne Hunger“ Vorgehen verfolgt, steht in diesem Aktions- (EWOH) wollen wir gemeinsam mit vielen feld im Mittelpunkt. Ländliche, partizipative Partnern aus Regierungen, Zivilgesellschaft, Governance, rechtlich gesicherter Zugang zu internationalen Organisationen, Wissenschaft Land, regionale Wirtschaftsentwicklung sowie und Privatwirtschaft daran arbeiten, eine der Erhalt und die Rehabilitierung der natürli- Welt ohne Hunger unter Berücksichtigung der chen Ressourcen, von Wald, Wasser, Boden und planetaren Grenzen Wirklichkeit werden zu Biodiversität unter Beachtung agrarökologi- lassen. Damit schaffen wir die Grundlage für scher Prinzipien und Beiträge zu Klimaschutz ein gutes gesellschaftliches Miteinander und und Resilienz sind wesentliche Ansatzpunkte Chancen für künftige Generationen. unserer Maßnahmen. Im Aktionsfeld „Ernährungssicherung“ steht Im Aktionsfeld „Landwirtschaft“ stärken wir die Verwirklichung des Menschenrechts auf insbesondere nachhaltige agrarische Wert- angemessene Nahrung insbesondere für die schöpfungsketten und Ernährungssysteme, benachteiligten und vulnerablen Bevölke- angefangen bei der lokalen Produktion und rungsschichten im Mittelpunkt. Wir unter- regionalen Vermarktung in unseren Partner- stützen die Regierungen unserer Partnerländer ländern bis hin zu globalen Märkten. Dabei im Globalen Süden dabei, dieses Recht zum unterstützen wir vor allem Kleinbäuerinnen Maßstab ihres Handelns zu machen. Das kann und Kleinbauern, um durch Agrarforschung,
8 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Innovationen, Investitionen und bessere Or- ganisation lokale Wertschöpfung und damit Einkommen und Beschäftigung zu steigern. Be- sonders wichtig sind uns dabei der Schutz von Klima und Biodiversität sowie Anpassung an den Klimawandel. Gleichzeitig setzen wir uns für nachhaltigen Konsum in Europa ein, um das globale Agrarhandels- und Ernährungssys- tem zu verbessern, und arbeiten auf kohähente Politiken von Bundesregierung und Europäi- scher Union (EU) hin. Mit unserem Engagement im Kernthema EWOH stehen wir für einen ganzheitlichen, multisektoralen Ansatz. Die drei Aktionsfelder „Ernährungssicherung“, „Ländliche Entwick- lung“ und „Landwirtschaft“ ergänzen sich und wirken komplementär zusammen.
9 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER 2 Bewertende Darstellung der Rahmenbedingungen und Situationsanalyse 2.1 Wesentliche Herausforderungen, und im Leitprinzip „Niemanden zurücklassen“ Entwicklungspotenziale und besonders zum Ausdruck. SDG 2 kann über die Megatrends Verfügbarkeit von erschwinglichen Nahrungs- mitteln und über die Verbesserung der Ein- Alle Menschen haben ein Recht auf sichere, kommenssituation benachteiligter Haushalte ausreichende und ausgewogene Ernährung. erreicht werden und hat deshalb starke Wech- Die Menschen im ländlichen Raum benötigen selwirkungen mit dem Ziel der Bekämpfung der zudem eine Zukunftsperspektive mit Einkom- Armut (SDG 1). Es bestehen außerdem starke mens- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Bezüge zu allen weiteren Zielen, insbesondere attraktiven Lebensbedingungen. Unsere Ernäh- zu Gesundheit (SDG 3) und Geschlechtergerech- rungssysteme – von Produktion über Vertrieb tigkeit (SDG 5), menschenwürdiger Arbeit und und Verarbeitung, Konsum bis zur Wiederver- Wirtschaftswachstum (SDG 8), weniger Un- wertung im Sinne einer Kreislaufwirtschaft in gleichheiten (SDG 10), nachhaltiger Produktion ländlichen und urbanen Regionen – müssen und Konsum (SDG 12), Klimaschutz (SDG 13), dafür deutlich mehr und anderes leisten als Leben unter Wasser (SDG 14) und Erhaltung der zurzeit. Sie müssen klimagerecht werden, natürlichen Ressourcen Wasser (SDG 6) sowie resilient gegen Schocks aller Art sowie ökolo- Boden, Wälder und Biodiversität (SDG 15). gisch, ökonomisch und sozial leistungsfähig und nachhaltig aufgestellt sein. Dafür müssen Unsere Ernährungssysteme befinden sich sie politikfeldübergreifend gestaltet werden, in einer Schieflage, bei der Hunger und Feh- die Rechte und Interessen von – vor allem lernährung gleichzeitig mit Übernutzung, kleinen – Erzeugerinnen und Erzeugern sowie Überfluss und Verschwendung bestehen. Nach von Verbraucherinnen und Verbrauchern im jahrzehntelangen Fortschritten ist die Zahl fairen Ausgleich bewahren und zugleich Quelle der Hungernden und Fehlernährten weltweit von Einkommen und Beschäftigung sein, die seit 2015 wieder gestiegen. Bis zu 810 Millionen eine menschenwürdige Existenzgrundlage Menschen hungerten 2020. Zwei Drittel der ermöglicht, was wiederum zu Armutsbekämp- hungernden und mangelernährten Menschen fung und Ernährungssicherung beiträgt. Diese leben in ländlichen Räumen. Gleichzeitig Gedanken sind für die Weltgemeinschaft bei nimmt die Zahl der stark übergewichtigen der Erstellung der Agenda 2030 leitend gewe- Menschen auch in Entwicklungs- und Schwel- sen und kommen im zweiten Entwicklungsziel lenländern zu. Die COVID-19-Pandemie hat ne- „Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit gative Trends der Fehlernährung insbesondere und eine bessere Ernährung erreichen und eine bei der städtischen Bevölkerung verschärft. nachhaltige Landwirtschaft fördern“ (SDG 2) Um den Folgen der der COVID-19-Pandemie
10 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER zu begegnen, ist es im Sinne eines Recover- Der mangelhafte Zugang zu Land, Kapital und Forward-Ansatzes wichtig, Maßnahmen zur Betriebsmitteln spielt eine bedeutende Rolle Krisenbewältigung und für langfristige nach- für die Schwächen der ländlichen Entwicklung haltige Entwicklung zusammenzudenken. und der Landwirtschaft und damit auch für Einkommen und Beschäftigung. Insgesamt als Die Ursachen für Hunger und Fehlernährung unattraktiv empfundene Lebensbedingungen, sind komplex und vielfältig. Geringe Produk- fehlende Infrastruktur und mangelnde politi- tion und Produktivität der lokalen Landwirt- sche Gestaltungsmöglichkeiten kommen hinzu. schaft, ungleiche Zugänge zu Ressourcen, lokal Die Innovationssysteme für den Agrar- und unangepasste Anbausysteme, hohe Nahrungs- Ernährungssektor und die ländliche Wirtschaft mittelverluste, unzulängliche Transport- und sind vielerorts schwach entwickelt. Die Boden- Vermarktungsmöglichkeiten sowie ineffekti- degradation mindert einerseits Agrarproduk- ver und unfairer Agrarhandel schränken die tion und Einkommen und nimmt andererseits Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln ein. Die durch unangepasste Bewirtschaftung zu. Wäl- unzureichende Arbeitsproduktivität sowie die der, deren nachhaltige Nutzung erheblich zum geringe Wertschöpfung in den produktionsvor- Einkommen beitragen und die für resiliente und -nachgelagerten Bereichen vor Ort sind (Agrar-)Ökosysteme und den Wasserhaushalt gleichzeitig ein Hauptgrund für Armut, gerade sowie zur natürlichen Kohlenstoffspeicherung in ländlichen Gebieten. Soziale Sicherheitsnet- essenziell sind, schwinden in Entwicklungs- ze, die die Ärmsten unterstützen und Risiken und Schwellenländern in rasantem Tempo. auffangen können, sind kaum vorhanden. Überfischung und illegale Fischerei reduzie- Fehlendes Wissen um gesunde Ernährung ren den Beitrag der Fischerei zur Versorgung und Hygiene sowie falsche Essgewohnheiten mit proteinreichen Lebensmitteln. Konflikte verschärfen Ernährungsprobleme. Die Folgen um Wasserressourcen nehmen zu. Oft spielen des Klimawandels sind eine zentrale Heraus- institutionelle und politische Schwächen eine forderung für die Agrarproduktion der kom- wesentliche Rolle: Unzureichende Rahmenbe- menden Jahrzehnte. Bewaffnete Konflikte und dingungen wie Rechtsunsicherheit, Korrup- damit verbundene Fragilität sind ein weiterer tion, ineffiziente öffentliche Verwaltung oder Treiber für die Verschlechterung der Ernäh- Landgrabbing, aber auch mangelnde Investi- rungssituation. Gleichzeitig kann Hunger neue tionen in Infrastruktur und Daseinsvorsorge Konflikte schüren oder bestehende verstärken, sowie Ausbildung benachteiligen die gesamte besonders im Kontext von Fragilität und hoher Entwicklung ländlicher Räume. Es gibt zu we- Ungleichheit. So sind derzeit Gewaltkonflikte nig Anreize für nachhaltiges privatwirtschaft- in 23 Ländern Hauptursache für akuten Hun- liches Engagement. Fehlgeleitete Agrar- und ger von knapp 100 Millionen Menschen. Handelspolitiken haben negative Auswirkun- gen für die Ernährungssicherheit. Die Mehrheit der Menschen in Entwicklungs- ländern lebt auf dem Land. Obwohl sich die Internationale Einflüsse wirken sich auf die Lebensbedingungen im ländlichen Raum Entwicklung des ländlichen Raums und der in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt Landwirtschaft sowie auf die Ernährungssitua- verbessert haben, verlassen weiter zu viele tion in unseren Partnerländern aus. Der Welt- junge Menschen ihre Heimat und migrieren in agrarhandel ist weiterhin nicht fair ausgestaltet. größere Städte oder gar das Ausland. Ursachen Dies ist für Entwicklungs- und Schwellenländer sind – neben unmittelbarer Armut – ein Mangel gleich mehrfach problematisch: Handelsbar- an attraktiven Beschäftigungsperspektiven, rieren wie Zölle, Quoten und nicht-tarifäre einschließlich einer als „unmodern“ angese- Handelshemmnisse verhindern die Integration henen Landwirtschaft, ungerechte Ressour- regionaler Märkte und erschweren Agrarexpor- cenverteilung sowie der Zustand der Umwelt. te nach Europa und in andere lukrative Märkte.
11 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Auch externe Politiken wie die Gemeinsame Verflechtungen und familiären Bindungen Agrarpolitik oder Fischereipolitik der EU unterstützt er regionale Identitäten und Zusam- können die Partnerländer negativ beeinflus- menhalt, er dient noch immer als Rückzugsort sen. Konsummuster in Industrieländern, z. B. im Alter und in Krisenzeiten. Junge Menschen der übermäßige Verzehr tierischer Produkte, hoffen auf eine angemessene Perspektive in ih- belasten die globale Situation. Ökonomische, rer Heimat, um sie nicht dauerhaft verlassen zu politische und ökologische Schocks wie globale müssen. Dazu bietet gerade die Digitalisierung Wirtschaftskrisen, Kriege, nachteilige Folgen vielfältige Anknüpfungspunkte. des Klimawandels oder Pandemien gefährden Ernährungssicherheit auf vielfältige Weise. Den weltweit steigenden Bedarf nach gesunden Nahrungsmitteln zu decken bietet Chancen Einige globale Megatrends treiben und ver- für die lokale Land- und Ernährungswirt- ändern diese Herausforderungen. Das Be- schaft, viele – auch niedrig qualifizierte – Jobs völkerungswachstum lässt für die nächsten zu schaffen. Die häufig niedrige Produktivität Jahrzehnte weitere zwei Milliarden Menschen der Landwirtschaft kann gesteigert und hohe erwarten, überwiegend in den Ländern Subsa- Nahrungsmittelverluste können verringert hara-Afrikas mit heute schon gravierenden Er- werden. Hierfür sind private und öffentliche nährungsproblemen. Urbanisierung verändert Investitionen notwendig. Agrarökologische die Ernährungsweisen und die Anforderungen Konzepte bieten eine gute Grundlage, um die an Ernährungssysteme und hat tendenziell Produktivität ressourcenschonend und nach- mehr urbane Armut und Fehlernährung zur haltig zu erhöhen. Transaktionskosten im Folge. Anhaltendes Wirtschaftswachstum wird ländlichen Raum können durch Infrastruktur- zu erhöhter Nachfrage nach ressourceninten- Investitionen und zunehmend durch Digitali- siveren und höherwertigen Nahrungsmitteln sierung verringert werden. Bessere Governance führen und damit den Druck auf die (Agrar-) bspw. beim Bodenrecht sowie starke zivilge- Ökosysteme verstärken. Dies folgt auch aus der sellschaftliche und berufsständische Organi- sukzessiven Umstellung von erdölbasierter auf sationen haben das Potenzial, die Position der pflanzenbasierte Wirtschaft und der konkur- ländlichen Akteure, insbesondere der Klein- rierenden Nutzung von Ressourcen. Die Digita- bäuerinnen und -bauern, zu stärken und zu fai- lisierung durchdringt zunehmend alle Bereiche ren Chancen auf den Absatzmärkten beizutra- des wirtschaftlichen Lebens. Der Klimawandel gen. Die nachhaltige Nutzung von Gewässern, und der Verlust von Biodiversität stellen eine Böden und Wäldern kann bedeutende Beiträge enorme Herausforderung für die Landwirt- zur Verringerung von Treibhausgasemissionen schaft dar, gleichzeitig tragen nichtnachhaltige und zur Speicherung von Kohlenstoff leisten Ernährungssysteme auch zu ihrer Verschär- sowie den Verlust an Biodiversität bremsen. fung bei. So sind 25–30 Prozent der weltweiten Nachhaltiges Land- und Wassermanagement Treibhausgasemissionen auf den Agrar- und sowie angepasste und diverse Produktionssys- Ernährungsbereich zurückzuführen. teme, einschließlich Verarbeitung, Handwerk und Dienstleistungen, mildern die Auswir- Die Entwicklungspotenziale der ländlichen kungen von Wetterextremen und steigern die Räume werden oft unzureichend genutzt, Resilienz von Ökosystemen und Menschen. insbesondere, um jungen Menschen Perspek- Durch höhere Flächenproduktivität entstehen tiven in lebenswerten Regionen zu bieten. Der auch Spielräume, Flächen aus der Nutzung zu ländliche Raum liefert nicht nur die Grundlage halten oder in die Natur zurückzuführen. Bes- für die Ernährung in Stadt und Land, er kann sere lokale Governance und stärkere Teilhabe auch Motor von wirtschaftlicher und sozialer benachteiligter Gruppen können politische Entwicklung sein und attraktive Arbeitsplätze Aufmerksamkeit und Ressourcen in den ländli- bieten. Bei nach wie vor engen Stadt-Land- chen Raum lenken.
12 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Auf regionaler Ebene versprechen Verbesserun- systeme, klimasensible oder -intelligente Land- gen von Infrastruktur und regionale Integra- wirtschaft, Agrarökologie oder One Health tionspolitiken wie die im Aufbau befindliche greifen diese engen Verflechtungen zwischen Panafrikanische Freihandelszone (AfCFTA) den Sektoren auf. Dabei kann teilweise auf stabilere Agrar- und Nahrungsmittelmärkte. jahrzehntelange Erfahrungen der deutschen Auf internationaler Ebene kann noch deutlich und internationalen Entwicklungszusammen- mehr Politikkohärenz in relevanten Bereichen arbeit (EZ) zurückgegriffen werden, teilweise wie Agrarwirtschaft, Handel, Investitionen, müssen aber auch neue Optionen erprobt und Umwelt, Klima, Desertifikationsbekämpfung integriert werden. und Katastrophenhilfe erzielt werden. Die Reduzierung des Konsums tierischer Produkte Mit Beginn der Sonderinitiative „Eine Welt im Globalen Norden und in vielen Schwel- ohne Hunger“ 2014 wurde Deutschland nach lenländern sowie die Förderung nachhaltiger den USA der größte bilaterale Geber im Bereich Wertschöpfungsketten im und aus dem Globa- Ernährungssicherung. Ein Meilenstein dafür ist len Süden können den Druck auf die globalen die G7-Erklärung von Elmau von 2015, in der ökologischen Ressourcen sowie soziale und sich die G7 dazu verpflichtet haben, bis 2030 500 ökonomische Missstände mildern. Millionen Menschen aus Hunger und Mangeler- nährung herauszuführen. Als einziges G7-Land Insgesamt gilt: Nicht der Mangel an Optionen, hat Deutschland seine Investitionen für diesen sondern an politischem Willen behindert die Bereich deutlich erhöht. Das Bundesministeri- nachhaltige Nutzung dieser Potenziale. um für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt sich ebenfalls dafür ein, die Beschäftigungsperspektiven Jugend- 2.2 Internationaler Kontext und licher im ländlichen Raum zu verbessern, und Erfahrung in der Zusammenarbeit hat dafür 2017 die G20-Initiative Rural Youth mit anderen Partnern Employment politisch angestoßen. Ländliche Entwicklung, Ernährungssicherung Das BMZ steht für einen Entwicklungsansatz, und Landwirtschaft nehmen traditionell eine der soziale, ökologische, ökonomische und herausgehobene Rolle in der deutschen und politisch-institutionelle Aspekte sowie Men- internationalen Entwicklungspolitik ein. Nach schenrechte, Geschlechtergerechtigkeit und deutlich verringertem Interesse der Geber, aber Inklusion von Menschen mit Behinderungen auch vieler Partnerländer an diesen Themen integriert. Diese Aspekte bringt das BMZ in die in den 1990er-Jahren stehen sie seit der Nah- Arbeit in internationalen Organisationen und rungsmittelkrise 2007/08 wieder im Fokus der Gremien und mit anderen Gebern aktiv ein. globalen Agenda. Auch durch die Aktivitäten von Gebern sind Hunger und Fehlernährung signifikant zurückgegangen, und die Lebens- bedingungen im ländlichen Raum haben sich deutlich verbessert – gleichzeitig stießen nicht nachhaltige Ansätze zur Produktions- steigerung auf Grenzen. Die immer deutlicher werdende Rolle des Agrarsektors für globale ökologische Probleme lassen den Ruf nach grö- ßerer Nachhaltigkeit des Sektors immer lauter werden. Dazu gehören auch Verbesserungen in den Wertschöpfungsketten und beim Konsum. Neuere Ansätze wie nachhaltige Ernährungs-
13 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER 3 Strategische Schlussfolgerungen und Ausrichtung der deutschen Kooperation für die Jahre 2021 bis 2026 3.1 Ansatz und Interessen zentral berücksichtigt werden. Wir wollen so in den nächsten Jahren ein maßgeblicher Impuls- Eine Welt ohne Hunger innerhalb der plane- geber für sozial, ökologisch und ökonomisch taren Grenzen ist möglich! Für die meisten nachhaltige lokale und globale Landwirtschaft Partnerländer des BMZ haben Armut und Hun- und Ernährungssysteme sowie für die Entwick- ger unter allen SDGs eine herausragende Rolle. lung von ländlichen Räumen sein. Dabei sollen Daher hat EWOH auch für das BMZ weiterhin Transformationsprozesse auf Grundlage agra- eine hohe Priorität. Wir wollen unsere Part- rökologischer Prinzipien und weiterer innova- nerländer weiter begleiten und unsere füh- tiver Ansätze für eine nachhaltige Landwirt- rende Rolle im internationalen Diskurs und schaft angestoßen und bestärkt werden. Hier unter den Gebern halten und ausbauen. Dafür geht es um Diversifizierung, maßvollen Be- werden wir weiterhin Beiträge zum globalen triebsmitteleinsatz und Modernisierung in der Agenda-Setting, zu internationalen und natio- Landwirtschaft und darüber hinaus in der länd- nalen politischen Diskussionen und damit zur lichen Wirtschaft, unter Wahrung der Rechte Erreichung der Agenda 2030 leisten. und durch Partizipation aller – insbesondere benachteiligter – Bevölkerungsgruppen. Die Beseitigung von Armut, Hunger und Feh- lernährung dient nicht nur der Verwirklichung Die Agenda 2030 unterstreicht die gemeinsame elementarer Menschenrechte, einschließlich Verantwortung aller Akteure – Politik, Wirt- des Menschenrechts auf angemessene Nah- schaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Zu- rung, sondern ist auch ein zentraler Beitrag dem ist sie universell gültig. Dabei gilt es auch, zur Entfaltung der Persönlichkeit eines jeden die globalen Wirkungen nationalen Handelns Menschen, für Frieden und Freiheit von Kon- zu berücksichtigen, z. B. mit Blick auf Klima- flikten sowie zur Verminderung von Fluchtur- wandel, Handel, nachhaltigen Konsum sowie sachen. Wir benötigen dazu eine nachhaltige nachhaltige Produktion. Als BMZ streben wir Steigerung der landwirtschaftlichen Produkti- die Verbesserung der Lebensbedingungen der vität vielerorts in unseren Partnerländern, die Menschen und der Umwelt des Globalen Südens gleichzeitig durch die Förderung einer nach- an und wollen einen Beitrag zur Reduzierung haltigen Nutzung von natürlichen Ressourcen des Klimawandels leisten. Wir setzen dabei zur Einhaltung planetarer Grenzen beiträgt. an verschiedenen Entscheidungs- und Hand- Armuts- und Verteilungsfragen müssen dabei lungsebenen an.
14 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER • Global bzw. international: Wir arbeiten mit gemeinsam mit den nationalen Institutio- den Vereinten Nationen (VN), der Welthan- nen um. delsorganisation (WTO), der Weltbank, re- gionalen Entwicklungsbanken und sektor- • Deutschland: Wir kooperieren sowohl mit bezogenen Fonds, Multistakeholder-Foren verschiedenen Ressorts der Bundesregierung und Netzwerken wie dem Committee on als auch mit Zivilgesellschaft, Privatwirt- World Food Security (CFS), der UNCCD zur schaft und Wissenschaft. Wir setzen uns Dürre- und Desertifikationsbekämpfung hier für ein möglichst entwicklungsfreund- und dem Agrarforschungssystem CGIAR liches europäisches Agrar- und Ernährungs- zusammen. Auch Programme von VN-Son- system und für nachhaltigen Konsum ein. derorganisationen wie dem Internationalen Wir gestalten gemeinsam mit anderen Res- Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung sorts die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (IFAD), der Landwirtschaftsorganisation und tragen zu ihrer Umsetzung bei. der VN (FAO) und dem Welternährungspro- gramm (WFP) gestalten wir inhaltlich und Wir setzen kontextspezifisch und komplemen- finanziell mit. Hier setzen wir uns für ein tär auf verschiedene Instrumente und Formen koordiniertes Engagement in der Bekämp- der Kooperation. Auf allen Ebenen tragen wir fung von Hunger ein. aktiv zu Agenda-Setting und Politikformu- lierung bei. Dabei zielen wir auf Politikkohä- • Regional: Wir arbeiten zusammen mit Re- renz innerhalb der Bundesregierung und der gionalorganisationen wie der Afrikanischen EU ab. Wir setzen verschiedene Ansätze wie Union (AU) und Regionalen Wirtschafts- entwicklungspolitischen Dialog, Beratung und gemeinschaften (REC). Wir fördern solche Kapazitätsentwicklung sowie Finanzierung Organisationen insbesondere da, wo sie zu von staatlichen und nichtstaatlichen Partnern regionalen Herausforderungen tragfähigere bedarfsgerecht und komplementär ein. Lösungen bieten als nationalstaatliche An- Wir entwickeln diese Ansätze innovativ weiter, sätze bzw. diese absichern. um bedarfs- und partnerorientiert zu agieren und Aktionsfelder wirksam und effizient zu • EU: Wir beteiligen uns an der Umsetzung gestalten. Geeignete Umsetzungsmodalitäten von europäischen Initiativen wie dem Green können auch Policy Based Lending und Korb- Deal und den Team-Europe-Initiativen. Wir finanzierung sein. gestalten die EU-Entwicklungspolitik mit, stimmen uns politisch mit den anderen Mit- Außer mit staatlichen Partnern arbeiten wir gliedsstaaten zu internationalen Prozessen ab mit unterschiedlichen Akteuren aus Zivilgesell- und bringen uns in Joint-Programming-An- schaft (insbesondere Kirchen), Unternehmen sätzen ein. Wir setzen uns für entwicklungs- und Verbänden sowie Forschungseinrichtungen politische Kohärenz in verschiedenen EU- (Universitäten, Stiftungen, Thinktanks und Strategien und Politiken ein, insbesondere Netzwerken) in Europa und in Partnerlän- der Gemeinsamen Agrarpolitik, der Fischerei- dern zusammen. Wir arbeiten mit staatlichen und Handelspolitik, der Aid-for-Trade- und Durchführungsorganisationen der deutschen der Farm-to-Fork-Strategie. EZ (insbesondere der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit [GIZ], der • Partnerländer: Wir richten unsere Politi- Kreditanstalt für Wiederaufbau [KfW-Entwick- ken und Programme an Problemlagen und lungsbank] und der Physikalisch-Technische Prioritäten der Partnerländer aus (Partner- Bundesanstalt [PTB]) und schließen neue orientierung), unterstützen sie bei der Partnerschaften und Kooperationsformen. So Formulierung und Implementierung ihrer wollen wir zum Beispiel die Zusammenarbeit Strategien und setzen unsere Vorhaben zwischen afrikanischen und deutschen Bau-
15 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER ernorganisationen mit wirkungsorientierten gische Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft Investitionsfonds oder mit der Wirtschaft über und anderen Wirtschaftsbereichen stärken, Innovations- und Entwicklungspartnerschaf- die Schlüsselressourcen des planetaren ten kontinuierlich ausbauen. Der Dialog mit Systems – Böden, Biodiversität und Wasser den verschiedenen Gruppen durch Multistake- – erhalten und zur Eindämmung des Klima- holder-Plattformen und andere Formate ist ein wandels beitragen. wichtiges Anliegen, um gesellschaftlich breit akzeptierte entwicklungswirksame Ergebnisse Zielkonflikte zum Beispiel zwischen Intensi- zu erzielen. Wir beabsichtigen, die Möglich- vierung und Extensivierung, Ernährung und keiten im Rahmen von Dreieckskooperationen Ressourcenschutz, Wirtschaft und Natur sind mit Schwellenländern zu nutzen, um Know- gerade im EWOH-Kernthema häufig und müs- how auszutauschen. sen im Einzelfall und in Abstimmung mit dem jeweiligen Partner abgewogen und entschieden Mit unseren Ansätzen im Kernthema EWOH werden. Die vorliegende Strategie kann nur verfolgen wir eine ganzheitliche, multisektorale eine grundsätzliche Richtungsbestimmung Vorgehensweise, die alle relevanten Akteure vornehmen; es gibt keine Generalformel zur auf Makro-, Meso- und Mikroebene umfasst. Auflösung solcher Zielkonflikte. Zentrale Leit- Die drei Aktionsfelder „Ernährungssicherung“, planken im Umgang mit diesen Konflikten sind „Ländliche Entwicklung“ und „Landwirtschaft“ die Nachhaltigkeit in allen Dimensionen und ergänzen sich und wirken komplementär zu- die Qualitätsmerkmale. sammen. Dabei ist eine eindeutige Zuordnung von Maßnahmen zu den einzelnen Aktionsfel- Bei allen entwicklungspolitischen Aktivitäten dern nicht immer trennscharf möglich; die in nach dieser Strategie müssen die Qualitäts- Kapitel 4 beschriebenen Ansätze sind aktions- merkmale des BMZ querschnittsmäßig berück- feldübergreifend relevant. Durch das Einbinden sichtigt und in die verschiedenen Ansätze integ- von verwandten Sektoren wie Gesundheit, riert werden. Qualitätsmerkmale sind unser Klima, Umwelt oder Wasser, die eng mit dem „Gütesiegel“ für werteorientierte, nachhaltige EWOH-Kernthema verknüpft sind, können und zukunftsorientierte Entwicklungszusam- Synergien geschaffen werden. menarbeit. Derzeit gibt es sechs Qualitätsmerk- male (Menschenrechte, Geschlechtergleich- stellung und Inklusion; Anti-Korruption und 3.2 Entwicklungspolitische Ziele Integrität; Armutsbekämpfung und Reduzie- rung der Ungleichheit; Umwelt- und Klima- Ziel des BMZ ist eine Welt ohne Hunger inner- prüfung; Konfliktsensibilität (Do no harm); halb der planetaren Grenzen. Wir streben dazu Digitalisierung), deren strategische Ausrichtung den Aufbau von Ernährungssystemen an, die in eigenen Strategien, den „Leistungsprofilen“, der Versorgung aller Menschen mit gesunden konkretisiert wird. und vielfältigen Lebensmitteln dienen, die auf nachhaltiger Produktion in funktionieren- Im Kernthema EWOH werden die Quali- den Märkten basieren und zur Schaffung von tätsmerkmale angewandt; sie sind wesent- Beschäftigung und Einkommen für Menschen lich für die Zielerreichung. Die Menschen- aller Geschlechter beitragen. Wir wollen Ar- rechtsperspektive – gerade mit Blick auf das mut bekämpfen, Ungleichheiten verringern, Menschenrecht auf angemessene Nahrung die Resilienz von Menschen gegenüber Krisen – verwirklichen wir durch die Orientierung und Katastrophen sowie gegenüber den Folgen an menschenrechtlichen Standards und Prin- des Klimawandels stärken sowie insgesamt zipien, insbesondere durch die Betonung langfristig attraktive Perspektiven im ländli- von Partizipation, Transparenz, guter Regie- chen Raum schaffen. Wir wollen dabei ökolo- rungsführung sowie Sorgfalts- und Rechen-
16 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER schaftspflichten, vor allem von Staaten und und wollen wir einen Beitrag zur Bekämpfung anderen Akteuren wie Unternehmen. Dabei von Korruption leisten, indem wir Transpa- legen wir einen besonderen Fokus auf arme, renz, Rechenschaftspflicht und Partizipation benachteiligte und vulnerable Akteursgrup- fördern, die für die Erreichung verschiedener pen. Gleichberechtigung der Geschlechter und Ziele unabdingbar sind. Wir setzen uns (u. a. die Transformation von Geschlechterrollen durch digitale Instrumente) für transparente sind für die Erreichung der EWOH-Ziele un- Verfahren des Zugangs zu Ressourcen wie Land abdingbar. Die Verringerung und Beseitigung und Wasser ein, insbesondere für Menschen, von Hunger ist auch ein zentraler Beitrag zur die oft keine formalisierten Rechte besitzen. Bekämpfung der Armut und des Prinzips Den Grundsatz Do no harm gilt es bei den Leave no one behind. Viele der genannten Ziele verschiedenen Ziel- und Interessenkonflikten und Prioritäten können zur Verringerung von sorgfältig zu beachten: Interventionen in Land- benachteiligenden Ungleichheiten zwischen wirtschaft, Ressourcennutzungsrechte und und innerhalb von Gesellschaften beitragen. Agrarpreisstrukturen können Konflikte auslö- Das bezieht sich auf ländliche Regionen und sen und Ernährungsunsicherheit verschärfen, Städte, auf ungleiche Einkommen, Rechte und insbesondere wenn sie in fragilen Kontexten Chancen der Geschlechter, Altersgruppen, von und Krisengebieten stattfinden. Deshalb sind Menschen mit und ohne Behinderungen und frühzeitige Beteiligten- und Risikoanalysen von ethnischen Gruppen. Möglichst alle rele- und die Entwicklung von Maßnahmen anhand vanten Akteure und Zielgruppen, insbesondere partizipativer Ansätze unabdingbar. die von Marginalisierung, Armut und Hunger betroffenen, müssen in der Planungsphase einbezogen werden – ebenso wie in das Monito- ring. Umwelt- und Klimaschutz sind zentraler Bestandteil des EWOH-Zielkatalogs, weil ohne sie keine Nachhaltigkeit zu erreichen ist. Mit der obligatorischen Umwelt- und Klimaprüfung des BMZ wird sichergestellt, dass nachteilige Auswirkungen auf den Klimaschutz und die Umwelt einschließlich Biodiversität vermieden bzw. verringert und erwartete Auswirkungen des Klimawandels systematisch berücksich- tigt werden. Hierzu werden mit und durch unsere Partner Klimarisikoanalysen erstellt und genutzt. Dem Einsatz von naturbasierten Lösungen kommt aufgrund ihrer vielfältigen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile hier eine zentrale Rolle zu. Die Digi- talisierung bietet gerade für den ländlichen Raum und die Agrarwirtschaft mit ihren hohen Transaktionskosten immense Chancen. Durch Förderung der Entwicklung und sinnvolle Nutzung von digitalen Instrumenten in Agrar- produktion, -verarbeitung und -verteilung, der inklusiven digitalen Infrastruktur sowie der digitalen Bildung von Menschen im ländlichen Raum wollen wir diese Chancen nutzen und die „digitale Kluft“ verringern. Zudem können
17 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER 4 Zukünftige Ausrichtung der deutschen Entwicklungs- zusammenarbeit in den Aktionsfeldern: strategische Vorgaben 4.1 Aktionsfeld mittel; Zugang zu Lebensmitteln, z. B. durch „Ernährungssicherung“ einkommensschaffende Maßnahmen für er- nährungsunsichere Haushalte; Nutzbarkeit, z. B. Ziel der Maßnahmen im Aktionsfeld „Ernäh- durch Ernährungsberatung sowie Gesundheits- rungssicherung“ ist es, Hunger zu beenden und Sanitärversorgung; und Stabilität, z. B. und sicherzustellen, dass alle Menschen, ins- durch Förderung von Resilienz gegenüber indi- besondere die Armen und Menschen in prekä- viduellen und kollektiven Krisen. In der Imple- ren Situationen, einschließlich Kleinkindern, mentierung kombinieren wir Maßnahmen, die ganzjährig Zugang zu sicheren, nährstoffrei- direkte Ursachen von Fehlernährung beheben chen und ausreichenden Nahrungsmitteln („ernährungsspezifisch“, z. B. Nahrungs- und haben (SDG 2.1), sowie alle Formen der Feh- Nährstoffaufnahme), mit Maßnahmen, die die lernährung zu beenden (SDG 2.2). Wir treten grundlegenden Rahmenbedingungen betreffen deshalb für leistungsfähige und inklusive („ernährungssensitiv“, z. B. landwirtschaftliche Ernährungssysteme ein. Produktivität oder Armut). Wir unterstützen unsere bilateralen Partner Zur Umsetzung unseres Ziels arbeiten wir dabei, das Menschenrecht auf angemessene mit nationalen und internationalen Partnern Nahrung zum Ziel ihres politischen Handelns zusammen, um relevante Ernährungssiche- zu machen und umzusetzen. Maßnahmen im rungsstrategien und ihre Weiterentwicklung Aktionsfeld „Ernährungssicherung“ sind mul- voranzubringen. Besonders relevant sind mul- tisektoral angelegt. Handlungsleitend sind die tilaterale Akteure wie WFP oder das Kinder- „Freiwilligen Leitlinien zur Unterstützung der hilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), die schrittweisen Verwirklichung des Rechts auf mit starken Vor-Ort-Strukturen die Maßnah- Nahrung im Kontext nationaler Ernährungssi- men effektiv umsetzen können. Auch Koopera- cherung“ der FAO. Wir engagieren uns dabei in tionen mit der internationalen, nationalen und den von der FAO definierten vier Dimensionen lokalen Zivilgesellschaft helfen dabei, Men- der Ernährungssicherung: Verfügbarkeit von schen auch in schwer zugänglichen Situationen nährstoffreichen Lebensmitteln, z. B. durch direkt erreichen zu können. Darüber hinaus Förderung der Produktion gesunder Nahrungs- spielt die Kooperation mit privaten Gebern und
18 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Stiftungen sowie mit der Privatwirtschaft eine te, insbesondere für Kleinstbäuerinnen und wichtige Rolle. Wir bringen das Thema auch -bauern, fördern wir die Erhöhung der Produk- aktiv in weitere internationale und zwischen- tivität und der Diversität der Produktion. Dies staatliche Foren ein (z. B. G7, G20, CFS) und gilt besonders für ernährungsphysiologisch engagieren uns in strategischen Multistakehol- wertvolle Lebensmittel sowie die ganzjäh- der-Initiativen wie der Bewegung Scaling Up rige Verfügbarkeit von Nahrung, z. B. durch Nutrition (SUN). Maßnahmen in der Weiterverarbeitung und Lagerhaltung von Agrar- und Fischprodukten Bei der Auswahl der Instrumente tragen wir oder kleinräumigen Frucht- und Gemüseanbau. der zunehmenden Bedeutung und Komplexi- Dort, wo der Mangel an Mikronährstoffen nicht tät von Krisenbewältigung, Wiederaufbau und ausreichend über eine traditionelle, diverse Infrastruktur (KWI) Rechnung. So kommt v. a. Ernährung behoben werden kann, berücksich- in den Nexus- und Friedenspartnerländern der tigen wir auch die Züchtung vitamin- und mi- deutschen EZ die strukturbildende Übergangs- neralstoffreicher Sorten (Biofortifizierung). Wir hilfe zum Einsatz, um die Resilienz vulnerabler informieren über mögliche Gesundheitsgefah- Bevölkerungsgruppen gegenüber Ernährungs- ren, die von Lebensmitteln ausgehen können. krisen zu stärken und ihre Ernährungssituation Wir fördern die Integration von Aspekten der im Krisenkontext zu verbessern. Ernährung, Nachhaltigkeit, Biodiversitätser- halt, Klimaschutz und -resilienz in die beruf- Bezüglich der Qualitätsmerkmale orientieren liche Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus wir uns an den in Kapitel 3 ausgeführten Kri- arbeiten wir gemeinsam mit Wissenschaft und terien und Zielen. Für das Aktionsfeld „Ernäh- Wirtschaft an der Zukunft der Ernährung, z. B. rungssicherung“ ist das Prinzip Leave no one unterstützen wir die Erforschung von alter- behind in besonderem Maße handlungsleitend. nativer Ernährung. Wir fördern die Verbes- Bei der Gestaltung von Maßnahmen setzen serung der Lebensmittelsicherheit in unseren wir auf einen rechtebasierten Ansatz und legen Partnerländern. Wir wenden uns vermehrt der vorrangig Augenmerk auf benachteiligte und zunehmend kritischen Versorgung der städti- vulnerable Personen und Gruppen, z. B. indem schen Bevölkerung und dem Stadt-Land-Nexus gezielt die ärmsten Haushalte, Frauen im repro- zu, indem wir etwa durch den WFP Innovation duktiven Alter, Schwangere, stillende Frauen, Accelerator innovative Lösungsansätze fördern Menschen mit Behinderungen, Mütter und und die Potenziale von Urban Agriculture für Kleinkinder anvisiert werden, oder Menschen benachteiligte Haushalte untersuchen. im Krisenkontext. Zugang zu gesunden Lebensmitteln Die folgenden Handlungsfelder prägen das Ak- für alle gewährleisten tionsfeld „Ernährungssicherung“. Besserer Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln kann auf verschiedene Weise hergestellt wer- Verfügbarkeit von gesunder Nahrung erhöhen den: durch ein verbessertes und diversifiziertes Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln hängt von preiswertes Angebot, wo nötig unterstützt Produktion, Transport, Lagerung, Verarbeitung durch zielgenaue und effiziente Subventionie- und Vermarktung vor Ort ab. Die Erzeugung rung von Lebensmitteln, und durch Unterstüt- von Lebensmitteln muss nicht nur an die ge- zung der nachfragenden Menschen. Insbeson- änderten klimatischen und naturräumlichen dere die ärmsten Haushalte benötigen Zugang Bedingungen angepasst, sondern auch ernäh- zu Qualifizierung, produktiver Beschäftigung rungssensitiv gestaltet werden, d. h., sie muss und einkommenssteigernden Maßnahmen das Ziel einer ausreichenden und ausgewogenen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft, Ernährung für alle verfolgen. Durch die Unter- z. B. durch verbesserte Anbindung an Märkte stützung landwirtschaftlicher Beratungsdiens- und Vermarktungsdienstleistungen. Auch in
19 BMZ STRATEGIE – PAPIER 5 | 2021 BMZ-KERNTHEMENSTRATEGIE – EINE WELT OHNE HUNGER Bezug auf Kredite und andere Finanzdienst- gesund zu ernähren, müssen sie die Bedeutung leistungen brauchen diese Haushalte besondere von gesunder Ernährung kennen. Gleichzeitig Unterstützung, beispielsweise durch finanzielle werden im Sinne eines gendertransformativen Grundbildung und die Unterstützung von Spa- Ansatzes auch Männer für die Ernährung der rergruppen. Wichtig dabei sind gendersensible Familie sensibilisiert. Während überhöhter und gendertransformative Ansätze sowie die Fleischkonsum zu gravierenden ökologischen Förderung einer gemeinsamen Entscheidungs- und gesundheitlichen Problemen führt und findung innerhalb der Haushalte in Bezug auf seine globale Minderung an anderer Stelle Anbau, Einkauf und Konsum. Außerdem sind dieser Strategie als Ziel ausgeführt wird, wer- der gleichberechtigte und inklusive Zugang zu den tierische und Fischprodukte für arme Ressourcen und die Verteilung von Lebensmit- Menschen mit geringer Ernährungsvielfalt als teln im Haushalt wichtig für die Ernährung der Quelle für hochwertige Proteine, Vitamine und Familie. Um dies zu erreichen, fördern wir ne- Mineralien ausdrücklich empfohlen. Tiere sind ben Frauen auch Sensibilisierungsmaßnahmen auch wichtige, teils essenzielle Bestandteile für Männer. Wichtige Maßnahmen der sozialen kleinbäuerlicher und pastoralistischer Be- Sicherung, die besonders ernährungswirksam triebssysteme. Um langfristige Änderungen der gestaltet werden können, sind: ernährungs- Ernährungsgewohnheiten zu erreichen, fördern sensitive Bargeldtransfers, Bereitstellung von wir in unseren Partnerländern die Nutzung und Nahrungsmitteln oder Gutscheinen, konditio- Weiterentwicklung sowohl individueller Bera- nierten Unterstützungsleistungen (z. B. Cash- tungsansätze als auch von Massen- und sozialen for-Work- oder Food-for-Work-Maßnahmen) Medien. Ernährungsberatung sollte darüber oder Schulspeisungsprogramme. Oft können für hinaus auch in andere Maßnahmen integriert solche Maßnahmen lokal produzierte Lebens- werden, z. B. in Bildungs- und Landwirtschafts- mittel genutzt werden. Wie die COVID-Pande- maßnahmen. Außerdem fördern wir die Stär- mie zeigt, müssen solche Maßnahmen auch in kung von Basisdienstleistungen, insbesondere urbanen Räumen verbessert werden. Schließlich in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung verbessert unsere Förderung der subsistenzori- und Hygiene (WASH), Gesundheit und Fami- entierten Zweige kleinbäuerlicher Betriebe und lienplanung sowie Informationssysteme zu Haushalte den oft wichtigen marktunabhängi- möglichen Gesundheitsgefahren und deren gen Zugang zu Nahrungsmitteln. Vermeidung in einem One-Health-Ansatz, der die Wechselwirkungen von Menschen, Tieren Gesündere Ernährungsgewohnheiten fördern und Umwelt betrachtet. Der Ernährungszustand von Schwangeren und Kleinkindern stellt frühe Weichen für die Ernährungssicherung in Krisenkontexten menschliche Entwicklung. Mangel- und Fehl- gewährleisten ernährung des Fötus und Kleinkindes, beson- In Krisenkontexten, die sehr unterschiedlicher ders in den ersten 1.000 Tagen der Entwicklung, Natur sein und auch Mehrfachkrisen beinhal- führen zu langfristigen und irreparablen Schä- ten können, ist die Ernährung von Menschen den. Aber auch für ältere Kinder und Erwachse- besonders gefährdet. Ernährungssicherung in ne sind (jenseits von Verfügbarkeit und Zugang) Krisenkontexten bedarf daher eines multisek- eine gute Zubereitung von Nahrungsmitteln toralen und multidimensionalen Ansatzes, der und eine ausgewogene Ernährungsweise kontextspezifische Lösungen für besonders wichtig für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und benachteiligte Bevölkerungsgruppen (com- Wohlbefinden. Da Frauen für Nahrungszuberei- munity-based approaches) in den verschiede- tung und Verteilung innerhalb von Haushalten nen, sich oft gegenseitig verstärkenden Krisen meist die entscheidende Rolle spielen, nehmen verbindet. Im Sinne des Humanitarian-Deve- unsere Maßnahmen zur Ernährungsbildung lopment-Peace-Nexus (HDP-Nexus) tragen wir vor allem diese in den Blick: Um die Familie vor allem über resilienzstärkende Ansätze dazu
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