Bundesautobahn A 8 Augsburg - München - ÖPP-Betreibermodell Verkehrsfreigabe am 09.12.2010 - autobahnplus A8 ...
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Bayerisches Staatsministerium des Innern Bundesautobahn A 8 Augsburg – München ÖPP-Betreibermodell Verkehrsfreigabe am 09.12.2010 mit dem privaten Projekt- partner/Betreiber
Bundesautobahn A 8 Augsburg – München ÖPP-Betreibermodell Verkehrsfreigabe am 09.12.2010 im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vertreten durch den Freistaat Bayern vertreten durch die Autobahndirektion Südbayern mit dem privaten Projektpartner/Betreiber des Bundes autobahnplus A 8 GmbH
Grußworte .........................................................................................................4 Kapitel 1 .............................................................................................................6 Bundesstraßenbau mit ÖPP Kapitel 2 ...........................................................................................................16 Erstes Betreibermodell Deutschlands im Zuständigkeitsbereich der Autobahndirektion Südbayern Kapitel 3 ...........................................................................................................28 Das Betreibermodell aus Sicht des Konzessionsnehmers der autobahnplus A8 GmbH Kapitel 4 ...........................................................................................................42 Ausblick Zahlen Daten Fakten .......................................................................................44 Impressum ......................................................................................................45 Beim ersten deutschen ÖPP-Betreibermodell wurden neue Wege im Straßen- bau beschritten. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwick- lung, das Bayerische Staatsministerium des Innern, die Autobahndirektion Südbayern und der Konzessionsnehmer, die autobahnplus A8 GmbH haben gemeinsam die Maßnahme vorangetrieben. Durch die erfolgreiche Arbeit konnte der vertraglich festgelegte, sechsstreifige Ausbau baulich terminge- recht im Dezember 2010 fertiggestellt werden. Anlässlich der feierlichen Verkehrsfreigabe am 09.12.2010 wurde diese Broschüre gemeinsam verfasst, zu der die Partner ihre eigenen Textbeiträge eingebracht haben. 3
Grußwort von Herrn Dr. Peter Ramsauer, Bundes- minister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Investitionen in unsere Straßen sind Investitionen in die Mobilität unserer Gesellschaft und in die Lebens- adern unserer Wirtschaft. Dabei stehen wir vor der enormen Herausforderung, die öffentlichen Haushal- te zu konsolidieren und gleichzeitig eine leistungsfä- hige Infrastruktur zu gewährleisten. Mit dem Modell der „Öffentlich-Privaten-Partnerschaften“, kurz: ÖPP, gehen wir beim Bundesfernstraßenbau neue Wege. Es geht um eine langfristige, vertraglich geregelte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und verbesserten Möglichkeiten sich auszuruhen, sind Wirtschaft, bei der Aufgaben und Risiken geteilt auch ein Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit. Insge- werden. Da der private Partner die Strecke nicht samt wurden rund 20 Kilometer neue Lärmschutz- nur baut, sondern auch für den Erhalt und Betrieb wälle und -wände errichtet. In Teilbereichen der zuständig ist, ergeben sich für ihn Leistungsanreize Ausbaustrecke wurde sogenannter „Flüsterasphalt“ und für die öffentliche Hand Effizienzgewinne. verwendet, der die Fahrgeräusche deutlich reduziert. Die Situation der Autobahnanlieger wird sich folglich Die Autobahn A 8 zwischen Augsburg und Mün- wahrnehmbar verbessern. Kurzum: Der Ausbau der chen ist im Rahmen einer solchen ÖPP moderni- A 8 ist ein echter Gewinn für alle Beteiligten. siert und durchgehend sechsstreifig ausgebaut worden. Die Strecke ist in mehrfacher Hinsicht Im Rahmen des ÖPP-Modells haben der Bund von großer Bedeutung: Sie ist Teil des transeuro- und der Freistaat ein Gesamtpaket für 30 Jahre päischen Verkehrsnetzes, sie ist eine der wichtigs- geschnürt. Unser privater Vertragspartner, die ten Ost-West-Verbindungen in Süddeutschland, autobahnplus A8 GmbH, war nicht nur für den und sie ist für die Entwicklung der Regionen um Ausbau und die Finanzierung der Strecke verant- die Fuggerstadt Augsburg und die Isarmetropole wortlich, sondern er garantiert in diesem Zeitraum München ein echter Standortvorteil. Allerdings war auch den Erhalt und Betrieb. Dafür erhält er neben die Autobahn „in die Jahre gekommen“. Bauliche einer Anschubfinanzierung die auf der Konzessions- Unzulänglichkeiten und das hohe Verkehrsaufkom- strecke anfallenden Einnahmen der Lkw-Maut. Das men führten in der Vergangenheit viel zu oft zu Finanzvolumen beträgt insgesamt rund 730 Milli- Unfällen und Staus. Um den heutigen und zukünf- onen Euro. Die Bundesregierung hat vier solcher tigen Verkehrsanforderungen zu genügen, hatte sogenannter „A-Modellprojekte“ – das „A“ steht der Bund daher unmittelbar nach Vorliegen des hier für „Autobahnausbau“ – an private Betreiber Baurechts gemeinsam mit dem Freistaat entschie- vergeben. Aufgrund der guten Erfahrungen mit den den, den Abschnitt zwischen Augsburg und Mün- ersten ÖPP-Modellen wollen wir eine zweite Staffel chen „an einem Stück“ auszubauen. Nach zügig mit acht weiteren Projekten auf den Weg bringen. durchgeführtem Vergabeverfahren und positivem Wirtschaftlichkeitsnachweis war es im Juni 2007 Mein herzlicher Dank gilt allen, die dazu beigetra- soweit: Bereits ein Vierteljahr nach Vertragsab- gen haben, das erste Betreibermodell-Projekt des schluss konnten die ersten Bagger anrollen. Bundes in Bayern in so kurzer Zeit zu verwirklichen. Den Verkehrsteilnehmern wünsche ich auf der aus- Nach nur dreieinhalbjähriger Bauzeit ist dieses Groß- gebauten Strecke eine gute und unfallfreie Fahrt. projekt nun abgeschlossen worden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Auf einer Länge von 37 Kilometern wurde die A 8 sechsstreifig ausgebaut. Nahezu 100 Unter- bzw. Überführungsbauwerke sind errichtet worden. Für die Verkehrsteilnehmer bedeutet dies vor allem eine freiere Fahrt und weni- Dr. Peter Ramsauer ger Stau. Zudem sind entlang der Strecke zahlreiche Bundesminister für Verkehr, neue Parkplätze – auch für Lkw – entstanden. Die Bau und Stadtentwicklung 4
Grußwort von Herrn Joachim Herrmann, MdL Bayerischer Staatsminister des Innern Die Autobahn A 8 (West) Ulm – Augsburg – München ist Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes mit hervorgehobener Bedeutung als West-Ost-Verbin- dung im deutschen Voralpenland. Die täglichen Verkehrsbelastungen können an Spitzentagen bis zu 100.000 Fahrzeuge erreichen. Der längst überfällige, durchgehend sechsstreifige Ausbau dieser unfall- trächtigen Vorkriegsautobahn wäre konventionell in absehbarer Zeit nicht finanzierbar gewesen. Wir haben den Bund daher nachdrücklich unterstützt, Bei der wünschenswerten erweiterten Anwendung mit innovativen Modellen der Zusammenarbeit von von Öffentlich-Privaten-Partnerschaften in der öffentlicher Hand und Privatwirtschaft im Rahmen Zukunft wird es darauf ankommen, diese Erfolge zu von „Öffentlichen-Privaten-Partnerschaften“ auch sichern und die Risikoverteilung zwischen Auftrag- neue Finanzierungsmöglichkeiten zu testen. Mit nehmer und Auftraggeber, die Finanzierungsmoda- erheblichem finanziellen und personellen Einsatz litäten und die Mittelstandsfreundlichkeit weiter zu haben wir in kürzester Zeit für den Abschnitt optimieren. Bayern wird sich dabei auch mit seinen Augsburg – München durchgehend das Baurecht Erfahrungen aus ÖPP-Projekten im Staatsstraßen- erreicht und die Ausschreibungsunterlagen für das bau gerne einbringen. sogenannte „Autobahnausbau-Modell“ (A-Modell) erarbeitet. Ich freue mich, dass dank des Pilotprojektes die A 8 zwischen Augsburg und München nach nur 3 ½ Am 30.04.2007 konnte nach europaweiter Aus- Jahren Bauzeit nun bedarfsgerecht und verkehrs- schreibung und Abschluss des anschließenden sicher ausgebaut für den Verkehr zur Verfügung Verhandlungsverfahrens der bundesweit erste steht. Konzessionsvertrag zum Ausbau eines Autobahn- abschnittes nach dem A-Modell unterzeichnet Ich möchte all denen danken, die bei der Entwick- werden. Damit wurden dem privaten Betreiber lung des Vergabeverfahrens und des Vertragswer- autobahnplus A8 GmbH für eine Konzessionslauf- kes echte Pionierarbeit geleistet haben. Mein Dank zeit von 30 Jahren der sechsstreifige Ausbau auf gilt auch den Planern, die die Ausbauplanungen mit einer Länge von 37 km, der Betriebsdienst und beispiellosem Tempo vorangetrieben haben sowie die bauliche Erhaltung auf einer Länge von 52 km den Regierungen von Oberbayern und Schwaben, sowie die Finanzierung des Ganzen übertragen. Als die in Rekordzeit die erforderlichen Planfeststel- Gegenleistung erhält die autobahnplus A8 GmbH lungsverfahren durchgeführt und uns damit recht- die auf „ihrem“ Abschnitt anfallende Lkw-Maut zeitig Baurecht verschafft haben. Der autobahnplus und für ihre durch die Lkw-Maut nicht gedeckten A8 GmbH und den finanzierenden Banken möchte Kosten eine Anschubfinanzierung, die aufgrund des ich meine Anerkennung aussprechen, da sie bereit Wettbewerbsergebnisses zur Konzessionsvergabe waren, mehr Verantwortung und mehr Risiken als vereinbart wurde. Für die Baukonzession wurde im bisher zu übernehmen. Nur so war es möglich, den Bundeshaushalt rund eine ¾ Mrd. Euro an Mautein- sechsstreifigen Ausbau unter Verkehr in dieser kur- nahmen eingestellt. Es ist damit der größte Vertrag, zen Zeit bis Dezember 2010 vollenden zu können. den die bayerische Straßenbauverwaltung jemals geschlossen hat. Den Verkehrsteilnehmern wünsche ich auf dem neuen Autobahnabschnitt allzeit gute Fahrt. Bei der Abwicklung des Ausbaus hat sich das Pilot- projekt bestens bewährt. Bauqualität, Termintreue und Kostensicherheit liegen deutlich über dem Niveau vergleichbarer Großprojekte. Joachim Herrmann, MdL Bayerischer Staatsminister des Innern 5
Bundesautobahn A 8, Anschlussstelle Augsburg-Ost Bundesfernstraßenbau mit ÖPP Deutschland hat eines der bestausgebauten Bundesverkehrswegeplan und Bedarfsplan Verkehrsnetze in Europa. Dieses Kapital gilt es Der Aus- und Neubaubedarf wurde anhand von nachhaltig und dauerhaft zu erhalten. Verkehrsprognosen ermittelt und im geltenden Bun- Die Nr. 1 unter den Verkehrsträgern und entschei- desverkehrswegeplan (BVWP) bzw. im dem Fernstra- dender Faktor unserer modernen Gesellschaft ist die ßenausbaugesetz zugehörigen Bedarfsplan, für die Straße. Deutschlands Fernstraßen sind viel befah- Bundesfernstraßen fixiert. ren – Tendenz steigend. Insbesondere Bundesauto- bahnen, aber auch Bundesstraßen sind Lebensadern Mit den im Zeitraum 2001 bis 2009 bereitgestellten für die weitere Entwicklung. Wirtschaftlich stellt das Bundesmitteln konnten wichtige, vom Gesetzgeber gut ausgebaute Netz ein erhebliches Anlagevermö- als vordringlich erachtete Straßenbaumaßnahmen des gen dar. Der Erhaltung und dem bedarfsgerechten Bedarfsplans umgesetzt werden. Prioritäre 1.000 km Ausbau der Bundesfernstraßen kommt deshalb eine Autobahnneubau, 600 km BAB-Erweiterung und besondere Bedeutung zu. 1.500 km Bundesstraße sind bereits unter Verkehr. 6
So konnten z.B. in Bayern wichtige verkehrliche Verbesserungen erreicht werden. Beleg hierfür sind u.a. die neu vollendeten Bundesautobahnen A 6, A 7, A 71, A 73 und A 96. Bis auf die – nach jahr- zehntelanger Trassendiskussion – jetzt ebenfalls im Weiterbau befindliche A 94 sind damit alle Neubau- lücken im Zuge der bayerischen Bundesautobahnen komplett geschlossen. Aber das Netz hat auch noch Schwächen. Deshalb wird der Bund auch in Zukunft in erheblichem Um- fang in das Bundesfernstraßennetz investieren. Die noch aktuellen Bedarfspläne stammen aus dem Jahr 2004 und basieren auf dem BVWP 2003 mit Zeithorizont 2015. Es sind also rund 10 Jahre seit Beginn der Aufstellung vergangen – Zeit, in der sich Ausbau der A 8 im Bereich der Anschlussstelle Dasing Bedürfnisse, Kosten und Prognosen für die Zukunft verändert haben. Deshalb prüft der Bund gegen- Bei der Sicherung der Qualität der Bestandsnetze, wärtig die Bedarfspläne, so wie es die Ausbau- aber vor allem beim Neubau wird es also vorran- gesetze fordern. Ziel ist, die Grundkonzeption für gig um die Beseitigung von Engpässen und den einen neuen BVWP in der nächsten Legislaturperi- Ausbau überlasteter Hauptverkehrsachsen gehen – ode vorzulegen, der die aktuellen Bedürfnisse und auch mit Hilfe privater Geldgeber, also im Rahmen Entwicklungen berücksichtigt. Öffentlich-Privater-Partnerschaften (ÖPP). Trotz aller bekannten und notwendigen Einspar- erfordernisse ist es gelungen, die Verkehrsinves- Das Prinzip Öffentlich-Privater-Partnerschaften titionslinie für die Jahre 2011 bis 2014 auf einem (ÖPP) höheren Niveau als in den Jahren 2001 bis 2008 Mit der vom Bundesministerium für Verkehr, Bau festzuschreiben. Aber eine klare Prioritätensetzung und Stadtentwicklung seit Mitte der 90er Jahre ist dennoch erforderlich. Priorität müssen zukünftig vorangetriebenen Entwicklung von ÖPP soll für Pri- noch mehr die Projekte haben, die den größten vate der Markt bezüglich Planung, Bau, Erhaltung, gesellschaftlichen, aber vor allen Dingen auch den Betrieb und Finanzierung von Bundesfernstraßen größten ökonomischen Nutzen aufweisen. geöffnet werden. Asymmetrischer Ausbau der A 8 7
Bei dieser Art der Projektdurchführung werden lich. Deshalb unterliegt der Konzessionsnehmer Aufgaben an einen privaten Auftragnehmer zur regelmäßigen Überprüfungen. Damit wird sicher- Ausführung übertragen: Der Private baut den gestellt, dass der Bau-, Betriebs- und Erhaltungs- Bundesfernstraßenabschnitt und ist für den Betrieb standard nicht geringer als bei herkömmlicher und die Erhaltung „seiner“ Strecke sowie die Fi- Auftragsvergabe ist. Sollte es zu einem Unfall oder nanzierung des Maßnahmenpaketes zuständig. Die einem anderen schädigenden Ereignis kommen, Konzessionslaufzeit von rd. 30 Jahren trägt dem Le- ist die öffentliche Hand weiterhin Ansprechpartner benszyklus einer Straßenverbindung Rechnung; das für den Nutzer. Sie kann sich im Innenverhältnis an Eigentum an der Strecke geht dabei nicht auf den ihren Konzessionsnehmer wenden, um etwaige Privaten über. Im Gegenzug erhält der Betreiber – Aufwendungen zurückzuerhalten. je nach Modell – zum Beispiel die auf der Strecke anfallende Lkw-Maut. Bau, Erhaltung und Betrieb Die Infrastrukturverantwortung von Bund und eines Streckenabschnitts liegen in einer Hand. Das Ländern bleibt bei den in Deutschland angewand- Projekt kann dadurch effizienter und früher umge- ten Modellen daher unberührt. Voraussetzung ist setzt werden. die Berücksichtigung des Projektes im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen. Auch die allgemeinen Bei ÖPP-Projekten im Bundesfernstraßenbau sind Verkehrsregeln und andere Vorschriften für den verschiedenste Rahmenbedingungen für den Erfolg Straßenverkehr bleiben unberührt von den Konzes- eines Projektes ausschlaggebend, zum Beispiel sionsverträgen mit privaten Betreibern. eine systematische Projektentwicklung durch den Die Einbindung privaten Know-hows und privaten Projektträger, eine ausgewogene Risikoverteilung, Kapitals ist jedoch kein Allheilmittel. ÖPP darf als der gemeinsame Wille von Bund und Land zur alternative Beschaffungsvariante nur eingesetzt Projektumsetzung, der Projektzuschnitt und der werden, wenn im Rahmen einer Wirtschaftlich- Planungsstand. Grundsätzlich sollte das Baurecht keitsuntersuchung zuvor nachgewiesen wurde, noch vor Projektbeginn vorliegen, damit der Projekt- dass diese Realisierungsform wirtschaftlicher rahmen klar abgesteckt ist und der Konzessions- ist als eine konventionelle Beschaffung (mittels nehmer die Bauzeiten belastbar planen kann. Bauverträgen, d.h. vom öffentlichen Auftraggeber Gegenüber Dritten bleibt die öffentliche Hand ausgeschriebene und auf dieser Basis von privaten weiterhin für den Streckenabschnitt verantwort- Auftragnehmern erbrachte Einzelbauleistungen). Sechsstreifig ausgebaute A 8 bei Adelzhausen 8
Bisherige Projektstrukturen: A-Modell und F-Modell Ziele von ÖPP Bisher werden im Bundesfernstraßenbereich zwei Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- Betreibermodellformen angewandt: entwicklung (BMVBS) verfolgt die Umsetzung von ÖPP-Projekten vor allem aus folgenden Gründen: A-Modell − ÖPP dient der langfristigen und nachhaltigen Das Betreibermodell für den mehrstreifigen Auto- Sicherung einer qualitativ hochwertigen Bundes- bahnausbau (sog. A-Modell) ist mit Einführung der fernstraßeninfrastruktur. streckenbezogenen Lkw-Maut auf Autobahnen − Durch den Lebenszyklusansatz (Bau, Erhaltung, möglich geworden. Dabei werden der Bau zusätz- Betrieb und Finanzierung aus einer Hand über licher Fahrstreifen, der Erhalt und der Betrieb aller eine Vertragslaufzeit von in der Regel 30 Jahren) Fahrstreifen sowie die Finanzierung des Maß- und eine adäquate Risikoverteilung zwischen öf- nahmenpaketes an einen privaten Betreiber zur fentlicher Hand und privatem Partner kommt es Ausführung übertragen. Dafür erhält der Betreiber zu Effizienzgewinnen und damit zu einer Gesamt- das Gebührenaufkommen oder Teile davon aus kostenoptimierung. Gleichzeitig werden Anreize der Lkw-Maut für diesen Streckenabschnitt. Im zu einer qualitativ hochwertigen Bauweise und Bedarfsfall kann der Bund zuzüglich zur Lkw-Maut möglichst wenigen Verkehrsbeeinträchtigungen eine Anschubfinanzierung zahlen, deren Höhe dem für die Nutzer gesetzt. Wettbewerb unterliegt. − ÖPP ermöglicht die frühere und schnellere Rea- lisierung von hoch belasteten Bundesautobahn- F-Modell strecken, die der Gesetzgeber als „vordringlicher Das zweite Betreibermodell ist das sogenannte Bedarf“ qualifiziert hat. Anstelle einer abschnitts- F-Modell, benannt nach dem Fernstraßenbaupri- weisen Realisierung werden längere Gesamt- vatfinanzierungsgesetz (FStrPrivFinG). Hier baut, strecken realisiert und damit volkswirtschaftlich betreibt, erhält und finanziert der private Betreiber wertvolle Vorzieheffekte erzielt. einen Streckenabschnitt. Zur Refinanzierung kann er von allen Nutzern selbst eine Maut erheben. Das F-Modell ist beschränkt auf Brücken, Tunnel und Gebirgspässe im Zuge von Autobahnen und Bun- desstraßen sowie auf mehrstreifige, autobahnähn- lich ausgebaute Bundesstraßen. Die Festsetzung der Mautgebühren (öffentlich-rechtliche Gebühr oder privat-rechtliches Entgelt) erfolgt durch die jeweils zuständige Landesbehörde. 9
Betreibermodelle auf Bundesautobahnen - Stand: Mai 2010 - Pilotprojekte und neu geplante Projekte - Flensburg Flensburg Flensburg Flensburg Flensburg Flensburg 00 12,5 12,5 25 25 50 50 75 75 100 100 KM KM 7 Heiligenhafen Heiligenhafen Heiligenhafen Heiligenhafen S S S S C C C C H H H H LL LL E E E E S S S S W W W W III G G --- G Stralsund Stralsund Stralsund Stralsund Kiel Kiel Kiel Heide Heide Heide Heide Heide Heide 1 H H H H H H O O O O O O LL LLL L S S S S S S TT TTT T E E E E E E IIII N N N N N N Rostock Rostock Rostock Greifswald Greifswald Greifswald Greifswald Greifswald Greifswald 23 7 21 20 Wismar Wismar Wismar Wismar Wismar 20 Lübeck Lübeck Lübeck M M M E E E C C C K K K LLL E E E N N N B B B U U U R R R G G --- G 20 c 1 27 Schwerin Schwerin Schwerin Schwerin 19 Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Neubrandenburg Pasewalk Pasewalk Pasewalk Pasewalk Pasewalk Stade Stade Stade Stade Stade Stade Wilhelmshaven Wilhelmshaven Wilhelmshaven 14 20 Wilhelmshaven Wilhelmshaven Wilhelmshaven Bremer- Bremer- Bremer- Bremer- Bremer- H H A H H H A A M A A M M B M M B B U B B U U R U U R R G R R G G G G haven 22 haven 26 24 V V V O O O R R R P P P O O O M M M M M M E E E R R R N N N haven haven haven V V O O R R P P O O M M M M E E R R N N Emden Emden Emden Emden 29 1 Lüneburg Lüneburg Lüneburg Lüneburg 24 28 B B R B B B B R R E R R R E E M E E E M M E M M M E E N E E E N N N N N 7 C B B B B B R R R R R A A A A A N N N N N D D D D D E E E E E N ---- N N N N Oldenburg Oldenburg Oldenburg 11 N N N N N N IIIIII E E E E E E D D D D D D E E E E E E R R R ----- R R R P P O P P P O O L O O LLL L E E E N E E N N N N 24 N N N IIIIII E N N N E E E D E E D D D E D D E E E R E E R R R ------ R R 27 31 a 14 39 LL LL A A N N D A N A A N D E D E D D E E 7 10 S S S S S S A A A A A A C C C C C C H H H H H H S S S S S S E E E E E E N N N N N N 10 1 B B B B B B E E E E E E R R R R R R L LL LL L IIIIII N N N 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Benz Benz Benz Benz 92 Herrenberg Herrenberg Herrenberg Herrenberg Herrenberg Herrenberg A 9 5 8 Simbach Simbach Simbach 81 Ulm Ulm Ulm Ulm W W W W W W Ü Ü Ü Ü Ü Ü R R R R R R TT TTT T TT TTT T E E E E E E M M M M M M B B B B B B E E E E E E R R R R R R G G G G G G Augsburg Augsburg Augsburg Augsburg 94 7 Ö Ö Ö S Ö Ö Ö S S T S S TTT T E E E R E E R R R R R R R E R R E E IIIII C E E C C H C C H H H H Villingen- Villingen- Villingen- Villingen- 6 Schwenningen Schwenningen Schwenningen 96 München Schwenningen Schwenningen Schwenningen München München München München Freiburg Freiburg Freiburg Freiburg 8 96 98 95 7 Weil Weil Weil Weil Weil Weil Lindau Lindau Lindau 93 Lindau Füssen Füssen Füssen Garmisch- Garmisch- Garmisch- Garmisch- S S S C S S S C C H C C H H W H H W W E W W E E IIIII Z E E ZZZ Z Partenkirchen Partenkirchen Partenkirchen Partenkirchen Partenkirchen Partenkirchen Ende 2009 BAB Neubau Pilotprojekte Projekte 1 A7 AD Bordesholm - Landesgrenze SH/HH 6 A8 AK Ulm-Elchingen - AS Augsburg-West (BY) in Verkehr geplant neu geplant 2 A 1/A 30 AS Rheine-Nord - AK Lotte/Osnabrück - 7 A 60 AS Mainz-Laubenheim - A 643 AD Mainz - AK Schierstein A A 8 Augsburg-West - AD München-Allach AK Münster-Süd (NW) 2 - 4 streifig 8 A 45 im Bereich Dillenburg - Wetzlar B A 4 Landesgrenze HE/TH - AS Gotha 3 A7 AD Salzgitter - AD Drammetal (NI) Weitere Projekte a A 281 Weserquerung C A 1 AK Bremer Kreuz - AD Buchholz 4 A9 AS Lederhose - Landesgrenze TH/BY b A8 Albaufstieg 6 - 8 streifig D A 5 Malsch - AS Offenburg 5 A6 AS Wiesloch-Rauenberg - AK Weinsberg (BW) c A 20 Elbquerung SSP SSP SSP Consult, SSP SSP SSP Consult, Consult, Consult, Beratende Consult, Consult, Beratende Beratende Beratende Ingenieure Beratende Beratende Ingenieure Ingenieure Ingenieure GmbH, Ingenieure Ingenieure GmbH, GmbH, GmbH, im GmbH, GmbH, im im im Auftrag im im Auftrag Auftrag Auftrag des Auftrag Auftrag des des des BMVBS, des des BMVBS, BMVBS, BMVBS, Referat BMVBS, BMVBS, Referat Referat Referat StB Referat Referat StB StB StB 10 StB StB 10 10 10 10 10
Die A-Modell-Pilotprojekte (1. Staffel ÖPP) Im Zeitraum 2005 bis 2009 haben das Bundesmi- nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die Auftragsverwaltungen der Länder alle vier A-Modell-Pilotprojekte mit verkehrsmengenabhän- giger Vergütung erfolgreich auf den Weg gebracht. Diese vier laufenden Großprojekte umfassen insge- samt rund 230 km Bundesautobahnen, wovon rund 175 km sechsstreifig auszubauen sind. Das reine Bauvolumen beträgt rund 1,1 Mrd. Euro. A 8 Augsburg-West bis Autobahndreieck München - Allach Konzessionsbeginn: 01.05.2007 Konzessionsnehmer: autobahnplus A8 GmbH Konzessionsstrecke: rd. 52 km (davon rd. 37 km Ausbau) Finanzvolumen (für 30 Jahre): rd. 750 Mio. Euro Verkehrsfreigabe: 09.12.2010 A 4 Landesgrenze HE/TH bis Anschlussstelle Gotha Konzessionsbeginn: 16.10.2007 Konzessionsnehmer: Via Solutions Thüringen GmbH Co. KG Konzessionsstrecke: rd. 44 km (davon rd. 25 km Neu-/Ausbau ) Finanzvolumen (für 30 Jahre): rd. 550 Mio. Euro Verkehrsfreigabe: 07.09.2010 (erfolgt) A 1 Autobahnkreuz Bremer Kreuz bis Autobahndreieck Buchholz Konzessionsbeginn: 04.08.2008 Konzessionsnehmer: A1 mobil GmbH Konzessionsstrecke: rd. 72 km Finanzvolumen (für 30 Jahre): rd. 1 Mrd. Euro Verkehrsfreigabe: 31.12.2012 (Vertragstermin) A 5 Malsch bis Anschlussstelle Offenburg Konzessionsbeginn: 01.04.2009 Konzessionsnehmer: Via Solutions Südwest GmbH & Co. KG Konzessionsstrecke: rd. 60 km (davon rd. 41 km Ausbau) Finanzvolumen (für 30 Jahre): rd. 1 Mrd. Euro Verkehrsfreigabe: 30.08.2014 (Vertragstermin) 11
Der Markt hat überwiegend positiv auf die A- vertraglichen Terminvorgaben unterschritten, d.h. Modell-Pilotprojekte reagiert: Pro Projekt hatten die volle Verkehrswirksamkeit der Strecken wird sich mehrere Bewerberkonsortien, bestehend aus beschleunigt bereits vor Ende 2010 erreicht. Auch nationalen und internationalen Bauunternehmen und der Bau im Rahmen der anderen beiden Pilotpro- Betreibern, am Teilnahmewettbewerb beteiligt. Das jekte kommt sichtbar voran und liegt bisher im Marktinteresse der Banken war vor der Finanzmarkt- Zeitplan. krise sehr groß; auch mitten in der Finanzmarktkrise im März 2009 wurden die Finanzierungsverträge mit Durch ein überwiegend den jeweiligen Länder- einem der Betreiber erfolgreich abgeschlossen. Straßenbauverwaltungen obliegendes Vertragsma- nagement werden alle Projekte mit Blick auf die Nach ersten Analysen des Bundesministeriums für Erfüllung der Pflichten und Wahrung der Rechte Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und der Ver- geprüft, begleitet und ausgewertet. Erkenntnisse, kehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft (VIFG) ist ob die Betreiber auch die Erhaltung zum betriebs- vor allem die Projektumsetzungsphase als ausge- wirtschaftlich optimalen Zeitpunkt ausführen, sprochen positiv einzustufen: Zum einen bauen die um das Vermögensgut „Straße“ bestmöglich zu privaten Betreiber – wahrscheinlich bedingt dadurch, bewirtschaften, werden so erzielt und gesichert. dass sie für mehrere Wertschöpfungsstufen verant- wortlich sind – „schulbuchmäßig“ und damit quali- Darüber hinaus hat der Bundesrechnungshof (BRH) tativ vergleichsweise hochwertig. Darüber hinaus ist die Pilotprojekte umfassend geprüft und u.a. die die Überwachungsfunktion der Eigen- und Fremd- Wirtschaftlichkeit der Projekte in Frage gestellt. kapitalgeber nicht zu unterschätzen, die ihrerseits Aus heutiger Sicht gibt es keine gesicherten ein hohes Interesse an einem dauerhaften Bauwerk Hinweise darauf, dass sich die Befürchtungen des und möglichst wenig Verkehrsbeeinträchtigungen BRH bewahrheiten werden. Naturgemäß kann haben. Auch der Betriebsdienst erfolgt qualitativ bei einer verkehrsmengenabhängigen Vergütung ebenso hochwertig wie vorher durch die staatlichen das wirtschaftliche Endergebnis erst am Ende der Autobahnmeistereien. Besonders hervorzuheben Vertragslaufzeit ermittelt werden. Fest steht jedoch ist darüber hinaus die besondere Termintreue der schon heute, dass die Verkehrsteilnehmer und die ÖPP-Betreiber beim Streckenausbau: Bei den Volkswirtschaft insgesamt von der früheren Besei- ersten beiden Pilotprojekten (A 8 in Bayern sowie tigung verkehrlicher Engpässe durch ÖPP erheblich A 4 in Thüringen) werden die ohnehin schon engen profitieren werden. Bodenverbesserung im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A 8 12
Betoneinbau während der Nachtstunden Verkehrsführung auf der A 8 bei Adelzhausen während der Bauzeit Weitere A-Modell-Projekte (2. Staffel ÖPP) mit einem reinen Bauvolumen von rd. 1,5 Mrd. Euro Die Entwicklung im Rahmen der Pilotprojekte hat und einer Vertragsstrecke von insgesamt rund Mut gemacht, den ÖPP-Weg im Bundesfernstra- 450 km gestartet werden. ßenbau fortzusetzen. Im Rahmen einer sog. zweiten ÖPP-Staffel des Bundesministeriums für Verkehr, Die acht für die zweite Staffel ÖPP ausgewählten Bau und Stadtentwicklung sollen in den Jahren weiteren Betreibermodellprojekte sind: 2009 – 2012 acht weitere Betreibermodellprojekte Bundesland Projekt (genauer Projektzuschnitt zum Teil noch offen) Start Vergabeverfahren Bayern/Baden- A 8, AK Ulm-Elchingen – AS Augsburg-West 28.01.2009 Württemberg Thüringen A 9, AS Lederhose – Landesgrenze TH/BY 18.03.2009 Baden- A 6, AK Wiesloch-Rauenberg – AK Weinsberg 2011 (angestrebt) Württemberg Nordrhein- A 1, AK Lotte-Osnabrück – AS Münster-Nord und noch offen Westfalen A 30, AS Rheine-Nord – AK Lotte-Osnabrück Schleswig-Holstein/ A 7, AD Bordesholm – AD Hamburg-Nordwest 2011 (angestrebt) Hamburg Niedersachsen A 7, AD Salzgitter – AD Drammetal noch offen Hessen Vorhaben im Zuge der A 45, noch offen Landesgrenze NRW/HE – AK Gambach Rheinland-Pfalz Vorhaben im Zuge der A 60, noch offen AS Mainz-Laubenheim – A 60/A 643, AD Mainz – A 643 AK Schierstein 13
Der komplexe Vergütungsmechanismus der Pilot- F-Modell-Projekte projekte wird hierbei weiterentwickelt und optimiert, Bisher wurden zwei Tunnelprojekte in kommunaler um projektspezifisch eine möglichst sachgerechte Baulast gemäß dem F-Modell realisiert: Vergütungsstruktur anzuwenden. Es werden daher − Feste Warnowquerung Rostock (B 105) Betreibermodelle mit einem Einheitsmautsatz auf (4 km, 215 Mio. Euro, Freigabe 12.09.2003, den Markt gebracht (z.B. A 8 Ulm – Augsburg) sowie Konzession bis 2056) und andere Vergütungsvarianten (z.B. bundesweit erstes − Travequerung Lübeck (B 75/B 104) Verfügbarkeitsmodell für die A 9 AS Lederhose – Lan- (2,1 km, 180 Mio. Euro, Freigabe 26.08.2005, desgrenze TH/BY). Auch werden die Streckenlängen Konzession bis 2035) variiert und zum Teil soll der Projektschwerpunkt im Bereich der Erhaltung liegen. Der geeignete genaue Im Ergebnis intensiver Untersuchungen und Abstim- Projektzuschnitt obliegt jeweils den projektvorberei- mungen verfolgen Bund und Land Bremen (unter- tenden Detailuntersuchungen. stützt von der Deutsche Einheit Fernstraßenpla- nungs- und -bau GmbH (DEGES)) gemeinsam das Voraussetzung für den Start des Vergabeverfahrens Ziel, die A 281 Weserquerung als bundesweit erstes als ÖPP-Projekt wie auch die Vergabe (Vertrags- F-Modell auf Bundesautobahnen umzusetzen. abschluss) selbst ist jeweils der Nachweis der Das Vergabeverfahren wird derzeit mit angestreb- wirtschaftlichen Realisierung im Vergleich zur sog. tem Vergabestart in 2011 vorbereitet. Vorausset- „konventionellen“ Beschaffung. Das ca. zweijäh- zung hierfür ist, dass die Würdigung vorliegender rige Vergabeverfahren kann beginnen, wenn das Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss nicht von den zuständigen Ländern jeweils zunächst zu zu Verzögerungen führt und dass die Wirtschaftlich- erzielende Baurecht vorliegt bzw. absehbar ist. keit der ÖPP-Ausführung bestätigt werden kann. Die bereits laufenden Vergabeverfahren für zwei der mit der zweiten Staffel ÖPP vorgesehenen weiteren Betreibermodellprojekte sind bereits weit fortgeschritten. Die Vorbereitungen für den baldmöglich angestrebten Vergabestart weiterer Projekte laufen. Darüber hinaus lässt der Bund – jeweils abgestimmt mit den beteiligten Ländern – die ÖPP-Eignung von folgenden weiteren vordringlichen Bundesfernstra- ßenprojekten untersuchen: − Albaufstieg im Zuge der A 8 und Rechts: Luftbild der A 8 im Bereich Sulzemoos – − Elbquerung im Zuge der A 20 Odelzhausen vor dem Ausbau 14
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Erstes Betreibermodell Deutschlands Abschnitt 7 Abschnitt 6 AS Augsburg – West – westl. Lechbrücke – westl. Lechbrücke Derching PLF-Beschluß: 01.06.1988 PLF-Beschluß: 11.06.2002 Pilotprojekt A 8 Augsburg – München im Zuständigkeitsbereich der Autobahndirektion Südbayern Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP), engl. Public-Private-Partnership (PPP) Bauliche und verkehrliche Situation vor dem Ausbau ß Die A 8 Ulm – Augsburg – München ist eine Hauptverkehrsachse von europäi- usä N e scher Bedeutung und Teil des transeuropäischen Netzes (TEN). Die vierstrei- figen, über 60 Jahre alten Abschnitte waren dem Verkehr schon lange nicht AS 2 Au S A A mehr gewachsen. Bezogen auf den Konzessionsabschnitt Augsburg – Mün- chen war vor Konzessionsbeginn im Mai 2007 lediglich ein 8 km langes Teil- stück zwischen dem Autobahndreieck Eschenried und dem Parkplatz (PWC) 10 bei Palsweis bereits sechsstreifig ausgebaut. Augsburg Die baulichen Unzulänglichkeiten der vierstreifigen Strecke, wie z. B. fehlende 300 Standstreifen, große Steigungen oder unübersichtliche Kuppen mit unzurei- chenden Sichtweiten waren die Ursache einer relativ hohen Unfallrate mit 17 mehreren Unfallschwerpunkten. Die A 8 war zudem durch das hohe Verkehrs- aufkommen von bis zu 100.000 Kfz/Tag in Teilbereichen überlastet und dadurch sehr stauanfällig. Als Übergangsregelung bis zum Ausbau haben Geschwindig- keitsbegrenzungen tagsüber auf 120 km/h und Überholverbote für Lkw sowohl das Unfallgeschehen positiv beeinflusst als auch den Verkehrsfluss homogeni- siert und somit zu etwas weniger Staus geführt. Planungsgeschichte Der sechsstreifige Ausbau der A 8 im rund 100 km langen Streckenabschnitt Bauabschnitte autobahnplus: II c zwischen München und dem Autobahnkreuz (AK) Ulm-Elchingen ist auf ge- sechsstreifig unter 11 / samter Länge dem „Vordringlichen Bedarf“ des aktuellen Bedarfsplans für die Verkehr seit: 2010 Bundesfernstraßen zugeordnet. Um in kürzester Zeit das notwendige Baurecht zu schaffen, hat die Autobahndirektion Südbayern eine spezielle Projektgrup- pe („Task Force“) gebildet und mit erheblichem Einsatz von Landesmitteln Aufträge an Ingenieurbüros vergeben und abgewickelt. Die Planungen wurden mit großem Tempo vorangetrieben, so dass für die Strecke zwischen Augs- burg und München bereits seit Oktober 2004 und für den Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm seit März 2007 durchgängig vollziehbares Baurecht vorliegt. Vor Beginn der eigentlichen Ausbauarbeiten durch den Betreiber wurden von der Autobahndirektion Südbayern zu Beginn des Jahres 2007 Fällarbeiten entlang der A 8 vorgenommen. Der Ausbau erfolgte in sechs unterschiedlichen Ausbauabschnitten. Der erste Ausbauabschnitt konnte bereits im Juli 2009 für den Verkehr freigegeben werden. 16
Abschnitt 1 Abschnitt 4 Abschnitt 3 westl. AS Dachau/FFB – Abschnitt 5 Abschnitt 2b Abschnitt 2a östl. AS Dasing – westl. Odelzhausen – westl. Spange Eschenried Derching – östl. AS Dasing Sulzemoos – Palsweis Palsweis – Dachau/FFB westl. Odelzhausen westl. AS Sulzemoos PLF-Beschluß: 05.10.1994 PLF-Beschluß: 18.11.2003 PLF-Beschluß: 25.04.2001 PLF-Beschluß: 25.04.2001 PLF-Beschluß: 20.09.2004 PLF-Beschluß: 06.10.2004 Fertiggestellt: 12/1997 Fertiggestellt: 2003 BAB A 99 Langwied – Allach mit Spange Eschenried PLF-Beschluß: 16.06.1993 Fertiggestellt: 09/1998 t es t W Os g bur urg rg s sb e ug ug edb A Fri g n Reg.-Bez. Oberbayern AS S s in use A D a ha 8 S e lz n A d se 11 A a u AS 300 l zh de os 9 92 O o AS 13 z em 2 l Su FB 8 S /F A u c ha 92 388 Da AS 471 2 99 471 471 304 99 Ic II b Ib II a Ia 2 99 94 München 08 / 10 / 11 / 12 / 07 / 2009 2010 2009 2010 2009 96 99 Legende: 37 km – sechsstreifiger Ausbau (2007 – 2010) 52 km – Konzessionsstrecke Betrieb und Erhaltung (2007 – 2037) PLF-Beschluß Planfeststellungsbeschluß AS Anschlussstelle 17
$XIIOOXQJ KP Systemskizze des Regelquerschnitts RQ 35,5 mit einer Kronenbreite von 35,50 m Das Betreibermodell finanzierung im Rahmen einer reinen Projektfinan- A 8 Augsburg – München zierung, deren Bedienung ausschließlich aus dem Cashflow des Projektes erfolgt. Seit dem 01.05.2007 liegt der Abschnitt Augsburg – München der A 8 in den Händen des niederländisch- Im Rahmen des A-Modells bleibt die öffentliche deutsch-französischen Konzessionsnehmers auto- Hand weiterhin Straßenbaulastträger und nimmt bahnplus A8 GmbH. Die A 8 ist damit das erste von somit alle hoheitlichen Tätigkeiten (z. B. als Ver- bundesweit vier Pilotprojekten und damit gleichzeitig kehrsbehörde) wahr. Für die Baukonzession wurde die bundesweit erste Autobahn, für die eine Baukon- im Bundeshaushalt rd. eine ¾ Mrd. Euro an Maut- zession nach dem sogenannten A-Modell („Auto- einnahmen eingestellt. bahnausbau-Modell“) an einen privaten Betreiber vergeben werden konnte. Der Betreiber hat über die von ihm auszubauende Zu Planung und Technik Strecke hinaus die gesamte Konzessionsstrecke auf einer Gesamtlänge von 52 km 30 Jahre lang Straßenquerschnitt baulich zu erhalten und zu betreiben. Sämtliche Ursprünglich vorhanden waren im Abschnitt Augs- Leistungen sind durch den Konzessionsnehmer zu burg – München der A 8 jeweils nur zwei Fahrstrei- finanzieren. Als Gegenleistung erhält er monatlich fen je Fahrbahn. Auf der gesamten Abschnittslänge die in dem Streckenabschnitt anfallende Lkw-Maut waren nahezu keine Standstreifen vorhanden, für schwere Lkw ab zwölf Tonnen und eine An- auf kurzen Abschnitten waren nachträglich nur schubfinanzierung, deren Höhe sich aus dem Wett- Nothaltestreifen angebaut. Die ausgebaute A 8 ist bewerb ergab und bei rund 6 Mio. Euro liegt. Die im Konzessionsabschnitt nunmehr durchgängig mit Anschubfinanzierung wurde während der Bauzeit einem insgesamt 35,50 m breiten Querschnitt mit in jährlichen Tranchen ausbezahlt. Die Finanzierung insgesamt sechs Fahrstreifen und zwei Standstrei- der Leistungen erfolgt mit Ausnahme der Anschub- fen befahrbar. 18
27 cm Betondecke in zweischichtiger Bauweise Vliesstoff 15 cm hydraulisch gebundene Tragschicht 25–28 cm Frostschutzschicht 30 cm Verfestigung des Untergrundes (Anrechnung von 20 cm gem. RStO 01) $XVODXI)URVWVFKXW]VFKLFKW LQ6LFNHUOHLWXQJ Fahrbahnaufbau der neuen Betonfahrbahn Lärmschutz oniert. Sie haben eine Gesamtlänge von über 20 km Lärmschutzeinrichtungen im Bestand waren nur in und Höhen über der Fahrbahn von bis zu 9,0 m. Bei einem kleinen Bereich bei Gersthofen vorhanden den Fahrbahnen wird in Teilbereichen offenporiger (Länge: 600 m). Umfassende Lärmschutzmaßnah- Asphalt (Flüsterasphalt) verwendet, wie z. B. im men verbessern nun die Situation der Autobahnan- Bereich der Anschlussstelle Augsburg-West und lieger deutlich. der Lechbrücke oder bei Odelzhausen. Die neuen Lärmschutzwälle und -wände wurden für den Prognoseverkehr des Jahres 2020 dimensi- Unzureichender Lärmschutz an der A 8 vor dem Ausbau Lärmschutz nach dem Ausbau 19
Das Bauwerk „BW 72“ – Unterführung der Gemeindeverbin- Die Lechbrücke – Neubau im Jahr 2008 dungsstraße Stätzling – Derching während des Ausbaus Ingenieurbauwerke verbindungsstraße (GVS) Stätzling – Derching und Insgesamt wurden 10 Überführungen über die A 8 der Friedberger Ache. Da das ehemalige Bauwerk sowie 51 weitere Brückenbauwerke im Zuge der als Gewölbetragwerk ausgebildet war, hat man die- Hauptfahrbahn und der Anschlussstellen sowie im se aufwändige Konstruktion auch für den Neubau Zuge des nachgeordneten Straßen- und Gewässer- wieder aufgegriffen. Das neue filigrane Stahlbe- netzes neu errichtet. Die neu errichteten Bauwerke tongewölbetragwerk hat eine Stützweite von rund besitzen als sog. „Brückenfamilie“ ein einheitliches 20 m und ist ca. 2 m hoch überschüttet. Gegründet Erscheinungsbild, welches in einem Gestaltungs- ist das Bauwerk auf Ortbeton-Großbohrpfählen mit handbuch, das Bestandteil der Vergabeunterlagen einem Durchmesser von 120 cm. war, geregelt ist. Das optisch wohl herausragendste Bauwerk der Im Zuge der erfolgten Ausbaumaßnahmen ist das Konzessionsstrecke ist die nahe Augsburg gelegene sogenannte Bauwerk „BW 72“ besonders erwäh- neue Lechbrücke Gersthofen, die außerhalb des Be- nenswert. Es dient zur Überführung der Gemeinde- treibermodells realisiert und nach rund dreijähriger Systemskizze eines Überführungsbauwerkes über die BAB aus dem Gestaltungshandbuch – Ansicht und Systemgrundriss 20
Aufwertung des Auenbiotopkomplexes an der Glonn bei Odelzhausen Bauzeit im Dezember 2007 fertig gestellt wurde. Entwässerung Zwei Stabbogenkonstruktionen aus Stahl, mit Stütz- Für Gewässer und Grundwasser wurden umfang- weiten von 109 m und maximalen Bogenhöhen reiche Schutzmaßnahmen vorgesehen. In Ein- über der Fahrbahn von 17 m nehmen die beiden schnittsbereichen wird das Niederschlagswasser Richtungsfahrbahnen auf. Ab dem Zeitpunkt der der Autobahn, welches nicht in den dafür vorge- Fertigstellung ist der Konzessionsnehmer wie bei sehenen Mulden versickert, über hochgesetzte allen anderen Bauwerken auch hier bis zum Ende Muldeneinläufe in Rohrleitungen gesammelt und des Konzessionszeitraums für die Erhaltung und die in Absetz- und Regenrückhaltebecken gereinigt. Unterhaltung zuständig. Das Autobahnwasser wird dann entweder anschlie- ßend gedrosselt in die Gewässer geleitet oder in Parkplätze Bereichen, in denen es der Untergrund ermöglicht, Zur Verbesserung der Parksituation für Lkw wurden in den Boden versickert. Insgesamt wurden 25 entlang der Strecke drei Parkplätze mit WC-Anlagen Regenrückhaltebecken im Konzessionsabschnitt (PWC) neu gebaut. Auf diese Weise konnten weit neu erstellt. mehr als 100 zusätzliche Parkplätze für Lkw neu geschaffen werden. Die Anlagen befinden sich öst- lich von Derching (in Fahrtrichtung München) sowie östlich von Adelzhausen (in beiden Fahrtrichtungen). Landschaftspflege Schwerpunkte der vielfältigen Schutz-, Gestaltungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind die trassen- nahen Ausgleichsflächen, Maßnahmen an Gewäs- serquerungen und großflächigen Gestaltungsmaß- nahmen zur Einbindung der ausgebauten Autobahn in die Landschaft. Insgesamt werden rund 60 Hektar an Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus hergestellt. Soweit es sich dabei um trassennahe Flächen handelt, die vom Konzessionsnehmer herzustellen sind, muss die Fertigstellung bis zum 31.12.2011 erfolgt sein. Regenrückhaltebecken an der Anschlussstelle Sulzemoos 21
Die Struktur beim A-Modell im Zuge der An der Projektgesellschaft sind mehrere Unterneh- A 8 Augsburg – München men als Gesellschafter mit unterschiedlich hohen Anteilen an Eigenkapital beteiligt. Neben den Eigen- Das Herzstück in der Vertragsabwicklung des mitteln finanziert die Projektgesellschaft die von ihr A-Modells für die Bundesautobahn A 8 zwischen zu erbringenden Leistungen über Fremdkapital, das Augsburg und München zwischen dem Konzessi- ihr von den Fremdkapitalgebern, den Banken, zur onsgeber und dem Konzessionsnehmer stellt der Verfügung gestellt wird. Konzessionsvertrag dar. Auf ca. 90 Seiten finden sich dort in knapp 70 Paragraphen die wichtigsten Für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben aus Bau, Regelungen insbesondere dazu, welche Leistungen Betrieb und Erhaltung greift die Projektgesellschaft und Gegenleistungen von den Vertragspartnern im autobahnplus A8 GmbH auf zwei Nachunternehmer Einzelnen zu erbringen sind, wie die Aufgaben- und zurück. Dies sind für den Ausbau die ARGE A8 und Risikoverteilung in dem Projekt geregelt ist, wie mit für den Betrieb und die Erhaltung die autobahn- zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses noch nicht plus Services GmbH. Diese beiden Gesellschaften konkret vorhersehbaren Änderungen im Leistungs- bedienen sich bedarfsweise wiederum weiterer umfang umzugehen ist, in welchem Zustand die Nachunternehmer. Autobahn nach 30 Jahren zurückgegeben werden muss und welche Konsequenzen sich bei der Nicht- Die an den Konzessionsnehmer monatlich zu erfüllung von Vertragspflichten ergeben. zahlende Vergütung aus der Lkw-Maut wird unter Einbeziehung der Verkehrsinfrastrukturfinanzie- Den Konzessionsvertrag hat im Rahmen der Auf- rungsgesellschaft (VIFG) abgewickelt. tragsverwaltung nach Artikel 90 Grundgesetz die Autobahndirektion Südbayern als die zuständige Die folgende Abbildung stellt die Organisations- Behörde des Freistaates Bayern im Auftrag des struktur des Betreibermodells dar. Bundes als Konzessionsgeber mit der Projektgesell- schaft autobahnplus A8 GmbH, dem Konzessions- nehmer, abgeschlossen. Bund Das Prinzip des A-Modells Lkw-Maut im Konzessions- abschnitt Bayerische Straßenbauverwaltung VIFG Autobahndirektion Südbayern Konzessionsvertrag Projektgesellschaft autobahnplus A8 GmbH Bau/Erhaltung/Betrieb/Finanzierung Eigenkapital Fremdkapital Werkleistung Gesellschafter Kreditgeber ARGE A8 (GbR) autobahnplus Services GmbH Ausbau der A 8 Erhaltung und Betrieb Nachunternehmer Nachunternehmer 22
Ausbau der A 8 Elemente der Konzession bei der entrichten. Diese Regelung soll für den Konzessions- A 8 Augsburg – München nehmer Anreize schaffen, Maßnahmen gebündelt und zügig abzuwickeln, um so den Verkehrsfluss auf Bau der Autobahn möglichst wenig zu beeinträchtigen. In den ersten dreieinhalb Jahren der Konzessi- onslaufzeit hatte der sechsstreifige Ausbau der Betrieb Bundesautobahn A 8 gemäß den vertraglichen Vor- Der Betriebsdienst auf der Bundesautobahn A 8, gaben zu erfolgen. Zu diesen zählen vor allem die wie z. B. Winterdienst, Grünpflege, Sofortmaßnah- Regelungen und Auflagen aus der Planfeststellung men ging mit Konzessionsbeginn am 01.05.2007 sowie der aktuelle Stand der Technik. Der Konzessi- auf den Konzessionsnehmer über. Dazu wurden im onsnehmer musste die 37 Kilometer lange Strecke Vertrag Regelungen getroffen sowie die Schnitt- in verkehrswirksamen Teilabschnitten zwischen stellen zum Konzessionsgeber festgelegt. Die so Mai 2007 und Dezember 2010 ausbauen. Verschie- vertraglich vereinbarten Pflichten und Leistungen dene vertragliche Regelungen stellten dabei sicher, des Konzessionsnehmers sollen gewährleisten, dass die baulichen Leistungen ordnungsgemäß und dass die Betriebsaufgaben ohne Einbußen der im Zeitplan erbracht wurden. Verkehrssicherheit und entsprechend dem bundes- einheitlichen Standard durchgeführt werden. Erhaltung Über die Laufzeit von 30 Jahren ist es Aufgabe des Konzessionsnehmers, alle Maßnahmen zur Erhal- tung und Instandsetzung durchzuführen. Hierfür sind die Anforderungen, insbesondere bezüglich der Qualität, vertraglich definiert worden. Für die Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen mit Eingriffen in den Verkehrsfluss, z. B. Reduzierung eines Fahrstreifens, hat der Konzessionsnehmer für jeden Eingriffstag vertraglich vereinbarte Verkehrs- beeinträchtigungskosten, deren Höhe nach Art und Umfang der Beeinträchtigung gestaffelt ist, zu Schafbeweidung an der A 8 auf autobahnabgewandten Flächen 23
Finanzierung Schnittstellen zur staatlichen Straßenbauverwaltung Die Finanzierung des Betreibermodells setzt sich Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) bedeutet aus mehreren Elementen zusammen: während der Konzessionsdauer eine Aufgaben- − Mauteinnahmen teilung zwischen Betreiber und öffentlicher Hand. Der Konzessionsnehmer erhält während des Der Konzessionsgeber ist sowohl für den Erwerb Konzessionszeitraums ein vertraglich definiertes der für den Ausbau erforderlichen Grundstücke Recht auf Auszahlung der Lkw-Maut, die auf der verantwortlich, als auch für die Herstellung und Konzessionsstrecke anfällt. Pflege naturschutzrechtlicher Ausgleichs- und − Anschubfinanzierung Ersatzflächen, soweit die Ausgleichs- und Ersatzflä- Über die Mauteinnahmen hinaus, welche dem chen nicht unmittelbar an die Trasse angrenzen. Die Konzessionsnehmer 30 Jahre lang zufließen, trassennahen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen konnten die Bieter in ihren Angeboten eine erstellt und pflegt demgegenüber der Konzessions- Anschubfinanzierung bepreisen, die sie zur Pro- nehmer. Alle Flächen verbleiben im Eigentum der jektfinanzierung benötigen und die der Konzes- Bundesrepublik Deutschland. Des Weiteren bleibt sionsgeber dem Konzessionsnehmer in Raten der Konzessionsgeber für die Streckeninformations- auszahlt. systeme entlang der Autobahn zuständig. − Eigen- und Fremdkapital Im Vergabeverfahren hatten die Bieter eine Alle hoheitlichen Aufgaben verbleiben in öffent- geeignete und solide Finanzierungsstruktur nach- licher Hand. Insbesondere bleibt der Konzessi- zuweisen. Sie mussten zeigen, dass von Seiten onsgeber auch nach Vertragsabschluss weiterhin der Eigen- und Fremdkapitalgeber die Finanzie- Straßenbaulastträger und ist im Außenverhältnis rung nachhaltig und ausreichend sichergestellt verantwortlich für die Verkehrssicherheit (beispiels- ist. Die Finanzierungsstruktur war insbesondere weise gegenüber den Nutzern). Im Innenverhältnis an folgenden Zielen des Konzessionsgebers ist dem Konzessionsnehmer die Verkehrssiche- auszurichten: rungspflicht übertragen worden. − Der Konzessionsnehmer muss jederzeit in der Lage sein, seine Verpflichtungen zu erfüllen Der Konzessionsnehmer hat überdies Sondernut- und zwar ohne weitere Einnahmen, als die ihm zungen durch Leitungen und Schwertransporte regulär zustehende Maut und Anschubfinan- unentgeltlich zu dulden sowie verkehrsrechtliche zierung. Anordnungen zu vollziehen. − Aus der entwickelten Finanzierungsstruktur dürfen für den Konzessionsgeber keine Risiken im Hinblick auf die Fertigstellung des Projektes sowie den Betrieb und die Erhaltung entste- hen. − Die Finanzierung muss solide und robust genug sein, um mögliche Schwankungen bei Einnahmen und Kosten aufzufangen. Die im Vergabeverfahren dargelegte Finanzierungs- struktur sollte darstellen, dass diese Ziele dauerhaft gewährleistet sind. 24
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