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2/19 Das Magazin des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt München Digitale Angebote für alle zugänglich machen! Zimmer frei für junge Polizisten? Hilfe bei Suchtkrankheit im Alter
Inhalt Sprechstunden des Seniorenbeirats Inhaltsverzeichnis in unserer Geschäftsstelle: Szene Burgstraße 4, 1. Stock, Zimmer 105, 80331 München, Tel. 089 233 -211 66 3 Wiesn-Stammtisch und Jahresempfang Gerhard Krug 4 Angebote der Truderinger Friedenskirche Monika Fischer Allgemeine Sprechstunde 4 Festring Perlach: Kultur- und Heimatverein Wilfried Ebser Jeden dritten und vierten Dienstag im Monat und jeden Donnerstag 5 Verdienstmedaille für Brigitte Stengel Gerhard Krug 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr 5 Frühlingsfest im Caritas ASZ Schwabing West Peter Teichreber 6 Bürgerfest Maxvorstadt Johann Pongratz Beratung zur Wohnungsanpassung Über uns Jeden zweiten Dienstag im Monat 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr 7 Der Vorstand des Seniorenbeirats 8 Die Grundsätze des Seniorenbeirats Rentenberatung Digitales Jeden zweiten Montag im Monat 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr 9 Vorbereitung auf technische Berufe: Gerhard Endres Studium oder duale Ausbildung? Nur mit telefonischer Anmeldung: 089 233 - 211 66 10 Das Open Data Portal München Willi Eichhorn Impressum 11 Digitale Angebote für alle zugänglich machen Günter Wolf Kostenlose Anwaltserstberatung Wohnen Jeden ersten Dienstag im Monat 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr 11 Barrierefreies Wohnen und Bauen Willi Eichhorn Nur mit telefonischer Anmeldung: 12 Zimmer frei für junge Polizistinnen und Polizisten? Arved Semerak 089 233 - 211 66 Brandschutz: Was tun, wenn es brennt? 13 Willi Eichhorn Energieberatung Gesundheit Jeden dritten Montag im Monat 14 Ältere Menschen sind anfälliger für Ingrid 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr unerwünschte Arzneimittelwirkungen Seyfarth-Metzger Präventive Hausbesuche für Seniorinnen Christine Gasteiger 15 und Senioren in München – kostenlos Herausgeber: Seniorenbeirat der Landeshauptstadt München Verantwortlich: Dr. Reinhard Bauer 16 Das Altern im Spiegelbild der Sucht Christine Pschierer Burgstraße 4, 80331 München Sport bis ins hohe Alter: Susanne Brunsch Telefon: 089 233-211 66 17 Die „Macht der Bewegung“ Telefax: 089 233-254 28 seniorenbeirat.soz@muenchen.de www.seniorenbeirat-muenchen.de Gesellschaft Redaktion: 18 Warum Beratung durch erfahrene Fachkräfte Gerhard Endres Kathrin Schirmer | Kommunikation, München so wertvoll ist Kathrin Schubert, München Layout: QuerFormat Werbeagentur, München 18 Experiment „Counterclockwise“ Paul Lengdobler Titelfoto: privat/Shutterstock Sind wir alt oder werden wir alt gemacht? Druck: Stadtkanzlei München. Gedruckt auf Papier aus 19 Anonyme Bestattungen Arved Semerak 100% Recyclingpapier 20 Wie kann Altersarmut vermieden werden? Willi Eichhorn Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasserin oder des Verfassers, 21 Wie sicher sind E-Bikes für ältere Menschen? Irmtraud Nies nicht unbedingt die der Redaktion dar. Leserbriefe können aus Platzgründen leider manchmal nur zu einem Teil, also gekürzt abgedruckt werden. 22 Okay, genau, alles klar – Wörter, die Karriere machen Kurt Kister 2 Inhalt
Szene Peter Reichert, Wirt „Zur Schönheitskönigin“; Otto Lindinger, Sprecher Kleine Wiesnzelte; Dr. Reinhard Bauer, Vorsitzender des Senio- renbeirats LH München; Bürgermeister Ma- nuel Pretzl, Wiesn-Stadtrat; Jürgen Kirner, Künstlerischer Leiter „Zur Schönheitskönigin“; Gerhard Krug, Vorstand im Seniorenbeirat LH München (Foto: www.oktoberfest-oide- wiesn.de / Renate Langwieder) 2019 waren die Senioren wieder Wiesn-VIPs Wiesn-Stammtisch und Jahresempfang des Seniorenbeirats Von Gerhard Krug Bereits seit fünf Jahren unterstützen sie wissen, dass immer ein Platzerl für sie die Kleinen Wiesnzelte den Seniorenbeirat frei ist. Gerade diesen treuen und langjäh- bei der Ausrichtung seines Jahresempfangs rigen Gästen geben die Kleinen Wiesnzelte für Gäste, die sich beruflich oder ehren- mit dem Wiesn-Stammtisch den wohlver- amtlich für ältere Menschen engagieren. dienten VIP-Status – und barrierefrei sind Den Jahresempfang auf die „Die Münch- die Plätze obendrein.“ ner Wiesn“ zu legen, hat sich der Vorstand Reinhard Bauer, Vorsitzender des Se- des Seniorenbeirats wohl überlegt: Schließ- niorenbeirats, erklärte: „München boomt, lich gehört das weltgrößte Volksfest Jung aber immer mehr Ältere geraten auch bei und Alt – und beide wollte der Seniorenbeirat gesellschaftlichen Großereignissen ins Ab- beim Jahresempfang in geselligem Aus- seits. Mit unserem Sozialprojekt setzen tausch zusammenbringen. wir ein Zeichen gegen Einsamkeit im Alter, für Gemeinsinn und Lebensfreude aller Sozialprojekt diesmal mit elf Festzelten Generationen.“ Weil das in den ersten Jahren so gut geklappt hat, entstand 2018 ein neues So- Jahresempfang im Festzelt zialprojekt: „Wiesn-Stammtisch für Senio- „Zur Schönheitskönigin“ rinnen und Senioren“. Damit will der Se- Auftakt zum Sozialprojekt „Raus aus niorenbeirat Ältere zusammen mit ihren der Einsamkeit im Alter – auf geht‘s zur Kindern und Enkelkindern wieder für die Wiesn in den Senioren-VIP-Bereich!“ war Münchner Wiesn begeistern. Denn die die Einladung zum fünften Jahresempfang Wiesn gehört zur Lebensgeschichte vieler des Seniorenbeirats der Landeshauptstadt älterer Münchnerinnen und Münchner. Da- München auf die Oide Wiesn. rum ist es wichtig, dass Seniorinnen und Im Festzelt „Zur Schönheitskönigin“ der Senioren mitfeiern können. Auch die, die Wirtsfamilie Peter Reichert versammelten weniger Geld haben oder körperlich einge- sich die Geladenen. Sie hörten zunächst schränkt sind. Grußworte des Bürgermeisters Manuel Nach dem großen Erfolg des Wiesn- Pretzl sowie des Sprechers der Kleinen Stammtisches im letzten Jahr beteiligten Wiesnzelte, Otto Lindinger. Reinhard Bauer sich heuer noch mehr Festwirte: Insgesamt begrüßte die Gäste, die stets durch zünftige waren elf Festzelte bei der Aktion des Se- musikalische Einspieler angekündigt wur- niorenbeirats und der Kleinen Wiesnzelte den. dabei. Feine Schmankerl aus bayerischer Küche Otto Lindinger, Sprecher der Kleinen – bei angenehmen Dezibel der Festzelt- Wiesnzelte, freute sich: „Trauen sich doch Kapelle – erleichterten das verbale Zusam- die Münchner Seniorinnen und Senioren menrücken im originalen Münchner Volks- wieder auf ihr geliebtes Oktoberfest, weil sängerzelt. Szene 3
Szene Angebote der Truderinger Friedenskirche Von Monika Fischer Bei einer Seniorenvertretersitzung im Juni 2019 in der Truderinger Friedenskirche präsentierte Pfarrer Kaufmann seine 6700 Mitglieder umfassende Ge- meinde. Für die Seniorinnen und Senioren stellt ein neuer Helferkreis aus Ehrenamtlichen den Menschen der Gemeinde Zeit, Zuwendung, Fertigkeiten und Er- fahrung zur Verfügung. Die zweimonatlich erscheinende Gemeindebro- schüre bildet ein vielseitiges Programm ab – von Sanftem Yoga über Ausflüge und Besichtigungen bis hin zu Lese- oder Kinoabenden ist für jeden et- was dabei. Niemand muss sich in der Gemeinde einsam oder verlassen fühlen: Es gibt viele Begeg- nungsmöglichkeiten, auch im Club 60, im Senioren- club oder im Ökumenischen Kreis. Festring Perlach: Kultur- und Heimatverein Von Wilfried Ebser Das einstige Dorf Perlach wurde 1930 in Mün- chen eingemeindet. Der anlässlich der 1200-Jahr- Feier Perlachs vor über 30 Jahren gegründete Fest- ring Perlach e.V. legt seinen Schwerpunkt auf Brauchtumspflege und kulturelle Arbeit im Ort. Dazu gehören ein Heimatarchiv und ein Geschichtsbrun- nen am zentral gelegenen Pfanzeltplatz. Abwechslungsreicher Naturlehrpfad Ein weiteres Highlight der Arbeit des Kultur- und Heimatvereins ist der Naturlehrpfad mit „Grünem Klassenzimmer“ und historischen Funden der Kel- ten- und Römerzeit. Der Pfad führt rund um die Be- zirkssportanlage und eignet sich gut für mehrere Joggingrunden. Interessant sind auch die Schilder mit den alten Hausnamen an den Perlacher Häu- sern! Der Pfad startet direkt am „Ballaufhof“, einem zur Seniorenresidenz umgebauten Großbauernhof mit einem gemütlichen Selbstbedienungscafé. 4 Szene l Feste und Feiern
Szene Verdienstmedaille für Brigitte Stengel Von Gerhard Krug Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Brigitte Stengel, Mitglied des Bezirksausschusses Regierungspräsidentin Maria Els (rechts) würdigt Brigitte Stengel im Stadtbezirk München-Bogenhausen, die Ver- (dritte v.r.) (Foto: Regierung von Oberbayern) dienstmedaille des Verdienstordens der Bundesre- publik Deutschland verliehen. Im Rahmen einer Fei- erstunde in der Regierung von Oberbayern würdigte die Regierungspräsidentin Maria Els die Verdienste von Brigitte Stengel – persönlich und im Namen Alltag und bei der Kinderbetreuung. Seit 2008 leitet des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: Brigitte Stengel auch das Seniorenfrühstück in St. „Es ist mir eine besondere Ehre, Brigitte Stengel Rita und ermöglicht älteren Menschen, in Kontakt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bun- zu treten, sich auszutauschen und zu informieren. desrepublik Deutschland aushändigen zu dürfen. Seit 2014 vertritt sie die Interessen der Senioren Brigitte Stengel hat sich mit ihrem langjährigen ge- im Bezirksausschuss München-Bogenhausen. Be- sellschaftspolitischen und sozialen Engagement blei- sonders engagierte sich Brigitte Stengel im Jahr bende, besondere Verdienste erworben.“ 2014 in der Betreuung von unbegleiteten minder- Brigitte Stengel setzt sich seit 2002 mit großem jährigen Flüchtlingen in Bogenhausen. So übernahm Engagement vor allem für soziale Belange in Bo- sie 2014 die organisatorische Verantwortung, die genhausen ein. Als Kinderbeauftragte betreute sie Sammlung von Kleider- und Geldspenden und küm- acht Jahre lang ehrenamtlich den Mini-Treff, ein merte sich um die Kinder und Jugendlichen. Sie en- Kontaktfrühstück zur Unterstützung von Eltern im gagiert sich außerdem nachbarschaftlich. Frühlingsfest im Caritas ASZ Schwabing West Von Peter Teichreber Der Bezirksausschuss Schwabing-West, die Seniorenvertretung und das Caritas Alten- und Ser- vice-Zentrum Schwabing-West begrüßten im April wieder SeniorInnen aus Schwabing zum Frühlings- fest. Im ASZ in der Hiltenspergerstraße verbrachten mehr als 90 Best-Ager einen abwechslungsreichen Nachmittag. Der Bezirksausschuss und die Senio- renvertretung bemerkten in ihrem Grußwort, wie aktiv, interessiert und engagiert die SeniorInnen im Viertel sind. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Walter Klein und die Vorsitzende der Seniorenver- tretung Ingrid Seyfarth-Metzger, lobten auch die gute Zusammenarbeit des ASZ mit Interessensver- tretungen im Stadtteil. Der Matrosenchor München unterhielt die Besucherinnen und Besucher musi- kalisch, die Seniorenvertretung versorgte alle mit Kaffee und Kuchen und zum Abschluss zeigte der Magier „Hoffini“ seine Zauberkunst. Szene l Feste und Feiern 5
Szene Bezirks-Highlight im Juni Bürgerfest Maxvorstadt Von Johann Pongratz Im Juni fand in der Gabelsbergerstraße zwischen Augusten- und Schleißheimerstraße das Kinder- und Bürgerfest Maxvorstadt statt. Vereine, Mu- sikgruppen, Foren und Spielhäuser beteiligten sich, um Solidarität mit der Maxvorstadt zu zeigen. Besondere Attraktionen waren Stra- ßenspiele, eine Hüpfburg und ein kulinari- sches Angebot aus dem Viertel. Das ASZ Maxvorstadt präsentierte sich gemeinsam mit dem Seniorenbeirat. Auch Gerhard Krug, Seniorenbeirat Berg am Laim, half beim Standaufbau mit. Mitglie- der der Seniorenvertretung Maxvorstadt AK 3 gaben Interessenten Informationen und händigten Druckschriften aus. Der Bezirksausschuss stellte auf der Veranstaltung Kaffee und Donuts zur Verfügung. 6 Szene l Feste und Feiern
Über uns Wer wir sind Der Vorstand des Seniorenbeirats Personen und Prinzipien: Der ehrenamtliche Vorstand des Seniorenbeirats der Landes- hauptstadt München stellt sich und seine programmatischen Der Vorstand des Seniorenbeirats: Dr. Irmtraud Nies, Gerhard Krug, Dr. Reinhard Bauer, Dr. Ingrid Seyfarth-Metzger und Margarete Jackermayer (v.l.n.r.) Grundsätze vor. Mit zahlreichen Anträgen leistet ner Stadtklinikum“ und engagiert Vorsitzender Dr. Reinhard Bauer sie Beiträge zu gesundheitspoliti- sich gesundheitspolitisch für die Der Historiker, Volkskundler schen und allgemeinen senioren- Sicherung der klinischen Notfall- und Namensforscher aus der Ler- politischen Themen. versorgung in München und der chenau wurde mit seinen Bü- wohnortnahen medizinischen Ver- chern zur Geschichte Münchens 2. Stellvertretender Vorsitzender sorgung sowie für den Ausbau und seiner Stadtteile bekannt. Gerhard Krug geriatrischer Zentren und der Pal- Bauer ist seit 1972 in der Kom- Als 2. Stellvertretender Vorsit- liativmedizin. Sie war beruflich munalpolitik als Bezirksausschuss- zender wurde der Techniker Ger- fast 40 Jahre in der Anästhesie mitglied (Feldmoching-Hasen- hard Krug in den Vorstand wieder- und Intensivmedizin sowie im bergl) engagiert und gehörte dem gewählt. Er ist seit Jahrzehnten Qualitätsmanagement des Städti- Bezirkstag (Oberbayern) sowie im Vorstand des Trägers der ältes- schen Klinikums tätig. dem Münchner Stadtrat an, wo er ten bayerischen Sozialstation besonders für die Bereiche Senio- „Berg am Laim + Trudering“ aktiv, Schriftführerin Margarete rinnen und Senioren und Men- hat mehr als 20 Jahre im Bezirks- Jackermayer schen mit Behinderung zuständig ausschuss mitgearbeitet und war Margarete Jackermayer aus war. als Bezirksdirektor, Referent für Milbertshofen-Am Hart ist seit vie- Im Seniorenbeirat ist er seit Sozial-/Versicherungsrecht und len Jahren in der Seniorenarbeit 2013 Sprecher für Bildung und Geschäftsführer der Sozialstation tätig, als Seniorenvertreterin und Kultur. Seit vielen Jahren ist er eh- tätig. zwölf Jahre als Seniorenbeauf- renamtlich unter anderem in ver- In der Arbeitsgruppe Altersar- tragte im Bezirksausschuss. Nach schiedenen Bereichen der Senio- mut der LandesSeniorenVertre- einer Fortbildung als Seniorenbe- renarbeit von AWO und Diakonie tung Bayern (LSVB) setzt sich gleiterin bringt sie sich seit Jahren sowie als stellvertretender Vorsit- Krug besonders für die finanzielle als Mitglied des ehrenamtlichen zender des VdK München tätig. Sicherung der Sozialsysteme und Helferkreises vom ASZ-Milberts- bessere Verständlichkeit der Kran- hofen-Am Hart ein und unterstützt 1. Stellvertretende Vorsitzende ken-, Pflege- und Rentenversiche- Senioren. Die Teilhabe und Ver- Dr. Irmtraud Nies rung ein. sorgung von älteren Menschen ist Die Juristin Irmtraud Nies aus ihr ein besonderes Anliegen. Des- Untergiesing-Harlaching hatte die- 3. Stellvertretende Vorsitzende halb gehören Konzepte wie „woh- ses Amt in der vorherigen Wahl- Dr. med. Ingrid Seyfarth-Metzger nen im Viertel“ und „wohnen und periode ebenfalls inne. Sie be- Die Ärztin Ingrid Seyfarth-Metz- leben im Quartier“ zu ihren schäftigt sich schwerpunktmäßig ger aus Schwabing leitet den Schwerpunkten. mit dem Thema Wohnen im Alter. Verein „Bürger für unser Münch- Über uns l Der Vorstand 7
Über uns Was wir wollen Programmatische Grundsätze: Zusammenhalt und Lebensqualität im Alter Wir, die Generation der Münch- chen. Das Rentenniveau muss nahmen kaum noch alle Kranken nerinnen und Münchner über 60, langfristig mindestens 50 Prozent stationär behandeln. Die Notfall- fühlen die Verpflichtung, Forderun- betragen. versorgung in den Kliniken muss gen in wichtigen Bereichen zu er- gesichert werden. heben, in denen Probleme der Bezahlbaren und altersgerechten Damit Seniorinnen und Senio- Stadtgesellschaft und des Landes Wohnraum gewährleisten ren vom medizinischen Fortschritt gelöst werden müssen. Wohnen ist ein Grundrecht. An- profitieren, ist der Ausbau von ger- Unsere Generation hat teil- stieg von Wohnungskosten ist der iatrischen Zentren und Palliativver- weise noch Krieg, Terror, Flucht wichtigste Grund für den Anstieg sorgung dringend erforderlich. und Verfolgung erlebt. Alle kennen von Armut. Wenn diese Entwick- Der Pflegenotstand ist in Mün- wir die Erfahrungen unserer Eltern- lung so weitergeht, werden bald chen besonders groß und betrifft generation von Not, Unrecht und besonders Ältere verarmen. die Seniorinnen und Senioren, de- Leid unter der Diktatur. Die Gesellschaft ist verpflichtet, ren Versorgung sehr pflegeinten- Unsere Aufgabe ist es, unsere ausreichend bezahlbaren Wohn- siv ist. Deshalb muss die Situation Demokratie – die beste, die wir je raum auch für ältere Menschen zur für Pflegekräfte in München drin- hatten – zu bewahren und weiter- Verfügung zu stellen. Es sind alle gend verbessert werden durch zuentwickeln. Wir können nicht ta- erforderlichen Maßnahmen zu er- günstigere Wohnungen, bessere tenlos zusehen, wenn Menschen greifen, um einen weiteren An- Bezahlung und bessere Arbeits- unwürdig behandelt und Men- stieg von Mieten und Wohnungs- bedingungen. schenrechte verletzt oder einge- kosten zu verhindern. schränkt werden. Es müssen mehr barrierefreie Sicherheit gewährleisten – Es ist Aufgabe von Politik und Wohnungen entstehen, damit friedliches Zusammenleben Gesellschaft, als deren aktiver Teil Menschen mit eingeschränkter München ist die sicherste wir uns sehen, durch positive Sig- Mobilität, Krankheit oder Pflege- Großstadt Deutschlands. Die Kri- nale Menschen, die verunsichert bedürftigkeit in ihrer vertrauten minalität ist in den letzten Jahren sind, Hoffnung zu geben. Wir stel- Umgebung bleiben können. Dies insgesamt gesunken. Doch ist sie len dazu Forderungen auf, die wir sollte durch verstärkte Nachbar- in einzelnen Bereichen (Internet auf allen Ebenen vertreten wollen. schaftshilfe und Begegnungsmög- Ausländerfeindlichkeit, Einbrüche, lichkeiten unterstützt werden. Trickbetrug) angestiegen. Es müs- Natürliche Lebensgrundlagen sen daher weitere Maßnahmen er- sichern Wohnortnahe Gesundheitsversor- griffen werden, um das Leben si- Maßnahmen, die die Natur zer- gung sichern, Pflege verbessern cherer zu machen. Jegliche Form stören und Gesundheit schädigen, Das Krankheitsrisiko und das Ri- von Gewalt und Terrorismus muss muss Einhalt geboten werden, da- siko früher zu sterben darf nicht konsequent bekämpft werden. mit auch unsere Enkel noch ge- vom Einkommen abhängen. Mün- In München, der „Single-Haupt- sund leben können. chen ist eine Stadt mit einer hohen stadt“, müssen wir den Zusam- Dichte an Krankenhäusern und menhalt stärken, Egoismus und Soziale Ungleichheit mindern, Arztpraxen, aber diese sind sehr Einsamkeit eindämmen. Möglich- Armut bekämpfen ungleich auf die Stadtviertel ver- keiten der Bildung, Kultur, Infor- Steuergesetze müssen gerech- teilt. Die wohnortnahe medizini- mation und Begegnung müssen ter und überschaubarer werden. sche Versorgung ist aber gerade weiter ausgebaut und genutzt wer- Grundsicherung und Regelsätze für kranke Seniorinnen und Senio- den, um die Menschen für hu- sind so zu gestalten, dass sie ein ren besonders wichtig. mane Ideale und ein friedliches Zu- auskömmliches Leben ermögli- Im Winter können die Notauf- sammenleben zu gewinnen. 8 Über uns l Grundsätze
Digitales Meinung Vorbereitung auf technische Berufe: Studium oder duale Ausbildung? Von Gerhard Endres Ersatzbedarf in MINT-Berufen: Die Situation verschärft sich weiter So viele MINT-Arbeitskräfte müssen in Deutschland in diesen Zeiträumen pro Jahr ersetzt werden, um allein den Stand an Erwerbstätigen konstant zu halten 279.400 287.600 258.600 Jugendliche brauchen für die Berufsorientierung MINT-Fachkräfte die Diskussion mit Eltern, Großeltern und Lehrern. Viele Eltern und Lehrer kennen jedoch nur einen kleinen Teil der dualen Berufsausbildung. Gerade 76.600 Eltern glauben, nur Abitur und Studium führten 59.300 66.500 zum Glück. Wenige wissen, dass die „Bildung im Prozess der Arbeit“, wie der Soziologe Fritz Böhle MINT-Akademiker Bis 2021 2022 bis 2026 2027 bis 2031 sie nennt, vielfältige und ganzheitliche Bildung Quellen: Forschungszentrum der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, durch Erfahrung und gezielte Reflexion bedeutet. Institut der deutschen Wirtschaft; ©2019 IW Medien / iwd Seniorinnen und Senioren Die Grafik zeigt, dass viele Hier lernen junge Menschen können den eigenen Kindern und Akademiker fehlen und fehlen von Anfang an, mit anderen zu- Enkeln daher erklären, dass eine werden, aber circa viermal so sammen zu arbeiten. Erfahrene duale Berufsausbildung nicht nur viele Fachkräfte, das heißt über- Ausbilder begleiten Auszubil- interessant, cool und anspruchs- wiegend junge Menschen, die dende. Sie bilden nicht nur aus, voll sein kann, sondern dass gute mit einer dualen Berufsausbil- sondern helfen auch bei der Per- Facharbeiter auch gut verdienen. dung einen Berufsabschluss er- sönlichkeitsentwicklung. Denn in Deutschland fehlen reicht haben. In der Realität eines Betrie- viele Fachkräfte, vor allem im Trotzdem wird in der Öffent- bes erfahren Auszubildende, MINT-Bereich. Diese Abkürzung lichkeit meist der Eindruck ver- dass Vertrauen, Verpflichtung umfasst Berufe aus den Fachbe- mittelt, als fehlten vor allem Aka- und sich aufeinander verlassen reichen Mathematik, Informatik, demiker und es wird auf die können wichtige Persönlich- Naturwissenschaft und Technik. Situation im Ausland vorwiesen, keitselemente für einen Fachar- MINT-Fächer werden überwie- wo es viel mehr Abiturienten beiter sind. Dort lernen Men- gend an Universitäten gelehrt. und Akademiker gäbe. Ver- schen einander kennen und Wer eine fundierte duale Aus- schwiegen wird meist, dass im schätzen. Der Kollege im Betrieb bildung in einem der Bereiche Gegensatz zum Ausland hierzu- ist wichtig. In vielen Berufen gibt vorweisen kann, bringt aber lande die Jugendarbeitslosigkeit es auch die Möglichkeit, einen schon wertvolle Praxiserfahrung erheblich geringer ist, da Ju- Meister zu machen, auch ein mit und ist für den Betriebsalltag gendliche in Deutschland, Öster- späteres Studium ist möglich. bestens vorbereitet. reich und der Schweiz hochwer- tige, qualitativ gute duale Berufsausbildungen durchlaufen können. Digitales l Berufsausbildung 9
Digitales www.opengov-muenchen.de Service für Bürgerinnen und Bürger Das Open Data Portal München Von Willi Eichhorn Die Arbeitsgruppe Digitale Zu- Stärkung der gesellschaftli- Dafür dürfen die Daten kunft des Seniorenbeirats hat im chen Teilhabe und des Demo- verwendet werden: IT-Referat der Landeshauptstadt kratiegedankens Im Rahmen bürgerschaftli- München das Open Data Portal Förderung der Entwicklung chen Engagements kennengelernt. Es stellt Bürger- innovativer Anwendungen Für wissenschaftliche Zwecke innen und Bürgern sowie Unter- Förderung von Wissenschaft Für den Schulunterricht nehmen und Wissenschaftlern und Wirtschaft Zur Entwicklung von Internet- Datensätze der öffentlichen Ver- anwendungen oder Apps waltung zur Verfügung. Beispiele für offene Daten: Für kommerzielle Zwecke Statistische Daten (zum Bei- Ziele der Bereitstellung: spiel Bevölkerungsdaten) Personenbezogene Daten wer- Maschinenlesbare Bereitstel- Geodaten den aus datenschutzrechtlichen lung öffentlicher Verwal- Haushaltsdaten Gründen nicht veröffentlicht. Das tungsdaten Freizeit-, Tourismus- und Open Data Portal wird ständig Freie Verfüg- und Nutzbarkeit Wirtschaftsdaten (Veranstal- weiterentwickelt und aktualisiert. von Daten tungen, Sehenswürdigkeiten) Das IT-Referat ist sehr interessiert Bereitstellung der Daten unter Verwaltungsdaten (Zuständig- an Rückmeldungen zu den ange- bestimmten Lizenzmodellen keiten, Ansprechpartner) botenen Daten sowie zum Aufbau Erhöhung der Transparenz Infrastrukturdaten (Radwege, der Datensätze und Metadaten im des Verwaltungshandelns Flächennutzungsplan, Bauvor- Portal. Wünsche und Ideen helfen Schaffen neuer Dienstleistun- haben) ebenso wie ein „Weiter so“. Gute gen Familie (Kindergärten, Schu- Beispiele will das Referat veröf- len, Volkshochschulen) fentlichen. 10 Digitales l Statistiken abrufen
Digitales Digitale Angebote für alle zugänglich machen Von Günter Wolf Die Digitalisierung städtischer Stadt: „Es geht noch besser, rinnen und Senioren zu ermögli- Dienstleistungen stellt viele Se- auch wir nutzen Smartphones!“ chen, auch ohne IT-Ausrüstung niorinnen und Senioren vor große Marlen Jurisch und Stephanie und -kenntnisse digitale Dienst- Probleme. Sie haben keine Erfah- Mirlach vom Referat für Informa- leistungen zu nutzen. Ein Vor- rungen damit, besitzen keine tions- und Telekommunikations- schlag der Seniorenvertreter: alle Hard- und Software oder können technik stellten die Digitalisie- städtischen Services sowie die sich die Ausrüstung nicht leisten. rungsinitiativen für 2019 vor. Mit Angebote der SWM, M-Net und Die Seniorenvertreterinnen seiner Digitalisierungsstrategie MVG gebündelt über ein Portal und Seniorenvertreter des Ar- verfolgt das IT-Referat das Ziel, und eine App anzubieten. beitskreises IT der Fachaus- das Leistungsangebot der Stadt schüsse Öffentlichkeitsarbeit und auch digital für alle Gesellschafts- Zukunft haben sich deshalb im IT- gruppen zugänglich zu machen. Referat das digitale Angebot der Die Seniorenvertreter forder- Abgebildete Personen von links nach Landeshauptstadt sowie die so ten die Stadt auf, in allen ASZs, rechts: Marlen Jurisch, Dieter Jurksch, Erich Meyer, Peter E. Teichreber, Günter genannten Bürgerterminals ange- Seniorentreffs, Bibliotheken und Wolf, Eduard Eheberg, Stephanie sehen. Ihre Rückmeldung an die allen öffentlichen Stellen Senio- Mirlach Wohnen Vortrag von Hanspeter Fischer Barrierefreies Wohnen und Bauen Von Willi Eichhorn Barrierefrei bauen bedeutet so zu bauen, dass für „Barrierefreies Bauen“, Hanspeter Fischer. alle Menschen sich in der gebauten Umwelt zu- Der Referent ging auf die „Verkehrs- und Be- rechtfinden und die gleichen Chancen auf Ent- wegungsflächen auf Grundstücken“ ein: Geh- faltung und Teilhabe haben – egal welche kör- wege und Zugangsbereiche müssen für alle zu perlichen Einschränkungen sie mitbringen. benutzen sein, Treppen durch Rampen und Auf- Dieses Thema besprachen die Teilnehmerinnen zugsanlagen ergänzt werden. Am besten ist stu- und Teilnehmer einer Sitzung der Seniorenver- fenlose Erreichbarkeit – und Rollstuhlabstellplätze tretung Allach-Untermenzing mit dem Referenten dürfen auch nicht fehlen. Fortsetzung nächste Seite Digitales l Wohnen 11
Wohnen Als barrierefrei gelten Wohnungen, die einem „Barrierefrei und uneingeschränkt mit Roll- oder beiden der folgenden Standards genü- stuhl nutzbar“: Dieser Standard ermöglicht die gen: uneingeschränkte Nutzung mit dem Rollstuhl und verlangt größere Maße für Bewegungs- und Ran- „Basisstandard barrierefrei nutzbar“: Dieser gierflächen. Bedienelemente und Sanitätsausstat- Standard berücksichtigt die Bedürfnisse von Men- tung müssen vom Rollstuhl aus zu nutzen sein. schen mit Einschränkungen der Beweglichkeit Die Bayerische Architektenkammer bietet ei- und der Sinne, zum Beispiel durch Blind- oder nen Leitfaden zu den Regelungen zur Barriere- Taubheit. Die Mindestabmessungen für Türdurch- freiheit an (DIN 18040 Teil 1 „Öffentliche Ge- gänge, Bewegungs- und Rangierflächen ermögli- bäude“ und DIN 18040 Teil 2 „Wohnungen“) Der chen die Benutzung von Rollatoren und genügen Leitfaden ist erhältlich bei der Bayerischen Archi- teilweise auch Rollstuhlnutzern. tektenkammer, Waisenhausstraße 4 in 80637 München. Zimmer frei für junge Polizistinnen und Polizisten? Von Arved Semerak Dass sich die Münchner Bürgerinnen und Bürger 2. Eine 32-jährige Polizeioberkommissarin konnte so sicher fühlen können, verdanken sie den Polizis- nach Schwabing ziehen. Ein älterer Herr vermietet ten und Polizistinnen des Polizeipräsidiums Mün- dort eine 2-Zimmer-Wohnung, sein ehemaliges Ate- chen. Viele junge Beamtinnen und Beamte wohnen lier. aufgrund der hohen Mieten in München aber im Umland und haben lange Anfahrtswege. Interessenten können sich an folgende Adressen wenden: Die Polizei bittet daher alle Seniorinnen und Se- Personalrat des Polizeipräsidiums München, nioren in München, zu überlegen, ob sie ein Zimmer Vorsitzender Jürgen Ascherl, Ettstraße 2, für einen Polizisten oder eine Polizistin des Polizei- 8033 München, Tel.089-2910-2601, präsidiums München zur Untermiete anbieten kön- E-Mail: juergen.ascherl@polizei.bayern.de. nen. Sie hätten so eine vertrauenswürdige Person Polizeipräsident a.D. Arved Semerak, FA 1 und 6 in ihrer Nähe, die nicht nur regelmäßig die Miete des Seniorenbeirats und Seniorenvertreter im bezahlt, sondern ihnen auch mehr Sicherheit zu Stadtbezirk 19 sowie Beiratsvorsitzender des Hause vermittelt. Folgende Vermittlungen sind zum Münchner Blaulicht e.V., Heilmannstraße 37. Beispiel gelungen: 81479 München, Tel. 089-75509401, E-Mail: semerak@t-online.de 1. Eine junge Polizeimeisterin zog vor einem Jahr bei einer älteren Dame ein – in eine 4- Zimmer-Wohnung in der Münchner Innenstadt. Sie wohnt seitdem zur Untermiete in einem 20 Quadratmeter großen Zim- mer mit Bad- und Küchen- benutzung. Die monatli- che Miete beträgt 220 Euro. 12 Wohnen l Zimmervermittlung
Wohnen Brandschutz: Was tun, wenn es brennt? Von Willi Eichhorn Im Mai referierte der Seniorenbeirat und Sicher- heitsberater für Senioren, Werner Wolf, im ASZ Manzostraße in Allach-Untermenzing über Brand- schutz. Jedes Jahr fallen in Deutschland 400 Men- schen Bränden zum Opfer. Besonders gefährlich Rauchwarnmelder: ist der Rauch. Etwa 95 Prozent der Betroffenen Tipps für Einbau und Gebrauch sterben durch das Einatmen von Brandgasen, Rauchwarnmelder lösen Alarm aus, sobald nicht in den Flammen. Etwa 70 Prozent der Opfer Rauch in die Messkammer des Warnmelders werden nachts im Schlaf von einem Brand über- dringt. rascht. Beim unbemerkten Einatmen führen die Kein Einsatz in der Küche oder im Bad, da geruchlosen Gase Kohlenmonoxid und Kohlendi- Dampfentwicklung häufig zu Fehlalarmen oxid innerhalb weniger Minuten zur Bewusstlo- führt. sigkeit und ohne Hilfe zum Tod. Die Sicherstellung der Betriebsbereitschaft Damit Brandrauch frühzeitig erkannt wird, wur- obliegt in der Regel dem Mieter, es sei denn, den Eigentümer von Wohnungen verpflichtet, der Hausbesitzer übernimmt diese Verpflich- jede Wohnung bis zum 31. Dezember 2017 ent- tung. sprechend mit einem Rauchwarnmelder auszu- Batterien regelmäßig erneuern und die Funk- statten. tionsfähigkeit der Rauchmelder möglichst alle Der Artikel 46 Absatz 4 der Bayerischen Bau- vier Wochen prüfen. ordnung regelt die Rauchwarnmelderpflicht. Da- Rauchwarnmelder in waagerechter Position nach müssen Schlafräume und Kinderzimmer so- unter der Decke montieren. wie Flure, die zu Aufenthaltsräumen führen, Der Raum sollte höchstens 6 Meter hoch sein. jeweils mit mindestens einem Rauchwarnmelder Ein Rauchmelder reicht für eine bis zu 40 ausgestattet sein. Rauchwarnmelder müssen so Quadratmeter große Fläche. angebracht und betrieben werden, dass Brand- Hersteller empfehlen die Montage in Schlaf- rauch frühzeitig erkannt und gemeldet wird. und Kinderzimmern, Fluren, Heizungsräumen, Wohnzimmern und weiteren Räumen mit Elektrogeräten. Wohnen l Rauchwarnmelder 13
Gesundheit Medikamente im Alter Ältere Menschen sind anfälliger für unerwünschte Arzneimittelwirkungen Von Ingrid Seyfarth-Metzger Jährlich sterben rund 25.000 Menschen über 65 ken oder verringern die Wirkungen anderer Medi- Jahre an den Folgen von Nebenwirkungen und kamente. Die Zahl der Medikamente sollte also so Wechselwirkungen von Medikamenten. Ungefähr gering wie möglich gehalten werden. 10 Prozent der Krankenhauseinweisungen sind Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen. Im Gegenseitige Information durch Medikationsplan Juli referierte Markus Zieglmeier von der Kranken- Es gibt die Empfehlung, einen Medikationsplan zu haus-Apotheke der München-Klinik zu diesem führen, was aber in der ambulanten Versorgung Thema in der Sitzung des Fachausschusses Ge- nicht oft geschieht. Die gegenseitige Information sundheit des Seniorenbeirats. der verschiedenen behandelnden Ärztinnen und Laut Zieglmeier sind unerwünschte Arzneimittel- Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker und der Pa- wirkungen oft auf Veränderungen des menschlichen tientinnen und Patienten könnte damit wesentlich Organismus im Alter zurückzuführen. verbessert werden. Ursachen für höhere Anfälligkeit: Was gehört in den Medikationsplan? Nachlassen der Nierenfunktion Zieglmeier empfiehlt, bei der Einnahme mehrerer Abbau der Muskulatur Medikamente selbst einen Medikationsplan zu füh- Zunahme des Körperfetts ren oder beim Hausarzt danach zu fragen. Der Plan Erkrankungen wie Diabetes oder Herzerkran- sollte Aufschluss geben über alle eingenommenen kungen. Medikamente – inklusive aller Mittel, die Patienten Arzneimittel werden langsamer abgebaut, länger aus Eigeninitiative einnehmen, zum Beispiel pflanz- gespeichert und lösen häufiger Nebenwirkungen liche oder homöopathische. Auch sollten alle Medi- und Wechselwirkungen aus. Es ist wichtig, die Me- kamente in einer Apotheke besorgt werden. Apo- dikamentendosierung zu überprüfen und wenn nötig theker können einer Datenbank entnehmen, ob anzupassen. schwere Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bekannt sind. Möglichst wenige verschiedene Medikamente einnehmen Viele Medikamente? Medikationsanalyse! Da alte Menschen häufig aufgrund vieler Erkran- Falls sehr viele Medikamente eingenommen wer- kungen mehrere Medikamente einnehmen, sind den müssen, kann in Absprache mit dem Hausarzt Wechselwirkungen sehr schlecht zu überblicken. eine Medikationsanalyse bei der Apotheke in Auf- Viele große Arzneimittelstudien werden nicht bei trag gegeben werden. Für diese Analysen werden Menschen über 70 Jahren durchgeführt, folglich große Datenbanken benötigt, auf die die Apotheken gelten die Studienergebnisse für diese Altersgruppe Zugriff haben. Allerdings übernehmen gesetzliche nur eingeschränkt. Manche Medikamente verstär- Krankenkassen dafür bisher nicht die Kosten. 14 Gesundheit l Nebenwirkungen
Gesundheit Zusätzliche Maßnahmen in Kliniken mittelwirkungen erkannt. In Niedersachsen wurde Auch für die Krankenhausbehandlung ist ein aktuel- deshalb die Anstellung eines Stationsapothekers ler Medikationsplan wichtig. In der Klinik treten un- verpflichtend eingeführt, in den anderen Bundes- erwünschte Arzneimittelwirkungen noch häufiger ländern bisher nicht. Auch die elektronische Arznei- auf, werden aber in der Regel schneller erkannt und mittelverordnung ermöglicht es, die Medikation mit sind deshalb besser behandelbar. Auch in den Klini- Einbindung von Datenbanken zu überprüfen. Dies ken wurde das Problem der unerwünschten Arznei- ist derzeit in der München-Klinik in Planung. Persönliche Information über Angebote Präventive Hausbesuche für Seniorinnen und Senioren in München – kostenlos von Christine Gasteiger Da die meisten Menschen im Alter, auch mit Benennung möglicher Interventionen und An- gesundheitlichen Einschränkungen, solange wie sprechpartner. möglich in der eigenen Wohnung bleiben wol- len, bieten alle ASZ, der Verein Stadtteilarbeit Zielgruppen: und die Altenhilfe Hasenbergl seit Januar 2018 Ältere Menschen, die sich über Angebote der präventive (vorbeugende) Hausbesuche an. Altenhilfe vorsorglich informieren wollen und Dabei können alle persönlichen Anliegen (noch) kein Anliegen oder keinen für sie selbst besprochen werden. Die Hausbesuche sind erkennbaren Hilfebedarf haben. kostenlos, vertraulich und werden von pädago- Auch ältere Menschen mit „diffusen Anlie- gischem Fachpersonal durchgeführt. gen“, also ohne konkrete Bedarfslage und ohne konkreten Hilfebedarf. Ziele der präventiven Hausbesuche: Wissen erweitern zu Angeboten der Alten- Was folgt nach dem präventiven hilfe und zu Themen rund um das Alter (zum Hausbesuch? Beispiel häusliche und pflegerische Versor- Der Besuchte ist gut informiert und bewältigt gung, Wohnberatung und finanzielle Absiche- seine aktuelle Lebenssituation selbstständig rung). – oder er benötigt längerfristige Beratung und Wünsche der älteren Menschen in den Bera- Versorgung. tungsprozess aufnehmen. Anbindung in der eigenen Einrichtung und/ Unterstützungsbedarf und Risiken zu einem oder Vermittlung an externe Einrichtungen frühen Zeitpunkt erkennen. oder Dienste: Der ältere Mensch wendet Gesundheitliche, soziale und/oder ökonomi- sich, wenn er Hilfe benötigt, an die Einrich- sche Krisensituationen nach Möglichkeit ver- tung. meiden. Gesundheit l Hausbesuche 15
Gesellschaft Die Arbeit der Caritas Fachambulanz Das Altern im Spiegelbild der Sucht Christine Pschierer, Psychologische Psychotherapeutin in der Caritas Fachambulanz für erwachsene Suchtkranke Was tun, wenn Alkohol hilft, zu forderungen der dritten und vier- Beratung und Behandlung leben, aber gleichzeitig das Leben ten Lebensphase muss jeder Ein- für Menschen ab 60 Schluck für Schluck zerstört? „Ach zelne aus seiner persönlichen Si- In der Caritas Fachambulanz für wissen Sie, ganz ohne Alkohol – tuation heraus gestalten. erwachsene Suchtkranke gibt es das geht gar nicht. Ich weiß, dass Viele Betroffene denken „In seit 2006 ein ambulantes Bera- ich ein Problem hab, aber ich be- meinem Alter ist das nicht mehr tungs- und Behandlungsangebot komm es alleine in den Griff.“ Sol- nötig“ oder „Wie soll ich sonst für Menschen ab 60 Jahren, die che und ähnliche Sätze hören wir meine Probleme durchstehen?“ sich orientieren und informieren häufig von älteren Menschen, die Die Alkohol- und Medikamenten- wollen, um ihre Lebensqualität zu zu uns in die Caritas kommen. abhängigkeit erfordert, wie alle verbessern. Leider finden nicht alle älteren anderen Erkrankungen, eine Menschen, für die eine Auseinan- fachspezifische Behandlung, um Das Angebot besteht aus: dersetzung mit dem eigenen Trink- schwere gesundheitliche, soziale Beratung und Orientierung, ob verhalten eine Chance zur Gesun- und finanzielle Folgen zu vermei- eine Problematik vorliegt. dung wäre, den Weg zu uns. Sei den. Erfreulicherweise kann eine Vermittlung von adäquaten es aus Scham- und Schuldgefüh- Abhängigkeitserkrankung aber er- Hilfen für Menschen ab 60. len, die dazu führen, die Proble- folgreich behandelt werden. Ambulanter Gruppen und matik zu verheimlichen oder aus Einzeltherapie spezifisch für einem Nichterkennen der Erkran- Tabus überwinden Menschen ab 60. kung. Vor allem für ältere Menschen Nachsorgegruppen 60+ nach ist ihr Alkohol- oder Medikamen- einer stationären oder teilsta- Risikofaktoren erkennen tenkonsum häufig ein Tabuthema. tionären Behandlung. Traditionelle Altersbilder und Sie schämen sich, über die nega- Selbsthilfegruppen 60+ gewohnte Lebensformen im Fa- tiven Auswirkungen zu sprechen mit Freizeitangebot. milienverbund sind in der moder- oder gar eine Beratungsstelle für Betreutes Einzelwohnen für nen Gesellschaft aufgebrochen. Suchterkrankungen aufzusuchen. Menschen ab 60. Es zeigen sich häufig Brüche in Alkohol- und Medikamentenkon- Es gibt zudem eine offene der Biografie und daraus resultie- sum im Alter und die schwerwie- Gruppe montags von 15:30-16:30 rend starke individuelle Belastun- genden gesundheitlichen Konse- Uhr, zu der betroffene Seniorinnen gen wie Trennung, Auszug der Kin- quenzen daraus nehmen deutlich und Senioren sowie Angehörige der, Krankheiten in der Familie, zu. Dies kann der längeren Le- unangemeldet kommen können. Verlust von Arbeitskolleginnen und bensphase im Alter und deren be- -kollegen oder Freunden, Armut sonderen Belastungen und He- oder Vereinsamung, Die Heraus- rausforderungen geschuldet sein. Weitere Informationen Gesellschaftlich verankerte ne- gative Altersstereotypien hindern Für Rückfragen stehen oftmals, sich Hilfe zu holen. Ältere Christine Pschierer, Elke Menschen beschreiben sich als Schurmann und Christian „zu alt und wertlos“ um sich pro- Schober, Caritas Fachambu- fessionelle Hilfe zu suchen. Sie re- lanz für erwachsene Sucht- signieren und nehmen deshalb kranke, Arnulfstraße 83, erst in einem weit fortgeschritte- München-Neuhausen, Tele- nen Stadium der Abhängigkeits- fon 089 /72 44 99 350, zur erkrankung Unterstützung in An- Verfügung. spruch. 16 Gesundheit l Sucht
Gesundheit Lebensqualität verbessern Sport bis ins hohe Alter: Die „Macht der Bewegung“ von Susanne Brunsch Regelmäßiger Sport fördert die Gesundheit, steigert das Wohlbe- finden und bringt viel Lebensfreude mit sich. Daher wünscht sich jeder Mensch, bis ins hohe Alter fit und aktiv zu bleiben. Doch dies ist ganz klar eine Sache des Trainings: Körper und Geist müssen im Rahmen ihrer Möglichkeiten stets gefordert werden. Sport und Bewegung kann bis ins hohe Alter ständig meistern zu können. Alle Menschen benötigen beibehalten werden und auch im gehobenen Alter ein Mindestmaß an Leistungsfähigkeit, um den all- gelingt der Einstieg in den Sport noch. Um gesund- täglichen Anforderungen gerecht zu werden. Es er- heitliche Schäden zu vermeiden und nicht den Spaß fordert Kraft, Treppen zu steigen, Einkaufstüten zu an der Bewegung zu verlieren, gilt es einige Dinge tragen oder Arbeiten im Haushalt zu verrichten. Es zu beachten. Es ist sinnvoll, den Hausarzt zu infor- braucht Ausdauer, Gehstrecken zu bewältigen. Auch mieren und Tipps für die sportliche Betätigung ein- Schnelligkeit ist wichtig, zum Beispiel um in einer zuholen. Bei einem Gesundheitscheck erkennen Ampelphase sicher über die Straße zu kommen. Ärzte mögliche gesundheitliche Probleme oder Ein- Und nur mit Beweglichkeit in allen Gelenken kann schränkungen. man sich die Haare selbst frisieren oder sich selbst- ständig anziehen. Studien belegen die Vorteile sportlicher Aktivität: So unterschiedlich die Menschen sind, so unter- Regelmäßige und moderate Aktivität trainiert das schiedlich sind heutzutage die Sportangebote. Herz-Kreislaufsystem. Sie kann Herzproblemen Tennis, Golf, Tanz, Krafttraining, Gymnastik – welche vorbeugen und Sturzrisiken minimieren – durch Sportart darf es sein? Es gilt, eine Sportart zu die Schulung der Koordination und den Aufbau finden, die auch im gehobenen Alter Spaß macht von kräftigender Muskelmasse. und keine Überforderung darstellt. Jede und jeder Bewegung und Sport fördern die Stoffwechsel- sollte sich Gedanken darüber machen, was ihm aktivität. Sie können somit das Diabetesrisiko oder ihr Spaß macht und guttut. Dann bei geeigneten senken und sich positiv auf eine bestehende Zu- Anbietern und Vereinen das Sportangebot direkt ckererkrankung auswirken. vor Ort anschauen – und die Körperliche Aktivität fördert die gewünschte Sportart Leistung des Gehirns: Das Ri- gleich ausprobie- siko, an Demenz zu erkranken, ren! verringert sich um bis zu 30 Prozent, das Alzheimer-Risiko um 40 Prozent. Bei depressiven Verstimmungen erzielt regelmäßige maßvolle Be- wegung dieselben positiven Effekte wie eine medikamentöse Behandlung. Bewegung bereichert das Sozialleben. Sportliche Aktivitäten binden vor allem alleinstehende Senioren wieder in ein soziales Gefüge ein. Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivität sind das A und O, um den Alltag langfristig selbst- Gesundheit l Sport 17
Gesellschaft Warum Beratung durch erfahrene Fachkräfte so wertvoll ist Ein Kommentar von Gerhard Endres Als innerhalb kurzer Zeit un- Modelle ein, die wir zuerst sere Spülmaschine und der Kühl- beim Großgeschäft bestellt schrank nacheinander irreparabel hatten. Sie kosteten zwar kaputtgingen, kauften wir in ei- circa 100 Euro mehr, wurden nem größeren Elektrogeschäft aber fachmännisch einge- zwei Geräte auf Anzahlung. Der baut. Einbau sei kein Problem, sagte Der Fachmann ist übri- der freundliche Verkäufer. Bei der gens 69 Jahre alt, eigentlich Lieferung behaupteten die Ser- schon in Rente, aber er hilft vicetechniker allerdings, sie könn- im Elektrogeschäft aus. Hier ten die Geräte nicht einbauen, die zeigte sich wieder einmal, zwanzig Jahre alte Küche sei ma- was ein guter Facharbeiter rode. Sie machten Fotos und nah- kommen. Diese sagten, dass die kann: Er ist fachlich gut, freundlich men die neuen Geräte wieder mit. Küche überhaupt nicht kaputt ist und findet auch bei Schwierigkei- Die alten kaputten Geräte könnten und der Einbau der Geräte kein ten Lösungen zu aller Zufrieden- sie erst nach Einbau der neuen Problem. Der Monteur reparierte heit. Mit seiner Hilfe können äl- Geräte mitnehmen. lediglich einen Abfluss und einige tere Einrichtungen weiter genutzt Wir ließen daraufhin Fachkräfte Teile am Kühlschrank. Ein paar werden. Ein wichtiger Beitrag zur eines anderen Elektrogeschäfts Tage später baute er dieselben Nachhaltigkeit. Experiment „Counterclockwise“. Sind wir alt oder werden wir alt gemacht? Von Paul Lengdobler Ob wir alt sind oder alt gemacht werden, scheint meisten Männer, die vorher stark von ihren Ver- zunächst keine besonders sinnvolle Frage zu sein. wandten abhingen, spülten nun ab, teilten das Essen Aber betrachten wir ein Experiment der Psychologin aus und nahmen an Diskussionen teil. Nach einer Ellen Langer aus dem Jahre 1981, ist die Frage nicht Woche wurden sie mit dem Bus abgeholt. Die Über- mehr ganz so sinnlos. Das Experiment „Counter- prüfung ergab: clockwise“ bedeutet: gegen den Uhrzeigersinn. Ein altes Kloster in New Hampshire wurde im Sie sahen besser aus als vor einer Woche. Stil von Wohnungen der 50er Jahre eingerichtet. Ihr Gedächtnis hatte sich verbessert. Die Versuchspersonen waren Männer um die 80. Ihre Motorik zeigte eine starke Verbesserung. Im Vorfeld wurden Hör- und Sehvermögen getestet. Ihr Griff war nicht mehr lasch, sondern fest. Außerdem wurde die Beweglichkeit der Versuchs- Sie gingen aufrechter. personen gemessen und sie wurden gefragt, wie Ein Teil der Männer erzielte mehr Punkte in einem es ihnen gehe. Viele berichteten von Antriebs-, Lust- Intelligenztest. und Appetitlosigkeit. Ihre Aufgabe bestand nun darin, so zu tun, als lebten Das Experiment zeigt, wie stark der Einfluss des sie in der Zeit Ende der Fünfzigerjahre. Niemand ging Denkens auf das körperliche und geistige Befinden mit ihnen um wie mit alten Menschen. Niemand trug ist. In Gruppen älterer Menschen hört man oft, was ihre Sachen für sie. Sie sahen Filme wie „Ben Hur“. sie nicht mehr können – und nicht, was sie (noch) Bereits zwei Tage nach Beginn des Experiments können. Auch diese Denkweise hat Einfluss auf das änderten die Versuchspersonen ihr Verhalten. Die Wohlbefinden. 18 Gesellschaft l Erfahrungen und Studien
Gesellschaft Der einsame Tod Anonyme Bestattungen Von Arved Semerak „Memento mori“ (Sei Dir der Sterblichkeit bewusst) steht oft an Ausseg- nungshallen. Der Spruch verdeutlicht, dass der Tod zum Leben gehört. So- lange wir jung sind und voll im Leben stehen, wollen wir nicht daran den- ken, dass wir nicht ewig leben. Mit zunehmendem Alter wird es uns zwar bewusster, aber niemand denkt gerne darüber nach. Viele ver- meiden es, ein Testament zu machen oder mit Verwandten oder Freun- den über ihre eigene Bestattung zu sprechen. Und was ist mit den Menschen, die ganz alleine leben, die nie- manden mehr haben, der sie kennt und die im Todesfall unbeachtet oder vergessen sind? Hunderte Menschen müssen in München jedes Jahr von Amts wegen bestattet werden. Wenn sich niemand meldet, der ihn kannte oder mit ihm verwandt war, wird er eingeäschert. Sieben Minuten Trauerfeier Die Stadt München richtet dann eine Trauerfeier aus, die nur sieben Minuten dauert und in der Aussegnungshalle vor leeren Stühlen stattfindet. Kein Kranz, kein Schmuck. Nur eine Urne auf einer Stele, flankiert von Lorbeerbäumchen. Ein Mit- arbeiter am Ostfriedhof lässt zwei Musiktitel spielen: das Orgel-Stück „So nimm denn meine Hände“ und das Chorstück „Befiehl Du deine Wege“. Damit ist die Trauerfeier beendet. Die Urne wird in einer Sammelgitternische in den Räumen unter der Halle gestellt. Von außen ist sie nicht zu sehen. Es stehen keine Namen dort, nur Nummern. Allein auf dem letzten Weg Die Süddeutsche Zeitung berichtete unter dem Titel „Allein auf dem letzten Weg“ von Se- bastian A. Er wurde am 22. Januar 1950 in einem kleinen Ort in Südtirol geboren und starb in Mün- chen. Wann genau, ist nicht bekannt. Am 5. Feb- ruar 2019 wurde Herr A. tot in seiner Wohnung in Sendling gefunden. Nach polizeilichen Recherchen wurde er im September des Vorjahres zum letzten Mal gesehen. Mit nur 69 Jahren kannte er niemanden mehr, München war für ihn anscheinend eine ano- nyme Großstadt. Dies – und dass jährlich Hun- derte anonym bestattet werden wie Sebastian A. – stimmt nachdenklich. Gesellschaft l Einsamer Tod 19
Gesellschaft Wie kann Altersarmut vermieden werden? Kommentar von Willi Eichhorn In der Regensburger Presse erschien im Juli ein tes reichen auch für Mittelständler zunehmend nicht Artikel über hunderte Regensburger Schüler, die be- mehr für einen guten Lebensabend. Die Tendenz reits zum neunten Mal mit Plakaten und Megafonen ist steigend, weil Altersarmut mit Erwerbsarmut ein Umdenken in der Klimapolitik forderten. Nach beginnt. Ein dauerhaftes, gerechtes Arbeitseinkom- dem Motto „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr men ist zwingende Voraussetzung für ein gesichertes uns die Zukunft klaut.“ Die Presse berichtet aber und ausreichendes Auskommen im Alter. auch, dass die jungen Demonstranten sicher nicht Altersarmut befürchten, weil sie genau wie diejeni- Mehr Transparenz im Steuer- und Sozialsystem gen, die die Alterssysteme machen (Abgeordnete, Mehr als vier Millionen prekäre Arbeitsverhältnisse Beamte, Richter), nicht von dem betroffen sind, lassen den Jubel über eine derzeitige Vollbeschäf- was das Sozialrecht 90 Prozent der älteren Men- tigung verblassen. Wer keine oder nur geringe So- schen in Deutschland aktuell zumutet. zialversicherungsbeiträge zahlt, kann meistens auch keine Rücklagen bilden. Zielführende Reformen sind Altersarmut vorbeugen also unbedingt notwendig. Der Antrag zur Vermei- Einige Wochen zuvor stellte die Landessenioren- dung von Altersarmut fordert auch ein sprachliches vertretung Bayern in Regensburg auf Initiative der „Großreinemachen“, damit die Bürger ihr Sozial- Seniorenvertretung der Landeshauptstadt München system verstehen können. einen Antrag zur Vermeidung von Altersarmut. Ziel Zunächst ist aber geboten, alle in den letzten soll sein, die Kranken-, Pflege- und Rentenversiche- Jahrzehnten zugunsten einer Privatvorsorge getrof- rung solidarisch zu organisieren. Alle Bürger sollen fenen, falschen Entscheidungen zu korrigieren. durch Beitragszahlungen und Leistungen eine nach- Letztlich gilt für alle beitragsfinanzierten Sozialsys- haltig solide Finanzierung ermöglichen, um Alters- teme, dass Leistungen nur erhält, wer Beiträge ent- armut zu verhindern. Dazu gehören abhängig Be- richtet. Dritte, auch Politiker, dürfen ohne Zustim- schäftigte ebenso wie Selbstständige, Freiberufler mung der Versichertengemeinschaft nicht für sowie Beamte, Politiker und Richter. versicherungsfremde Leistungen auf die Kasse zu- Als Begründung für den Antrag wurde darge- rückgreifen, Beiträge der privaten Krankenvollver- stellt, dass Altersarmut kein Phänomen ist, sondern sicherung sind für Mittelständler schon heute un- für nahezu 20 Prozent unserer Mitbürger leider trau- bezahlbar. Sie verschlingen häufig mehr als 60 rige Realität. Alterseinkommen, Rente und Erspar- Prozent der Altersrente. 20 Gesellschaft l Altersarmut
Gesellschaft Erst überlegen, dann aufsteigen Wie sicher sind E-Bikes für ältere Menschen? Von Irmtraud Nies „Unsre Oma fährt im Hühnerstall Motorrad – treppe hinauf zu hieven? Gibt es am Abstellplatz ohne Klingel – ohne Bremse – ohne Licht...“ oder im Keller eine Steckdose, um die Batterie auf- zuladen? Die Batterie abschrauben und wieder rich- ist ein lustiges Lied, das Kinder seit mehreren tig anbringen – wie funktioniert das? Ein- und Aus- Generationen singen. Der Song ist auch als steigen am Zug mit dem schweren E-Bike – wird Gute-Laune-Schlager auf der Wiesn beliebt da immer freundliche Hilfe bereitstehen? Wie kommen ältere Menschen, die schon mo- und beschwört die Abenteuerlust und den nate- oder jahrelang nicht mehr mit dem Fahrrad Bewegungsdrang der Großeltern. unterwegs waren, mit dem E-Bike im Stadtverkehr und auf engen Fahrradwegen zurecht? Können sie die Geschwindigkeit durch den E-Motor richtig ein- schätzen und beherrschen? Kann das gutgehen, ei- Heute kaufen sich Seniorinnen und Senioren ein nen Schotterweg zu fahren? Klappt das Bremsen E-Bike mit bester technischer Ausrüstung, um sich einwandfrei, wenn plötzlich ein Hindernis auftaucht den Wind um die Nase wehen zu lassen – so kön- oder der Weg eine scharfe Kurve macht? nen sie vergessen, dass die älter gewordenen Kno- Auch im Stadtverkehr drängeln sich neben Fuß- chen es mit dem Radl nicht mehr von der Isar den gängern und Fahrrädern mit Kinderanhängern nun Drumberg hinauf schaffen. auch E-Roller und E-Bikes mit einer Geschwindigkeit Ein wieder gewonnenes Lebensgefühl an Frei- von bis zu 20 Stundenkilometer oder mehr. Nicht heit und Mobilität. Endlich mal wieder die lange alle schaffen es, sich elegant und rücksichtsvoll an nicht mehr besuchten Ausflugsziele erreichen. Die anderen Verkehrsteilnehmern vorbeizuschlängeln. Wirtsleute freuen sich, die vertrauten Gesichter wie- Unfallberichte in der Presse sind eine Warnung der zu sehen. an die ältere Generation. Das ist ernst zu nehmen. Solche Unternehmungen wollen aber gut über- Denn von schweren Unfällen sind überwiegend legt sein. Die ersten Hürden sind steile Stufen zu Menschen ab Mitte 50 und älter betroffen. Mehr Hause zum Abstellplatz des E-Bikes. Reichen die als die Hälfte der tödlich verunglückten E-Bike-Fah- Kräfte, um ein E-Bike mit rund 20 Kilo die Keller- rer war älter als 75 Jahre. Gesellschaft l E-Bikes 21
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