C 3428 Zeitschrift der GEW Hamburg Juli-August 7-8/2020
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Wahlprogramm werben sie da- für, dass Kinder und Jugendliche optimal zu fördern sind und man deshalb in der Inklusion eine stärkere Ausrichtung auf För- hlz-Notiz der- statt Feststellungsdiagnos- tik brauche. Nichts davon findet man im Koalitionsvertrag. Weiterbildung wird zwar oft erwähnt und gelobt, so soll es eine Hamburger Weiterbildungs- strategie geben und die Erwach- senenbildung soll an einem Ort gebündelt werden. Was das je- doch heißt, bleibt völlig unkon- kret. Die GEW erwartet von der Der Rot-Grüne Koalitionsver- der bereits angekündigten Erhö- Koalition, dass die Beschäftigten trag liegt vor. Aus Sicht der GEW hung der Besoldung der Grund- und ihre Gewerkschaften an der stellt er bedauerlicherweise nur schullehrkräfte in drei Stufen von Entwicklung einer Weiterbil- einen Schritt vor, jedoch viele zu- A12 auf A13 bis zum 01.08.2023 dungsstrategie entscheidend be- rück dar. fest. Das haben wir als GEW lan- teiligt werden und dass endlich Bereits in der Präambel zum ge gefordert und sehen dies als faire tarifliche Arbeitsverhält- schulpolitischen Abschnitt wird guten Schritt, die Ausbildung nisse für alle Lehrkräfte in der deutlich, wie weit die Handeln- und Arbeit der Kolleginnen und Erwachsenenbildung geschaffen den mittlerweile von den Her- Kollegen anzuerkennen. Um in werden. ausforderungen im Schuldienst allen Schulformen erstklassige Bei den Ausführungen zur entfernt sind. Dort heißt es, dass Lehrkräfte zu haben, ist eine Wissenschaft fällt auf, dass die das durch Corona bedingte „Aus- gleiche Eingangsbesoldung we- von uns gelobten Punkte aus setzen des Präsenzunterrichts sentlich. dem Grünen Wahlprogramm […] im Regelfall gut“ gelinge. Auf das wirklich wichtige The- – eine Novellierung des Hoch- Statt die Belastung der Kolleg_in- ma der seit Jahren andauernden schulgesetzes hin zu mehr nen anzuerkennen, wird hier Arbeitszeitüberlastung der an Demokratisierung und ein ver- eine Behauptung aufgestellt, Schule Beschäftigten geht der stärktes Eintreten für bessere die mit der schulischen Realität Koalitionsvertrag nicht ein. Mit Arbeitsbedingungen in der Wis- nichts zu tun hat! Die Ergebnis- dem Satz der Koalitionäre, dass senschaft – überhaupt nicht auf- se unserer Umfrage widerlegen man am Lehrer_innenarbeits- tauchen. Wir erwarten, dass die klar die Auffassung, dass keine zusätzliche Arbeit anfalle. Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt, Darüber hinaus steht die Stadt Sven Quiring Hamburg nicht zu ihrer 2011 durch den damaligen Bürger- meister Olaf Scholz schriftlich Visionen nicht angesagt garantierten Zusage, die Tarif- zeitmodell festhalten will, steht Verstetigung der Bundesmittel ergebnisse zeit- und wirkungs- zu befürchten, dass die Aufga- im ‚Zukunftsvertrag Studium und gleich auf die Besoldung und ben weiter erhöht werden und Lehre stärken‘ zu deutlich mehr Versorgung zu übernehmen. z.B. die Überarbeitung oder Eva- unbefristeten Stellen führt und Für die damalige Zusage haben luation der Lehrerarbeitszeitver- dass in den Ziel- und Leistungs- die Beamtinnen und Beamten ordnung auf den Sankt-Nimmer- vereinbarungen des Senats mit in Hamburg die Kürzung von leins-Tag verschoben wird. Dass den Hochschulen ein Ausschluss Sonderzahlungen und weitere hier keine Umkehr stattfindet, ist sachgrundloser Befristungen strukturelle Einschnitte hinneh- eine Missachtung der Arbeit der und eine feste Quote an Dau- men müssen. Die Stadt Hamburg Lehrkräfte, wie wir sie schon lan- erstellen für Daueraufgaben in begeht ihren Beamtinnen und ge nicht erlebt haben. Lehre und Forschung festge- Beamten gegenüber Wortbruch Auch der pädagogische Bil- schrieben werden. und macht so die mangelnde dungsteil bietet kaum Innovati- Wir wünschen euch nach die- Wertschätzung gegenüber deren onen. Die GRÜNEN haben sich sen schwierigen Wochen ein Arbeit sehr deutlich. in den letzten Jahren stark für paar erholsame Sommertage! Der Koalitionsvertrag hält an die Inklusion engagiert. In ihrem hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 3
GEW Corona 4. Zwischenbilanz ——————————————————— 10 Kein Feuer ————————————————————————— 12 Koalitionsvertrag Entgrenzung der Arbeit ——————————————— 14 Umfrage Informationsplattform ———————————————— 18 FAQ’s Foto: Stefan Gierlich Lageberichte ——————————————————————— 21 Corona am Arbeitsplatz Freigabe nicht ohne Risiko ———————————— 28 Kita Umfrage Seite 14 Das Ergebnis der Umfrage unseres Landesver- ————————————————————— 31 Offene Liste bandes ist eindeutig: Der überwiegende Teil der In einem Boot — Kolleg_innen arbeitet im Rahmen des Multitasking von Home- und Präsenzbeschulung 20 Prozent mehr. Corona Seite 10 Die Gefahr ist leider noch nicht gebannt. Die Schulbehörde täte gut daran, sich an den Vorstel- lungen der GEW zu orientieren und entsprechend Vorsicht walten zu lassen. Koalitionsvertrag Seite 12 Was die neue Regierung sich vorgenommen hat, Magazin zeigt deutlich die Handschrift der SPD. Die Grünen wirken eher wie ein Appendix, so dass der Eindruck vorherrscht, bildungspolitisch genießt ein ‚Weiter Kino Wenn wir wieder dürfen — ————————————— 57 so‘ höchste Priorität. Vorder- statt Hintergrund —————————————— 58 Migration Studierende Seite 46 Darktown —————————————————————————— 62 Wenn in der Wissenschaft der Diskurs im Zent- Ferienlektüre rum stehen soll, dann ist die jetzige Situation des zu Hause Arbeitens mehr als unbefriedigend. Öffnet Dumisani Mabaso ——————————————————— 69 die Hochschulen – sofort! so die Forderung. Nachruf Foto: hlz Raus aus der Kinderarbeit ————————————— 70 Fair childhood Kulturelle Identität ——————————————————— 72 Debatte Replik ————————————————————————————— 74 Nazibiographie Two Ports - One World ——————————————— 79 Fotoausstellung 4 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
Titel Nähe und Distanz —————————————————— 54 Foto: Lilith Krumme Bildungspolitik Inklusion Vor besonderen Herausforderungen ————— 20 Aus dem Gleichgewicht Seite 54 Wenn das Zusammenspiel zwischen Nähe und Schönfärberei ——————————————————————— 32 Lehrstellen Distanz nicht mehr klappt wie derzeit in der Pande- mie, leiden die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise. Ein Interview mit der Buchautorin und Pub- Signal auf Besserung ————————————————— 34 Weiterbildung lizistin Elisabeth von Thadden. Aus Hintergrund Schlussfolgerungen für die Schulpolitik —— 36 Corona wird Vordergrund Seite 58 In einer Stadt, in der im letzten Jahr bereits jedes 20 Jahre ——————————————————————————— 37 PISA zweite eingeschulte Kind einen Migrationshinter- grund hatte, ist es höchst wichtig, dass die Kin- der auf Lehrer_innen treffen, die ebenfalls einmal Interview mit Martin Brause ——————————— 40 Digitalisierung fremd im Land gewesen sind. Ein Interview mit zwei Kolleg_innen, die qua Amt sich hierum küm- mern. Präsenzlehre sofort —————————————————— 46 Studierende Digitalisierung Seite 40 Dem Anspruch nach ist die Pädagogik der „Mas- „Reformen“ im Schatten der Pandemie ——— 52 Hochschulen ter“, die Technik bleibt also immer nur der „Slave“. Ein Interview mit Martin Brause, verantwortlich in der Behörde für die Umsetzung der Digitalisierung des Schulbetriebs. Ferienlektüre Seite 62 Vor dem Hintergrund der Aufstände nach dem Mord an dem US-Amerikaner George Floyd ist die diesjährige Leseprobe höchst aktuell. Foto: wikipedia, creative commons Rubriken hlz-Notiz —————————————————————————— 3 Leser_innenbriefe ——————————————————— 6 Impressum————————————————————————— 73 Rätsel ————————————————————————————— 80 Aus der Magengrube... —————————————— 81 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 5
Leser_innenbriefe an: hlz@gew-hamburg.de Leser_innenbriefe c (wir belassen ggf. alte Schreibung) Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor Ein Schelm, wer Szenario bereits geprobt worden Toten durch die Wirtschaftskri- sein – ein Schelm, wer Böses se, nicht nur hier, sondern auch Böses dabei denkt dabei denkt. in Fernost? Wie sieht es hier bei hlz 3-4/2020 Dieser Gedanke lässt sich Obdachlosen oder bei Alleiner- Liebe hlz-Redaktion, weiter vertiefen – Es sei fol- ziehenden aus? Und das ist nur besten Dank für die Zusen- gende Frage gestattet: Wenn der Anfang... dung der nicht erschienenen hlz! die Schließung von Geschäften Ich sorge mich im Moment Durch die Krise wird deutlich, und Schulen und verschiede- weniger um die Zahl der Infek- dass wir in einer Art „Schönwet- ne Verbote, andere zu treffen tionen als vielmehr um unser ter-Demokratie“ leben. Sobald – auch Demonstrationen mit Demokratieverständnis. Immer eine winzige Abweichung vom großen Teilnehmerabständen dann, wenn es ernst wird, wenn Plan geschieht, werden demo- usw. verboten werden und diese gezeigt werden könnte, wie kratische Instrumente außer Verbote nicht zur Bekämpfung stark vernünftige, gut beratene Kraft gesetzt und demokratische der Ausbreitung der Krankheit Lösungen sind, kehren wir uns taugen, wem nutzen sie dann? schnell ab und schlüpfen vor hlz · Rothenbaumchaussee 15 · 20148 Hamburg hlz@gew-hamburg.de · Tel. 4 50 46 58 Vorgehensweisen ignoriert. Aber gerade in Krisenzeiten zeigt Diese Krise ist eine Wirt- Angst unter die Fittiche eines eine Regierungsform, was sie schaftskrise. Eine Wirtschafts- vermeintlich gnädigen Herr- wirklich taugt. Wenn in einer krise, die uns schon lange schers und nehmen zur Not auch Krise nicht mehr nachgedacht bevorsteht. Eine Krise, die wie eine Diktatur in Kauf. wird, nicht mehr nachgedacht immer alle anderen ausbaden Aber gerade diese Herrscher werden darf, heißt das, dass sollen nur nicht die, die sie ein- sind gnadenlose Kapitalisten. demokratische Formen nur für gefädelt haben. Von daher kann Menschen, denen jede Mensch- eine Art „Normal“-Zustand gel- ich der Bildunterschrift (s.u.) lichkeit fehlt, die ohne mit der ten. („Normal“ halte ich für eine ganz und gar nicht zustimmen, Wimper zu zucken ihre eigene sehr gefährliche Vokabel, da zu denn genau darum geht es. Großmutter verkaufen würden, bestimmten Zeiten, alles, was Eine Wirtschaftskrise, ausge- wenn sie sie nicht längst schon nicht „normal“ ist, abgeschnit- löst durch eine „gottgegebene“ verkauft hätten. Und die haben ten, verbrannt oder weggesperrt Krankheit, führt zu massivem wir zu unseren Chefs gemacht – wird.) Arbeitsplatzabbau und soll ohne Not, einfach so. Sobald ein „unvorhergese- natürlich an den Herrschenden AXEL GEORGES henes“ Ereignis eintritt, wird vorbei gehen. Wer zählt die erstmal eine Ausgangssperre Zumutung (wie wir sie aus Ghettos kennen) und ein Kontaktverbot (wie wir hlz 5-6/2020, S. 57f es aus Gefängnissen kennen) Meine GEW Hamburg mit verhängt. Interessanterweise ist ihrer HLZ lässt mich immer nicht bekannt, ob ein Kontakt- wieder verzweifeln. Mit dieser verbot oder eine Ausgangssperre Ausgabe treibt die Redaktion es überhaupt Mittel sind, um die aber eindeutig zu weit mit der Situation zu verbessern. Das ist Satire (?). Was hat euch geritten, nicht erforscht. einen Artikel einer Quelle abzu- Haben Sie „Die Welle“ drucken, die für die Verbreitung gelesen? Stellen wir uns vor, von Verschwörungstheorien dies sei ein riesiges Spiel, um bekannt ist – ein Blick in Wi- herauszubekommen, was man kipedia hätte genügt. Joachim alles tun muss, damit wir – das Geffers schreibt auf S. 81 über Volk – uns auf Ausgangssperre abstruse Verschwörungstheorie einlassen. Verstehen Sie mich Der qualitative Unterschied zur Der qualitative Unterschied zur jetzigen Situation: Hier ging es um den Machterhalt der ganz richtig, „… hinter der oftmals andere Interessen als die Herrschenden, auch wenn anderes suggeriert wurde bitte nicht falsch – ich möchte jetzigen Situation: Hier ging es um keinesfalls eine plötzlich ausge- den Machterhalt der Herrschenden, vorgegebenen stehen“. brochene Krankheit verharmlo- auch wenn anderes suggeriert Eine kritische Haltung zur sen. Interessanterweise soll das wurde. (Zum Ausbruch des 1. Nutzung digitaler Medien im Weltkriegs) 6 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
rend der durchschnittliche Bruttostundenlohn – und so die Arbeit in unverzichtbaren Berufen aller Berufe bei 19,38 Euro liegt, weisen in der aufwerten. Das würde auch die Lohnlücke zwi- Krise wichtige Berufsfelder oft deutlich niedri- schen Frauen und Männern reduzieren. Applaus ist zu wenig* V:i.S.d.P.: VER.DI BUNDESVORSTAND – RESSORT 1 – FRANK WERNEKE – PAULA-THIEDE-UFER 10 – 10179 BERLIN --------------------------------------- *Da in Deutschland bekanntlich die Löhne nur im Schneckentempo gestiegen sind, dürfte die aktuelle Lage nicht deutlich von den genannten Zahlen abweichen Unterricht ist legitim. Aller- men zu einem Interview treffen mit diesem rassistischen, lü- dings ist Prof. Ralf Lankau mit sollte, kann ich nur unterstützen. genden, aufhetzenden, Rechts- seiner radikalen Position „Kein Auch Referendar_innen am LI radikale hätschelnden, herum- Mensch lernt digital“ ziemlich und Schüler_innen könnten über zwitschernden US-Präsidenten allein. Die Kolleg_innen in den professionell digital unterstütz- zu ziehen, die Äußerungen der Schulen haben gerade in der te Lernsituationen berichten. BSB auch noch (knapp) über die Pandemie erfahren, wie digitale Allerdings könnte dabei das eine Kommunikation dieses unsäg- Endgeräte ‚Weiter-Lernen’ in oder andere Vorurteil revidiert lichen Präsidenten zu heben, der Distanz ermöglichen kön- werden müssen. das geht zu weit. Und wenn die nen. Dabei machten sie unter ERNST LUND HLZ-Redaktion diesen Satz anderem auch die Erfahrung, von der Meinungsfreiheit des dass manches vom digital unter- Trump-Manier? Autoren für gedeckt halten mag stützten Lernen auch sinnvoll in (schlimm genug!), dann braucht hlz 5-6/20, S. 22f den Regelunterricht übertragbar sie diese Aussage aber nicht in Die HLZ ist ein streitbares ist. Viele Kolleg_innen machen die Überschrift des Artikels zu Blatt. Und nicht jede Meinung das schon jahrelang erfolg- nehmen. Denn für Überschriften muss ich als Leser auch teilen. reich und tauschen sich u.a. im steht nun mal die Redaktion Zumal als Pensionär, der die „Twitterlehrer_innenzimmer“ selbst. Das ist starker Tobak. Schulrealität nicht mehr täglich über Erfolge und Misserfolge Sie sollte sich schämen! Uns hautnah erlebt, erleben darf/ offen aus. HLZ-Leser um Entschuldigung muss. Da will ich mich mal Der Kollege Wolf Rambatz bitten, oder vielleicht auch den mit dem, was der Kollege hat direkt neben diesem Artikel Hut nehmen. Waldmann aus der Gretel- seinem „Gesammelten Unmut“ GERHARD LEIN Bergmann-Schule schreibt, nicht Luft gemacht. Hamburg hinkt im Einzelnen auseinandersetzen. Wir akzeptieren die Kritik. immer noch weit hinterher was Was mich aber empört, ist sein Wir hätten diese Textstelle nicht die digitale Infrastruktur betrifft. Satz: „Knapp über Trumpmanier als Überschrift hervorheben Seine Einladung (?), dass sich verbreitet die BSB schon lange sollen. Die Redaktion die HLZ-Redaktion mit IT- ihre Schulwahrheiten.“ Trump? (s. auch: Aus der Administrator_innen und Medi- Trumpmanier? Einen Vergleich Magengrube…, S. 82f) enpädagog_innen aller Schulfor- hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 7
Adel und Tadel vieler Kolleginnen und Kollegen rinnen und Schüler umfassend nicht gefiel. Das Grundprinzip betreuen kann. hlz 5-6/2020 schien mir zu sein: Dieses Virus Klar weiß ich, dass die Liebe Anja, lieber Jochen, kam in die Welt, um die Leh- Schulbehörde Mitbestimmung Dank und Kompliment für rerinnen und Lehrer zu strafen, nicht so richtig ernst nimmt. Eure sachliche Reaktion auf deshalb rette sich wer kann. Und Schulleiter noch weniger. den Offenen Brief-1 S. 28f (M. Insbesondere davor, mit Kindern Das Personalvertretungsgesetz Klaas). und Jugendlichen in Kontakt zu kennt dazu Wege. Nur helfen Dank und Kompliment auch kommen. Dabei, so schrieb ich sie im Moment nicht so richtig. für den regelmäßigen, immer damals, ist das die Aufgabe des Wenn der Personalrat im April informativen und auf die Mit- pädagogischen Personals. Des- ein mitbestimmungspflichtiges gliederinteressen fokussierten halb gilt es Lösungen zu suchen. Konzept zum Gesundheits- newsletter. Und nicht sich vom Acker zu schutz vorlegt, dann dauert das Wegen Digitalisierung und machen. Mitbestimmungsverfahren dazu Interview Lankau: Passt auf, Da ich für meine Nach- mindestens bis Ende September, dass die HLZ bei dem Thema barskinder die Aufgaben ihrer wenn die Schulleitung es nicht nicht den Anschluss verliert. Schulen ausdrucke (sie haben will und die Verfahrensschrit- Die Diskussion dazu ist zwar keinen Drucker), weiß ich, dass te einhält. Geholfen ist damit kaum noch überschaubar, aber nicht alle Lehrkräfte so denken, niemandem. Die Forderung jetzt nach meinem Eindruck anders sondern sich für ihre Kinder ins muss sein: Redet miteinander als Lankau hochwertig-kritisch- Zeug legen. und findet Lösungen. Das so konstruktiv-zukunftsfähig. Bezüglich der HLZ beziehe etwas geht, haben GEW und Literaturempfehlungen: ich mich auf zwei Artikel. Der Behörde bei dem Konflikt um • E&W 12/19 Lernen im Netz Kollege Ole Waldmann scheut die Arbeitszeitbelastung der • Krommer, Lindner, Mihajlo- sich nicht, mit Begriffen wie Personalräte bereits bewiesen. vic, Muuß-Merholz, Wampfler „tödliche Gefährdung für ihre Dazu muss man aber auch (2019): Routenplaner # Digi- Liebsten“, „Gefährdung ihres bereit sein. Wenig hilfreich sind tale Bildung. Auf dem Weg Lebens oder das ihrer Lieben“ da solche Sätze wie „ An meiner zu zeitgemäßem Lernen. Eine und von „menschenverachten- wie an vielen Schulen Ham- Orientierungshilfe im digitalen dem“ Verhalten der Schulbehör- burgs gibt es trotz engagierter Wandel. Verlag ZLL21 e.V. de zu reden. Lieber Kollege, lass Mitarbeitervertretungen seit Hamburg. die Kirche mal im Dorf. Und Jahren keine Kultur des Neinsa- • Friedrich Jahresheft 2020: schau mal in Ruhe auf die Daten gens.“ Das wäre, zumindest für #schuleDIGITAL. der Gesundheitsbehörde. Ein Schulpersonalräte, ein Verstoß Ansonsten: Bitte weiter so Leserbriefschreiber des Abend- gegen § 2 des Personalvertre- und bleibt gesund! blattes sprach von der Chance tungsgesetzes, in dem für beide HAJO SASSENSCHEIDT der Lehrkräfte, ihr Image in der Seiten eine vertrauensvolle Öffentlichkeit zu verbessern. Zusammenarbeit zum Wohle der Es rettet uns kein Das hätten die Schulleiter mit Beschäftigten und der Dienst- ihrer Aktion gründlich vermas- stelle gefordert wird. Höheres Wesen… selt. Ja, und die HLZ auch. Aber Und völlig unakzeptabel finde hlz 5-6/20, S. 22f und 28f die ist ja nun nicht Öffentlich- ich das Beklagen des Fehlens Eigentlich habe ich mir vor- keit. einer GEW Betriebsgruppe, genommen, keine Leserbriefe Der zweite Artikel trägt ausgesprochen von jemandem, zu schreiben, schon gar nicht die Überschrift „Arsch hoch, der sich selbst als langjähriges an die HLZ, weil das ja nun die GEW“. Mitglied der GEW outet. Eine Zeitschrift meines ehemaligen Einmal abgesehen davon, Betriebsgruppe, lieber Kolle- Arbeitgebers ist. dass ich fand, dass die GEW ge Klaas, beginnt mit deinem Die aktuelle HLZ Mai/Juni eine zumindest fragwürdige ersten Schritt, nicht mit dem veranlasst mich nun, mit diesem Stoßrichtung in ihren Verlaut- Warten auf ein höheres Wesen. Grundsatz zu brechen. barungen hatte (vgl. oben), ANDREAS HAMM Schon im März, als die ersten müsste doch die Stoßrichtung Maßnahmen zur Schulschlie- eine andere sein. Nämlich nach Treffen in Corona-Zeiten? Lösungen zu suchen. Natürlich Genauere Angaben zu den ßung geplant wurden, hatte Öffnungszeiten der Geschäfts- ich mich hingesetzt und einen ist es richtig, Schutzmaßnah- stelle und den zugelassenen Artikel zum Thema geschrieben men zu fordern. Aber genau so Arbeitsformen für alle in den (unveröffentlicht), weil mir richtig ist es, Wege gemeinsam Räumen der GEW tagenden zu suchen, wie man die Schüle- Gruppen finden sich auf S. 27 die Tendenz der GEW und die 8 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
Foto und Montage: Jamil Jalla „Es bleibt (..) dabei, dass (…) die Gehälter der Grundschullehrer schrittweise von A 12 auf A 13 angehoben werden.“ Senator Rabe auf der Pressekonferenz nach der ersten Verhandlungsrunde mit den Grünen im Rahmen der Koalitionsverhandlungen am 27.4. (zitiert nach HA vom 28.4., S. 12) hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 9
Vierzehn Wochen Pandemie Trotz so mancher optimistisch anmutender Prognose ist das Ansteckungsrisiko keineswegs gebannt Es findet an den Schulen lässt in einigen Haushalten die Kinder und Jugendlichen so ge- wieder Präsenzunterricht in re- Stimmung gegen Null sinken. ring wie möglich zu halten. So duziertem Rahmen statt. Dabei Die Kinder und Jugendlichen lange Hygiene- und Abstands- gelten die entsprechenden Hygi- aus schwierigen Lebenssituatio- regelungen in der Öffentlichkeit ene- und Abstandsregelungen bei nen werden durch den fehlenden und auch in den Arbeitsschutz- mindestens halbierten Gruppen. Präsenzunterricht immer mehr Regeln des Bundesministeri- Die Kitas haben ihre Notbetreu- abgehängt. Schüler_innen und ums für Arbeit vorgesehen und ung erweitert. Seit dem 4.6.2020 Kita-Kinder wollen endlich wie- einzuhalten sind, so lange muss können auch die viereinhalb- der ihre Freunde, ihre Freundin- dies auch für Schulen und Kitas jährigen Kinder in die Kita kom- nen sehen und das soziale Leben gelten. men. Wenn hier auch nicht die wieder aufnehmen, das mit Kita Für uns als Bildungsgewerk- Abstandsregelungen eingehalten und Schule verbunden ist. Es gibt schaft ist dies ein riesiger Spa- werden können, so arbeitet man sicher auch Lehrer_innen und gat. Einerseits sehen wir natür- in kleineren Gruppen usw. Erzieher_innen, die „ihre“ Kin- lich, dass die Schüler_innen, die Die Stimmen und der Druck der und Jugendlichen nun end- aus schwierigen Lebenslagen – auch auf die Entscheidungs- lich einmal wieder sehen wollen. kommen, jetzt noch mehr ab- träger_innen – nehmen zu, nun Einige Lehrkräfte werden viel- gehängt werden und es insbe- endlich Schulen und Kitas weiter leicht auch die Nase davon voll sondere für sie wünschenswert zu öffnen. Diese Forderung ist haben, die ganze Zeit Fern- und wäre, mehr Präsenzschule zu ha- nachvollziehbar. Eltern können Präsenzunterricht, Unterricht ben. Andererseits haben wir die und müssen wieder arbeiten und für Schüler_innen aus Risiko- Aufgabe als Gewerkschaft, den möchten ihre Kinder gut unter- gruppen und die Notbetreuung Arbeits- und Gesundheitsschutz gebracht wissen. Die Belastung gleichzeitig zu bewältigen. Alle unserer Mitglieder zu vertreten. der häuslichen Betreuung von Interessen sind nachvollzieh- Diese Gemengelage wird auch Kita- und Schulkindern – evtl. bar und berechtigt. Andererseits in die an uns gerichteten Mails bei gleichzeitigem Arbeiten von muss erstes Ziel in Schule und deutlich. zu Hause – über diese Dauer Kita sein, das Gesundheitsrisi- Gestern Morgen trafen fast wird mehr und mehr spürbar und ko für die Beschäftigten und die zeitgleich zwei Mails ein, die die Foto: Roland Stolze Statt in den Ferien 14 Tage „Stoff nachzuholen“, sollte der Hamburger Ferienpass hochgefahren werden 10 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
CORONA Spannbreite der Rückmeldungen verständigt hätte, die Prüfungen kere Unterstützung nach den Fe- deutlich machten. Ein Kollege nicht über alles zu stellen. Dann rien auch pädagogisch angeraten schrieb, es sei ein Unding, die wäre es möglich gewesen, die (Siehe Presseerklärung S. 33). sechs- und siebenjährigen Schü- jüngeren Schüler_innen eher In den Ferien sollte der Ham- ler_innen mit einem Mal Kurz- auch in einen reduzierten Prä- burger Ferienpass hochgefahren unterricht pro Woche ernsthaft senzunterricht zu holen. werden, um den Kindern und abspeisen zu wollen. Dies erwar- Auf die Empfehlung des zwei- Jugendlichen etwas Spielerisch- te er nicht von einer Bildungsge- ten Kollegen, die GEW sollte vor Spannendes anzubieten. Gerade werkschaft. das Verfassungsgericht ziehen, Denjenigen, deren Eltern keinen Diese Art der Rückmeldung muss allgemein gesagt werden, Urlaub ermöglichen können, ist aus den Reihen der Mitglieder dass diese Verfahren sehr lange wäre das zu wünschen. allerdings sehr selten. Sie gibt dauern können. Trotzdem wer- Welche Überlegungen stellen aber die Meinung einiger Teile den die juristischen Möglichkei- die politisch Verantwortlichen der Öffentlichkeit wider. ten – nicht nur in dieser Frage für die Zeit nach den Ferien an? In der anderen Mail wurde uns – unter den GEW-Rechtsschüt- Die KMK-Präsidentin Hubig von einem Mitglied empfohlen, zer_innen bundesweit und auch aus Rheinland-Pfalz will die den Konflikt zwischen Recht im Koordinierungsvorstand der Abstandsregeln in den Schulen der Kinder auf Betreuung und GEW immer wieder beraten und abschaffen und den Unterricht Bildung einerseits und das Recht neu eingeschätzt. nach den Ferien „normal“ hoch- auf körperliche Unversehrtheit In diesem Spannungsfeld fahren. In einigen Bundeslän- für Kita- und Schulpersonal agieren wir; deshalb müssen dern hat man Ähnliches vor oder andererseits vor dem Verfas- wir die Lage immer wieder neu ist bereits in den Grundschulen sungsgericht klären zu lassen. beurteilen. Wir werden aber damit gestartet. Auch Senator Er begründete es damit, dass daran festhalten, die Corona- Rabe hat sich schon einige Male seit Monaten über die Köpfe von Arbeitsschutzregeln des Bun- in der Presse in dieser Weise Schul- und Kitatätigen hinweg desministeriums für Arbeit auch geäußert. Als Begründung wer- entschieden würde, obwohl die in Schule und Kita anzuwenden. den keine neuen Erkenntnisse Gewerkschaft differenziert und D.h., es muss für die Schulen über Ansteckungsverhalten oder nachvollziehbar Stellung nähme. überlegt werden, wie es nach Krankheitsverläufe von Kindern Hinweise dieser Art bekom- den Ferien weitergehen kann, und Jugendlichen benannt. Auch men wir häufiger. Diese Mitglie- damit einerseits für die Schü- die weitere Öffnung der Kitas der stützen unseren bisher einge- ler_innen ihr Recht auf Bildung in Hamburg kommt schneller schlagenen Weg, wünschen sich weiter gewährleistet werden als geplant. Ab dem 18.6.2020 aber ein eindeutiges Zeichen für kann und gleichzeitig das Ge- soll es in einen eingeschränkten den Schutz des Personals. Bei- sundheitsrisiko für sie und die Regelbetrieb gehen. Leider hat de Hinweise sind für die GEW Beschäftigten möglichst gering man die erst am 4.6.2020 ge- wichtig, weil wir so – in Zeiten ist. Deshalb wäre es längst an machten erweiterten Öffnungen der Kontaktbeschränkung usw. – der Zeit sich mögliche Szenari- noch nicht auswerten können. mitbekommen, wie an der Basis en dafür zu überlegen. Bei die- Der Wettlauf der Bundesländer gedacht wird. sen Überlegungen sollten die um die schnellsten Öffnungen Dem ersten Kollegen möch- in den letzten vierzehn Wochen hat begonnen. Hoffentlich geht te ich neben dem Hinweis auf gemachten Erfahrungen eine dies am Ende nicht nach hinten Einhaltung des Arbeits- und Rolle spielen. Die Arbeit in klei- los. In Rheinland-Pfalz mussten Gesundheitsschutzes zweierlei nen festen Gruppen ist gut an- erste Schulen geschlossen wer- entgegnen: Die Kollegien haben gekommen. Bestimmte digitale den, weil Schüler_innen und Pä- auch in der Zeit des alleinigen Lernformate sind – trotz vieler dagog_innen sich mit dem Coro- Fernunterrichts alles gegeben, Einschränkungen und bei unter- na-Virus infiziert haben. Ebenso um das Recht der Schüler_innen schiedlichen Voraussetzungen – gibt es in Hessen Schulen, die auf Bildung – so gut es die Situa- ausprobiert worden und nun gilt deshalb geschlossen wurden tion erlaubte – zu gewährleisten. es zu überlegen, in welcher Form oder größere Gruppen mussten Und seit einigen Wochen wird sie weiter in den Unterricht ein- in Quarantäne gehen. Am 4.6. mit der Mischung von Präsenz- bezogen werden können. Statt war in der Süddeutschen Zeitung und Fernunterricht ebenfalls viel sich in den letzten Tagen noch und am 7.6. in der Frankfurter dafür getan, die Schüler_innen damit zu befassen, wer von den Allgemeine davon berichtet wor- zu erreichen und ihnen ihr Recht Schüler_innen in den Ferien 14 den, dass in Israel nach einem auf Bildung zu garantieren. Bes- Tage in fremden Gruppen, ohne schnellen Shutdown und strikten ser wäre es sicher gewesen, wenn bisherige Bezugspersonen „Stoff Einschränkungen die Schulen sich die KMK frühzeitig darauf nachholen“ soll, wäre eine stär- im Mai wieder geöffnet wurden; hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 11
ab 3. Mai für ca. 60 Prozent der Aus Hamburg hört man ge- nicht gewollt wird. Schüler_innen (aller Schulfor- rüchteweise, dass die BSB mit Für die GEW heißt es weiter- men) und ab Mitte Mai für alle einer 20köpfigen Arbeitsgruppe hin, die Interessen der Beschäf- Schüler_innen. Es besteht Mas- an den Vorbereitungen für den tigten in Kita und Schule zu kenpflicht. Nun, Anfang Juni, Wiederstart der Schulen nach vertreten und dabei natürlich die mehren sich die Covid-19-Fälle den Ferien arbeitet. Man hört, es Kinder und Jugendlichen nicht bei den Schüler_innen. 87 Schu- solle keine einzige Praktikerin aus den Augen zu verlieren. Die- len in 30 Orten mussten wieder bzw. kein einziger Praktiker aus ser Gratwanderung stellen wir geschlossen werden. Es wird den Schulen dabei sein. Das lässt uns weiterhin, damit die Gesund- befürchtet, dass es zu einer zwei- nichts Gutes ahnen und zeigt ein- heit aller geschützt wird. ten heftigen Ansteckungswelle mal mehr, dass die Beteiligung ANJA BENSINGER-STOLZE kommt und dies zu einem zwei- von Schulen, Schulgemeinschaf- ten Shutdown führen kann. ten und Interessenvertretungen KOALITIONSVERTRAG Ein Schritt voran, aber viele zurück Presseerklärung Der Rot-Grüne Koalitions- Hamburg nicht zu ihrer 2011 von A12 auf A13 bis 01.08.2023 vertrag liegt vor. Aus Sicht der durch den damaligen Bürger- fest. „Das haben wir als GEW GEW stellt er bedauerlicherwei- meister Olaf Scholz schriftlich lange gefordert und sehen dies se nur einen Schritt vor, jedoch garantierten Zusage, die Tarif- als guten Schritt, die Ausbildung viele zurück dar und ignoriert ergebnisse zeit- und wirkungs- und Arbeit der Kolleginnen und einige vor der Wahl getroffene gleich auf die Besoldung und Kollegen anzuerkennen. Wir Ankündigungen der Parteien. Versorgung zu übernehmen. Für hoffen, dass es auch dabei bleibt, Bei den schulischen Themen die damalige Zusage haben die dass sich diese Erhöhung nicht kritisieren wir insbesondere die Beamtinnen und Beamten in nur auf die Grundschullehrkräfte folgenden Punkte: Bereits in Hamburg die Kürzung von Son- bezieht, sondern auch die in an- der Präambel wird deutlich, wie derzahlungen und weitere struk- deren Schulformen beschäftig- weit die bildungspolitisch Han- turelle Einschnitte hinnehmen ten Lehrkräfte mit der entspre- delnden mittlerweile von den müssen. „Die Stadt Hamburg chenden Ausbildung von dieser Herausforderungen im Schul- begeht ihren Beamtinnen und Erhöhung nicht ausgenommen dienst entfernt sind. Dort heißt Beamten gegenüber Wortbruch werden. Um in allen Schulfor- es, dass das „Aussetzen des Prä- men erstklassige Lehrkräfte zu senzunterrichts […] im Regel- haben, ist eine gleiche Eingangs- fall gut“ gelinge. Dabei werden „Die Stadt Hamburg besoldung wesentlich“, macht die Arbeitsbedingungen und die begeht ihren Beamtinnen Bensinger-Stolze noch einmal zusätzliche Arbeit der an Schule und Beamten gegenüber deutlich. Beschäftigten außer Acht gelas- Wortbruch...“ Auf das wirklich wichtige sen. Die Ergebnisse unserer Um- Thema, der seit Jahren andauern- frage widersprechen dieser Ein- den Arbeitszeitüberlastung der schätzung. „Statt die Belastung und macht so die mangelnde an Schule Beschäftigten, geht der Kolleg_innen anzuerkennen, Wertschätzung gegenüber der der Koalitionsvertrag nicht ein. wird hier eine Behauptung auf- Arbeit u.a. von Lehrkräften und „Mit dem Satz der Koalitionäre, gestellt, die mit der schulischen Polizisten sehr deutlich“, kom- dass man am Lehrer_innenar- Realität nichts zu tun hat. Leid- mentiert Bensinger-Stolze. beitszeitmodell festhalten will, tragende sind die Beschäftig- Der Koalitionsvertrag hält an steht zu befürchten, dass die Auf- ten“, so Anja Bensinger-Stolze, der bereits angekündigten Erhö- gaben weiter erhöht werden und Vorsitzende der GEW Hamburg. hung der Besoldung der Grund- z.B. die Überarbeitung oder Eva- Darüberhinaus steht die Stadt schullehrkräfte in drei Stufen luation der Lehrerarbeitszeitver- 12 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
ordnung auf den Sankt-Nimmer- ger-Stolze. von uns gelobten Punkte aus dem leins-Tag verschoben wird. Seit Zum Thema Weiterbildung Grünen Wahlprogramm, eine 2008 ist durch eine behörden- bleibt der Koalitionsvertrag Novellierung des Hochschul- beauftragte Studie deutlich, dass blass. Das Thema wird zwar gesetzes hin zu mehr Demo- die Aufgaben zunehmen und die oft erwähnt und gelobt, so soll kratisierung und ein verstärktes Arbeitszeit nicht angepasst wird. es eine Hamburger Weiterbil- Eintreten für bessere Arbeitsbe- Dass hier keine Umkehr stattfin- dungsstrategie geben und die Er- dingungen in der Wissenschaft, det, ist eine Missachtung der Ar- wachsenenbildung soll an einem überhaupt nicht auftauchen. beit der Lehrkräfte, wie wir sie Ort gebündelt werden. Was das „Als GEW haben wir mehrfach schon lange nicht erlebt haben“, jedoch heißt, bleibt völlig un- Vorschläge zur Demokratisie- verurteilt Bensinger-Stolze die- konkret. Enttäuschend wird der rung vorgelegt, die in das Grüne sen Teil des Koalitionsvertrages. Vertrag, weil kaum ein Wort über Wahlprogramm kopiert wurden. Auch der pädagogische Bil- die skandalösen Arbeitsbedin- Dass sie nun in der Versenkung dungsteil bietet kaum Innova- gungen, besonders der Honorar- verschwinden, ist zumindest er- tion. Die GRÜNEN haben sich kräfte, in der Weiterbildung fällt, klärungsbedürftig. Angekündigt in den letzten Jahren stark für die dringend verbessert werden wurde auch, dass eine ‚größere die Inklusion engagiert. In ih- müssen. Nur auf Bundesebene Anzahl von Dauerstellen‘ bei rem Wahlprogramm werben sie will sich die Koalition für ver- den wissenschaftlich Beschäf- dafür, dass Kinder und Jugendli- besserte Arbeitsbedingungen tigten ermöglicht werden soll. che optimal zu fördern sind und bei Integrationskursen einsetzen Auch wenn hiervon nun keine man deshalb in der Inklusion – ein kleiner Schritt, aber mehr Rede mehr ist, erwarten wir, dass eine stärkere Ausrichtung auf nicht. „Die GEW erwartet von die Verstetigung der Bundesmit- Förder- statt Feststellungsdiag- der Koalition, dass die Beschäf- tel im ‚Zukunftsvertrag Studium nostik brauche. „Nichts davon tigten und ihre Gewerkschaften und Lehre stärken‘ zu deutlich findet man im Koalitionsvertrag. an der Entwicklung einer Wei- mehr unbefristeten Stellen führt Schade, hier wird eine Chance terbildungsstrategie entschei- und dass in den Ziel- und Leis- vertan, inklusive Schule weiter dend beteiligt werden, und dass tungsvereinbarungen des Senats zu entwickeln“, erläutert Sven endlich faire tarifliche Arbeits- mit den Hochschulen ein Aus- Quiring, Inklusionsexperte der verhältnisse für alle Lehrkräfte schluss sachgrundloser Befris- GEW Hamburg. in der Erwachsenenbildung ge- tungen und eine feste Quote an Erschreckend ist, dass bewähr- schaffen werden. Das muss ein Dauerstellen für Daueraufgaben te demokratische Beteiligungs- Thema im geplanten Bündnis für in Lehre und Forschung festge- organe wie die Deputationen, in gute Arbeit sein“, so Dirk Me- schrieben werden“, so Fredrik denen u.a. Interessenverbände scher, Weiterbildungsexperte der Dehnerdt, Wissenschaftsexperte wie die Eltern-, die Lehrer_in- GEW Hamburg. der GEW Hamburg. nen- und die Schüler_innen- Bei den Ausführungen zur PE vom 3.6.2020 kammer vertreten sind, als „aus Wissenschaft fällt auf, dass die der Zeit gefallen“ abgeschafft werden sollen. Statt die Inter- Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blick_in_den_Kaisersaal essenverbände in verbindlichen Beteiligungsformaten einzubin- den, soll dieses bewährte Ver- fahren nun ersetzt werden durch eine simple Veröffentlichung von Referent_innenentwürfen. „Dass diese Abschaffung von Beteiligungsrechten als ‚mo- dern‘ verkauft wird, sagt viel aus über das Demokratiever- ständnis der Regierungskoaliti- on, die offenbar weniger auf den Diskurs, sondern auf ein Top- down-Durchregieren setzen will. Wer eine solche Haltung vertritt, sollte konsequenterweise auch nicht als sozial und demokra- tisch auftreten, denn das ist ein Etikettenschwindel“, so Bensin- Der Berg kreißte und gebar eine Maus hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 13
UMFRAGE Alles gleichzeitig Wie das Unterrichten unter den Bedingungen von Corona zu einer Entgrenzung der Arbeit führt Die GEW Hamburg hat vor schulische Bildung unter Coro- weil teilweise unmögliche Um- kurzem eine Umfrage unter den na-Bedingungen eine Fülle von setzung der Hygienemaßnah- an Schulen Beschäftigten gestar- Herausforderungen auf verschie- men und Abstandsregeln vor tet, um herauszufinden, was die denen Ebenen hervorruft: Neben Ort“. „Hygiene und Abstand“, drängendsten Probleme aktuell einem Querschnittthema – der so lauten viele Rückmeldungen, sind, aber auch dazu, was wir Neu-Organisation pädagogischer sind bei jüngeren Schüler_innen, als GEW bereits gut machen und Arbeit (Präsenz- und Online-Un- aber auch bei Schüler_innen mit noch machen sollten. Die Um- terricht) – sind es drei Themen- Förderstatus „nicht umsetzbar“. frage war vier Tage online. Hier komplexe, die die Kolleg_innen Thematisiert wird in diesem die Ergebnisse. intensiv beschäftigten: Erstens: Kontext der Widerspruch zwi- Hygiene/Gesundheitsschutz, schen „Gesundheitsschutz […] Positiver Rücklauf zweitens: Digitalisierung. Bei und pädagogisch sinnvollem Von den gut 6000 an Schulen beiden Themen geht es einerseits Arbeiten “ unter der Bedingung beschäftigten GEW-Mitgliedern, um die Ausstattung, andererseits des Abstandhalten müssen sowie was ca. ein Drittel aller dort Be- um eine subjektive Unsicherheit. das Problem, dass die „Abstän- schäftigten ist, haben exakt 1200 Das dritte Thema umfasst die de […] von den Jugendlichen, an der Umfrage teilgenommen, pädagogische Perspektive, hier sobald man wegschaut, nicht was einem Rücklauf von 20 Pro- insbesondere auf benachteilig- eingehalten“ werden, also die zent entspricht. Das ist eine sehr te Schüler_innen bezogen. Der „kaum gegebene Vereinbarkeit gute Quote, die zeigt, dass das Effekt dieser Neu-Organisation des zunehmenden Präsenzun- Instrument der Online-Mitglie- pädagogischer Arbeit bedeutet terrichts mit den Erfordernis- derbefragung angenommen und faktisch eine auch empirisch sen des Gesundheitsschutzes“. genutzt wird. Wir danken allen nachweisbare Entgrenzung der Hinzu kommt die individuelle für die Teilnahme! Arbeit. Ein weiteres Thema ist Verunsicherung zum „Umgang Die anteilig größte Rück- die fehlende Wertschätzung und mit Hygienevorschriften: was ist meldegruppe waren mit einem Möglichkeit der Mitbestimmung noch sinnvoll?“, bis hin zur Fra- guten Drittel die Beschäftigten der Lehrkräfte bei den aktuell ge nach der eigenen Gesundheit an den Stadtteilschulen (insg. vorgenommenen Maßnahmen. – „Bin ich Risikogruppe?!?“ –, 463), gefolgt von unseren Kol- die zu einer Belastung der Lehr- leg_innen an den Grundschulen Gesundheitsschutz und kräfte führt. (353), Gymnasien (168), Beruf- pädagogisch sinnvolles lichen Schulen (121), speziellen Arbeiten mit Abstandsregeln Digitalisierung – ohne Sonderschulen (60) und aus den An vorderster Stelle stand pädagogisches Konzept ReBBZ (36). 26 Teilnehmende die „Einhaltung und Durchset- Schulische Bildung unter kamen aus anderen Bereichen zung der Schutzmaßnahmen Corona-Bedingungen heißt ins- wie Abendschulen, dem Studien- an unserer Schule zum Schutz besondere, den Unterricht in kolleg, aber auch dem LI und der der Lehrer und Schüler“1, also Teilen auf Online-Formate um- Behörde. eine Frage, die die schrittweise zustellen. Ein Problem hierbei Öffnung der Schulen betrifft. ist die „fehlende digitale Aus- Welche Probleme sind im Als problematisch benannt wird stattung von Lehrpersonen und Moment am drängendsten? einerseits die Ausstattung der Schüler_innen“ verbunden mit Ohne konkrete Vorschläge zu Schulen mit den laut Hygie- der Wahrnehmung, dass es „tol- machen, wurde offen danach neplan notwendigen Ressour- le digitale Möglichkeiten [gibt], gefragt, wo bei den Beschäf- cen (Masken, Schutzkleidung), aber die Schulen sind noch tigten aktuell der Schuh beson- andererseits die „mangelhafte, nicht so weit...Alles kostet sehr ders drückt. 952 Teilnehmende viel Zeit“. Verunsichert sind die haben darauf geantwortet. Bei 1 Alle Zitate in diesem Artikel sind Umfrage- Lehrkräfte, weil sie sich in Tei- den Antworten zeigt sich, dass Antworten. len nicht ausreichend aus- bzw. 14 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
CORONA fortgebildet sehen. Sie fordern opfern zu müssen?“ – was auf senzunterricht im doppelten bis „Fortbildung zum digitalen Un- eine Entgrenzung pädagogischer dreifachen Umfang und Fern- terricht“, denn aktuell sieht es Arbeit unter Corona-Bedingun- unterricht) zu koordinieren“. häufig so aus: „Zu wenig digitale gen verweist. In diesem Kontext „Seit Corona [wird eine] höhe- Kenntnisse, kein entsprechender wird die Benotung (=„Schwach- re Arbeitsbelastung (psychisch, Arbeitsplatz, Mehrarbeit“. Hier sinn“) thematisiert und mehrfach mehr Arbeitszeit, unbekannte ist die Behörde in der Pflicht! gefragt: „Warum geht es überall Schüler_innen betreuen, Kon- Kritisiert wird auch die Hauruck- nur um Abschlüsse?“. Diesen takt mit Eltern managen)“ emp- „Digitalisierung ohne pädago- Abschlusswahn haben wir als funden. Verschärft wird dieses gisches Konzept“. Auf Präsenz GEW auch mehrfach kritisiert Problem der „Vereinbarkeit von basierende Pädagogik kann nicht und gefordert, soziale Aspekte Betreuung, Präsenzbeschulung einfach auf digital umgestellt stärker zu berücksichtigen, denn: und Fernbeschulung unter Be- werden, sondern benötigt eige- „Fernunterricht [in der aktuel- rücksichtigung des Gesundheits- ne und (noch) nicht vorhandene len Form] ist [auf Dauer] unge- schutzes“ dadurch, dass auch pädagogische Konzepte. Dieses eignet, besonders für schwache die eigenen Kinder zu betreuen Problembewusstsein ist bei den Schülerinnen und Schüler“. sind, also die „Vereinbarkeit von Lehrkräften vorhanden, hier füh- Familie und Beruf, wenn Be- len sie sich allein gelassen insbe- Neu-Organisation ruf viel mehr fordert als normal sondere vom Dienstherrn. pädagogischer Arbeit und die Kinder zu Hause sind“. Die Fülle der aktuellen He- Lehrkräfte stehen aktuell vor der Pädagogische Perspektive: rausforderungen lässt sich auf Herausforderung, „arbeiten und Bildungsungerechtigkeit und einen Begriff bringen: Es geht die eigenen Kinder unter einen Digitalisierung um nicht weniger als eine Neu- Hut zu bekommen“; zugleich Neben Hygiene und Digitali- Organisation pädagogischer Ar- tritt der „Konflikt zwischen ei- sierung spielt die pädagogische beit, konkret die „Koordination nem enormen Arbeitspensum Dimension eine herausragende von Präsenz- und Fernunterricht, und dem Gefühl, nichts richtig Rolle bei den von den Lehrkräf- [in Verbindung mit der] Unter- zu schaffen“, deutlich zu Tage. ten genannten Problemen. Der stützung besonders benachtei- Die rückgemeldete „geringe Pla- mehrfach genannte Anspruch ligter Schüler_innen“. Neben der nungssicherheit, die geforderte lautet: „Allen Schüler_innen „doppelten Belastung durch On- Bereitschaft, verfügbar und fle- eine bestmögliche Arbeitsatmo- line- und Präsenzunterricht“ ste- xibel zu sein, das hohe Arbeit- sphäre zu Hause zu ermöglichen, hen die „neuen Anforderungen spensum“ führt somit zu „Mehr- ihren Alltag zu strukturieren und durch Fernunterricht (Korrektu- arbeit und Stress“. zu organisieren“ und darüber hi- ren, Lernvideos, Videokonferen- naus insbesondere die „Kinder zen)“. Zugleich spiegelt sich in Fehlende Wertschätzung [zu] unterstützen, die schwer zu den Meinungen der Kolleg_in- und Mitbestimmung erreichen sind und von zu Hau- nen die „Unwichtigkeit pädago- Gerade in den aktuellen Zei- se wenig Unterstützung bekom- gischer Fragen im Corona-Ma- ten kollektiver Verunsicherung men“ sowie solche, „die keine nagement der BSB“ wider. Alles sowie beruflicher (und famili- digitale Ausstattung zu Hause „gleichzeitig: Homeschooling, ärer) Neu-Organisation ist ein haben“. „Homeschooling mit Präsenzunterricht und Korrek- Einbezug der hiervon Betrof- Kindern aus sozial schwachen turen (MSA & Abi). Und dann fenen in die Maßnahmen der Familien und Flüchtlingskin- noch etwas Furcht vor Corona“. Schulbehörde ein wichtiger dern“ wird dabei als besondere Diese Mischung führt zu einer Baustein, um etwas Handlungs- Herausforderung gesehen. Pro- mehrfachen Belastungssituation macht wiederzuerlangen. Dies blematisiert werden in diesem mit einem konkreten Effekt: der betrifft sowohl eine grundsätz- Kontext die „Bildungsunge- empirisch belegbaren Entgren- liche Wertschätzung von Seiten rechtigkeit im Zusammenhang zung der Arbeit. des Arbeitsgebers als auch und mit Digitalisierung“ und die wie insbesondere eine intensive Zu- unter einem Brennglas zu Tage Effekt: Entgrenzung sammenarbeit mit den Gremien tretende „extreme Heterogenität der Arbeit! vor dem Hintergrund der Mitbe- der Schülerschaft“ verbunden Eine Vielzahl der Rückmel- stimmung, also den schulischen mit der Frage: „Wie schaffe ich dungen thematisiert die aktuelle Personalräten. Von beidem spü- es, allen gerecht zu werden?“ „Mehrfachbelastung: Fernunter- ren die Betroffenen leider wenig, bis hin zur Frage: „Wie kann ich richt, Präsenzunterricht, Notbe- stattdessen setzt sich das Gefühl die Kinder bestmöglich beim treuung; Bildungsschere“ und durch, dass kaum „Kommunika- Lernen zu Hause fördern, ohne das Problem, „die vielen Ver- tion der Behörde mit Lehrkräf- meine komplette Freizeit dafür pflichtungen (MSA; Abitur, Prä- ten bzw. Schulen [stattfindet] hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020 15
– Medien sind wichtiger, [hinzu Mehraufwand aktuell mit „mehr Die Arbeitszeit werde „nicht kommt] fehlende Wertschätzung als einer Stunde täglich“ (425), mehr, [ist] aber so verteilt, dass und Drohen mit Paragraphen“. ein Sechstel mit „bis zu einer man gefühlt ganztägig beschäf- Kritisch angemerkt wird zudem, Stunde täglich“, ein Zehntel mit tigt ist“. Benötigt werde „nicht dass die faktische „zusätzliche „mehr als eine Stunde wöchent- unbedingt mehr Zeit, aber abso- Arbeitsbelastung durch ‚Dop- lich“ (108), 25 Teilnehmende lute Flexibilität inkl. Wochenen- pelunterricht‘ in halber Lern- auf „bis zu eine Stunde wöchent- de, freie Tage etc.“. Somit haben gruppe“ von der Behörde nicht lich“. Genau ein Viertel gibt an, auch die Kolleg_innen, die nicht einmal wahrgenommen wird. keine zusätzliche Arbeitszeit zu mehr Zeit aufwenden, mit Zeit- Wahrgenommen wird stattdes- benötigen (300). Drei Viertel problemen zu kämpfen, und es sen eine fehlende „Mitbestim- der Lehrkräfte, so das Ergebnis, wird festgestellt, dass „die aktu- mung bei Coronamaßnahmen benötigen somit aktuell mehr Ar- elle Verteilung der Arbeitszeiten und Wiedereröffnungsmodellen. beitszeit, als vertraglich vorgese- – nahezu rund um die Uhr – das – Man fühlt sich wie eine Mari- hen ist (s. Tabelle). Problem aktuell ist. Das belastet und Erholung fehlt“. Einige Ant- worten reflektieren kritisch, dass zusätzliche Arbeitszeit aller Teilnehmenden eine korrekte Einschätzung der aktuellen zeitlichen Belastung schwierig ist: „Die Arbeitszeit hat sich verändert, man kann das nicht vergleichen, da man sich und den Unterricht ständig neu erfinden muss“, es ist „schwer zu sagen, weil es nie aufhört und immer zwischendurch ist“. Dringlichste Aufgaben der GEW in Hamburg im Moment Auf die Frage, wo wir uns onette“, es gibt „wenig positives Von der gesamten Rückmel- als GEW noch stärker enga- Feedback von der Führungs- degruppe arbeitet gut die Hälfte gieren sollten, haben wir vier ebene“. Kurz: gewünscht wird in Vollzeit (582), ein Viertel zu Antworten vorgegeben und die ein „respektvolle[rer] Umgang 75 Prozent (305), ein knappes Möglichkeit gelassen, sonstiges mit mir als Arbeitskraft“ sowie, Zehntel zu 50 Prozent (94) und anzugeben. Mehrfachnennungen „dass Schule demokratisch läuft einige arbeiten weniger als eine waren möglich. Drei Themen und Beschäftigte wertschätzend halbe Stelle (19). 171 Befrag- wurden ähnlich häufig angege- Gehör finden.“ Als GEW werden te haben andere wöchentliche ben: „Gesundheitsschutz der wir aufgefordert, „der Behörde Arbeitszeiten, die sich überwie- Beschäftigten“ (743), „Unter- klar[zu]machen, dass sie einen gend zwischen 60-95 Prozent stützung besonders benachtei- Dienstleistungsauftrag hat und einer vollen Stelle bewegen. ligter Schüler_innen“ (676) und ihre feudalherrlichen Attitüden Eine Auswertung der zusätzli- „Koordination von Präsenz- und mal ablegen soll.“ chen Arbeitsbelastung in Bezug Fernunterricht“ (669). Auch das auf die vertragliche wöchent- Thema „Mitbestimmung der Belastung und Arbeitszeit liche Arbeitszeit wie auch eine Personalvertretungen/Gremien“ Da wir annehmen, dass die Auswertung der zusätzlichen wurde oft benannt (306). 125 Arbeitsbelastung der Beschäf- Arbeitsbelastung nach Schulfor- Teilnehmende haben sonstige tigten in Zeiten von Corona eher men zeigt keine signifikanten Angaben gemacht, die recht zunimmt, haben wir danach ge- Unterschiede. vielfältig sind. Häufig genannt fragt, ob und wenn ja wie viel Neue Verteilung der Ar- wurde die fehlende Ausstattung zusätzliche Arbeitszeit aktuell beitszeit in Bezug auf die Digitalisierung, benötigt wird. 77 Teilnehmende haben sons- die fehlende Wertschätzung Drei Viertel benötigen mehr tige Angaben gemacht, die deut- durch den Dienstherr, aber auch Arbeitszeit lich machen, dass es nicht nur die fehlende Entlastung. Die Antworten auf die Frage, zusätzliche Arbeitszeit ist, die ob und wie viel zusätzliche Ar- Probleme verursacht, sondern Was macht die GEW beitszeit aktuell benötigt wird, auch die neue Verteilung der schon gut? sind recht deutlich: Etwas mehr Arbeitszeit subjektiv als höchst Ohne konkrete Vorschläge zu als ein Drittel beziffert den problematisch empfunden wird: machen, haben wir offen danach 16 hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2020
Sie können auch lesen