#CHANGE #WANDEL - AUSGABE 136 | WISE 2019/20 - TUM
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Dear readers, mit Beginn dieses Semesters hat sich an unse- with the beginning of this semester, our univer- rer Universität eine Menge verändert, darun- sity sees a lot of changes, like the new presi- ter der neue Präsident der TUM und die neue dent of TUM and the new mensa. In this issue Mensa. In dieser Ausgabe der impulsiv findest of impulsiv you can read an interview with our du ein Interview mit unserem neuen Präsiden- new president Prof. Dr. Thomas F. Hofmann. If ten Prof. Dr. Thomas F. Hofmann. Wenn du you are a freshman we offer you some advice ein Ersti bist, kannst du dir hier Ratschläge regarding TUM-life. Among many interesting einholen. Unter vielen interessanten und ab- and diverse articles in this issue, you can inform wechslungsreichen Artikeln in dieser Ausgabe yourself about some initiatives like TUM Gam- kannst du dich über Initiativen wie TUM Ga- ing and cheerleading at TUM. If you would like ming und Cheerleading an der TUM informie- to participate in the discussions, give us feed- ren. Wenn du an den Diskussionen teilnehmen, back or work with us, feel free to contact us at uns Feedback geben oder mit uns zusammen- impulsiv@fs.tum.de. arbeiten möchtest, schreib uns einfach unter Have fun reading and happy holidays! impulsiv@fs.tum.de. Viel Spaß beim Lesen und schöne Feiertage! Abhimanyu Sharma | Referent Christoph Wen | Referent Abhimanyu Sharma Christoph Wen Regina Bühler Redakteur Layout Organisation Jonas Habel Iulia Fekete Severin Kathke Redakteur Redakteurin Redakteur Julia Kowalczyk Sebastián Soto Gaona Jacob Zhang Redakteurin Redakteur Redakteur Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 3
Inhalt 6 Was wäre gewesen, wenn Von der Qual, Entscheidungen zu treffen 8 Maria, Carl und DU Über die Sehnsucht nach einer barrierefreien Uni 10 Hallo Erstis Ich hoffe, ihr seid gut angekommen 12 Der neue Präsident der TUM Interview mit Prof. Dr. Thomas Hofmann 18 Infrastruktur schön und gut, aber nicht bei mir 19 Der tu film jetzt in Garching Schon gehört? Der tu film hat eine 2. Spielstätte 22 E-Sport an der TU München Hochschulmeister und Trendsetter 25 Cheerleading – Mia San TUM Ein Einblick in einen missverstandenen Sport 28 Glühnix 2019 29 A frenemy called time 30 Decision Trees A Rational Approach to an Emotional Dilemma 32 Train your brain - Quiz KenKen - Japanese Logic Puzzle 33 Eventkalender Was? Wo? Wann? Alles auf einen Blick! 4
xkcd A webcomic of romance, sarcasm, math, and language. Permanent link to this comic: https://xkcd.com/2223/ These new Bluetooth socks are great, but it’s troubling to learn that I average almost 14 hours of Shoe Time a day. Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 5
Was wäre gewesen, wenn Von der Qual, Entscheidungen zu treffen „Was wäre wenn?“ ist eine der Fragen, die nie Art philosophischen Diskurs mit uns selbst zu aufhört zu quälen, nachts, wenn man nicht ein- führen. Wir entscheiden schnell, da wir wissen, schlafen kann und die Gedanken nicht durch dass es eigentlich um nichts geht, und es über- Alltag, Netflix etc. beansprucht werden. fordert uns nur selten. Was wäre gewesen, wenn ich das andere Job- Über anderen Entscheidungen grübeln wir ta- von Julia Kowalczyk [kowalczyk@fs.tum.de] angebot angenommen hätte? Was, wenn ich gelang. Wir träumen davon und diskutieren den anderen Studiengang studiert hätte? Was sie mit anderen und mit uns selbst. Aber am wäre gewesen, wenn ich ihn gebeten hätte, zu Ende kann uns niemand sagen, was wir tun bleiben? sollen, nicht einmal wir selbst. Alles erscheint uns, eine gute Möglichkeit zu sein, oder es ist All diese Gedankenspiele haben denselben Ur- die Entscheidung zwischen Pest und Cholera, sprung. Sie lassen sich alle auf eine bestimmte zwischen Trump und Clinton. Manchmal gibt Entscheidung zurückführen, die wir mehr oder es aber doch eine schlechtere Wahl und es ist weniger bewusst einmal getroffen haben. meistens die, die den Klimawandel leugnet, die so lächerliche Mauern errichten lässt wie sie Wir treffen Entscheidungen jeden Tag, müssen lächerliche Frisuren trägt. aber deren Konsequenzen nicht immer stun- denlang überdenken. Kaffee oder Tee? T-Shirt Wenn man sich dann endlich einmal entschie- oder Pullover? Asiatisch oder Italienisch? Keine den hat, gibt es kein Zurück mehr und das quä- dieser Auswahlmöglichkeiten ruft Emotionen lende „Was wäre wenn?“ bahnt sich seinen Weg hervor oder hat grundlegende Auswirkungen in die eigenen Gedanken. auf die Zukunft. Wir treffen sie auch ohne eine 6
Man denkt an andere Wege, die man hätte ge- „Ich muss nicht beim Bungeespringen in Kua- hen können. Manchmal sind es nur Bilder, die la Lumpur Shots trinken, Brecht rezitieren. Ich man mal von sich im Kopf hatte, Träume. Mit muss nicht den allercoolsten Club in Rio de einer Band durch das Land reisen, nur von der Janeiro finden, um dort mit 15 weltbekannten Musik leben, einen wissenschaftlichen Durch- Ausdruckstänzern zu erörtern, was besser ist: bruch schaffen, ein Buch schreiben. Das alles Trekken in Schottland oder Biken auf Galapa- ist noch nicht ganz ausgeschlossen, aber so gos. Ich mag schlafen.“ richtig verfolgt man es dann doch nicht und dass man nicht von heute auf morgen ein Ma- Man selbst wird es niemals mit der Kumulati- nuskript verfassen kann, ist leider auch klar. on aller Menschen um sich herum aufnehmen können. Aber das muss man auch nicht. Der Druck wird außerdem noch durch die so- zialen Medien verstärkt, da jene die Wahrneh- Dieser Möglichkeitenüberfluss, gepaart mit mung der Größe unseres Möglichkeitsspekt- dem Endgültigen, was eine Entscheidung mit rums aufbauschen. Wir glauben, dass wir mehr sich bringt, kann dazu führen, dass man sich erleben können, und fühlen uns gleichzeitig davor scheut, überhaupt etwas zu wählen. Aber verpflichtet dazu, weil wir mit Bildern über- das sollte man nicht, denn auch wenn man das häuft werden, die unsere Freunde bei ihren in- Gefühl hat, dass sich alle anderen Türen schlie- stagramwürdigen Erlebnissen zeigen. In unse- ßen, wenn man sich für eine entschieden hat, ren Köpfen verschmelzen all diese Erlebnisse kann man trotzdem durch genau diese eine zu einem einzigen unglaublich aufregenden gehen und sich an dem erfreuen, was dahinter Leben und wir versuchen diesem unerreich- ist. Wenn man jedoch keine einzige Tür öffnet, baren Ideal zu entsprechen. Wir sehen uns ge- dann bleibt man vor ihnen und auch generell zwungen jeden Tag etwas zu erleben, um unser im Leben stehen. soziales Konto aufzustocken und sind gleich- zeitig überfordert von dem Angebot. Wichtig Also überlegt euch gut, für welchen Durchgang ist es aber, sich bewusst zu machen, dass wir ihr euch entscheidet, aber geht dann bitte auch ein solches soziales Creditsystem (noch) nicht hindurch, ohne einen wehmütigen Blick zu- besitzen oder wie es Kaleb Erdmann in seinem rück, denn ihr wisst nie, was noch auf euch zu Text „Leb dein Leben nicht“ beschreibt: kommt. Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 7
Maria, Carl und DU Über die Sehnsucht nach einer barrierefreien Uni von Phillip Höbler, Viktoria Kirchleitner, Nicole Martin und Andreas Wilhelmer Carl sitzt im Rollstuhl. Er hat am Teich hinter dem MW Mittagspause gemacht und will jetzt zu seiner Vorlesung. Aber statt wie alle anderen die zwei Stufen im Gebäude neben dem StuCa- fé zu nehmen, muss er außen um das Gebäude herum, um am Bauteil 6 wieder auf die Ebene der Magistrale zu kommen. Doch hier hört sei- ne Reise noch nicht auf: Am MW1801 gibt es keinen Aufzug. Der nächstgelegene befindet sich am Hof 6, hinter einer schweren Lehr- stuhltür, die leider keinen elektrischen Türöffner hat. Im ersten Stockwerk angekommen, kann er über Brü- cken und Balkone zum Hörsaal fahren. Dort trifft er allerdings schon wieder auf eine Tür ohne Öffner, die er nur mit großem Aufwand oder eben gar nicht aufbekommt. Zum Glück hält ein anderer Student sie ihm gerade auf. Endlich ist Carl im Hörsaal, die Vorlesung hat mittlerweile na- türlich schon an- gefangen. Während das Zuhören aus der ersten Rei- 8
he – in höhere kommt er nämlich nicht – kein Problem ist, kann er nicht dauerhaft nach oben schauen, um den Folien oder Beispielrechnun- gen zu folgen. Hat er denn keine Alternative? Doch, hat er! Carl hätte auch ein Stockwerk hö- her fahren und sich die Vorlesung dann aus der letzten Reihe anschauen können. Ob man dann noch viel lesen oder hören kann, ist allerdings auch fraglich... Maria ist auf dem Weg zum gleichen Hörsaal wie Carl. Nur sieht sie den Weg nicht, denn Maria ist blind. Sie nimmt die Strecke anders wahr. Es gibt im Gebäude keine Leitlinien – also orientiert sie sich an der Stimme ihres Be- gleiters Andreas. Zusammen laufen sie durch die Magistrale, bis sie die Treppen erreichen, gehen diese hoch und laufen auf den Hörsaal zu. Maria kann schon hören, wie voll dieser ist, und stöhnt innerlich auf. Beide begeben sich in rende – zum Positiven. Doch auch wir können den Hörsaal, Maria folgt Andreas Stimme im- nur Dinge verändern, von denen wir wissen, mer noch. Sie möchte in der ersten Reihe sit- dass Handlungsbedarf besteht. In den paar zen, denn dort kann sie sich einfach hinsetzen, Wochen, in denen wir uns nun schon intensiver ohne sich durch die Reihen zwängen zu müs- mit dem Thema Barrierefreiheit auseinander- sen. Außerdem kann sie dem Dozenten besser setzen, ist uns immer mehr bewusst geworden, folgen. Andreas fragt daher einen Studenten in wie wenig wir als Menschen ohne körperliche der ersten Reihe, ob er seinen Platz für Maria oder geistige Beeinträchtigungen wirklich von aufgeben kann. Maria sieht dessen Reaktion dem Thema verstehen. Selbst wenn die Bereit- zwar nicht, aber sie kann sich vorstellen, dass schaft, Dinge zu verbessern und barrierefreier er nicht begeistert ist. Die Situation ist ihr un- zu gestalten, da ist, so fällt den meisten nicht angenehm und sie will sich nur noch schnell auf, dass sich Carl wohl mehr als einmal über setzen, während Andreas einen anderen Platz die fast schon dauerkaputten Fahrstühle auf- einnimmt. geregt hat und dass Maria sich vermutlich be- reits regelmäßig eine Gehirnerschütterung an Es dauert nicht lange, bis sie hören kann, wie den freischwebenden Treppen geholt hätte, ein Mikro eingeschaltet wird und die Vorlesung hätte sie Andreas nicht dabei. beginnt. Sie hat kein Skript vor sich liegen, kei- nen Block, keinen Laptop. Sie ist darauf ange- Bildung sollte für alle Menschen gleicherma- wiesen der Vorlesung zuzuhören. Aber das ist ßen zugänglich sein. Ganz egal, ob sie im Roll- gar nicht so einfach bei hunderten an Studen- stuhl sitzen, eine Hörschwäche haben oder Far- ten, die alle mehr oder weniger leise murmeln. ben vereinzelt, schlecht oder gar nicht sehen Der Dozent bittet zwar des Öfteren um Ruhe, können. Doch um für uns unsichtbare Barrieren aber es fällt ihr trotzdem schwer, ihm und nicht entfernen zu können, die für andere Leute aus den Studenten drei Reihen hinter ihr zuzuhö- unserer Mitte sehr wohl real und präsent sind, ren. Sie fragt sich, ob es sich überhaupt lohnt brauchen wir eure Hilfe. Euch ist etwas aufge- zur Vorlesung zu gehen, oder ob sie nicht lieber fallen oder du hast eine Beeinträchtigung, die daheim hätte bleiben sollen... deinen Uni-Alltag in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt? Schreib uns auf barrierefrei@ Das Thema dieser Ausgabe der Impulsiv ist fs.tum.de, wir lernen gerne dazu! Change. Veränderung. Ein großes Wort mit zentraler Bedeutung, vor allem für uns Fach- Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass un- schaftler. Denn genau das ist es, was wir versu- sere Uni nicht nur exzellent wird, sondern auch chen zu erreichen: Veränderungen für Studie- inklusiv! Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 9
Hallo Erstis Ich hoffe, ihr seid gut angekommen Dieser Text geht raus an alle Erstis und die, die Jahre euer Leben bestimmen wird, kommt es gerne noch sein wollen. drauf an, wie lange ihr durchhaltet. So etwas kann beängstigend sein, vor allem, wenn man Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es von der sich nicht sicher ist, ob es tatsächlich das Rich- Schulbank auf die mehr oder weniger beque- tige ist. men herunterklappbaren Sitze des HS1 ge- schafft, wo ihr in den nächsten Jahren Unver- Ganz sicher kann man sich nie sein, denn ein ständnis, Verzweiflung und hoffentlich auch Studium kann durchaus ansprechend sein, ein wenig Erkenntnis begegnen werdet. auch wenn man danach wahrscheinlich eher einen Job in einem mehr oder minder renom- Ich hoffe, ihr seid gut angekommen. mierten Taxiunternehmen antreten darf. Um- gekehrt muss man aber auch manchmal für Ihr seid nun hier, zum ersten Mal, wie viele an- den Beruf, welchen man früher in jedes Freun- dere Generationen vor euch und ihr seid moti- debuch gekritzelt hat, ein Studium absolvieren, von Julia Kowalczyk [kowalczyk@fs.tum.de] viert, zu lernen und erwachsen zu werden. Aber das schwieriger ist, als die kindliche Vorstel- trotzdem befindet ihr euch jetzt erst einmal lung es erlaubt. wieder am unteren Ende der universitären Hie- rarchie. Alles, was ihr euch in euren Kollegstu- Solche Zweifel sind vollkommen normal. Je- fen gegenüber den unteren Jahrgangsstufen de*r denkt darüber nach, sein oder ihr Studium eingebildet habt zu sein, bilden sich nun alle abzubrechen, zu wechseln. Machen sollte man anderen gegenüber euch ein. das aber dann – so wie jedes Tattoo – nur, wenn der Gedanke nicht mehr verschwindet. Wenn Unter euch sind Leute, die die Jahrtausend- man aufhört, sich für den Stoff zu interessieren wende nicht mitbekommen haben. Aber unter und sich dazu zwingen muss in die Vorlesun- euch sind auch Leute, die mit dem Streiken an- gen zu gehen. gefangen haben, als alle anderen still blieben, und das ist gut. Das habt ihr uns voraus. Das erfordert eine große Selbstreflektion, aber das bekommt ihr hin. Da bin ich mir sicher. Ihr habt euch nun, nach mehr oder minder lan- gem Überlegen, für einen Studiengang ent- Alles ist neu. Neue Gebäude, Raumnummern schieden, der für die nächsten null bis zehn und Instanzen. Neue Freunde, Kommilitonen. 10
Neue Umgebung, Supermärkte, Zimmer. Neue die Bachelorarbeit schneller kommt, als man Hobbies, Sport, Alkohol. Und mit all dem müsst denkt, egal, wie lange man es herauszögern ihr auf einmal versuchen, fertig zu werden. möchte. Plötzlich ist man im 3. Mastersemester Niemand hat gesagt, dass das leicht ist. Aber und muss sich wieder Gedanken über die Zu- ihr wolltet das so, so wie wir alle vor euch und kunft machen. Gedanken darüber, wo man als wie viele andere nach euch. nächstes wieder ganz unten in der Hierarchie stehen möchte, weil man ja gerade erst von der Ihr könnt so Vieles ausprobieren. In einer neu- Uni gekommen ist. Es wird nie aufhören, aber en Stadt, wo ihr niemanden kennt und euch das ist auch gut so. So funktioniert das mit dem niemand kennt, lässt es sich recht gut von vor- Weiterentwickeln nun einmal. Aber ich bin si- ne anfangen. Ihr könnt euch engagieren oder cher, dass ihr all diese Schwierigkeiten irgend- faul in eurem Bett liegen und Netflixserie nach wie meistern werdet. Vielleicht sind unter euch Netflixserie durchschauen. Niemand wird euch ja schon die nächsten Hawkings oder Nashes sagen, was ihr tun sollt. und ihr löst auf dem Weg noch ein oder zwei Millenium-Probleme. Aber bloß keinen Druck. Das alles wird euch eigenverantwortlicher ma- chen. Allein die Tatsache, dass ihr selbst für Probiert euch aus. Macht das, was euch interes- euer Essen sorgen müsst, wird euch dabei hel- siert. Studiert, aber vergesst euch dabei selbst fen. Ihr werdet aber auch merken, dass Nudeln nicht. Geht raus, macht Sport, engagiert euch mit Ketchup zum Frühstück zwar eure Freiheit in einem gemeinnützigen Verein, reist in der widerspiegelt, ihr euch aber dahingehend doch Welt, schreibt für die impulsiv, werdet politisch am liebsten selbst einschränken wollen wür- aktiv, geht feiern oder lest den ganzen Tag. Was det. auch immer ihr wollt. Und wenn ich euch eine Sache mitgeben kann, Ich hoffe, ihr seid gut angekommen. dann ist es, dass, auch wenn drei Jahre erst einmal wie eine unglaublich lange Zeit klingen, Wir freuen uns auf euch! Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 11
Der neue Präsident der TUM Interview mit Prof. Dr. Thomas Hofmann Kooperation der FS-Zeitschriften: Der Chemist, impulsiv, Maulwurf, Reisswolf und Trafo Reisswolf: Lieber Herr Hofmann, zuerst etwas hätte da nicht der jetzige Präsident Herrmann persönliches: Wie war Ihr Karriereweg von Ih- interveniert. Ich sollte unbedingt bei ihm in rem Studium an der FAU in Nürnberg bis hier- München vorbeikommen, weil er plante, einen her? Lehrstuhl für mein Gebiet einzurichten. Dafür habe ich dann sogar meinen Urlaub unterbro- Hofmann: Im Jahr 1993 war ich schon fast zur chen und bin nach München gekommen. Die Promotion in Pharmazie an der FAU gemeldet, TU München war damals schon in einer guten als ich von der TU München ein spannendes Entwicklung, kurz nach der Exzellenzinitiative Thema angeboten bekommen habe, das mich 2007 – deswegen bin ich nach München zu- sehr interessiert hat: Struktur, Beziehung rückgekommen. und Bildung von Geruchsstoffen bei Arbeits- prozessen. Danach bin ich zur Habilitation Zu Beginn war mein Lehrstuhl noch in Gar- übergegangen, mit der ich 1998 fertig wurde. ching, dann bot sich aber die Möglichkeit nach Anschließend wurde ich stellvertretender Di- Freising zu ziehen, wo wir nahe an den anderen rektor der Deutschen Forschungsanstalt für Einrichtungen des WZW stark gewachsen sind Lebensmittelchemie. Ich habe dort die For- und auch enge Kooperationen mit z.B. der Che- schungsrichtung geändert und bin mehr in die mie eingegangen sind. 2009 saß ich in meinem Naturstoffe gegangen, um zu untersuchen, wie Büro und sah den Dienstwagen des Präsiden- sie die Geschmacksrezeptoren aktivieren. 2002 ten anfahren, unangemeldet! Er bot mir das bin ich nach Münster gegangen und habe dort Amt als Vizepräsident für Forschung an. Ich den Lehrstuhl in einem katastrophalen Zustand war gerade zwei Jahre an der TUM und wollte vorgefunden. Ich habe dann versucht das Insti- erst meine Forschung am Institut stärker aus- tut in Richtung einer modernen und zukunfts- bauen, ließ mich dann aber überzeugen, weil orientierten Forschung umzulenken, worauf- ich mich auch für die Akademia im Allgemei- hin das Institut sich blendend entwickelt hat. nen verantwortlich fühlte. Nach den ersten drei Dort habe ich auch eine Graduiertenschule auf- Jahren als Vizepräsident für Forschung folgten gebaut. weitere drei und danach noch drei weitere ext- rem spannende Dienstjahre. Es lief also sehr gut in Münster, 2006 war ich schon designierter Dekan und hätte auch gut Die TUM ist wie ein Startup, man hat hier die dort bleiben können, hätte ich nicht 2007 ei- Möglichkeit sehr schnell zu entscheiden und nen Ruf an die renommierte ETH in Zürich be- zu gestalten. Mit der starken Förderung von Te- kommen. Ich stand kurz vor der Unterschrift, nure-Track-Professuren z.B. haben wir die TUM 12
beim Recruiting von jungen Spitzenforschern Locations zusammenbringen, um frühzeitig viel wettbewerbsfähiger gemacht. Und die- Chancen zu erkennen und anzugehen. se Handlungsschnelligkeit zeigt sich in vielen Reisswolf: Sie haben ja auch gerade die De- Fragestellungen. Das schätze ich besonders an zentralität der TUM angesprochen. Als Student unserem Hochschulpräsidium! Man wird natür- kennt man ja das anstrengende Pendeln, zum lich auch kritisiert, aber im Nachhinein liegen Beispiel nach Weihenstephan. Was halten Sie wir mit vielen Entscheidungen der letzten Jah- von den vielen verschiedenen Standorten und re richtig und werden national und internatio- wird es sich auch so weiterentwickeln? nal gelobt. Deswegen habe ich meinen Hut für die Präsidentschaft in den Ring geworfen, weil Hofmann: Was die Standorte angeht, ist die TU ich weiterhin die TUM gestalten möchte. Gera- deutlich gewachsen. Zum Beispiel Straubing de wenn man in der Welt unterwegs ist, sieht Weihenstephan, Garching und die Innenstadt, man, in was für einer unglaublichen Geschwin- oder auch Heilbronn. Jetzt kommt durch Otto- digkeit sich Forschung, Lehre und Wirtschaft brunn mit Luft- und Raumfahrt nochmal ein verändert, besonders in Asien. Wir in Deutsch- Standort hinzu. Das hat alles Vor- und Nachtei- land müssen uns deswegen enorm anstrengen, le. Es gibt viele Spitzenuniversitäten, die eine um am Ball zu bleiben und immer vorausschau- ähnliche Herausforderung haben, dass sie eben ende Entscheidungen zu treffen! Wir haben nicht an einem Standort lokal angesiedelt sind. hier in München zwei Top-Unis, Global Player Die Frage wird am Ende sein, wie wir es schaf- der Industrie und auch noch viele Startups. fen, die Menschen, die Wissenschaft und die So macht der Wettbewerb auch Spaß und ich Studierenden so in Austausch zu bringen, dass strenge mich gerne dafür an! sie als Eines denken. Denn oft liegen Potentia- le zwischen den Disziplinen. So ist in Straubing Maulwurf: Was genau werden denn ihre Auf- die Nachhaltigkeit ein riesen Zukunftsthema, gaben als Präsident sein? Ist das mehr orga- das natürlich ganz eng integriert sein muss mit nisatorisch oder koordinieren Sie noch Ihren dem, was die Chemiker, Verfahrenstechniker Lehrstuhl? oder die Biologen im WZW machen. Dafür müs- Hofmann: An meinem eigenen Lehrstuhl wer- sen wir die Leute zusammenbringen, aber auch de ich kommissarisch vertreten. Ich glaube, die Transportmöglichkeiten optimieren. Eine Mög- Aufgaben als Universitätsleitung sind heute so lichkeit ist der Einsatz eines Busses zwischen komplex und vielfältig, dass man sie nicht mehr dem WZW und Garching, wobei wir langfristig nebenbei schultern kann. Als Vizepräsident sehen müssen, ob es das Vernünftigste ist oder habe ich es die letzten Jahre noch einigerma- es andere Möglichkeiten gibt. Ideal ist natür- ßen balancieren können, aber mit jeder guten lich langfristig die Verlängerung der U-Bahn. Idee im Präsidium wachsen dort die Ansprüche. Dies ist ein Thema, welches man unbedingt an- gehen muss, was aber auch nicht in drei Jahren Um die Hochschule als Präsident zu führen, ist gelöst sein wird. die wichtigste Aufgabe stets die Prozesse und Strategie der eigenen Organisation zu hinter- Reisswolf: Sie haben kurz die Nachhaltigkeit fragen und streng analytisch zu betrachten. angesprochen. Planen Sie in ihrer Amtszeit die Nachhaltigkeit am Campus auch direkt umzu- Die Aufgabe als Präsident ist also etwas ande- setzen? res als Verwaltung, sondern aktive Steuerung. Wie schaffen wir es neue Forschungsthemen Hofmann: Da sprechen Sie ein wichtiges Thema frühzeitig aufzugreifen? Wie schaffen wir an. Wenn Sie sich heute die Top-Unis anschau- schlagkräftige Verbünde zwischen den Fakul- en, finden Sie genau das Thema ganz hoch- täten? Die TU ist schon sehr gut darin, Ideen gradig aufgesetzt. Interessanterweise finden von anderen Spitzenunis aufzugreifen und er- Sie bei deutschen Universitäten entsprechend folgreich umzusetzen. Dabei sind Bioenginee- wenig. Wir reden immer und sagen, aus unse- ring und Robotics zu nennen. Dennoch sind rer neuen Forschung kommen neue Technolo- wir zu langsam im Aufgreifen von ganz neuen gieentwicklungen. Ich glaube, dass wir selber Ideen. Daran möchte ich arbeiten. Eine weitere nicht nur der Unternehmenswelt sagen sollten, zentrale Frage ist, wie wir die Wissenschaftle- was sie besser machen können, sondern auch rinnen und Wissenschaftler der verschiedenen selbst mit einem guten Beispiel vorangehen Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 13
sollten. Dabei wäre der Garchinger Campus spielen, indem sie neben fachlicher Experti- ein Idealcampus, um dort nachhaltige Techno- se weitere Komponenten mitgibt. Neben den logien zu implementieren. Dabei entwickeln Werten brauchen Sie aber auch die erweiterte wir sozusagen eine Art Demonstrator, wo wir Vorstellung, wie das studierte Fach interdiszi- aus der eigenen Forschung immer wieder neue plinär verknüpfbar ist. Viele der Innovations- Technologien implementieren und diese dort felder sind eine Schnittstellendisziplin, wie auch besichtigbar und testbar machen. Man die Nachhaltigkeit. Trotzdem ist es nicht das sieht, das Nachhaltigkeitsthema hat uns in der Ziel, einen Generalisten auszubilden, der alles Vergangenheit vergleichsweise wenig in unse- ein bisschen kann und nichts richtig. Vielmehr ren zentralen Steuermaßnahmen beeinflusst, wollen wir den Spezialisten, der aber über ein im Gegensatz zur Forschung. Deshalb werden großes Mindset verfügt. Diese interdisziplinäre wir das auf die Agenda nehmen als einen unse- Verknüpfbarkeit müssten wir in den Studien- rer neuen Punkte im Leitbild der TU. Trotzdem gängen wesentlich mehr implementieren als ist es eine Herausforderung, weil dafür auch Fi- wir es heute haben. Das bedeutet auch, dass nanzen benötigt werden, die sie für Forschung die Studiengänge personalisierter werden. leichter bekommen als für die Umsetzung der Maulwurf: Wem wollen sie die weltanschau- Nachhaltigkeit am Campus. Trotzdem sind wir liche Komponente, was gelehrt wird, überlas- der Gesellschaft gegenüber verpflichtet. sen: den Professoren oder den Studenten? Wer Reisswolf: Was denken Sie, welche Rolle die entscheidet dieses Vorgehen, machen das dann TUM in der Gesellschaft spielt? Welche Werte direkt die Universitäten? soll die TUM vermitteln? Gefühlsmäßig ist die Hofmann: Die Universität war immer gut be- TUM sehr industriell und wirtschaftlich ge- raten, eine Balance zwischen Bottom-up und prägt und die LMU hat eher eine Stimme in der Top-down Ideen zu haben. Dabei macht es na- Gesellschaft, zum Beispiel durch Figuren wie türlich Sinn, diese größere Strategie mit kon- Harald Lesch. kreten Themen zu füllen und Projekten, die Hofmann: Ich glaube nicht, dass die Techni- Bottom-up kommen. Diese sinnvolle Idee hat sche Universität zu industrieorientiert ist. Ge- die TUM eigentlich in den letzten zehn bis 15 rade das ist eine Stärke, die die TU auch haben Jahren immer weit gebracht. So müssen wir als sollte, denn es ist nicht ausschließlich unsere Hochschulpräsidium die großen Visionen an- Agenda, wie manche glauben. Die Universitä- gehen wie das Thema Nachhaltigkeit, aber da- ten bilden primär für den akademischen Markt für auch Kenntnisse und Wissen über entspre- aus. Ein Großteil unserer Absolventen geht chende Herausforderungen generieren. Dies eben nicht in die Industrie, sondern in andere kommt dann direkt von den entsprechenden gesellschaftlich relevante Berufe oder auch Disziplinen wie den Fakultäten oder Schools. in die Politik. Auf der anderen Seite ist dieser Reisswolf: Ich würde jetzt gerne ein bisschen enge Schulterschluss mit der Industrie absolut das Thema wechseln und auf die Exzellenz- sinnvoll, gerade weil wir auch viele Big Play- initiative zu sprechen kommen. Die TUM ist er und DAX-Unternehmen in München haben. ja wieder aufgenommen worden und hat ein Wenn man das mit der Start-up Szene bündelt, Preisgeld bekommen. Was genau ist denn für stehen wir exzellent da. Unser Auftrag ist na- die nächsten sieben Jahre, die die Exzellenzin- türlich die Diffusion von Wissen und Techno- itiative jetzt andauert, geplant und wie kommt logie in die Wirtschaft und die Beschleunigung das den Studierenden zu Gute? der Gesellschaft, aber die gesellschaftliche Re- levanz von Innovationen müssen wir in Zukunft Hofmann: Vieles von dem, was wir gerade be- stärker im Fokus haben. sprochen haben, geht genau in der Linie des Zukunftskonzepts, bei dem wir im Vergleich zu Diese Herausforderung hat die TU nicht allei- den letzten beiden Tranchen gerade das Thema ne, sie ist aber eine der wenigen Universitäten, Lehre stark in den Fokus aufgenommen haben, die dies groß ins Zentrum rückt, unter anderem weil wir glauben, dass eine modern aufgestell- verankert im Zukunftskonzept. Dazu gehört te Universität sich auch in der Lehre reformie- das Thema Verantwortung und eine Wertever- ren muss. Das beginnt bei den Studiengängen. mittlung. Dabei kann die TU eine große Rolle Da muss man sich die Frage stellen: Wie kom- 14
men wir eigentlich zu neuen Lehrformaten? entwickeln könnten? Was sind von Ihrer Seite Man könnte das wie bisher jeder Fakultät über- Entwicklungspotentiale, bei denen wir uns ver- lassen. Oder man überlegt sich, ob man nicht bessern können? Und dann schaut man, welche am Ende eine Matrixstruktur braucht und grün- Maßnahmen man davon umsetzen könnte. det ein TUM Institute for Study and Teaching. Maulwurf: Der akademische Mittelbau ist be- Und dieses fakultätsübergreifende Institut ent- reits extrem durch die Lehre belastet. Wenn wickelt gemeinsam mit den Fachexperten aus man die von Ihnen angesprochenen Projektar- den jeweiligen Disziplinen neue Studienpro- beiten umsetzen möchte, fehlen da nicht Per- gramme, die auch die Module aus den unter- sonal und Ressourcen? schiedlichen Kompetenzbereichen syntheti- sieren kann. Man würde aus dem engen Blick Hofmann: Zum einen brauchen wir mehr Pro- der Fakultäten herausgehen, sondern aus der fessuren, um das Verhältnis Studierende zu Vogelperspektive fragen, was mehr Sinn ergibt. Lehrende zu verbessern. Das ist nicht optimal. Die Studierendenzahlen sind enorm in die Höhe Es gibt Studiengänge, die aus mehreren Be- geschossen, das wissen Sie selbst. Als ich 1993 reichen Module brauchen. Wo soll ein Robo- begonnen habe, waren wir bei 20.000 Studie- tikstudiengang aufgehoben sein? Ist der Inhalt renden, jetzt sind wir bei 41.000. Ich glaube, überwiegend Elektrotechnik? Maschinenwe- unser großes Ziel muss sein, dass wir Qualität sen, Informatik, Physik? Man braucht eine Ein- zulegen und nicht Quantität. Wir sind an der richtung, die durch die Fakultäten schneidet Kapazitätsgrenze angekommen. Wir brauchen und sich aus den verschiedenen Bereichen die mehr Professuren, aber auch ein Umdenken, Expertisen synthetisiert. Das ist eine Maß- wie die Aufgabenverteilung im akademischen nahme, die wir machen werden. Und die ist Mittelbau aussehen kann. Wir haben teilweise für Deutschland bahnbrechend, weil heute die hervorragende Leute im Mittelbau, wenn wir Studiengänge immer in Fakultäten definiert die über einen Karrieretrack zum Lecturer hin- werden. Ein ganz anderes Thema wäre Lifelong entwickeln, können wir die Verhältnisse für die Learning: Wie kann die Universität Ihnen hel- Studierenden erheblich verbessern. Heutzuta- fen, langfristig auf dem vordersten Stand des ge besteht der Mittelbau aus „Einheitsleuten“, Wissens zu bleiben? Hierfür werden wir ein die alles ein bisschen machen müssen: Ein zweites Institut einrichten, das Institute for bisschen Lehre, ein bisschen Verwaltung, ein Lifelong Learning. Die TU möchte Ihnen damit bisschen Forschung. Das ist langfristig nicht helfen, in den verschiedenen Phasen Ihrer Kar- mehr tragfähig. riere immer wieder an die TUM zurückzukom- men, sodass wir über kurze Module zur Weiter- Reisswolf: Sollen in dem Zuge die Lehre und bildung anbieten. die Studiengänge umstrukturiert werden? Reisswolf: Nochmal eine Frage aus Studenten- Hofmann: Die Studierendenzahlen steigen, sicht: Wie stellen Sie sich denn die Zusammen- aber die Studiengänge bleiben dieselben. Am arbeit mit den studentischen Vertretungen vor? Ende wissen wir ja selber, dass die Studieren- den von bestimmten Themen getrieben werden. Hofmann: Intensiver. Nein, wirklich! Ich möch- Es gibt die Informatik, aber auch das Games En- te, so wie ich das auch mit den Doktoranden gineering und bei vielen zieht der Games-Engi- in den letzten Jahren gehabt habe, einen sehr neering-Studiengang mehr als die Informatik. intensiven Austausch haben. Ich glaube, dass Daher wird der Studiengang gut studiert. Aber man als Präsident sich nicht anmaßen kann, ist das auch sinnvoll? Oder ist nicht vielleicht die Zukunft vorherzusagen, sondern dass es ein breit aufgestellter Informatik-Bachelor mit genauso wichtig ist, den Studierenden und vielen Wahloptionen besser? Daran kann dann Wissenschaftlern immer wieder zuzuhören. ein Master in Games Engineering angeschlos- Auch um zu hören, was Sie für die TUM als sen werden. Zukunfts- und Entwicklungsfeld sehen. Das Thema Nachhaltigkeit ist so ein Beispiel. Ich Ich glaube, dass Sie als Studierende mit zu würde gerne mal eine Art Ideenwettbewerb der stark spezialisierten Bachelors langfristig Studierenden haben: Was wären Maßnahmen, nicht gut bedient sind, gerade in den Zeiten, in mit denen wir uns im Bereich der Lehre weiter- denen sich die Technologien und Arbeitsmärk- te so schnell entwickeln. Dieses Problem führt Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 15
natürlich auch dazu, dass der Betreuungsauf- gar nicht wundert. Denn wer für die Lebensmit- wand in parallelen Bachelorstudiengängen telforschung 30 neue Professuren auf die grüne nach oben wächst und das muss man im Auge Wiese nach Kulmbach bringt oder 20 neue Pro- behalten. Wir machen gerade eine Aufstellung fessuren nach Bayreuth bringt, wohlwissend, der Studiengänge und es sieht so aus, dass wir dass es dort nur eine einzige batterierelevan- fast die gleichen Studiengänge an verschiede- te Professur gibt, der braucht sich nicht wun- nen Fakultäten anbieten, ohne dass es der an- dern, wenn am Ende nichts rauskommt. Wenn dere weiß. Wir müssen uns das komplette Lehr- ich der Minister wäre, dann würde ich mir an- portfolio anschauen. schauen, wo die Universitäten gut sind, wenn ich regional investieren will. Und wenn ich in Maulwurf: Ich stimme Ihnen zu, das sind gute Bayreuth bin, dann fällt mir als allerletztes die Gedanken, aber da habe ich die Sorge, ob wir Batterieforschung ein, denn die haben ja keine. als Studierende bei einer Umstrukturierung Die sind eigentlich in Deutchland führend im nicht übergangen werden könnten. Bereich der Polymerforschung. Aber die haben Hofmann: Nein, auf keinen Fall! Wir werden ja es trotz Antrag nicht zum Exzellenzcluster ge- nicht morgen die Läden runterlassen. Wir be- schafft. Aber wenn man denen jetzt zehn Pro- trachten die Ziele der nächsten sechs bis zehn fessuren in dem Bereich gibt, dann werden sie Jahre. Wo will die Universität nach dieser Zeit in zehn Jahren mit einem erfolgreichen Cluster stehen? Wir beginnen erst einmal bei Studien- dastehen. Man muss die Universitäten strate- gängen, die wirklich redundant sind. Da stellt gisch unterstützen, aber dummerweise macht sich die Frage, ob das überhaupt Sinn ergibt. das keiner. Politisch wird alles vergeben, ohne Oder ist es besser, stattdessen nur zehn anzu- sich vorher umzuschauen. Da wünsche ich mir, bieten und die dann stark zu betreuen? Dann dass man mit den Universitäten zusammenar- kann es sich im Master weiter ausdifferenzie- beitet, bevor man Entscheidungen trifft. Damit ren. Bei Games Engineering haben wir das glei- wird Innovationspotential verschenkt, das wir che Problem. Wir haben den Bachelor und den in Bayern haben. Da muss sich einfach etwas gleichnamigen Master obendrauf. Das führt ändern. Und da ist es ein gutes Zeichen, wenn dazu, dass man den Eindruck hat, dass im Mas- man eingeladen wird, um zu schauen, welche ter Inhalte kommen, die bereits im Bachelor Gesetze geändert werden müssen. abgedeckt sind und man stellt sich die Frage, Impulsiv: In einigen Fakultäten, wie zum Bei- wie man den Master vom Bachelor ausdifferen- spiel in der Informatik, mangelt es an studen- zieren kann. Da ist ein breit angelegter Bache- tischen Hilfskräften, weil aus der Perspektive lor besser. der Studenten oftmals nicht die marktüblichen Reisswolf: Wie ist denn allgemein das Zusam- Gehälter von den Lehrstühlen bezahlt werden. menspiel zwischen Hochschulen und der Poli- Oft weiß man auch nicht, ob die Stundenzahlen tik? eingehalten werden können, z.B. für Hausauf- Hofmann: Das war in den letzten Jahren sehr gabenkorrekturen. Sind da Ihrerseits Maßnah- gut und das wird auch weiterhin so sein, ich men geplant? habe gute Verbindungen in den Ministerien. Hofmann: Ich höre das jetzt zum ersten Mal. Im Ich würde mir wünschen, dass man sich mehr WZW zum Beispiel ist das nicht so. Da müss- mit denen zusammensetzt, die das operativ te man mal darüber nachdenken, ob es sich umsetzen, bevor politische Weichenstellungen hier um einen Solitärfall handelt, weil da der getroffen werden. Arbeitsmarkt so gut ist. Ich glaube, dass das ein Maulwurf: Ottobrunn zum Beispiel. ernstzunehmendes Problem ist, das man an- gehen muss. Vor allem auch deshalb, weil ich Hofmann: Da gibt es mehrere Beispiele. Ich war glaube, dass wir in Zukunft in fast allen Stu- heute vor diesem Interview noch in der Staats- diengängen ein Basis-Informatik-Modul haben kanzlei. Die suchen händeringend nach Ideen, müssen. Das ist ein Thema, welches ich gerne wie man die Akademia weiterentwickeln kann, mitnehme. deshalb war ich auch eingeladen. Die Frage war, warum Bayern nur zwei Exzellenzuniver- sitäten hat. Da habe ich gesagt, dass mich das 16
im Wintersemester 2019/2020 Auch dieses Semester bieten wir euch wieder zahlreiche hochkarätige Exkursionen. Wie immer ist die Teilnahme für alle Studierenden Münchner Hochschulen kostenlos! Datum Art Unternehmen Ort Branche 15.11.2019 Vortrag Boston Consulting München Beratung Group 18.11.2019 Exkursion Knorr Bremse AG München Bremssysteme 21.11.2019 Exkursion Leitner GmbH & Co. München Baubranche Bauunternehmung 04.12.2019 Vortrag Europäische Garching bei Raumfahrt Weltraumorganisation München 05.12.2019 Exkursion Jambit GmbH München Softwareentwicklung 11.12.2019 Exkursion Audi AG Ingolstadt Automobilindustrie 12.12.2019 Exkursion Airbus Helikopter Donauwörth Luftfahrt tba Exkursion Ferrero S.p.A. Stadtstallendorf Life Science tba Exkursion L‘Orèal S.A. Karlsruhe Life Science tba Exkursion DGNB e.V Stuttgart Baubranche Anmeldung und weitere Informationen, siehe https://www.ikom.tum.de
Infrastruktur schön und gut, aber nicht bei mir In Laichingen, einer Kleinstadt etwa 25 Kilome- diesen Menschen muss es wohl irgendwie so ter westlich von Ulm, wurde vor einigen Tagen scheinen, dass die Nebenwirkungen von Kohle der Bau eines Solarparks durch einen Bürger- und Gas weniger schlimm sind als die von Wind entscheid verhindert. Sogar der Bund für Um- und Solar. Weil sie einem eben nicht vor der welt und Naturschutz Deutschland (BUND) Haustür auflauern. hatte das Vorhaben unterstützt; das Solarfeld hätte die ganze Stadt versorgen können. Der Auch anderen Infrastrukturprojekten geht es Grund der Ablehnung: ein „immenser Flächen- nicht besser. Zum Beispiel der 5G-Ausbau, der verbrauch bei uns in der Gegend“. für Schlüsseltechnologien der Zukunft benötigt wird. Abgesehen vom klassischen „Wer braucht Solche Vorkommnisse sind längst keine Ein- schon 5G? 4G ist schnell genug“ schwirren teil- zelfälle mehr. Überall in Deutschland herrscht weise die skurrilsten Verschwörungstheorien eine Grundstimmung der Ablehnung gegen- im Internet herum, die über soziale Netzwer- über Infrastrukturprojekten. Ökostrom? Schön ke verbreitet werden. Eine Online-Petition mit und gut, aber nicht bei mir. Funkmasten? Schön mehr als 75.000 Unterstützern, die sich gegen und gut, aber nicht bei mir. Bahnstreckenaus- den 5G-Ausbau richtet, behauptet, dass Funk- bau? Schön und gut, aber nicht bei mir. masten „Müdigkeit, Infektionsanfälligkeit, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Konzentrations- Die Grundeinstellung „Alles bleibt so, wie es defizite und vor allem Krebs“ hervorrufen. Die ist“ schadet Deutschland nachhaltig. Men- Gründerin der Bürgerinitiative „Stoppt 5G“ schen neigen dazu, nur das zu sehen, was vor meint gar: „Ich will unseren Enkeln so eine von Jacob Zhang [zhang@fs.tum.de] ihnen liegt. Die Ablehnungsargumente sind im- Welt nicht hinterlassen.“ mer die gleichen: Der Solarpark nimmt Acker- fläche weg. Das Windrad zerstört die schöne Toll gemacht. Kein Wunder, dass der Infra- Landschaft. Aber wenn dieselben Menschen strukturausbau in Deutschland so hinterher- dann gefragt werden, was sie über die Ener- hinkt. Das ist genau die Einstellung, die dazu giewende denken, dann heißt es „Erneuerbare führen wird, dass unsere Enkel in einem Land Energien? Ja bitte! – Vor meiner Haustür? Nein mit einer desolaten Infrastruktur leben, von danke!“. Diese Scheinheiligkeit ist ein großes ambitionierteren Ländern längst abgehängt. gesellschaftliches Problem. Das Problem bleibt die Grundeinstellung der Denn der Strom kommt nicht einfach aus der Bürger. Und die wird sich wohl erst in einigen Steckdose. Jede Solaranlage, die nicht gebaut Jahrzehnten ändern, wenn sich die gesell- wird, sorgt dafür, dass mehr Strom mit fossi- schaftlichen Strukturen weiterentwickeln. Und len Energieträgern erzeugt werden muss. Aber dann ist es vielleicht zu spät. 18
Der tu film jetzt in Garching Schon gehört? Der tu film hat eine 2. Spielstätte Eine Karriere vom Blumenzüchter zum Dro- noch ein großes Fragezeichen im Programm – genkurier, eine Welt ohne Beatles, Zombie- als Platzhalter für einen Überraschungsfilm. apokalypsen, Pokémons als Detektive. Unserer Erratet ihr, was wir zeigen werden? Es lohnt Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es sich jedenfalls das aktuelle Kinoprogramm im darum geht, Geschichten zu erfinden. Und wie Auge zu behalten! Auch einen Wunschfilm ha- könnte man diese besser in die Welt tragen als ben wir erstmalig im Repertoire: Bis zum 03. mit einem Projektor, einer Leinwand und Film- Dezember könnt ihr in unsere Rolle schlüpfen rollen? und das Programm selbst aussuchen. Am Kiosk im Hörsaal 1200 könnt ihr ganz einfach mit ei- Deshalb haben wir, das tu film Team, den wag- nem Stimmzettel zwischen fünf Filmen wählen halsigen Beschluss gefasst, einen zweiten und der Gewinner wird am 17. Dezember in der Standort zu eröffnen und unser Konzept „Kino Innenstadt gezeigt. im Hörsaal - von Studierenden für alle“ weiter in die Welt zu tragen. Nach langen Planungssit- Also worauf wartet ihr noch? Schnappt euch zungen, viel Rechen- und Bastelarbeit freuen eure Freunde, bestellt schonmal Pizza, holt wir uns jetzt darauf, euch jeden Donnerstag um euch an den Vorverkaufsstellen in Garching 20:00 Uhr einen Film mit neuester Kinotechnik (Skriptenverkauf der FS Maschinenbau), in der für 3 Euro im Hörsaal MW 1801 in Garching zei- Innenstadt im AStA (Mensagebäude) oder an gen zu können – von den kultigsten Klassikern der Abendkasse ab ca. 19:30 Uhr Tickets und bis hin zum aktuellen Blockbuster ist alles da- genießt ein buntgemischtes Wintersemes- bei! ter-Programm! Aber keine Sorge: Auch die traditionsreiche In- Wir freuen uns auf euch, nenstadt-Spielstätte im Hörsaal 1200 kommt der tu film [www.tu-film.de] nicht zu kurz. Wie gewohnt wird hier jeden Der tu film Dienstag ebenfalls um 20:00 Uhr ein sehens- werter Film anlaufen – mit Highlights, wie dem „Avengers“ Double Feature, dem „Iron Sky“ Double Feature, dem Stummfilm-Konzert und der Feuerzangenbowle in der Vorweihnachts- der tu film zeit – wie könnte es auch anders sein? Arcisstraße 21 80333 München Als wäre das nicht bereits genug, haben wir uns tu-film@tu-film.de noch weitere Überraschungen für euch aus- Homepage: www.tu-film.de gedacht: Am Dienstag, dem 21. Januar, steht Newsletter: news-subscribe@tu-film.de Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 19
Programm für das München Wintersemester 2019/20 Garching Do 10. Okt Captain Marvel MUC Di 15. Okt Once Upon a time … in Hollywood OV MUC Do 17. Okt Asterix und Kleopatra GAR Di 22. Okt Avengers: Infinity War + Endgame DF MUC Do 24. Okt Ballon GAR Di 29. Okt From Dusk Till Dawn OV MUC Do 31. Okt The Dead Don’t Die OV GAR Di 05. Nov Mamma Mia! MUC Do 07. Nov The Mule GAR Di 12. Nov The General Stummfilmkonzert, Livebegleitung MUC OV Di 19. Nov Der Mann, der zuviel wußte MUC Do 21. Nov Pokémon Meisterdetektiv Pikachu GAR Di 26. Nov Leberkäsjunkie MUC Do 28. Nov Matrix GAR Di 03. Dez Aladdin OV MUC Do 05. Dez Anna and the Apocalypse OV GAR Di 10. Dez Die Feuerzangenbowle MUC Mi 11. Dez Die Feuerzangenbowle MUC Do 12. Dez Die Feuerzangenbowle MUC Di 17. Dez Wunschfilm Weihnachtsfilm MUC Di 07. Jan Der König der Löwen MUC Do 09. Jan Spider-Man: Far From Home GAR Di 14. Jan Iron Sky I + II DF, OV MUC Do 16. Jan Mad Max: Fury Road GAR Di 21. Jan Überraschungsfilm MUC Do 23. Jan Yesterday GAR Di 28. Jan Cloud Atlas MUC Do 30. Jan Ralph Breaks the Internet OV GAR Di 04. Feb Das Leben des Brian MUC Do 06. Feb The Blues Brothers GAR DF = Double Feature OV = Originale Version MUC = München GAR = Garching
Eintrittspreis Regulär: 3,-€ Double-Feature: 5,-€ Stummfilmkonzert: 3,-€ Vorverkauf 5 Filme im Voraus; an beiden Abendkassen, im Skriptenverkauf der FSMB (Garching) und in der Studentischen Vertretung (Innenstadt-Mensa) München Garching Stammgelände, Maschinenwesen, Hörsaal CvL 1200 Hörsaal MW 1801 ab 19:15 Kasse ab 19:30 ab 19:30 Einlass ab 19:45 20:00 Vorstellungsbeginn 20:00 TU München, Arcisstraße 21, Forschungscampus Garching, Eingang Ecke Gabelsberger-/Arcisstraße, Boltzmannstraße 15, 1. Stock, Hörsaal 1200 Maschinenwesen, Hörsaal 1801 Newsletter: news-subscribe@tu-film.de Stand: 24. September 2019 Weitere Informationen findest du unter www.tu-film.de Änderungen vorbehalten
E-Sport an der TU München Hochschulmeister und Trendsetter von Laura Beckmann, Lukas Karnowski, Marco Plewnia und Gilles Tanson Man munkelt, München sei eine „hippe“ Stadt. gleich nach dem Fußball. Ob man hierbei tat- Sie biete ihren Studierenden ein reiches Ange- sächlich von einer Sportart reden kann, ist eine bot an Freizeitaktivitäten und Weiterbildungs- mühselige Debatte, die sich seit Jahren zieht möglichkeiten. Fast jede Nische wird da ab- und hier nicht Thema sein soll. Wichtig ist nur, gedeckt: vom Jugger über Zeichner-Meetups dass aktuell deutschlandweit viele neue Verei- bis hin zum Robotikclub. Aber ein Sektor er- ne entstehen, sich Strukturen wie in anderen hielt erstaunlicherweise bisher kaum Beach- Sportarten bilden und das Thema immer mehr tung: die kompetitive Videospiel-Szene, auch Aufmerksamkeit bekommt. „E-Sport“-Szene genannt. Aber warum gab es in diesem Bereich bisher kaum Entwicklung, Eine kleine studentische Gruppe wollte et- obwohl die TU München sogar einen eigenen was gegen das fehlende Angebot in München Games-Engineering-Studiengang anbietet, die unternehmen. Sie hatte sich bereits Ende 2017 bayerische Staatsregierung angekündigt hat, zusammengesetzt und die Hochschulgruppe die Szene vermehrt zu fördern und der Trend „TUM Gaming“ akkreditieren lassen. Mit Stu- von steigenden Zuschauerzahlen im E-Sport dierenden anderer Münchner Universitäten immer mehr Firmen als Investoren anlockt? Al- wurde wenig später „Hochschul-Gaming Mün- lein das League of Legends World Champion- chen“ (HGM) gegründet. Das Ziel? Eine bessere ship im letzten Jahr verfolgten beispielsweise Vernetzung der Gaming-Szene, die Förderung über 200 Millionen Menschen live mit. In die- des E-Sports und eine Anlaufstelle für alle In- sem Jahr knackte die E-Sport-Industrie sogar teressierten zu bieten. Der Schwerpunkt lag die Milliarden-Marke und Prognosen für 2020 jedoch weniger beim „Zocken“ selbst, als dem sehen den E-Sport als zweitgrößte Sportart Zusammenbringen der Studierenden durch 22
Das LoL Team “Munich eSports Academy” „Real-Life Events“ – in der festen Überzeu- Wer die Spiele mitverfolgen will, kann das gung, Teamzusammenhalt und die soziale Ver- über die Streaming-Plattform Twitch machen. netzung so am besten stärken zu können. Dort werden zentral von Uniliga.gg ausge- wählte Spiele mit Live-Kommentar übertragen, Anfangs stand die Idee im Fokus, an der TUM ähnlich wie im Fußball. Alternativ streamen Spieler für verschiedene Mannschaften zu- auch viele engagierte Gruppen der einzelnen sammenzutrommeln, die in der deutschen Uni- Hochschulen die Matches, sodass ein großes, liga.gg für unsere Universität antreten. Die uniübergreifendes Netzwerk entstanden ist. uniliga.gg selbst ist ein studentisches Startup, Letztendlich verpassten die Münchner Teams das deutschlandweit E-Sport-Turniere zwi- in League of Legends und CS:GO nur knapp den schen Hochschulen organisiert. Letzendlich Aufstieg in die erste Liga, Overwatch hingegen gehörten im vergangenen Semester nach kur- schaffte es nicht nur mit zwei Mannschaften in zer Zeit neben Casual-Gamern auch eine Reihe die Top 4, sondern holte sich sogar den deut- von Amateurteams zu HGM. Acht, um genau zu schen Hochschulmeister-Titel. sein: Drei Mannschaften in Overwatch, zwei in CS:GO und zwei in League of Legends. Die Com- Das Finale konnte man bei einer gemütlichen munities der einzelnen Spiele entstanden zwar Viewing Party mitverfolgen. Studierende back- unabhängig voneinander, fanden aber durch ten Kuchen, brachten Häppchen und fieberten diverse Viewing Parties und uniliga.gg-Veran- live mit, als die „Munich Lions“ das Frankfur- staltungen in HGM zusammen. ter Team in einem starken 4:0 besiegten. Die Verbundenheit und das Engagement, das die Durch die acht Teams hatte München ein paar Community dabei an den Tag legte, bewies, starke Repräsentanten in der deutschen Unili- dass E-Sport mehr als nur „Zocken“ ist. Es ist ga. Wie in anderen Sportarten werden die Teil- das Knüpfen von Kontakten mit Gleichgesinn- nehmer in Ligen unterteilt und müssen nach ten, das Erarbeiten eines gemeinsamen Ziels einem festgelegten Zeitplan über das Semester und das Zusammenhalten, auch in schwierigen verteilt Matches austragen. Situationen. Zum Ende des Semesters bildeten sich sogar Lerngruppen für Klausuren, Twitch Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 23
Gründungsfeier im Zwischennutzungsprojekt i14 wurde als Streaming-Plattform zum Vermitteln bildet nun die Grundlage für die kompetitive von Lerninhalten genutzt und jedes Organisa- Gaming-Szene und hofft auf ein erfolgreiches tionsmitglied hatte wertvolle Praxiserfahrung erstes Jahr. Aktuell wird das Spielangebot auf im Projektmanagement gesammelt. Titel wie „Rocket League“ und „Hearthstone“ erweitert und fleißig an angemessenen Scrim-/ Was anfangs nur eine ambitionierte Vision we- Trainingskonzepten gearbeitet. Wer sich für niger Studierender war, ist mittlerweile eine das Thema interessiert, ist herzlich eingeladen, Community von knapp 1.000 Gamern. Es gibt mit TUM Gaming Kontakt aufzunehmen. Hier wöchentliche Treffen und Turniere, es entstan- wird die Philosophie verfolgt: Wer mit Herz den neue Freundschaften und seit Neuestem eine Community zu seinem Lieblingsspiel auf- auch der Verein Munich eSports e.V. Dieser bauen möchte, ist immer willkommen. www.hochschulgaming-muc.de www.munich-esports.de hochschulgamingmuenchen@gmail.com info@munich-esports.de @hochschulgaming @munich_esports discord.gg/CbgJCrE discord.gg/65Epstu 24
Cheerleading – Mia San TUM Ein Einblick in einen missverstandenen Sport Nein liebe(r) Leser/Leserin, du hast dich nicht dabei passieren wird und vor allem worauf (und verlesen. Auch wenn Cheerleading (Cheer) auf wen!) in welcher Form aufgepasst werden durch das Cliché in Hollywood-Filmen als soll. Höchste Konzentration ist also auch ge- Anfeuerungssport bekannt ist, welcher aus- fragt! schließlich von Frauen praktiziert wird, nimmt diese Sportart zunehmend an Bedeutung im Körperliche Voraussetzungen für männliche deutschen Uni- und Vereinssport zu. In Bayern Cheerleader allein gibt es um die 60 Cheer-Teams, wovon mehr als die Hälfte im CCVD (Cheerleading und Unter den Männern, die Neugierde für diese faszinierende neue körperliche Aktivität zei- von Sebastián Soto Gaona [soto@fs.tum.de] Cheerperformance Verband Deutschland) ein- getragen sind. Wer seinem Hollywood-Glauben gen, tauchen natürlich sofort Fragen auf. Wie noch nicht ganz abschwören kann, wird über- fit muss Man(n) denn sein? Wie viel Kilo soll- rascht sein, dass auch unter Männern diese te man stemmen? Keine Angst! Obwohl eine Sportart immer beliebter wird. Denn viel mehr gewisse Grundfitness vorausgesetzt wird, ist als ums “schön Aussehen” geht es beim Cheer für so gut wie jedermann, egal ob groß, klein, um Koordination, Körperspannung, Kraft und schlank, oder stämmig, beim Cheer was dabei. Ausdauer. Man stelle sich dabei eine beschleu- Gerade die Diversität der Cheerleader macht nigte Form von Akrobatik vor, bei der es viel diesen Sport so abwechslungsreich und inter- mehr auf die Dynamik und auf den schnellen essant. Starke Bases sind nötig um mehrstöcki- Wechsel zwischen den einzelnen Elementen ge Stunts (vgl. Pyramiden im Cheer-Lexikon) zu (a.k.a. Stunts) ankommt. Cheer-Musik hat da- bauen. Aber auch ohne kleine und wendige Fly- her oft ein schnelles Tempo. Die einzelnen Be- er (again, siehe unten) wäre eine Cheer-Cho- wegungsabläufe sind genauestens auf eine reographie nicht zu denken. Als gute Vorbe- passende Zählzeit abgestimmt. Jedes Team- reitung empfiehlt sich jegliche Übung, mit der mitglied muss seine Counts wissen, damit klar man die Körperspannung trainiert. Man muss ist, welcher Stunt wann ausgeführt wird, was nicht das ultimative Fitness-Beast sein, um mit Ausgabe 136 | WiSe 2019/20 25
Beim Wettkampf gibt es immer eine Jury, die sich die komplette Choreographie zur Musik (meistens 2-3 Minuten) anschaut und die ein- zelnen Stunts nach Schwierigkeit, aber auch nach Sauberkeit der Ausführung beurteilt. Je schwieriger die ausgewählten Stunts sind, des- to höher ist die Bepunktung. Dabei muss jedoch stets bedacht werden, dass die kleinsten Män- gel in der Koordination zu großen Punktstrafen führen können, wenn ein Stunt nur sehr wacke- lig steht, oder gar fällt, riskiert man also eine gute Platzierung. Das ist auch ein bisschen der Spaß an der Sache. Man möchte sich natürlich immer steigern und schraubt von Zeit zu Zeit das Niveau der Choreographien hoch. Bei unse- rem letzten Event an der WHU-Euromasters in Vallendar passierte genau das. Wir haben lei- der zwei Stunts “gedropped” und mussten uns somit vom höchsten Podiumsplatz verabschie- den, was natürlich traurig war, doch unsere starke Performance und das harte Training für das Turnier kann uns keiner nehmen. Grinsend verließ also das Mia San Tum Cheer-Team Val- lendar mit dem Pokal für den 2. Platz in den Händen. dem Cheer anzufangen, Übungen mit dem ei- genen Körpergewicht sollten jedoch nicht jen- Ein kurzes Wort zur Sicherheit seits des Möglichen für einen sein ;). Hohe Baskets oder komplexere Pyramiden Wie ihr seht, lässt sich keine allgemein gültige werden gern gesehen, doch mit dem Niveau Aussage für körperliche Voraussetzungen tref- steigt auch das Verletzungsrisiko. Darum gibt fen, denn jeder ist anders beschaffen und bringt es strenge Regelwerke, die je nach Kategorie somit nicht nur einen anderen Körper sondern des Wettkampfs (und somit der auftretenden auch andere Talente mit. Ein gutes Team soll- Teams) gewisse Stunts erlauben, verbieten te aber für motivierte Neurekruten immer eine oder nur unter gewissen Bedingungen (wie z.B. passende Rolle finden. Die speziellen Fähigkei- einer Mindestanzahl an Spotter) genehmigen. ten, die dann zum Stunten gebraucht werden Die Sicherheit der Teilnehmenden geht vor. (z.B. Flexibilität oder Schwindelfreiheit), kann Jedes Mitglied eines Cheer Teams weiß seine man dort erlernen und weiter trainieren. eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und geht auch vollen Bewusstseins mit den akuten Ge- Eigenständige Auftritte: Cheer-Wettkampf fühlen um. Bei Unsicherheiten werden also Wenn es unter Freunden Mal zum Thema Cheer lieber ganze Stuntsequenzen von einer Cho- kommt, so wird doch öfters die Frage gestellt: reographie gestrichen, als dass man das Leben Aber für wen cheert ihr denn eigentlich? Ganz eines oder mehrerer Cheerleader in Gefahr einfach: für niemanden! Cheerleading ist bringt. mittlerweile ein eigenständiger Sport. Auch Wenn auch du liebe(r) Leser/Leserin diese wenn es sich natürlich anbietet, ein anderes Sportart interessant finden solltest, dann zö- Sportteam anzufeuern, gibt es eigenständige gere nicht den Autor des Artikels zu kontaktie- Cheer-Wettkämpfe. Unser Team aus TUM Stu- ren. Das nächste Probetraining bei uns findet denten nahm am 09.11. diesen Jahres an der am Mittwoch, den 27.11.2019, statt. Bis dann WHU-Euromasters in Vallendar teil, ein riesi- auf der Matte! ges Sportevent, bei dem unter anderem auch Cheer-Teams gegeneinander antraten. 26
Sie können auch lesen