#CHANGE #WANDEL - AUSGABE 136 | WISE 2019/20 - TUM

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Ausgabe 136 | WiSe 2019/20

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      #change #wandel
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Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,                      Dear readers,
mit Beginn dieses Semesters hat sich an unse-    with the beginning of this semester, our univer-
rer Universität eine Menge verändert, darun-     sity sees a lot of changes, like the new presi-
ter der neue Präsident der TUM und die neue      dent of TUM and the new mensa. In this issue
Mensa. In dieser Ausgabe der impulsiv findest    of impulsiv you can read an interview with our
du ein Interview mit unserem neuen Präsiden-     new president Prof. Dr. Thomas F. Hofmann. If
ten Prof. Dr. Thomas F. Hofmann. Wenn du         you are a freshman we offer you some advice
ein Ersti bist, kannst du dir hier Ratschläge    regarding TUM-life. Among many interesting
einholen. Unter vielen interessanten und ab-     and diverse articles in this issue, you can inform
wechslungsreichen Artikeln in dieser Ausgabe     yourself about some initiatives like TUM Gam-
kannst du dich über Initiativen wie TUM Ga-      ing and cheerleading at TUM. If you would like
ming und Cheerleading an der TUM informie-       to participate in the discussions, give us feed-
ren. Wenn du an den Diskussionen teilnehmen,     back or work with us, feel free to contact us at
uns Feedback geben oder mit uns zusammen-        impulsiv@fs.tum.de.
arbeiten möchtest, schreib uns einfach unter
                                                 Have fun reading and happy holidays!
impulsiv@fs.tum.de.
Viel Spaß beim Lesen und schöne Feiertage!

                                                 Abhimanyu Sharma | Referent    Christoph Wen | Referent

  Abhimanyu Sharma                    Christoph Wen                            Regina Bühler
        Redakteur                            Layout                             Organisation

      Jonas Habel                       Iulia Fekete                       Severin Kathke
        Redakteur                        Redakteurin                             Redakteur

    Julia Kowalczyk               Sebastián Soto Gaona                         Jacob Zhang
       Redakteurin                       Redakteur                               Redakteur

                                                        Ausgabe 136 | WiSe 2019/20                   3
#CHANGE #WANDEL - AUSGABE 136 | WISE 2019/20 - TUM
Inhalt
    6   Was wäre gewesen, wenn
        Von der Qual, Entscheidungen zu treffen

    8   Maria, Carl und DU
        Über die Sehnsucht nach einer barrierefreien Uni

    10 Hallo Erstis
        Ich hoffe, ihr seid gut angekommen

    12 Der neue Präsident der TUM
        Interview mit Prof. Dr. Thomas Hofmann

    18 Infrastruktur schön und gut, aber nicht bei mir

    19 Der tu film jetzt in Garching
        Schon gehört? Der tu film hat eine 2. Spielstätte

    22 E-Sport an der TU München
        Hochschulmeister und Trendsetter

    25 Cheerleading – Mia San TUM
        Ein Einblick in einen missverstandenen Sport

    28 Glühnix 2019

    29 A frenemy called time

    30 Decision Trees
        A Rational Approach to an
        Emotional Dilemma

    32 Train your brain - Quiz
        KenKen - Japanese Logic Puzzle

    33 Eventkalender
        Was? Wo? Wann? Alles auf einen Blick!

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xkcd
          A webcomic of romance,
          sarcasm, math, and language.

                                                                           Permanent link to this comic: https://xkcd.com/2223/

These new Bluetooth socks are great, but it’s troubling to learn that I
           average almost 14 hours of Shoe Time a day.

                                          Ausgabe 136 | WiSe 2019/20   5
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Was wäre
                                                   gewesen, wenn

                                                    Von der Qual, Entscheidungen zu treffen

                                            „Was wäre wenn?“ ist eine der Fragen, die nie      Art philosophischen Diskurs mit uns selbst zu
                                            aufhört zu quälen, nachts, wenn man nicht ein-     führen. Wir entscheiden schnell, da wir wissen,
                                            schlafen kann und die Gedanken nicht durch         dass es eigentlich um nichts geht, und es über-
                                            Alltag, Netflix etc. beansprucht werden.           fordert uns nur selten.

                                            Was wäre gewesen, wenn ich das andere Job-         Über anderen Entscheidungen grübeln wir ta-
von Julia Kowalczyk [kowalczyk@fs.tum.de]

                                            angebot angenommen hätte? Was, wenn ich            gelang. Wir träumen davon und diskutieren
                                            den anderen Studiengang studiert hätte? Was        sie mit anderen und mit uns selbst. Aber am
                                            wäre gewesen, wenn ich ihn gebeten hätte, zu       Ende kann uns niemand sagen, was wir tun
                                            bleiben?                                           sollen, nicht einmal wir selbst. Alles erscheint
                                                                                               uns, eine gute Möglichkeit zu sein, oder es ist
                                            All diese Gedankenspiele haben denselben Ur-       die Entscheidung zwischen Pest und Cholera,
                                            sprung. Sie lassen sich alle auf eine bestimmte    zwischen Trump und Clinton. Manchmal gibt
                                            Entscheidung zurückführen, die wir mehr oder       es aber doch eine schlechtere Wahl und es ist
                                            weniger bewusst einmal getroffen haben.            meistens die, die den Klimawandel leugnet, die
                                                                                               so lächerliche Mauern errichten lässt wie sie
                                            Wir treffen Entscheidungen jeden Tag, müssen       lächerliche Frisuren trägt.
                                            aber deren Konsequenzen nicht immer stun-
                                            denlang überdenken. Kaffee oder Tee? T-Shirt       Wenn man sich dann endlich einmal entschie-
                                            oder Pullover? Asiatisch oder Italienisch? Keine   den hat, gibt es kein Zurück mehr und das quä-
                                            dieser Auswahlmöglichkeiten ruft Emotionen         lende „Was wäre wenn?“ bahnt sich seinen Weg
                                            hervor oder hat grundlegende Auswirkungen          in die eigenen Gedanken.
                                            auf die Zukunft. Wir treffen sie auch ohne eine

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Man denkt an andere Wege, die man hätte ge-      „Ich muss nicht beim Bungeespringen in Kua-
hen können. Manchmal sind es nur Bilder, die     la Lumpur Shots trinken, Brecht rezitieren. Ich
man mal von sich im Kopf hatte, Träume. Mit      muss nicht den allercoolsten Club in Rio de
einer Band durch das Land reisen, nur von der    Janeiro finden, um dort mit 15 weltbekannten
Musik leben, einen wissenschaftlichen Durch-     Ausdruckstänzern zu erörtern, was besser ist:
bruch schaffen, ein Buch schreiben. Das alles    Trekken in Schottland oder Biken auf Galapa-
ist noch nicht ganz ausgeschlossen, aber so      gos. Ich mag schlafen.“
richtig verfolgt man es dann doch nicht und
dass man nicht von heute auf morgen ein Ma-      Man selbst wird es niemals mit der Kumulati-
nuskript verfassen kann, ist leider auch klar.   on aller Menschen um sich herum aufnehmen
                                                 können. Aber das muss man auch nicht.
Der Druck wird außerdem noch durch die so-
zialen Medien verstärkt, da jene die Wahrneh-    Dieser Möglichkeitenüberfluss, gepaart mit
mung der Größe unseres Möglichkeitsspekt-        dem Endgültigen, was eine Entscheidung mit
rums aufbauschen. Wir glauben, dass wir mehr     sich bringt, kann dazu führen, dass man sich
erleben können, und fühlen uns gleichzeitig      davor scheut, überhaupt etwas zu wählen. Aber
verpflichtet dazu, weil wir mit Bildern über-    das sollte man nicht, denn auch wenn man das
häuft werden, die unsere Freunde bei ihren in-   Gefühl hat, dass sich alle anderen Türen schlie-
stagramwürdigen Erlebnissen zeigen. In unse-     ßen, wenn man sich für eine entschieden hat,
ren Köpfen verschmelzen all diese Erlebnisse     kann man trotzdem durch genau diese eine
zu einem einzigen unglaublich aufregenden        gehen und sich an dem erfreuen, was dahinter
Leben und wir versuchen diesem unerreich-        ist. Wenn man jedoch keine einzige Tür öffnet,
baren Ideal zu entsprechen. Wir sehen uns ge-    dann bleibt man vor ihnen und auch generell
zwungen jeden Tag etwas zu erleben, um unser     im Leben stehen.
soziales Konto aufzustocken und sind gleich-
zeitig überfordert von dem Angebot. Wichtig      Also überlegt euch gut, für welchen Durchgang
ist es aber, sich bewusst zu machen, dass wir    ihr euch entscheidet, aber geht dann bitte auch
ein solches soziales Creditsystem (noch) nicht   hindurch, ohne einen wehmütigen Blick zu-
besitzen oder wie es Kaleb Erdmann in seinem     rück, denn ihr wisst nie, was noch auf euch zu
Text „Leb dein Leben nicht“ beschreibt:          kommt.

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Maria, Carl und
                                                                                           DU
                                                                                      Über die Sehnsucht nach einer
                                                                                            barrierefreien Uni
von Phillip Höbler, Viktoria Kirchleitner, Nicole Martin und Andreas Wilhelmer

                                                                                                     Carl sitzt im Rollstuhl. Er hat am Teich hinter
                                                                                                     dem MW Mittagspause gemacht und will jetzt
                                                                                                     zu seiner Vorlesung. Aber statt wie alle anderen
                                                                                                     die zwei Stufen im Gebäude neben dem StuCa-
                                                                                                     fé zu nehmen, muss er außen um das Gebäude
                                                                                                     herum, um am Bauteil 6 wieder auf die Ebene
                                                                                                     der Magistrale zu kommen. Doch hier hört sei-
                                                                                                     ne Reise noch nicht auf: Am MW1801 gibt es
                                                                                                        keinen Aufzug. Der nächstgelegene befindet
                                                                                                         sich am Hof 6, hinter einer schweren Lehr-
                                                                                                          stuhltür, die leider keinen elektrischen
                                                                                                             Türöffner hat. Im ersten Stockwerk
                                                                                                                 angekommen, kann er über Brü-
                                                                                                                   cken und Balkone zum Hörsaal
                                                                                                                    fahren. Dort trifft er allerdings
                                                                                                                     schon wieder auf eine Tür ohne
                                                                                                                      Öffner, die er nur mit großem
                                                                                                                       Aufwand oder eben gar nicht
                                                                                                                       aufbekommt. Zum Glück hält
                                                                                                                        ein anderer Student sie ihm
                                                                                                                                 gerade auf.

                                                                                                                                  Endlich ist Carl
                                                                                                                                  im Hörsaal, die
                                                                                                                                  Vorlesung hat
                                                                                                                                  mittlerweile na-
                                                                                                                                türlich schon an-
                                                                                                                             gefangen. Während
                                                                                                                    das Zuhören aus der ersten Rei-

                                                                                 8
#CHANGE #WANDEL - AUSGABE 136 | WISE 2019/20 - TUM
he – in höhere kommt er nämlich nicht – kein
Problem ist, kann er nicht dauerhaft nach oben
schauen, um den Folien oder Beispielrechnun-
gen zu folgen. Hat er denn keine Alternative?
Doch, hat er! Carl hätte auch ein Stockwerk hö-
her fahren und sich die Vorlesung dann aus der
letzten Reihe anschauen können. Ob man dann
noch viel lesen oder hören kann, ist allerdings
auch fraglich...

Maria ist auf dem Weg zum gleichen Hörsaal
wie Carl. Nur sieht sie den Weg nicht, denn
Maria ist blind. Sie nimmt die Strecke anders
wahr. Es gibt im Gebäude keine Leitlinien –
also orientiert sie sich an der Stimme ihres Be-
gleiters Andreas. Zusammen laufen sie durch
die Magistrale, bis sie die Treppen erreichen,
gehen diese hoch und laufen auf den Hörsaal
zu. Maria kann schon hören, wie voll dieser ist,
und stöhnt innerlich auf. Beide begeben sich in      rende – zum Positiven. Doch auch wir können
den Hörsaal, Maria folgt Andreas Stimme im-          nur Dinge verändern, von denen wir wissen,
mer noch. Sie möchte in der ersten Reihe sit-        dass Handlungsbedarf besteht. In den paar
zen, denn dort kann sie sich einfach hinsetzen,      Wochen, in denen wir uns nun schon intensiver
ohne sich durch die Reihen zwängen zu müs-           mit dem Thema Barrierefreiheit auseinander-
sen. Außerdem kann sie dem Dozenten besser           setzen, ist uns immer mehr bewusst geworden,
folgen. Andreas fragt daher einen Studenten in       wie wenig wir als Menschen ohne körperliche
der ersten Reihe, ob er seinen Platz für Maria       oder geistige Beeinträchtigungen wirklich von
aufgeben kann. Maria sieht dessen Reaktion           dem Thema verstehen. Selbst wenn die Bereit-
zwar nicht, aber sie kann sich vorstellen, dass      schaft, Dinge zu verbessern und barrierefreier
er nicht begeistert ist. Die Situation ist ihr un-   zu gestalten, da ist, so fällt den meisten nicht
angenehm und sie will sich nur noch schnell          auf, dass sich Carl wohl mehr als einmal über
setzen, während Andreas einen anderen Platz          die fast schon dauerkaputten Fahrstühle auf-
einnimmt.                                            geregt hat und dass Maria sich vermutlich be-
                                                     reits regelmäßig eine Gehirnerschütterung an
Es dauert nicht lange, bis sie hören kann, wie       den freischwebenden Treppen geholt hätte,
ein Mikro eingeschaltet wird und die Vorlesung       hätte sie Andreas nicht dabei.
beginnt. Sie hat kein Skript vor sich liegen, kei-
nen Block, keinen Laptop. Sie ist darauf ange-       Bildung sollte für alle Menschen gleicherma-
wiesen der Vorlesung zuzuhören. Aber das ist         ßen zugänglich sein. Ganz egal, ob sie im Roll-
gar nicht so einfach bei hunderten an Studen-        stuhl sitzen, eine Hörschwäche haben oder Far-
ten, die alle mehr oder weniger leise murmeln.       ben vereinzelt, schlecht oder gar nicht sehen
Der Dozent bittet zwar des Öfteren um Ruhe,          können. Doch um für uns unsichtbare Barrieren
aber es fällt ihr trotzdem schwer, ihm und nicht     entfernen zu können, die für andere Leute aus
den Studenten drei Reihen hinter ihr zuzuhö-         unserer Mitte sehr wohl real und präsent sind,
ren. Sie fragt sich, ob es sich überhaupt lohnt      brauchen wir eure Hilfe. Euch ist etwas aufge-
zur Vorlesung zu gehen, oder ob sie nicht lieber     fallen oder du hast eine Beeinträchtigung, die
daheim hätte bleiben sollen...                       deinen Uni-Alltag in irgendeiner Art und Weise
                                                     beeinträchtigt? Schreib uns auf barrierefrei@
Das Thema dieser Ausgabe der Impulsiv ist            fs.tum.de, wir lernen gerne dazu!
Change. Veränderung. Ein großes Wort mit
zentraler Bedeutung, vor allem für uns Fach-         Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass un-
schaftler. Denn genau das ist es, was wir versu-     sere Uni nicht nur exzellent wird, sondern auch
chen zu erreichen: Veränderungen für Studie-         inklusiv!

                                                            Ausgabe 136 | WiSe 2019/20            9
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Hallo Erstis

                                                          Ich hoffe, ihr seid gut angekommen

                                            Dieser Text geht raus an alle Erstis und die, die   Jahre euer Leben bestimmen wird, kommt
                                            es gerne noch sein wollen.                          drauf an, wie lange ihr durchhaltet. So etwas
                                                                                                kann beängstigend sein, vor allem, wenn man
                                            Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt es von der         sich nicht sicher ist, ob es tatsächlich das Rich-
                                            Schulbank auf die mehr oder weniger beque-          tige ist.
                                            men herunterklappbaren Sitze des HS1 ge-
                                            schafft, wo ihr in den nächsten Jahren Unver-       Ganz sicher kann man sich nie sein, denn ein
                                            ständnis, Verzweiflung und hoffentlich auch         Studium kann durchaus ansprechend sein,
                                            ein wenig Erkenntnis begegnen werdet.               auch wenn man danach wahrscheinlich eher
                                                                                                einen Job in einem mehr oder minder renom-
                                            Ich hoffe, ihr seid gut angekommen.                 mierten Taxiunternehmen antreten darf. Um-
                                                                                                gekehrt muss man aber auch manchmal für
                                            Ihr seid nun hier, zum ersten Mal, wie viele an-    den Beruf, welchen man früher in jedes Freun-
                                            dere Generationen vor euch und ihr seid moti-       debuch gekritzelt hat, ein Studium absolvieren,
von Julia Kowalczyk [kowalczyk@fs.tum.de]

                                            viert, zu lernen und erwachsen zu werden. Aber      das schwieriger ist, als die kindliche Vorstel-
                                            trotzdem befindet ihr euch jetzt erst einmal        lung es erlaubt.
                                            wieder am unteren Ende der universitären Hie-
                                            rarchie. Alles, was ihr euch in euren Kollegstu-    Solche Zweifel sind vollkommen normal. Je-
                                            fen gegenüber den unteren Jahrgangsstufen           de*r denkt darüber nach, sein oder ihr Studium
                                            eingebildet habt zu sein, bilden sich nun alle      abzubrechen, zu wechseln. Machen sollte man
                                            anderen gegenüber euch ein.                         das aber dann – so wie jedes Tattoo – nur, wenn
                                                                                                der Gedanke nicht mehr verschwindet. Wenn
                                            Unter euch sind Leute, die die Jahrtausend-         man aufhört, sich für den Stoff zu interessieren
                                            wende nicht mitbekommen haben. Aber unter           und sich dazu zwingen muss in die Vorlesun-
                                            euch sind auch Leute, die mit dem Streiken an-      gen zu gehen.
                                            gefangen haben, als alle anderen still blieben,
                                            und das ist gut. Das habt ihr uns voraus.           Das erfordert eine große Selbstreflektion, aber
                                                                                                das bekommt ihr hin. Da bin ich mir sicher.
                                            Ihr habt euch nun, nach mehr oder minder lan-
                                            gem Überlegen, für einen Studiengang ent-           Alles ist neu. Neue Gebäude, Raumnummern
                                            schieden, der für die nächsten null bis zehn        und Instanzen. Neue Freunde, Kommilitonen.

                                            10
Neue Umgebung, Supermärkte, Zimmer. Neue           die Bachelorarbeit schneller kommt, als man
Hobbies, Sport, Alkohol. Und mit all dem müsst     denkt, egal, wie lange man es herauszögern
ihr auf einmal versuchen, fertig zu werden.        möchte. Plötzlich ist man im 3. Mastersemester
Niemand hat gesagt, dass das leicht ist. Aber      und muss sich wieder Gedanken über die Zu-
ihr wolltet das so, so wie wir alle vor euch und   kunft machen. Gedanken darüber, wo man als
wie viele andere nach euch.                        nächstes wieder ganz unten in der Hierarchie
                                                   stehen möchte, weil man ja gerade erst von der
Ihr könnt so Vieles ausprobieren. In einer neu-    Uni gekommen ist. Es wird nie aufhören, aber
en Stadt, wo ihr niemanden kennt und euch          das ist auch gut so. So funktioniert das mit dem
niemand kennt, lässt es sich recht gut von vor-    Weiterentwickeln nun einmal. Aber ich bin si-
ne anfangen. Ihr könnt euch engagieren oder        cher, dass ihr all diese Schwierigkeiten irgend-
faul in eurem Bett liegen und Netflixserie nach    wie meistern werdet. Vielleicht sind unter euch
Netflixserie durchschauen. Niemand wird euch       ja schon die nächsten Hawkings oder Nashes
sagen, was ihr tun sollt.                          und ihr löst auf dem Weg noch ein oder zwei
                                                   Millenium-Probleme. Aber bloß keinen Druck.
Das alles wird euch eigenverantwortlicher ma-
chen. Allein die Tatsache, dass ihr selbst für     Probiert euch aus. Macht das, was euch interes-
euer Essen sorgen müsst, wird euch dabei hel-      siert. Studiert, aber vergesst euch dabei selbst
fen. Ihr werdet aber auch merken, dass Nudeln      nicht. Geht raus, macht Sport, engagiert euch
mit Ketchup zum Frühstück zwar eure Freiheit       in einem gemeinnützigen Verein, reist in der
widerspiegelt, ihr euch aber dahingehend doch      Welt, schreibt für die impulsiv, werdet politisch
am liebsten selbst einschränken wollen wür-        aktiv, geht feiern oder lest den ganzen Tag. Was
det.                                               auch immer ihr wollt.

Und wenn ich euch eine Sache mitgeben kann,        Ich hoffe, ihr seid gut angekommen.
dann ist es, dass, auch wenn drei Jahre erst
einmal wie eine unglaublich lange Zeit klingen,    Wir freuen uns auf euch!

                                                          Ausgabe 136 | WiSe 2019/20           11
Der neue
                                                                                                     Präsident der
                                                                                                         TUM
                                                                                                 Interview mit Prof. Dr. Thomas Hofmann
Kooperation der FS-Zeitschriften: Der Chemist, impulsiv, Maulwurf, Reisswolf und Trafo

                                                                                         Reisswolf: Lieber Herr Hofmann, zuerst etwas     hätte da nicht der jetzige Präsident Herrmann
                                                                                         persönliches: Wie war Ihr Karriereweg von Ih-    interveniert. Ich sollte unbedingt bei ihm in
                                                                                         rem Studium an der FAU in Nürnberg bis hier-     München vorbeikommen, weil er plante, einen
                                                                                         her?                                             Lehrstuhl für mein Gebiet einzurichten. Dafür
                                                                                                                                          habe ich dann sogar meinen Urlaub unterbro-
                                                                                         Hofmann: Im Jahr 1993 war ich schon fast zur
                                                                                                                                          chen und bin nach München gekommen. Die
                                                                                         Promotion in Pharmazie an der FAU gemeldet,
                                                                                                                                          TU München war damals schon in einer guten
                                                                                         als ich von der TU München ein spannendes
                                                                                                                                          Entwicklung, kurz nach der Exzellenzinitiative
                                                                                         Thema angeboten bekommen habe, das mich
                                                                                                                                          2007 – deswegen bin ich nach München zu-
                                                                                         sehr interessiert hat: Struktur, Beziehung
                                                                                                                                          rückgekommen.
                                                                                         und Bildung von Geruchsstoffen bei Arbeits-
                                                                                         prozessen. Danach bin ich zur Habilitation       Zu Beginn war mein Lehrstuhl noch in Gar-
                                                                                         übergegangen, mit der ich 1998 fertig wurde.     ching, dann bot sich aber die Möglichkeit nach
                                                                                         Anschließend wurde ich stellvertretender Di-     Freising zu ziehen, wo wir nahe an den anderen
                                                                                         rektor der Deutschen Forschungsanstalt für       Einrichtungen des WZW stark gewachsen sind
                                                                                         Lebensmittelchemie. Ich habe dort die For-       und auch enge Kooperationen mit z.B. der Che-
                                                                                         schungsrichtung geändert und bin mehr in die     mie eingegangen sind. 2009 saß ich in meinem
                                                                                         Naturstoffe gegangen, um zu untersuchen, wie     Büro und sah den Dienstwagen des Präsiden-
                                                                                         sie die Geschmacksrezeptoren aktivieren. 2002    ten anfahren, unangemeldet! Er bot mir das
                                                                                         bin ich nach Münster gegangen und habe dort      Amt als Vizepräsident für Forschung an. Ich
                                                                                         den Lehrstuhl in einem katastrophalen Zustand    war gerade zwei Jahre an der TUM und wollte
                                                                                         vorgefunden. Ich habe dann versucht das Insti-   erst meine Forschung am Institut stärker aus-
                                                                                         tut in Richtung einer modernen und zukunfts-     bauen, ließ mich dann aber überzeugen, weil
                                                                                         orientierten Forschung umzulenken, worauf-       ich mich auch für die Akademia im Allgemei-
                                                                                         hin das Institut sich blendend entwickelt hat.   nen verantwortlich fühlte. Nach den ersten drei
                                                                                         Dort habe ich auch eine Graduiertenschule auf-   Jahren als Vizepräsident für Forschung folgten
                                                                                         gebaut.                                          weitere drei und danach noch drei weitere ext-
                                                                                                                                          rem spannende Dienstjahre.
                                                                                         Es lief also sehr gut in Münster, 2006 war ich
                                                                                         schon designierter Dekan und hätte auch gut      Die TUM ist wie ein Startup, man hat hier die
                                                                                         dort bleiben können, hätte ich nicht 2007 ei-    Möglichkeit sehr schnell zu entscheiden und
                                                                                         nen Ruf an die renommierte ETH in Zürich be-     zu gestalten. Mit der starken Förderung von Te-
                                                                                         kommen. Ich stand kurz vor der Unterschrift,     nure-Track-Professuren z.B. haben wir die TUM

                                                                                         12
beim Recruiting von jungen Spitzenforschern       Locations zusammenbringen, um frühzeitig
viel wettbewerbsfähiger gemacht. Und die-         Chancen zu erkennen und anzugehen.
se Handlungsschnelligkeit zeigt sich in vielen
                                                  Reisswolf: Sie haben ja auch gerade die De-
Fragestellungen. Das schätze ich besonders an
                                                  zentralität der TUM angesprochen. Als Student
unserem Hochschulpräsidium! Man wird natür-
                                                  kennt man ja das anstrengende Pendeln, zum
lich auch kritisiert, aber im Nachhinein liegen
                                                  Beispiel nach Weihenstephan. Was halten Sie
wir mit vielen Entscheidungen der letzten Jah-
                                                  von den vielen verschiedenen Standorten und
re richtig und werden national und internatio-
                                                  wird es sich auch so weiterentwickeln?
nal gelobt. Deswegen habe ich meinen Hut für
die Präsidentschaft in den Ring geworfen, weil    Hofmann: Was die Standorte angeht, ist die TU
ich weiterhin die TUM gestalten möchte. Gera-     deutlich gewachsen. Zum Beispiel Straubing
de wenn man in der Welt unterwegs ist, sieht      Weihenstephan, Garching und die Innenstadt,
man, in was für einer unglaublichen Geschwin-     oder auch Heilbronn. Jetzt kommt durch Otto-
digkeit sich Forschung, Lehre und Wirtschaft      brunn mit Luft- und Raumfahrt nochmal ein
verändert, besonders in Asien. Wir in Deutsch-    Standort hinzu. Das hat alles Vor- und Nachtei-
land müssen uns deswegen enorm anstrengen,        le. Es gibt viele Spitzenuniversitäten, die eine
um am Ball zu bleiben und immer vorausschau-      ähnliche Herausforderung haben, dass sie eben
ende Entscheidungen zu treffen! Wir haben         nicht an einem Standort lokal angesiedelt sind.
hier in München zwei Top-Unis, Global Player      Die Frage wird am Ende sein, wie wir es schaf-
der Industrie und auch noch viele Startups.       fen, die Menschen, die Wissenschaft und die
So macht der Wettbewerb auch Spaß und ich         Studierenden so in Austausch zu bringen, dass
strenge mich gerne dafür an!                      sie als Eines denken. Denn oft liegen Potentia-
                                                  le zwischen den Disziplinen. So ist in Straubing
Maulwurf: Was genau werden denn ihre Auf-
                                                  die Nachhaltigkeit ein riesen Zukunftsthema,
gaben als Präsident sein? Ist das mehr orga-
                                                  das natürlich ganz eng integriert sein muss mit
nisatorisch oder koordinieren Sie noch Ihren
                                                  dem, was die Chemiker, Verfahrenstechniker
Lehrstuhl?
                                                  oder die Biologen im WZW machen. Dafür müs-
Hofmann: An meinem eigenen Lehrstuhl wer-         sen wir die Leute zusammenbringen, aber auch
de ich kommissarisch vertreten. Ich glaube, die   Transportmöglichkeiten optimieren. Eine Mög-
Aufgaben als Universitätsleitung sind heute so    lichkeit ist der Einsatz eines Busses zwischen
komplex und vielfältig, dass man sie nicht mehr   dem WZW und Garching, wobei wir langfristig
nebenbei schultern kann. Als Vizepräsident        sehen müssen, ob es das Vernünftigste ist oder
habe ich es die letzten Jahre noch einigerma-     es andere Möglichkeiten gibt. Ideal ist natür-
ßen balancieren können, aber mit jeder guten      lich langfristig die Verlängerung der U-Bahn.
Idee im Präsidium wachsen dort die Ansprüche.     Dies ist ein Thema, welches man unbedingt an-
                                                  gehen muss, was aber auch nicht in drei Jahren
Um die Hochschule als Präsident zu führen, ist
                                                  gelöst sein wird.
die wichtigste Aufgabe stets die Prozesse und
Strategie der eigenen Organisation zu hinter-     Reisswolf: Sie haben kurz die Nachhaltigkeit
fragen und streng analytisch zu betrachten.       angesprochen. Planen Sie in ihrer Amtszeit die
                                                  Nachhaltigkeit am Campus auch direkt umzu-
Die Aufgabe als Präsident ist also etwas ande-
                                                  setzen?
res als Verwaltung, sondern aktive Steuerung.
Wie schaffen wir es neue Forschungsthemen         Hofmann: Da sprechen Sie ein wichtiges Thema
frühzeitig aufzugreifen? Wie schaffen wir         an. Wenn Sie sich heute die Top-Unis anschau-
schlagkräftige Verbünde zwischen den Fakul-       en, finden Sie genau das Thema ganz hoch-
täten? Die TU ist schon sehr gut darin, Ideen     gradig aufgesetzt. Interessanterweise finden
von anderen Spitzenunis aufzugreifen und er-      Sie bei deutschen Universitäten entsprechend
folgreich umzusetzen. Dabei sind Bioenginee-      wenig. Wir reden immer und sagen, aus unse-
ring und Robotics zu nennen. Dennoch sind         rer neuen Forschung kommen neue Technolo-
wir zu langsam im Aufgreifen von ganz neuen       gieentwicklungen. Ich glaube, dass wir selber
Ideen. Daran möchte ich arbeiten. Eine weitere    nicht nur der Unternehmenswelt sagen sollten,
zentrale Frage ist, wie wir die Wissenschaftle-   was sie besser machen können, sondern auch
rinnen und Wissenschaftler der verschiedenen      selbst mit einem guten Beispiel vorangehen

                                                         Ausgabe 136 | WiSe 2019/20          13
sollten. Dabei wäre der Garchinger Campus          spielen, indem sie neben fachlicher Experti-
ein Idealcampus, um dort nachhaltige Techno-       se weitere Komponenten mitgibt. Neben den
logien zu implementieren. Dabei entwickeln         Werten brauchen Sie aber auch die erweiterte
wir sozusagen eine Art Demonstrator, wo wir        Vorstellung, wie das studierte Fach interdiszi-
aus der eigenen Forschung immer wieder neue        plinär verknüpfbar ist. Viele der Innovations-
Technologien implementieren und diese dort         felder sind eine Schnittstellendisziplin, wie
auch besichtigbar und testbar machen. Man          die Nachhaltigkeit. Trotzdem ist es nicht das
sieht, das Nachhaltigkeitsthema hat uns in der     Ziel, einen Generalisten auszubilden, der alles
Vergangenheit vergleichsweise wenig in unse-       ein bisschen kann und nichts richtig. Vielmehr
ren zentralen Steuermaßnahmen beeinflusst,         wollen wir den Spezialisten, der aber über ein
im Gegensatz zur Forschung. Deshalb werden         großes Mindset verfügt. Diese interdisziplinäre
wir das auf die Agenda nehmen als einen unse-      Verknüpfbarkeit müssten wir in den Studien-
rer neuen Punkte im Leitbild der TU. Trotzdem      gängen wesentlich mehr implementieren als
ist es eine Herausforderung, weil dafür auch Fi-   wir es heute haben. Das bedeutet auch, dass
nanzen benötigt werden, die sie für Forschung      die Studiengänge personalisierter werden.
leichter bekommen als für die Umsetzung der
                                                   Maulwurf: Wem wollen sie die weltanschau-
Nachhaltigkeit am Campus. Trotzdem sind wir
                                                   liche Komponente, was gelehrt wird, überlas-
der Gesellschaft gegenüber verpflichtet.
                                                   sen: den Professoren oder den Studenten? Wer
Reisswolf: Was denken Sie, welche Rolle die        entscheidet dieses Vorgehen, machen das dann
TUM in der Gesellschaft spielt? Welche Werte       direkt die Universitäten?
soll die TUM vermitteln? Gefühlsmäßig ist die
                                                   Hofmann: Die Universität war immer gut be-
TUM sehr industriell und wirtschaftlich ge-
                                                   raten, eine Balance zwischen Bottom-up und
prägt und die LMU hat eher eine Stimme in der
                                                   Top-down Ideen zu haben. Dabei macht es na-
Gesellschaft, zum Beispiel durch Figuren wie
                                                   türlich Sinn, diese größere Strategie mit kon-
Harald Lesch.
                                                   kreten Themen zu füllen und Projekten, die
Hofmann: Ich glaube nicht, dass die Techni-        Bottom-up kommen. Diese sinnvolle Idee hat
sche Universität zu industrieorientiert ist. Ge-   die TUM eigentlich in den letzten zehn bis 15
rade das ist eine Stärke, die die TU auch haben    Jahren immer weit gebracht. So müssen wir als
sollte, denn es ist nicht ausschließlich unsere    Hochschulpräsidium die großen Visionen an-
Agenda, wie manche glauben. Die Universitä-        gehen wie das Thema Nachhaltigkeit, aber da-
ten bilden primär für den akademischen Markt       für auch Kenntnisse und Wissen über entspre-
aus. Ein Großteil unserer Absolventen geht         chende Herausforderungen generieren. Dies
eben nicht in die Industrie, sondern in andere     kommt dann direkt von den entsprechenden
gesellschaftlich relevante Berufe oder auch        Disziplinen wie den Fakultäten oder Schools.
in die Politik. Auf der anderen Seite ist dieser
                                                   Reisswolf: Ich würde jetzt gerne ein bisschen
enge Schulterschluss mit der Industrie absolut
                                                   das Thema wechseln und auf die Exzellenz-
sinnvoll, gerade weil wir auch viele Big Play-
                                                   initiative zu sprechen kommen. Die TUM ist
er und DAX-Unternehmen in München haben.
                                                   ja wieder aufgenommen worden und hat ein
Wenn man das mit der Start-up Szene bündelt,
                                                   Preisgeld bekommen. Was genau ist denn für
stehen wir exzellent da. Unser Auftrag ist na-
                                                   die nächsten sieben Jahre, die die Exzellenzin-
türlich die Diffusion von Wissen und Techno-
                                                   itiative jetzt andauert, geplant und wie kommt
logie in die Wirtschaft und die Beschleunigung
                                                   das den Studierenden zu Gute?
der Gesellschaft, aber die gesellschaftliche Re-
levanz von Innovationen müssen wir in Zukunft      Hofmann: Vieles von dem, was wir gerade be-
stärker im Fokus haben.                            sprochen haben, geht genau in der Linie des
                                                   Zukunftskonzepts, bei dem wir im Vergleich zu
Diese Herausforderung hat die TU nicht allei-
                                                   den letzten beiden Tranchen gerade das Thema
ne, sie ist aber eine der wenigen Universitäten,
                                                   Lehre stark in den Fokus aufgenommen haben,
die dies groß ins Zentrum rückt, unter anderem
                                                   weil wir glauben, dass eine modern aufgestell-
verankert im Zukunftskonzept. Dazu gehört
                                                   te Universität sich auch in der Lehre reformie-
das Thema Verantwortung und eine Wertever-
                                                   ren muss. Das beginnt bei den Studiengängen.
mittlung. Dabei kann die TU eine große Rolle
                                                   Da muss man sich die Frage stellen: Wie kom-

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men wir eigentlich zu neuen Lehrformaten?         entwickeln könnten? Was sind von Ihrer Seite
Man könnte das wie bisher jeder Fakultät über-    Entwicklungspotentiale, bei denen wir uns ver-
lassen. Oder man überlegt sich, ob man nicht      bessern können? Und dann schaut man, welche
am Ende eine Matrixstruktur braucht und grün-     Maßnahmen man davon umsetzen könnte.
det ein TUM Institute for Study and Teaching.
                                                  Maulwurf: Der akademische Mittelbau ist be-
Und dieses fakultätsübergreifende Institut ent-
                                                  reits extrem durch die Lehre belastet. Wenn
wickelt gemeinsam mit den Fachexperten aus
                                                  man die von Ihnen angesprochenen Projektar-
den jeweiligen Disziplinen neue Studienpro-
                                                  beiten umsetzen möchte, fehlen da nicht Per-
gramme, die auch die Module aus den unter-
                                                  sonal und Ressourcen?
schiedlichen Kompetenzbereichen syntheti-
sieren kann. Man würde aus dem engen Blick        Hofmann: Zum einen brauchen wir mehr Pro-
der Fakultäten herausgehen, sondern aus der       fessuren, um das Verhältnis Studierende zu
Vogelperspektive fragen, was mehr Sinn ergibt.    Lehrende zu verbessern. Das ist nicht optimal.
                                                  Die Studierendenzahlen sind enorm in die Höhe
Es gibt Studiengänge, die aus mehreren Be-
                                                  geschossen, das wissen Sie selbst. Als ich 1993
reichen Module brauchen. Wo soll ein Robo-
                                                  begonnen habe, waren wir bei 20.000 Studie-
tikstudiengang aufgehoben sein? Ist der Inhalt
                                                  renden, jetzt sind wir bei 41.000. Ich glaube,
überwiegend Elektrotechnik? Maschinenwe-
                                                  unser großes Ziel muss sein, dass wir Qualität
sen, Informatik, Physik? Man braucht eine Ein-
                                                  zulegen und nicht Quantität. Wir sind an der
richtung, die durch die Fakultäten schneidet
                                                  Kapazitätsgrenze angekommen. Wir brauchen
und sich aus den verschiedenen Bereichen die
                                                  mehr Professuren, aber auch ein Umdenken,
Expertisen synthetisiert. Das ist eine Maß-
                                                  wie die Aufgabenverteilung im akademischen
nahme, die wir machen werden. Und die ist
                                                  Mittelbau aussehen kann. Wir haben teilweise
für Deutschland bahnbrechend, weil heute die
                                                  hervorragende Leute im Mittelbau, wenn wir
Studiengänge immer in Fakultäten definiert
                                                  die über einen Karrieretrack zum Lecturer hin-
werden. Ein ganz anderes Thema wäre Lifelong
                                                  entwickeln, können wir die Verhältnisse für die
Learning: Wie kann die Universität Ihnen hel-
                                                  Studierenden erheblich verbessern. Heutzuta-
fen, langfristig auf dem vordersten Stand des
                                                  ge besteht der Mittelbau aus „Einheitsleuten“,
Wissens zu bleiben? Hierfür werden wir ein
                                                  die alles ein bisschen machen müssen: Ein
zweites Institut einrichten, das Institute for
                                                  bisschen Lehre, ein bisschen Verwaltung, ein
Lifelong Learning. Die TU möchte Ihnen damit
                                                  bisschen Forschung. Das ist langfristig nicht
helfen, in den verschiedenen Phasen Ihrer Kar-
                                                  mehr tragfähig.
riere immer wieder an die TUM zurückzukom-
men, sodass wir über kurze Module zur Weiter-     Reisswolf: Sollen in dem Zuge die Lehre und
bildung anbieten.                                 die Studiengänge umstrukturiert werden?
Reisswolf: Nochmal eine Frage aus Studenten-      Hofmann: Die Studierendenzahlen steigen,
sicht: Wie stellen Sie sich denn die Zusammen-    aber die Studiengänge bleiben dieselben. Am
arbeit mit den studentischen Vertretungen vor?    Ende wissen wir ja selber, dass die Studieren-
                                                  den von bestimmten Themen getrieben werden.
Hofmann: Intensiver. Nein, wirklich! Ich möch-
                                                  Es gibt die Informatik, aber auch das Games En-
te, so wie ich das auch mit den Doktoranden
                                                  gineering und bei vielen zieht der Games-Engi-
in den letzten Jahren gehabt habe, einen sehr
                                                  neering-Studiengang mehr als die Informatik.
intensiven Austausch haben. Ich glaube, dass
                                                  Daher wird der Studiengang gut studiert. Aber
man als Präsident sich nicht anmaßen kann,
                                                  ist das auch sinnvoll? Oder ist nicht vielleicht
die Zukunft vorherzusagen, sondern dass es
                                                  ein breit aufgestellter Informatik-Bachelor mit
genauso wichtig ist, den Studierenden und
                                                  vielen Wahloptionen besser? Daran kann dann
Wissenschaftlern immer wieder zuzuhören.
                                                  ein Master in Games Engineering angeschlos-
Auch um zu hören, was Sie für die TUM als
                                                  sen werden.
Zukunfts- und Entwicklungsfeld sehen. Das
Thema Nachhaltigkeit ist so ein Beispiel. Ich     Ich glaube, dass Sie als Studierende mit zu
würde gerne mal eine Art Ideenwettbewerb der      stark spezialisierten Bachelors langfristig
Studierenden haben: Was wären Maßnahmen,          nicht gut bedient sind, gerade in den Zeiten, in
mit denen wir uns im Bereich der Lehre weiter-    denen sich die Technologien und Arbeitsmärk-
                                                  te so schnell entwickeln. Dieses Problem führt

                                                         Ausgabe 136 | WiSe 2019/20          15
natürlich auch dazu, dass der Betreuungsauf-      gar nicht wundert. Denn wer für die Lebensmit-
wand in parallelen Bachelorstudiengängen          telforschung 30 neue Professuren auf die grüne
nach oben wächst und das muss man im Auge         Wiese nach Kulmbach bringt oder 20 neue Pro-
behalten. Wir machen gerade eine Aufstellung      fessuren nach Bayreuth bringt, wohlwissend,
der Studiengänge und es sieht so aus, dass wir    dass es dort nur eine einzige batterierelevan-
fast die gleichen Studiengänge an verschiede-     te Professur gibt, der braucht sich nicht wun-
nen Fakultäten anbieten, ohne dass es der an-     dern, wenn am Ende nichts rauskommt. Wenn
dere weiß. Wir müssen uns das komplette Lehr-     ich der Minister wäre, dann würde ich mir an-
portfolio anschauen.                              schauen, wo die Universitäten gut sind, wenn
                                                  ich regional investieren will. Und wenn ich in
Maulwurf: Ich stimme Ihnen zu, das sind gute
                                                  Bayreuth bin, dann fällt mir als allerletztes die
Gedanken, aber da habe ich die Sorge, ob wir
                                                  Batterieforschung ein, denn die haben ja keine.
als Studierende bei einer Umstrukturierung
                                                  Die sind eigentlich in Deutchland führend im
nicht übergangen werden könnten.
                                                  Bereich der Polymerforschung. Aber die haben
Hofmann: Nein, auf keinen Fall! Wir werden ja     es trotz Antrag nicht zum Exzellenzcluster ge-
nicht morgen die Läden runterlassen. Wir be-      schafft. Aber wenn man denen jetzt zehn Pro-
trachten die Ziele der nächsten sechs bis zehn    fessuren in dem Bereich gibt, dann werden sie
Jahre. Wo will die Universität nach dieser Zeit   in zehn Jahren mit einem erfolgreichen Cluster
stehen? Wir beginnen erst einmal bei Studien-     dastehen. Man muss die Universitäten strate-
gängen, die wirklich redundant sind. Da stellt    gisch unterstützen, aber dummerweise macht
sich die Frage, ob das überhaupt Sinn ergibt.     das keiner. Politisch wird alles vergeben, ohne
Oder ist es besser, stattdessen nur zehn anzu-    sich vorher umzuschauen. Da wünsche ich mir,
bieten und die dann stark zu betreuen? Dann       dass man mit den Universitäten zusammenar-
kann es sich im Master weiter ausdifferenzie-     beitet, bevor man Entscheidungen trifft. Damit
ren. Bei Games Engineering haben wir das glei-    wird Innovationspotential verschenkt, das wir
che Problem. Wir haben den Bachelor und den       in Bayern haben. Da muss sich einfach etwas
gleichnamigen Master obendrauf. Das führt         ändern. Und da ist es ein gutes Zeichen, wenn
dazu, dass man den Eindruck hat, dass im Mas-     man eingeladen wird, um zu schauen, welche
ter Inhalte kommen, die bereits im Bachelor       Gesetze geändert werden müssen.
abgedeckt sind und man stellt sich die Frage,
                                                  Impulsiv: In einigen Fakultäten, wie zum Bei-
wie man den Master vom Bachelor ausdifferen-
                                                  spiel in der Informatik, mangelt es an studen-
zieren kann. Da ist ein breit angelegter Bache-
                                                  tischen Hilfskräften, weil aus der Perspektive
lor besser.
                                                  der Studenten oftmals nicht die marktüblichen
Reisswolf: Wie ist denn allgemein das Zusam-      Gehälter von den Lehrstühlen bezahlt werden.
menspiel zwischen Hochschulen und der Poli-       Oft weiß man auch nicht, ob die Stundenzahlen
tik?                                              eingehalten werden können, z.B. für Hausauf-
Hofmann: Das war in den letzten Jahren sehr       gabenkorrekturen. Sind da Ihrerseits Maßnah-
gut und das wird auch weiterhin so sein, ich      men geplant?
habe gute Verbindungen in den Ministerien.        Hofmann: Ich höre das jetzt zum ersten Mal. Im
Ich würde mir wünschen, dass man sich mehr        WZW zum Beispiel ist das nicht so. Da müss-
mit denen zusammensetzt, die das operativ         te man mal darüber nachdenken, ob es sich
umsetzen, bevor politische Weichenstellungen      hier um einen Solitärfall handelt, weil da der
getroffen werden.                                 Arbeitsmarkt so gut ist. Ich glaube, dass das ein
Maulwurf: Ottobrunn zum Beispiel.                 ernstzunehmendes Problem ist, das man an-
                                                  gehen muss. Vor allem auch deshalb, weil ich
Hofmann: Da gibt es mehrere Beispiele. Ich war    glaube, dass wir in Zukunft in fast allen Stu-
heute vor diesem Interview noch in der Staats-    diengängen ein Basis-Informatik-Modul haben
kanzlei. Die suchen händeringend nach Ideen,      müssen. Das ist ein Thema, welches ich gerne
wie man die Akademia weiterentwickeln kann,       mitnehme.
deshalb war ich auch eingeladen. Die Frage
war, warum Bayern nur zwei Exzellenzuniver-
sitäten hat. Da habe ich gesagt, dass mich das

16
im Wintersemester 2019/2020
Auch dieses Semester bieten wir euch wieder zahlreiche
hochkarätige Exkursionen.
Wie immer ist die Teilnahme für alle Studierenden
Münchner Hochschulen kostenlos!

 Datum        Art         Unternehmen             Ort                Branche
 15.11.2019   Vortrag     Boston Consulting       München            Beratung
                          Group
 18.11.2019   Exkursion   Knorr Bremse AG         München            Bremssysteme
 21.11.2019   Exkursion   Leitner GmbH & Co.   München               Baubranche
                          Bauunternehmung
 04.12.2019   Vortrag     Europäische          Garching bei          Raumfahrt
                          Weltraumorganisation München
 05.12.2019   Exkursion   Jambit GmbH             München            Softwareentwicklung
 11.12.2019   Exkursion   Audi AG                 Ingolstadt         Automobilindustrie
12.12.2019    Exkursion   Airbus Helikopter      Donauwörth          Luftfahrt

 tba          Exkursion   Ferrero S.p.A.          Stadtstallendorf   Life Science

 tba          Exkursion   L‘Orèal S.A.            Karlsruhe          Life Science

 tba          Exkursion   DGNB e.V                Stuttgart          Baubranche

                                           Anmeldung und weitere Informationen, siehe
                                           https://www.ikom.tum.de
Infrastruktur
                                      schön und gut,
                                     aber nicht bei mir
                                    In Laichingen, einer Kleinstadt etwa 25 Kilome-   diesen Menschen muss es wohl irgendwie so
                                    ter westlich von Ulm, wurde vor einigen Tagen     scheinen, dass die Nebenwirkungen von Kohle
                                    der Bau eines Solarparks durch einen Bürger-      und Gas weniger schlimm sind als die von Wind
                                    entscheid verhindert. Sogar der Bund für Um-      und Solar. Weil sie einem eben nicht vor der
                                    welt und Naturschutz Deutschland (BUND)           Haustür auflauern.
                                    hatte das Vorhaben unterstützt; das Solarfeld
                                    hätte die ganze Stadt versorgen können. Der       Auch anderen Infrastrukturprojekten geht es
                                    Grund der Ablehnung: ein „immenser Flächen-       nicht besser. Zum Beispiel der 5G-Ausbau, der
                                    verbrauch bei uns in der Gegend“.                 für Schlüsseltechnologien der Zukunft benötigt
                                                                                      wird. Abgesehen vom klassischen „Wer braucht
                                    Solche Vorkommnisse sind längst keine Ein-        schon 5G? 4G ist schnell genug“ schwirren teil-
                                    zelfälle mehr. Überall in Deutschland herrscht    weise die skurrilsten Verschwörungstheorien
                                    eine Grundstimmung der Ablehnung gegen-           im Internet herum, die über soziale Netzwer-
                                    über Infrastrukturprojekten. Ökostrom? Schön      ke verbreitet werden. Eine Online-Petition mit
                                    und gut, aber nicht bei mir. Funkmasten? Schön    mehr als 75.000 Unterstützern, die sich gegen
                                    und gut, aber nicht bei mir. Bahnstreckenaus-     den 5G-Ausbau richtet, behauptet, dass Funk-
                                    bau? Schön und gut, aber nicht bei mir.           masten „Müdigkeit, Infektionsanfälligkeit,
                                                                                      Kopfschmerzen, Unwohlsein, Konzentrations-
                                    Die Grundeinstellung „Alles bleibt so, wie es     defizite und vor allem Krebs“ hervorrufen. Die
                                    ist“ schadet Deutschland nachhaltig. Men-         Gründerin der Bürgerinitiative „Stoppt 5G“
                                    schen neigen dazu, nur das zu sehen, was vor      meint gar: „Ich will unseren Enkeln so eine
von Jacob Zhang [zhang@fs.tum.de]

                                    ihnen liegt. Die Ablehnungsargumente sind im-     Welt nicht hinterlassen.“
                                    mer die gleichen: Der Solarpark nimmt Acker-
                                    fläche weg. Das Windrad zerstört die schöne       Toll gemacht. Kein Wunder, dass der Infra-
                                    Landschaft. Aber wenn dieselben Menschen          strukturausbau in Deutschland so hinterher-
                                    dann gefragt werden, was sie über die Ener-       hinkt. Das ist genau die Einstellung, die dazu
                                    giewende denken, dann heißt es „Erneuerbare       führen wird, dass unsere Enkel in einem Land
                                    Energien? Ja bitte! – Vor meiner Haustür? Nein    mit einer desolaten Infrastruktur leben, von
                                    danke!“. Diese Scheinheiligkeit ist ein großes    ambitionierteren Ländern längst abgehängt.
                                    gesellschaftliches Problem.
                                                                                      Das Problem bleibt die Grundeinstellung der
                                    Denn der Strom kommt nicht einfach aus der        Bürger. Und die wird sich wohl erst in einigen
                                    Steckdose. Jede Solaranlage, die nicht gebaut     Jahrzehnten ändern, wenn sich die gesell-
                                    wird, sorgt dafür, dass mehr Strom mit fossi-     schaftlichen Strukturen weiterentwickeln. Und
                                    len Energieträgern erzeugt werden muss. Aber      dann ist es vielleicht zu spät.

                                    18
Der tu film jetzt
       in Garching
 Schon gehört? Der tu film hat eine 2. Spielstätte

Eine Karriere vom Blumenzüchter zum Dro-          noch ein großes Fragezeichen im Programm –
genkurier, eine Welt ohne Beatles, Zombie-        als Platzhalter für einen Überraschungsfilm.
apokalypsen, Pokémons als Detektive. Unserer      Erratet ihr, was wir zeigen werden? Es lohnt
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es      sich jedenfalls das aktuelle Kinoprogramm im
darum geht, Geschichten zu erfinden. Und wie      Auge zu behalten! Auch einen Wunschfilm ha-
könnte man diese besser in die Welt tragen als    ben wir erstmalig im Repertoire: Bis zum 03.
mit einem Projektor, einer Leinwand und Film-     Dezember könnt ihr in unsere Rolle schlüpfen
rollen?                                           und das Programm selbst aussuchen. Am Kiosk
                                                  im Hörsaal 1200 könnt ihr ganz einfach mit ei-
Deshalb haben wir, das tu film Team, den wag-     nem Stimmzettel zwischen fünf Filmen wählen
halsigen Beschluss gefasst, einen zweiten         und der Gewinner wird am 17. Dezember in der
Standort zu eröffnen und unser Konzept „Kino      Innenstadt gezeigt.
im Hörsaal - von Studierenden für alle“ weiter
in die Welt zu tragen. Nach langen Planungssit-   Also worauf wartet ihr noch? Schnappt euch
zungen, viel Rechen- und Bastelarbeit freuen      eure Freunde, bestellt schonmal Pizza, holt
wir uns jetzt darauf, euch jeden Donnerstag um    euch an den Vorverkaufsstellen in Garching
20:00 Uhr einen Film mit neuester Kinotechnik     (Skriptenverkauf der FS Maschinenbau), in der
für 3 Euro im Hörsaal MW 1801 in Garching zei-    Innenstadt im AStA (Mensagebäude) oder an
gen zu können – von den kultigsten Klassikern     der Abendkasse ab ca. 19:30 Uhr Tickets und
bis hin zum aktuellen Blockbuster ist alles da-   genießt ein buntgemischtes Wintersemes-
bei!                                              ter-Programm!

Aber keine Sorge: Auch die traditionsreiche In-   Wir freuen uns auf euch,
nenstadt-Spielstätte im Hörsaal 1200 kommt
                                                                                                   der tu film [www.tu-film.de]

nicht zu kurz. Wie gewohnt wird hier jeden        Der tu film
Dienstag ebenfalls um 20:00 Uhr ein sehens-
werter Film anlaufen – mit Highlights, wie dem
„Avengers“ Double Feature, dem „Iron Sky“
Double Feature, dem Stummfilm-Konzert und
der Feuerzangenbowle in der Vorweihnachts-        der tu film
zeit – wie könnte es auch anders sein?            Arcisstraße 21
                                                  80333 München
Als wäre das nicht bereits genug, haben wir uns   tu-film@tu-film.de
noch weitere Überraschungen für euch aus-         Homepage: www.tu-film.de
gedacht: Am Dienstag, dem 21. Januar, steht       Newsletter: news-subscribe@tu-film.de

                                                         Ausgabe 136 | WiSe 2019/20        19
Programm für das
 München                Wintersemester 2019/20                    Garching

 Do     10. Okt       Captain Marvel                                    MUC
 Di     15. Okt       Once Upon a time … in Hollywood          OV       MUC
 Do     17. Okt       Asterix und Kleopatra                             GAR
 Di     22. Okt       Avengers: Infinity War + Endgame         DF       MUC
 Do     24. Okt       Ballon                                            GAR
 Di     29. Okt       From Dusk Till Dawn                      OV       MUC
 Do     31. Okt       The Dead Don’t Die                       OV       GAR
 Di     05. Nov       Mamma Mia!                                        MUC
 Do     07. Nov       The Mule                                          GAR
 Di     12. Nov       The General Stummfilmkonzert, Livebegleitung      MUC
                                                                OV
 Di     19. Nov       Der Mann, der zuviel wußte                        MUC
 Do     21. Nov       Pokémon Meisterdetektiv Pikachu                   GAR
 Di     26. Nov       Leberkäsjunkie                                    MUC
 Do     28. Nov       Matrix                                            GAR
 Di     03. Dez       Aladdin                                  OV       MUC
 Do     05. Dez       Anna and the Apocalypse                  OV       GAR
 Di     10. Dez       Die Feuerzangenbowle                              MUC
 Mi     11. Dez       Die Feuerzangenbowle                              MUC
 Do     12. Dez       Die Feuerzangenbowle                              MUC
 Di     17. Dez       Wunschfilm                   Weihnachtsfilm       MUC
 Di     07. Jan       Der König der Löwen                               MUC
 Do     09. Jan       Spider-Man: Far From Home                         GAR
 Di     14. Jan       Iron Sky I + II                     DF, OV        MUC
 Do     16. Jan       Mad Max: Fury Road                                GAR
 Di     21. Jan       Überraschungsfilm                                 MUC
 Do     23. Jan       Yesterday                                         GAR
 Di     28. Jan       Cloud Atlas                                       MUC
 Do     30. Jan       Ralph Breaks the Internet                OV       GAR
 Di     04. Feb       Das Leben des Brian                               MUC
 Do     06. Feb       The Blues Brothers                                GAR

DF = Double Feature    OV = Originale Version   MUC = München   GAR = Garching
Eintrittspreis
  Regulär:                                3,-€
  Double-Feature:                         5,-€
  Stummfilmkonzert:                       3,-€
Vorverkauf
 5 Filme im Voraus; an beiden Abendkassen, im
 Skriptenverkauf der FSMB (Garching) und in der
 Studentischen Vertretung (Innenstadt-Mensa)
        München                                     Garching
     Stammgelände,                               Maschinenwesen,
     Hörsaal CvL 1200                            Hörsaal MW 1801
          ab 19:15              Kasse                   ab 19:30
          ab 19:30             Einlass                  ab 19:45
           20:00         Vorstellungsbeginn              20:00

TU München, Arcisstraße 21,                 Forschungscampus Garching,
Eingang Ecke Gabelsberger-/Arcisstraße,     Boltzmannstraße 15,
1. Stock, Hörsaal 1200                      Maschinenwesen, Hörsaal 1801

Newsletter: news-subscribe@tu-film.de                       Stand: 24. September 2019
Weitere Informationen findest du unter www.tu-film.de         Änderungen vorbehalten
E-Sport an der
                                                                                  TU München
                                                                                     Hochschulmeister und Trendsetter
von Laura Beckmann, Lukas Karnowski, Marco Plewnia und Gilles Tanson

                                                                       Man munkelt, München sei eine „hippe“ Stadt.     gleich nach dem Fußball. Ob man hierbei tat-
                                                                       Sie biete ihren Studierenden ein reiches Ange-   sächlich von einer Sportart reden kann, ist eine
                                                                       bot an Freizeitaktivitäten und Weiterbildungs-   mühselige Debatte, die sich seit Jahren zieht
                                                                       möglichkeiten. Fast jede Nische wird da ab-      und hier nicht Thema sein soll. Wichtig ist nur,
                                                                       gedeckt: vom Jugger über Zeichner-Meetups        dass aktuell deutschlandweit viele neue Verei-
                                                                       bis hin zum Robotikclub. Aber ein Sektor er-     ne entstehen, sich Strukturen wie in anderen
                                                                       hielt erstaunlicherweise bisher kaum Beach-      Sportarten bilden und das Thema immer mehr
                                                                       tung: die kompetitive Videospiel-Szene, auch     Aufmerksamkeit bekommt.
                                                                       „E-Sport“-Szene genannt. Aber warum gab es
                                                                       in diesem Bereich bisher kaum Entwicklung,       Eine kleine studentische Gruppe wollte et-
                                                                       obwohl die TU München sogar einen eigenen        was gegen das fehlende Angebot in München
                                                                       Games-Engineering-Studiengang anbietet, die      unternehmen. Sie hatte sich bereits Ende 2017
                                                                       bayerische Staatsregierung angekündigt hat,      zusammengesetzt und die Hochschulgruppe
                                                                       die Szene vermehrt zu fördern und der Trend      „TUM Gaming“ akkreditieren lassen. Mit Stu-
                                                                       von steigenden Zuschauerzahlen im E-Sport        dierenden anderer Münchner Universitäten
                                                                       immer mehr Firmen als Investoren anlockt? Al-    wurde wenig später „Hochschul-Gaming Mün-
                                                                       lein das League of Legends World Champion-       chen“ (HGM) gegründet. Das Ziel? Eine bessere
                                                                       ship im letzten Jahr verfolgten beispielsweise   Vernetzung der Gaming-Szene, die Förderung
                                                                       über 200 Millionen Menschen live mit. In die-    des E-Sports und eine Anlaufstelle für alle In-
                                                                       sem Jahr knackte die E-Sport-Industrie sogar     teressierten zu bieten. Der Schwerpunkt lag
                                                                       die Milliarden-Marke und Prognosen für 2020      jedoch weniger beim „Zocken“ selbst, als dem
                                                                       sehen den E-Sport als zweitgrößte Sportart       Zusammenbringen der Studierenden durch

                                                                       22
Das LoL Team “Munich eSports Academy”

„Real-Life Events“ – in der festen Überzeu-        Wer die Spiele mitverfolgen will, kann das
gung, Teamzusammenhalt und die soziale Ver-        über die Streaming-Plattform Twitch machen.
netzung so am besten stärken zu können.            Dort werden zentral von Uniliga.gg ausge-
                                                   wählte Spiele mit Live-Kommentar übertragen,
Anfangs stand die Idee im Fokus, an der TUM        ähnlich wie im Fußball. Alternativ streamen
Spieler für verschiedene Mannschaften zu-          auch viele engagierte Gruppen der einzelnen
sammenzutrommeln, die in der deutschen Uni-        Hochschulen die Matches, sodass ein großes,
liga.gg für unsere Universität antreten. Die       uniübergreifendes Netzwerk entstanden ist.
uniliga.gg selbst ist ein studentisches Startup,   Letztendlich verpassten die Münchner Teams
das deutschlandweit E-Sport-Turniere zwi-          in League of Legends und CS:GO nur knapp den
schen Hochschulen organisiert. Letzendlich         Aufstieg in die erste Liga, Overwatch hingegen
gehörten im vergangenen Semester nach kur-         schaffte es nicht nur mit zwei Mannschaften in
zer Zeit neben Casual-Gamern auch eine Reihe       die Top 4, sondern holte sich sogar den deut-
von Amateurteams zu HGM. Acht, um genau zu         schen Hochschulmeister-Titel.
sein: Drei Mannschaften in Overwatch, zwei in
CS:GO und zwei in League of Legends. Die Com-      Das Finale konnte man bei einer gemütlichen
munities der einzelnen Spiele entstanden zwar      Viewing Party mitverfolgen. Studierende back-
unabhängig voneinander, fanden aber durch          ten Kuchen, brachten Häppchen und fieberten
diverse Viewing Parties und uniliga.gg-Veran-      live mit, als die „Munich Lions“ das Frankfur-
staltungen in HGM zusammen.                        ter Team in einem starken 4:0 besiegten. Die
                                                   Verbundenheit und das Engagement, das die
Durch die acht Teams hatte München ein paar        Community dabei an den Tag legte, bewies,
starke Repräsentanten in der deutschen Unili-      dass E-Sport mehr als nur „Zocken“ ist. Es ist
ga. Wie in anderen Sportarten werden die Teil-     das Knüpfen von Kontakten mit Gleichgesinn-
nehmer in Ligen unterteilt und müssen nach         ten, das Erarbeiten eines gemeinsamen Ziels
einem festgelegten Zeitplan über das Semester      und das Zusammenhalten, auch in schwierigen
verteilt Matches austragen.                        Situationen. Zum Ende des Semesters bildeten
                                                   sich sogar Lerngruppen für Klausuren, Twitch

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Gründungsfeier im Zwischennutzungsprojekt i14

wurde als Streaming-Plattform zum Vermitteln     bildet nun die Grundlage für die kompetitive
von Lerninhalten genutzt und jedes Organisa-     Gaming-Szene und hofft auf ein erfolgreiches
tionsmitglied hatte wertvolle Praxiserfahrung    erstes Jahr. Aktuell wird das Spielangebot auf
im Projektmanagement gesammelt.                  Titel wie „Rocket League“ und „Hearthstone“
                                                 erweitert und fleißig an angemessenen Scrim-/
Was anfangs nur eine ambitionierte Vision we-    Trainingskonzepten gearbeitet. Wer sich für
niger Studierender war, ist mittlerweile eine    das Thema interessiert, ist herzlich eingeladen,
Community von knapp 1.000 Gamern. Es gibt        mit TUM Gaming Kontakt aufzunehmen. Hier
wöchentliche Treffen und Turniere, es entstan-   wird die Philosophie verfolgt: Wer mit Herz
den neue Freundschaften und seit Neuestem        eine Community zu seinem Lieblingsspiel auf-
auch der Verein Munich eSports e.V. Dieser       bauen möchte, ist immer willkommen.

        www.hochschulgaming-muc.de                       www.munich-esports.de

        hochschulgamingmuenchen@gmail.com                info@munich-esports.de

        @hochschulgaming                                 @munich_esports

        discord.gg/CbgJCrE                               discord.gg/65Epstu

24
Cheerleading –
         Mia San TUM
    Ein Einblick in einen missverstandenen Sport

Nein liebe(r) Leser/Leserin, du hast dich nicht   dabei passieren wird und vor allem worauf (und
verlesen. Auch wenn Cheerleading (Cheer)          auf wen!) in welcher Form aufgepasst werden
durch das Cliché in Hollywood-Filmen als          soll. Höchste Konzentration ist also auch ge-
Anfeuerungssport bekannt ist, welcher aus-        fragt!
schließlich von Frauen praktiziert wird, nimmt
diese Sportart zunehmend an Bedeutung im          Körperliche Voraussetzungen für männliche
deutschen Uni- und Vereinssport zu. In Bayern     Cheerleader
allein gibt es um die 60 Cheer-Teams, wovon
mehr als die Hälfte im CCVD (Cheerleading und     Unter den Männern, die Neugierde für diese
                                                  faszinierende neue körperliche Aktivität zei-
                                                                                                    von Sebastián Soto Gaona [soto@fs.tum.de]
Cheerperformance Verband Deutschland) ein-
getragen sind. Wer seinem Hollywood-Glauben       gen, tauchen natürlich sofort Fragen auf. Wie
noch nicht ganz abschwören kann, wird über-       fit muss Man(n) denn sein? Wie viel Kilo soll-
rascht sein, dass auch unter Männern diese        te man stemmen? Keine Angst! Obwohl eine
Sportart immer beliebter wird. Denn viel mehr     gewisse Grundfitness vorausgesetzt wird, ist
als ums “schön Aussehen” geht es beim Cheer       für so gut wie jedermann, egal ob groß, klein,
um Koordination, Körperspannung, Kraft und        schlank, oder stämmig, beim Cheer was dabei.
Ausdauer. Man stelle sich dabei eine beschleu-    Gerade die Diversität der Cheerleader macht
nigte Form von Akrobatik vor, bei der es viel     diesen Sport so abwechslungsreich und inter-
mehr auf die Dynamik und auf den schnellen        essant. Starke Bases sind nötig um mehrstöcki-
Wechsel zwischen den einzelnen Elementen          ge Stunts (vgl. Pyramiden im Cheer-Lexikon) zu
(a.k.a. Stunts) ankommt. Cheer-Musik hat da-      bauen. Aber auch ohne kleine und wendige Fly-
her oft ein schnelles Tempo. Die einzelnen Be-    er (again, siehe unten) wäre eine Cheer-Cho-
wegungsabläufe sind genauestens auf eine          reographie nicht zu denken. Als gute Vorbe-
passende Zählzeit abgestimmt. Jedes Team-         reitung empfiehlt sich jegliche Übung, mit der
mitglied muss seine Counts wissen, damit klar     man die Körperspannung trainiert. Man muss
ist, welcher Stunt wann ausgeführt wird, was      nicht das ultimative Fitness-Beast sein, um mit

                                                        Ausgabe 136 | WiSe 2019/20          25
Beim Wettkampf gibt es immer eine Jury, die
                                                   sich die komplette Choreographie zur Musik
                                                   (meistens 2-3 Minuten) anschaut und die ein-
                                                   zelnen Stunts nach Schwierigkeit, aber auch
                                                   nach Sauberkeit der Ausführung beurteilt. Je
                                                   schwieriger die ausgewählten Stunts sind, des-
                                                   to höher ist die Bepunktung. Dabei muss jedoch
                                                   stets bedacht werden, dass die kleinsten Män-
                                                   gel in der Koordination zu großen Punktstrafen
                                                   führen können, wenn ein Stunt nur sehr wacke-
                                                   lig steht, oder gar fällt, riskiert man also eine
                                                   gute Platzierung. Das ist auch ein bisschen der
                                                   Spaß an der Sache. Man möchte sich natürlich
                                                   immer steigern und schraubt von Zeit zu Zeit
                                                   das Niveau der Choreographien hoch. Bei unse-
                                                   rem letzten Event an der WHU-Euromasters in
                                                   Vallendar passierte genau das. Wir haben lei-
                                                   der zwei Stunts “gedropped” und mussten uns
                                                   somit vom höchsten Podiumsplatz verabschie-
                                                   den, was natürlich traurig war, doch unsere
                                                   starke Performance und das harte Training für
                                                   das Turnier kann uns keiner nehmen. Grinsend
                                                   verließ also das Mia San Tum Cheer-Team Val-
                                                   lendar mit dem Pokal für den 2. Platz in den
                                                   Händen.
dem Cheer anzufangen, Übungen mit dem ei-
genen Körpergewicht sollten jedoch nicht jen-      Ein kurzes Wort zur Sicherheit
seits des Möglichen für einen sein ;).
                                                   Hohe Baskets oder komplexere Pyramiden
Wie ihr seht, lässt sich keine allgemein gültige   werden gern gesehen, doch mit dem Niveau
Aussage für körperliche Voraussetzungen tref-      steigt auch das Verletzungsrisiko. Darum gibt
fen, denn jeder ist anders beschaffen und bringt   es strenge Regelwerke, die je nach Kategorie
somit nicht nur einen anderen Körper sondern       des Wettkampfs (und somit der auftretenden
auch andere Talente mit. Ein gutes Team soll-      Teams) gewisse Stunts erlauben, verbieten
te aber für motivierte Neurekruten immer eine      oder nur unter gewissen Bedingungen (wie z.B.
passende Rolle finden. Die speziellen Fähigkei-    einer Mindestanzahl an Spotter) genehmigen.
ten, die dann zum Stunten gebraucht werden         Die Sicherheit der Teilnehmenden geht vor.
(z.B. Flexibilität oder Schwindelfreiheit), kann   Jedes Mitglied eines Cheer Teams weiß seine
man dort erlernen und weiter trainieren.           eigenen Fähigkeiten einzuschätzen und geht
                                                   auch vollen Bewusstseins mit den akuten Ge-
Eigenständige Auftritte: Cheer-Wettkampf
                                                   fühlen um. Bei Unsicherheiten werden also
Wenn es unter Freunden Mal zum Thema Cheer         lieber ganze Stuntsequenzen von einer Cho-
kommt, so wird doch öfters die Frage gestellt:     reographie gestrichen, als dass man das Leben
Aber für wen cheert ihr denn eigentlich? Ganz      eines oder mehrerer Cheerleader in Gefahr
einfach: für niemanden! Cheerleading ist           bringt.
mittlerweile ein eigenständiger Sport. Auch
                                                   Wenn auch du liebe(r) Leser/Leserin diese
wenn es sich natürlich anbietet, ein anderes
                                                   Sportart interessant finden solltest, dann zö-
Sportteam anzufeuern, gibt es eigenständige
                                                   gere nicht den Autor des Artikels zu kontaktie-
Cheer-Wettkämpfe. Unser Team aus TUM Stu-
                                                   ren. Das nächste Probetraining bei uns findet
denten nahm am 09.11. diesen Jahres an der
                                                   am Mittwoch, den 27.11.2019, statt. Bis dann
WHU-Euromasters in Vallendar teil, ein riesi-
                                                   auf der Matte!
ges Sportevent, bei dem unter anderem auch
Cheer-Teams gegeneinander antraten.

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