Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber

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Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
KARL& FABER
                               Journal 2019

 Im Austausch
Sigmar Polke · Franz Marc Museum · Busch-Reisinger Museum · Richard Ziegler
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                     unser Journal beleuchtet in seiner aktuellen Ausgabe im Besonderen den
                                                                                                                     Austausch von KARL&FABER mit Museen und Institutionen. Diese leben letzt-
                                                                                                                     lich immer von den Menschen, die dort arbeiten und/oder sie ­unterstützen. Mit
                                                                                                                     ihnen im Blick wird einmal mehr deutlich, dass Sammler und Institutionen,
                                                                                                                     Händler und Auktionshäuser in einem sehr symbiotischen Verhältnis stehen,
                                                                                                                     das nicht immer frei von Spannungen, dafür aber immer spannend ist. Mit dem
                                                                                                                     Franz Marc Museum in Kochel am See und­­dem Busch-Reisinger Museum in
                                                                                                                     Cambridge bei Boston (USA) fühlt sich K  ­ ARL&FABER eng verbunden. In un-
                                                                                                                     serer Titelgeschichte erfahren Sie, welche Strategien beide Museumsdirekto-
                                                                                                                     rinnen entwickeln, um neben den großen Playern Besonderes zu bewirken. Un-
                                                                                                                     sere Rubrik „Von KARL&FABER ins Museum“ erzählt Ihnen, wie ein Gemälde von
                                                                                                                     Heinrich Reinhold und eine Fotografie von Sigmar Polke aus unseren vergange-
                                                                                                                     nen Auktionen den Weg ins Museum gefunden haben.
                                                                                                                            Was ist Kunst wert? Diese Frage, zu der eine illustre Gesprächsrunde
                                                                                                                     letzten Sommer in unseren Räumen Stellung nahm, bleibt ein Dauerbrenner.
                                                                                                                     Lassen Sie sich in der Zusammenfassung von neuen und erstaunlichen An-
                                                                                                                     sichten überraschen!
                                                                                                                            Wir dürfen auf immer neue Kunden zählen, die uns ihre Kunstwerke an-
                                                                                                                     vertrauen. Dies führt auch zu neuen Vertriebswegen sowie zu einer weiteren
                                                                                                                     Stärkung unserer zeitgenössischen Kunstabteilung, wie Sie verschiedenen
                                                                                                                     Beiträgen unseres Journals entnehmen können.
                                                                                                                            Ihnen, unseren Kunden, verdanken wir, dass KARL&FABER in den letz-
                                                                                                                     ten Jahren in der D-A-CH-Region dasjenige Auktionshaus ist, das sich seit
                                                                                                                     2010 am dynamischsten entwickelt (Quelle: artnet market report, Januar

© COURTESY GALERIE EIGEN+ART LEIPZIG / BERLIN UND ZWIRNER, NEW YORK / LONDON / VG-BILD KUNST, BONN 2019
                                                                                                                     2019). Wir freuen uns auf den weiteren Austausch auch mit Ihnen, liebe Lese-
                                                                                                                     rinnen und Leser. Kommen Sie vorbei, sprechen Sie mit uns über Ihre Kunst
                                                                                                                     – wer weiß, vielleicht hängt eines Tages auch das Werk, das Sie uns für eine
                                                                                                                     unserer Auktionen anvertraut haben, in einem Museum …
                                                                                                                     Beste Grüße

                                                                                                                     Dr. Rupert Keim, Geschäftsführender Gesell­schafter &
                                                                                                                     Sheila Scott, Geschäftsleitung und Leitung Moderne Kunst
NEO RAUCH, PLAN, 1994

                                                                                                          Grußwort                                                                               3
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                                                                                         JETZT EINLIEFERN!
          KARL & FABER
          Kunstauktionen seit 1923                                                       Einlieferungsschluss Frühjahr 2019
          Amiraplatz 3 · München           Dr. Rupert Keim                               Alte Meister & 19. Jahrhundert: Mitte März
          T + 49 89 22 18 65               Geschäftsführender Gesell­schafter            Moderne & Zeitgenössische Kunst: Anfang April
          F + 49 89 22 83 350              + 49 89 22 18 65
          info@karlundfaber.de             info@karlundfaber.de
                                                                                         Einlieferungsschluss Herbst 2019
                                                                                         Alte Meister & 19. Jahrhundert: Anfang September
                                                                                         Moderne & Zeitgenössische Kunst: Anfang Oktober
          Sheila Scott
          Geschäftsleitung &               Annegret Thoma
          Leiterin Moderne Kunst           Expertin Moderne Kunst                                      INHALTSVERZEICHNIS
          + 49 89 24 22 87 16              + 49 89 24 22 87 222
          sscott@karlundfaber.de           athoma@karlundfaber.de                                      TOP-ERGEBNISSE 2018                                   5
                                                                                                       Termine 2019
                                                                                                       Expertentage                                          26
                                                                                                       Vorbesichtigungen                                     27
                                                                                                       Auktionen                                             29

          Dr. Julia Macke                  Nina von Lichtenstern                                       Titelthema
          Leiterin Zeitgenössische Kunst   Expertin Zeitgenössische Kunst                              Von Museen – Das Franz Marc Museum
          + 49 89 24 22 87 29              + 49 89 24 22 87 220                                        und das Busch-Reisinger Museum im Austausch           31
          jmacke@karlundfaber.de           nvonlichtenstern@karlundfaber.de
                                                                                                       Von KARL&FABER ins Museum
                                                                                                       Heinrich Reinhold in der Hamburger Kunsthalle         45
                                                                                                       Sigmar Polke im Museum für Gegenwartskunst Siegen     48

                                                                                                       Rückblick 2018
          Caroline Klapp                   Alexandra Ruth                                              Sonderauktionen                                       52
          Expertin Zeitgenössische Kunst   Expertin Österreichische Kunst                              Was ist Kunst wert?                                   54
          + 49 89 24 22 87 12              + 49 159 01 29 01 76                                        KARL&FABER wächst!                                    64
          cklapp@karlundfaber.de           aruth@karlundfaber.de
                                                                                                       Ausblick 2019
                                                                                                       Wer hat Angst vor Online-Auktionen?                   66
                                                                                                       Neu entdeckt bei KARL&FABER!                          68
                                                                                                       Der andere Blick – Kolumne von Max Scharnigg          70
                                           Heike Birkenmaier                                           Junge Kunstszene im Fokus / KARL&FABER meets Loggia   72
          Dr. Peter Prange                 Leiterin Kunst des 15. bis
          Wissenschaftlicher Leiter        19. Jahrhunderts                                            Repräsentanten                                        74
          + 49 89 24 22 87 26              + 49 89 24 22 87 15                                         Dependancen                                           75
          pprange@karlundfaber.de          hbirkenmaier@karlundfaber.de                                Impressum                                             76

4                                                                Experten       Inhalt                                                                           5
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
#karlundfaber                                                   Top-Ergebnisse 2018
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                                                                                 den hohen Zuschlägen wider.“
    @ karlundfaber    @ karlandfaber                                             Parnass – 19.7.2018

6                                                                                Inhalt                                  7
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
ZEITGENÖSSISCHE KUNST                                                                                   GERHARD RICHTER                 Ergebnis: € 350.000*
                                                                                                        Grün-Blau-Rot, 1993

„Werke deutscher Zeitgenossen
haben dem Münchner
Versteigerer KARL&FABER
beachtliche Erlöse eingebracht.“
Handelsblatt – 14.6.2018

                                                                                                        Öl auf Leinwand, 29,5 × 40 cm

                                                                    © GERHARD RICHTER 2019 (23012019)
                                               *INKLUSIVE AUFGELD

8                             Top-Ergebnisse                                                            Zeitgenössische Kunst                              9
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
ALBERT OEHLEN                                                            Ergebnis: € 175.000*                                                                                                                                               NEO RAUCH                                                                 Ergebnis: € 250.000*
Ohne Titel (Augen), 1987                                                                                                                                                                                                                    Plan, 1994

                                                                                                                                  © COURTESY GALERIE EIGEN+ART LEIPZIG / BERLIN UND ZWIRNER, NEW YORK / LONDON / VG-BILD KUNST, BONN 2019
Öl, Acryl, Tusche und Kunstharz über Radierung mit Kaltnadel auf cremefarbenem Velin,                                                                                                                                                       Öl, teils laviert, und Collage auf mehreren zusammengefügten Bögen Büttenpapier, Ø 180 cm
kaschiert auf Leinwand, 211 × 244 cm
                                                                                                     © VG BILD-KUNST, BONN 2019
                                                                                                     *INKLUSIVE AUFGELD

10                                                                                  Top-Ergebnisse                                                                                                                                          Zeitgenössische Kunst                                                                       11
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
BERND UND HILLA BECHER                                                   Ergebnis: € 300.000*                                                                                                    JESÚS RAFAEL SOTO                                                          Ergebnis: € 156.300*
Folge von 15 Bll.: Kühlturm Typologie, 1965–1991                                                                                                                                                 Azul y negro, 1971

Silbergelatine-Abzug auf Fotopapier, auf Karton kaschiert, 40 × 31 cm (Karton 55 × 45 cm)
                                                                                                      © ESTATE OF BERND & HILLA BECHER, REPRESENTED BY MAX BECHER

                                                                                                                                                                                                 Acryl auf Holz, Metallstäbe, Nylonschnüre, 48,5 × 48,5 × 5 cm (Sockelplatte)
                                                                                                                                                                    © VG BILD-KUNST, BONN 2019
                                                                                                      *INKLUSIVE AUFGELD

12                                                                                   Top-Ergebnisse                                                                                              Zeitgenössische Kunst                                                                        13
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
MODERNE KUNST                                                                                 HEINRICH CAMPENDONK               Ergebnis: € 750.000*
                                                                                              Kühe im Wald, 1919

„Die Herbstauktion bei
KARL&FABER punktet mit
Werken aus der Moderne.“
FAZ – 11.1.2019

                                                                                              Öl auf Leinwand, 51,5 × 70,5 cm

                                                                 © VG BILD-KUNST, BONN 2019
                                            *INKLUSIVE AUFGELD

14                         Top-Ergebnisse                                                     Moderne Kunst                                       15
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
LOVIS CORINTH                     Ergebnis: € 337.500*                                                                            PABLO PICASSO                                                           Ergebnis: € 150.000*
Tulpen, Flieder und Kalla, 1915                                                                                                   Le Repas frugal, 1904

                                                                                © SUCCESSION PICASSO / VG BILD-KUNST, BONN 2019

Öl auf Leinwand, 63 × 50 cm                                                                                                       Radierung auf Velin von Van Gelder Zonen, 63,5 × 50,5 cm (Blattgröße)
                                                           *INKLUSIVE AUFGELD

16                                        Top-Ergebnisse                                                                          Moderne Kunst                                                                             17
Im Austausch - KARL& FABER Journal 2019 - Sigmar Polke Franz Marc Museum Busch-Reisinger Museum Richard Ziegler - Karl & Faber
GABRIELE MÜNTER                    Ergebnis: € 106.300*                                                             EMIL NOLDE                               Ergebnis: € 125.000*
Blumenbild mit weißer Rose, 1949                                                                                    Weinlaub und Dahlien, um 1930/40

                                                            © VG BILD-KUNST, BONN 2019

                                                                                         © NOLDE STIFTUNG SEEBÜLL

Öl auf Leinwand, 55,5 × 38,5 cm                                                                                             Aquarell auf Japan, 47 × 36 cm
                                                            *INKLUSIVE AUFGELD

18                                         Top-Ergebnisse                                                           Moderne Kunst                                              19
KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS                                           CARL SPITZWEG                                                  Ergebnis: € 156.300*
                                                                     Die Sonne bringt es an den Tag, um 1875

KARL&FABER gibt für die Frühjahrs­
auktionen einen Gesamtumsatz
von sieben Millionen Euro bekannt,
davon entfallen 1,8 Millionen auf die
Alte Kunst. […] Beim 19. Jahrhundert
stach Carl Spitzweg hervor.
FAZ – 16.7.2018

                                                                                              Öl auf Mahagoniplatte, 25 × 16,1 cm
                                                *INKLUSIVE AUFGELD

20                             Top-Ergebnisse                        Kunst des 19. Jahrhunderts                                                            21
FRANCISCO DE GOYA                                     Ergebnis: € 50.000*                          PETER HEINRICH LAMBERT VON HESS           Ergebnis: € 25.000*
El famoso americano, Mariano Ceballos, 1825                                                        Rastende Reisende in Griechenland, 1834

Lithographie auf Velin, 41,6 × 53,1 cm (Blattgröße)                                                Aquarell auf Velin, 21,6 × 28 cm
                                                                              *INKLUSIVE AUFGELD

22                                                           Top-Ergebnisse                        Kunst des 19. Jahrhunderts                                 23
ALTE MEISTER                                                      NICOLAES VAN VEERENDAEL            Ergebnis: € 362.500*
                                                                  Blumenstrauß mit Rosen, Tulpe,
                                                                  Hibiskus und Brombeeren, 1672

„Bei den […] Alten Meistern
schoss Nicolaes van Veerendael
den Vogel ab.“
FAZ – 11.1.2019

                                                                       Öl auf Leinwand, 52 × 42 cm
                                             *INKLUSIVE AUFGELD

24                          Top-Ergebnisse                        Alte Meister                                         25
REMBRANDT HARMENSZ VAN RIJN                         Ergebnis: € 87.500*                          MARTIN SCHONGAUER                                                    Ergebnis: € 231.300*
Adam und Eva, 1638                                                                               Das Rauchfass, um 1485

Radierung auf Bütten, 16,4 × 11,6 cm (Blattgröße)

                                                                                                                Kupferstich auf Bütten, 29,1 × 21,7 cm (Blattgröße)
                                                                            *INKLUSIVE AUFGELD

26                                                         Top-Ergebnisse                        Alte Meister                                                                           27
EXPERTENTAGE FRÜHJAHR 2019                                                                               VORBESICHTIGUNGEN FRÜHJAHR 2019

ALTE MEISTER & KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS / AUKTION 288                                                  ALTE MEISTER & KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS / AUKTION 288

Schweiz (Basel & Bern)   29. – 31.1.               USA                      11. – 15.2.                  Hamburg          Vernissage: Dienstag, 16.4.2019, 18 – 21 Uhr
Frankfurt & Hessen       7. – 8.2.                 Rheinland                13. – 14.2.                                   Vorbesichtigung: 17.4.2019, 11 – 16 Uhr
Mailand                  7. – 8.2.                 Hamburg                  20. – 21.2.
München &                                          Tegernsee                28.2.                        München          Vernissage: Donnerstag, 2.5.2019, 18 – 21 Uhr
Süddeutschland           11. – 15.2.                                                                                      3. – 9.5.2019, Mo – Fr, 10 – 18 Uhr, Sa & So, 11 – 17 Uhr

MODERNE & ZEITGENÖSSISCHE KUNST / AUKTIONEN 289 & 290                                                    MODERNE & ZEITGENÖSSISCHE KUNST / AUKTIONEN 289 & 290

USA		             11. – 15.2.                      Garmisch-Partenkirchen 12.3.                          Wien             Vernissage: Donnerstag, 9.5.2019, 18 – 21 Uhr
Schweiz		         12. – 14.2.                      Wien/Graz/                                                             Vorbesichtigung: 10.5.2019, 11 – 16 Uhr.
Hamburg		20. – 21.2.                               Klagenfurt		 12. – 15.3
Rheinland		20. – 22.2.                             Brüssel		              18. – 19.3                     Stuttgart        Vernissage und Vorbesichtigung: Donnerstag, 16.5.2019, 18 – 21 Uhr
München		25.2. – 1.3.                              Fünfseenland		         20. – 21.3.
Stuttgart		26. – 28.2.                             Salzburg/St. Pölten/                                  Düsseldorf       Vernissage: Freitag, 17.5.2019, 18 – 21 Uhr
London		5.– 7.3.                                   Linz 		                20. – 22.3                                      Vorbesichtigung: 18.5.2019, 11 – 16 Uhr
Bregenz		7.3.                                      Bozen /Südtirol		      27. – 28.3.
Berlin/Potsdam		  7. – 8.3.                        Innsbruck		 29.3.                                     Hamburg          Vernissage: Montag, 20.5.2019, 18 – 21Uhr
Frankfurt am Main 7./8.3. & 26. – 27.3.            München		1. – 5.4.                                                     Vorbesichtigung: 21.5.2019, 11 – 16 Uhr

(Änderungen vorbehalten)                                                                                 München          Vernissage: Dienstag, 28.5.2019, 18 – 21 Uhr
                                                                                                                          29.5. – 4.6.2019, 10 – 18 Uhr / Sa, So & Feiertag, 11 – 17 Uhr

Wir freuen uns auf ein persönliches Gespräch und Ihre Einlieferung!
                                                                                                         VORBESICHTIGUNGEN HERBST 2019

                                                                                                         ALTE MEISTER & KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS / AUKTION 291

                                                                                                         München          Vernissage: Donnerstag, 30.10.2019, 18 – 21 Uhr
Vereinbaren Sie mit uns einen persönlichen Termin, auch außerhalb der Expertentage.                                       30.10. – 7.11.2019, 10 – 18 Uhr / Sa, So & Feiertag, 11 – 17 Uhr
Die Kontaktdaten unserer Experten finden Sie auf S. 2 sowie S. 74 f.
                                                                                                         MODERNE & ZEITGENÖSSISCHE KUNST / AUKTIONEN 292 & 293

KARL & FABER Kunstauktionen GmbH                                                                         München          Vernissage: Dienstag, 26.11.2019, 18 – 21 Uhr
Amiraplatz 3 · Luitpoldblock · D 80333 München                                                                            26.11. – 3.12.2019, Mo – Fr, 10 – 18 Uhr, Sa & So, 11 – 17 Uhr
T + 49 89 22 18 65 · F + 49 89 22 83 350
info@karlundfaber.de
                                                                                                         (Änderungen vorbehalten)
Expertentage für die Herbstauktionen 2019 auf karlundfaber.de.                                           Alle Orte sowie weitere Vorbesichtigungstermine auf karlundfaber.de.

28                                                                                        Expertentage   Vorbesichtigungen                                                                     29
The
     February 8–July 28, 2019                                                    AUKTIONEN FRÜHJAHR 2019

                                                                                 EINLIEFERUNGSSCHLUSS

Bauhaus
                                                                                   Mitte März 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Anfang April 2019: Moderne & Zeitgenössische Kunst

                                                                                 ONLINE ONLY AUKTIONEN            NEU

                                                                                   Mittwoch, 24. April – Freitag, 3. Mai 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Mittwoch, 22. Mai – Freitag, 31. Mai 2019: Moderne & Zeitgenössische Kunst

                                                                                 LIVE AUKTIONEN IN MÜNCHEN

                                                                                   Freitag, 10. Mai 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Mittwoch, 5. Juni 2019: Moderne Kunst
                                                                                   Donnerstag, 6. Juni 2019: Zeitgenössische Kunst

                                                                                 AUKTIONEN HERBST 2019

                                                                                 EINLIEFERUNGSSCHLUSS

                                                                                   Anfang September 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Anfang Oktober 2019: Moderne & Zeitgenössische Kunst

                                                                                 ONLINE ONLY AUKTIONEN            NEU

     and
                                                                                   Mittwoch, 23. Oktober – Freitag, 1. November 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Mittwoch, 20. November – Freitag, 29. November 2019: Moderne & Zeitgenössische Kunst

                                                                                 LIVE AUKTIONEN IN MÜNCHEN

   Harvard
                                                                                   Freitag, 8. November 2019: Alte Meister & 19. Jahrhundert
                                                                                   Mittwoch, 4. Dezember 2019: Moderne Kunst
                                                                                   Donnerstag, 5. Dezember 2019: Zeitgenössische Kunst

                                                                                 (Änderungen vorbehalten)
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                           #Bauhaus100
           harvardartmuseums.org/bauhaus
                Herbert Bayer, Design for a Multimedia Trade Fair Booth, 1924.
               © Artists Rights Society (ARS), New York/VG Bild-Kunst, Bonn.
                                                                                 Auktionen                                                                                31
Von
               Museen

Auf Einladung von K ­ ARL& FABER trafen sich Dr. Lynette Roth, Direktorin des
Busch-Reisinger Museums, und Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy, Direktorin des
Franz Marc Museums, in München. Mit Dr. Anne-Cécile Foulon, Leiterin Kom-
munikation & Development bei ­KARL& FABER, tauschten sie sich über ihre
Strategien und die Positionierung ihrer Häuser in einer globalisierten und di-
gitalisierten Welt aus. Das Busch-Reisinger Museum wurde 1903 an der Har-
vard University in Cambridge, Massachusetts als Universitätsmuseum ge-
gründet, um Amerikaner mit der deutschen Kunst vertraut zu machen. Heute
zählt es mit einer Sammlung vom 7. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu den
Harvard Art Museums. Das Franz Marc Museum in Kochel am See widmet
sich seit seiner Gründung 1986 dem Werk des Künstlers mit dem Ziel, es in
neue Kontexte zu stellen. Auch Werke des Blauen Reiters, der Brücke sowie
der deutschen und französischen Nachkriegsabstraktion gehören zum Kern
der Sammlung.

Interview Anne-Cécile Foulon                     Fotografie Verena Kathrein

Titelthema                                                                  33
Herzlich willkommen Lynette Roth und Cathrin Klingsöhr-Leroy! Das Busch­
     Reisinger Museum widmet sich vor allem deutschsprachigen Künstlern. Wa-
     rum ist das gerade im Zeitalter der Globalisierung von Bedeutung? Und wie
     nehmen Amerikaner die deutschsprachige Kunst heute wahr?

     LR: In der Zeit der Globalisierung sammeln wir immer mehr ähnliche Erfahrun-
     gen, egal wo wir hingehen. In deutschen Museen sieht man zum Teil die glei-
     chen Künstler wie in amerikanischen Institutionen. Deswegen finde ich es sehr
     wichtig, dass Museen mit ihren Sammlungen einen Schwerpunkt setzen, um
     sich anders zu positionieren. Unser Schwerpunkt ist die Kunst im deutschspra-
     chigen Raum. Im Gegensatz zur Gründungszeit unseres Museums 1903 sind
     die Amerikaner heute sehr offen für deutsche Kunst. Die Namen Richter, Base-
     litz, Kiefer fallen allerdings immer noch am häufigsten. Viele deutsche Künstler
     werden eher als „international“ wahrgenommen. Ich war sehr erfreut darüber,
     dass das Publikum ­meine letzte Ausstellung über die deutsche Nachkriegszeit
     begeistert aufgenommen hat. Es ist eine Offenheit da, bestimmte Stereotypen
     infrage zu stellen und das zeigt mir, dass wir mit unseren langjährigen For-                           Die Direktorinnen tauschen sich über ihre Ideen und Ansätze zu einem Museum der Zukunft aus.
     schungsprojekten und deren Vermittlung auf dem richtigen Weg sind.

     Wird das Franz Marc Museum in Kochel am See, weit weg von der Großstadt,
     auch (inter)national wahrgenommen?                                                                             CKL: Wir haben in den letzten zehn Jahren daran gearbeitet, uns zu vernet-
                                                                                                                    zen und haben es geschafft, als gleichwertiger Partner von Sammlungen mit
     CKL: Ein Künstler-Museum ist natürlich immer in Gefahr, eine Pilgerstätte zu                                   Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts wahrgenommen zu werden. Diese Zusam-
     werden. Das Franz Marc Museum ist aber viel umfassender gedacht, so wie es                                     menarbeit z.B. mit Sammlungen aus Frankreich, Holland, der Schweiz und den
     unser Logo kommuniziert: Franz Marc Museum – Kunst im 20. Jahrhundert. Die                                     USA hat vor allem dank einer kontinuierlichen, inhaltlich orientierten Arbeit
     besondere Identität des Museums ergibt sich aus der Kombination der geogra-                                    geklappt und weil wir mithilfe unserer Unterstützer jedes Jahr eine große,
     fischen Lage mit dem Thema. Mit den Ausstellungen und den Sammlungsprä-                                        anspruchsvolle Ausstellung zeigen konnten, die andere Fragestellungen ins
     sentationen zeige ich, dass unser Museum auf der qualitativen Ebene über eine                                  Zentrum rückt als die großen Museen in München.
     hochwertige Sammlung verfügt, wenn auch eine kleinere als die Pinakothek der
     Moderne oder das Lenbachhaus. Mein erstes Bemühen ist zu verhindern, dass                                      LR: Vernetzung ist wichtig. Die Kunstmuseen der Harvard University waren
     das Museum in eine provinzielle Ecke reinrutscht. In Sachen Globalisierung                                     immer vernetzt, aber die Entscheidung, alle drei in einem Gebäude unterzu-
     glaube ich, dass man sich mit neuen Fragestellungen entwickeln und entspre-                                    bringen, wurde nicht sofort von allen begrüßt. Nach vier Jahren stellen wir
     chend reagieren muss. So könnte man z. B. im Hinblick auf den Blauen Reiter                                    jedoch fest, dass sich die Besucher dadurch alle Sammlungen anschauen und
     fragen, wie sich diese Künstler damals zur Kolonialisierung verhalten haben.                                   dass diese so in einen Dialog treten. Jeden Monat kommen aus aller Welt
                                                                                                                    viele Leihanfragen. Durch den Leihverkehr schaffen wir auch internationale
     LR: Diese Fragestellung finde ich sehr wichtig. Auch wenn unsere Sammlung                                      Präsenz. Die Werke unserer Sammlung sind unsere Boten, wenn sie woanders
     zu einer bestimmten Zeit aus einem anderen Kontext heraus erworben wur-                                        hinreisen. Darüber hinaus unterstreicht die wissenschaftliche Arbeit mit Kolle-
     de, können wir sie heute nicht hängen und erwarten, dass das ausreicht. Wir                                    gen anderer Museen und Institutionen weltweit unseren Schwerpunkt auf For-
     müssen uns als Vermittler immer fragen, was die heutigen Besucher interes-                                     schung und Lehre.
     siert und womit sie sich auseinandersetzen. Unsere zeitgenössische Kunst
     und unsere historische Sammlung spielen beide eine wichtige Rolle. Mit ih-                                     Mit ca. 6.300 Museen ist Deutschland reich gesegnet. Noch deutlich breiter
     nen können wir allen aktuell relevanten Fragen nachgehen.                                                      ist die US-amerikanische Museumslandschaft, die um die 17.500 Museen zählt.
                                                                                                                    Doch gemessen an den Bevölkerungszahlen sind die US-amerikanische und
     Wie wichtig und relevant ist eine nationale und internationale Vernetzung für                                  die deutsche Situation vergleichbar. Wie schaffen es Ihre Häuser, sich gegen
     Ihre Institutionen?                                                                                            so viel Konkurrenz zu behaupten?

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LR: Die wichtige Frage der Identität haben wir uns stellen müssen, als wir 2014
                                                                                                                       neu eröffnet haben. Wir haben damals festgestellt, dass wir als Universitäts-
                                                                                                                       museum anders aufgestellt sind als die restlichen Bostoner Museen. Alleine
                                                                                                                       das Wort „Harvard“ schreckt manche ab. Sie fragen sich: Darf ich da auch hin?
                                                                                                                       Dagegen arbeiten wir in unserer Werbung. Unsere neue Direktorin der H  ­ arvard
                                                                                                                       Art Museums hat „Welcome“ auf die Eingangstür geschrieben. Trotzdem sa-
                                                                                                                       gen wir: „You can’t be everything for everybody“. Ich denke, dass das Publikum
                                                                                                                       von unserem Angebot und von der Qualität unserer Sammlung weiß. Viele
                                                                                                                       Lehrmuseen in den USA werden als zweite Ware abgeschrieben. Aber wir ha-
                                                                                                                       ben eine erstklassige Sammlung und das hat uns geholfen, uns nicht nur in
                                                                                                                       Boston, sondern überhaupt zu positionieren.

                                                                                                                       CKL: Ich glaube, dass die Frage der Konkurrenz nicht so entscheidend ist.
                                                                                                                       Ich denke, dass diese große Anzahl an Museen wahrscheinlich eher ein
                                                                                                                       Problem für die Museen ist, die nicht wirklich relevant sind. Die große Zahl
                                                                                                                       von Museen entsteht auch, weil fast jeder Sammler denkt, er brauche sein
                                                                                                                       eigenes Museum und weil jedes Thema museal verpackt werden muss. Ich
                                                                                                                       habe eher den Eindruck, dass es wichtig ist, dass das Museum eine klare
                                                                                                                       Identität hat, daran arbeitet und sie den Besuchern gut vermittelt. Außer-
                                                                                                                       dem stelle ich Synergien fest, wenn ich mit anderen Museen zusammenar-
                                                                                                                       beite. Wir hatten zwei sehr erfolgreiche Kooperationen mit dem Lenbach-
                                                                                                                       haus und der Pinakothek der Moderne. Wir haben nicht nur Leihgaben
                                                                                                                       ausgetauscht, sondern auch gemeinsame Symposien organisiert. Solche
                                                                                                                       Projekte sind für das Franz Marc Museum ungemein förderlich. Auch klei-
                                                                                                                       nere Museen können für eine Partnerschaft geeignet sein. So haben sich
                                                                                                                       im „Blauen Land“ vier Museen unter dem Motto „MuSeenLandschaft“ zu-
                                                                                                                       sammengeschlossen.

                                                                                                                       Das Franz Marc Museum und das Busch-Reisinger Museum sind private Mu-
                                                                                                                       seen. Wie schaffen Sie es, sich ohne staatliche Fördermittel zu finanzieren?
                                                                                                                       Welche Rolle spielen Ihre Freundeskreise dabei?

                                                                                                                       LR: Wir gehören der Harvard University, aber finanziell sind wir eigenständig.
                                                                                                                       Wir würden uns mehr Unterstützung von der Universität wünschen, weil wir
                                                                                                                       sehr viel für die Lehre tun. Wir werden hauptsächlich von privaten Geldern
                                                                                                                       und unserem deutschen Verein gefördert sowie durch jährliche Ausschüttun-
                                                                                                                       gen von Fonds, die vor hundert Jahren angelegt worden sind.

                                                                                                                       Verlangen Sie keinen Museumseintritt?

                                                                                                                       LR: Wir sind für Studenten aus aller Welt, für ganz Harvard und für Cambrid-
                                                                                                                       ges Einwohner kostenlos. Es ist ein großes Anliegen der Direktorin der H
                                                                                                                                                                                              ­ arvard
                                                                                                                       Art Museums, dass der Eintritt für alle umsonst ist. Wir hoffen, dafür einen
                                                                                                                       Stifter oder eine Stifterin zu finden. Aus Eintrittsgeldern generieren wir nicht
                                                                                                                       viel Budget, aber genug, um nicht darauf verzichten zu können.
 Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy studierte Kunst­geschichte, Archäologie und Deutsche Literaturwissenschaft
 in Regensburg, Bonn und Paris. Seit 2006 ist sie als künstlerische Direktorin des Franz Marc
­Museums in Kochel am See tätig und leitet seit 2010 das Museum als Direktorin und Geschäftsführe-
 rin der Franz Marc Museumsgesellschaft.                                                                  Titelthema                                                                                      37
Das Franz Marc Museum oberhalb vom Kochelsee                                                                                                          Der Innenhof der Harvard Art Museums

     Welche Rolle spielen die Eintrittsgelder im Franz Marc Museum?                                                                                  zu großen Museen ermöglichen, einen Tag freien Eintritt zu gewähren. Aber
                                                                                                                                                     manchmal berührt es mich ein bisschen unangenehm, dass speziell an die-
     CKL: Wir könnten auf die Eintrittsgelder nicht verzichten. Wir generieren aus                                                                   sen Tagen die Museen überfüllt sind und an den anderen Tagen leer.
     den Eintritten 60% unserer Gesamtkosten. Das heißt wir müssen noch 40%
     aus anderen Quellen bekommen. Die Stiftung Etta und Otto Stangl und die                                                                         LR: In der Umgebung von Boston gibt es viele Menschen, die sich einen
     Franz Marc Stiftung unterstützen das Haus, indem sie ihre Sammlungen als                                                                        Museums­besuch nicht leisten können. Und es mag sein, dass sie vielleicht eher
     Dauerleihgabe dem Museum zur Verfügung stellen. Die Stiftung Etta und                                                                           bereit sind, das Geld für etwas anderes auszugeben. Aber vor allem für Familien
     Otto Stangl finanziert außerdem einen Großteil des Ausstellungsetats. Zu-                                                                       ist das tatsächlich manchmal ein Hindernis. Das Museum of Fine Arts kostet
     dem erhalten wir bedeutende Zuwendungen einzelner Stifter und sporadisch                                                                        über 20 Dollar pro Erwachsener. Die Bank of America stiftet dort einen Tag, an
     Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung oder des Kulturfonds                                                                          dem der Eintritt frei ist. Und es stimmt, das Museum ist dann überfüllt. Ich sehe
     Bayern s­ owie von kleineren Stiftungen. Wir bekommen außerdem jährlich                                                                         es so: Das Interesse ist da, sonst würden die Menschen sich nicht anstellen. Das
     eine groß­­zügige Summe von den Freunden des Franz Marc Museums. Wir                                                                            Busch-Reisinger Museum ist zwar ein Lehrmuseum, aber wir möchten trotzdem
     brauchen aber unbedingt die Basis der Eintrittsgelder. Ich persönlich finde,                                                                    gerne andere Zielgruppen erreichen als nur Wissenschaftler und Studierende.
     dass man auch im Museum Eintritt zahlen kann. Wenn ich sehe, was viele
     Menschen für andere kulturelle Ereignisse wie z.B. Kino, Theater oder Oper                                                                      Zu den Grundaufgaben des Museums gehört an oberster Stelle das Sammeln.
     ausgeben, dann weiß ich nicht, warum die intensive Museumsarbeit und der                                                                        Ohne Sammlung kein Museum. In den letzten Jahren hat das Busch-Reisinger
     Beitrag zu unserem kulturellen Bewusstsein nicht bezahlt werden sollten. Na-                                                                    Museum ein Werk von Gabriele Münter bei KARL&FABER ersteigert und das
     türlich muss es Ermäßigungen geben für Menschen, die sich den Museums-                                                                          Franz Marc Museum eine Zeichnung von Franz Marc. Auf welche Ressourcen
     besuch nicht leisten können. Ich finde es schön, dass private Stifter ab und                                                                    und Mittel können Sie zurückgreifen, um Ihre Sammlungen zu erweitern?
                                                                                                                 © PETER VANDERWARKER
                                                                                                  © ROGER FREI

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LR: Wir bekommen keine staatliche Förderung, weil wir ein privates Universi-
     tätsmuseum sind. Unsere Sammlung kann nur aus privat angelegten Fonds
     erweitert werden. Diese Mittel sind nicht vergleichbar mit denen vieler Muse-
     en. Ich bin oft unterwegs, weil wir Unterstützung brauchen, um unsere Samm-
     lung auf diesem Niveau weiterzuführen. Seit 1983 haben wir einen deutschen
     Verein, der gegründet wurde, um das damals finanziell bedrohte Busch-Rei-
     singer Museum am Leben zu halten. Die Mitgliedsbeiträge aus dem Verein
     sind für uns wesentlich und fließen in Ausstellungen, Publikationen, Neuer-
     werbungen und Fellowships ein.

     CKL: Bei uns ist der Freundeskreis auch sehr wichtig. Die Zeichnung von
     Franz Marc, die Sie erwähnt haben, konnten wir nur ersteigern, weil unser
     Freundeskreis spontan reagiert hat. Auf diese Art und Weise konnten wir ver-
     schiedene Arbeiten erwerben. Unser Freundeskreis hat vor, durch Mitglieds-
     beiträge und Sonderspenden die Skulptur „Torso Ast“ von Per Kirkeby zu er-
     werben, die wir vor dem Eingang des Museums aufgestellt haben. Wir haben
     darüber hinaus den Kreis der Museumsstifter, der sich immer wieder mit ein-
     zelnen großen Sonderspenden für den Erwerb neuer Kunstwerke engagiert.
     So werden wir dieses Jahr die Skulptur „Gabelung“ erwerben und einweihen,
     die Tony Cragg für das Museum entworfen hat.

     Ihre beiden Häuser sind in den letzten Jahren räumlich gewachsen: 2008
     eröffnete das Franz Marc Museum einen Erweiterungsbau von Diethelm ­­&­ 
     Spillmann. 2014 wurde an der Harvard University ein neuer Museumskom-
     plex von Renzo Piano eingeweiht, in dem das Busch-Reisinger Museum zu-
     sammen mit dem Fogg Museum und dem Arthur M. Sackler Museum unter-
     gebracht ist. Wie hat diese Veränderung Ihre Ausstellungsmöglichkeiten bzw.
     Ihre Ausstellungspolitik beeinflusst?

     LR: Alle drei Museen haben im Neubau an Platz gewonnen. Außerdem teilen
     wir eine große Sonderausstellungsfläche, die viel mehr Platz bietet als die
     jeweiligen Museen früher je hatten. Die Museen wechseln sich immer wieder
     ab. Im Frühling zeigen wir eine große Bauhaus-Ausstellung zum 100-jährigen
     Jubiläum und aktuell plane ich bereits ein paar Jahre im Voraus die nächste
     Ausstellung über Identitätsfragen.

     CKL: Bei uns ist es ein bisschen anders, weil wir keine Ausstellungsfläche
     haben. Der Neubau hat dazu geführt, dass die erweiterte Sammlung gezeigt
     werden kann. Das Haus ist so konzipiert, dass wir einzelne Sammlungsteile
     sehr gut ins Depot verlagern können und dann diese Räume für eine Aus-
     stellung nutzen können. Wir müssen allerdings häufig neue Ausstellungen
     zeigen, damit wir im Gespräch bleiben und unsere Besucher Lust auf einen
     neuen Besuch bekommen. Trotzdem arbeite ich auf keinen Fall wie ein Aus-
     stellungshaus, sondern versuche, mich dabei immer auf die Kernidee des
     Museums zu beziehen.
                                                                                                  Dr. Lynette Roth studierte Germanistik und Interdisciplinary Studies in Michigan und promovierte in
                                                                                                  Kunstgeschichte an der Johns Hopkins University in Baltimore. Seit 2011 ist sie Kuratorin des
                                                                                                  Busch-Reisinger Museums in Cambridge und Leiterin der Abteilung für moderne und zeitgenössische
40                                                                                   Von Museen   Kunst an den Harvard Art Museums.
Welche Rolle spielt für Ihre Museen die Digitalisierung?

     LR: Unsere Website spielt international eine wichtige Rolle. Die gesamte
     Sammlung ist online und das führt zu vielen Leihanfragen. Wir veröffentli-
     chen auch tiefgreifende Forschungsseiten online, z.B. zum Bauhaus. Die In-
     halte und Forschungsergebnisse haben da denselben Stellenwert wie in
     ­einem kleinen Sammlungskatalog. Wir führen ausführliche Interviews mit le-
      benden Künstlern. Ich sage immer „the Busch-Reisinger is a gift, that keeps
      on giving“: Auch wenn alles online oder in der Datenbank ist, heißt das noch
      lange nichts! Wir entdecken immer wieder etwas Neues in unseren Bestän-
      den, z. B. zuletzt über hundert Fotografien von Lucia Moholy, die bei der In-
      ventarisierung verkannt wurden. Aber die Sammlung beinhaltet im Busch-Rei-
      singer um die 50.000 Werke  …

     CKL: 50.000 Werke habt ihr auf die Website gestellt?

     LR: Ja, alle. Aber möglicherweise stimmen eben nicht alle Angaben. Unsere
     Forschung und sogar die Online-Community hilft uns, sie zu verbessern. Auch
     die Ausstellungsprojekte der letzten Jahre dienten zur Recherche und Korrek-
     tur der Datenbank. Das ist wahnsinnig viel Arbeit!

     CKL: Im Franz Marc Museum haben wir uns entschlossen, die Sammlung teil-
     weise, dafür mit tiefergehenden Informationen auf die Website zu stellen. Für                                          Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy sammelt Kunst auch digital.
     die ganze Sammlung wäre das aus finanziellen, technischen und personellen
     Gründen nicht möglich. In einem Kooperationsprojekt entwickeln wir zurzeit
     eine digitale Strategie.
                                                                                                                  dass wir wirklich sehen, worauf die Besucher reagieren. Als Harvard Art Mu-
     Wie machen Sie Ihre Museen dabei stark für die Zukunft?                                                      seums haben wir 50.000 Followers bei Instagram. Ich habe z. B. über Weih-
                                                                                                                  nachten gepostet, dass ich die Zitrone von Beuys’ Capri-Batterie persönlich
     CKL: Das Franz Marc Museum ist ein Ort, an dem man Natur und Kunst ge-                                       ausgewechselt habe, weil alle im Urlaub waren. So können wir Einblicke in die
     nießt und sich auch ein bisschen zurückzieht. Nicht nur aus der Großstadt-                                   Museumsarbeit geben.
     welt wie Franz Marc, sondern aus einer Welt, die von ständigen Signalen
     durchsetzt ist. Mein Konzept ist, dass dieser museale Raum eine Gegenwelt                                    CKL: Wir sind auch in den sozialen Medien aktiv. Ich finde es schön zu zeigen,
     ist, ein Ort der Stille. Deshalb ist Fotografieren bei uns nicht erlaubt und wir                             was hinter den Kulissen passiert und welche Aktivitäten im Museum stattfin-
     haben keine Multimediaguides, nur Audioguides. Das Museum soll ein Raum                                      den, aber es bleibt eine Art Nebenraum. Die Online-Besucher sind nicht un-
     des Rückzugs sein und die Werke sollen im Vordergrund stehen. Am Wochen-                                     bedingt die Museumbesucher.
     ende bieten wir sogar Yoga an, um die innere Bereitschaft für die Kunstwahr-
     nehmung zu stärken.
                                                                                                                  Auszug aus dem Gespräch am 8. Januar 2019.
     LR: Digital Detox am Franz Marc Museum! Das wollen jetzt alle, es kippt wie-                                 Protokoll: Fabienne Crljen, Redaktion: Anne-Cécile Foulon
     der um! Am Anfang dachte ich, weniger sei mehr, aber wir haben irgendwann
     doch das Fotografieren erlaubt. Wir haben auch keine Audioguides und keine
     interaktiven Medienstationen, nur anspruchsvolle Texte an der Wand und                                       Erfahren Sie mehr über beide Museen:
     Hinweise auf Angebote auf unserer Webseite. Wir möchten ebenfalls das                                        franz-marc-museum.de
     Kunstwerk in den Vordergrund stellen. Aber das Schöne an Social Media ist,                                   harvardartmuseums.org

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Von KARL&FABER ins Museum

                                                    AUSSTELLUNGEN 2019/20

                                                                        ERICH HECKEL
                                                                       DER POETISCHE
                                                                       EXPRESSIONIST
                                                                     24.02 – 19.05.2019

                                                                        TONY CRAGG
                                                                   SKULPTUREN UND
                                                                       ZEICHNUNGEN
                                                                    02.06 – 06.10.2019

                                                                          100 WERKE –
                                                                         NEUER BLICK
     Begegnen Sie                                                    02.06 – 06.10.2019
   den Werken des
                                                                  BLAUER REITER
                                                                                                               Abonnieren Sie unseren Newsletter
  »Blauen Reiters« in
der Landschaft, die die
 Künstler inspirierte.                                        DAS MOMENT DER

 Franz Marc Museum
    Kochel am See
                                                                   ABSTRAKTION
                                                          13.10.2019 – 16.02.2020                              auf karlundfaber.de
                                          www.franz-marc-museum.de
                                                                                                                                                   45
      Außenansicht Franz Marc Museum, ©Franz Marc Museum, Foto Doris Leuschner, Per Kirkeby, Torso Ast, 1988
   ©Franz Marc Museum, Dauerleihgabe der Galerie Michael Werner und der Freunde des Franz Marc Museums e.V.
„Unter den jungen
                                                                                                                                                                                                       Landschaftsmalern steht
                                                                                                                                                                                                            Reinhold ohne
                                                                                                                                                                                                        Zweifel an der Spitze“
                                                                                                                                                                                                          Heinrich Reinhold in der Hamburger Kunsthalle

                                                                                                                                                                                                                                Von Peter Prange

                                                                                                                                                                                                     Derjenige, den Julius Schnorr von Carolsfeld am 19. Mai 1824 in einem Brief an
                                                                                                                                                                                                     den großen Mäzen Johann Gottlob von Quandt derart überschwänglich lobt,
                                                                                                                                                                                                     ist bei KARL & FABER kein Unbekannter. Der aus einer Geraer Künstlerfamilie
                                                                                                                                                                                                     stammende, 1788 geborene Heinrich Reinhold ist in unseren Auktionen ein ste-
                                                                                                                                                                                                     tiger, dabei gefragter Gast – sei es bereits 1958 mit einem kleinen Gemälde aus
                                                                                                                                                                                                     Olevano, das sich heute in der Kunsthalle Bremen befindet (Abb. S. 44), oder
                                                                                                                                                                                                     1978/79, als in zwei aufeinander folgenden Auktionen über 30 Zeichnungen
     HEINRICH REINHOLD                                                                                                                                                                               von ihm versteigert wurden, bis hin in die jüngste Zeit, als eine wunderbare
     Haus auf Felsen bei Olevano, 1821,                                                                                                                                                              Bleistiftzeichnung mit dem Blick in die Serpentara bei Olevano den Weg in eine
     Öl auf Papier, 16,6 � 22,4 cm,                                                                                                                                                                  Münchner Privatsammlung fand (Abb. S. 46).
     Kunsthalle Bremen, Inv. Nr. 1958/597,                                                                                                                                                                   In dem östlich von Rom gelegenen Felsennest, diesem Sehnsuchtsort
     erworben über KARL & FABER, 1958 (Auktion 66)                                                                                                                                                   deutscher Kunst im 19. Jahrhundert, fand auch Reinhold seine künstlerische
                                                                                                                                                                                                     Inspiration. Hier entstanden seine bedeutenden, wegweisenden Ölstudien, die
                                                                                                                                                                                                     mit am Beginn der deutschen Freilichtmalerei stehen und von den Kollegen
                                                                                                                                                                                                     hochgeschätzt wurden – allein Reinhold war es nicht vergönnt, sein überra-
                                                                                                                                                                                                     gendes Talent lange zu entfalten, denn bereits Anfang 1825 starb er im Alter
                                                                                                     © KUNSTHALLE BREMEN – DER KUNSTVEREIN IN BREMEN, FOTO: DIE KULTURGUTSCANNER

                                                                                                                                                                                                     von nur 36 Jahren an Schwindsucht.
                                                                                                                                                                                                             Dieser Frühvollendete, dem nach seiner Ankunft in Rom 1819 nur wenige
                                                                                                                                                                                                     Jahre intensiven Schaffens blieben, ist jetzt in der Hamburger Kunsthalle zu
                                                                                                                                                                                                     entdecken. In Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar widmet die Kunst-
                HEINRICH REINHOLD – DER LANDSCHAFT AUF DER SPUR                                                                                                                                      halle dem Künstler erstmals eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel
             Hamburger Kunsthalle, Hubertus Wald-Forum, noch bis 10. März 2019                                                                                                                       „Heinrich Reinhold – Der Landschaft auf der Spur“. Die Schau ist auf knapp 120
                                                                                                                                                                                                     Werke konzentriert, die alle Lebens- und Schaffensphasen des vielseitigen Ma-
     Zur Ausstellung ist im Hirmer Verlag, München, ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen                                                                                                          lers eindringlich beleuchten.
      von M. Bertsch, H. Börsch-Supan, N. Brüggebors, W. Busch, S. Gerndt, H. Mildenberger,                                                                                                                  Reinhold war nach einem kurzen Intermezzo an der Akademie in Dres-
                  P. Prange, H. Sieveking, A. Stolzenburg, R. Wegner erschienen.                                                                                                                     den 1807 zum Studium nach Wien gekommen, wo er im Kreis der dortigen Ro-
                                                                                                                                                                                                     mantiker um Friedrich Olivier, Julius Schnorr von Carolsfeld und Joseph Anton

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Landschaft“, wie er 1813 seinem Bruder Gottfried schrieb. Deshalb kehrte Rein-
                                                                                                                          hold nach dem Sturz Napoleons 1814 nach Wien zurück, wo er sich nun intensiv
                                                                                                                          der Landschaftsmalerei widmete. Gemeinsam mit seinem Bruder Friedrich Phi-
                                                                                                                          lipp, befreundeten Malern wie Johann Christoph Erhard und Johann Adam
                                                                                                                          Klein unternahm er verschiedene Studienreisen in die verwunschene Gegend
                                                                                                                          der Schneebergregion südlich von Wien und nicht zuletzt darf Reinhold neben
                                                                                                                          den Gebrüdern Olivier zu den künstlerischen Entdeckern des Salzkammergu-
                                                                                                                          tes und des Berchtesgadener Landes gezählt werden, als er 1818 zusammen
                                                                                                                          mit seinen Künstlerfreunden dorthin reiste.
                                                                                                                                 Die Zäsur erfolgt im Jahr darauf, als Reinhold im Herbst 1819 zusammen
                                                                                                                          mit Erhard nach Rom aufbricht. Hier und in Olevano, wohin die deutschen
                                                                                                                          Künstler wegen der reizvollen Landschaft und des erträglichen Klimas im Som-
                                                                                                                          mer zogen, entstand nun ein Landschaftswerk, das den Beginn eines neuen, an
                                                                                                                          der Schwelle zum Naturalismus und Realismus stehenden Naturverständnis-
                                                                                                                          ses markiert. Noch vor Carl Blechen, der erst 1828 in Italien eintreffen sollte,
                                                                                                                          und anderen hat Reinhold neben der Zeichnung die Ölskizze zum wesentlichen
                                                                                                                          Medium seiner künstlerischen Ausdruckskraft gemacht. In der Ölskizze, in der
                                                                                                                          direkten Erfassung von Licht und Atmosphäre, in dem präzisen Studium von
                                                                                                                          Naturdetails und der genauen Beobachtung wechselnder Wetterphänome wird
                                                                                                                          Reinhold zum Pionier der Freilichtmalerei. Seine Bedeutung für die Entwicklung
                                                                                                                          der deutschen Landschaftsmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
                                                                                                                          wird jetzt erstmals sichtbar. Den von Reinholds Künstlerkollegen Ludwig Rich-
                                                                                                                          ter apostrophierten Gegensatz zwischen deutschen und französischen Künst-
                                                                                                                          lern – die Deutschen seien nur als Zeichner mit spitzen Bleistiften unterwegs,
                                                                                                                          während die Franzosen mit ihren Malkästen durch die Landschaft ziehen – löst
                                                                                                                          Reinhold spielend auf: Präzise Zeichnungen von kristalliner Schönheit entste-
     HEINRICH REINHOLD                                                                                                    hen gleichzeitig neben kraftvollen Ölskizzen von erdiger Farbigkeit, die nicht
     In der Serpentara bei Olevano, 1822,                                                                                 von ungefähr an ähnliche Ölskizzen von Camille Corot erinnern. Reinholds Öl-
     Bleistift auf Velin, 27,7 × 36 cm,                                                                                   skizzen zogen die uneingeschränkte Bewunderung der Künstlerkollegen auf
     Privatsammlung, München,                                                                                             sich: So „etwas Wirkliches von Kunst“ sei selten, schrieb begeistert der berühm-
     bei KARL & FABER 2014 versteigert (Auktion 258)                                                                      te Berliner Architekt Karl Friedrich Schinkel an seine Frau Susanne, als er Rein-
                                                                                                                          hold im Oktober 1824 in dessen Atelier in Rom besucht hatte. Bei dieser Gele-
                                                                                                                          genheit erwarb Schinkel insgesamt zwölf Ölskizzen, die sich heute größtenteils
                                                                                                                          im Besitz der Hamburger Kunsthalle befinden. Sie und noch vieles mehr sind
                                                                                                                          nun noch bis zum 10. März dort zu sehen, zu bestaunen und zu entdecken.
     Koch erstmals sein künstlerisches Potential andeutete. Zunächst als Kupfer-
     stecher, als er nach eigenen und Vorlagen seines Bruders Friedrich Philipp
     stach, eröffnete ihm diese Tätigkeit 1809 überraschend die Möglichkeit, nach                                         Dr. Peter Prange leitet seit Anfang 2016 die Abteilung Kunst des 19. Jahr-
     Paris zu gehen. In Wien war Baron Vivant Denon, die zentrale Figur der Kunst-                                        hunderts bei KARL & FABER und übernimmt ab Frühjahr 2019 die Leitung
     politik Napoleons, auf ihn aufmerksam geworden und verpflichtete Reinhold,                                           der wissenschaftlichen Katalogbearbeitung und Provenienzforschung. Sein
     Napoleons europäische Feldzüge in großformatigen Radierungen zu doku-                                                Spezialgebiet: Kunst der Goethezeit und der Romantik, insbesondere Zeich-
     mentieren. Fünf Jahre sollte ihn das Projekt der „Campagnes de Napoleon“ be-                                         nungen dieser Epochen, die zu den bedeutendsten Kunstäußerungen der
     schäftigen, doch war die künstlerische Ausbeute des Aufenthalts für Reinhold                                         Zeit gehören. Besonders verbunden ist er den ­in Italien tätigen deutschen
     eher unbefriedigend: Die zeitintensive Tätigkeit als Radierer ließ ihm nur wenig                                     Künstlern; einer seiner „Helden“, die ihn immer wieder be­schäftigen, ist Jo-
     Zeit für das erhoffte Kunst- und Naturstudium, trieb ihn doch sein „Gemüth zur                                       seph Anton Koch, der wie Reinhold zur gleichen Zeit in Rom tätig war.

48                                                                                  Heinrich Reinhold   19. Jahrhundert                                                                                       49
Die Verbindung von Allem
                                                                                                                                                                               mit Jedem
                                                                                                                                                                                    Sigmar Polke und die 1970er Jahre
                                                                                                                                                                                im Museum für Gegenwartskunst in Siegen

                                                                                                                                                                                                Von Christian Spies

                                                                                                                                                                       Beim Namen Sigmar Polke denkt man unweigerlich an Malerei. Entweder an
                                                                                                                                                                       die Leinwände voller Würste und Socken samt den berühmten Rasterpunk-
                                                                                                                                                                       ten in den 1960er Jahren oder die großen, geschichteten Leinwände seit den
                                                                                                                                                                       1980er Jahren, die Polke den Beinamen des Maleralchemisten eingebracht
                                                                                                                                                                       haben. Auch im Museum für Gegenwartskunst in Siegen ist Polke in der Samm-
                                                                                                                                                                       lung der Rubenspreisträgerinnen und -preisträger durch Gemälde aus ver-
                                                                                                                                                                       schiedenen Werkphasen vertreten. Der Neuerwerb eines umfassenden Kon-
                                                                                                                                                                       voluts von Fotografien war nun Anlass, diese gängige Konzentration auf den
                                                                                                                                                                       Maler Polke in einem Ausstellungsprojekt kritisch zu hinterfragen.
       SIGMAR POLKE                                                                                                                                                           Der Blick richtet sich dabei auf die 1970er Jahre, ein Jahrzehnt, in dem
       Quetta, 1974,                                                                                                                                                   Polkes Werk schwer fassbar ist und so erst in den letzten Jahren mehr Auf-
       Silbergelatine auf Fotopapier, aquarelliert,                                                                                                                    merksamkeit erfuhr: Das Zusammenspiel unterschiedlichster Bildquellen und
       84 × 118,5 cm                                                                                                                                                   Motive, vom Pornoheftchen bis zur pakistanischen Teezeremonie, mit Techni-
                                                                                                                                                                       ken und Medien, sei es Pinsel oder Super-8-Kamera, ist für diese Zeit typisch.
       Ergebnis: € 400.000*                                                                                                                                                   Der Künstler selbst steht in den 1970er Jahren für jene neuartige Kunst,
                                                                                                                                                                       die durch „Netzwerke, Experimente und Identitäten“ bestimmt ist, wie es der
                                                                                                                                                                       Untertitel der Siegener Ausstellung formuliert. Wo Polke im Düsseldorf der
                                                                                    © THE ESTATE OF SIGMAR POLKE, COLOGNE / VG BILD-KUNST, BONN 2019
                                                                                                                                                                       1960er Jahre gemeinsam mit Gerhard Richter in Anzug und Krawatte auftritt,
                                                                                                                                                                       da inszeniert er sich nun in Schlangenlederhose und mit hennagefärbten
                                                                                                                                                                       Achselhaaren. Mit einer ständig wechselnden Gruppe befreundeter Künstle-
                                                                                                                                                                       rinnen und Künstler (u.a. Achim Duchow, Walter Dahn, Katharina Sieverding,
                                                                                                                                                                       Candida Höfer) lebte er ab 1973 auf einem alten Bauernhof im niederrheini-
                                                                                                                                                                       schen Willich, wo die Künstlerkommune im Rübenacker unter den Dorfbewoh-
                                                                                                                                                                       nern wohl nur Befremden ausgelöst hat.
                                                                                                                                                                              Das alte Ideal des einsamen Künstlers im Atelier gehörte damit der Ver-
                                                                                                                                                                       gangenheit an. Man lebte, arbeitete und experimentierte zusammen, so dass
     SIGMAR POLKE UND DIE 1970ER JAHRE – NETZWERKE, EXPERIMENTE, IDENTITÄTEN                                                                                           sich rückblickend oft gar nicht mehr bestimmen lässt, wer am Ende der Urhe-
                 Noch bis 10.3.2019 im Museum für Gegenwartskunst Siegen                                                                                               ber einer Zeichnung oder Collage war oder die Kamera auslöste. Legendär
                   Unteres Schloss 1 · 57072 Siegen · www.mgk-siegen.de                                                                                                sind die großen Papierbögen, die alle Mitbewohner und Gäste neben dem Te-
                                                                                                                                                                       lefon dazu einluden, sich mit Kritzeleien, Kommentaren, Collagen und Stem-
                                                                                    *INKLUSIVE AUFGELD

50                                                                   Sigmar Polke                                                                      Zeitgenössische Kunst                                                                             51
Rückblick 2018

        Sigmar Polke, Telefonzeichnung, 1975. Rechts: Memphis Schulze und
            Christof Kohlhöfer, 3,60 qm, schön durcheinander, 1976 – 1977

                                                                                                     © FOTO: MUSEUM FÜR GEGENWARTSKUNST, SIEGEN
     peln darauf zu verewigen. So entstanden die „Telefonzeichnungen“ ohne be-
     stimmbaren Urheber aus den zufälligen Launen des Alltags heraus. Bald
     erstreckte sich das Arbeiten in Gruppen auch auf andere Orte. So traf Polke in
     der Schweiz der 1970er Jahre auf eine politisch sehr aktive Künstlerszene, in
     der die Verbindung von Alltag und Kunst durch persönliche Beziehungen im-
     mer enger wurde. In Bern waren es die Freundschaften mit dem Galeristen
     Toni Gerber und Mariette Althaus und für Zürich gibt das große Fotokonvolut
     der damaligen Freundin und Anthropologin Katharina Steffen detaillierte Ein-
     blicke, wie sehr sich Polke mit den politischen Anliegen der jungen Züricher

                                                                                                     © VG BILD-KUNST, BONN 2019; © CHRISTOF KOHLHÖFER.
     Kunstszene identifiziert hat.
           Polke war in den 1970er Jahren für mehrere Monate mit Freunden per
     Motorrad auf der „Opium Route“ durch Afghanistan und Pakistan unterwegs.
     Von dort brachte er Fotografien mit, um sie später in der Willicher Dunkel-
     kammer zu vergrößern. Ein weiteres Foto der Ausstellung zeigt, wie die Kom-
     mune anschließend gemeinsam diese Fotografie übermalte.
           Alles – möchte man sagen – hängt bei Polke in den 1970er Jahren mit
     Allem und Jedem zusammen: Malerei mit Fotografie, die Hippiekommune am
     Niederrhein mit einer Galerie in der Berner Altstadt, Pin-Ups aus Erotikma-
     gazinen mit feministischen Aktionen, genauso wie pakistanische Opiumpfei-
                                                                                                                                                                         Jetzt bei MY KARL&FABER
                                                                                                     © THE ESTATE OF SIGMAR POLKE, COLOGNE / ESTATE OF MEMPHIS SCHULZE

     fen mit deutschen Fliegenpilzen.

     Prof. Dr. Christian Spies ist Professor für Kunstgeschichte der Moderne und
     Gegenwart an der Universität zu Köln. Derzeit forscht er vor allem zu den
                                                                                                                                                                         registrieren und mit Ihrem Profil
     künstlerischen Netzwerken der europäischen Nachkriegskunst. Als Kurator
     betreut er die Sammlung Lambrecht-Schadeberg, in der umfassende Werk-
                                                                                                                                                                         automatisch über Auktionen
     gruppen aller Preisträgerinnen und Preisträger des Rubenspreises der Stadt
     Siegen im Museum für Gegenwartskunst in Siegen gesammelt werden.                                                                                                    und Künstler informiert bleiben.
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Sonderauktionen
Sensationelle Zuschläge für die Sammlung Preuss und White Glove Sale
für eine Sammlung von Gugginger Künstlern

                                                                                                                                LAWRENCE WEINER
                                                                                                                                „Despite it seems“, 2012,
                                                                                                                                Buntstift, Gouache und
                                                                                                                                Tintenstrahldruck auf geklebtem und
                                                                                                                                gefaltetem Velin, 101 × 81 cm
KARL & FABER versteigert regelmäßig ganze Sammlungen. In sorgfältiger wis-
senschaftlicher Bearbeitung durch die Experten des Hauses entstehen hoch-                                                       Ergebnis: € 23.800
wertige Kataloge, die nicht nur regelmäßig als Referenz-Publikationen zu den
betreffenden Sammlungsgebieten herangezogen werden, sondern auch Ein-
gang in die Bibliotheken vieler Liebhaber finden. Sonderauktionen erzielen
überdurchschnittlich gute Ergebnisse, mit zahlreichen Steigerungen über die
Schätzungen hinaus und oft auch Rekordpreisen für Werke einzelner Künstler.
      So durfte KARL & FABER 2018 die bedeutende Hamburger Sammlung
Preuss versteigern. Der Sonderkatalog “Reiz der Linie – Arbeiten auf Papier“
umfasste mehr als 30 Jahre Sammlungsgeschichte. Abseits der Trends des
Kunstmarktes trug Dr. Frank Preuss Werke von rund 60 Künstlern zusammen.
Dabei galt seine Liebe dem Linearen, dem Zeichnerischen im Allgemeinen
und dem Material Papier. Die Arbeiten von Lawrence Weiner, Fred Sandback
und Richard Tuttle bildeten ein besonderes Highlight der Auktion und lösten
hitzige Bietergefechte im Saal aus. Die Auktion erreichte eine Verkaufsquote
von knapp 170% nach Schätzung mit einem Gesamtumsatz von 630.000 €.
      Auch die Versteigerung einer Sammlung mit knapp 50 Papierarbeiten
von Gugginger Künstlern (u.a. August Walla, Johann Hauser oder Oswald
Tschirtner) aus einer nordrhein-westfälischen Privatsammlung wurde zum                                                          JOHANN HAUSER
internationalen Erfolg. Der Sammler wählte mit Bedacht und Leidenschaft                                                         Sophia Loren,
und in Übereinstimmung mit Walter Navratil, Künstler und Sohn des Psychia­                                                      Wachskreide, Bunt- und Bleistift auf
ter-Ehepaars Erna und Leo Navratil, Werke der Art-Brut-Künstler der ehema-                                                      festem Papier „Austria Zeichen“,
ligen Nervenheilanstalt in Niederösterreich aus. Mit einer sensationellen Quo-                                                  40 × 30 cm
te von 234% nach Schätzung und einer Verkaufsquote von 100% wurde diese
                                                                                                   © VG BILD-KUNST, BONN 2019

Auktion zu einem „White Glove Sale“.                                                                                            Ergebnis: € 21.300

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Was ist                                                                                                                                                                                                               Herzlich Willkommen, Herr Hoffman, Herr Prof. Raue und Herr Ropac.
                                                                                                                                                                                                                      Wie schön, Sie heute Abend hier zu Gast zu haben. Was nichts kostet,
                                                                                                                                                                                                                      ist nichts wert. No price, no value. Wie wird der Wert eines Kunstwerkes
                                                                                                                                                                                                                      im Sinne eines Preises festgesetzt? Wer setzt ihn fest: der Künstler, der
                                                                                                                                                                                                                      Künstlernachlass oder die Galerie?

Kunst wert?
                                                                                                                                                                                                               Thaddaeus Ropac: Meiner Meinung nach ist es schwierig, den Wert eines
                                                                                                                                                                                                               Kunstwerks sowie den Preis auf einer Ebene zu nennen. Jeder Antwortver-
                                                                                                                                                                                                               such banalisiert das Thema. In den Galerien versuchen wir, Künstlerpersön-
                                                                                                                                                                                                               lichkeiten in ihren Karrieren zu begleiten. Es geht nicht nur darum, Kunst zu
                                                                                                                                                                                                               verkaufen, sondern einen Künstler richtig zu platzieren. Es sind Partnerschaf-
                                                                                                                                                                                                               ten, die man auch mit den Sammlern eingeht. Das Wichtigste ist, die Künstler
                                                                                                                                                                                                               in die Museen zu bekommen. Positionen zu klären, sie zu zeigen, bevor man
                                                                                                                                                                                                               sie anschließend verkaufen kann. Erst nach diesem ersten Schritt kann man
                                                                                                                                                                                                               über eine sinnvolle Preisbildung sprechen. Aus der Sicht des Auktionshauses
                                                                                                                                                                                                               oder des Investments betrachtet, könnte man meinen, dass wir den Großteil
                                                                                                                                                                                                               unserer Gespräche mit den Künstlern über den Preis führen. So ist es nicht.
                                                                                                                                                                                                               Viele Faktoren bestimmen die Preisbildung. Sobald es jedoch für einen Künst-
                                                                                                                                                                                                               ler einen Markt gibt, beeinflussen auch die Auktionshäuser, die Berater und
                                                                                                                                                                                                               die Vermittler den Preis. Die Preisbildung ist nur ein Teil unseres Jobs. Es
                                                                                                                                                                                                               geht uns vorrangig darum, Künstlern ihre Visionen zu ermöglichen. Das Ver-
                                                                                                                                                                                                               trauen, das Künstler einer Galerie entgegenbringen müssen, basiert auf dem,
                                                                                                                                                                                                               was die Galerie leisten kann. Sie müssen den Eindruck haben, dass die Gale-
                                                                                                                                                                                                               rie den richtigen Platz für ihr Werk findet. Dabei ist der Preis letztendlich eine
                                                                                                                                                                                                               Nebensache, wenn auch keine unwichtige.

                                                                                  © VG BILD-KUNST, BONN 2019
                                                                                                                                                                                                               Philip Hoffman: Heutzutage sind die besten Künstler wie Fußballstars. Sie
                                                                                                                                                                                                               möchten gerne in den besten Galerien präsentiert werden und Thaddaeus
                                                                                                                                                                                                               hat eine solche Galerie. Allerdings verändert sich der Galeriemarkt und ande-
                                                                                                                                                                                                               re Galerien kommen und sagen: „Ich kann einen höheren Preis für Dich erzie-
                                                                                                                                                                                                               len!“ Es gibt bestimmte Galerien in London und New York, die auf diese Art

                                                                                  © HEIMRAD PREM, FIGUREN IN DER LANDSCHAFT (DETAIL), 1961, HP ZIMMER, DREI KOMISCHE FIGUREN (DETAIL), 1961
                                                                                                                                                                                                               von Geschäft spezialisiert sind.
                                                                                                                                                                                                               Thaddaeus Ropac: Nein, nein, nein! An dieser Stelle muss ich wirklich pro-
                                                                                                                                                                                                               testieren. Ich denke, dass sich das Verhältnis von Künstlern und Galerien
                                                                                                                                                                                                               zwar verändert hat, aber dass man Künstler trotzdem nicht mit Fußballstars
                                                                                                                                                                                                               vergleichen kann. Einem Künstler einfach nur die Möglichkeit zu geben, mehr
                                                                                                                                                                                                               Geld zu verdienen, reicht als Motivation nicht aus, um die Galerie zu wech-
                                                                                                                                                                                                               seln. Sie unterschätzen, was Künstler mit ihrer Kunst zu erreichen versuchen.
                                                                                                                                                                                                               Was sie anzieht ist eine Galerie, die ihre Kunst versteht und in bedeutenden
Auf Einladung von KARL & FABER und The Fine Art Group de­bat­tierten                                                                                                                                           Institutionen und Sammlungen platzieren kann.
                                                                                                                                                                                                               Peter Raue: Jeder Galerist – sei er noch so klein oder noch so groß – will das
­Philip Hoffman, Prof. Dr. Peter Raue, Thaddaeus Ropac sowie Rupert Keim                                                                                                                                       Beste für den Künstler, will ihn platzieren und in die Museen bringen. Wie
 über die ­Veränderungen des ­Kunstmarktes. Für Sie haben w
                                                          ­ ir ­Auszüge des                                                                                                                                    Preise zustande kommen bleibt ein ewiges Geheimnis. Wenn der Künstler lan-
 ­Expertengesprächs vom 25.7.2018 zusammengestellt.                                                                                                                                                            ge genug auf dem Markt ist, gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
                                                                                                                                                                                                               Aber wenn ein Künstler aus einem normalen Preissegment ab morgen bei
                                                                                                                                                                                                               Ropac ist, wird er plötzlich wahnsinnig teuer sein. Nicht weil die Qualität bes-
Moderation Rupert Keim                                                                                                                                                                                         ser geworden ist, sondern weil er nun bei ­Ropac ist. Ist das wirklich ein Qua-

56                                                          Was ist Kunst wert?                                                                                                               Rückblick 2018                                                                                        57
litätskriterium? Ist die Kunst, wenn sie nicht mehr 60.000 Euro, sondern
     160.000 Euro kostet, besser geworden? Es gibt kein objektives Kriterium für
     die Frage: Warum ist Günther Uecker so viel teuer als Gotthard Graubner?
     Bestimmte Häuser beeinflussen aufgrund ihres Namens den Preis. Außer-
     dem ist es ein Markt: Alle Dinge, die knapp sind, werden teuer.
                                                                                                         „Der Kunst-
                                                                                                         markt ist vom
            Das Festlegen von Preisen, Schätzungen und so w     ­ eiter, gehört zu Ih-
            rem Tagesgeschäft. Welche Kriterien haben Sie hierfür? Konzentrieren
            Sie sich mehr auf den Preis von Galerien oder auf den von Au­kt­ions­
            häusern? Wie bestimmen Sie den richtigen Preis?
     Philip Hoffman: Die meisten unserer Kunden nehmen die Auktionspreise und
     die Qualität des Kunstwerkes als Ausgangspunkt. Aber es gibt über zwanzig

                                                                                                         Elfenbeinturm
     weitere Kriterien, worauf die Kunden im Hinblick auf den Preis achten. Die Gale-
     rien haben zwar Einfluss auf junge Künstler und legen den Preis fest, jedoch
     spielen die Auktionshäuser eine ebenso zentrale Rolle für den Preis eines Kunst-
     werkes. So entsteht häufig ein Konflikt zwischen Galerien, die ihre Künstler zu
     beschützen versuchen, indem sie kontrollieren, wo ihre Kunst landet, und denje-
     nigen Personen, die zuerst in Galerien kaufen, um die Kunst dann später in Auk-

                                                                                                         in die Mitte
     tionen mit einem Gewinn zu versteigern. Einen Preis für ein Kunstwerk festzule-
     gen ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst. Es ist sehr schwierig, jedoch
     sind die Auktionshäuser recht gut darin geworden, auch wenn sie immer noch
     gelegentlich daneben liegen. Sie haben gesehen, was mit einem Kunstwerk wie
     „Salvator Mundi“ passiert ist, welches bei Christie’s für 450 Millionen Dollars
     versteigert wurde. Die Schätzung lag um ein Vierfaches darunter. Aber bei ei-

                                                                                                         des Lebens
     nem „Spot Painting“ von Damien Hirst kann man den Preis vermutlich auf den
     Tag genau bestimmen, weil so viele von ihnen in Auktionen versteigert werden.
            Was ist Ihrer Meinung nach am Ende zuverlässiger: der Auktionspreis
            oder der Galeriepreis?
     Philip Hoffman: Beides. Wir haben jetzt eine neue Art von Supergalerien wie
     Thaddaeus Ropac oder Gagosian, die hinter ihren Künstlern stehen. Aber die

                                                                                                         gerückt.“
     großen Auktionshäuser – vor allem Christie’s und Sotheby’s – machen den
     größten Umsatz. Christie’s gab bekannt, dass es in den ersten sechs Mona-
     ten des Jahres vier Milliarden Pfund verdient hat – ein gewaltiger Anstieg
     von 38 Prozent. Aber inzwischen machen auch einige dieser Supergalerien
     eine Milliarde Dollar an Umsatz.
            Ich habe das Gefühl, dass sich Preise heute sehr viel schneller entwi-
            ckeln als früher. Wie lässt sich so etwas erklären? Woher kommen die
            großen Ausschläge?
     Thaddaeus Ropac: Der Kunstmarkt ist vom Elfenbeinturm in die Mitte des
     Lebens gerückt. Früher war er etwas Elitäres, nicht im monetären Sinn, weil
     man viel weniger verkauft hat, sondern in der Erreichbarkeit. Die Kunstszene
     war sehr klein und in wenigen Städten konzentriert. In Deutschland war Köln                         Seit ihrer Gründung im Jahr 1983 in Salzburg hat sich die Galerie Thaddaeus Ropac auf internationale
     das wichtigste Zentrum, aber es gab nur wenige Sammler und wenige beach-                            zeitgenössische Kunst spezialisiert und repräsentiert heute etwa 60 KünstlerInnen und renommierte
     tete Künstler. In den 1970er Jahren musste man sich selbst die Wahrneh-                             Nachlässe. Mit einem Team von 100 Mitarbeitern und durchschnittlich 40 Einzel- und Gruppenausstel-
     mung zeitgenössischer Kunst erkämpfen. Das hat sich verändert. Heute ist                            lungen pro Jahr in den Räumlichkeiten von Salzburg, Paris Marais, Paris Pantin und London sowie mit
     das Erleben von zeitgenössischer Kunst etwas, womit wir ständig zu tun ha-                          einem Büro in Hongkong präsentiert die Galerie einige der einflussreichsten KünstlerInnen unserer Zeit.

58                                                                                 Was ist Kunst wert?   Rückblick 2018                                                                                      59
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