CIO Special - Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Was vor uns liegt - Deutsche Bank Wealth Management
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April 2021 CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Was vor uns liegt
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Inhaltsverzeichnis 01 Autoren: Marion Laboure Ähnlich und doch so verschieden S. 3 Senior Economist, Deutsche Bank Research 02 Gerit Heinz Global Chief Investment Strategist Die bisherige Entwicklung S. 5 Markus Müller Die Anfänge Global Head of Chief Investment Office Bitcoin im Vergleich zu Gold Sagar Singh Was hat den Boom von Kryptowährungen und CBDC befeuert? Investment Officer APAC Stefan Köhling Investment Strategist Europe 03 Investieren in Kryptowährungen S. 10 Kryptowährungen als Anlageklasse Bewertung Regulierung 04 CBDC – Wo stehen wir? S. 14 05 ESG-Perspektiven S. 15 06 Fazit: Nachhaltige Entwicklung oder kurzes Experiment? S. 17 Bitte den QR-Code benutzen, um weitere Publikationen von Deutsche Bank CIO Office aufzurufen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 1 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Einleitung Christian Nolting Finanzinnovationen sind ein kontinuierlicher Prozess, aber wir scheinen in der Entwicklung des Global Chief Investment globalen Finanzsystems an einem besonders entscheidenden Punkt angelangt zu sein. Zwei Officer eigenständige und dennoch zusammenhängende Entwicklungen, nämlich Kryptowährungen auf privatwirtschaftlicher Seite und digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC) auf staatlicher, könnten jetzt die kritische Masse erreichen. Eine ausgewogene und objektive Beurteilung von Kryptowährungen ist schwierig; dies liegt zum einen an der anhaltenden Preisvolatilität und zum anderen an der Wahrnehmung, es handle sich um reine Spekulationsinstrumente – ob diese nun gerechtfertigt ist oder nicht. Darüber hinaus sind digitale Zentralbankwährungen bislang noch in keiner der großen Volkswirtschaften uneingeschränkt im Einsatz; das heißt, die Debatte über potenziell gravierende politische und soziale Auswirkungen basiert aktuell noch auf sehr begrenzten Erfahrungswerten. Es ist jetzt aber zweifellos an der Zeit, über die bisherige und mögliche weitere Entwicklung nachzudenken. Bei Kryptowährungen sind eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen, unter anderem der Vergleich mit anderen Anlageklassen, Fragen der Regulierung und Bewertung sowie potenzielle ESG-Auswirkungen. CBDC müssen sowohl individuell bewertet werden, als auch im Hinblick auf die Frage, wie sie die immer stärker verbreiteten privatwirtschaftlichen Kryptowährungen ergänzen oder ersetzen könnten. Zu all diesen Aspekten möchten wir hier einen Überblick geben. Wenn Sie mich nach meiner persönlichen Einschätzung der weiteren Entwicklung fragen: Ich denke, es ist inzwischen klar, dass Kryptowährungen kein vorübergehendes Phänomen sind, sondern uns (in welcher Form auch immer) erhalten bleiben werden; sie sind in meinen Augen aber noch weit davon entfernt, zu einer Mainstream-Anlageklasse zu werden. Das Argument, Kryptowährungen seien ein wichtiges Anlageinstrument – entweder zur Portfoliodiversifizierung oder als Inflationsabsicherung – ist mit Vorsicht zu genießen. Genauso könnte es, obwohl es in den kommenden Jahren immer wieder CBDC-Praxisversuche geben wird, noch lange dauern, bis digitales Zentralbankgeld eine weite Verbreitung findet: Hier gibt es wichtige finanzielle und soziale Aspekte, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass Regierungen und digitalaffine Bevölkerungen digitales Zentralbankgeld zumindest für Alltagsausgaben letztlich Kryptowährungen vorziehen werden. Die erfolgreicheren Kryptowährungen dürften in Bezug auf Geschäftsmodell und Nutzen immer differenzierter werden. Wie gesagt: Finanzinnovationen sind ein kontinuierlicher Prozess; sie werden nicht auf dem heutigen Stand stehen bleiben. Christian Nolting Globaler CIO Kryptowährungen und CBDC in Kürze: o Kryptowährungen werden uns erhalten bleiben, aber welche Rolle sie in einem Portfolio spielen können und sollen, wird noch kontrovers diskutiert. o Die Anzahl von digitalen Zentralbankwährungen wird zunehmen, aber bis sie weit verbreitet sind, könnte noch einige Zeit vergehen. o Der Wunsch von Staat und Investoren nach Kontrolle und Aufsicht könnte letztlich dazu führen, dass CBDCs beliebter werden als einige Kryptowährungen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 2 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC 01 Ähnlich und doch so verschieden Wie wir in unserem „CIO Special: Digitales Zentralbankgeld – Geld erfindet sich neu“ erläutert haben, erforschen und experimentieren Zentralbanken und Regierungen weltweit im Rahmen von Pilotprojekten, welche Form digitales Zentralbankgeld (CBDC) annehmen könnte. CBDCs, also Central Bank Digital Currencies, sind digitales Geld, das von Regulierungsstellen (Regierungen, Zentralbanken) geschaffen wird und den Status „gesetzliches Zahlungsmittel“ genießt. Das ist einer der wichtigsten Unterschiede zu den sogenannten Kryptowährungen, die keiner offiziellen, zentralisierten Kontrolle unterliegen. Während digitales Zentralbankgeld für die meisten noch recht abstrakt klingt, ist auf den Bahamas im Rahmen des Sand-Dollar-Projekts 2020 die erste digitale Zentralbankwährung (CBDC) Realität geworden, und China hat den digitalen Yuan, der offiziell DCEP – Digital Currency Electronic Payment – heißt, zumindest schon in einer Reihe von Pilotprojekten getestet. Das chinesische DCEP-Programm ist das derzeit vielleicht interessanteste und einflussreichste Projekt. Mit mehr als 1 Milliarde potenziellen Nutzern könnte die Einführung einer digitalen Währung in China auch andere Projekte beschleunigen, wenn die Notenbanker in anderen Ländern im Rennen um die Vorherrschaft bei digitalen Währungen nicht zurückfallen wollen. So stehen auch bei anderen digitalen Währungen Testphasen bevor, z.B. beim digitalen Euro und bei der digitalen Schwedischen Krone. Unterdessen erfreuen sich Kryptowährungen aus dem privaten Sektor, die auch als virtuelle Währungen bezeichnet werden, seit der drastischen Verkaufswelle Anfang 2018 neuer Beliebtheit. Die Preise der bekanntesten Kryptowährungen sind in den vergangenen Monaten auf Allzeithochs gestiegen, und etablierte Zahlungsdienstleister sowie ein paar andere Unternehmen (darunter Automobilhersteller) haben bereits angekündigt, Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren. In unserem „CIO Insights: Kryptowährungen und Blockchain, und ihre Bedeutung für die Zukunft“ haben wir unterschiedliche Kryptowährungen und ihre wichtigsten Eigenschaften vorgestellt. Die digitalen Kryptowährungen nutzen Peer-to-Peer-Netzwerke und Verschlüsselung; deshalb ist die Organisationsstruktur in den meisten Fällen dezentral und auf breiter Basis zugänglich, was auf die bisher bekannten Grundlagen von digitalen Zentralbankwährungen nicht zutrifft. Im Gegensatz zu den geplanten CBDC-Projekten werden Kryptowährungen von privaten Unternehmen angeboten; die Geschäftsmodelle können variieren und sind nicht auf die Währung an sich beschränkt, aber die zugrunde liegende Technologie ist immer ähnlich (zu den typischen Merkmalen zählt eine Distributed-Ledger-Technologie oder DLT, die sog. Blockchain). Viele dieser Währungen sind digitale Token ohne Deckung oder inneren Wert. In den meisten Ländern gibt es noch keinen aufsichtsrechtlichen Rahmen für solche digitalen Werte, und viele Regierungen bezweifeln offen, ob ein Einsatz solcher Digitalwährungen überhaupt sinnvoll ist. Im Februar 2021 lag die Marktkapitalisierung der bekanntesten Kryptowährung Bitcoin1 erstmals über der Marke von 1 Billion USD. Dem Über-1-Mrd.-USD-Club (in Bezug auf die Bewertung) gehören hingegen eine ganze Reihe von Kryptowährungen an. Die bekanntesten Kryptowährungen gibt es inzwischen schon seit einiger Zeit, und es kommen immer neue Vertreter hinzu, die sich einen Namen machen. Als dieser Text entstand, schien das Social-Media- Unternehmen Facebook mit seinen mehr als 2,7 Milliarden Nutzerinnen und Nutzern kurz davor zu sein, mit einer eigenen Kryptowährung an den Start zu gehen und damit den konventionellen Zahlungsverkehrssystemen Konkurrenz zu machen. 1 Nach Informationen von coinmarketcap.com „Die Einführung einer digitalen Währung in China könnte auch andere Projekte beschleunigen, wenn die Notenbanker in anderen Ländern im Rennen um die Vorherrschaft bei digitalen Währungen nicht zurückfallen wollen.“ Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 3 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Wir stellen in diesem Bericht aktuelle Entwicklungen und einzelne Kryptowährungs- und CBDC- Projekte vor und kommentieren die Rolle, die diese beiden Varianten von digitalen Währungen in Zukunft spielen könnten. Viele Marktteilnehmer betrachten Kryptowährungen zunehmend als neue Anlageklasse. Selbst institutionelle Investoren interessieren sich neuerdings für neue Arten, in digitale Vermögenswerte zu investieren. Wir beleuchten auch den Sinn einer solchen Kategorisierung und die Rolle, die digitale Währungen in einem Anlageportfolio spielen (wenn sie denn überhaupt eine spielen). Da Bitcoin in den Medien, in der Öffentlichkeit und auf staatlicher Ebene den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich zieht, älter ist und gemessen an der Marktkapitalisierung die mit Abstand größte Kryptowährung ist, verwenden wir Bitcoin in unserer Analyse stellvertretend für alle Kryptowährungen. Wir berücksichtigen außerdem, dass Bitcoin bei vielen Marktteilnehmern umstritten ist; darauf gehen wir später noch gesondert ein. Abbildung 1: Allgemeine Unterschiede zwischen CBDC und Kryptowährungen Quelle: Ward O. & Rochemont S. (2019): Understanding Central Bank Digital Currencies (CBDC). Institute and Faculty of Actuaries. Stand: März 2019. Vollständig zentralisiert Dezentral Wird von einer Körperschaft Noch kein gesetzlicher und emittiert und unterliegt einem aufsichtsrechtlicher Rahmen aufsichtsrechtlichen Rahmen CBDC vs. Kryptowährungen Transaktionsbuchführung Transaktionsbuchführung für alle geheim einsehbar Vermutlich nicht verschlüsselt Verschlüsselt
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC 02 Die bisherige Entwicklung Die Anfänge Der Grundstein für die Erfindung einer Kryptowährung wurde in den 1980er-Jahren gelegt. Menschen wie David Chaum, Wei Dei und Nick Szabo sind der Idee eines digitalen Gelds nachgegangen, haben damit weltweit aber noch nicht viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine der ersten erfolgreicheren digitalen Währungen war das 1997 von Adam Back angebotene Hashcash. Es konnte kurzzeitig glänzen, erforderte dann aber immer mehr Rechenleistung (ähnlich wie heutige Kryptowährungen) und wurde mit der Zeit immer weniger effektiv. Dennoch spielten viele Elemente des Hashcash-Systems 20 Jahre später bei der Entwicklung von Bitcoin noch einmal eine Rolle. Das Konzept von Blockchain und Kryptowährungen trat im Oktober 2008 in den Mittelpunkt. Unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto postete jemand, dessen Identität bis heute ungeklärt ist, in einer Kryptografie-Mailingliste einen Link zu einem White Paper mit dem Titel „Bitcoin: A Peer to Peer Electronic Cash System” – also „Bitcoin: ein elektronisches Zahlungssystem auf Peer-to-Peer-Basis“. Darin wurde detailliert beschrieben, wie sich mit einem Peer-to-Peer- Netzwerk „ein System für elektronische Transaktionen“ aufbauen lässt, bei dem man „sich nicht auf Vertrauen verlassen muss“. Im Januar 2009 folgte dann die „Grundsteinlegung“ des Bitcoin-Netzwerks; das heißt, Satoshi schuf den ersten Block der Bitcoin-Blockchain (Block 0), der mit einer Entlohnung von 50 Bitcoins verbunden war. Neben den üblichen Daten enthielt dieser Block übrigens auch den folgenden Text: ‚The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks‘ - also ‚The Times, 3. Jan. 2009: Finanzminister steht kurz vor zweitem Bankenrettungspaket‘. Dies sollte vermutlich beweisen, dass der Block nicht vor dem 3. Januar 2009 geschaffen worden sein kann, und es dürfte als Kommentar zur damaligen Wahrnehmung zu verstehen sein (in der Anfangsphase der globalen Finanzkrise), dass das Mindestreservesystem (d.h. das konventionelle Zentralbankensystem) zu Instabilität führen kann; dies war sicher einer der Faktoren, die in der Anfangsphase zur wachsenden Beliebtheit von Bitcoin beigetragen haben. Abbildung 2: Interesse am Bitcoin gemessen an den Suchanfragen in Google Quelle: „Google Trends“-Daten, Deutsche Bank AG. Stand: April 2021. Die Y-Achse zeigt auf einer Skala von 0 bis 100 den Anteil eines Themas an allen Suchanfragen zu diesem Thema zum abgetragenen Zeitpunkt, errechnet von Google Trends. Bitcoin: (weltweit) 100 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 5 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Bitcoin im Vergleich zu Gold Die Azteken betrachteten Gold als Produkt der Götter und nannten es wörtlich übersetzt „Gott- Exkrement“ (Teocuitlatl auf Aztekisch). Die Praxis, Goldmünzen (und andere Edelmetalle) als Währung zu verwenden, wurde erstmals im 6. Jahrhundert vor Christus dokumentiert. Viele Jahrhunderte lang, bis Mitte des 19. Jahrhunderts, blieb Gold von großer Bedeutung; dann gingen viele Länder dazu über, Gold nicht mehr als primäre Währung, sondern als Referenzwert zu verwenden; dieses System ist als Goldstandard bekannt, bei dem der Wert einer Papierwährung in Gold ausgedrückt wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Goldstandard dann vom Bretton- Woods-System abgelöst, das bis 1971 galt, als die Goldbindung des USD zugunsten unserer modernen Fiatwährungen endgültig aufgegeben wurde. Stellt sich die Frage: Was hat Gold im Laufe der Geschichte eigentlich seinen Status als Geld und stabiler Wertspeicher verliehen? Jetzt könnte man sagen, die immanente Langlebigkeit (Gold, das vor Tausenden von Jahren abgebaut wurde, ist auch heute noch nutzbar), das begrenzte aber ausreichende Angebot (bis heute wurden rund 190.000 metrische Tonnen abgebaut, und 50.000 Tonnen sind noch als Reserven vorhanden), die wertstabile Teilbarkeit (anders als bei Diamanten), die Reinheit (fälschungssicher), und der in gewisser Weise ewige Nutzwert (in den Bereichen Dekorationen, Schmuck und heute sogar in der Elektronik und in der Zahntechnik) haben alle dazu beigetragen, dass die Menschen im Lauf der Jahrtausende so großes Vertrauen in Gold gesetzt haben. Doch einer der größten Nachteile von Gold als Währung (im Gegensatz zu Fiatgeld) betrifft die Bekämpfung von Rezessionen, denn Gold behindert Staaten dabei, die Geldmenge zu erweitern (weil die Geldmenge in einem Gold-basierten System von den Goldreserven abhängt). Dabei ist eine expansive Geldpolitik bei Notenbanken ein beliebtes Instrument, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Bitcoin ist in gewisser Weise das digitale Pendant zu Gold. Genau wie Gold ist Bitcoin nur in endlichem Maße vorhanden und muss geschürft werden – nur dass Gold eben physisch abgebaut wird, während Bitcoin durch das Entschlüsseln von speziellen Computerverschlüsselungen virtuell geschürft wird. Bisher wurden rund 18,5 Millionen Bitcoin geschürft; damit bleiben weniger als 3 Millionen übrig, die noch in Umlauf gebracht werden können. Aufgrund einer anderen Angebotssystematik (die Entlohnung für Bitcoin-Mining halbiert sich alle vier Jahre) ist Bitcoin in gewisser Weise „endlicher“ als Gold, das im Lauf der Jahrhunderte immer schneller abgebaut wurde. Die dezentrale Natur der Kryptowährung, die verhindert, dass das Angebot von Staaten kontrolliert werden kann, ist wiederum ein Merkmal, das Bitcoin und Gold gemeinsam haben. Vor dem Hintergrund dieser Ähnlichkeiten und der jeweiligen Marktaktivität in den vergangenen Jahren ist es verständlich, dass manche glauben, Bitcoin könnte irgendwann Gold als Wertspeicher ablösen. Doch bei allen Ähnlichkeiten gibt es auch eine Reihe von Gründen, die dafür sprechen, dass sich Bitcoin und Gold eben doch nicht vergleichen lassen. Bitcoin ist im Lauf der Zeit immer stabiler geworden; dazu trägt auch bei, dass die Kryptowährung praktisch ein Kommunikationsprotokoll ist, das von Netzwerkeffekten profitiert – das heißt, je mehr Menschen Bitcoin nutzen, desto wertvoller wird es. Trotzdem bleiben Sicherheit und Wertstabilität die größten Risiken. Das begrenzte Angebot gewährleistet zwar, dass der Bitcoin aufgrund seiner dezentralen Systematik und seines Nutzens einen gewissen Wert hat, aber wer sagt denn, dass – auch wenn der Bedarf an einer dezentralen Währung bestehen bleibt – der Bitcoin nicht einfach von einer neueren und höher entwickelten Technologie ersetzt wird? Außerdem ist Gold eine seit Langem weithin akzeptierte Reservewährung. Werden Regulierungsbehörden und Staaten eine Parallelwährung wie den Bitcoin, die sie nicht kontrollieren können, auf ähnliche Weise tolerieren, wo sie damit doch makroökonomische Instabilität riskieren und vielleicht sogar die Finanzierung von Finanzkriminalität (Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung usw.) erleichtern? Viele Staaten haben Kryptowährungen bereits ganz oben auf ihrer regulierungspolitischen Agenda und arbeiten an eigenen Versionen von digitalen Währungen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 6 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Außerdem spricht gegen Bitcoin, dass die Kryptowährung trotz ihrer jüngsten Rekorde beim Marktwert immer noch erheblichen Preisschwankungen unterliegt, die dem Argument widersprechen, es handle sich um einen stabilen Wertspeicher. Natürlich gibt es keine absolute Wertstabilität: Auch Gold hatte eine Phase mit einer ähnlich hohen Volatilität, als es nach der Abschaffung des Bretton-Woods-Systems frei gehandelt wurde. Doch bis die Volatilität wirklich nachlässt, ist schwer zu sagen, ob Bitcoin eine ähnliche Entwicklung bevorsteht. Abbildung 3: Bitcoin ist nicht die einzige volatile Anlageklasse: Erinnern Sie sich noch an die Goldpreise in den 70er-Jahren? Historische rollierende 60-Tage-Volatilität (annualisiert) von Gold (links) und Bitcoin (rechts). Quelle: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Bank AG. Stand: April 2021. % % 90 450 80 400 70 350 60 300 50 250 40 200 30 150 20 100 10 50 0 0 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 Gold (links) Bitcoin (rechts) Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 7 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Abbildung 4: Das tägliche Transaktionsvolumen ist bei Bitcoin immer noch deutlich niedriger als bei Gold und vielen anderen Rohstoffen Quelle: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Bank AG. Stand: Februar 2021. Gold 40,63 WTI 19,66 14,17 Tägliches Volumen Brent Kupfer 9,08 Sojabohnen Benzin 5,85 6,64 (Feb. 2021, in Mrd. Eisenerz 4,95 USD) Heizöl 4,82 Gasöl 5,85 Silber 4,50 Bitcoin 0,76 Bitcoin 0.76 Was hat den Boom von Kryptowährungen und CBDC befeuert? Was die Entwicklung von Kryptowährungen vorantreibt, lässt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Mit Kryptowährungen investieren Anleger in Vermögenswerte, die weitgehend unreguliert sind und sich der Kontrolle durch Zentralbanken und Politik entziehen. In vielen Fällen sind Kryptowährungen begrenzt, das heißt, es gibt nur eine begrenzte Anzahl an digitalen Münzen, die ausgegeben werden, sodass die Währungen anders als Fiatgeld nicht beliebig erweitert werden können; das lässt sich als eine Art intrinsischer Inflationsschutz interpretieren. Nach der globalen Finanzkrise und jetzt im Zuge der Corona-Krise haben Zentralbanken rund um den Globus ihre Bilanzen massiv ausgeweitet; dies hat (zu Recht oder zu Unrecht) die Angst vor einem Anstieg der Verbraucherpreisinflation geschürt und dazu geführt, dass traditionelles Geld für einige an Attraktivität eingebüßt hat. Die Aufbewahrung von Kryptowährungen ist für manche Investoren ein weiterer attraktiver Punkt: Geld an nicht regulierten Orten in Form von digitalen Speichern (sogenannten Wallets) aufzubewahren, ist für manche eine Möglichkeit, ihrer Skepsis den lokalen Behörden gegenüber Ausdruck zu verleihen. Ein weiterer Grund für das Interesse an Kryptowährungen ist die Wahrnehmung, dass die digitale Abwicklung Zahlungen einfacher macht. Während insbesondere internationale Transaktionen in vielen Ländern teuer und langwierig sind, gelten Kryptowährungen als schnellere und billigere Alternative, Geld von einem Konto auf ein anderes zu übertragen – besonders bei grenzüberschreitenden Transaktionen. Der Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA: Single Euro Payments Area) ist ein Beispiel für die Bemühungen, den grenzüberschreitenden Euro- Zahlungsverkehr innerhalb Europas effizienter zu machen. In dieser Beziehung würden Kryptowährungen erheblich von Netzwerkeffekten profitieren. Je mehr Menschen sie verwenden, desto wertvoller werden sie. Dies gilt in besonderem Maße für Schwellen- und Entwicklungsländer, deren Zahlungsverkehrssysteme unter Umständen nicht so effizient sind und wo große Bevölkerungsteile keinen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen haben. Im Hinblick auf die Portfoliostrukturierung lässt sich die Nachfrage nach Kryptowährungen womöglich auch über die Bewertung anderer Anlageklassen erklären. Nachdem die Zinsen an den Rentenmärkten seit Jahrzehnten gefallen sind und die Bewertungen an den Aktienmärkten auf der Grundlage vieler Kennzahlen Rekordstände erreicht haben, stellt sich die Frage, wie lange sich das alles noch aufrechterhalten lässt. Da Investoren immer nach profitablen Investitionen für die Zukunft suchen, sehen manche eine Verlagerung hin zu diesen digitalen Vermögenswerten vielleicht als Möglichkeit, ihre Ertragsquellen zu diversifizieren. Aktuelle Research-Publikationen deuten darauf hin, dass eine Kryptowährungsallokation aus Diversifizierungsgesichtspunkten tatsächlich attraktiv sein könnte, weil die Wertentwicklung nur geringfügig mit anderen Anlageklassen zu korrelieren scheint. Insofern könnte eine Investition in Kryptowährungen das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios diversifizieren. Dass auch unerfahrene Investoren in Kryptowährungen investieren können, weil der Bereich im Vergleich zu traditionellen Finanzanlagen weniger reguliert ist und damit die Einstiegshürden niedrig sind, hat zum allgemein wachsenden Interesse an Kryptowährungen beigetragen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 8 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Die Zahl der Blockchain-Wallets hat sich in den vergangenen fünf Jahren nahezu versechsfacht: von 11 Millionen 2016 auf 63 Millionen 2020. Der technische Fortschritt hat in den vergangenen zehn Jahren eine Reihe von digitalen Zahlungsmöglichkeiten über Smartphones und Computer hervorgebracht und damit ebenfalls zum Aufstieg digitaler Kryptowährungen beigetragen. In manchen Ländern haben die großen Technologiekonzerne ihre Marktmacht genutzt, um eigene Zahlungsverkehrskanäle zu etablieren. Eines der bekanntesten Beispiele ist die geplante Initiative von Facebook, die wir hier noch näher beschreiben werden. Dennoch sind der anhaltenden Weiterentwicklung von privaten Kryptowährungen Grenzen gesetzt. Einer der Gründe für die jüngst so starken Preissteigerungen ist Illiquidität. Zum Teil sind die Preise sprunghaft angestiegen, nachdem große Unternehmen angekündigt hatten, dass sie entweder in Kryptowährungen investieren oder bei deren Entwicklung und Anwendung dabei sein wollen. Insofern könnten Kryptowährungen zumindest kurzfristig weitgehend durch die Aktionen oder Ankündigungen einiger weniger Vermögensverwalter und extrem vermögender Privatpersonen (Ultra High Net-Worth Individuals) bestimmt bleiben. Unterdessen haben die Notenbanken aber nicht untätig zugesehen. Das Monopol für die Schaffung und Verwaltung von Geld liegt in den meisten Ländern traditionell bei den Zentralbanken (oder für die Geldpolitik zuständigen Behörden). Diese haben natürlich ein Interesse daran, die Kontrolle über das Geld zu behalten, um die Wirtschaft effektiv steuern zu können. Insofern lassen sich die vermehrten CBDC-Research- und Testaktivitäten der Zentralbanken als Reaktion auf die Entwicklung von privaten Kryptowährungen und die vielen privaten Zahlungsdienstleister interpretieren. Die Notenbanken wollen eine alternative, moderne Zahlungslösung etablieren. Außerdem wollen Zentralbanken und Regierungen das Problem teurer internationaler Transaktionen beseitigen. Mit digitalem Zentralbankgeld (CBDC) könnten sowohl inländische als auch internationale Überweisungen effizienter und kostengünstiger werden, was allen Bürgern den Zugang zu Finanzdienstleistungen erleichtert. Zudem ist in einer Welt mit rückläufigem Bargeldeinsatz die Nachfrage nach digitalen Zahlungslösungen ohnehin stetig gewachsen. Die Corona-Pandemie hat darüber hinaus gezeigt, dass selbst bargeldtreue Bevölkerungen, wie die deutsche, ihr Zahlungsverhalten drastisch verändert haben und von Bargeld zu digitalen Varianten übergegangen sind; dies könnte der breiten Akzeptanz einer wirklich digitalen Währung durch alle Bevölkerungsgruppen hindurch den Weg bereiten. Auch im globalen Kontext könnte die Entwicklung eines digitalen Zentralbankgeldes eine wichtige Rolle spielen; das gilt besonders für Chinas DCEP-Initiative. Mit ihrer Einwohnerzahl und der Größe ihrer Volkswirtschaft hat die Volksrepublik China das Potenzial, die USA als Anbieterin der global bevorzugten Reservewährung abzulösen. Das ist eine starke Motivation, das Rennen um die CBDC-Vorherrschaft anzuführen. Abbildung 5: Die globalen Reservewährungen der vergangenen 500 Jahre mit ungefähren Zeitangaben Quelle: Opdyke J., (2020). Stand der Daten: Oktober 2020. Globale Währungen Aktuelle Reservewährung (1920 – ) US-Dollar 105 Jahre (1815 – 1920) Britisches Pfund 95 Jahre (1720 – 1815) Französischer Livre 80 Jahre (1640 – 1720) Niederländischer Gulden 110 Jahre (1530 – 1640) Spanischer Real 80 Jahre (1450 – 1530) Portugiesischer Real 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 9 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC 03 Investieren in Kryptowährungen Nach dem Preisverfall von Anfang 2018 könnte 2020 für Kryptowährungen eine Trendwende markiert haben. Eine Reihe von Kryptowährungen erreichten neue Allzeithochs und sind in den ersten Monaten in 2021 weiter gestiegen. Da die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen in den vergangenen Monaten ebenfalls zugenommen hat, ist auch das Interesse aus Investment-, Bewertungs- und Regulierungssicht gewachsen. Schnelle Preisveränderungen sind bei neuen Anlageklassen im Finanzsystem nicht ungewöhnlich. Und da Kryptowährungen noch vergleichsweise jung sind, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob sie wirklich eine neue Anlageklasse darstellen. Anlageklassen sollten per Definition eine geringe Korrelation zueinander aufweisen, und es gibt einfach noch nicht genügend Daten, um diesen Punkt klären zu können. Wir erläutern in den folgenden Abschnitten, wie wir Kryptowährungen im Investmentkontext beurteilen und welche Kennzahlen sich für die Bewertung von Kryptowährungen einsetzen lassen. Mit dem zunehmenden Interesse der Investoren wächst auch das Interesse der Aufsichtsbehörden, einen Regulierungsrahmen für digitale Vermögenswerte zu etablieren. Im letzten Abschnitt bieten wir einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen bei nationalen Regulierungsvorschriften. In einem Sonderkasten stellen wir dann noch die geplante Stablecoin- Initiative von Facebook vor, die schon bald Realität werden soll. Abbildung 6: Preisentwicklung von Bitcoin Quelle: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Bank AG. Stand: April 2021. U.S. Dollars 2021: Neues Hoch, während Paypal 60,000 im Oktober 2020 ankündigte, BTC, ETH, BCH und LTC als Zahlungsmittel zu akzeptieren 50,000 40,000 Libra wird am 1. 2013: Bitcoin erreicht nach dem Juni 2019 offiziell ersten großen Preisanstieg den 2017: Bitcoin erreicht angekündigt 30,000 Mainstream ein neues Hoch 20,000 2010: Die Idee für Bitcoin kommt 2018: Der Wert zwar schon Ende 2008 auf, aber die 2015-19: Die Investitionen in von Bitcoin bricht erste Börse gibt es erst im März 2010 Bitcoin und Blockchain-Start-ups um 2/3 ein übersteigen die Marke von 10,000 1 Mrd. USD 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Kryptowährungen als Anlageklasse Nachdem die Preise für Kryptowährungen in den vergangenen Monaten gestiegen sind, erwägen auch manche institutionelle Investoren, in diese digitalen Vermögenswerte zu investieren. Dass hier in jüngster Zeit einige große Investitionen von institutionellen Fonds getätigt wurden, stützt das Argument, dass hinter der jüngsten Preisentwicklung nicht nur begeisterte Privatanleger stecken. Wie im vorherigen Abschnitt bereits beschrieben, erkennen manche Investoren bei Kryptowährungen Ähnlichkeiten mit Gold. Was die Portfoliodiversifizierung betrifft, gibt es Belege dafür, dass die Performance einiger Kryptowährungen (das bekannteste Beispiel ist sicher Bitcoin) insbesondere im jüngsten Bullenmarkt eine niedrige Korrelation zu anderen risikobehafteten Anlageklassen (z.B. Aktien) aufweist; deshalb sind manche Investoren der Meinung, Kryptowährungen könnten zu einer besseren Portfoliodiversifizierung beitragen. So eine These ist aber mit Vorsicht zu genießen. Die realisierte Volatilität ist bei Kryptowährungen wie Bitcoin nach wie vor sehr hoch (mehr als fünfmal so hoch wie bei Gold). Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 10 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Interessant ist außerdem, dass beim Eintreten der Coronavirus-Pandemie – einem Extremrisiko oder Tail Risk – die Preise für Kryptowährungen absackten und die Korrelation zu risikobehafteten Anlagen deutlich stieg. Ein Grund dafür ist die geringe Liquidität: Bei Kryptowährungen stehen nur begrenzte Mengen zum Kaufen und Verkaufen zur Verfügung. Dass jetzt auch einige institutionelle Investoren Bitcoin eingekauft haben, ist schon an sich ein Problem, das die Schwierigkeit, ein festes Angebot mit einer stark schwankenden Nachfrage in Einklang zu bringen, vergrößert; in Krisen gilt dies in besonderem Maße, und Preisschwankungen werden wahrscheinlicher. Jetzt, wo mehr Kapital von institutionellen Investoren in Kryptowährungen fließt, dürfte eine hohe Volatilität auch in Zukunft ein Problem bleiben. Anders als Gold, das sich in turbulenten Marktphasen immer wieder als „sicherer Hafen“ erwiesen hat, verhalten sich Kryptowährungen hier also anders. Beim Portfolioaufbau würde eine Kryptowährungsallokation also einen größeren Teil des Risikobudgets in Anspruch nehmen als Gold. Auf der anderen Seite ist mit dem wachsenden Angebot an Investmentinstrumenten (von Wallets über Futures bis hin zu großen ETFs und Fonds) zu erwarten, dass sowohl institutionelle Investoren als auch Privatanleger mehr in den Sektor investieren werden, was den Markt stärker diversifizieren könnte. Selbst traditionelle Finanzinstitute bieten inzwischen Depotdienstleistungen für digitale Vermögenswerte an. Je einfacher der Zugang zu digitalen Vermögenswerten wird, desto mehr Investoren werden einen Teil ihres Vermögens in Kryptowährungen anlegen. Abbildung 7: Bitcoin ist volatiler als alle anderen traditionellen Anlagen (auf Basis der rollierenden wöchentlichen Wertentwicklung) Quelle: Bloomberg Finance L.P., Deutsche Bank AG. Stand: April 2021. in %, berechnet für die vergangenen 5 Jahre 90 85,38 80 70 60 50 40 30 20 17,81 15,23 12,95 10 4,95 0 Bitcoin Gold Globale Aktien USD-IG-Anleihen USD-HY-Anleihen Bewertung Aller Begeisterung über neue Kurshochs und Nachrichten über interessierte Unternehmen zum Trotz sehen sich Investoren, die in den Kryptowährungsmarkt einsteigen wollen, mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Zunächst einmal gibt es kaum zuverlässige Informationen. Selbst so grundlegende Daten wie ein präzises Handelsvolumen sind schwer zu bekommen, Bewertungskennzahlen sind weitgehend ungetestet und werden selten in Fachmagazinen mit Peer Review veröffentlicht. Während eine Reihe von Volkswirten die aktuelle Rally bei Kryptowährungen für eine Blase hält, gibt es auch viele, die eher ein fragiles Gleichgewicht sehen, bei dem Angebot und Nachfrage für eine faire Bewertung sorgen – wenn auch auf volatile Art und Weise. Ist es jetzt also eine Blase oder nicht? Nasdaq definiert eine Spekulations- oder Finanzblase so: „Blase: Ein Marktphänomen, bei dem die Vermögenspreise auf ein Niveau steigen, das deutlich über dem zugrunde liegenden fundamentalen Wert der jeweiligen Vermögenswerte liegt.“ Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 11 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Ohne also den fundamentalen, inneren Wert zu kennen (so es denn einen gibt), lässt sich zumindest nach dieser Definition nicht klären, ob wir es nun tatsächlich mit einer Blase zu tun haben. Gleichzeitig wird immer noch viel darüber diskutiert, ob Kryptowährungen überhaupt Währungen sind oder doch eher Rohstoffen gleichen – oder vielleicht sind sie sogar nichts weiter als Netzwerke. Vor dem Hintergrund all dieser Unklarheiten gibt es auch noch keine getesteten Bewertungsmethoden; die Ansätze entwickeln sich immer noch weiter, aber wir stellen im Folgenden fünf der am weitesten verbreiteten Bewertungsansätze für Kryptovermögenswerte vor: 1 Adressierbarer Markt (Total Addressable Market, TAM): Dieser Bewertungsmethode liegt die Annahme zugrunde, dass Kryptowährungen mit anderen Vermögenswerten wie USD oder Gold um Anteile am gesamten adressierbaren Markt konkurrieren. 2 Tausch-Gleichung (MV = PQ): Die Gleichung stammt aus traditionellen Modellen für die Bewertung von Währungen und basiert auf der Annahme, dass der Wert einer Währung abhängig ist von der Größe des Markts (M), den sie unterstützt, und von der Geschwindigkeit (V), mit der sich das Geld durch den Markt bewegt. (P steht für Preise, und Q für einen Index auf der Basis von realen Ausgaben für neu produzierte Waren und Dienstleistungen.) 3 Bewertung als Netzwerk (Metcalfe-Gesetz): In Anlehnung an das Metcalfe-Gesetz bewertet dieser Ansatz eine Kryptowährung als Netzwerk, wobei der Wert stärker steigt als der lineare Anstieg der Zahl der Nutzer. 4 Bewertung der Produktionskosten: Diese Theorie geht davon aus, dass Kryptowährungen, genau wie alle anderen Rohstoffe, auf Angebotsseite traditionellen Herausforderungen der Preisgebung unterliegen. Somit lässt sich der Wert über die Grenzkosten des Schürfens einer Kryptowährung ermitteln (insbesondere ist hier der Strom gemeint, der für die Computerberechnungen im Rahmen des Minings verbraucht wird). 5 Stock-to-Flow-Modell: Dem Stock-to-Flow-Modell zufolge spiegeln Preise die Knappheit eines Guts, und die Knappheit lässt sich über das Stock-to-Flow-Verhältnis ermitteln, d.h. in diesem Fall über die Beziehung zwischen dem bestehenden Wert des alten Kryptogeldes und dem Betrag des, jedes Jahr neu geschaffenen, Kryptogeldes. Regulierung Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage arbeiten Regierungen und zuständige Behörden weltweit an aufsichtsrechtlichen Rahmen für Kryptovermögenswerte. So hat zum Beispiel die EU nach einer umfassenden Marktkonsultation Anfang 2020 einen Vorschlag für eine einheitliche Regulierung aller Kryptovermögenswerte, die nicht unter die bestehenden Regulierungsvorschriften fallen (z.B. MiFID II), vorgelegt. Die sogenannte Markets in Crypto- Assets Regulation (MiCAR) dürfte bis Ende dieses Jahres in Kraft treten. In den USA hat die Regierung seit Anfang 2019 umfangreiche aufsichtsrechtliche Vorgaben herausgegeben (z.B. das Framework for Digital Assets). Die neue Regierung dürfte eine gemeinschaftliche und einheitliche Strategie entwickeln, um den bestehenden, umfassenden Regulierungsrahmen anzupassen und nach Bedarf neue Vorschriften zu erlassen, um Rechtssicherheit zu schaffen. In Großbritannien hat gerade das Konsultationsverfahren begonnen, bei dem die Regierung einen gestaffelten Ansatz mit einer individuellen Fokussierung auf unterschiedliche Kategorien und Zwecke von Kryptovermögenswerten verfolgt. Chinas Regierung arbeitet konsequent und nachdrücklich daran, den digitalen Yuan (DCEP) zu etablieren und zu stärken und unterstützt dies mit gezielten aufsichtsrechtlichen Maßnahmen. So verschärfte die Regierung zum Beispiel 2017 als Reaktion auf Kursspitzen bei Kryptowährungen die ohnehin bereits strenge Prüfung von Kryptowährungen, während Chinas Notenbank, die People's Bank of China (PBoC), die Einführung einer eigenen Digitalwährung vorbereitete. Im Oktober 2020 verbot die PBoC das Emittieren von privaten digitalen Währungen. In Indien sind Kryptowährungen nicht mehr verboten, aber der Regulierungsrahmen bewirkt massive Einschränkungen – so sind zum Beispiel Börsen legal, aber die Regierung hat ihnen den Betrieb sehr erschwert. In Japan konzentrierten sich die Regulierungsaktivitäten 2020 in Bezug auf Kryptovermögenswerte hauptsächlich auf die Verabschiedung eines Zahlungsdienstleistungsgesetzes und eines Finanzdienstleistungs- und Börsengesetzes. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 12 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC Libra – Diem Facebook kündigte im Juni 2019 das Vorhaben an, Anfang 2020 mit der Kryptowährung Libra an den Start zu gehen; seitdem wurde der Marktstart immer wieder verschoben, und Ende 2020 wurde die Währung in Diem umbenannt. Mit mehr als 2,7 Milliarden Facebook-Nutzerinnern und -Nutzern hat die geplante Kryptowährung das Potenzial, mit traditionellen Online-Zahlungsplattformen zu konkurrieren und dafür zu sorgen, dass digitale Währungen im Mainstream ankommen. Facebooks Libra-Ankündigung löste sofort eine Reaktion der US-Zentralbank aus. Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, sagte in seinem Bericht vor dem Kongress weniger als einen Monat vor der Einführung von Libra, die Aussicht auf diese Währung werfe „viele ernsthafte Fragen zu Datenschutz, Geldwäsche, Verbraucherschutz und Finanzstabilität“ auf. Die anfänglichen Probleme mit Libra hatten mit drei Punkten zu tun: Erstens würde durch die Koppelung an einen Währungskorb eine konkurrierende globale Währung geschaffen; zweitens würden Regierungen dadurch die Kontrolle über die Geldmenge und die aufsichtsrechtliche Kontrolle verlieren; und drittens führten Regulierungsbehörden Bedenken im Zusammenhang mit Geldwäsche und Datenschutz an. Als das Libra-Projekt im Juni 2019 erstmals vorgestellt wurde, beschrieb Facebook es als futuristisches, globales Geld, das den Grundstein für ein neues Finanzsystem legen könnte. Im Januar 2020 wurden die Ambitionen des Projekts dann zurückgeschraubt. Libra ließ die Idee eines gemischten Währungskorbs fallen und strebte stattdessen individuelle stabile Coins an, die an einzelne Währungen gebunden sein sollen. Die überarbeitete Version von Libra ist weniger kühn und kontrovers als das ursprüngliche im Juni 2019 vorgestellte Projekt. Facebook will mit einem Strategieschwenk auf einige der wichtigsten Einwände von Regulierungsbehörden und Zentralbanken eingehen. Damit ändern sich auch die Auswirkungen von Libra; jetzt liegt der Schwerpunkt stärker darauf, die Kosten des Zahlungsverkehrs zu senken, statt mit Regierungen und Zentralbanken zu konkurrieren und ein paralleles Zahlungssysteme zu schaffen; ein gewisses Maß an Kritik im Hinblick auf Daten- und Verbraucherschutz bleibt allerdings. Der aktualisierte Plan sieht wie gesagt mehrere Libra-Kryptowährungen (Libra-EUR, Libra-GBP usw.) vor, und die meisten davon werden eins zu eins durch die jeweiligen Fiatwährungen gedeckt sein. Dank dieser Entscheidung könnte sich Libra einer breiten Akzeptanz erfreuen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 13 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC 04 CBDC – Wo stehen wir? Während das Interesse an Kryptowährungen stark gestiegen ist und weiter zunimmt, arbeiten Zentralbanken verstärkt an eigenen Digitalwährungen. Gründe, ein für alle zugängliches digitales Zentralbankgeld (CBDC) herauszugeben, gibt es viele: Finanzstabilität, Umsetzung der Geldpolitik, finanzielle Inklusion, mehr Effizienz und Sicherheit im (inländischen und internationalen) Zahlungsverkehr. Die Notenbanken der Industrieländer wollen mit einem eigenen digitalen Zentralbankgeld (CBDC) vor allem letzteres verbessern: die Sicherheit im Zahlungsverkehr. In Schwellenländern ist das Spektrum der Beweggründe unter Umständen breiter, vor allem, wenn eine digitale Zentralbankwährung Bargeld ergänzen oder ersetzen soll (weitere Einzelheiten zu diesem Thema finden Sie in unserem CIO Special: Digitales Zentralbankgeld – Geld erfindet sich neu). Die meisten CBDC-Projekte stecken noch in der Forschungsphase, aber manche Regierungen sind schon weiter; so haben zum Beispiel die Bahamas 2020 den Sand Dollar (die erste Digitalwährung der Welt) eingeführt. Einer aktuellen Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zufolge führen mehr als 60% der Zentralbanken praktische Experimente durch. Die BIZ prognostiziert, dass Zentralbanken, die zusammengenommen ein Fünftel der Weltbevölkerung vertreten, in den kommenden drei Jahren digitale Zentralbankwährungen für die Allgemeinheit herausgeben werden. Nach den Bahamas könnte Schweden mit der E-Krone, die bereits in einem Pilotprojekt getestet wird, das nächste Land mit digitalem Zentralbankgeld sein. Die schwedische Regierung könnte die digitale Währung 2022 oder 2023 landesweit einführen. China ist mit seinen Plänen für eine echte Digitalwährung ebenfalls schon sehr weit. Der digitale Yuan, der offiziell DCEP (Digital Currency Electronic Payment) heißt, wurde bereits in verschiedenen Bereichen getestet und könnte, wenn er auf breiter Basis eingeführt würde, den CBDC-Bestrebungen weltweit einen enormen Schub verleihen, denn wenn so eine große Volkswirtschaft wie China vorangeht, dürften andere versuchen, nachzuziehen. In der Eurozone wird die Europäische Zentralbank (EZB) vermutlich Mitte 2021 über die Einführung eines digitalen Euros entscheiden. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, es werde (rund fünf Jahre) dauern, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft einen digitalen Euro geben wird, sei hoch. In den USA sagte Fed-Chairman Jerome Powell, bevor über eine CBDC entschieden werden könne, seien noch weitere Vorarbeit und „umfangreiche“ öffentliche Konsultationen mit den Stakeholdern erforderlich. Die Zentralbank habe kein Problem damit, im CBDC-Rennen nicht die erste zu sein, sagte Powell; zudem verschaffe der Status des USD als globale Reservewährung der Fed ohnehin einen „Pioniervorteil“. Abbildung 8: Zeitleiste der CBDC-Entwicklung in unterschiedlichen Ländern Quelle: Deutsche Bank AG, unterschiedliche Websites, Goldman Sachs. Stand: April 2021. Übersetzung Research zu CBDC PBoC gibt bekannt Die Riksbank Shenzen and Nanjing Facebook gibt das DCEP pilot lanciert notwendig: wurde veröffentlicht eine CBDC emittieren veröffentlicht den research institute wird Libra-Projekt bekannt PBOC und CBDC und zwei Prototypen zu wollen ersten Bericht zur gegründet Forschungsgruppe entwickelt e-krona wurde gegründet 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 BoE nimmt CBDC in Bank of Canada tartet Testlauf einer digitalen BoE erwägt offenbar PBoC kündigt an, dass Riksbank gibt ihre Forschungsagenda das Projekt Jasper „Bank Acceptance DLT-basierte DC/EP bald an den Pilotprojekt für 2015 auf Exchange“ Abwicklung Start geht E-Krone bekannt MAS kündigt den Start eines Projekts für ein Zentralbank von Bank of Thailand EZB bestätigt Arbeit an Banque de France DLT-basiertes Uruguay gibt startet CBDC-Projekt digitalem Euro beginnt Arbeit an Zahlungssystem an CBDC-Plan bekannt CBDC-Experiment mit acht Unternehmen EZB und BoJ starten Banque de France das Projekt Stela zur startet MADRE auf Fed unternimmt Erforschung von DLT Basis einer DLT Experimente mitMIT BoJ setzt neues Team ein, das digitale Währungen untersuchen soll Zentralbank der Bahamas führt den Sand Dollar ein Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 14 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
CIO Special Eine Geschichte von zwei Geschwistern: Kryptowährungen und CBDC 05 ESG-Perspektiven Eine weitere Dimension, die es zu berücksichtigen gilt, sind die ESG-Auswirkungen (ESG: Environmental, Social, Governance) von Kryptowährungen und CBDC. Der hohe Energieverbrauch von Kryptowährungen wird besonders kontrovers diskutiert, aber auch soziale und Governance-bezogene Aspekte müssen berücksichtigt werden – entweder von den Investoren oder von Behörden, die über die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung nachdenken. In den folgenden Absätzen besprechen wir einige relevante ESG-Aspekte: Umwelt: Private Kryptowährungen haben komplexe ökologische Auswirkungen. Die zugrunde liegende technische Architektur der meisten bekannten Kryptowährungen, die Blockchain, erfordert eine hohe Rechenleistung und ist deshalb mit einem hohen Energieverbrauch verbunden. Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Bitcoin-Schürfprozess – das Mining – mehr Energie verbraucht als der physische Abbau von Kupfer, Aluminium oder Gold, um den gleichen Marktwert zu schaffen. Bei Bitcoin ist der Energieverbrauch im Lauf der Jahre drastisch gestiegen und ist jetzt so hoch wie der jährliche Stromverbrauch ganzer Länder (Abbildung 9). Bei Kryptowährungen steigt der Energieverbrauch proportional zum Marktwert – ein Problem, das mit den jüngsten Kurssteigerungen nur noch gravierender geworden ist. Andererseits ist es wichtig zu verstehen, dass der Energieverbrauch an sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel noch kein Problem ist. Aus sauberen Energieträgern wie Wind und Sonne lässt sich Energie ohne Treibhausgasemissionen und daher CO2-neutral gewinnen. Außerdem berücksichtigen viele neue Kryptowährungsprojekte diese Bedenken, indem sie für den Aufbau ihrer jeweiligen Blockchain ein anderes Protokoll nutzen, nämlich Proof-of-Stake statt Proof- of-Work. Das Proof-of-Stake-Protokoll macht Transaktionen deutlich schneller; das senkt den Energieverbrauch und macht die Kryptowährungen besser skalierbar. Bei den meisten CBDC-Projekten wird die zugrunde liegende Technologie immer noch überprüft, daher könnte eine abschließende Beurteilung aus ökologischer Sicht noch verfrüht sein. Doch viele Banken (z.B. die EZB) achten zunehmend auf die ökologischen Folgen ihrer Geschäftstätigkeit und dürften ihre Entscheidungen in dieser Hinsicht sorgfältig abwägen. Abbildung 9: Länderranking nach dem jährlichen Stromverbrauch Quelle: Universität Cambridge (https://cbeci.org/mining_map). Stand: Februar 2021. Twh pro Jahr 7000 6000 5000 4000 3000 Bitcoin 120 2000 Gesamtverbrauch (Twh) 1000 0 Indien Russland Brasilien Kanada Südkorea Deutschland Italien Mexiko Türkei Spanien Australien Polen Ägypten Malaysia Schweden Ukraine Argentinien Norwegen Pakistan Niederlande Philippinen Finnland Belgien Bangladesch Kolumbien Österreich Algerien Israel Schweiz Rumänien Griechenland Usbekistan Portugal Irak Katar Ungarn Bitcoin China USA Japan Frankreich Saudi-Arabien UK Indonesien Iran Taiwan Vietnam Südafrika Thailand VAE Kasachstan Chile Venezuela Tsch. Republik Kuwait Singapore Peru Hongkong Neuseeland Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Prognosen sind kein zuverlässiger Hinweis auf die künftige Wertentwicklung. Es besteht ein Kapitalverlustrisiko. Alle erforderlichen Angaben und 15 Risikohinweise finden Sie am Ende dieses Dokuments. Erstellt im April 2021.
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