Cloud Computing Wertschöpfung in der digitalen Transformation - BDI Leitfaden - Die Industrie auf dem Weg in die "Rechnerwolke"

 
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Cloud Computing Wertschöpfung in der digitalen Transformation - BDI Leitfaden - Die Industrie auf dem Weg in die "Rechnerwolke"
Cloud Computing
Wertschöpfung in der digitalen Transformation

BDI Leitfaden –
Die Industrie auf dem Weg in die »Rechnerwolke«
Cloud Computing Wertschöpfung in der digitalen Transformation - BDI Leitfaden - Die Industrie auf dem Weg in die "Rechnerwolke"
Cloud Computing Wertschöpfung in der digitalen Transformation - BDI Leitfaden - Die Industrie auf dem Weg in die "Rechnerwolke"
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                 Cloud Computing                                                   3
                                                           Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                           BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

Vorwort – Neue Marktchancen durch Cloud Computing

Cloud Computing wird die digitale Transformation von Wirtschaft,
­Gesellschaft und Staat in den nächsten Jahren weiter intensivieren.
 Die eigenen Stärken in diesem Wandel auszubauen und globale Markt-
 führerschaften zu erschließen ist das erklärte Ziel der deutschen
 ­Industrie. Mit Blick auf die 18. Legislaturperiode möchten wir Perspek-
  tiven aufzeigen für eine zukunftsorientierte Politik – im Schulterschluss
  mit Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Der vorliegende Leitfaden klärt über Entwicklungen des     An die Politik gerichtet adressieren wir acht Handlungs-
Cloud Computings und deren Auswirkungen auf Unter-         felder, die für eine erfolgreiche Entwicklung cloudbasier-
nehmen und die gesamte Wirtschaft. Ein Schwerpunkt         ter Ökosysteme in Deutschland und Europa entscheidend
liegt auf der Sicht von Anwendern, die als Kunde von       sind. Wir setzen auf ein starkes europäisches sowie in-
Clouddiensten konkret profitieren: Über Verbesserungen     ternationales Engagement der Politik, das der grenzüber-
in den IT-Prozessen, den Geschäftsprozessen und -model-    schreitenden Dimension von Cloud Computing Rechnung
len sowie in der Stärkung ihrer Energieeffizienz.          trägt. Informationssicherheit, Fragen der Interoperabilität
                                                           und Zertifizierung, Compliance, Breitbandversorgung so-
Cloud Computing kann auch dazu beitragen, traditionelle    wie die Zusammenarbeit aller Akteure sind weitere He­
Wertschöpfungsketten durch dynamisch organisierte          rausforderungen.
Produktionsnetzwerke zu verändern. Der Leitfaden in-
formiert über Chancen für einzelne Branchen sowie die      Damit knüpfen wir an das Acht-Punkte-Programm der
Wirtschaft insgesamt. Die engen Bezüge zu gesellschafts-   Bundesregierung an, die digitale Kernbereiche wie das
relevanten Themen werden sichtbar – von der Gesund-        Cloud Computing nachhaltig stärken will. Gemeinsam
heits- und Energieversorgung bis zu einer bürgernahen,     kann dies gelingen – im koordinierten Zusammenwirken
öffentlichen Verwaltung.                                   aller Betroffenen in Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und
                                                           Gesellschaft.

Ihr

Dr. Hermann Rodler
Vorsitzender BDI Ausschuss Digitale Wirtschaft,
Telekommunikation und Medien.
Cloud Computing Wertschöpfung in der digitalen Transformation - BDI Leitfaden - Die Industrie auf dem Weg in die "Rechnerwolke"
4               Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                                             Cloud Computing
                                                                                                       Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                                                                       BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

Inhaltsverzeichnis
Vorwort – Marktführerschaft durch Cloud Computing ................................................................................................................... 3

Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................................................................................... 4

Zusammenfassung .................................................................................................................................................................................... 6

I.    Aufbruch in die Rechnerwolke......................................................................................................................................................... 8

      1.     Cloud Technologien – Paradigmenwechsel der IKT ............................................................................................................. 8
             a) Clouddienste als Infrastruktur, Plattform und Software.............................................................................................. 9
             b) Organisationsformen und regionale Differenzierung................................................................................................... 9

      2.     Basis für neue Betriebs- und Wertschöpfungs­prozesse...................................................................................................... 10
             a) Nutzen für interne Unternehmensprozesse .................................................................................................................. 10
             b) Potenziale für Wertschöpfungsprozesse......................................................................................................................... 10

      3.     Wachstumspotenzial am Standort Deutschland . ............................................................................................................... 10
             a) Wirtschaftswachstum durch Cloud Computing........................................................................................................... 11
             b) Perspektiven für Deutschland und Europa.................................................................................................................... 11

      4.     Erfolgsfaktoren aus Anwendersicht........................................................................................................................................ 12
             a) Sicherheit und Vertrauen................................................................................................................................................... 12
             b) Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit ............................................................................................................................... 12

II. Politik für cloudbasierte Wertschöpfung .................................................................................................................................. 14

      1.     Internationale Koordinierung stärken................................................................................................................................... 14
             a) Europäische und nationale Initiativen vorantreiben................................................................................................... 14
             b) Internationale Gremienarbeit stärken............................................................................................................................ 15

      2.     Datenschutz, Informationssicherheit und Vertrauen fördern........................................................................................... 15
             a) Datenschutz, Daten- und Informationssicherheit ­gewährleisten ............................................................................ 15
             b) Vertrauen in Clouddienste als Standortvorteil ausbauen........................................................................................... 16

      3.     Interoperabilität & Standardisierung vorantreiben............................................................................................................ 18
             a) Wettbewerb und Transparenz stärken............................................................................................................................ 18
             b) Gemeinsame Standardisierungsvorhaben vorantreiben............................................................................................ 18

      4.     Rechtsrahmen und Vertragsgestaltung optimieren............................................................................................................. 18
             a) Cloud-Rechtsrahmen einschließlich Immaterialgüterrechten ................................................................................. 18
             b) Vertragswerke für Rechtssicherheit und Transparenz ............................................................................................... 18

      5.     Zertifizierung und Selbstverpflichtung stärken................................................................................................................... 19
             a) Verfahrensbedingungen international klären............................................................................................................... 19
             b) Selbstverpflichtung ermöglichen (»Cloud Code of Conduct«)................................................................................... 19

      6.     Branchenübergreifende Forschung und ­Kooperation stärken.......................................................................................... 19
             a) Marktorientierte Cloudforschung ................................................................................................................................... 19
             b) Orchestrierung von Wertschöpfungsnetzen.................................................................................................................. 20

      7.     Breitbandiges Internet flächendeckend ausbauen................................................................................................................ 20

      8.     Kommunikation verbessern für mehr Akzeptanz................................................................................................................ 20
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III. Branchenfokus – Politik für cloudbasierte Anwendungen .................................................................................................. 21

      1.    Industrielle Fertigung und digitale Dienste........................................................................................................................... 21
            a) Cloud als Basistechnologie für Industrie 4.0 ................................................................................................................ 21
            b) Digitale Dienste der Zukunft ........................................................................................................................................... 21

      2.    Digital vernetzte Energieversorgung und Mobilität ........................................................................................................... 21
            a) Intelligente Energiesteuerung durch Clouddienste...................................................................................................... 22
            b) Intelligente Verkehrssysteme............................................................................................................................................ 22

      3.    Sicher vernetzte Gesundheitsversorgung ............................................................................................................................. 23
            a) Cloud-Lösungen für Telematik und eHealth ................................................................................................................ 23
            b) Akzeptanz für intelligente Dienste stärken................................................................................................................... 23

      4.    Öffentliche Verwaltung im Internet........................................................................................................................................ 23
            a) Chancen nutzen – Sicherheitserfordernisse beachten................................................................................................. 24
            b) Kooperationen stärken – Strukturen anpassen ........................................................................................................... 24

      5.    Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ........................................................................................................................... 24
            a) Wettbewerbsvorteile für KMU durch Cloud.................................................................................................................. 24
            b) Barrieren für Cloud im Mittelstand abbauen................................................................................................................. 24

      6.    Kreativ- und Unterhaltungsindustrie...................................................................................................................................... 24
            a) Cloudbasierte Dienste als künftiger Standard.............................................................................................................. 25
            b) Digitale Transformation vorantreiben............................................................................................................................ 25

      7.    Bildungsangebote in der Cloud................................................................................................................................................. 25
            a) Chance für Schule und Hochschule................................................................................................................................. 25
            b) Lehr- und Lernchancen erschließen............................................................................................................................... 25

IV. BDI Agenda für Cloud Computing................................................................................................................................................. 26

      1.    Handlungsempfehlungen für cloudbasierte Wertschöpfung............................................................................................. 26

      2.    Handlungsempfehlungen im Anwenderfokus...................................................................................................................... 27
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Zusammenfassung

Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) vollziehen
einen Paradigmenwechsel, der über die eigene Branche weit hinausreicht.
Cloud Computing kann die industrielle Wertschöpfung und mithin die
künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nachhaltig
beeinflussen. Das Potenzial wird auf bis zu 250 Milliarden Euro zusätz-
licher Wertschöpfung und 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze im Jahr 2020
in der EU geschätzt. Grundlage für den Erfolg der Clouddienste bildet das
Vertrauen in die IT-Sicherheit und Datenschutz.

Die Cloud steht für eine innovative Weiterentwicklung von        Eckpfeiler sind ein verlässliches EU-Datenschutzrechts-
IKT-Komponenten wie Speicherkapazitäten, Internettech-           regime sowie Anreize für marktorientierte Sicherheits-
nologien und Software in einem neuen Gesamtprodukt.              lösungen.
Zu unterscheiden ist nach Clouddiensten als Infrastruk-
turen, Plattformen und Software. Sie ermöglichen, dass        • Interoperabilität ist wichtig für funktionierenden Wett-
Unternehmen kapitalintensive IKT wie Rechenleistung,            bewerb in der Cloud. Deshalb setzt der BDI auf offene
Speicher und Anwendungen über das Internet beziehen             Schnittstellen und internationale Standards, die die An-
und nach individueller Nutzung abrechnen. Testoptionen,         schlussfähigkeit erhöhen und die Portabilität von Daten
geringere Eintritts- und Wartungskosten, verkürzte Mi-          auch im internationalen Datenverkehr erleichtern.
grationszeiten und Updates können die Flexibilität ins-
besondere von KMU erhöhen. Innovative Lösungen für            • Ein koordiniertes, starkes Engagement deutscher Poli-
IT-Sicherheit und Energieeffizienz werden geboten. Auch         tik in europäischen und internationalen Gremien ist be-
können Unternehmen eigene IT-Lösungen über die Cloud            deutsam, um die Rahmenbedingungen für einen fairen
weltweit vermarkten.                                            Wettbewerb zu verbessern, auch mit Blick auf Standar-
                                                                disierungsfragen.
Cloud Computing gewinnt in vielen Anwendungsfeldern
hohe Relevanz: Von cloudbasierten Lösungen im Gesund-         • Für Cloudkunden müssen einschlägige Vorschriften im
heitssystem über intelligente Verkehrssysteme bis zu Smart      Betriebsablauf einfach erfüllbar sein (»Compliance«).
Grids. Sie können über kooperative Netzwerke zu verän-          Dazu können verständliche Musterverträge beitragen.
derten Organisation von ganzen Wertschöpfungsnetzen             Cloudrelevante Vorschriften müssen praktikabel sein,
führen. Für die Vernetzung von Geschäfts- und Produkti-         auch im Bereich des Immaterialgüterrechts.
onsprozessen in Unternehmen und ihrer Umgebung – auch
»Industrie 4.0« – sind Clouddienste Basis und Treiber.        • Zertifikate und Selbstverpflichtungen erhöhen die
                                                                Vergleichbarkeit von Clouddiensten und können das
Der BDI hat ein ehrgeiziges Ziel: Deutschland soll zum          Vertrauen in Anbieter stärken. Eine ausgewogene Kom-
Leitmarkt und Leitanbieter cloudbasierter Wertschöpfung         munikation ist eine weitere Voraussetzung, um die Ak-
werden. Dafür bilden die Stärken der deutschen Industrie        zeptanz für Clouddienste insgesamt zu fördern.
eine optimale Grundlage: Zuverlässigkeit und Sicherheit
von Produkten sowie die diversifizierte Aufstellung der       • Zuverlässige Breitbandversorgung bildet die Basis für
mittelständisch geprägten Wirtschaft mit hoher Innovati-        sämtliche Clouddienste. Der zügige Ausbau braucht Re-
onskraft. Der BDI empfiehlt der Politik in Berlin und Brüs-     gulierung für Investitionen und Wettbewerb.
sel, Cloud Computing zu stärken. Darum geht es:

• Die Entwicklung einer vertrauenswürdigen und
  ­sicheren Cloud ist unabdingbar und sollte als Stand-
   ortvorteil gefördert werden, etwa auch für Dienste der
   ­öffentlichen Verwaltung mit sensiblen Datenverkehren.
8        Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.          Cloud Computing
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I. Aufbruch in die Rechnerwolke

Vierzig Jahre nach Einzug der Informationstechnologien in Unternehmen
vollzieht die industrielle Wertschöpfung eine neue Transformation. Wie
frühere Umbrüche wird auch dieser von einer technologischen Innovati-
on eingeläutet – der Cloud, der Rechnerwolke. Ihr Erfolg wird abhängen
von der Akzeptanz der industriellen Anwender, des Staats und der Ge-
sellschaft insgesamt. Fundament ist das Vertrauen in die Sicherheit.

Die »Erfindung« von Cloud Computing ist auf zahlrei-         1. Cloud Technologien – Paradigmenwechsel der IKT
che Innovationen der Informations- und Kommunika­            Mit Cloud Computing beziehen Unternehmen als Anwen-
tionstechnologien zurückzuführen: Komplexe Software,         der ihre IT-Ressourcen in dem Umfang über das Internet,
leistungsfähige Speicherkapazitäten, hochmoderne Da-         den sie konkret für ihre Zwecke benötigen: Sie bezahlen
tenleitungen und schnelle Internetzugänge. All dies sind     nur für die tatsächliche Nutzung. Eigene kapitalinten-
Bestandteile eines Cloud Wertschöpfungsclusters. Des-        sive IT-Kapazitäten wie Rechenzentren, Speicher- oder
sen Wachstum wird für die nächsten Jahre weltweit auf        Betriebssysteme werden nicht mehr oder nur noch einge-
bis zu 50 Prozent pro Jahr prognostiziert. In Deutschland    schränkt benötigt. Umgekehrt können Cloudanbieter über
könnte der Umsatz von 3,1 Milliarden Euro im Jahr 2012       große IT-Kapazitäten erhebliche Skaleneffekte erzielen,
auf 9 Milliarden Euro im Jahr 2017 steigen. Ein weltwei-     von denen ihre Kunden profitieren. Dabei bildet ein hohes
ter Umsatz von 57 Milliarden Euro bis zum Jahre 2015 ist     Sicherheitsniveau eine wichtige Voraussetzung.
möglich.                                                     Angebote aus der Cloud werden üblicherweise nach
                                                             ­Diensteebenen sowie Organisationsformen und den
Diese Wachstumsaussichten spiegeln die steigende Rele-        Standorten der Cloud-Infrastrukturen unterschieden.
vanz von Clouds in der deutschen Industrie: Der flexible
Bezug von IT-Kapazitäten aus der Cloud stärkt insbeson-
dere KMU. Atmende Betriebsprozesse werden unabhängig
von kapitalintensiven IT-Ressourcen des eigenen Unter-
nehmens. Überdies fördert die Vernetzung von Produk-
tions- und Dienstleistungsprozessen in der Cloud neue
Organisationsformen der industriellen Wertschöpfungs-        Marktvolumen
kette. Die EU-Kommission erwartet deshalb eine zusätz­       Cloud Computing in Deutschland
liche Wertschöpfung durch Cloud Computing in der EU
von bis zu 250 Milliarden Euro im Jahre 2020 – und bis zu
2,5 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze.

                                                                                                                               2017
Deutschland soll zum Leitmarkt und Leitanbieter cloud-
basierter Wertschöpfung der Zukunft werden. Dafür bil-
den die Stärken der deutschen Industrie eine optimale
Grundlage: Zuverlässigkeit und Sicherheit von Produkten
– und die diversifizierte Aufstellung der mittelständisch
geprägten Wirtschaft mit hoher Innovationskraft. Der
Ausbau einer leistungsfähigen Telekommunikationsinf-
                                                                        1,9
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                                                                                                                 9
rastruktur ist die ­Voraussetzung internetbasierter Cloud-                                +36% p.a.             Mrd.
                                                                        Mrd.
dienste.

                                                             Quelle: in Anlehnung an Cisco, 2011
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                    Cloud Computing                                                             9
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a) Clouddienste als Infrastruktur, Plattform und Software     ander verbunden. Standardisierte Angebote ermöglichen
In sämtlichen Fällen des Cloud Computings werden IT-          hohe Skaleneffekte auf Anbieterseite.
Ressourcen über das Internet oder Intranet dem Anwender
variabel zugeordnet. Typischerweise werden die Cloud-          Die Private Cloud wird im Gegensatz zur öffentlichen
dienste dabei in drei Servicekategorien unterteilt.           Cloud ausschließlich für ausgewählte Nutzer eines Netz-
                                                              werks betrieben, zum Beispiel Mitarbeiter, Kunden und
Cloud als Infrastruktur (Infrastructur as a Service)          Geschäftspartner eines Unternehmens. Management und
»Infrastrukturen als Clouddienste« bieten die Möglich-        Kontrolle werden innerhalb einer IT-Betriebsumgebung
keit, IT-Ressourcen wie Rechnerleistungen und Speicher        abgewickelt. Individuelle Ansprüche an Sicherheit und
nach Bedarf vom Cloudanbieter zu beziehen. An Stelle in-      Compliance lassen sich einfacher realisieren. Doch Ska-
vestiver Anschaffungen wie IT Hardware greifen Kunden         leneffekte fallen im Vergleich zur Public Cloud deutlich
dabei auf virtualisierte Server zurück, die es ihnen ermög-   geringer aus. Private Clouds werden üblicherweise über
lichen, informationstechnologische Leistungen nutzungs-       ­Intranetbrowser vermittelt. Ein Sonderfall ist die Virtual
abhängig zu beziehen.                                          Private Cloud. Hier werden abgeschirmte Clouddienste in
                                                               einer Public Cloud über eine individualisierte IT-Umge-
Cloud als Plattform (Platform as a Service)                    bung gesondert angeboten.
Mit »Plattformen als Clouddienste« werden gemeinsam
nutzbare Entwicklungsplattformen zur Verfügung gestellt.      Als Mischform koppelt die Hybrid Cloud Angebote einer
Unternehmen können auf dieser Grundlage eigene An-            Private Cloud mit Diensten eine Public Cloud. So können
wendungen programmieren und deren Vermarktung über            Lastspitzen einer Privaten Cloud auf eine Public Cloud
die Cloud organisieren. Ein dynamischer Austausch von         ausgelagert oder das Dienstespektrum vertikal erweitert
IT-Lösungen in der Plattform-Cloud fördert die Entwick-       werden.
lung und Verbreitung IT-basierter Innovationen.
                                                              Regionale Differenzierung
Cloud als Software (Software as a Service)                    Eine weitere Unterscheidung richtet sich nach der Frage,
Clouddienste, die Software als Leistung über ein Netz zur     wo Clouddienste erbracht werden und wo die Rechen- und
Verfügung stellen, ermöglichen den laufenden Abruf von        Netzressourcen verortet sind. Der Begriff einer »Deut-
Diensten. An die Stelle des bislang üblichen, dauerhaf-       schen Cloud« weist darauf hin, dass die notwendigen
ten Erwerbs ganzer Lizenzpakete und aufwändiger Up-           ­Infrastrukturen in Deutschland stehen, während Server
grades treten transparent abrufbare Dienste auf Mietbasis.     und Netze einer Europäischen Cloud aus dem gesamten
Clouddienste als Software können darüber hinaus pers-          europäischen Raum bezogen werden.
pektivisch komplexe Steuerungssysteme für vollständige
Geschäfts- und Produktionsprozesse übernehmen. Derar-
tige Geschäftsprozesse als Clouddienste werden bereits als    Verschiedene Möglichkeiten der Cloud-Nutzung
eigenständige, vierte Kategorie diskutiert (Business Pro-
cess as a Service).
                                                                         Einsatzmodell                        Dienstemodell

b) Organisationsformen und regionale Differenzierung
Weiteres Unterscheidungsmerkmal bei Clouddiens-                                          Private                         Applications
ten sind die Organisationsformen. Hier wird zwischen                                                                     (SaaS)

­Öffentlichen und Privaten Clouds sowie Mischfor-
 men ­beider Typen differenziert. Auch die Standorte der
 ­I T-Cloudkomponenten werden kategorisiert.                                                                             Platform
                                                                                         Public
                                                                                                                         (PaaS)

Öffentliche und private Cloud
Die Öffentliche Cloud (auch Public Cloud) ist für alle Nut-
zer zugänglich: Der Cloudanbieter stellt hier Anwendun-                                  Hybrid                          Infrastructure
gen, Geschäftsprozesse oder Infrastrukturen öffentlich                                                                   (IaaS)

via Internet bereit, die die Kunden im gewünschten Um-
fang beziehen und bezahlen. Dabei teilen Nutzer sich die
                                                              Quelle: ORACLE, 2012
Clouddienste, sind jedoch organisatorisch nicht mitein-
10        Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.           Cloud Computing
                                                               Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                               BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

Daneben deuten regionale Bezeichnungen einer Cloud auf         Wieso ist der Nutzen von Cloud Computing
                                                               für Unternehmen hoch?
die Bündelung von Cloud-Komponenten und Dienstleis-
tungen einer bestimmten Region hin. Solche Cloud-Clus-
                                                                 Erhöhte Flexibilität / Bedarfsgerechte Bereitstellung
ter können eine besonders hohe, lokal getriebene Dynamik                                                                                               90%
entfalten.                                                       Entlastung der IT-Ressourcen / geringer Administrationsaufwand
                                                                                                                                          77%
                                                                 Kosteneinsparungen / (Lizensgebühren bzw. HW-Ausgaben)

2. Basis für neue Betriebs- und Wertschöpfungs­p rozesse
                                                                                                                                        75%
                                                                 Gesteigerte mobile Verfügbarkeit
Für anwendende Unternehmen bieten Clouddienste die                                                                                      75%
Chance, IT-Ressourcen auf allen Ebenen an die spezifi-           Fördert die Standardisierung de IT
schen Bedürfnisse anzupassen – von Infrastrukturen und                                                                       63%
Betriebssystemen bis zur Software.                               Höhere Verfügbarkeitsgarantienn/ (als durch
                                                                 interne Bereitsstellung)                           52%
                                                                 Erhöhte Sicherheit im RZ des
a) Nutzen für interne Unternehmensprozesse                       Dienstleisters                              45%
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen stärkt der            Keine langfristige Bindung
flexible Bezug von IT-Ressourcen gleichsam atmende Ge-           an Dienstleister notwendig
                                                                                              28%
schäftsprozesse, indem konjunkturelle und jahreszeitbe-
                                                               Basis: 200 Unternehmen, Filter: wenn“sehr nützlich“ bzw. „nützlich“ genannt wurde
dingte Schwankungen ausgeglichen werden können: Um             Quelle: in Anlehnung an http://www.it-cloud-index.de, Cloud-Bericht Q2/2012, Seite 11
mögliche Lastspitzen abzufangen, müssen keine umfang-
reichen IT-Ressourcen mehr vorgehalten werden. Mittels
der höheren Flexibilität der IT können sich Cloudkunden        Bezug von IT-Ressourcen und deren technische Adminis-
besser auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren. Neue Ge-          tration reduzieren sich überdies die Kosten für Wartung
schäftsideen lassen sich oft schneller realisieren, weil IT-   und Pflege. Mit sinkenden Kosten steigt die Flexibilität der
Ressourcen maßgeschneidert bezogen werden. Zudem               anwendenden Unternehmen.
verfügen Cloudkunden stets über den neuesten Stand von
IKT, ohne dass aufwändige Updates mit Ausfallzeiten an-        b) Potenziale für Wertschöpfungsprozesse
stehen.                                                        Die Verlagerung digital vernetzter Unternehmensprozesse
                                                               in die Cloud ermöglicht neue, unternehmensübergreifende
Darüber hinaus ermöglicht die Integration betriebsre-          Partnernetzwerke. Über spezialisierte Plattformen kön-
levanter Vorgänge in der Cloud ein engeres Zusammen-           nen Branchen gebündelt angesprochen werden. Kunden
wirken innerhalb des Wertschöpfungsprozesses von               werden über die Cloud selbst zu Anbietern von Cloud-
Unternehmen. So können Mitarbeiter und autorisierte            Komponenten. Für spezialisierte Anbieter, die gerade im
Personen ortunabhängig auf Unternehmensdaten zugrei-           deutschen Mittelstand stark vertreten sind, eröffnen diese
fen. Das fördert die effiziente Integration von Vertrieb,      Geschäftsfelder neue, globale Absatzchancen.
Marketing und Kundenservice in die Geschäftsprozesse.
Derart eng miteinander verzahnte Prozesse können die           Innovative Cloudmodule, wie sie beispielsweise im Rah-
­Innovationsfähigkeit von Unternehmen stärken.                 men des THESEUS-Projekts erprobt werden, bilden die
                                                               Grundlage für innovative Steuerungsprozesse. Derartige
Cloudlösungen sind überdies auf die aktive Einbindung          Cloudmodule tragen entscheidend zur – auch als »Indust-
von Gegenständen in die Betriebs- und Unternehmenspro-         rie 4.0« bezeichneten – Systemintelligenz ganzer Produk-
zesse ausgerichtet. Einzelne Produktionselemente können        tions- und Wertschöpfungsprozesse bei. Unternehmen
selbstständige Konfigurationen ausführen sowie auf ver-        können eigene IT-Lösungen in Cloudplattformen erar-
änderte Produktionsanforderung oder Wartungsbefehle            beiten und weltweit in Echtzeit verfügbar machen. Das
reagieren. Dies erlaubt eine hocheffiziente, flexible sowie    schafft ein außerordentlich großes Potenzial für mehr
sichere Gestaltung des Engineerings, industrieller Pro-        ­Effizienz industrieller Prozesse.
zesse – und mehr Ressourceneffizienz (»Smart Factory«).

Im Ergebnis können Clouddienste die Organisationskos-          3. Wachstumspotenzial am Standort Deutschland
ten in Unternehmen um bis zu 20 Prozent senken, die IT-        Insgesamt wird der Markt für Cloud Computing in den
Kosten sogar um 50 Prozent. Fixe Investitionen wandeln         kommenden Jahren weltweit voraussichtlich deutlich
sich zu variablen Betriebskosten, die in Höhe der konkret      wachsen. Um diese Chancen in Deutschland und Europa
benutzten IT-Ressourcen entstehen. Durch den externen          zu nutzen, gilt es, die Standortbedingungen für Anbieter
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                     Cloud Computing                                                   11
                                                               Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                               BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

und Anwender zu ­verbessern. Es muss darum gehen, of-
fene Flanken zu ­erkennen, die richtigen Schwerpunkte zu         Parallel dazu erarbeiten Fachverbände der IT-Unter-
setzen und rasch zu handeln.                                     nehmen und Anwender wie BITKOM, VDMA und
                                                                 ZVEI wichtige Grundlagen für die weitere Entwick-
a) Wirtschaftswachstum durch Cloud Computing                     lung von Clouddiensten. Wichtige Formate bilden
Mit den betriebswirtschaftlichen Chancen der Rechner-            Leitfäden, etwa »Cloud Computing – Was Entscheider
wolke gehen volkswirtschaftliche Wachstumseffekte                wissen müssen« von BITKOM, nebst konkreten Be-
einher. Am Standort Deutschland wurden mit Cloud Com-            ratungsangeboten. Zudem hat gemeinsame Arbeit im
puting im Jahre 2012 schätzungsweise 5,3 Milliarden Euro         Rahmen des Nationalen IT-Gipfels hohe Relevanz.
erwirtschaftet. Drei Milliarden Euro entfielen auf indus-
trielle Anwendungen, 2,3 Milliarden Euro auf den priva-          Initiativen der Politik
ten Nutzerbereich. In den kommenden Jahren könnte sich           Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
der Umsatz mit Clouds in Deutschland um bis zu 50 Pro-           erklärte Cloud Computing in Rahmen der »HighTech
zent erhöhen, und zwar jährlich. Der weltweite Markt für         Strategie 2020« zum Ziel der Grundlagenforschung.
Clouds könnte bis zum Jahre 2015 auf 57 Milliarden Euro          Auch das Programm THESEUS schuf wichtige Aus-
wachsen.                                                         gangspunkte für die künftige Organisation von Ge-
                                                                 schäftsbeziehungen in der Cloud.
Eine große Chance für deutsche und europäische Anbie-
ter ergibt sich daraus, dass künftig bis zu 80 Prozent aller     Mit der Strategie »Deutschland Digital 2015« hat das
Cloudumsätze über Plattformen und Servicedienste gene-           BMWi eine cloudorientierte Politik skizziert. Das
riert werden dürften. Mittelständisch geprägte IT-Unter-         »Aktionsprogramm Cloud Computing« umfasste wei-
nehmen – sie beschäftigen in Deutschland rund 70 Prozent         tere Maßnahmen zur Cloud und adressierte Themen,
aller Mitarbeiter im IT-Sektor – könnten eigene Dienste          wie Datenschutz und Standardisierung in der Cloud.
anbieten. Vielversprechend erscheint auch die Entwick-           Als Meilenstein dieser Initiative wurde die »Trusted
lung einer Business Cloud, die eine sichere Umgebung für         Cloud«-Initiative ins Leben gerufen, die einer »Siche-
Verfahren in Produktions- und Geschäftsabläufen zur              ren Cloud – Made in Germany« über konkrete Anwen-
Verfügung stellt.                                                dungen zum Durchbruch verhelfen möchte.

Um Deutschland als Leitmarkt für Cloudlösungen zu                Die EU-Kommission gibt Impulse durch die Mitteilung
etablieren, sollte beides gelingen: Gerade KMU über die          zur »Integrierten Cloud-Strategie für die Europäische
Chancen und Herausforderungen der Cloud zu informie-             Union«. Hohe Relevanz entfaltet darüber hinaus die
ren – und Anbieter über die Erwartungen und Ansprüche            Initiative »Private Public Partnership für das Internet
potenzieller Anwender. Überdies kann eine höhere Ak-             der Zukunft« im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm,
zeptanz auf Seiten der öffentlichen Verwaltung zum Erfolg        über das wegweisende Projekte der Zusammenarbeit
der Cloud in Deutschland beitragen. Der Markt für Infra-         von Staat und Wirtschaft für Cloudanwendungen an-
strukturdienste wird indessen heute von Großanbietern            gestoßen wurden.
aus den USA dominiert und gilt schon als weit entwickelt.
                                                                 Initiativen der Wissenschaft
b) Perspektiven für Deutschland und Europa                       Die Wissenschaft hat erheblich dazu beigetragen, dass
Deutschland und Europa haben die Chance, zum Leit-               Cloud Computing heute als wesentlicher Trend wahr-
markt und Leitanbieter für Clouddienste zu avancieren.           genommen wird. Sehr wichtig sind etwa die Arbeiten
Die Anstrengungen, um das zu erreichen, haben in den             der Fraunhofer Gesellschaften sowie des Beraterkrei-
vergangenen Jahren deutlich an Fahrt gewonnen:                   ses der Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft.
                                                                 Auf EU-Ebene sind Initiativen wie ETP, NESSI und
  Initiativen der Wirtschaft                                     RESERVOIR darauf aus, die Forschung von Soft-
  Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von Cloudan-              warediensten für eine virtuelle Ausführungsumge-
  geboten durch die Industrie, im Wesentlichen durch             bung zu stärken.
  IT-Unternehmen, aber auch durch anwendende Unter-
  nehmen etwa im Maschinenbau und der Elektronik­
  industrie. Zahlreiche Akteure sind in den Bereichen
  Plattform und Software erfolgreich tätig.
12       Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.          Cloud Computing
                                                             Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                             BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

4. Erfolgsfaktoren aus Anwendersicht                         Ausfall oder ein Datenleck könnte sich auf die gesamte Ge-
Cloud Computing steht in den Startlöchern: Noch werden       schäftstätigkeit auswirken. Dies gilt insbesondere, wenn
nur knapp zwei Prozent aller IT-Ausgaben der Wirtschaft      personenbezogene oder andere gesetzlich geschützte oder
in öffentliche Clouds investiert. Doch bis zum Jahre 2025    wirtschaftlich sensible Daten eines Unternehmens betrof-
könnten schon über 75 Prozent aller Daten über Cloud-        fen sind. Integrität und Zuverlässigkeit der Cloudanbieter
dienste laufen. Für viele Unternehmen stellt sich diese      bilden über die rechtliche und vertragliche Absicherung
Veränderung als ein evolutionärer Prozess dar – etablierte   hinaus wesentliche Entscheidungskriterien für potenzielle
Strukturen werden sukzessive angepasst.                      Cloudkunden.

Neben den Chancen gibt es Herausforderungen, die über-       b) Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
zeugend gelöst werden müssen. Aus Sicht der Anwender         Für den Einsatz in Unternehmen konkurriert die Cloud
gehören Sicherheit, Performanz und Kosteneffizienz sowie     mit oftmals gewachsenen »Leistungspartnerschaften« mit
die Zuverlässigkeit, eine hohe Integrationsfähigkeit und     IT-Unternehmen. Um zu überzeugen, müssen die Leis-
Verfügbarkeit von Clouddiensten und die Optionen eines       tungspakete aus der Cloud bei Software, Plattformen oder
Anbieterwechsels zu den kritischen Erfolgsfaktoren. Diese    Infrastrukturen den gewohnten Angeboten überlegen sein,
Faktoren werden die Akzeptanz maßgeblich beeinflussen.       gerade bei den Faktoren Kosteneffizienz, Qualität, Flexibi-
                                                             lität und Innovationsstärke.
a) Sicherheit und Vertrauen
Vertrauen ist die Basis für den Erfolg. Deshalb bedarf es    Kosteneffizienz & Performanz
besonderer Anstrengungen auf Anbieterseite sowie Maß-        Naturgemäß ist die Einsparung von IT-Kosten ein zentrales
nahmen der Politik und Wirtschaft etwa im Rahmen von         Entscheidungskriterium für Kunden. Die Preisgestaltung
Zertifizierungsstandards. Die Sicherheit von Daten und       für die Implementierung und den Betrieb muss transparent
Informationen vor Angriffen, Unfällen sowie Missbrauch       sein, nach Möglichkeit bis zur Aufschlüsselung von Posten
hat für Cloud-Kunden der Industrie höchste Priorität.        auf einzelne Unternehmenseinheiten. Ein professionelles
Denn mit der Übertragung auf Clouddienste vertrauen          Monitoring sowie Reporting der Kostenentwicklung durch
anwendende Unternehmen bei der Abwicklung auch sen-          Cloudanbieter kann die Akzeptanz stärken und zuverlässig
sibler Geschäftsprozesse auf externe Dienstleister. Ein      über Zertifikate nachgewiesen werden.
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                    Cloud Computing                                                   13
                                                              Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                              BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

Für Anwender stehen überdies Verbesserungen von               scheidend auf die Qualität einer flächendeckenden Breit-
Produktions- und Geschäftsprozessen sowie neue Ge-            bandversorgung ankommen. Regionen ohne zuverlässige
schäftschancen im Vordergrund. Hier kann sich das             Breitbandanbindung – leitungs- sowie funkgestützt – kön-
gesamte Spektrum von Cloudangeboten, die weltweit ab-         nen an den Chancen des Cloud Computing schlicht nicht
rufbar sind, zum überzeugenden Argument entwickeln.           teilhaben.
Der Dienst aus der Rechnerwolke muss die spezifischen
Vorteile einer ortsunabhängigen Integration von Be-           Verbesserte Energie- und Ressourceneffizienz
triebsprozessen und einer unternehmensübergreifenden          Der Einsatz von Clouddiensten kann die Emission von
Automatisierung zuverlässig erfüllen.                         Kohlenstoffdioxid (CO2) reduzieren. Denn eine opti-
                                                              mierte Auslastung von IT-Kapazitäten, die gebündelt
Auch für Branchenlösungen ist die Performance der Cloud       von Cloudanwendern organisiert wird, vermeidet den
anhand von Leistungsdaten darzustellen, beispielsweise        millionenfachen Betrieb stromintensiver Kleinrechner in
für das vernetzte Gesundheitswesen sowie für die Energie-     Unternehmen. Überdies können Cloudanbieter emissi-
versorgung.                                                   onssparende Lösungen leichter realisieren, beispielsweise
                                                              durch die natürliche Kühlung von Rechenzentren in kal-
Integrationsfähigkeit und Portabilität                        ten Regionen.
Die Integrationsfähigkeit in die bestehenden IT-Systeme
ist ein weiterer notwendiger Erfolgsfaktor. Dies gilt ins-    Für die IKT-Branche ergibt sich daraus der Vorteil, dass
besondere, wenn vollständige Geschäftsprozesse bis zur        die Ökobilanz über Anwendungen insgesamt verbessert
betrieblichen Organisation durch Clouddienste berührt         werden kann. Laut der Studie SMART 2020 ermöglichen
werden. Gerade KMU erwarten eine professionelle Bera-         intelligente IT-Dienste unter Einbeziehung der Cloud,
tung, welche Prozesse cloudtauglich sind und welche bei-      CO2-Emissionen um bis zu 15 Prozent zu reduzieren.
spielsweise autonom im Unternehmen verbleiben sollten.        Cloud Computing kann mithin auch zum Gelingen der
                                                              Energiewende beitragen.
Ein wichtiger Entscheidungsaspekt für die Migration auf
Clouddienste ist auch die Gewährleistung, dass Systeme
grundsätzlich miteinander kombinierbar, ersetzbar und
rückfahrbar auszugestalten sind (»Portabilität«). Wichtig
ist überdies die Transparenz bei Zuständigkeits- und Haf-
tungsfragen.

Rechtssicherheit
Das Potenzial von Cloud Computing kann erst ausge-
schöpft werden, wenn wesentliche Rechtsaspekte für
Anbieter ebenso wie für Nutzer im privaten und im
­öffentlichen Sektor hinreichend geklärt sind. Daher be-
 darf es eines gesetzlichen Rahmens, der diese Anforderun-
 gen ausgewogen regelt: von Datenschutz und Daten- bzw.
 ­Informationssicherheit sowie Urheberschutz bis hin zur
  Zertifizierung.

Über einen solchen gesetzlichen Rechtsrahmen hinaus
sollten dispositive Regelungen – etwa zu Haftungsfragen
in der konkreten Anwendung – von den Vertragsparteien
fair gestaltet werden. Die Rechtslage sollte den Cloudpart-
nern in der Praxis verständlich und einfach zugänglich
sein.

Breitbandverfügbarkeit
Unternehmen brauchen schnelle, sichere Internetan-
schlüsse. Denn diese bilden die physische Voraussetzung
für sämtliche Clouddienste. Für deren Erfolg wird es ent-
14           Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                Cloud Computing
                                                                       Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                                       BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

II. Politik für cloudbasierte Wertschöpfung

Cloud Technologie steht für einen Paradigmenwechsel in der IKT-Bran-
che. Europa und Deutschland können zum Leitanbieter und Leitmarkt
für zuverlässige und sichere Clouddienste werden. Dafür muss die Politik
in Berlin und Brüssel die richtigen Leitplanken setzen.

Wertschöpfungscluster im virtuellen Raum ermöglichen                   beitragen, die deutsche Industrie im globalen Markt für
mehr Wachstum und Beschäftigung. Für Deutschland sind                  Cloud Computing als Leitmarkt und Leitanbieter zu etab-
innovative Netzwerke in der Cloud eine große Chance.                   lieren. Insgesamt sollte der internationalen Abstimmung
Denn sie können die Organisation industrieller Produk­                 eine höhere strategische Bedeutung beigemessen werden –
tionsprozesse nachhaltig verbessern.                                   dem Vorbild vor allem der USA, folgend.

Grundlage sind die traditionellen Stärken am Standort                  a) Europäische und nationale Initiativen vorantreiben
Deutschland: Hohe Glaubwürdigkeit bei Sicherheit, Zu-                  Strategien zum Cloud Computing sollten grenzüberschrei-
verlässigkeit und Qualität sowie die Dynamik und Flexibi-              tend forciert werden. International verabredete »Road-
lität der auch mittelständisch geprägten Industriestruktur.            maps« können Hürden beseitigen. Auf europä­ischer
Die Politik ist gefordert, vor allem die Rechts- und Pla-              Ebene ist die Digitale Agenda umzusetzen sowie die EU-
nungssicherheit zu verbessern, Innovationen zu fördern                 Cloudstrategie zu konkretisieren. Im Fokus eines inter-
und die internationale Koordinierung stärker in den Blick              nationalen Engagements für Cloud sollten akzeptierte
zu nehmen.                                                             technologische Standards sein, die den Wettbewerb unter
                                                                       Clouddiensten fördern. Nur so kann Abschottungstenden-
                                                                       zen begegnet und der Zugang zu Cloudmärkten verbes-
1. Internationale Koordinierung stärken                                sert werden. Proprietäre, geschlossene Systeme sollten zur
Die europäische sowie internationale Mitgestaltung von                 Ausnahme im freien Markt von Clouddiensten werden.
Rahmenbedingungen ermöglicht es, den Ansprüchen am
Standort Deutschland auch international zu mehr Ge-                    Eine gemeinsame Standardisierung sollte auf hohe Qua-
wicht zu verhelfen – etwa bei Management- und Rechts-                  litätsstandards abzielen. Dafür bieten sich Arbeiten in
fragen sowie der IT-Sicherheit. Dies kann wesentlich dazu              den europäischen Standardisierungsgremien wie ETSI

Wichtige Standardisierungsorganisationen im Cloud Computing

     Auswahl                                 Allgemein     Cloud Computing                                  IKT, Sonstige

                                                          CSA                                             ITU                       SNIA
     International                                                                OASIS                   IETF

                                              ISO         Open Cloud Consortium                           tmforum                   DMTF

                     USA                      NIST                            OpenGridForum               The Open GROUP            W3C

     Europa                                   ETSI        Euro Cloud                                      enisa

                                                          SaaS-EcoSystem
                                              DIN                                                         BITCOM
     Deutschland                                          Euro Cloud
                                                          Deutschland |eco

Quelle: Analyse von Booz & Company und FZI
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.                    Cloud Computing                                                   15
                                                              Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                              BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

und EuroCloud an, die auch im internationalen Kontext         Das Acht-Punkte-Programm der Bundesregierung bietet
­stärkeren Einfluss nehmen sollten. Wertvoll hierfür sind     dafür gute Perspektiven.
 nationale Vorarbeiten etwa im Rahmen von DIN, Euro-
 Cloud Deutschland sowie auch einschlägiger Leitfäden         a) Datenschutz, Daten- und Informationssicherheit
 von BITKOM.                                                     ­gewährleisten
                                                              Die Sicherheit in der Cloud betrifft den Schutz sämtlicher
Darüber hinaus ist die internationale Definition von Si-      Daten in der Cloud vor Angriffen und Naturkatastrophen,
cherheitskriterien zu beachten. Denn Sicherheit und           Fehlern in der IT sowie unbefugten Eingriffen und Ein-
Vertrauen dürfen nicht durch eine Nivellierung auf dem        sichten. Besonders hohen Stellenwert hat der Umgang mit
kleinsten gemeinsamen Nenner untergraben werden.              personenbezogenen Daten im Sinne des Datenschutz-
Es bedarf angemessener Standards. Und: Individuelle           rechts. Überdies müssen alle sensiblen Daten für den
Bemühungen der Unternehmen, über die gesetzlichen             ­Geschäftsbetrieb angemessen geschützt werden.
Anforderungen hinauszugehen, schaffen positive Ab-
grenzungsmerkmale gegenüber Wettbewerbern. Für die            Datenschutz ambitioniert ausgestalten
internationale Vergleichbarkeit sind gerade deshalb abge-     Unternehmen müssen den Schutz von rechtlich abgesi-
stimmte Rahmenbedingungen notwendig. Wichtiger Part-          cherten, personenbezogenen Daten in der Cloud zwingend
ner auf europäischer Ebene ist die ENISA.                     gewährleisten. Anwender wie auch Anbieter unterliegen
                                                              dafür einer Vielzahl von Regelungen und Regelungsregi-
b) Internationale Gremienarbeit stärken                       men, die sich insbesondere nach dem Ort der Datenver-
Auf internationalen Foren kann es gelingen, den interna­      arbeitung richten. Für eine erfolgreiche Entwicklung des
tionalen Rechtsrahmen – völkerrechtliche sowie bilaterale     Cloud Computings ist ein Level-Playing-Field auf Euro-
Abkommen – an die Erfordernisse des Cloud Computing           päischer Ebene unabdingbar, das auch die internationa-
anzupassen. Eine besondere Rolle für die Standardisie-        len Verflechtungen des Cloud-Datenverkehrs angemessen
rung spielen gegenwärtig die Internationale Telecommu-        berücksichtigt. Mit Recht erwarten Anwender Klarheit
nication Union (ITU) sowie ETSI (Technical Committee          über für in der EU aktive Anbieter geltende Standards. Der
CLOUD).                                                       EU-Grundverordnung zum Datenschutz muss praktikabel
                                                              ausgestaltet sein und ein angemessenes Schutzniveau vor-
Darüber hinaus ist ein abgestimmtes Engagement auch in        sehen, um das Vertrauen in die Clouddienste – europaweit
internationalen Industrieforen wichtig, etwa der Distri-      – zu stärken.
buted Management Task Force (DMTF) sowie des Open
Cloud Consortium (OOC) und der Open Source Business           Für Clouddienste, die allein innerhalb Deutschlands abge-
Alliance (OSB). Weitere internationale Diskussionen be-       wickelt werden, sind bislang die Regeln insbesondere des
treffen beispielsweise das Safe Harbour-Abkommen, die         Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) anwendbar. Dies gilt
Zugriffsrechte US-amerikanischer Behörden im Rahmen           vor allem für die Private Cloud sowie die Public German
des Patriot Act und deren Auswirkung auf die Daten-           Cloud. Danach stellt Cloud Computing einen Fall der Auf-
schutzkonformität und Einhaltung einschlägiger Zertifi-       tragsdatenverarbeitung nach § 11 BDSG dar. Das Gesetz
kate im Ernstfall.                                            unterscheidet zwischen der Datenverarbeitung als techni-
                                                              schem Prozess und der inhaltlichen Nutzung.

2. Datenschutz, Informationssicherheit und Vertrauen          Diese Regeln sind allerdings auf den klassischen Fall des
   fördern                                                    »IT-Outsourcings« ausgerichtet. Deshalb passen sie teil-
Clouddienste basieren auf dem zuverlässigen Austausch         weise nicht auf Cloud Computing. Bei Cloud überwiegen
von Daten zwischen Anbietern und Anwendern. Für die           nämlich standardisierte Angebote, die zudem oft kurzfris-
Akzeptanz von Cloud Computing kommt es auf Sicherheit,        tig beziehbar sein sollen. An die Stelle der Schriftlichkeit
Integrität und Verfügbarkeit an. Gerade bei deutschen und     tritt bei Clouddiensten in der Regel ein elektronischer Ver-
europäischen Anwendern gibt es ein hohes Bewusstsein          tragsabschluss. Schließlich erscheinen die umfänglichen
für die Datenverantwortung und -kontrolle. Dieser An-         Prüfpflichten des Auftraggebers – etwa der organisatori-
spruch ist eine Chance für Anbieter am Standort Deutsch-      schen und technischen Vorkehrungen beim Aufragnehmer
land, die traditionell über eine hohe Reputation für          – für Cloud kaum praktikabel. Diese Pflichten sollten ver-
Sicherheit, Zuverlässigkeit und Vertrauen verfügen. Diese     einfacht werden, etwa im Sinne einer Testat-Regelung, wie
Reputation sollte die Politik als Standortvorteil erkennen.   sie das Kompetenzzentrum Trusted Cloud vorschlägt.
16       Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.           Cloud Computing
                                                              Wertschöpfung in der digitalen Transformation
                                                              BDI Leitfaden – Die Industrie auf dem Weg in die „Rechnerwolke“

Für Public Clouds, die meist über mehrere Staaten in-         schaft könnte die aktuellen gesetzlichen Anforderungen
nerhalb der Europäischen Union und weltweit betrieben         an Informationssicherheit zusammentragen und prüfen,
werden, sind derzeit zahlreiche Ländervorschriften zu         inwieweit diese rechtlichen Anforderungen nach wie vor
beachten. Dies führt zu Rechtsunsicherheiten und hohen        Bestand haben sollten. Gegebenenfalls sollte auch geprüft
Transaktionskosten sowohl bei Cloudanbietern als auch         werden, wie mögliche Konflikte gelöst werden können.
bei Kunden. Auch deshalb unterstützt der BDI das Vorha-       Zum Nachweis der Normkonformität von Cloud-Lösun-
ben der EU-Kommission, ein einheitliches Datenschutz-         gen erscheint es hilfreich, Zertifikate zu etablieren. Ziel
recht für die Europäische Union zu etablieren. Das hohe       sollte es sein, Cloudkunden eine Orientierungshilfe bei der
Schutzniveau muss für alle Anbieter gelten, die Dienste in    Auswahl rechtskonform arbeitender und vertrauenswürdi-
den EU anbieten (Marktortprinzip).                            ger Anbieter an die Hand zu geben.

Maximale Praktikabilität, Transparenz und höchstmögli-        b) Vertrauen in Clouddienste als Standortvorteil ausbauen
che Vertraulichkeit – dieser Richtschnur sollte die EU-Ver-    Sicherheit in der Cloud kann – jenseits der gesetzli-
ordnung folgen. Die Verwendung pseudo­nymisierter und          chen Anforderungen – zum zentralen Argument für
anonymisierter Daten sollte grundsätzlich erlaubt bleiben.     ­einen Wechsel in die Cloud avancieren. Clouddienste
Die geplante Einführung praxistauglicher Corporate Bin-         ermög­lichen schon heute oft mehr Sicherheit, als un-
ding Rules ist ein richtiger Ansatz, um den Datentransfer     ternehmenseigene Rechner, Systeme und Rechenzent-
innerhalb von Unternehmen bzw. der Private Cloud zu           ren typischerweise leisten. Der konsequente Ausbau der
vereinfachen. Erforderlich ist auch, dass Vorschriften zur    ­Sicherheitskompetenzen in Deutschland, die an die hohe
Public Cloud als »Auftragsdatenverarbeitung« in der EU         Reputation bei Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit
praktikabel gestaltet werden. Die Entwurfsregelungen der       anknüpfen, kann das Vertrauen in Clouddienste fördern
EU-Verordnung sind dafür noch nicht ausreichend. Insbe-        und damit einen bedeutenden Standortvorteil schaffen.
sondere ist eine stärkere Trennung der Verantwortlichkei-
ten von Datenverarbeiter und Auftraggeber erforderlich,       Sicherheit als Qualitätsmerkmal etablieren
um gleichlaufende Pflichten mit zusätzlicher Bürokratie       Um die Informationssicherheit von Clouddiensten zu stär-
zu vermeiden. Ein positiver Abschluss der Datenschutz-        ken, sollten Cloudanbieter in erster Linie selbst motiviert
verordnung sollte noch in dieser Legislaturperiode des        werden, hohe Schutzniveaus anzubieten. Ein hohes Daten-
­Europäischen Parlaments gelingen (bis April 2014).           schutz- und Sicherheitsniveau muss transparent kommu-
                                                              nizierbar werden, um das Vertrauen der Anwender in die
Im internationalen Kontext muss darüber hinaus gewähr-        Cloud zu rechtfertigen. Insbesondere Ansätze können die-
leistet werden, dass Cloudanbieter innerhalb der Europä­      sen Weg sinnvoll begleiten:
ischen Union nach einheitlichen Regen behandelt werden,
insbesondere beim Umgang mit Rechenzentren und Diens-         1. Grundlegende Anforderungen an sichere Cloudinfra-
ten, die außerhalb der EU angeboten werden.                      strukturen wie Rechenzentren und Plattformen sollten
                                                                 praktikabel und transparent gestaltet werden. Davon
Sicherheit schutzbedürftiger Betriebsinformationen               erfasst müssen auch die Beziehungen zu Subunter-
Über den Schutz von personenbezogenen Daten hinaus               nehmen sein sowie die Standards für die Entwicklung
müssen Unternehmen eine Vielzahl weiterer Daten und              sicherer Web-Applikationen. Eine Abstimmung auf
Informationen vor unberechtigter Einsicht, unauthorisier-        ­Europäischer Ebene kann dafür die richtigen Voraus-
ter Veränderung und Missbrauch schützen. Der Schutz               setzungen schaffen.
von Informationen vor unzulässiger Weitergabe oder
Zerstörung in Deutschland unterliegt dem allgemeinen          2. Der Zugang zu innovativen Sicherheitsapplikationen
Sorgfaltsmaßstab des ehrbaren Kaufmanns im Sinne des             als Security as a Service (SECaaS) für Cloudanwender
Handelsgesetzbuches. Betroffen sein können Geschäftsge-          sollte erleichtert werden. Als freiwilliges Angebot kön-
heimnisse und Produktionsverfahren bis hin zu sensiblen          nen derartige Apps zusätzliche Sicherheitsanforderung
Wirtschaftsdaten und Verkaufszahlen. Auch steuerrechtli-         von Kunden erfüllen sowie gegenüber herkömmlichen
che Vorgaben zur Auffindbarkeit von Geschäftsdaten sind          Rechenzentren höheren Schutz gewährleisten. Schnelle
zu beachten.                                                     Aktualisierungen gegen Sicherheitslücken über die
                                                                 Cloud ermöglichen ein kontinuierlich hohes Daten-
Für Cloudanbieter muss die Möglichkeit bestehen, die Er-         schutzniveau, einschließlich sicherheitsrelevanter
füllung sämtlicher Vorschriften zum Cloud Computing              E-Mailverkehre in Unternehmen.
klar nachzuweisen. Eine Facharbeitsgruppe aus der Wirt-
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