BOKU - Wie umgehen mit Naturgefahren?
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BOKU DAS MAGAZIN DER UNIVERSITÄT DES LEBENS Nr. 1 | März 2018 ISSN: 2224-7416 Wie umgehen mit Naturgefahren? PORTRÄT NEU AN DER BOKU CD-LABOR: WILDBIOLOGE DAS INSTITUT FÜR SEDIMENTFORSCHUNG- KLAUS HACKLÄNDER SOZIALE ÖKOLOGIE UND MANAGEMENT
INHALT Shutterstock 3 Eine neue Ära beginnt: Rektor Hubert Hasenauer über die BOKU 4 Winteranpassung alpiner Tiere 8 Willkommen an der BOKU: Das Institut für Soziale Ökologie 9 Frauen in Männerdomänen: Katharina Albrich vom Institut für Waldbau 10 Molekularbiologie-Olympiade: BOKU gewinnt Silber! 12 Neues CD-Labor zu Sediment- forschung- und management 4 12 14 Wie umgehen mit immer häufiger werdenden Naturgefahren? 18 Die BOKU auf Delegationsreise in Großbritannien 20 Save the Date: 26. April, der vierte Nachhaltigkeitstag! 21 Kate Raworth zu Besuch auf der BOKU 22 Jetzt regelmäßig an der BOKU: Der BOKU Bauernmarkt 24 Wir haben ein neues Rektorat! 29 Der Entwicklungsplan der BOKU 30 Splitter 20 33 Aufrüstung mit hochmodernen Wilke Forschungsgeräten 34 Gründen und Empowerment an der BOKU 35 Strategische Kooperation BOKU-Umweltbundesamt 36 Diversität und soziale Gerechtigkeit 38 Wie Diskriminierung im Hochschulbereich erkennen? 24 40 BOKU im mumok Shutterstock 41 Forschungs-FAQ 42 EU-DSGVO: Über den Umgang mit schutzwürdigen Daten 44 Radwege: Gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile 45 MitarbeiterInnen der BOKU als AutorInnen 46 Weiterbildung an der BOKU 40 44
EDITORIAL Mediendienst Wilke u BOKU – FIT FÜR DIE ZUKUNFT HUBERT HASENAUER Rektor Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde der BOKU! A ls neuer Rektor ist es mir eine besondere Freude, Ihnen Absolventinnen und Absolventen garantieren zu können. In allen mit der aktuellen Ausgabe des BOKU Magazins Frau Vi- unseren BOKU-Studien ist die Verknüpfung zwischen Universität, zerektorin Ao. Univ.Prof.in Dr.in Sabine Baumgartner, ver- Studierenden und ArbeitgeberInnen exzellent. antwortlich für Lehre und Weiterbildung, Herrn Vizerektor DI Gerhard Mannsberger, Vizerektorat für Organisation und Prozess- Eine wichtige Aufgabe der Vergangenheit war und auch der Zu- management, sowie Herrn Univ.Prof. Dr. Christian Obinger, Vize- kunft ist es, die Verbesserung der Infrastruktur durch den Neu- rektor für Forschung und Innovation, vorstellen zu dürfen. Frau bau bzw. die Renovierung unserer Gebäude zu ermöglichen. Mag.a Andrea Reithmayer ist bereits bestens bekannt und wird Unter der bewährten Leitung von Frau Vizerektorin Reithmayer weiter das Vizerektorat für Finanzen führen. Wir sind mit viel Elan wurden wichtige Bauvorhaben abgeschlossen und wir freuen und Energie bereit, uns den kommenden Aufgaben zu stellen, und uns auf die Fertigstellung des neuen Türkenwirtes, der mit Okto- freuen uns, eine in Forschung und Lehre erfolgreiche Universität ber 2018 in Betrieb gehen soll. Das nächste Bauvorhaben ist die leiten zu dürfen. Wir bedanken uns beim scheidenden Rektorat Erweiterung des Schwackhöfer-Hauses – ein zeitgemäßer „Holz- für die geordnete Amtsübergabe und die gute Zusammenarbeit. bau“. Neben diesen Bauvorhaben gilt es aber auch, für die ca. 13.000 BOKU-Studierenden die fachlichen Rahmenbedingungen Die erstklassigen Erfolge der BOKU lassen sich an den herausra- für eine qualitativ hochwertige forschungsgeleitete Lehre zu er- genden Leistungen in Forschung und Lehre, den internationalen möglichen. Dazu gilt es, qualifizierte Professorinnen und Profes- Rankings, aber auch an dem raschen Berufseinstieg unserer Ab- soren an die BOKU zu holen bzw. an der BOKU zu halten. solventinnen und Absolventen messen. Sowohl in Österreich als auch im internationalen Umfeld hat die BOKU mit ihrem inter- In den nächsten Wochen und Monaten gilt unsere volle Aufmerk- disziplinären Ansatz in der Verknüpfung von Natur-, Sozial- und samkeit der Vorbereitung der Leistungsvereinbarungen mit dem Ingenieurwissenschaften ein einzigartiges Alleinstellungsmerk- Bundesministerium, die dann im Herbst zu verhandeln sind. Ich mal. Dies gilt es, in Forschung und Lehre zu festigen bzw. weiter darf mich im Namen des gesamten Rektorates für die freundliche auszubauen. Aufnahme in unseren neuen Funktionen bedanken. Wir freuen uns auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Aktuell erleben wir eine Renaissance der klassischen Studienrich- tungen. So hat sich die Anzahl der Erstsemestrigen in fast allen Studienrichtungen erhöht, in der Lebensmittel- und Biotechnolo- gie sowie im Umwelt- und Bioressourcenmanagement sogar sehr stark erhöht. Eine Ausnahme ist die Kulturtechnik, wo mehr Stu- dierende wünschenswert wären, um die erwartete Nachfrage an IMPRESSUM: Medieninhaberin und Herausgeberin: Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien. Chefredaktion: Michaela Klement, Re- daktion: Hermine Roth, Ingeborg Sperl AutorInnen: Michaela Amstötter-Visotschnig, Lisa Bohunovsky, Julia Buchebner, Margarita Calderon-Peter, Ingrid Döller-Diem, Martin H. Gerzabek, Jürgen Gruber, Hubert Hasenauer, Elisabeth Laa, Margit Laimer, Natalie Lehner, Heidi Leonhardt, Carmen Müllner, David Neidhart, Florian Pletterbauer, Eva Ploss, Alexander Praschil, Georg Sachs, Andreas Schildberger, Erwin Schmid, Martin Schmid, Ingeborg Sperl. Lektorat: Susanne Hartmann Grafik: Patricio Handl Coverfoto: Shut- terstock Druck: Druckerei Berger Auflage: 7.000 Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Blattlinie: Das BOKU Magazin versteht sich als Informationsmedium für Angehörige, AbsolventInnen, Freundinnen und Freunde der Universität für Bodenkultur Wien und soll die interne und externe Kommunikation UZ24 Dieses Produkt fördern. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autorin oder des Autors wieder und müssen mit der Auffassung „Schadstoffarme stammt aus nachhaltig der Redaktion nicht übereinstimmen. Redaktionelle Bearbeitung und Kürzung von Beiträgen aus Platzgründen vorbehalten. Beiträge Druckerzeugnisse“ bewirtschafteten UW 734 Wäldern und senden Sie bitte an michaela.klement@boku.ac.at kontrollierten Quellen PEFC/06-39-12 BOKU Magazin 1 2018 3
WENN DER SCHNEEHASE MIT DEM FELDHASEN … Klaus Hackländer, Professor für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU, erforscht den Einfluss des Menschen auf Wildtierpopulationen. Dem Hasen ist er dabei besonders zugetan. Von Georg Sachs S chneehasen sind von klimatischen wird. Er wird daher zu früh weiß und zu te angesichts schneller werdender kli- Veränderungen im alpinen Hoch- spät wieder braun und ist in den Zeitfens- matischer Veränderungen eine Arealver- gebirgsbereich besonders stark be- tern des Übergangs besonders auffällig“, schiebung statt: „Schneehasen weichen in troffen. Die Farbe des Fellkleids der wild- erklärt Klaus Hackländer, Professor für höhere Höhenlagen aus und bekommen lebenden Populationen wechselt, wenn es Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an von unten Konkurrenz durch Feldhasen“, Winter wird, von braun auf weiß, damit der BOKU, der sich seit Langem mit der sagt Hackländer. Dabei geht es nicht nur die Tiere auch angesichts winterlicher Ökologie der Hasen beschäftigt. Konnte um den Wettbewerb bei den Nahrungs- Schneepracht natürlichen Feinden nicht man in der Vergangenheit einen klaren ressourcen und den Lebensraum, son- gleich ins Auge springen. „Der Schnee- Selektionsvorteil derjenigen Individuen dern auch um Paarungsverhalten und hase steht nun vor der Herausforderung, beobachten, die ihr Winterkleid später Fortpflanzungschancen: „Schneehasen- dass die Zeit der Schneedecke kürzer bekamen und früher verloren, findet heu- weibchen paaren sich ganz gerne mit den BOKU Magazin 1 2018 4
Shutterstock etwas größeren Feldhasenrammlern, so- dass es sich bei den Nachkommen um Hy- bride handelt“, erläutert Hackländer. Die Schneehasen seien so zwar in der Lage, ihre Fortpflanzungschancen zu wahren, es komme dabei aber zu einem Verlust an genetischer Vielfalt. Die ökologischen Zusammenhänge in ei- ner von Menschen beeinflussten Kultur- landschaft sind eines der Spezialgebiete von Hackländer, der dazu am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft forscht und lehrt. Dieses Wissen soll im zwei- ten Schritt aber auch einem geeigneten Management von Wildtierarten zugu- tekommen. „Manche Tiere gehören zu den Gewinnern der vom Menschen ver- ursachten Veränderungen und können durch ihr vermehrtes Auftreten Schäden verursachen. Hier braucht es Maßnahmen zum Schutz von Kulturpflanzen oder zur Lenkung der Population.“ Andere Arten dagegen sind als Verlierer anzusehen und müssen durch entsprechende Maß- BOKU Magazin 1 2018 5
»Es kommt nicht von ungefähr, dass der Hase in vielen Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit angesehen wird. Bei uns hat sich das mit dem Osterhase Symbol des Osterhasen erhalten.« Klaus Hackländer nahmen in ihren Lebensräumen gehalten standen, wie das hormonell funktioniert“, Den Hasen (Schneehasen wie Feldhasen) werden. Bei Arten, die weder zur einen weist Hackländer auf eine Lücke hin, ist der Forscher aber auch aus biografi- noch zur anderen Gruppe gehören, sollte die im Wissen der Biologie heute noch schen Gründen besonders zugetan. Als wiederum darauf geachtet werden, dass besteht. Ähnlich verhält es sich mit der Jugendlicher gehörte sein besonderes In- eine Nutzung der Art (etwa zur Fleisch- scheinbar jungfräulichen Geburt, die zu- teresse dem Vogelschutz. „Ich bin in Lud- gewinnung) nachhaltig stattfindet und es weilen zu beobachten ist: „Hasenweib- wigshafen aufgewachsen, direkt neben nicht zu einer Übernutzung kommt. chen können auch nach einer Begattung einem der größten Industriekomplexe Eu- durch sterile Rammler trächtig werden.“ ropas. Ich liebe es, wenn es stinkt“, erzählt Die Hasen sind aus mehreren Gründen Das ist darauf zurückzuführen, dass ei- der Biologe schmunzelnd. Dennoch haben eine besonders faszinierende Gattung, nerseits auch diese bei der Begattung die Eltern eine Menge an Naturerfahrung wie Hackländer erzählt. Sie können sich mechanisch den Eisprung auslösen, an- ermöglicht: „Wir waren jeden Sommer in sehr gut an Änderungen der äußeren dererseits aber Spermien aus einer frü- Österreich zum Wandern und in den Os- Umstände anpassen. Zudem gibt es eini- heren Kopulation mindestens 36 Tage im terferien an der Nordseeküste.“ Die Vogel- ge Phänomene, die noch gar nicht voll- Geschlechtstrakt des Weibchens überle- kunde wurde zum Hobby, der Naturschutz ständig verstanden sind: So zeigen sie ben können und dann für eine Befruch- zum persönlichen Anliegen, die Hack- als einzige Säugetiergruppe regelmäßig tung zur Verfügung stehen. „Es kommt länder schließlich auch zum Studium der das Phänomen der „Überbefruchtung“: nicht von ungefähr, dass der Hase in vie- Biologie an der Universität Marburg an der Hasenweibchen können auch dann träch- len Kulturen als Symbol der Fruchtbarkeit Lahn führten. Für die Diplomarbeit geriet tig werden, wenn sie schon trächtig sind, angesehen wird. Bei uns hat sich das mit er zufällig an ein Projekt, in dem Murmel- tragen dann also Würfe verschiedenen dem Symbol des Osterhasen erhalten“, tiere im alpinen Raum untersucht wurden. Alters im Uterus. „Es ist noch nicht ver- erläutert Hackländer. Der Betreuer der Arbeit war Walter Ar- BOKU Magazin 1 2018 6
Albrecht Dürer Feldhase, 1502 Aquarell, Deckfarben, mit Deckweiß gehöht »Ich bin in Ludwigshafen aufgewachsen, © Albertina, Wien direkt neben einem der größten Industriekomplexe Europas. Ich liebe es, wenn es stinkt.« Klaus Hackländer nold, der in dieser Zeit an die Veterinärme- Sammeln und Analysieren von Kotpillen hält der Biologe dabei für eine gerechtfer- dizinische Universität nach Wien berufen bis hin zu molekulargenetischen Werkzeu- tigte Form des Managements einer Wild- wurde. Hackländer wurde vorgeschlagen, gen. So konnte beispielweise mit besen- tierart. „Ich esse selbst gerne Wildfleisch, sich anzuschließen und an einem Projekt derten Tieren untersucht werden, wie die weil ich weiß, dass die Tiere ein schönes über Feldhasen mitzuwirken. Mit einem Feldhasen-Population im Marchfeld sich in Leben hatten“, bekennt Hackländer. Ge- Stipendium des Deutschen Akademischen Zeiten der Getreideernte verhält. Zudem konnt zubereitet, handle es sich um eines Austauschdiensts promovierte er an der konnte eine Methodik entwickelt werden, der hochwertigsten Fleischprodukte, die Universität Wien, arbeitete als Preisträger um aus sogenannten Plazentanarben die auf den Markt kommen. „Es gibt aber sehr der Deutschen Wildtier Stiftung an seiner Zahl der Geburten über ein ganzes Jahr wohl kritikwürdige Punkte, die ich in mei- Habilitation und folgte dann 2005 dem zu rekonstruieren. „Für mich sind das alles ner Forschungs- und Gutachtertätigkeit Ruf an die BOKU. Methoden, die dazu dienen, Aussagen auf auch thematisiere, ohne das Kind mit dem einer übergeordneten Ebene zu machen“, Bade auszuschütten“, meint der Forscher. METHODENMIX UND JAGDPRAXIS sagt Hackländer. Gerade in der Ökologie In ihrer Forschungsarbeit wenden Hack- sei es wichtig, interdisziplinär zu arbeiten. Der Autor ist Chefredakteur der Zeitschrift länder und sein Team die unterschied- Chemiereport/Austrian Life Sciences. lichsten Methoden an und arbeiten dazu Immer wieder wird Hackländer zu seiner auch auf internationaler Ebene mit re- Meinung zum oft heiß umstrittenen The- nommierten ExpertInnen zusammen. Die ma Jagd befragt. Eine nachhaltige Form Bandbreite reicht dabei von der direkten der Jagd, die nicht den Spaß am Schießen, Beobachtung der Tiere über die Teleme- sondern die nachhaltige Nutzung der na- trie (also das Verfolgen über Sender), das türlichen Ressource „Wild“ im Auge hat, BOKU Magazin 1 2018 7
Neu an der BOKU: Soziale Ökologie Von Erwin Schmid (WiSo-Department) und Martin Schmid (Institut für Soziale Ökologie) M it 1.3.2018 wird das Institut für Sozi- Human Appropriation of Net Primary Pro- „Human- und Sozialökologie“ an der AAU ale Ökologie (SEC) Teil der BOKU. duction; HANPP), integrierte sozial-öko- mit inzwischen mehr als 100 Absolventin- Nach einem Transfer von der Al- logische Modellierung und besondere nen und Absolventen. Im Jahr 2012 wurde pen-Adria-Universität Klagenfurt (AAU) Schwerpunkte wie interdisziplinäre Um- mit der „Doctoral School Social Ecology“ findet es seine neue organisatorische Ein- weltgeschichte und sozial-ökologische (DSSE) auch ein strukturiertes Doktorats- bettung am Department für Wirtschafts- Transformationsforschung haben den programm eingerichtet. Diese Studien- und Sozialwissenschaften (WiSo). In den internationalen Nachhaltigkeitsdiskurs in programme werden bis auf Weiteres von nächsten Jahren wird das SEC noch im an- den letzten Jahren maßgeblich geprägt. der AAU in Klagenfurt betreut. gestammten Gebäude in der Schottenfeld- gasse in Wien-Neubau bleiben. Eine Über- Auf Basis eines breiten Portfolios von Pro- Mit der BOKU kommt das SEC an eine siedlung an den Standort Türkenschanze jekten verschiedener Fördergeber (u. a. Universität, die sich Nachhaltigkeit als ist vorgesehen, sobald ausreichende Büro- FWF, ÖAW, EU-RP, H2020) ist es dem SEC wichtiges Leit- und Zukunftsthema in For- raumflächen zur Verfügung stehen. über drei Jahrzehnte gelungen, ein erfah- schung und Lehre gesetzt hat. Das macht renes, hoch qualifiziertes und internatio- die BOKU zu einem idealen Umfeld für Umwelt- und Nachhaltigkeitswissen- nal erfolgreiches Team von derzeit ca. 30 die Arbeiten des SEC. Mit seinem syste- schaften bewegen sich in Richtung einer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufzu- mischen Zugang zu Themenfeldern wie verstärkten Kooperation mit Sozial- und bauen. So konnte vom Institut bereits ein Energie, Ernährungssicherheit, Urbanisie- Kulturwissenschaften – genau an diesem ERC-Grant zur Landnutzungsforschung rung sowie Land- und Bodennutzung wird Schnittpunkt setzt die Arbeit des SEC an. (K.H. Erb) eingeworben werden, zwei wei- das SEC die Forschungsschwerpunkte der Durch seine inter- und transdisziplinäre tere bringen der langjährige Institutsleiter BOKU weiter stärken – und zwar in kom- Forschung zur Wechselwirkung zwischen Helmut Haberl und Simone Gingrich mit plementärer Weise. Schon jetzt bestehen sozialen und natürlichen Systemen im an ihre neue Uni. Das SEC ist mit drei Pro- erfolgreiche Kooperationen zwischen Kontext nachhaltiger Entwicklung hat es fessuren ausgestattet – Christoph Görg Kolleginnen und Kollegen des SEC und sich internationale Sichtbarkeit erarbei- (Soziale Ökologie), Fridolin Krausmann der BOKU, und es ist zu erwarten, dass tet. SEC-Konzepte wie „gesellschaftlicher (Nachhaltige Ressourcennutzung) und zahlreiche weitere sowohl innerhalb des Stoffwechsel“ (Materialflussrechnung), Verena Winiwarter (Umweltgeschichte) – WiSo-Departments als auch mit anderen „Kolonisierung natürlicher Systeme“ (z. B. und betreibt seit 2005 das Masterstudium Departments folgen werden. BOKU Magazin 1 2018 8
SZENARIEN DER ZUKUNFT Katharina Albrich arbeitet am Institut für Waldbau an ihrer Dissertation und hat bereits für ihre Masterar- beit zwei Preise erhalten. Nicht gerade gewöhnlich in einem Terrain, das sich Frauen erst langsam erobern mussten. Text und Foto: Ingeborg Sperl A lbrichs Familie besitzt in Vorarl- den heimischen Gebirgswäldern solche, berg Gebirgswald, und daher ist die von Klimaextremen geprägt sind, zum sie „mit dem Wald aufgewach- Beispiel die Taiga in Alaska und Kanada sen“, wie sie erzählt. Das Gelände liegt auf oder Wälder in sehr trockenen Gegenden. 1.400 bis 2.300 Metern, forstwirtschaftli- che Nutzung findet nur begrenzt statt. Es Pläne für die Zeit nach der Dissertation hat bieten sich aber eben deshalb interessan- sie noch nicht wirklich. „An einem Tag den- te Einblicke in die natürlichen Gegeben- ke ich mir, es wäre schön, in der Wissen- heiten des Gebirgswaldes. schaft zu bleiben, am nächsten denke ich daran, vielleicht bei einer NGO zu arbeiten. Generell befasst sie sich mit Störungen im Auf jeden Fall will ich nach dem Doktorat Wald und natürlich den Folgen des Kli- erst mal ins Ausland.“ Ihr Freund, der eben- mawandels. Albrich hat dafür sowohl den falls Forstwirtschaft studiert, werkt zur Zeit Preis der Karl-Schleinzer-Stiftung als auch in Finnland. Was Albrich dazu veranlasst, den Wilfrieda Lindner Wissenschaftspreis einen Finnisch-Kurs zu belegen: „Eine ex- erhalten. trem schwere Sprache“, meint sie. Ihre Dissertation hat die Situation in Ös- Was man für Studium und Wissenschaft terreich im Fokus und beschäftigt sich mit braucht: „Eine Grundvoraussetzung ist der Resilienz (Widerstands- bzw. Erho- die Fähigkeit, sich lang und fokussiert mit lungsfähigkeit) von Wäldern gegenüber einem Thema zu beschäftigen, Neugier, Klimawandel und Störungen. Albrich ver- Frustrationstoleranz und Selbstorganisa- wendet hierzu ein am Institut für Waldbau tion. Gerade in der Forstwirtschaft sollte entwickeltes Waldsimulationsmodell. Die- man immer auch den Kontakt mit der Pra- ses umfasst die Entwicklung eines einzel- xis suchen. Eine große Unterstützung sind nen Modellbaums bis zur Landschaft. Optisch wird sich die Waldlandschaft auf meine Eltern, die mich stets zum selbst- jeden Fall verändern, denn eins steht fest: ständigen Lernen und Erkunden ermun- „Man kann Wachstumsprozesse gut si- Die Fichte wird, besonders in den Tiefla- tert haben.“ Und über den geografischen mulieren – und wie sie vom Klima be- gen, zurückgedrängt werden, auch weil Tellerrand zu schauen ist auch nützlich: einflusst werden. Natürlich gibt es da sie für den Borkenkäfer so attraktiv ist. Albrich war als Mitarbeiterin der Interna- bezüglich möglicher Störungen Unsi- „Diskutiert wird hier ein Ersatz durch die tional Forestry Students’ Association häu- cherheiten. Wenn etwa neue Schädlinge Douglasie“, berichtet Albrich. „Eine gute fig international unterwegs. importiert werden, wie das zum Beispiel Zukunft wird auch der Tanne vorausgesagt beim Eschensterben geschehen ist, ist – vorausgesetzt, es gelingt, den Einfluss Der Frauenanteil bei den Forststudieren- es schwer möglich, so etwas vorauszu- durch das Wild auf ein vernünftiges Maß den ist auf ungefähr 25 Prozent gestie- sagen. Vertrauen in das Modell gewinnt zu reduzieren. Ein Wald mit Mischbaumar- gen. „Im Studium hatte ich als weibliche man, indem man es mit historischen Daten ten ist weniger anfällig und das Modell der ‚Exotin‘ nie Probleme. Draußen geht es vergleicht. Kann das Modell zum Beispiel Zukunft. Unter den Laubbäumen wird die manchmal schon rauer zu, da muss ich Waldentwicklung und Störungsereignis- Eiche eine gewichtige Rolle spielen.“ mich halt entscheiden, ob ich bei blöden se der Vergangenheit gut nachbilden, so Sprüchen reagiere oder nicht.“ geht man davon aus, dass es auch bei Dass die Baumgrenze wegen des Klima- möglichen Szenarien der Zukunft funkti- wandels steigen wird, ist außer Frage. In ihrem Büro hängt eines der wunderba- oniert“, sagt Albrich. „Zum Beispiel kann Aber das wird nur sehr langsam passie- ren Waldbilder von Caspar David Fried- man einen Einblick bekommen, welche ren, meint Albrich. Viel schneller wirkt rich, gegenüber ein mächtiges Poster von Wälder auch im veränderten Klima guten die Tatsache, dass immer weniger Almen Star Trek mit den technischen Einzelhei- Schutz vor Naturgefahren bieten oder wo bewirtschaftet werden. Dadurch steigt ten des Raumschiffs und der Liste der Handlungsbedarf besteht, um die Funkti- die Fläche der Bewaldung generell. Be- Crew. Vergangenheit und Zukunft – klar onen des Waldes in Zukunft zu erhalten.“ sonders interessant findet Albrich neben geht das zusammen, im Wald sowieso. BOKU Magazin 1 2018 9
iGEM Team BOKU-Vienna 2017 BOKU-TEAM BEKOMMT SILBER BEI MOLEKULARBIOLOGIE-OLYMPIADE I m November 2017 nahmen Wiener GLOBALE HERAUSFORDERUNG kann Jahrtausende in Anspruch nehmen. Studierende erstmals an der Interna- PLASTIKMÜLL Die Studierenden des Teams „BOKU-Vi- tional Genetically Engineered Machi- Der verantwortungsvolle Umgang mit enna 2017“ wollten nicht so lange warten nes (iGEM) Competition teil. Der vom Kunststoffen stellt eine der globalen Her- und haben die Beschleunigung der Evolu- MIT initiierte Wettbewerb im Bereich der ausforderungen des 21. Jahrhunderts dar. tion zum Ziel ihres Projekts gemacht. synthetischen Biologie findet in Boston, Vor allem in Entwicklungs- und Schwel- Massachusetts statt und gilt als prestige- lenländern findet nur ein Bruchteil des Die iGEM Competition ist ein ursprüng- trächtige „Molekularbiologie-Olympiade“. benutzten Verpackungsmaterials den lich vom Massachusetts Institute of Tech- Das Team aus 15 BOKU-Studierenden Weg in den Recyclingprozess. Der Rest nology (MIT) initiierter, jährlicher Wett- der Lebensmittel- und Biotechnologie landet früher oder später im Meer. bewerb, der sich der Lösung realer Pro- stellte sich dem Wettbewerb mit einem bleme unter Zuhilfenahme der Techniken Forschungsprojekt zum enzymatischen Aufgrund dieser Problematik hat sich in und Methoden der synthetischen Biolo- Plastikabbau durch Mikroorganismen. Da den letzten Jahrzehnten im Pazifik ein gie verschrieben hat. Mit dem Team der dieser natürliche Prozess sehr langsam Müllwirbel von rund drei Millionen Tonnen BOKU war dabei im Jahr 2017 erstmals verläuft, wollte das Team „BOKU-Vienna angesammelt, der ständig weiterwächst. eine Wiener Universität bei dieser presti- 2017“ mittels neuer gentechnischer Me- Meereslebewesen nehmen das Plastik geträchtigen „Molekularbiologie-Olympi- thoden die Evolution von Enzymen be- samt seinen Schadstoffen irrtümlich als ade“ vertreten. schleunigen und damit zu verbesserten Nahrung zu sich, und diese landen somit Recyclingprozessen beitragen. Die Mühen über die Nahrungskette auch auf unseren Im Zuge des Wettkampfes konnten die haben sich durchaus gelohnt, denn das Tellern. Auf lange Sicht könnte sich die- 15 Studierenden der Lebensmittel- und Team konnte schließlich eine Silberme- ses Problem zwar durch die Entstehung Biotechnologie zunächst ihr Konzept daille für die BOKU ergattern und zufrie- plastikfressender Bakterien von selbst lö- frei wählen, theoretisch ausarbeiten den nach Wien zurückkehren. sen, doch solch ein evolutionärer Prozess und schließlich in den Sommermonaten BOKU Magazin 1 2018 10
zu mutieren als das restliche Erbmateri- iGEM Foundation / Justin Knight al. So sollen negative Auswirkungen von Mutationen an unerwünschten Stellen im Genom der Zelle ausgeschlossen werden. Angewandt auf die neu entdeckten PETa- sen sollen so innerhalb kurzer Zeit schnel- ler arbeitende Enzymvarianten ausfindig gemacht und der effiziente biologische Abbau von PET ermöglicht werden. WAS IST GERICHTETE EVOLUTION? Mutation, Expression, Selektion, Repli- kation – die vier Stufen der Evolution las- sen sich auch im Labor nachbilden, um die Fähigkeiten von Biomolekülen in eine gewünschte Richtung zu entwickeln. Die klassische Vorgehensweise erzeugt die nötige genetische Diversität durch Gene- ration von Zufallsmutationen in vitro – also außerhalb des Organismus – in einem ar- beitsintensiven Prozess (z. B. error-prone PCR). Um den Arbeitsaufwand zu senken, versuchen moderne Methoden, die Muta- genese automatisiert in vivo – also bereits im lebenden Organismus – ablaufen zu lassen. Die große Herausforderung besteht dabei darin, nicht das gesamte Erbmateri- al, sondern nur das entsprechende Gen zu mutieren, um die Vitalität der Zellen nicht einzuschränken. STICHWORT IGEM COMPETITION Als ein weltweit hoch angesehener Wett- grundlegende Vorexperimente zu dessen in der Lage ist, nur auf PET als Kohlen- bewerb im Bereich der Synthetischen Umsetzung durchführen. Die Ergebnis- stoffquelle zu wachsen. Der Vorteil des Biologie dient die iGEM Competition se wurden im November den rund 300 enzymatischen Recyclings von Plastik hauptsächlich der Ermutigung und Auf- Konkurrenzteams und der internationa- liegt darin, dass die Polymere so in ihre forderung von Studierenden aller natur- len Jury beim Abschlussevent in Boston, einzelnen Bausteine zerlegt werden kön- wissenschaftlichen Disziplinen, sich mit Massachusetts vorgestellt. Zusätzlich zur nen. Bei konventionellen Recycling-Me- globalen Problemen zu befassen. Das ur- BOKU wurden sie dabei von vorrangig thoden sinkt die Reinheit des Materials sprünglich im Jahr 2004 als Universitäts- im heimischen Biotech-Sektor ansässi- mit jedem Zyklus und führt schließlich kurs am MIT vorgestellte Ereignis wurde gen Unternehmen unterstützt – und das zur Entsorgung. Dies wäre bei enzymati- später zu einem internationalen Wettbe- mit großem Erfolg! Das dankbare Team schen Recyclings nicht gegeben. Die ein- werb erweitert, an dem heute Teams aus konnte eine Silbermedaille für die BOKU zelnen Bausteine könnten wieder zu rei- über 40 Ländern teilnehmen. Von den ergattern, ein sehr guter Einstieg für ein nem Plastik zusammengesetzt oder zum Teams wird nicht nur das eigenständige Wiener Team in diesem Wettbewerb. Aufbau zahlreicher anderer Chemikalien Entwerfen, Planen und Durchführen des verwendet werden. Für solche Anwen- Projektes, sondern auch das Erfüllen be- PET-ABBAUENDE dungen reicht aber bisher die Effizienz stimmter Kriterien, unter anderem das ENZYME VERBESSERN der anwendbaren Enzyme nicht. Gestalten einer eigenen Wiki-Seite, und Interessanterweise wurde in den letzten die interaktive Kommunikation mit der Jahren eine Vielzahl an Mikroorganismen Um diesen Umstand zu ändern, haben die Öffentlichkeit erwartet. Die Resultate des entdeckt, die in der Lage sind, Plastik jungen BiotechnologInnen ein neues Ver- Projektes können schlussendlich beim ab- zu verdauen. Meistens isoliert aus Plas- fahren zur beschleunigten Evolution ent- schließenden Giant Jamboree, das jedes tik-belasteten Mülldeponien, entdeckte wickelt, das es einem Organismus erlaubt, Jahr im November in Boston stattfindet, zum Beispiel eine Forschungsgruppe um einen Abschnitt seines Genoms (z. B. nur vorgestellt und die erbrachten Leistungen Shosuke Yoshida 2016 ein Bakterium, das ein einzelnes Gen) wesentlich schneller von Jurymitgliedern bewertet werden. BOKU Magazin 1 2018 11
SEDIMENTFORSCHUNG UND -MANAGEMENT: Neues Christian Doppler Labor an der BOKU eröffnet Wasserkraftwerke stellen eine wesentliche Säule der Energiewende dar. Die Fließgewässer werden aber weit über den eigentlichen Kraftwerksstandort hinaus von Erosion, Transport und Ablagerung von Sedi- menten beeinflusst. Der Erforschung dieser Dynamik widmet sich ein neues, an der Universität für Boden- kultur Wien angesiedeltes und vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort geför- dertes Christian Doppler Labor. I n den nächsten 20 Jahren wird der Großteil aller Investitionen und Förde- rungen auf dem Energiesektor im Be- reich der erneuerbaren Energieerzeugung „Das neue Christian Doppler Labor entspricht mit seinen le, innovative Konzepte in Bezug auf ein nachhaltiges Sedimentmanagement und Maßnahmenplanungen in industrialisier- ten Flusseinzugsgebieten zu erwarten. liegen, wobei die Wasserkraft ca. 60 % Inhalten und der Ausrich- Die Forschungsergebnisse werden zur zur Stromproduktion beiträgt und auch tung auf anwendungsorien- Definition von neuen Standards im Be- künftig einen wichtigen Anteil an der Er- tierte Grundlagenforschung reich der Optimierung der Wasserkraft- reichung des Ziels „100 % Stromprodukti- den Kernkompetenzen der nutzung durch die nationale und inter- Universität und führt damit on aus erneuerbaren Energien bis 2030“ nationale Wasserkraftindustrie beitragen. haben wird. Eine der wesentlichen Her- Die Implementierung der Forschungs- ausforderungen der Wasserkraftnutzung die Tradition der Forschungs- ergebnisse ist auch in Gewässerbewirt- ist die gestörte Dynamik des Sediment- kooperation mit der Indus- schaftungsplänen, Richtlinien und spezi- transports im Verlauf der betroffenen trie und Unternehmen der fischen Gesetzgebungen in Abstimmung Fließgewässer. Nur ein entsprechendes Bodenkultur in einem wis- mit Vertretern der Wasserbauverwaltung senschaftlich bedeutenden Prozessverständnis zur Erreichung eines bzw. Wildbach- und Lawinenverbauung nachhaltigen Sedimentmanagements vorgesehen. Für sieben Forschungsjahre kann ökonomische, technische und öko- Themenbereich weiter.” des neuen CD-Labors ist ein Budget von logische Probleme von Wasserkraftwer- 4,3 Mio. Euro vorgesehen; davon kom- ken lösen und zur erhöhten gesellschaft- Rektor Hubert Hasenauer men rund 2,4 Mio. Euro von der öffent- lichen Akzeptanz beitragen. lichen Hand. WIRTSCHAFTSMINISTERIUM FÖRDERT „Wasserkraft ist für Österreich besonders FORSCHUNG ZUR OPTIMIERUNG DER kenntnisse über Wechselwirkungen und wichtig“, sagt die Bundesministerin für WASSERKRAFT Beeinflussungen der Ökologie und somit Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Das Christian Doppler Labor für Sedi- Grundlagen zur Entwicklung von neuen Dr. Margarete Schramböck. „Die Grund- mentforschung und -management wird Monitoring- und Modellierungstechno- lagenforschung kann dazu beitragen, sie ein erweitertes Prozessverständnis, Er- logien erarbeiten. Daraus sind generel- ökologisch, ökonomisch und technisch BOKU Magazin 1 2018 12
Shutterstock zu optimieren. Die Zusammenarbeit terschiedlicher technischer Anlagenteile „Das neue Christian Doppler Labor ent- von Wissenschaft und Partnerinnen aus von Wasserkraftanlagen. Die Gewährleis- spricht mit seinen Inhalten und der Ausrich- Schifffahrt, Umweltschutz und Anlagen- tung der Hochwassersicherheit unter Be- tung auf anwendungsorientierte Grund- bau im CD-Labor leistet dazu einen wert- rücksichtigung ökologischer Kriterien ist lagenforschung den Kernkompetenzen vollen Beitrag.“ ein weiteres Ziel der geplanten Arbeiten. der Universität und führt damit die Tradi- Aufbauend auf dem aktuellen Stand des tion der Forschungskooperation mit der FORSCHUNG FÜR EIN NACHHALTIGES Wissens werden im neuen CD-Labor die Industrie und Unternehmen der Bodenkul- SEDIMENTMANAGEMENT IN FLIESSGE- Grundlagen von Erosion, Transport, Sedi- tur in einem wissenschaftlich bedeutenden WÄSSERN mentation und Remobilisierung von Fest- Themenbereich weiter“, so BOKU-Rektor Das CD-Labor erforscht Möglichkeiten zur stoffen erforscht. Die Forschungsansätze Univ.Prof. DI Dr. Hubert Hasenauer. „Durch optimierten ökonomischen, technischen dazu umfassen unterschiedliche Skalen die Breite der Forschungsfragen wird eine bzw. ökologischen Nutzung der Wasser- – vom μm-Bereich bis zur Untersuchung Vielzahl von Kernthemen der BOKU ange- kraft, zur Verbesserung des Sediment- ganzer Einzugsgebiete mittels einer Kom- sprochen, was zweifellos zu einer Vielzahl managements bei Wasserstraßen und bination aus Laborversuchen und Feldun- von Forschungskooperationen rund um zur Verlängerung der Lebensdauer un- tersuchungen. das neue CD-Labor führen wird.“ BOKU Magazin 1 2018 13
Shutterstock Wie umgehen mit Naturgefahren? Bei der 2. Fachtagung „Stand der Technik im Naturgefahren-Ingenieurwesen“ – veranstaltet vom Institut für Alpine Naturgefahren, gemeinsam mit der Abteilung Wildbach- und Lawinen- verbauung des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus – versammelten sich rund 280 TeilnehmerInnen aus Wissenschaft und Praxis aus dem Alpenraum an der BOKU. Von Ingeborg Sperl BOKU Magazin 1 2018 14
Zukunftsvisionen T echnologie und Wissen zum Schutz und wirken sich dann nicht so dramatisch Die Kommunikation mit möglichen Be- vor Naturgefahren haben sich in den aus. Es gibt aber auch alte Bauwerke, troffenen ist ein ganz wichtiger Punkt der letzten Jahren enorm weiterent- die schon im 19. Jahrhundert errichtet Vorbereitung auf mögliche Ereignisse. wickelt. In zwölf Sessions wurde zu den wurden und die instand gehalten wer- „TechnikerInnen müssen ein mögliches Themenbereichen Hochwasserschutz, den müssen.“ Die Auswertung der doku- Szenario entwerfen – wir versuchen dann, Wildbach- und Lawinenverbauung, Stein- mentierten Ereignisse in Österreich zeigt, zu erklären, warum gewisse Flächen nicht schlagschutz und Schutzwirkung des dass eines der Hauptprobleme entsteht, bebaut werden sollen; oft hätte man ein- Waldes diskutiert. Weiters standen Quer- wenn durch Hochwasser oder Hangwas- fache Lösungen im Kopf“, meint Hübl. schnittsthemen wie Sicherheitsgrenzen, ser Gebäude lokal unter Wasser gesetzt Durch politischen Einfluss kann sich die Umgang mit Unsicherheiten in Prognose werden. Hübl berichtet, dass sich durch Situation dahingehend ändern, dass Ab- und Planung, Risikokommunikation sowie den größer gewordenen Siedlungsdruck siedelung aus gefährdeten Bereichen kein Qualität und Nachhaltigkeit der Schutz- und den Ausbau der Infrastruktur ein Thema ist, sondern kostenintensiv ge- leistung auf der Agenda. erhebliches Schadpotenzial ergibt, das schützt werden muss. eine beträchtliche mediale Aufmerksam- Gut gelaunt und gelassen zieht Johannes keit nach sich zieht. „Auf jeden Fall steigt Bei Lawinen ist neben dem Schutz von Hübl, Leiter des Instituts für Alpine Na- die Häufigkeit von Starkniederschlägen, Siedlungen der Schutz der Infrastruk- turgefahren, eine erste inhaltliche Bilanz. was wiederum eine Herausforderung für tur, also von Straße und Schiene wichtig. Einen großen Fortschritt sieht Hübl beim das Naturgefahrenmanagement und die Hier wurden Methoden vorgestellt, die Datenmonitoring. „Wir bekommen durch Raumplanung darstellt.“ Man habe, so auch temporär eingesetzt werden kön- neue Messtechniken bessere Daten, die Hübl, zwar noch keine harten Fakten für nen, etwa die Sperre von Straßen und die man effektiver miteinander verknüpfen die Auswirkungen des Klimawandels auf künstliche Auslösung durch Sprengung. kann. Auch entwickeln sich die Bauwerke Naturgefahren, aber die Hinweise darauf, bei der Wildbachverbauung immer wei- dass es langfristig wärmer wird, sind un- Technische Neuerungen gibt es auch bei ter – man versucht, so zu bauen, dass ein strittig. Dadurch können sich in Zukunft der Ausführung der Steinschlagschutz- Teil des Geschiebes durchgelassen wird, die Intensität und die Saisonalität der Er- netze. Durch diese Innovationen gibt es somit werden Verklausungen verringert eignisse verschieben. inzwischen auch Netze zum Schutz vor BOKU Magazin 1 2018 15
Shutterstock Muren, und man ist dabei, zu untersu- chen, welche Materialien sich bewähren. „Der Staat kommt an seine und Tourismus, ist wie Johannes Hübl aufgrund der Erfahrungen mit den Kata- Bei der Fachtagung stellten daher auch Grenzen. Der Bürger muss strophenereignissen der letzten Jahre der private Firmen ihre neuesten Entwicklun- eingebunden werden und Meinung, dass für Österreich das Thema gen vor. Drohnen – im Moment oft kritisch eigenverantwortlich han- Hochwasser in Hinsicht auf die wirt- hinterfragt – leisten im Naturgefahrenma- schaftlichen Schäden besonders aktuell nagement und in der Forschung nützliche deln. Es wird kein Weg an ist. Im Jahr 2005 entstand zum Beispiel Dienste bei der Überwachung von Verän- einer Pflichtversicherung ein Schaden von 500 Millionen Euro. Im derungen des Naturraums, z. B. bei Hang- gegen Naturkatastrophen alpinen Gebiet sind es die Lawinen, Mu- rutschungen. Auch Hübl und sein Team besitzen offiziell die Berechtigung, Droh- vorbeiführen.“ ren und Felsstürze, die zwar „nur“ lokal begrenzt wirksam sind, jedoch stehen vor nen einzusetzen. allem bei Lawinenabgängen die mensch- Florian Rudolf-Miklau lichen Opfer im Mittelpunkt. Daher, so Hübl berichtet, dass sich in zahlreichen Rudolf-Miklau, „sind die Gefahrenanalyse Diskussionen der Tagung gezeigt hat, und die Verhaltensvorsorge essenzielle dass IngenieurInnen sich nicht nur auf ihre Bestandteile des Risikomanagements“. Leistungen zurückziehen können, son- Situation eintritt, muss die Bevölkerung Was die Zukunft betrifft, so gehe „die Zeit dern diese auch kommunizieren können vorbereitet sein und auf gute Entschei- der großen Neuverbauungen langsam zu müssen. „Was wollen die Menschen? Wie dungsgrundlagen zurückgreifen können.“ Ende. Jetzt treten wir ins Zeitalter der Er- informiere ich sie? Wie können sie sich Florian Rudolf-Miklau, Abteilungsleiter haltung ein“. Veraltete Systeme müssen Schutzmaßnahmen leisten? Das sind ent- der Wildbach- und Lawinenverbauung umgerüstet und die Bauten überwacht scheidende Fragen. Wenn eine kritische im Bundesministerium für Nachhaltigkeit werden. BOKU Magazin 1 2018 16
Shutterstock „Was wollen die Menschen? Wie informiere ich sie? Wie können sie sich Schutzmaßnahmen leisten? Das sind entscheidende Fragen. Wenn eine kritische Situation eintritt, muss die Bevölkerung vorbereitet sein.“ Johannes Hübl „Das zweite Thema, mit dem wir uns Lagerung braucht man Flächen und daher beiterInnen, die an der BOKU studiert ha- auseinanderzusetzen haben, ist der Kli- langfristige Verträge mit Landwirten: Diese ben und österreichweit tätig sind. Zudem mawandel mit seinen Auswirkungen auf Flächen gibt es zum Beispiel in Tirol kaum. gibt es das Expertinnennetzwerk we- Extremereignisse. Bisher wissen wir, dass 4DRR (women exchange for Disaster Risk lokale Starkregenereignisse zunehmen, Der dritte Punkt: Schutzwald hilft gegen Reduction), das sowohl die Diskussion sowie dass der Permafrost zurückgeht Naturkatastrophen, aber es wird ange- der Themenkomplexe Gender und Natur- und die Gletscher schmelzen. Viel schwer- nommen, dass die Fichte, die sich derzeit gefahren als auch die erhöhte Sichtbar- wiegender ist aber noch die Zunahme der noch häufig im Schutzwald findet, unter keit und Stärkung von Expertinnen durch Gefahrenpotenziale durch fortschreitende 1.000 Metern nicht überleben wird. Se- transnationalen Austausch von Wissen Siedlungsentwicklung und zunehmen- kundäre Katastrophen wie Waldbrand, und Erfahrungen zum Ziel hat. Die Be- de Verletzlichkeit der Infrastruktur. Die Sturm und Käferbefall können zudem den achtung von Geschlechterverhältnissen Schäden werden größer, weil mehr Werte Schutzwald schädigen. in Teams von Expertinnen und Experten vernichtet werden.“ Ein Problem, das sich ergibt erweiterte Perspektiven. im Zusammenhang mit dem Klimawan- Auf jeden Fall, so Rudolf-Miklau, „kommt del ergibt, ist der Sedimenttransport. Die der Staat an seine Grenzen. Der Bürger Bei dieser Fachtagung, an der auch pri- Gletscherbäche werden größere Mengen muss eingebunden werden und eigenver- vate Firmen ihre Innovationen vorgestellt Material transportieren. Diese müssen aus- antwortlich handeln. Es wird kein Weg an haben, hat sich wieder gezeigt, dass, so gebaggert und irgendwo gelagert werden. einer Pflichtversicherung gegen Naturka- Florian Rudolf-Miklau, „hier IngenieurIn- Sedimente zu deponieren ist sehr teuer. tastrophen vorbeiführen.“ nen, PraktikerInnen und Unternehmen Also könnte man versuchen, aus den Se- wie eine große Familie zusammenarbei- dimenten Rohstoffe zu gewinnen oder sie Die Dienststellen von Wildbach- und La- ten – diese Bindung ist eine sehr beson- als Baustoffe zu verwenden. Aber für die winenschutz zählen ungefähr 100 Mitar- dere“. BOKU Magazin 1 2018 17
BOKU-Delegationsreise nach Großbritannien V on 19. bis 23. Februar 2018 fand die schon traditionelle jährliche Delegationsreise der BOKU zu unseren Partneruniversitäten statt. Dieses Jahr ging es nach Großbritannien, wo vor allem die Weiterführung der Erasmuspro- gramme sowie eine Intensivierung des Lehrenden- und Studierendenaustausches auch nach dem Brexit im Mittelpunkt der Diskussionen stand. An der von Frau Dr. Calderón-Peter (Leiterin des ZID) perfekt organisierten Reise nahmen Rektor Hubert Hasenauer sowie die BOKU-Erasmuskoor- dinatorInnen Doris Damyanovic (Bereich Landschaftsplanung und Landschaftsar- Besuch der BOKU-Delegation an der University of Reading chitektur), Gerald Striedner (Bereich Bio- technologie) sowie Peter Cepuder (Bereich Kulturtechnik und Wasserwirtschaft) teil. Am ersten Tag stand der Besuch an der Uni- versität Reading (Rang 10 im QS University Ranking, Subject Agriculture and Forestry) auf dem Programm. Die Universität Rea- ding war bis 2000 ERASMUS+ Partneruni- versität der BOKU im Bereich Landwirt- schaft, Lebensmittel- und Biotechnologie sowie KTWW und LAP/LARCH. Mit Prof. Julian Park, Leiter der School of Agricul- ture, Policy and Development und seinem Team wurden Kooperationsmöglichkeiten Besuch der Versuchskläranlage an der Univer- sity of Cranfield. Das Abwasser von ca. 5.000 diskutiert, mit dem Ergebnis, dass der Aus- EinwohnerInnen wird hier gereinigt und es wer- tausch mit BOKU-Studierenden und -Leh- Gespräch mit Botschafter Dr. Martin Eichtinger den spezielle Versuche zur Erhöhung der Reini- renden wieder aktiviert werden soll. über die Situation vor dem Brexit gungsleistung von Abwasser durchgeführt. Am Nachmittag wurden wir in der Resi- Am zweiten Tag stand die Reise zur Uni- der Kooperationen auch nach dem Brexit denz des österreichischen Botschafters versität Cranfield, der einzigen Postgra- von beiden Seiten angestrebt wird. Dr. Martin Eichtinger am Belgrave Squa- duate-Universität Englands, auf dem Pro- re empfangen. Seine Einschätzung zum gramm. Seit vielen Jahren ist Cranfield die Am dritten Tag besuchten wir den Sut- Brexit und dessen Auswirkungen auf die einzige Double-Degree-Partneruniversität ton Bonington Campus der University of Kooperationen zwischen österreichischen im Bereich Kulturtechnik und Wasserwirt- Nottingham, wo die School of Bioscience und britischen Universitäten zeigte deut- schaft und Bioinformatik der BOKU, da mit den Abteilungen Agriculture, Environ- lich, dass die Bevölkerung im Vereinigten unsere Studierenden im zweiten Jahr des mental Sciences, Animal Sciences, Food Königreich dem Brexit zunehmend kri- Masters für ein Jahr nach Cranfield gehen and Nutritional Sciences sowie Plant and tisch gegenübersteht, aber davon aus- können. Bisher hat Cranfield vier Studien- Crop Sciences beheimatet ist. Einige der geht, dass der Brexit wie geplant kommen plätze pro Jahr gratis angeboten, seit 2017 aktuellen Forschungsschwerpunkte der wird. Es wird erwartet, dass dies vor allem wurde dies auf 1,5 pro Jahr gekürzt. Nach Universität Nottingham sind Future Foods, die Forschungs- und Lehrkooperationen intensiven Gesprächen mit FachkollegIn- Green Chemicals & Low Carbon Bio-Eco- beeinflussen wird, weil Universitäten in nen und einem Empfang durch den Vice nomy, Green Transport, Smart Industrial Großbritannien stets sowohl finanziell als Chancellor (Rektor der Universität) war Systems etc. sowie Studienangebote und auch als Forschungsstandorte sehr von man sich einig, dass es viele Ähnlichkeiten Weiterbildungskurse (z. B. ein dreijähriger den ERASMUS-Programmen sowie den in den Forschungs- und Lehrbereichen mit berufsbegleitender Brauerei-Lehrgang), EU-Geldern profitiert haben. der BOKU gibt und somit eine Fortführung die gut zur BOKU passen. Interessante BOKU Magazin 1 2018 18
land werden die Universitäten – ähnlich wie in Österreich – direkt vom schotti- schen Staat finanziert. Die sogenannten „Tuition Fees“ sind mit unter 2.000 Pfund/ Jahr relativ gering. Zum Vergleich: In Eng- land erfolgt die Universitätsfinanzierung im Wesentlichen über die bis zu jährlich 9.000 Pfund teure „Tuition Fee“ sowie ähnlich allen anderen Unis über erfolg- reich eingeworbene Forschungs- und In- frastrukturgelder. Nach dem freundlichen In Kleingruppen wurden die möglichen fachlichen Kooperationen besprochen. Links Doris Damya- Empfang durch die Vizerektorin für Inter- novic (Landschaftsplanung) mit Ruben Sakrabani (Cranfield), rechts Peter Cepuder (Kulturtechnik) nationales standen fachliche Gespräch mit Iain Dupere (Manchester). mit KollegInnen auf dem Programm, die Kooperationsmöglichkeiten für die BOKU Zum Abschluss der Reise wurde England unter anderem aus Spanien, Mazedonien bestehen auch in den sogenannten „Bea- verlassen und mit der Glasgow Caledoni- und Deutschland stammen und zum Teil cons of Excellence“ „Green Chemistry“ an University (GCU) eine der elf schotti- bereits die BOKU kennen. Ergebnis der und „Smart Industrial Systems“. schen Universitäten besucht. In Schott- Gespräche war, dass der Lehrendenaus- tausch forciert werden soll. Weiters sol- Ein Highlight der Reise war der Besuch der len Möglichkeiten eines wechselseitigen University of Manchester. Mit ca. 40.000 Studierendenaustausches im Rahmen der Studierenden ist die Uni nicht vergleich- bestehenden BOKU- und GCU-Masterpro- bar mit der BOKU. Sie zählt zu den besten gramme analysiert werden. zehn der insgesamt ca. 170 Universitäten in Großbritannien. Ziel ist es, das beste- Über München ging es dann wieder zu- hende ERASMUS+ Abkommen im Bereich rück nach Wien, wo wir spätabends mit LAP/LARCH auf andere Studienprogram- der Erkenntnis landeten, dass die BOKU me auszuweiten und Forschungskoopera- mit ihren klaren Forschungs- und Lehr- tionen anzudenken. In fachlichen Gesprä- profilen im Bereich „Natural Resources chen mit VertreterInnen aus LAP, KTWW und Life Sciences“ international bekannt und Biotechnologie wurden der Lehren- und anerkannt ist und die geplanten Ko- denaustausch sowie Kooperationsoptio- operationen mit führenden Universitäten nen diskutiert. In diesem Zusammenhang im Vereinigten Königreich wichtig für ist wichtig, dass VertreterInnen der Uni- die strategische Weiterentwicklung der versity of Manchester bereits als Gast- BOKU sind. professorInnen an der BOKU waren (z. B. am Department für Wald- und Bodenwis- Falls Sie zu den besuchten Universitäten senschaften) sowie intensive Forschungs- oder den Kooperationsmöglichkeiten kooperationen im Bereich Biotechnologie Fragen haben, bitte melden Sie sich bei bestehen. Das Manchester Institute of Haus der Studierenden an der University of margarita.calderon-peter@boku.ac.at Biotechnology hat einen Fokus auf Protei- Manchester ne Design, Hochdurchsatzscreenings und Anwendungen im Bereich der industriel- len Biotechnologie, aber weniger Exper- tise in den Bereichen Biopharma und Bio- verfahrenstechnik, sodass sich auch hier eine gute Möglichkeit für Kooperationen in Lehre und Forschung bietet. Neben den fachlichen Diskussionen war das Haus der Studierenden besonders beeindruckend (siehe Bild). Das Gebäude wurde in einem partizipativen Prozess mit den Studieren- den geplant und stellt attraktive Arbeits-, Lern- und Aufenthaltsräume für Studie- rende aller Studienrichtungen auf dem Letzter Programmpunkt: Besuch der Glasgow Caledonian University in Schottland, einer Universi- Campus zur Verfügung. tät, die sich doch sehr von britischen Universitäten unterscheidet … BOKU Magazin 1 2018 19
Die nachhaltige BOKU Herzliche Einladung zum 4. BOKU Nachhaltigkeitstag! Der tiefgreifende Wandel Richtung Nachhaltigkeit beinhaltet soziale, ökonomische, politische und techno- logische Veränderungen, aber auch Veränderungen unserer Werte und Einstellungen, die unserem Handeln zugrunde liegen. Von Julia Buchebner und Lisa Bohunovsky W ie können wir uns eine solche 2030 – Transformationen im Realla- Möglichkeiten politischer Steuerung, den Transformation vorstellen? bor BOKU“ Rollen von Staat und Wirtschaft, Zivilge- Welche Chancen und Risiken u „Pecha Kucha“: BOKU-Forschung, sellschaft und sozialen Bewegungen in gehen damit einher? Wie bringen wir kurz und knackig präsentiert diesen Prozessen, zur ökologischen Krise uns selbst und andere in Bewegung? Am u „[sic!]es Methoden-Ratatouille“: Tools und sozial-ökologischen Transformati- 4. BOKU Nachhaltigkeitstag am 26. Ap- und Methoden für die Umsetzung von on mit den Schwerpunkten Ressourcen-, ril 2018 gibt es ausreichend Gelegenheit, Ideen Energie- und Klimapolitik. diese und andere Fragen zu diskutieren u Zahlreiche Infostände von nachhalti- und zu beleuchten. Mit Keynotes, Diskus- gen Initiativen an der und rund um die Nipun Mehta (USA) ist der Gründer von sionen, Hands-on-Workshops und krea- BOKU ServiceSpace, einer Plattform für Freiwil- tiven Interaktionen kommen wir ins Ge- u Feierliche Abendveranstaltung mit ei- ligenprojekte aller Art mit über 500.000 spräch und ins Tun. ner Keynote von Nipun Mehta (USA) Mitgliedern weltweit. Für sein humanitä- zum Thema „Being the Change Chan- res Engagement hat er zahlreiche Preise TRANSFORMA(K)TION! WIE WIR ges the Being“ erhalten, u. a. den „Unsung Hero of Com- DEN GESELLSCHAFTLICHEN WANDEL u Verleihung der BOKU-Nachhaltig- passion Award“ des Dalai Lama. 2015 MEISTERN keitspreise in drei Kategorien durch wurde er von Barack Obama zum „Coun- Das ist das Motto des diesjährigen BOKU das Rektorat cil on Poverty and Inequality“ eingeladen. Nachhaltigkeitstages. Ein buntes Programm u Ein rauschendes Fest mit Bio-Imbiss, Nipun Mehta gibt regelmäßig Vorträge von früh bis spät soll Raum für Dialog öff- Getränken und Musik zum Thema „Giftivism & Generosity“ und nen, Mut machen und inspirierende Bot- inspiriert damit nicht nur Jugendliche und schaften an die BesucherInnen vermitteln. DIE KEYNOTES AM BOKU WissenschaftlerInnen, sondern auch in- Unter anderem erwarten Sie NACHHALTIGKEITSTAG ternationale WürdenträgerInnen der Uni- u Keynote von Prof. Ulrich Brand zum Wir freuen uns besonders, heuer zwei ted Nations. Thema „Sozial-ökologische Transfor- hochkarätige Redner an der BOKU begrü- mation jetzt! Erfahrungen, Ansatz- ßen zu dürfen! Alle BOKU-MitarbeiterInnen, Studierende punkte, Hindernisse“ sowie extern Interessierte sind herzlich u Podiumsdiskussion zum Thema Prof. Ulrich Brand ist Professor für In- eingeladen! Der Eintritt ist wie immer frei. „Energiewende: zwischen Wunsch ternationale Politik an der Universität Das detaillierte Programm ist unter www. und Wirklichkeit“ Wien. Er arbeitet zu Fragen der kapita- boku.ac.at/nachhaltigkeit/boku-nachhal- u World-Café zu „Mobilität und Energie listischen Globalisierung, ihrer Kritik und tigkeitstag/ zu finden. BOKU Magazin 1 2018 20
Die nachhaltige BOKU Die Doughnut Economy zu Besuch in Wien Am 23. April 2018 kommt Kate Raworth, Begründerin des „Doughnut Economy“- Konzepts, an die BOKU. Ein spannender Abend mit einer hochkarätigen Podiums- diskussion erwartet Sie! Von Julia Buchebner, Lisa Bohunovsky und Heidi Leonhardt U nsere Art zu leben und zu wirt- Innerhalb dieser Stephan Röhl schaften hat die ökologischen beiden Grenzen Grenzen unseres Planeten massiv befindet sich „the überschritten: Die Erde erwärmt sich, Res- safe and just space sourcen schwinden, Arten gehen unwie- for humanity“, also derbringlich verloren und die Meere sind jener Bereich, in überdüngt. Gleichzeitig verschärfen sich dem eine inklusive weltweit Armut und soziale Ungerechtig- und nachhaltige keit. Die essenziellen Grundbedürfnisse Entwicklung über- von Millionen von Menschen wie Nahrung, haupt möglich ist. Wasser, adäquate Behausungen etc. wer- den weltweit nicht erfüllt. Soziale Gerech- HOCHKARÄTIGER tigkeit und ökologische Verantwortung DISKUSSIONS- sind untrennbar miteinander verbunden. ABEND AUF DER BOKU DAS NEUE KONZEPT DER Neben ihrem Auf- DOUGHNUT ECONOMICS tritt gemeinsam Kate Raworth Die Ökonomin Kate Raworth vom Environ- mit Christian Fel- mental Change Institute der Oxford Uni- ber am Sonntag, dem 22. April 2018 um Economics. Den Abend moderiert Fred versity entwickelte ein Konzept, das die 13 Uhr in ORF III, wird Kate Raworth auch Luks von der Wirtschaftsuniversität Wien. ökologischen planetaren Leitplanken mit an der BOKU einen Vortrag halten, zu hö- Die Veranstaltung ist eine Kooperation menschlichen Bedürfnissen verbindet. Na- ren am Montag, dem 23. April 2018 ab 19 der BOKU mit der Gesellschaft für Plurale mensvetter des Konzepts ist der gleichna- Uhr im Gutenberghaus/Hörsaal 01 (GH01). Ökonomik Wien und dem Kompetenzzen- mige kringelförmige Krapfen aus Hefeteig. trum für Nachhaltigkeit der Wirtschafts- Auf dem Podium mit dabei sind Ika Darn- universität Wien. Dieser Doughnut wird am äußeren Rande hofer, assoziierte Professorin am BO- durch die ökologischen Grenzen unseres KU-Institut für Agrar- und Forstökonomie Weitere Informationen finden Sie auf Planeten definiert, der innere Rand wird sowie Sigrid Stagl, Ökonomin und Profes- www.boku.ac.at/wissenschaftliche-in- bestimmt durch soziale Standards, die für sorin an der Wirtschaftsuniversität Wien itiativen/zentrum-fuer-globalen-wan- ein gutes Leben erreicht werden müssen. mit dem Themenschwerpunkt Ecological del-nachhaltigkeit/ BOKU Magazin 1 2018 21
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