Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019

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Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
columna

Pfarrnachrichten
Sankt Bonifaz München
Maxvorstadt
Ausgabe 1-2019

                         Impuls   1
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
Editorial 3
Vom Himmel hoch, da komm ich her 4
Firmung 2019 und 2020 6
»Die mit dem großen Hut« 7
10. Segnungsgottesdienst 8
Belize 9
Mendelssohn-Bartholdys »Elias« 9
Mallersdorfer Franziskanerinnen 10
Gedanken zum Matthäus-Jahr 11
Priesterinnenweihe Liesel Bach 12
Nachrufe 14
Service 16

Herausgeber: Kath. Pfarrgemeinde Sankt Bonifaz
Karlstraße 34, 80333 München
Tel: 089/55171-200; Fax: 089/55171-230
Email: st-bonifaz.muenchen@ebmuc.de
www.sankt-bonifaz.de

Seelsorger: P. Korbinian Linsenmann OSB, Pfarrer
Paul Hölzl, Diakon
Öffnungszeiten des Pfarrbüros:
Mo/Mi/Fr 9.00–11.30 Uhr
Mo/Mi 14.00–16.00 Uhr
Bankverbindung: LIGA-Bank München
IBAN DE 46 7509 0300 0002 1423 17
BIC GENODEF1M05

columna
Redaktion: Gerald Schaffarczyk und Heinz Biersack
für den Öffentlichkeitsausschuss des Pfarrgemeinderates
Gestaltung: Matthias Hauer
Druck: Flyeralarm
Die bei der Produktion entstandenen CO2-Emissionen
wurden durch Ausgleichszahlungen kompensiert.

  2
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
Editorial

Gerald Schaffarczyk

         Liebe Leserin, lieber Leser!

         Ich freue mich, dass Sie diese Ausgabe von columna mitgenommen haben
         und durchblättern; und ein bisschen hoffe ich auch, dass Sie den Pfarrbo-
         ten etwas vermisst oder wenigstens bemerkt haben, dass er einige Monate
         nicht auslag.

         Von nun an liegt mit columna unser neues Pfarrmagazin aus – mit neuem
         Namen und neuem Format. Wir haben im Pfarrgemeinderat überlegt und
         diskutiert, wie ein neuer Pfarrbote aussehen könnte. Er soll sympathisch,
         nah am Menschen, ansprechend und glaubwürdig sein und die Offenheit
         vermitteln, die unser Sankt Bonifaz prägt. Wir wollen die Gemeinden ver-
         binden, das Leben darstellen und auch in die ökumenische Nachbarschaft
         blicken.

         Das alles ist sicher keine Neuerfindung, und wir können auf die großartige
         Arbeit von Clemens Finzer und Reiner Fackler, die den Pfarrboten auf eine
         neue Ebene gebracht haben, aufbauen. Herzlichen Dank euch beiden! Und
         ebenso herzlichen Dank an Walter Neumeister, der 2018 ohne Wenn und
         Aber eingesprungen ist, damit der Pfarrbote weiter erscheinen konnte. Es
         freut mich außerordentlich, dass alle drei auch zukünftig zu columna bei-
         tragen wollen!

         Zum Neustart – oder »Relaunch« – gehört auch ein neuer Titel. Wir haben
         überlegt, was Sankt Bonifaz ganz simpel auf den ersten Blick prägt. Die
         Säulen am Portikus und in der Basilika, intakt oder durch die Geschichte
         gezeichnet. Die Säule, lateinisch columna. Und mit diesem Begriff ließ sich
         herrlich spielen! Wie heißt die berühmteste Journalistin Deutschlands? Auf
         alle Fälle in den Kinderzimmern? Kolumna. Lustigerweise Karla mit Vorna-
         men, wie eine evangelische Einrichtung in unserer Karlstraße. Schließlich
         ist die Kolumne auch noch eine journalistische Darstellungsform, auf die
         wir uns natürlich nicht beschränken wollen.

         Es wäre vermessen, den Wunsch zu äußern, unser neues Pfarrmagazin soll
         eine Säule in der Pfarrei sein, aber ein Baustein wollen wir sein! Dies hier
         ist nun die erste Ausgabe und ich bin gespannt, was sie dazu sagen. Einiges,
         zum Beispiel eine Kinderseite, fehlt noch. Sprechen sie uns an, machen sie
         mit und vor allem lesen sie uns gern. Und auch, wenn man jetzt noch über
         den neuen Namen stolpern sollte, so hoffe ich, dass Sie in der Fastenzeit am
         Schriftenstand denken, »schau, die neue columna liegt auf. Schön.«

                                                                                3
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
Vom Himmel hoch, da komm ich her

                                 Pater Korbinian Linsenmann OSB

Es ist so eine Sache mit den Engeln.      persönliche Boten Gottes, die eine be-   bim und Seraphim sind aber in unsere
Was wir von ihnen an bildlichen           stimmte Nachricht zu bringen haben.      heutigen Vorstellungen, was ein Engel
Darstellungen gewohnt sind, ist etwas         Ein Motiv, das sich bei fast allen   ist und was er so macht, eingeflossen.
anderes, als wir in der Bibel – gerade    Engelserzählungen findet, ist das
in älteren Texten – zum Thema Engel       Erschrecken derer, die angespro-         Neue Rolle für die Engel
finden. Die netten Kinder mit Flügeln,    chen werden. Wenn sich ein Mensch        Zum Beginn des Kirchenjahres im
die schönen, gerne etwas androgynen       unerwartet mit Gottes Boten, also        Advent ist natürlich besonders ein
Menschen ebenfalls mit Flügeln: Das       letztlich mit Gott selbst, konfron-      Erzengel im Fokus: Gabriel, der Maria
sind Versuche, etwas darzustellen,        tiert sieht, dann ist das ein Moment,    die Nachricht bringt, dass sie die Mut-
was eigentlich nicht bildlich beschrie-   der mit Erschrecken, Staunen und         ter des Erlösers werden soll. Dadurch
ben werden kann. Wenn wir uns die         Ehrfurcht einhergeht. Man könnte         ist ein Engel im Einsatz, als es darum
Stellen in der Bibel anschauen, an        vielleicht sagen, wenn wir Irdische      geht, die Rolle der Engel ganz grund-
denen von Engeln die Rede ist, sehen      einen Blick in den Himmel werfen         sätzlich zu verändern. Das Kind, das
wir eine deutliche Entwicklung der        können, dann ist die Überraschung        Gabriel ankündigt, wird Boten Gottes
Vorstellung von einem Engel. Diese        groß. So gesehen, dienen Engel in der    optional machen, denn es wird die
Entwicklung ist einerseits von der        Bibel auch dazu, dass betont wird, wie   trennende Grenze zwischen Gott
Weiterentwicklung von Glaubensvor-        anders Gott ist und dass eine tiefere    und Mensch, zwischen Schöpfer und
stellungen und theologischen Gedan-       Kontaktaufnahme nur von seiner           Geschöpf, zwischen sinnlich erfahrba-
ken geprägt. Andererseits davon, dass     Seite aus möglich ist. Eine Botschaft    rer Welt und Gottes Bereich überwin-
Vorstellungen über Geistwesen, die        von Gott, einen Boten Gottes, das        den. Wer mit Gott direkt reden kann,
es in allen Kulturen um Israel herum      kann man eben nicht einfordern, so       braucht keinen Boten mehr. Das heißt
gab, in die Vorstellung von den Engeln    etwas ist immer Geschenk. Wenn man       nicht, dass Engel im Neuen Testament
eingeflossen sind.                        dieses Geschenk aber in einer Erzäh-     keine Rolle mehr spielen würden,
                                          lung des Alten Testamentes bekommt,      ganz im Gegenteil, aber sie dienen
Die Botschaft – ein Geschenk              dann erfüllt es nicht nur Wünsche,       dann eher als himmlischer Hofstaat
Gottes                                    sondern ist auch Anlass zur Ehrfurcht    wie bei der Geburt Jesu oder als Hilfe
Die ältesten Stellen der Bibel ma-        vor Gott. In den späten Büchern des      im Gefängnis wie in der Apostelge-
chen keinen wirklichen Unterschied        Alten Testamentes kommt dann auch        schichte. Allerdings spricht Jesus
zwischen Gott selbst und dem Engel        die Vorstellung auf, dass die Engel      selbst von den Engeln der Kinder, die
Gottes, der an diesen Stellen dann        (dann schon definitiv als große Zahl     im Himmel immer Gottes Angesicht
auch keinen Namen hat. Gute Beispie-      von Geistwesen gedacht) eine Art         schauen dürfen – eine ganz eigene
le für diese Art von Engeln sind etwa     Hofstaat Gottes bilden. Besonders        Wendung, Engel als Repräsentanten
die drei Männer, die Abraham an den       sprechend ist hier vielleicht der An-    von Menschen bei Gott. Auf dieser
Eichen von Mamre aufsuchen. Im            fang des Buches Hiob.                    Stelle baut dann auch unser Gedanke
Fortgang der Erzählung wechselt der           Die Cherubim und Seraphim,           vom persönlichen Schutzengel auf,
hebräische Text öfter zwischen Ein-       die ja auch öfter vorkommen, sind        der ja wenigstens in früheren Zeiten
zahl und Mehrzahl, was klar macht,        übrigens von Anfang an keine Boten       äußerst populär war. Und zumindest
dass eigentlich Gott der Handelnde        Gottes, sondern Zeichen für seine        in dem Rat, man solle mit dem Auto
ist. Auch der Exodus-Engel, der vor       Gegenwart und sozusagen eine Art         nicht schneller fahren, als der Schutz-
dem Volk herzieht, wird als Repräsen-     himmlischer Ehrenwache, die Gottes       engel fliegen kann, ist er immer noch
tant Gottes geschildert; ihm nicht zu     Erscheinen begleitet. Um einen etwas     gegenwärtig. Von den unzähligen
folgen, wäre genauso wie Gott selbst      respektlosen Vergleich zu wählen: So     esoterischen Engelsvorstellungen,
nicht zu folgen. Erst später im Alten     wie die »weißen Mäuse« die Protokoll-    die es heute gibt, ganz zu schweigen.
Testament und im Neuen Testament          polizisten auf ihren Motorrädern, die    Gerade sie machen es einem Theolo-
haben die Engel dann Namen, sind sie      Staatsgäste begleiten. Auch die Cheru-   gen schwer, heute noch von Engeln

  4   Impuls
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
zu reden. Diese Rede ist leider immer
belastet von dem, was im spiritistisch-
heidnischen Bereich hier alles unter
die Leute gebracht wird.
    Allerdings finde ich es einen
schönen Gedanken, wenn Gott einen
ganzen Hofstaat aus Boten um sich
herum hat. Schließlich hat Jesus ja
ganz grundsätzlich davon geredet,
dass er die gute Botschaft, die gute
Nachricht, bringt. Das ist einfach die
deutsche Übersetzung von Evange-
lium. Wir können also schon sagen,
wir haben die Botschaft und das Bote
Sein schon rein sprachlich in unserer
DNA als Christinnen und Christen
drin. Das bringt mich nun zu einem
abschließenden Gedanken: Warum
sollten eigentlich nur Geistwesen En-
gel sein können? Warum sollten nicht
wir alle, aus unserem Glauben heraus,
Botinnen und Boten Gottes sein
können? Das ist dann vielleicht nicht
so ehrfurchtgebietend, wie wenn ein
»echter« Engel käme. Aber womög-
lich umso überzeugender. Denn über
unseren Glauben zu sprechen, zu ihm
zu stehen, ihn praktisch zu leben, das
bringt letztlich heute die Botschaft an   Der Bote in der Verkündigungs-         linken Flügel eines Triptychons,
die Frau oder den Mann.                   szene des ›Columba-Altares‹, die der   das ursprünglich wohl zur privaten
    Auch unser neuer Pfarrbote soll ja    niederländische Maler Rogier van       Andacht in Auftrag gegeben wurde
ein bisschen in dieser Richtung wir-      der Weyden schuf, wirkt beinahe        und sich später dann in der Kirche
ken, wenn er über das Leben unserer       schwerelos. In strahlend weißem,       Sankt Kolumba in Köln befand.
Pfarrei berichtet, aber auch verschie-    wehendem Gewand und mit feinen         Infolge der Säkularisation gelangte
dene theologische Themen bringt.          Flügeln erscheint der Engel Gabriel    das Werk 1808 in die Sammlung der
                                          in der Schlafkammer der Maria,         Brüder Sulpiz und Melchior Boisse-
                                          und überrascht die an einem Betpult    rée, aus welcher es König Ludwig I.
                                          knieende und sich in diesem Mo-        1827 für die Pinakothek in München
                                          ment zu ihm wendende junge Frau.       erwarb. Die Verkündigungsszene
                                          In seiner Linken hält er das Szepter   bildet den Auftakt zur weiteren
                                          als Botenstab und in goldenen Let-     Erzählung aus der Kindheit Jesu:
                                          tern kann man den englischen Gruß      die Anbetung der Könige auf der
                                          lesen, den er Maria überbringt: »ave   großen Holztafel in der Mitte des
                                          gratia plena dominus tecvm«            Altares und die Darbringung Christi
                                          (Sei gegrüßt, Du Gnadenreiche, der     im Tempel auf dem rechten Seiten-
                                          Herr ist mit Dir). Durch das geöff-    flügel. Heute ist der ›Columba-Altar‹
                                          nete Fenster im Hintergrund strömt     in Saal I im Obergeschoss der Alten
                                          helles Licht in den Innenraum und      Pinakothek im Kunstareal zu sehen.
                                          auf goldenen Strahlen ist – direkt     Christiane Schachtner
                                          zu ihr hin fliegend – die Taube des
                                          Heiligen Geistes zu entdecken. Am      Rogier van der Weyden (1399-1464),
                                          vorderen Bildrand ist eine weiße       Columba-Altar: Verkündigung, um
                                          Lilie als Sinnbild der Reinheit und    1455, 139,4 x 72,9 cm, WAF 1190,
                                          Jungfräulichkeit dargestellt. Die      © Bayerische Staatsgemäldesammlun-
                                          um 1455 gemalte Tafel bildet den       gen, Alte Pinakothek, München

                                                                                                          Impuls   5
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Firmung 2019 und 2020

                                 Pater Korbinian Linsenmann OSB · Foto: Reiner Fackler

                                                                                     Dachau, konnten sich unsere Ju-
                                                                                     gendlichen mit ganz verschiedenen
                                                                                     Aspekten ihres Glaubens auseinander-
                                                                                     setzen. Auch zwei Wochenenden in
                                                                                     Andechs gehörten zur Vorbereitungs-
                                                                                     zeit und schließlich die Pfingstvigil
                                                                                     am Vorabend. Dann kam der große
                                                                                     Tag mit der Firmung an Pfingsten –
                                                                                     übrigens ein Privileg, das sonst keine
                                                                                     einzige Pfarrei hat, haben wir doch
                                                                                     mit Abt Johannes den Firmspender
                                                                                     gleich vor Ort.

                                                                                     Dank an Diakon Paul Hölzl
                                                                                     Diese Firmung war wie gesagt die
                                                                                     letzte, die Diakon Paul Hölzl vor-
                                                                                     bereitet hatte, und so gehört zum
                                                                                     Bericht auch ein besonderer Dank.
Abt Johannes bei der Spende des Firmsakraments (in der Mitte: Diakon Paul Hölzl)     Dank für all die Jahre zuverlässiger,
                                                                                     souveräner Vorbereitung. Für all die
Die Vorbereitung auf die Firmung           Weg zur Firmung sein können. Stand        Wochenenden, die vor- und nachbe-
2020 hat begonnen, wenn Sie diese          September sind dabei Anouschka Riß,       reitet sein wollten, die Gruppenstun-
Ausgabe der columna in Händen hal-         Benedikt Fischer, Clemens Finzer,         den, die Exkursionen, das Da-Sein als
ten. Voraussichtlich machen sich mehr      Michael Buba und ich, und vielleicht      Ansprechpartner, den theologischen
als 15 Jugendliche auf den Weg zur         werden wir sogar noch mehr.               und den menschlichen Input – all das,
Firmung. Wie gewohnt war das erste             Wir haben an einigen Details der      was unsere Firmlinge über viele Jahre
Treffen im September im Jugendhaus.        Vorbereitung etwas geändert. Zum          bereichert hat. Natürlich hat Pauli das
Vieles andere allerdings war nicht wie     Beispiel wird die Firmvorbereitung        nie alleine gemacht – ganz besonders
gewohnt, hat doch Diakon Paul Hölzl        meist am Sonntagnachmittag sein,          gilt mein Dank deshalb auch Luisa
nach langen Jahren die Verantwor-          so dass die Treffen mit der Abend-        Costa Hölzl, die ihren Mann all die
tung für die Firmvorbereitung abgege-      messe schließen können. Und die           Jahre mal bei den Stunden, mal im
ben. So war es im Sommer für mich          Abendmess-Gemeinde wird wohl              Hintergrund unterstützt hat und die
schon eine Thematik, wie es wohl ge-       immer wieder die Firmlinge in Aktion      Firmvorbereitung mitgeprägt hat.
hen würde mit der Firmvorbereitung,        erleben, bei den Fürbitten etwa oder          Und auch den vielen, neu Gefirm-
wie wir es am besten angehen sollten,      auch als Lektorinnen und Lektoren.        ten, schon lange Gefirmten, die als
dafür ein neues Team auf die Beine         Die Firmung selbst, zu der ich jetzt      Teammitglieder mitgeholfen haben,
zu stellen. Es war eine große Freu-        weit voraus schon herzlich einlade, ist   gerade auch dem letztjährigen Firm-
de, dass sich noch während dieser          wie gewohnt an Pfingsten.                 team, aus dem zwei junge Erwachse-
Überlegungen von sich aus einige Ju-           Nun gilt es zurückzuschauen auf       ne dieses Jahr wieder dabei sind, dan-
gendliche und Erwachsene gemeldet          die Firmung 2019, die am vergan-          ke ich herzlich. So ein Projekt braucht
haben, die diese Aufgabe in unserer        genen Pfingstfest gefeiert wurde.         einen Kopf, der die Verantwortung
Gemeinde übernehmen wollten. Wir           Bei verschiedenen Treffen, in Sankt       trägt, aber es braucht viele Schultern,
sind nun als Team so breit aufgestellt,    Bonifaz und auch unterwegs, etwa in       die helfen, es zu tragen und durchzu-
dass wir sicherlich unseren Firmlin-       der Alten Pinakothek, der Abtei Venio     führen. Daher allen, die mitgeholfen
gen eine gute Begleitung auf ihrem         oder auch der KZ-Gedenkstätte in          haben, herzlichen Dank!

  6   Neues aus der Pfarrei
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
»Die mit dem großen Hut«

                                Clemens Finzer · Fotos: Stamm Patrona Bavariae, München

Sie geben sich die linke Hand zum        Geschichten und Anekdoten. Was           davon gesprochen, dass er als General
Gruß, haben ein eigenes Gesetz, legen    bleibt sind die Tatsachen, dass er       zu viele schreckliche Kriegserlebnisse
ein Versprechen ab und tragen eine       einerseits ein Abenteurer war, aber      hatte und er die Jugend dazu ermu-
eigene Kluft, zu der auch der große      auch ein General und Pädagoge.           tigen wolle, miteinander einzutreten
Hut gehört: die Pfadfinder. Rund 40          Das Abenteuertum lässt sich leicht   für eine bessere Welt.
Millionen Jungen, Mädchen, Kinder,       wiederfinden in der Pfadfinderarbeit,        Jetzt kommt also der Pädagoge
Jugendliche und Erwachsene weltweit      immer dann, wenn sich die Jugend-        hinzu, der seine militärischen Erfah-
gehören dieser Bewegung heute an.        lichen an Tiere heranschleichen, um      rungen jugendgerecht aufbereitet:
Seit den Sommerferien ist auch in        sie unbemerkt zu beobachten. Oder        Aus seinem militärischen Handbuch
Sankt Bonifaz eine Gruppe im Auf-        beim Spielen und Zelten unter freiem     »Aids for Scouting« wird das Pfad-
bau. Mit Unterstützung der Europa-       Himmel, und auch dann, wenn sie          finderhandbuch »Scouting for Boys«
pfadfinder Sankt Michael der Pfarrei     am Lagerfeuer die Lieder der großen      Für den Pädagogen Hans Gerr ist
Sankt Theresia finden sich Woche für     weiten Welt anstimmen und von ihren      er sogar ein Reformpädagoge. »Die
Woche Jungens und Mädels zusam-          Fahrten erzählen.                        Pfadfinderbewegung versteht sich
men, um Pfadfinder und Pfadfinderin-         Aber auch der General lässt sich     nicht nur als Freizeitbewegung. Das
nen zu werden. Was aber macht diese      nicht wegleugnen aus der Historie        ist das Besondere am Pfadfindertum,
Art der Jugendarbeit so anziehend, so    der Pfadfinderbewegung. So tragen        das Erziehung immer als Selbsterzie-
besonders?                               Pfadfinderinnen und Pfadfinder bis       hung begriffen wird. Und die ganzen
                                         heute eine Kluft – allerdings nicht      Grundsätze, die wir übernommen
Ganzheitliche Erziehungsmethode          aus militärischen Gründen, sondern       haben wie das Aktivitätsprinzip
Vor mehr als 100 Jahren lud der bri-     um Standes-, Landes- und Religions-      (scouting is doing), das Lernen über
tische Armeegeneral Robert Stephen-      grenzen zu überwinden. Denn die          eigene Erfahrungen oder das Leben
son Smyth Baden-Powell, eine Schar       Pfadfinderbewegung ist eine Frie-        und Handeln nach Werten, das sind
von Jungen nach Brownsea Island          densbewegung. Ihr Gründer selbst hat     Prinzipien, die zunächst aus eigenen
ein. Auf dieser kleinen Kanalsinsel im                                            Stücken angenommen wurden, und
Hafen vor Bournemouth erprobte er                                                 dann versucht werden im Alltag um-
im August 1907 eine neue Methode                                                  zusetzen.«
der Jugenderziehung. Deren Ziel ist
es bis heute, »zur Entwicklung junger                                             Das Pfadfindergesetz und die
Menschen beizutragen, damit sie ihre                                              Altersstufen
vollen körperlichen, intellektuellen,                                             Drei Grundsätze hat Baden-Powell
sozialen und geistigen Fähigkeiten als                                            formuliert, die bis heute gelten:
Persönlichkeiten, als verantwortungs-                                             Die Verpflichtung gegenüber Gott,
bewusste Bürger und als Mitglieder                                                gegenüber anderen Menschen und
ihrer örtlichen, nationalen und der                                               gegenüber sich selbst. Und von diesen
internationalen Gemeinschaft einset-                                              drei grundsätzlichen Verantwor-
zen können«. Heute würde man wohl                                                 tungsbereichen kann man dann auch
von einer ganzheitlichen Methode                                                  alle anderen Regeln, die Normen
sprechen, bei der die Jugendlichen                                                ableiten, die im Pfadfindergesetz und
aber ihre eigenen Lehrmeister sind.                                               den Pfadfinderprinzipien niederge-
                                                                                  schrieben sind. Z.B.: »Der Pfadfinder
Abenteurer, General und Pädagoge                                                  ist hilfsbereit« oder – wie man früher
– Baden-Powell                                                                    gesagt hat – »der Pfadfinder schützt
Um das Leben des Pfadfindergründers                                               Tiere und Pflanzen«. Heute heißt das,
Baden-Powell ranken sich zahlreiche      Sommer- und Winterlager der Pfadfinder   die Pfadfinder schützen die Umwelt.

                                                                                             Neues aus der Pfarrei   7
Columna - Pfarrnachrichten Sankt Bonifaz München Maxvorstadt Ausgabe 1-2019
Aber auch: »Der Pfadfinder ist Freund
                                         10. Segnungsgottesdienst für Paare
aller Menschen und Bruder aller
Pfadfinder« also ein geschwisterliches   aller Konfessionen in St. Bonifaz
Verhältnis zu allen Pfadfindern hat.
    Diese Regeln kann man aus diesen     Text und Bilder: Anita und Wolfgang Meyer
grundsätzlichen Prinzipien ablei-
ten. Und diese bestimmen auch das
Gemeinschaftsleben. Noch heute gibt
es ein eigenes Pfadfindergesetz, ein
Versprechen und den Wahlspruch
»Allzeit bereit«. Dieser Ehrencodex
macht es auch möglich, dass die                                                   Mein Herz rührt es an, dass sich in
Jugendlichen eigentlich ohne Erzieher                                             diese ökumenische Gemeinschaft
auskommen können – allen Elternsor-                                               auch Singles ›hineinwagen‹ die an
gen zum Trotz. Theoretisch. Denn die                                              entfernte oder verstorbene Partner
Vernunft gebietet es, dass die Kinder                                             denken und sich segensreiche Be-
und Jugendlichen nicht alleine auf                                                gleitung wünschen.« Abt Johannes
große Fahrt ziehen. Drei Altersstufen                                             Eckert OSB ergänzt: »Das griechische
hat Baden-Powell vorgesehen: Die                                                  und lateinische Wort für Segen heißt
Kleinen, das sind die Wölflinge im                                                ›Gutes zusagen‹. Ich finde es jedes
Alter von acht, neun bis elf, zwölf                                               Jahr aufs Neue schön und beglückend,
Jahren. Sie lernen in Anlehnung an       Abt Johannes und Regionalbischöfin       wenn Paare sich in einer ökumeni-
Rudyard Kiplings Dschungelbuch vor       Breit-Keßler                             schen Segnungsfeier in Sankt Bonifaz
allem spielerisch die ersten pfadfin-                                             Gottes Liebe zusagen lassen. Mich
derischen Schritte. Ihr Wahlspruch       Wer in Beziehung lebt, weiß um die       berührt es immer wieder zutiefst, da
lautet: »Unser Bestes« Dann folgt die    Momente, in denen es im Alltag her-      die Paare aus ganz unterschiedlichen
Pfadfinderstufe, die manche Verbände     ausfordernd wird, an dem gegebenen       Lebenssituationen kommen. Zugleich
noch einmal in Jungpfadfinder und        Versprechen beieinander zu bleiben,      freut es mich, dass dies in ökumeni-
Pfadfinder unterteilt haben. Sie sind    festzuhalten. Da tut es gut, Orte        scher Verbundenheit geschieht.«
»Allzeit bereit«. Mit 16 oder 17 wech-   und Zeiten zu haben, in denen man            Der 10. Segnungsgottesdienst für
seln die inzwischen Jugendlichen         sich neu aufeinander besinnt, Kraft      Paare aller Konfessionen wird am
dann in die Roverstufe und bereiten      schöpft und neuen Mut gewinnt. Eine      Donnerstag, den 13. Februar 2020 um
sich auf ihren Weg ins Erwachsenen-      solche Möglichkeit ist der seit 2011     19 Uhr in der Basilika Sankt Bonifaz
leben vor. Nicht umsonst heißt ihr       jährlich stattfindende Segnungsgot-      gefeiert. Im Anschluss laden das Vor-
Wahlspruch: »Ich diene«.                 tesdienst für Paare aller Konfessionen   bereitungsteam und der ökumenische
    Baden-Powell hat vor seinem Tod      in St. Bonifaz. Die Idee dazu entstand   Kreis »Christen in der Maxvorstadt«
seinen Pfadfindergeschwistern einen      beim zweiten ökumenischen Kirchen-       wie immer herzlich ein zu Brot und
Brief hinterlassen. Darin dankt er       tag in München, als Regionalbischöfin    Wein.
Gott für sein glückliches Leben und er   Susanne Breit-Keßler und Abt Johan-
schreibt, dass er glaubt, die Menschen   nes Eckert OSB ihr Buch vorstellten
seien auf der Welt, um darin glück-      »Wie bei Nachbarn, die sich mögen«
lich zu sein und sich zu freuen. Die     vorstellten. Beide waren sofort von
Erfahrungen in und mit der Natur         dem Gedanken angetan, gemein-
seien ein Weg dorthin, die der tätigen   sam einen solchen Gottesdienst zu
Nächstenliebe ein anderer. Und als       gestalten und begleiten seitdem dieses
Pfadfinder könne man beides in           liebgewordene Projekt. Ziel dieses
idealer Weise miteinander verbinden.     ökumenischen Zusammenwirkens
Hans Gerr erklärt: »Damit will Baden-    ist es, dass Paare aller Konfessionen
Powell nicht zum Weltverbessertum        Raum finden, sich für ihre Beziehung
erziehen, sondern die Kinder und Ju-     segnen zu lassen.
gendlichen anregen, das Leben so zu          Regionalbischöfin Susanne Breit-
gestalten, dass sie einen Beitrag zur    Keßler fasst zusammen: »Segen kann       Die Gottesdienste werden mit kreativen
besseren Welt leisten. ... in meinem     man sich nicht selber geben. Ich freue   Elementen gefeiert
kleinen, einzelnen Bereich und viele     mich, dass jedes Jahr mehr Paare in
kleine Schritte ergeben dann den         die wunderschöne Basilika St. Bonifaz
großen Weg.«                             kommen, um sich segnen zu lassen.

  8   Neues aus der Pfarrei
Ein Haus für Schwestern                                                          Mendelssohn-
und ihr Apostolat in Belize                                                      Bartholdys »Elias«
Schwester Ingrid Schuler SAC · Foto: Pallottinerinnen                            Martin Fleckenstein

Belize, ein kleines Land in Zentral-     Ehemalige Schülerinnen und die          Am 17. November 2019 führt die
amerika, wird jedes Jahr in der Hur-     Bevölkerung starteten Aktionen, um      Stiftskantorei mit Orchester und
rikan-Saison getroffen. Nicht immer      den Schwestern zu helfen. Mit dieser    Solisten zum ersten Mal in St. Boni-
sind die Stürme zerstörerisch, aber      Hilfe konnte das alte Haus abgerissen   faz das Oratorium »Elias« von Felix
alle paar Jahre ist dies der Fall. Und   werden.                                 Mendelssohn-Bartholdy auf.
wie immer und überall ist es überwie-        Schon vor zwei Jahren hat der           Felix Mendelssohn Bartholdy kom-
gend die arme Bevölkerung, die am        Adventsbasar dazu beigetragen, die      ponierte nominell nie eine Oper, schuf
meisten betroffen ist. Viele verlieren   erforderlichen Eigenmittel aufzubrin-   aber mit seinem Oratorium Elias eine
ihr Haus und damit ihr Obdach.           gen, um Förderung durch Institutio-     »Ersatzoper« Zehn Jahre lang trug er
Belize hat für solche eine Nothilfe      nen wie Adveniat, Kirche in Not und     den Plan zu diesem Oratorium in sich.
organisiert. Schulen, Behörden und       Diözesen zu erhalten. Dies ist uns      Die heldenhafte Figur des Propheten,
die Kirche ist verpflichtet, obdachlo-   gelungen, mit dem Neubau konnte         den er als »stark, eifrig, auch wohl
se Menschen aufzunehmen. Und so          im Frühjahr dieses Jahres begonnen      bös und zornig und finster« empfand,
taten es auch die Schwestern. In ihrer   werden. Jedoch ist die Finanzierung     inspirierte ihn nachhaltig. Nachdem
                                         noch nicht ganz gedeckt. Die Zusagen    ihn das Birmingham Music Festival
                                         einiger Diözese stehen noch aus. Aber   mit einem neuen Oratorium – schon
                                         wir geben die Hoffnung nicht auf.       sein erstes, Paulus, war höchst erfolg-
                                             Und jeder weitere Euro trägt        reich aufgenommen worden – beauf-
                                         dazu bei, den Bau zu vollenden und      tragte, schrieb er die Partitur unter
                                         den Schwestern wieder zu einer          Hochdruck fertig. Sie trägt deutlich
                                         menschenwürdigen Unterkunft zu          opernhafte Züge: Die Dramatik des
                                         verhelfen, in der sie auch wie bisher   alttestamentarischen Stoffes setzte
                                         die von Hurrikans betroffenen und       Mendelssohn in ebenso dramatische
                                         bedürftigen Menschen aufnehmen          Musik. Er gliederte zwar den Elias
                                         können. Mit dem Erlös des Advents-      klassisch in Chorpassagen, Arien und
Dieser Bau wurde mit Erlösen des         basars möchten wir dieses sinnvolle     Rezitative, verzichtete aber auf einen
Adventsbasars 2017 unterstützt           Projekt unterstützen.                   Erzähler, der typischerweise das
                                                                                 Publikum durch das Geschehen führt.
Pallotti-High-School und in den Räu-     Adventsbasar in Sankt Bonifaz           Daher sind die Rezitative fast durch-
men der Gemeinschaft nahmen sie die      Samstag, 30.11.2019:                    gehend dramatisch gestaltet – die
bedürftigen Menschen auf, über viele     14.00 Uhr bis 18.30 Uhr                 handelnden Figuren sprechen mitein-
Jahre hinweg.                            Sonntag, 1.12.2019:                     ander statt übereinander. Die meisten
    Das Haus der Pallottinerinnen        10.00 Uhr bis 14.00 Uhr                 Arien hingegen zeichnen sich weniger
liegt in einer Senke. Das Fundament                                              durch eine opernhafte Virtuosität
wird in der Hurrikan-Saison regel-       Spendenkonto:                           aus, sondern durch eine fast liedhaf-
mäßig überflutet und nach über 50        Pallottinerinnen                        te Innerlichkeit und verbinden das
Jahren hat der Grund mehr und mehr       Liga-Bank BLZ 75090300                  Oratorium Elias mit Mendelssohns
nachgegeben. Das Haus wurde insta-       Kto. Nr. 214 48 32                      eigenem Liedschaffen. Hauptträger
bil, das Dach löste sich vom Mauer-      IBAN: DE41 7509 0300 0002 1448 32       der Handlung ist der Chor, der sowohl
werk, letztendlich mußte das Haus        BIC: GENODEF1M05                        als anonyme Stimme das Geschehen
abgerissen werden. Das war vor ca.       »Haus für Belize«                       kommentiert, als auch in die Rolle der
zwei Jahren. Seitdem sind die noch                                               Anhänger Jahwes, der Baals-Priester
tätigen Schwestern notdürftig bei den                                            oder der Engel schlüpft. Man spürt in
pflegebedürftigen in der nicht betrof-                                           Elias das Vorbild von Johann Sebasti-
fenen Pflegestation untergebracht.                                               an Bachs Oratorien, zu deren Wieder-

                                                                                                         Projekte   9
entdeckung seit 1829 Mendelssohn
                                          130 Jahre Mallersdorfer Franziskanerinnen
maßgeblich beigetragen hat. Bewusst
schloss er mit seinem Oratorium an        in St. Bonifaz
sein großes Vorbild an. Nach der Pre-
miere am 26. August 1846 revidierte       Schwester Irene Maier · Fotos: Konvent
Mendelssohn seinen Elias gründlich,
ersetzte teilweise ganze Nummern,
überarbeitete andere. Im Frühjahr
1847 präsentierte er die neue Fassung
dem englischsprachigen Publikum,
Aufführungen auf Deutsch waren für
den Herbst des Jahres geplant. Vor                                                 losenhilfe, in der Altenheimseelsorge
deren Realisierung verstarb jedoch                                                 und der Betreuung von Asylbewer-
der Komponist.                                                                     bern versuchen sie ihren Auftrag zu
   Sie sind herzlich eingeladen, die                                               verwirklichen. Eine Mitschwester im
Erstaufführung dieses großartigen                                                  Konvent studiert derzeit Katholische
Werkes in St. Bonifaz zu hören.                                                    Theologie an der LMU.
                                                                                       Das 130jährige Jubiläum wurde im
Sonntag, 17.11.2019, 15.30 Uhr                                                     Juli 2019 zusammen mit den Mitbe-
Karten für 20,00 Euro bzw. ermäßigt                                                wohnern, Studentinnen der WG und
15,00 Euro sind am Konzerttag ab                                                   allen Schwestern fröhlich gefeiert.
14.45 Uhr an der Kasse erhältlich.        Der Kindergarten 1904                    Abt Johannes Eckert zelebrierte den
                                                                                   Festgottesdienst in der Hauskapelle
                                          Vor 130 Jahren, am 15. Januar 1889       und anschließend gab es ein gemütli-
                                          kamen die ersten Franziskanerinnen       ches Beisammensein mit allen Gästen.
                                          aus Mallersdorf nach München in die          Der Wunsch der Schwestern ist,
                                          Schleißheimer Straße 36, um den          noch lange hier vor Ort den Men-
                                          Auftrag des Stifters Dr. Paul Josef      schen in den täglichen Begegnungen
                                          Nardini »den Armen das Evangelium        erfahrbar zu machen, dass gelebte
                                          zu verkünden durch die Werke der         Liebe erfüllt. Interessierte Menschen,
                                          Liebe« zu erfüllen. Der Orden erwarb     die mit den Schwestern ein Stück Weg
                                          das Haus in der Schleißheimer Straße     in die Zukunft gehen wollen, sind
                                          36 vom Vinzenzverein Sankt Bonifaz       herzlich eingeladen zum Gebet und
                                          für das Wirken der Schwestern.           zur Begegnung: Jeden Sonntag um
                                              Die ersten drei Schwestern began-    17.30 Uhr zur stillen Anbetung und
                                          nen mit der Betreuung von Kindern        anschließend um 18 Uhr zur gemein-
                                          im Kindergarten und Hort. Es wurde       samen Vesper in der Hauskapelle.
                                          auch bald eine Nähschule eingerichtet
                                          und um die Kranken im Stadtviertel       Mallersdorfer Franziskanerinnen
                                          zu versorgen, eröffnete der Orden        Schwesternkonvent St. Bonifaz
                                          eine Krankenpflegestation; diese         Schleißheimer Str. 36
Elija in der Wüste, 1996, Bildtafel von   wurde von weiteren neun Schwestern       80333 München
Peter Burkart an Ostseite der Basilika    getragen. Die Schwestern nahmen          Tel. 089/525293
St. Bonifaz. Foto: Kunstverlag Fink,      jahrzehntelang in ihrer Tätigkeit die    sr.maierirene@web.de
Siegfried Wameser                         Bedürfnisse der Menschen im Stadt-
                                          viertel wahr und sie versuchten, den
                                          Auftrag Nardinis zu erfüllen. Mit der
                                          abnehmenden Schwesternzahl konn-
                                          ten bald nicht mehr alle Aufgabenfel-
                                          der abgedeckt werden. So wirken bis
                                          zum heutigen Tag noch sechs Mallers-
                                          dorfer Schwestern in Sankt Bonifaz
                                          in der Schleißheimer Straße 36. In
                                          der zweigruppigen Kindertagesstätte      Vorne von links: Sr. Irene, Sr. Alexa,
                                          Sankt Bonifaz, in ehrenamtlichen         Sr. Dolore, hinten von links:
                                          Tätigkeiten der Pfarrei, der Obdach-     Sr. Alexandra, Sr. Chiara, Sr. Robertine

   10 Projekte
Der Anfang des Neuen Testaments –
                                  Gedanken zum Matthäus-Jahr
                                  Pater Stephan Dorner OSB

Das Matthäusevangelium wird uns             denn eine wörtliche Übertragung
ab dem 1. Advent durch das neue Kir-        muss lauten: »Wenn eure Gerechtig-
chenjahr begleiten. Neben seiner mar-       keit nicht mehr überfließt als die der
kanten Stellung im Kanon des Neuen          Schriftkundigen und Pharisäer…« Das
Testaments ist das Evangelium als           bedeutet, dass auch die Gerechtigkeit
jüdische Schrift im Judentum seiner         der maßgeblichen jüdischen Kreise
Zeit verankert. Ein fest im Judentum        im Überfluss vorhanden ist – aber:
verwurzelter Autor schreibt für eine        Es sind immer noch Steigerungen
gleichfalls stark jüdisch geprägte Ge-      denkbar; und Jesus ruft seine Schüler
meinde, und es gelingt ihm, aus der         und Schülerinnen dazu auf, sich auf
Tradition seiner heiligen jüdischen         einen Wettkampf mit den jüdischen
Schriften Lebensperspektiven für            Kollegen einzulassen und sich gegen-
Israel und die Völker abzuleiten.           seitig zu übertreffen, so dass es weder
    Nicht Juden und Christen stehen         Sieger noch Verlierer gibt – wenn nur
einander gegenüber, sondern unter-          Gottes Gerechtigkeit geschieht – zum
schiedliche Spielarten des Judentums.       Wohl des Menschen!
Woher kommt dann die Schärfe, mit               Die veränderten Perspektiven
der manche Divergenzen zwischen             betreffen auch die sogenannten
Jesus und seinen Anhängern und              Antithesen (Entgegnungen, Gegen-
den Repräsentanten des Judentums            überstellungen) der Bergpredigt
ausgetragen werden (Kap. 23)? Zum           (5,21–48): »Ihr habt gehört…, ich         Tilman Riemenschneider: Evangelist
einen handelt es sich hier immer um         aber sage euch«. Dabei suggeriert die     Matthäus, 1490–1492, Lindenholz.
innerjüdische Differenzen; und zum          Übersetzung »Ich aber sage euch«          Foto: Andreas Praefcke (public domain)
anderen streiten die Jesus-Anhän-           eine Absage an das, was in der Tora
gerinnen und Anhänger mit einigen           steht. Rein philologisch ist diese
jüdischen Repräsentanten, aber nicht        Wiedergabe korrekt, aber sie lässt        Stellung Israels als Volk Gottes festzu-
(kollektiv) mit »den Juden«.                den jüdischen Disputationsstil außer      halten und zugleich die Universalität
                                            Acht. wa ’ani omer »und ich sage          des mit Jesus verbundenen Heils zu
Gottes Gerechtigkeit zum Wohl               dazu« beginnt ein Rabbi, um seine         verkünden. Doch bleibt die Frage,
der Menschen                                Auslegung eines Tora-Satzes einzulei-     welche Aufgabe die Gefolgsleute Jesu
Diese Betrachtung des Evangeliums           ten und sie den Erklärungen anderer       nach der Auferweckung des Gekreu-
hat Folgen für das Verständnis von          Kollegen hinzuzufügen. Die von Luise      zigten neben ihrer Sendung zu den
Einzeltexten: So hat Matthäus nicht         Schottroff in der »Bibel in Gerechter     Völkern am Volk Israels haben. Dass
im Sinn, die Tora (der hebräische           Sprache« favorisierte Übertragung         die »Missionsanweisung« auch Israel
Begriff für das »Gesetz« meint Gottes       »Ich lege euch das heute so aus« ist      betrifft, entspricht gerade nicht der
Weisung) zu relativieren, sie zu über-      deshalb völlig zutreffend. Der von den    Tendenz des Evangeliums. Denn der
winden oder zu überbieten: Jesus ist        jüdischen Gelehrten immer wieder          Auftrag in Mt 10 lautet: Geht zu den
nicht gekommen, Gesetz und Prophe-          geführte Diskurs, wie die Tora heute      verlorenen Schafen des Hauses Israel
ten aufzuheben (5,17). Eine benach-         zu verstehen ist, relativiert sie nicht   und verkündet: »Das Himmelreich ist
barte programmatische Ansage (5,20)         und gibt sie nicht der Beliebigkeit       nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf,
klingt da anders: »Wenn eure Gerech-        preis, sondern richtet Gottes Weisung     macht Aussätzige rein, treibt Dämo-
tigkeit nicht weit größer ist als die der   jeweils neu auf als heute aktuelles       nen aus!« Von Mission und Bekehrung
Schriftgelehrten und der Pharisäer…«        und wegweisendes Wort.                    zum Messias Jesus ist nicht die Rede.
Hier führt eine oberflächliche Über-            Das zentrale Anliegen des Matthä-     Die Aufrichtung der Darniederlie-
setzung zur Überbietungs-Rhetorik,          us besteht darin, an der besonderen       genden und die Überwindung von

                                                                                                              Impuls    11
Krankheiten und Notlagen aller Art
                                         Liesel Bach am 5. Oktober 2019 zur Priesterin
– allein das ist Gottes Wille für sein
Volk Israel!                             der alt-katholischen Kirche geweiht
Der Gott Israels und sein Wirken         Interview und Text: Heinz Biersack
für alle Völker
Der Matthäus-Evangelist präsentiert
Jesus als Lehrer, als Herrn der Welt
und als Richter. Was die Aufrichtung
von Gottes Gerechtigkeit anbelangt,
so denkt Matthäus fast dualistisch
an eine Scheidung der Gerechten          Primizspruch: »Gott hat uns den            römisch-katholischem Verständnis
von den Ungerechten – nicht ohne         Geist der Kraft, der Liebe und der         grundsätzlich gültig, dies gilt jedoch
dabei jedoch im großen »Weltge-          Besonnenheit gegeben.«                     nur für Männer.
richts-Gemälde« einen zuverlässigen      (nach 2. Tim 1,7)                              Die Glaubenslehre der alt-katho-
Ausweg aufzuzeigen (25,31–46).           Die alt-katholische Kirche St. Willi-      lischen Kirche orientiert sich an der
Dabei darf nicht übersehen werden,       brord, unweit des Sendlinger Tores         biblischen Begründbarkeit. So wurde
dass die Perikope Schafe und Böcke       und in direkter Nachbarschaft zum          für die alt-katholischen Priester in
unterschiedlich zeichnet: Zu denen       Marionettentheater, ist sicherlich         Deutschland bereits im Jahr 1878 der
auf der rechten, guten Seite sagt der    nicht jedem bekannt. Ursprünglich          vorgeschriebene Zölibat abgeschafft.
Menschensohn, dass sie vom Vater         für anglikanische Gläubige, in erster      Auch Frauen können seit einigen Jah-
gesegnet sind und das Reich für sie      Linie das Botschaftspersonal der Briti-    ren das Sakrament der Priesterweihe
bestimmt ist. Das ewige Feuer für die    schen Gesandtschaft am bayerischen         empfangen. Am 5. Oktober diesen
Gegenseite jedoch ist »für den Teufel    Hof errichtet, wird das Gotteshaus         Jahres wurde Diakonin Elisabeth
und seine Engel bestimmt« – und folg-    seit 1929 von der alt-katholischen         Bach aus St. Willibrord in München in
lich nicht für Menschen »vorgesehen«!    Gemeinde genutzt.                          der Namen-Jesu-Kirche in Bonn zur
Gute Aussichten, keine Frage!                Das »Leitmotiv« der alt-katholi-       Priesterin geweiht:
    Als jüdisches Buch gibt das          schen Kirche ist heute wie damals
Matthäusevangelium Zeugnis vom           das Festhalten am Glauben und an           Mit Liesel Bach, die auch dem Arbeits-
Gott Israels und seinem Wirken für       den Ordnungen der alten und einen          kreis ›Christen in der Maxvorstadt‹
alle Völker, das auch Jesus als der      Kirche, deren Mitte und Haupt Chris-       angehört, führten wir ein kurzes
göttliche Gesalbte fortführt. Diese      tus ist. »Alt« ist in diesem Kontext die   Interview:
Botschaft hilft uns, klar Position       »alte« Lehre der ungeteilten katholi-
zu beziehen gegen einen nie völlig       schen und apostolischen Kirche – in        h.b. Liesel Bach, zunächst einmal
überwundenen und gegenwärtig neu         Abgrenzung zu den neuen Dogmen             herzlichen Glückwunsch und Gottes
hochkommenden Antisemitismus!            des Ersten Vatikanischen Konzils           Segen für Ihre Tätigkeit als ehrenamt-
                                         (1869–1870). Stein des Anstoßes war        liche Priesterin in der alt-katholischen
                                         der päpstliche Jurisdiktionsprimat         Gemeinde St. Willibrord. Eine Frage
                                         und das Dogma der Unfehlbarkeit            vorweg, seit wann gehören Sie der alt-
                                         (Infallibilität) des Papstes bei endgül-   katholischen Kirche an?
                                         tigen Entscheidungen in Glaubens-          l.b. Seit rund 15 Jahren.
                                         und Sittenlehren. Die Katholiken           Was bewog Sie damals zur alt-katholi-
                                         – Laien wie Priester – die aus Gewis-      schen Kirche zu konvertieren?
                                         sensgründen diese Dogmen nicht als         Ursprünglich war ich römisch-katho-
                                         Glaubenssätze anzunehmen bereit            lisch und auch sehr stark bei den ent-
                                         waren, wurden vom Empfang der              sprechenden Jugend- und Studenten-
                                         Sakramente ausgeschlossen (exkom-          gruppen engagiert. Als ich nach dem
                                         muniziert) und organisierten sich als      Studium nach München kam, fand
                                         eigenständige katholische Kirche un-       ich hier keinen rechten Anschluss
                                         ter der Leitung ihres ersten Bischofs      an eine Gemeinde. Schließlich stieß
                                         Reinkens. Da die alt-katholische           ich auf die Church of the Ascension,
                                         Kirche in gültiger apostolischer Suk-      eine anglikanische Gemeinde, die in
                                         zession steht und sich ihre Bischöfe       der Sendlinger Himmelfahrtskirche
                                         in ununterbrochener Reihenfolge auf        Gottesdienst feiert. Das war eine
                                         die Apostel zurückführen lassen, ist       sehr sympathische Gemeinde, doch
                                         die alt-katholische Priesterweihe nach     wollte ich nach einer gewissen Zeit

  12   Impuls
Liesel Bach mit dem Bischof    Aufgabenbereich neu festlegen.
                                                      des Katholischen Bistums der   Sie sind Priesterin im Ehrenamt.
                                                      Alt-Katholiken in Deutsch-     Was machen Sie hauptberuflich und
                                                      land, Matthias Ring, nach      wie lässt sich dieses herausfordernde
                                                      ihrer Weihe im Oktober         Ehrenamt mit Ihrem Beruf in Einklang
                                                                                     bringen?
                                                                                     Hauptberuflich bin ich IT-Specialist,
                                                                                     ich kümmere mich um kranke
                                                                                     Datenbanken weltweit und das ist
                                                                                     tatsächlich viel Arbeit. Mein Vorteil
                                                                                     ist, ich arbeite nur 90 % auf vier Tage,
                                                                                     schlecht ist jedoch, dass ich auch im-
                                                                                     mer wieder an Wochenenden arbeiten
                                                                                     muss. Aus diesem Grund ist der Anteil
                                                                                     meiner freien Wochenenden ohne
                                                                                     hauptamtliche oder ehrenamtliche
                                                                                     Tätigkeit sehr gering. Es sind aber
                                                                                     sehr unterschiedliche Aufgaben und
                                                                                     mein Ehrenamt in der Gemeinde gibt
                                                                                     mir in gewisser Weise auch Kraft.
                                                                                     Ist eine hauptamtliche Tätigkeit als
                                                                                     Priesterin eine Zukunftsperspektive?
                                                                                     Um hauptamtlich als Priesterin tätig
gerne wieder auf Deutsch beten. Die        Seelsorgerisches machen wollte und        zu sein, müsste ich noch den Master
Anglikaner feiern in St. Willibrord        sollte. Dann habe ich die Exerzitien      in alt-katholischer Theologie machen,
Evensong, darüber fand ich Kontakt         im Alltag mitbetreut. Ich finde es        aber das liegt nicht in meiner Pla-
mit der alt-katholischen Gemeinde.         sehr schön, wenn ich zusammen mit         nung.
Nachdem ich dort eine ganze Weile          anderen Räume schaffen kann, um           Steht das Bischofsamt in der alt-katho-
als Gast war, fasste ich schließlich den   Glaubenserfahrungen zu ermöglichen        lischen Kirche auch für Frauen offen?
Entschluss, alt-katholisch zu werden.      und wenn wir gemeinsam Glaubens-          Ja, das ist möglich.
Emotional war die Entscheidung nicht       erfahrungen machen können. Dabei          Gibt es innerhalb der alt-katholischen
leicht für mich, da ich auch mit der       hat sich mir irgendwann und dann          Kirche Ressentiments gegen Priesterin-
römisch-katholischen Kirche gute           immer wieder der Gedanke an eine          nen?
Erfahrungen gemacht hatte, doch            Weihe aufgedrängt. Bis ich diesen         Nein, das glaube ich nicht, das ist mir
fühlte ich mich in der alt-katholischen    Gedanken getraut und auch für mich        so nicht begegnet. Im Gegenteil, die
Gemeinde so wohl, dass es an einem         und mit anderen geklärt hatte, ob das     alt-katholische Kirche ist stolz darauf,
bestimmten Punkt für mich klar war.        sinnvoll sein kann, verging allerdings    dass wir Priesterinnen haben und ich
Wie kam es zu der Entscheidung ein         einige Zeit.                              habe nicht das Gefühl, dass das groß
kirchliches Amt anzustreben?               Wo werden die Schwerpunkte Ihrer          diskutiert wird. Das ist einfach selbst-
Ich spreche ja lieber von einem Dienst     Arbeit als ehrenamtliche Priesterin in    verständlich und gut.
wie von einem Amt.... Das ist schwie-      der Gemeinde liegen?                      Ihr Primizspruch ist: Gott hat uns
rig zu formulieren, ich wollte nichts      Bei uns gibt es eine Dienstvereinba-      den Geist der Kraft, der Liebe und
werden, es hat sich so entwickelt.         rung, bei der die Aufgaben festgelegt     der Besonnenheit gegeben aus dem
Was ich bald nach meinem Übertritt         werden. Meine Aufgaben sind im            2. Timotheus-Brief. Können Sie kurz
begann, war der dreijährige theolo-        Wesentlichen alle sechs Wochen ein        etwas dazu sagen, warum Sie diesen
gische Fernkurs, da mich Theologie         Sonntagsgottesdienst, Unterstützung       Spruch gewählt haben?
schon immer interessierte. Daneben         bei organisatorischen Aufgaben im         Ich denke, ein Primizspruch soll et-
machte ich auch den Bachelor in ›Reli-     Pfarrbüro, Besuchsdienste, die Arbeit     was darüber aussagen, wie der- oder
gious Studies‹ an der Open University      im Ökumenischen Arbeitskreis »Chris-      diejenige ihren Dienst versteht. Hier
– dabei schaut man sich die Religio-       ten in der Maxvorstadt« Mitarbeit bei     war mir die Zusage wichtig, die uns
nen einmal von außen und nicht nur         der Firmvorbereitung und die Exerzi-      allen gilt, dass wir nicht aus uns al-
von innen an. Ich wollte mich gerne in     tien im Alltag in der Fastenzeit. Dann    leine heraus agieren müssen, sondern
der Gemeinde engagieren, und das tat       muss geschaut werden, was geht, was       dass wir vertrauen dürfen, dass Got-
ich zunächst im Pfarrbüro und bald         geht noch und was geht nicht. Wenn        tes Geist mit uns geht, und uns Kraft,
auch im Kirchenvorstand. Doch mir          ich feststellen würde, dass es mit mei-   Liebe, Besonnenheit und hoffentlich
wurde immer klarer, dass ich mehr          nem Beruf kollidiert, müsste man den      auch Schwung gibt.

                                                                                                          Menschen     13
Nachrufe

                                 Die Nachrufe auf Frater Thomas und Frater Stefan sind den
                                 Totenroteln der Abtei Sankt Bonifaz entnommen.

                                          gedulden, bis er im Dezember 1964         bedeutete dies für ihn nachts aufzu-
                                          nach Andechs kommen konnte. Sein          stehen und nochmals in den Garten
                                          Heimatpfarrer bestätigte ihm ein          hinunter zu gehen, wenn sich z.B.
                                          sonniges und stilles Wesen, dass er       Nachwuchs einstellen sollte. Fr. Tho-
                                          sehr geeignet sei für den Ordensberuf,    mas freute sich an seinen Tieren, die
                                          obwohl er gelegentlich gerne in seiner    mit seiner Stimme und sogar mit sei-
                                          Jugend getanzt habe. Diese Freude         nen Schritten vertraut waren, wenn
                                          am Tanz, an der Volks- und Blasmusik      er in den Garten kam und sie sofort
                                          hat sich fr. Thomas zeit seines Lebens    auf ihn reagierten, und seine Zucht-
                                          bewahrt, wenn er z.B. in unserem          erfolge wurden durch entsprechende
                                          Bräustüberl an Sonntagen mit Begeis-      Auszeichnungen honoriert. Freilich
                                          terung der Blasmusik zuhörte.             konnte sich fr. Thomas auch lautstark
                                              Fr. Thomas war ein Andechser          über seine Schafe ärgern, wenn sie
                                          Urgestein und hatte große Freude an       nicht das taten, was er wollte, oder
                                          seinem erdverbundenen Beruf, da er        gar ihre eigenen Wege suchten. Mit
                                          sich in seinem Garten der Schöpfung       seinen Aufgaben als Gärtner und Hir-

                 †                        und dem Schöpfer sehr nahe fühlte.
                                          Zur besseren Landschaftspflege über-
                                          nahm fr. Thomas auch die Betreuung
                                                                                    te wurde für unseren fr. Thomas der
                                                                                    Glaube an einen Gott ganz konkret
                                                                                    begreifbar, der wie ein Gärtner alles
Thomas sagte zu Jesus: »Mein Herr         der klösterlichen Schafherde. Oft         zum Leben ruft und wie ein Hirte
und mein Gott!« (Joh 20,28)
Am Nachmittag des 29. Juni hat Gott,
unser Vater unseren lieben Mitbruder        Totenrotel
Frater Thomas Josef Schmidt OSB
nach einem erfüllten Leben zu sich          Ein Begriff, der wahrscheinlich den     um Kontakte zwischen verschie-
gerufen.                                    meisten fremd sein wird: Totenrotel     denen Klöstern nachvollziehen zu
    Am 19. Feb. 1941 erblickte fr. Tho-     (von Rotel = Pergamentrolle aus         können.
mas als jüngstes Kind von Stefan und        lateinisch »rotolus«)                       Heutzutage geht kein Bote mehr
Barbara Schmidt (geb. Schneider) in             Dabei ist das eine recht häufige    auf die Reise, sondern meist nutzen
Sornhüll im Bistum Eichstätt das Licht      literarische Form. Die Totenrotel       die Klöster das Internet, um die
der Welt und erhielt den Taufnamen          war ursprünglich ein Rundbrief, der     Rotel zu verschicken. Sie enthält
Josef. Zusammen mit seinen älte-            im Mittelalter von einem Kloster los-   gewöhnlich auch einen kurzen
ren Geschwistern wuchs er in einer          geschickt wurde, um den Tod eines       Lebenslauf der verstorbenen Mön-
tieffrommen Familie auf, deren Leben        Mitbruders mitzuteilen. Er wurde        che und Nonnen. Bei uns ist es der
vom landwirtschaftlichen Alltag ge-         nicht mit der Post versandt, sondern    Brauch, dass alle Roteln, die wir
prägt war und aus deren Großfamilie         von einem Boten transportiert. Alle     bekommen, ausgehängt werden.
viele geistliche Berufe hervorgingen.       Klöster, mit denen eine Gebetsver-      Man kann sie dann in Ruhe lesen
    Nach dem Besuch der örtlichen           brüderung bestand, sollten infor-       und der Verstorbenen gedenken. Bei
Volksschule absolvierte fr. Thomas          miert werden, damit sie die ver-        bayerischen Benediktinerinnen und
die landwirtschaftliche Berufsschule,       abredeten Gebete halten konnten.        Benediktinern lesen wir die Rotel,
doch schon bald regte sich in ihm der       Die Rotel wurde dann abgezeichnet       sobald sie eingetroffen ist, in der
Wunsch, Ordensmann zu werden.               und der Bote brachte sie ins nächste    Tischlesung vor.
Da fr. Thomas aber zunächst auf             Kloster. Daher sind diese histori-
dem elterlichen Hof unabkömmlich            schen Roteln wichtige Quellen,          Pater Korbinian Linsenmann OSB
war, musste er sich noch einige Jahre

  14   Aus dem Kloster
sich um unser Leben sorgt. In den                                                   bieren. Dabei galt seine besondere
fast 55 Jahren seines Ordenslebens                                                  Leidenschaft der Krippenkunst und
war fr. Thomas immer vorbildlich in                                                 der Herstellung von Klosterarbeiten
der Treue in Gebet und Arbeit, viele                                                jeglicher Art. Wenn fr. Stefan mit viel
Menschen hat er mit seiner Anteilnah-                                               Liebe fürs Detail Krippen aufstellte,
me im Gebet begleitet, gerne brachte                                                wenn er mit geduldiger Handarbeit
er sich ins dörfliche Leben ein etwa in                                             Klosterarbeiten anfertigte, oder wenn
seinem Engagement bei der Freiwilli-                                                er Freialtäre, Kapellen oder auch
gen Feuerwehr. Dabei war fr. Thomas                                                 Theaterbühnen dekorieren konnte,
stets interessiert an allem, was es an                                              spürte man, dass er sich das Kind im
Neuem zu erfahren gab. Er las mit                                                   Herzen bewahrt hatte, von dem im
großem Interesse die Tageszeitung,                                                  Evangelium des Todestages die Rede
die Benachrichtigungen aus anderen                                                  war. Er hatte Freude am Spielerischen
Klöstern oder andere Informations-                                                  und Verspielten, hat er ja selber sehr
schriften, besuchte die Stammtische                                                 gerne Theater gespielt. Ebenso galt
des Bräustüberls oder die Abteilungen                                               sein Interesse der Volkskunst, der
des Betriebs, konnte neugierig und
kritisch rückfragen, manchmal auch
verstummen und die Kommunikation
                                                           †                        Brauchtums- und Heimatpflege, so
                                                                                    dass er für die örtlichen Vereine und
                                                                                    viele andere mehr zum hochgeschätz-
abbrechen, wenn er nicht zu hören         Wer so klein sein kann wie dieses Kind,   ten Ansprechpartner wurde, wenn
bekam, was er hören wollte. »Ich bin      der ist im Himmelreich der Größte.        es darum ging, etwa mit unserem
wie Thomas ein Zweifler« sagte er         (Mt 18,4, aus dem Evangelium des          fr. Ansgar zusammen Festwägen zu
manchmal, was ihm bisweilen das           Todestages)                               dekorieren oder fantasievoll Ideen für
Leben schwer machte. Dann konnte er           Am frühen Abend des 13. August        eine Feier zu entwickeln und umzu-
aber auch wieder herzlich lachen und      2019 hat Gott, unser Vater, nach          setzen. Dabei stellte er großzügig sein
unkompliziert auf Menschen zugehen.       schwerer Krankheit unseren lieben         Können, seinen reichen Fundus und
    In seinem Garten, in dem er über      Mitbruder                                 seine Zeit zur Verfügung.
50 Jahre so treu gewirkt hat, ist fr.     Frater Stefan Ludwig Janker OSB               Freilich prägten auch Erkrankun-
Thomas am Nachmittag des 29. Juni         langjähriger Leiter des Klosterladens,    gen das Leben von unserem fr. Stefan,
unerwartet verstorben – mitten aus        zu sich gerufen. Er stand im 51. Jahr     so dass er immer wieder Arztpraxen
seinem Alltag heraus.                     seiner Profess.                           und Kliniken aufsuchen musste.
                                              Ludwig Janker wurde am                Manchmal kam es einem vor, dass er
                                          2. September 1944 in Wörth a.D.           Krankheiten geradezu anzog und oft
                                          geboren und wuchs mit seinen beiden       genug wurden wir anteilnehmend ge-
                                          jüngeren Schwestern in Hausham            fragt: »Wie geht es fr. Stefan?« Gerade
                                          auf. Schon als Jugendlicher hatte er      in den letzten Jahren der schweren
                                          Freude daran, die Ortskirche festlich     Krankheit war er auf vielfältige Hilfe
                                          zu schmücken, wie ihm sein Heimat-        angewiesen und wir sind allen sehr
                                          pfarrer testierte. Schon 1970 über-       dankbar, die unserem fr. Stefan zur
                                          nahm er von unserem fr. Urban die         Seite standen. Vor einem Jahr konn-
                                          Leitung des Klosterladens, was für ihn    te er noch am Fest Maria Geburt
                                          zur Lebensaufgabe werden sollte und       zusammen mit seinen Verwandten
                                          erkannte darin seine Chance, seine        seine Goldene Profess feiern. Wenige
                                          künstlerischen Fähigkeiten weiter-        Wochen vor seinem 75. Geburtstag ist
                                          zuentwickeln und Neues auszupro-          er nun in Herrsching verstorben.

                                                                                                   Aus dem Kloster   15
Service

Regelmäßige                   Veranstaltungen                31.12.2019 – 17.00 Uhr         Münchner Insel
Gottesdienste                                                Sylvester                      Marienplatz Untergeschoss
                              17.11.2019 – 15.30 Uhr         Jahresschlussandacht           Öffnungszeiten:
Sonntag                       Konzert                        Basilika St. Bonifaz           Mo–Fr 9.00–18.00 Uhr
9.00 Uhr Pfarr- und           »Elias« von Felix Mendels-                                    Do 11.00–18.00 Uhr
Konventamt                    sohn-Bartholdy                 6.1.2020 – 9.00 Uhr            Telefon 089-220041
10.15 Uhr Hl. Messe           Stiftskantorei mit Orchester   Hochfest der Erscheinung       Die Münchner Insel ist eine
der englischsprachigen        und Solisten                   des Herrn                      kostenlose Einrichtung für
Gemeinde                      Basilika St. Bonifaz           Pontifikalamt                  Krisen- und Lebensbera-
10.30 Uhr Kindermesse                                        Basilika St. Bonifaz           tung. Sie können mit jedem
11.30 Uhr Hl. Messe           6.12.2019 – 6.00 Uhr
                                                                                            Problem kommen und
18.15 Uhr Vesper              Rorateamt                      6.1.2020 – 16.30 Uhr
                                                                                            anonym ein persönliches
19.00 Uhr Hl. Messe           mit anschließendem             Konzert
                                                                                            Gespräch mit einem/einer
                              Frühstück im Pfarrsaal         zum Abschluss der
                                                                                            professionellen Berater*in
Montag – Freitag                                             Weihnachtszeit
                              13.12.2019 – 6.00 Uhr                                         führen. Eine Anmeldung ist
17:45 Uhr Hl. Messe                                          Basilika St. Bonifaz
                              Rorateamt                                                     nicht erforderlich.
mit Vesper
19.30 Uhr Komplet             mit anschließendem
                                                                                            Ärztlicher Notdienst
                              Frühstück im Pfarrsaal
                                                                                            112 Notruf bei
Samstag
                              15.12.2019 – 12.15 Uhr         Beratungsstellen               Lebensgefahr
18.00 Uhr Vorabendmesse
                              Münchner Mittagsmusik                                         116 117 Ärztlicher
19.30 Uhr Komplet                                            Telefonseelsorge
                              Gregorianischer Choral                                        Bereitschaftsdienst
                                                             Kostenfreie Telefonnummer:     19 222 Krankenbeförderung
                              und Orgelimprovisation
                                                             0800-111 0 222                 des BRK 24h
                              Basilika St. Bonifaz
                                                             Immer erreichbar: ohne
Beichtgelegenheit             20.12.2019 – 6.00 Uhr          Voranmeldung. Das              Soforthilfe bei seelischen
                              Rorateamt                      Angebot richtet sich an alle   Krisen und psychiatrischen
Dienstag und Donnerstag
                              mit anschließendem             Menschen, die Hilfe, Unter-    Notfällen aller Art
17.00–17.45 Uhr
                              Frühstück im Pfarrsaal         stützung und Orientierung      täglich 9–24 Uhr
Samstag                                                      suchen, unabhängig von         0180/ 655 3000
15.00–18.00 Uhr               24.12.2019 – 16.00 Uhr         ihrer religiösen Ausrichtung   (0,20 € / Anruf aus dem
                              Kindermette                    und Weltanschauung.            Festnetz, Mobilfunk max.
Sonntag                                                                                     0,60 € / Anruf)
8.00–9.00 Uhr                 24.12.2019 – 18.00 Uhr         CARITAS
                              Feierliche                     Donnerstag und Freitag
                              Weihnachtsvesper               von 10–12 Uhr
                              Basilika St. Bonifaz           HOTLINE-Telefonnummer:
Für Hörbehinderte:                                           089-55169-496
Induktionsschleife im         24.12.2019 – 22.30 Uhr
Mittelschiff der Basilika     Heiliger Abend                 ASZ Maxvorstadt
und im Saal                   Pontifikalamt                  Gabelsbergerstraße 55a
                              Basilika St. Bonifaz           80333 München
Für Rollstuhlfahrer und                                      Telefon: 089-41118440
Gehbehinderte:                25.12.2019 – 18.15 Uhr
                                                             Hilfe und Unterstützung zu
Aufzug im Zentrum             Pontifikalvesper
                                                             Hause, Pflege und gesund-
                              am Weihnachtstag
                                                             heitliche Einschränkungen,
                              Basilika St. Bonifaz
                                                             Wohnen im Alter, Finanziel-
                                                             le Anliegen, Behörden und
                                                             Ämter, Persönliche Anliegen
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