Corporate Schuldscheindarlehen - Erste Group Research

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Erste Group Research
Special | Corporate Bonds | Europa
12. Juli 2021

Corporate Schuldscheindarlehen
Marktüberblick und -analyse für das 1. Halbjahr 2021

Analyst:
Bernadett Povazsai-Römhild, CEFA                                  Erholung setzt nur langsam ein
bernadett.povazsai-roemhild@erstegroup.com
                                                                  Das erste Halbjahr 2021 brachte Corporate Schuldscheindarlehen (CSSD)
                                                                  in Höhe von knapp EUR 7 Mrd. in über 50 Transaktionen hervor. Das ist ein
                                                                  deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Niveaus der Vorjahre.

                                                                  Den Beginn der Trendumkehr läutete der Ausbruch der Corona-Pandemie
                                                                  im Frühjahr 2020 ein. Aufgrund des plötzlich ansteigenden Unsicherheits-
                                                                  empfindens verhielten sich Investoren zunächst sehr zurückhaltend und
                                                                  verlangten dann deutlich höhere Risikoaufschläge. Emittenten wandten sich
                                                                  gleichzeitig dem von der ultralockeren Geldpolitik der EZB stark gestützten
                                                                  Anleihenmarkt zu oder nahmen Bankfinanzierungen und staatliche
                                                                  Unterstützungen zur Deckung ihrer kurzfristigen Liquiditätsbedürfnisse in
                                                                  Anspruch. Hinzu kam, dass Unternehmen im Zuge der Pandemie als
                                                                  Reaktion auf sinkende Umsätze ihre Investitionsausgaben drastisch
                                                                  reduzierten und dadurch auch weniger unmittelbaren Finanzierungsbedarf
                                                                  hatten. Diese Situation hielt auch zu Jahresbeginn 2021 an.

                                                                  Mittlerweile hat die Verunsicherung nachgelassen und das Sentiment sich
                                                                  klar verbessert. Doch auch hat sich der Finanzierungsbedarf der Emittenten
                                                                  reduziert, und sie sind angesichts der erst anlaufenden wirtschaftlichen
                                                                  Erholung eher vorsichtig mit dem Eingehen neuer Verbindlichkeiten. Zudem
                                                                  stellt der Anleihenmarkt – insbesondere für regelmäßig emittierende,
                                                                  bekannte Namen aus dem Investment Grade-Bereich mit tendenziell
                                                                  größeren Platzierungen – nach wie vor eine attraktive(re) Alternative dar.
Inhalt
Erholung setzt nur langsam ein ..................... 1            Österreichische Emittenten platzierten im ersten Halbjahr 2021 etwas
Marktüberblick 1H 2021 ................................ 2         weniger als EUR 1,4 Mrd., das entspricht ~20% des Primärmarktvolumens,
Schuldscheinmarkt büßt weiter an Vielfalt ein 3                   mehr als üblich. EUR 1 Mrd. davon machte jedoch das Jumbo-SSD von
Preisniveau erholt sich wieder ....................... 4          Mayr Melnhof Karton aus.
Nachhaltigkeit trotzt Pandemie ...................... 5
Neuer EBA Kreditleitfaden gilt auch für
Schuldscheine............................................... 6    Die allgemeine rückläufige Entwicklung am Corporate Schuldscheinmarkt
Ausblick 2021................................................ 7   machte nur vor dem Nachhaltigkeitstrend halt. Im ersten Halbjahr 2021
                                                                  wurden EUR 1,8 Mrd. an ESG-Schuldscheinen (grün und an die
                                                                  Nachhaltigkeit gekoppelt) emittiert, für das zweite Halbjahr sind bereits
                                                                  EUR 870 Mio. in dieser Form geplant. Wir gehen von einem neuen
Major Markets & Credit Research                                   Jahreshöchstwert sowie einem weiter nach oben zeigenden Trend aus.
Gudrun Egger, CEFA (Head)
                                                                  Im zweiten Halbjahr 2021 erwarten wir eine Belebung des Schuldschein-
Corporate Bonds                                                   Primärmarktes. Emittenten könnten das wieder gesunkene Preisniveau für
Peter Kaufmann, CFA
Bernadett Povazsai-Römhild, CEFA                                  günstigere Refinanzierungen älterer Verbindlichkeiten nutzen. Mit der
Elena Statelov, CIIA                                              konjunkturellen Erholung sehen wir auch wieder das Potenzial der
                                                                  Finanzierung strategischer Projekte (im Gegensatz zur früheren reinen
                                                                  Liquiditätsbeschaffung). Für das Gesamtjahr 2021 gehen wir aber,
Hinweis: Angaben zur früheren                                     angesichts des schwachen ersten Halbjahres, lediglich von einer Stagnation
Wertentwicklung sind kein verlässlicher                           des Emissionsvolumens aus und prognostizieren rund EUR 20 Mrd. Eine
Indikator für künftige Wertentwicklungen.                         weitere Erholung des CSSD-Marktes 2022 dürfte erfolgen.

Major Markets & Credit Research                                                                                                         Seite 1

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12. Juli 2021

                                                             Marktüberblick 1H 2021

Starker Rückgang am CSSD-                                    Im ersten Halbjahr 20211 wurden – unseren Berechnungen2 zufolge –
Primärmarkt infolge der                                      Corporate Schuldscheindarlehen (CSSD) mit einem Emissionsvolumen von
Pandemie                                                     knapp EUR 7 Mrd. in über 50 Transaktionen platziert. Das liegt rund ein
                                                             Drittel (nach Volumen) bzw. 10% (nach Transaktionsanzahl) unter dem
                                                             Niveau des ersten Halbjahres 2020. Verglichen mit den Durchschnittswerten
                                                             der Vor-Pandemie-Jahre ging die heurige CSSD-Emissionsaktivität um fast
                                                             die Hälfte (nach Volumen) bzw. 20% (nach Transaktionsanzahl) zurück.
                                                             Auch das durchschnittliche Transaktionsvolumen fiel deutlich niedriger als in
                                                             den Jahren zuvor aus.

20% österreichischer                                         Auf österreichische Unternehmen entfielen davon 20%; das liegt deutlich
Primärmarktanteil                                            über dem Primärmarktanteil des Jahres 2020 (lediglich 3%) sowie über dem
                                                             langjährigen Durchschnitt von 10-12%. Den Großteil des österreichischen
                                                             Anteils machte die einzige Jumbo-Transaktion des bisherigen Jahres aus,
                                                             jene des Verpackungsherstellers Mayr Melnhof Karton mit EUR 1 Mrd.
                                                             Gemäß Unternehmensangaben wurde das ursprüngliche Zielvolumen von
                                                             EUR 300 Mio. um das Sechsfache überzeichnet und in Folge aufgestockt.
                                                             Die Emissionserlöse werden zur Finanzierung von Akquisitionen sowie
                                                             organischer Wachstumsprojekte verwendet. Weitere österreichische
                                                             Schuldschein-Platzierungen kamen von Constantia Flexibles mit
                                                             EUR 150 Mio., Energie AG Oberösterreich (A) mit EUR 75 Mio., Energie
                                                             Burgenland und AT&S mit je EUR 50 Mio. sowie XXXLutz mit EUR 28 Mio.

CSSD-Markt schrumpfte stark infolge der Pandemie AT-Primärmarktanteil höher als sonst
Volumen und Anzahl der Transaktionen, Gesamtmarkt Volumen und Anzahl der Transaktionen, Österreich
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  5                                                                                                                                                                           4

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      2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020                1H                 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020                 1H
                                                                           2021                                                                                      2021
        Emissionsvolumen in EUR Mrd. (links)     Anzahl der Transaktionen (rechts)                Emissionsvolumen in EUR Mrd. (links)   Anzahl der Transaktionen (rechts)

Quelle: Marktdatenanbieter, Erste Group Bank (eigene Berechnungen)

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                                                              Als Referenzzeitpunkt für die Zurechnung einer Emission zu einer Periode wird das
                                                             Abrechnungsdatum (Settlement Date) herangezogen. Aufgrund unterschiedlicher Zuordnungen
                                                             und Splits von Settlement Dates innerhalb einer Emission kann es hier zu Abweichungen mit
                                                             anderen Statistiken kommen. Splits von Settlement Dates erschweren zusätzlich die
                                                             einheitliche Sicht auf den ohnehin schon intransparenten Schuldscheinmarkt.
                                                             2
                                                              Der Corporate Schuldscheinmarkt ist nicht vollkommen transparent. Transaktionen finden oft
                                                             im Rahmen von Privatplatzierungen statt, d.h. sie werden nicht öffentlich, sondern nur in einem
                                                             sehr begrenzten Kreis an ausgewählten Investoren vermarktet. Volumina und Transaktions-
                                                             anzahl basieren daher auf unseren Aufzeichnungen und Berechnungen aufgrund von Medien-
                                                             und Unternehmensberichten sowie Meldungen diverser Datendienstleister. Die hier genannten
                                                             Werte sind Mindestwerte und spiegeln den öffentlich bekannten Teil des Corporate
                                                             Schuldschein-Primärmarktes wider. Die tatsächlichen Volumina und Transaktionsanzahl
                                                             können höher liegen, je nach Ausmaß der im privaten Kreis abgeschlossenen Deals.

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Special | Corporate Bonds | Europa
12. Juli 2021

                                            Schuldscheinmarkt büßt weiter an Vielfalt ein

Deutsche und österreichische                Wie schon im Jahr 2020 büßte der Schuldscheinmarkt auch im ersten
CSSD-Emittenten dominieren                  Halbjahr 2021 stark von seiner Diversität ein. Erneut blieben CEE oder
                                            nicht-europäische Unternehmen dem Schuldschein-Primärmarkt fern.
                                            Neben deutschen (66%) und österreichischen (22%) Emittenten waren
                                            andere europäische Herkunftsländer nur vereinzelt anzutreffen. Zum
                                            Vergleich: In den Jahren 2018 und 2019 lag der Anteil deutscher
                                            Unternehmen nur bei etwas über 50% des Jahresemissionsvolumens. Der
                                            Schuldscheinmarkt lockte damals auch Emittenten aus den USA, dem
                                            Nahen Osten oder Asien an.

Meist reine Euro-Transaktionen              Bei der Währungsvielfalt sehen wir eine ähnliche Entwicklung. Im ersten
                                            Halbjahr 2021 lag der Anteil reiner Euro-Transaktionen bei über 95% des
                                            Emissionsvolumens. Es wurden lediglich zwei Platzierungen mit Tranchen
                                            in USD und CHF durchgeführt. Dabei hat der Anteil von Transaktionen mit
                                            mehreren Währungen in den Jahren 2018 und 2019 schon die 90%-Marke
                                            unterschritten.

Weniger Sektoren vertreten                  Auch die Anzahl der schuldscheinemittierenden Sektoren ist um rund ein
                                            Drittel zurückgegangen im Vergleich zu den Vor-Pandemie-Jahren.
                                            Üblicherweise variiert der Emissionsanteil einzelner Sektoren zwischen den
                                            Jahren recht stark, doch es gibt zwei Fixstarter: die Industrie und den
                                            Automobilsektor. Zusammen sind sie durchschnittlich für rund 40% des
                                            jährlichen Emissionsvolumens verantwortlich.

                                            Im Falle des Automobilsektors äußerte die Ratingagentur Moody’s zuletzt
                                            Bedenken hinsichtlich des gestiegenen Risikos ausstehender
                                            Schuldscheine, da sich die Kreditqualität einiger europäischer Vertreter des
                                            Sektors im Zuge der Pandemie abgeschwächt hat. Laut Moody’s erfüllt nur
                                            noch rund die Hälfte der Emittenten ausstehender Schuldscheine aus dem
                                            Automobilsektor bei den Kennzahlen Umsatz und einbehaltener Cashflow /
                                            Nettoverschuldung die Kriterien für den Investment Grade-Bereich.
                                            Prominente Beispiele für Fallen Angels seit Beginn der Corona-Krise sind
                                            u.a. Renault, Rolls-Royce, Schaeffler, ZF Friedrichshafen und Valeo.
                                            Moody’s erwartet, dass sich die Kreditkennzahlen des Sektors 2021 im
                                            Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs zwar erholen werden, doch es sollte
                                            noch bis 2025 dauern bis Autoverkäufe und Neuzulassungen auf Vor-
                                            Pandemie-Niveau sind. Der Automobilsektor gehört zu den am stärksten
                                            von der COVID-19-Krise betroffenen Sektoren.

Verstärkter Fokus auf gängige               Selbst bei den Laufzeiten ist der Rückgang der Vielfalt spürbar. Im ersten
Laufzeiten                                  Halbjahr 2021 setzte sich die Verschiebung zugunsten kürzerer Laufzeiten
                                            fort, die Konzentration auf die beliebtesten Laufzeiten verstärkte sich weiter.
                                            So betrug der Anteil der fünfjährigen Tranchen knapp 30% (2018-19: 25%),
                                            jener der dreijährigen 20% (2018-19: 10%). Dafür machten Tranchen mit
                                            einer siebenjährigen Laufzeit nur noch 20% aus (2018-19: 30%), längere
                                            Laufzeiten kamen entsprechend seltener vor.

                                            Durch die Pandemie scheint der Schuldscheinmarkt zu seinen Ursprüngen
                                            zurückzukehren: Fokus auf Euro-denominierte Emissionen aus Deutschland
                                            bzw. der DACH-Region, tendenziell mit kleineren Volumina und als
                                            opportunistische Ergänzung zu Unternehmensanleihen im Finanzierungs-
                                            portfolio.

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                                            Preisniveau erholt sich wieder

CSSD-Finanzierungskosten ab                 Ab dem zweiten Quartal 2020, mit Beginn der Pandemie, kletterte das
2Q 2021 wieder rückläufig                   Preisniveau am Schuldscheinmarkt3 sukzessive nach oben. Im vierten
                                            Quartal 2020 zahlten Darlehensnehmer für ihre fünfjährige Tranchen im
                                            Durchschnitt um rund 20% mehr als noch 2019. Dieser Aufwärtstrend setzte
                                            sich im ersten Quartal 2021 fort, aber nur noch im sehr geringen Ausmaß.
                                            Im zweiten Quartal 2021, mit Ende der Lockdowns, nachhaltigen
                                            Öffnungsschritten und steigenden Durchimpfungsraten, wurden die letzten
                                            Preisanstiege nicht nur rückgängig gemacht, sondern zum Teil sogar
                                            überkompensiert.

Sehr starke Differenzierung in              Diese Entwicklung fand jedoch höchst differenziert statt:
der Preisentwicklung                            • Kürzere Laufzeiten (drei und fünf Jahre) wiesen schon im ersten
                                                   Quartal 2021 einen Rückgang im Preisniveau auf, während längere
                                                   Laufzeiten (sieben Jahre und länger) zunächst noch weiter stiegen
                                                   und erst im zweiten Quartal 2021 zurückgingen. Dieser Trend dürfte
                                                   sich durch die Bevorzugung kürzerer Laufzeiten durch Investoren
                                                   verstärkt haben.
                                                • Investment Grade-Emittenten profitierten schon im ersten Quartal
                                                   2021 von deutlich rückläufigen Finanzierungskosten über alle
                                                   Laufzeiten – im Gegensatz zu nicht oder als High-Yield gerateten
                                                   Unternehmen.
                                                • Ebenfalls früher und stärker kam die Erholung des Preisniveaus bei
                                                   deutschen Emittenten an, vergleicht man ihre Emissionen mit jenen
                                                   von Unternehmen außerhalb Deutschlands.
                                                • Bei Transaktionen, deren Pricing an die Nachhaltigkeit des
                                                   Emittenten gekoppelt ist, lässt sich eine ähnliche Entwicklung
                                                   beobachten, jedoch tendenziell nur für kürzere Laufzeiten.

                                            Legt man alle diese Filter über den Schuldscheinmarkt, so kann behauptet
                                            werden, dass sich das Preisniveau bei einer optimalen Kombination der
                                            Kriterien (an die Nachhaltigkeit gekoppelte Emission eines deutschen
                                            Investment Grade-Unternehmens mit einer Laufzeit von drei bzw. fünf
                                            Jahren) wieder auf Vor-Pandemie-Niveau befindet. Tatsächlich hat es aber
                                            bis jetzt nur ein einziges Unternehmen geschafft, sich günstiger als vor der
                                            COVID-19-Krise zu refinanzieren: Mann+Hummel konnte (mit Settlement
                                            Date Juli 2021) seine an die Nachhaltigkeit gekoppelte Euro-Tranche mit
                                            fünfjähriger Laufzeit zu einer Spread-Bandbreite von 140-160 Basispunkten
                                            vermarkten. Im Oktober 2019 zahlte das Unternehmen noch 160-180
                                            Basispunkte für eine vergleichbare grüne Tranche. Die Preisspanne der
                                            damaligen siebenjährige Tranche lag um 30 Basispunkte höher als 2021.

Weitere Erholung des                        Wir gehen davon aus, dass sich das Preisniveau am Corporate
Preisniveaus erwartet                       Schuldschein-Primärmarkt angesichts der konjunkturellen Erholung weiter
                                            entspannen wird. Das sollte die Emissionstätigkeit wieder anregen.

                                            3
                                             Schuldscheindarlehen sind bilaterale Kreditverträge. Der Preisbildungsprozess ist daher nicht
                                            vollkommen transparent. Die genauen Risikoaufschläge sind nicht oder nur sehr selten
                                            bekannt. Bei den meisten öffentlich gemachten Transaktionen werden zu Beginn der
                                            Vermarktungsphase lediglich Bandbreiten von Spreads pro Laufzeit und Währungstranche
                                            angegeben. Hier wurde mit Durchschnittswerten der öffentlich gemachten Preisspannen
                                            gerechnet.

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                                            Nachhaltigkeit trotzt Pandemie

Nachhaltigkeit ist gekommen,                Dem Nachhaltigkeitstrend (auch) am Corporate Schuldscheinmarkt konnte
um zu bleiben                               im ersten Halbjahr 2021, wie schon im Vorjahr, nicht einmal die COVID-19-
                                            Pandemie einen Abbruch tun. Zu Schuldscheindarlehen mit Nachhaltigkeits-
                                            charakter, auch ESG4-Schuldscheine genannt, zählen grüne sowie an die
                                            Nachhaltigkeit gekoppelte Schuldscheine.

                                                •    Grüne Schuldscheine sind in der Erlösverwendung zweckgebunden
                                                     und dienen der Finanzierung von einzelnen Projekten mit
                                                     ökologischem Nutzen, wie z.B. der Errichtung eines Windparks.
                                                •    An die Nachhaltigkeit gekoppelte Schuldscheine verfolgen einen
                                                     ganzheitlicheren Ansatz und berücksichtigen neben
                                                     Umweltaspekten auch soziale Gesichtspunkte und Faktoren der
                                                     Unternehmensführung des Emittenten. Die Erlöse aus ihnen
                                                     können flexibler eingesetzt werden. Dafür ist der Zinssatz des
                                                     Schuldscheines an die Nachhaltigkeitsbewertung (durch eine ESG
                                                     Agentur) oder alternativ an selbst definierte, Nachhaltigkeits-KPIs
                                                     des Emittenten gekoppelt. Bei Verbesserung der Bewertung bzw.
                                                     der KPIs, sinkt der Zinssatz, bei Abschwächung dieser steigt er.
                                                     Dabei bewegt sich die Spannweite in der Regel zwischen +/- 2 bis 5
                                                     Basispunkten, was rund 3% des durchschnittlichen Spreads bei der
                                                     Emission für die fünfjährige Laufzeit entspricht.

An die Nachhaltigkeit                       Grüne Schuldscheine werden seit 2016 emittiert, an die Nachhaltigkeit
gekoppelte Schuldscheine                    gekoppelte erst seit 2019. Letztere scheinen sich – sofern es sich in der
dürften grüne verdrängen                    kurzen Vergleichsperiode sagen lässt – stärker zu etablieren. Insgesamt
                                            wurden im ersten Halbjahr 2021 ESG-Schuldscheine in Gesamthöhe von
                                            EUR 2 Mrd. emittiert (2020: EUR 1,8 Mrd., 2019: EUR 3,2 Mrd.). Das
                                            entspricht knapp 30% des bisherigen heurigen CSSD-Gesamtprimär-
                                            marktes. In den zwei Jahren zuvor lag der ESG-Anteil jeweils bei rund 10%.

ESG auch am                                 Eine ähnliche Entwicklung hinsichtlich ESG kann man auch am Markt für
Unternehmensanleihenmarkt                   Unternehmensanleihen beobachten. Heuer wurden bereits EUR 60 Mrd.
stark im Kommen                             oder 22% des Gesamtemissionsvolumens in diesem Finanzierungsformat
                                            platziert. Dort dominiert jedoch (noch) die grüne Variante. Anhand des
                                            höheren Überzeichnungsfaktors von ESG-Emissionen gegenüber jenen
                                            ohne solche Features lässt sich eine stärkere Investorennachfrage ableiten.
                                            In Investorenkreisen setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass
                                            Emittenten von ESG-Titeln insgesamt nachhaltiger und somit auch
                                            wirtschaftlich langfristig erfolgreicher sind. Solchen Unternehmen sind
                                            Investoren bereit, Spread-Nachlässe auf ihre Papiere zu gewähren.

Steigendes Bewusstsein und                  Der Nachhaltigkeitstrend wird uns zweifelsohne erhalten bleiben und sich
mehr Regulatorik                            voraussichtlich noch weiter verstärken. Dafür dürfte einerseits die steigende
                                            Präsenz sowie Wahrnehmung der Wichtig- und Dringlichkeit dieser
                                            Thematik durch die Marktteilnehmer und andererseits die strenger
                                            werdende Regulatorik in vielen Bereichen sorgen. Letztere will
                                            Kapitalströme ganz bewusst und verstärkt in nachhaltige Vermögenswerte
                                            und Investitionen lenken.

                                            4 ESG (englisch) steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance
                                            (Unternehmensführung).

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12. Juli 2021

                                            Neuer EBA Kreditleitfaden gilt auch für Schuldscheine

EBA GL LOM ab 1.7.2021 in                   Die im Mai 2020 veröffentlichten Regeln der European Banking Authority
Kraft                                       Guideline on Loan Origination and Monitoring (EBA GL LOM; auf Deutsch:
                                            EBA Leitlinie für Kreditvergabe und Überwachung5) sind mit 1. Juli 2021 in
                                            Kraft getreten und sind für Neugeschäfte verbindlich anzuwenden.

                                            Ziel der EBA GL LOM ist es, dass Finanzinstitute robuste und umsichtige
                                            Standards für die Übernahme, Steuerung und Überwachung von
                                            Kreditrisiken haben und dass neu vergebene Kredite eine hohe
                                            Kreditqualität aufweisen. Die Leitlinien berücksichtigen – zusätzlich zu
                                            wirtschaftlichen Gesichtspunkten – auch Verbraucherschutzvorschriften,
                                            Anforderungen zur Bekämpfung von Geldwäsche sowie ESG
                                            Anforderungen.

Gesamter Kreditzyklus im                    Die EBA GL LOM betrachtet dabei den gesamten Kreditlebenszyklus:
Fokus                                       Kreditvergabe, Bonitätsprüfung, Dokumentation und Überwachung. Sie
                                            definiert Mindestanforderungen an die Kreditvergabe und die laufende
                                            Überwachung von Kreditrisiken sowie des Kreditobligos, einschließlich der
                                            regelmäßigen Kreditprüfungen von bestehenden Kreditnehmern.

                                            Ab dem 1. Juli 2021 gilt auch die verpflichtende Einforderung des
                                            Energieausweises. Das betrifft auch Privatkunden (!) bei Immobilien-
                                            bewertungen.

SSDs auch im Scope der                      Gemäß Auskunft der österreichischen Finanzmarktaufsicht fallen neben
Regelung                                    traditionellen Bankkrediten auch Schuldscheindarlehen in den Scope dieser
                                            Regelung. Denn auch sie bezeichnen einen Kredit und es wird ein
                                            bilateraler Kreditvertrag zwischen Schuldner und Gläubiger abgeschlossen.
                                            Bei einer eventuellen Übertragung des Schuldscheins muss dieser
                                            Kreditvertrag vom neuen Vertragspartner übernommen werden.

                                            Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Anleihen (bzw.
                                            Schuldverschreibungen), für die die EBA GL LOM nicht gilt, um Wertpapiere
                                            über eine Forderung und der Aussteller verpflichtet sich zur Zahlung einer
                                            bestimmten verzinslichen Geldsumme. Es kann jedoch nicht
                                            ausgeschlossen werden, dass es zu einem späteren Zeitpunkt eine ähnliche
                                            Regulierung für Anleihen (und andere Wertpapiere) geben wird.

                                            5
                                                Originaldokument auf Deutsch.

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12. Juli 2021

                                            Ausblick 2021

CSSD-Primärmarkt-Prognose                   Laut Bloomberg wurden für das zweiten Halbjahr 2021 Corporate Schuld-
2021: rund EUR 20 Mrd.                      scheindarlehen in Höhe von knapp EUR 3 Mrd. avisiert. Darunter befinden
                                            sich aus Österreich Constantia Flexibles (heuer bereits zum zweiten Mal)
                                            mit EUR 150 Mio. und Plansee mit EUR 75 Mio. Das zweite Halbjahr 2021
                                            dürfte – dank wirtschaftlicher Erholung – zwar stärker ausfallen als das
                                            erste, für das Gesamtjahr 2021 erwarten wir aber nur eine gleichbleibende
                                            Entwicklung des Schuldschein-Emissionsvolumens im Vergleich zum
                                            Vorjahr. Unsere Prognose für 2021 liegt somit bei rund EUR 20 Mrd.

                                            Für viele Emittenten, vor allem aus dem Investment Grade-Bereich, dürfte
                                            der von der EZB gestützte Anleihenmarkt nach wie vor attraktiv(er) sein.
                                            Auch dürfte der akute Finanzierungsbedarf weitgehend gedeckt sein.

                                            Gelegenheiten für eine stärkere Primärmarkt-Dynamik könnten sich jedoch
                                            aus der günstigeren Refinanzierung älterer Verbindlichkeiten sowie aus
                                            Akquisitionen oder anderen Wachstumsinvestitionen ergeben. Auch
                                            Emittenten ohne oder nur mit limitiertem Anleihenmarkt-Zugang könnten
                                            Schuldscheine wieder vermehrt in ihr Finanzierungsportfolio aufnehmen.
                                            Dabei rechnen wir wieder mit mehr Erstemittenten, mehr internationalen
                                            Unternehmen – und natürlich mehr Platzierungen mit Nachhaltigkeitsbezug.
                                            Für das zweite Halbjahr 2021 sind bereits ESG-Schuldscheine in Höhe von
                                            EUR 870 Mio. vorgesehen.

Weitere Erholung des CSSD-                  Wir denken, dass die Erholung des Schuldscheinmarktes 2022 an Fahrt
Marktes für 2022 erwartet                   aufnehmen wird. Die EZB sollte ihr Anleiheankaufprogramm PEPP beenden
                                            oder zumindest reduzieren, der wirtschaftliche Aufschwung sollte sich
                                            verstärken und damit einhergehend das Preisniveau sich weiter
                                            entspannen.

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Iulian George Misu                                          +40 758484043
                                                                                  Institutional Distribution CEE & Insti AM CZ
Slovakia                                                                          Head: Antun Burić                               +385 (0)7237 2439
Maria Valachyova (Head)                                     +421 2 4862 4185      Jaromir Malak                                   +43 (0)5 0100 84254
Katarina Muchova                                            +421 2 4862 4762
                                                                                  Czech Republic
Major Markets & Credit Research                                                   Head: Ondrej Čech                               +420 2 2499 5577
Head: Gudrun Egger, CEFA                                    +43 (0)5 0100 11909   Milan Bartoš                                    +420 2 2499 5562
Ralf Burchert, CEFA (Sub-Sovereigns & Agencies)             +43 (0)5 0100 16314
Hans Engel (Global Equities)                                +43 (0)5 0100 19835   Institutional Asset Management Czech Republic
Margarita Grushanina (Austria, Quant Analyst)               +43 (0)5 0100 11957   Head: Petr Holeček                              +420 956 765 453
Peter Kaufmann, CFA (Corporate Bonds)                       +43 (0)5 0100 11183   Petra Maděrová                                  +420 956 765 178
Heiko Langer (Financials & Covered Bonds)                   +43 (0)5 0100 85509   Martin Peřina                                   +420 956 765 106
Stephan Lingnau (Global Equities)                           +43 (0)5 0100 16574   David Petráček                                  +420 956 765 809
Carmen Riefler-Kowarsch (Financials & Covered Bonds)        +43 (0)5 0100 19632   Blanca Weinerová                                +420 956 765 317
Rainer Singer (Euro, US)                                    +43 (0)5 0100 17331   Petr Valenta                                    +420 956 765 140
Bernadett Povazsai-Römhild, CEFA (Corporate Bonds)          +43 (0)5 0100 17203   Croatia
Elena Statelov, CIIA (Corporate Bonds)                      +43 (0)5 0100 19641   Head: Antun Burić                               +385 (0)7237 2439
Gerald Walek, CFA (Euro, CHF)                               +43 (0)5 0100 16360   Zvonimir Tukač                                  +385 (0)7237 1787
                                                                                  Natalija Zujic                                  +385 (0)7237 1638
CEE Equity Research                                                               Hungary
Head: Henning Eßkuchen                                      +43 (0)5 0100 19634   Head: Peter Csizmadia                           +36 1 237 8211
Daniel Lion, CIIA (Technology, Ind. Goods&Services)         +43 (0)5 0100 17420   Gábor Bálint                                    +36 1 237 8205
Michael Marschallinger, CFA                                 +43 (0)5 0100 17906   Ádám Szönyi                                     +36 1 237 8213
Nora Nagy (Telecom)                                         +43 (0)5 0100 17416   Romania and Bulgaria
Christoph Schultes, MBA, CIIA (Real Estate)                 +43 (0)5 0100 11523   Head: Ruxandra Lungu                            +40 373516562
Thomas Unger, CFA (Banks, Insurance)                        +43 (0)5 0100 17344
Vladimira Urbankova, MBA (Pharma)                           +43 (0)5 0100 17343   Group Institutional Equity Sales
Martina Valenta, MBA                                        +43 (0)5 0100 11913   Head: Brigitte Zeitlberger-Schmid               +43 (0)50100 83123
                                                                                  Werner Fürst                                    +43 (0)50100 83121
Croatia/Serbia                                                                    Josef Kerekes                                   +43 (0)50100 83125
Mladen Dodig (Head)                                         +381 11 22 09178      Cormac Lyden                                    +43 (0)50100 83120
Anto Augustinovic                                           +385 72 37 2833       Czech Republic
Magdalena Dolenec                                           +385 72 37 1407       Head: Michal Řízek                              +420 224 995 537
Davor Spoljar, CFA                                          +385 72 37 2825       Jiří Fereš                                      +420 224 995 554
                                                                                  Martin Havlan                                   +420 224 995 551
Czech Republic                                                                    Pavel Krabička                                  +420 224 995 411
Petr Bartek (Head)                                          +420 956 765 227      Poland
Marek Dongres                                               +420 956 765 218      Head: Jacek Jakub Langer                        +48 22 538 62 65
Jan Safranek                                                +420 956 765 218      Tomasz Galanciak                                +48 22 538 62 12
                                                                                  Przemyslav Nowosad                              +48 22 538 62 66
Hungary                                                                           Stepien Grzegorz                                +48 22 538 62 11
József Miró (Head)                                          +361 235 5131         Wysocki Wojciech                                +48 22 538 62 17
András Nagy                                                 +361 235 5132         Croatia
Tamás Pletser, CFA                                          +361 235 5135         Damir Eror                                      +385 (0)72 37 2836
                                                                                  Hungary
Poland                                                                            Nandori Levente                                 + 36 1 23 55 141
Tomasz Duda (Head)                                          +48 22 330 6253       Krisztian Kandik                                + 36 1 23 55 162
Cezary Bernatek                                             +48 22 538 6256       Balasz Zankay                                   + 36 1 23 55 156
Konrad Grygo                                                +48 22 330 6254       Romania
Emil Poplawski                                              +48 22 330 6252       Liviu Avram                                     +40 3735 16569
Marcin Gornik                                               +48 22 330 6251
                                                                                  Group Fixed Income Securities Markets
Romania                                                                           Head: Goran Hoblaj                              +43 (0)50100 84403
Caius Rapanu                                                +40 3735 10441
                                                                                  FISM Flow
Group Markets                                                                     Head: Aleksandar Doric                          +43 (0)5 0100 87487
                                                                                  Margit Hraschek                                 +43 (0)5 0100 84117
Head of Group Markets                                                             Christian Kienesberger                          +43 (0)5 0100 84323
Oswald Huber                                                +43 (0)5 0100 84901   Ciprian Mitu                                    +43 (0)5 0100 85612
                                                                                  Bernd Thaler                                    +43 (0)5 0100 84119
Group Markets Retail and Agency Business                                          Zsuzsanna Toth                                  +36-1-237 8209
Head: Christian Reiss                                       +43 (0)5 0100 84012   Poland:
                                                                                  Pawel Kielek                                    +48 22 538 6223
Markets Retail Sales AT
Head: Markus Kaller                                         +43 (0)5 0100 84239   Michal Jarmakowicz                              +43 50100 85611

Group Markets Execution                                                           Group Fixed Income Securities Trading
Head: Kurt Gerhold                                          +43 (0)5 0100 84232   Head: Goran Hoblaj                              +43 (0)50100 84403

Retail & Sparkassen Sales                                                         Group Equity Trading & Structuring
Head: Uwe Kolar                                             +43 (0)5 0100 83214   Head: Ronald Nemec                              +43 (0)50100 83011

                                                                                  Business Support
                                                                                  Bettina Mahoric                                 +43 (0)50100 86441

Major Markets & Credit Research                                                                                                                            Seite 8

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Erste Group Research
Special | Corporate Bonds | Europa
12. Juli 2021

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