Von der Pflanze bis zur Tasse - Eine Mitmachaktion zur entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in 6 Stationen
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er K a ffe e - Pa rco u r s D von der Pflanze bis zur Tasse Eine Mitmachaktion zur entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in 6 Stationen
Der Kaffee-Parcours Impressum Herausgeber: Westwall 37, 47798 Krefeld Tel. +49(0)2151-62680 Fax +49(0)2151-626820 niederrhein@gmoe.de www.gmoe.de Kooperationspartner: Arbeitsgemeinschaft der Kindernothilfe Eine-Welt-Gruppen im Bistum Münster www.kindernothilfe.de und in der Ev. Kirche von Westfalen www.eine-welt-gruppen.de Redaktion: (oben) El Puente, (unten) (2): GEPA, Menzel, S.37: GEPA, S.38: Jürgen Men- Arbeitskreis entwicklungspolitische S.16: GEPA, S.17: (oben) GEPA, (dar- zel, S.39: (2) Angelika Steinbicker, S.40: Lern- und Aktionsmodelle: Rolf Beek, unter) Dt. Kaffeeverband, S.18 und TransFair.org Dietmar Boos, Werner Brall, 19: Angelika Steinbicker, S.20: public Wilson Budde-Iser, Angelika Steinbicker domain, S.22: (links) (cc-by-nc-sa-3.0) Lektorat: ohne Namensnennung, (mitte) Dan Olaf Kruse Bildnachweis: Bollinger (cc-by-nc-sa-3.0), (darunter) Fotos auf den Rollups S.13,15,17,19,23: Dt. Kaffeeverband, S.23 (5): Dan Bol- Grafische Gestaltung: Fairtrade Media, Deckblatt: Fairtrade linger (cc-by-nc-sa-3.0), S.24 (links) Christian Bauer, Media, Rückseite: (oben) GEPA, (unten) GEPA, (rechts) El Puente, S.30 Ste- studiofuergestaltung.net Angelika Steinbicker, S.4: Christian Bau- ve Evans (cc-by-nc-sa-3.0), S.31: (2) er, S.5: GEPA, S.6: (links) aus dem Rollup, Steve Evans (cc-by-nc-sa-3.0), (ganz Druck: (mitte) Christian Bauer, (rechts) Oliver rechts) Dietmar Boos, KNH, S.32: (2) medienspectrum, Luststadt Hiltbrunner (cc-by-nc-sa-3.0), S.8 Claus Dietmar Boos, KNH, S.33: (2) Diet- Ableiter (cc-by-nc-sa-3.0), S.12 Kaffee- mar Boos, KNH, (rechts oben) GEPA, © 2013 Gemeindedienst für Mission pflanzen: Angelika Steinbicker, Kaffee- (darunter) Dietmar Boos, KNH, (ganz und Ökumene, Region Niederrhein bäuerin: GEPA, Grafik: (public domain), unten) GEPA, S.34: (3): Jürgen Men- S.13: (oben) GEPA, S.14 (3) GEPA, S.15: zel, S.35: Jürgen Menzel, S.36: Jürgen ISBN 978-3-00-042944-6 Gefördert durch: für weltkirchliche und entwicklungsbezogene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 2
Der Kaffee-Parcours Inhalt Einleitung _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 4 Das Material_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 6 Bevor Sie loslegen _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 7 Der Aufbau des Parcours _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 9 Der Kaffee-Parcours in Aktion: die 6 Stationen_ _ _ 12 Station 1: Anfangen_ ____ 12 Station 2: Sortieren_ ____ 14 Station 3: Schleppen_ ___ 16 Station 4: Handeln______18 Station 5: Rösten_ ______22 Station 6: Fairtrade_ ____24 Kaffee-Parcours-Training_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 26 Ein paar Gedanken zur Methode_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 28 Äthiopische Kaffee-Zeremonie_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 29 Vom Kaffeestrauch in die Kaffeetasse_ _ _ _ _ _ _ _ 32 Hintergrundinformationen zum Fairen Handel_ _ _ 39 Adressen, Literatur, Materialien_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 42 3
Der Kaffee-Parcours 1. Einleitung Liebe Kaffeefreundinnen und -freunde, die Geschichte mit dem Kaffee-Parcours fing in der Küche an. Am Niederrhein fangen alle Geschichten immer in der Küche an, denn da sitzen wir oft und halten ein Quätschchen oder gucken uns nur so an und denken. „Möchtse noch en Kaffee?“, heißt es dann gewöhnlich. „Wenne noch einen da hass“, lautet darauf die Antwort. „Aber mach dir bloß keine Umstände. Wegen mir brauchse nich extra einen zu machen!“ „Aber mach ich doch gerne!“ Woraufhin wenige Minuten später der typische Duft durch die Wohnung zieht und die vernebelten Lebensgeister wieder zu neuem Tatendrang antreibt. In Deutschland durchzieht Kaffee unseren Alltag. Überhaupt: Kaffee ist aus unse- rem Alltag nicht wegzudenken. Zu Pause und Entspannung am Arbeitsplatz und Kontakt zu den Kollegen gehört ein Coffee to go. Zu einem netten Plausch mit der Freundin am freien Nachmittag gehört ein Platz in einem gemütlichen Café und ein Wiener Brauner. Der krönende Höhepunkt eines italienischen Essens ist ein schwarzer kleiner Espresso, der „Champagner“ der Italiener. Dampfend und heiß erfreut uns ein Café Crema, begleitet von köstlichem Gebäck. Schäumend und köstlich versteckt sich der Espresso in einem Glas Latte Macchiato im Straßencafé. Eine Haube aus Milch- schaum und Kakao verheißt den Genuss eines Cappuccino. Und ein türkischer Mokka zeigt sich schwarz wie die Hölle, duf- tet köstlich und macht uns wach! Für 90 Prozent der Deutschen ist Kaffee der Inbegriff von Genuss! Seine Rolle als Wachmacher, als köstliche Zutat zu Geselligkeit mit Freunden, als tägliches Ritual im Tagesablauf ist ganz selbstverständ- lich geworden und bedeutet Lebensart. 150 Liter Kaffee trinkt jede(r) Deutsche(r) durchschnittlich im Jahr. Eine ganze Industrie beschäftigt sich mit seiner Zubereitung. Ob mit der Hand aufgegossen oder per Knopfdruck aus einem Kaffeevollautomaten, das ist für manche eine Frage der Weltanschauung. In allen nur erdenklichen Varianten wird die Köstlichkeit angeboten: als ganze Boh- ne, gemahlen, in Form von Pads, als Instantkaffee, gefriergetrocknet, als Mischung mit anderen Zutaten. Knapp wird er nur dann, wenn jemand den Einkauf verges- sen hat. Aber dann ist das nächste Café gleich in der Nähe, der nächste Super- markt nicht weit. Kaffee in all seinen Varianten gehört zu unserem Leben selbst- verständlich dazu. 4
Einleitung Und die Produzenten…? Wer von uns weiß schon, wo der Kaf- fee wächst, wie viele Menschen die Bohnen in Händen gehalten haben, wie und was sie arbeiten und wer wie viel verdient an der heißen Tasse Genuss? Das wollen wir mit diesem Aktionsmo- dell ändern! Ein Aktions- und Handlungsmodell Schon 1989 entwickelt und in unzäh- ligen Gruppen erprobt, liegt nun das erfolgreiche entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodell in einer neu- en überarbeiteten Gestalt vor. Sieben Rollups markieren visuell die unterschiedlichen Stationen der Produktion und des Kaffee entsteht Handels mit Kaffee. Eine erste Fassung der neuen Rollups hat die „Arbeitsgemein- schaft der Eine-Welt Gruppen“ im Bistum Münster und in der Evangelischen Kir- zum größten Teil in che von Westfalen bereits in 2011 entwickelt. Diese Fassung haben wir nun leicht Handarbeit. überarbeitet und aktualisiert und für mehrere Ausleihstellen neu produziert. Dazu haben wir dieses neue Materialheft zum Kaffee-Parcours erstellt. Die Rollups sind auch unabhängig vom Parcours als Ausstellung zum Thema Kaffee zu verwenden. Beim Parcours selbst haben sie die Funktion als Stationenmarker, Blickfang, und natürlich dienen sie der Informationsvermittlung. An jeder Station finden eine oder mehrere Aktionen statt. Wir laden Sie ein, den Weg des Kaffees mitzugehen und selbst auszuprobieren, wie aus 47 rohen Kaf- feebohnen eine köstliche Tasse Kaffee wird. Das geschieht durch unterschiedliche Aktionsformen und Methoden. Mit dem Kaffee-Parcours wollen wir alle die unterstützen, die den Fairen Handel in unserer Gesellschaft durch Öffentlichkeitsarbeit „schmackhaft“ machen wollen. Wir versuchen, durch einen punktuellen Rollenwechsel die Anonymität zwischen denen, die den Kaffee produzieren, und denen, die ihn konsumieren, zu durchbre- chen und laden die Teilnehmer(innen) ein, für maximal eine Stunde in die Rolle eines Kaffeebauern oder einer Kaffeebäuerin zu schlüpfen und zu erfahren, wie der Handel mit Kaffee funktioniert. Natürlich auch, wie man selbst Kaffee für den voll- kommenen Genuss zubereitet! Bei der Vorbereitung und Durchführung der Aktion, am besten in einer Gruppe, wünschen wir Ihnen viel Erfolg. Über Ihren Erfahrungsbericht und Anregungen zur Durchführung freuen wir uns! Ihr „Arbeitskreis Entwicklungspolitische Lern- und Aktionsmodelle“ Angelika Steinbicker, Rolf Beek, Dietmar Boos, Werner Brall, Wilson Budde-Iser 5
Der Kaffee-Parcours 2. Das Material Wir empfehlen den Verleihstellen neben den sieben Rollups der Ausstellung, den Begleitheften zum Kaffee-Parcours und den Börsenkarten auch die weiteren benö- tigten Materialien für die Durchführung einer Aktion mit dem Kaffee-Par- cours zur Verfügung zu stellen und an die Ausleiher mitzulie- fern. Sollten die Verleihstellen die Materialien nicht vollstän- dig bereitstellen, müssen die Ausleiher die benötigten Mate- rialien selbst besorgen. Bei der Anfrage für eine Ausleihe ist zu klären, was mitgeliefert wird und was die Ausleiher selbst besorgen müssen. Materialien für die Durchführung einer Aktion mit dem Kaffee-Parcours AA 7 Rollups für die Ausstellung AA 1 Set mit 15 Spielkarten für das AA 10 Begleithefte (zur Vorbereitung Börsenspiel der Mitarbeitenden) AA 2 große Korbschalen für den noch AA 1 Kaffeejutesack (leer) zum Auffül- unsortierten Rohkaffee len mit 25 kg (für Kinder) AA 10 kleine Korbschalen zum Sortie- AA 1 Kaffeejutesack (leer) zum Auffül- ren für die TeilnehmerInnen len mit 60 kg (für Erwachsene) AA „Zeit für einen guten Kaffee – ein AA 1 elektrische Kochplatte Streifzug durch die Welt des fair ge- AA 1 Verlängerungskabel handelten Kaffees“, GEPA – The Fair AA 1 Säckchen Rohkaffee (1 kg), ge- Trade Company. mischt mit weißen Bohnen oder „Fairer Handel – alles andere als kal- Ähnlichem zum Aussortieren ter Kaffee!“ Unterrichtsmaterialien AA 1 Federwaage zum Nachwiegen Praxis Geographie und TransFair AA 10 kleine Metallpfännchen zum (Autor: Ulrich Brameier, Rösten www.fairtrade-deutschland.de) AA 10 Holzspatel zum Umrühren beim AA Filme zu Kaffee und Fairem Handel Röstvorgang Seite 432 AA 1 Kaffeemühle (Handbetrieb) AA Flyer und Informationen zu Kaffee AA 1 Kasse für die Kaffeebörse mit von dwp, El Puente GEPA, Fairtrade Kleingeld (bitte immer in ausreichender An- zahl und auf dem neuesten Stand) 6
Der Kaffee-Parcours 3. Bevor Sie loslegen Lesen Sie bitte zuerst dieses Heft. Das erspart Ihnen hoffentlich unnötiges Nach- denken und gibt Ihnen Sicherheit bei der Durchführung. Hier erhalten Sie alle not- wendigen Vorinformationen und erfahren, was Sie an Vorarbeit leisten müssen, damit Erfahrungslernen mit dem Parcours gut funktioniert. Das Aktionsmodell eig- net sich für größere Veranstaltungen wie Gemeinde- und Pfarrfeste, Kirchenta- ge und Projektwochen oder -tage. Es ist einsetzbar auf Märkten oder Stadtfesten, kurz gesagt, überall dort, wo viele Menschen zusammen kommen und Zeit mit- einander verbringen. Bitte beachten Sie, dass Aktionen draußen und ohne Über- dachung nur bei stabilen Wetterverhältnissen durchgeführt werden können (kein Regen, nicht zu windig). Für die entsprechenden Wetterverhältnisse übernehmen die Autoren und Verleihstellen keine Gewähr. Die Aktion ist Das Wichtigste gleich vorweg: Die Aktion ist nichts für Einzelkämpfer. Sie brau- chen neben den Materialien vor allem ein paar engagierte MitarbeiterInnen! Wir nichts für empfehlen Ihnen, den Kaffee-Parcours als Mitmachaktion durchzuführen. Am besten Einzelkämpfer, ist es, wenn Sie genügend MitarbeiterInnen und Zeit für die Vorbereitung zu Verfü- gung haben. Der Kaffee-Parcours lebt von den spielerischen Aktionen und den sinnli- sondern eine chen Erfahrungen. Je intensiver sie sind, umso größer sind die Lernerfolge. Mitmachaktion Weil die Anzahl an MitarbeiterInnen bei der Durchführung der Aktion vor Ort unterschiedlich groß sein kann, schlagen wir Ihnen drei mögliche Varianten für den Einsatz des Kaffeeparcours vor. Variante A Am besten ist es, wenn sie den Kaf- Mitmachaktion an fee-Parcours zuvor selbst durchlau- Stationen fen haben. Für diese Variante sollten mindestens fünf MitarbeiterInnen zur Verfügung Variante B stehen, die genug Zeit und Lust für Mitmachaktion ein Vorbereitungstreffen und für die mit kleiner Besetzung Einweisung in ihre Aufgaben haben, um die Teilnehmenden an den einzel- Die Rollups sind so gestaltet, dass nicht nen Stationen begleiten zu können. jede Station mit MitarbeiterInnen Die Mitarbeitenden sollten für ihre besetzt sein muss. Auch kann das eine Station umfassend Auskünfte geben oder andere Element eventuell wegge- können und ihre Aufgaben kennen. lassen werden. Diese vereinfachte 7
Bevor Sie loslegen Variante lässt sich schon mit zwei Mit- arbeiterInnen durchführen, die dann jeweils für die Betreuung von meh- reren Stationen zuständig sind, und eignet sich besonders für Veranstal- tungen mit Laufpublikum, bei denen nicht durchgehend ein hoher Andrang herrscht. Natürlich erfordert auch die- se Variante, dass Sie sich vorher etwas Zeit nehmen und sich die Materiali- en in Ruhe anschauen. Für den Aufbau sollten sie beim ersten Mal eine Stun- de einplanen. Variante C Ausstellung zum Thema Kaffee und Fairer Handel Die 7 Rollups können auch als Aus- stellung zum Thema Kaffee und F airer Handel aufgebaut werden. Einige Aber nicht so! Gegenstände wie Rohkaffee, Kaffee- säcke, Börsenkarten, Kaffeemühle und Informationen können zusätzlich aus- gestellt oder ausgelegt werden. Diese Variante ist einfach aufzubau- en und durchzuführen, allerdings fehlen die interaktiven Elemente und es geht Kaffee-Parcours-Training für MitarbeiterInnen vorwiegend um Informationen. Um eine Aktion mit dem Kaffee-Par- Wenn Sie mit einer Gruppe arbeiten, Zum Schluss noch eine Bitte: _ cours durchzuführen, müssen Sie einige die sich mit dem Thema noch nicht Muten Sie Ihren MitarbeiterInnen 2 Dinge zusätzlich zu den auf Seite 6 intensiv befasst hat, finden Sie auf nicht zu viel zu. Wer im Parcours mit- angegebenen Materialien besorgen. 2 Seite 26 eine methodische Hilfe- arbeitet, sollte von der Alternative fair Eine entsprechende Liste finden Sie auf stellung, wie Sie in ein bis zwei Vorbe- gehandelten Kaffees überzeugt sein, Seite2 9. reitungstreffen die MitarbeiterInnen Überzeugungsarbeit sollte aber nicht Anschließend erfahren Sie alles, was organisatorisch und inhaltlich vorberei- nach der Holzhammermethode erfol- Sie zum Aufbau und Betrieb wissen ten können. gen. Wenn Sie noch nicht genug Leu- müssen, und wir machen Ihnen Vor- Wenn Sie mehr Zeit haben (etwa im te haben, die von der Sache überzeugt schläge zum Umgang mit den Besu- Rahmen einer Projektwoche), machen sind, dann verschieben Sie die Aktion cherInnen. wir Ihnen auf Seite 2 27 einen Vor- lieber auf später. Das Thema wird Ihnen schlag, wie Sie den Parcours in einem nicht weglaufen. Zeitraum von drei bis vier Tagen vorbe- Wenn Sie jetzt Geschmack an der Akti- reiten können. on gefunden haben, geht es an die Nach einigen Tipps zum Einpacken und Arbeit. Auf den nächsten Seiten zeigen Auswerten haben wir noch ein paar wir Ihnen, wie der Parcours vorbereitet Gedanken zum pädagogischen Hinter- und aufgebaut wird. grund des Kaffee-Parcours aufgeschrie- ben, die uns wichtig sind 8
Der Kaffee-Parcours 4. Der Aufbau des Parcours – Was Sie vorher noch selbst besorgen müssen Für den Betrieb des Kaffee-Parcours haben Sie entweder von Ihrer Verleihstelle bereits jede Menge Material oder eine Liste der Materialien, die Sie selbst besor- gen müssen, erhalten, siehe Seite 2 6. Einige Requisiten müssen Sie aber darüber hinaus noch selbst besorgen, damit alles reibungslos laufen kann: AA Achten Sie darauf, wenn Sie den wenn es ein wenig Mühe bereitet, AA Verlängerungskabel für Kochplatte Rohkaffee in die beiden großen die Kaffeesäcke zu füllen. Die Aktion und Kaffeemaschine. Korbschalen füllen, dass immer eine „Schleppen“ kann nicht nur viel Spaß AA Evtl. auch eine 2. Kaffeemühle, denn Anzahl geröstete Kaffeebohnen, machen, sondern veranschaulicht den ohne Mühle kommt man im Parcours weiße Bohnen oder Ähnliches dar- TeilnehmerInnen auch eindrücklich, nicht weiter. unter sind. Diese sollen „schlechte“ mit welchen Mühen die Produktion AA Und alles, womit Sie den Parcours Kaffeebohnen repräsentieren, die im von Kaffee verbunden ist. Für den weiter ausschmücken wollen: Arbeitsprozess normalerweise aussor- Fall, dass Ihre Säcke von der Verleih- Ponchos, Sombreros, weiße Kittel, tiert werden. Beim Kaffee-Parcours stelle schon befüllt sind, haben Sie fair gehandelter Kaffee, Handzettel, funktioniert der Vorgang an der Sta- zwar schwerer zu tragen, dafür aber Musik usw. tion „Sortieren“ genau anders herum an dieser Stelle keine Mehrarbeit. AA Zum Aufbau des Parcours brauchen – 47 gute Bohnen werden aussortiert. AA Wechselgeld für die Börsenkasse Sie 7 Tische für die einzelnen Sta- Wichtig ist dabei nur, dass das Sortie- sollte vorher besorgt werden, um tionen. ren nachvollzogen wird. Engpässe zu vermeiden, eventuell AA Die 7 Rollups (Der Kaffeee-Parcours, AA Sollten Sie eine Variante des Kaffee- auch Wertmarken, die am Ende ge- Anfangen, Sortieren, Schleppen, Han- Parcours haben, in dem die mitgelie- gen eine Tasse Kaffee eingetauscht deln, Rösten und Fairtrade) werden ferten Säcke nicht gefüllt sind, müs- werden können. zwischen den einzelnen Tischen, sen Sie die Füllung der Kaffeesäcke AA Eine oder mehrere Kaffeemaschinen bzw. vor dem ersten und nach dem selbst besorgen. Wir empfehlen z.B. oder alternativ einen Wasserkocher letzten aufgestellt und bilden so eine Blähton aus dem Baumarkt. Schon und Filteraufsätze für die Tassen (das Verbindung zwischen den Statio- ausprobiert wurden auch Katzenstreu, gewährleistet, dass jede/r am Ende nen. Bewährt hat sich der Aufbau in Schweinefutter, Salz oder Getreide. seine individuelle Tasse Kaffee auf- einem Halbkreis. Günstig ist es, wenn Befüllen Sie einen Sack mit 60 kg brühen kann – schließlich hat jede/r die BesucherInnen am Parcours vor- (Originalgewicht der Kaffeesäcke) beim Rösten ein unverwechselbares beigehen müssen, um z.B. ins Café zu und einen weiteren mit 25 kg (für Geschmacksmuster kreiert) sowie kommen. Kinder und Untrainierte). Wir möch- natürlich Filtertüten, Tassen, Löffel, ten Sie auf jeden Fall ermutigen, auch Milch und Zucker. 9
Der Der Aufbau Vielleicht schaffen Sie einen reibungslosen Aufbau auch ohne diese Anmerkungen. Dann entspannen Sie sich jetzt. Am besten bei einer Tasse Kaffee … ! Falls Sie unsicher sind, lesen Sie hier weiter. Neben dem Material, das Sie erhalten haben, gibt es noch einige wenige Dinge zu beachten. Der Kaffee-Parcours kann in einem Raum (Klassenraumgröße), einem Foyer etc. aufgebaut werden. Ein Auf- bau im Freien empfiehlt sich nur bei gutem Wetter und wenn es windstill ist, da die Rollups sehr windanfällig sind. Am besten sollten eine Überdachung vorhanden sein und ebene und befestigte Bodenverhältnisse vorherrschen. Zunächst wird das Intro-Rollup „Kaffee-Parcours“ aufgebaut. Danach schließen sich die Rollups und die einzelnen Stationen an. Station 2 Sortieren Das Rollup wird aufgebaut. An die- ser Station wird ein Tisch benötigt, auf den Korbschalen mit Rohkaffee gestellt werden. Beim Abfüllen des Rohkaffees Station 3 Station 1 in die großen Korbschalen sollte immer Schleppen Anfangen eine ausreichende Anzahl „schlech- ter“ Kaffeebohnen beigemischt sein. Das Rollup wird aufgebaut. Falls die Das Rollup wird aufgebaut. Außer Das können z.B. weiße Bohnen sein. Sie 2 Jutesäcke nicht schon befüllt sind, einem Mitarbeitenden sind keine erst ermöglichen für die Teilnehmen- müssen Sie selbst die Befüllung über- zusätzlichen Utensilien notwendig. Bei den den Vorgang des Aussortierens. In nehmen. Die beiden Säcke werden öffentlichen Veranstaltungen sollte der der Realität wird nach Größe, Dich- auf einen Tisch oder auf den Boden Mitarbeitende die Besucher motivieren, te und Farbe sortiert. Kleine Korbscha- gestellt. Die Federwage dient zum sich auf eine Reise durch die Welt des len werden den Teilnehmenden zum Nachwiegen der Säcke. Hier ist die Kaffees einzulassen und einen Durch- Aussortieren zur Verfügung gestellt. Assistenz eines Mitarbeitenden sicher gang durch den Kaffee-Parcours zu Ein(e) begleitende(r) Mitarbeitende(r), erforderlich (Vorsicht, dass sich nie- machen. Der Mitarbeitende sollte eini- der oder die Informationen geben mand verhebt!). Er sollte auch Informa- ge Grundinformationen zur Kaffee- kann und beim Aussortieren hilft, sollte tionen zu Transport und Vermarktung pflanze und zum Anbau geben können. bereit stehen. geben können. 10
Der Aufbau des Parcours Station 4 Station 5 Station 6 Handeln Rösten Fairtrade Das Rollup wird aufgebaut. Eine Kasse Das Rollup wird aufgebaut, die Koch- Das Rollup wird aufgebaut. Für das mit Wechselgeld oder Wertmarken und platte mit einer Verlängerungsschnur Kochen des Kaffees sollten kleine das Börsenkartenspiel werden auf den angeschlossen und auf einen Tisch Kaffeemaschinen oder Filteraufsät- Tisch gelegt. Der oder die Mitarbeiten- gestellt (Vorsicht: Stolperfallen vermei- ze + Wasserkocher, Kaffeefilter, Tas- de sollte Auskunft zur Preisgestaltung den!). Kleine Pfännchen und Rührspa- sen, Milch, Zucker und Löffel auf einem an den Börsen und zum Kaffeehandel tel werden auf einem brandsicheren Tisch bereitgestellt werden. Beim Ein- auf dem Weltmarkt geben können. Sie Untersatz bereitgestellt. satz von Kaffeemaschinen sollten Ver- können sich auch als Börsenmakler ver- Für das Mahlen sollte/n eine oder meh- längerungsschnur und Mehrfachstecker kleiden. rere manuelle Kaffeemühlen auf einem zur Verfügung stehen. weiteren Tisch bereitstehen. Auf einem weiteren Tisch können Informationsmaterialien (Fairtrade, GEPA etc.), Handzettel, Bücher und fair gehandelter Kaffee zur Anschauung ausgelegt werden. Einer oder mehrere Mitarbeitende soll- ten die Teilnehmenden beim Kochen ihres Kaffees unterstützen. Sie sollten in der Lage sein, Informationen zum Fairen Handel weiterzugeben und auf Fragen zu antworten. Und nun geht’s los! Falls Sie für die unterschiedlichen Rol- len Sie sich darauf ein und beschränken lenidentifikationen Ponchos, Sombre- Sie sich bei den Informationen auf das ros, einen weißen Kittel, Packungen mit Notwendige. Wenn Sie weitere Infor- fair gehandeltem Kaffee oder eine CD mationsmaterialien zu einzelnen The- mit Musik aus den Kaffee anbauenden men einsetzen, sind die nur zum Nach- Ländern und einen CD-Player bereit lesen gedacht. Sie sollen den Prozess halten können, seien Sie sicher: Sinnli- des Erlebens in keinem Fall stören! che Genüsse und Anschaulichkeit erhö- Gönnen Sie sich ab und zu eine kreati- hen das Vergnügen! ve Pause oder wechseln Sie die Station Kleiner Hinweis: Sehr unterschiedliche Ihres Einsatzes. Sie werden feststellen, Menschen werden sich vom Kaffee- wie sich dadurch auch Ihr eigenes Erle- Parcours angesprochen fühlen. Stel- ben verändert. 11
Der Kaffee-Parcours 5. Der Kaffee-Parcours in Aktion: Die 6 Stationen Station 1: Anfangen Traditionell wird Kaffee in „Schattenbau- weise“ angebaut, d.h. zwischen größere, Schatten spendende Bäume gepflanzt. Vorteile: Schutz vor starkem Wind und zu direkter Sonne, Erhaltung der biolo- gischen Vielfalt, Schutz vor Schädlingen und Vermeidung von künstlichen Dün- gemitteln. Aber viele Kaffeeproduzenten betreiben unbeschatteten Plantagen- Anbau. (Derzeit beträgt dieser – wirt- schaftlich lukrativere – monokulturel- le Anbau allein in Lateinamerika ca. 40% des Gesamtanbaus.) Nachteile: verstärkte Bodenerosion, massiver Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden und dadurch bedingte Umweltschäden. Merkmale einer Primadonna Kaffee wird aufgrund seiner klimatischen Anforderungen fast nur in den soge- nannten „Entwicklungsländern“ ange- baut, rund um den Äquator, dem „Kaf- feegürtel“. Die Pflanze braucht eine Durchschnitts temperatur von 17 bis 23 °C und „erfriert“ bereits bei Temperaturen von unter 10 °C. Die Kaffeepflanze ist sehr anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Ihre Aufzucht erfordert sehr viel 12
Station 1: Anfangen Zunächst ist der Kaffee keine Bohne sondern eine Kirsche. Pflege (z.B. regelmäßiges Bewässern, Jäten des Bodens, Dünger, Unkraut ent- fernen, Rückschnitt des Baumes etc.). Material für die Station Außer dem Rollup brauchen Sie hier keine weiteren Materialien. Aufgaben der MitarbeiterInnen Machen Sie vorbeiflanierenden Leuten Lust, sich auf den Weg des Kaffees, den Kaffee-Parcours, zu begeben, von der Pflanze bis zur Tasse. Nach unseren Erfahrungen lassen sich viele Menschen schon durch die Aus- stellung und erst recht durch den Duft des frisch gerösteten Kaffees anlocken. Weisen Sie gegebenenfalls die Leute darauf hin, dass die Aktion ca. 15 Minu- ten lang dauert und dass sie etwas Kleingeld benötigen, um an der Börse handeln zu können. Informieren Sie die BesucherInnen mit Hilfe des Rollups über die Anbaulän- der des Kaffees und die wesentlichen Bedingungen für ein gutes Wachstum. Begleiten Sie die BesucherInnen zur nächsten Station „Sortieren“. 13
Der Kaffee-Parcours Schälen und Trocknen Station 2: sind langwierig, aber ent- scheidend für die Quali- tät der Bohnen. Sortieren Kaffeeanbau ist sehr arbeitsintensiv. gesamte Verarbeitungsprozess wird von Aufgaben der Schon die Aufzucht der empfindlichen einer ständigen Auslese und Vorsortie- MitarbeiterInnen Pflanzen ist mühsam. Gleiches gilt für rung begleitet. Schließlich werden die Ernte und Verarbeitung. Hier ist Hand- Bohnen – nach abschließender Sich- Die BesucherInnen erhalten eine kleine arbeit gefragt. Da sich oft Blüten, rei- tung und Prüfung – nach Größe, Dich- Schale und werden aufgefordert: fe und unreife Kaffeekirschen gleichzei- te und Farbe sortiert. Ein Kaffeepflücker AA „Sortieren Sie 47 Rohkaffeebohnen tig am Baum befinden, erfolgt die Ern- kann pro Tag ca. 50 kg Kaffeekirschen (nur Rohkaffee) aus der großen te meist nicht maschinell. Nach der ernten. Das ergibt etwa 10 kg Rohkaf- Schale in die kleine Schale.“ Ernte durchlaufen die Bohnen mehre- fee. Ein Kaffeestrauch liefert jährlich re Schälgänge, in denen ihre Umhül- ein bis zwei Pfund Rohkaffee. Jetzt kommt die wichtige Frage: lungen entfernt werden. Je nach Auf- AA „Warum gerade 47 Bohnen?“ bereitungsart (trocken oder nass) muss die Bohne vom Fruchtfleisch, der Per- Material für die Station Antwort: gamenthülle und dem Silberhäutchen AA „47 Bohnen Rohkaffee entsprechen befreit werden. Bei der nassen Aufbe- AA Große Schale, gefüllt mit Rohkaffee, etwa 8 g gerösteten Kaffee, das reitung wird das Fruchtfleisch maschi- weißen Bohnen etc. reicht für eine Tasse Kaffee aus.“ nell abgequetscht und die Fruchtres- AA Kleine Schalen te durch Gärung abgetötet (Fermen- tieren). An dieser Station Getrocknet werden die Bohnen an der wird informiert über Sonne unter häufigem Wenden (dau- ert ca. 30 Tage) oder unter Einsatz von AA Die Kaffeepflanze Maschinen (wie bei der nassen Auf- AA Die Wachstumsbedingungen bereitung). Dies dauert ca. 5 Tage. Der AA Die Ernteverfahren 14
Station 2: Sortieren Die schlechten Bohnen werden per Hand heraus- gelesen. 47 Bohnen Rohkaffee ergeben 1 Tasse Kaffee. Oben: Die beiden Schalen der Kaffeebohne, Pulpa und Pergamenthülle. 15
Der Kaffee-Parcours Station 3: Solch ein Sack wiegt 60 kg. Zum Vergleich: ein großer Zementsack Schleppen wiegt „nur“ 40 kg! Besonders für die nicht organisierten Material für die Station Wichtiger Hinweis: Bei dem Trans- Kleinbauern ist der Transport der Kaf- port des Sackes ist unbedingt eine feesäcke oft ein logistisches Problem. AA 1 Jutesack, gefüllt mit 60 kg Hilfestellung erforderlich, damit sich Eselskarren oder Fahrräder kommen AA 1 Jutesack, gefüllt mit 25 kg niemand verhebt und sich einen zum Einsatz, zur Not werden die Säcke AA 1 Federwaage Hexenschuss holt. Es geht nicht um auf dem Rücken transportiert, um den sportliche Höchstleistungen, sondern Kaffee zu den zentralen Sammelstellen Die Säcke können gefüllt sein mit Bläh- um eine Erfahrung. zu bringen. ton (vom Baumarkt) oder anderen Füll- Zwischenhändler nutzen dies, holen stoffen. Die Federwaage dient der Kon- mit ihren Lkw den Kaffee ab und ver- trolle des Gewichts. An dieser Station markten ihn dann selbst weiter. Ihr wird informiert über Profit übersteigt den der Bauern bei Weitem. Aufgaben der AA Transport Der Rohkaffee wird entweder als loses MitarbeiterInnen AA Hauptanbau- und Erzeugerländer Schüttgut in Containern verschifft AA Besitzverhältnisse oder in 60-kg-Säcken für den Transport Die MitarbeiterInnen laden die Besu- abgefüllt. cherInnen ein, eine kleine Runde mit Viele Kleinbauern schließen sich in einem dern Kaffeesäcke zu machen, Kooperativen zusammen. So können symbolisch für den Weg von der Plan- sie gemeinsam den Transport organi- tage zur Sammelstelle des Kaffees. sieren und den Zwischenhandel aus- Natürlich ist dieser Weg nur ein fiktiver, schalten. Dadurch erzielen sie höhere das Gewicht ist aber durchaus real. Für Preise für ihren Kaffee. Zweifler liegt die Federwaage bereit. 16
Station 3: Schleppen Im Schiffsbauch tritt der Rohkaffee seine lange Reise zu den Ver- braucherInnen an. 17
Der Kaffee-Parcours Kaffeehandel auf dem Markt von Tarutung, Nordsumatra, Indonesien Station 4: Handeln Wie entsteht der Preis? Viele Anbauländer sind volkswirtschaft- Zusammen mit deren Familienangehöri- lich vollkommen abhängig von dem gen leben also rund 125 Millionen Men- Der Kaffeepreis wird von verschiedenen Rohstoff Kaffee. Gleichzeitig haben sie schen vom Kaffeeanbau. Faktoren beeinflusst. Grundsätzlich regelt auf die Preisbildung, die an den Kaffee- er sich nach Angebot und Nachfrage. Ist Börsen in New York und London erfolgt, Handelskette viel Kaffee auf dem Weltmarkt und die keinerlei Einfluss. Viele unorganisierte AA Pflanzer Nachfrage gering, fällt der Preis. Kleinbauern wissen oft nicht mal, wie AA Aufbereitung („Sammelplatz“) Genauso umgekehrt. Einfluss darauf hoch der aktuelle Preis für Kaffee ist. Sie AA Zwischenhändler haben unter anderem gute oder schlech- sind den Zwischenhändlern auf Gedeih AA Exporteure / Importeure te Ernten (evtl. wetterbedingt, durch und Verderb ausgeliefert und erlösen oft AA Kaffeeröster Naturkatastrophen oder politische Unru- Preise, die nicht einmal den Lebensun- AA Einzelhandel hen), Faktoren in den Verbraucherländern terhalt decken. Eine Alternative haben AA Konsumenten (Änderungen der Einfuhrzölle, Kaffee- sie zunächst nicht. steuer ...) oder Veränderungen auf dem Laut ICO (International Coffee Organi- Weltmarkt (Börsenspekulationen, instabi- zation) arbeiten etwa 26 Millionen Men- Material für die Station ler Dollarpreis oder neue Importländer). Preis in US-$cent/lb 400 schen weltweit im Kaffeeanbau. 380 AA Börsenkarten für das Börsenspiel 360 Kaffeepreisentwicklung an der New Yorker Börse 1989 bis 2013 340 AA eine Kasse mit Wechselgeld 320 300 280 260 240 220 Aufgaben der 200 180 MitarbeiterInnen 160 140 120 An dieser Station wird das Geschehen 100 80 beim Handel mit dem Kaffee mithilfe 60 der Börsenkarten simuliert. 40 20 Es gibt 5 gelbe Karten für Ereignisse in 0 den Anbauländern, 5 rote Karten für 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 in US-Cent/lb (= amerikanisches Pfund, 1 lb = 0,4536 kg) den Weltmarkt und 5 blaue Karten für Quelle: GEPA – The Fair Trade Company die Verbraucherländer. 18
Station 4: Handeln Als Grundeinsatz für die Tasse Kaffee, die am Ende aus den 47 Bohnen ent- stehen soll, schlagen wir 50 Cent vor. Da der Preis im Laufe des Spiels bis zu 3-mal in 10-Cent-Schritten steigen bzw. fallen kann, sind Preisschwankun- gen von +/- 30 Cent möglich. Spätes- tens hier wird klar, dass der Parcours nicht nur ein Spiel ist, sondern dass mit richtigem Geld bezahlt werden muss. Dafür gibt es am Ende ja auch eine Gegenleistung in Form einer Tasse Kaf- fee. Legen Sie die Börsenkarten in den drei Stapeln Anbauländer, Weltmarkt und Verbraucherländer verdeckt auf den Tisch. Lassen Sie sich von den BesucherInnen den Grundeinsatz von 50 Cent bezahlen. Fordern Sie die BesucherInnen auf: „Ziehen Sie aus jedem der drei Karten- stapel eine Karte, und ich erkläre Ihnen, wie der Preis für Ihre persönliche Tasse Kaffee entsteht.“ Lassen Sie den Text laut vorlesen. Erläutern Sie gegebenenfalls den Inhalt. Steht auf der Karte „der Preis steigt“, fordern Sie 10 Cent nach. Steht auf der Karte „der Preis fällt“, zahlen Sie 10 Cent zurück. 19
Der Kaffee-Parcours Die Börsenkarten a) Die Anbauländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Anbauländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Anbauländer auf gelben Karton kopieren Mehrere Anbauländer erhöhen ihre Kaffeeproduktion, da Spekulationen mit Rohstoffen und Lebensmitteln vorübergehend auch zu einer Eine Rekordernte wird drastischen Erhöhung der Preise erwartet. für Rohkaffee geführt haben. Viel Viel Kaffee ist auf dem Weltmarkt. Kaffee ist auf dem Weltmarkt. Der Preis sinkt. Der Preis sinkt. Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Anbauländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Anbauländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Anbauländer Mehrere Kaffeeanbauländer sind von den Auswirkungen Durch Frosteinbrüche in Kurzfristig werden hohe des Klimawandels betroffen. Brasilien gibt es dort eine Rohkaffeepreise auf dem Welt- Es kommt verstärkt zu Hurrikans schlechte Ernte. Brasilien ist das markt gezahlt. Viele Anbauländer in Mittelamerika und Über- größte Anbauland. verkaufen ihre Lagerbestände. schwemmungen in Asien, die die Wenig Kaffee ist auf dem Welt- Es ist viel Kaffee auf dem Welt- Kaffeeernte verwüsten. Wenig markt. markt. Kaffee ist auf dem Weltmarkt Der Preis steigt. Der Preis sinkt. Der Preis steigt. 20
Die Börsenkarten b) Der Weltmarkt Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Weltmarkt Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Weltmarkt auf roten Karton kopieren Die Schwellenländer spielen eine immer wichtigere Rolle auf dem Weltmarkt. Der Kaffeekonsum in vielen Ländern Der Dollarkurs sinkt. Kaffee wird wie China und Indien steigt. an den Rohstoffbörsen in Dollar Dadurch entsteht eine größere gehandelt. Der Handel senkt den Nachfrage nach Kaffee. Preis für gerösteten Kaffee. Der Preis steigt. Der Preis sinkt. Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Weltmarkt Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Weltmarkt Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Weltmarkt Seit Aufkündigung des Weltweit steigen immer Internationalen Kaffee- mehr Großkonzerne in den abkommens (1989) gibt es keine Kaffeeanbau ein. Der Anbau Vereinbarungen zwischen Anbie- ter- und Verbraucherländern mehr auf Großplantagen nimmt zu. Der Dollarkurs steigt. Kaffee wird über Quoten und das Angebot an Durch den Einsatz von Pestiziden an den Rohstoffbörsen in Dollar Rohkaffee auf dem Weltmarkt. Vie- und genveränderten Pflanzen gehandelt. Der Handel erhöht den le Länder bauen mehr Kaffee an. werden die Erträge gesteigert. Es Preis für gerösteten Kaffee. Viel Kaffee ist auf dem Weltmarkt. ist viel Kaffee auf dem Weltmarkt. Der Preis steigt. Der Preis sinkt. Der Preis sinkt. c) Die Verbraucherländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Verbraucherländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Verbraucherländer auf blauen Karton kopieren Zur Finanzierung der steigenden Sozialausgaben (Renten, Arbeitslosengeld etc.) Die Europäische Union beseitigt beschließt die Bundesregierung den Einfuhrzoll auf Rohkaffee. eine Erhöhung der Kaffeever- Daraufhin senkt der Handel den brauchssteuer um 20 %. Preis für gerösteten Kaffee. Der Preis steigt. Der Preis sinkt. Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Verbraucherländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Verbraucherländer Der Kaffee-Parcours • Börsenkarten: Verbraucherländer Eine Verbraucherstudie kommt zu Der Kaffeekonsum steigt und dem Ergebnis, dass der Kaffee- Europäische Kaffeeröstereien die Zahl der Verbraucherländer verbrauch in den USA abnehmen erhöhen den Anteil an billigem wächst. Auch in Schwellenlän- wird. Es ist viel Kaffee auf dem Robusta-Kaffee in ihren Kaffeemi- dern wird mehr Kaffee konsu- Weltmarkt. schungen. miert. Die Nachfrage wächst. Der Preis sinkt. Der Preis sinkt. Der Kaffeepreis steigt. 21
Der Kaffee-Parcours Links: der Dietrich- Station 5: Kaffee-Röster. Oben: Handröstung in der Pfanne. Rösten Eine Bohne macht noch keinen Kaf- achten Sie die Veränderungen! Große fee. Erst die Röstung des Rohkaffees Röstereien rösten den Kaffee meist für verleiht der Bohne ihr typisches Aro- 2 Minuten bei 500 °C. Dadurch werden ma. Daher wird das Rösten und Mahlen aber auch mehr Bitterstoffe erzeugt Industrielles der Bohnen auch „Veredlung“ genannt. als bei einer längeren schonenden Rös- Groß-Röstgerät Früher geschah das über offenem Feu- tung von15 –18 Minuten und ca. 200 °C. er. Auch heute noch wird in vielen Kaf- Und wie schmeckt Ihr selbst geröste- feeländern für den Eigenbedarf Kaffee ter Kaffee? in der Pfanne geröstet. Probieren Sie es aus! achten, dass sie nicht anbrennen. Hier- Beim Rösten werden die Bohnen tro- Material für die Station zu sollten sie Holzspatel benutzen und cken und ohne Fett erhitzt. Dauer und immer wieder rühren. Vorsicht bei den Temperatur dieses Vorgangs können AA Kleine Metallpfannen, Holzspatel heißen Metallpfännchen! erheblich variieren. Das gibt dem Kaf- AA Elektrische Kochplatte, Verlänge- Nachdem die Bohnen geröstet worden fee seine individuelle Geschmacksnote. rungskabel sind und eine schöne braune Färbung AA Handmühle erreicht haben, müssen sie abkühlen, damit sie ohne Probleme in der bereit Die Bohne liebt es heiß gestellten Kaffeemühle im Handbetrieb Aufgabe der gemahlen werden können. Vorsicht, Sobald der Rohkaffee erhitzt wird, ent- MitarbeiterInnen wenn die Bohnen noch zu heiß sind, faltet sich langsam sein Aroma, der verklebt die Kaffeemühle! In der Zwi- herrliche Kaffeeduft. Die hellen Bohnen Die BesucherInnen werden eingeladen, schenzeit bieten sich Gespräche über entwickeln ihre typische braune Farbe die 47 Kaffeebohnen in dem Metall- die Verarbeitung und den Kaffeemarkt und ihr Volumen vergrößert sich. Beob- pfännchen zu rösten und darauf zu in Deutschland an. 22
Station 5: Rösten Rohkaffee getrocknet Zimt-Röstung Amerikanische Röstung Wiener Röstung Italienische Röstung 23
Der Kaffee-Parcours Station 6: Fairtrade Der Fairtrade-Bio- Was bedeutet Der Faire Handel unterstützt kleinbäu- Kaffeepreis Fairer Handel? erliche Erzeugergenossenschaften, er fordert die Einhaltung interner Arbeits- Diese Darstellung zeigt beispielhaft die AA Direkter Handel mit Produzenten- schutzabkommen und die selbstbe- Zusammensetzung des Preises eines gruppen stimmte Verwendung des Mehrerlöses. Fairtrade-Biokaffees vom Kaffeestrauch AA Fairtrade-Preise sichern Produkti- Fairer Handel ist ein Mehrwert für alle! bis zum fertigen Kaffeepäckchen im onskosten und das Existenzmini- Die Produzenten erhalten einen Supermarkt . Es ergibt sich ein Preis mum gerechteren Preis, der Ihnen eine von 5,79 € für ein 500 g Päckchen Kaf- AA Zahlung von Prämien, Vollfinanzie- Lebensperspektive gibt, und wir, die fee (Durchschnittspreis 2012). rung sowie langjährige Lieferbezie- Konsumenten, erhalten qualitativ hungen hochwertige Waren, die gut schme- Zusammensetzung des AA Garantierte Mindestlöhne für Plan- cken. Das ist fair! Fairtrade-Bio-Preises tagenarbeiterInnen AA Verbot von illegaler Kinderarbeit Nun endlich soll der schwer erarbeite- 20 % te Kaffee zu einem Genuss werden. In 31 % Fair gehandelten Kaffee bekommen Sie einer kleinen Kaffeemaschine oder mit- 2% 19 % unter anderem über die Fairhandelsge- hilfe eines Filters und Wasser aus dem 3% sellschaften wie GEPA, dwp und El Puen- Wasserkocher wird ein ganz besonderer 5% te in Weltläden und im Einzelhandel. In Kaffee gebrüht. 7% 13 % Supermärkten, Biomärkten, Discoun- Vermutlich ist man nicht alleine an tern und gastronomischen Einrichtungen dieser Station angelangt, sondern es erkennen Sie weitere Fairtrade-Kaffees stehen schon andere mit verzückter Einkaufspreis für 580 g Rohkaffee häufig auch am FAIRTRADE-Siegel. Miene um duftende, dampfende Tas- 1,82 € (ergibt nach Röstung 500 g Kaffee) sen herum. „Na, wie schmeckt dein selbst Gebrauter?“ ist eine immer wie- Fracht- u. Lagerkosten, Röstkosten, 1,14 € Verpackung, Verwaltung, Marke- der gern gehörte Frage. Hier entwickelt ting u. Vertrieb, Gewinn des Rösters Kaffee eben auch seine soziale Wir- 1,10 € Kaffeesteuer kung – er führt Menschen zusammen, ob beim Kaffeekränzchen, im arabi- 0,78 € Handelsspanne schen Basar, in der Wiener Kaffeehaus- 0,39 € Mehrwertsteuer kultur oder bei nicht enden wollenden 0,27 € Fairtrade-Bio-Aufschlag Sitzungen. 0,18 € Fairtrade-Prämie 0,11 € TransFair-Lizenzgebühr 5,79 € Endverbraucherpreis dwp mensch+zukunft An dieser Station sollte auch ein Info- tisch mit Materialien zu fair gehandel- tem Kaffee aufgebaut werden. 24
Station 6: Fairtrade Material AA Kleine Kaffeemaschinen oder kleine Filteraufsätze und Wasserkocher AA Filtertüten AA Tassen, Löffel AA Milch, Zucker AA Materialien und Infoblätter zu fair gehandeltem Kaffee und AA einige exemplarische Kaffeepac- kungen Aufgaben für MitarbeiterInnen AA Beglückwünschen Sie die Besuche- rInnen, dass sie bis hierher durchge- halten haben! AA Bieten Sie das notwendige Material zum Aufbrühen an. AA Nutzen Sie die Zeit zu einem Ge- spräch über Kaffeevorlieben und geben Sie weitere Hintergrundin- formationen zum Fairen Handel (siehe Hintergrundinformationen: Fair – handeln; Fair – ein Plus für Erzeuger; Fair – einkaufen), Seiten 2 39 ff AA Machen Sie auf das Fairtrade- Siegel aufmerksam und benennen sie die Fairhandelsgesellschaften als Akteure des Fairen Handels in Deutschland. AA Erläutern Sie die positiven Eigen- schaften des Fairen Handels in Bezug auf die Produzenten. (Was bedeutet Fairer Handel?) AA Informieren Sie darüber, wo der nächste Weltladen zu finden ist. 25
Der Kaffee-Parcours 6. Kaffee-Parcours- Training Sie wollen eine Aktion mit dem Kaffeeparcours durchführen, haben das Material erhalten und organisiert, haben das Heft bis hierhin gelesen und stehen jetzt vor der Frage, wie Sie das mit Ihrer Gruppe, die bekanntlich nur aus ExpertInnen oder vollkommen Ahnungslosen besteht, bis zum bedrohlich nahen Termin noch alles auf die Beine stellen sollen. Wer beim Parcours mitarbeitet, sollte über Kaffee und über das Konzept des Fairen Handels informiert und davon überzeugt sein. Solche Menschen sind in der Regel die besten Begleiter bei den Erfahrungen, die die Teilnehmenden machen. In vielen Regionen und bei einigen Ausleihstellen des Kaffee-Parcours gibt es die Möglichkeit, Referenten einzuladen, die bei einer Einführungsveranstaltung alles Wesentliche erklären und die MitarbeiterInnen motivieren. Vielleicht trauen Sie sich die Einführung auch selbst zu. Dann machen wir Ihnen folgenden Vorschlag: Bestimmen Sie die Termine für 1 bis 2 Vorbereitungstreffen. I. Kaffeetraining für Mitarbeitende mit wenig Zeit Exemplarischer Ablauf bei einem Vorbereitungstreffen (2 Stunden): AA Machen Sie mit den Mitarbeite- zu fairem Kaffee an. Dadurch wird AA Klären Sie die organisatorischen rInnen einen Minidurchgang durch einiges deutlicher und der Gedanke Fragen. Insbesondere, wer welche den Parcours. Jede/r sollte wenig- des Fairen Handels erläutert. Station übernimmt, wer das Kaffee- stens einmal das selbst gemacht AA Geben Sie den MitarbeiterInnen kochen und weitere Aktivitäten. haben, was später die BesucherIn- Handzettel von TransFair, GEPA, etc. AA Treffen Sie eventuell Absprachen, nen machen. Sie übernehmen je- zu fairem Kaffee und dieses Vorbe- über welche Themen an den einzel- weils die Betreuung der Stationen. reitungsheft mit nach Hause, damit nen Stationen informiert werden Wenn die Gruppe auch nur halb- jede/r in Ruhe das Wesentliche soll. wegs interessiert ist, ergeben sich nachlesen kann. Natürlich können hinterher viele Fragen, für die Sie die TeilnehmerInnen sich auch auf sich etwas Zeit nehmen sollten. den entsprechenden Internetseiten AA Schauen Sie mit der Gruppe den der Organisationen informieren Film von TransFair „Fairtrade- 2 (Links, Seite 43). Kaffee – Kleiner Einkauf mit großer Wirkung“ oder einen anderen Film 26
Kaffee-Parcours- Training II. Kaffeetraining für MitarbeiterInnen mit viel Zeit Exemplarischer Ablauf bei zwei Vorbereitungstreffen Das ist natürlich die bessere Variante. Ein Minidurchgang durch den Wie sieht der Kaffeemarkt in Parcours Deutschland aus? AA Machen Sie beim 1. Vorbereitungs- Sie übernehmen die Aufgaben an den Was ist das Alternative am alternativen treffen den Minidurchgang durch einzelnen Stationen, und jeder durch- Kaffeehandel? Vielleicht laden Sie den den Parcours und die Besprechung läuft einmal den Parcours, um zu Geschäftsführer des nächsten Super- der aufkommenden Fragen und sehen, welche Erlebnisse man dabei marktes und eine/n MitarbeiterIn des verteilen Sie die Materialien zur machen kann. Anschließend können Sie Eine-Welt-Ladens ein oder Sie lassen Vertiefung . die auftretenden Fragen sammeln und eine Umfrage machen zum Kaffeekon- AA Beim 2. Vorbereitungstreffen fol- den 6 Stationen zuordnen. sum und den Gefühlen, die Menschen gen dann der Film, die Klärung der damit verbinden. Oder Sie lassen die organisatorischen Fragen und die Wo kommt der Kaffee her? Bedeutung des Kaffees in der Werbung Absprache, über welche Themen an Informationen über Anbau, Ernte und untersuchen (Videoclips aus dem Wer- den Stationen informiert werden Leben der Menschen in den Anbaulän- befernsehen). soll. dern. Als Hilfen eignen sich die angege- benen Filme und die empfohlenen Mate- Aufbau und Probedurchgang rialien. Vielleicht haben Sie noch Zeit, AA Klärung der organisatorischen Fra- selbst Plakate oder Schautafeln anzufer- gen tigen. Nach der Aktion Wie wird der Kaffee gehandelt? AA Erfahrungsaustausch Die Entstehung des Kaffeepreises wird AA Auswertung erarbeitet. Dazu können Sie etwa die Erklärungen zu den Börsenkarten in Gruppenarbeit erarbeiten lassen, indem jede Gruppe 5 Karten erhält und den anderen Gruppen die bestimmenden Faktoren und ihre Auswirkungen auf den Preis erklärt. 27
Der Kaffee-Parcours 7. Ein paar Gedanken zur Methode Der „Kaffee-Parcours“ ist nicht am In der „Eine-Welt-Pädagogik“ hat der darischem Handeln etwas an den herr- Schreibtisch, sondern am Küchen- Ansatz „Aus Kisten und Koffern ler- schenden Verhältnissen ändern können. tisch entstanden. Er ist also „aus der nen“ ab dem Ende der 80er-Jahre eine Erfahrungs- und Handlungsorientie- Praxis für die Praxis“ gemacht. größere Verbreitung gefunden. Der rung stehen im Vordergrund. Gewürzkoffer und der Kaffee-Par- Das bedeutet jedoch nicht, dass die cours standen am Anfang dieser Ent- Wir beziehen uns dabei auf die grund- Methode jeglicher pädagogischer The- wicklung. Danach wurden immer sätzlichen Gedanken von Georg Krä- orie entbehrt. Den Ansatz „aus Kis- neue Kisten und Koffer auf den Markt mer vom Welthaus Bielefeld, wie er ten und Koffern lernen“ gab es schon gebracht. Auch in der Umweltpäda- sie in seinen „10 Thesen zur entwick- in der Reformpädagogik zu Anfang des gogik und im naturwissenschaftlichen lungspolitischen Öffentlichkeits- und 20. Jahrhunderts. Bereits damals wurde Unterricht wurde diese Methode ent- Bildungsarbeit für Schule, Aktions- der Wert von sinnlicher Wahrnehmung, deckt. gruppen und Erwachsenenbildung“ handlungsorientiertem Unterricht, Pro- aufgeschrieben hat (S. 35 f. in: Von jektunterricht, Erfahrungs- und Erleb- Heute sind „globales Lernen“ und Ampelspiel bis Zukunftswerkstatt, Drit- nisorientierung usw. für den Lernpro- „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ te-Welt-Haus Bielefeld, Hammer Ver- zess erkannt. Dahinter steht die Ein- Leitbegriffe der Eine-Welt-Pädago- lag, Wuppertal 1990). sicht, dass Lernen eben nicht nur durch gik. Die entwicklungspolitischen Lern- die kognitive Aufnahme von Informa- und Aktionsmodelle sind nach wie vor Besonders die Thesen 2 und 5 haben es tionen und Texten geschieht, sondern besonders geeignet, um „globales Ler- uns angetan: dass die Affektivität, die haptische und nen“ im Unterricht, im Projektunter- sinnliche Wahrnehmung und Erfahrung richt und vor allem im fächerübergrei- These 2 entscheidende Faktoren dafür sind, sich fenden Unterricht sowie in der außer- Unser Hauptproblem ist die Resigna- auf einen Lernprozess einzulassen, der schulischen Jugend- und Erwachsenen- tion, nicht die Unwissenheit. Die bit- nachhaltig wirkt. Das gilt auch in Zei- bildung anzuregen. Die Methode bean- tere Erfahrung, dass man „doch nichts ten, in denen virtuelle Informationsbe- sprucht nicht für sich, die Komplexi- machen kann“ hält die meisten Men- schaffung und Kommunikation durch tät der Zusammenhänge bis ins Kleins- schen davon ab, zu lernen und zu ver- Internet und Social Media vermeintlich te hinein zu vermitteln und abzude- ändern. unbegrenzte Möglichkeiten bieten. cken – das wäre vielleicht auch zu viel verlangt, aber sie eröffnet neue Mög- These 5 lichkeiten und Zugänge zur Auseinan- Geben wir Informationen und Aufklä- dersetzung mit komplexen Themen, die rung einen neuen Stellenwert. Sie sind weiter vertieft werden können. nur so weit erträglich, wie sie positive Gegenerfahrung nicht verhindern. Wichtig ist uns, dass wir mit den ent- Keine Informationsarbeit ohne wicklungspolitischen Lern- und Akti- (bescheidene) Handlungsperspektive! Unser onsmodellen nicht reine Wissens- Hauptproblem vermittlung betreiben wollen, son- dern es geht uns darum, Resignation ist die zu bekämpfen, Handlungsperspektiven aufzuzeigen und Hoffnung zu verbrei- Resignation, ten, dass wir gemeinsam und in soli- nicht die Unwissenheit. 28
Der Kaffee-Parcours 8. Äthiopische Kaffee-Zeremonie Die Legende Eine äthiopische Legende um die Entdeckung der Kaffeebohne rankt sich um eine neugierige Ziege vom Hirten Kalid: Eines Nachmittags benahm sich die Ziege Kalids verdächtig laut und aufgedreht. Er beobachtete, wie sie eine leuchtend rote Frucht vom nahen Baum fraß. Neugierig entschied Kalid sich, von die- sen obskuren Beeren zu probieren und war begeistert, bei sich denselben energetischen Effekt wie bei seiner Ziege zu verspüren. Kalid eilte nach Hause zu seiner Frau, die Taschen vollgestopft mit diesen Beeren. Sie war genauso begeistert und überzeugt, dies sei eine Gabe Gottes. Sie sandte Kalid mit den Beeren zum örtlichen Kloster. Die Mönche waren misstrauisch gegenüber der sogenannten übernatürlichen Entdeckung, erklärten diese Beeren als vom Teufel gesandt und warfen sie ins Feuer. Ein verführerischer Duft erfüllte den Raum und lockte die anderen Mönche herbei. Sie knieten nieder und sammelten die nun gerösteten Beeren auf und bedeckten sie zur Konservierung mit heißem Wasser. In der folgenden Nacht tranken die Mönche von die- sem Aufguss und bemerkten bei sich eine belebende Wirkung. Fortan konnten die Mön- che bis tief in die Nacht hinein wach bleiben, beten und miteinander reden. Eine andere Quelle besagt, der Hirte habe die im rohen Zustand ungenießbaren Früchte ange- widert ins Feuer gespuckt, woraufhin verführerische Düfte freigesetzt wurden; so ent- stand die Idee des Röstens. Es wird angenommen, dass die Provinz Kaffa in Äthiopien das Ursprungsland des Kaffees ist. Dort wurde er bereits im 9. Jahrhundert erwähnt. Das Kaffeemonopol das Getränk nach Kairo, und mit der Verbreitung in Expansion des Osmanischen Reiches der Welt Alte Dokumente belegten, dass die ab dem 16. Jahrhundert eroberte Kaf- Araber seit dem 15. Jahrhundert Kaf- fee Kleinasien, Syrien, Ägypten und Im 17. Jahrhundert, mit den Anfängen fee trinken. In Istanbul soll Kaffee 1517 das südöstliche Europa. Es entstanden der Kolonialisierung, fiel das arabische erstmals aufgetaucht sein. Jeden- überall Kaffeehäuser. Kaffeemonopol. Es waren wohl Inder, falls wurde dort 1554 – nach heftiger Das Monopol des Kaffeehandels hat- die als erste keimfähige Bohnen ille- Opposition des islamischen Klerus und te die arabische Welt. Um zu verhin- gal in ihre Heimat brachten und Kaf- Staates – das erste europäische Kaffee- dern, dass Handelspartner auf die Idee feepflanzen züchteten. Im Jahr 1616 haus eröffnet. kamen, selbst Kaffee anzubauen, wur- gelang es dann den Niederländern, Der Siegeszug des Kaffees lässt sich ab den die rohen Bohnen mit heißem Pflanzen zu entwenden, diese zu züch- der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun- Wasser überbrüht. Dadurch wurden ten und in ihre Kolonien zu bringen. derts über die Grenzen Mokkas (Jemen) diesekeimunfähig. Der Kaffeeanbau Mit den Gründungen der Ostindischen hinaus kaum mehr stoppen. Über die war lange Zeit ein regelrechtes „Staats- Kompanie (1602) und Westindischen Städte Mekka und Medina gelangt geheimnis“. Kompanie (1621) gelang es den 29
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