DANKE an die wahren Leistungsträger - SONDER AUSGABE 02/20 - Arbeiterkammer ...
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MEHR FOTOS: noe.arbeiterkammer.at/respekt DAS SPECIAL ZUR CORONAKRISE M AGAZI N DE R AK NIE DE RÖSTE RRE I CH SONDER AUSGABE 02/20 DANKE an die wahren Leistungsträger UNSERE ARBEITENDEN FRAUEN UND MÄNNER IM LAND!
SCHUTZMASKE SCHÜTZE ANDERE ... und dadurch So geht’s: MASKE VOR GEBRAUCH WASCHEN. dich! 30 Sek Vor dem Aufsetzen und nach dem Abnehmen der Maske: Hände mit Dieser „treffpunkt“-Ausgabe ist eine Stoffmaske beigelegt. Seife waschen. Wichtiger Hinweis: Die Stoffmasken haben keinen FFP-Standard und schützen nicht vor Maske über Mund der Aufnahme von Viren. Auch bieten diese Stoffmasken nicht die gleiche Schutzwirkung wie und Nase tragen! chirurgische MNS-Masken. Jedoch können diese Stoffmasken verhindern, dass der Träger beim Keine durchnässten Sprechen, Husten oder Niesen kleine Tröpfchen an die Luft abgibt, und somit die Verbreitung Masken tragen! von Viren minimieren. Dies wird auch in einer Stellungnahme der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin vom 30. März 2020 festgehalten. Darüber hinaus hat sich die AK Niederösterreich bemüht, europäische Masken zu beziehen, um für Nachhaltig- keit, Umweltschutz und Wiederverwertbarkeit zu sorgen. Nicht mit den Händen ins Gesicht fassen. Das Tragen von Masken ersetzt keinesfalls die allgemeinen Verhaltensregeln in Zusammenhang mit Corona: XXHalten Sie einen Mindestabstand von einem Meter zu anderen Personen ein. Husten und niesen Sie XXWaschen oder desinfizieren Sie sich regelmäßig die Hände. in die Ellenbeuge oder XXNiesen oder husten Sie in die Ellenbeuge oder in ein Einwegtaschentuch in ein Einwegtuch. und entsorgen Sie dieses dann. Trotz Maske 1 Meter VERWENDUNG UND REINIGUNG: Abstand zu anderen XXDie Masken sind aus Leinen und Baumwolle und können wiederverwendet werden. Menschen halten! Sie können beidseitig getragen werden. XXVor dem erstmaligen Gebrauch und nach dem Tragen sind die Masken bei 60 Grad in der Maschine mit Vollwaschmittel (Normalprogramm) zu waschen und an der Luft zu trocknen. XXTragen Sie keine durchnässten Masken, da dadurch nicht verhindert wird, dass Tröpfchen weitergegeben werden. XXVergewissern Sie sich, dass die Maske Nase und Mund vollständig bedeckt. Maske bei 60° C waschen XXWaschen Sie sich nach dem Abnehmen der Maske gründlich die Hände oder und wiederverwenden! desinfizieren Sie diese mit einem zumindest begrenzt viruziden Desinfektionsmittel. Impressum: Medieninhaber, Herausgeber & Redaktion: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich, 3100 St. Pölten, AK-Platz 1, Tel.: 02742 20204. Redaktion: CR Susanna Belohlavek (sb), Reinhard Panzenböck (pp), Christoph Baumgarten (cb), Carina Karas (ck). Layout: Claudia Rauch-Gessl. Hersteller: Berger Ferdinand & Söhne GesmbH, Wiener Straße 80, 3580 Horn. Fotos: Mario Scheichel, Klaus Vyhnalek, Harri Mannsberger, Tina King, stock.adobe.com, z.V.g., Redaktionsschluss: 10. April 2020. Adressänderungen: mitgliederbetreuung@aknoe.at oder unter 05 7171-21988. t reffpu n kt 02/2 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
EDItorial MEINSTANDPUNKT MARKUS WIESER, Präsident der AK Niederösterreich Liebe Leserin, lieber Leser! Corona hat uns überrascht. Wir alle befinden uns plötzlich in der größten Krise seit der Gründung der AK Niederösterreich vor 72 Jahren. Mit einem Negativrekord an arbeitslosen Menschen, mit Kurzarbeit, mit Hunderttausenden Kolleginnen und Kollegen, die um ihren Arbeitsplatz Sorge haben, und nicht zuletzt mit massiven Einschränkungen im täglichen Leben. Diese Einschränkungen betreffen nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Familienmitglieder, unsere Freunde und Nachbarn. Aber, so einzigartig diese Lage auch ist: Ich bin überzeugt, wenn wir alle zusammenhalten, dann werden wir auch diese Ausnahmesituation bewältigen. Bis dahin aber sollten wir unseren anerkennenden Blick auf jene richten, die unser Land derzeit tragen. Es sind die zahllosen wahren Leistungsträgerinnen und Leistungsträger des Landes. Sie stehen unter anderem weiterhin in den Produktionshallen, sie verkaufen im Handel, sie arbeiten am Bau, sie leisten Kundendienst am Schalter, sie halten die Ordnung im Land aufrecht, sie pflegen und versorgen Kranke und Pflegebedürftige. Diesen wahren Leistungsträgerinnen und -trägern widmen wir die aktuelle Ausgabe unseres Mitglieder- magazins „treffpunkt“. Wir wollen ihnen damit ein kräftiges Danke für ihren Einsatz sagen. Das haben sie sich mehr als verdient. Und – es wird den Tag danach geben. Den Tag, an dem diese Krise endgültig überwunden ist. Dieser Tag darf nicht der Tag des Vergessens sein. Nein, diese wahren Leistungsträge- rinnen und Leistungsträger müssen auch danach jenen Respekt und jene Anerkennung für ihre Arbeit erhalten, die ihnen zustehen. Bis dahin ist am wichtigsten, dass sich dieses Virus nicht unkontrolliert ausbreitet und unser Gesund- heitssystem überlastet, wie wir das leider an anderen Orten der Welt sehen müssen. Als kleinen Beitrag dazu haben wir dieser „treffpunkt“-Ausgabe eine Mund-Nasen-Schutzmaske beigelegt. Schütze damit andere und dadurch dich. Schau auf dich, deine Familie und deine Mitmenschen. Dein Markus Wieser Präsident der AK Niederösterreich, Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich ©Vyhnalek Was erwarten Sie sich in Zukunft von Ihrer Arbeiterkammer? Schreiben Sie mir: m.wieser@aknoe.at n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/3
VOLLER Einsatz DRUCKEREI BERGER: Betriebsrat Werner Hackl Produzieren den „treffpunkt“! unterstützt seine Die Druckerei Berger gibt es seit 150 Jahren. KollegInnen. Ohne die Arbeit der Belegschaft wäre der „treff- punkt“, das Magazin der AK Niederösterreich, REWE ZENTRALLAGER: nicht in Ihrem Postkasten gelandet. Verlässlich und pünktlich wie immer – auch in diesen Rekordeinsatz! Zeiten. Im Zentrallager von REWE in Wiener Neudorf absolviert die Belegschaft Rekordeinsätze. Die MitarbeiterInnen hatten im März Arbeitsein- satzzeiten von täglich zehn Stunden und mehr, um Martin Greylinger: „Auch in he- die Bestellungen abarbeiten zu können. Günter rausfordernden Zeiten kümmern Thonabauer, Leiter der Lagerlogistik, sagt: „Zu- wir uns gerne um die Anliegen sammenhalt und Hilfsbereitschaft sind sehr hoch!“ unserer Kunden und sorgen für Angestelltenbetriebsrat Werner Hackl bestätigt: optimale Druckqualität und „Was die Beschäftigten von REWE leisten, ist Jürgen Lausch: „Die Treue unserer Kunden Termintreue.“ sensationell. Ich bemühe mich darum, dass sie ermutigt uns besonders in diesen Zeiten. Zusam- gesund bleiben. Ich bin ständig im Austausch mit menhalt und Verlässlichkeit bekommen verstärkt meinen Arbeitgebern. Vieles ist uns gelungen, etwa Bedeutung.“ Sicherheitsvorrichtungen in den Filialen. Mein Ap- pell an die Kunden wäre: Bitte, gebt acht auf meine Kolleginnen und Kollegen in den Filialen!“ ARBEIT IM HANDEL: Dankbare Kunden! AMS: Großer Ansturm! Sie leisten unter schwierigen Bedingungen Außergewöhnliches. Die Situation ist Durch die Coronakrise ist die Zahl der Arbeitslosen momentan alles andere als einfach, trotzdem sorgen sie mit ihrem Engagement für enorm gestiegen. Ende März lag die Zahl der arbeitslosen die Grundversorgung der Bevölkerung. Gerade jetzt ist deutlich zu sehen, welch Personen niederösterreichweit bei 78.440 — um 26.376 wertvollen Beitrag die MitarbeiterInnen im Lebensmittelhandel für unsere Gesell- über dem Vorjahreswert. Vor allem getroffen hat es die schaft erbringen. Dafür gibt es auch von vielen KundInnen Anerkennung. Beherbergung und Gastronomie sowie die Baubranche. Das ist eine enorme Herausforderung für das AMS NÖ und seine MitarbeiterInnen, die auch die Betriebe bei Anfragen und Anträgen zur Kurzarbeit unterstützen. Stellvertretend für viele Engagierte das Team aus Krems. Petra Dürr: „Zusammenhalt im Team ist groß. Gemein- Senka Ibrahimovic, sam schaffen wir Filiale Gerasdorf: das!“ „Abstand halten!“ Waltraud Stadler, Regine Prochaska: Filiale Ybbs/D.: AMS-MitarbeiterInnen Petra Kocnar und „Schauen „Es ist genug Ware Christian Glück. aufeinander!“ für alle da!“ t reffpu n kt 02/4 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz SEMPERIT: „Wir machen Handschuhe!“ Semperit produziert in der Sparte Medizintechnik auch die so wichtigen OP-Handschuhe. gut gefüllt: „Wir sind von di- versen Rohstoffen abhängig, aber solange die Lieferkette funktio- niert, produzieren wir“, berichtet Arbeiterbetriebsrat Michael Schwiegelhofer, der ständig mit allen MitarbeiterInnen Kontakt hält. Sicherheitsmaßnahmen. Homeoffice für alle, deren Tä- SPAR LOGISTIK: tigkeit das zulässt, und versetzte Arbeitszeiten bei den Schichten Voll dabei! sorgen dafür, dass möglichst we- Versorgung gesichert. Bisherige Rekordeinsätze „Dieser Handschuh ist ok!“ Mitarbeiter Abel Terziu nige Personen zusammenkom- – vor allem im März zu Zeiten der Hamster- beim Prüfen von OP-Handschuhen. men, alle haben Fläschchen mit käufe – haben ihrer Gesundheit und ihrem Desinfektionsmittel bekommen. Arbeitseifer glücklicherweise nichts anhaben In 24 Stunden werden im Wimpassinger Es gibt Schutzmasken und Handschuhe können. Und auch nicht ihrer guten Laune: Werk rund 500.000 Paar OP-Handschuhe für alle. Das Rauchen wurde auf zwei Per- „Wir stellen die Versorgung sicher!“, ist dieses produziert. Trotzdem wird vorsichtshalber sonen pro Raucherraum beschränkt, beim Team von SPAR Logistik überzeugt. Im Bild Kurzarbeit angemeldet. Ob es tatsächlich Eingang stehen Schilder mit der Bitte, von links nach rechts: Christian Mitterlech- dazu kommen wird, war zu Redaktions- Abstand zu halten. Die Kantine ist längst ner, Andre Lenz, Sonja Bauer, Michael Höfer, schluss ungewiss. Die Auftragsbücher sind geschlossen. Günter Zeiner. VOLKSHILFE: „Für die Menschen da!“ Mobile Pflege. Betriebsrätin Branika Hedji (li.) von der Volkshilfe KUPFER AUS NÖ: Produktion läuft! Neunkirchen und ihre KollegInnen Bei Wieland Austria in Enzesfeld arbei- Sorge um Kinder und Eltern. Natürlich sind weiterhin für die Menschen tet die Belegschaft weiter Aufträge ab. hört der Betriebsrat auch hin, wenn es um da. Sie sind in der mobilen Pflege private Sorgen – Betreuung der Kinder, tätig. Ihnen ist aber wichtig, dass Ob Stangen, Drähte, Rohre: Jährlich Wohnen mit betagten Eltern – geht. Pro- nur jene das Haus verlassen, die das auch wirklich verlassen mehr als 35.000 Tonnen Kup- bleme gibt es viele. müssen. „Haltet euch an die Bestimmungen, haltet fer- und Kupferlegierungsprodukte den Abstand, bleibt‘s daham!“ Dieser Meinung sind auch Traditionsbetrieb. Doch mit Corona ist ihre Kolleginnen aus Mödling, DGKP Melanie Pichler und Unsicherheit eingezogen. Der Vorsitzende PA Sabrina Röcher (u.). des Arbeiterbetriebsrats, Michael Hawel- ka, versucht, das Beste für die Belegschaft herauszuholen: „Die meisten Kolleginnen und Kollegen haben Angst und sind ver- unsichert. Genauso verstehen viele nicht, weshalb sie weiterarbeiten müssen, obwohl die Bewegungsfreiheit so stark einge- schränkt ist. Auch ‚wünschen‘ sich, meiner Meinung nach, viele, dass endlich Kurzar- beit in unserem Unternehmen eingeführt wird. Aber die Aufträge müssen abgearbei- Arbeiterbetriebsrat Michael Hawelka: tet werden, sodass zurzeit Kurzarbeit nicht „Also ich bin weder ein Held noch sonst in Anspruch genommen werden kann.“ etwas Besonderes!“ n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/5
VOLLER Einsatz WOLFGANG WALLNER: „Solidarität ist mehr als ein Wort!“ Bei Pipelife Austria in Wiener Neudorf werden Kunststoffrohre erzeugt. Krisenbe- Manfred Prokop: „Ich beantworte die dingt hat der Betriebsrat eine Kurzarbeits- offenen Fragen der Kollegen!“ vereinbarung ausgehandelt. Wolfgang Wallner (re.) ist Vorsitzender des KÖNIG & BAUER: Arbeiterbetriebsrats, er war an den Ver- handlungen maßgeblich beteiligt: „Ich habe plätze in der Kantine gesichert. Obwohl das Personal dort einer Fremdfirma angehört, „Monteure heimgeholt!“ neben einer Kurzarbeitsvereinbarung für alle Kolleginnen und Kollegen, auch die Leihar- fühlte ich mich dazu verpflichtet! Außerdem geben wir als Betriebsratsteam einen entspre- Beim Druckmaschinenbauer König beitskräfte, zusätzlich noch ein Gratis-Menü chenden Zuschuss aus dem Betriebsratsfonds & Bauer gelang es, alle Monteure für alle während der Kurzarbeit ausverhandelt. an die Kolleginnen und Kollegen weiter, um rechtzeitig heimzuholen. Das war mir ein wichtiges Anliegen, weil sie auch hier die Gehaltsbußen etwas abzufedern. aufgrund der Gehaltseinbußen höhere Kosten Solidarität ist für mich nicht nur ein Wort, In der Firma war man auf die Krise vor- im Monat zu tragen haben. Durch dieses sondern ich lebe es mit jedem Atemzug. Nie- bereitet. „Wir haben genügend Desin- ‚Zuckerl‘ waren natürlich auch die Arbeits- mand darf im Stich gelassen werden!“ fektionsmittelspender angeschafft. Ein großer Kraftakt war es aber, die externen Monteure heimzuholen“, berichtet Ange- PRIMARK: Verhandeln Kurzarbeit! stelltenbetriebsrat Manfred Prokop. Problem für geringfügig Beschäftigte. Sibel Erdinc Kurzarbeit. Das Unternehmen hat ist Betriebsrätin bei der Modekette Primark und Kurzarbeit beantragt. „Wir haben eine ÖGB-Frauenvorsitzende der Thermenregion Wiener- WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der wald: „Bei uns verhandeln wir gerade Kurzarbeit. wir Infos der Geschäftsführung und der Viele Angestellte arbeiten geringfügig. Sie dürfen Betriebsräte veröffentlichen“, so Prokop. keine Kurzarbeit machen. Deshalb stehen sie vor Arbeiterbetriebsrat Gerald Kolinsky einem großen Problem. Viele sind Alleinerziehende (li.) bestätigt: „Wir oder studieren. Ihre Rechnungen müssen sie aber ziehen an einem weiter bezahlen. Ich hoffe, dass wir eine gute Lösung Strang.“ Derzeit finden werden. Diese Ungewissheit belastet viele. Ich verrichtet die Beleg- versuche, Hoffnung zu geben. Selbst wünsche ich mir, schaft nur die nötig dass diese Zeit bald wieder vorbei ist.“ sten Arbeiten vor KLÄRANLAGE GUNTRAMSDORF: Ort, der Rest erfolgt „Da geht kein Homeoffice!“ per Teleworking. Michael Schinko, Personalvertreter für die Marktgemeinde Guntramsdorf, arbeitet in der BRIEFTRÄGER: „Bin stolz!“ Kläranlage. „Ich bin kein Held, ich mache nur Bezirk Gmünd. Manuel Binder aus Schrems meine Arbeit! Genauso wie meine Kolleginnen trägt nach wie vor die Post aus. Er meint: „In und Kollegen: Wir arbeiten in der Kläranlage und dieser schwierigen Zeit ist es umso wichtiger, da kann man nicht Homeoffice machen. Natür- für das Wohlergehen der Menschen zu sorgen. lich treffen wir Vorkehrungen, damit der Dienst Dazu gehört natürlich auch, dass das System gewährleistet ist. Wir arbeiten in Wochenschich- funktioniert. Ich bin ten, um bei möglichen Erkrankungen weiterhin stolz darauf, sagen zu einen aufrechten Dienst absolvieren zu können. können, ein Teil davon Schutzausrüstung ist bei uns kein Thema, da zu sein. Nur mitein- wir sowieso immer Schutzkleidung tragen, aber ander werden wir es trotzdem schwirrt die Angst vor Ansteckung in schaffen, diese Zeit zu den Köpfen herum. Meine Aufgabe ist es, darauf überstehen. Das sagt zu achten, dass meine Kolleginnen und Kollegen euch euer Briefträger!“ sich selbst schützen und geschützt werden.“ Sibel Erdinc, Betriebsrätin bei Primark. t reffpu n kt 02/6 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz PFLEGEHEIM: Kein Besuch! Im Haus der Barmherzigkeit in Horn werden SeniorInnen betreut. Es herrscht striktes Besuchs- verbot. Das Personal arbeitet in zwei Teams, die sich abwechseln. Irina Thaler, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Betriebsrätin: „Nur Notfälle können ins Spital! Trotz aller Hindernisse versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen!“ Betriebsratsvor- sitzender Manfred Käfer (li.): „Alte Menschen gehören zur besonderen Risikogruppe. Das ist für alle hier eine zusätzli- LEHRLINGE. Auch in Zeiten von che psychische Belastung.“ Corona ist es wichtig, die Arbeit der Lehrlinge zu fördern, heißt es bei Die Arbeit geht weiter. der Baugesellschaft Reissmüller in Waidhofen an der Thaya. Die Lehr- IM SPITAL: „Abstand halten schwierig!“ MONDI: Betrieb aufrecht! Seit 33 Jahren Krankenschwester. Heidi linge Kevin Hobiger, Lukas Hofbauer und Reinhard Bräuer (von li. nach Beim internationalen Verpackungs- und Papier- re.) sind daher auch weiterhin tätig. Schultheis macht Dienst an der Stroke Unit unternehmen Mondi geht die Arbeit am Stand- Auf dem Bild sind sie mit einem von im Landesklinikum Niederösterreich. Sie sagt: ort Korneuburg weiter. ihnen fertiggestellten Marterl zu „Sollte sich die Situation zuspitzen, erwarte Betriebsratsvorsitzender Cüneyt Yilmaz berichtet: sehen. ich mir eine riesige Herausforderung, die es zu „Unser Standort hat sehr schnell auf Covid-19 rea- meistern gilt. Bei uns auf der Station gibt es keine giert. Es wird sehr auf den sozialen Abstand geachtet. direkte Aufnahme mehr. Kranke werden erst Die Pausenräume dürfen nur mehr von maximal drei nach einer Abklärung auf Corona aufgenom- bis fünf Leuten gleichzeitig genützt werden. Weiters men.“ Täglich wird das Personal informiert, wie wurden in Korneuburg als erstem Unternehmen sich die Corona-Lage verändert und ob es neue Schutzmasken zur Verfügung gestellt. Da, wo es Verhaltensregeln gibt. kaum möglich ist, den Mindestabstand einzuhalten, wurden Trennwände aus Plexiglas montiert, um eine Mundschutz. Schultheis meint weiter: „Es Ansteckung zu verhindern. Als Unternehmen, das ist schwer, den Sicherheitsabstand von einem sich auf die Verpackungen von Lebensmitteln und Meter bei der Pflege einzuhalten. Mundschutz medizinischen Produkten spezialisiert hat, ist es in und Schutzkleidung sind knapp. Meine größte unser aller Interesse, einen aufrechten Betrieb zu Sorge ist nicht, dass ich selber erkranke, sondern gewährleisten.“ dass ich andere anstecke. Ich wünsche mir, dass die Wertschätzung, die wir als Pflegepersonal bekommen, erhalten bleibt und es endlich eine NÖ HILFSWERK. Betriebsratsvorsit- INFO FÜR MIETER: zumutbare Personalbesetzung in der Kranken- pflege gibt.“ zende Mag. Gabriele Koubek (o.): „Für die Beschäftigten in der Thera- „Anfragen steigen!“ pie und Kinderbetreuung haben wir Kurzarbeit vereinbart. Niemand soll Helmut Hus (li.) ist für die gekündigt werden. Die Pflegekräfte Mietervereinigung Niederös sorgen sich wegen der Ansteckungs- terreich tätig: „Meine Kollegin gefahr. Wir haben mittlerweile und ich halten via Teleworking die telefonische Be- Masken, die Kunden haben sich ratung aufrecht. Wir stehen von Montag bis Freitag daran gewöhnt. Schutzausrüstung von 9 bis 12 Uhr zur Verfügung. Wir merken schon, wurde zwar rechtzeitig bestellt, aber dass der Bedarf deutlich gestiegen ist.“ es gibt hier einen Engpass. Und noch was: Anerkennung ist schön, aber ZUR INFO: Niederösterreichische Mietervereinigung, Im Dienst: für ein Danke kann sich niemand i 3100 St. Pölten, Niederösterreichring 1A, T 02742 22 55 333, Heidi was kaufen oder die Miete zahlen. E niederoesterreich@mietervereinigung.at. W mietervereinigung.at. Schultheis. Da braucht es mehr.“ n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/7
VOLLER Einsatz MANNER: Sorgen für Süßes! Bei Manner in Wolkersdorf wird auch jetzt Süßes produ- ziert. Ein Krisenstab managt die Lage. Es gibt Desinfektionsmittel, im Speisesaal fehlt jeder zweite Ses- sel und es wird Fieber gemessen. Thomas Rauch: „Apotronik macht kontaktloses Rezept möglich!“ Um alle Belange des Personals kümmert sich der Betriebsrat. „Wir haben einen Krisenstab ge- KONTAKTLOSE REZEPTE: Fernwartung bildet“, sagt Gerda Clementi, die freigestellte Betriebsrätin in Wol- kersdorf. Kurzarbeit ist Thema Rezepte ohne Arztbesuch von der Apotheke ho- oder Updates von unseren Computern aus nicht – und zwar für die Beschäftigten len? Das Unternehmen Apotronik mit Haupt- möglich sind.“ im Verkauf. Die Kommunikation sitz in Leopoldsdorf macht es möglich. mit der Wiener Zentrale erfolgt Zur Kundschaft gehören Apotheken, die von Apo- per Skype, Telefon und Mail. Sein beruflicher Alltag hat sich kaum verändert, tronik mit Hard- und Software ausgerüstet werden. Büroarbeiten werden im Home- nur der Arbeitsplatz. „Wir haben binnen Stunden office erledigt. mit der Geschäftsleitung eine Vereinbarung für TIPP ZUM KONTAKTLOSEN REZEPT. Homeoffice getroffen“, sagt Betriebsrat Thomas i Arzt oder Ärztin geben das Rezept in die ELGA Datenbank Rauch. Die Kundschaft wird von daheim aus ein, und ab diesem Zeitpunkt kann — mit Angabe der SV-Nr. — das betreut. „Die Techniker im Außendienst werden Medikament von der Apotheke abgeholt werden. Rufen Sie vorher nur bei Notfällen eingesetzt, wenn Wartungen an, um sicherzugehen, ob Ihre Medikamente vorrätig sind. APOTHEKE: Medizin statt Kosmetik! Zu Beginn der Corona-Krise gab es einen großen Ansturm in der Salvator Apotheke in Mödling. Mitt- lerweile haben Hamsterkäufe nachgelassen. Derzeit werden weniger Kosmetikprodukte und BR Gerda Clementi misst die Wohlfühlartikel gekauft, aber mehr Medikamente. Körpertemperatur. Wiltrud Steidl arbeitet hier und schildert die Lage: „Es gibt viele Anfragen zu ‚Wie verhalte ich mich Prämien. „Von der Firma werden richtig?‘. Wir beraten mehr übers Telefon und stellen Prämien an alle Beschäftigten neben dem normalen Apothekenalltag große Mengen ausgeschüttet. Gut, dass diese an Desinfektionsmittel her. Eine weitere Herausforde- steuerfrei gestellt werden, denn rung ist die Bewältigung der E-Medikation, die noch auch die Produktionskräfte Neuland ist. Wir arbeiten in zwei Teams, die keinen Hinter Glas: Wiltrud Steidl an ihrem Arbeits- leisten viel“, sagt Betriebsrätin Kontakt zueinander haben.“ platz, in der Salvator Apotheke in Mödling. Clementi. t reffpu n kt 02/8 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz TRAKTIONSSYSTEME: die neuen Hygienestandards eingeschult. Beson- ders wichtig war es mir, jene, die zur Risikogruppe Auf Abstand! gehören, zu informieren. Ich wollte sie überzeu- gen, Alturlaub oder Zeitausgleich zu verwenden, Die Firma Traktionssysteme um sie aus der Gefahrenzone zu bekommen. Austria in Wiener Neudorf Daneben gibt es viele emotionale Gespräche. Es Fitim Shabani in der Sparte stellt elektromechanische geht meistens um Ängste! Um die Angst, krank zu Produktion Butter/Topfen. Antriebe für Schienen- und Straßenfahrzeuge her. werden, den Job zu verlieren, oder die Sorge um Karl Ricker (li.), Vorsitzender des Arbeiterbe- einen nahen Angehörigen. triebsrats, sieht es derzeit als seine erste Aufgabe, NÖM: „Liefern normal aus!“ für ausreichend Sicherheit zu sorgen. Die meisten wünschen sich Klarheit, dieses stän- Die Arbeit der 300 Beschäf- „Wir haben die Arbeitsplätze versucht, so zu dige Erweitern, ohne ein Ziel vor Augen, verunsi- tigten bei der NÖM Baden ist gestalten, dass der Mindestabstand von einem chert. Ich hoffe, dass dies bald zu Ende ist“, erklärt so gefragt wie immer. Meter eingehalten werden kann. Alle wurden auf Ricker. „Wir liefern normal aus, zum Teil haben wir sogar mehr SCHAEFFLER: Kurzarbeit in Berndorf! Aufträge gehabt“, sagt Eduard Holper, Vorsitzender des Arbei- Industrie. Die Schaeffler Gruppe liefert Prä- terbetriebsrats. „Zeitweise war zisionskomponenten und Systeme für Motor, es eng, weil das Verpackungsma- Getriebe und Fahrwerk sowie Walz- und Gleit- terial knapp wurde. Die Kar- lagerlösungen für eine Vielzahl von Industriean- tonlieferungen wurden an der wendungen. Im Berndorfer Werk ist schon länger ungarischen Grenze aufgehalten.“ Kurzarbeit angesagt. Betriebsrat Stefan Schiessl: Auf die Infektionsgefahr haben „Wir sind wegen der Auftragslage schon seit Firma und Betriebsrat so gut Jänner in Kurzarbeit. reagiert wie möglich: „Alle, die zu Risikogruppen gehören, sind Wir suchen jetzt um Verlängerung nach dem bei voller Bezahlung nach Hause Betriebsrat René Pfister: Für die Sicherheit der Corona-Gesetz an. Im Arbeitsablauf schauen geschickt worden. Da war die Beschäftigten! wir darauf, dass unsere Mitarbeiterinnen und Firma sehr sozial. Bis auf wenige Mitarbeiter einen Meter Abstand halten können. Ausnahmen sind die Angestell- Das ist bei manchen Reparatur- und Wartungs- ten in Homeoffice.“ Der Schicht- AUSTRIAN AIRLINES: arbeiten bei Anlagen schwierig, dort tragen die betrieb ist umorganisiert, sodass Auf dem Boden! Kolleginnen und Kollegen Masken. Die Pausen- zeiten haben wir gestaffelt, damit wenig Men- sich die Beschäftigten so wenig wie möglich begegnen. Reisen und Flugverkehr waren gestern. Heute schen im Pausenraum sind. Verdachtsfälle haben bleiben die Flugzeuge im Hangar. Die Ausbrei- wir glücklicherweise bisher keine.“ tung des Coronavirus hat weltweit zu Einreise- beschränkungen und einem Rückgang der Nach- frage an Flugreisen geführt. Daher hat Austrian Airlines den regulären Flugbetrieb mit 18. März 2020 vorübergehend eingestellt. Bis dato sind alle Flüge bis 3. Mai 2020 gestrichen. Kurzarbeit. Der zu Redaktionsschluss in Ver- handlungen zur Kurzarbeit befindliche AUA-Be- AGRANA: Lehrling aktiv. Florian triebsratsvorsitzende (Boden) René Pfister Fritscher (o.) geht nach wie vor zur fordert ein Aussetzen der vom Management Arbeit. Der junge Mann ist Lehrling geplanten Personalabbaumaßnahmen: „Wir im 2. Lehrjahr bei der Firma Agrana hoffen alle, dass die Folgen der Corona-Krise Zucker in Leopoldsdorf. Der Betrieb rasch überwunden werden. Für diese schwierigen läuft weiter und die Beschäftigten Zeiten brauchen die Beschäftigten ein Maß an kümmern sich gewohnt professio- Sicherheit und Berechenbarkeit, an dem wir alle nell um die Zuckererzeugung. Denn intensiv arbeiten müssen.“ Eugen Pop arbeitet in der Lagerfertigung. Zucker braucht das Land. n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/9
VOLLER Einsatz ÖGK: Fragen nach Krankengeld IM HORT: „Wir sind da!“ Beate Anglmayer (u.) ist Betriebs- Auch die Kleinkinder, deren Eltern trotz Corona an ihrem rätin in der Österreichischen Arbeitsplatz tätig sind, müssen betreut werden. Dafür Gesundheitskasse: „Unsere Kun- sorgen in Ternitz (v. li.): Martina Hattenhofer (Kinderbe- denservicestellen sind geschlossen, treuerin), Corinna Doppler, MA (Leitung). Sabine Reisenauer aber wir bemühen uns, telefonisch (Lerntrainerin und Stützkraft) und Sonja Polz (Hortpäda- und per E-Mail rasch Auskünfte zu gogin). erteilen. Oft kommt es vor, dass das Krankengeld nicht sofort angewie- sen werden kann. Teils liegt es an fehlenden Unterlagen, manchmal auch daran, dass wir mit halber Mannschaft die laufenden Aufgaben bewältigen.“ Zwei Teams. Gearbeitet wird in zwei Teams im wöchentlichen Wechsel, soweit möglich, im Homeoffice. „Als INSTALLATEURIN BIANCA FLIS: „Bei uns klappt das!“ Betriebsrätin ist es auch meine Baustelle. Bianca Flis (27) arbeitet als Installateurin bei Aufgabe, das Team zu stärken. einer Firma in Enzersdorf an der Fischa. Die Mutter eines Außerdem hatte ich letzte Woche Sohnes macht sich natürlich jetzt so ihre Gedanken, ist über 20 Stunden aber grundsätzlich optimistisch: „Ich bin zurzeit auf einer Telefondienst. größeren Baustelle zugeteilt. Unser Chef schaut immer Zusammenhalten genau drauf, ob nicht zu viel Leute dort sind. Er kümmert ist unser Motto sich da echt super drum. Jede und jeder weiß, wie er sich jetzt und verhalten muss und das klappt bei uns super. Ich bin froh, MÖDLING: Pflegezentrum auch nach der dass ich meinen Arbeitsplatz behalten durfte, das ist Krisenstab. Der Betriebsrat des Pflege- und Betreuungs- Pandemie.” derzeit nicht in jeder Firma selbstverständlich.“ zentrums Mödling berät sich täglich mit der Arbeitge- berseite. Die MitarbeiterInnen werden laufend informiert. „Durch die konstruktive Zusammenarbeit und das Mitwir- BAUHOF TERNITZ: „Müll gibt es immer!“ ken aller Beteiligten konnte bisher erreicht werden, dass Auch in der Krisenzeit fällt Müll an. Die Belegschaft vom bis 1. April weder beim Personal noch bei den Bewohnern Bauhof Ternitz ist stets bemüht, die Stadt sauber zu halten. Infektionen vorliegen. Wir stellen Handcremen bereit, weil Von links: Tanja Haselgruber, Rudolf Haindl, Walter Duchan, das Desinfektionsmittel trockene Haut verursacht. Für das Herbert Reiterer, Peter Leinweber, Wolfgang Haider und seelische Wohl haben wir Mannerschnitten verteilt“, sagt Franz Steiner. Personalvertreter Werner Pannagl. VOLKSHILFE Wiener Neustadt Die Volkshilfe ist wie viele Unter- nehmen der Sozialwirtschaft in Krisenzeiten für die Menschen da. Uta Leber, Leiterin der Sozialstation der Volkshilfe in Wiener Neustadt (o.): „Wir betreuen unsere Kunden weiter je nach Bedarf! Wichtig für uns ist, dass HAUSTECHNIK: „Muss weiterlaufen!“ sie die Grundversorgung erhalten und Roman Werner (re.), Schlosser und auch fachspezifisch betreut werden! Betriebsrat, hält die Haustechnik Die Stimmung im Team ist gut und im Landesklinikum Wiener Neu- alle Mitarbeiter halten sich an die stadt am Laufen. Hygienevorschriften!“ Das Team hält zusammen! t reffpu n kt 02/10 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz ausrichtung und wurden in den neuesten Sicher- BADENERHOF: Kurzarbeit bis Mitte Juni heitsmaßnahmen unterwiesen. Ein großer Erfolg Der Badenerhof muss seine Pforten schließen, und ein Zeichen der Sozialpartnerschaft im Betrieb aber eine Therme lässt sich nicht so einfach war die rasche Einigung, stilllegen. dass der Gehaltsverlust von 10 bis 20 Prozent vom BRV Gruber: „Niemand soll seinen Christian Gruber, Vorsitzender des Arbeiterbe- Arbeitgeber übernommen Arbeitsplatz verlieren.“ triebsrates (re.), sagt dazu: „Gemeinsam mit der wird. Neben diesen Erfolgen Geschäftsleitung haben wir beschlossen, bis Mitte setzen wir uns als Betriebs- Juni Kurzarbeit anzumelden, um unsere Arbeitsplät- ratsteam regelmäßig mit der TRIUMPH: ze zu sichern und nach der Krise wieder mit unseren Fachkräften starten zu können. Die Personen, die Arbeitgeberseite zusammen und besprechen die weiteren Rasch entschieden! vor Ort das Hotel am Laufen halten, tragen Schutz- Maßnahmen.“ Beim Wäschehersteller Tri- umph International war Kurz- arbeit die logische Lösung. MÜLLABFUHR: In Wiener Neustadt sind der Entwicklungsbereich sowie das „Ohne uns Vertriebs- und Logistik-Zentrum von Triumph angesiedelt. Dort geht’s nicht!“ trifft man nur noch vereinzelt Be- schäftigte. „Es gibt noch ein paar „Als ich unlängst im Dienst war, Projekte abzuschließen“, sagt kam eine Frau vor die Tür und Betriebsratsvorsitzende Gabriele sagte: ‚Danke für eure Hilfe in Gruber. Ihre Branche trifft die dieser schweren Zeit.‘ Solche Corona-Krise mit voller Wucht. Aussagen weiß man zu schätzen. „Der Absatzmarkt ist mit den Die Müllabfuhr ist für viele Schließungen der Geschäfte welt- Menschen normalerweise was weit eingebrochen.“ Es war von Selbstverständliches. Aber ich Anfang an klar, auf Kurzarbeit denke, gerade jetzt, wo deutlich umzusteigen. „Die Geschäftslei- mehr Müll anfällt, weil die tung hat sofort deutlich gemacht, Leute größtenteils daheim sind, dass sie niemanden kündigen fangen viele an, unsere Arbeit will. Wir sind ständig miteinan- zu schätzen. Wir achten darauf, der in Kontakt und halten uns dass wir untereinander mög- auf dem Laufenden.“ lichst wenig Kontakt haben, fahren gestaffelt, damit in der Zentrale nicht zu viel los ist. Es gibt Kollegen, die Angst haben. Ich habe keine, schütze mich aber, wo ich kann. Die Arbeit muss gemacht werden – ohne Franz Janker arbeitet bei der Müllabfuhr Melk. Müllabfuhr geht’s nicht.“ ZEMENT VON LAFARGE. Im Lafarge ÄNGSTE IM BETRIEB: „Sorge für Rückhalt!“ Zementwerk in Mannersdorf am Gerald Friedmann, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrates von Frauen Leithagebirge geht der Alltag trotz thal Service (li.), einem weltweit tätigen Handelsbetrieb für Sanitärzube- Corona weiter. Damit die Baustellen hör in Perchtoldsdorf: „Gemeinsam mit der Geschäftsleitung haben wir versorgt werden können, arbeiten eine Kurzarbeitsvereinbarung getroffen, die im Sinne aller Beteiligten die Beschäftigten auch jetzt auf ist. Außerdem haben wir als Team für die nötige Sicherheit in dieser sehr Hochtouren. Sie gewährleisten, dass fordernden Zeit gesorgt. Da Unsicherheit und Angst sehr hoch sind, die Baubranche ihre Arbeit auch versuche ich, soweit ich kann, für den nötigen Rückhalt zu sorgen.“ weiterhin verrichten kann. n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/11
VOLLER Einsatz NOTBETRIEB: „Wir stellen uns um!“ Die Beschäftigten der BMI Group am Standort Pöchlarn decken und dichten normalerweise mit ihren Produkten und Systemen alle Arten von Dächern: vom Einfamilienhaus mit Steildach ÖBB: Ohne Strom über Dachlösungen auf städtischen Wohnanla- gen bis hin zur funktionalen Abdichtung von BRV Angestellte Astrid Jankowitz und geht nix! Industriegebäuden. Jetzt ist alles anders. BRV Arbeiter Otmar Punz. Züge können nur fahren, wenn die Das Unternehmen hat sich zu Redaktionsschluss Oberleitung in Ordnung ist. auf Kurzarbeit eingestellt. Der Betriebsrat – für Situation eines Notbetriebes und Kurzarbeit Angestellte und für Arbeiter – ist in der Krise umzustellen, dies ohne Betriebsversammlung Auf der Westbahnstrecke zwischen besonders gefordert. „Die Corona-Krise verlangt nur über soziale Medien, war eine völlig neue Loosdorf und St. Valentin wird auch uns Betriebsrätinnen und Betriebsräten Herausforderung. Wir sagen hier: Danke für die die Anlage gewartet und entstört. maximale Flexibilität ab. Innerhalb kürzester gute Zusammenarbeit“, beschreiben Otmar Punz „Es sind nur ein paar Baustellen Zeit die Kolleginnen und Kollegen auf die neue und Astrid Jankowitz die Stimmungslage. abgesagt worden. Alle anderen Arbeiten werden in der gewohnten Qualität durchgeführt“, berichtet Manuel Helm, Systemtechniker und Betriebsrat. Das Team von ÖBB KLÄRANLAGE: „Ausfall wäre katastrophal!“ Infrastruktur wartet und entstört die Oliver Widhalm ist Würde die Kläranlage ausfallen, gäbe es eine Oberleitungsanlage. mit zwei Kollegen Megakatastrophe. Die Messwerte müssen stän- für die Kläranlage dig geprüft werden, damit sie auch passen. Sonst Gefordert. „Na ja, ohne Strom St. Valentin verant- wäre das äußerst schädlich für die Umwelt. Und fahren eben nicht mehr so viele wortlich. die Pumpen dürfen auf keinen Fall verstopfen. Züge“, schmunzelt Helm und meint: Würde das passieren – Feuchttücher verur- „Wir sind ähnlich gefordert wie die Ohne Oliver Wid- sachen oft eine Verstopfung, die wir beheben Heldinnen und Helden in Super- halm und seine Kolle- müssen – gäbe es einen Rückstau. Der markt oder Spital. Denn alle, die sich gen ginge gar nichts. würde zur Überschwemmung in den Haushalten jetzt einem Risiko aussetzen, müssen Denn dass die Anlage führen.“ fürchten, dieses Virus nach Hause zu weiterlaufen muss, ist tragen.“ Oliver Widhalm hält als klar. „Momentan bin Schützen wir uns. Und wie geht der Klärwärter Klärwärter den Alltag ich allein im Dienst, mit der Situation jetzt um? „Ich mache mir am Laufen. sonst sind wir zu keine Sorgen, denn du kannst eh nix machen. dritt. Aber wir halten Ich schütze mich, habe persönliche soziale Kon- Abstand und dürfen nicht zusammenkommen, takte abgebrochen und beschränke mich aufs denn wir müssen unbedingt gesund bleiben. Telefonieren.“ BONAVENTURA: Freie Fahrt! Die Mit- KLÄRANLAGE Stockerau arbeiterInnen der Firma Bonaventura Damit die Abfallwirtschaft funkti- Services GmbH sind ständig im Einsatz. oniert, sind unzählige Arbeiten in Sie ermöglichen den AutofahrerInnen der Kläranlage nötig. Das Team der eine freie Fahrt. Am 2. April mussten sie Stadtgemeinde ist — Krise hin oder — im Bild Helmut Matich — ausrücken, um her — voll im Einsatz: den Schotter, den ein Lkw auf Höhe des Thomas Poisinger (ganz li.), Gewerbeparks Kagran verloren hatte, von Norbert Rak, Thomas Okenka der Fahrbahn zu entfernen. und Natascha Reich. t reffpu n kt 02/12 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz MARKUS REISS, Betriebsratsvorsitzender ESSEN AUF RÄDERN: „Kontakt fehlt schon!“ der Elektronikfirma EGSTON in Eggen- Werner Wolf (u.) ist für Essen auf Rädern in St. Valentin burg: „Ich muss die Kolleginnen tätig: „Wir liefern jetzt ein paar Essen mehr aus als früher. und Kollegen, die sich im Homeof- Das ist aber nicht die größte Veränderung. Was wir und fice befinden, weiter bestmöglich unsere Kundinnen und Kunden schon spüren, ist, dass wir informieren und betreuen. Sitzungen jetzt keinen direkten Kontakt mehr zu ihnen haben dürfen. finden größtenteils per Videokon- Viele Leute leben ja außerhalb der Ortschaft und allein. ferenz statt. Ein Problem: Unsere Die waren immer froh, wenn wir ein paar Worte mit ihnen Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- gewechselt haben und für uns ist das ja auch was Schönes. mer aus Tschechien können wegen Jetzt dürfen wir das Essen nur mehr vor die Tür oder vors der Grenzsperren zu den Nachbar- Haus stellen. Da rufen schon Leute bei uns an. Sie verste- ländern gar nicht mehr in die Firma hen es, sie sind aber auch ein bisschen traurig. Wir freuen kommen.“ uns schon auf die Gespräche mit unseren Kundinnen und QUARZWERKE MELK: Antrag auf Kurzarbeit! Kunden, wenn das vorbei ist.“ Quarz, Kaolin und Feldspat sind unverzichtbare Rohstoffe für die Bauindustrie. Die Quarzwerke in Melk sind mit der Gewinnung, Aufbereitung und Veredelung der Industriemi- neralien beschäftigt. Das 130 Jahre alte Familienunterneh- men musste nun krisenbedingt einen Antrag auf Kurzarbeit stellen. „Aufgrund des absehbaren Absatzeinbruches wegen der COVID-19-Pandemie und der dadurch geschlos- senen Baumärkte und stillgelegten Baustellen wird ein Antrag auf Kurzarbeit eingebracht. Der Beginn dieser Kurz- arbeit richtet sich nach den tatsächlichen Absatzmengen, welche nun unter genauer Beobachtung stehen“, berichtet Betriebsrat Alexander Hollaus (oben li. mit Team). „Freuen uns schon auf die Gespräche mit unseren REHA-KLINIK: Geöffnet! KETTENSÄGEN: Kundinnen und Kunden!“ In der Klinik Pirawarth geht der Betrieb trotz Coronakrise Bisher 90 Prozent weiter — allerdings unter geänderten Bedingungen. Es exportiert! können zurzeit nur Rehabilitationen nach einem akuten Die Firma Prinz ANNA STOCSITS. Betriebsratsvorsitzende bei Kienast Großhandel neurologischen Krankheitsgeschehen durchgeführt wer- Kettensäge- in Gars/Kamp: „Die Kolleginnen und Kollegen können nur den. Die PatientInnen werden direkt über das Krankenhaus technik stellte abwechselnd im Betrieb sein, damit wir den geforderten aufgenommen. Küchenchef Rainer Richard (vorne) und mit 23. März Sicherheitsabstand auch einhalten können. Und im Groß- Raffael Hafner sorgen nach wie vor für das leibliche Wohl. ihre Produktion auf Kurzarbeit um. handel — wir handeln mit Gütern des täglichen Bedarfs, Bis dahin gingen über 90 Prozent vornehmlich mit Lebensmitteln — sind die Beschaffung und der gefertigten Maschinen in den Verteilung der Waren momentan sehr herausfordernd.“ Export. Aufgrund der derzeitigen Situation wurden Aufträge storniert und die Nachfrage ging zurück. Eine schwierige Situation auch für den Betriebsratsvorsitzenden Walter Resch (o.): „In dieser angespannten Lage sichert das Modell der Kurzar- beit Arbeitsplätze und einen Großteil unseres Einkommens, auf das wir angewiesen sind. Wichtig ist vor allem auch, dass die Regeln der Kurzarbeit eingehalten werden. Wir sind dankbar, dass durch die Sozialpartnerschaft die Abwicklung so schnell möglich war und dadurch viele Kündigungen verhindert wurden.“ BRV Anna Stocsits (re.) mit Kollegin Theresa Schubert. n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/13
SICHER& gesund RETTUNGSKRÄFTE: „Mittendrin“ Nach den Vorbereitungen auf die Infektionswelle ging es mit den Corona-Einsätzen am letzten März-Wochenende so richtig los. „Wir finden jetzt eine Situation vor, die uns zwingt, andere Prioritäten zu setzen“, sagt Sanitäter Cle- mens Gebath, Betriebsrat beim Arbeitersamariter- BR Clemens Gebath vom ASBÖ. bund (ASBÖ) St. Pölten. Krankentransporte finden FEUERWEHR: seit den Schließungen von Ambulanzen nur spora- disch statt. Dafür ist gute Vorbereitung gefragt. ausrüstung hat höchste Priorität, anderseits muss man damit aber sparsam haushalten. Wir sehen am Vorgaben Abläufe üben. „In erster Linie üben wir Ein- satz-Abläufe, um sie zu verinnerlichen. Gleiches Beispiel anderer Länder, wie schnell das Material ausgehen kann“, sagt Betriebsrat Stefan Dolenetz vom niederösterreichischen Roten Kreuz. einhalten! gilt für den Umgang mit den Schutzausrüstungen“, so Gebath. Relevant wird das spätestens, wenn Tests durchführen. Die Rettungskräfte sind es Teams geteilt. Bei der Feuer- die Infektionswelle hierzulande ihren Höhepunkt auch, die in die häuslichen Quarantänen eintreten wehr St. Pölten Stadt wurde die erreicht. Die ersten Vorboten machen sich schon müssen, um Verdachtsfälle mittels Tests zu bestäti- Mannschaft in drei Teams auf- bemerkbar. Gebath: „Üblicherweise ist bei 200 bis gen oder um Entwarnung zu geben. Dafür wurden geteilt. „Wir haben alle Zimmer 300 Einsätzen vielleicht einer dabei, wo wir eine Teams zusammengestellt und geschult. Bereits von Zweibett auf Einbett umge- Schutzausrüstung brauchen. Mittlerweile legen wir die letzten März-Tage brachten mit Hunderten baut. Wir legen größten Wert auf sie mehrmals täglich an.“ Neuinfektionen alleine in Niederösterreich die Einhaltung aller Vorgaben der dramatische Wende. Praktisch über Nacht spitzte Regierung“, erklärt Max Ovecka. Logistik planen. „Es ist eine große Herausforde- sich die Lage zu. Stefan Dolenetz: „Mittlerweile Türschnallen und sonstige ge- rung für uns, unsere Einsatzkräfte optimal zu schüt- bereiten wir uns nicht mehr vor, sondern wir sind fährdete Stellen werden desinfi- zen. Die Ausstattung unserer Leute mit Sicherheits- schon mittendrin.“ ziert, ebenso alle Fahrzeuge vom Lenkrad bis zu den Funkgeräten. ASBÖ: „Jeden Handgriff überlegen!“ ÖGK: Auch bei Zahnweh! Ihr Job ist an sich schon eine tägliche Heraus- Julia Rasztovits (u.) arbeitet im forderung, aber jetzt sind die Zeiten für Einsatz- ÖGK-Kundenservice Neunkirchen. kräfte besonders schwierig. Sie ist eine von 12.000 MitarbeiterIn- nen der Österreichischen Gesund- Das bekommt auch Natascha Bachleitner zu heitskasse (ÖGK). Die Zahngesund- spüren. Sie ist hauptberufliche Notfallsanitäterin heitszentren sind — bei telefonischer beim Samariterbund Ebreichsdorf und dort auch Voranmeldung — für Schmerzpati- verantwortlich für die technische Leitung: „Wir enten geöffnet. Die Service-Stellen stehen jetzt vor einer neuen Situation, es hat sich sind unter 05 0766-126100 erreichbar, in Bezug auf unsere Einsatztaktik einiges geändert: E-Mail: kundenservice-12@oegk.at. Jeder Handgriff ist nochmals genau zu überlegen. Alle Infos auf gesundheitskasse.at. Die Atemschutzmaske ist im Moment für mich die größte Einschränkung, aber um uns und andere zu schützen, ist sie natürlich wichtig.“ Reaktionen. Die Leute reagieren in der Coro- na-Krise ganz unterschiedlich auf Rettungskräfte – manche negativ, manche positiv. „Negativ, weil wir ja jetzt vorab ‚komische‘ Fragen stellen, und na- türlich auch sehr positiv, weil wir die Notfallversor- gung aufrechterhalten Trotz dieser Lage mache ich meinen Job sehr gerne und möchte auch nirgendwo Natascha Bachleitner: „Ich mache meine Arbeit gern!“ anders eingesetzt sein“, erklärt die junge Frau. t reffpu n kt 02/14 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
SICHER&gesund ROTES KREUZ: „Mit Freude dabei!“ POLIZEI-BETRIEBSRAT: Manuela Viehberger (u.) ist Notfall- „Spannung rausnehmen!“ sanitäterin beim Roten Kreuz — und Robert Kostolich (re.), Per- zwar in der Bezirksstelle Pöggstall. sonalvertreter der Polizei, Die junge Frau stellt sich — wie berichtet: „Kein Berufsstand ihre zahlreichen Kolleginnen und ist von der Coronakrise aus- Kollegen beim Roten Kreuz und genommen. Als Polizeibeam- anderen Rettungsorganisatio- te erleben wir Situationen, nen — den Herausforderungen, welche beim Einschreiten die die Corona-Pandemie mit sich viel Fingerspitzengefühl bringt. Sie spricht aus, was wohl verlangen. Dabei geht es viele im Einsatz für das Gemeinwohl vorwiegend um die Durchsetzung von Verordnungen, Engagierte empfinden: „Es ist eine welche vom Großteil eingehalten werden. Gegen einige abwechslungsreiche Herausforde- Unbelehrbare musste jedoch mit Anzeigen vorgegangen FEUERWEHR: Bereit! rung, welche ich mit Freude und werden.“ Begeisterung annehme. Und wenn Keine Schulungen, keine Übungen, keine Zusammenkünf- man etwas gerne macht, findet man te in den Feuerwehrhäusern. Normaler Dienstbetrieb. „Der Dienstbetrieb bleibt auf- auch die Zeit und den Mut dafür.“ Anders ist das Infektionsrisiko nicht in den Griff zu kriegen. recht und wir können in Österreich auf unsere Blaulicht-Or- Auch bei Einsätzen soll vermieden werden, dass zu viele ganisationen Rettung und Feuerwehr stolz sein. Natürlich Menschen zusammenkommen: „Nach wie vor sollten nicht macht sich die psychische Belastung auf der Polizeiinspek- so dringende Einsätze nur mit jenem Personal abgearbeitet tion bemerkbar. Ich versuche durch Gespräche, aber auch werden, das dafür unbedingt erforderlich ist. Stützpunkt- durch Heiterkeit, Spannungen herauszunehmen. Zu unserer feuerwehren ist zu empfehlen, ihre Einsatzmannschaften Situation fällt mir das Lied ‚Und immer wieder geht die in Gruppen zu gliedern, die isoliert voneinander die Sonne auf‘ von Udo Jürgens ein.“ Einsatzorte anfahren“, heißt es in einem Rundschreiben des Landesfeuerwehrkommandanten Dietmar Fahrafellner. Das Verständnis bei den über 100.000 Feuerwehrleuten ENGAGIERT: „Stehen für euch hier!“ in Niederösterreich ist groß, die Einsatzbereitschaft Die Feuerwehrmänner Peter Linsbichler und Lukas ungebrochen. Rosenbichler (u.) von der Berufsfeuerwehr Baden bei einem ungewöhnlichen Einsatz: Sie stehen mit einem Wagen voll Desinfektionsmittel und Masken beim Eingang POLIZISTIN: „Gemeinsam schaffen wir das!“ des Landesklinikums Baden, achten darauf, dass sich alle Inspektorin Bernadette Neumeyr (u.) versieht während die Zeit für die Händedesinfektion nehmen, und führen der schwierigen Zeiten engagiert ihren Dienst bei der Fiebermessungen durch. Polizei in St. Pölten. Sie sagt: „Ich sehe es persönlich auch als moralische Verpflichtung, für die Bevölkerung Niederösterreichs da zu sein und sie zu unterstützen. Gemeinsam schaffen wir das!“ ELISABETH HOLUB, Rotes Kreuz Tulln „Ich bin ehrenamtliche MA beim RK Tulln. Auch die Helfenden sind hungrig, ich habe heute die Auslie- ferung des Mittagessens für unsere Dienststellen übernommen.“ n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/15
VOLLER Einsatz IM SPANNUNGSFELD: Krisen-Manager Betriebsrat Zwischen Gesundheit und Wirtschaft. Die derzeitige Lage ist eine große Herausforderung für die BETRIEBSRÄTINNEN UND BETRIEBSRÄTE . Ihr Wirken wird – wie schon bei der Finanz krise – Tausende Jobs retten. W ährend manche Klein- und Mittelbetriebe gleich die – fiel mehr oder weniger flach: „Wir waren schon die Kündigung in den Vordergrund gestellt haben, üben Monate zuvor unmittelbar von den Fabrikschließungen Wir beliefern sich große, gewerkschaftlich organisierte Unterneh- in China betroffen. Schon damals mussten wir mit der China und ort men weitgehend in Bedachtsamkeit. Eine Schlüs- Produktion herunterfahren und Zeitguthaben ver- Mexiko. D selrolle dabei spielt der Betriebsrat. Maßnahmen, die jetzt brauchen.“ läuft es wieder. getroffen werden, wirken sich auf alle Beschäftigten aus und werden in der Regel nicht ohne Zustimmung der Belegschafts- Weiterarbeiten oder nicht. Der Faktor Zeit, die Unge- vertretung umgesetzt. wissheit, wie lange die Einschränkungen dauern, ist wohl die größte Herausforderung. Vor allem dann, wenn sich die Frage ZKW Group: Gesundheit und Wirtschaft stellt, ob ein Weiterarbeiten in der Produktionshalle über- „Wir versuchen stets, zwischen der Gesundheit der Belegschaft haupt möglich ist. „Freilich sind wir auch in der Produktion und der des Betriebs die Balance zu finden“, sagt Christian teilweise runtergefahren. Aber es gilt, Lieferketten aufrechtzu- Fußthaler, Vorsitzender des Arbeiterbetriebsrats am Wiesel- erhalten und bestehenden Verpflichtungen nachzukommen. burger Standort der ZKW Group. Auch für den Autozuliefe- Wir liefern auch nach Mexiko und China, wo die Produktion rer wirken sich Entscheidungen, die jetzt gefällt werden, auf wieder voll angelaufen ist. Wenn du da als Autozulieferer den die Zeit danach aus. Das gilt besonders für weltumspannende Betrieb schließt, kann es sein, dass du nie wieder aufsperrst“, Branchen wie die Autoindustrie und deren Zulieferer, also ge- sagt Fußthaler, „und das müssen wir den Beschäftigten erklä- nau jenes Segment, in dem die ZKW Group mit ihren Licht- ren, damit sie für die Maßnahmen Verständnis zeigen kön- system-Produkten agiert. nen. Das ist in Zeiten, in denen sich alle um ihre Gesundheit sorgen, nicht einfach. Und weil in diesen Tagen viel von den Für Kurzarbeit. Das Unternehmen setzt seit 23. März auf das Helden gesprochen wird, die – unwidersprochen – das Ge- Corona-Kurzarbeitsmodell. Der Entscheidung dafür gingen sundheitssystem und den Handel aufrechterhalten: Auch bei unzählige Skype-Sitzungen unter Beteiligung von Betriebsrat, uns gibt es Helden, die die Produktionen aufrechterhalten Personalabteilung und Geschäftsleitung voraus. „Am Ende und ihre Gesundheit riskieren.“ herrschte innerhalb dieser Taskforce die Gewissheit, dass es keine Alternative gibt, wir mussten die Kurzarbeit beantra- Gebauer & Griller Kabelwerk: Fachkräfte halten! gen, ohne die endgültigen Regeln im Detail zu kennen“, so Einen Corona-Fall gab es bislang bei ZKW noch nicht, ebenso Fußthaler. wenig im Gebauer& Griller Kabelwerk Poysdorf. Betriebsrats- vorsitzender Peter Schaludek berichtet zwar von einigen Ver- Reaktion der Belegschaft. Die Belegschaft – speziell in der dachtsfällen, „die haben sich nach den Tests aber als unbegrün- Produktion – reagierte unterschiedlich. Vor allem der Ver- det herausgestellt.“ Auch im Bezirk Mistelbach wurde ab 1. brauch von Urlaubstagen vor Antritt der Kurzarbeit stieß April auf Kurzarbeit umgesattelt. Die erste Maßnahme, die der nicht bei allen auf Gegenliebe. Und der Verbrauch von Zeit- Betriebsrat setzte, war, Beschäftigte über 60 Jahren, chronisch guthaben – eine erste und von vielen akzeptierte Bedingung Kranke und begünstigt behinderte Personen freizustellen. Zu- t reffpu n kt 02/16 n o e. ar b e ite rka m m e r.a t
VOLLER Einsatz „Als Betriebsräte agieren wir im Spannungsfeld zwischen Gesundheit der Beschäftigten und jener des Betriebes!“ Christian FUSSTHALER, ZKW Group Die beste Lösung für n! alle verhandel mindest die Stammbelegschaft soll aber ihre Arbeitsplätze be- Harte Nuss. Die täglichen Änderungen der Rege- halten. Doch ganz ohne Personalabbau ging und geht es auch lungen zum speziellen Corona-Kurzarbeitsmodell und oft hier nicht. Getrennt hat man sich vorerst – wie fast in jeder von völlig verschiedene Betätigungsfelder und Arbeitsanfor- Kurzarbeit betroffenen Firma – von Leiharbeitskräften und je- derungen innerhalb großer Unternehmen – Angestellte nen, die sich noch in der Probezeit befanden. im Homeoffice, ArbeiterInnen im Betrieb – erwiesen sich bei den Verhandlungen mit den Firmenleitungen nicht selten als Zukunft der Autoindustrie. Auch für Peter Schaludek ist der harte Nuss, die es zu knacken galt. Deshalb musste vielerorts Faktor Zeit die große Unbekannte: „Die Frage ist nicht nur, bis zur buchstäblich letzten Minute mit notwendigen Ent- wie sich die Autoindustrie in den nächsten drei, vier Monaten scheidungen und Betriebsvereinbarungen zugewartet werden, entwickelt. Es wird voraussichtlich ein ganzes Jahr dauern, bis ehe die Kurzarbeit beantragt wurde. „Rechne mit einem Jahr, bis Gelebte Sozialpartnerschaft. Wie lange die Krise auch an- Autozuliefer-Branche wieder dauern mag, der geordnete Übergang vom Normalbetrieb in Vollbetrieb aufnimmt.“ den Ausnahmezustand und wieder zurück ist und bleibt ein Balanceakt. Die Betriebsrätinnen und Betriebsräte – bestens Peter SCHALUDEK, unterstützt von Fachgewerkschaften, ÖGB und Arbeiterkam- Gebauer & Griller Kabelwerk mer – werden einmal mehr zu Krisenmanagern. Sie holen auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern das Beste für die Mitarbei- die Zulieferindustrie wieder den Vollbetrieb aufnimmt.“ Die terInnen heraus und setzen alles daran, deren Arbeitsplätze Produktion in Poysdorf geht vorerst weiter. „Unsere Maschi- für die Zukunft zu sichern. Sie leben die Sozialpartnerschaft, Foto: Mario Scheichel nen sind weit genug auseinander, dass der Mindestabstand die gerade in schwierigen Situationen dort spür- und sichtbar eingehalten werden kann. Zudem gibt es auch von der Ge- wird, wo es jetzt hart auf hart geht – direkt in den Betrieben. schäftsleitung die Zusage, dass unsere Entwicklungsabteilung während der Krise ihren Betrieb weiterführt.“ Reinhard Panzenböck n o e.a r b eiter ka m m er.a t treff punkt 02/17
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