Darf sie, soll sie oder muss sie? - OBWALDEN - Kirche Obwalden

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Darf sie, soll sie oder muss sie? - OBWALDEN - Kirche Obwalden
9/2019
                                                                                                     12. bis 25. Mai

OBWALDEN

                                                                                                              (Bild: df )

Darf sie, soll sie                                                              Sarnen Seite 8/9

                                                                                Schwendi Seite 10
oder muss sie?                                                                  Kägiswil Seite 11

                                                                                Alpnach Seite 12/13
Immer wieder taucht die Frage auf, wie weit sich die Kirche in
politische Fragen einmischen darf oder muss. Die Antworten sind Sachseln Seite 14/15
kontrovers.
                                                                    Seite 2/3   Flüeli • Melchtal Seite 16/17

                                                                                Kerns • St. Niklausen Seite 18/19

Bild: Abt Urban Federer empfängt im Rahmen der Landeswallfahrt                  Giswil Seite 20/21
die Obwaldner Regierung im Kloster Einsiedeln. Kirche und Staat pflegen
ein gutes Einvernehmen.                                                         Lungern • Bürglen Seite 22/23
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2        Thema

Diskussion zum Thema «Kirche und Politik»

Natürlich sind wir politisch
Die Gründung einer Denkfabrik
«Kirche/Politik» hat die Diskus-
sion über das Verhältnis Kirche
und Politik befeuert. Gut so! Vor-
ausgesetzt man diskutiert nicht
einfach im simplen «Links-Rechts-
Schema».

«Kirche [ist] in jedem Fall politisch
und ergreift immer Partei: entweder
für den erbärmlichen gesellschaftlichen
Status quo oder für seine verheissungs-
volle Veränderung.»

Müssten wir dieses Zitat politisch ein­
ordnen, wir würden es wohl links
aussen ablegen. Die markante Aus­
sage stammt vom heutigen Kardinal
Kurt Koch. Man kann sie in seinem
1989 erschienenen Buch «Kurskor­
rektur – Der Skandal des unpoliti­
schen Christentums» nachlesen. Kurt
Koch betreibt in diesem Buch keine
Parteipolitik. Selbst die zitierte Pas­
sage ist genau betrachtet parteipoli­
tisch völlig neutral, denn jede Partei
wird von sich selbst behaupten, sie
setze sich für verheissungsvolle Ver­
änderungen ein.

«Politik» wird häufig gleichgesetzt
mit parlamentarischer Parteipolitik.
Dieses Selbstverständnis drückt sich
im Habitus vieler Politiker aus. Sie
gehen ausgesprochen oder unausge­
sprochen davon aus, dass sie es sind,
die Politik machen. Formal macht in
einer direkten Demokratie aber jeder
Wähler und jede Wählerin Politik.
Mehr noch: Jede Bürgerin und jeder
Bürger, die auf irgendeine Weise das       Ist das Evangelium politisch? – Ganz klar ja! Aber manchmal greift das Rechts-
Gemeinwesen mitgestaltet, betätigt         Links-Schema bei christlichen Anliegen nicht mehr.
sich politisch. Selbst jene, die schwei­
gen, werden zur Partei – zur Partei        Die Schweiz hat mit all ihren Ver­      spür für das politische Engagement
derjenigen, die gerade in der Mehr­        einen, Genossenschaften, Verbänden      ausserhalb parlamentarischer und
heit sind.                                 und Stiftungen ein ausgeprägtes Ge­     parteilicher Strukturen. Und genau in
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Thema           3

diesem Sinne sind die Kirchen ganz        Die Forderung «Kirche hat sich von      schaft tötet», wurde er von linker
selbstverständlich politisch, weil sie    der Politik fernzuhalten» muss vor      Seite gelobt. Bürgerliche Kreise hin­
das Gemeinwesen mittragen und mit­        ihrem historischen Hintergrund ver­     gegen beschieden dem Papst sofort,
gestalten.                                standen werden. Von einem «Rückfall     sich doch bitte nur zu Dingen zu
                                          ins Mittelalter» zu sprechen, bringt    äussern, von denen er eine Ahnung
Kirche ist mehr als                       allerdings wenig Erkenntnisgewinn.      habe. Als er dann Abtreibung mit Auf­
ihre Ämter                                Vielmehr sind die Wurzeln im Kul­       tragsmord verglich, applaudierte die
Wer Kirche auf gediegene Liturgien        turkampf des 19. Jahrhunderts zu su­    Rechte, während die Linke protes­
reduziert und Sakramente nur noch         chen. Damals entstanden die «Katho­     tierte.
als Anlass für Familienfeste sieht, der   lisch­Konservativen», aus denen spä­
hat offenbar schon lange keinen Blick     ter die CVP wurde. Keinem «Katho­       Dasselbe geschah nach der Wahl von
mehr in die Evangelien geworfen. Die      lisch­Konservativen» wäre es einge­     Franziska Driessen zur Zürcher Syno­
Predigten und Gleichnisse, die Jesus      fallen, sich von der Kirche abgrenzen   dalratspräsidentin. In einem Inter­
uns zumutet, sind immer von gesell­       zu wollen. Und keinem Bischof wäre      view mit der Aargauer Zeitung sagte
schaftlicher und damit auch politi­       es eingefallen, seine politische Ein­   sie: «Der Churer Weihbischof Peter
scher Bedeutung. Und zwar so expli­       flussnahme als Übergriff zu sehen. In   Henrici sagte 2004, ein guter Christ
zit, dass Jesus am Ende mindestens so     dieser Symbiose wurde nicht die Dif­    könne nicht SVP wählen. Ich glaube,
sehr aus politischen wie aus religiö­     ferenzierung betont, sondern die Ein­   ich könnte ihm recht geben. Es berei­
sen Gründen hingerichtet wurde.           heit im katholischen Milieu. Es ging    tet mir Mühe, wie man sich als Teil
Niemand kann deshalb von den              um die Bündelung der Kräfte, um         einer Kirche sehen kann, wenn man
christlichen Kirchen ernsthaft erwar­     Schlagkraft.                            deren wichtigsten Grundwert nicht
ten, dass sie aus dem Evangelium                                                  achtet: für den Nächsten da zu sein.»
eine Privatsache machen und in poli­      Mit der Auflösung des katholischen      Daraufhin gab es laute Proteste von
tischen Diskussionen keine Stellung       Milieus wurde dieses Bollwerk hin­      SVP­Vertretern, bis hin zum ange­
beziehen. Wer den Kirchen verbieten       fällig. Sehr zum Missfallen von kon­    drohten oder auch vollzogenen Kir­
will, politisch zu wirken, der müsste     servativen Kirchenführern. Als sich     chenaustritt. – Hätte die SVP wohl
ihnen konsequenterweise auch das          die CVP im Nachgang zum II. Vati­       ebenso heftig reagiert, wenn Fran­
Evangelium verbieten.                     kanischen Konzil von ihren katholi­     ziska Driessen gesagt hätte, man
                                          schen Wurzeln emanzipierte, wollten     könne als guter Christ die SP wegen
Ebenso heikel ist die Reduzierung der     gerade konservative Kreise ihr das C    ihrer Haltung zur Abtreibungsfrage
Kirche auf ihre Amtsträger. Dieses au­    absprechen.                             nicht wählen? – Und hätte die SP eine
toritäre Kirchenverständnis wird vom                                              solche Aussage ganz entspannt auf­
Kirchenvolk längst nicht mehr geteilt.    Es ist also eine seltsame Paradoxie,    genommen?
Äusserungen eines Bischofs oder           dass jene Kreise, die sich darüber
eines Pfarrers werden als Meinungen       beklagen, dass sich Gläubige nicht      Anfang Februar trat eine junge Pfadi­
wahrgenommen und nicht als Direk­         mehr ans Lehramt halten, gleichzei­     leiterin mit einem Testimonial für
tiven – und das nicht nur in politi­      tig behaupten, kirchliche Amtsträger    die SVP auf. Sofort gab es Proteste,
schen Fragen. Genauso, wie wir uns        könnten mit ihren politischen Stel­     hier werde eine politisch neutrale
auch ohne politisches Amt als politi­     lungnahmen das Abstimmungsver­          Bewegung missbraucht. SVP­Wahl­
sche Menschen verstehen, können           halten der Gläubigen diktieren.         kampfleiter Adrian Amstutz liess dar­
wir uns ohne kirchliches Amt als                                                  aufhin verlauten: «Wäre es ein Spot
kirchliche Menschen verstehen.            Jeder Standpunkt ist relativ            für eine linke Partei, wäre ein solcher
                                          Woher kommt es dann, dass die ei­       Auftritt wohl überhaupt kein Prob­
Diesem Selbstbewusstsein – und das        nen eine politische Kirche fordern      lem.»
ist entscheidend – steht allerdings       und die anderen eine solche ableh­
kein absoluter Anspruch zu. Niemand       nen? Weil wir – sowohl politisch wie    Würde Amstutz genauso so souve­
kann für alle sprechen, weder politisch   kirchlich – die Bestätigung und nicht   rän reagieren, wenn ein katholischer
noch kirchlich. Parteipolitiker haben     die Debatte suchen. Weil wir Partei­    Priester im Messgewand für die SP
nicht die Stimme des Volkes gepach­       lichkeit immer von unserem eigenen      Wahlwerbung machen würde? All
tet, und kirchliche Amtsträger verfü­     Standpunkt aus beurteilen. Als Papst    diese Beispiele machen deutlich: Was
gen nicht über das Gewissen ihrer         Franziskus in seiner Enzyklika «Evan­   wir als politisch zulässig oder als un­
Gläubigen.                                gelii Gaudium» schrieb «diese Wirt­     zulässig empfinden, hängt in erster
Darf sie, soll sie oder muss sie? - OBWALDEN - Kirche Obwalden
4        Thema

                                                                                         diese Provokationen praktisch in den
                                                                                         Rang von Lehrmeinungen erhoben
                                                                                         werden, weil sie Aussagen eines
                                                                                         Papstes und eines Bischofs sind. Da­
                                                                                         mit wird ihnen eine Autorität zuge­
                                                                                         schrieben, die sich nicht auf ein über­
                                                                                         zeugendes Argument stützt, sondern
                                                                                         auf das Amt des Zitierten.

                                                                                         Wenn die Kirchen und ihre Mitglie­
                                                                                         der sich heute in die Politik einmi­
                                                                                         schen wollen, dann müssen sie das
                                                                                         Wort «einmischen» wörtlich nehmen,
                                                                                         weil sie dann nicht mehr von oben
                                                                                         herab dozieren werden, sondern aus
                                                                                         der Mitte heraus ohne Absolutheits­
                                                                                         anspruch argumentieren. Eine politi­
                                                                                         sche Kirche muss sich auf den Wett­
                                                                                         streit der Argumente einlassen. Und
                                                                                         Politiker müssen respektieren, dass
                                                                         (Bilder: df )
                                                                                         nicht sie als neue Volksprediger auf
Die Kirche versteht sich traditionell als Leuchtturm einer Gesellschaft, in der          der Kanzel stehen.
Orientierung gefragt ist. Diese Rolle gestehen ihr nicht alle zu, vor allem, wenn                            Thomas Binotto
sie sich politisch äussert.

Linie davon ab, wo wir selbst stehen.     Hoheit über die Deutung. Wer sich                                 Thomas Binotto,
Was in unser Weltbild passt, ist gut.     auf die politische Debatte einlässt,                              Jahrgang 1966,
Was nicht passt, ist schlecht. Fake       muss ertragen, dass auch der Partei­                              studierte Philoso-
News sind immer die anderen.              genosse und die Glaubensschwester                                 phie und Ge-
Wir können diesen Affekt an uns           widersprechen. Er kann nicht erwar­                               schichte des Mittel-
selbst beobachten: Wenn ein Me­           ten, dass jede Predigt und jede An­                               alters. Er ist als
dienbericht unsere Sicht der Dinge        sprache die eigene Sicht bestätigt. Er                            Journalist und
bestätigt, dann halten wir ihn ganz       muss bereit sein, das eigene Milieu,                              Chefredaktor beim
selbstverständlich für sauber recher­     sei es nun politisch oder kirchlich,           «forum – Pfarrblatt der katholischen
chiert, seriös argumentiert und diffe­    nicht als absolut zu setzen.                   Kirche im Kanton Zürich» tätig.
renziert geschrieben. Mit Attributen
wie tendenziös, schlampig oder par­       Im Verhältnis Kirche und Politik geht          Dieser Artikel erschien erstmals im
teilich belegen wir stets jene, die       es also nicht um klare Grenzziehun­            «forum – Pfarrblatt der katholischen
unsere Meinung nicht teilen.              gen, sondern um das Führen von De­             Kirche im Kanton Zürich» Nr. 8-2019.
                                          batten. Dafür müssen wir einsehen,
Debattieren statt dozieren                dass jeder Standpunkt zwangsläufig
Kirche und Politik können aber nur        auch relativ ist, eben weil es sich um

                                                                                         D
dann einen Beitrag für verheissungs­      einen Standpunkt handelt. Wir müs­                     er Staat kann
volle Veränderungen leisten, wenn         sen uns der eigenen Parteilichkeit
sich beide Seiten in Bescheidenheit       bewusst werden und diese zur Dis­
                                                                                                 nicht lieben.
üben. Politikern steht es nicht zu, da­   kussion stellen. Auf die Beispiele von                 Wir Menschen und
rüber zu urteilen, wer sich zu einer      Franziskus und Peter Henrici ange­             die Kirche können und
Sache politisch äussern darf. Sie be­     wendet bedeutet das: Beide wenden
                                                                                         müssen dies tun.
sitzen nicht die Hoheit über die The­     ein rhetorisches Mittel an, das in der
men. Kirchenvertretern steht es nicht     Politik eine Selbstverständlichkeit ist.          Ernst Sieber, Obdachlosen-Pfarrer
zu, über das Gewissen der Gläubigen       Sie provozieren mittels drastischer                                     (1927–2018)
zu verfügen. Sie besitzen nicht die       Überspitzung. Heikel wird es, wenn
Darf sie, soll sie oder muss sie? - OBWALDEN - Kirche Obwalden
Kurznachrichten               5

Kirche und Welt                          gen die chilenische Kirche erhoben
                                         wurden. «Die Rechte der Kinder ste­
                                                                                    Beinwil SO
                                                                                    Neues Leben im Kloster
                                         hen über dem Beichtgeheimnis», be­
                                                                                    Seit Januar leben vier orthodoxe Or­
                                         gründete Soto gegenüber der Zeitung
Weltkirche                               «La Cuarta» seine Initiative. Die Ab­
                                                                                    densleute, ein Mönch und drei Non­
                                                                                    nen, im ehemaligen Benediktiner­
                                         geordnetenkammer stimmte der Ini­
Rom                                                                                 kloster in Beinwil. Sie haben ein
                                         tiative zu. Nun hat der Senat das letzte
Aufforderung zu weiterem                                                            Männerkloster, das «Heilige Ortho­
                                         Wort.
Dialog in Korea                                                                     doxe Kloster Johannes Kapodistrias»,
                                                                                    und ein Frauenkloster, das «Heilige
Papst Franziskus hat erneut zu einem     Rom
                                                                                    Orthodoxe Kloster Einzug der Got­
verstärkten Dialog zwischen Nord­        Geschenke zum Namenstag
                                                                                    tesgebärerin in den Tempel» gegrün­
und Südkorea aufgerufen. Das Kir­
                                         Papst Franziskus, der mit bürgerli­        det. Vom 11. bis ins 17. Jahrhundert
chenoberhaupt äusserte sich zum
                                         chem Namen Jorge – zu Deutsch Ge­          lebten Mönche in den Räumen des
ersten Jahrestag einer historischen
                                         org – heisst und deshalb am 23. April      katholischen Klosters. Sie zogen je­
Erklärung von Nordkoreas Machtha­
                                         seinen Namenstag gefeiert hat, setzt       doch wegen der Abgeschiedenheit
ber Kim Jong­un und Südkoreas Prä­
                                         seine Gewohnheit fort, am Georgsfest       des Tals weg und gründeten das Klos­
sident Moon Jae­in. In einer Videobot­
                                         Menschen zu beschenken: An Jugend­         ter Mariastein. Jetzt hat das Kloster
schaft fordert Papst Franziskus «ge­
                                         liche aus der Erzdiözese Mailand, die      Beinwil zu seiner ursprünglichen Be­
duldige und beständige Bemühun­
                                         auf Pilgerfahrt in Rom waren, liess er     stimmung zurückgefunden.
gen», um durch «Harmonie und Ein­
                                         6000 Rosenkränze verteilen. Franzis­
tracht die Teilung und Konfrontation
                                         kus hat zudem ein 20­Kilo­Schokola­        Freiburg
zu überwinden». Zugleich wünschte
                                         denosterei für die Armenmensa der          Wohlwend wird National-
Franziskus den Koreanern die Hoff­
                                         Caritas am römischen Hauptbahnhof          direktor «Migratio»
nung, «dass eine Zukunft, die auf Ein­
                                         Termini gespendet.
heit, Dialog und geschwisterlicher So­                                              Der Liechtensteiner Karl­Anton Wohl­
lidarität gründet, tatsächlich möglich                                              wend ist seit Anfang Mai neuer Na­
ist».                                                                               tionaldirektor der Kommission für
                                         Kirche Schweiz                             Migration der Schweizer Bischofskon­
Mainz                                                                               ferenz (SBK) «Migratio». Er folgt auf
                                         Luzern
Zugang von Frauen zu Ämtern                                                         Patrick Renz.
                                         Mitgliederwachstum
ist eine «Überlebensfrage»
                                         bei Jubla Schweiz hält an
Katholische Frauenverbände und das                                                  Zürich/Wien
                                         Die Attraktivität der Jubla­Scharen
Zentralkomitee der deutschen Katho­                                                 Zürcher Reformationsbot-
                                         scheint ungebrochen. Der grösste
liken (ZdK) fordern den Zugang von                                                  schafter Sigrist in Wien
                                         katholische Kinder­ und Jugendver­
Frauen zu allen Weiheämtern in der
                                         band Jungwacht Blauring Schweiz            Vor 500 Jahren läutete die Berufung
katholischen Kirche. Das sei nicht nur
                                         hat auch im vergangenen Jahr neue          von Ulrich Zwingli (1484–1531) an das
eine Frage der Gleichberechtigung,
                                         Mitglieder gewinnen können. 2018           Grossmünster in Zürich die Reforma­
sondern «eine Überlebensfrage für
                                         zählte der Verband rund 31 500 Kin­        tion in der Schweiz ein. Die refor­
unsere Kirche».
                                         der und Jugendliche. Dies seien 1,5        mierte Zürcher Landeskirche feiert
                                         Prozent mehr als im Vorjahr, heisst        deshalb 2019 ihr 500­Jahr­Jubiläum –
Santiago
                                         es in einer Medienmitteilung vom           und die reformierte Kirche in Öster­
Gesetzesinitiative in Chile
                                         Montag. Damit hält das Mitglieder­         reich, die einen ihrer Ursprünge ganz
will Beichtgeheimnis kippen
                                         wachstum der vergangenen Jahre             wesentlich in der Zürcher Reforma­
In Chile hat eine Gesetzesinitiative     an. Am stärksten ist die Zunahme bei       tion hat, feiert mit. Ende April weilte
die erste Hürde genommen, die das        den Leitungspersonen. Der Verband          der Pfarrer des Zürcher Grossmüns­
Beichtgeheimnis von katholischen         erlebt seit 2014 und 2015 einen Auf­       ters, Christoph Sigrist, in Wien. Er
Priestern umgehen soll. Eingebracht      wärtstrend, während er zuvor mit           ist als Pfarrer am Grossmünster der
hat den Vorstoss der christdemokra­      sinkenden Mitgliederzahlen konfron­        33. Nachfolger von Ulrich Zwingli. Er
tische Abgeordnete Raul Soto bereits     tiert war und 2012 mit rund 28 000         fungiert im Jubiläumsjahr als «Refor­
im vergangenen Jahr. Er tat dies, als    Mitgliedern einen Tiefststand erreicht     mationsbotschafter».
die ersten Missbrauchsvorwürfe ge­       hatte.
Darf sie, soll sie oder muss sie? - OBWALDEN - Kirche Obwalden
6        Thema

Abschluss der Sanierung Dorfkapelle Sarnen

«Inthronisation» der Marienstatue
Die Sanierungsarbeiten aussen an           gangsbereich erhielt eine neue

                                                                              (Bild: Daniel Reinhard)
der Sarner Dorfkapelle sind so gut         Beleuchtung. All das ist längst
wie abgeschlossen. Was noch fehlt,         abgeschlossen. Nur die Mutter­
ist die Sandstein-Muttergottes auf         gottes aus Sandstein ist noch
dem dorfseitigen Dachgiebel. Im            nicht zurück. Sie hat die letzten
Rahmen einer Feier wird diese am           zwei Jahre im Atelier von Vitus
17. Mai gesegnet, aufgezogen und           Wey in Sursee verbracht. Da­
montiert.                                  bei zeigte sich, dass die Sand­
                                           steinfigur stärker als erwartet
Sofern denn das Frühlingswetter mit­       verwittert und voller Risse war.
spielt – die Eisheiligen sollten vorüber   «Zuerst musste die Statue aus­
sein – eröffnet ein Fanfarenensemble       trocknen», erklärt Christoph
der Musikschule Sarnen am Freitag­         Bitterli, Verwalter der Kirch­
nachmittag den Festakt im Dorfzent­        gemeinde Sarnen. Sandstein
rum. So gesehen wird die Mariensta­        nimmt Wasser auf. «Mit Vitus
tue mit Pauken und Trompeten wieder        Wey haben wir einen versierten
an ihren ursprünglichen Standort ge­       Fachmann gefunden. Er führte
bracht. «Sie soll von weitem sichtbar      gleichzeitig Sanierungsarbei­
sein und im Morgenlicht leuchten»,         ten am Löwendenkmal in Lu­
verspricht Pfarrer Bernhard Willi. Der     zern aus.» Bitterli bezeichnet
Kirchgemeinderat wünscht sich eine         die Renovation als eine rund­
öffentliche Feier. Wenn schon für die      um gefreute Sache. Und er ver­ Bis heute fehlt die Marienstatue auf dem vor-
«Inthronisation» ein Lastkranwagen         rät, was jahrzehntelang kaum deren Dachgiebel.
auffahren muss, dann soll auch die Be­     jemand geahnt hätte: «Die rund
völkerung dabei sein und etwas von         800 kg schwere Figur stand praktisch renovation sind 29 Jahre vergangen.
den Vorgängen mitbekommen.                 ungesichert auf einem 60 × 60 cm gros­ Für den Abschluss der aktuellen Res­
                                           sen Sockel; genauso wie die Pylonen taurierung fehlte nur noch Maria. Am
Die Muttergottes fehlt noch                (Kegeltürme) über den Eingangssäu­ 17. Mai kommt sie zurück an ihren
Am 16. November 2015 hatte das             len.» Kein Sturm brachte sie zu Fall. ursprünglichen Standort.
Stimmvolk von Sarnen im Pfarreizen­        Nun hat aber dieser nicht ganz un­
                                                                                                          Donato Fisch
trum Peterhof den Voranschlag ge­          gefährliche Zustand ein Ende. Ein
nehmigt, welcher für die Renova­           Metallkern verbindet in Zukunft den
tionsarbeiten an der Kapelle «Maria        Sockel mit der Statue.
                                                                                                        Festprogramm
Lauretana» einen Kredit von 100 000
                                                                                                        Freitag, 17. Mai, 17.00 Uhr
Franken vorsah. Dieser Betrag reichte      Offizieller Abschluss
                                                                                                        (bei schlechtem Wetter
nicht, zu aufwendig waren die Arbei­       der Bauarbeiten
                                                                                                        Samstag, 18. Mai, 09.30 Uhr)
ten. Die komplette Kapelle und der         Die 1657 erbaute Kapelle diente bis
Turm wurden im Zeitraum Mai bis            vor wenigen Jahren Volk und Regie­                           Eröffnung mit Fanfarenklängen
Juli 2017 eingerüstet. Das Architek­       rung als Landsgemeindekapelle. Im                            durch Kinder der Musikschule
turbüro Christoph Mennel leitete die       Chorraum sind die Wappen sämtli­                             Grussworte
Arbeiten. Dazu gehörten vor allem          cher Landammänner Obwaldens bis                              Erläuterungen zu den
die Sanierung der Aussenfassade und        in die Achtzigerjahre des letzten Jahr­                      ausgeführten Arbeiten
jene des Turms. Auf dem Dach wur­          hunderts aufgemalt. 2003 wurde die                           Segnungsfeier
den – wo nötig – die Ziegel ersetzt.       Kapelle innen renoviert. Ein moder­                          Aufzug der Statue und Montage
Auch Türen und Fenster mussten in­         nes Deckengemälde geht auf diese                             Volksapéro
stand gestellt werden. Und der Ein­        Zeit zurück. Seit der letzten Aussen­
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Thema            7

100 Jahre Römerbrief­Kommentar: Karl­Barth­Jahr 2019

An die Luzerner: Gott ist Gott!
1919 veröffentlichte ein noch weitge-       seine Zeitgenossen angesprochen.
hend unbekannter reformierter Pfar-         Sein Werk beginne sozusagen mit             So ein Witz!
rer einen revolutionären Kommentar          «An die Basler!», so Pfleiderer, oder
                                                                                        Die drei berühmten protestanti­
zum Römerbrief des Apostels Paulus.         «An die Luzerner!».
                                                                                        schen Theologen Karl Barth (1886–
Karl Barth hiess der Theologe. Sein
                                                                                        1968), Paul Tillich (1886–1965)
Werk begründete in kritischer Zeit ein      Gott, der ganz andere
                                                                                        und Rudolf Bultmann (1884–1976)
neues Denken über Gott.                     Was war das radikal Neue bei Karl
                                                                                        kommen in den Himmel und ver­
                                            Barth? In den Gräueln des Weltkrieges
                                                                                        antworten sich vor Gott.
Karl Barth, einfacher Pfarrer in Safen­     war ein theologisch­geschichtlicher
wil AG, schrieb 1919 seinen Römer­          Optimismus, wonach Gott den Fort­           Zuerst wird Rudolf Bultmann bei
brief­Kommentar in die als epochale         schritt der Menschen begleite und –         Gott vorgelassen. Nach wenigen
Krise wahrgenommene Zeit nach dem           laut manchen Theologen zu Barths            Minuten kommt Bultmann zu­
Ersten Weltkrieg. Barth, der ab 1921        Zeit – sogar den Krieg rechtfertige,        rück, hebt Abbitte leistend die
Professuren in Deutschland und nach         untergegangen. Barth forderte, gründ­       Hände und sagt: «Ich widerrufe
1934 in Basel innehatte, verstand seine     licher über Gott und die Bibel nach­        alles. Wie konnte ich mich nur so
Worte als «adressierte Theologie», wie      zudenken. Den Römerbrief des Paulus         über Gott und die Welt täuschen!»
Georg Pfleiderer von der Universität        begriff er als Zusammenfassung der          Als Zweiter tritt Paul Tillich ein.
Basel an der dort aktuell stattfinden­      Theologie des Neuen Testaments. Da­         Immerhin eine Viertelstunde ver­
den Ringvorlesung zum Karl­Barth­           rin ging ihm auf, dass Gott, der von        geht. Dann kommt Tillich gesenk­
Jahr ausführte. So wie Paulus sich          vielen für die eigenen Schlachten ver­      ten Hauptes wieder heraus und
in seinem Brief direkt an die Römer         zweckt worden war, ganz anders sein         seufzt kleinlaut: «Was habe ich als
gewandt habe, so habe Barth direkt          müsse. «Welt ist Welt, aber Gott ist        Theologe mir da bloss gedacht und
                                            Gott!», hatte Barth schon 1915 geschrie­    geschrieben …?»
                                            ben. Gegen den Missbrauch Gottes für
                                                                                        Als Letzter darf Karl Barth vor Gott
                                            menschliche Absichten musste Barth
                                                                                        treten. Eine Stunde vergeht, zwei
                                            «die Differenz zwischen Gott und
                                                                                        Stunden vergehen. Und eine dritte
                                            Mensch so stark betonen wir nur mög­
                                                                                        Stunde und eine vierte. Nach sechs
                                            lich», so Ralf Frisch in seinem 2018 er­
                                                                                        Stunden kommt Barth verzweifelt
                                            schienen Buch «Alles gut. Warum Karl
                                                                                        zurück und sagt: «Er versteht es
                                            Barths Theologie ihre beste Zeit noch
                                                                                        nicht, er versteht es einfach nicht!»
                                            vor sich hat».
                                                                                        Eine andere Schlussvariante geht
                                            Den Nerv unserer Zeit treffen
                                                                                        so:
                                            Gott sei und bleibe uns unbekannt,
                                            betonte Barth. Insbesondere jene kön­       Nach sechs Stunden kommt Gott
                                            nen ihn nicht vereinnahmen, deren           beseelt heraus: «Barth sei Dank.
                                            Macht niemandem dient, ausser sich          Endlich erfahre ich, wie ich bin.»
                                            selbst. Damit trifft Barth einen Nerv
                                            unserer Zeit. Der Mensch könne sich
                                            aus dem unverfügbaren Gott keine           gebe. Alles ist gut, «weil Gott alles
                                            Wohlfühl­Religion basteln, er werde        gut gemacht hat», deutet Frisch den
                              (Bild: zvg)
                                            vielmehr selbst vom sperrigen und          Grundgedanken von Karl Barth. Damit
Zum Karl-Barth-Jahr erschienen:             fremden Gott in Frage gestellt. Nicht      treffe Barth sehr nah die tiefe Sehn­
das kompakte, sehr verständliche            der Mensch treffe auf Gott, sondern        sucht der Menschen unserer Zeit, dass
«Alles gut» des Nürnberger Theologie-       Gott auf den Menschen, weil er ihn su­     alles gut werde.
professors Ralf Frisch.                     che und sich in Christus zu erkennen                         Andreas Wissmiller
AZA 6064 Kerns
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                                                          tamaramay@gmx.ch

51. Jahrgang. Erscheint vierzehntäglich. – Redaktion Pfarreiseiten: Für die Pfarreiseiten sind ausschliesslich die Pfarrämter zuständig. –
Redaktion Mantelteil: Donato Fisch, Sr. Yolanda Sigrist, Judith Wallimann, Monika Küchler. Adresse: Redaktion Pfarreiblatt Obwalden,
Pilatusstrasse 3, 6072 Sachseln, E­Mail pfarreiblatt@ow.kath.ch – Druck/Versand: Brunner Medien AG, 6011 Kriens, www.bag.ch
Redaktionsschluss Ausgabe 10/19 (26. Mai bis 8. Juni): Montag, 13. Mai.

Pfingstwallfahrt zu Fuss                       Rosenkranz. 14.30 Pilgerfeier mit Ro­          Wandern und beten
nach Einsiedeln                                senweihe.                                      in Obwalden
                                               Weitere Anlässe unter:
                                                                                              Ebenfalls organisiert Chemin Neuf
                                               www.rita-rosen.ch
                                                                                              vom 4. bis 10. August eine geführte
                                                                                              Wanderwoche unter dem Titel
                                               Wochenende «Der mystische
                                                                                              «Praise be to you, my Lord!» in Ob­
                                               Lebensbaum» im Flüeli
                                                                                              walden. Themen aus der Enzyklika
                                               Das zentrumRANFT bietet vom 17.                «Laudato sí» begleiten diese Wande­
                                               bis 19. Mai ein Wochenende mit dem             rungen. Täglich sind 5 bis 6 Stunden
                                               Titel «Der mystische Lebensbaum –              Fussmarsch vorgesehen.
                                               die Kabbala und die Sefirot­Lehre              www.haus-bethanien.ch/Angebote
                                               als Form jüdischer Spiritualität» im
                                               Flüeli an. Der Friedensförderer Dr.            Religionspädagogische Tagung
                                               Gabriel Wenger führt als Referent in           in Luzern
Ausdauernde Wanderer sind auch                 die Theorie und Praxis der mysti­
                                                                                              Die Religionspädagogische Tagung
dieses Jahr an Pfingsten unterwegs             schen Lehre ein. Gleichzeitig entsteht
                                                                                              vom 3. Juni unter dem Titel «Wahr­
von Flüeli­Ranft nach Einsiedeln. Das          vor Ort ein Dokumentarfilm unter der
                                                                                              heit konstruktiv!» beschäftigt sich mit
Wallfahrtssekretariat lädt ein zur zwei­       Regie von Sandra Gold.
                                                                                              den «Chancen religiöser Bildung im
tägigen Fusswallfahrt vom 8./9. Juni           www.zentrumranft.ch
                                                                                              Umgang mit einer schwierig gewor­
nach Einsiedeln.
                                                                                              denen Kategorie». Das Angebot des
Details und Anmeldung unter:                   Kana-Woche für Paare
                                                                                              Theologisch­pastoralen Bildungsins­
bruderklaus.com                                in Bethanien
                                                                                              tituts, des Religionspädagogischen In­
                                               Die Gemeinschaft Chemin Neuf bie­              stituts und der Professur für Religions­
Ritafeier in Einsiedeln
                                               tet vom 14. bis 20. Juli im Gästehaus          pädagogik der Theologischen Fakultät
Der «Rita­Rosen­Kreis» lädt alljährlich        Bethanien eine Kana­Woche für Paare            der Universität Luzern richtet sich an
zu einer grossen Ritafeier nach Einsie­        und Familien mit eigenem Kinder­               Religionslehrpersonen und allgemein
deln ein. 2019 findet dieser Gedenk­           programm an. Es geht dabei um ein              Leute aus dem Bildungsbereich.
anlass zu Ehren der «Helferin in aus­          Innehalten, um einen Austausch der             3. Juni, 09.30 bis 16.45 Uhr an der
sichtslosen Anliegen» zum 25. Mal              Paare und eine Vertiefung der Liebe.           Universität Luzern.
statt. Mittwoch, 22. Mai, 09.30 Ponti­         Information und Anmeldung unter                Mehr Informationen sind zu finden
fikalamt in der Klosterkirche. 14 Uhr          www.haus-bethanien.ch/Angebote.                unter www.wahrheitkonstruktiv.ch.
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