Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs
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Das Humane Papillomavirus als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs Kinderdoktorarbeit am Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Hamburg Betreuer: Dr. Martin Frank Oberarzt der Frauenklinik des Marienkrankenhauses vorgelegt von Eva Maria S. aus Hamburg Januar 2009
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 3 2. Das HP-Virus 3 2.1 WAS IST HPV? 3 2.2 WELCHE ARTEN VON HPV GIBT ES? 5 2.3 WAS PASSIERT NACH EINER INFEKTION? 5 2.4 HARALD ZUR HAUSEN UND SEINE THESE 6 2.5 WIE KANN MAN SICH VOR HPV SCHÜTZEN? 7 3. Gebärmutterhalskrebs 7 3.1 WIE ENTSTEHT GEBÄRMUTTERHALSKREBS? 7 3.2 WIE ERKENNT MAN GEBÄRMUTTERHALSKREBS? 9 3.3 PROGNOSE 9 3.4 WIE KANN MAN GEHEILT WERDEN? 10 3.5 HISTORISCHE BEMERKUNGEN ZUM GEBÄRMUTTERHALSKREBS 10 4. Die Impfung 11 4.2 WER SOLL GEIMPFT WERDEN? 12 4.3 WOVOR SCHÜTZT DIE IMPFUNG? 12 4.4 NEBENWIRKUNGEN DER IMPFUNG 13 5. Eigene Studie 13 5.1 DIE PROBANDEN 13 5.4 DISKUSSION DER ERGEBNISSE 15 6. Diskussion: Impfung – ja oder nein? 15 6.1 WAS MEDIZINER DAZU SAGEN 15 6.2 MEINE MEINUNG 16 7. Anhang 18 7.1 DER FRAGEBOGEN 18 7.2 QUELLEN 19 7.3 DANKSAGUNG 20 7.4 DAS BIN ICH 20 2
1. Einleitung Überall lief das Thema durch Zeitungen und Fernsehen: Harald zur Hausen bekommt dieses Jahr den Nobelpreis für Medizin! Der Grund: Er hat entdeckt, dass die Infektion mit Papillomaviren Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Da Krebs eine der häufigsten Todesursachen dieser Erde ist, ist die Frage nach dem „woher“ und „was dagegen tun“ besonders heute grundlegend. Es sind schon Krebsarten bekannt, die von Viren erzeugt werden, beispielsweise Leberkrebs. Aber dass Gebärmutterhalskrebs auch von Viren ausgelöst werden kann, war selbst für Experten vollkommen überraschend. Ich finde es gerechtfertigt, dass Harald zur Hausen für jene Erkenntnis den Nobelpreis bekommen hat – war diese Entdeckung doch nicht nur unerwartet, sondern auch ein großer Fortschritt für die Medizin! Und für uns gesunde Jungen und Mädchen liegt der Fortschritt darin, dass man nun einen Weg, nämlich einen Impfstoff gefunden hat, der vor HPV (und damit sehr wahrscheinlich vor Gebärmutterhalskrebs) schützt. Wissen aber die für eine solche Impfung in Frage kommenden Jugendlichen, dass es diesen Zusammenhang zwischen Virusinfektion und Krebs gibt? Wissen sie denn auch, dass es inzwischen einen HPV-Impfstoff gibt? Und wer ist denn bereits geimpft? Diesen Fragen bin ich anhand einer Studie, die ich im Rahmen dieser Arbeit an der Sankt-Ansgar-Schule durchgeführt habe, nachgegangen Allerdings werde ich im Laufe dieser Arbeit auch zeigen, dass sich einige Experten über die Wirksamkeit der Impfung gegen HPV noch streiten und die medizinische Fachwelt dort geteilt ist – was dieses Thema noch einmal spannender macht. Mit dieser Arbeit möchte ich mein Thema nicht nur Mädchen und jungen Frauen, sondern durchaus auch interessierten Jungen und Männern näher bringen. Schließlich geht es ja uns alle etwas an. 2. Das HP-Virus 2.1 Was ist HPV? „HPV“ ist die Abkürzung für den Begriff „Humanes Papillomavirus“; häufig findet man auch die jedoch falsche Bezeichnung „Herpespapillomavirus“. 3
HP-Viren sind sogenannte DNA-Viren, gehören also zu der Art Viren, die eine, uns Menschen ähnliche Struktur der Erbinformation enthalten. Ihre Erbinformation steckt in zwei parallel laufenden Strängen, die durch chemische Gruppen (Basen) ähnlich den Sprossen einer Leiter verbunden sind. HPV (Abb. 1) gehören zur Familie der „Papillomaviridae“, die in die zwei Gattungen Papilloma- und Polyomaviren unterteilt wird. Es sind bisher insgesamt 118 verschiedene HP-Virus-Typen entdeckt worden. HP-Viren verursachen hauptsächlich Hautwarzen. Bestimmte HPV-Typen sind verantwortlich für Warzen an den Extremitäten, andere HPV-Typen verursachen Warzen an den Geschlechtsorganen. Viele tausende Menschen erkranken jährlich infolge einer Ansteckung mit diesen Viren. Da sie durch sexuelle Kontakte übertragen werden können, zählen die durch sie verursachten Erkrankungen auch zu den sogenannten Geschlechtskrankheiten. Die meisten Typen humaner Papillomaviren sind gutartig, manche können aber auch bösartige Tumoren auslösen. Abb. 1: Humanes Papillomavirus (elektronenmikroskopische Aufnahme) 4
2.2 Welche Arten von HPV gibt es? Man kann humane Papillomaviren sehr grob in zwei große Gruppen einteilen: „high-risk“- und „low-risk”-Viren. Die „high-risk“-Gruppen lösen in 99,7 % aller Fälle Gebärmutterhalskrebs aus, die „low-risk“-Gruppen hingegen fast nie. Die gutartigen – also „low-risk“-Viren können Hautwarzen, die wir aus dem Kindesalter kennen, sowie die äußerst unangenehmen Kondylome auslösen. Kondylome - auch bekannt als Feigwarzen – sind sehr schmerzhafte, oft nässende oder gerötete Warzen im Anogenitalbereich. Die bösartigen – also „high-risk“-Viren können unter anderem den schon oben erwähnten Gebärmutterhalskrebs, den ich im 3. Kapitel noch ausführlich behandeln werde, auslösen. Häufig vorkommende „low-risk“-Gruppen von HPV sind: 6, 11, 40, 42, 43, 44, 51, 54, 61, 70 und 72. Häufig vorkommende „high-risk“-Gruppen von HPV sind: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 52, 56, 58, 68, 73 und 82. 2.3 Was passiert nach einer Infektion? Eine Studie aus den USA bewies kürzlich, dass es nicht erst durch Geschlechtsverkehr, sondern theoretisch schon durch Kontakt infizierter Hautstellen mit der Vaginalschleimhaut zur Infektion kommen kann. Viel seltener führen gemeinsam benutzte Handtücher, Zahnbürsten oder ähnliches zur Infektion. Im Prinzip können ja infizierte Hautpartikel an diesen Dingen haften bleiben und die Viren so übertragen werden. Humane Papillomaviren können, sind sie erst einmal in den Körper eingedrungen, bis zu einem Jahr nach der Infektion inaktiv bleiben! Selbst dann noch besteht also das Risiko, dass bei infizierten Personen Symptome wie z.B. Feigwarzen auftreten. Beachtlich ist, dass ein großer Teil der Scheiden-, Penis- und Analkarzinome von HPV ausgelöst wird. 5
2.4 Harald zur Hausen und seine These Harald zur Hausen (Abb. 2) wurde 1936 in Gelsenkirchen geboren. Er interessierte sich schon als Kind sehr für Biologie und Medizin und studierte später in Bonn, Hamburg und Düsseldorf Medizin. Danach arbeitete er drei Jahre lang an der Universität Düsseldorf und weitere drei Jahre lang an der Universität in Pennsylvania, USA. Abb. 2: Harald zur Hausen 1972 betrat zur Hausen den Lehrstuhl für Virologie an der Universität Nürnberg- Erlangen, fünf Jahre später den Lehrstuhl für Virologie an der Universität Freiburg. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Ehrungen und Preise. Dieses Jahr wurde zur Hausen mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt – der Grund hierfür ist interessant: Harald zur Hausen hat herausgefunden, dass Gebärmutterhalskrebs (mit Fachnamen Zervixkarzinom) von humanen Papillomaviren ausgelöst werden kann und hat sogar eine Impfung gegen HPV entwickelt! Jahrelang arbeitete und experimentierte er mit Zellkulturen und Viren und versuchte zielorientiert, seine These zu beweisen. Anfangs fiel ihm die Arbeit sehr schwer, weil viele Mediziner seine doch recht ungewöhnliche Behauptung unglaublich, nicht selten sogar lächerlich fanden. Dass Krebs durch eine Infektion mit bestimmten Viren entstehen kann, hielten viele Fachleute für reine Spekulation. Die meisten hielten zur Hausen für verrückt, weil er versuchte, etwas scheinbar Unmögliches zu beweisen! Nun hat er sein Ziel erreicht – und die Medizin ist um ein Stück Wissen reicher. 6
2.5 Wie kann man sich vor HPV schützen? Den einfachsten und sichersten Schutz bietet natürlich Abstinenz, also gar kein Sex. Aber da es noch einige andere, teils erstaunliche Schutzmaßnahmen gibt, habe ich hier ein paar zusammengestellt. Relativ verlässlich schützt auch die Impfung gegen HPV, zu der ich im Kapitel 4 noch etwas sagen werde. Kondome schützen zwar nur begrenzt, sind aber trotzdem unbedingt angeraten, weil sie immerhin einen direkten Kontakt zwischen Penis und Scheide verhindern. Gut ist es auch, möglichst wenig gemeinsame Trinkgläser, Handtücher und Zahnbürsten zu benutzen. Sexualpartner sollten wenig bis gar nicht gewechselt werden, denn auch dadurch wird einer Infektion vorgebeugt. Ferner schützt es, nicht zu rauchen und genügend Körperhygiene zu betreiben. Das gleichzeitige Vorliegen einer HIV-Infektion oder einer Gonorrhöe (Tripper) erhöht das Infektionsrisiko mit Papillomaviren. 3. Gebärmutterhalskrebs 3.1 Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs? Die Ursachen für die Entstehung der meisten Krebsarten sind auch heute noch in der Mehrzahl ungeklärt. Vor ungefähr 30 Jahren glaubten einige Mediziner, Gebärmutterhalskrebs würde von Herpesviren ausgelöst werden. Harald zur Hausen (siehe Kapitel 2.5) hat bewiesen, dass diese Annahme falsch ist. Jedoch sind in etwa 70 % aller Fälle HPV die Auslöser von Gebärmutterhalskrebs – in 50 bis 60 % der Typ 16 und in 10 bis 20 % der Typ 18. Aber wie entsteht dieser Krebs? Nachdem die Viren über die Scheidenschleimhaut in den Körper gelangt sind, „nisten“ sie sich in Zellen des Gebärmutterhalses ein (Abb. 3 links). Dort können sie zunächst völlig unbemerkt und passiv „ruhen“. Irgendwann, meist im Verlauf eines Jahres, schleusen die HP-Viren dann aber Teile ihrer Erbinformation (DNA) in die der Gebärmutterhalszellen ein (Abb. 3 Mitte). Dies führt dann dazu, dass diese somit 7
falsch programmierten Zellen auf einmal nicht mehr „wissen“, wann sie z.B. aufhören sollten zu wachsen, wo ihre Grenzen sind und so immer weiter und weiter wachsen ohne Rücksicht auf Nachbarzellen. Das bezeichnet man dann als das Wachstum eines bösartigen Tumors (Abb. 3 rechts), also als Krebs. Bei jüngeren Frauen liegt dieses Karzinom eher am Außenrand des Gebärmutterhalses, bei älteren Frauen meist etwas tiefer in Richtung Gebärmutterkörper. Der Tumor wächst dann entweder exophytisch – also blumenkohlartig in Richtung Scheide – oder endophytisch – also in die Wand des Gebärmutterhalses hinein. Über den Lymphabfluss und Blutweg kommt es dann im fortgeschrittenen Fall zur Verbreitung von Tochtergeschwüren in Leber, Lunge, Skelett und sogar im Gehirn. Beim Einbruch des Krebses in die Nachbarorgane kann es zu äußerst heftigen Schmerzen im Unterleib kommen. Der Krebs muss deshalb so früh wie möglich erkannt und behandelt werden da er sonst zu großem Leiden und Tod führt. Abb. 3: Entstehung von Gebärmutterhalskrebs nach einer HPV-Infektion. 8
3.2 Wie erkennt man Gebärmutterhalskrebs? Bei einem Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) gibt es normalerweise keine Frühsymptome. Später treten meist unregelmäßige, z.T. übel riechende vaginale Blutungen auf; Die Früherkennung besteht in der Regel aus drei Untersuchungsschritten, die Teil des üblichen jährlichen „Check-ups“ beim Frauenarzt sind: • Die Kolposkopie: Hier wird die Wand der Vagina sowie die Oberfläche des Gebärmutterhalses Spekulum und einer Art Mikroskop untersucht und oft auch mit Speziallösungen angefärbt. So kann der Frauenarzt bei bis zu 40-facher Vergrößerung bereits verdächtige Zellen erkennen. • Der zytologische Abstrich: Mit einem fast immer schmerzfreien Abstrich werden oberflächliche Zellen vom Gebärmutterhals entnommen und auf ein Glasplättchen gebracht. Diese Zellen werden später im Labor gefärbt und von einem Spezialisten beurteilt. Hiermit können sehr zuverlässig bereits Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs entdeckt werden. • Der HPV-Abstrich: Ähnlich wie beim zytologischen Abstrich werden hierfür oberflächliche Zellen vom Gebärmutterhals gewonnen und in einem Speziallabor auf HP-Viren untersucht. Werden diese Methoden kombiniert angewandt, kommt man meist auf ein eindeutiges Ergebnis. 3.3 Prognose Die 5-Jahres-Überlebenschance für Gebärmutterhalskrebs beträgt 65 %, in schlechteren Stadien nur 35%. Das Risiko für eine Erkrankung ist für Frauen besonders hoch, wenn sie zwischen 35 und 55 Jahre alt sind. In Deutschland erkranken jährlich etwa 6500 Frauen an einem Zervixkarzinom. 9
Im Jahr 2004 sind circa 1660 Frauen daran gestorben – hier sieht man, dass das ganz grob gesagt fast ein Viertel der erkrankten Frauen war! 3.4 Wie kann man geheilt werden? Bei Vorstufen oder in ganz frühen Stadien eines Zervixkarzinoms, insbesondere, wenn die betroffene Frau noch Kinder bekommen möchte, wird eine Konisation durchgeführt, das heißt, es wird nur ein Teil, des in die Scheide reichenden Gebärmutterhalses entfernt. In fortgeschrittenen Stadien oder bei Frauen in / nach den Wechseljahren (die also keine Kinder mehr gebären können) wird die Gebärmutter vollständig, die Lymphknotenstationen sowie ein Teil der Vagina entfernt. Nach der Operation erfolgt dann meist noch eine Chemotherapie kombiniert mit einer Bestrahlung, um das Wiederauftreten des Krebses zu verhindern. In weit fortgeschrittenen Stadien mit Metastasen (Tochtergeschwüren) wird meist eher eine sofortige Chemotherapie mit Bestrahlung verordnet. Verschwinden die Metastasen, wird gegebenenfalls später noch operiert. Ist die erkrankte Frau schwanger, wird nach Möglichkeit ein frühzeitiger Kaiserschnitt und eine Entfernung der Gebärmutter durchgeführt. 3.5 Historische Bemerkungen zum Gebärmutterhalskrebs Es ist bekannt, dass schon Hippokrates (460–370 v. Chr.) Gebärmutterhalskrebs beschrieben hat. Der Arzt Johann Nepomuk Sauter-Huber aus Konstanz führte im Jahr 1822 die erste vaginale Hysterektomie (Gebärmutterentfernung durch die Scheide) bei einem Zervixkarzinom durch. Erst 1853 gelang zum ersten Mal die abdominale (mit Bauchschnitt) Gebärmutterentfernung durch Walter Burnham aus Lowell in Massachusetts, USA. 10
4. Die Impfung 4.1 Woraus ist die Impfung zusammengesetzt? Harald zur Hausen hat, wie ich schon in Kapitel 2.5 angesprochen habe, eine Impfung gegen HPV entwickelt. Mittlerweile gibt es zwei gängige Impfstoffe, Gardasil® und Cervarix®. Wie wir wissen, schützt eine Impfung, indem sie dem Krankheitserreger ähnelnde Partikel (in diesem Fall tote Virusteile) in unseren Körper bringt, wir infolgedessen Abwehrkörper bilden und fortan gegen diese Erreger immun sind. Die Impfung gegen HPV enthält so genannte VLPs (engl. „virus-like particles“, also virusähnliche Partikel), die aus dem Hauptprotein L1 der humanen Papillomaviren gewonnen werden und die zur Bildung neutralisierender Antikörper führen. Mit diesen VLPs lernt der Körper die Viren demnach „kennen“ und hat Zeit, Antikörper zu bilden – er ist auf den Ernstfall vorbereitet. Hier die genaue Zusammensetzung: Gardasil® : Hauptprotein L1 HPV Typ 6, 20 µ Typ 11, 40 µ Typ 16, 40 µ Typ 18, 20 µ Andere Inhaltsstoffe sind z. B.: Aluminiumverbindungen; Wasser zur Injektion. Cervarix® : Hauptprotein L1 HPV Typ 16, 20 µ Typ 18, 20 µ Andere Inhaltsstoffe sind z. B.: Aluminiumverbindungen; Wasser zur Injektion. Interessant ist, dass für den Impfstoff Gardasil® das L1-Protein in einem Hefestamm (Saccharomyces cerevisiae) hergestellt worden ist, für Cervarix® hingegen mittels DNA-Technologie. 11
4.2 Wer soll geimpft werden? Natürlich ist es in jedem Alter und ebenso bei beiden Geschlechtern sinnvoll, sich gegen HPV impfen zu lassen, da man ja in jedem Alter und auch wenn man ein Junge oder Mann ist infiziert werden und die Viren wiederum übertragen kann. Allerdings hat die STIKO (ständige Impfkommission) aus Kostengründen und weil bisher nur in soweit ausreichende Studien vorliegen beschlossen, dass vorerst nur alle Mädchen und jungen Frauen zwischen 12 und 17 Jahren geimpft werden sollen. So bezahlt hier normalerweise auch die Krankenkasse die Impfung. Jedoch ist zu vermuten, dass auch ältere Frauen, die innerhalb des empfohlenen Zeitraums keine Impfung erhalten haben, von einer Impfung profitieren können. 4.3 Wovor schützt die Impfung? Sicher ist, dass die von Harald zur Hausen entwickelte Impfung gegen HPV vor einer Infektion mit HPV und vor der Entwicklung von Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses schützt. So wirkt die Impfung mit Cervarix® gegen die „high-risk“-HPV-Typen 16 und 18, der Impfstoff Gardasil® zusätzlich gegen die „low-risk“-Typen 6 und 11. Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich dann typischerweise im Verlauf mehrerer Jahre aus diesen Vorstufen. Höchstwahrscheinlich (noch nicht sicher bewiesen!) ist, dass diese Impfung somit auch vor Gebärmutterhalskrebs schützt. Bevor aber nicht tausende, ja Millionen von jungen Mädchen, die jetzt gegen HPV geimpft werden, nicht nur keine HPV-Infektion und keine Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs mehr entwickeln (soweit ist es ja bisher bereits bewiesen), sondern auch in 10, 20 und 30 Jahren keinen Gebärmutterhalskrebs bekommen, ist diese Annahme noch unbewiesen. Theoretisch erscheint dies jedoch sehr plausibel. Auf dieses Problem komme ich später, im Diskussionsteil (Kapitel 6), noch einmal zurück. Ob eine Auffrischungsimpfung nötig ist, ist auch noch nicht bekannt. Impf-Experten gehen aber infolge theoretischer Überlegungen von einer lebenslangen Immunität aus. 12
4.4 Nebenwirkungen der Impfung In Internetforen geimpfter Frauen und Mädchen wird auch viel über mögliche und selbst erfahrene Nebenwirkungen berichtet. Häufig findet man Nebenwirkungen wie z.B. Fieber, Schmerzen, Müdigkeit oder Juckreiz, Blutung und Schwellung an der Injektionsstelle. Auch eine vorübergehende Schwächung des Immunsystems wurde beobachtet. Alles Dinge, die eigentlich nach jeder Impfung auftreten können und somit „normal“ sind. 5. Eigene Studie Mit dieser kleinen Studie wollte ich herausfinden, was Schüler meiner Schule im typischen „Impfalter“ überhaupt über HPV wissen und ob sie sich ggf. impfen lassen würden. 5.1 Die Probanden Die Probanden meiner Studie waren alle Achtklässler der Sankt-Ansgar-Schule (SAS) in Hamburg. Alle waren 13 oder 14 Jahre alt, es waren 52 Jungen und 47 Mädchen – insgesamt also 99 Probanden. Bei der Auswertung habe ich Jungen und Mädchen getrennt, weil ich erwartete, dass, weil HPV eher eine Frauenkrankheit auslöst, Mädchen alles in allem besser informiert sind und mehr Interesse zeigen. 5.2 Durchführung Die Studie wurde mittels eines Fragebogens durchgeführt. Ich habe ein Multiple- Choice-Verfahren angewandt mit dem Zweck, dass die Schüler nicht lange überlegen mussten, sondern drei oder vier Möglichkeiten hatten, aus denen sie auswählen sollten ( Der Fragebogen befindet sich im Anhang, Kapitel 7). 13
Ich plante, diese Studie in allen vier Klassen am selben Tag in derselben Stunde durchzuführen, damit sich die Schüler möglichst nicht austauschen konnten. Als ich von allen Lehrern die Erlaubnis bekommen hatte, den Fragebogen in ihrer Stunde auszuteilen, stellte ich mich an diesem Tag vor die Klassen, erklärte kurz, ich schriebe eine Arbeit, verriet jedoch nicht, worum es ging. Dann bat ich sie, nicht in Partner- oder Gruppenarbeit zu arbeiten (wobei ich beobachtet habe, dass sich einige daran nicht gehalten haben) und teilte den Bogen aus. Aufgrund vieler Nachfragen seitens der Schüler erklärte ich – nachdem sie ihre Fragebögen ausgefüllt und abgegeben hatten – kurz das Thema HPV. 5.3 Auswertung Zu Frage 1: Wie viele Probanden können mit der Abkürzung „HPV“ etwas anfangen? Richtig beantwortet haben die Frage: 28 Mädchen = ca. 60 % der Mädchen 21 Jungen = ca. 40 % der Jungen Zu Frage 2: Wie viele Probanden bringen HPV mit der richtigen Krankheit in Verbindung? Richtig beantwortet haben die Frage: 30 Mädchen = ca. 64 % der Mädchen 16 Jungen = ca. 31 % der Jungen Zu Frage 3: Wie viele Mädchen stehen einer Impfung aufgeschlossen gegenüber? „Ja“ angekreuzt haben: 32 Mädchen = ca. 68 % der Mädchen Allerdings heißt das nicht, dass sich 68 % der Mädchen mit Sicherheit impfen lassen werden, weil ja bei dieser Entscheidung verschiedene Faktoren eine Rolle spielen (z.B. auch die Meinung der Eltern). 1 Probandin ist bereits geimpft! Beachtenswert ist auch, dass ca. 11 % der Jungen über eine Impfung nachdenken. Ca. 48 % Prozent der Jungen beziehen das Thema „HPV-Impfung“ überhaupt nicht auf sich. Ca.14 % Prozent aller Probanden denken, es gebe gar keine Impfung gegen HPV. Zu Frage 4: Wie viele Probanden möchten mehr über HPV erfahren? „Ja“ angekreuzt haben: 29 Mädchen = 62 % der Mädchen 23 Jungen = 44 % der Jungen 14
5.4 Diskussion der Ergebnisse Über 2/3 aller Mädchen, die getestet wurden, sind zumindest grundsätzlich über HPV informiert, ziehen eine Impfung in Betracht und würden gerne mehr darüber erfahren. Das ist deutlich mehr, als ich erwartet habe! Nur etwa 1/3 der befragten Jungen ist mehr oder weniger informiert. Die Hälfte (viel mehr als ich erwartet habe!) möchte gerne mehr erfahren. Ungefähr die andere Hälfte der Jungen ist der Meinung, das Thema HPV ginge Jungen nichts an. Nur 7 % aller Probanden sind der Überzeugung, das Thema ginge nur die Eltern etwas an. Daraus folgere ich, dass sich die große Mehrheit der Schüler selbst informieren möchte. Deshalb sollte es meiner Meinung nach Informationsveranstaltungen z.B. in Schulen geben. 6. Diskussion: Impfung – ja oder nein? 6.1 Was Mediziner dazu sagen Die Meinungen zur Impfung gegen HPV gehen im Moment (noch) etwas auseinander. Ich liste hier einige Meinungen verschiedener Mediziner auf: Argumente für die Impfung: Gesellschaft für Virologie e.V.: „Mit der Impfung gegen HPV wird eine gefährliche Infektionskette unterbrochen.“ Prof. Peter Wutzler (Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten) zu der Kritik an der Impfung: „Man sollte sich fragen, ob sich diese selbsternannten Experten mit dem Thema auseinandergesetzt haben oder nur öffentlich gegen die Impfung wettern wollen.“ 15
Dr. Christian Albring (Berufsverband der Frauenärzte) zu den ungeklärten Todesfällen, die in zeitlicher Nähe zu einigen Impfungen aufgetreten sind.: „Die Impfung steht in keinem ursächlichen Zusammenhang mit den ungeklärten Todesfällen!“ Argumente gegen die Impfung: Prof. Gerd Glaeske: „Die Impfstoffe sind voreilig eingeführt worden!“ Prof. Ingrid Mühlhauser: „Die Impfung macht nur Sinn, wenn sie vor allen krebsverdächtigen Viren schützt.“ Kommission gegen die Impfung gegen HPV: „Junge Mädchen müssen ausreichend informiert werden, damit kein falsches Bild der Impfung entsteht. Viele Argumente für die Impfung sind nicht belegt.“ Stellungnahme meines Betreuers Dr. Frank: „Es stimmt, dass junge Mädchen ausreichend informiert werden müssen. Allerdings ist die Impfung eine sehr gute Erfindung, weil sie – wie von der Gesellschaft für Virologie schon gesagt – eine gefährliche Infektionskette unterbricht. Ich finde nicht, dass der Impfstoff voreilig eingeführt worden ist.“ 6.2 Meine Meinung Nachdem ich die Argumente zahlreicher Fachmediziner gelesen hatte, war ich selbst etwas verunsichert, was die Impfung gegen HPV angeht. Ich finde, es stimmt, dass mit dieser Impfung eine gefährliche Infektion verhindert wird (siehe auch Kapitel 6.1). Da die Impfung vor HPV und damit vor Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs schützt, schützt sie höchstwahrscheinlich auch vor Gebärmutterhalskrebs. Auch deshalb halte ich das Argument von Prof. Ingrid Mühlhauser, die Impfung habe nur Sinn, wenn sie vor allen krebsverdächtigen Viren schütze, für falsch. 16
In meinen Augen ist es richtig, dass junge Mädchen ausreichend informiert werden müssen. Es dürfen auf keinen Fall Eindrücke entstehen wie: „Ich bin geimpft und muss fortan nicht mehr zum Frauenarzt“ oder gar „Sex macht Krebs und ist schlecht“. Wahrscheinlich werde ich mich gegen HPV impfen lassen – um auf der sicheren Seite zu sein. 17
7. Anhang 7.1 Der Fragebogen Fragebogen o Ich bin ein Junge. o Ich bin ein Mädchen. Alter:_______ 1. Für welchen Begriff ist "HPV" die Abkürzung? o Herpespapillomvirus o Humanes Papillomvirus o Halblin'sches Pockenvirus 2. Welche Krankheit bringst du mit HPV in Verbindung? o AIDS o Pocken o Gebärmutterhalskrebs o Grippe 3. Möchtest du dich in absehbarer Zeit gegen HPV impfen lassen? o Nein! Gegen HPV kann man sich gar nicht impfen lassen! o Ja. o Nein, ich bin ein Junge - folglich geht mich dieses Thema nichts an. o Nein, ich bin ein Mädchen - folglich geht mich dieses Thema nichts an. o Nein - diese Impfung gibt es nur für Erwachsene. 4. Würdest du gerne mehr über HPV erfahren? o Ja, gerne! o Nein, ich interessiere mich nicht dafür. o Nein, das ist Sache meiner Eltern. Vielen Dank! Eva S., Kl. 7A 18
7.2 Quellen Meine Quellen waren: Mel Greaves (2000): Krebs – der blinde Passagier der Evolution. Pierre Muller (1987): Geschichte der Gynäkologie vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Epidemiologisches Bulletin, März 2007, Nr. 12. www.uni-bielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads/Stellungnahmen_Wirksam- keit_HPV-Impfung.pdf (Stand Dezember 2008) www.welt.de/wissenschaft/krebs/article2852337 (Stand Dezember 2008) www.facharzt.de/content/druckversion.html?catid=1908artid=74868 (Stand Dezember 2008) www.tagesschau.de/inland/zurhausen102.html (Stand Dezember 2008) www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,druck-582473,00.html (Stand Dezember 2008) www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/856255/drucken/ (Stand Dezember 2008) www.frauenarzt-marburg.de/hpv.htm (Stand Dezember 2008) www.sanego.de/krankheit_HPV-Geb%C3%A4rmutterhalskrebs-Impfung (Stand Dezember 2008) Quellen der Abbildungen: Abb. 1: www.wikipedia.de/wikipedia.org/wiki/Humanes_Papillomvirus (Stand Dezember 2008) Abb. 2: www.science-connections.com/profiles/hausen.html (Stand Dezember 2008) Abb. 3: „Die Welt“, Wissenschaftsteil, 3.1.2009. 19
7.3 Danksagung Herzlichen Dank richte ich an Herrn Dr. Frank, der mich netterweise bei meiner Arbeit unterstützte, mir für viele Gespräche zur Verfügung stand, den Text korrigierte und mir mit Ratschlägen und Informationen zur Seite stand. Vielen Dank auch an meine Mutter – sie hat mich in die Geheimnisse von Microsoft Word eingeweiht und mir beim Formatieren der Arbeit geholfen. Überhaupt danke ich meiner Familie, die sich verständnisvoll zeigte, als ich manchmal stundenlang vor dem Computer saß. Vielen Dank dem katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift dafür, dass ich diese Arbeit schreiben durfte! Danke besonders an Herrn Dr. Siefert, der mir meinen Betreuer vermittelt hat. Ich danke auch ganz besonders den Lehrerinnen und Lehrern Frau Haarmeyer, Herrn Müller, Herrn Eigenwald und Herrn Ciupek von der SAS sowie den Schülern der 8. Klassen der SAS. Sie haben mir bei meiner Studie entscheidend geholfen. Herrn Hinz und Frau Schubert (auch von der SAS) danke ich dafür, dass sie mir diese Studie mit einer Unterrichtsbefreiung ermöglichten. Der Krebsinformationsdienst (KID) Heidelberg stellte mir freundlicherweise einige nützliche Informationen zur Verfügung. 7.4 Das bin ich Eva Maria Hella S., geboren im August 1997 in Leipzig Einschulung 2003 in Hamburg Wechsel auf das Gymnasium 2006 gegenwärtig 7. Klasse der Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg zwei Brüder, 9 und 3 Jahre alt Ich interessiere mich für Naturwissenschaften, Sprachen und Musik, vor allem aber für Psychologie, Biologie, Kosmologie, Philosophie und Physik. In meiner Freizeit spiele ich Cembalo in einem Ensemble für Alte Musik, außerdem singe ich im Mädchenchor Hamburg. Gerne lese, schreibe und dichte ich oder lese meinem ganz kleinen Bruder Jakob etwas vor. 20
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