Das Prinzip KUMULUS-PLUS - Erfolgreiche Netzwerkarbeit zur beruflichen Integration erwachsener Migrantinnen und Migranten
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1-3 Fotos Das Prinzip KUMULUS-PLUS Erfolgreiche Netzwerkarbeit zur beruflichen Integration erwachsener Migrantinnen und Migranten Dokumentation
Editoral: Erfolgreich Netzwerken Editoral: Erfolgreich Netzwerken Liebe Leserinnen und Leser, „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ diesen Satz prägte der Philosoph Aristoteles vor Aristoteles, griechischer Philosoph, 322-384 v. Chr. über 2300 Jahren. Die Erkenntnis ist auch heute noch eine Grundlage bei Überlegungen zur Opti- mierung von Kooperationsstrukturen. Partner, die sich gemeinsamen Zielen verpflichtet haben, möchten ihre Zusammenarbeit so gestalten, dass ein Optimum der angestrebten Ziele realisiert werden kann. Auf dieser Basis wurden Instrumente für das Arbeiten in Netzwerken entwickelt, in denen Menschen zusammenarbeiten, um einen Mehrwert zu erzielen. Das Kompetenzzentrum KUMULUS-PLUS ist ein sol- ches Netzwerk. Unser Ziel ist eine bessere Arbeitsmarktintegration erwachsener Migrantinnen und Mig- ranten. KUMULUS-PLUS gehört zum deutschlandweiten Netzwerk Integration durch Qualifizierung – ein Netzwerk im Netzwerk. Die Partner im Netzwerk KUMULUS-PLUS arbeiten seit 2005 zusammen und errei- chen auf diese Weise mehr als es jeder Einzelne könnte. Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass man zusammenarbeitet, sondern wie man zusammenarbeitet. Bei gelungener Netzwerkarbeit ergänzen sich die Kompetenzen einzelner Partner sinnvoll zu einem Ganzen, Doppelarbeit und Konkurrenzen werden vermieden, eine gute Kommunikation gewährleistet Informations- und Erfahrungsaustausch, erleichtert Abstimmungsprozesse und die Lösung von Konflikten. Das Netzwerk KUMULUS-PLUS mit seinen Partnern Stefan Nowack - Leiter des Kompetenzzentrums ist ein Beispiel dafür, das wir Ihnen hier vorstellen. KUMULUS-PLUS Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Inhalt Inhalt Auftrag und Ziel: Die Arbeitslosigkeit erwachsener Migrantinnen und Migranten verringern 4 Herausforderung: Effizient in Netzwerken arbeiten 8 Partnerschaften: regional, sektoral und deutschlandweit 10 Handlungsfelder: Jeder arbeitet nach seiner Façon 11 Beratung für Eingewanderte: Zugänge schaffen und Begleitung bieten 13 Kompetenzfeststellung: Fähigkeiten bescheinigen 20 Qualifizierung: Durch Wissen weiter kommen 22 Vermittlung in Arbeit: Das Ziel vor Augen 27 Netzwerken bei KUMULUS-PLUS: Mit System zusammenarbeiten 28 KUMULUS-PLUS intern: Strukturen schaffen 31 Berlin: Wie Netzwerke sich vernetzen 34 Rostock und Umgebung: Ein gelungener Transfer 38 Kreis Unna/Stadt Hamm: Drei Partner auf Erfolgskurs 41 Zwischenbilanz: Gemeinsam geht’s besser 44 Kontakte und Downloads: Zum Nachfragen und Nachlesen 46 Publikationen des Kompetenzzentrums KUMULUS-PLUS 48 Impressum 48
Auftrag und Ziel „Wir sind auf einem guten Weg bereits wichtige Schritte gegangen. Aber erst wenn die Arbeit unserer Netzwerke überflüssig ist, haben wir unser Ziel tatsächlich erreicht.“ Wolfgang Fehl, Leiter des Koordinierungspro- jektes „Integration durch Qualifizierung“ Auftrag und Ziel: Die Arbeitslosigkeit Das Prinzip KUMULUS-PLUS erwachsener Migrantinnen und Migranten verringern
Die Arbeitslosigkeit erwachsener Migrantinnen und Migranten verringern 2005 hat das Bundesministerium für Ar- wurden sechs Handlungsfelder identifi- „Im fünften Jahr seiner Tätigkeit beit und Soziales (BMAS) gemeinsam mit ziert, die entscheidenden Einfluss auf die haben die Ziele des Netzwerks der Bundesagentur für Arbeit (BA) ein Arbeitsmarktsituation der Zielgruppe Integration durch Qualifizierung deutschlandweites Informations- und haben. Sie kennzeichnen die Tätigkeits- nichts an Aktualität und poli- Beratungsnetzwerk ins Leben gerufen, schwerpunkte: Beratung, Kompetenz- damit Erwachsene mit Einwanderungs- feststellung, Qualifizierung, Berufsbe- tischem Gewicht verloren: Die Ar- hintergrund besser in den deutschen zogenes Deutsch, Existenzgründung und beitslosigkeit von Migrantinnen Arbeitmarkt integriert werden. Die Ar- Interkulturelle Öffnung. und Migranten – immer noch nur beitslosenstatistiken waren alarmie- ersatzweise am Indikator „Ar- rend, denn sie legten offen, dass Men- beitslosigkeit von Ausländern/ schen mit ausländischem Pass doppelt innen“ messbar – liegt nach so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie vor mit nur unwesentlichen sind wie Deutsche. Das ist nicht nur teu- Variationen in allen Regionen bei er, sondern auch eine Verschwendung etwa dem Doppelten der Arbeits- von Humankapital und Ressourcen. So losigkeit Deutscher. Dabei hat lautete der Auftrag an das Netzwerk Integration durch Qualifizierung (IQ): die dramatische Wirtschaftskrise Konzepte, Strategien und Instrumente seit Herbst 2008 auf den Arbeits- zu entwickeln und zu erproben, welche markt nur maßvoll durchgeschla- die Arbeitsmarktintegration erwachse- gen.“ ner Migrantinnen und Migranten ver- Wolfgang Erler, anakonde, Evaluation bessern können. Sechs sektoral agieren- des Netzwerks IQ de Netzwerke gehören dem Netzwerk IQ an, in denen insgesamt rund 50 Projekte, sogenannte Transferprojekte (TP), am Auftrag des BMAS arbeiten. Inhaltlich
Auftrag und Ziel KUMULUS-PLUS: „Ausschlaggebend sind die Qualifikati- onen der Beratungsfachkräfte bei allen Hier wird Beratung großgeschrieben Beteiligten, fundierte Kenntnisse einer anderen Sprache zählen zur Ressource und sind eine sinnvolle Ergänzung zur akademischen und beraterischen Qua- Eines dieser sechs Netzwerke von IQ Vom Erstkontakt bis zur Integration lifikation und zur Erfahrung.“ So kann ist das Kompetenzzentrum KUMULUS- in den Arbeitsmarkt stehen persön- von Ratsuchenden bei Bedarf die Option PLUS, bestehend aus zwölf Transfer- liche Ansprechpartnerinnen oder An- einer muttersprachlichen Beratung in projekten, das zudem bundesweit das sprechpartner Ratsuchenden zur Seite. Anspruch genommen werden, steht aber Handlungsfeld Beratung in Bildung, Die Partner dieser Beratungsangebote nicht im Zentrum der Beratungsarbeit. Beruf und Beschäftigung von Men- zeichnen sich dadurch aus, dass sie Zu- KUMULUS-PLUS vernetzt diese Beratungs- schen mit Einwanderungshintergrund gang zu Personengruppen haben, die angebote mit anderen Maßnahmen und koordiniert. Die Transferprojekte sind durch die Regelberatungsstellen eher Instrumenten. Dazu zählen insbesonde- in allen Handlungsfeldern aktiv, die für selten erreicht werden – beispielsweise re auf die Zielgruppen zugeschnittene das IQ-Netzwerk festgelegt wurden. Sie zu Roma und Sinti, zu Frauen und Män- Instrumente der Kompetenzfeststellung sind so miteinander verknüpft, dass ihre nern aus der Türkei, aus arabisch- oder und Qualifizierungsmaßnahmen, die in Gesamtheit eine Prozesskette darstellt, russischsprachigen Ländern. Verbindung mit Sprachförderung und/ die aber nicht nur in sich funktioniert, „Ein weiteres besonderes Merkmal ist die oder Weiterbildungen zur Arbeitsmarkt- sondern auch für institutionelle Partner feste Einbindung von Migrantenselbst- orientierung angeboten werden. Neben oder andere Projektträger nutzbar ist. organisationen sowie von Teams mit diesen internen Angeboten leitet das Die Beratung in Bildung, Beruf und Be- unterschiedlichem kulturellen Hinter- Kompetenzzentrum auch zu Maßnahmen schäftigung steht als Dreh- und Angel- grund sowohl in der Koordinationsstelle externer Partner weiter. Transferpro- punkt im Zentrum des Kompetenzzen- als auch bei den beteiligten Partnern“, jekte des Kompetenzzentrums KUMULUS- trums KUMULUS-PLUS. Sie ist der Impuls erläutert Stefan Nowack, Leiter des PLUS sind in Berlin, in Mecklenburg-Vor- des Prozesses beruflicher Integration. Kompetenzzentrums KUMULUS-PLUS. pommern und in Nordrhein-Westfalen Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Die Arbeitslosigkeit erwachsener Migrantinnen und Migranten verringern aktiv. Entwickelte Instrumente werden Umsetzungsbericht des Berliner Senats zwischen diesen sehr unterschiedlich zum Berliner Integrationskonzept sank strukturierten Regionen transferiert die Arbeitslosigkeit von Menschen mit und darüber hinaus auch bundesweit im Einwanderungshintergrund zwischen Netzwerk IQ implementiert sowie exter- 2006 und 2008 von 38 auf 31 Prozent. nen Partnern angeboten. „Aufgrund des hohen Einschaltungs- grades von KUMULUS-PLUS können wir So entstand bis heute ein Netzwerk, in davon ausgehen, dass unsere Dienstleis- dem allein in Berlin jährlich rund 4.000 tungen und Vernetzungen einen Anteil Menschen begleitet werden. Nach einer an dieser Entwicklung haben“, sagt Ste- Erstberatung liegt die durchschnittliche fan Nowack. Anzahl von Folgeberatungen bei drei, so dass insgesamt in Berlin 12.000 Be- ratungen pro Jahr geleistet werden. Die Nachfrage nach beratender Unterstüt- zung hat auf regionaler Ebene auch in den Zeiten der wirtschaftlichen Krise nicht wesentlich zugenommen. Etwa 15 Prozent der Ratsuchenden können nach- weislich in ein längerfristiges Arbeits- verhältnis des ersten Arbeitsmarktes vermittelt werden – vielleicht sind es mehr, da nicht von jeder Einzelperson, die eine Beratung in Anspruch nimmt, der weitere Berufsweg verfolgt werden kann. Erste Erfolge zeigen sich auch in den Arbeitsmarktstatistiken: Nach dem
Herausforderung „Von Anfang an bestand die Absicht, im Rahmen eines effizient operierenden Netzwerks mit allen Akteuren zu ko- operieren – beispielsweise JobCenter und Arbeitsagenturen, Unternehmen und deren Verbände, Bildungsträ- ger, Migrantenorganisationen sowie andere Projekte und Netzwerke, die im Aufgabenbereich aktiv sind.“ Stefan Nowack, Leiter des Kompe- tenzzentrums KUMULUS-PLUS Herausforderung: Effizient in Netzwerken arbeiten Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Effizient in Netzwerken arbeiten Es gibt viele gute Einzelansätze zur vielschichtig. Daher führt ein Angebot die inhaltliche Dopplungen von An- Arbeitsmarktintegration von Migran- alleine – so brilliant es auch sein mag geboten unterschiedlicher Netzwerk- tinnen und Migranten wie migrati- – selten zum Ziel, sondern die besten partner ausschließen, onsspezifische Beratungsangebote, Erfolge werden erfahrungsgemäß durch deren Einzelschritte einander ergän- Verfahren zur Ermittlung vorhandener eine durchgehende kompetente Bera- zen und aufeinander aufbauen Kompetenzen, Qualifizierungen mit be- tung in Verbindung mit verschiedenen und die auf diese Weise ermöglichen, rufsbezogener Sprachunterstützung, sinnvoll verzahnten Angeboten erreicht. für Ratsuchende individuelle Strate- Weiterbildungsbegleitende Hilfen oder Unter effizientem Arbeiten in Netzwer- gien zu entwickeln. Begleitung sowie Unterstützung bei ken versteht das Kompetenzzentrum einer Existenzgründung. Ursachen für KUMULUS-PLUS Netzwerkstrukturen, Arbeitslosigkeit und Hürden, die zur In- tegration in den ersten Arbeitsmarkt zu die eine verbindliche Zusammenarbeit nehmen sind, sind jedoch zahlreich und der Partner möglich machen, Transferprojekte von KUMULUS-PLUS verfolgen nicht als Einzelkämpfer ein Teilziel, sondern ergänzen sich sinnvoll – das funktioniert zum Beispiel so: Ein Projektträger hat guten Zugang zu russischsprachigen Migrantinnen und Migranten, verfügt über Beratungskompetenz und bietet für diese Zielgruppe Beratung und Berufsorientierung an. Stellt sich heraus, dass für eine der Ratsuchenden eine Kompetenzfeststellung erforderlich ist, so übernimmt dies ein anderes Transferprojekt. Wird dort klar, dass diese Migrantin ihren Qualifikationen und Interessen nach gute Chancen hat, in der Branche Erneuerbare Energien Fuß zu fassen, kommt wieder ein anderes Transferobjekt zum Zuge, das eine entsprechende Maßnahme durchführt. Schließlich unterstützt bei der Arbeitsplatzsuche im Anschluss an die Maßnahme ein viertes Transferprojekt, welches sich auf Unternehmenskontakte und die Suche nach freien Stellen spezialisiert hat. Durchgängig kann die Migrantin während dieses Prozesses begleitende Bera- tung von einer Person erhalten.
Herausforderung Partnerschaften: regional, sektoral und deutschlandweit Dabei ist das Netzwerk KUMULUS-PLUS Ziel ist jedoch nicht nur, Bestehen- derlich sind, überprüft KUMULUS-PLUS sich keinesfalls selbst genug, sondern des zu verknüpfen, sondern auch ge- seine Angebote und Dienstleistungen kooperiert mit anderen Akteuren, Insti- meinsam Neues umzusetzen. So sollen im Hinblick auf die Entwicklungen des tutionen und Netzwerken. Dazu hat das Entscheidungsträger davon überzeugt Arbeitsmarkts. So wurde beispielsweise Kompetenzzentrum sowohl Werkzeuge werden, zukünftig alle Angebote der be- ab 2008 ein besonderer Schwerpunkt entwickelt, welche die internen Struk- ruflichen Bildung mit Weiterbildungs- auf den Wirtschaftsbereich der Erneu- turen der ergänzenden Zusammenarbeit begleitenden Hilfen und/oder mit der erbaren Energien gelegt. Die Einglie- gewährleisten, als auch Werkzeuge be- Möglichkeit einer berufsbezogenen derungsquoten im Anschluss an die reitgestellt, die es externen Partnern er- Sprachförderung zu versehen. Sprach- Maßnahme des Projektträgers LIFE e.V. möglichen, Dienstleistungsangebote des bildung also als wesentlicher Bestand- liegen bei durchschnittlich 70 Prozent. Kompetenzzentrums KUMULUS-PLUS in teil beruflicher Bildung. Ziel ist es hier, Schließlich dient auch die Einbindung das eigene Handeln zu integrieren. Das dass die Bildungsmaßnahmen in sich ei- in das deutschlandweite Netzwerk In- funktioniert auch umgekehrt: Beispiels- nen hohen Integrationsstandard haben, tegration durch Qualifizierung dazu, weise deckt KUMULUS-PLUS lediglich damit in ein und der selben Bildungs- entwickelte Konzepte und Maßnahmen Teilbereiche der beruflichen Bildung ab, maßnahme sowohl Inländer als auch hinsichtlich ihrer Funktion und einer bezieht aber alle Fördermöglichkeiten Teilnehmende mit Einwanderungshin- Übertragbarkeit in andere Regionen zu nach dem Sozialgesetzbüchern II und tergrund zusammen qualifiziert werden überprüfen und einen Transfer zu unter- III in seine Beratungen mit ein, so dass können. Um stets genau die Angebote stützen. hier bei Bedarf externe Partner zum Zuge bereit zu halten, die zur Integration in kommen. den ersten Arbeitsmarkt aktuell erfor- 10 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Effizient in Netzwerken arbeiten „Jedes Transferprojekt ist einzigartig, aber erst wenn die verschiedenen Ta- lente zusammenkommen wie Teile eines Puzzles, wird daraus ein Ganzes, das er- folgreicher agieren kann als Einzelne.“ Andrea Simon, Leiterin des Transferprojektes „Mit Energie in die berufliche Zukunft“ Handlungsfelder: Jeder arbeitet nach seiner Façon 11
Handlungsfelder Ganz kurz skizziert stellt sich die fachliche Ar- terkulturelle Beratung und Vermittlung in Arbeit beit des Kompetenzzentrums KUMULUS-PLUS fol- an. Ein Transferprojekt agiert von Rostock aus und gendermaßen dar: In Berlin sind sechs Transfer- unterstützt dort Migrantinnen und Migranten bei projekte in der beruflichen Beratung aktiv, zwei Fragen der Anerkennung ausländischer Qualifi- Transferprojekte setzen Kompetenzfeststellungs- kationen und bei der Beratung. Zwei Transferpro- verfahren ein, vier Transferprojekte führen Maß- jekte koordinieren das Netzwerk beziehungsweise nahmen zur Qualifizierung mit berufsbezogener das Kompetenzzentrum in Berlin. Summa summa- Sprachförderung durch und ein Transferprojekt rum sind das 17 Aktivitäten in den sechs Tätig- konzentriert sich auf Arbeitsvermittlung, Exis- keitsschwerpunkten Beratung, Kompetenzfest- tenzgründer/innen und Unternehmerkontakte. stellung, Qualifizierung, Sprache, Vermittlung und Ein Transferprojekt ist für den nordrhein-westfä- Existenzgründung, die umgesetzt werden. Jeder lischen Kreis Unna zuständig und bietet dort in- Träger bringt seine Kompetenzen ein. 12 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon Beratung für Eingewanderte: der Beraterinnen beim Club Dialog e.V., „wir erarbeiten mit den Ratsuchenden Zugänge schaffen und Begleitung bieten gemeinsam individuelle Strategien für die Vermittlung in den Beruf oder in eine Qualifizierung“. Da das in den meisten Fällen nicht im Rahmen einer Erstbe- Arbeit & Bildung e.V. „Koordina- rinnen und Berater bei Bedarf die Part- ratung zu schaffen ist, gibt es oft eine tionsstelle des Kompetenzzent- ner im Netzwerk KUMULUS-PLUS bei de- oder mehrere Folgeberatungen. Die Be- ren beruflicher Beratung der jeweiligen raterinnen begleiten die Ratsuchenden rums KUMULUS-PLUS“ Zielgruppen. auch zu Exkursionen, um Arbeitgebende Arbeit und Bildung e.V. ist ein gemein- vor Ort kennen zu lernen, beispielsweise nütziges, berlinweit tätiges Unterneh- wenn diese einen Tag der offenen Tür men, in dessen Zentrum die individuelle Club Dialog e.V. „Fahrplan beruf- haben. So führte das Projektteam allein Beratung in Bildung, Beruf und Beschäf- liche Integration“ 2009 mehr als 420 Beratungen durch, da- tigung steht. Im Rahmen von KUMU- Seit 1988 setzt sich der Berliner Verein von waren zwei Drittel Erstberatungen. LUS-PLUS bietet Arbeit und Bildung e.V. für die berufliche Integration von vor- Zwar können nicht alle Beratungen un- neben seinen Koordinierungsaufgaben wiegend russischsprachigen Eingewan- mittelbar zu einem festen Arbeitsplatz zielgruppenorientierte Beratungs- und derten und Aussiedlern ein, so dass ein oder in ein gefördertes Beschäftigungs- betriebliche Integrationsdienstleistun- guter Zugang zu Ratsuchenden dieser verhältnis führen, aber sie helfen immer, gen an und legt bei der Umsetzung sei- Gruppe besteht. An zwei Standorten in eine neue, vielversprechende Orientie- ner Aufträge besonderen Wert auf einen Berlin Mitte und Berlin Marzahn wird rung im Berufsleben aufzuspüren. Viele kundenorientierten Zuschnitt seiner Beratung angeboten. „Unsere Berufsbe- Ratsuchende nehmen beispielsweise am Leistungen. Jährlich nehmen rund 500 ratung ist als Lebensberatung konzipiert, computergestützten Selbststudium von Ratsuchende dieses Angebot im Rah- die in umfassender Weise die Lebensum- Club Dialog e.V. teil (siehe Seite 22), men von KUMULUS-PLUS in Anspruch. stände der Ratsuchenden berücksich- andere werden in Integrationskurse, Darüber hinaus unterstützen die Berate- tigt“, erläutert Marina Bondarew, eine berufsorientierende und berufsvorbe- 13
Handlungsfelder reitende Maßnahmen oder Qualifizierungen ver- Integrationswerk Respekt e.V. „Von der mittelt und wieder andere zu Partnerprojekten Berufung zum Beruf“ von KUMULUS-PLUS, zum Beispiel zur Kompetenz- feststellung. Respekt wendet sich gezielt an Migrantinnen und Migranten mit pädagogischer Ausbildung und Er- fahrung in sozialen Berufen, beispielsweise Leh- Lesetipp rerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher Lesetipp Lesetipp oder Sozialpädagoginnen und -pädagogen. Denn viele von ihnen stehen vor der besonderen Pro- „Vorurteilsfrei, vertrauensvoll, ergebnisoffen: berufliche Beratung für blematik, dass ihr Beruf in Deutschland oft an Eingewanderte“, Handlungsempfehlungen des Facharbeitskreises Be- staatlichen Einrichtungen ausgeübt wird, und ratung vom Netzwerk Integration durch Qualifizierung dies ist nur mit einer formalen beruflichen An- erkennung möglich. Diese zu erhalten ist aber Wer arbeitslos ist und nach einer Orientierung sucht oder Gefahr läuft, sei- gar nicht so leicht und kann oft nur mit Anpas- nen Arbeitsplatz zu verlieren, braucht gute und professionelle Beraterinnen sungsmaßnahmen erreicht werden, schlimmsten- und Berater. Einwanderer, die aus anderen Ländern hierher gekommen sind, falls mit einem erneuten Studium. Die meisten haben es häufig besonders schwer, denn vielen ist unklar, wo professionell Eingewanderten können sich das aber gar nicht tätige Beraterinnen und Berater zu finden sind. So gilt es, dafür zu sorgen, leisten. Das Transferprojekt berät, begleitet und dass sie gleichermaßen die Möglichkeit haben, gute Beratung in Anspruch unterstützt diese Fachkräfte, damit ein Berufsein- nehmen zu können und auch den Weg dorthin finden. Die Handlungsemp- stieg dennoch gelingt – mit oder ohne formale fehlungen zum Thema Beratung in Beruf, Bildung und Beschäftigung be- Anerkennung. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass schreiben, wie diese anspruchsvolle Aufgabe zu meistern ist. durch kleine Schritte und intensive Beratung in Download unter www.kumulus-plus.de, Rubrik Publikationen Kombination mit Qualifizierung eine berufliche Integration oft dennoch gelingen kann“, sagt Manja Kasten, die im Transferprojekt die Beratung durchführt. Zur Unterstützung gehört auch, Teil- nehmende zu berufsbezogenen Sprachangeboten 14 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon weiterzuleiten oder zu einer geeigneten päda- gogischen Weiterbildung oder sie in Praktika zu vermitteln, die eine Perspektive bieten. Respekt kommuniziert auch mit JobCentern, um abzuklä- ren, inwiefern eine Qualifizierung der Ratsuchen- den über deren Fördermöglichkeiten finanziert werden kann. Innerhalb von KUMULUS-PLUS er- folgt auch eine Weiterleitung zum Transferprojekt „Kompetenzfeststellung/Potenzialanalyse“. Da fehlt doch noch was?! Mitten aus demMitten ausaus dem Leben Mitten dem Leben Lebe In Russland war Irina Mironow* „Erzieherin in Vorschuleinrichtungen“, dafür hatte sie ein Diplom gemacht und 18 Jahre Berufser- fahrung gesammelt. In Deutschland wird ihre Qualifikation nicht anerkannt – sechs Monate Anpassungsqualifizierung, eine Fach- arbeit und ein Kolloquium hält die zuständige Stelle für erforderlich, um eine Gleichwertigkeit zu bescheinigen. Irina Mironow ist willens und beginnt mit den Anpassungsmaßnahmen. Nur hat ihr niemand verraten, dass sie auch entsprechende Deutschkenntnisse vorweisen muss, wenn sie in ihrem Beruf in Deutschland tätig werden will. Das erfährt sie erst beim Integrationswerk Respekt, als sie deren Beratung in Anspruch nimmt – eigentlich um Unterstützung für ihre Facharbeit zu bekommen. Irina Mironow ist erschrocken und erwirbt eine gehörige Portion Misstrauen in deutsche Behörden. Jetzt glaubt sie nur noch, was sie schwarz auf weiß bescheinigt bekommt. Mit Unterstützung von Respekt kann sie mit den zuständigen Ämtern Vereinbarungen treffen, um die Anpassungsmaßnahmen fortzusetzen und die Sprachkurse im Nachhinein zu absolvieren. Nachdem sie die Facharbeit und das Kol- loquium mit Bravour bewältigt hat, arbeitet sie sich von ihrem derzeitigen Sprachlevel B1 nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprache bis zu C1 hoch. Da ein passender berufsbezogener Sprachkurs nicht angeboten wird, handelt Respekt auch hier einen Kompromiss aus und vermittelt fehlende Sprachkurselemente. Inzwischen absolviert Irina Mironow den C1-Kurs und ist optimis- tisch, noch in diesem Jahr ihre Anerkennung in den Händen zu halten. * Name geändert 15
Handlungsfelder LIFE e.V. “Mit Energie in die im Bereich der Erneuerbaren Energien bricht eine Begrüßung auf Polnisch oder berufliche Zukunft“ zu finden. Teil der Maßnahme ist eine Russisch mitunter das Eis“, berichtet Berufsberatung, in der die Teilneh- Magdalena Adamczyk-Lewoczko, die im Seit 1989 bietet der Bildungsträger LIFE merinnen ihre Ziele und Berufswünsche Projekt zuständig für Beratung ist. e.V. Bildung, Beratung und Vernetzung zur Sprache bringen. Dabei werden auch für Frauen an. Im Transferprojekt „Mit Genderfragen thematisiert – viele der Energie in die berufliche Zukunft“ wen- migra e.V. „Berufliche Beratung ratsuchenden Frauen haben Familie und det er sich speziell an Ingenieurinnen Kinder und sind daher in Bezug auf eine für Zugewanderte in der Rosto- mit Einwanderungshintergrund. In cker Region“ Berufstätigkeit sehr eingeschränkt. Die einer achtmonatigen Maßnahme wer- Beratung findet einerseits als beglei- Das Transferprojekt ist in Trägerschaft den zugewanderte Akademikerinnen tendes Angebot zur Orientierungs- und von „migra e.V. – Sprache, Bildung und dabei unterstützt, qualifizierte Arbeit Qualifizierungsmaßnahme “Mit Energie Integration für MigrantInnen in Meck- in die berufliche Zukunft“ statt. Ande- lenburg-Vorpommern“. Das Projektteam rerseits steht das Beratungsangebot wendet sich an Erwachsene mit Migra- auch zugewanderten Akademikerinnen tionshintergrund in der Region, die Un- offen, die nicht Teilnehmerinnen der terstützung bei der beruflichen Orien- Maßnahme sind, und wird gern genutzt tierung in der neuen Heimat benötigen. – circa 60 Beratungen im Jahr finden In enger Kooperation mit dem Integra- für diese Zielgruppe statt. Eine mutter- tionsFachdienst Migration wird eine sprachliche Beratung gibt es im Projekt Optimierung der interkulturellen be- zwar nicht, aber LIFE hat nicht zufällig ruflichen Beratung von Zugewanderten eine Beraterin mit Migrationshinter- durch eine qualifizierte Berufswege- grund ausgewählt. „Das Heimatgefühl planung sowie die Vermittlung in Qua- spielt schon auch eine Rolle, zum einen lifizierungsmaßnahmen, Praktika und wissen die Frauen, ich war in der glei- Arbeit angestrebt. Dazu bietet migra e.V chen Situation wie sie, und zum anderen eine umfassende individuelle Beratung 16 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon bei der beruflichen Orientierung und mit Migrationshintergrund in beruf- tegration von sozialen und kulturellen Unterstützung bei der Praktikums- und licher, sozialer sowie politischer Hin- Minderheiten in Schule, Gemeinwesen Arbeitsplatzsuche an. Auch bei der An- sicht ein. Das Transferprojekt MiA agiert und Beruf. Priorität haben dabei beson- tragstellung zur Anerkennung auslän- im Kreis Unna und in der Stadt Hamm in ders benachteiligte Minderheiten wie discher Bildungsabschlüsse geben die Nordrhein-Westfalen und wendet sich an Roma und Sinti. Entsprechend bietet Projektmitarbeiterinnen Hilfestellung. langzeitarbeitslose Migrantinnen und die RAA Berlin im Rahmen ihrer Tätig- (Eine ausführliche Beschreibung der Migranten, die über 50 Jahre alt sind. keit für KUMULUS-PLUS ein Angebot zur Aktivitäten in der Region finden Sie auf Ihre Chancen für eine Integration in den beruflichen Beratung, Mobilisierung Seite 38.) ersten Arbeitsmarkt sollen durch kultur- und Begleitung für Roma, Sinti und sensible Beratung verbessert werden, andere Arbeitssuchende aus dem ehe- und sie werden zudem dabei unterstützt, maligen Jugoslawien. Dabei setzt sie Multikulturelles Forum Lünen eine Arbeit zu finden. Dazu sind Kon- einen Schwerpunkt in der aufsuchenden e.V. „Migrantinnen und Mig- takte zu Unternehmen der Region eben- und mobilen Beratung und Begleitung. ranten in Arbeit – Beratung und so wichtig wie eine enge Kooperation „Ratsuchende werden dort abgeholt, wo mit den örtlichen Grundsicherungsstel- Vermittlung in Arbeit in Zusam- sie leben, ihr soziales Umfeld haben und len. (Eine ausführliche Beschreibung sich sicher fühlen,“ erläutert die Berate- menarbeit mit Unternehmen“ der Aktivitäten in der Region finden Sie rin Ksenija Jüngling eine der Beratungs- (MiA) auf Seite 41.) methoden. „Das erzeugt die Vertrauens- Das Multikulturelle Forum e.V. (MkF) in basis, die Grundlage jeder erfolgreichen Lünen ist eine regional verankerte Mig- RAA Berlin e.V. „Berufliche Be- Beratung ist, und zudem haben wir im rantenorganisation mit internationalen Laufe des Projektes erkannt, dass der Be- ratung und Begleitung für Roma Kooperationen und vielfältigen Kompe- ratungserfolg nicht nur von der Motiva- tenzen auf dem Gebiet der Integration und Sinti“ tion eines Ratsuchenden abhängt, son- von Migrantinnen und Migranten. Seit RAA steht für Regionale Arbeitsstellen dern auch sehr von der Akzeptanz der 1985 setzt der Verein sich für die Förde- für Bildung, Integration und Demokratie Familien beeinflusst wird.“ Ziel ist, dass rung und Unterstützung von Menschen e.V. Der Verein fördert seit 1991 die In- Teilnehmerinnen und Teilnehmer dahin 17
Handlungsfelder kommen, die Angelegenheiten des Alltags und ih- TBB e.V. „InterKulturelle Berufsbera- res Berufswegs selbstorganisiert zu regeln. Bis sie tung“ soweit sind, hilft das Projektteam durch Beratung, Begleitung und Mediation und zeigt Berufswege Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) sowie Qualifizierungsmöglichkeiten auf. „Besteht ist ein Dachverband von Organisationen und diesbezüglich Klarheit bei den Teilnehmenden, ist Einzelpersonen. Er setzt sich für die rechtliche, es einfacher für sie und die Beratenden der Agen- soziale und politische Gleichstellung der einge- turen für Arbeit oder der JobCenter, die Möglich- wanderten ethnischen Minderheiten und für das keiten der Arbeitsförderung effektiv anzuwenden friedliche Zusammenleben von Deutschen und und zu nutzen“, erläutert Projektleiterin Andrea- Nicht-Deutschen ein und führt in dem Zusammen- Maria Petrlic den Mehrwert des Angebots. So zählt hang auch Projekte durch. Im Rahmen des Kom- auch der Abbau von Kommunikations- und Koo- petenzzentrums KUMULUS-PLUS erreicht dieser perationsbarrieren zwischen Ratsuchenden und Träger vor allem Ratsuchende türkischer Herkunft Arbeitsverwaltungen zu einem wesentlichen Teil und bietet ihnen Informationsvermittlung durch der Projektarbeit. Veranstaltungen und persönliche Begleitung durch Beratung. Der Beratungsansatz basiert darauf, mit Klientinnen und Klienten gemeinsam „Gespräche unserer Ratsuchenden mit Fallma- deren berufliche Ziele zu erarbeiten. Hilfe zur Selbsthilfe steht im Vordergrund. Migrantinnen nagern bereiten wir bei Bedarf sehr gut vor, mitunter erstellen wir dazu ein komplettes Pro- fil der Teilnehmenden. Dazu kamen durchweg positive Rückmeldungen von den Fallmanagern und es öffnete Türen für eine sehr gute Zusammen- arbeit im Sinne des „voneinander Lernens“. Es kam sogar schon öfters vor, dass KUMULUS-PLUS als Kooperationspartner namentlich in den Eingliederungsvereinbarungen festgehalten wurde.“ Andrea-Maria Petrlic, Leiterin des Transferprojektes „Berufliche Beratung und Begleitung für Roma und Sinti“ 18 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon und Migranten sollen durch Beratung Das Transferprojekt bietet Gruppenbe- Beratungsgespräch einbezogen. „Unse- und Information: ratung an, woran sich bei Bedarf Einzel- re Besonderheit ist die muttersprach- beratungen anschließen – die auch bei liche und kultursensible Beratung“, sagt die eigene persönliche Motivstruktur anderen Beratungsstellen durchgeführt Berrin Alpbek, eine der Beraterinnen und eigene Werte erkennen, werden können, beispielsweise in ande- beim TBB. Ziele, Erwartungen und Prioritäten ren Migrantenorganisationen, in Quar- identifizieren und überprüfen, tiersmanagements, in Frauenberatungs- persönliche Ressourcen erkennen und stellen oder bei Integrationskurträgern. weiterentwickeln, Im Sinne einer ganzheitlichen Beratung Handlungsschritte planen. werden Familienverhältnisse mit in das Ein hoffnungsloser Fall? Mitten aus demMitten ausaus dem Leben Mitten dem Leben Lebe Cansu Güler* ist 27 Jahre alt, in Deutschland aufgewachsen und hat einen Realschulabschluss, konnte aber danach keinen Ausbil- dungsabschluss erreichen – eine Lehre zur Hauswirtschaftshelferin und eine zur Arzthelferin hat sie bereits abgebrochen. Nun strebt sie eine Ausbildung im Gesundheitswesen oder als Einzelhandelskauffrau an, doch sie findet keine Lehrstelle. Cansu Güler ist frustriert, fühlt sich allein gelassen, schlecht behandelt und aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert – so kommt sie zur Interkul- turellen Berufsberatung beim TBB. Dort fasst sie Vertrauen zur Beraterin und ist bereit, die Kompetenzfeststellung des Partnerpro- jektes zu durchlaufen, und siehe da: Ihre Berufswünsche passen zu ihrem Profil. Was nun? Eine entsprechende überbetriebliche Be- rufsbildungsmaßnahme wird durch das JobCenter nicht gefördert, mit der Begründung, dass sie diese Ausbildung eventuell wieder abbrechen würde. So wird ein Projektpartner eingeschaltet, der eine Teilqualifizierung im Bürobereich anbietet, um damit zwei Ziele zu erreichen: Cansu Güler Selbstvertrauen zu geben und das JobCenter von deren Ausbildungsfähigkeit zu überzeugen Cansu Güler schließt die Maßnahme erfolgreich ab und ist wie verwandelt – hoch motiviert und mit viel mehr Selbstvertrauen. So findet sie eine Teilzeitbeschäftigung in einem Kaufhaus. Parallel bemüht sie sich weiter um einen Bildungsgutschein für eine überbetriebliche Berufsausbildung im Einzelhandel. Den „Kassenschein“ will sie nebenbei auch erwerben. * Name geändert 19
Handlungsfelder Kompetenzfeststellung: ermittelt schwerpunktmäßig Basiskompetenzen wie Sprache, Hör- und Leseverständnis, schrift- Fähigkeiten bescheinigen liche Kompetenz, mündliche Kompetenz, Ge- sprächsführung, mathematische Grundkenntnisse, berufsbezogenes Alltagswissen. Darüber hinaus werden personale und soziale Kompetenzen sowie GFBM e.V. „Kompetenzfeststellung/Po- Methoden-, Medien- und Präsentationskompe- tenzialanalyse“ tenzen erfasst. „KomPass“ besteht aus verschie- denen Bausteinen, die je nach Bedarf eingesetzt Besteht für Ratsuchende ein tiefer gehender Klä- und kombiniert werden. In einem begleiteten rungsbedarf bezüglich ihrer beruflichen Kompe- Selbstevaluationsverfahren werden die beruflich tenzen und Potenziale, vereinbaren Beraterinnen verwertbaren Erfahrungen, Kompetenzen und und Berater der verschiedenen Transferprojekte Qualifikationen der Teilnehmenden ermittelt und des Kompetenzzentrums KUMULUS-PLUS die in einer mehrsprachigen Dokumentationsmappe Teilnahme am Kompetenzfeststellungsverfahren dokumentiert. Im Verfahren „KomPass-Plus“ wird „KomPass“ oder „KomPass-Plus“. Das Verfahren auch darüber informiert, wo und wie im Ausland wurde vom Transferprojekt bei der Gesellschaft erworbene Bildungs- und Berufsabschlüsse in für berufsbildende Maßnahmen e.V. (GFBM) Deutschland anerkannt bzw. gleichgestellt und entwickelt. „KomPass“ ist ein differenziertes wie Berufsabschlüsse nachgeholt werden können. Verfahren der Kompetenzfeststellung zur Vor- Neben der Mappe erhalten Teilnehmende eine bereitung von Beratungs- und Qualifizierungs- ausführliche Beratung zu ihren Beschäftigungs- prozessen für Jugendliche und Erwachsene mit und Qualifizierungsmöglichkeiten, eine dazu pas- Migrationshintergrund. Zielsetzung ist, Ratsu- sende Förderempfehlung inklusive eines etwaig chende möglichst früh von der passiven Rolle in erforderlichen Hinweises auf einen passenden einen aktiven Gestaltungsprozess ihrer Qualifi- Sprachförderkurs. Auf dieser Basis wird bei dem zierungs- und Beschäftigungsperspektiven zu entsendenden KUMULUS-PLUS-Transferprojekt bringen. Das Kompetenzfeststellungsverfahren die Beratung fortgesetzt. 20 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon LIFE e.V. „Fachliche Kompetenzfeststel- nicht nur um Berufsabschlüsse und -erfahrungen, lung und Potenzialassessment“ sondern auch um Fähigkeiten, die nicht schwarz auf weiß zertifiziert sind. Hier wird die Basis für Zu dem achtmonatigen Programm„Mit Energie die weitere Qualifizierung und berufliche Ori- in die berufliche Zukunft“ des Bildungsträgers „Wenn ich das ge- entierung gelegt. Mit den Anforderungen der LIFE e.V. gehört auch ein Modul „Feststellung von Arbeitswelt können Migrantinnen sich in einem wusst hätte, dass es weiteren Modul, dem Potenzialassessment, aus- hier so was gibt, dann einandersetzen, in dem es um die Feststellung von hätte ich ein anderes Schlüsselkompetenzen geht. Jede Teilnehmerin Leben geführt, würde durchläuft vier Assessmentsimulationen – her- schon früher meinen ausfordernde kritische Situationen, die für einen Weg finden und wäre Berufseinstieg in die Branche Erneuerbare Ener- jetzt schon viel weiter gien typisch sind. Arbeitsmarktexpertinnen und gewesen.“ Arbeitsmarktexperten, Berufsberater/innen mit Zitat aus der Feedbackrun- und ohne Migrationshintergrund und Personal- de bei der GFBM entwickler/innen aus technischen Unternehmen und aus der Branche Erneuerbare Energien haben diese Aufträge in gemeinsamen Workshops entwi- „Jetzt weiß ich, was ckelt. Geschulte Beobachterinnen halten Reakti- ich machen soll, und onen und Verhaltensweisen der Teilnehmerinnen sowie darauf basierende Kompetenzen fest, geben was nicht. Das war Feedback und schreiben für jede Teilnehmerin ein eine gute Chance für Fachkompetenzen“. Mit einem eigens entwickel- individuelles Kompetenzprofil, das Grundlage der mich.“ ten, fachspezifischen Kompetenzfeststellungsver- weiteren Beratung und Qualifizierung ist. Zitat aus der Feedbackrun- fahren ermittelt die Expertin des Projektteams de bei der GFBM anhand eines Interviewleitfadens Qualifikati- onen, Kompetenzen und Interessen. Dabei geht es 21
Handlungsfelder Qualifizierung: chenden ein PC-gestütztes, betreutes Selbststu- dium an, welches so stark nachgefragt wird, dass Durch Wissen weiter kommen es Wartelisten gibt. Das Angebot fördert die Ei- geninitiative und Motivation der Teilnehmenden, verdeutlicht deren berufliche und soziale Inte- grationsziele und stärkt ihr Selbstbewusstsein. Club Dialog e.V. „Fahrplan berufliche Es gibt verschiedene Module. Im Selbststudium Integration“ EDV lernen die Teilnehmenden die Grundlagen der elektronischen Datenverarbeitung auf Basis Ergänzend zur beruflichen Beratung russisch- des Betriebsystems Windows sowie den Umgang sprachiger Eingewanderter und Ausgesiedelter mit gängigen Officeprogrammen. Auf dieser Basis (siehe Seite 13) bietet Club Dialog e.V. Ratsu- können Sprachstudien in Deutsch und Englisch folgen oder das Selbststudium zur Berufsorien- tierung. Alle erledigen selbstständig gestellte Aufgaben – ja nach Bedarf mit mehr oder weniger Unterstützung von Dozentinnen und Dozenten. Auch erfahrene Teilnehmerinnen und Teilnehmer helfen Neuankömmlingen und geben erworbene Selbststudiumsmethoden und -techniken weiter. Das Angebot wird vor allem im Anschluss an einen Integrationskurs wahrgenommen, von geringfü- gig Beschäftigten oder von Teilnehmenden, die beispielsweise Englisch- oder EDV-Kenntnisse zur Aufnahme einer beruflichen Qualifizierung oder einer Beschäftigung benötigen. Ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer belegt mehre- 22 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon re Module. Eine weitere Unterstützung des Projektteams zur Arbeitsmarktin- tegration der Ratsuchenden sind Semi- nare und Workshops zu Bewerbungen sowie zur Selbstpräsentation und zur (Weiter)Entwicklung kommunikativer Fähigkeiten. FCZB e.V. „BEOMI - Qualifizie- rung für Migrantinnen“ Träger dieses Transferprojektes ist das FrauenComputerZentrumBerlin e.V. Migrantinnen, die über Ehegatten- bzw. Anschluss an eine Startphase mit ers- (FCZB), das seit 1984 IT-Fortbildungen Familiennachzug nach Berlin gekom- ten Kompetenzbilanzierungen insbe- und individuelle Lernangebote für Frau- men sind. Sie sind noch wenig orientiert sondere zu IT und Deutsch, erfolgt die en mit unterschiedlichsten Hintergrün- über ihre beruflichen Möglichkeiten, Durchführung je nach Vorkenntnissen, den, Lebenssituationen und beruflichen aber motiviert und bringen häufig eine Potenzialeinschätzung und Zielen nach Zielen entwickelt. Die mehrmonatige gute Schulbildung, Ausbildung sowie individuellen Lernplänen in einer Mi- Maßnahme im Rahmen von KUMU- Qualifizierung mit. Ohne eine geeignete schung aus Gruppen- und Einzel-Lern- LUS-PLUS bietet Berufsorientierung in zielgruppenspezifische Maßnahme sind einheiten. Ein Praktikum dient der Be- Kombination mit einer Förderung von sie von dauerhafter Erwerbslosigkeit, rufsfelderkundung sowie als Referenz Schlüsselkompetenzen, Deutsch als Hilfebedürftigkeit und Verlust der vor- für die weitere Arbeitsplatzsuche. Auf Fremdsprache sowie der Vermittlung handenen Kompetenzen und Potenziale dem Weg in die Erwerbstätigkeit werden von IT-Kenntnissen. Das Transferprojekt bedroht. Aufgrund der entsprechenden die Teilnehmerinnen durch den Einsatz entstand 2010 als Reaktion auf die be- Nachfrage wurde das Angebot später von Mentorinnen individuell begleitet sonderen Bedürfnisse von erwachsenen für Migrantinnen generell geöffnet. Im und unterstützt. 23
Handlungsfelder KHS gGmbH „Weiterbildung und Fach- bezogenes Deutsch werden in Praxissituationen sprachenerwerb“ eingeübt und vertieft. Diese methodische und didaktische Herangehensweise ermöglicht den Der Bildungsträger KHS Kirchhofschmiede gGmbH Teilnehmenden einen niedrigschwelligen Zugang wurde 1986 gegründet, um jungen Menschen eine zu der Bildungsmaßnahme. Das Projektteam stellt Berufsausbildung oder Qualifizierung zu ermög- sich sehr flexibel auf Teilnehmerinnen und Teil- lichen und ihre gesellschaftliche Integration nehmer ein. „In der Erstberatung merkten wir, zu fördern. Im Rahmen des Kompetenzzentrums dass manche Teilnehmende sich nicht auf eine KUMULUS-PLUS bietet die KHS drei modular auf- sechsmonatige Qualifizierung festlegen moch- gebaute Bildungsmaßnahmen für jeweils maximal ten“, berichtet Ingrid Schönsee von der KHS, „dar- 15 Migrantinnen und Migranten an, die über eine aufhin haben wir die Maßnahme auf drei Monate Berufsausbildung und/oder über Berufserfahrung verkürzt, doch nach dieser Weiterbildungszeit verfügen, die sie in der Regel in ihrem Herkunfts- baten die Teilnehmenden um Verlängerung, so land erworben haben: dass letztendlich doch die ursprünglich vorge- Berufliche Qualifizierung mit integrierter sehene Zeit genutzt wurde“. Auch das Angebot Sprachförderung im Bereich EDV „Deutsch im Beruf im Bereich Einzelhandel“ wurde entsprechend den Bedürfnissen der Seminarteil- Berufliche Qualifizierung mit integrierter nehmenden überarbeitet. Es wurde modularisiert, Sprachförderung im Bereich Verkauf/Einzel- der Erwerb eines Kassenpasses hinzugefügt und handel die einzelnen Module auf jeweils sechs Wochen Berufliche Qualifizierung mit integrierter verkürzt. Schönsee: „Wir haben die Erfahrung Sprachförderung im Bereich Büro/Verwaltung gemacht, dass auch Teilnehmerinnen oder Teil- Die Besonderheit des Angebotes liegt darin, dass nehmer ohne Berufsabschluss, die in Deutschland es sehr praxisbezogen ist und die Vermittlung noch nicht gearbeitet haben, mit dem Kassenpass von Berufssprache und Qualifizierungsinhalten Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden haben.“ miteinander verknüpft. Fachsprache und berufs- 24 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon Zukunft mit Aussicht Mitten aus demMitten ausaus dem Leben Mitten dem Leben Leben Drei Qualifikationen bringt Tatjana Schelhorn bei ihrer Einwanderung aus Russland mit: Sie ist Diplom-Ingenieurin für Wasserver- sorgung und Abwasserleitung, sie hat eine Grafikausbildung und sie hat Bürokauffrau gelernt. Sie kann nicht verstehen, dass ihr vom zuständigen Berliner JobCenter diverse Maßnahmen angeboten und finanziert werden, aber ausgerechnet ihr Diplom dabei völlig außer Acht gelassen wird. Nach diversen erfolglosen Versuchen, einen guten Job zu bekommen, entdeckt sie selbst im Internet das Angebot von LIFE e.V. „Mit Energie in die berufliche Zukunft“. „Das passte genau zu mir, daran wollte ich unbedingt teilnehmen“, sagt sie. Acht Monate später hat sie einen Job in der Wasserwirtschaft und jede Menge Perspektiven. Tatjana Schelhorn: „Die drei Säulen, auf denen ich meine Karriere aufbauen will, sind meine technische Qualifikation, meine russischen Sprachkenntnisse und die Erneuerbare Energien. Zudem habe ich gute Argumente: Ich bin flexibel, ich bin qualifiziert, ich bin noch jung, ich habe Kraft – das sind doch ganz gute Zukunftsaussichten.“ (Tatjana Schelhorn Foto 2.v.l., bei der Besichtigung einer Windkraftanlage) 25
Handlungsfelder LIFE e.V. „Mit Energie in die berufliche auf hohem Niveau. Energieeffizienz, Solarthermie, Zukunft” Photovoltaik, Windenergie und Biomassenutzung sind die fachlichen Schwerpunkte dieses Moduls. Neben der Berufsberatung und der Kompetenzfest- stellung bietet die Maßnahme „Mit Energie in die Es geht aber auch um den Erwerb fachübergrei- berufliche Zukunft“ von LIFE auch ein Modul zur fender Kompetenzen wie Kundenkommunikation, Qualifizierung und zur Branchenorientierung in Projektmanagement, Arbeiten im Team oder Prä- den Erneuerbaren Energien. Die Teilnehmerinnen sentationen von Arbeitsergebnissen. In einem lernen die Grundlagen der Erneuerbaren Energien anderen Modul setzen sich die Teilnehmerinnen kennen sowie Arbeitsfelder in der Branche und der mit den Anforderungen der deutschen Arbeitswelt dafür jeweils erforderlichen Qualifikationen. Da auseinander, sie lernen Normen ebenso wie unge- Akademikerinnen weiter gebildet werden, erfolgt schriebene Gesetze kennen und üben, wie sie sich die Qualifizierung und die Branchenorientierung beispielsweise bei einer Kontaktaufnahme per Te- lefon oder im Bewerbungsgespräch präsentieren. In den letzten drei Monaten des Programms ma- chen die zugewanderten Akademikerinnen die Probe aufs Exempel – sie verifizieren ihre Fertig- keiten und Kompetenzen in Praktika, die jeweils “Migrantinnen können nicht nur Flugzeuge den Arbeitsbereichen der neu erworbenen be- putzen, sie können sie auch konstruieren.“ ruflichen Ziele entsprechen sollen. Dabei gelingt Andrea Simon, Leiterin des Transferprojektes „Mit nicht selten gleich der Schritt in den ersten Ar- Energie in die berufliche Zukunft“ beitsmarkt. 26 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Jeder arbeitet nach seiner Façon Vermittlung in Arbeit: unerlässlich“, betont Mehmet Türk, einer der Be- rater im Transferprojekt, „das Personal- und Ar- Das Ziel vor Augen beitsmanagement bildet somit die Grundlage der Arbeitsvermittlung im Netzwerk“. Zur Verfügung Arbeit und Bildung e.V. „Personal- und Arbeitsmarktmanagement“ Das Transferprojekt berät kleine und mittlere Be- triebe (KMU) im Hinblick auf die Entwicklung und Gewinnung von Arbeitsplätzen sowie den Erhalt bestehender Stellen im Unternehmen. Auch Exis- tenzgründungsberatungen werden in dem Zusam- menhang angeboten und in Anspruch genommen. Allerdings profitieren nicht nur Betriebsinhabe- rinnen und -inhaber, sondern auch Beschäftigte der Firmen erhalten Beratung – insbesondere zur Sicherung des Arbeitsverhältnisses oder für die individuelle Karriereplanung. 600 Unternehmen oder Gründende werden durchschnittlich im Jahr stehende Arbeitsplätze in den beratenen Unter- durch zwei Experten beraten und begleitet. Die nehmen werden Ratsuchenden aus dem Netzwerk Dienstleistung erfolgt in enger Kooperation mit KUMULUS-PLUS angeboten – in erster Linie der den Berliner Industrie- und Handelskammern Klientel der Transferprojekte, aber auch Kun- und den Handwerkskammern. „Zur individuellen dinnen und Kunden externer Netzwerkpartner wie beruflichen Integration von Migrantinnen und dem Arbeitgeberservice der Agenturen für Arbeit Migranten ist die Zusammenarbeit mit Betrieben und ihnen angeschlossener JobCenter. 27
Handlungsfelder „Netzwerke sind eine Arbeitsform der Zukunft. Wie sinnvoll die Bündelung von Ressourcen und Kompetenzen ist, zeigt sich deutlich in der engen Zusammenarbeit unseres JobCenters mit externen Part- nern – wir sind einfach erfolgreicher.“ Anke Overbeck, Beauftragte für Chancen- gleichheit und Migrationsangelegenheiten im JobCenter Friedrichshain-Kreuzberg Netzwerken bei KUMULUS-PLUS: Mit System zusammenarbeiten 28 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Mit System zusammenarbeiten Der Unterschied zwischen Netzwerken und dem andere Arbeitssuchende aus dem ehemaligen bloßen Sammeln von guten Kontakten ist die Sys- Jugoslawien, tematik. Wer in Netzwerken arbeitet, baut zielge- der TBB e.V. ist vor allem Ansprechpartner für richtet Beziehungen auf und aus. Vorteile haben Ratsuchende türkischer Herkunft solche Beziehungsgeflechte vor allem dann, wenn und Arbeit und Bildung e.V. ist als Koordinati- die Partner nicht aus demselben Umfeld, Beruf onsstelle für die Agenturen und JobCenter der oder Interessenbereich stammen. „Sonst erzeu- zentrale Ansprechpartner des Kompetenzzent- gen sie nur Echos“, so Brian Uzzi, Professor an rums, wo Beratungsbedarfe seitens dieser koo- der Kellogg School of Management in einer seiner perierenden Institutionen erfasst werden, um Netzwerk-Studien. selbst zu beraten oder an die beteiligten Part- Wie sich diese Theorie in der Praxis darstellt, lässt ner weiterzuleiten. sich beispielsweise im Handlungsfeld Beratung Die Beratung der unterschiedlichen Zielgruppen des Berliner Netzwerks von KUMULUS-PLUS er- schlägt sich auch in der Ansprache und der Be- kennen. Sechs Transferprojekte bieten in Berlin ratungsform nieder. Der besondere Mehrwert für berufliche Beratung für Erwachsene mit Migrati- Projekte und für Ratsuchende entsteht durch onshintergrund an: Schnittstellen. So würde die russischsprachige Club Dialog e.V. hat guten Zugang zu russisch- Maschinenbauingenieurin, die Club Dialog auf- sprachigen Migrantinnen und Migranten, sucht, eine Empfehlung für die Beratung und wei- das Integrationswerk Respekt e.V. wendet sich tere Leistungen von LIFE bekommen. Oder: Alle gezielt an Migrantinnen und Migranten mit päd- Beratungsprojekte können bei Bedarf das Know- agogischer Ausbildung und Erfahrung in sozi- how des Transferprojektes „Kompetenzfeststel- alen Berufen, lung / Potenzialanalyse“ nutzen. LIFE e.V. ist spezialisiert auf die Beratung von Damit sich die Beratungsarbeit optimal ergänzt, Akademikerinnen mit Migrationshintergrund, haben alle Partner des Kompetenzzentrums einen die RAA Berlin e.V. erreicht Roma, Sinti und kennwortgeschützten Zugang zur Beratungsda- 29
Netzwerken bei KUMULUS-PLUS tenbank von KUMULUS-PLUS, mit der einerseits Datenbanken oder das Handbuch sind Grundlagen der individuelle Beratungsprozess dokumentiert und Produkte, die zur Unterstützung der internen wird und andererseits die individuellen Wege von Netzwerkarbeit bei KUMULUS-PLUS entwickelt Ratsuchenden durch Weiterleitungen innerhalb und erprobt werden. Auch die Kompetenzfeststel- des Netzwerkes bzw. zu Partnern außerhalb durch lungsverfahren „KomPass“ und „KomPass-Plus“ entsprechende Hinweise nachvollzogen werden fördern die Arbeit im Netzwerk strukturell, da sie können. von allen anderen Transferprojekten und auch von externen Partnern in Anspruch genommen werden können. Der „Pendelflyer“, als Kommuni- kationsinstrument zwischen JobCentern und dem Kompetenzzentrum, die „Infotage Migration“ als Veranstaltungsreihe mit Fortbildungscharakter für und mit Berliner JobCentern oder die Bera- tungskooperation „Jobassistenz“ sind wiederum Verfahren, die zur Unterstützung der Zusammen- arbeit mit externen Partnern oder anderen Netz- werken dienen. Das Transferprojekt Netzwerkcoa- ching der Koordinationsstelle von KUMULUS-PLUS hat bei der internen Pflege der Netzwerkstruktu- ren die Aufgabe, moderierend, fachlich begleitend, aber nicht diktierend zu wirken. Die Arbeit in einem Netzwerk dieser Größe und von diesem Vernetzungsgrad zu koordinieren und zu moderieren ist eine Herausforderung. Erst Instru- mente und Strukturen machen dies handhabbar. Trägerentwicklungsgespräche, Steuerungsrunden, 30 Das Prinzip KUMULUS-PLUS
Mit System zusammenarbeiten KUMULUS-PLUS intern: Strukturen schaffen „Das Netzwerkcoaching Einmal jährlich führt die Leitung des Kompetenz- Bezug auf das ganze Netzwerk KUMULUS-PLUS. halte ich für besonders zentrums mit jedem Transferprojekt ein Träger- Denn manchmal ist man ja betriebsblind. Oder wertvoll, denn einerseits entwicklungsgespräch, dessen Dokumentation weiß noch gar nicht, dass ein Partnerprojekt ganz die Grundlage der zukünftigen Arbeit bildet. ähnliche Pläne hat. Beim Netzwerkcoaching wer- ist der neutrale Blick „Netzwerkstrukturen müssen Raum für Flexibili- den aber auch verborgene Schätze der Transfer- der Coaches auf unsere tät bieten, in unserem Fall bedeutet das, dass wir projekte entdeckt, von denen dann auch andere Arbeit immens wichtig. immer wieder unsere Handlungsansätze im Hin- als Beispiel guter Praxis profitieren können. Andererseits können in blick auf die Entwicklungen des Arbeitsmarktes Die Steuerungsrunden des Kompetenzzentrums diesem Rahmen neue und die Bedarfe unserer Zielgruppen überprüfen Ideen angesprochen KUMULUS-PLUS finden monatlich statt. Gemein- und gegebenenfalls verändern“, erläutert Kompe- werden. So ist zum sam treffen die Teams der Transferprojekte hier tenzzentrumsleiter Stefan Nowack. Beispiels der KUMULUS- inhaltliche Absprachen oder erörtern Koope- Das Netzwerkcoaching hat ähnliche Elemente, rationen mit neuen oder vertrauten Partnern, PLUS weite Workshop findet aber häufiger statt. Netzwerkcoaches sind beispielsweise der JobCenter, der Zentralen Aus- ‚Gender in der Beratung’ die Mitarbeiter des Koordinierungsprojektes bei landsvermittlung der BA, Beratungseinrichtung auf einer der Sitzungen Arbeit und Bildung e.V. Jedes Transferprojekt der Bundeswehr oder verschiedenen Personal- des Netzwerkcoachings wird etwa alle zwei Monate von einem Coach be- dienstleistern wie Randstad oder Manpower. In geboren und weiterver- sucht, um über aktuelle Projektaktivitäten, Pläne dieser Runde wird auch über die Durchführung folgt worden.“ oder auch Schwierigkeiten zu sprechen. Das dient von Workshops entschieden, die besondere Ak- Andrea Simon, Leiterin der Reflexion der eigenen Arbeit – einerseits in- zente in der Arbeit des Kompetenzzentrums set- des Transferprojektes „Mit nerhalb der Transferprojekte und andererseits in zen, wie das beim Gender-Workshop der Fall war Energie in die berufliche Zukunft“ 31
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