Das Verhütungsverhalten von Frauen (2012-2018) - Eine Sonderauswertung aus "frauen leben 3" - Soffi-F
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Im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Sozialwissenschaftliches
ForschungsInstitut zu
Geschlechterfragen
SoFFI F. │FIVE, Freiburg
Das Verhütungsverhalten von Frauen
(2012-2018)
Eine Sonderauswertung aus „frauen leben 3“
Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen, Freiburg
im Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg e.V. (FIVE)
Bugginger Straße 38
79114 Freiburg
soffi@eh-freiburg.de
www.soffi-f.de
Prof. Dr. Cornelia Helfferich, Dominik Gerstner, Carina Pflügler, Hannes Weinbrenner
Anja Schmidt, Jenny Ginter, Julika Clausen
Freiburg, den 15.02.2021
12
Hiermit legt das Sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen │FIVE, SoFFI F., die
Sonderauswertung des Datensatzes „frauen leben 3“ zum Thema „Das Verhütungsverhalten von
Frauen“ vor. Die Aussagen zum Verhütungsverhalten beruhen auf Auswertungen
des standardisierten Datensatzes (Fragebogenbefragung) der drei Erhebungsphasen von 2012,
2016 und 2018 mit Angaben von 14.552 Frauen im Alter von 20 bis 44 Jahren in zwölf Bundes-
ländern Deutschlands
der 97 qualitativen Interviews aus der ersten Erhebungsphase (2012) in vier Bundesländern
und 19 qualitativen Interviews aus der dritten Erhebungsphase (2018) in drei Bundesländern.1
Gemäß dem Angebot vom August 2015 und dem sich darauf beziehenden Zuwendungsbescheid vom
30.09.2015 FKZ 4-443/4.21/15 wurden in den standardisierten Fragebogen und den Leitfaden für die
qualitativen Interviews der 3. Phase entsprechende Zusatzfragen aufgenommen. Die Auswertung die-
ser Zusatzfragen wird in einem Spezialbericht zum Verhütungsverhalten von Sozialleistungsbeziehe-
rinnen (http://soffi-f.de/files/SoFFI-F_WP2019-09_Kurzbericht_Kostenfreie_Ab-
gabe_von_Verh%C3%BCtung.pdf), sowie dem Artikel „Geringes Einkommen, Sozialleistungsbezug und
Verhütung“ (http://soffi-f.de/files/Forum%20BZgA%20Verh%C3%BCtung_u_soz%20Lage.pdf) darge-
stellt.
Wir danken allen, die die Studie unterstützt haben, insbesondere der BZgA für die Förderung und den
befragten Frauen für das Vertrauen, das sie uns geschenkt haben.
Sozialwiss. Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen │FIVE, SoFFI F. Freiburg,
Freiburg, den 15.02.2021 (aktualisierte Fassung)
Prof. Dr. Cornelia Helfferich
Dominik Gerstner, Carina Pflügler, Hannes Weinbrenner
Anja Schmidt, Jenny Ginter, Julika Clausen
1
Erhebungsphase 2012: Baden-Württemberg, Berlin, Niedersachsen, Sachsen, 2016: Nordrhein-Westfalen,
Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz
2018: Brandenburg, Bremen Hamburg, Schleswig-Holstein und Thüringen
34
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung............................................................................................................................... 8
1. Einleitung ............................................................................................................................... 10
2. Die Verbreitung von Verhütung ............................................................................................. 12
3. Gründe, nicht zu verhüten und ‚unmet need‘ ....................................................................... 17
4. Angewandte Verhütungsmethoden ...................................................................................... 22
5. Pille danach ............................................................................................................................ 32
Literatur ............................................................................................................................................. 42
Anhang .................................................................................................................................................. 43
A. Factsheet zur Projektbeschreibung ....................................................................................... 43
B. Fragen zur Verhütung im standardisierten Fragebogen ........................................................ 46
5Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anteil Frauen, die verhüten, nach Bundesländern (in %)* ............................................. 13
Abbildung 2: Anteil Frauen, die verhüten, nach Raumordnungsregionen (in %)*............................... 14
Abbildung 3: Anteil Frauen, die verhüten (in %)* ................................................................................ 15
Abbildung 4: Anteil Frauen, die verhüten, nach Lebensform (in %)* .................................................. 16
Abbildung 5: Gründe für aktuell keine Verhütung (in %)* ................................................................... 17
Abbildung 6: Gründe für aktuell keine Verhütung nach Altersgruppen (in %)* .................................. 18
Abbildung 7: Gründe für aktuell keine Verhütung nach partnerschaftlicher Lebensform (in %)* ...... 18
Abbildung 8: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach Altersgruppen (in %)* .................................... 20
Abbildung 9: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach partnerschaftlicher Lebensform (in %)* ........ 20
Abbildung 10: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach Schulbildung (in %)* ..................................... 21
Abbildung 11: Verhütungsmethoden (in %, berechnet auf alle Frauen) ............................................. 22
Abbildung 12: Verhütungsmethoden (in %, berechnet auf alle Frauen, die verhüten) ....................... 23
Abbildung 13: Verhütungsmethoden nach Alter (in %)* ..................................................................... 24
Abbildung 14: Verhütungsmethoden nach Lebensform (in %)* .......................................................... 25
Abbildung 15: Verhütungsmethode nach Lebensform mit/ohne Kind(er) (in %)* .............................. 26
Abbildung 16: Kombination Pille und Kondom nach Phasen der Erhebung (in %)* ............................ 27
Abbildung 17: Kombination Pille und Kondom nach Phasen der Erhebung und Bundesländer (in %) 28
Abbildung 18: Verhütung nur mit Kondom nach Raumordnungsregionen und Phasen (in %)* ......... 29
Abbildung 19: Pille und Kondom Nutzung nach Altersgruppen (in %)* ............................................... 31
Abbildung 20: Kombination Pille und Kondom nach Dauer der Partnerschaft(in %)*......................... 31
Abbildung 21: Anwendung und Kenntnis über die Pille danach (in %) ................................................ 32
Abbildung 22: Prävalenz der Pille danach nach Bundesländern (in %)* .............................................. 33
Abbildung 23: Prävalenz der Pille danach nach Raumordnungsregionen (in %)* ............................... 34
Abbildung 24: Prävalenz der Pille danach nach Altersgruppen (in %)* ............................................... 35
Abbildung 25: Prävalenz der Pille danach nach Geburtsjahrgängen (in %)* ....................................... 35
Abbildung 26: Prävalenz der Pille danach nach Schulbildung (in %)* .................................................. 36
Abbildung 27: Kenntnis über die Aufhebung der Verschreibungspflicht der Pille danach (in %) ........ 37
Abbildung 28: Kenntnis über die Aufhebung der Verschreibungspflicht der Pille danach nach
Bundesländern (in %)* ......................................................................................................................... 38
Abbildung 29: Kenntnis über die Aufhebung der Verschreibungspflicht der Pille danach nach
Altersgruppen (in %)* ........................................................................................................................... 39
Abbildung 30: Kenntnis über die Aufhebung der Verschreibungspflicht der Pille danach nach
Schulbildung (in %)* ............................................................................................................................. 39
6Abbildung 31: Prävalenz der Pille danach – nach Verzicht auf Pille oder Spirale aus Kostengründen (in
%)* ......................................................................................................................................................... 40
7Zusammenfassung
Mit der vorliegenden Auswertung liegt eine Erfassung des Verhütungsverhaltens von 20- bis 44-jähri-
gen Frauen in zwölf Bundesländern Deutschlands mit einer großen Stichprobe (N=14.552 Frauen) vor.
Zwar ist die Studie nicht repräsentativ für das Bundesgebiet, wohl aber mit kleinen Einschränkungen
für die beteiligten Bundesländer. Die Studie wurde in drei Erhebungsphasen zwischen 2012 und 2018
durchgeführt. Daher sind allgemeine Veränderungen des Verhütungsverhaltens während der Laufzeit
der Studie mitzudiskutieren (zum methodischen Design und zu den gestellten Fragen: siehe Anhang).
Die Studie zeigt die Sichtweise der befragten Frauen. Es ist zu erwarten, dass eine Befragung von Män-
nern andere Ergebnisse (z.B. zur Nutzung von Kondomen und zur Beteiligung an den Kosten) erbringen
würde (BZgA 2011: 14; Helfferich, Klindworth & Kruse 2004).
Ausgewählte Ergebnisse bezogen auf das Verhütungsverhalten:
Die Pille ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Verhütungsmittel.
Im Einzelnen hängen sowohl der Anteil derjenigen, die verhüten, als auch die Motive, warum nicht
verhütet wird, als auch die genutzte Verhütungsmethode vom Alter der Frau und von der Form
ihrer Partnerschaft – keine oder eine feste Partnerschaft, mit oder ohne gemeinsamen Haushalt,
mit oder ohne Trauschein, mit oder ohne Kinder, Dauer der Partnerschaft – ab. Daraus ergibt sich
eine biografische Dynamik, nach der die Nutzung der Pille im Lebensverlauf abnimmt und die
Beliebtheit von Spirale und Sterilisation zunimmt. Dies belegt die unterschiedliche Funktion von
Verhütung und die unterschiedliche Eignung von Verhütungsmitteln für den Aufschub einer Fami-
liengründung, für die Vergrößerung des Geburtenabstands oder für die Begrenzung der Kinderzahl.
Pille und Kondom werden vor allem in noch nicht lange bestehenden festen Partnerschaften und,
damit verbunden, vor allem von jüngeren Frauen kombiniert. Nur mit Kondomen zu verhüten, ist
in Großstädten verbreiteter als in anderen Raumordnungsregionen.
Die Pille danach ist fast durchgehend bekannt. Aber nur 44 % wussten, dass sie rezeptfrei in Apo-
theken erhältlich ist. Sie wurde von Frauen in Großstädten häufiger jemals in ihrem Leben einge-
nommen.
Die Bedeutung der finanziellen Ressourcen für das Verhütungsverhalten ist Thema des Artikels „Gerin-
ges Einkommen, Sozialleistungsbezug und Verhütung“ (http://soffi-f.de/files/Fo-
rum%20BZgA%20Verh%C3%BCtung_u_soz%20Lage.pdf), sowie des gesonderten Berichts zum Verhü-
tungsverhalten von Sozialleistungsbezieherinnen (http://soffi-f.de/files/SoFFI-F_WP2019-09_Kurzbe-
richt_Kostenfreie_Abgabe_von_Verh%C3%BCtung.pdf).
8Die wichtigsten Ergebnisse lauten:
Frauen im Sozialleistungsbezug verhüten überwiegend deshalb nicht, weil sie keine sexuellen Kon-
takte haben – sie sind häufiger alleinstehend ohne festen Partner –, während Frauen in (sehr) guter
finanzielle Lage überwiegend nicht verhüten, weil sie schwanger sind oder einen Kinderwunsch
haben.
Frauen mit einem geringen Einkommen haben häufiger einen ungedeckten Bedarf an Verhütung,
d.h. sie haben Geschlechtsverkehr, haben keinen Kinderwunsch und geben dennoch an, nicht zu
verhüten.
Frauen im Sozialleistungsbezug nutzen häufiger das Kondom und seltener die Pille. Vor allem die,
die nichtehelich zusammenleben, nutzen häufiger das Kondom. Die Alleinstehenden verhüten ent-
weder nicht oder, wenn sie verhüten, dann mit Spirale oder Pille.
Es lassen sich Risikopotenziale im Verhütungsverhalten von Sozialleistungsbezieherinnen erfassen,
die mit den Kosten von Verhütung zusammenhängen.
91. Einleitung
Schwerpunkt der Studie „frauen leben 3“ zu Familienplanung im Lebenslauf von 20- bis 44-Jährigen
Frauen sind unbeabsichtigte und ungewollte Schwangerschaften. Das Verhütungsverhalten hat eine
große Bedeutung für die Verhinderung solcher Schwangerschaften und ist daher ein wichtiges Thema
der Studie mit einer spezifischen Perspektive. Der ungehinderte Zugang zur Verhütungsmethode der
eigenen Wahl ist allgemein eine wesentliche Voraussetzung für sexuelle und reproduktive Gesundheit:
„To maintain one’s sexual and reproductive health, people need access to accurate information and
the safe, effective, affordable and acceptable contraception method of their choice“ (United Nation
Population Fund 2020).
Die Studie „frauen leben 3“ ist aber keine speziell nur auf Verhütung ausgerichtete Studie; Verhütung
ist ein Thema unter andern. Diese Beschränkung ist auch deshalb sinnvoll, weil mit den von der BZgA
turnusmäßig durchgeführten Wiederholungsbefragungen Erhebungen mit einer hohen Qualität zur
Verfügung stehen, die ausschließlich das Verhütungsverhalten Erwachsener untersuchen (BZgA 2003,
2007, 2011, 2020). Die Studie „frauen leben 3“ ergänzt diese BZgA-Studien zum einen durch den spe-
zifischen Blick auf Verhütung im Kontext des Eintritts oder Ausbleibens einer unbeabsichtigten
Schwangerschaft, und zum anderen durch Vertiefungen, die aufgrund der deutlich größeren Stich-
probe möglich sind.
Ein Schwerpunkt des vorliegenden Berichts sind Ergebnisse zum aktuellen Verhütungsverhalten von
20- bis 44-Jährigen Frauen in zwölf Bundesländern Deutschland (erhoben in allen drei Phasen, Erhe-
bungszeitraum 2012 bis 2018, einschließlich Verwendung der Pille danach und Kenntnis der Aufhebung
der Verschreibungspflicht der Pille danach). Für diese Auswertungen wird der Datensatz der Gesamt-
stichprobe (N=14.522) genutzt.2
Der Start des bundesweiten Modellprojekts „Biko - Beratung, Information und Kostenübernahme bei
Verhütung“ der pro familia, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend, noch während der Laufzeit der Studie „frauen leben 3“ legte es nahe, zusätzliche Fragen zur
Relevanz der Kosten von Verhütung in der dritten Durchführungsphase der Studie in den Fragebogen
aufzunehmen. Eine Sonderauswertung untersuchte das Verhütungsverhalten von Sozialleistungsbe-
zieherinnen und die Bedeutung einer kostenfreien Abgabe von Verhütungsmitteln „Geringes Einkom-
men, Sozialleistungsbezug und Verhütung“ (http://soffi-f.de/files/Fo-
rum%20BZgA%20Verh%C3%BCtung_u_soz%20Lage.pdf).
2
Damit werden frühere Veröffentlichungen aktualisiert, die auf Teilauswertungen der ersten Phase (Helfferich
et al. 2016) beziehungsweise der ersten und der zweiten Phase beruhen.
10Methodische Anmerkungen Ausführliche methodische Darstellungen zur Erhebung und Auswertung finden sich im Anhang (Facts- heet Projektskizze). Die berichteten Zahlen sind Prozentuierungen jeweils auf die gültigen Angaben. Die Gesamtheit, auf die prozentuiert wird, ist damit möglicherweise etwas kleiner als der gesamte Stichprobenumfang. Die Darstellung der Ergebnisse beschränkt sich, sofern nicht explizit anders ver- merkt, auf signifikante Ergebnisse (p
2. Die Verbreitung von Verhütung
Von den befragten Frauen gaben 77,8 % an, dass sie aktuell eine oder mehrere Verhütungsmethoden
anwenden, wobei hier auch die Sterilisation der Frau oder des Partners als Methode gezählt wird.3
Dieser Wert ist über alle Befragungsphasen nahezu konstant und Unterschiede erweisen sich trotz der
sehr hohen Fallzahl als nicht signifikant (P1 = 77,3 %, P2 = 79,1 %, P3 = 77,2 %). Für den Vergleich
längerer Zeiträume, auch international, können Daten der UN herangezogen werden. Über Modell-
rechnungen gelangen Studien (Alkema et al. 2013, United Nations, Department of Economic and Social
Affairs, Population Division 2018) zu dem Ergebnis, dass in Deutschland4 wie auch in den anderen west-
europäischen Ländern in den letzten 20 Jahren nur wenig Varianz beziehungsweise Veränderung im
Verhütungsverhalten zu beobachten ist und dies auch künftig relativ stabil bleiben wird.
Zwischen den zwölf untersuchten Bundesländern gibt es in den Daten ebenfalls in den meisten Fällen
nur geringe Differenzen, wobei der Anteil der aktiv Verhütenden zwischen ca. 74,0 % in Hamburg und
ca. 81,0 % in Rheinland-Pfalz und Sachsen liegt. Zwar sind die Unterschiede zwischen einigen Bundes-
ländern statistisch signifikant (siehe
3
Hierbei muss angemerkt werden, dass von 14.522 befragten Frauen 1.252 (8,6 %) keine gültigen Angaben zu
Verhütung gemacht haben.
4
(siehe zusätzliche Grafiken https://www.un.org/en/development/desa/population/publications/pdf/fa-
mily/Figure_Model-based_estimates_Countries_Run20180220.pdf (letzter Zugriff 29.05.2019).)
12Abbildung 1), die Differenzen bewegen sich jedoch meist in einem moderaten Bereich. Auf Besonder-
heiten bezüglich einiger Bundesländer wird im Zusammenhang mit den Verhütungsmethoden noch-
mals eingegangen.
Nach Siedlungsstrukturellen Kreistypen5 differenziert, zeigt sich, dass in den kreisfreien Großstädten
der Anteil der verhütenden Frauen am geringsten ist (75,5 %). Dieser Wert unterscheidet sich signifi-
kant von den städtischen Kreisen (78,0 %) und den ländlichen Kreistypen (je ca. 80,0 %). Dieser Zusam-
menhang kann auch die niedrigen Werte in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin erklären.
5
Die Daten stammen aus den INKAR Datenbank des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Für
genauere Hinweise zu den Kategorien siehe: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Raumbeobachtung/Raumab-
grenzungen/deutschland/kreise/Kreistypen4/kreistypen_node.html (letzter Zugriff 29.05.2019).
13Abbildung 1: Anteil Frauen, die verhüten, nach Bundesländern (in %)*
7 Rheinland-Pfalz 80,8
14 Sachsen 80,7
16 Thüringen 79,2
13 Mecklenburg-Vorpommern 79
1 Schleswig-Holstein 78,6
Gesamtstichprobe 77,8
12 Brandenburg 77,6
5 Nordrhein-Westfalen 77,6
3 Niedersachsen 77,6
4 Bremen 76,1
8 Baden-Württemberg 76
11 Berlin 74,9
2 Hamburg 73,9
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern, n= 14.552
*Signifikante Gruppenunterschiede, paarweise Vergleiche mit Benjamini-Hochberg-Korrektur
1: signifikanter Unterschied zu 2 / 2: signifikanter Unterschied zu 1, 7, 13, 14, 16 / 7: signifikanter Unterschied zu 2, 11 / 11:
signifikanter Unterschied zu 7, 14 / 13: signifikanter Unterschied zu 2 / 14: signifikanter Unterschied zu 2, 11 / 16: signifikanter
Unterschied zu 2
14Abbildung 2: Anteil Frauen, die verhüten, nach Raumordnungsregionen (in %)*
81
79,8 79,9
80
79
78 77,8
78
77
76 75,5
75
74
73
kreisfreie städtische Kreise ländliche Kreise mit dünn besiedelte Insgesamt (n=13.162)
Großstädte (n=3.034) Verdichtungsansätzen ländliche Kreise
(n=4.803)* (n=2.442) (n=2.883)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Verhütung nach soziodemografischen Merkmalen
Ob verhütet wird, hängt von dem Alter beziehungsweise der Lebensphase und der – wiederum mit
dem Alter verbundenen – Lebensform ab.
Alter: Die jungen Frauen (bis unter 24 Jahre) geben unterdurchschnittlich oft an zu verhüten. Mit
Mitte Zwanzig wird dann ein überdurchschnittlicher Wert erreicht, der dann im Zuge der Familien-
gründung wieder bis Mitte Dreißig unterdurchschnittlich ist und dann mit zunehmendem Alter auf
über 80,0 % ansteigt. Unten wird auf die Gründe, nicht zu verhüten eingegangen: Die Hauptgründe
sind „aktuell keine heterosexuellen Kontakte“ und „Kinderwunsch, bestehende Schwangerschaft“.
Darüber findet die Altersverteilung eine plausible Erklärung: Junge Frauen verhüten möglicher-
weise seltener, weil sie seltener als andere Altersgruppen regelmäßig Geschlechtsverkehr haben,
und in mittlerem Alter ist es dann ein Kinderwunsch, der Verhütung überflüssig macht.
15Abbildung 3: Anteil Frauen, die verhüten (in %)*
86
84
83,5
82 81,9
81,3 82,7
80 80,5
79,3
78
76,2
76 76,6
74,4
74 73,6 73,9
72,8
72
71,2
70
68
66
64
% Verhütung Mittelwert
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Lebensform: Am häufigsten wird in der Gruppe der Verheirateten mit Kind(ern) verhütet (86,0 %).
Am wenigsten wird in der Gruppe der Verheirateten ohne Kind(er) verhütet (56,6 %). Davon un-
terscheidet sich die Gruppe der Alleinstehenden nur minimal – egal ob diese Kinder haben (57,6
%) oder nicht (58,8 %). Bei den nichtehelichen Partnerschaften (mit gemeinsamen oder getrennten
Haushalten) ist der Anteil der Verhütenden nahezu genauso hoch wie bei den Verheirateten mit
Kindern – ob mit Kindern (83,1 %) oder ohne Kinder (85,5 %) (siehe Abbildung 4, signifikante Un-
terschiede).
16Abbildung 4: Anteil Frauen, die verhüten, nach Lebensform (in %)*
100
90 86 83,1 85,3
80
70
56,6 57,6 58,8
60
50
40
30
20
10
0
verheiratet mit verheiratet ohne nichtehel. nichtehel. alleinstehend alleinstehend
Kind(ern) Kind (n=893) Partnerschaft Partnerschaft mit Kind(ern) ohne Kind
(n=5.653) (mit/ohne getr. (mit/ohne getr. (n=700) (n=2.032)
Haush.) mit Haush.) ohne
Kind(ern) Kind (n=2.517)
(n=1.359)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern, n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Finanzielle Lage: Bei einer (sehr) guten oder mittleren finanziellen Lage verhüten 79% der befrag-
ten Frauen, bei einer negativ bewerteten finanziellen Lage verhüten weniger: 55,5% ohne und
50,7% mit Sozialleistungsbezug.
173. Gründe, nicht zu verhüten und ‚unmet need‘
Der häufigste Grund, nicht zu verhüten, ist ein Kinderwunsch oder eine aktuell bestehende Schwan-
gerschaft (44,1 % der nicht-verhütenden Frauen, das entspricht 8,6 % an allen Frauen, Abbildung 5).
Die zweitgrößte Gruppe verhütet aktuell nicht, weil sie keine sexuellen Kontakte hat (38,4 % der nicht-
verhütenden Frauen, 7,5 % von allen Frauen). Aus guten Gründen verhüten auch Frauen in einer gleich-
geschlechtlichen Partnerschaft nicht, die wegen der kleinen Fallzahl nicht weiter berechnet werden.
Abbildung 5: Gründe für aktuell keine Verhütung (in %)*
50 44,1
38,4
40
30
18,1
20
10
0
Kinderwunsch, akt. Schwanger keine sex. Kontakte (n=092) Sonstiges (n=515)
(n=254)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die nicht verhüten n= 2.917
*signifikante Gruppenunterschiede
Wer verhütet nicht?
Die Gründe dafür, warum nicht verhütet wird unterscheiden sich deutlich nach dem Alter und der Le-
benssituation (siehe Abbildung 7).
Alter: Unter den 20 bis 24-Jährigen ist der Hauptgrund nicht zu verhüten, dass keine sexuellen
Kontakte vorliegen (73,6 %). Dies liegt daran, dass in dieser Gruppe besonders viele alleinstehende
Frauen sind. Der Anteil nimmt bis Mitte 30 ab und steigt dann wieder an und erreicht bei den über
40-Jährigen den Wert 41,8 %.
Keine Verhütung aufgrund von Schwangerschaft oder Kinderwunsch nimmt mit dem Alter zu und
erreicht bei den 30 bis 34-Jährigen (63,3 %) ein Maximum. Danach nimmt der Anteil wieder ab,
und liegt bei den über 40-Jährigen noch bei 25,2 %.
Die sonstigen Gründe nehmen vor allem mit dem Alter zu (siehe
18Abbildung 6), einen besonders deutlichen Sprung gibt es von den 35 bis 39-Jährigen (19,2 %) zu
den über 40-Jährigen (33,9 %). Dies kann dadurch erklärt werden, dass Frauen dieser Gruppe da-
von ausgehen nicht mehr schwanger zu werden, was ein Risikopotential bezüglich unbeabsichtig-
ter oder auch ungewollter Schwangerschaften mit sich bringt.
19Abbildung 6: Gründe für aktuell keine Verhütung nach Altersgruppen (in %)*
80 73,6
70 63,3
60
51,8 52,2
50
41,8
40 36,7
33,9
29,4
30 23,2 25,2
19,2
20 16,6
12 13,9
10,6
10
0
20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre 40 Jahre und älter
(n=425) (n=567) (n=689) (n=596) (n=565)
Kinderwunsch, akt. Schwanger keine sex. Kontakte genannt sonstiges
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die nicht verhüten n= 2.917
*signifikante Gruppenunterschiede
Abbildung 7: Gründe für aktuell keine Verhütung nach partnerschaftlicher Lebensform (in %)*
100
86,4
90
80 75,4
71,3
70
60
50 39,6
40 30,1 31,5
30 24,1 20,8
20
8,9
10 5,1 5,1 5,3
0
verheiratet nichtehel. Lebensgem. feste Partnerschaft, alleinstehend
getrennte Haushalte
Kinderwunsch, akt. Schwanger keine sex. Kontakte Sonstiges
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die nicht verhüten n= 2.917
*signifikante Gruppenunterschiede
Lebensform: Bei den Verheirateten (71,3 %) und bei denen in nichtehelichen Lebensgemeinschaf-
ten (75,4 %) ist der Kinderwunsch oder eine Schwangerschaft der wichtigste Grund nicht zu verhü-
ten. Der Grund „keine sexuellen Kontakte“ ist bei diesen Frauen eine vernachlässigbare Kategorie.
20Die „sonstigen Gründe“ machen hier 24,8 % bei den Verheirateten und 20,8 % bei den nichteheli-
chen Lebensgemeinschaften aus – hierzu später mehr. Bei den Alleinstehenden ist der Hauptgrund
nicht zu verhüten erwartungsgemäß der, dass keine sexuellen Kontakte vorhanden sind. Die bei-
den übrigen Kategorien sind hier nicht wichtig.
Finanzielle Lage: Während 63,7% der Sozialleistungsbezieherinnen, die nicht verhüten, als Grund
angeben, dass sie keine sexuellen Kontakte haben, geben diesen Grund nur 28,5% derjenigen an,
die nicht verhüten und ihre finanzielle Lage als gut oder sehr gut einschätzen. Umgekehrt geben
die besser gestellten Frauen als Grund an, dass sie ein Kind bekommen möchten oder schwanger
sind (zu 50,9%). Dieser Grund wird von den Leistungsbezieherinnen deutlich seltener genannt (zu
19,1%). Zusammengefasst: Mit schlechterer finanzieller Lage nimmt der Anteil derer ab, die auf-
grund von Schwangerschaft oder Kinderwunsch nicht verhüten, und der Grund, dass keine sexuel-
len Kontakte vorliegen, nimmt zu – hier sind es die mit Sozialleistungsbezug, die den mit Abstand
höchsten Wert aufweisen.
Der ungedeckte Bedarf (‚unmet need‘) – keine Verhütung trotz Bedarf
Eine international übliche Kennziffer für die Versorgung mit Verhütungsmitteln ist der ‚unmet need‘,
der unerfüllte Bedarf. Ausgedrückt wird dieser als Anteil derjenigen, die Geschlechtsverkehr haben,
also schwanger werden könnten, und keinen Kinderwunsch haben, aber nicht verhüten. Bezogen auf
alle fertilen heterosexuell aktiven Frauen, die aufgrund „sonstiger Gründe“ nicht verhüten (also nicht
aus den Gründen, dass sie schwanger sind oder schwanger werden wollen), kann davon ausgegangen
werden, dass sie das Risiko einer Schwangerschaft eingehen. Wenn sie kein (weiteres) Kind wollen,
wäre eine eingetretene Schwangerschaft eine ungewollte Schwangerschaft. Für diese Frauen wird ein
theoretischer Bedarf an Verhütung angenommen und wenn sie nicht verhüten, wird von einem ‚unmet
need‘ (einem nicht erfüllten Bedarf an Verhütung) gesprochen. Dieser Wert beträgt für die Gesamt-
stichprobe 4,1 %.
Alter: Alter (Abbildung 8). Bei den befragten Frauen unter 25 Jahren liegt der ‚unmet need‘ bei 1,9
%. Dieser Wert steigt über die Gruppen kontinuierlich an und bei den über 40-Jährigen befragt
liegt dieser Wert bei 6,9 %. Die bedeutet, dass in dieser Gruppe ca. jede 15. Frau das Risiko einer
ungewollten Schwangerschaft eingeht.
Lebensform (Abbildung 9): Die Verheirateten weisen hohe Werte auf (4,9 %). Alle anderen sind
unterdurchschnittlich.
Finanzielle Lage und Schulbildung: Den Anteil von Frauen mit einem ‚unmet need‘ist bei den fi-
nanziell schlecht Gestellten ohne Leistungsbezug mit 5,2% am höchsten, gefolgt von dem Anteil
bei den Leistungsbezieherinnen in Höhe von 4,4%. Bei einer als (sehr) gut eingeschätzten finanzi-
ellen Lage beträgt der ‚unmet need‘ 3,6%, bei einer mittleren Lage 3,3%. Außerdem besteht ein
Zusammenhang mit der Schulbildung (siehe Abbildung 10). Je niedriger diese ist, desto höher ist
der ungedeckte Bedarf an Verhütung. In der Gruppe mit niedriger Schulbildung liegt der Wert bei
7,4 %.
21 Abbildung 8: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach Altersgruppen (in %)*
8
6,9
7
6
5 4,3
3,8
4
3 2,7
1,9
2
1
0
20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre 40 Jahre und älter
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Fertile heterosexuell aktive Frauen, n= 13.172
*signifikante Gruppenunterschiede
Abbildung 9: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach partnerschaftlicher Lebensform (in %)*
6
4,9
5
4,1
4 3,7
3,4
3,1
3
2
1
0
verheiratet nichtehel. feste Partnerschaft, alleinstehend Insgesamt
(n=5.696) Lebensgem. getrennte Haushalte (n=2.656) (n=12.054)
(n=2.061) (n=1.641)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Fertile heterosexuell aktive Frauen, n= 13.172
*signifikante Gruppenunterschiede
22Abbildung 10: Ungedeckter Bedarf an Verhütung nach Schulbildung (in %)*
8 7,4
7
6
4,9
5
4,1
4 3,4
3
2
1
0
niedrig (n=691) mittel (n=3811) hoch (n=7521) Insgesamt (n=12023)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Fertile heterosexuell aktive Frauen, n= 13.172
*signifikante Gruppenunterschiede
234. Angewandte Verhütungsmethoden
Die Verbreitung von Methoden wird entweder auf alle Frauen berechnet oder auf alle Frauen, die ak-
tuell verhüten.
Bezogen auf alle Frauen, ist die am häufigsten genannte Methode die Pille (34,4 %). Als zweithäu-
figste Verhütungsmethode wird das Kondom genannt (20,2 %) und an dritter Stelle folgt die Spirale
(11,5 %). Darauf folgt die Verhütung mittels Sterilisation der Frau oder des Mannes (7,8 %). Nach
Geschlechtern getrennt gibt es 4,7 % sterilisierte Frauen und 3,8 % sterilisierte Partner, wobei in
53 Fällen (4,7 % an Sterilisation Mann oder Frau) beide Partner sterilisiert sind. Andere hormonelle
Methoden6 sind weniger präsent (3,3 %), ebenso die sonstigen Methoden wie zum Beispiel natür-
liche Verhütungsmethoden, zum Kondom alternative Barrieremethoden etc. (4,4 %).
Wird auf die Frauen prozentuiert, die aktuell verhüten, so liegt der Wert für die Pille bei 43,9 %,
gefolgt von den Kondomen mit 25,9 %, die Spirale liegt bei 14,2 % und die Sterilisation liegt bei
10,8 % (6,3 % Sterilisation der Frau, 5,1 % des Partners). Die Rangfolge der angewendeten Metho-
den deckt sich im Wesentlichen mit den Zahlen die im Kontext der Studie „Verhütungsverhalten
Erwachsener“ bereits mehrfach berichtet wurden (BZgA 2011, BZgA 2020).
Abbildung 11: Verhütungsmethoden (in %, berechnet auf alle Frauen)
40
34,3
35
30
25
20,2
20
15 11,5
10 7,8
3,3 4,1
5
0
Pille Kondom Spirale Sterilisation Andere Sonstiges
hormonelle
Methoden
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern, n= 14.522
Die Verhütungsmittel wurden der Mehrfachnennungen wegen einzeln abgefragt. Gültige Angaben bei allen Methoden
n=13.130, bei Sterilisation n=13.578 (Differenz aufgrund der Filterführung)
6
Zum Beispiel Vaginalring, Verhütungspflaster, Hormonimplantat etc./nicht Pille oder Hormonspirale.
24Abbildung 12: Verhütungsmethoden (in %, berechnet auf alle Frauen, die verhüten)
50
43,9
45
40
35
30 25,9
25
20
14,8
15 10,9
10
4,2 5,2
5
0
Pille Kondome Spirale Sterilisation Andere Sonstiges
hormonelle
Methoden
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10.244;
Die Verhütungsmittel wurden der Mehrfachnennungen wegen einzeln abgefragt. Gültige Angaben bei allen Methoden
n=10.244, außer bei Sterilisation n=10.153 (Differenz aufgrund der Filterführung)
Wer verhütet wie? Verhütungsmethoden der Frauen, die aktuell verhüten
Die gewählte Methode hängt vom Alter, von der Lebensform und teilweise auch von der finanziellen
Lage ab.
Ein zentraler Aspekt, der das Verhütungsverhalten bedingt, ist das Alter (
Abbildung 13). Circa drei Viertel (74,1 %) der 20 bis 24-Jährigen verhüten mit der Pille (inklusive
Doppelnutzung Kondom). Mit zunehmendem Alter nimmt die Pillennutzung kontinuierlich ab und
liegt bei den über 40-Jährigen bei 29,2 % – das ist ungefähr die Hälfte des Anteils bei den 25 bis
29-Jährigen. Der Anteil der Kondomnutzerinnen bleibt gegenüber der Pille über die Alterskatego-
rien eher konstant und nimmt bis Mitte 30 leicht zu und dann wieder ab. Mit der Spirale verhüten
vor allem die Älteren. Bei den 30- bis 34-Jährigen liegt der Wert bei 14,1 %; von den verhütenden
Frauen ab 40 nutzt in etwa jede fünfte Frau die Spirale (22,1 %). Noch deutlicher zeigt sich dieser
Anstieg bei der Sterilisation (Frau selbst oder Partner). Mit 1,1 % komm sie den 20 bis 24-Jährigen
so gut wie gar nicht vor, bei den über 40-Jährigen ist bei knapp einem Viertel (23,2 %) die Frau
oder der Mann sterilisiert. Diese Methode stellt vor allem dann das Mittel der Wahl dar, wenn die
Familienplanung abgeschlossen ist. Andere hormonelle Verhütungsmethoden und sonstige Me-
thoden zeigen keine altersbezogenen Besonderheiten.
25Abbildung 13: Verhütungsmethoden nach Alter (in %)*
Pille Kondom Spirale Sterilisation Hormone Sonstige
80
70
60
50
40
30
20
10
0
40 Jahre und
20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre
älter
Pille 74,1 58,9 40,5 34,1 29,2
Kondom 26,6 28,9 32,3 25,9 19
Spirale 4,4 7 14,1 19 22,1
Sterilisation 1,1 1,9 6,9 12,9 23,2
Hormone 3,3 5,9 4,8 4,2 3,1
Sonstige 2,8 4,6 6,1 6,3 5,4
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: alle die verhüten, n= 10.244, Mehrfachantworten möglich.
*signifikante Gruppenunterschiede
Die Lebensform ist eng an das Alter gekoppelt, vor allem auch dann, wenn das Vorhandensein von
Kindern miteinbezogen wird (Abbildung 14 und Abbildung 9). Diejenigen mit fester Partnerschaft
in getrennten Haushalten verhüten am häufigsten mit der Pille (61,8 %). Diese Gruppe verhütet
auch überdurchschnittlich oft mit dem Kondom und es sind in dieser Gruppe am meisten Mehr-
fachantworten zu beobachten (sie kommen in der Gesamtsumme der Antworten am stärksten
über die 100 %-Linie in Abbildung 9. Dies ist dadurch erklärbar, dass hier viele noch junge Bezie-
hungen vorhanden sind. Bei den Alleinstehenden ist die Verhütung mit der Pille ebenfalls hoch
(58,6 %). Mit einer stärkeren Konsolidierung der Partnerschaft nimmt der Anteil der Pille dann
deutlich ab. Dafür nimmt der Anteil der Spirale mit stärkerer Konsolidierung der Partnerschaft zu:
19,7 % bei den Verheirateten, 11,7 % bei den nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Dies betrifft
bei der Sterilisation vor allem die Verheirateten (16,2 %). Bezieht man das Vorhandensein von Kin-
dern in die Betrachtung ein, so zeigt sich, dass vor allem dann mit der Pille verhütet wird, wenn
26keine Kinder vorhanden sind und langfristige Verhütungsmethoden aufgrund der nicht abgeschlos-
senen Familienplanung nicht in Frage kommen. Demgegenüber sind, wenn Kinder vorhanden sind,
Spirale und Sterilisation in allen Lebensformen verbreiteter.
Abbildung 14: Verhütungsmethoden nach Lebensform (in %)*
120
100 4,7
5,1 7,9 5,7
16,2 11,7 8,2
80
28,7
24,2
19,7 28,5
60
24,8
40
61,8 58,6
51,1
20
32,2
0
verheiratet (n=5365) nichteheliche living apart together alleinstehend (n=1601)
Lebensgemeinschaft (n=1531)
(n=1746)
Pille Kondome Spirale Sterilisation Andere hormonelle Methoden Sonstiges
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10.244, Mehrfachantworten möglich
*signifikante Gruppenunterschiede
27Abbildung 15: Verhütungsmethode nach Lebensform mit/ohne Kind(er) (in %)*
120
4,5
4,4 3,1
100 5,5 7 6,3 1,8 7 5
4,4 5,4 2,6
3,5 5,2 6,9 4
10 10,8
16,8 14,7
80 6,9 28,9 25,8
18,4
21 20,6
25,7
60
27,9
19,2
40 24,7
66,4 66,2
50,1
20 36,5 36,1
30,3
0
verheiratet mit verheiratet ohne nichtehel. nichtehel. alleinstehend alleinstehend
Kind(ern) Kinder (n=505) Partnerschaft Partnerschaft mit Kind(ern) ohne Kind
(n=4860) mit Kind(ern) ohne Kind (n=403) (n=1197)
(n=1129) (n=2147)
Pille Kondome
Spirale Sterilisation
Andere hormonelle Methoden Sonstiges
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10.244, Mehrfachantworten möglich
*signifikante Gruppenunterschiede
Die finanzielle Lage: In der Gesamtstichprobe gilt bei einer Berechnung auf die, die aktuell verhü-
ten, dass Frauen mit Sozialleistungsbezug signifikant häufiger Kondome nutzen (32,9 % versus 25,9
% bei sehr guter, 24,9 % bei mittlerer und 26,3 % bei negativer finanzieller Lage ohne Sozialleis-
tungsbezug). Und während der Anteil der Pille-Nutzerinnen unter den Sozialleistungsbezieherin-
nen bei 38,3 % liegt, verhüten zwischen 42,4 % und 45,9 % der Frauen in einer besseren finanziellen
Lage mit der Pille.
Dieser Zusammenhang war in der ersten und teilweise in der zweiten Phase signifikant, schwächt
sich aber in der dritten Phase ab. Eine Erklärung liefert die Wiederholungsbefragung der BZgA von
2018 (BZgA 2020, S. 9): Zwischen 2011 und 2018 ist die Kondomnutzung um 9 Prozentpunkte ge-
stiegen und die Pillennutzung um 6 Prozentpunkte zurückgegangen (alleinig oder in Kombination).
Das kann bedeuten, dass inzwischen auch in den anderen Bevölkerungsgruppen vermehrt Kon-
dome genutzt werden – nicht aus Kostengründen, sondern möglicherweise aus einer Ablehnung
der hormonellen Verhütung heraus.
28Ausführlich wird dies im Artikel „Geringes Einkommen, Sozialleistungsbezug und Verhütung
(http://www.soffi-f.de/files/Forum%20BZgA%20Verh%C3%BCtung_u_soz%20Lage.pdf) disku-
tiert. Dort wird auch nachgewiesen, dass die häufigere Nutzung von Kondomen unter den Sozial-
leistungsbezieherinnen nicht (allein) darauf zurückgeführt werden kann, dass mehr Frauen allein-
stehend sind als unter besseren finanziellen Verhältnissen.
Unterschiede über die Erhebungsphasen hinweg (2012 – 2016 – 2018)
Über die drei Befragungsphasen hinweg gibt es Unterschiede bei der Nutzung von Kondomen (Zu-
nahme) und der Pille (Abnahme). Dieser Aspekt wird im Folgenden etwas genauer untersucht, wobei
zusätzlich betrachtet wird, ob nur Kondome beziehungsweise nur die Pille oder auch eine Kombination
beider Methoden angewendet wird. Alle anderen Methoden bleiben über die Phase mehr oder weni-
ger konstant, weshalb diese hier nicht genauer betrachtet werden.
Es gibt unterschiedliche Gründe für die Nutzung des Kondoms zusätzlich zur Pille. Einer der Gründe ist,
dass die Empfängnisverhütung mit einer Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten verbunden
werden soll. Für den Gesamtdatensatz geben 40,3 % an, ausschließlich die Pille zu verwenden. 22,3 %
verhüten nur mit Kondomen und nur 3,6 % nutzen eine Kombination aus Pille und Kondom (siehe Ab-
bildung 16). Über die Phasen hinweg bleibt die Kombination auf konstantem Niveau. Dahingegen liegt
in der dritten Phase (2018) der Anteil derer, die nur mit Kondomen verhüten, höher (26,3 % als in
Phase 2 mit 20,2 % und Phase 1 mit 18,8 %). Entsprechend sind niedrigere Anteile bei denen zu berich-
ten, die nur mit Pille verhüten (36,3 % in Phase 3, 42,5 % in Phase 2, 43,8 % in Phase 1).
Abbildung 16: Kombination Pille und Kondom nach Phasen der Erhebung (in %)*
120
100
80 33,7 33,8 33,8 33,8
60 18,8 20,2 26,3 22,3
40
43,8 42,5 40,3
20 36,3
0 3,7 3,5 3,6 3,6
1. Phase (n=2821) 2. Phase (n=3234) 3. Phase (n=4189) Insgesamt (n=10244)
Kombination nur Pille nur Kondom andere Verhütungsmethode
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10244
*signifikante Gruppenunterschiede
29Die Zunahme bei den Kondomen wird auch bei BZgA (2020) berichtet und es stellt sich für die Daten
aus „frauen leben 3“ die Frage, ob die Zunahme durch Besonderheiten in den variierenden Erhebungs-
gebieten oder den späteren Erhebungszeitpunkt bedingt ist. Im Folgenden können nicht alle Bundes-
länder detailliert beschrieben werden und es wird nur auf Besonderheiten eingegangen. Aus Abbildung
17 geht hervor, dass in fast allen Bundesländern, die am häufigsten genutzte Methode die Pille ist und
das Kondom weit darunter liegt. Besonders hoch ist die ausschließliche Verwendung des Kondoms in
den Stadtstaaten Bremen und Hamburg, die beide in der dritten Erhebungswelle befragt wurden. Hier
stellt sich die Frage, ob die hohen Werte in Phase 3 ausschließlich auf diese besonderen Gebiete zu-
rückzuführen sind.
Abbildung 17: Kombination Pille und Kondom nach Phasen der Erhebung und Bundesländer (in %)
34,8
P3 Thüringen 22
39,9
3,3
35,5
P3 Brandenburg 23,9
37,7
2,8
30,6
P3 Bremen 29,8
34,7
4,9
31,3
P3 Hamburg 33
32
3,6
34,8
P3 Schleswig-Holstein 24,7
36,4
4,1
29,9
P2 Mecklenburg-Vorpommern 22,3
44,8
3
36,5
P2 Rheinland-Pfalz 18,8
41,6
3,1
35
P2 Nordrhein-Westfalen 19,3
41,1
4,6
31,7
P1 Sachsen 20,6
44,6
3,1
28,1
P1 Berlin 22,6
44,8
4,5
38,6
P1 Baden-Württemberg 16,7
41,3
3,4
36,7
P1 Niedersachsen 15,3
44,3
3,7
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
andere Verhütungsmethode nur Kondom nur Pille Kombination
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10244, P1 = 2012, P2 = 2016, P3 = 2018
30Bei genauerer Betrachtung weisen aber auch die in Phase 3 befragten Flächenländer Brandenburg,
Thüringen und Schleswig-Holstein höhere Werte auf, als alle bisher befragten Bundesländer. Um die
mögliche Verzerrung durch Stadt-Land Unterschiede zu minimieren wird zusätzlich untersucht, ob es
diese Zunahme für die Phasen auch über die Siedlungsstrukturellen Kreistypen hinweg zu beobachten
ist (siehe Abbildung 18). Was auffällt ist, dass der Anteil der ausschließlich mit Kondom Verhütenden
in allen Phasen in den kreisfreien Großstädten am höchsten ist. Dies kann die hohen Werte in Hamburg
und Bremen teilweise erklären, nichtsdestotrotz steigt in dieser Raumkategorie, wie auch in allen an-
deren Raumkategorien der Kondom-Anteil über die Phasen hinweg an. In eher urbanen Gebieten ist
der Anstieg besonders von Phase 2 zu Phase 3 zu sehen. In eher ländlichen Gebieten gab es in Phase 2
bereits einen Anstieg. Bei dieser Betrachtung sollte allerdings immer beachtet, dass die Land- und
Stadtkreise den Bundesländern untergeordnet sind.
Abbildung 18: Verhütung nur mit Kondom nach Raumordnungsregionen und Phasen (in %)*
35 32,2
30
24,5 24,2
25 22,3 23 22,2
19,9 21
20 17,3 17
16,3
13,9
15
10
5
0
kreisfreie Großstädte städtische Kreise ländliche Kreise mit dünn besiedelte
Verdichtungsansätzen ländliche Kreise
1. Phase 2. Phase 3. Phase
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10244
*signifikante Gruppenunterschiede
Kombination von Kondom und Pille nach Alter und Dauer der Partnerschaft
Die Kombination von Pille und Kondom ist vor allem für die jungen Frauen relevant. Bei den unter 25-
Jährigen liegt der Anteil bei 11,5 %. Zudem liegt der Anteil der mit ausschließlich Pille Verhütenden in
dieser Gruppe bei 63,0 % sehr hoch. Bei den 25 bis 29-Jährigen sind es immer noch 5,6 %, die die
Kombination verwenden. Mit höherem Alter nimmt der Anteil rapide ab und bei den über 40-Jährigen
hat die doppelte Verhütung nahezu keine Relevanz mehr (0,9 %). Dass vor allem in Beziehungen, die
noch nicht lange bestehen, Pille und Kondom kombiniert angewendet werden, kann auf die doppelte
31Funktion des Kondoms, vor Empfängnis ebenso wie vor einer sexuell übertragbaren Krankheit zu schüt-
zen, erklärt werden.
32Abbildung 19: Pille und Kondom Nutzung nach Altersgruppen (in %)*
70
60
50
40
30
20
10
0
20 bis 24 25 bis 29 30 bis 34 35 bis 39
40 Jahre und
Jahre Jahre Jahre Jahre
älter (n=2770)
(n=1392) (n=1868) (n=1932) (n=2282)
Kombination 11,1 5,6 2,8 1,3 0,9
nur Pille 63 53,3 37,6 32,8 28,3
nur Kondom 15,5 23,3 29,5 24,6 18,1
andere Verhütungmethode 10,3 17,8 30 41,3 52,7
Kombination nur Pille nur Kondom andere Verhütungmethode
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10244
*signifikante Gruppenunterschiede
Abbildung 20: Kombination Pille und Kondom nach Dauer der Partnerschaft(in %)*
12
10,8
10
8 7
6
4,6
4
2 1,5
0,5
0
bis unter 2 Jahre 2 bis unter 5 Jahre 5 bis unter 10 10 bis unter 15 15 Jahre und mehr
Jahre Jahre
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
Filter: Frauen, die verhüten, n= 10.244
*signifikante Gruppenunterschiede
335. Pille danach
In allen drei Erhebungsphasen der Studie „frauen leben 3“ wurde abgefragt, ob die Pille danach jemals
genommen wurde. Die Verschreibungspflicht der Pille danach wurde im März 2015 aufgehoben, um
den Zugang zu dieser Notfallmaßnahme zu erleichtern. In den beiden letzten Erhebungsphasen 2016
und 2018 wurde daher der Kenntnisstand über die rezeptfreie Abgabe erfragt.
Über alle drei Phasen hinweg gab es nur 22 befragte Frauen, die die Pille danach nicht (0,2 %)7 kennen.
14,3 % der Befragten gaben an, dass sie die Pille danach einmalig genommen haben, 5,3 % mehrmalig
und 80,2 % noch nie.
Abbildung 21: Anwendung und Kenntnis über die Pille danach (in %)
0,2
14,3
ja, einmal (n=2058)
5,3
ja, mehrmals (n=762)
nein (n=11536)
kenne Pille danach nicht
80,2 (n=22)
8
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
Über die Bundesländer hinweg, reicht die Spannbreite der Prävalenz der Nutzung der Pille danach (de-
finiert als „jemals im Leben verwendet, einmalig und mehrmals zusammengefasst“) von 9,8 % bis 31,1
%. Die drei Bundesländer mit der geringsten Erfahrung mit Pille danach sind Sachsen (9,8 %), Nieder-
sachsen (13,1 %), Mecklenburg-Vorpommern (16,9 %). Spitzenreiter sind die Stadtstaaten Hamburg
(31,0 %), Bremen (25,6 %) sowie Schleswig-Holstein (22,5 %).
7
Eine der Antwortmöglichkeiten war: „Ich kenne die Pille danach nicht“. Im Folgenden werden diese 22 Frauen
zu der Gruppe gezählt, die die Pille danach nicht genommen haben.
8
Fehlend: n= 144 (weiß nicht und keine Angabe).
34Abbildung 22: Prävalenz der Pille danach nach Bundesländern (in %)*
Sachsen (2012) 9,8
Niedersachsen (2012) 13,1
Mecklenburg-Vorpommern (2016) 16,5
Baden-Württemberg (2012) 17,3
Nordrhein-Westfalen (2016) 18,2
Berlin (2012) 18,7
Rheinland-Pfalz (2016) 19,4
Thüringen (2018) 20,4
Brandenburg (2018) 20,8
Schleswig-Holstein (2018) 22,4
Bremen (2018) 25,7
Hamburg (2018) 31
0 5 10 15 20 25 30 35
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522, farbliche Hervorhebung entspricht Befragungszeitpunkt vor Aufhebung der Verschreibungspflicht der Pille danach
*signifikante Gruppenunterschiede
Abbildung 17 legt nahe, dass die Verbreitung der Pille danach zwischen 2012 und 2018 zugenommen
hat, was den Anstieg der Verkaufszahlen spiegeln würde.9 Die Anlage der Studie kann das aber nicht
belegen, da jeweils andere Bundesländer befragt wurden. Mit der gebotenen Vorsicht lässt sich nur
sagen, dass es keinen Hinweis auf eine Abnahme oder Konstanz der Prävalenz gibt.
Mit Hamburg und Bremen sind 2018 zwei Stadtstaaten Spitzenreiter. Eine Auswertung nach Siedlungs-
typen zeigt, dass Frauen, die in kreisfreien Großstädten leben, häufiger jemals die Pille danach genutzt
haben. Auch hier ist Vorsicht bei der Interpretation geboten, da nicht bekannt ist, wo die Befragten zu
dem Zeitpunkt gelebt haben, als diese die Pille danach genommen haben. Die Nutzung der Pille danach
jemals im Leben sollte hier eingebettet in urbane Lebens-, Partnerschafts-, Sexualitäts- und Verhü-
tungsmuster untersucht werden.
9
Ärzte Zeitung online, 06.08.2018, abrufbar unter https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/frau-
engesundheit/article/969010/gynaekologie-anstieg-verkauf-pille-danach.html [04.06.2019); Anstieg von ca.
475.000 Mal im Jahr 2014 vor der Aufhebung der Verschreibungspflicht auf ca. 757.000 Fälle im Jahr 2017 und
ca. 808.000 Fälle im Jahr 2017. Weniger als ein Zehntel davon wurde von Ärzt*innen verschrieben.
35Abbildung 23: Prävalenz der Pille danach nach Raumordnungsregionen (in %)*
25
20
15
23,7
10 19,6
17,1 17,8 16,9
5
0
kreisfreie Großstädte städtische Kreise ländliche Kreise mit dünn besiedelte Insgesamt (n=11559)
(n= 3989) (n=2788) Verdichtungsansätzen ländliche Kreise
(n=2180) (n=2602)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Alter und Kohortenzugehörigkeit: Mit zunehmendem Alter nimmt die Angabe, die Pille danach
(einmalig oder mehrmals) verwendet zu haben, ab: Insbesondere geben die 40- bis 44-Jährigen
dies seltener an (13,4 %). Intuitiv würde man hier erwarten, dass mit dem Alter die Prävalenz der
Pille danach zunimmt beziehungsweise durch den Effekt der Kumulation höher ist, da mit höherem
Alter mehr Situationen, die Pille danach zu benötigen, eintreffen könnten. Das ist aber nicht der
Fall. Dies kann zum einen daran liegen, dass das Ereignis möglicherweise länger zurückliegt (und
die Erinnerung nachlässt) oder es ist einem Kohorteneffekt geschuldet und gesellschaftliche und
gesundheitspolitische Veränderungen kommen hier zum Tragen. Um das zu prüfen, wurden die
Angaben nach den Geburtsjahrgängen aufgeschlüsselt. Dann zeigt sich, dass die Geburtsjahrgänge
von 1967 bis 1976 etwa –- mit Schwankungen – auf gleichem Level bleiben, während sich bei den
Jahrgängen zwischen 1977 und Anfang der 1980er Jahre ein starker Anstieg andeutet. Ab den Ge-
burtsjahrgängen Anfang der 1980er Jahre schwächt sich dann der Anstieg ab. Das spricht für Ko-
horteneffekt, zumindest bei der älteren Altersgruppe/Generation.
Dadurch, dass die Jüngeren häufiger die Einnahme der Pille angeben, kann auch insofern ein Al-
terseffekt bestehen, als dass sie in einer sexuell aktiven Lebensphase sind und aufgrund dessen
die Pille danach eher benötigen. Dafür spricht auch der leichte (aber nicht signifikante) Anstieg
zwischen der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen und den 25- bis 29-Jährigen.
36Abbildung 24: Prävalenz der Pille danach nach Altersgruppen (in %)*
30
25
20
15
24,9
23,2
10 21,6
18,7 19,6
13,4
5
0
20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre 40 Jahre und Insgesamt
(n=1.503) (n=1.943) (n=2.223) (n=2.628) älter (n=3.260)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Abbildung 25: Prävalenz der Pille danach nach Geburtsjahrgängen (in %)*
30
25
20
15
10
5
0
1971
1979
1987
1995
1967
1968
1969
1970
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1996
1997
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
37 Die finanzielle Lage und Bildung: Differenziert nach subjektiver finanzieller Lage, zeigt sich im We-
sentlichen nur eine Besonderheit. Die Gruppe der finanziell schlecht gestellten ohne Sozialleis-
tungsbezug hat eine signifikant höhere Prävalenzrate (25,2 %) als die anderen Gruppen (zwischen
18,9 % und 20,3 %).
Auch der Schulabschluss wirkt sich darauf aus, ob die Pille danach jemals verwendet wurde. Frauen
mit Abitur berichten solche Erfahrungen häufiger (22,6 %) als Frauen mit Realschulabschluss (14,4
%) und Frauen mit Hauptschulabschluss (17,1 %). Eine Erklärung liegt darin, dass Abiturientinnen
die Geburt des ersten Kindes länger aufschieben und damit über eine längere biografische Phase
hinweg Schwangerschaften vermeiden. Gegen die Interpretation, dass diese Frauen einen besse-
ren Zugang zu Informationen haben, spricht, dass kaum jemand die Pille danach nicht kennt.
Abbildung 26: Prävalenz der Pille danach nach Schulbildung (in %)*
25
20
15
22,6
10 19,6
17,1
14,4
5
0
niedrig (n=8.55) mittel (n=4.664) hoch (n=8.817) Insgesamt (n=14.336)
Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2012, 2016, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in zwölf Bundesländern
n= 14.522
*signifikante Gruppenunterschiede
Informiertheit über die Aufhebung der Verschreibungspflicht
Im Folgenden soll mit dem umfangreichen Datensatz (2016, 2018) untersucht werden, wie gut die Be-
fragten über die Aufhebung der Verschreibungspflicht informiert sind.
44,0 % verfügen über die korrekte Information, dass die Pille danach rezeptfrei erhältlich ist.
41,4 % sind falsch informiert und geben an, dass die Pille danach ärztlich verschrieben werden
muss.
14,7 % fehlt jegliche Information.
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