Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg

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Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Ausgabe Nr. 105 | März 2021

                                    ... den Blick schär fen

                               Bildungs-
                                zugang
                                gerecht
                               gestalten
Bud Helisson_Unsplash

                        Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt
                           Staugraben 4a | 26122 Oldenburg | Tel. 0441 - 957 28 45 (Mi + Do 15 - 18 Uhr)
                                                   www.gew-oldenburg.de
Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

                                                                         Inhalt
                                                     Liebe Leserin, lieber Leser! .....................3
                                 Zuspruch für die GEW unverändert hoch! ........................ 4
                                                                              Elfie Feller

                          Ausblick auf die geplante JHV am 20. Mai 2021 ........................ 6
                                                   GEW-Kreisvorstand Oldenburg-Stadt

          Tätigkeitsbericht des GEW-Kreisvorstand Oldenburg-Stadt..................... 7
            Schulische Impressionen während der Corona-Pandemie......................8
                                                                              Elfie Feller

     Gesundheitliche Einschränkungen durch die „Corona-Le(e)hre“....................13
                                                                      Marc Phillip Rode

Was Referendar*innen in der Corona-Situation besonders belastet ...................16
                                                                          Janna English

Referendariat, Quer- und Seiteneinstieg im Zeichen der Pandemie....................17
                                                               Dr. Christiane Henkes-Zin

                                                              Forumstag am NGO....................19
                                                                       Ute Wiesenäcker

                        Vertrauensleute - das Rückgrat der GEW vor Ort....................21
                                                                       Ute Wiesenäcker

                                                                        kurz notiert ...................24

                                      Ich bin gerne in der GEW aktiv, weil ...................... 25
                                                                       Heinz Bührmann

Fragen zur Bildungspolitik an die im Stadtrat vertretenen Parteien................... 26
                                                   GEW-Kreisvorstand Oldenburg-Stadt

                      Information über den Arbeitskreis „Arbeiterkind“ .................. 32
                                                                          Marcel Klatte

                                           Kampfdrohnen für Bundeswehr ? .................. 33
                                                                          Peter Niebuhr

                                                         Der GEW-Kreisvorstand................... 34
                                                      Antrag auf Mitgliedschaft................... 35
                                                                         Impressum................... 36

 2                                                                                           Paed Ol
Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Liebe Leserin,
lieber Leser!

Schon die letzte Ausgabe unserer PAEDOL wurde
von der Corona-Pandemie dominiert - wir hät-
ten im Frühjahr 2020 nicht gedacht, dass es ein           Natürlich darf das Ergebnis der Wiederholungs-
Jahr später immer noch so sein wird.                      wahl zum Bezirkspersonalrat nicht fehlen.

Aber auch in diesem Heft finden sich zahlreiche           Wichtig ist uns außerdem, auf ureigene Aspekte
Situationsbeschreibungen aus Schulen, Universi-           des GEW-Kreisverbandes Oldenburg-Stadt hin-
tät und Studienseminaren.                                 zuweisen: Wir geben einen Ausblick auf die hof-
                                                          fentlich stattfindende JahresHauptVersamm-
Darüber hinaus interessiert uns im Zusammen-              lung im PFL und berichten über die anlaufende
hang mit der am 12.09.2021 anstehenden Kom-               Aktivität bezüglich der GEW-Ansprechpersonen
munalwahl, wie die Parteien sich bildungspoli-            / Vertrauensleute in den Oldenburger Schulen.
tisch aufstellen wollen und welche Lehren aus
den Coronafolgen zu ziehen wären. Bis zum Re-             Viel Freude beim Stöbern und Auffinden weite-
daktionsschluss haben sich die CDU, SPD, Die              rer Themen in dieser PAEDOL.
Linke und Die Grünen zu unseren Fragen geäu-
ßert. Auch wenn das Wahlprogramm der einzel-              Euer GEW-Kreisvorstand Oldenburg-Stadt
nen Parteien noch nicht verabschiedet ist, lassen
sich Zielsetzungen erkennen.

                                     Liebe Leserin,
                                     lieber Leser!

Alejandro Escamilla _ unsplash.com                                                                           3
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Zuspruch für die GEW unverändert hoch!
Ergebnis der „Wiederholungswahl“ zum SchulBezirksPersonalRat (SBPR)

Elfie Feller

Wie schon im März 2020 konnte die GEW wieder                 im Juni und September die sehr gut besuchten
17 der 25 Plätze im Schul-Bezirkspersonalrat ge-             Grundschulungen für neue Schulpersonalräte in
winnen!!                                                     der Jugendherberge Oldenburg durch.

Die Wiederholungswahl war notwendig gewor-                   Bei den Personalrätekonferenzen im November,
den, weil der Philologenverband und der Ver-                 die leider coronabedingt als Videokonferenzen
band der Berufsschullehrer*innen Klage erho-                 durchgeführt werden mussten, stand schon fest,
ben hatten, die auf Formfehler abzielte. (Wir be-            dass die Klage wegen der Formfehler gerichtlich
richteten in unserer letzten PÄDOL darüber.)                 Bestand hatte. Die Wiederholungswahl wurde
                                                             auf den 27./28. Januar 2021 terminiert. Zu die-
Trotz dieser Unsicherheiten aufgrund des Kla-                ser Zeit ging man davon aus, dass in den Schu-
geverfahrens führten die GEW-SBPR-Vertrete-                  len der Präsenzunterricht stattfinden könnte und
rinnen Sabine Nolte und Wencke Hlynsdottir                   alle Kolleg*innen vor Ort anwesend sein würden.

  4                                                                                 Paed Ol
Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

                                                          SBPR-Vertreterinnen aus Oldenburg

                                                          Sabine Nolte
                                                          (Lehrkraft an der
                                                          Graf Anton Günter
                                                          Schule) ist die
                                                          Vorsitzende des
                                                          SBPR und auch
                                                          zuständig für
                                                          die Außenstelle
                                                          Oldenburg.

                                                          Wencke Hlynsdottir
                                                          (Lehrkraft an der
                                                          GS Nadorst) ist
                                                          ebenfalls zuständig
                                                          für die Außenstelle
                                                          Oldenburg
Der GEW-Bezirksverband-Weser-Ems stellte inte-            und für die AG
ressante Werbematerialien zusammen, die von               Beauftragungen.
den Kreisverbänden für jede einzelne Schule ge-
packt wurden. Doch inzwischen wurde deutlich,
dass das Verteilen an den Schulen aufgrund der
Coronasituation erheblich erschwert sein würde.
                                                          Claudia
Das Stadt-Oldenburger GEW-Büro schrieb alle               Lüchtenborg
GEW-Ansprechpersonen in den Oldenburger                   (Lehrkraft an der
Schulen an mit der Bitte, die gepackten Materie-          IGS Kreyenbrück)
alien für die jeweilige Schule im Büro abzuholen.         ist zuständig für
                                                          die Außenstelle
Dieser Bitte kamen wirklich fast alle GEW-                Aurich und für die
Vertreter*innen der Oldenburger Schulen nach,             AG Arbeits- und
so dass wir nur ganz wenige Schulen aufsuchen             Gesundheitsschutz.
mussten, um die Materialien abzugeben. Wir be-
danken uns ganz herzlich für diese Unterstüt-
zung und das „Unter-die-Leute-bringen“ wäh-
rend der Coronazeit. Ohne diese Hilfe hätten die
Werbematerialien nicht auf den Tischen oder in
den Fächern gelegen.

Dem neu bestätigten Schul-Bezirks-Personal-
rat (besonders den GEW-Vertreter*innen) wün-
schen wir ein gutes Gelingen.

                                                                                                         5
Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Ausblick auf die geplante
Jahreshauptversammlung am 20. Mai 2021
GEW Kreisvorstand Oldenburg-Stadt

Ja, wir planen, 2021 die Jahreshauptversamm-                fentlich von unseren Mitgliedern auch bemerkt
lung (JHV) stattfinden zu lassen !!!!!                      werden konnte. Wir hatten uns noch weitere
                                                            Aktivitäten vorgenommen, aber Corona verhin-
Leider fiel die letztjährige JHV Corona zum Opfer           derte manches.
und musste erstmalig ausfallen. (Wir haben dar-
über in der PÄD-OL 104 berichtet und den Tätig-             Aufgrund der vielen aktiven Mitarbeiter*innen
keitsbericht für 2019 darin veröffentlicht.)                im Vorstand verteilt sich die Arbeit auf mehrere
                                                            Schultern und es ist für die Einzelnen eine nicht
Doch nun sind wir zuversichtlich, die JHV                   zu große Belastung. Wir hoffen auch in diesem
am Donnerstag, den 20. Mai 2021 im PFL                      Jahr auf eine große Bereitschaft, im Kreisvor-
durchführen zu können.                                      stand aktiv zu werden.

Thematisch drängen sich Corona-Zusammen-                    Sei es
hänge auf. Doch wir wollen nicht nur die negati-            • als Vorsitzende/r
ven Seiten und Folgen dieser Pandemie betrach-              • als  Vertretung des Vorsitzes
ten. Vielmehr sollte es darum gehen, Perspekti-             • als Unterstützung bei digitalen Aufgaben
ven im Bereich der Bildung für die Zukunft an-              •         als Verwalter*in der Finanzen
zustoßen.                                                   • als Unterstützung für die PAED-OL
                                                            • als Kontaktperson für Schulen oder Uni
Es ist uns gelungen, die Vizepräsidentin der C.             • als Kontaktperson für Senior*innen
v. O. – Universität Oldenburg, Dr. Verena Pietz-            • als Interessierte an Personalratsarbeit
ner, für ein kurzes Initiativreferat zu gewinnen.           • als Interessierte an GEW-Arbeit
Bestimmt wird eine konstruktive – aber auch                 • ……
kontroverse – Diskussion folgen. Wir möchten                • ……
dieses Initiativreferat als einen Anstoß für wei-
tere Diskussionen oder Veranstaltungen ver-                 An Möglichkeiten sich einzubringen, fehlt es
stehen, damit nach Überwindung der Corona-                  nicht. Wir freuen uns bestimmt über neue Anre-
pandemie (hoffentlich) nicht alles wieder in die            gungen, die zusätzlich in den Kreisvorstand hin-
gewohnten Bahnen zurückgleitet – sowohl in                  einwirken könnten.
Schule als auch in Hochschule.
                                                            ABER: Keine Person, die an der Jahreshauptver-
Bei der zweistündigen JHV stehen in diesem                  sammlung teilnimmt, ist verpflichtet, eine Funk-
Jahr wieder Wahlen für den Vorstand an.                     tion im Kreisvorstand zu übernehmen.
Vor zwei Jahren ist es uns gelungen, für den
GEW-Kreisvorstand Oldenburg-Stadt mehrere                   DOCH: Über eine positive Reaktion auf die noch
Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Auch jüngere                 folgende Einladung in Form einer Teilnahme
Menschen sind dabei, was besonders erfreulich               würden wir uns selbstverständlich freuen.
ist. Wir konnten aufgrund der guten Besetzung

                                                                                    Paed Ol
des Kreisvorstandes recht aktiv sein, was hof-

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Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Tätigkeitsbericht des Kreisvorstandes April 20 - März 21
                                                      • Aktive Mitarbeit an der Fachgruppe Pädagogi-
 Im Jahr 2020 hat der Kreisvorstand (KV) der            sches-Therapeutisches-Technisches-Fachper-
 GEW Oldenburg-Stadt auf Grund der Corona-              sonal auf Landesebene
 Situation die im Folgenden aufgelisteten             • Aktive Mitarbeit im Referat Soziale Berufe auf
 Aufgaben bearbeitet bzw. erledigt. Es gab              Landesebene
 vielfältige Arbeits- und Themenschwerpunkte, die     • Regelmäßiger Austausch mit und Mitarbeit
 gemeinsamen und öffentlichen Veranstaltungen           beim DGB
 mussten jedoch deutlich reduziert werden.            • Vernetzungsarbeit mit dem Bezirksverband
                                                        GEW Weser-Ems
                                                      • Diverse finanzielle Unterstützungsleistungen
Öffentlichkeitsarbeit:                                  durch den KV – siehe Kassenbericht
• PÄD-OL Nr. 104 im Juni 2020 und PÄD-OL Nr.          • Stiftungsarbeit „Bildung und Solidarität“
  105 im Februar 2021
• Betreuung der Homepage des KV                       Sonstiges:
• Presseerklärung zur Corona-Situation Anfang         • Begleitung der monatlichen Sitzungen des
  Dezember 2020                                         Schulausschusses, wenn möglich
                                                      • drei Video-Treffen mit: LINKEN, GRÜNEN, SPD
Veranstaltungen:                                        im Hinblick auf die Kommunalwahl 2021
• PR-Grundschulung für allgemeinbildende              • Video-Treffen mit der Vizepräsidentin der
  Schulen (OBS, FÖS, GS, IGS, GYM, BBS) in der          C.v.O.-Uni-Oldenburg im Hinblick auf die JHV
  Jugendherberge am 30. 06. und am 17. 09. 20         • Anschreiben an die Stadtverwaltung und die
• Personalräte- und Vertrauensleute-Videokon-           im Stadtrat vertretenen Parteien mit der Auf-
  ferenz am 25. 11. 2020                                forderung, der Fürsorge für die im Bildungsbe-
                                                        reich Tätigen nachzukommen
Laufende Tätigkeiten:                                 • Anfrage bei den Parteien, welche bildungspo-
• Monatliche Kreisvorstandssitzungen während            litischen Schwerpunkte für den Kommunal-
  der Schulzeit (z. T. auch als Videokonferenz)         wahlkampf gesetzt werden
• Besetzung der Geschäftsstelle (inklusive Infor-     • Unterstützung der „SBPR – Wiederholungs-
  mationsgebung und Beratung von KollegIn-              wahl“ durch Verteilung der Werbematerialien
  nen) jeden Mittwoch und Donnerstag wäh-               an den Oldenburger Schulen
  rend der Schulzeit von 15 – 18 Uhr                  • Die Arbeitsgruppe „Aktivierung der Ansprech-
• Versorgung der Schulpersonalräte, KollegIn-           personen / Vertrauensleute in den Oldenbur-
  nen und Mitglieder mit GEW-Informationen              ger Schulen“ entwickelte eine Strukturplan für
• Versorgung der Beschäftigten an den Schulen           das Jahr 2021 und bedankte sich bei den GEW-
  und weiterer Bildungsträger mit Informatio-           Ansprechpersonen vor Weihnachten mit ei-
  nen z.B. über Demonstrationen, Veranstaltun-          nem kleinen DANKE-SCHÖN
  gen, aktuelle politische Ereignisse                 • Danksagungen an langjährige Mitglieder (40
• Führen der regelmäßig anfallenden Geschäfte           und 45 Jahre Mitglieder) in Form eines Briefes
• Aktualisierung der Mitglieder-Daten                   mit Theatergutschein
• Teilnahme an den BV-Sitzungen (auch per Vi-
  deo-Konferenz)                                      Demonstrationen / Warnstreiks:
• Teilnahme an den LV-Sitzungen (auch per Vi-         • Keine öffentliche Aktionen, alle Großveranstal-
  deokonferenz)                                         tungen fielen „Corona“ zum Opfer“
• Teilnahme an den Referatssitzungen im Bezirk

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Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Schulische Impressionen in Oldenburg
während der Corona-Pandemie
zusammengetragen von Elfie Feller

Die Corona-Pandemie wirkte sich auf den Olden-               • nicht stattfindende Unterstützung der „Bil-
burger Schulbetrieb und auf den Universitätsbe-                dungsbenachteiligten“
trieb aus – in einem Maße, welches im Jahr 2019              • Überlastung der Lehrer*innen   durch gleich-
nicht vorstellbar gewesen wäre.                                zeitigen Präsenz-, Distanz- und Wechselunter-
                                                               richt
Präsenz-, Distanz- und Wechselunterricht domi-               • „Auf-der-Strecke-bleiben“ der eher „Bildungs-
nierten 2020 den pädagogischen Alltag – vor al-                benachteiligten“
lem in den weiterführenden und berufsbilden-
den Schulen. Die Studierenden waren vollstän-                Von Seiten des Kreisvorstandes der GEW-Olden-
dig auf das Digitale Lehren und Lernen angewie-              burg-Stadt haben wir versucht, uns einen Über-
sen.                                                         blick über die Probleme oder die geglückten Pro-
                                                             zesse in den Oldenburger Schulen während der
Den Beschäftigten in den Schulen, den                        Pandemie zu verschaffen.
Schüler*innen und den Eltern wurde nicht nur
viel Engagement und Flexibilität abverlangt, Sor-            Vom Schulbeginn bis zu den Herbstferien konn-
gen um die Gesundheit prägten den Alltag. Das                ten die Schulen unter Corona-Bedingungen den
Kultusministerium – aber auch die Stadt Olden-               Unterricht vollständig durchführen, nach den
burg – nahmen die Befürchtungen um mögliche                  Herbstferien allerdings mussten einige Schulen
Ansteckungen lange nicht Ernst. Für ausreichend              teilweise in den Wechselunterricht umschwen-
FFP2-Masken und Luftfilteranlagen wurde kaum                 ken. Vor den Weihnachtsferien konnten die El-
Geld zur Verfügung gestellt. Dieses haben wir                tern entscheiden, ob ihr Kind die Schule besu-
von Seiten der GEW deutlich angeprangert und                 chen sollte oder eben nicht. Das erleichterte den
die Verwaltung der Stadt Oldenburg als Schulträ-             Schulen einen planvollen Unterricht in keiner
ger aufgefordert, für Verbesserungen zu sorgen.              Weise….
Leider dauerte es sehr lange, bis das Kultusminis-
terium und die Stadt Oldenburg auf diese Miss-               Als sehr problematisch wurde von den
stände reagierten und dann leider in nicht zufrie-           Kolleg*innen angesehen, dass es keine Verpflich-
denstellendem Maße.                                          tung für Schüler*innen gab, Masken im Unter-
                                                             richt zu tragen. Für Lehrkräfte, die trotz ihrer at-
Doch nicht nur die Gesundheit der Betreffen-                 testierten Risikosituation aus Verantwortungs-
den machte uns zunehmend Sorge. Die Corona-                  gründen unterrichteten, wurden weder vom
Situation zeigte deutlich die Schwächen im Bil-              Land Niedersachsen noch von der Stadt Olden-
dungssystem auf:                                             burg FFP2-Masken zur Verfügung gestellt, mit
• schleppende Digitalisierung                                dem Hinweis, die jeweilige Schule verfüge doch
• unzureichende Ausstattung der Schulen und                  über ein Hygienekonzept. Das grenzt aus unse-
  der Schüler*innen mit adäquaten PCs/Laptops                rer Sicht schon ans Unterlassen der Fürsorge-
• zu geringe Serverleistung                                  pflicht.
• fehlende Software für die individuellen digita-

                                                                                      Paed Ol
  len Anforderungen

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Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Niedersachsen geht nach dem Jahreswech-               der haben Endgeräte zur Verfügung, sie teilen sie
sel einen individuellen Weg. Die Abschlussklas-       mit anderen schulpflichtigen Kindern.“
sen werden im Wechselunterricht geführt, die
Grundschulen sollten ab 18. Januar ebenfalls in       „In der Schule habe ich eine Magnet - Kreideta-
den Wechselunterricht gehen. Doch die bundes-         fel, sowie eine Dokumentenkamera mit Beamer.
weite Entscheidung hieß: Schulen bleiben bis          Leider bekommen wir den WLAN Code nicht ge-
zum 15. Februar für den Präsenzunterricht ge-         sagt, anscheinend ist das Datenvolumen auch
schlossen. Nun greift eine Mischung aus Wech-         so schon schnell ausgeschöpft. Wir können Lap-
selunterricht, Freistellung vom Präsenzunterricht     tops und Ipads in die Klasse holen. Da klappt es
durch die Eltern und die Notbetreuung. Doch           meist.“
wie soll dieses alles von Grundschullehrkräften
gestemmt werden?                                      „Schutzmaßnahmen... ich habe meine 2. FFP2
                                                      Maske erhalten. Den Spuckschutz auf den
Die nachfolgende Auflistung ist nicht repräsen-       Lehrertischen mussten die Risikopersonen selbst
tativ, da nur ein Fünftel der Schulen eine Rück-      bezahlen, was ich unglaublich finde….“
meldung gegeben hat. Doch zeigt sich deutlich,
wo der „Schuh drückt“, auch wenn zum Teil die         „Tatsächlich wissen wir gerade nicht so Recht,
persönliche Meinung der einzelnen Lehrkraft           wo uns der Kopf steht. Wir an den Grundschu-
zum Ausdruck kommt und uns keine offizielle           len sind jetzt ja angehalten, die Klassen in zwei
Stellungnahmen der Schulen zur Verfügung ste-         Gruppen präsent und zu Hause zu unterrichten
hen.                                                  und gleichzeitig eine Notbetreuung für die Kin-
                                                      der, die nicht zu Hause lernen können, und eine
                                                      für die Kinder, die von ihren Eltern wegen Ausset-
Grundschulen                                          zung der Präsenzpflicht abgemeldet wurden, an-
                                                      zubieten. Das ist zum einen ein Raum- Problem,
„Bei uns geht es langsam voran, wir haben 30          und das wird an anderen kleinen Grundschu-
IPads bekommen. Unsere Internetverbindung ist         len ähnlich sein, zum anderen ist es natürlich
noch eine Katastrophe, bald soll jedoch das Glas-     ein Problem, das Personal aus Lehrkräften, Päd-
fasernetz aufgebaut werden.“                          agogischen Mitarbeiter*innen (PM) und Schul-
                                                      begleitungen so einzuteilen, dass sich nicht wie-
„Im Homeschooling nutzt meine Klasse An-              der alles mischt und pro Gruppe tatsächlich nur 1
tonApp, Antolin und YouTube. Zoommeetings             bis 2 erwachsene Personen betreuen bzw. unter-
hatten wir auch, aber nur zum Reden. Die Ler-         richten. Da ist die 450 Euro Stelle, die wir zusätz-
nApps sind aber meist freiwillig. Nicht alle Kin-     lich als PM bekommen haben, natürlich ein Witz.

                                                                                                         9
Den Blick schärfen - Kreisverband Oldenburg
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Für uns Lehrerinnen entsteht die Situation, dass             möchten. Es begrenzt sich m. E. auf FFP 2 Masken
wir bis 13 Uhr unterrichten, nachmittags natür-              (sind auch schon da), da zumindest bei uns, auf-
lich wie gewöhnlich vorbereiten, zusätzlich aber             grund einer modernen Lüftungsanlage, nichts
auch uns um die „Online Kinder“ bzw. um die vie-             weiter getan werden kann. Warum man keine
len Fragen der Eltern kümmern müssen. Neben-                 Schnelltests anschaffen kann, ist mir nicht klar,
bei mussten wir uns natürlich in die Bildungsc-              zumal Herr Spahn zumindest vor längerer Zeit
loud aber auch andere Online-Chat-Dienste so-                mal versprochen hatte, Schulen damit auszu-
wie Online Lernprogramme einarbeiten. Was                    statten...dann wurde nie wieder darüber gespro-
zu Hause am privaten Laptop stattfand. Unsere                chen...“
Schule zumindest hat nach wie vor kein funktio-
nierendes WLAN.“                                             „Auch IPads für Schüler*innen sind im Januar
                                                             bei uns eingetrudelt. Von Geräten für Lehrkräfte
„Was den Gesundheitsschutz betrifft, bei uns                 keine Spur. „
sind kostenlose FFP2 Masken Anfang Januar an-
gekommen. Natürlich hatten wir die alle pri-                 „Keine Kontakte ist das oberste Gebot, schwer
vat bereits vorher gekauft. Mein letzter Stand               umzusetzen in der Schule... den Leuten klar zu
ist, dass weder der Träger der Schulbegleitun-               machen, dass sie nur einen privaten Kontakt ha-
gen noch der des Ganztags bisher solche Mas-                 ben dürfen und in der Schule 15, passt nicht!“
ken für die Mitarbeitenden zur Verfügung ge-
stellt hat. Wir verstehen auch nicht, warum nicht            „Homeschooling kann nur stattfinden, wenn
längst Luftfilteranlagen für alle Klassenräume               der Server optimal funktioniert. Leider hatte
auf den Weg gebracht worden sind, wurde doch                 Iserv schwere Probleme, die einen Zugriff auf die
immer betont, wie wichtig es gerade für die Klei-            Plattform verhinderten. Nun ist die Stadt gefragt,
nen ist, zumindest teilweise im Präsenzunterricht            Homeschooling wieder zu ermöglichen…“
zu sein. Dem stimmen die meisten meiner Kol-
leginnen auch zu, ich ebenso, aber den Schutz                „Digitalisierung ist das bestimmende Thema der
der Mitarbeitenden und der Kinder nur auf... ge-             Oldenburger Schulpolitik im vergangenen Jahr.
rade in Klasse 1 und 2 nicht zu jedem Zeitpunkt              Auf Nachfrage wurde immer geantwortet, dass
einhaltbaren... Abstand und Lüften zu beschrän-              im Schwerpunkt an der Digitalisierung gear-
ken, kann man nur als grob fahrlässig bezeich-               beitet wird. Vermutlich gibt es nur wenige SuS,
nen. Wir finden auch, dass Grundschullehrkräfte,             die nicht regelmäßig ein Endgerät nutzen kön-
genau wie Erzieherinnen, bei den Impf-Angebo-                nen. Unterstützungsangebote bestehen. Ob Sie
ten vorgezogen werden müssten. Solange von                   auch zielgerichtet bei den bedürftigen Nutzern
den Personen, die für die Bildung von jungen                 ankommen, sollte eventuell niederschwellig er-
Kindern zuständig sind, erwartet wird, dass sie in           fasst werden. In der Schule wird viel unternom-
Präsenz arbeiten, müssten doch diese Gruppen                 men, um Familien zu unterstützen und passge-
auch eher die Möglichkeit haben, sich zu schüt-              nau Hilfestellung geboten. Nachhaltige Aktivitä-
zen... Selbstverständlich gilt dies auch für Lehre-          ten innerhalb der städtischen Politik sind nicht
rinnen und Lehrer, die z.B. Abschlussklassen prä-            erkennbar.“
sent unterrichten.“
                                                             „Neben der technischen Ausstattung bleibt die
                                                             Frage nach der inhaltlichen Ausrichtung der Di-
IGSen                                                        gitalisierung. Eine entsprechende Konzeption ist
                                                             nicht bekannt. Wie ist die Inklusion abgebildet?
„Das Geld für Schutzmaßnahmen ist in der                     Wie werden Schüler*innen erreicht, die mit Herz
Schule angekommen und die Schulleitung mit

                                                                                     Paed Ol
Personalrat kann überlegen, was sie anschaffen

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

und Hand lernen, sinnvoll beteiligt? Wie schüt-
zen wir Schüler*innen, die im digitalen Netz ori-
entierungslos agieren? Die Digitalisierung erfor-
dert ein hohes Maß an technischem Support im
Unterhalt der Infrastruktur, der Wartung, dem
Umgang mit Störungen, der Fortbildung und
der Nutzen / Kostenanalyse. Hier ist nicht be-
kannt, wie die Stadt, das Land die Schulen unter-

                                                                                                                 Prawny_pixabay.com
stützen. Auffällig ist ein hohes, stark überdurch-
schnittliches Engagement einer Anzahl von Kol-
legInnen vor Ort. Eine staatliche Aufgabe wird
Stück für Stück privatisiert.“

„Schutz bedürfen KollegInnen, die in den Schu-           für Kolleg*innen, die immer weniger in Anspruch
len die technische Infrastruktur am Laufen hal-          genommen werden, weil immer weniger Pro-
ten. Es bedarf einer Klärung, wer für die War-           bleme auftauchen. D.h. nicht, dass alles immer
tung, die Instandsetzung der technischen Infra-          rund läuft und jetzt alle im Kollegium fit sind.
struktur zuständig ist. Dies kann nicht alles (mal       Da nie etwas verpflichtend war, konnte man sich
so nebenbei) von den Schulen erwartet werden.“           auch „verstecken“, aber alle haben mittlerweile
                                                         mal Videokonferenzen gemacht und das Aufga-
„Persönlich erlebe ich einen stark vereinfachen-         benmodul nutzen wirklich alle immer. Einige ar-
den und mehr undifferenzierten Austausch über            beiten da natürlich z.T. auch zur Aufwandsmini-
Momentaufnahmen. Eine Konferenz mit fundier-             mierung mit Buchaufgaben, die dann zu Hause
ten Beiträgen zum Lernen im Homeschooling                abfotografiert und danach hochgeladen werden
gab es bisher nicht. Die Streitkultur ist stark ein-     müssen. Das wird von der Schulleitung mit Ver-
geschränkt. Mitbestimmung und Teilhabe wer-              ständnis gesehen, denn die Mehrbelastung, die
den vernachlässigt. Der inklusive Blick fehlt na-        der Dreibein-Spagat den Kolleg*innen aktuell
hezu vollständig.“                                       abverlangt, wird durchaus gesehen.“

„Besonders befremdlich empfinde ich die zuneh-           „Die letzte DB konnte auch online mitgemacht
mende Tendenz, dass Digitalisierungsoptimisten           werden. Bei den Zeugniskonferenzen dürfen die
nicht selten die Wege aus der Krise vorgeben.            Eltern und Schüler*innen nicht digital mitma-
Ich habe bislang keine Diskussion über die Aus-          chen, die Kolleg*innen aber in vertretbarem Um-
wirkungen der aktuellen Bildungssituation auf            fang schon.“
Schüler*innen geführt, werde jedoch im 2 Ta-
gesrhythmus mit Digitalisierungsnews versorgt.“          „Zuletzt hatten wir ein dickes Problem mit unse-
                                                         rem hausinternen IServ-Server. Das hat sich jetzt
                                                         endlich geklärt, wodurch wir jetzt wieder bes-
Gymnasien                                                ser arbeiten können. Die meisten Dinge, die seit
                                                         Mitte November digital zwischendrin mal wirk-
„IServ wird mit Aufgabenmodul, Videokonferen-            lich schlecht liefen, ließen sich hierauf zurück-
zen, Dateiablagen, geteilten Dokumenten, dem             führen und alle sind froh, dass die Hardware jetzt
Forum, etc. mittlerweile schon länger in Schul-          ausgetauscht wurde und alles so gut läuft wie
organisation und Unterrichtsgestaltung verwen-           noch nie.“
det. Dabei wird der Einsatz immer konsequenter
und besser. Für Kolleg*innen mit Schwierigkei-           „Meine persönliche Meinung ist, dass die digitale
ten gibt es Mikrofortbildungen von Kolleg*innen          Ausstattung perspektivisch seltsam geplant ist.

                                                                                                            11
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

IServ ist ein Linux-System, die PCs in den Klas-             men steht bei dem Thema ja ganz weit vorne.
senräumen werden als neue Windows-PCs ange-                  Auch die Kolleg*innen müssten auf Wunsch ein
schafft, die Stadt möchte scheinbar für alle Lehr-           Dienstgerät erhalten.“
kraft Apple-Tablets besorgen. Damit machen wir
dann in der Software wieder einen Dreibein-Spa-              „Außerdem finde ich es schwierig, dass
gat. Das scheint aber alle Oldenburger Schulen               Kolleg*innen, die im Präsenzunterricht einge-
zu betreffen. Mir persönlich ist mittlerweile un-            setzt sind, lediglich vier FFP2-Masken erhalten,
klar, wie man mit Apple oder Windows ohne viel               die bei bestimmungsgemäßem Gebrauch ruck-
Frust überhaupt produktiv arbeiten kann... Linux             zuck verbraucht wären.“
bietet super Lösungen für den Endnutzer und
für Server, von den anderen beiden Lösungen                  „Und die Anweisung der Bundesregierung, Dis-
kann das keine (zumindest Server-seitig). Dazu               tanzlernen parallel zum Szenario B zu ermögli-
kommt, dass Linux kostenlos ist (Bildungsge-                 chen, finde ich bedenklich. Das ist wirklich eine
rechtigkeit). Aus meiner Sicht also zwei K.O.- Kri-          zusätzliche Belastung für die Kolleg*innen, die
terien, die Windows und Apple an Schulen sofort              an Grundschulen oder in Abschlussklassen tä-
ausschließen müssten. Linux macht natürlich                  tig sind, die kaum zu bewältigen ist. Die Betreu-
keine Werbung und schreibt keine Angebote...“                ung unserer Schüler*innen von zuhause aus ist
                                                             immens arbeitsintensiv, besonders wenn man
„Dass das Seminarfach in Jg. 13 noch Anwesen-                Sprachlernkinder und Förderschüler*innen zu
heitspflicht hat, ist nicht nachvollziehbar. Glei-           betreuen hat.“
ches gilt für reine Abdeck-Kurse. Den Jahrgang in
Präsenz auf das Abi vorzubereiten, ist nachvoll-
ziehbar, aber dafür müssten solche Kurse nicht               Förderschulen
vor Ort stattfinden.“
                                                             „Für autistische Schüler*innen birgt das Home-
„Die pauschale Regelung mit 16 Leuten pro                    schooling deutliche Vorteile, da sie sehr individu-
Raum ist seltsam. Dadurch muss eine Lehrkraft                ell arbeiten können, ohne abgelenkt zu werden.“
teilweise in zwei Räumen gleichzeitig sein. Da
ist guter Unterricht nur schwer möglich. In gro-             „Der von den Eltern zu bewilligende Präsenzun-
ßen Räumen könnten durchaus mehr Leute un-                   terricht für den Primarbereich kann dazu führen,
terkommen.“                                                  dass Kinder, die die Förderung besonders nötig
                                                             hätten, leider nicht angemeldet werden.“

OBSen
                                                             BBSen
„Aus meiner Sicht läuft der Gebrauch von ISERV
an unserer Schule recht gut. Soweit ich gehört               „Zum Unterricht an berufsbildenden Schulen las-
habe, kommt es ab und zu zu kleineren Problem-               sen sich generalisierende Aussagen nicht treffen,
chen, aber viele Kolleg*innen nutzen Videokon-               da das Spektrum der Auszubildenden und Ler-
ferenzen und zahlreiche andere Module, um un-                nenden sehr breit ist. Eines lässt sich aber kon-
sere Schüler*innen mit Aufgaben zu versorgen.                statieren: Die Inklusions-Schüler*innen mit der
Und das klappt wohl meistens gut und schon viel              Diagnose Autismus scheinen von der Digital-
besser als während des ersten Lockdowns.“                    Version von Unterricht eher zu profitieren, da sie
                                                             nicht vom alltäglichen Trubel in ihrer Wahrneh-
„Das größte Problem sehe ich darin, dass ledig-              mung gestört werden. Dies ist eine episodische,
lich die Schüler*innen Ipads ausleihen können,               keine empirische Bemerkung.“
die BuT-berechtigt sind. Meiner Meinung nach

                                                                                      Paed Ol
müssten alle Schüler*innen Ipads erhalten - Bre-

 12
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Gesundheitliche Einschränkungen
durch die „Corona-Le(e)hre“
Marc Phillip Rode

 Universitäre Lehre war schon immer
 abhängig vom freiwilligen (unentgeltlichen)            tag eine Gesetzesänderung beschlossen, die
 Engagement von einzelnen Dozierenden.                  es Studierenden erlaubt, aufgrund der Pande-
 Die „Corona-Lehre“ ist übers Knie gebrochen            mie ein Semester zu verlängern, solange diese
 und experimentell. Experimentell kann es               im Zeitraum vom Sommer 20 bis Winter 21 ein-
 eigentlich auch nicht genannt werden.                  geschrieben waren. Dieser Beschluss kam acht
                                                        Monate nachdem die Einschränkungen klar und
 Es gibt zahlreiche Handreichungen von                  deutlich waren. Kurz vor Ende des Wintersemes-
 diversen Universitäten, die bereits lange eine         ters, was vermutlich „normal“ geplant wurde
 valide Grundlage für eine digitale Lehre gelegt        und jetzt auch durchgezogen wird, ohne Rück-
 haben. Ohne Technik und ohne Fortbildungen             sicht auf Verluste.
 kann eine digitale Lehre allerdings nur ins
 Leere führen.                                          Ebenso sind Ende September die Überbrü-
                                                        ckungshilfen für Studierende ausgelaufen, zwei
 Viel gravierender: sie schränkt Menschen               Monate später konnten neue Kredite beantragt
 mit Nachteilen noch weiter ein.                        werden, so dass wahrscheinlich eine finanzielle
                                                        Lücke von drei Monaten und mehr bis zur Aus-
                                                        zahlung entstand. Viele haben ihre Nebenjobs
„Womit soll ich anfangen?“ - Teilnehmende:r ei-         verloren, und sie befinden sich seit dem 22. März
ner StudIP (Lernmanagement Plattform) Um-               im „Home-Office“. Ein „Home-Office“ wird in der
frage. „Wir befinden uns in der vierten Vorle-          Regel von Arbeitgeber:innen ausgestattet. Stu-
sungswoche des Wintersemesters 20/21 und                dierende haben kein „Home-Office“. Ihnen fehlt
Studierende erklären, während der synchronen            das Geld für eine ausreichende Internetverbin-
Online-Lehre, ihren Dozierenden, wie sie grund-         dung, für technische Geräte, und die digitalen
legende Funktionen von BigBlueButton (Online            Kompetenzen sind auch nur bei denen vorhan-
Meeting Programm) richtig benutzen, sie erklä-          den, die Freizeitaktivitäten in und um das Inter-
ren ihnen, wie sie die Studierenden besser in           net ausführen.
die Gespräche einbinden könnten, sie erklären
Funktionen von PowerPoint, sie erklären, wie            Die Benachteiligung von Studierenden aus nied-
Dokumente hochgeladen werden können, und                rigerem sozio-ökonomischen Umfeld, Studieren-
sie erklären, dass Bildschirmarbeit und die digi-       den mit Kind/-ern, chronisch kranke Studierende
tale mechanische Stimme (Audioqualität) eine            und ausländische Studierende ist inklusive.
zusätzliche Belastung darstellt“ (Vgl. Zoom-Fa-         Die Dekan:innen haben dem Präsidenten Prof.
tigue [1]).                                             Dr. Dr. Pieper berichtet, dass die technische Aus-
                                                        stattung bei den Dozierenden vorhanden sei
Das niedersächsische Kultusministerium hatte            und da das Lehrangebot angeblich nicht ge-
das „Regelsemester“ [sic!] im Frühjahr ausgeru-         schrumpft sei, würde es zu keinen Nachteilen
fen. Inzwischen hat der niedersächsische Land-          für die Studierenden kommen. Es gab allerdings

                                                                                                           13
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keine Umfrage unter Studierenden, die unter An-              (seit Vorlesungsbeginn) eine der folgenden Sym-
derem zu Beginn des Sommersemesters 20 dazu                  ptome verspürt?“).
angehalten wurden, rücksichtsvoll mit dieser He-
rausforderung für alle Beteiligten umzugehen.                Abbildung 1: Ringdiagramm
                                                             in Prozentzahlen die genannten Symptome
Mehrere Universitäten haben über das Sommer-                 (Uhrzeigersinn klein nach groß).
semester Umfragen und Studien durchgeführt,
wie die Belastung unter Studierenden aussieht.               13% gaben keine Symptome an
Die Universität Oldenburg stellte selbst fest, dass          34% Merkschwierigkeiten von den Inhalten
60 Prozent den Workload als zu hoch angaben,                     in Meetings
28 Prozent sich in finanziellen Schwierigkeiten              52% hatten Rückenschmerzen
befänden und 55 Prozent sagten, dass das Ler-                53% verspüren innere Unruhe und
nen mit digitalen Tools schwerer fiele [2].                      Kopfschmerzen
                                                             54% vermehrte Erschöpfung
Wie prekär die Situation der Studierenden mit                    (Vgl. „Zoom“-Fatigue[1])
der Umstellung von asynchroner Lehre (haupt-                 56% erhöhter Stress
sächlich im Sommersemester) auf synchrone                    59% muskuläre Verspannungen
Lehre (Wintersemester) ist, sollte eine Umfrage              67% haben Konzentrationsschwierigkeiten
auf StudIP verdeutlichen.
                                                             Als Nächstes wurde die Möglichkeit eingeräumt,
Über 14 Tage lang haben 135 Studierende bei                  eine Begründung zu geben, woher die Symp-
dieser Online-Umfrage teilgenommen. Selbst-                  tome kommen. Hierbei wurden mit überwäl-
verständlich erhebt diese kurze Umfrage keinen               tigender Häufigkeit die schwierigen „Home-
wissenschaftlichen Anspruch, sondern dient ein-              Office“-Bedingungen (64x) genannt (s.o.), dazu
zig dazu, ein Problem zu beleuchten und Auf-                 zählen u.a. Bewegungsmangel und Bildschirm-
merksamkeit zu schaffen.                                     arbeit. Als Nächstes kommen der Workload (22
                                                             x) und die Online-Meetings (21 x). Zusätzlich zu
Als Erstes wurden Symptome (Mehrfachnen-                     den Meetings wurden die Audioqualität (17 x)
nung) zur gesundheitlichen Einschränkung ab-                 und die Videoqualität (5 x) genannt; diese sind
gefragt („Frage: Hast du in den letzten Wochen               als Unterkategorie der Meetings zu sehen, so
                                                             dass hier insgesamt 43 x (d.h. zu einem Drittel)
                                                             die Online-Lehre genannt wurde.

                                                             Die Teilnehmenden hatten ebenfalls die Mög-
                                                             lichkeit, weitere Symptome zu ergänzen. Darun-
                                                             ter wurden am häufigsten Schlafstörungen und
                                                             Augenprobleme genannt. Zwei Teilnehmende
                                                             haben explizit eine depressive Verstimmung an-
                                                             gegeben.

                                                             Die zweite Frage zielte auf die Einschränkungen
                                                             durch die Online-Lehre insgesamt ab (Einfach-
                                                             nennung mit der Skala 1 [miserabel] bis 10 [keine
                                                             Einschränkung]).

 14                                                                                  Paed Ol
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

                                                      Schon lange ist Stress ein gesundheitliches Prob-
                                                      lem für die gesamte Bevölkerung (Herzkreislauf-
                                                      system, Bluthochdruck, usw. [5]) insbesondere
                                                      mit den Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten in-
                                                      nerhalb einer Pandemie ist dieses Thema weiter
                                                      in den Vordergrund gerückt. Was diese Belastun-
                                                      gen mit uns allen macht, insbesondere mit Stu-
                                                      dierenden, die häufig schon in prekären Situati-
                                                      onen leben, wird uns wohl noch länger beschäf-
                                                      tigen.

                                                      Marc Phillip Rode ist Studierender an der Carl-von-
                                                      Ossietzky Universität Oldenburg.
Abbildung 2: Horizontales
Balkendiagramm
mit der Gesamtzufriedenheit der Online-Lehre          Quellen:
(1=miserabel, 10=keine Einschränkungen).              [1] Jutta Rump, Marc Brandt (2020) Zoom-Fatigue. Insti-
                                                      tut für Beschäftigung und Employability der Hochschule
Viele Menschen spüren die Konsequenzen der            für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. https://
Pandemie, dennoch wäre es möglich, die Be-            www.ibe-ludwigshafen.de/zoom_fatigue/
dingungen zu verbessern und die Belastun-             [2] Referat Studium und Lehre (2020) Zusammenfassung
gen zu reduzieren. Studierende trifft die Pande-      der Ergebnisse der Studierendenbefragung zu dem digi-
mie besonders hart durch die Regelungen, die          talen Sommersemester 2020. Carl von Ossietzky Univer-
zu spät, wenn überhaupt, dann nur mit gehöri-         sität Oldenburg. https://uol.de/fileadmin/user_upload/
gem Mehraufwand einhergehen. Dabei gibt die           lehre/Evaluation/Digitale_Lehre/Ergebnisse/Ergeb-
Gesundheit von Studierenden seit Jahren Anlass        nisse_Studierendenbefragung_Digitales_Semester_UE-
zur Sorge. Eine Studie des Deutschen Zentrum          berblick.pdf
für Hochschul- und Wissenschaftsforschung der         [3] Internationale statistische Klassifikation der Krank-
Freien Universität Berlin und der Techniker Kran-     heiten und verwandter Gesundheitsprobleme. ht-
kenkasse erfasste 2017, dass etwa 15 Prozent der      t p s : // w w w. i c d - c o d e . d e /s u c h e / i c d / r e c h e r c h e .
Studierenden einen so erhöhten psychosozialen         html?sp=0&sp=Sdepression
Stress haben, dass sie ein depressives Syndrom        [4] Grützmacher, J.; Gusy, B.; Lesener, T.; Sudheimer, S.;
oder eine generalisierte Angststörung haben,          Willige, J. (2018). Gesundheit Studierender in Deutsch-
und dass diese Zahlen deutlich höher als bei ei-      land 2017. Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Deut-
ner zu vergleichenden Altersgruppe sind [4]. Die      schen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsfor-
Auswirkungen von dauerhaft hohem Stressni-            schung, der Freien Universität Berlin und der Techniker
veau auf unser Gehirn sind bekannt und verursa-       Krankenkasse.            https://www.ewi-psy.fu-berlin.de/ein-
chen immer höhere Gesundheitskosten; ebenso           richtungen/arbeitsbereiche/ppg/forschung/BwB/bwb-
sind die Folgen die Hauptgründe für Frühverren-       2017/_inhaltselemente/faktenblaetter/Gesamtbericht-
tungen. Offensichtlich scheinen Bewältigungs-         Gesundheit-Studierender-in-Deutschland-2017.pdf
strategien zu den „Soft-Skills“ im Studium zu ge-     [5] Katja Wohlers, Michaela Hombrecher (2016) Entspann
hören, die sich alle nebenbei aneignen müssen.        dich, Deutschland. TK-Stresstudie 2016. Techniker Kran-
Ob das für junge Menschen, die gerade in ihre         kenkasse. https://www.tk.de/resource/blob/2026630/
selbstständiges Leben starten, angemessen ist,        9154e4c71766c410dc859916aa798217/tk-stressstudie-
steht auf einem anderen Blatt.                        2016-data.pdf

                                                                                                                              15
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

        Was Referendar*innen in der Corona-
        Situation besonders belastet
        Janna Englisch

        Bei der Planung des Unterrichts / der Unter-                         • Referendar*innen bekommen wenig Unter-
        richtsbesuche sind die Lerngruppengrößen                               stützung/Handlungsempfehlung zur Planung
        eine höchst unbestimmte Größe geworden                                 von digitalem Unterricht (z.B. auch Leistungs-
        (plötzlicher Szenarien-Wechsel, SuS in Quaran-                         kontrollen)
        täne etc.), das führt zu...                                          • es gibt nun verstärkten Termindruck, da im
        • Unsicherheiten z.B. bei der Methodenwahl,                            Frühjahr keine Unterrichtsbesuche durchge-
           also der Unterrichtsplanung allgemein                               führt werden konnten, trotzdem musste die
        • und trotzdem große Erwartungen des Semi-                             Anzahl der UB´s erfüllt werden
           nars bzgl. Flexibilität auf die sich plötzlich ver-
           ändernden Umstände                                                In der Ausbildungsschule sind neue, zusätzli-
                                                                             che Herausforderungen hinzugekommen
        Die Anforderungen im Seminar sind kaum an-                           • Doppelbelastung: Präsenz- und Distanzunter-
        gepasst,                                                               richt planen
        • Referendar*innen werden wenig entlastet, z.                        • Distanzunterricht überwachen (digitale und
          B. bei Aufgaben zu den Seminarsitzungen                              methodische Herausforderungen)
                                                                             • es fehlt die Integration ins Kollegium, weil
                                                                               alle zusätzlichen Termine (die netten Tref-
                                                                               fen) wegfallen, Kolleg*innen z. B. auch
                                                                               Lehrer*innenzimmer meiden, wenig zusätz-
                                                                               liche Zeit in der Schule verbringen können/
                                                                               wollen/sollen, so dass Kommunikation und
                                                                               Bezieh­ungsarbeit leidet
                                                                             • es mangelt an digitaler Ausstattung der
                                                                               Referendar*innen! Es muss zusätzliches tech-
                                                                               nisches Equipment beschafft werden, was von
                                                                               einem Ref-Gehalt schwerer zu bestreiten ist

                                                                             Insgesamt ist die Unsicherheit groß, was die all-
                                                                             gemeine Personalsituation an den Schulen an-
                                                                             geht: Gibt es Stellen?! Aufgrund der wirtschaft-
                                                                             lichen Situation der Ausbildungsbetriebe sinken
                                                                             die Zahlen der Azubis...

                                                                             Janna Englisch ist Lehrkraft an der BBS Haarentor.

ivan-aleksic_unsplash.com
                                                                                                      Paed Ol
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Referendariat, Quer- und Seiteneinstieg
im Zeichen der Pandemie
Dr. Christiane Henkes-Zin

November 2020, ein beliebiger Mittwoch, Studi-
enseminar Oldenburg für das Lehramt an berufs-
bildenden Schulen: Seminarzeit! Eigentlich zeigt
sich ein vertrautes Bild: Kaum Parkplätze sind frei,
die Seminarräume sind belegt, es wird gelernt,
diskutiert, gelacht. Soweit auf den ersten Blick.
Auf den zweiten Blick fallen die Unterschiede
auf: Die Küche, sonst lebendiger Treffpunkt, um
noch die letzte Tasse und vor allem Kaffee zu er-
gattern – seit März geschlossen; Kaffeepause mit
Kuchen oder anderen Leckereien – seit März nur
mit verpackten Lebensmitteln möglich; der Aus-
tausch zwischen den Seminaren, ein Schnack auf
dem Flur oder der Terrasse – nicht mehr zu be-
obachten; kleine Seminarräume, in denen sonst
auch lebendig gearbeitet wird – seit März nicht
genutzt; die übrigen Seminarräume – nur halb
besetzt, Abstand und Masken überall.
                                                                                                    mche-lee_unsplash.com
Und dennoch:
Die Ausbildung läuft weiter!
                                                        ihre Kompetenz, Unterricht zu planen, weiterent-
Im Frühjahr 2020 konnten alle Prüfungen statt-          wickeln. Schwierig war die Situation auch für die
finden, wenn auch als sog. kompetenzorien-              Referendar*innen, die im Herbst 2020 ihre Aus-
tierte Kolloquien und allein auf Basis der Unter-       bildung abgeschlossen haben. Sie konnten zu
richtsplanung. In dieser ersten Phase von März          keinem Zeitpunkt ganz sicher sein, in welchem
bis Juli wurden die meisten Seminarveranstal-           Szenario sich ihre Schule am Prüfungstag befin-
tungen per Videokonferenz abgehalten, die               det. Und diejenigen, die im Mai ihre Ausbildung
Unterrichtsbesuche fanden überwiegend als               begonnen haben, sahen sich zunächst in einer
kompetenzorientierte Beratungsbesuche auf               langen Seminarphase, da an den Schulen Hospi-
der Grundlage der Planungen statt. Dies war             tationen nur sehr eingeschränkt möglich waren.
vor allem für die Referendar*innen, Quer- und           Um so erleichterter waren alle an der Ausbildung
Seiteneinsteiger*innen, die im November 2019            Beteiligten, dass alle Prüfungen im Präsenzunter-
ins Seminar gekommen sind und erst seit Fe-             richt durchgeführt werden konnten. Da der Un-
bruar eigenverantwortlich unterrichtet haben,           terricht seit den Sommerferien an den meisten
eine enorme Herausforderung. Immerhin hatten            Schulen regulär verlaufen ist, konnten auch Un-
sie kaum Praxiserfahrung und sollten trotzdem           terrichtsbesuche wieder wie gewohnt stattfin-

                                                                                                                 17
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

den und die Seminarsitzungen in Präsenz haben                      xibilität, Kreativität und Belastbarkeit verlangt.
alle sehr genossen.                                                Flexibilität nicht nur im Umgang mit dem, was
                                                                   Schule schon normalerweise an Überraschun-
Seit Mitte Dezember ist nun erneut alles anders:                   gen bereithält, sondern im Umgang mit Szena-
Wieder bestimmen Distanzunterricht, kompe-                         rienwechseln, Hygieneregeln, technischen Pro-
tenzorientierte Beratungsbesuche und Video-                        blemen etc. Kreativität hinsichtlich der Unter-
konferenzen das Referendariat, wieder versu-                       richtsplanung, aber vor allem auch hinsichtlich
chen sich in all dem die neuen Lehrkräfte im Vor-                  der Frage, wie auch unter Einhaltung aller Hy-
bereitungsdienst, sie sind seit November 2020 im                   gieneauflagen lebendiger Unterricht mit dem
Seminar, zu orientieren, wieder setzen das Studi-                  so wichtigen kooperativen Austausch unter den
enseminar und die Ausbilder*innen in den Schu-                     Lernenden möglich ist, wie Praxisunterricht in
len alles daran, die Lehrkräfte im Vorbereitungs-                  Werkstätten, Küchen oder am Pflegebett reali-
dienst nach Kräften zu unterstützen und deren                      siert werden kann und Sprache vermittelt wer-
Ausbildung so optimal wie möglich zu begleiten.                    den soll, wenn die Maske im Weg ist. Kreativi-
                                                                   tät aber auch bei der Entwicklung von sinnhaf-
Soweit die „technische“ Seite. Was aber bedeutet                   ten und tragfähigen Homeschooling-Konzep-
es, Referendariat, Quer- oder Seiteneinstieg in                    ten, oft ohne die nötige Hardware. Und schließ-
Zeiten von Corona zu absolvieren? Von den Lehr-                    lich ein hohes Maß an Belastbarkeit, denn nicht
kräften im Vorbereitungsdienst und im Fachpra-                     nur eigener Unterricht, Korrekturen, Seminar-
xis-Seminar wird seit März ungeheuer viel Fle-                     veranstaltungen und Unterrichtsbesuche wollen
                                                                   gemanagt werden, sondern hinzu kommt die
                                                                   Notwendigkeit, sich den ständig anderen Bedin-
                                                                   gungen zu stellen und mit der Tatsache umzuge-
                                                                   hen, dass unter Corona-Bedingungen Unterricht
                                                                   eben nicht so offen, kreativ, kooperativ, lebendig
                                                                   und frei gestaltet werden kann, letztlich dass die
                                                                   eigene Ausbildung vielleicht nicht so verläuft,
                                                                   wie sie normalerweise verlaufen wäre. Dies alles
                                                                   führt an die Grenze der Belastbarkeit – und dar-
                                                                   über hinaus.

                                                                   Eins ist aber trotz allem sicher: All diejenigen, die
                                                                   sich während der Corona-Pandemie der Heraus-
                                                                   forderung stellen, Lehrer oder Lehrerin zu wer-
                                                                   den, vereint ein enormes Maß an Flexibilität, Kre-
                                                                   ativität und Belastbarkeit – drei Kernkompeten-
                                                                   zen von Lehrkräften!

                                                                   Dr. Christiane Henkes-Zin ist die Fachleitung
                                                                   Deutsch im Studienseminar Oldenburg für das
                                                                   Lehramt an berufsbildenden Schulen.

                                    kimberly-farmer_unsplash.com
                                                                                             Paed Ol
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Forumstag am NGO
„Digitalisierung in der Schule - Chancen und Herausforderungen“

Ute Wiesenäcker

Fortbildung in Digitalisierung gerade noch vor         furt, verstand es, unsere Vorbehalte und Sinnfra-
dem ersten Lockdown im März 2020, ohne zu ah-          gen sehr kompetent und überzeugend aufzu-
nen, wie bald und wie dringend wir das gewon-          nehmen.
nene Wissen gleich werden anwenden können.
Noch weitgehend ahnungslos, was eine pande-            Digital oder analog ?!
mische Bedrohung konkret bedeuten könnte,
hatte die GEW Gruppe des NGO einen „Fo-                Als Basis für Dr. Tilgners Ausführungen diente
rumstag“ in der Wirtschafts- und Sozialakade-          das Dagstuhl-Dreieck aus der gleichnamigen Er-
mie (wisoak) in Bad Zwischenahn organisiert. Fi-       klärung von 2016. Demnach sollen drei Perspek-
nanzielle Unterstützung erhielten wir vom GEW          tiven helfen, die Diskussion über Bildung in der
Kreisverband Stadt, sodass wir uns in angeneh-         digitalen, vernetzten Welt zu ordnen - die tech-
mer Atmosphäre, technisch gut ausgestatteten           nologische, die gesellschaftlich-kulturelle und
Seminarräumen und mit köstlicher Versorgung            die anwendungsbezogene Perspektive. Schule
den Hoffnungen und Ängsten im Zusammen-                muss sich diesen drei Blickwinkeln auch struktu-
hang mit dem digital gestützten Unterricht wid-        rell nähern, damit diese Welt als Voraussetzung
men konnten.                                           für ein selbstbestimmtes Leben unterrichtet wer-
                                                       den kann. Dabei sind auch die von der Gruppe
Solche Veranstaltungen sind eine langjährige           bereits gesammelten Fragen: Was kann ich? Was
Tradition am NGO und immer auch offen für              darf ich tun? und Warum ist das so? eine ent-
alle interessierten Mitglieder des Kollegiums. Ei-     scheidende Grundlage. Das Wissen der Welt ist
gentlich hatten wir uns für dieses Thema ein „5.       mit einem Finger abrufbar; Raum und Zeit der
Norderney-Wochenende“ vorgenommen, doch                Informationsvermittlung sind voneinander ge-
der Umbau der Jugendherberge dort hat eine             trennt und Bilder werden zu einem wichtigen
Planänderung notwendig gemacht. So konn-               Kommunikationsmedium. Hier muss die Dis-
ten wir doch noch einen ganzen Samstag im in-          kussion beschleunigt werden, sonst wird schu-
tensiven Austausch und kollegialen Miteinander         lisches Lernen von der Lebenswirklichkeit der
gestalten. Noch gut die Hälfte der über zwan-          Schüler*innen überholt. Das individuelle Lernen
zig angemeldeten Kolleg*innen hatte sich zu ei-        braucht starke Persönlichkeiten mit intensiven
ner Teilnahme in Präsenz entschließen können.          Reflexionsfähigkeiten, und davon sind alle Fä-
Unser Referent, Dr. Alexander Tilgner aus Frank-       cher und Lernbereiche betroffen. Die virtuellen
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Welten der Schüler*innen sind immer auch sozial              Konsequenzen für unsere Schule
real. So sollte schulisches Lernen immer auch ein
Gegenentwurf sein.                                           Eine gemeinsame Positionierung war schon hier
                                                             in der Gruppe schwierig. Auch mit der Digitalisie-
Austausch über praktisch verwendbare                         rung des Lernens muss eine methodische Viel-
Programme                                                    falt geboten bleiben, ebenso wie eine entspre-
                                                             chende Ausstattung der Schulen. Die Notwen-
Dr. Tilgner verfügte über unzählige Anwen-                   digkeit eines breiten Konsenses innerhalb des
dungsbeispiele, begleitet von einem regen Aus-               Kollegiums ist nicht „internetspezifisch“. Eine in-
tausch über Apps und Tools usw. sowie deren                  haltliche Klärung - auch der Nutzung der digita-
praktischer Erprobung. Dies war sehr fruchtbar               len Möglichkeiten - wird Sache der Fachgruppen
für alle Beteiligten; waren doch alle Altersgrup-            sein. Dabei mit folgenden Eckpunkten: Ängste
pen des Kollegiums vertreten und hatten die un-              müssen genommen werden, „alles kann - nichts
terschiedlichsten Vorbehalte und Überzeugun-                 muss“ und das auch noch mit möglichst wenig
gen bzw. Erfahrungen. Das Lehrbuch wird der                  Mehrarbeit. Auch die sinnliche Ebene wird Teil
Schule noch eine Weile erhalten bleiben - müs-               des Mosaiks sein müssen. Da bleibt nur noch zu
sen, doch sind vielfältige digitale Angebote als             wünschen, dass wir nach dem Ende der Pande-
Ergänzung und effektiver Ersatz diskutiert wor-              mie genug Zeit und Gelegenheit haben werden,
den.                                                         die unterschiedlichsten Auswirkungen der Digi-
                                                             talisierung sowie des Homeschoolings für uns
Besonders intensiv haben wir das Verhältnis von              auszuwerten und möglichst gewinnbringend zu
Bild und lebendiger, naturhafter Realität erörtert           nutzen.
und damit das Verhältnis in der Wahrnehmung
von einem viereckigen Bild(-schirm) und der                  Das NGO kann sich inzwischen freuen, dass der
praktisch-haptischen Erfahrung z.B. einer Säge               Referent mittlerweile Kollege an unser Schule
als Werkzeug. Auch hier bleibt in besonderem                 ist und wir uns bereits auf den Weg gemacht ha-
Maße die didaktische und methodische Verant-                 ben, aufsteigend von Klasse 5, ein neues digita-
wortung der Lehrkräfte gefragt.                              les multimediales Profil zu entwickeln!

 20                                                                                   Paed Ol
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft | Oldenburg-Stadt

Vertrauensleute - das Rückgrat
der GEW vor Ort
Ute Wiesenäcker

Rote Sattelschoner für das Fahrrad, Speicher-        lich, für deren ausführliche Lektüre im hekti-
stickarmband, Bleistifte mit Radiergummi,            schen Berufsalltag kaum Zeit bleibt?!
Thermobecher und Brotboxen - alles versehen
mit pfiffigen, überzeugenden GEW Sprüchen -          Der persönliche Kontakt und die direkte Anspra-
bleiben unbesehen in den Regalen liegen, wenn        che im Arbeitsalltag vor Ort ist ein nicht zu un-
sie niemand in den verschiedenen Erziehungs-         terschätzender Faktor für eine erfolgreiche bil-
und Bildungsreinrichtungen den Kolleg*innen          dungspolitische GEWerkschaftsarbeit, die an den
vor Ort in die Hand gibt.                            unterschiedlichsten Interessen der Kolleg*innen
                                                     ansetzen kann. So hat die GEW auf Bundes-
                                                     ebene, bereits nach dem letzten Gewerkschafts-
                                                     tag in Freiburg 2017, eine AG „Mitgliederwer-
                                                     bung und Mitgliederbindung“ eingerichtet, die
                                                     z.B. eine Weiterentwicklung der GEW Organisati-
                                                     onskultur sowie einen geschlechter- und diversi-
                                                     tätsbewussten Generationendialog zum Ziel hat.
                                                     Unterstützt von professionellen Referent*innen
                                                     wurde sich mit verschiedenen Ideen der Wer-
                                                     bung, Aktivierung und Bindung unserer Mitglie-
                                                     der beschäftigt. Aktionen wie z.B. „Der GEW ein
                                                     Gesicht geben“, die „Bundesweite OE-Aktiven-
                                                     Konferenz 2018 in Walsrode“ (1), „Seminarpro-
                                                     gramme zur Staffelübergabe“ (2), „Veranstaltun-
                                                     gen methodisch spannend zu gestalten ...“ (3)
                                                     und Konzepte für „Zukunftskonferenzen in den
                                                     Landesverbänden“ (4) sind hier entstanden.

                                                     In Niedersachsen hat es in diesem Zusammen-
Begleitet von den neuesten Informationen aus         hang bereits zwei „Zukunftskonferenzen“ gege-
der GEWerkschaftlichen Arbeit und einer zuge-        ben; hier sind die landestypischen Ausrichtun-
wandten Person, die auch schon dadurch be-           gen ins Auge gefasst und die Weitergabe der z.B.
kannt ist, dass sie Fragen und Probleme zwar         für die GEW werbewirksamen Ansätze vertieft
nicht immer lösen kann, doch weiß, wohin sie         worden. Ziel war und ist immer eine möglichst
weitergeleitet und bearbeitet werden können.         große Nähe zu den GEW-Kolleg*innen zu behal-
Wie sonst erscheint die GEW als größte Bildungs-     ten; denn die GEW versteht sich noch immer als
gewerkschaft an unseren Arbeitsplätzen und in        „Mitmach-Gewerkschaft“, getragen von uns al-
unseren Lehrer*innenzimmern, neben den ver-          len und unseren Interessen.
schiedenen schriftlichen Publikationen natür-

                                                                                                        21
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