Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben!
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Hilfskomitee AQUILA e.V. Nr. 1 (115) Unterstützung der Missionsarbeit Januar - März 2020 der Gemeinden in Kasachstan, Kirgistan, Moldawien, Sibirien, Ukraine und Usbekistan. Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben! Apostelgeschichte 4,20 Leitartikel: Der Missionar und sein Herr Geschichte: Zur Evangelisation gedrängt Kindergeschichte: Hilfe zur richtigen Zeit
In diesem Heft: Impressum Artikel.............................................................................. Seite. .... Karte Herausgeber: Leitartikel Der Missionar und sein Herr.......................................................................4 Hilfskomitee Aquila e.V. Reiseberichte Liebigstr. 8, D-33803 Steinhagen Umweg über die A2......................................................................................6..................1 Telefon: 05204-92494331 Mehr als eine irdische Freude....................................................................8..................2 e-mail: info@hkaquila.de 1PS stärker als 150 PS...................................................................................9...........3,4,5 www.hkaquila.de Palana am Ende der Welt ......................................................................... 10.............. 6,7 Erscheint viermal jährlich Mission der Gemeinden Geschichte wiederholt sich..................................................................... 12..................3 Spendenkonto: Hier bin ich, sende mich!.......................................................................... 13.............. 8,9 Hilfskomitee Aquila e.V. Das Wunder der Erweckung auf hartem Missionsboden............. 14..................3 Sparkasse Bielefeld Auf den Spuren der Geschichte IBAN: Der „Pestbrief“ von Menno Simons...................................................... 17 DE76 4805 0161 0044 1124 80 Zur Evangelisation gedrängt.................................................................. 19... 10,11,12 SWIFT-BIC: SPBIDE3BXXX Kindergeschichte Hilfe zur richtigen Zeit............................................................................... 28 Ansprechpersonen: Kurzberichte ♦ Steinhagen: Braucht denn ein Kasache Christus?.................................................... 31..................3 Jakob Penner Aus dem Tagebuch einer Lehrerin........................................................ 32..................2 Eduard Ens Erweckung während der Pest................................................................. 33............... 13 ♦ Neuwied: Dankesbriefe................................................................................................... 33.....14,6,3,8 Nikolaj Zuravlev Buchvorstellung............................................................................................ 35 Tel.: 0 26 31 - 95 52 79 Meldungen, Gebetsanliegen.................................................................. 36 ♦ Frankenthal: Jakob Dyck Tel. 0 62 33 - 48 05 42 Titelbild: Auf dem Flughafen in Kamtschatka 11 12 6 2 5 4 14 10 1 3 7 9 8 13 2 Aquila 1/20
Vorwort „Befiehl dem HERRN deinen Weg, und vertraue auf Ihn, so wird Er es vollbringen.“ Psalm 37,5 W orauf wir in unserem Leben vertrauen, wird dann sichtbar, wenn es ein Problem oder eine Sackgasse im Leben gibt. Dann stellt sich heraus, woran wir uns klammern oder was uns im Leben wirklich wichtig ist. In Krisen, wie es zurzeit die weltweite „Corona-Pandemie“ ist, suchen die Menschen nach Halt. Man sieht, was die Menschen sich anschaffen und welche Vorkehrungen sie treffen. Nur wer im Alltag gelernt hat, sein Vertrauen auf Gott zu setzen, bleibt gelassen, auch wenn um ihn herum alle in Panik ausbrechen. Wer dem Allerhöchsten glaubt, der kann hinter allem Geschehen Gottes Hand sehen. Die Hand, die geschaffen hat, die alles erhält und die gnädig rettet und erzieht. Erst aus dieser Perspektive heraus können wir uns und unsere Nächsten ganz dem Herrn anvertrauen, weil ER alles vollbringen wird. Diese Haltung können wir im alltäglichen Leben bei unseren Nächsten lernen, die in der Abhängigkeit von dem Schöpfer auf dieser Erde wandeln. Lesen Sie im Leitartikel, was es heißt in Ab- hängigkeit von Gott zu leben. Erfahren Sie, wie man Freude im Leid verbreiten kann. Lernen Sie Karl Wlad aus dem Kinderheim Preobrashenije und die Lehrerin Julia Postol aus Transkarpatien kennen. Suchen Sie in allen Artikeln der Zeitschrift Gottes Wirken und öffnen Sie die Augen auch im Alltag, um den Herrn für Seine Taten zu loben! Eduard Ens, Augustdorf Aquila 1/20 3
Leitartikel Der Missionar und sein Herr Vortrag auf dem Missionstag Aquila 2019 in Grünberg „Kommt her zu mir alle, die ihr tun, was Er uns sagt. Manchmal sieht mühselig und beladen seid, so will es eigenartig aus, wenn wir behaupten, ich euch erquicken! Nehmt auf euch dass Christus unser Herr ist. Stellen mein Joch und lernt von mir, denn wir uns doch mal diese Frage: Hat ich bin sanftmütig und von Herzen Er das Recht, uns etwas zu gebieten, demütig; so werdet ihr Ruhe finden wenn Er unser Herr ist? für eure Seelen! Denn mein Joch ist Die Schrift sagt uns: „Denn alle, sanft und meine Last ist leicht.“ (Mt. die durch den Geist Gottes geleitet 11,28-30) werden, die sind Söhne Gottes“ (Röm. „Was nennt ihr mich aber »Herr, 8,14). Diese sind gehorsam. Gott kann Herr« und tut nicht, was ich sage?“ ihnen befehlen. Franz Tissen, Missionstag 2019 (Lk. 6,46) Eines Tages sagte Dwight L. Moody: „Wenn der Mensch sich als mir. Lernt von mir. Schaut mein Herz I ch möchte mit einer Illustration das Thema einleiten: Angenommen, wir bekommen ein leeres Blatt und Christ bezeichnet und im Laufe eines an.“ Im Lukasevangelium heißt es, Jahres niemandem von Jesus Christus als das ganze Volk sich taufen ließ erzählt hat, kann es zwei Ursachen und Jesus an den Jordan kam, betete müssen unten unsere Unterschrift geben. Entweder ist er nicht wieder- Er nach seiner Taufe. Da öffnete sich setzen. Danach erst würde Gott auf geboren, oder die Sünde hat ihm den der Himmel und der Geist Gottes das Papier alles aufschreiben, was Er Mund verschlossen.“ kam in der Gestalt einer Taube auf von uns erwartet. Wären wir damit Wir sprechen heute vom Missio- ihn herab. Und es sprach eine Stimme einverstanden? nar und seinem Herrn. Ich empfinde vom Himmel, die da sagte: ‚Dies ist Als ich diese Frage in einer Runde einen gewissen Schmerz, wenn ich das mein geliebter Sohn, an welchem ich stellte, antwortete jemand: „Und wenn Leben der sogenannten Christen be- meinen Wohlgefallen habe‘.“ der Herr mich plötzlich nach Egindy- obachte. Ich befürchte, dass sie nicht Wenn Jesus unser Herr ist, müssen bulak schickt, ein ziemlich ödes Dorf wiedergeboren sind. Gott kann ihnen wir genauso handeln wie Er. Drei in Ostkasachstan? Dort wächst fast nichts sagen. Die haben sich nicht Bereiche möchte ich im Folgenden nichts.“ Diese Antwort ist doch er- schlecht eingerichtet, jedoch haben sie beleuchten, die uns bei der Hingabe schreckend! Wir haben manchmal die die Opferbereitschaft vergessen. Doch zum missionarischen Dienst helfen Befürchtung, dass Gott uns irgendwie Jesus ist uns ein Vorbild. Er verließ die sollen. schlecht führen wird. Herrlichkeit Seines Vaters. Er kam in 1. Das Gebet Wenn wir auf Mose schauen, diese Welt voller Dreck und Sünde. könnte man sagen, dass er es sich gut eingerichtet hatte: In der Wüste war er vor dem Pharao gut versteckt Er gab sich hin und weihte sich, um uns das verlorene Paradies wieder zu J esus betete. Menschen, die beten, vollbringen ihren Dienst in Voll- schenken. Die Bibel sagt uns: „Wer macht. Die Menschen, die nicht be- und hatte das Problem aus Ägypten sagt, dass er in ihm bleibt, der ist ver- ten, vollbringen die wenigste Arbeit. vergessen. Und plötzlich kommt der pflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie Manchmal sieht es zwar so aus, als Herr und sagt ihm: „Ich sende dich jener gewandelt ist“ (1.Joh. 2,6). würden sie viel tun. Doch es gibt in nach Ägypten.“ Wenn wir über unsere Bezie- der Tat keine Frucht. Ein fruchtbarer hung zu Gott re- den, oder wenn es Fürchten wir, dass Gott uns um die Erfüllung schlecht führt? mit dem Heili- gen Geist geht, dann ist die Frage „Warum ich? Wer bin denn ich? nicht, ob wir den Warum soll ich denn alles lassen? Es Heiligen Geist ha- wird mir ja doch nicht gelingen“, war ben oder nicht. Sie seine Reaktion. muss anders ge- „Ich werde mit dir sein!“, war die stellt werden: „Hat Antwort des Herrn. Die Bibel sagt: der Heilige Geist „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! uns in seinem völ- Herr! Wird in das Himmelreich ligen Gehorsam?“ kommen!“ Jesus sagt damit, dass er Jesus s agte: „Entweder ist er nicht wiedergeboren, oder die Sünde hat ihm der Herr ist. Er möchte, dass wir das „Kommet her zu den Mund verschlossen.“ D.L. Moody 4 Aquila 1/20
Leitartikel Dienst wird von einem Ge- Warum haben wir ein fal- bet begleitet. Jesus betete. sches Gebetsleben? Weil wir Einige beschweren sich, dass eine falsche Einstellung zum der Himmel verschlossen Wort Gottes haben. Eine scheint. Als hätten sie keine Erweckung ist kein Wunder, Salbung des Heiligen Geistes. sondern die Folge von einem Und sie hören die Stimme geheiligten Leben. Gottes nicht. Bei Jesus war Jesus sagt im Matthäuse- dies anders. Dort, wo man vangelium (7,26): „Und jeder, betet, öffnet sich der Him- der diese meine Worte hört mel. Dort offenbart sich der und sie nicht tut, wird einem Wille des Vaters. Und die törichten Mann gleich sein, Leute verstehen deutlich, der sein Haus auf den Sand was der Herr von ihnen baute.“ Alles fiel zusammen. erwartet. Sie bekommen Der Fall war sehr groß. Man Kraft, um diesen Willen zu Wir sollen Gottes Wort hören und danach leben hatte sehr viel Kraft ange- erfüllen. Und sie haben den wandt. Und alles ohne Sinn. Frieden. Die Juden haben Jesus sehr Auf einer christlichen Jugendkon- 3. Der Heilige Geist gut verstanden, als er von dem Joch ferenz fragte ich die jungen Leute: redete. Ein Joch auf sich zu nehmen, „Was meint ihr, bedeutet hier ‚früh‘?“ bedeutet in eine Abhängigkeit zu „Wahrscheinlich so gegen acht“, kommen. Jesus sagte ihnen etwa meinte ein junger Mann. Ich hoffe, D ie Bibel sagt: „Und berauscht euch nicht mit Wein, was Aus- schweifung ist, sondern werdet voll folgendes: „Ihr habt eine falsche dass wir das nicht denken. Jesus be- Geistes“ (Eph. 5,18). Das heißt, wir Abhängigkeit. Deswegen seid ihr tete sehr viel. Wenn wir von einem sollen unter dem Einfluss des Heiligen mühselig und beladen. Lasst diese fruchtbaren Dienst reden, beginnt es Geistes sein. Wer führt uns durch das Abhängigkeit. Kommt zuerst zu mir. bei meiner Beziehung zu dem Herrn. Leben? Sind wir Menschen, die der Bringt zuerst eure Beziehung zu mir Jesus betete. Wann jedoch beten un- Heilige Geist Gottes führt? Warum in Ordnung und bleibt in mir. Weiht sere ‚Brüder‘? Einer sagt mal: „Ich haben wir so viele dunkle Stellen in euch Gott durch das Gebet und geht spare mir Zeit. Während ich mich anschließend. Ich werde euch seg- rasiere, bete ich.“ Diese Einstellung nen.“ erschrickt mich. Sind wir Menschen, die der Jesus betete sehr viel. Manchmal 2. Das Wort Gottes Heilige Geist Gottes führt? betete Er die ganze Nacht. Erinnert ihr euch mal an eine Nacht im Ge- bet? Wir scheinen manchmal sehr J esus betete in Seinem hohepriester- lichen Gebet: „Ich habe das Werk übermüdet. Wir sagen, dass wir nicht erfüllt, das Du mir aufgetragen hast. unserem Leben? Warum fehlt es an guter Literatur? Warum fehlen finan- unter dem Gesetz sind. Manchmal ist Ich habe ihnen Dein Wort weiterge- zielle Mittel für den Missionsdienst unser Gebet recht kurz und es geht geben.“ Dies ist unsere Verantwor- und vieles andere? irgendwie weiter. Im ersten Kapitel tung. Der Missionar soll ein Mensch Hat Gott denn irgendetwas ver- des Markusevangeliums wird uns der Bibel sein. Aktivismus ist noch säumt? Nein! ein interessantes Ereignis geschildert. keine Geistlichkeit. Viele Menschen Ich glaube, dass viele der soge- Um Jesus herum sammelte sich eine betrügen sich selbst. Manchmal ist nannten Christen nicht unter der Menge von Menschen. Er heilt die es einfacher, etwas Schwiegermutter von Petrus. Die Son- anderes zu tun, als ne ging schon unter. Es schien so, dass im Wort zu bleiben Er sich erholen kann. Doch wir lesen, und sich mit dem dass sich die ganze Stadt vor der Tür Wort zu ernäh- versammelt hatte. Jesus hatte das Herz ren. Doch nur so eines Missionars. Er hatte gesagt, dass verstehen wir das er nichts von sich aus mache. „Ich tue Herz des Vaters. den Willen dessen, der mich gesandt Dies ist ein Wach- hat“. Jesus arbeitete, heilte Kranke und sen im Glauben. aus vielen trieb Er die bösen Geister Das ist die neue aus. Ich kann mir schwer vorstellen, Kraft im Dienst. welche Belastung Jesus hatte. Dann Warum sind viele lesen wir, dass er sehr früh aufstand so schwach? Wa- und nach so einem schweren Tag ging rum gibt es keine er in die Wüste, um zu beten. Er weckungen? Der Heilige Geist zeigt uns den richtigen Weg Aquila 1/20 5
Leitartikel / Reiseberichte die Hölle gehen? Haben besuchte auch das Hilfskomitee Aqui- wir so eine Gesinnung la, wo er herzlich empfangen wurde. im Herzen? Jesus hatte Er konnte viel gute geistliche Literatur sie. mitnehmen. Zur Il lust rat ion In Jahr 2019 durfte ich zwei Mal möchte ich die Ge- in Mariupol sein und die Gemeinden schichte von Daniel dort besuchen. Ich staune über die erwähnen. Nachdem der König ihn zum Man sah diesen Menschen den Hauptminister ernen- geistlichen Hunger an. nen wollte, waren die anderen eifersüchtig und wollten ihm scha- Gnade Gottes, die dort am Wirken Man kann unter dem eigenen Volk missionieren den. Nach ihren Aussa- ist. Durch die Kriegsgefahr ist das Leitung des Heiligen Geistes sind. gen konnten sie nichts finden, was an Leben dort unsicher. Doch dadurch Ich möchte, dass jeder sein eigenes ihm nicht richtig war. Nur am Gebet sind die Menschen dort offen für das Herz prüft. Es muss nicht sein, dass dieses Mannes fanden sie etwas, was Wort Gottes geworden. jeder sich aussenden lässt. Vielleicht sie zur Anklage verwenden konnten. Auf dieser Reise haben wir den können wir damit weiter machen, Sie erreichten einen Erlass des Königs, Segen Gottes erfahren und durften was wir bisher gemacht haben? Doch wodurch das Gebet untersagt war. erleben wie die verlorenen Sünder Daniel ging jedoch wie gewohnt drei zu dem himmlischen Vater zurück- Vielleicht muss man die „Lampen“ Mal am Tag ins Gebet. Er wusste um kehren. die Kraft des Gebets und ist für uns Im Sommer führte die Gemeinde herrichten, das Herz reinigen. alle ein Vorbild! in Mariupol mehrere Freizeiten für Wenn wir festgestellt haben, dass die Behinderten Menschen durch. müssen wir unsere Motivation des uns das Gebet, die Schrift und der Viele bettlägige, kranke und schwache Dienstes prüfen. Vielleicht muss man heilige Geist im Dienst fehlen, dürfen Menschen. Erwachsene und Kinder die „Lampen“ herrichten, das Herz wir offen zu Gott kommen und uns durften viel Segen erleben in einem reinigen. Lass uns mal darüber nach- Ihm völlig und neu weihen. ehemaligen Kurort, der beim Asovsee denken, wann wir zum letzten Mal Franz Tissen, Saran am Ufer liegt und gehört seit einiger weinten, dass unsere Mitmenschen in Zeit der Gemeinde. Viele Christen nahmen daran teil und mit Sorgfalt und Liebe kümmerte sie sich um die Kranken und ihre Betreuer, die Umweg über die A2 sehr oft Verwandte oder Eltern der Reise in die Ukraine im Herbst 2019 Kranken sind. Ziel war es, die frohe Botschaft weiter zu geben, damit die verlorenen Sünder gerettet werden „Denn meine Gedanken sind nicht entschieden wir uns noch schnell, so können. Bruder Oleg bat uns, die eure Gedanken, und eure Wege sind eine Stufe im Internet zu suchen und Menschen, die im Sommer Gottes nicht meine Wege, spricht der HERR; zu kaufen. Wort gehört haben, im Herbst noch sondern so viel der Himmel höher ist Gott sei Dank war in einem Ge- einmal zu besuchen und sie gezielt zu denn die Erde, so sind auch meine schäft in Gütersloh so eine Stufe auf Jesus Christus dem Retter der Welt Wege höher denn eure Wege und mei- Lager. Die Familie musste statt die A7 einzuladen. ne Gedanken denn eure Gedanken“ mit schönen ber- (Jesaja 55,8-9). gigen Ausblicken, doch die eintönige A ls Bruder Oleg Charchenko mit seiner Familie aus Mariupol bei uns in Salzwedel zu Besuch war und A2 fahren. Ab e r g r a d e dies war Gottes weiterreisen wollte, so gedachte ich Führung, denn als ihn über die A7 nach Neuwied (sein Bruder Oleg bei nächstes Ziel) fahren zu lassen. Im unseren Freunden letzten Augenblick fiel dem Bruder in Harsewinkel die Trittstufe bei der Schiebetür an übernachtete, hol- meinen Ford auf. Weil er ein ähnliches te er nicht nur die Fahrzeug hat und viel mit älteren und Stufe für seinen behinderten Leuten unterwegs ist, Ford ab, sondern Die Trittstufe erleichtert den älteren und behinderten Menschen den Einstieg 6 Aquila 1/20
Reiseberichte Nach einiger Zeit des Gebetes und Er ging, wie die dem Segen unserer Ortsgemeinde Brüder aus der in Salzwedel fuhren wir mit Bruder Gemeinde ihm Abraham Derksen und meinen 4 Kin- empfohlen hatten, dern nach Mariupol. Dort trafen wir von Haus zu Haus auf weitere Brüder aus anderen Ge- und versöhnte meinden aus Deutschland, USA und sich mit denen, Ukraine zusammen und aufgeteilt die eventuell etwas in mehreren Teams gingen wir von gegen ihn hatten. Haus zu Haus. Wir gingen aber nicht Er wollte Frie- mit leeren Händen. Neue Testamente, den haben, von geistliche Literatur, Kalender und Gott und Men- Lebensmittelpakete, mit einfachem schen Vergebung und meist benötigtem Inhalt, nahmen er fa hren. Und wir mit. so beteten Vater, Man sah diesen Menschen den Mutter und dann Gerne wurden die Kinderbücher mitgenommen geistlichen Hunger an. In der Regel die Tochter das lief der Besuch folgendermaßen ab: in Gebet der Buße. Der Vater und die gelähmt. Nach dem kurzen Gottes- Begleitung von einheimischen Chris- Tochter wurden froh und dankten dienst und der Einladung zu Jesus zu ten oder einfach nach ausgehändigten für die Vergebung der Schuld. Nur kommen, sprach der Vater sich aus. Er Adressen gingen wir in Haus oder die Mutter blieb ohne Freude. Einer wäre noch nicht so weit. Aber Artur er- Wohnung rein. Wir stellten uns kurz der Brüder fragte, ob sie Erfahrungen lebte einen inneren Kampf und weinte. vor, oft ohne unser Herkunftsland zu in okkulten Bereichen hat, doch sie Ein Bruder sagte ihm das Gebet vor nennen und erkundigten uns nach konnte sich nicht erinnern und dann und Artur begann zu beten, stotterte, ihrem Namen und ihrer Lebenssi- kam die Tochter zur Hilfe: „Mama, du tuation. Dann überreichten wir im hast mir mal erzählt, dass ihr im Heim Namen Gottes und seiner Gemeinde an der Hochschule an Weihnachten Gleich an der Tür sagte die das Lebensmittelpaket. Anschließend Gläser gerückt habt, um die Zukunft Tochter, dass sie sich heute hielten wir einen kurzen Gottesdienst zu erfahren.“ alle drei bekehren möchten! ab. Wir beteten, sangen und sagten eine kleine Botschaft mit einer Einla- dung zur Bekehrung. In der Regel be- weint wieder und konnte nicht weiter teten die Menschen zum Schluss und wiederholen. Sein weinen wurde lau- sehr oft, Gott sei Dank, mit der Bitte, ter, er schrie etwas Unverständiges. Die dass der Herr ihre Sünde vergibt und anderen beteten in der Zeit für ihn. sie von aller Ungerechtigkeit reinigt. Der Kampf wurde härter und doch Wir durften ernten, was Geschwister kam er zum Durchbruch. Jetzt weinte in der Vergangenheit ausgestreut hat- er vor Freude, weil seine Sünden ihm ten. Manchmal verschloßen sich die vergeben worden sind. Gott sei Dank! Leute vor dem Wort Gottes, blieben Die Türen von Häusern stehen of- aber sehr gastfreundlich. Nicht selten fen für die, die gute Botschaft bringen wurden wir zur Gemeinschaft am wollen. Aber man weiß nicht wie lange. Tisch eingeladen. Und man denkt immer wieder an die Manche Begegnungen sind tief im Worte von Jesus Christus: „Die Ernte Gedächtnis geblieben, zwei möchte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter“ ich ausführlicher beschreiben. (Matthäus 9,37). Die meisten Invaliden werden von ihren Angehö- Eine Familie wohnte in einem rigen gepflegt Welche Wege gehen wir und welche kleinen Dorf, etwa 20 km von Mari- Gedanken erfüllen unsere Herzen? upol entfernt: Hochbetagter Vater mit Jetzt erinnerte sich auch die Mutter Wohl uns, wenn wir erkennen wie Namen Afanassij, seine bettlägerige und betete gezielt um Vergebung für wunderbar und hoch die Ratschlüsse Frau Nelli und die Tochter Irina. Sehr diese Tat. Freude und himmlisches Gottes sind. Noch wichtiger zu erken- herzlicher Empfang, gleich an der Tür Licht erleuchtet ihre Gesicht-Verge- nen ist, wo Gott uns einsetzten und sagte die Tochter, dass sie sich heute bung, Befreiung! gebrauchen möchte. Werde ich einst alle drei bekehren möchten! Und das In einer anderen Familie sind Mut- von dem ewigen König hören, dass waren keine leeren Worte. Der Vater, ter und Tochter in der Gemeinde. Der ich alles getan habe, was ich konnte, ehemaliger Ortsvorsteher, der auch Vater ist ein sehr gesprächiger Mann. damit das Haus des Herrn voll werde? über diesen Besuch Bescheid wuss- Der Sohn Artur, nicht mal fünfzig, ist Alexander Afanasew, Harsewinkel te, hatte sich gründlich vorbereitet. seit kurzem nach einem Schlaganfall Aquila 1/20 7
Reiseberichte Mehr als eine irdische Freude einem Weihnachtswunsch der Fa- milie ein Weihnachtspäckchen. Eine Missionseinsatz in der Ukraine vom 2.-5. Januar 2020 unbeschreiblich große Freude war es für uns, den Eltern und Kindern A m 1. Januar 2020 starteten wir mit neun Personen aus den Ge- meinden Rhaunen, Augustdorf und besonders hilfsbedürftig sind. Dabei war unser Wunsch, ihnen nicht nur eine materielle Hilfe zu geben, son- zuzuschauen, wie sie sich über die Geschenke freuten! Wir durften in den Dörfern Nürnberg unter Gebet eine Reise in dern ihnen vor allem von der guten mehrere kinderreiche Familien, die die Ukraine. Unser Wunsch und Ver- Nachricht der Geburt von Jesus Chri- auf engstem Raum wohnen, weder langen war es, notbedürftige Familien stus, zu berichten. fließendes Wasser noch eine Toi- in der Ukraine zur Weihnachtszeit Nachdem wir uns ein wenig von lette im Haus haben, besuchen und mit Hilfsgütern und Weihnachts- der langen Fahrt ausgeruht und beschenken. Überglücklich und päckchen, die von vielen Familien gestärkt hatten, fuhren wir zum Rat- sichtlich gerührt waren die Eltern, angefertigt wurden, zu beschenken. haus in dem Dorf Dubrivka. Dort da sie selbst nicht in der Lage waren, Die Hinfahrt verlief sehr gut, angekommen, hatten wir ein sehr ihren Kindern Weihnachtsgeschenke sodass wir nach etwa 20 Stunden Au- angenehmes Gespräch mit dem Bür- zu kaufen. tofahrt über Polen und die Slowakei germeister. Er berichtete uns von der In den drei Tagen in der Ukraine unser Ziel erreichten. Es war das Not einiger Familien in Dubrivka und konnten wir zur russischen Weih- in benachbarten Dörfern. Man sah nachtszeit etwa 60 bis 70 notbedürf- ihm an, dass das Leid seiner Bürger tigen Familien eine große Freude Eine Angestellte vom Rathaus ihm persönlich zu Herzen ging. Im bereiten. erklärte sich bereit, mit uns Nachhinein erfuhren wir auch, dass er Leider verlief die Zeit viel zu mitzufahren. selbst vielen hilft, soweit es in seinen schnell, sodass wir am 5.Januar nach Möglichkeiten steht. einem sehr gesegneten Aufenthalt in Eine Angestellte vom Rathaus der Ukraine die Heimfahrt antreten Städtchen Irschawa, welches zwischen erklärte sich bereit, mit uns mitzu- mussten. Es ging über Ungarn und den Karpaten und der ungarischen fahren. Sie nahm eine Auflistung der Österreich nach Deutschland, sodass Grenze liegt. Am 2. Januar um fünf notbedürftigen Familien mit, anhand wir voller Eindrücke nach ca. 22 Uhr morgens wurden wir sehr herz- der wir dann unsere Besuche star- Stunden Autofahrt müde, aber über- lich empfangen, als wüssten sie, dass teten. Gegen Ende unseres Einsatzes glücklich zuhause ankamen! wir eine Fahrt ohne vernünftigen konnte diese Frau sogar unsere Lieder Unserem Gott wollen wir Ehre Schlaf hinter uns hatten. Die Gast- mitsingen. Es war also nicht nur den und Lob für den Segen, den wir freundlichkeit der Ukrainer ist etwas Armen ein Segen, sondern allen Be- unterwegs verspürt haben, geben. ganz Besonderes, sehr herzlich und teiligten. Rückblickend möchten wir uns bei fürsorglich. Bei der ersten Familie angekom- allen, die für uns gebetet haben, be- In diesem Jahr beschlossen wir men klingelten oder klopften wir danken und Mut machen, sich bei der etwas anders vorzugehen, als wir dies an der Tür, bis jemand uns die Tür Weihnachtsaktion mit den Päckchen in den letzten Jahren getan hatten. In öffnete. Danach sangen wir gemein- in den nächsten Jahren zu beteiligen. Zusammenarbeit mit einheimischen sam einige Weihnachtslieder in rus- Es lohnt sich! Die Freude der Kinder Christen, planten wir in einigen sischer Sprache und unterhielten uns über die Geschenke ist sehr groß! Dörfern Invaliden, Rentner und kin- über die Geburt von Jesus Christus. Andreas Peters, Rhaunen derreiche Familien zu besuchen, die Im Anschluss überreichten wir mit In manchen Häusern trafen wir eine Armut, ... ...die sogar die einheimischen Christen schockierte Kinder, Alte, und Alleinstehende wurden beschenkt 8 Aquila 1/20
Reiseberichte 1 PS stärker als 150 PS men, „da bin Ich unter ihnen“. Am Nachmittag um 16 Uhr trafen wir Rundreise nach Kasachstan und Sibirien im Januar 2020 uns mit der Jugend aus Tschutschinsk. Auch da hatten wir eine sehr schöne A m 10.Januar 2020 brachen drei Brüder (Eduard Ens aus Augu- stdorf, Nikolaj Zuravlev aus Neuwied schöne Gemeinschaft, besprachen wie der Sonntag ablaufen soll und fuhren zur Besichtigung des Frei- Gemeinschaft. Um 18 Uhr nahmen wir auch am Gottesdienst teil. Abends fuhren wir mit dem Zug und Alexander Janzen aus Bad Hers- zeitgeländes für Kinder. Im Sommer nach Kustanai und von dort holten hatten nämlich ei- uns die Brüder ab. Wir fuhren weiter nige Gruppen aus nach Amankaragaj. Auch da hatten Deutschland grö- wir mit unseren Geschwistern eine ßere Umbauarbei- gute Gemeinschaft. Mir gefiel die ten und Renovie- Gastfreundschaft und die immer rungen gemacht, reichlich gedeckten Tische. Wir um die Sommer- spürten die Liebe Gottes die uns zu- freizeiten besser sammen gebracht hat. Wir haben auch zu gestalten. Wir unseren Gott gebeten, dass er uns fuhren mit einem als sein Werkzeug gebrauchen kann. Tiguan los und Wir besuchten mehrere Gemeinden: wurden kurz vor Amankaragaj, Priwolnoe, Gusakawka, dem Grundstück Issilkul, Marjanowka, Omsk, Slawgo- vom zu hohem rod, Pawlodar und Karaganda. Schnee angehal- ten. Das 150-PS Abendessen bei Nikolaj Janzen in Amankaragaj, Kustanajgebiet starke Auto konn- Wir spürten die Liebe Gottes, te uns leider nicht die uns zusammen gebracht hat. feld) zu einer 17-tägigen Reise nach weiterbringen, sodass wir gezwungen Kasachstan und Sibirien auf. Das Ziel waren, zu Fuß oder anders weiter zu war, die Glaubensgeschwister vor Ort kommen. Unser Fahrer rief dann Bei Bruder Waldemar Lacke zu sehen und zu erfahren, wie es ih- den Wächter des Freizeitlagers, der in Choroschee habe ich die vielen nen geht und womit das Hilfskomitee nach eigen Minuten mit einem Pfer- Kinder und Jugendliche gesehen, Aquila am besten helfen könnte. Nach deschlitten ankam. Wir setzten uns was uns sehr gefreut hat. Kinder einem Flug mit Zwischenlandung in in das duftende Stroh und erlebten sind unsere Zukunft. Wie schön ist Istanbul, wurden wir abgeholt und eine windige Winterspazierfahrt. So es, wenn wir mit unseren Kindern nach Schutschinsk gefahren. Hier erlebten wir auf dieser Reise nicht und Enkelkinder dem Herrn dienen. erlebten wir einen echten Winter. zum letzten Mal, dass wir uns nicht (Ich habe mit meiner Frau 4 Kinder Sehr viel Schnee, Temperaturen bis zu auf die Technik oder unser eigenes alle verheiratet und 11 Enkelkinder. -17°C. Nach der langen Reise ruhten Können verlassen dürfen. Alle dienen dem Herrn. Nur ihm die wir uns ein wenig aus. Am Sonntagmorgen besuchten Ehre.) Die Brüder haben mich gebe- Abends wurden wir von Wasilij wir eine kleine Gemeinde in Serenda. ten, eine Geschichte auf Plattdeutsch und Katharina Janzen in Kuturkul Gott sagt in Seinem Wort, wo zwei zu erzählen und Gott hat mir auch in eingeladen. Dort erlebten wir eine oder drei Menschen zusammenkom- diesem geholfen. Die meisten Kinder Der Wächter des Freizeitgeländes holte uns ab Zu Besuch bei Peter Isaak in Slawgorod Besuch im Altenheim „Miloserdije“, Karaganda Aquila 1/20 9
Reiseberichte ten geistliche Lite- Sie kam zur Gemeinschaft der ratur. Die meisten Gläubigen, bekehrte sich, wurde verstehen nicht, Gemeindemitglied und konnte noch dass Gott uns die einige Jahre dem Herrn dienen. Die Kraft gibt, unseren Gebete ihrer Eltern wurden erhört Geschwistern in und sie konnte zu ihrem Herrn nach einem anderen einem langen Leben der Flucht in die Land zu helfen. ewige Heimat eingehen. Wir besuchten Genadij Moshajzew wurde vor das Altenheim in 20 Jahren mit seiner Frau und vier Maikuduk. Die kleinen Kindern aus dem Belgorod- Geschwister wa- gebiet nach Palana auf die Halbinsel ren sehr froh und Kamtschatka ausgesandt. sind Gott dankbar, Palana – ein Ort mit knapp 3000 dass es ihnen gut Einwohnern. Es sind die indigenen Mit den Jungen im christlichen Kinderheim im Januar 2020 geht. Sie gaben Korjaken, Itelmenen, Ewenen und uns zu essen und Tschuktschen. Die Russen und in diesem Dorf verstehen nur Platt- einen Schlafplatz. Mit Bruder Franz Korjaken stellen die zwei größeren deutsch. Auch hier haben wir gesehen, besuchten wir das Altenheim in ethnischen Gruppen dar. wie Gott seine Kinder bewahrt und Aktas. Am Samstag Abend, den 25. Als die Gemeindeleitung ihm die segnet. Am Nachmittag waren wir in Januar war in dem Kinderheim in Aussendung nach Palana angeboten Tabuny. Ja, wir mussten sehr oft unse- Saran ein Jubiläum. 22 Jahre hat Gott hatten, fuhr er zuerst allein hin, um re Pläne ändern, weil das Wetter sehr das Kinderheim reichlich gesegnet. sich mit der Lage dort bekannt zu stürmisch war. Mit dem Auto war es Wir dankten Gott auch, dass Bruder machen. Zu der Zeit lag die Stadt fast nicht möglich zu fahren. Von da Franz Tissen noch so viel Kraft hat, im vollen Verfall. In vielen Häusern sind wir nach Pawlodar gefahren und das zu organisieren. Sonntagmorgens gab es keine Heizung. Strom wurde dann mit dem Zug nach Karaganda. war noch ein Dankgottesdienst. nur für einige Stunden freigegeben. Auch im Zug hat Gott uns die Mög- Am Sonntag nachmittags ging es Die Lebensmittelpreise waren sehr lichkeit gegeben, unseren Nachbarn dann nach Hause. Mit dem Zug fuh- hoch. Viele lebensnotwendige Dinge von Ihm zu erzählen. ren wir nach Nursultan und mit dem waren gar nicht zu kaufen. Jeder, der In Karaganda waren wir nur kurz Flugzeug flogen wir nach Deutsch- eine Möglichkeit dazu hatte, zog von bei Andrej Zuravlev, seiner Familie land. Wir hatten eine gesegnete und hier weg. Der Missionar wurde ver- und Vater. Wir hatten im Zug wieder gute Zeit. dächtigt, wegen einer Straftat hierher die Möglichkeit, von unserem leben- Danke unserem lebendigen Gott! verbannt zu sein. digen Gott zu erzählen. Wir sprachen Alexander Janzen, Bad Hersfeld mit dem Begleitpersonal und verteil- Palana am Ende der Welt Besuch auf der Halbinsel Kamtschatka im März 2020 „Ihr werdet meine Zeugen sein … bis weise. Sie wollte die Freiheit genießen. an das Ende der Erde“ Sie wollte nichts aus der Bibel und von Gott mehr hören. Sie zog aus N astja lebte in einer gläubigen Familie in Zentralrussland. Ihre Eltern waren gläubig. Von Kindheit dem Elternhaus aus, um ihr Glück in der Welt zu suchen. Die Eltern aber beteten für ihre Tochter. auf lernte sie beten und kannte die Sie zog nach Usbekistan, um nichts Geschichten aus der Bibel. Aber mehr von Gott zu hören. Danach kam sie nach Palana im Norden von Sie war sich sicher, dass Gott sie Kamtschatka. Sie war sich sicher, dass Gott sie hier nicht mehr finden wird. hier nicht mehr finden wird Eines Tages sprach sie Bruder Genadij an. Sie war erstaunt und ihre sündige Natur und der Zeitgeist erschrak, dass Gott sie auch hier, am lockten sie zu einer anderen Lebens- Ende der Welt, gefunden hat. Die Halbinsel Kamtschatka ist 1200 Km lang 10 Aquila 1/20
Reiseberichte Unter den Gläubigen sind auch einige der indigenen Ureinwohner Innerhalb der 20 Jahre ist die Gemeinde auf 39 Glieder gewachsen Die leitenden Brüder boten ihm der Zeit haben sie ein schönes Ge- Autos dorthin. Unterwegs besuchten an, seine Familie nachzusenden. Er betshaus eingerichtet. Die Gemeinde wir noch Milkowo und Esso, wo sich wollte aber zurück, um nie mehr hier ist im ganzen Ort bekannt geworden. auch kleine Gruppen von Kinder zu erscheinen. Seine Frau war zu der Sie haben einen guten Ruf. Gottes versammeln. Die Reise dauerte Zeit mit dem fünften Kind schwan- Wir kamen zur 20-Jahr-Feier ca. 40 Stunden. Stellenweise sind die ger. Die Gemeindeleiter sprachen der Missionsarbeit in Palana. Viele Wege sehr schwer befahrbar. Zurück mit ihnen. Seine Frau Galina war Zeugnisse, viele Gebetserhörungen, flogen wir mit dem Flugzeug. bereit auch in diesem Zustand sofort viele Gebete sind an dem Tag empor- hinzuziehen. Sie willigten vorerst für gestiegen. Von den jungen Brüdern ist zwei Jahre ein. schon ein Prediger und ein Diakon für Der Winterweg durch die Sumpf Jedes zweite Jahr kommt die Fami- den Dienst eingesegnet. Tundra ist nur zwei Monate im lie auf „das Festland“ in die Heimat. Die Gemeinde bekommt nur Jahr zugefroren und befahrbar Und jedes mal verlängern sie ihren selten Besuch. Nicht mal jedes Jahr Aufenthalt auf der Halbinsel Kam- einmal. Es ist nicht sehr einfach tschatka für zwei weitere Jahre. Der Palana zu erreichen. Die Entfernung Die Geschwister in Palana waren Herr schenkte ihnen hier noch Kin- von Petropawlowsk-Kamtschatskij ist sehr froh und dankbar für den Be- der. Ihre älteste Tochter hat geheiratet 1000 km. Der Winterweg durch die such. Sie wünschten, dass er nicht und sie haben zwei Enkelkinder. Die Sumpf Tundra ist nur zwei Monate der letzte wäre. Wir hatten an vier Gemeinde zählt 39 Gemeindeglieder im Jahr zugefroren und befahrbar. Tagen bis zu zwei Versammlungen aus neun Nordvölkern. Unter ihnen Die andere zehn Monate geht es nur pro Tag. Abends beim Tee gab es noch gibt es mehrere junge Familien, viele mit dem Flugzeug, Hubschrauber Gemeinschaften bis zwei Uhr nachts. Kinder, einige Jugendliche und meh- oder Schiff, was sehr teuer ist. Der Wir danken der Gemeinde und rere Brüder. Sie haben einen kleinen 2-stündige Flug von Petropawlowsk- preisen den Herrn für die Führungen Chor und Orchester. Kamtschatski bis Palana ist teurer als und Bewahrungen auf den vielen Sie fingen die Versammlungen in der 10-stündige Flug von Deutschland Straßen und Wegen! ihrer Zweizimmerwohnung an. Mit bis Petropawlowsk. Wir fuhren mit Jakob Penner, Harsewinkel Gennadij Moshajzew mit seiner Ehefrau Katarina Viele Kilometer wurden zu Land und Luft zurückgelegt Gebrochene Eisschollen am Meeresufer Aquila 1/20 11
Mission der Gemeinden Geschichte wiederholt sich Persönlicher Bericht eines Jugendlichen aus dem Kinderheim Preobrashenije ich untergebracht wurde, war ein Gegensatz zu den Heimen, die sich die Menschen un- ter diesem Wort vorstellen. Ein großes schönes Haus. Drinnen herrschte feier- liche Stimmung. Es war kurz vor alle? Warum besuchen so wenige aus Weihnachten. Ich eurer Generation die Gottesdienste?“ lauschte der Ge- Die Statistik sagt, dass in den zwanzig Mit sechs Jahren kam Karl 2008 in das Kinderheim „Preobrashenije“ schichte von der Jahren mehr als 200 Kinder durch Geburt eines klei- das Kinderheim gegangen sind. M it sechs Jahren kam ich in das nen Jungen, der die Welt retten wird, Kinderheim. Meine Mutter mit offenem Mund und verspürte eine brachte mich hierher. Die Kinder im unbeschreibliche Freude. Unterschiedliche Generationen, mit unterschiedlichen Lebenseinstel- lungen und mit unterschiedlichen Kinderheim kommen nicht aus guten Jetzt kann ich mit Sicherheit sagen, Schicksalen. Ein Mensch, der kein Verhältnissen und meine waren auch das Kinderheim ist mein Zuhause Interesse an der Geschichte hat, ist keine Ausnahme. Ich wusste damals geworden. Ich kann mich nicht ge- versucht die Fehler der vorherigen nicht, wohin meine Mama mich nau erinnern, an welchem Tag ich Generation zu wiederholen. Die Ge- hinbringt. Ich brauchte eine gewisse mich bekehrt habe, aber ich kann schichte wiederholt sich immer wie- Zeit, um zu verstehen, warum sie es mich genau erinnern, wo ich mich der, und bald wird meine Generation tat. Erst später verstand ich, dass ihr bekehrt habe: In dem Kinderheim das Heim verlassen. Ich verstehe, dass Handeln Liebe war. Sie wollte mir das „Preobrashenije“. In dem Haus, das ein Leben im christlichen Kinderheim für mich gleichzeitig zur Familie und keine Eintrittskarte in den Himmel Geborgenheit wurde. ist. Deshalb… Jetzt kann ich mit Sicherheit Hier habe ich manchmal die Zurzeit bin ich ein Mitglied der sagen, das Kinderheim ist mein Gelegenheit, mich mit denen zu Gemeinde „Preobraschenie“ in Zuhause geworden unterhalten, die dieses Heim schon Saran. Beteilige mich im Ton-Tech- verlassen haben. Während des Ge- niker-Dienst. Wenn ich mein Leben sprächs erwähnen sie nicht selten, analysiere, sehe ich deutlich Gottes ermöglichen, was sie mir nicht geben dass es hier früher viel besser war. Führung. Ich bewundere immer Seine konnte. Die moderne Gesellschaft hat Es wurde viel mehr draußen gespielt Gnade und Güte und will damit nicht keine positive Einstellung zu Kin- und die Spiele waren aktiver. Und aufhören. derheimen. Aber das Heim, in dem dann frage ich mich: „Wo seid ihr Karl Wlad, Saran Karl hilft bei verschiedenen Aufgaben im Kinderheim und in der Gemeinde mit Taufe im Sommer 2017 12 Aquila 1/20
Mission der Gemeinden Hier bin ich, sende mich! Drei Familien aus Taschkent gehen in die Mission! „Da fasteten sie und beteten und das erst im September in die Ehe trat, legten die Hände auf sie und ließen zog zur Unterstützung der Gemeinde- sie ziehen.“ (Apg. 13,3) arbeit in eine ca. 50 km weit entlegene D ie Gemeinde in Taschkent feierte im Dezember 2019 einen son- Stadt, um dort zu wohnen und zu die- nen. Der Herr segnet diese Gemeinde durch regelmä- ßige Versamm- lu nge n , du rch Versammlungen für junge Leute und Kinder, durch Gemeinschaft in der Wohnung der Missionsfami- Schulungen, die lie in Karakalpakien sorgfältig durch- geführt werden. Taubstummen. Diese Versammlung Der Herr schenkte wird in der Gebärdensprache durch- dieser Gemeinde geführt. Die jungen Brüder beherr- auch ein schönes schen diese Sprache. Wir staunten, Gemeindehaus, wie viele Brüder und Schwestern sich das im September mit den Taubstummen verständigen 2019 eingeweiht können! Uns scheint es, dass es in wurde. Der Herr Usbekistan besonders viele Taub- Missionsfamilie Belan in ihrer vorübergehenden Wohnung in Nukus lässt Wunder ge- stumme gibt. Eine Statistik1 besagt, schehen in einem dass in manchen Teilen Usbekistans derbaren Gottesdienst: Drei Familien Staat, der noch vor vier Jahren für 45,4% der Bewohner ab 16 Jahren ein wurden mit Gebet und Segen in die jegliche geistliche Arbeit verschlossen gestörtes oder völlig fehlendes Gehör Missionsarbeit ausgesandt! war! Ihm die Ehre! haben. Die Muttergemeinde in Taschkent Zwei junge Familien wurden nach In der freien Zeit beschäftigten ist nicht groß. Nicht ganz 100 Ge- Nukus ausgesandt. Nukus ist die sich die Brüder mit dem Einrichten meindeglieder. Es ist die Gemeinde, Hauptstadt von Karakalpakien. Sie eines Gemeindehauses mit einer an- wo Nikolaj Petrowitsch Chrapow liegt in der Wüste ca. 150 km von dem liegenden Wohnung aus einem erwor- Ältester war. Der Gemeindeälteste austrocknenden Aralsee entfernt. benen privaten Haus, das in der Nähe teilte mit, dass es nicht einfach war, Karakalpaken sind ein Volk mit einer vom Stadtzentrum liegt. Sehr viel Ar- diese drei Familien zu entsenden. Sie den Kasachen ähnlichen türkschen beit ist schon an dem Hause gemacht waren auch in der Gemeinde tüchtig Sprachgruppe. worden. Noch viel Arbeit steht bevor. und sehr gebraucht. Einer von ihnen Beide Ehepaare sind drei Jahre ver- Es wird zuerst der Gemeindesaal ein- war Jugendleiter. Aber für den Herrn heiratet. Eine Familie hat zwei kleine gerichtet, damit die Versammlungen das Beste zu geben ist biblisch. Der Kinder. Die andere ist noch kinderlos. durchgeführt werden können. Dann Herr wird für das andere sorgen. Die Muttergemeinde hat für eine wollen die Brüder einen Nebenraum Ein usbekisches junges Ehepaar, Familie eine Zweizimmerwohnung für die Wohnung der Missionsfamilie erworben. In dieser Wohnung wur- einrichten. den auch die Versammlungen in zwei Im Angesicht der vielen Arbeit, zeitversetzten Gruppen durchgeführt. der Abgelegenheit von den anderen Eine Versammlung für Hörende Gemeinden und der ziemlich schwa- haben wir beigewohnt. Es waren un- chen Finanzlage staunten wir über gefähr zehn Menschen beisammen. den Mut und die Freude der Brüder Letzten Sommer wurden zwei von und Schwestern, die dieses Neuland ihnen getauft. Bibelstunden sind bei betreten haben. ihnen sehr begehrt. Die Brüder und Lasst uns für diese Geschwister Schwestern forschen in der Schrift, beten. Lasst uns beten, dass aus un- stellen Fragen, singen christliche seren großen Gemeinden auch Mis- Lieder und beten zusammen. Es ha- sionsfamilien rauswachsen, die mutig ben sich auch einige Geschwister zur Neuland betreten! Taufe in diesem Jahr gemeldet. Jakob Penner, Harsewinkel Entstehung eines Gemeindehauses in Nukus Die andere Gruppe besteht aus 1 https://eemars.org/strany/uzbekistan/ Aquila 1/20 13
Mission der Gemeinden Die Teilnehmer des Geschichteseminars in Karaganda am 23.-25. Januar 2020 in Bethaus der MBG-Karaganda Das Wunder der Erweckung auf menkorn erschienen und gibt eine gründlich belegte und aufschluss- hartem Missionsboden reiche Beschreibung der vielfältigen Geschichte der ältesten und einfluss- Seminar zur Geschichte der Erweckung reichen Baptistengemeinde in Omsk. Diese Gemeinde war im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ein wichtiges D as Erforschen der Wege der Erweckung bringt für uns oft noch unbekannte Wunder Gottes aus Kasachstan, Usbekistan, Russland und Deutschland meistens mit der Bahn ihr Ziel. Die Teilnehmer, die Zentrum der Erweckung in Sibirien und Kasachstan. Ganz neu war dieses Jahr die an den Tag. Wir beobachten dabei Karaganda mit dem Auto erreichen intensive Beschäftigung mit der Ent- auch die Wirkungsweise des Herrn wollten, kamen mit Verspätung oder stehungsgeschichte der kasachischen und können daraus Schlüsse für un- mussten wegen gesperrten Autostra- Gemeinden. Dazu sind zum Seminar seren Dienst heute ziehen. So war es ßen umkehren. Nächstes Jahr sind viele aktive kasachische Geschwister er- auch diesmal in Karaganda, wo im es 20 Jahre, dass die Geschichte in schienen. In den letzten 30 Jahren ent- Gemeindehaus der MBG ein Semi- dieser Form in Kasachstan erschlos- stand in Süd- und Westkasachstan eine nar zur Geschichte der Erweckung sen wird. Im Laufe der Zeit sind viele Reihe kasachischer Gemeinden, deren und Entstehung der Gemeinden in Geschwister zu Stammteilnehmern Anfänge auf die Gebete der Gläubigen geworden, doch jedes Mal gibt es auch in der Sowjetzeit zurückgehen. Durch Ganz neu war dieses Jahr die neue Teilnehmer. Einige der Neuen eifrige Geschwister aus den Gemein- von diesem Jahr: den der Baptisten und Mennoniten intensive Beschäftigung mit Wjatscheslaw Kirillow hatte einige und durch ausländische Missionare der Entstehungsgeschichte der Jahre die Einflüsse der Mennoniten entstanden die ersten kasachischen kasachischen Gemeinden auf die Lehre der russischen Baptisten Gemeinden. Mittlerweile missionieren erforscht und dazu das Buch „Men- sie selbst unter ihrem Volk. dem asiatischen Teil der ehemaligen noniten und die russländischen Bap- Außer in den selbständigen Ge- UdSSR stattfand. Besondere Höhe- tisten“ (Меннониты и российские meinden gibt es auch viele gläubig punkte waren zwei Bücher von For- баптисты) publiziert. Er stellte die gewordene Kasachen in russisch- schern aus Omsk und die Berichte der Ergebnisse seiner Forschung und sein sprachigen Gemeinden (z.B. in kasachischen Geschwister über die Buch vor. Karaganda, Stschutschinsk, Saran, Erweckung in ihrem Volk. Konstantin Prochorow aus Omsk Astana usw.). Bei einer Gesamtzahl In den Tagen des Seminars zo- konnte nicht zum Seminar kommen, der Mitglieder der Gemeinden baptis- gen Schneestürme über Kasachstan. aber sein Buch „Im sibirischen Palä- tischer und mennonitischer Prägung Trotzdem erreichten am 23. – 25. stina“ (В сибирских Палестинах) von 10.000 ist die Zahl der gläubigen Januar viele interessierte Geschwister wurde vorgestellt. Es ist bei Sa- Kasachen in den Gemeinden auf 1.000 14 Aquila 1/20
Mission der Gemeinden D er erste jugendliche Kasache, Amangali Schapakow, ist im Sep- tember 1990 aus Neugier zum ersten Mal zum Gottesdienst gegangen. Sein Vater hatte ihm über die Deutschen, ihre Ordnung, Kultur und Besonder- heiten, mit denen er während seines Militärdienstes in der ehemaligen DDR bekannt wurde, erzählt. Um diese Deutschen kennen zu lernen, ging Amangali in die „deutsche Kirche“ (so hieß sie im Volksmund) in Aktjubinsk, obwohl das eine gemischte russisch- deutsche Baptistengemeinde war. Er kam rein und setzte sich neben mich in den Chor, obwohl das für Besucher nicht üblich war. Ich bin Anfang Ok- Das neue Buch über die Geschichte der Gemeinde in Omsk wird in Karaganda vorgestellt tober nach Deutschland ausgewandert, aber Amangali ist geblieben, hatte sich zu schätzen. In charismatischen Ge- Über die Arbeit unter Kasachen später bekehrt und wurde getauft. meinden könnte es wohl noch mehr aus russischsprachigen Gemeinden Kasachen geben. berichteten Beles Bekmaganow (Stsc- kasachischen Gemeinden, die jeweils Schon in den früheren Seminaren hutschinsk) und Serik Kotscheganow ein eigenes Bethaus besitzen und re- gab es Vorträge über das mittelalter- (Taras, ehemalige Dshambul). gistriert sind. In der Gemeinde MSZ liche Christentum in Zentralasien, Der Westen Kasachstans war ECh.B sind auch mehrere kasachische besonders die Christen unter den durch drei Brüder aus Uralsk, Aktau Familien aufgenommen. In all diesen Türkvölkern. Diesmal trug Wladimir und Aktobe vertreten. In jeder dieser Fällen liegt der Anfang der Erwe- Lopuzky (jetzt Dsheskasgan) die mei- Städte gibt es heute kleine kasachische ckung in den 1990-er Jahren. stens unbekannten Geschichten der Gemeinden. Alibek Balgerejew be- Viele der Ersten sind aber nicht kasachischen Sippen vor, die vor 130 richtete wie die Gemeinde in Atyrau auf dem Weg der Nachfolge Christi Jahren das Christentum annahmen. durch Gastarbeiter aus Aserbaidschan geblieben. Mejram Begalin in Kara- Von ihnen sind heute nur einzelne begann. Heute laufen am Sonntag ganda kam im Juni 1989 zu der MBG bekennende orthodoxe Christen zwei getrennte Gottesdienste: russisch Karaganda, aber nach einem Jahr ak- bekannt. Nurlan Tuleuow aus Astana und kasachisch und die Brüder teilen tiven Mitgehens hatte ihn sein Bruder (neuerdings heißt die Hauptstadt sich das Bethaus. Sansysbaj Kitarow durch religiöse Philosophie verführt. Nursultan) führte eine Reihe von erzählte von der kleinen kasachischen Bei dem ersten Tauffest in Mirnyj Beispielen an, in denen das Kennen Gemeinde in Uralsk. (Karagandagebiet, 1993) wurde auch der Geschichte der Kasachen und Aus Aktobe berichtete Jerken ein Kasache getauft, aber seine Fa- ihrer Stämme half, ein Zeugnis von Myrsachmetow über die zwei kleinen milie schickte ihn sofort weg und es Christus zu geben. Die kasachische Gemeinde „Se- nim“ in Schymkent will dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern und zwei Brüder, Mustafa Jershanow und Serik Kambarow, bezeugten von den Wundern Gottes in ihrer Geschichte. Im Laufe der 1990er Jahre ent- standen kasachische Gemeinden auch in Taras (ehemalige Dshambul), Almaty, Schymkent, Aktobe (früher Aktjubinsk), Uralsk, Aktau – aus all diesen Gemeinden gab es bewegende Zeugnisse oder auch ausführliche Be- richte. So trug Sejnep Tadshibekowa einen längeren Bericht über die wech- selhafte Geschichte der Gemeinde „Kutkaruly sholy“ (Rettungsweg) in Almaty vor. Bruder Jerken Myrsachmetow berichtet über die kleinen kasachischen Gemeinden in Aktobe Aquila 1/20 15
Mission der Gemeinden konnte weiterhin kein Kontakt mit samen Prozess der ihm hergestellt werden. Heute werden geistlichen Verwurze- von den Moscheen aus Kasachen, lung der Neubekehr- die in engeren Kontakt mit Christen ten. kommen, bedroht und bearbeitet, In Verbindung mit sodass sie meistens diese Kontakte der Erweckung unter abbrechen. Kasachen berichtete Die 30-jährige Geschichte des Wjatscheslaw Stass- Pflegeheims „Dom Milosrdija“ in juk (Wannowka, Süd- Karaganda trugen Serik Dshasitow kasachstan) über die (Leiter) und Dinara Muchamedsha- Beziehungen zwischen nowa (Mitarbeiterin) vor. den Gemeinden und Der Weg zum Glauben an die den ausländischen Mis- Errettung durch Jesus Christus war sionswerken, die unter und ist für die Kasachen nicht leicht. Kasachen zu arbeiten Wjatscheslaw Kirillow stellt sein Buch über die Einflüsse der Mennoniten Nicht zu verkennen war die wichtige begannen. Der Dienst auf die Bruderschaft der ECh.B in Russland vor Rolle der Gemeinden und einzelner der Missionare war Christen, die sich dieser Suchenden manchmal hilfreich und motivierte die Schwerpunkt war die Sammlung angenommen hatten und ihnen hal- bestehenden Ortsgemeinden aktiver der Geschichte der Ortsgemeinden. fen die ersten Schritte im Glauben und unter Kasachen zu evangelisieren. Dazu gab es, außer der Geschichte in die Gemeinde zu gehen. In jedem Doch gab es leider viele Missverständ- der Gemeinde Omsk und der kasa- Bericht ging es um den harten inneren nisse bei der Zusammenarbeit. Die chischen Gemeinden, Beiträge zu Kampf und die Verkennung und An- westlichen Missionsstrategien, theo- Stschutschinsk (Andrej Fast), Aktas logische Positionen, Gemeindepraxis (Igor Dibirow) und Usbekistan (Ale- und Vorbereitung der Missionare xej Konowalow). In all diesen Fällen Der Weg zum Glauben an die konnten oft nicht den Gegeben- ist noch viel Fleißarbeit zu tun. Errettung durch Jesus Christus heiten in Kasachstan entsprechen. Franz Tissen (Saran) referierte war und ist für die Kasachen nicht Die mangelnde Zusammenarbeit der darüber, wie die Gemeinden den leicht. Missionare mit den bestehenden Orts- neuen Formen der Versuchung gemeinden führte in der Entwicklung widerstanden. Wjatscheslaw Schu- der neuentstandenen kasachischen rawlew (Karaganda) griff das Thema feindung von Seiten ihrer Verwandten Gemeinden oft zu Schwierigkeiten. „Militärdienst der Gläubigen in der und eifriger Muslime, durch die die Es gab aufschlussreiche Beiträge Sowjetzeit“ auf. Dazu gab es einige meisten von ihnen gehen mussten. von Johann Schneider über die Evange- persönliche Zeugnisse. Diese Bedrängnisse währen auch listen aus verschiedenen Völkern und Wladimir Sawkin (Abaj, Karagan- weiter fort. Dennoch sind die meisten Ländern, die in Russland tätig waren dagebiet) sammelt Schriften, Briefe, von ihnen evangelistisch tätig. Unter und die Evangelisation unter den rus- Fotos, Plakate und verschiedene Ge- ihnen sind viele als Diakone und Äl- sischen Kriegsgefangenen in Deutsch- genstände, die von dem geistlichen teste eingesetzt und ihr Dienst wird land nach dem ersten Weltkrieg. Ein Leben der früheren Zeiten zeugen immer bemerkbarer. Sonderkapitel bildete die Geschichte und rief auf, ein Archiv und Museum Galym Tolekejew (Karaganda) der Bibelschule Wernigerode und der Bruderschaft in Saran aufzubauen. sprach über den schweren und lang- der Gründung des Missionsbundes Das Erforschen der Wege der „Licht im Osten“ geistlichen Erweckung bringt für uns vor hundert Jah- oft noch unbekannte Wunder Gottes ren. Viktor Fast be- an den Tag und macht uns Mut, auf leuchtete die große das weitere Heilswirken des Herrn Evangelisation der zu warten und etwas dazu beitragen. 1920er Jahre und Wir beten, dass auch weiterhin die den immer härter geschichtliche Arbeit den Herrn der werdenden Ver- Geschichte groß macht und für uns nichtungskampf lehrreiche Lektionen bietet. der Sowjets gegen Mit einigen Interessierten be- den Glauben. Das suchten wir noch das Karlag-Museum wurde an manchen an der Zentralstelle des ehemaligen Beispielen deutlich Konzentrationslagers in Dolinka (40 gemacht. km von Karaganda). Ein im Semi- Viktor Fast, Johann Schneider Kasachische Hauskreise öffneten vielen Kasachen den Weg zum Glauben nar angestrebter 16 Aquila 1/20
Auf den Spuren der Geschichte Der „Pestbrief“ von Menno Simons an die Brüder und Schwestern in Amsterdam, geschrieben am 14. November 1558 In Amsterdam wütet 1558 die Pest, eine hochansteckende Krankheit, die innerhalb weniger Tage zum Tod führen kann. Viele Amsterdamer erinnern sich noch lebhaft an die Pest von unanstößig auf seinen Wegen wandeln, dann sollen wir mit ihm, in 1521, die 24.000 Todesopfer gefordert hatte. Menno Simons ihm und durch ihn das macht sich Sorgen, weil die massenhaft um sich greifende ewige Leben haben Seuche große Furcht in der Gemeinde erregte. (Joh. 11,25) und kein Leid soll uns gesche- Zweiter Brief Menno Simons. Enthaltend eine hen von dem zweiten Tröstung an seine zu und nahe Amsterdam lebenden Tod (Offb. 2,11); un- vielgeliebten Brüder und Schwestern in Christus Jesus, geachtet dessen, dass in welchem er ihnen empfiehlt, einer den andern wäh- wir einst, gleich den rend der Zeit der Pest zu besuchen und sich nicht vor andern, tot in Sünden dem Tode zu fürchten, da derselbe nur der Übergang waren, dass wir voll zu einem besseren Leben sei. allen Geizes waren, aller Unkeuschheit, Hoffart und Abgötte- Barmherzigkeit, Gnade und Friede sei mit rei, voll allen Hasses euch! und Neides und von Natur Kinder des Zor- Der Herr sprach zu Martha: „Ich bin die Auferstehung nes waren (Eph. 2,3). Denn den wahrhaft Bußfertigen und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, auch und Gläubigen ist alles vergeben durch den Tod Christi. wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der Mit seinem Blut ist alles bezahlt und durch das einzige wird nimmermehr sterben.“ (Joh.11,25-26) Friedensopfer seines unschuldigen bitteren Todes ist alles Auserwählte Brüder versöhnt, so wie Paulus sagt: und Schwestern im Herrn, „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Trostbrief: bereitet weil es mir zu Ohren ge- Christus Jesus sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, euch auf den Tod vor kommen ist, dass das Feu- sondern nach dem Geist. Denn das Gesetz des Geistes, der er der Pest um euch her in da lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht vollem Brande ist, fühle ich mich durch die Liebe, welche von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ (Röm. 8,1-2) ich für euch und alle Frommen empfinde, bewogen – da ich Seid daher froh und dankbar. Preist ihn, der euch durch wohl weiß, dass alles Fleisch ein Entsetzen vor dem Tod hat die Macht seines Wortes von der Herrschaft der Sünde und und dass es für unsere natürlichen Gefühle schmerzlich ist, des Todes befreit Freunde und Verwandte sterben zu sehen – darum fühle und durch den Geist ich mich bewogen, an euch, die ihr von dem himmlischen Seid bereit, wenn der seiner Gnade so zu Licht erleuchtet und in die Gemeinschaft Christi berufen Bräutigam unserer Seelen dem Erbe seiner seid, einen kurzen Trostbrief zu schreiben, damit ihr jetzt kommt Herrlichkeit berufen und auch immer des Kommens Christi bewusst sein und hat. Und wieder sage euer ganzes Leben, Herz, Gemüt und Tun auf den Tod vor- ich, gebt ihm den Preis und zwar mit einem gottseligen, bereiten möget. Denn Paulus sagt: „Es ist allen Menschen reinen Gewissen und einem unsträflichen, heiligen Leben gesetzt, einmal zu sterben.“ (Hebr.9,27) Ähnliches schreibt im Glauben; heilsam, beständig und unbefleckt in der Liebe, Sirach: „Alles Fleisch nutzt sich ab wie ein Kleid, denn es ist lebendig in der Hoffnung, inbrünstig im Gebet, angetan im der alte Bund: Du musst sterben!“ (Sir. 14,17) Geist mit dem Gewand der Gerechtigkeit und umgürtet Wenn wir mit einer neuen, wiedergeborenen und mit dem herrlichen Gürtel der Vollkommenheit. Verseht bußfertigen Seele an Christus hängen, sein Wort aufrichtig eure Lampen mit Öl und seid nüchtern und wachsam, glauben, seinen lieblichen damit, wenn das wahre Haupt, der herrliche König und Fußstapfen treu nachfol- Mit Ihm, in Ihm und Bräutigam unserer Seelen kommt, er euch nicht schlafend gen, uns von seinem Hei- finde und euch eurer Sorglosigkeit wegen, in die ewige ligen Geist regieren lassen durch Ihn das ewige Finsternis stoße, die Türe verschließe und euch euren Teil und dem alten, sündigen Leben mit den Heuchlern gebe. Ich wiederhole: Seid nüchtern und Leben absterben, ja, der wachsam; arbeitet, weil es noch Tag ist, damit die finstere Welt, dem Fleisch und Teufel in jeder Hinsicht entsagen; Nacht euch nicht überfalle. Ach, denkt doch über den Sinn wenn wir Gottes Reich und Gerechtigkeit, sein Wort, Willen, unserer Worte nach! (Ps. 117,1-2; Röm. 15,11; Kol. 3,14; 1.Pt. Wahrheit, Preis und Ehre von ganzem Herzen suchen und 5,8; Joh. 12,35). Aquila 1/20 17
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