Verband Bernischer Gemeinden VBG Association des Communes Bernoises ACB - INFO 2 /2017 - Berner Gemeinden
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Verband Bernischer Gemeinden VBG Association des Communes Bernoises ACB INFO 2 /2017
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VBG-Info 2/2017 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort des Präsidenten ............................................................................................................................................................ 2 Éditorial du président ................................................................................................................................................................... 6 Wichtige Geschäfte ......................................................................................................................................................................... 8 Les principaux dossiers en cours ......................................................................................................................................... 14 Entlastungspaket 2018 – Aufgabenteilungsgrundsätze im Kanton Bern ............................................. 20 Programme d’allègement 2018 – principes régissant la répartition des tâches dans le canton de Berne .............................................................................................................................................................. 26 Imagekampagne im Rahmen des Projektes «Attraktive Arbeitgeberin Gemeinde» .................... 32 Campagne d’image dans le cadre du projet «La commune, une employeuse attrayante» ...... 34 Previs Vorsorge nach Fusion mit der Comunitas Vorsorgestiftung unter den Top 10 ............................. 36 Previs Prévoyance dans le top 10 après sa fusion avec Comunitas Vorsorgestiftung ................. 39 Der Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen ....................................................... 41 Cadastre des restrictions de droit public à la propriété foncière : .............................................................. 51 Porträt der Gemischten Gemeinde Aeschi ................................................................................................................... 62 Interview mit der Gemeindepräsidentin Jolanda Luginbühl ......................................................................... 68 Gemeinsames Abonnement bei Swisslex ...................................................................................................................... 71 Abonnement collectif à la base de données juridique Swisslex ................................................................... 71 Besucherstatistik www.begem.ch ........................................................................................................................................ 72 Statistiques de fréquentation du site www.begem.ch .......................................................................................... 72 Vorankündigung der Hauptversammlung des VBG 2018 ............................................................................... 73 Préavis pour l’Assemblée générale 2018 de l’ACB ................................................................................................. 74 Veranstaltungshinweise / Manifestations 2017 / 2018 ....................................................................................... 75 IMPRESSUM Herausgeber Verband Bernischer Gemeinden VBG Kramgasse 70, Postfach, 3000 Bern 8 Telefon 031 311 08 08, Telefax 031 312 24 64 vbg@recht-governance.ch Präsident Daniel Bichsel Geschäftsführer Daniel Arn Redaktion Monika Gerber Übersetzungen VBG Michel Jacot-Descombes, 2534 Orvin Druck Hansen Druck, 3011 Bern Auflage 600 Exemplare Redaktionsschluss Info 3 / 17 20. November 2017 1
VBG-Info 2/2017 VORWORT DES PRÄSIDENTEN EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE strukt (wer soll das bezahlen?) weist je nach Problemstellung, Dringlichkeit und Gefahrenlage die operative Zuständig- Daniel Bichsel keit entweder der Gemeinde oder – in VBG-Präsident deren Stellvertretung – der Kantonspolizei zu. Das ist die Behördens icht. In der Wahrnehmung der Bevölkerung sieht das schon etwas anders aus: Die des Schlafes Im Gemeindealltag, aber vor allem auch beraubten Nachbarn nehmen es als Segen bei meiner Tätigkeit für den VBG, grenzen wahr, dass – endlich – ein Auto mit blau- sich Kanton und Gemeinden stets sehr en Lichtern auf dem Dach erscheint und genau ab, wenn es darum geht, wer was den nerventötenden Geräuschen ein verantwortet. Lehrpersonen sind kom Ende bereitet. Die fröhliche Runde ist munale Angestellte, Polizisten sind kanto- wohl etwas weniger begeistert, aber in der nale Angestellte, so einfach ist das. Wahrnehmung des Staates in der Person von Ordnungshütern nicht differenzierter Wenn in der Nacht die Nachbarn bis nach als ihre Kontrahenten. Es ist ihnen bern- Mitternacht draussen grillieren und Party deutsch gesagt völlig Wurscht, wer die feiern, muss die Gemeinde als Vera nt Intervention inhaltlich verantwortet und wortliche für Ruhe und Ordnung sorgen. wer den anrückenden Polizisten den Anders als früher, rückt aber nach einem Lohn zahlt. Kanton und Gemeinde wer- Telefon an die Einsatzzentrale nicht mehr den schlechthin als «Staat» wahrgenom- der Gemeindepräsident oder das zustän- men, im Guten und im Schlechten. dige Gemeinderatsmitglied «öffentliche Schliesslich bez ahlt man heute eine Sicherheit» aus, sondern die Kantons Steuerrechnung, den meisten Steuer polizei. Die Gemeinden haben bekannter- pflichtigen ist jeweils nicht im Detail be massen keine eigene Polizei mehr, sie wusst, wohin das Geld genau fliesst. müssen diesbezügliche Leistungen bei den kantonalen Ordnungshütern einkau- Gleiches gilt für die Schule: Bezüglich fen. Ein komplexes und in der Anwen der Lehrpersonen liegen der Auftrag, das dung nicht immer ganz einfaches Kon Gehaltssystem und auch ein guter Teil 2
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VBG-Info 2/2017 der Finanzierung in der Verantwortung STAAT haben, wenden sie sich reflexar- des Kantons. Dies hindert aber aufgrund tig an die Gemeinde. Wenn die ärztliche der rechtlichen Ausgestaltung des Kon Grundversorgung am Verschwinden ist, strukts nicht daran, dass Lehrpers onen kommen die hilfesuchenden Patienten kommunale Angestellte sind. So kann zur Gemeinde und verlangen, dass für eine Parlamentsgemeinde wegen diesem hausärztlichen Nachschub gesorgt wird. Befund ihren Lehrpersonen wegen mög- Die Gemeinde ist hier aus rechtlicher lichen Interessenkollisionen verbieten, Sicht in keiner Art und Weise zuständig, im kommunalen Parlament Einsitz zu die Bevölkerung kümmert das wenig. nehmen. Wenn sich die Eltern mit der Das ist letztlich ein schönes Kompliment. Schule bzw. mit den Lehrpersonen ihrer Die Gemeinde wird wegen ihrer Nähe Sprösslinge herumschlagen, ist es ihnen zum Problem, zur Bevölkerung und zur völlig egal, wieviel Kanton und wie viel Wirtschaft am ehesten als Staat wahrge- Gemeinde da vor ihnen sitzen. nommen, der rasch und wirkungsvoll reagieren kann. Tragen wir Sorge dazu, Vergessen wir das nie, wenn wir uns mit dass das so bleibt. Denken wir bei unse dem Kanton über Aufgabenteilung und ren Bemühungen, die Aufgabenteilung Finanzierungsverantwortung abmühen. und die Finanzier ungsv erantw ortung Zusammen sind wir DER STAAT, mit stets zu optimieren immer auch daran, allen Stärken und Schwächen, die gebo- was die Bevölkerung – von wem auch ten werden. Dazu kommt dann noch der immer – in erster Linie will: Gute, Bund, der mit seiner Gesetzgebung teil- bedarfsgerechte Leistungen zu einem weise weitreichend auf die kantonale vernünftigen Preis. und kommunale Organisation einwirkt. Denken wir nur an die Kindes- und Er wachsenenschutzbehörde. Diese gründet in ihrem Bestand und auch in ihrer Or ganisation zu einem guten Teil auf Bundesrecht. Und noch etwas: Wenn sich die Bürgerinnen oder Bürger an etwas stören oder einen Wunsch an DEN 4
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VBG-Info 2/2017 ÉDITORIAL DU PRÉSIDENT OÙ IL EST QUESTION DE POINTS DE VUE Daniel Bichsel, président de l’ACB Pour les communes, mais aussi pour police cantonale (qui agit alors pour le moi qui travaille au service de l’ACB, les compte de la commune). Voilà pour ce tâches qui incombent aux communes se qui est du point de vue des autorités. distinguent très bien de celles qui Quant à la population, sa perception de inc ombent au canton lorsqu’il s’agit de la situation est encore différente. Pour savoir qui répond de quoi. Les ensei- les voisins excédés par le bruit qui les gnants sont des employés communaux empêche de dormir, l’arrivée d’une voi- alors que les policiers sont employés par ture blanche aux bandes orange fluo est le canton, ce n’est pas plus compliqué une bénédiction qui annonce la fin très que cela. prochaine du tapage exaspérant. Les joyeux fêtards sont sans doute moins Lorsque le barbecue des voisins dure au- enthousiasmés par la tournure que delà de minuit et que ces derniers font prennent les événements, il n’en de la fête dans leur jardin jusqu’à pas meure pas moins que, comme leurs voi- d’heure, il incombe à la commune de sins qui ne trouvent pas le sommeil, ils faire respecter la tranquillité et l’ordre voient dans les deux agents en uniforme publics. Aujourd’hui, en cas d’appel de des représentants de l’Etat. Dit plus voisins incommodés, ce n’est toutefois familièrement, ils se fichent complète- plus le maire ou le membre du conseil ment de savoir à qui incombe l’interven- municipal responsable du dicastère de la tion et qui paie le salaire des policiers sécurité publique qui débarque, mais la qui sont là. Pour eux tous, canton et police cantonale. Comme chacun le sait, commune se fondent et forment une les communes n’ont plus d’agents de seule entité : les pouvoirs publics, pour police et doivent acheter les prestations le meilleur comme pour le pire. Le dont elles ont besoin auprès de gardiens citoyen lambda qui paie sa facture d’im- de l’ordre du canton. La construction est pôts ne voit que le total qui sort de sa complexe et son application peut s’avé- poche. La plupart des contribuables ne rer difficile (qui doit payer ?). Selon le savent pas vraiment où va leur argent. genre d’intervention, l’urgence et la menace, la compétence opérationnelle Il en va de même pour l’école. La défini- est assurée par la commune ou par la tion des missions et la fixation de la 6
VBG-Info 2/2017 rémunération des membres du corps Pour terminer, permettez-moi encore enseignant, mais aussi une bonne partie une constatation : lorsque le citoyen a un de son financement incombent au can- problème ou un souhait à soumettre à ton. Toutefois, en vertu de la construction « L’ÉTAT », il a souvent le réflexe de juridique du système en place, les ensei- s’adresser à la commune. Lorsque son gnants sont des employés communaux. accès aux soins de base est en péril, il se Ainsi, une commune dotée d’un parle- tourne vers la commune bien que, d’un ment peut interdire à ses enseignants de point de vue juridique, celle-ci ne soit siéger au conseil général ou de ville pour absolument pas compétente en la éviter les conflits d’intérêts. Mais lorsque matière. Mais la population s’en soucie les parents ont affaire à un enseignant, peu, ce qui, en fin de compte, est un très peu leur chaut de connaître les parts de beau compliment pour la commune. son traitement versées respectivement Parce qu’elle est proche du citoyen, des par le canton et la commune. milieux économiques et du problème, elle est la première collectivité de droit Nous ne devons jamais oublier cela public vers laquelle les gens se tournent, lorsque nous argumentons pied à pied sans doute parce qu’elle est en mesure avec le canton, que ce soit au sujet de la de réagir rapidement et efficacement. répartition des tâches ou des respon Veillons à ce que cela ne change pas. sabilités financières correspondantes. Lorsque nous nous efforçons d’optimi- Ensemble, canton et communes forment ser la répartition des tâches et des res- « L’ÉTAT » avec toutes ses forces et fra- ponsabilités financières correspondan gilités. Par ailleurs, la Confédération tes, nous devons toujours garder à l’es- vient encore se greffer par-dessus ce tan- prit que la population souhaite avant dem avec sa législation qui influe parfois tout des prestations de qualité, con considérablement sur l’organisation du formes à ses besoins et à un prix raison- canton et des communes. Il suffit de nable, quel qu’en soit le fournisseur. penser à l’autorité de protection de l’en- fant et de l’adulte dont la mission et l’organisation sont en grande partie déterminées par le droit fédéral. 7
VBG-Info 2/2017 WICHTIGE GESCHÄFTE NEUE ASYLSTRATEGIE KANTON – Die ganze Strategie ist extrem stark auf BERN (NA-BE) die Optik der kantonalen Verwaltungen fokussiert. Dies zeigt sich insbesondere Eine Delegation des VBG hat bei der Er bei der Risikoanalyse, die sich weitge- arb eit ung der neuen Asylstrategie mit- hend auf betriebliche und verwaltungs- gewirkt und die Haltung der Gemeinden organisatorische Risiken fokussiert. dort wie folgt eingebracht: – Es ist unbestritten, dass die Konzentra – Die regionalen Partner spielen die tion auf fünf regionale Partnerorganisa zentrale Rolle und sollen «weitreichen tionen für den Kanton einfacher wird. den unternehmerischen Handlungs Allerdings werden diese regionalen spielraum» haben. Partner in vielfältiger Weise Kooperatio – Die vorgesehenen Perimeter der regio nen mit Dritten eingehen und Unter nalen Partner umfassen sehr grosse leistungsvereinbarungen abschliessen. Gebiete. Wie sich diese Vielfalt dann vor Ort aus- – Der VBG hat bereits seit längerer Zeit wirken wird, bleibt offen. darauf hingewiesen, dass die staat – Aus der Sicht der Gemeinden ist zu liche Steuerung durch den Kanton befürchten, dass sich – wie bereits frü- (einschliesslich Regierungsstatthalter her vorgekommen – private Organisa ämter) und durch die Gemeinden von tionen in der Öffentlichkeit zu poli- den zivilgesellschaftlichen Akteuren tisch heiklen Themen äussern werden. zu trennen und deren jeweiligen Rol Weiter ist zu erwarten, dass die Ge len zu klären sind. meinden über deren Aktivitäten nicht – Der VBG bezweifelt, dass die regiona oder zu spät ins Bild gesetzt werden. len Partner die Arbeitsintegration und – In der Steuerungskette steht zuoberst die Freiwilligenarbeit bewältigen kön- der Kanton, dann erfolgt die Umset nen. zung durch die regionalen Organis a – Den Gemeinden kommt ausser bei tionen (mit deren Hilfsorganis atio der Beschaffung von Unterkünften nen), dann erst kommen die Gemein keine Rolle zu, ausser sie seien Stand den, welche mit diesen Organisationen ortgemeinde von Unterkünften und zusammenarbeiten sollen. Wie das damit Schulortsgemeinde, etc. genau erfolgen wird, bleibt offen. 8
VBG-Info 2/2017 – Wenn diese Ordnung wie vorgesehen unter Druck. Für den VBG wäre bei umgesetzt wird, werden es sich die einem Systemwechsel wichtig, eine brei- Regierungsstatthalter und vor allem te Auslegeordnung zu machen um Ge die Gemeinden eher bequem machen. winner und Verlier zu identifizieren und Die regionalen Organisationen wer- notfalls mit geeigneten Massn ahm en den den Kontakt zur Wirtschaft und abzufedern. Die Forderung des VBG um auch zur Zivilgesellschaft kaum her- einen frühen, breiten Einbezug der Ge stellen können, die Gemeinden wer- meinden ist beim Kanton deponiert. den kaum von sich aus aktiv werden. Trotz der Kritik am vom Kanton einge- VERORDNUNG ÜBER DIE ZUSAM schlagenen Weg kann es nicht Sache des MENARBEIT DER KOMMUNALEN VBG sein, hier alternative Modelle zu DIENSTE MIT DEN KINDES- UND entwickeln und aktiv in die politische ERWACHSENENSCHUTZBEHÖRDEN Diskussion einzubringen. Zu vielfältig UND DIE ABGELTUNG DER DEN wären die Vorstellungen der Gemeinden, GEMEINDEN ANFALLENDEN wie dieser Politikbereich organisiert AUFWENDUNGEN (ZAV) werden sollte. Die von der Gemeinde Köniz mit Erfolg geführte Beschwerde gegen die Abgel FINANZIERUNG LASTEN tung der Sozialdienste im Rahmen der VERTEILUNG SOZIALHILFE Tätigkeit für die KESB führt dazu, dass der Kanton den Gemeinden ab dem Jahr Noch immer sind die Beschwerden der 2016 neben den Gehaltskosten neu auch «Malusgemeinden» bei der Gesundheits- die Infrastrukturkosten abgelten muss. und Fürsorgedirektion (GEF) hängig, die Im Rahmen der in dieser Sache geführ Direktion hat immer noch nicht entschie- ten Gespräche wurde seitens des Kan den. Das Bonus-Malus-Instrument ist tons eine Abgeltung von rund CHF zurzeit sistiert, die Gemeinden sind dies- 20’000 pro Vollzeit-Arbeitsplatz und bezüglich verunsichert. Der Bonus-Malus Jahr in Aussicht gestellt, was nach Ein ist von verschiedener politischer Seite schätzung der Kommunalverbände eine 9
VBG-Info 2/2017 akzeptable Entschädigung darstellt. Bei gesamt erhält der Finanz- und Lasten der konkreten Umsetzung zeigt sich ausgleich im Kanton Bern gute Noten, nun aber, dass die verschiedenen Par der Anpassungsbedarf ist gering. Eine teien von einer anderen Ausgangslage Eliminierung des Saldos der Lasten ausgehen, weshalb zahlreiche berni- verteilung Aufgabenteilung (heute ca. schen Sozialdienste bzw. deren Träger CHF 200 Mio. pro Jahr) mittels erneu- schaften die in dieser Sache ergangene ter Steuerbelastungsverschiebung wird Verfügung angefochten haben. seitens der Kommunalverbände kritisch beurteilt. Es wäre aber trotzdem wichtig, Parallel zu diesen Verfügungen ist der diesen Saldo mittelfristig senken zu Kanton daran, die dieser Entschädigung können, da für die Gemeinden mit Fort zugrundeliegende Verordnung (ZAV) dauer des Instruments immer weniger gemäss dem Verwaltungsg er ichtse nt nachvollziehbar ist, wie diese Position scheid zu revidieren. Es wird sich zeigen zustande kommt bzw. wofür diese müssen, ob allenfalls im Rahmen der Summe geschuldet wird. Dies sollte Revision der ZAV auf dem politischen jedoch aus Sicht der Kommunalverbände Weg eine Einigung erzielt wird, mit der nicht mittels einer Steuerbelastungs sich die Mehrheit der Gemeinden einver- verschiebung, sondern mit der Über standen erklären kann, oder ob sich die tragung von neuen Aufgaben an die Gerichte mit der Frage nach der richtigen Gemeinden ermöglicht werden. Berechnungsweise befassen müssen. ENTLASTUNGSPAKET EVALUATION FILAG Das von der Regierung geschnürte Ent Der VBG hatte im Rahmen der lau- lastungspaket hat wie erwartet auch Aus fenden Evaluation FILAG Gelegenheit, wirkungen auf die Gemeinden. Rein seine Haltung einzubringen. Der vorlie- finanziell gesehen hält sich das Ausmass gende Bericht zuhanden der Regierung der Gesamtbelastung der Gemeinden in kommt grundsätzlich gut daher, die Grenzen, da sich für sie sowohl Mehr Position des VBG ist eingeflossen. Ins belastungen aber gleichzeitig auch Ent 10
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VBG-Info 2/2017 lastungen ergeben. Allerdings sind die liche Reformthemen identifiziert und die vorgesehenen Kostenüberwälzungen auf Lösungsansätze bewertet. Im Rahmen die- die Gemeinden nicht nachvollziehbar. ses Workshops ist gleichzeitig sehr deut- Der Kanton verletzt damit die bewährten lich geworden, dass die Haltungen der Spielregeln der Aufgabenteilungssyste Gemeinden zu Fragen von regionalen matik. Einmal mehr muss der Kanton mit Strukturen sehr heterogen sind. Die Nachdruck darauf hingewiesen werden, Kommunalverbände sind trotzdem über- dass eine reine Verlagerung von Kosten zeugt, dass gewisse punktuelle Verbesse hin zu den Gemeinden nicht zu einer rungen durchaus Sinn machen würden. Entlastung des Gesamthaushalts führt. Die Regierung hat jedoch einen entspre- sondern aus volkswirtschaftlicher Sicht chenden Antrag des AGR, das Modell der ein Nullsummenspiel darstellt. Der VBG Regionalkonferenzen zu optimieren, abge- wird sich im Rahmen der grossrätlichen lehnt und entschieden, im aktuellen Zeit Diskussion zur Wehr setzen, dass die punkt auf Anpassungen zu verzichten. Der gegenseitig im Rahmen der FILAG-Ein VBG wird bei der weiteren Behandlung führung erarbeiteten Spielregeln vom dieses Geschäfts (vorberatende Kommis Kanton einseitig aufgekündigt werden. sion, Grosser Rat) seinem Erstaunen über die Haltung der Regierung Ausdruck geben und sich allenfalls für eine mode- STRATEGIE FÜR rate Anpassung bestimmter Vorschriften AGGLOMERATIONEN UND einsetzen. Angesichts der unterschied- REGIONALE ZUSAMMENARBEIT lichen Haltungen der Gemeinden wird SARZ – EVALUATION sich der VBG aber bei diesem Geschäft inhaltlich eher zurückhalten. Die durch eine externe Firma aufwändig durchgeführte Evaluation mit entspre- chendem Bericht hat wenig direkten AGR / PLANUNGSGESCHÄFTE Nutzen zur Frage «wie weiter» gebracht. Im Rahmen eines Workshops unter der Das AGR nimmt bei vielen gemeindere- Leitung des Amtes für Gemeinden und levanten Geschäften eine Schlüssel Raumordnung AGR wurden deshalb mög- funktion ein und muss für die Gemein 12
VBG-Info 2/2017 den eine wichtige Koordinations- und gründung oft kaum unterscheiden. Das Scharnierfunktion zu anderen Direk AGR übernimmt im Vorprüfungsbericht tionen und Ämtern wahrnehmen. Es ist oftmals ungefiltert alle Eingaben, was in für die Gemeinden deshalb sehr wichtig, der Gemeinde zu Verunsicherung führt. dass das AGR ein effizienter, berechen- Der VBG bleibt am Ball und wird beim barer und verlässlicher Partner ist. Na AGR wieder vorstellig, falls sich die mentlich im Bereich der Raumplanung diesbezügliche Praxis nicht ändern wird seitens der kommunalen Verbände sollte. gefordert, dass der informelle Austausch zwischen Gemeinden, Planern und dem AGR verbessert wird. Bei Vorprüfungs berichten im organisations- als auch im planungsrechtlichen Bereich soll sich das AGR auf die Prüfung der Recht mässigkeit beschränken und sich mit Zweckmässigkeitsüberlegungen zurück- halten oder diese klar als Anregung oder Wunsch deklarieren. Die Verantw ort lichen des VBG haben diese Anliegen im Rahmen eines Kontakts mit dem Generalsekretär der JGK und weiteren Kadern der Direktion und des AGR vor- gebracht. Sie haben namentlich ver- langt, dass das AGR auch bei Planungs geschäften klar zwischen rechtlich be dingten Vorbehalten und Zweckmässig keitsüberlegungen unterscheidet. In den unterschiedlichen Amtsberichten der verschiedenen involvierten Stellen las- sen sich die Einwände rechtlicher Natur und die «Wünsche» ohne rechtliche Be 13
VBG-Info 2/2017 LES PRINCIPAUX DOSSIERS EN COURS NOUVELLE STRATÉGIE DE L’ASILE – Toute la stratégie est très fortement ET DES RÉFUGIÉS (NA-BE) axée sur le point de vue de l’adminis- tration cantonale. Cela ressort notam- Une délégation de l’ACB a participé aux ment de l’analyse des risques qui est travaux d’élaboration de la nouvelle stra- avant tout concentrée sur les risques tégie de l’asile. A cette occasion, elle a opérationnels et liés à l’organisation fait valoir le point de vue des communes administrative. de la manière suivante : – Il ne fait aucun doute que la concen- – Les partenaires régionaux jouent un tration sur cinq partenaires régionaux rôle central et doivent disposer d’une simplifie la tâche du canton. Toutefois, large marge de manœuvre opération- ces partenaires régionaux vont coopé- nelle. rer avec de nombreux tiers avec les- – Les périmètres qu’il est prévu de quels ils concluront des accords de confier aux partenaires régionaux sont prestations. Les répercussions concrè très étendus. tes de telles constellations sont diffi- – Cela fait un certain temps déjà que ciles à prévoir. l’ACB a demandé que le pilotage par le – Il y a lieu de craindre que, comme cela canton (préfectures incluses) et les s’est déjà produit, des organisations communes soit dissocié des compé- du secteur privé prennent publique- tences des acteurs de la société civile ment position sur des sujets politique- et que les rôles respectifs des uns et ment délicats. Il faut également s’at- des autres soient tirés au clair. tendre à ce que les communes n’en – L’ACB doute que les partenaires régio- soient pas prévenues ou seulement naux soient en mesure de gérer effica- trop tard. cement l’insertion professionnelle des – Le canton occupe le sommet de la requérants d’asile et le bénévolat. chaîne de commandement, devant les – L’hébergement de requérants d’asile organisations régionales qui (avec mis à part, aucun autre rôle n’incombe l’aide des organisations qu’elles man- à la commune, sauf si elle assume des datent à leur tour) sont responsable de responsabilités telles que la scolarisa- la mise en œuvre des décisions prises tion, etc. à l’échelon supérieur. Les communes, 14
VBG-Info 2/2017 qui devront collaborer avec ces organi- système sont encore en suspens auprès sations, n’arrivent qu’ensuite. La de la Direction de la santé publique et de façon dont cela va se passer réelle- la prévoyance sociale (SAP qui n’a pas ment n’est pas encore connue. encore tranché. Les communes sont dés- – Si cette stratégie est mise en œuvre tabilisées étant donné que l’application telle qu’elle est actuellement prévue, du principe du bonus/malus est actuel- les préfets et surtout les communes lement suspendue. Ce principe est com- risquent fort d’en faire le moins pos- battu par divers partis politiques. Pour sible. Dans le même temps, les orga- l’ACB, il est important de procéder à une nisations régionales auront de la peine analyse approfondie avant tout change- à établir un bon contact avec les mi ment de système. Une telle analyse per- lieux économiques et la société civile met en effet d’identifier les gagnants et et les communes n’interviendront les perdants du changement, partant de sans doute pas spontanément pour les prévoir au besoin des mesures qui per- suppléer. mettent d’amortir les répercussions de ce dernier. L’ACB a exigé du canton qu’il Malgré les critiques qu’elle formule à associe les communes très largement et l’endroit de la voie choisie par le canton, très en amont lors de chaque change- il n’appartient pas à l’ACB de développer ment futur. d’autres modèles et de les soumettre à la discussion politique. Les avis des com- munes sur l’organisation de ce domaine ORDONNANCE SUR LA politique varient beaucoup trop. COLLABORATION DES SER- VICES COMMUNAUX AVEC LES AUTORITÉS DE PROTECTION FINANCEMENT DE LA DE L’ENFANT ET DE L’ADULTE RÉPARTITION DES CHARGES DE ET L’INDEMNISATION DES L’AIDE SOCIALE COMMUNES (OCIND) Les recours des communes qui sont les La commune de Köniz ayant eu gain de grandes perdantes du changement de cause devant le Tribunal administratif, 15
VBG-Info 2/2017 le canton doit, depuis 2016, indemniser rêts communaux (ci-après : les associa- les communes non seulement pour les tions). Lors de la mise en œuvre con- charges salariales, mais également pour crète, il est toutefois apparu que les di - les charges d’infrastructure de l’APEA. verses parties interprètent la situation de Il est ressorti des discussions qui ont eu manière différente, raison pour laquelle lieu sur ce sujet que le canton envisage de nombreux services sociaux bernois de verser aux communes concernées ont attaqué la décision prononcée par le une indemnisation de 20 000 francs par Tribunal administratif. poste de travail à temps complet et par an, ce qui semble acceptable du point de En parallèle, le canton est en train de révi- vue les associations de défense des inté- ser l’ordonnance régissant l’indemni- Car mes collaborateurs méritent une solution de prévoyance solide et transparente. Une offre de prévoyance claire et modulable ainsi qu’un service de première classe qui nous permet de répondre aux exigences de notre clientèle. C’est ainsi que s’engage la Previs depuis plus de 50 ans dans le service public – pour des organisations telles que votre commune – et continuera de le faire à l’avenir également. Des partenaires à toute épreuve depuis des décennies: l’Association des Communes Bernoises ACB et la Previs. www.previs.ch document5581489079882356641.indd 1 13.10.2014 09:50:52 16
VBG-Info 2/2017 sation (OCInd) afin de tenir compte de la transfert de la charge fiscale. Il serait décision du Tribunal administratif. Il faut néanmoins important de pouvoir réduire maintenant attendre de voir si la voie poli- ce solde à moyen terme étant donné qu’à tique, c’est-à-dire la révision de l’OCInd, la longue, il devient de plus en plus dif- permettra de trouver un accord qui ral- ficile pour les communes de comprendre liera une majorité de communes ou si la comment il se constitue, donc pourquoi justice devra une nouvelle fois se pencher elles doivent cette somme au canton. sur la question du juste mode de calcul de Cela étant, les associations estiment l’indemnisation des communes. que, plutôt qu’au moyen d’un transfert de la charge fiscale, la réduction de ce solde au bilan global devrait être effec- EVALUATION DE LA LPFC tuée en confiant plus de tâches aux com- munes. L’ACB a eu l’occasion de donner son avis dans le cadre de l’évaluation de la LPFC. Dans l’ensemble, le rapport à PROGRAMME D’ALLÈGEMENT l’attention du gouvernement est de bonne facture et tient compte du point Comme il fallait s’y attendre, le pro- de vue de l’ACB. D’une manière géné- gramme d’allègement élaboré par le gou- rale, les acteurs du canton de Berne vernement aura des répercussions sur consultés ont bien accueilli la péréqua- les communes. D’un point de vue pu tion financière et la compensation des rement financier, l’impact sur la charge charges. Elles ne nécessiteront que peu globale des communes est limité étant d’ajustements. donné que si elles auront à assumer des charges supplémentaires, dans le même Les associations évaluent d’un œil cri- temps, elles bénéficieront également tique l’élimination du solde au bilan glo- d’allègements. Les transferts de charges bal des transferts de charges résultant sur les communes prévus par l’exécutif d’une nouvelle répartition des tâches sont toutefois difficilement compréhen- (quelque 200 millions de francs par an sibles. Le canton transgresse les règles actuellement) au moyen d’un nouveau du jeu éprouvées de la répartition des 17
VBG-Info 2/2017 tâches. L’ACB doit une fois de plus rap- hétérogènes. Les associations restent peler au canton qu’un simple transfert néanmoins persuadées que certaines de charges du canton sur les communes améliorations ponctuelles se justifie- ne saurait globalement constituer un raient pleinement. Le gouvernement a allègement pour le citoyen. En termes toutefois rejeté une proposition corres- économiques, il s’agit d’une opération à pondante de l’OACOT qui demandait somme nulle. A l’occasion des débats une optimisation des conférences régio- parlementaires, l’ACB se battra contre ce nales. Il a décidé de renoncer à toute qui, pour elle, constitue une dénoncia- adaptation pour l’instant. Lorsque l’objet tion unilatérale par le canton des règles sera traité par la commission et le Grand établies d’un commun accord lors de Conseil, l’ACB ne manquera pas de faire l’introduction de la LPFC. savoir son étonnement quant à l’attitude du Conseil-exécutif et d’exiger une adap- tation mesurée de certaines prescrip- STRATÉGIE EN FAVEUR DES tions. Cela étant, eu égard à l’hétérogé- AGGLOMÉRATIONS ET DE LA néité des avis des communes, elle aura COOPÉRATION RÉGIONALE, plutôt tendance à faire preuve d’une SACR – ÉVALUATION certaine retenue sur le fond. L’évaluation effectuée à grands frais par un prestataire externe et le rapport qui OACOT / OBJETS RELEVANT DE en découle ne se sont pas révélés direc- L’AMÉNAGEMENT tement utiles pour la détermination de la suite des opérations. Lors d’un atelier L’OACOT exerce une fonction clé pour organisé sous l’égide de l’OACOT, les de nombreux objets communaux et doit participants ont donc identifié des sujets jouer le rôle de coordinateur et de char- de réformes envisageables et évalué des nière entre la commune et les autres pistes à explorer. Au fil des discussions, directions et offices cantonaux. Il est il est très clairement apparu que les avis donc très important pour les communes des communes sur les questions rela- que l’OACOT soit un partenaire efficace, tives aux structures régionales sont très prévisible et fiable. En matière d’aména- 18
VBG-Info 2/2017 gement tout particulièrement, les asso- avis exprimés par les instances consul- ciations sont d’avis qu’une amélioration tées, sans les filtrer, ce qui provoque des échanges informels entre les com- l’incertitude au sein de la commune. munes, les urbanistes et l’OACOT s’im- L’ACB reste mobilisée et ne manquerait pose. Lorsqu’il rend ses rapports d’exa- pas de se rappeler au bon souvenir de men préalable, aussi bien sur des objets l’OACOT si ce dernier devait ne pas relevant de l’organisation que de l’amé- changer ses pratiques en la matière. nagement, l’OACOT doit se limiter au contrôle de la conformité au droit et évi- ter toute considération en matière d’op- portunité ou, le cas échéant, il doit spé- cifier clairement que de telles considéra- tions constituent des suggestions ou des souhaits de la part du canton. Les res- ponsables de l’ACB ont fait part de ces doléances à l’occasion d’une rencontre avec le secrétaire général de la JCE et d’autres cadres de cette direction et de l’OACOT. Ils ont notamment exigé que l’OACOT fasse une distinction très claire entre réserves en matière de conformité normative et considérations en matière d’opportunité pour tous les objets relevant de l’aménagement. Actuellement, les rapports des différents offices consultés ne permettent souvent pas de distinguer ces réserves en matière de conformité au droit des « souhaits » sans fondement juridique. En aval, l’OA- COT reprend ensuite fréquemment dans son rapport d’examen préalable tous les 19
VBG-Info 2/2017 ENTLASTUNGSPAKET 2018 – AUFGABEN TEILUNGSGRUNDSÄTZE IM KANTON BERN vbg / In diesem Beitrag geht es nicht um führte, was schliesslich zu einer recht einzelne Positionen des Entlastungs weitgehenden Anpassung des FILAG pakets 2018. Der VBG wird im Rahmen führte. Das revidierte FILAG trat 10 Jahre der Beratungen des Entlastungspakets nach der totalrevidierten Fassung auf den im Grossen Rat selbstverständlich inter- 1.1.2012 in Kraft. Sowohl der Kanton wie venieren und die Interessen der Ge auch die Gemeinden und ihre Verbände meinden mit Nachdruck vertreten. In verfügen bezüglich Aufg abent eilungs- diesem Beitrag geht es aber vielmehr und Ausg leichsfragen über eine sehr darum, einmal mehr ganz generell die grosse Erfahrung. Der Finanz- und allseits akzeptierten Aufgabent eilungs Lastena usgleich im Kanton Bern wird grundsätze in Erinnerung zu rufen. schweizweit als vorbildlich bezeichnet, auch wenn sich verschiedene Akteure den Ausgleich je nach Standpunkt anders AUFGABENTEILUNG IM KANTON wünschen. Dieser lange Prozess hat zu BERN – EINE LANGE GESCHICHTE einer gelebten Partnerschaft und zu all- seits akzeptierten Spielregeln geführt, die Zwischen 1995 und 1997 stand der Haus in den Grundlagen der Aufgabenteilungs segen zwischen Kanton und Gemeinden projekte umfassend dokumentiert wor- schief, die politischen Ause inand ers et den sind. Grössere politische Auseinan zungen wurden oft bis in den Grossen dersetzungen im Grossen Rat konnten Rat hinein getragen, die Stimmung war dank Beachtung dieser Grundsätze in den beidseitig sehr schlecht. Schliesslich wur- letzten Jahren glücklicherweise vermie- den sich Kanton und Gemeinden einig, den werden. ein umfassendes Aufgabenteilungsprojekt an die Hand zu nehmen, das schliesslich im totalrevidierten FILAG mündete, das ARGUMENTATION ZUM auf den 1.1.2002 in Kraft trat. Nach ersten ENTLASTUNGSPAKET 2018 LÄSST Erfahrungen mit dem neuen FILAG AUFHORCHEN wurde ein weiteres Projekt gestartet, das zu einer zweiten Welle von Aufg aben Die Gemeinden werden durch das Ent teilungs- und Finanzierungsprojekten lastungspaket teilweise entlastet. Im 20
VBG-Info 2/2017 Gegenzug will die Regierung diese Ent Ausgaben steht jeweils der Beschluss last ung kompensieren, indem die Ge über die eigene Steueranlage gegenüber, meinden andernorts belastet werden. was zum Masshalten beim «Bestellen» Vordergründig mag diese Argum ent a führen soll. Der Grundsatz der fiska- tion vielleicht zu überzeugen, bei nähe- lischen Aequivalenz ist Ausdruck dieses rem Hinschauen erweist sie sich als Gebots. Es handelt sich dabei nicht etwa falsch. Auch das Argument, dem Kanton um eine unverbindliche Richtlinie, son- gehe es finanziell schlecht, die Gemein dern um eine Bestimmung der nachge- den müssten auch einen Beitrag zur Ge führten Bundesverfassung. Bezeichnen währleistung des kantonalen Haushalt derweise wehren sich die Kantone ihrer- gleichgewichts leisten, ist nicht stichhal- seits immer stärker dagegen, dass der tig. Und der Verweis, in anderen Kanto Bund Vorgaben macht, welche von den nen würden die Gemeinden die Schüler Kantonen umgesetzt und finanziert wer- t ransportkosten ebenfalls vollständig den müssen. Diese Haltung der Kantone finanzieren, erscheint zwar als Argu ist nachvollziehbar und richtig. Aller ment zur Belastung der Gemeinden ver- dings ist es weniger verständlich, wenn lockend, ist aber ebenso falsch, wie die die Kantone trotz ihrer diesbezüglichen übrige Argumentation. Erfahrungen gegenüber den Gemeinden das Gleiche tun. Die kommunalen Haus halte sind permanent unter Druck, es ist GRUNDSÄTZE DER AUFGABEN ein offenes Geheimnis, dass die finanz- TEILUNG politischen Handlungsspielräume der Gemeinden in den letzten Jahren immer Um die obenstehenden Argumente des kleiner geworden sind. Deshalb ist es für Kantons zu widerlegen, braucht es eine die Gemeinden unerträglich, wenn der ganz allgemeine Betrachtung der Auf Kanton den Gemeinden Aufgaben oder gabenteilungsgrundsätze. Anders als in eine neue Finanzierungsverantwortung anderen Staaten erheben in der Schweiz übertragen will, einzig um seinen eige- alle drei staatlichen Ebenen Steuern. nen Haushalt zu entlasten. Die Gemein Grundsätzlich soll jede Ebene ihren den sind näher an der Bevölkerung und Aufwand selber finanzieren, diesen an den Stimmberechtigten. Diese reagie- 21
VBG-Info 2/2017 ren sehr schnell, wenn der kommunale politischen und kulturellen Befindl ich Haushalt aus dem Ruder zu laufen keit und der geschichtlichen Entwick droht. Zudem sind die gesetzlich gere- lung. So unterscheiden sich die Auf gelten aufsichtsrechtlichen Mechanis gabenteilungen zwischen Kanton und men sehr streng, was das kommunale Gemeinde in erheblichem Ausmass, Haushaltsgleichgewicht anbelangt. Aus wenn wir die romanische und die deut- diesen Gründen sind die kommunalen sche Schweiz vergleichen. Diesem Um Haushalte nicht in Schieflage. Ursache stand gehorchend wurde im Rahmen dieses Befundes ist eine strenge Aus des ersten Aufgabenteilungsp rojekts gabendisziplin und ein Verzicht auf die (FILAG 2002) bald einmal vereinbart, Erfüllung vieler Wünsche, die von der die bestehende Aufgaben- und Finan kommunalen Politik artikuliert werden. zierungsv erantwortung gegenseitig zu Deshalb kann es nicht sein, dass der akzeptieren und Lastenverschiebungen Kanton unter Berufung auf die grund- zwischen Kanton und Gemeinden ge sätzlich gesunden kommunalen Finan genseitig auszugleichen. Immer wieder zen einfach in deren Kassen greifen will, wurde in diesem Zusammenhang vom um sich vor einer Erhöhung der eigenen «Gleichgewicht des Schreckens» gespro Steueranlage zu schützen. chen, das bei Aufgabenteilungsprojekten zu erhalten sei. Dies führte im Rahmen des ersten Aufgabenteilungsprojekts mit VOM «GLEICHGEWICHT DES FILAG 2002 zu einer Steuerbelastungs SCHRECKENS» verschiebung. Den Gem eind en wurde angesichts der erheblichen Entlastungen Die Aufgabenteilung und auch die (v.a. Kantonalis ier ung der Spitalv ers or Fin anz ierungsverantwortung folgen gung und der Sekundarstufe II) Steuer gew issen Grundsätzen (Subsidiarität, substrat im Umfang von 7,6 Steuer fiskalische Aequivalenz, Verantwortlich zehnteln entzogen und hin zum Kanton keit der Behörden gegenüber ihren verschoben. Stimmb er echt igt en). Die Aufg aben teilung ist aber keine exakte Wissen Mit FILAG 2012 wurde ein neues Instru schaft, sondern auch ein Spiegel der ment eingefügt, damit Lastenv ers chie 22
VBG-Info 2/2017 bungen zwischen Kanton und Gemein einstellt, wie es vor der Jahrtausend den jederzeit erfasst, saldiert und ausge- wende der Fall war. glichen werden konnten: Mit dem Lastenverteiler «Neue Aufgabenteilung» (Art. 29b FILAG) wurde gew ährl eistet, NUR EINE GESAMTSICHT IST dass nicht eine Ebene zulasten der ande- ZIELFÜHREND ren mit neuen Lasten bedacht wurde, ohne die entsprechenden finanziellen Kantonale Akteure fokussieren bei der Mittel ebenfalls auszugleichen. Dieses Argumentation vor allem auf kantonale Instrument hat sich bis heute bewährt Befindlichkeiten, kommunale Akteure und hat namentlich zu einem – mehr auf die Gemeinde. Dies mag aus recht- oder weniger – harmonischen Umgang licher und politischer Warte richtig sein. von Kanton und Gem eind en geführt. Aus der Sicht der Bevölkerung ist diese Der Saldo belauft sich heute auf unge- Unterscheidung nicht so wichtig: Die fähr CHF 200 Mio. zugunsten des Kan Aufgabenerfüllung wird von diesen als tons, die den Gemeinden jedes Jahr im «staatlich» wahrgenommen. Ob ein Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahlen in Polizist, eine Lehrerin oder ein Werkhof Rechnung gestellt werden. Es mutet des- mita rbeiter kantonal oder kommunal halb umso befremdlicher an, wenn der angestellt und entschädigt sind, er Kanton den Gemeinden im Rahmen des scheint den meisten Leuten unerheblich. Entl ast ungsp akets neue Aufgaben auf- Gleiches gilt für die Steuerr echn ung: bürden will, ohne dass entsprechend die Viele Betroffene wissen nicht genau, finanzielle Belastung unter Anwendung wem die Steuern geschuldet sind. Daran von Art. 29b FILAG ausgeglichen wer- müssen wir uns bei Entlastungs- und den soll. Da wirkt der Verweis, in ande- Sparpaketen immer orientieren: Diese ren Kantonen liege die Finanzierungs wiederkehrenden Aktivitäten erfolgen, verantwortung für die Schülertransporte um entweder die Steuern nicht erhöhen (oder auch für die Brückenangebote) bei zu müssen oder senken zu können. Eine den Gemeinden, eher etwas zynisch. Es Möglichkeit zur Erreichung dieses Ziels bleibt zu hoffen, dass sich nicht ein besteht in der Reduktion der Ausgaben, neues Ungleichgewicht des Schreckens sei es durch günstigere Produktion oder 23
VBG-Info 2/2017 durch Einschränkung bei der Aufgaben Kosten der Lastenverteiler – zum Teil erfüllung. Wie man es politisch auch mit massiv – gestiegen sind. Die Gemeinden solchen Aktivitäten hält, eines ist gewiss: haben diese Mehraufwendungen stets Die Überwälzung von Kosten vom Kan mitgetragen und haben sich den dahin- ton zu den Gemeinden ist nicht zielfüh- ter stehenden politischen Entscheiden rend, namentlich wenn die Gemeinden unterworfen. Dies eben in Akzeptanz die Aufgabenerfüllung nicht massge- der vorerwähnten Spielregeln der blich beeinflussen können, da damit Aufgabenteilung nach FILAG. Wenn keine effektive Einsparung verbunden nun die Kosten gewisser Lastenverteiler ist. Schülertransporte gründen auf dem für einmal gesenkt werden sollen, müs- verfassungsrechtlichen Anspruch auf sen die Gemeinden entsprechend auch unentgeltliche Volksschulbildung. Und entlastet werden. Diese Entlastung ver- bei den Brückenangeboten möchte der hindert der Kanton, indem er die Kanton wohl nicht, dass die Gemeinden erwähnten Kostenverschiebungen hin entscheiden, gänzlich auf solche zu ver- zu den Gemeinden verordnen will. zichten. Und wenn der Kanton den Gemeinden die Porti für den Versand der Wahlwerbeunterlagen nicht mehr KONSEQUENTE ANWENDUNG vergüten will, ist das zwar im Verhältnis DER PARTNERSCHAFTLICH zum Gesamtumsatz des Staates ein ENTWICKELTEN GRUNDSÄTZE lächerlicher Betrag, aber führt trotz allem – wie bei allen vorerwähnten Bei Der Kanton Bern tut gut daran, sich kon- spielen – nicht zu einer Verminderung sequent an den partnerschaftlich entwi- der gesamtstaatlichen Aufgaben bezie- ckelten Grundsätzen zu orientieren. hungsweise Lasten. Bisher hat der Kanton in aller Regel von diesen Grundsätzen profitiert und den Gemeinden jede noch so kleine Lasten KOSTEN DER LASTENVERTEILER verschiebung angerechnet. Der VBG ist immer dazu gestanden und hat Ford e Schliesslich ist noch darauf hinzuwei- rungen seiner Mitglieder stets mit sen, dass in den vergangenen Jahren die Hinweis auf diese Grundsätze abge- 24
VBG-Info 2/2017 lehnt. Es bleibt zu hoffen, der Kanton ten auch immer – auch weiterhin an komme zur Besinnung und halte sich – diese Spielregeln. bei welchen Entlastungs- oder Spar pake- Beratung und Support für Politik und Verwaltung Organisationsberatung, Personalselektion, Klausurtagungen, Nachhaltige Entwicklung, Projektmanagement Schmitteplatz 6, Postfach, 3076 Worb, Telefon 031 832 44 32 info@mandatum.ch, www.mandatum.ch Inserat_Mandatum_SW.indd 1 25 21.12.15 09:42
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