Der Herzinfarkt als Psychotrauma: ein unterschätztes klinisches Phänomen
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Der Herzinfarkt als Psychotrauma: ein unterschätztes klinisches Phänomen Roland von Känel Kompetenzbereich für Psychosomatische Medizin Universitätsklinik für Allgemeine Innere Medizin Inselspital Bern Dienstagmittag-Fortbildung Psychosomatik Basel Universitätsspital Basel 18. Februar 2014
Charlie Daniels Band «Still in Saigon» 1982, written by Dan Daley No place to run to where I did not feel that war. When I got home I stayed alone and checked behind each door. Still in Saigon Still in Saigon I am Still in Saigon in my mind! The ground at home was covered with snow. And I was covered in sweat. My younger brother calls me a killer and my daddy calls me a vet. Everybody says that I'm someone else that I'm sick and there's no cure. Damned if I know who I am. There was only one place I was sure When I was … I am still in Saigon in my mind! 'Got on a plane in Frisco and got off in Vietnam… Every summer when it rains, I smell the jungle, I hear I walked into a different world, the past forever the planes. gone. I can't tell no one I feel ashamed. Afraid someday I'll go I could have gone to Canada or I could have stayed insane. in school. But I was brought up differently. I couldn't break the That's been ten long years ago and time has gone on rules. by. But now and then I catch myself Thirteen months and fifteen days, the last ones were Eyes searchin' through the sky. the worst. All the sounds of long ago will be forever in my head. One minute I kneel down and pray Mingled with the wounded's cries and the silence of the And the next I stand and curse. dead…
Prospektive Studien bei initial anderweitig gesunden männlichen US Kriegsveteranen Vietnamveteranen (n=7,924) PTBS assoziiert mit adjustierter Gesamtmortalität (HR 2.2) und kardiovaskulärer Mortalität (HR 1.9) n. 30 J Follow-up. Veterans Affairs Normative Aging Study (n=1,002) 1 SD erhöhte PTBS Symptomatik assoziert (adjustiert) mit 26% erhöhtem RR für nicht-fatalen MI plus fatale KHK und 21% erhöhtem RR für kombinierten KHK Endpunkt (nicht- fataler MI, fatale KHK, AP) n. 15 J Follow-up. Boscarino, Ann Epidemiol 2006; Kubzansky et al, Arch Gen Psychiatry, 2007
Meta-Analyse: PTBS als Risikofaktor für das erstmalige Auftreten einer KHK >400’000 Individuen, 4 Veteranenpopulationen, Follow-up 3-15 Jahre 5 Studien kontrollierten auch für Depression: HR = 1.27 (95% CI 1.08-1.49) Edmondson et al, Am Heart J 2013
Charakteristika eines Psychotraumas Ein Erlebnis kann traumatisierend sein, wenn es: ausserhalb der üblichen menschlichen Erfahrung liegt. die Bewältigungsmechanismen auf der seelischen und biologischen Ebene übersteigt das Leben od. die körperliche Unversehrtheit bedroht. den betroffenen Menschen in extreme Hilflosigkeit und Angst versetzt Todesangst
DSM-IV Kriterien, APA 1994 Definition Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) Definitionskriterien (Symptomatik hält für mind. 1 Monat nach dem traumatischen Ereignis an) A: Trauma B: Wiedererleben C: Vermeidungsverhalten / emotionale Abflachung D: Hyperarousal Subsyndromale PTBS = A + B + entweder C od. D erfüllt Funktionelle Einschränkung in wichtigen Lebensbereichen ist klinisch bedeutsam
Was hat mit DSM-5 geändert (seit Mai 2013)? Die PTBS wird im DSM-5 nicht mehr im Kapitel der Angststörungen aufgeführt sondern gemeinsam mit der Akuten Belastungsstörung und den Anpassungsstörungen in einem neuen Kapitel: Trauma- and Stressor-Related Disorders. Das Kriterium A2 (subjektive Reaktion auf das Ereignis) wurde gestrichen: «Die Reaktion der Person umfasste intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen.» Wiedererleben Items teilw. umformuliert Vermeidungsverhalten und emotionale Abflachung wurden in separate Symptomcluster aufgeteilt Hyperarousal nun mit 6 Symptomen: Selbstschädigendes Verhalten! Spezifizieren: mit od. ohne dissoziative Symptome Separate PTBS Kategorie für Kinder ≤6 Jahre
Einteilung von Psychotraumata “Man-Made”: Gewalttaten durch andere Menschen (z.B. Folter, Vergewaltigung, Kriegshandlungen, Unfälle) “Non-Man-Made”: Naturkatastrophen (z.B. Tsunami, Hurrikan, Lawinenniedergang) “Disease-Made”: Körperliche Krankheiten (z.B. Mitteilung einer Diagnose, Erleben von therapeutischen Prozeduren, Überleben einer Krankheit)
Gefährdete Patientengruppen für PTBS Maligne Tumore („Sie haben Krebs“) HIV+ Verbrennungsopfer Polytrauma M. Crohn Hirnschlag Herzinfarkt Herz-OP (ACB, Klappenersatz) ICD-Implantation Tedstone & Tarrier, Clin Psychol Rev 2003 Spindler & Pedersen, Psychosom Med 2005 Herztransplantation Gander & von Känel, 2006 Cámara et al, Frotline Gastroenterol 2011 von Känel et al, J Affect Disord 2011 Überlebter plötzlicher Herzstillstand Edmondson et al, PLoS One 2012 & 2013
A1: Der Herzinfarkt ist ein traumatisch erlebtes Ereignis, das eine Bedrohung an Leib und Leben mit möglicher Todesfolge beinhaltet. A2: Patienten erleben sich dem Ereignis „Herzinfarkt“ gegenüber in der Regel hilflos ausgeliefert und „ohnmächtig“. Sie fürchten intensiv um ihr Leben (im DSM-5 nicht mehr nötig!) Whitehead et al, Am J Cardiol 2005; von Känel et al, BMC Psychiatry 2011
Die Patientin erinnert sich immer wieder, wie der Infarkt „aus heiterem Himmel“ eintrat, als sie am Tisch sass, und wie sie auf den Notfall gebracht wurde. Sie kriegt Herzklopfen, wenn sie eine Ambulanz hört und verlässt das Wohnzimmer, wenn am Fernsehen über Herzkrankheiten gesprochen wird.
Die Patientin will mit den Angehörigen nicht über den Infarkt und den Spitalaufenthalt sprechen. Sie kommt nur unwillig in die ambulante kardiale Rehabilitation. Sie nimmt die kardialen Medikamente unregelmässig ein, weil diese sie an den Infarkt erinnern. Der Infarktpatient distanziert sich von seinem Umfeld.
Der Patient reagiert gereizt und kann nicht mehr gut schlafen. Er ist mit der Wahrnehmung auf den Thorax und die dortigen Empfindungen fixiert; er interpretiert diese „katastrophisierend“ als Zeichen für einen erneuten Infarkt.
4 Screening-Fragen für PTBS Haben Sie Ihren Herzinfarkt so schlimm erlebt, dass Sie im letzten Monat: 1) Albträume davon hatten oder daran denken mussten, obwohl Sie nicht wollten? 2) Situationen vermieden haben, die Sie an den Herzinfarkt erinnerten? 3) Dauernd in erhöhter Alarmbereitschaft oder schreckhaft waren? 4) Sich von Mitmenschen entfremdet haben oder weniger Gefühle empfinden konnten? 3x „Ja“: Sensitivität = 78%, Spezifität = 87% Prins et al. The Primary Care PTSD Screen. Primary Care Psychiatry 2004
Selbst-Rating Instrumente / Fragebogen für posttraumatischen Stress Impact of Event Scale Revised (IES-R) Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) Schweregrad der PTSD Symptomatik (z.B. 0-51 für PDS) “Case definitions” gemäss Schwellenwerten (z.B. ≥15 od. ≥18 für PDS) Weiss & Marmar, Guilford Press, 1997 Foa et al, Psychol Assess 1997
Typische Items (PDS) Wiedererleben: “Hatten Sie belastende Gedanken oder Erinnerungen an den Herzinfarkt, die ungewollt auftraten und Ihnen durch den Kopf gingen, obwohl Sie nicht daran denken wollten?“ Vermeidung: “Haben Sie sich bemüht, nicht an den Herzinfarkt zu denken, nicht darüber zu reden oder damit verbundene Gefühle zu unterdrücken?“ 0 = überhaupt nicht oder nur einmal im letzten Monat 1 = einmal pro Woche oder seltener / manchmal 2 = 2 bis 4 mal pro Woche / die Hälfte der Zeit 3 = 5 mal oder öfter pro Woche / fast immer Foa et al, Psychol Assess 1997; McCarthy S, Occup Med 2008
Symptome des Wiedererlebens (PDS Item Scores: 0-3, n=297, 1-12 Monate nach Infarkt) Intrusive Gedanken und Erinnerungen an den Infarkt (0.82±0.88) Emotional belastet gefühlt, wenn an den Infarkt erinnert (0.75±0.87) Durchleben des Infarkts (0.44±0.71) Körperliche Reaktionen, wenn an den Infarkt erinnert (0.41±0.76) Albträume über den Infarkt (0.29±0.66) von Känel et al, J Cardiol 2011
Klinische PTSD Diagnostik (DSM-IV) “Gold Standard” Strukturiertes klinisches Interview; z.B. Clinician Administered PTSD Scale (CAPS) Benötigt 20 - 45 min Quantifiziert die Häufigkeit und Intensität der 17 Symptome für PTSD nach DSM-IV Schweregrad einer PTSD durch Aufaddieren der Symptomscores Blake et al, J Trauma Stress, 1995; Schnyder & Moergeli, J Trauma Stress 2002
Wie häufig entwickelt sich eine PTBS nach Herzinfarkt? Systematische Literaturübersicht Zeitraum: 1980 – Mai 2005 PTBS Symptomatik nach DSM-IV Kriterien erhoben Interview bzw. Fragebogen (cut-off) 13 Studien Total 827 Patienten nach Infarkt Gewichtete Prävalenz für PTBS = 14.7% (range 0-25%) Gander & von Känel, Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 2006
Einschluss von 951 konsekutiven Patienten der Kardiologie am Universitätsspital Bern über 18 Monate Einschlusskriterien: Akuter Herzinfarkt, PTCA, genügend Deutschkenntnisse, max. 1 ½ h Anfahrt Screening Fragebogen (Posttraumatic Diagnostic Scale, PDS) frühestens 30 Tage nach Infarkt ausgesandt → Rücklauf 45% Alter 61 ± 10 Jahre, 83% Männer 20% ≥15 Punkte auf der PDS = Cut-off für CAPS Interview. 3.6% syndromale PTBS & 6.6% subsyndromale PTBS 10.2% der erreichten Patienten mit klinisch relevanter PTBS Guler et al, Clin Cardiol 2009
Meta-Analyse: Prävalenz klinisch signifikanter Symptome einer PTSD getriggert durch ein akutes Koronarsyndrom Alle Studien (n=24): 12 % (95% CI 9-16) Fragebogen (n=16): 16% (95% CI 13-20) Interview (n=8): 4% (95% CI 3-5) Edmondson et al, PLoS One 2012
Verlauf von selbstgeratetem posttraumatischem Stress nach akutem Koronarsyndrom 24% von 102 Patienten mit PTBS 4-6 Wochen nach MI. 14% hatten PTBS 9 Monate nach MI. 19% von 274 Patienten mit PTBS 2 Monate nach MI. 10% hatten PTBS 36 Monate nach MI. 12% von 213 Patienten mit PTBS 12 Monate nach AKS (MI/instabile AP). 13% von 179 erreichbaren Patienten hatten PTBS 36 Monate nach AKS. Natürlicher Verlauf von klinisch relevanten PTSD Symptomen ist eindrücklich persisitierend Pedersen et al, Scand J Psychol 2004; Hari et al, J Psychosom Res 2010; Wikman et al, Psychosom Med 2008
Verlauf der PTBS nach Herzinfarkt 40 Patienten mit (sub)syndromaler PTBS nach einem mittleren Follow-up von 26±6 Monaten (12-36 Monate) erneut eingeladen. 24 Patienten willigten für CAPS Interview ein. Längerer Follow-up assoziiert mit Abnahme im Vermeidungsverhalten (r2=.20, p=.029) und Wiedererleben (r2=.15, p
Personality - Type D personality - Neuroticism Aspects related to the cardiac event - Low agreeableness - Subjective perception of the cardiac event - Non-repressive coping style - Subjective reaction to the cardiac event - Alexithymia Comorbidity - Dissociative Symptoms Prior History - Acute stress disorder - Prior MI - Depression - Prior cardiac hospitalization - Anxiety - Recurrence of cardiac symptoms - Recurrent medical intervention PTSD - Somatic complaints (incl. pain) - Previous traumatization, PTSD - Life events Sociodemographic factors Lack of social support - Younger age - Ethnic origin von Känel R & Gander ML. Posttraumatic Stress Disorder: Emerging Risk Factor and Mechanisms. In: Paul Hjemdahl, Annika Rosengren, Andrew Steptoe (Eds.): Stress and Cardiovascular Disease. Springer: London, U.K., 2012.
Signifikante Korrelate von posttraumatischem Stress (p‘s ≤.010) r=-.19 r=.56 r=.64 r=.31 Keine signifikante Beziehung mit LVEF, CK, Troponin-T
PTBS Symptome: ein Risikofaktor für kardiovaskulär-bedingte Rehospitalisationen bei 297 Patienten mit Myokardinfarkt? 43 Patienten (14.5%) hatten Rehospitalisation w. mittlerem Follow-up von 2.8 J (range 1.3-3.8): - 10 (3.4%) Zweitinfarkte - 13 (4.4%) nicht-elektive Stents - 11 (3.7%) elektive Stents - 4 (1.3%) aortokoronare Bypassoperationen - 1 (0.3%) Schrittmacher-Implantation - 1 (0.3%) kardiale Arhythmie - 3 (1.0%) zerebrovaskuläre Ereignisse Keine Rehospitalisationen wegen Herzstillstand, hypertensiver Krise und Herzinsuffizienz von Känel, Hari R, Schmid JP, Wiedemar L, Guler E, Barth J, Saner H, Schnyder U, Begré S. J Cardiol 2011
Alle Modelle sind für Geschlecht und Alter kontrolliert von Känel et al, J Cardiol 2011
PTBS Fälle und kardiovaskulär-bedingte Rehospitalisationen (n=297, 43 Ereignisse) n=252 n=45 Kontrolliert für Alter, Geschlecht und Hypertonie
Meta-Analyse: PTBS und schlechter klinischer Verlauf nach akutem Koronarsyndrom Total 609 Patienten, FUP 1-3 Jahre; 2-fach erhöhtes relatives Risiko Edmondson et al, PLoS One 2012
Warum sollte die PTBS „kardiotoxisch“ sein? PTBS zeigt Assoziationen mit: ungünstigem Gesundheitsverhalten Schlafstörungen etablierten kardiovaskulären Risikofaktoren psychosozialen Risikofaktoren verminderte Compliance mit kardialer Therapie pathophysiologischen Veränderungen Gander & von Känel, Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 2006; Edmondson & Cohen, Prog Cardiovasc Dis 2013
Dysregulationen in der HPA-Achse und dem ANS: Hypokortisolismus → reduzierte Unterdrückung entzündlicher Aktivität. Sympathische Hyperaktivität → vermehrte Produktion proinflammatorischer Zytokine und Gerinnungsaktivierung Entzug vagaler Aktivität → verminderte Hemmung der Produktion proinflammatorischer Zytokine. Zusammenhang mit Schweregrad der PTBS Symptomatik: (Messung verschiedener Biomarker im Plasma) Verstärkte Entzündungsaktivität: ↑TNF-α, ↑IL-1β, ↓IL-4 Aktivierte Blutgerinnung: ↑FVIII:C, ↑Fibrinogen Endotheliale Dysfunktion: ↑VWF, ↑löslicher Tissue Factor Gander & von Känel, Eur J Cardiovasc Prev Rehabil 2006 von Känel et al, Psychosom Med 2006, J Psychiatry Res 2007, Psychiatry Res 2008
Biomarker (Plasma) bei 44 post-MI Patienten mit und ohne Infarkt-verursachte DSM-IV PTBS von Känel et al, J Affect Disord 2010
Cortisol bei post-MI Patienten Sample: 15 post-MI Patienten mit PTBS und 29 post-MI Patienten ohne PTBS Methode: CAPS Interview Hospital Anxiety and Depression Scale HPLC (High performance liquid chromatography) für totales Cortisol Resultate: Sig. Hypokortisolismus bei PTBS, wenn für Depressivität kontrolliert wird. Positive Korrelation zw. Depressivität und Cortisol, wenn für PTBS kontrolliert wird (r=.36, p=.019) von Känel et al, J Affect Disord 2010
Interleukin-6 bei post-MI Patienten Sample: 15 post-MI Patienten mit PTBS und 29 post-MI Patienten ohne PTBS Methode: CAPS Interview Hospital Anxiety and Depression Scale Hochsensitives IL-6 bestimmt mittels Durchflusszytometrie (multi beads) Resultate: Sig. höhere IL-6 Spiegel bei PTBS (Kontrolliert für Depressivität und Rauchen) von Känel et al, Neuroimmunomodulation 2010
Psychotherapie (Allgemein bei PTBS) - Beratungsgespräche (Edukation) - kognitive Verhaltenstherapie (KVT) - interpersonelle Psychotherapie (IPT) - Trauma-fokussierte Therapien Yehuda, N Engl J Med 2002 Psychopharmakologie (nach Herzinfarkt) - Sertralin 50-200 mg/d für 24 Wochen Glassman et al, JAMA 2002 - Citalopram 20-40 mg/d für 12 Wochen Lesperance et al, JAMA 2007
Traumatherapie nach Herzinfarkt PTBS Screening bei 65 Patienten 6-9 Monate nach Infarkt; 14 (22%) hatten eine PTBS gemäss cut-off auf der IES 6 Patienten willigten in trauma-fokussierte KVT + Edukation ein; 8 Patienten erhielten nur Edukation (d.h. willigten nicht in KVT ein) 4-5 Sitzungen manualisierte KVT: Prinzipien der Traumatherapie n. Foa: Abbreviated relaxation / exposure / cognitive-reprocessing approach Outcome nach 6 Monaten: PTSD Symptome, kardiovaskuläre Risikofaktoren, Compliance für Medikamenteneinnahme Cotter et al, Psychosomatics 2006
Resultate “sprechen” für trauma-fokussierte KVT KVT + Edukation vs. alleinige Edukation ↓ Posttraumatischer Stress (PDS) ↓ Hoher Blutdruck (%) ↓ Rauchen (%) ↓ LDL-Cholesterinspiegel ↑ Aspirinadhärenz in beiden Gruppen Cotter et al, Psychosomatics 2006
«Psychokardiologische» Behandlung von posttraumatischem Stress – wann indiziert? Schweregrad der PTBS Symptomatik Ausmass der Einschränkungen im Alltag Psychiatrische und psychosoziale Komorbidität Verfügbarkeit eines “Psychokardiologen” im kardiologischen Setting (kardiale Rehabilitation) Braucht therapeutische Fertigkeiten und Erfahrung mit den spezifischen psychologischen Bedürfnissen traumatisierter Herzpatienten Cave: Vermeidung von Retraumatisierungen!
Notfallpsychologie: Frühintervention nach Herzinfarkt zur Vermeidung einer PTBS? Dramatik vermeiden (Spitaleinweisung, Aussagen von Medizinalpersonen) Sicheren Ort vermitteln, weiteren Stress und Ängste reduzieren, körperliche Bedürfnisse berücksichtigen (Schmerz!), informieren, soziale Unterstützung rekrutieren. Betonen der Rückkehr zur Normalität: Patient zeigt eine normale psychologische Reaktion auf eine abnorme Situation. Kein erzwungenes psychologisches Debriefing des traumatisierten Herzpatienten Pharmakotherapie: Betablocker, Cortisol, Opioide sind alle experimentell; Benzodiazepine vermeiden Zohar et al, CNS Spectr 2009; Rose et al, Cochrane Database Syst Rev 2002
Acknowledgements The MI-SPRINT study is funded by the Swiss National Science Foundation (project number 140960, principal investigator: RvK). Trial registration Additional financial support comes from the Teaching and ClinicalTrials.gov: NCT01781247 Research Directorate, Bern University Hospital, Switzerland.
Zusammenfassung Studienprotokoll (SNF Website) Aim of the study: The overarching aim of the planned randomized controlled trial is to test whether a single counseling session of 45 minutes delivered at bedside within 48 hours after myocardial infarction in patients at a high risk to develop PTSD reduces the development of posttraumatic stress. Study design: High-risk patients are defined as those scoring on a numeric rating scale (range 0-10) with at least 5 for chest pain plus at least 5 for fear of dying and/or helplessness. All counseling sessions will take place on the coronary care unit of a university hospital. The verum intervention targets traumatic reactions triggered by acute myocardial infarction, whereas the control intervention targets the broader role of psychological stress in cardiovascular disease. A complementary information booklet about stress and how to deal with stress also will be handed out to all patients. The project will run for a period of 36 months, whereby 426 patients aged 18 and older will be enrolled. Study hyotheses: Our primary hypothesis is that interviewer-rated posttraumatic stress levels at the 3-month follow-up (primary outcome) will be significantly lower in the intervention group than in the control group, and that this effect will last up to 12 months after the intervention. Our secondary hypothesis is that the intervention group will show better psychosocial functioning, and a more favourable cardiometabolic biomarker profile (i.e. metabolic factors, biomarkers of endothelial dysfunction, inflammation and coagulation) (all secondary outcomes) than the control group.
Erste Resultate von 50 Patienten bei Eintritt, wovon 30 mit 3-Monats Follow-up (CAPS Interview) Patienten, die mit der Ambulanz eingewiesen werden, zeigen eine erhöhte Leukozytenzahl («Stress-Leukozytose») Depressive Symptome positiv assoziiert mit VWF:Ag Spiegeln Verminderte HRV assoziiert mit höheren Glukose- und Triglyzeridspiegeln Erhöhte D-dimer Werte bei Eintritt assoziiert mit höheren CAPS scores. Mehr psychologischer Distress bei Eintritt assoziiert mit höheren CAPS scores. Mehr wahrgenommene soziale Unterstützung bei Eintritt assoziiert mit tieferen CAPS scores. Abstracts accepted for the 72nd Annual Scientific Meeting of the American Psychosomatic Society, San Francisco CA, March 12-15, 2014 / First authors: PhD students Rebecca Meister & Mary Princip
Die durch Herzinfarkt getriggerte PTBS: ist klinisch von Bedeutung → in ca. 10-15% d. F. findet sich eine PTBS; Screening im klinischen Kontext scheint angebracht steht überwiegend mit dem subjektiven Erleben des Infarkts im Zusammenhang → objektive kardiale Parameter bisher ohne prädiktiven Wert hat womöglich eine prognostische Bedeutung → verminderte Compliance, Life Style, Psychobiologie bedarf therapeutischer (präventiver?) Interventionen → störungsspezifische Traumatherapie und/oder SSRI? von Känel R & Gander ML. Posttraumatic Stress Disorder: Emerging Risk Factor and Mechanisms. In: Paul Hjemdahl, Annika Rosengren, Andrew Steptoe (Eds.): Stress and Cardiovascular Disease. Springer: London, U.K., 2012
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