#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM

 
WEITER LESEN
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
#3
                                       MÄRZ 2020

MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE
An der Schwelle zur Anwendung
in Patientenversorgung und Forschung
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Grußwort

                                                                                                      Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
                                                                                                      sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

                                                                                                      es ist uns eine große Freude, das diesjährige Symposium des MIRACUM-Konsor-
                                                                                                      tiums in Freiburg zu begrüßen. Die Digitalisierung der Medizin haben wir uns am

 NEUE THERAPIEN SCHNELLER
                                                                                                      Universitätsklinikum Freiburg auf die Fahnen geschrieben. Moderne, papierlose

                                                                                                                                                                                                                                Foto: UK Freiburg/Britt Schilling
                                                                                                      Prozesse in Behandlung und Verwaltung, der Einsatz künstlicher Intelligenz in der
                                                                                                      Bildauswertung und die neu gegründeten Institute für Bioinformatik und System-

 AUF DEN MARKT BRINGEN
                                                                                                      medizin sowie für Digitalisierung in der Medizin sind Kernelemente unserer digita-
                                                                                                      len Agenda. Auch die methodischen und technischen Kompetenzen des Institutes
                                                                                                      für Medizinische Biometrie und Statistik und des Klinikrechenzentrums sind von
                                                                                                      großer Bedeutung für den Aufbau einer starken IT Forschungsinfrastruktur. Doch
                                                                                                      wir sind auch der festen Überzeugung, dass die Digitalisierung in der Medizin ihren
  Wissenschaftliche Kollaboration                                                                     vollen Nutzen nur standortübergreifend entfalten kann. Das MIRACUM-Konsor-
                                                                                                                                                                                            Prof. Dr. Frederik Wenz
                                                                                                      tium mit seinen zehn Universitätskliniken, zwei Hochschulen und einem Indust-
  Verbessertes Studiendesign
                                                                                                                                                                                            Ärztlicher Direktor des
                                                                                                      riepartner stellt eindrucksvoll unter Beweis: Die enge Kooperation an vielfältigen    Universitätsklinikums Freiburg
                                                                                                      Schnittstellen trägt zu innovativen Lösungen in der Diagnose und Behandlung von

  Beschleunigte Rekrutierung                                                                          Krankheiten bei und erzeugt einen echten Mehrwert für das Gesundheitssystem.
                                                                                                         Eine zentrale Bedeutung kommt dabei den Datenintegrationszentren zu, die im

  Optimierte Industrie-geförderte Studien
                                                                                                      Rahmen der nationalen Medizininformatik-Initiative aufgebaut werden. Sie schaffen
                                                                                                      aus den derzeit sehr unterschiedlichen Dateninseln aus Krankenversorgung und
                                                                                                      Forschung einheitlich strukturierte Daten und Prozesse. Denn erst wenn intelligente
                                                                                                      Software-Lösungen auf Daten aller beteiligten Einrichtungen zugreifen können,

                                                                                                                                                                                                                                Foto:UK Freiburg/Britt Schilling
                                                                                                      lassen sich passgenaue Diagnosen und Therapieoptionen finden. Das innovative
                                                                                                      Projekt des bundesweiten digitalen Harnstein-Registers RECUR unter Freiburger
                                                                                                      Leitung setzt auf den MIRACUM-Strukturen auf und belegt, wie sich der so wertvolle
              “Wir haben einige Systeme untersucht, um klinische                                      Datenschatz an den Kliniken für Forschung und Behandlung heben lässt.

             Studien wirklichkeitsnaher zu planen und eine bessere
                                                                                                         Dank des pragmatischen IT-Ansatzes des MIRACUM-Konsortiums blicken wir be-
                                                                                                      reits zwei Jahre nach dem Start auf erste vielversprechende Ergebnisse. In diesem
               Zusammenarbeit mit der Industrie zu ermöglichen.                                       Journal / auf diesem Symposium finden Sie hochaktuelle Anwendungsfälle aus
                                                                                                      den Bereichen klinische Studien, Machine Learning und molekulare Methoden.
                                                                                                                                                                                            Prof. Dr. Norbert Südkamp

               Wir kamen zu dem Schluss dass TriNetX die beste
                                                                                                                                                                                            Dekan der Medizinischen
                                                                                                      Frisch gestartet sind außerdem die konsortien-übergreifenden Use Cases CORD           Fakultät der Universität Freiburg

                   Lösung für unsere Anforderungen bietet.”                                           zu seltenen Erkrankungen und POLAR zu Polypharmazie und Arzneimittelwechsel-
                                                                                                      wirkungen, an denen der Standort Freiburg zu unserer großen Freude maßgeblich
                                                                                                      mitwirkt.

                      - Hans-Ulrich Prokosch, Chief Information Officer                                 In diesem Sinne wünschen wir allen Beteiligten weiterhin gutes Gelingen.

                                 Universitätsklinikum Erlangen

                                                                                                      Prof. Dr. Frederik Wenz                    Prof. Dr. Norbert Südkamp

   Für weitere Informationen besuchen Sie www.trinetx.com oder kontaktieren Sie Rico Resing,
Sales Director, telefonisch auf der +49 (0)761 7699 2833, oder per E-Mail: rico.resing@trinetx.com.
                                                                                                                                                                                                                             miracum3                                      3
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Grußwort                                                                                                                                                                                                                                                                                    Grußwort

                                                          Sehr geehrte Damen und Herren,                                                          Sehr geehrte Damen und Herren,

                                                          die Digitalisierung des Gesundheitssystems ist eine große Chance für Patientinnen       am Anfang der Debatte über datengetriebene Gesundheitsforschung, -innovation
                                                          und Patienten, medizinisches Fachpersonal und die Wissenschaft und gleichzeitig         und -versorgung steht die grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem, was Daten
                                                          eine gesellschaftliche Herausforderung. Alle an einer digitalen Gesundheitsversor-      ausmacht. Unsere Daten – was ist das eigentlich? Gehören sie uns? Können wir
                                                          gung Beteiligten können und müssen dafür eng zusammenarbeiten. Die Aufgabe              über sie verfügen? Wie kriegen wir sie, nachdem wir sie abgegeben haben, zurück?
                                                          der Politik ist es dabei, diesen Wandel aktiv zu begleiten und Rahmenbedingungen           Ein Grundproblem von Daten ist, dass sie keine Sachen sind. Man kann sie nicht
                                                          zu setzen. Vor diesem Hintergrund werden seit 2018 vier Konsortien in der Medizin-      greifen, festhalten, wegschließen. Vielmehr kann man sie ganz einfach kopieren;
                                                          informatik-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)           tausendfach – und durch die virtuellen Weiten verstreuen.

                                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: Jan Kopetzky
                                                          gefördert. Ausgehend von Universitätskliniken werden hier neue technische und              Diese Beschaffenheit ist ein Problem für Patientinnen und Patienten im Umgang
                                                          strukturelle Lösungen entwickelt, um durch die Verknüpfung von Daten eine Ver-          mit ihren höchstpersönlichen Informationen. Sie fragen sich zurecht, welche Nach-
                                             Foto: BMBF

                                                          besserung von Patientenversorgung und medizinischer Forschung zu ermöglichen.           teile ihnen in diesem Neuland entstehen können. Ob ihr Nachbar oder Arbeitgeber,
                                                          Patientinnen und Patienten sind dabei von Anfang an involviert und ihre Daten           ihre Versicherung oder die Lokalzeitung von einer chronischen oder peinlichen
                                                          müssen bestmöglich geschützt werden.                                                    Erkrankung erfahren könnten. Wie begegnen wir dieser Skepsis?
           Prof. Dr. Veronika von Messling                                                                                                                                                                                                 Prof. Dr. med.
                                                             Ziel ist es, dass von den vier Pilotkonsortien langfristig möglichst breite Kreise      Für mich steht fest: Wo Kontrolle schwach ist, muss Vertrauen die Oberhand ge-
           Leiterin BMBF-Abteilung                                                                                                                                                                                                         Claudia Schmidtke,
           Lebenswissenschaften                           der Gesundheitsforschung und Gesundheitsversorgung in Deutschland in die Ini-           winnen. Die breite Nutzung von Gesundheitsdaten ist unerlässlich für die Forschung       Patientenbeauftragte der
                                                          tiative eingebunden werden und von ihr profitieren. Mit Erreichen der Halbzeit der      und Entwicklung der Zukunft. Wir wollen lernen, wie wir künftig mehr Menschen-           Bundesregierung.
                                                          derzeitigen Förderphase ist es somit ein großer Erfolg, dass sich alle deutschen        leben retten, Gesundheitsberufe entlasten und Forschung beschleunigen können.
                                                          Universitätskliniken der Initiative angeschlossen haben. Ich möchte diese Gelegen-      Wenn wir nicht dauerhaft ausschließlich auf Innovation aus China und den USA
                                                          heit nutzen, um dem MIRACUM-Konsortium ganz herzlich für die große Bereitschaft         angewiesen sein wollen, brauchen wir eine eigene, leistungsfähige Forschungs-
                                                          und den immensen Einsatz zu danken, mit denen parallel zur intensiven fachlichen        dateninfrastruktur.
                                                          Arbeit neue Standorte aufgenommen und integriert wurden. Derzeit werden im                 Doch muss von Anfang an klar sein, dass sie nur gemeinsam mit den Patientinnen
                                                          MIRACUM-Konsortium 10 Datenintegrationszentren aufgebaut und erste Use Cases            und Patienten entwickelt werden kann. Zu ihrem Nutzen wollen Sie diese Infra-
                                                          umgesetzt. Mit der Nationalen Dekade gegen Krebs möchte das BMBF Kräfte im              struktur einrichten. Doch von ihnen erhoffen Sie sich auch eine Beteiligung, die
                                                          Kampf gegen Tumorerkrankungen bündeln. Ich freue mich daher besonders, dass             eigenen Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen.
                                                          MIRACUM mit seinem Use Case „Von Wissen zur Aktion: Unterstützung molekularer              Wer heute immer noch denkt, dass die vorhandene Abwehrhaltung in unserem
                                                          Tumorboards“ hierzu ganz konkret beiträgt.                                              Land mit Gesetzen, Geschwindigkeit oder überzeugender Fürsprache schon zu
                                                                                                                                                  brechen sein wird, versteht den Konsens unseres Gesundheitssystems nicht. Druck
                                                          Ich bin schon sehr gespannt auf die zweite Halbzeit der Medizininformatik-Initiative    erzeugt Gegendruck. Wer über ihre Köpfe hinweg die Daten von Patienten eintrei-
                                                          und wünsche Ihnen allen dabei den bestmöglichen Erfolg!                                 ben möchte, wird am Ende keine erhalten.
                                                                                                                                                     Der Schlüssel zur datengetriebenen Forschung ist daher ein anderer, er heißt:
                                                                                                                                                  Vertrauen. Vertrauen in die informierte Einwilligung, in ihren wirksamen Widerruf,
                                                                                                                                                  in die Sicherheit der beteiligten Informations- und Speicherprozesse und in die
                                                                                                                                                  Inhalte der Forschung.
                                                                                                                                                     Vorreiterin beim Aufbau dieses Vertrauens ist die Medizininformatik-Initiative. Die
                                                                                                                                                  mühsame Erarbeitung einer patientenseitigen Einwilligung in die Datennutzung ist
                                                                                                                                                  hierbei nur ein prominentes Beispiel. Das A und O dieser Arbeit ist es, sich in die
                                                          Prof. Dr. Veronika von Messling                                                         Rolle des ermächtigten, informierten Patienten hineinzuversetzen beim gemein-
                                                                                                                                                  samen Einsatz gegen die großen Volkskrankheiten, seltenen Erkrankungen und
                                                                                                                                                  Epidemien der Zukunft.

                                                                                                                                                  Dabei wissen Sie mich an Ihrer Seite.

                                                                                                                                                  Prof. Dr. med. Claudia Schmidtke

4   miracum3                                                                                                                                                                                                                                                          miracum3                     5
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Grußwort                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Das Konsortium

                                                                MIRA-CUM-laude, MIRA-magna-CUM-laude

                                                                Es gibt keine Zweifel, dass Erfahrungen „reich“ machen. Das gilt für das Alltägliche
                                                                und in besonderer Weise für die Medizin. Hier werden Erfahrungen gesammelt und
                                                                                                                                                       KONSORTIALPARTNER             Frankfurt am Main                 Gießen                            Magdeburg                   Mannheim
                                                                Erkenntnisse gewonnen, um zukünftige Patienten besser zu behandeln.                                                  Goethe-Universität Frank-         Justus-Liebig-Universität         Otto-von-Guericke-Univer-   Medizinische Fakultät
                                                                                                                                                       Dresden
                                                                   Um Erfahrungen und Erkenntnisse zu erhalten, haben wir viele analoge Möglich-       Technische Universität        furt/Universitätsklinikum         Gießen/Universitätsklini-         sität Magdeburg/Universi-   Mannheim der Ruprecht-
                                                                keiten geschaffen. Unsere digitale Welt ermöglicht uns nun die Erhebung verläss-       Dresden/Universitätskli-      Frankfurt                         kum Gießen/Marburg                tätsklinikum Magdeburg      Karls-Universität Heidel-
                                                                                                                                                       nikum Carl Gustav Carus       Freiburg                          Technische Hochschule             Mainz                       berg/Universitätsklinikum
                                                                licher Daten. Sie sind der Erfahrungsschatz, der mit den richtigen Auswertungs-                                                                                                                                      Mannheim
                                                                                                                                                       Dresden                       Albert-Ludwigs-Universität        Mittelhessen                      Universitätsmedizin der
                                        Foto: hih / Jan Pauls   möglichkeiten und -methoden zum enormen Erkenntnisgewinn beiträgt. Eben                                              Freiburg/ Universitätsklini-                                        Johannes Gutenberg-Uni-     Hochschule Mannheim
                                                                                                                                                       Erlangen                                                        Greifswald
                                                                diese reliablen Daten und effizienten Analyse-Tools sind heute der Schlüssel für       Friedrich-Alexander-Uni-      kum Freiburg                      Universitätsmedizin               versität Mainz              Marburg
                                                                eine bessere Medizin.                                                                  versität (FAU) Erlangen-      Averbis GmbH                      Greifswald                                                    Philipps-Universität Mar-
                                                                                                                                                       Nürnberg/Universitätsklini-                                                                                                   burg/Universitätsklinikum
                                                                   Die Kolleginnen und Kollegen aus MIRACUM haben tatsächlich schon sehr früh
                                                                                                                                                       kum Erlangen                                                                                                                  Gießen/Marburg
                                                                damit begonnen, Daten in digitaler Form verfügbar zu machen, ein Set von Tools
                                                                anzuwenden, um zu neuen Erfahrungen und Erkenntnissen im Bereich der Medizin
           Dr. Kai Heitmann
           Director Interoperability des
                                                                zu kommen. Das war und ist noch immer herausfordernd, und dennoch sei hier
           Health Innovation Hubs des                           eine kritische Anmerkung gestattet.
           Bundesgesundheitsministeriums,                          Leider haben wir es hierzulande in den vergangenen 15 Jahren nicht geschafft,
           sitzt im Advisory Board                              aus unserer digitalen Dokumentation im Gesundheitswesen eine zunehmend digi-
           von MIRACUM                                          tale medizinische Dokumentation zu machen. Zwar gibt es genug Systeme in denen
                                                                sich medizinische Sachverhalte aufschreiben lassen. Verlässliche Daten jedoch, die
                                                                von Computern auswertbare, also strukturierte, Informationen enthalten, werden
                                                                                                                                                                                                                                                              Greifswald                         STANDORT GIESSEN
                                                                bislang noch immer vor allem zum Zwecke der Abrechnung erhoben. Daraus haben
                                                                die Beteiligten bei MIRACUM das Beste gemacht, zu meiner Freude sogar FHIR (Fast
                                                                Healthcare Interoperability Standard) als Instrument dafür entdeckt. Doch was
                                                                wäre noch alles „drin“, wenn medizinische Dokumentation tatsächlich strukturiert
                                                                und codiert Erfahrungserweiterungs-Tools zur Verfügung stellen würde?
                                                                   Es geht nicht darum, Ärzte und Pflegekräfte mit noch mehr Dokumentations-
                                                                aufwand zu belasten. Ganz im Gegenteil. Wir sind heute in der Lage, medizinische                                                                                                       Magdeburg

                                                                Dokumentation sinnvoll strukturiert zu erfassen und das ohne Mehraufwand. Infor-
                                                                mationssysteme der (nahen) Zukunft werden reliable medizinische Dokumentation
                                                                ermöglichen, während die Abrechnungsinformationen daraus einfach abgeleitet                                                                                                                            Dresden
                                                                werden können. Gerade für neuere Methoden, wie künstliche Intelligenz ist eine                                                                                Marburg
                                                                solche Herangehensweise essenziell.                                                                                                                          Gießen

                                                                   Die MII wird noch viele Hürden nehmen bis wir beim Ideal einer interoperablen,                                                                            Frankfurt
                                                                                                                                                                                                              Mainz
                                                                medizinisch-strukturierten Dokumentation inkl. verlässlicher Echtzeitdaten sind.
                                                                Eine ist genommen, und in diesem Sinne gebührt insbesondere dem MIRACUM-                                                                                   Mannheim                Erlangen
                                                                Konsortium die bereits angedeutete Auszeichnung. Noch ein kleines Stück Weg
                                                                und vielleicht heißt es dann bald sogar: MIRA-summa-CUM-laude.

                                                                                                                                                                                                                      Freiburg

                                                                Dr. med. Kai U. Heitmann                                                                                                                                         averbis
                                                                                                                                                                                                                                    text analytics

6   miracum3                                                                                                                                                                                                                                                                                                   miracum3   7
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Inhalt                                                                                                                                                                       Inhalt

                                                                             36   Prof. Dr. Martin Boeker, Dr. Josef Schepers und Prof. Dr. André Scherag
                                                                                  Was geht – in der MII? Die übergreifenden Verbundprojekte CORD_MI und POLAR_MI
                                                                             40   Das MIRACUM-Jahr in Bildern

                                                                             42   Titelgeschichte Cornelia Wels-Maug
                                                                                  An Bord des Freiburger Tumorboards
                                                                             46   PD Dr. Lena Illert und Prof. Dr. Melanie Börries
                                                                                  Das Ringen um Therapieoptionen
                                                                             48   Patient Journey 2020

                                                                                  Use Case I
                                                                             52   Daniela Barnett (M. Sc.), Romina Blasini (M. Sc.), Christian Gulden (M. Sc.),
                     Grußworte                                                    Alexandra Stein (M. Sc.) und Albert Vass (M. Sc.)
                                                                                  Erfolgsgeschichte Studienregister
                3    Prof. Dr. Frederik Wenz und Prof. Dr. Norbert Südkamp

                4    Prof. Dr. Veronika von Messling                              Use Case II
                5    Prof. Dr. Claudia Schmidtke                             58   Kiana Farhadyar (M. Sc.) und Stefan Lenz (M. Sc.)
                                                                                  Der virtuelle Patient
                6    Dr. Kai Heitmann
                                                                             62   Interview mit PD Dr. Sebastian Fähndrich
                     Die Medizininformatik-Initiative                             MIRACUM ist eine riesige Chance für Diagnostik und Therapie

                10   Philipp Grätzel von Grätz
                     Von der Versorgung in die Forschung. Und zurück?
                                                                                  Use Case III
                                                                             66   Desirée Walther, Sebastian Wagner, Patrick Metzger und Philipp Unberath (alle M. Sc.)
                16   Die anderen drei geförderten Konsortien
                                                                                  Auf dem Weg zu Standards für das Molekulare Tumorboard
                18   Nationales Steuerungsgremium (NSG)
                22   Interview mit Prof. Dr. George Hripcsak                      Ausblick
                     Die Suche nach dem Königsweg
                                                                             71   Prof. Dr. Paul Schmücker, Dr. Tobias Schmidt und Prof. Dr. Keywan Sohrabi
                24   Interview mit Prof. Dr. Dr. Daniel Strech                    MIRACUM startet berufsbegleitenden online-Studiengang
                     Mehr Mut zum transparenten und kalkulierten Wagnis           “Biomedical Informatics and Medical Data Science”
                                                                             74   Lisa Steinbrecher und Dr. Birgit Samans
                     Das MIRACUM-Konsortium                                       Medizininformatik ist in erster Linie Kommunikation
                26   MIRACUM: Bausteine für die medizinische Forschung
                                                                             76   Dr. Gunther Höning
                28   MIRACUM-Steering Board                                       Try & Run & Change

                30   Vision eines MIRACUM Forschungsportals und einer        78   Prof. Dr. Katrin Crameri
                     Patienten-Einwilligungs- und -Partizipations App             Keine Zeit mehr für Quick-Wins

                34   Interview mit Prof. Dr. Harald Renz                     81   Autoren
                     Es geht nie schnell genug                               82   Impressum | MIRACUM Fakten 2019–2020

8    miracum3                                                                                                                                                         miracum3   9
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                         Die Medizininformatik-Initiative

     Von der Versorgung in die Forschung.
     Und zurück?
     Halbzeit bei der Aufbauphase der Medizininformatik-Initiative (MII). In vier Konsortien arbeiten die

                                                                                                                                  S
     Universitätskliniken an der Vernetzung der medizinischen Forschung. Das ist viel Kärrnerarbeit. Es geht
     um die Digitalisierung und Nutzung dieser Daten für den medizinischen Erkenntnisgewinn.                                               ie heißen SMITH, MIRACUM, HiGHmed und DIFUTURE: Die Namen der vier
                                                                                                                                           Konsortien der Medizininformatikinitiative (MII) gehen mittlerweile auch
     TEXT Philipp Grätzel von Grätz (mit Ergänzungen von Hans-Ulrich Prokosch)                                                             Nichtinformatikern im Gesundheitswesen einigermaßen flüssig über die
                                                                                                                                                                                                                         Dr. Gottfried Ludewig
                                                                                                                                           Lippen. Das allein ist schon einigermaßen bemerkenswert. Der in der           leitet die Abteilung 5
                                                                                                                                  Rückschau sehr clevere Einfall des Bundesministeriums für Bildung und Forschung        „Digitalisierung und
                                                                                                                                  (BMBF), ein großzügig bemessenes Förderprogramm für die Digitalisierung der IT-        Innovationen im
                                                                                                                                  Infrastrukturen der medizinischen Forschung in Deutschland daran zu koppeln,           Bundesgesundheitsministerium.
                                                                                                                                  dass die Universitätskliniken miteinander arbeiten, statt übereinander zu reden,
                                                                                                                                  hat aber nicht nur Neologismen produziert. Er hat auch zu einer von vielen in dieser
                                                                                                                                  Intensität nicht erwarteten Kooperationsdynamik geführt.

                                                                                                                                  Praktisch alle Universitätsstandorte sind jetzt an Bord
                                                                                                                                     Nie zuvor in der Geschichte der deutschen Hochschulmedizin haben unter-
                                                                                                                                  schiedliche Universitätskliniken derart eng zusammengearbeitet – und derart
                                                                                                                                  umfassend. Mittlerweile hätten sich 33 universitätsmedizinische Standorte der
                                                                                                                                  Aufbau- und Vernetzungsphase der MII angeschlossen, sagte TMF-Geschäftsführer
                                                                                                                                  Sebastian C. Semler, dessen Arbeitgeber zusammen mit dem Verband der Uni-
                                                                                                                                  versitätsklinika Deutschlands (VUD) und dem Medizinischen Fakultätentag (MFT)
                                                                                                                                  die Koordinierungsstelle der MII bildet. Es soll im
                                                                                                                                  Rahmen des sogenannten Begleitprojekts dafür
                                                                                                                                  sorgen, dass die vier Konsortien bei wichtigen » Die MII versucht seit April 2018 [Pause] seit
                                                                                                                                  Entscheidungen einigermaßen auf Linie bleiben: April 2018 mit 16 Landesdatenschutzbehörden
                                                                                                                                  „Wir reden von einer idealerweise bundesweiten
                                                                                                                                  Vernetzung und Harmonisierung, und das Be-
                                                                                                                                                                                      das Thema Einverständniserklärung zu lösen.
                                                                                                                                  gleitprojekt soll genau das orchestrieren“, so […] Die Welt wartet nicht auf uns. «
                                                                                                                                  Semler.                                             Dr. Gottfried Ludewig, BMG
                                                                                                                                     Tatsächlich hat die MII in Deutschlands Hoch-
                                                                                                                                  schulmedizin mittlerweile praktisch Flächende-
                                                                                                                                  ckung erreicht. Im September habe sich eine der letzten noch ungebundenen Ein-
                                                                                                                                  richtungen, die Ruhr-Universität Bochum, dem SMITH-Konsortium angeschlossen.

                                                                                                                                  Kerndatensatz ist noch längst nicht fertig
                                                                                                                                     Auf dem SMITH Kongress „New Horizons in Digital Health“ betonte Semler noch
                                                                                                                                  im September 2019, dass bereits in den ersten Jahren der MII grundlegende, konsor-
                                                                                                                                  tienübergreifende Abstimmungen erreicht wurden, auf die jetzt aufgebaut werden
     Ein Feuerwerk der guten Launen, tiefer Erkenntnisse und Informationen: Der politische Abend der MII im Futurium in Berlin.   könne. So sei ein Mustertext zur Patienteneinwilligung formuliert und konsentiert

10   miracum3                                                                                                                                                                                                                                miracum3    11
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                      Die Medizininformatik-Initiative

     worden. Man habe sich auf Eckpunkte zur se-                                        einer breiten Patienteneinwilligung („Broad         Die Fördermittelgeber sind zufrieden
     mantischen Interoperabilität geeinigt und die                                      Consent“) mit den Landes- und Bundesdaten-             Neben diesen konsortienübergreifenden Themen treiben die einzelnen Konsor-
     Inhalte eines Kerndatensatzes definiert, der auf                                   schutzbehörden fast am Ziel sei, so Semler. Die     tien ihre jeweiligen individuellen Use Cases voran. Und es passiert eine Menge an
     Dauer zu einer wesentlichen Grundlage für die                                      Betonung liegt auf „fast“, denn in Sack und Tü-     Detailarbeit auf Konsortialebene: „Wir müssen zum Beispiel für die DIZ Treuhand-
     semantische Interoperabilität des deutschen                                        ten ist dieses leidige Thema immer noch nicht.      stellen schaffen und Metadatenverzeichnisse anlegen, in denen steht, welche Daten
     Gesundheitswesens werden soll.                                                     Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung Digi-   für die Forschung zur Verfügung gestellt werden. Und wir sind sehr intensiv damit
       Auch bei der technischen Interoperabilität                                       talisierung im Bundesgesundheitsministerium,        beschäftigt, technische Konfigurationen in die Produkte der Industriepartner zu
     gebe es Fortschritte, betonte Dr. Danny Am-                                        wurde hierzu im Herbst 2019 noch deutlicher:        implementieren“, sagte Dr. Thomas Wendt, DIZ-Leiter im Rahmen des SMITH-Kon-
     mon vom Datenintegrationszentrum (DIZ) am                                          „Die MII versucht seit April 2018 [Pause] seit      sortium am Universitätsklinikum Leipzig.
     Universitätsklinikum Jena. „Wir haben uns im                                       April 2018 mit 16 Landesdatenschutzbehörden            Die Bundespolitik jedenfalls ist zufrieden mit der MII und ihren Fortschritten. Eva
     Rahmen des Nationalen Steuerungsgremiums                                           das Thema Einverständniserklärung zu lösen.         Nourney, Referatsleiterin im BMBF betonte auf dem SMITH Kongress, dass die MII
     auch in der MII auf FHIR verständigt“, so Ammon.                                   Jetzt haben wir September 2019. Die Welt war-       mit ihrem Kerndatensatz und den übergreifenden Use Cases schon jetzt konkrete
     Die Nutzung von Webtechnologie, für die FHIR                                       tet nicht auf uns.“                                 Schritte umsetze, die eigentlich erst für die nächste Förderstufe vorgesehen ge-          Prof. Dr. med. Martin Boeker,
                                                         Univ.-Prof. Dr. Thomas
     steht, werde Flexibilität bringen und nicht zu-                                                                                        wesen seien. Auch auf der Länderebene gab es Lob. Uwe Paul vom Ministerium                Institut für Medizinische Biometrie
                                                         Ganslandt, Geschf. Direktor
     letzt mobile Datenszenarien erleichtern.            des Heinrich-Lanz-Zentrums     Gemeinsame MII-weite Projekte nehmen                für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung in Sachsen-Anhalt musste einge-          und Statistik, Medical Data
                                                         für Digitale Gesundheit,       Form an                                             stehen, anfangs skeptisch gewesen zu sein: „Ich hatte nicht geglaubt, dass die Ko-        Science, Med. Fakultät und
     Work-in-Progress                                    Universitätsmedizin Mannheim      Ein anderes Thema, das konsortienübergrei-       operation zwischen den einzelnen Konsortien so gut wird, wie sie sich mittlerweile        Universitätsklinikum der Albert-
        „Wir sehen an vielen Beispielen, wie ertrag-                                    fend auf der Tagesordnung und mittlerweile kurz     entwickelt hat.“                                                                          Ludwigs-Universität Freiburg

     reich sich das Zusammensetzen über alle Uni-                                       vor dem Abschluss steht, ist eine gemeinsame
     klinika hinweg zu bestimmten Themen gestaltet.                                     Nutzungsordnung inklusive einheitlicher Verträ-     Sind die Gesundheitsministerien vorbereitet?
     Der Kerndatensatz, den die AG Interoperabilität                                    ge für Nutzung von und Zugang zu den über die         Paul erinnerte freilich auch an die große offene Frage, die zur Halbzeit der MII
     der MII entwickelte, ist nur eins von vielen Bei-                                  Datenintegrationszentren (DIZ) zur Verfügung        niemand seriös beantworten kann, nämlich die Frage, wie sich das, was die Uni-
     spielen, das zeigt, dass viele Herausforderungen                                   gestellten Daten. Es wird außerdem die soge-        versitätsklinika im Schulterschluss mit den Forschungsministerien vorantreiben
     von den vier MII-Konsortien gemeinsam ange-                                        nannte ZARS vorbereitet, die Zentrale Antrags-      zu jenen Digitalisierungsbemühungen verhält, die aus dem Bundesgesundheits-
     gangen werden müssen“, betont Prof. Dr. Tho-                                       und Registerstelle oder „One-Stop-Agency“,          ministerium (BMG) und der gematik gesteuert werden: „Aus Sicht der Wissen-
     mas Ganslandt (Mannheim). Der Kerndatensatz                                        über deren Online-Portal Wissenschaftler am         schaftsministerien ist es ganz klar, dass wir mit den Konsortien der MII und den
     illustriert aber auch, wie mühsam das Koordi-                                      Ende Datenanfragen stellen und die abgefragten      Datenintegrationszentren der MII Standorte neue Strukturen schaffen, die auch
     nationsgeschäft in der deutschen Hochschul-                                        Informationen erhalten sollen.                      die Gesundheitsversorgung betreffen. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob die
     medizin weiterhin ist. Denn es handelt sich um                                        Schließlich wurden im Februar 2020 im Rah-       Gesundheitsministerien das begreifen und darauf vorbereitet sind.“
     Work-in-Progress. Von den sechs Basismodulen                                       men ergänzender Fördermodule auch die ersten
     sind drei sehr weit gediehen. Die Module Person,                                   konsortienübergreifenden Use Cases initiiert.
     Medikation und Laborbefund haben ihre HL7                                             Einer davon ist der sogenannte POLAR Use         » Aus Sicht der Wissenschaftsministerien ist es ganz klar, dass wir mit den
     Kommentierungsphase gerade hinter sich (März                                       Case, der sich mit den Risiken durch Polyphar-      Konsortien der MII und den Datenintegrationszentren der MII Standorte
     2020). Dahingegen befinden sich die derzeit 14                                     mazie und Arzneimittelwechselwirkungen be-
                                                                                                                                            neue Strukturen schaffen, die auch die Gesundheitsversorgung betreffen.
     Erweiterungsmodule die seit Jahresbeginn 2020                                      fassen soll. Der zweite Use Case CORD soll dazu
     schrittweise angegangen werden im Anfangs-                                         beitragen Patienten mit Seltenen Krankheiten        Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob die Gesundheitsministerien das
     stadium der Bearbeitung. Mit anderen Worten:                                       schneller zu identifizieren und der richtigen       begreifen und darauf vorbereitet sind. «
     Es wurde schon einiges erreicht, aber es ist noch                                  Behandlung bei den entsprechenden Fach-             Uwe Paul, Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung (Sachsen-Anhalt)
     sehr viel mehr zu tun.                                                             spezialisten zuzuführen. Wir freuen uns, dass
                                                                                        wesentliche Infrastruktur- und Interoperabili-
     Gottfried Ludewig:                                                                 tätskonzepte in diesen beiden, die MII nun er-         Für Paul stellt die MII implizit die Frage, wie das Gesundheitssystem in zehn Jah-
     „Die Welt wartet nicht.“                                                           gänzenden Förderprojekten, von unseren zwei         ren aussehen soll, und er ist damit nicht allein. Denn das Ziel der MII ist es ja nicht
       Ein aktuelles Highlight der sogenannten Auf-                                     Kernvertretern in der NSG AG Interoperabilität,     nur, Daten für die inneruniversitäre Forschung zur Verfügung zu stellen. Es geht
     bauphase der MII, die Ende 2021 mit einem                                          Thomas Ganslandt und Martin Boeker, beige-          vielmehr um eine Forschungsinfrastruktur, die es ermöglichen soll, effizient mit
     Audit durch internationale Experten endet,                                         steuert werden, sagte Ulli Prokosch (der Koor-      longitudinalen, pseudonymisierten Patientendatensätze zu arbeiten. Das funk-
     sei unter anderem, dass die Abstimmung                                             dinator des MIRACUM Konsortiums).                   tioniert nur, wenn die per DIZ zur Verfügung gestellten Datensätze irgendwann

12   miracum3                                                                                                                                                                                                                                                  miracum3     13
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                                           Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                                                                              die Versorgung zielenden) elektronischen Patientenakten nach §291 SGB V regeln
                                                                                                                                              sollen, sondern in denen unter anderem auch das Thema Datenspende konkre-
     » Wir setzen dazu nun auch auf FHIR als Standard und freuen uns,                                                                         tisiert werden soll. Prokosch von der Universität Erlangen hat da schon konkrete
     dass die MII in diesem Bereich mit der FHIR Spezifikation ihrer                                                                          Vorstellungen: „Wenn wir irgendwann einen Broad Consent haben, werden wir ein

     Kerndatensatzmodule bereits gute Vorarbeiten geleistet hat. Wir werden                                                                   Patientenportal brauchen, das mit den DIZ kooperiert.“ Um dort hin zu kommen,
                                                                                                                                              müsse im Sinne eines User Centric Design Approach mit Patienten zusammen eine
     deshalb in Zukunft sehr eng mit der MII kooperieren. «                                                                                   entsprechende Portal-App geschaffen werden.
     Thomas Kriedel, KBV                                                                                                                         Tatsächlich hat das MIRACUM-Konsortium einen Prototyp für eine solche Pati-
                                                                                                                                              enten-App bereits entwickelt: „Mit einer solchen App kann sich der Patient auf dem
                                                                                                                                              Smartphone anmelden und Forschungseinwilligungen setzen, künftig vielleicht

                                                                                                                                                                                                                                   Fotos: Otto/Koch/Baier/Lanz/UK Freiburg
                                                                                                                                              auch sehen, was mit seinen Daten jeweils gemacht wird“, so Prokosch. Derzeit ist
                                                                                                                                              das natürlich noch nicht im Echtbetrieb, sondern es funktioniert nur in Simula-
                                                                                                                                              tionsumgebungen. Aber es hilft, sich eine Zukunft vorzustellen, in der tatsächlich                                             Mit freundlicher Genehmigung von
                                                                                                                                              der Bürger bzw. Patient, und nicht medizinische Einrichtungen oder irgendwelche                                                Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur
                                                                                                                                              Unternehmen, den „Datenhut“ aufhaben. Vielleicht könnte ein Patient eines Tages                                                der EHEALTHCOM, in der die
     sektorübergreifend sind. Auf einen solchen sek-                                       damit die Verknüpfung der EPA Daten aus dem        sogar informiert werden, wenn irgendein Wissenschaftler unter Nutzung seiner                                                   Ursprungsversion des Textes erschien.
     torübergreifenden Ansatz zielt ja auch die EPA                                        niedergelassenen Bereich mit der Vielzahl der      Daten eine wissenschaftliche Arbeit publiziert. Ist das deutsche Gesundheitswesen                                              (Aktualisiert von Hans-Ulrich Prokosch)
     der Krankenkassen hin, die das Bundesgesund-                                          stationär erhobenen Daten, die derzeit schon       reif für so viel Transparenz?
     heitsministerium mit dem Terminservice- und                                           in den Datenintegrationszentren der Universi-
     Versorgungsgesetz und ganz aktuell dem Pa-                                            tätskliniken zusammengeführt werden. „Jens
     tientendatenschutzgesetz bereits 2021 umge-                                           Spahn geht mit diesem Gesetz tatsächlich in
     setzt sehen will. Die Kassenärztliche Bundesver-                                      großen Schritten vorwärts“, lobt Prokosch, „an
     einigung arbeitet in diesem Kontext schon sehr                                        einigen wichtigen Stellen muss aber noch et-
     engagiert an der Spezifikation erster Medizini-                                       was nachjustiert werden, damit der Weg nicht
     scher Informationsobjekte (MIOs). Im Rahmen
     des Politischen Abends der Medizininformatik
                                                         Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch,
                                                                                           in eine Sackgasse führt.“
                                                                                                                                            Digitale Transformation im
                                                         Sprecher des MIRACUM-

                                                                                                                                            Gesundheitswesen up to date ...
     Initiative sagte Thomas Kriedel, Vorstandsmit-      Konsortiums; Hüter und
                                                                                           Enter the patient
     glied der KBV, dazu im Februar: „Wir setzen dazu    Antreiber gemeinsamer                Die Gretchenfrage ist, wie das genau ausse-
     nun auch auf FHIR als Standard und freuen uns,      Anstrengungen.                    hen wird. Bleiben Versorgung und Forschung
     dass die Medizininformatik Initiative in diesem                                       getrennte Welten, verknüpft allenfalls über
     Bereich mit der FHIR Spezifikation ihrer Kern-                                        eine eng umschriebene und hoch regulierte
     datensatzmodule bereits gute Vorarbeiten ge-                                          Forschungsschnittstelle, über die ambulante
     leistet hat. Wir werden deshalb in Zukunft sehr                                       Datensätze in den DIZ sehr eingeschränkt für
     eng mit der MII kooperieren.“                                                         Wissenschaftler verfügbar gemacht werden?
        Ulli Prokosch stellte in der Paneldiskussion                                       Oder wird es einen größeren Wurf geben, bei      ... mit der märzBOX
     des Politischen Abends der MII aber auch die
     Wichtigkeit einer standardisierten Einwilli-
                                                                                           dem digitale Versorgungs- und Forschungsin-
                                                                                           frastrukturen sehr eng verzahnt werden und       und dem neuen märzFHIR SERVER
     gungserklärung für Patienten noch einmal ganz                                         der Patient umfangreiche Möglichkeiten an die
     deutlich heraus. Das bisher im Referentenent-                                         Hand bekommt, seine Datenhoheit auszuüben
     wurf des Patientendatenschutzgesetzes vor-                                            und enge oder auch breite Einwilligungen für                                                                                                                                                                                    Berlin

     gesehene Forschungsdatenzentrum (das mit                                              unterschiedliche Arten der medizinischen For-    Neben dem etablierten IHE Standard zur digitalen                                                                                                                        Böblingen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Chemnitz
     Daten aus der EPA gefüllt werden soll) sieht                                          schung zu erteilen?
                                                                                                                                            Unterstützung aller medizinischen und kaufmänischen                                                                                                                            Essen
     mit der dazu definierten Datenspende derzeit                                             Erste Antworten auf diese Fragen könnten
     lediglich die Speicherung anonymisierter Pa-                                          laufende Gesetzesinitiativen des BMG geben,      Prozesse, ergänzt nun der neue märz-FHIR SERVER mit dem                                                                                                                     Frankfurt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Hamburg
     tientendaten in diesem Forschungsdatenzent-                                           die nicht nur Details zur Umsetzung von Pa-      aktuellen Release R4 unsere märz-HEALTH SUITE.                                                                                                                              Karlsruhe
     rum vor. Das ist zu kurz gegriffen und verhindert                                     tientenrechten im Zusammenhang mit den (auf                                                                                                                                                                             Magdeburg
                                                                                                                                            Die BOX bietet Interoperabilität über den gesamten                                                                                                                          München

14   miracum3
                                                                                                                                            Patientenpfad durch vollständig digitalisierte Kommunikation.                                                                                              www.maerz-network.de
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Medizininformatik-Initiative

     Die anderen drei geförderten Konsortien
                                                                                                                                                                DIFUTURE                            KONSORTIALPARTNER                           Bochum                                        Ulm
                                                                                                                                                                                                    Augsburg                                    Kairos GmbH (KAIROS)                          Universitätsklinikum Ulm
                                                                                                                                                                                                    Universität Augsburg (UA)                   München                                       VERNETZUNGSPARTNER
                                                                                                                                                                                                                                                Technische Universität München (TUM)/         Regensburg
                                                                                                                                                                                                                                                Klinikum rechts der Isar (MRI)                Universitätsklinikum Regensburg (UKR)
     DIFUTURE (Data Integration for Future Medicine)                                                                                                                                                    Kiel                                    Ludwig-Maximilians-Universität München        Saarbrücken/Homburg
                                                                                                                                                                                                                       Rostock                  (LMU)/Klinikum d. Universität München (KUM)   Universität des Saarlandes/
     DIFUTURE harmonisiert, integriert und ana-     Die ersten Anwendungsfälle betreffen neuro-      In DIFUTURE haben sich die TU und die
                                                                                                                                                                                                                                                Tübingen                                      Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)
     lysiert verschiedenste Arten von Daten aus     logische Erkrankungen wie Multiple Sklerose      Ludwig-Maximilians-Universität München,                                                           Hamburg                                  Eberhard Karls Universität Tübingen (EKUT)/
     der Krankenversorgung und der Forschung.       und die Parkinson’sche Erkrankung sowie          die Universität Augsburg und die Universi-                                                                                                 Universitätsklinikum Tübingen (UKT)
     Ziel ist es, Krankheitsursachen und Verläufe   Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Da-      tät Tübingen mit ihren Universitätsklinika
     besser zu verstehen. Mit diesem Wissen         bei sollen beispielsweise viele tausend Krank-   und weiteren, auch klinischen Partnern                                                                                            Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                                              SMITH
                                                                                                                                                                                         Hannover
     sollen Erkrankungen künftig wirkungsvoll       heitsverläufe von Patienten mit Multipler        zusammengeschlossen – Ende 2018 kam                                                                                                                                                      KONSORTIALPARTNER
                                                                                                                                                                                                        Braunschweig
     verhindert, schneller diagnostiziert sowie     Sklerose miteinander verglichen werden. Mit      auch das Universitätsklinikum Ulm dazu.                                                                               Potsdam                                                            Aachen
     zielgerichteter und nebenwirkungsarm the-      den Ergebnissen wird DIFUTURE künftig zum                                                                                Münster
                                                                                                     Dies ist eine einmalige Synthese des Wissens                                                                                                                                             Rheinisch-Westfälische Technische
     rapiert werden. Das Vertrauen der Patienten    frühestmöglichen Zeitpunkt über gezielte         aus Medizin, Informatik, Biostatistik und                Essen
                                                                                                                                                                                                                   Halle                                                                      Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
                                                                                                                                                                        Dortmund                                                                                                              Uniklinik RWTH Aachen
     und deren informationelle Selbstbestim-        und personalisierte Medikationsempfehlun-        -informatik. Insbesondere bei Datenschutz        Düsseldorf
                                                                                                                                                                      Bochum              Göttingen                          Leipzig
     mung sind dabei absolute Kernpunkte des        gen verfügen und so eine optimale Therapie       und Datensicherheit kooperiert DIFUTURE          Jülich                                                                                                                                  Berlin
                                                                                                                                                                   Leverkusen                              Jena
                                                                                                                                                                   Köln                                                                                                                       ID Information und Dokumentation im
     Konsortiums.                                   der Multiplen Sklerose sicherstellen.            eng mit internationalen Partnern.
                                                                                                                                                      Aachen        Bonn                                                                                                                      Gesundheitswesen GmbH & Co. KGaA
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bochum
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Ruhr-Universität Bochum
     HiGHmed (Heidelberg-Göttingen-Hannover Medizininformatik)                                                                                                                     Darmstadt                                                                                                  Bonn
                                                                                                                                                                                                      Würzburg
                                                                                                                                                           Homburg (Saar)                                                                                                                     Universitätsklinikum Bonn
     Das ursprüngliche Konsortium verband drei      Dabei profitieren die Partner von ihrer lang-    interoperable Lösungen. Datenschutz und                                                                Erlangen
                                                                                                                                                                                       Heidelberg                                                                                             Dortmund
     international führende und komplementär        jährigen Erfahrung auf dem Gebiet der klini-     Datensicherheit haben dabei höchste Priori-                      Walldorf
                                                                                                                                                                                           Heilbronn                                                                                          Fraunhofer-Institut für Software- und
     aufgestellte Medizinische Fakultäten und       schen Informationstechnologie im Bereich         tät. HiGHmed legt zudem großen Wert auf                                                                           Regensburg                                                             Systemtechnik (ISST)
     Universitätsklinika: Heidelberg, Göttingen     Entwicklung, Anwendung und Ausbildung.           die Qualifizierung von Mitarbeitenden in der                                        Tübingen         Augsburg                                                                            Essen
     und Hannover. Im Herbst 2018 haben sich        Mit der Sana Kliniken AG beteiligt sich ein      Medizininformatik sowie auf das Training der                                                                                                                                             März Internetwork Services AG
                                                                                                                                                                            Freiburg        Ulm                                                                                               Universitätsklinikum Essen
     die Universitätskliniken Berlin, Kiel, Köln,   deutschlandweiter, privater Krankenhausbe-       Ärzteschaft und des Gesundheitspersonals                                                                     München
     Münster und Würzburg dem Konsortium            treiber an den Entwicklungen.                    im Umgang mit den neuen Technologien.                                                                                                                                                    Freiburg
                                                                                                                                                                                                                                                                      HiGHmed                 Averbis GmbH
     angeschlossen.                                 Ein zusätzliches DIZ mit Fokus auf Genom-        Der Mehrwert der neuen Strukturen soll an
                                                                                                                                                                                                                                 Heidelberg                                                   Halle (Saale)
     Ziel ist es, zusammen mit dem Deutschen        daten und radiologischen Bilddaten am            drei Anwendungsbeispielen gezeigt werden:
                                                                                                                                                                                                                                 Universitätsklinikum Heidelberg und                          Universitätsklinikum Halle (Saale)
     Krebsforschungszentrum (DKFZ) durch neue       DKFZ wird mit den klinischen Zentren eng         HiGHmed will Krankenhausinfektionen                                                                                         Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
     medizininformatische Lösungen und einen        verknüpft. Zum effizienten Datenaustausch        besser bekämpfen sowie Krebs- und Herz-                                                                                                                                                  Hamburg
                                                                                                                                                                                                                                 Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
                                                                                                                                                                KONSORTIALPARTNER                                                                                                             Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
     übergreifenden Datenaustausch die For-         zwischen den Einrichtungen setzt das             Kreislauferkrankungen durch personalisierte                                                                                 NEC Europe Laboratories
                                                                                                                                                                Berlin                                                                                                                        (UKE)
     schung und Versorgung zu verbessern.           Konsortium auf offene, standardbasierte und      Ansätze wirkungsvoller behandeln.                                                                                           Heilbronn
                                                                                                                                                                Robert-Koch-Institut (RKI)                                                                                                    Jena
                                                                                                                                                                                                                                 Hochschule Heilbronn
                                                                                                                                                                Ada Health GmbH                                                                                                               Friedrich-Schiller-Universität Jena
                                                                                                                                                                Universitätsmedizin Berlin –                                     Kiel                                                         Universitätsklinikum Jena
                                                                                                                                                                Campus Charité Mitte                                             Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
     SMITH (Smart Medical Information Technology for Health Care)                                                                                                                                                                – Campus Kiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Jülich
                                                                                                                                                                Braunschweig                                                                                                                  Forschungszentrum Jülich GmbH
     Die drei universitätsmedizinischen Stand-      SMITH will den Mehrwert an drei Anwen-           ein schnelleres therapeutisches Eingreifen.                Technische Universität Braunschweig                              Köln
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Leipzig
     orte des Konsortiums bündeln medizinin-        dungsfällen demonstrieren: So entwickelt         In einem weiteren Fall unterstützt ein com-                Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)                  Universität zu Köln/Universitätsklinikum Köln
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Universität Leipzig
     formatische, klinische, systemmedizinische,    das Konsortium innovative datenanalytische       puterbasiertes Entscheidungshilfesystem                    Darmstadt                                                        Münster                                                      Universitätsklinikum Leipzig
                                                                                                                                                                Technische Universität Darmstadt                                 Westfälische Wilhelms-Universität (WWU)
     computerlinguistische und epidemiologische     Methoden und Werkzeuge, die aus ePAs             Ärzte beim leitliniengerechten Einsatz von                                                                                                                                               Leverkusen
                                                                                                                                                                                                                                 Münster/Universitätsklinikum Münster (UKM)
     Kompetenzen. Neben den drei „Gründern“         automatisiert medizinische Informationen         Antibiotika. Dies soll die frühzeitige und ge-             Erlangen                                                                                                                      Bayer AG
                                                                                                                                                                Siemens Healthcare GmbH                                          Potsdam
     Leipzig, Jena und Aachen haben sich im         gewinnen. Diese Informationen können             zielte Bekämpfung bakterieller Infektionen                                                                                                                                               Walldorf
                                                                                                                                                                Göttingen                                                        Hasso-Plattner-Institut (HPI)                                SAP SE
     Herbst 2018 die Kliniken Bonn, Essen, Halle    helfen, Versorgungsabläufe zu erforschen         verbessern und das Auftreten von Antibioti-
                                                                                                                                                                Universitätsmedizin Göttingen (UMG)                              Walldorf
     und Hamburg an SMITH angeschlossen.            und zu verbessern. Dies will SMITH durch         karesistenzen reduzieren.                                                                                                                                                                VERNETZUNGSPARTNER
                                                                                                                                                                HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft                      InterComponentWare AG
     Die Zentren ermöglichen eine institutio-       zwei klinische Anwendungsfälle belegen. Auf      Das Konsortium plant enge Kooperationen                    und Kunst                                                        SAP SE                                                       Düsseldorf
     nen- und standortübergreifende Nutzung         Intensivstationen sollen Patienten-Manage-       mit Industriepartnern. Über einen gesicher-                Hannover                                                         Würzburg                                                     Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)
     elektronischer Gesundheitsdaten aus der        ment-Systeme kontinuierlich ausgewertet          ten Datenraum, den „Marketplace“, werden                   Medizinische Hochschule Hannover (MHH)                           Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und Julius-              Rostock
     Versorgung und der patientenorientierten       werden, um den Zustand der Patienten auto-       die Vernetzungspartner die Ergebnisse von                  Hochschule Hannover (HSH)                                        Maximilians-Universität Würzburg (JMU)                       Universitätsmedizin Rostock
     Forschung.                                     matisiert zu überwachen. Dies ermöglicht         SMITH nutzen können.

16   miracum3                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       miracum3   17
#3 - MEDIZININFORMATIK-INITIATIVE An der Schwelle zur Anwendung in Patientenversorgung und Forschung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                           Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                                                                                  Die AG Consent des NSG befasst sich mit diesen        Seitdem wurden begleitende Materialien zur Unter-
                                               NATIONALES STEUERUNGSGREMIUM (NSG)                                                                 sprachlichen Anforderungen, die insbesondere da-      stützung entwickelt, die elektronische Umsetzung
                                                                                                                                                  tenschutzrechtlich, aber auch ethisch an einheit-     in der Task Force Consent diskutiert sowie eine
                                             DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM, SMITH, Koordinationsstelle                                               liche Mustertexte der Information & Einwilligungs-    neue Version (1.7) veröffentlicht. Fast hätte der
                                                                                                                                                  erklärung gestellt werden und welche Maßnahmen        Meilenstein „breite Einwilligung“ ein Häckchen
                                                                                                                                                  mindestens notwendig sind, um die Information         bekommen können, nun zeichnen sich jedoch
            Taskforce                 Taskforce
              Lehre                Dok.-Governance                                                                                                deutschlandweit in die Anwendung zu bringen.          erneut Diskussionsthemen durch die Arbeitskreise
                                                                                                                                                  In intensiver Abstimmung mit der AG Biobanken         der Datenschützer ab, die am 27. März in einem
                                                                                                                                                  des Ak Medizinischer Ethikkommissionen und den        gemeinsamen Gespräch mit Vertretern der AG
                                                                                                                          Teilprojekt ZARS
               AG                        AG                          AG                     AG                         Zentrale Infrastrukturen   Ak „Wissenschaft“ sowie „Gesundheit und Soziales“     Consent und der unabhängigen Datenschutzbehör-
             Consent                Data Sharing              Interoperabilität         Kommunikation                                             der Konferenz der unabhängigen Datenschutzbe-         den des Bundes und der Länder beraten wurden.
                                                                                                                                                  auftragten des Bundes und der Länder entwickelte      Die AG wird sich – unterstützt durch das NSG – auch
      Taskforce Datenschutz                                                               Taskforce                          Teilprojekt          die AG einen modularen Mustertext der Patien-         den kommenden Herausforderungen annehmen,
                                      Beteiligung von AG Data Sharing und                                                  Use Case CORD
       mit AG Datenschutz                                                              Kommunikations-                                            teninformation (Version 1.6a), der eine „breite       die Dokumente weiterentwickeln und sich für einen
                                               AG Interoperabilität
              (TMF)                                                                       strategie
                                                                                                                                                  Einwilligung“ in medizinische Forschungsprojekte      breiten, gut vorbereiteten und begleitenden Einsatz
                                                                                                                            Teilprojekt           vorsieht und über die der Patient durch geschultes    an den Universitätsklinika der MII einsetzen.
                                      Taskforce                  Taskforce
                                                                                                                          Use Case POLAR          Personal an den Häusern aufgeklärt wird.              TEXT Dipl.-Biologin Kristina Ihrig (Uni Frankfurt)
                                     Use & Access               DIZ-Vergleich

                                      Taskforce                  Taskforce
                                  Audit-Vorbereitung           Kerndatensatz

                                                                                                                                                   AG Interoperabilität: Eine (Daten-)Welt für Alle
                     Beteiligung von                             Taskforce
              AG Consent und AG Data Sharing                 Consent Umsetzung
                                                                                                                                                  Standards, Semantik, Datenformate müssen              Mit ihren Task Forces tragen die Mitglieder der AG
                                   Beteiligung von                Taskforce                                                                       harmonisiert sein, um am Ende eine nationale,         IOP entscheidend dazu bei, die erdachten Ansätze
                                   AG Data Sharing             Prozessmodelle                                                                     interoperable Datenzugriffslandschaft entstehen       und Konzepte einerseits mitzugestalten, diese
                                                                                                                                                  zu lassen. Garant dafür ist die AG IOP.               aber vor allem auch auf einen abgestimmten Weg
                                                                 Taskforce                                                                                                                              zur Umsetzung zu bringen. Dazu gehört, eine Brü-
                                                                 Metadaten
                                                                                                                                                  Die im Rahmen der MII angestrebte technische Rea-     cke zu anderen relevanten Gremien und zur Praxis
                                                                                                                                                  lisierung von standardisierten Zugangsmöglichkei-     zu schlagen. Die Task Force Kerndatensatz bei-
                                   Beteiligung von               Taskforce
                                   AG Data Sharing           Demonstrator-Studie                                                                  ten zu medizinischen Patientendaten erfordert ein     spielsweise arbeitet für die Spezifikation der Kern-
                                                                                                                                                  hohes Maß an Harmonisierung. Unter dem Begriff        datendatensätze modulspezifisch mit den jeweils
                                                                                                                                                  der Interoperabilität werden alle dafür relevanten    relevanten medizinischen Experten und Fachge-
                                                                                                                                                  Aspekte zusammengefasst: technische, syntakti-        sellschaften zusammen. Für die Überführung der
                                                                                                                                                  sche und semantische Interoperabilität.               Ergebnisse in die Praxis hat die AG IOP Ende 2019
      AG Consent: Auf dem Weg zur Einigung                                                                                                        Nur wenn die beteiligten IT-Systeme über kom-         einen ersten Projectathon durchgeführt, auf dem
                                                                                                                                                  patible Schnittstellen verfügen, eine einheitliche    für die Umsetzung verantwortliche Mitarbeiter aus
     Medizinische Forschung ist ohne die Beteiligung           Das grundlegende Prinzip der Sammlung und Nut-                                     Sprache beim Austausch von Daten sprechen und         allen MII-Standorten innerhalb eines Tages erste
     von Patienten in MIRACUM nicht denkbar. Die               zung von Gesundheitsdaten von Patienten für die                                    ein gemeinsames Verständnis dieser zugrunde           Data-Sharing-Szenarien pragmatisch umgesetzt
     AG Consent arbeitet an einem breit abgestimm-             medizinische Forschung ist – im MIRACUM wie in                                     legen, können national einheitliche Zugangswege       haben. Schlussendlich trägt die AG IOP maßgeb-
     ten modularen Mustertext der Patienteninfor-              allen geförderten Konsortien – die Information des                                 zu medizinischen Daten überhaupt erst angedacht       lich dazu bei, den unbedingt notwendigen Dialog
     mation, welche eine „breite Einwilligung“ in              Patienten und die darauf basierende Einwilligung.                                  und umgesetzt werden.                                 zwischen Informatik, medizinischer Forschung
     medizinische, standortübergreifende For-                  In einem ersten Schritt fokussiert die Initiative auf                              Die Aufgabe der AG Interoperabilität (AG IOP) ist     und dem Gesundheitswesen zu etablieren und zu
     schungsprojekte vorsieht.                                 die standortübergreifende Nutzung von Patienten-                                   es dabei in erster Linie sicherzustellen, dass jede   pflegen.
                                                               daten, die im Rahmen der Routine-Behandlung                                        gemeinsame Festlegung nach Möglichkeit auf            Auch 2020 werden die Mitglieder der AG IOP die
     Datenschutz, immer wieder Datenschutz. Rein               an den Universitätsklinika entstehen, und nun                                      bereits existierenden Standards aufsetzt. Im Jahr     bereits genannten Aktivitäten fortsetzen und
     rechtlich ist in Deutschland die Forschung mit            zum Zweck der medizinischen Forschung genutzt                                      2019 wurde beispielsweise auf die Empfehlung der      Lösungen für zukünftige Herausforderungen ab-
     Daten möglich, die per se anonym oder anonym-             werden sollen. Dabei ist integraler Bestandteil                                    AG IOP durch das NSG verbindlich festgelegt, dass     stimmen, und so die Ziele der in der MII-Roadmap
     siert sind, sich also nicht auf einen identifizierten     der Förderinitiative, dass sich die Einwilligung                                   die für den nationalen Austausch von Informatio-      festgelegten Meilensteine auf dem Weg zu einer
     oder identifizierbaren Patienten beziehen. Die            bspw. nicht auf die behandelte Diagnose bezieht,                                   nen erforderlichen Spezifikationsarbeiten mit dem     nationalen, interoperablen Datenzugriffsland-
     Ziele der Medizininformatik-Initiative gehen jedoch       sondern diese „breiter“ erfolgt, um mittelfristig                                  HL7-Standard FHIR und den dafür vorgesehenen          schaft weiter vorantreiben.
     darüber hinaus, natürlich unter Wahrung höchster          verschiedenste medizinisch sinnvolle Fragestellun-                                 Werkzeugen art-decor und Simplifier durchzufüh-
     Ansprüche an Datenschutz und Aufklärung.                  gen zu ermöglichen.                                                                ren sind.                                             TEXT Dennis Kadioglu (Universität Frankfurt)

18   miracum3                                                                                                                                                                                                                                     miracum3     19
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                          Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                                                für die universitätsmedizinischen Standorte mit       kationsmaßnahmen. So hat sich die MII 2019 u.a.
      AG Data Sharing: Die Basis des Verständnis’
                                                                                                                Kontaktangaben und Logos angepasst.                   auf der DMEA in Berlin und der MEDICA in Düssel-
                                                                                                                In diesem Jahr wird die AG eine Microsite für Pa-     dorf präsentiert. Außerdem wurde ein Workshop
     Durch die Arbeit der AG Data Sharing wird Erfolg      heitlich und unter denselben Rahmenbedingungen
                                                                                                                tienten entwickeln, auf der neben dem Erklärvideo     zum Thema Patientenpartizipation veranstaltet.
     messbar gemacht. Im Falle der MII heißt das           zur Verfügung zu stellen.
                                                                                                                zur Einwilligung auch Realfilme mit Testimonials      2020 soll ein zweiter Workshop folgen.
     neben der Abstimmung der Nutzungsverträge,            Derzeit befindet sich der Nutzungsvertrag in der
                                                                                                                eingebettet werden sollen. Die Microsite soll Pa-     Entscheidend für den Erfolg der Initiative wird u. a.
     die Evaluierung der DIZ und Auditierung der Use       Abstimmung mit den Justitiariaten der Stand-
                                                                                                                tienten und Angehörigen den Nutzen der Initiative     die Akzeptanz und das Verständnis der Gesamt-
     Cases. Hier entscheidet sich auch, wie es mit der     orte. Um Forschern den Zugang zu den Daten und
                                                                                                                leicht verständlich vermitteln und ihnen die wich-    thematik in der Bevölkerung mit seinem Nutzen
     MII 2022 weitergeht.                                  Bioproben aller beteiligten Universitätsklinika zu
                                                                                                                tigsten Fragen im Überblick beantworten.              für die Patienten sein. Aber auch die fortwährende
                                                           erleichtern, hat sich die AG darüber hinaus vorge-
                                                                                                                Des Weiteren wird sich die AG 2020 mit dem Aus-       Kommunikation des Themas gegenüber relevan-
     Die von der Medizininformatik-Initiative (MII) an-    nommen, eine zentrale Antragsstelle zu etablieren.
                                                                                                                bau der Dachmarkenkommunikation und der               ten Zielgruppen wie bspw. der Politik ist- zusätz-
     gestrebte standortübergreifende Nutzung von Ver-      Diese zentrale Antrags- und Registerstelle (ZARS)
                                                                                                                Fachkommunikation befassen. Auf der MII-Websei-       lich zur fachlichen Kernarbeit in den Use Cases
     sorgungsdaten in der Forschung erfordert neben        nimmt u. a. Nutzungsanträge entgegen, leitet diese
                                                                                                                te werden regelmäßig aktuelle News und Termine        - wichtig für die Fortsetzung der Initiative. Die Auf-
     der Schaffung der notwendigen technischen             an die jeweiligen Standorte weiter und koordiniert
                                                                                                                veröffentlicht. Printmaterialien z.B. zur Karte der   gabe der AG Kommunikation ist es, dazu beizutra-
     Infrastruktur an den Standorten auch eine Reihe       auch die Vertragsabwicklung.
                                                                                                                MII-Standorte werden laufend aktualisiert. Bei der    gen, dass die wichtigsten Einfluss-Zielgruppen als
     regulatorischer Festlegungen. Damit Forscher,         Um die erfolgreiche Etablierung der Dateninte-
                                                                                                                Erstellung von Kommunikationsmaterialien sorgt        Fürsprecher die sogenannte „license to operate“
     die mit den Daten der MII ihre Forschungsfrage        grationszentren an den MII-Standorten und die
                                                                                                                die AG regelmäßig für die konsortienübergreifende     erteilen, also die Zustimmung, dass die Initiative
     bearbeiten wollen, nicht in einem Blätterwald aus     korrekte Umsetzung der geplanten Use Cases
                                                                                                                Abstimmung. Im Zuge der internen Kommunika-           weiterarbeiten und die medizinische Forschung
     unterschiedlichen Regelungen untergehen, werden       messbar zu machen, sollen Anfang 2021 die MII
                                                                                                                tion versendet die Koordinationsstelle der MII in     somit entscheidend vorangebracht werden kann –
     in der konsortienübergreifenden AG Data Sharing       spezifischen Themenkreise gezielt auditiert
                                                                                                                Zusammenarbeit mit den Konsortien monatlich           zum Wohle der Patienten.
     notwendige Regelungen und Prozesse definiert          werden. Die AG Data Sharing trifft die nötigen
                                                                                                                den Newsletter „MII-Insights“ an Projektmitarbei-
     und abgestimmt.                                       Vorbereitungen und hat in Zusammenarbeit mit
                                                                                                                terinnen und -mitarbeiter.                            TEXT Dipl.-Pol. Marcus Geppert (Universität
     Aufbauend auf den Erfahrungen aus epidemio-           den DIZ-Leitern der Konsortien basierend auf den
                                                                                                                Auch Veranstaltungen sowie Messe- und Kongress-       Magdeburg), Sophie Haderer (TMF e.V.)
     logischen Studien wie z. B. LIFE, NAKO und SHIP,      Audit-Erfahrungen der Koordinierungsstellen für
                                                                                                                teilnahmen gehören zum Portfolio der Kommuni-

                                                                                                                                                                                 synedra entwickelt
     konnte man sich in der AG bereits auf deutsch-        klinische Studien bereits mögliche Auditkriterien
     landweit einheitliche Rahmenbedingungen für den       für diese Evaluierung ausgearbeitet. Auf diese
     Datenzugriff über ein transparentes Use & Access      Weise kann die Arbeit des Auditors unterstützt
     Verfahren einigen und erforderliche Bedingungen
     in einer abgestimmten Musternutzungsordnung
     festhalten. Ergänzt wird diese Ordnung durch
                                                           und ein umfassendes Bild von den Erfolgen der MII
                                                           gewonnen werden.                                                                                                      für Gesundheitseinr
     einen abgestimmten Nutzungsvertrag, der es            TEXT Dr. Torsten Leddig (Universität Greifswald)                                                             Unsere Kernkompetenz lieg
     ermöglichen soll, Forschern Daten und Bioproben
     aus allen Universitätskliniken deutschlandweit ein-                                                                                                                Visualisierung von Daten in
                                                                                                                                                 synedra entwickelt     Damit     ermöglichen wir uns
                                                                                                                                                                             Softwarelösungen
                                                                                                                                                                        heitliche Betrachtung der B
      AG Kommunikation: Seit’-an-Seit’ mit der Bevölkerung                                                                                       für Gesundheitseinrichtungen
                                                                                                                                                                        Befundverteilung, Video- u
                                                                                                                                                 Unsere Kernkompetenz liegt in der Archivierung und
     Entscheidend für den Erfolg der Medizininfor-         in Version 1.0 vom Nationalen Steuerungsgremium                                                              hin
                                                                                                                                                 Visualisierung von Daten     zur rechtssicheren
                                                                                                                                                                           in Gesundheitseinrichtungen.Arch
     matik-Initiative ist vor allem auch die Akzeptanz     (NSG) verabschiedet.
                                                                                                                                                 Damit ermöglichen wirAlsunseren  Kunden eine gesamt-
                                                                                                                                                                              Lösungskonzept         bieten
     und das Verständnis der Gesamtthematik in der         2019 hat sich die AG schwerpunktmäßig mit der
                                                                                                                                                 heitliche Betrachtung der Bereiche PACS, Bild- und
     Bevölkerung. Der Darstellung des tatsächlichen
     Nutzens für die Patienten kommt also eine be-
                                                           zielgruppengerechten Patientenkommunikation
                                                           der MII befasst. So hat sie in Zusammenarbeit mit
                                                                                                                                                                        Management
                                                                                                                                                 Befundverteilung, Video-                   Plattform
                                                                                                                                                                            und Fotodokumentation   bis mit
     sondere Bedeutung zu – verantwortlich hierfür         der AG Consent ein Video zur Erläuterung der Ein-                                                            Implementierung
                                                                                                                                                 hin zur rechtssicheren Archivierung             und Supp
                                                                                                                                                                                     von Dokumenten.
     zeichnet die AG Kommunikation.                        willigungserklärung für Patientinnen und Patienten                                    Als Lösungskonzept bieten wir eine Health Content
                                                           erstellt. Es wurde auf Basis des modularen Einwil-
                                                                                                                                                 Management Plattform mit qualifizierter Beratung,
     Die Medizininformatik-Initiative (MII) ist ein        ligungstextes in verschiedenen Schnittversionen
     komplexes Projekt mit vielfältigen Akteuren und       sowie in deutscher und englischer Sprache produ-
                                                                                                                                                 Implementierung und Support.
     Zielgruppen. Die AG Kommunikation der MII hat
     die Aufgabe, ein umfassendes Kommunikations-
                                                           ziert. Untertitel ermöglichen den Einsatz des Vi-
                                                           deos ohne Ton, z.B. im Wartezimmer der Kliniken.
                                                                                                                                                                                            AIM?
                                                                                                                                                                      Neugierig auf synedraMan
                                                                                                                                                          drar AI Mfo?s zum Health Content     agement
                                                                                                                                       Neugierig auf syne
     konzept zu entwickeln, laufend anzupassen und         Außerdem wurde ein Flyer für Patienten erstellt,
                                                                                                                                                       Meh     In
                                                                                                                                    Mehr Infos zum Health Conte dermZukunft auf www.synedra.com
     umzusetzen. Im Februar 2019 wurde das Konzept         standortübergreifend abgestimmt und individuell
                                                                                                                                                            Management
                                                                                                                                                               nt
                                                                                                                                                                  dra.co
                                                                                                                                        der Zukunft auf www.syne
20   miracum3                                                                                                                                                                                                     miracum3     21
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                              Die Medizininformatik-Initiative

     Die Suche nach dem Königsweg                                                                                                       Welche Voraussetzungen müssen für die Verwendung erfüllt werden bzw. welche
                                                                                                                                        Restriktionen gibt es bei der Verwendung der Daten?
                                                                                                                                          Wenn Patientendaten ausreichend de-identifiziert sind (und dafür gibt es eine
                                                                                                                                        formale HIPAA-Definition), dann wird die Forschung mit ihnen nicht als Forschung
     Das Thema Datenspende für die Forschung wird nicht nur in Deutschland diskutiert. In Amerika regt sich                             am Menschen betrachtet, so dass man nicht die erste Einwilligung benötigt, und sie
     Widerstand gegen die bisherige Praxis – auch wenn der Gesellschaft eine gewisse Pflicht zur Unterstützung                          werden nicht als geschützte Gesundheitsinformationen betrachtet, so dass auch
     medizinischer Forschung abverlangt wird.                                                                                           nicht die HIPAA-Berechtigung erforderlich ist.

     Ein Interview mit Prof. Dr. George Hripcsak, Mitglied des International Advisory Boards des MIRACUM-Konsortiums                    Sie sprachen von drei Wegen der Datennutzung für die Forschung?
                                                                                                                                          Die Forschungsvorschriften sehen eine dritte Möglichkeit vor: den Verzicht auf die
                                                                                                                                        Einwilligung, um zu versuchen, Forschung mit geringem Risiko zu erleichtern – auch
                                                                                                                                        wenn die Daten nicht de-identifiziert werden. Wenn bestimmte Kriterien zutreffen,
                                                                                                                                        kann die jeweilige Ethikkommission auf die Zustimmung der Patienten verzichten.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Prof. Dr. George Hripcsak
                                                                                                                                        Die HIPAA-Bestimmungen wurden in Analogie zu dieser Forschungsregelung ver-
                                                                                                                                                                                                                                                                              Inhaber der Vivian Beaumont
                                                                                                                                        fasst und ermöglichen einen ähnlichen Genehmigungsverzicht.                                                                           Allen Professur für Biomedi-
                                                                                                                                                                                                                                                                              zinische Informatik, Leiter des
                                                                                                                                        Nach welchen Kriterien werden hier die unterschiedlichen Vorhaben kategorisiert?                                                      Dept. of Biomedical Informatics
                                                                                                                                           Der Risikograd entscheidet über das Prozedere. Ob und welche Kriterien durch                                                       an der Columbia University und
                                                                                                                                        das Forschungsvorhaben erfüllt werden, obliegt einer Ethikkommission und natür-                                                       Direktor Medical Information
                                                                                                                                        lich nicht dem jeweiligen Forscher. Weist die Forschung zum Beispiel ein minimales                                                    Services des Presbyterian
                                                                                                                                                                                                                                                                              Hospital NY
                                                                                                                                        Risiko auf, oder ist die praktische Durchführung des Forschungsprojekts ohne den
                                                                                                                                        Verzicht auf die Patienteneinwilligung im Prinzip nicht möglich? Beeinträchtigt die
                                                                                                                                        Forschung nicht die Rechte der Versuchspersonen? Besteht ein Bedarf an Zusatz-
                                                                                                                                        informationen? Das sind Kriterien, die im Vorfeld realistisch eingeschätzt werden
                                                                                                                                        müssen. Danach wird an neutraler Stelle entschieden.

                                                                                                                                        Wie wird das Thema Forschungsdaten
                                                                                                                                        bzw. Datenspende in der Öffentlichkeit » Die Einstellung der Gesellschaft zur Privatsphäre
                                                                                                                                        diskutiert?                                 entwickelt sich weiter. Einerseits sollen die
                                                                                                                                          Die Einstellung der amerikanischen
                                                                                                                                                                                    Patienten das Recht haben, Daten auszuschließen.
                                                                                                                                        Gesellschaft zur Privatsphäre erfährt
                                                                                                                                        gerade einen Wandel. Einerseits ist man Andererseits gibt es die Auffassung, die Gesellschaft
                                                    Es gibt in den USA unterschiedliche Wege für Patienten, ihre Gesundheitsdaten       schon der Ansicht, dass Patienten das sei verpflichtet, die Forschung voranzutreiben. «
                                                    für die Wissenschaft zu spenden. Wie sieht die gängige Praxis im US-Gesundheits-    Recht haben sollten, Herr ihrer Daten zu
                                                    system aus?                                                                         sein und das schließt auch die Möglich-
                                                      Zurzeit gibt es in den USA im Wesentlichen drei Möglichkeiten, Patientendaten     keiten ein, die eigenen Daten von jeglicher Nutzung auszuschließen. Andererseits
                                                    für die Forschung zu nutzen.                                                        besteht die Auffassung in weiten Teilen der Öffentlichkeit, dass die Gesellschaft die

                                                                                                                                                                                                                               Fotos: iStock (gremlin); Columbia University
       „All of Us“ – allofus.nih.gov –                Es gibt Vorschriften für die Forschung am Menschen, und im Allgemeinen be-        Pflicht hat, die Forschung auf der Grundlage früherer medizinischer Erfahrungen
       Förderinitiative des amerikanischen          nötigen Sie die Genehmigung einer Ethikkommission und die Einwilligung der          voranzutreiben. Wir befinden uns derzeit an einer Weggabelung: die US-Vorschrif-
       National Institute of Health:                Teilnehmer. Dies gilt für das Sammeln neuer Daten oder die Verwendung bereits       ten könnten sich in der Tat in Zukunft mehr oder weniger restriktiv entwickeln.
       Ein Förderprogramm – ähnlich zu der          gesammelter Daten, einschließlich der Daten aus der Patientenversorgung.              Parallel zu diesen Diskussionen laufen in den USA eine Reihe groß angelegter
       deutschen Nationalen Kohorte – in der von      Dazu gibt es gesonderte Vorschriften in Bezug auf Patientendaten (HIPAA). Dort    prospektiver Studien zur Datenerhebung (im Gegensatz zur Verwendung bereits in
       1 Million amerikanischen Bürgern prospek-    benötigen Sie eine Genehmigung, die im Grunde eine weitere Zustimmung des           der Versorgung dokumentierter Daten), die das Engagement der Patienten betonen,
       tiv klinische Daten, molekulare Daten und    Patienten ist, um seine Daten aus der Patientenversorgung zu verwenden. Die Stan-   wie z.B. das All of Us-Research Program. Diese können sich eventuell, je nachdem
       Lifestyle-Daten erhoben werden.              dardform der Forschung ist also, dass Sie sowohl die Forschungszustimmung als       welche praktischen Erfahrungen man dabei sammelt, auch auf die Datenschutz-
                                                    auch die HIPAA-Berechtigung benötigen, um Patientendaten zu verwenden.              bestimmungen auswirken. Hoffentlich im Sinne der Forschung.

22   miracum3                                                                                                                                                                                                                                                                                       miracum3    23
Sie können auch lesen