Der Import von Zwischenprodukten ist zu Beginn der Covid-19-Pandemie stark eingebrochen

Die Seite wird erstellt Mona Brenner
 
WEITER LESEN
Der Import von Zwischenprodukten ist zu Beginn der Covid-19-Pandemie stark eingebrochen
Datum: 21. Februar 2022

Der Import von Zwischenprodukten ist zu
Beginn der Covid-19-Pandemie stark
eingebrochen
Lutz Bellmann, Patrick Gleiser, Sophie Hensgen, Christian Kagerl, Eva Kleifgen, Ute Leber,
Michael Moritz, Duncan Roth, Malte Schierholz, Jens Stegmaier, Ignat Stepanok, Matthias
Umkehrer

Gesamtwirtschaftlich sind die Einfuhren zu Beginn der Covid-19-Pandemie stark
eingebrochen. Das gilt insbesondere für Zwischenprodukte. Fast ein Drittel der
importierenden Betriebe verzeichnete einen Rückgang der Einfuhr von Vorleistungen und
Zwischenprodukten. Als Ursache werden seitens der Betriebe vor allem logistische Probleme
und ein geringerer betrieblicher Bedarf genannt.

Deutschland ist als Exportland stark in internationale Lieferketten eingebunden. Im Jahr 2020
wurden Waren im Wert von 1,2 Billionen Euro exportiert und im Wert von 1,0 Billionen Euro
importiert. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) handelte es sich bei 51 Prozent der Importe um Zwischenprodukte.

Laut einer Studie von Mary Amiti und Jozef Konings aus dem Jahr 2007 sind

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 1
Der Import von Zwischenprodukten ist zu Beginn der Covid-19-Pandemie stark eingebrochen
Datum: 21. Februar 2022

Zwischenprodukte für die Wirtschaftsleistung und Produktivität von Unternehmen von großer
Bedeutung. Sie nutzen Zwischenprodukte, um eigene Produkte und Dienstleistungen
herstellen beziehungsweise anbieten zu können. Ohne den reibungslosen Bezug dieser
Zwischenprodukte gerät daher auch die Produktion der betroffenen Unternehmen vielfach
schnell ins Stocken. Ein Beispiel für Engpässe in den Lieferketten ist der gegenwärtige
Mangel an Halbleitern und Mikrochips.

Im Pandemiejahr 2020, und vor allem im zweiten Quartal, waren viele Importgüter nur stark
eingeschränkt verfügbar. Ursache waren zum Beispiel Grenzschließungen oder
Produktionsstopps. Der pandemiebedingte Einbruch betraf Kapitalgüter wie Maschinen und
Zwischenprodukte deutlich stärker als Konsumgüter (siehe Abbildung 1).

Die Importe von Konsumgütern lagen im April und Mai 2020 etwa 15 Prozent unter dem Wert
der entsprechenden Vorjahresmonate, bei Zwischenprodukten und Kapitalgütern waren es
mehr als 25 Prozent. Ab Juni 2020 erholten sich die Importe wieder. Bis Jahresende erreichten

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 2
Datum: 21. Februar 2022

sie in allen drei Güterkategorien wieder das Vorkrisenniveau oder übertrafen es sogar.

Ein beträchtlicher Teil der Betriebe in Deutschland bezieht Vorleistungen oder
Zwischenprodukte aus dem Ausland. Die Frage ist, wie sich der gesamtwirtschaftliche
Rückgang der Importe auf der Ebene der Betriebe darstellt. Als Importbetriebe werden hier
jene Betriebe bezeichnet, die im August 2021 Vorleistungen oder Zwischenprodukte aus dem
Ausland bezogen haben.

Als Datengrundlage dient die IAB-Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“. Seit
August 2020 werden dort in regelmäßigen Abständen Informationen zu den Auswirkungen
der Pandemie auf die Betriebe in Deutschland erhoben. Die hier verwendeten Daten
stammen aus der 16. Welle der Befragung, die im August 2021 durchgeführt wurde. Sie hat
sich unter anderem mit den Auswirkungen der Krise auf den internationalen Handel befasst.

Die Fragen nach Importen beziehen sich ausschließlich auf Importe von Vorleistungen und
Zwischenprodukten. Wenn im Folgenden von Importen auf der Betriebsebene gesprochen
wird, ist daher nur der Bezug von Vorleistungen und Zwischenprodukten gemeint, nicht der
von Endprodukten.

Ein Drittel der Importeure bezieht Einfuhren
ausschließlich aus Ländern der EU
Diesen Daten zufolge bezieht fast ein Viertel (23 %) aller Betriebe Vorleistungen oder
Zwischenprodukte aus dem Ausland. Etwa ein Drittel (34 %) aller Importeure bezieht
Einfuhren ausschließlich aus Ländern der Europäischen Union (EU), während weitere knapp 6
Prozent aus dem Vereinigten Königreich importieren (die Importe dieser Betriebe können
zusätzlich auch aus den Ländern der EU kommen).

Der mit 60 Prozent größte Anteil der Importbetriebe entfällt jedoch auf Betriebe mit einem
weiter gefassten Handelsnetzwerk. Sie führen auch Waren aus anderen Ländern,
beispielweise aus den USA oder aus China, ein.

Von den Betrieben, die ausschließlich aus der EU importieren, verzeichneten rund 24 Prozent
im Jahr 2020 einen Rückgang der Importe. Bei den Betrieben, die auch aus dem Vereinigten
Königreich importieren, betrug dieser Anteil rund 19 Prozent, bei solchen mit Einfuhren auch
aus anderen Ländern 33 Prozent.

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 3
Datum: 21. Februar 2022

Kleine Betriebe waren häufiger von Importrückgängen
betroffen
Während die Importe im Jahr 2020 gesamtwirtschaftlich erheblich zurückgegangen sind,
zeigen sich auf der Ebene der Betriebe deutliche Unterschiede. Mit 71 Prozent gibt eine
deutliche Mehrheit der Importbetriebe an, dass der Umfang ihrer Einfuhren 2020 gegenüber
dem Vorjahr konstant geblieben oder sogar gestiegen ist. Knapp 29 Prozent der
Importbetriebe vermeldeten dagegen rückläufige Einfuhren.

Zugleich unterscheidet sich der Anteil sowohl der importierenden als auch der von
rückläufigen Importen betroffenen Betriebe je nach Größe, Branche und Standort mehr oder
weniger stark (siehe Tabelle). So ist der Anteil der Importeure unter den Kleinstbetrieben (bis
zu 9 Beschäftigte) niedriger als unter größeren Betrieben. Zugleich berichten aber die
importierenden Kleinstbetriebe öfter über rückläufige Einfuhren.

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 4
Datum: 21. Februar 2022

Dazu passt der Befund, dass Betriebe des Groß- und Einzelhandels mit 34 Prozent häufiger
über rückläufige Einfuhren berichten als Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes mit 22
Prozent. Manche Wirtschaftszweige dürften demnach während der Pandemie stärker von

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 5
Datum: 21. Februar 2022

coronabedingten Einschränkungen der Einfuhren betroffen gewesen sein als andere. Dies
dürfte an der Spezifik und Komplexität von Handelsketten liegen. Darüber hinaus finden sich
Betriebe mit Importrückgängen etwas seltener in Ostdeutschland als in Westdeutschland.

Gut zwei Drittel der Betriebe mit rückläufigen Importen
geben logistische Probleme als Grund an
Importbetriebe, deren Einfuhren während der Covid-19-Pandemie zurückgegangen sind,
gaben hierfür unterschiedliche Gründe an. Am häufigsten berichteten die Betriebe über
logistische Probleme (68 %), dicht gefolgt von einem geringeren Bedarf des Betriebs (62 %).
Ein Rückgang des entsprechenden Angebots an Gütern im Ausland nannten knapp 30 Prozent
der Betriebe. Dass es für den Rückgang der Einfuhren noch weitere, womöglich
betriebsspezifische, Ursachen gibt, zeigt sich daran, dass rund die Hälfte der Betriebe
„Sonstige Gründe“ anführt (siehe Abbildung 2).

Fazit
Infolge der Covid-19-Krise ist insbesondere die Einfuhr von Zwischenprodukten und

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 6
Datum: 21. Februar 2022

Kapitalgütern im Frühjahr 2020 gesamtwirtschaftlich massiv eingebrochen. Auf betrieblicher
Ebene zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede. Fast ein Viertel aller deutschen Betriebe
bezieht Vorleistungen oder Zwischenprodukte aus dem Ausland. Die Mehrheit dieser Betriebe
verzeichnete 2020 im Vergleich zum Vorjahr jedoch keinen Rückgang der Importe. Kleinere
Betriebe und Betriebe, die Einfuhren aus Ländern außerhalb der EU und des Vereinigten
Königreichs beziehen, berichteten überdurchschnittlich häufig über rückläufige Importe. Als
Gründe hierfür wurden vor allem logistische Probleme und ein geringerer Bedarf des Betriebs
genannt.

Literatur
Amiti, Mary; Konings, Jozef (2007): Trade Liberalization, Intermediate Inputs, and Productivity:
Evidence from Indonesia. In: American Economic Review, Vol. 97, No. 5, S. 1611—1638.

Bellmann, Lutz; Kagerl, Christian; Koch, Theresa; König, Corinna; Leber, Ute; Schierholz,
Malte; Stegmaier, Jens; Aminian, Armin (2020): Was bewegt Arbeitgeber in der Krise? Eine
neue IAB-Befragung gibt Aufschluss. In: IAB-Forum, 25.09.2020.

OECD (2021): BTDIxE Bilateral Trade in Goods by Industry and End-use, ISIC Rev. 4.

United Nations Statistics Division (2016): Classification by Broad Economic Categories (BEC)
Rev. 5.

In aller Kürze
     Deutsche Einfuhren sind zu Beginn der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 stark
     eingebrochen, insbesondere der Import von Zwischenprodukten.
     Allerdings sind die Betriebe je nach Größe und Importregion sehr unterschiedlich
     betroffen.
     Nahezu ein Drittel aller importierenden Betriebe berichtet über einen Rückgang der
     Einfuhr von Vorleistungen und Zwischenprodukten.
     Als Gründe dafür werden vor allem logistische Probleme und ein geringerer Bedarf des
     eigenen Betriebs genannt.

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 7
Datum: 21. Februar 2022

doi: 10.48720/IAB.FOO.20220221.01

                                                                                   Quelle:
https://www.iab-forum.de/der-import-von-zwischenprodukten-ist-zu-beginn-der-covid-19-pand
                                                              emie-stark-eingebrochen/ | 8
Sie können auch lesen