Der Luzerner Arzt November 2019/4 Nr. 119 Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug - VZAG
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Der November 2019/4 Nr. 119 Luzerner Arzt Informationsblatt der Ärztegesellschaften der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Uri, Zug
Schutz Leben fürs echte *1–3 Bei nvVHF und Niereninsuffizienz – Xarelto® Wirksame Schlaganfallprophylaxe1–4 Signifikante Reduktion der tödlichen Blutungen vs. VKA#4 *Prospektive Real-Life-Studien («echtes Leben») bestätigen das in der Phase-III-Studie gezeigte positive Nutzen-Risiko-Profil. # Kein Unterschied bezüglich schwerer und nicht schwerer, klinisch relevanter Blutungen (1° Endpunkt). nvVHF = Nicht-valvuläres Vorhofflimmern, VKA = Vitamin K-Antagonisten Referenzen: 1. Patel et al. Rivaroxaban versus warfarin in nonvalvular atrial fibrillation. N Engl J Med 2011; 365:883–91. 2. Kirchhof et al. Global Prospective Safety Analysis of Rivaroxaban. JACC 2018. Vol. 72, No. 2, 141-153. 3. Hecker et al. Effectiveness and safety of rivaroxaban therapy in daily-care patients with atrial fibrillation. Results from the Dresden NOAC Registry. Thromb Haemost. 2016;115(5):939-49. 4. Fox et al. Prevention of stroke and systemic embolism with L.CH.MKT.HC.09.2018.1359-DE/FR rivaroxaban compared with warfarin in patients with non-valvular atrial fibrillation and moderate renal impairment. Eur Heart J. 2011;32(19):2387-94. Gekürzte Fachinformation Xarelto® (Rivaroxaban): Direkter Faktor Xa-Inhibitor Z: Filmtabl. zu 10, 15 und 20mg Rivaroxaban I: a) Thromboseprophylaxe bei grösseren orthopädischen Eingriffen a. d. unteren Extremitäten wie Hüft- und Knieprothesen. b) Behandlung von Lungenembolie (LE) und tiefer Venenthrombose (TVT) sowie Prophylaxe rezidivierender TVT und LE. c) Schlaganfallprophylaxe und Prophylaxe system. Embolien bei nicht-valvulärem Vorhofflimmern. D: a)1x/ Tag 10mg. b)2x/Tag 15mg für die ersten 21 Tage, gefolgt von 20mg 1x/Tag c)1x/Tag 20mg; bei Krea-Cl 15-49ml/min: 1x/Tag 15mg. 15mg und 20mg mit Mahlzeit einnehmen. KI: Überempfindlichkeit auf Inhaltsstoffe, akute bakt. Endokarditis, klin. sign. aktive Blutungen, schw. Lebererkrankung/ Leberinsuffizienz (LI) mit relev. erhöhtem Blutungsrisiko; leichte LI in Komb. mit Koagulopathie, dialysepfl. Niereninsuffizienz (NI), akute gastrointestinale (GI) Ulzera oder GI ulzerative Erkran- kungen, Schwangerschaft, Stillzeit. W: Komedikation (siehe «IA»);
IMPRESSUM INHALTSVERZEICHNIS «Der Luzerner Arzt» erscheint viermal Ein Ziel, viele Wege – und der Erfolg? (Herbert Widmer) 4 jährlich (plus Spezialausgabe). Brief des Präsidenten: Mehr Koordination in der ambulanten Versorgung (Aldo Kramis) 7 Verlag: Konzept zur Verbesserung von Informationsfluss und Kommunikationsabläufen im 9 Ärztegesellschaft des Kantons Luzern Sitzungswesen (Michèle Geiser) Schwanenplatz 7, 6004 Luzern Tel. 041 410 88 85 Café Med in Luzern (Ursula Achermann Bieri) 12 Fax 041 410 80 60 Das endoskopische Nähen: eine innovative Bereicherung, speziell im Bereich der 14 Redaktionsadresse: bariatrischen Endoskopie (Eric Adler, Fabrizio Vinzens, Christoph Gubler, Reiner Wiest, Dr. med. Herbert Widmer Stefan Fischli, Markus Gass, Martin Sykora, Patrick Aepli) Sonnbühlstrasse 15, 6006 Luzern Tel. 041 410 65 81 Chronische Schmerzen (Katarzyna Fischmann, Kerstin Heim) 19 Redaktion: Mandatsträger / Sektionen 21 Dr. med. Herbert Widmer, Luzern Adressliste Zentralschweizerische Chiropraktoren-Gesellschaft (ZSCG) 24 (Redaktor) Dr. med. Aldo Kramis, Emmenbrücke Der Schwyzer Arzt 25 (Präsident) Delegiertenliste Schwyzer Ärzte 25 Inserate-Verkauf: Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis Spital Einsiedeln 27 Dr. med. Herbert Widmer Telefon-, Telefax- und E-Mail-Verzeichnis Spital Lachen 29 Sonnbühlstrasse 15 6006 Luzern Der Unterwaldner Arzt 32 Tel: 041 410 65 81 Vorstand Ärztegesellschaft 32 E-Mail: hcwidmer@bluewin.ch Telefon- und Telefaxnummer, E-Mail-Adressen Kantonsspital Nidwalden/ Obwalden 32 Mitarbeiter dieser Ausgabe: Hausärztefortbildung 2019 36 Dr. med. Ursula Achermann, Kriens Aus den Reihen unserer Mitglieder 37 (Café Med in Luzern) Dr. med. Eric Adler, LUKS Der Zuger Arzt 38 (Endoskopisches Nähen) Vorstand der Zuger Ärztegesellschaft 38 Dr. med. Patrick Aepli, LUKS (Endoskopisches Nähen) Der Urner Arzt 38 PD Dr. med. Janusch Blautzik, Luzern Vorstand Ärztegesellschaft Uri 38 (PET/CT) PD Dr. med. Dorothee Rita Fischer, Kombinierte Positronen-Emissions-Tomographie und Computertomographie (PET/CT) 39 Luzern (PET/CT) bei onkologischen und nicht-onkologischen Fragestellungen (Janusch Peter Blautzik, Dr. med. Stefan Fischli, LUKS (Endoskopisches Nähen) Dotrothee Rita Fischer, Stefan Pfister, Udo Schirp) Dr. med. Katarzyna Fischmann, Luzern Die neuen Sterne am Kardiologen-Himmel: SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Analoga 41 (Chronische Schmerzen) PD Dr. med. Dr. med. univ. Georg (Georg Fröhlich) Fröhlich, Luzern (Neue Sterne) Weiterführende nuklearmedizinische Bildgebung bei Knochen- und Gelenkerkrankungen 44 Dr. med. Markus Gass, LUKS (Endoskopisches Nähen) am LUKS mit SPECT/CT (Klaus Strobel, Marisol Pérez) Michèle Geiser, Luzern Die Feminisierung schreitet stetig voran (Herbert Widmer) 47 (Informationsfluss im Sitzungswesen) PD Dr. med. Christoph Gubler, USZ Aus den Reihen der Mitglieder 50 (Endoskopisches Nähen) MSc Kerstin Heim, Luzern (Chronische Schmerzen) Dr. med. Marisol Pérez, LUKS (Weiterführende Bildgebung) Dr. med. Stephan Pfister, Luzern (PET/CT) Dr. med. Udo Schirp, Luzern (PET/CT) Prof. Dr. med. Klaus Strobel, LUKS (Weiterführende Bild-Gebung) Dr. med. Martin Sykora, LUKS (Endoskopisches Nähen) Dr. med. Fabrizio Vinzens, LUKS (Endoskopisches Nähen) Prof. Dr. Reiner Wiest, USB (Endoskopisches Nähen) Herstellung: Erscheinungsdatum / Redaktionsschluss für den Luzerner Arzt 2020: SWS Medien AG Print Am Viehmarkt 1, 6130 Willisau Nr. 120 / Januar 2020 15. Dezember 2019 info@swsmedien.ch Nr. 121 /April 2020 15. März 2020 Nr. 122 / Juli 2020 25. Mai 2020 Titelbild: Herbstimpressionen am Luzerner Quai Nr. 123 / November 2020 25. September 2020 (Foto: Herbert Widmer) Nr. 123 / Spezialheft / November 2020 05. Oktober 2020 Luzerner Arzt 119/2019 3
EDITORIAL Ein Ziel, viele Wege – und der Erfolg? Ja, es gibt viele Länder, in welchen leben die Meinung, dass kaum jemand diesen 130 zu dürfen ein Glück ist. Für mich gehört die Seiten langen Bericht ganz gelesen hätte. Schweiz dazu, ich gehe soweit festzustellen, Da dürfte er weitgehend recht haben, aber dass ich nirgendwo anders leben möchte. zitiert wird der Bericht – es gibt ja ein vier- Zugegeben, manchmal ist auch unser Land seitiges Factsheet dazu – in der Politik im- etwas träge, manchmal auch etwas seltsam. mer wieder. (Etwas Ähnliches habe ich kürzlich von der Stadt Luzern geschrieben und dafür nur Eine Partei will ein Globalbudget ein- Zustimmung, keine Kritik geerntet). Doch führen, eine zweite will verhindern, dass die warum diese doch eher persönliche Ein- Versicherten mehr als 10% des Einkom- leitung? Ganz einfach, weil mir diese kla- mens für die Krankenkassenprämien ausge- re Feststellung erlaubt, in der Folge unser ben müssen, eine dritte ….! Aber haben Sie Land doch etwas kritisch zu betrachten. irgendeinmal auf der hohen Stufe der Poli- tik ernst zu nehmende Vorschläge für ech- te Kosteneinsparungen gelesen? Smarter Gesundheitskosten medicine, EFAS (Mit der Einführung einer einheitlichen Finanzierung von ambulanten Schon in den ersten überlieferten Pro- und stationären Leistungen sollen die Prä- tokollen unserer über 200 Jahre alten Ärz- mien entlastet werden) sind entsprechende tegesellschaft wird unter anderem – neben Gedankengänge, welche aber den Weg ins Streitigkeiten unter Ärzten (Ärztinnen Bundeshaus noch wenig gefunden haben. fehlten damals völlig), Scharlatanerie und anderem mehr – über das Geld, die Kosten Interessant ist dabei zum Beispiel, dass berichtet. Seit Beginn meiner medizinischen der bisherige Gesundheitsdirektor des Prämienverbilligung «Laufbahn» wird dies crescendo-artig ge- Kantons Zürich erst nach seinem Rücktritt steigert, vor allem seit der Einführung des ausgeführt hat: «Wir haben eine Überver- Dieses soziale Instrument ist richtig und KVG. Kostensteigerung, Kostensenkung, sorgung». – Fürchten wir uns vor echten macht für viele Familien und Einzelper- Kostendach, Globalbudget u.a.m., welch Sparvorschlägen? Sind zu grosse persön- sonen eine entsprechende Versicherung grossartiger Erfindergeist der Sprachfor- liche Interessen im Spiel? Ist es die gele- bei einer Krankenkasse erst möglich. Dies scher, Experten, Gesundheitsökonomen gentlich sympathische, gelegentlich aber darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass und Politiker. Es hagelt daher auch von sehr hinderliche Trägheit unseres Landes? damit die Gesundheitskosten im Ganzen Studien, Expertenberichten, Initiativen etc. Lassen wir lieber andere Länder Fehler noch um kein Jota gesenkt werden, dass Tilman Slembeck – Mitglied der Experten- begehen und ahmen wir sie dann dennoch es eben trotzdem entsprechende Schritte gruppe von Verena Diener – äusserte zwar nach? braucht! Unsere Inserenten für das Jahr 2019 Ärztekasse, Urdorf Bayer (Schweiz) AG, Zürich Contrust Finance AG, Luzern DoxMart AG, Neuhausen am Rheinfall Galexis AG, Niederbipp Gyn Zentrum Luzern Hirslanden Klinik St. Anna, Luzern Luzerner Kantonsspital, Luzern Generalversammlung Luzerner Psychiatrie, Luzern der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern +medkey Trustcenter, Luzern Mediscan, Küssnacht am Rigi Merck Sharp & Dohme, Luzern Mittwoch, 13. November 2019, 17.00, s.t. Pfizer AG, Zürich SPZ Nottwil Praxisstellen.ch GmbH, Pfäffiko Universität Luzern Verima AG, Emmenbrücke Wir erwarten auch Sie! In Ihrer Agenda eintragen! Viollier AG, Basel 4 Luzerner Arzt 119/2019
Einen Schritt voran bei der Prävention von Pneumokokken- Erkrankungen.1 NEU als Bas isimpfu empfo ng hlen 2 Referenz: 1. Prevenar 13®: Aktuelle Fachinformation auf www.swissmedicinfo.ch 2. BAG, EKIF. Aktueller Schweizerischer Impfplan und Richtlinien und Empfehlungen auf https://www.bag.admin.ch/bag/de/ home/gesundleben/gesundheitsfoerderung-und-praevention/impfungen-prophylaxe/schweizerischer-impfplan.html, Bern: Bundesamt für Gesundheit. Gekürzte Fachinformation Prevenar 13®: Prevenar 13® (13-valenter Pneumokokken-Konjugatimpfstoff, Pneumokokkenpolysaccharide der Serotypen 1, 3, 4, 5, 6A, 6B, 7F, 9V, 14, 18C, 19A, 19F, 23F und CRM197 -Trägerprotein). I: Aktive Immunisierung zur Prävention von invasiven Erkrankungen, Pneumonie und akuter Otitis media, die durch Streptococcus pneumoniae verursacht werden, bei Säuglingen und Kindern im Alter von 6 Wochen bis 5 Jahren. D: Säuglinge im Alter von 6 Wochen– 6 Monaten: 3 Dosen im Abstand von mind. 1 Monat, erste Dosis normalerweise im Alter von 2 Monaten, mit vierter (Booster-)Impfung im Alter von 11–15 Monaten. Im Rahmen eines Standard-Impfprogramms alternatives Impfschema möglich: erste Dosis ab einem Alter von 2 Monaten, die zweite Dosis 2 Monate danach, mit dritter PP-PNP-CHE-0157 Mar 2019 (Booster-)Dosis im Alter von 11–15 Monaten. Frühgeborene Säuglinge: Grundimmunisierung mit 3 Dosen im Abstand von mind. 1 Monat, erste Dosis normalerweise im Alter von 2 Monaten (möglich bereits im Alter von 6 Wochen), mit vierter (Booster-)Impfung im Alter von 11–15 Monaten. Ungeimpfte Säuglinge im Alter von 7–11 Monaten: 2 Dosen im Abstand von mind. 1 Monat sowie eine 3. Dosis im zweiten Lebensjahr; ungeimpfte Kinder zwischen 12 und 23 Monaten: 2 Dosen im Abstand von mind. 2 Monaten; ungeimpfte Kinder zwischen 24 Monaten und 5 Jahren: 1 Dosis. KI: Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe, einen der sonstigen Bestandteile oder gegen Diphtherie-Toxoid. Schwere akute fiebrige Erkrankungen. VM: Nicht intravaskulär verabreichen. Überwachung u. geeignete med. Versorgung für seltenen Fall der anaphylaktischen Reaktionen gewährleisten. Nutzen-Risiko Abwägung bei Thrombozytopenie und Koagulationsstörungen. Preve- nar 13 schützt ausschliesslich gegen Streptococcus pneumoniae-Serotypen, die im Impfstoff enthalten sind. Über die Impfung in Hochrisikogruppen sollte individuell entschieden werden, spezifische Daten für Prevenar 13 liegen bislang nicht vor. Apnoerisiko bei Verabreichung an extrem Frühgeborene (geboren ≤ 28. SSW) gegeben, respiratorische Überwachung erwägen. Antipyretikagabe entsprechend nationalen Behandlungsstandards empfohlen. IA: Kann gleichzeitig mit gängigen anderen pädiatrischen Impfstoffen unter Berücksichtigung des Schweizer Impfplans verabreicht werden. UW: Verminderter Appetit, Fieber, Reizbarkeit, Erythem, Verhärtung/Schwellung, Schmerz/Berührungsempfindlichkeit an der Injektionsstelle; Schläfrigkeit; mangelhafte Schlafqualität, Krampfanfälle (einschliesslich Fieberkrämpfe), u.a. P: 1× 0,5 ml und 10× 0,5 ml Suspension in Fertigspritze. Verkaufskategorie B. Zulassungsinhaberin: Pfizer AG, Schärenmoosstrasse 99, 8052 Zürich. Ausführliche Informationen siehe Arzneimittel-Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. (FI V023) Pfizer AG ® Schärenmoosstrasse 99 8052 Zürich
Spitalversorgung, Jahr, sich ernsthaft Gedanken darüber zu noch nicht beurteilt werden. Bald vier Jah- -finanzierung machen. Zuvor versuchten viele, die Rat- re sind seither vergangen! Träge, seltsam? schläge der PWC, Fälle zu generieren und Das im Jahre 2012 beschlossene Spital- die Patientenströme zu sich zu lenken, in finanzierungsgesetz legt unter anderem die Tat umzusetzen. Und die Digitalisierung? Folgendes fest: «Spitäler werden mit leis- tungsbezogenen Fallpauschalen entschä- Liegt die Schuld nun vor allem bei den Über dieses Thema gäbe es viele Seiten digt, die neu auch Anlagenutzungskosten Spitälern? Keineswegs. Bundesrat Alain zu schreiben. Nur wenige sehen heute kei- beinhalten (die Notwendigkeit/Möglich- Berset sorgt für immer tiefere Fallpau- ne Vorteile dieser Entwicklung. Wir werden keit der Investitionsfinanzierung durch schalen, welche eigentlich von den Spitä- diesen «Gesellschaftsvertrag» eingehen die öffentliche Hand entfällt). Schon bald lern und den Krankenversicherern ausge- müssen / dürfen, haben aber auch für Rah- erkannte man problemlos, dass nicht alle handelt werden. Damit werden aber auch menbedingungen für alle zu sorgen. Vor Kantone bereit waren, sich an das neue die Möglichkeiten, «Reserven für Inves- vielen, vielen Jahren wurden die Ärztinnen Gesetz zu halten. So wurde der Kanton titionen» zu schaffen immer kleiner. Die und Ärzte von einem Gesundheitsexper- Solothurn bereits im 1. Jahr nach Imple- Mehrfachrolle der Kantone trägt das Ihre ten angeklagt, sie würden sich mit Händen mentierung des neuen Gesetzes bezichtigt, zu dieser Situation bei. Ob unser Land – und Füssen gegen die Digitalisierung – zum entgegen der Bestimmungen dieses Geset- trotz des meist sehr geschätzten Födera- Beispiel in Form des damals «schon opera- zes über 100 Mio CHF in die Finanzierung lismus – darum herum kommen wird, in blen EPD» – wehren. Als positives Beispiel neuer Spitalbauten einzuschiessen. Dies (naher) Zukunft für ein gesamtschweize- wurde der Kanton Genf genannt, welcher unter dem Vorwand, dass die Spitalbauten risches Gesamtkonzept zu sorgen, wage die Digitalisierung mit Hilfe der PTT vor- im Besitze des Kantons, nicht der Spitäler ich zu bezweifeln. Vorläufig handeln wir angetrieben hätte. Darüber spricht niemand seien. Auch in anderen Kantonen passierte nach dem Berner Motto: «Kommt Zeiiit, mehr, das Projekt der PTT ist entschwun- das Gleiche. kommt Raaat!». den. Sicher bemühen sich viele Leute um die entsprechenden Entwicklungen, wo Erlaubte GWL (Gemeinwirtschaftli- aber bleiben die notwendigen Lösungen für che Leistungen) wurden dazu benutzt, Immer mehr Medikamente die Einrichtung der EPD der Patientinnen fehlende finanzielle Mittel – unerlaub- und Patienten in Spitälern und Arztpraxen? terweise – in die Spitalfinanzen zu «trans- fehlen Wer fühlt sich dazu zuständig? Bundesrat ferieren». Grosse Beträge wurden zu Berset, das BAG, die verschiedenen Kanto- hervorragenden Zinsen durch die Spi- Am 29.10.2019 berichtete ein aktuel- ne, der eHealth-Verein des Kantons Luzern, täler aufgenommen, ohne zu beachten, ler Artikel in der Luzerner Zeitung über jemand anders? Hier fehlt mir an verschie- dass die Zinsen in Zukunft auch wieder derzeit 600 fehlende Medikamente. Zi- denen Orten das Engagement und eine ge- deutlich steigen dürften bzw. könnten. tiert wurde dabei vor allem Dr. pharm wisse Ernsthaftigkeit. Immer weniger Spitäler erreichen heute Enea Martinelli, der Spitalapotheker aus die EBITDA (aus der gewöhnlichen Ge- dem Raum Interlaken, Frutigen, welcher schäftstätigkeit eines Unternehmens sich sich seit Jahren mit diesem Problem aus- Zurück zum Anfang ergebender Gewinn ohne Berücksichti- einandersetzt. Es wurde festgestellt, dass gung von Zinsen, Steuern, Abschreibun- viele europäische Länder Massnahmen Ich bleibe trotz aller Kritik dabei: ich gen und sonstigen Finanzierungsaufwen- verschiedener Form und verschiedenen gehe soweit festzustellen, dass ich nirgend- dungen) von geforderten 10%, immer Umfangs ergriffen haben bzw. planen. Der wo anders lieber leben möchte. mehr geraten in mehr oder weniger gro- Bundesrat habe nach seinem Bericht über sse finanzielle Schwierigkeiten. Eine die Sicherheit in der Medikamentenver- neue Erkenntnis? Keineswegs, aber die sorgung Anfang 2016 erste Massnahmen Dr. med. Herbert Widmer meisten Kantone beginnen erst in diesem eingeleitet. Deren Wirkung könne jedoch Redaktor «Der Luzerner Arzt» Einzelfirma versus AG / GmbH? Überlassen Sie uns die Diagnose. Wir zeigen die Vor- und Nachteile. contrust finance ag Friedentalstrasse 43, CH-6004 Luzern Telefon 041 429 09 09 www.contrustfinance.ch Steuern und Treuhand. Immobilien. Unternehmensentwicklung. Ehegüter- und Erbrecht. 6 Luzerner Arzt 119/2019
BRIEF DES PRÄSIDENTEN Mehr Koordination in der ambulanten Versorgung ten sinken in Luzern 1.5 % resp. gesamt- Zulassungen werden von Sprachkennt- schweizerisch um 0.2 %. Solche guten nissen und Qualitätsbemühungen (dies ist Nachrichten mag die Bevölkerung als positiv) abhängig gemacht, jedoch auch Prämien- und Steuerzahler. Alle frohlo- verknüpft mit Festlegung von Höchstzah- cken, nun ist die Kostenexplosion im Ge- len (Kantone müssen bei Überversorgung sundheitswesen im Griff! eingreifen resp. Massnahmen treffen, wie Aufhebung des Kontrahierungszwangs) Nachgedoppelt wird mit Prämien Ent- und der Teilnahme am EPD. lastungsinitiativen der SP – «Kein Haus- halt in der Schweiz sollte mehr als 10 % seines Einkommens für Krankenkassen- Sparen und Tarif prämien ausgeben» – oder die CVP Kos- tenbremse-Initiative, die verlangt, dass Trotz sinkender Prämien! Im Gesund- Bundesrat, Bundesversammlung und heitswesen muss weiter gespart werden. Kantone eingreifen müssen, wenn die Und um Kostendämpfung zu erreichen, Gesundheitskosten im Vergleich zu der müssen Massnahmen zur Dämpfung er- Lohnentwicklung zu stark steigen. Alle griffen werden: wollen das Gesundheitswesen retten und die Prämienzahlenden entlasten. Leistungserbringer und deren Verbän- de sehen in Tarifverträgen Massnahmen Zudem, so hält es die neue Qualitäts- zur Steuerung vor wie Tarifkürzungen, kommission vom Bund fest, muss die degressive Tarife, Rückvergütungen. Qualität ohne Anstieg der Kosten gestei- gert werden, indem nur abgerechnet wer- Ferner müssen Regeln zur Korrektur Dr. med. Aldo Kramis den kann, wenn man sich zwingend an bei ungerechtfertigten Erhöhungen der Vorgaben und Ziele von Qualitätsverträ- Menge und Kosten vorgesehen werden. gen hält. Die Schweizerische Akademie Prämien und Qualität für Qualität in der Medizin ( SAQM der Dazu soll eine Tariforganisation ge- FMH) hat schon viel Vorarbeit geleistet schaffen werden, analog DRG für den Herbst 2019 – die Prämien für das und viele Qualitätsprojekte iniziert. ambulanten Bereich zur Erarbeitung und kommende Jahr sind bekannt. Die Kos- Weiterentwicklung des Tarifsystems. Dies ERWEITERTE RADIOLOGIE ST. ANNA IM BAHNHOF Um unseren Patientinnen und Patienten einen noch besseren und effizienteren Service bieten zu können, haben wir unser radiologisches Angebot im St. Anna im Bahnhof um ein neues CT und ein konventionelles Röntgen erweitert. Neben den bereits bestehenden MRTs (1,5 und 3 Tesla) decken die neuen Geräte weitere Facetten der modernen Bildgebung jetzt auch an unserem Standort im Bahnhof Luzern ab. Als Experten für die moderne Bildgebung bieten wir Ihnen und Ihren Patienten zeitnahe Termine und rasche Befunde. Die zentrale Lage im Bahnhof Luzern wird von Patienten und Zuweisern gleichermassen geschätzt. Kompetenz, die Vertrauen schafft. Institut für Radiologie und Nuklearmedizin St. Anna im Bahnhof, Zentralstrasse 1, 6003 Luzern T +41 41 208 30 30, radiologie.stanna@hirslanden.ch, www.hirslanden.ch/radiologie-stanna-bhf Luzerner Arzt 119/2019 7
ist sicher zu begrüssen, doch sollen die von Kosten beitragen. Mit einer Liste von der Spitexpflege und kompetent ausge- Entscheide dieser Organisation bindend vermeidbaren Untersuchungen will man bildete MPK (Medizinische Praxiskoordi- sein und die Datenbasis von einer unab- eine Überversorgung vermeiden. Heisst natorinnen), MPA, Hausärzten und Spe- hängigen Institution zur Verfügung ge- aber nicht, dass Patienten keine zweite zialisten, immer in Kombination mit allen stellt werden. Meinung einholen können, wenn sie ver- Therapeuten betreuen! Es gibt schon vie- unsichert sind. Ferner sollen neue Haus- le sehr motivierte MPK, die sogenannte arztmodelle mit Koordination und Triage Chronic care Managementprogramme Politischer Herbst durch den Arzt des Vertrauens, also den umsetzen. Wir haben dies anlässlich der Hausarzt, unnötige Abklärungen oder «Entlebucher Hausärztetage» beurteilen Politischer Herbst, Wahlkampfthemen Therapien hinterfragen und somit ohne können. Zudem müssen wir auch mög- zuhauf, womit alle ein Rezept gegen Kos- Qualitätsverluste Kosten reduzieren. lichst bald weitere APN advanced praxis ten und Prämien publizieren. Es wird nurses ausbilden, damit die fehlenden etwas getan und der BUND behält die Dennoch: Der Handlungsspielraum ei- Ärzte in den Praxen ausgeglichen wer- Kontrolle?! nes jeden Hausarztes ist beschränkt: Zu- den können resp. von Bagatellfällen nicht letzt durch Tarifeingriffe mit limitierten überrollt werden. Diese Ansätze nimmt Es liegt nun an uns, für welche Politiker Konsultationszeiten – was heisst, weniger das Programm MOVE, initiiert von Re- wir uns entscheiden. Es sind keine Luzer- Zeit für Aufklärungsarbeit– oder Bespre- gierungsrat Guido Graf auf und wird bald ner Ärzte dabei und doch gibt es Politiker chungen vor Einsatz teurer Chemothera- im Hinterland und Entlebuch 2020 gestar- im Ständerat, die unsere Anliegen verste- peutika, psychotherapeutische Gesprä- tet werden. Wir haben selber schon Vor- hen und mit denen wir zusammenarbeiten che, ect.?! arbeit geleistet und werden uns intensiv werden. Von vielen weiss man nicht, ob das zusammen mit dem Institut für Hausarzt- Parteiprogramm wichtiger ist oder sich für Die Zusammenhänge sind komplex medizin daran beteiligen. echten Patientennutzen einzusetzen? und nur ein Teil ist durch die Ärzteschaft beeinflussbar. Jedoch sind wir bereit, die- Zusammen mit dem SMSR (Roman- sen kleinen Handlungsspielraum zu nut- Mitmachen – Mitbestimmen die) haben wir einen Fragebogen unter- zen und unseren Teil zum Sparen beizu- stützt, den wir den Kandidaten und Par- tragen. Fakt ist: Weniger als zwei Prozent Darum sind wir äusserst froh, wenn teien zugesandt haben. Wir sind gespannt, aller Gesundheitskosten gehen zu Lasten sich Kolleginnen und Kollegen finden las- welche gesundheitspolitischen Sichtwei- der Hausärzte. sen, die bereit sind, mitzumachen und die sen die neuen National- und Ständeräte Ärzteschaft im Kanton Luzern weiter zu vertreten wollen und daran messen wir entwickeln und zu gestalten! Viele haben sie. Im Frühling werden wir ihre Positi- Krankenkassen / Umdenken triftige Gründe für Absagen von Ämtern onen veröffentlichen und das Gespräch in unseren Reihen. Aber so braucht es suchen. Kostendämpfung, Kostenziele, Die Krankenkassen wollen via APP, mindestens 40 Telefonate, bis sich ein jun- degressive Tarife – notabene bedeutet Homepage, Lieferung von Gesundheits- ger Kollege doch entscheidet, die MPA- ein Globalbudget für unsere Patienten daten, präventiv dokumentierte Akti- Ausbildung zu überwachen. Ein zentra- immer Beschränkungen, verdeckte Ra- vitäten Gesundheitskompetenz- und les Anliegen der Ärzteschaft, denn ohne tionierung, längere Wartezeiten für OP Aktivitäten stärken. Dies sind eindeutig unsere Praxisperlen wird kein Betrieb und Diagnostik und eventuell sogar Leis- positiv und unterstützenswerte Aktionen. erfolgreich sein!! Erfreut bin ich über tungseinbussen? Gesundheitskompetenz stärken, heisst die jungen KollegInnen, die sich sehr oft Verzicht, Disziplin und Verhaltens- zahlreich und engagiert bei den Jungen Wir lehnen solche Budgetziele und änderungen. Schritte zählen schon viele Hausärztinnen Schweiz oder im VSAO- Tarifminderungen ab. Prämien wieder- und über gesunde Ernährung reden viele, Vorstand mitmachen und sogar im Präsi- spiegeln in keiner Art und Weise die Ge- doch sind Verhaltensänderungen meist dium Verantwortung übernehmen sundheitskosten heute. schwierig umzusetzen. Es wäre indes ver- messen zu denken, dass mit einem Um- Merci veu veu mou! Dies trotz gro- Deshalb wollen alle ausser den Kan- denken die Zahl der Krankheiten massiv ssem Engagement im Aufbau einer eige- tonen eine einheitliche Finanzierung im reduziert werden könnte, zumal die Men- nen Praxis und in der Kinderbetreuung!! ambulanten Sektor EFAS, dabei wird schen heute immer älter werden und das Danke für Euer Mitmachen und Mitge- über die Steuergelder Prämien vergüns- Risiko, an multimorbiden Krankheiten stalten! tigt und ambulante Leistungen zu 25.5 % zu leiden, daher weiter zunehmen wird. durch die Öffentlichkeit getragen. Wir müssen selber mitbestimmen, wo- Und die kränker werdenden Mitmen- hin wir gehen wollen. Oft sind es nur klei- schen leiden oft an chronischen Krank- ne Schritte, doch auch daran sollten wir Ärzteschaft in der Pflicht heiten mit teuren Folgekosten. Hier sind uns freuen die Hausärzte und die Praxen gefordert, Aber die Ärzteschaft ist ebenfalls neue Versorgungssysteme mitzugestalten, in der Pflicht, ihren Beitrag zu leisten. indem Praxen gemeinsam die chronisch Herbst 2019 für die Ärzteschaft Luzern Smarter Medicine soll zur Reduktion multimorbiden Patienten zusammen mit Aldo Kramis 8 Luzerner Arzt 119/2019
AUS DER MPA-KOMMISSION Konzept zur Verbesserung von Informationsfluss und Kommunikationsabläufen im Sitzungswesen Michèle Geiser, MPK, MPA-Kommission Einleitung Ausgangslage Veränderungen informiert ist, sollte diese an der jeweiligen Arbeitsstation klar er- Das Entstehen von grossen Gruppen- Damit alle Mitarbeitenden gleichermas sichtlich sein. Mit dieser Grundidee werde praxen ist die Zukunft im Gesundheits- sen über Neuigkeiten und Beschlüsse in- ich mit Hilfe eines Verteilsystems ein Kon- wesen. Die gemeinsame Nutzung von formiert sind und anstehende Veränderun- zept erstellen, in dem relevante Informa- Praxisräumlichkeiten und Geräten stellt gen von allen umgesetzt werden können, tionen laufend aktualisiert werden kön- einen wesentlichen Vorteil für alle Betei- besteht bereits ein Informationssystem nen. So können die neusten Änderungen ligten dar. Umso wichtiger ist es, den In- von wöchentlichen Teamsitzungen. Dort zentral auf der Arbeitsstation nachgelesen formationsfluss in einem grösseren Team werden alle Änderungen mündlich bespro- werden und es muss nicht auf das Proto- durch ein gutes Informations- und Kom- chen und anschliessend in einem Protokoll koll zurückgegriffen werden. munikationssystem zu gewährleisten. Die schriftlich festgehalten und dokumentiert. Schwierigkeit liegt jedoch darin, dass alle Die Protokolle werden jedoch nicht von Mitarbeitenden rechtzeitig und adressiert allen Mitarbeitenden gelesen. Auch ist es IST-Zustand über alle Neuigkeiten und Veränderungen der Fall, dass kommunizierte Veränderun- informiert werden und so Fehler verhin- gen vergessen und nicht umgesetzt wer- Mit der IST-Analyse wird aufgezeigt, dert und eliminiert werden können. den. Die MPA arbeitet jeden Tag an ande- wo wir heute stehen. Die Teamsitzung fin- ren Arbeitsstationen, wie Labor, Empfang, det jeden Mittwochnachmittag statt. Das Telefon und als Springer für praktische Protokoll wird direkt in der Teamsitzung Auftrag der schriftlichen Arbeiten wie Röntgen, EKG oder Spiro- erstellt und elektronisch abgespeichert. metrie. Die kommunizierte Veränderung Die Schwierigkeit liegt darin, dass geän- Fallstudie eines Prozesses, die an der Teamsitzung derte Prozesse an den verschiedenen Ar- besprochen wurde, betrifft nur einen Ar- beitsstationen nur teilweise oder gar nicht Für die schriftliche Fallstudie habe ich beitsprozess innerhalb eines Postens. Da- umgesetzt werden, da der Informations- folgendes Thema ausgesucht und erarbei- mit jede MPA an jedem Posten über die fluss nicht durchgängig ist. tet: «Beschreiben, überprüfen und beur- teilen Sie den Informationsfluss und die Kommunikationsabläufe in Ihrer Praxis. Erstellen Sie ein begründetes Konzept zur Verbesserung von Informationsfluss und Kommunikationsabläufen unter dem Mot- to warum, was, wie, wann, wer an wen.» Das grösste Potenzial zur Analyse und zur Verbesserung sah ich im Bereich Kommunikation im MPA-Team. Das Ziel dieser Arbeit ist, das Sitzungswesen der Teamsitzungen zu beschreiben und Wege zu erarbeiten, wie die besprochenen The- men an den Sitzungen im Nachhinein al- len zugänglich sind, um so den Informa tionsfluss zu optimieren und verbessern. Luzerner Arzt 119/2019 9
SOLL-Situation Mit der SOLL-Analyse soll aufgezeigt Veränderung durch ein Verteilsystem serung des Informationsflusses gezeigt werden, wo wir morgen stehen wollen. angezeigt wird. Nach der Einführung des hat. Diese Resultate werden dann an einer Wichtig ist, dass mit diesem internen In- neuen Informationssystems soll eine er- Teamsitzung mit dem ganzen Team be- formationssystem der Informationsfluss neute IST-Analyse erfolgen, um zu über- sprochen und verbesserungsfähige Punkte besser funktioniert und jedem Mitarbei- prüfen, ob sich durch den neuen Prozess weiter optimiert. tenden die zentrale Information einer eine qualitative und quantitative Verbes- Teamsitzung Protokoll Verteiler Empfang Labor Telefon Springer Kontrolle Informationsverteilung Die kommunizierte Veränderung, die spiel eine Veränderung mit dem EKG- rung auf dem zentralen EKG-Computer an der Teamsitzung besprochen wurde, Gerät besprochen, wird diese dem Ar- wie auch in den internen Richtlinien für wird in Zukunft an die verschiedenen Ar- beitsplatz «Springer» zugeschrieben. Der den jeweiligen Prozess. Beim Starten des beitsstationen verteilt. Man findet die In- »Springer», der ein EKG schreiben muss, Computers ist diese Datei auf dem Desk- formation in Form von einer Excel-Datei findet diese Information in einer chrono- top gespeichert und kann dort abgerufen digital auf dem Computer. Wird zum Bei- logischen Auflistung der Prozessverände- werden. Beispiel einer Verteilerinformation Arbeitsstation: Springer Jahr: 2019 Datum Information Anleitung Zusatzinformationen Beim Abdomen Röntgen muss stehend 26.1 oder liegend auf dem Röntgenbild notiert werden Datum Information Steriprotokoll ist neu unter den Dateien Anleitung Zusatzinformationen Im Ordner Praxisorganisation 19.2 abgespeichert, nicht mehr auf dem aufrufbar Desktop Beim Abdomen Röntgen muss stehend 26.1 oder liegend auf dem Röntgenbild Neues EKG-Gerät ist eingetroffen.notiert Die Anleitung für das Gerät ist in 12.3 werden Gerätevorgang hat sich verändert. X den internen Richtlinien zum EKG-Prozess abgespeichert. Durch das neue System erwartet die sind, können Fehler vermieden und eine Das Suchen und Nachlesen des Protokolls Steriprotokoll Mitarbeitenden ist neu unter eine Verbesserung imden Dateiender Effizienz erreicht werden. Steigerung Im Ordner Praxisorganisation entfällt, der Informationsfluss sowie das 19.2 abgespeichert, Praxisalltag. nicht mehr Da die Informationen auf Ein an den demweiterer Desk-Vorteil ist, dass durchaufrufbar das Selbstmanagement werden gefördert. jeweiligen Arbeitsstationen vorhanden neue System Zeit eingespart werden kann. top 10 Luzerner Arzt 119/2019
STS 0292 LE V IGARO 298 / 08.2019 Mehr als ein Newsletter für Labormedizin Dr. med. Edouard H. Viollier, FMH Innere Medizin Dominic Viollier, lic. oec. HSG Molekulare Infektdiagnostik – 24/7 PCR Reflex-Testing für eine schnellere Diagnose Hintergrund Respiratorische Erreger wie RSV (Respiratory Syncytial Virus) und Influenzavirus treten oft epidemieartig in den Wintermonaten auf. Bei gastrointestinalen Erregern kommt es das ganze Jahr über immer wieder zu Ausbrüchen von Noroviren. Die Infekte können jedoch auch durch andere Erreger verursacht werden oder untypisch verlaufen. Sind die PCR für Influenza und RSV oder für Noroviren negativ, kann der Auftraggeber eine zusätzliche Multiplex-PCR beauftragen, die automatisch ausgelöst wird, wenn das Ergebnis der ersten PCR negativ war. Ohne Reflex-Testing Stunden bis Tage Probeneingang 1. Resultat neg. Nachverordnung 2. Resultat de r t s ch e ide n 14:00 h 16:00 h En ewinn Mit Reflex-Testing Zeitg Zeitgewinn Probeneingang 1. Resultat neg. 2. Resultat 14:00 h 16:00 h 17:30 h Fallbeispiel 14-jähriger Junge mit Ohrensschmerzen, leichtem Fieber und trockenem Reizhusten seit 1 Woche. Influenza und RSV-PCR 2h nach Probeneingang um 16:00 h negativ. Das verlangte Reflex-Testing auf respiratorische Erreger ergibt um 17:30 h den Nachweis einer Mycoplasma pneumoniae Infektion. Die Therapie wird gleichentags gestartet. Vorteil • Erhebliche Zeitersparnis bei der Diagnose respiratorischer und gastrointestinaler Infekte • Keine elektronische oder telefonische Nachverordnung nötig • Frühzeitiger Therapieentscheid Erreger Respiratorische Infekte Influenza A/B, wenn neg + Respiratorische Erreger Im PCR Reflex-Testing: RSV A/B, wenn neg + Respiratorische Erreger Influenza A/B, RSV A/B, Adenovirus, Coronavirus, Rhino- / Enterovirus, Metapneumovirus, Influenza A/B + RSV, wenn neg + Respiratorische Erreger Parainfluenzavirus, C. pneumoniae, M. pneumoniae Resp. Bakterien, wenn neg + Respiratorische Erreger Gastrointestinale Infekte Noroviren PCR Stuhl, wenn neg + Gastroenteritis PCR Im PCR Reflex-Testing: Norovirus, Adenovirus, Rotavirus, C. difficile Toxin A/B, EHEC (VTEC/STEC) stx1/2, Campylobacter spp., Salmonella spp., Shigella/EIEC, Giardia lamblia, Entamoeba histolytica, Cryptosporidium spp. Preis Gemäss Analysenliste Information Literatur auf Anfrage Dr. rer. nat. Christiane Beckmann, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Mikrobiologie Dr. sc. nat. ETH Diana Ciardo, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Corelab, Stv. Leiterin Mikrobiologie Dr. med. Olivier Dubuis, Spezialist für Labormedizin FAMH, Leiter Mikrobiologie Dr. phil. II Claudia Lang, Spezialistin für Labormedizin FAMH, Stv. Leiterin Mikrobiologie Dr. rer. nat. Johanna Wetzel, Kandidatin Spezialistin für Labormedizin FAMH, Mikrobiologie Redaktion Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizin FAMH, Bereichsleiter Produktion zentral
CAFE MED IN LUZERN Akademie für Menschenmedizin Das offene Sprechzimmer im Melissa’s Kitschen Ärzte verunsichern viele Patienten und zusammen mit dem Ratsuchenden eine beeinträchtigen das Vertrauen in die Me- für ihn/sie befriedigende Entscheidung zu dizin. Patienten spüren die Zeitbeschrän- treffen. kung beim Hausarzt und die Technisie- rung der Praxisabläufe. Die Akademie für So gelingt es auch häufig, den Patien- Menschenmedizin versucht hier mit dem ten eigentlich vernünftige Entscheidungs- Cafe Med Gegensteuer zu geben. prozesse der behandelnden Ärzte, die sie nicht verstanden haben, aufzuzeigen und Die verschiedenen, pensionierten Fach- das durch Missverständnisse gestörte Ver- ärzte im Café Med haben keine finanziel- trauen wieder herzustellen. len Interessen, eine bestimmte Therapie oder Operation vorzuschlagen, aber sie INFORMATIONEN zu Akademie Men- bringen eine jahrelange berufliche Er- schenmedizin und zum Cafe Med finden fahrung und Empathie für den einzelnen sie unter Jeweils am ersten Montagnachmittag Menschen mit. Sie nehmen sich viel Zeit menschenmedizin.com oder direkt unter des Monats führen pensionierte Fachärz- durch Erklärung dem Betroffenen das https://www.menschenmedizin.com/akti- tinnen und Fachärzte ein offenes «Sprech- Verständnis zur Krankheit dazu zu för- vitäten/amm-cafe-med/ zimmer». Das ärztliche Gespräch für Rat- dern. Es sind die Voraussetzungen, um suchende mit medizinischen Problemen ist kostenlos. Medizinische Beratung im Bistro Das Team von 8–10 Ärzten/innen und Psychologin, alle pensioniert, nehmen sich Café Med Zeit, um mit den Patienten eine Lösung für eine Entscheidung bei medizinischen Problemen zu finden, im Sinne einer Be- ratung zur Selbsthilfe / Meinungsfindung und nicht als Zweitmeinung. Beispiele: Entscheidungshilfe – Frau M ist sich unsicher, ob die vom Frauenarzt vorgeschlagene Operation für alle. Kostenlos. ihrer Beschwerden beim Wasserlösen wirklich so unbedingt nötig sei, oder ob sie mit Physiotherapie die Situation ver- bessern kann. Sie ist beruhigt durch die a Aussage der Gynäkologin, dass es keine akademie m menschen m medizin Eile braucht und auch das Zuwarten mit der Operation keine Gefahren bringt. Für ein menschengerechtes Gesundheitswesen – Herr Z, ein älterer Mann, möchte wis- sen, wieso er 10 verschiedene Medi- kamente für sein Herz brauche. Er ist wir unterstützen Sie Entscheiden Sie richtig – beunruhigt, da er sich Sorgen macht, Die moderne Medizin macht Unmögliches immer mög- Auch Mitarbeitende des Gesundheitswesens können über die Nebenwirkungen der Medika- licher. Dabei geht oft vergessen, dass ein Mensch ein verunsichert sein. Zur Besprechung ihrer Anliegen und mente. Der Internist geht mit ihm die Individuum ist, nicht jeder Mensch auf eine Therapie Sorgen stehen erfahrene Kolleginnen und Kollegen für gleich reagiert und auch nicht jeder die gleiche Therapie Gespräche zur Verfügung. Sollten sich Problembereiche Liste durch und bespricht mit ihm, was benötigt. Alter, Geschlecht und Lebensumstände sind abzeichnen, versucht die Akademie Menschenmedizin wie wirkt und was weggelassen werden verschieden und so auch die Bedürfnisse. einen öffentlichen Diskurs anzustossen. könnte. Der Patient ist beruhigt und Es gibt nicht immer nur eine richtige Therapie. Steht Da ein persönliches Gespräch auch in einem persönli- eine medizinische Entscheidung bevor, sei es eine Ope- chen Rahmen stattfinden soll, erwarten wir Sie gerne wird dies mit seinem Hausarzt bespre- ration, eine belastende medikamentöse Therapie oder am zweiten und vierten Montag des Monats in Zürich chen. auch eine zusätzliche Untersuchung, ist es für Laien und am ersten Montag des Monats in Luzern. Die Be- schwierig zu entscheiden was gemacht werden soll: ratung ist kostenlos – der Kaffee und das Essen nicht! – Herr X, kurz vor der Pensionierung, Alles? Möglichst viel oder möglichst wenig? Gar nichts? Zürich: «chez Marion» Zähringerplatz 1 7 mit Prostataproblemen ist beruhigt zu Und welche Nebenwirkungen und Risiken will man in Kauf (vis-à-vis Zentralbibliothek Zürich) erfahren, dass die gemachte Abklärung, nehmen? Luzern: «melissa’s kitchen» Hirschengraben 1 9 sinnvoll und gründlich ist und er den Wenn Sie Hilfe benötigen für eine wichtige medizinische Wer wir sind und wer anwesend sein wird, sehen Sie auf Entscheidung stehen nun FachärztInnen, PsychologInnen medikamentösen Behandlungs-Versuch der Website der Akademie Menschenmedizin: und SozalarbeiterInnen zur Verfügung, die Sie gerne bei menschenmedizin.ch ruhig beginnen darf ohne Angst vor ir- der Entscheidung unterstützen und Sie im Zweifelsfall zu einer Zweitmeinung überweisen. Wir freuen uns auf Sie. reparablen Schäden oder ein verpasstes Carcinom zu haben a Die zunehmende Komplexität und die akademie m menschen m medizin fortschreitende Kommerzialisierung im Gesundheitswesen, der Zeitmangel der Für ein menschengerechtes Gesundheitswesen 12 Luzerner Arzt 119/2019
Die Arbeitsgruppe BEGLEITUNG der Arztgespräch erörtert werden in einer der Akademie Menschenmedizin zu enga- Akademie Menschenmedizin begleitet Nachsitzung nochmals aufzurollen. Auch gieren. Dies wird ihnen in der Führung des Menschen auf Wunsch zu einer Arztvisite sie als Hausarzt können ihre Patientin/ Betroffenen helfen. und hilft die oft komplexen Diagnosen, Patienten bitten für eine nächste Konsul- Therapien und Massnahmen, die in einem tation eine unabhängige Begleitperson bei Einer von zwei Operationssälen im Bahnhof Luzern AMBULANT OPERIEREN – EINFACH UND ZENTRAL Im Ambulanten Operationszentrum St. Anna im Bahnhof führen akkreditierte Ärztinnen und Ärzte Eingriffe des ganzen ambulanten Spektrums durch. Das eingespielte, auf ambulante Operationen spezialisierte Team, die passende Infrastruktur und die optimale Verkehrsanbindung im Bahnhof Luzern garantieren hohe Termintreue und zufriedene Patientinnen und Patienten. Möchten auch Sie Ihre Eingriffe im Bahnhof Luzern durchführen? Melden Sie sich bei uns! Dr. med. Matthias Wissler, Standortleiter; T +41 41 556 61 88 www.hirslanden.ch/ambulantes-operieren-stanna Kompetenz, die Vertrauen schafft. Ambulantes Operationszentrum / Tagesklinik, St. Anna im Bahnhof, Zentralstrasse 1, 6003 Luzern, T +41 41 556 62 30 Luzerner Arzt 119/2019 13
Endoskopisches Nähen – innovative Bereicherung, speziell im Bereich der bariatrischen Endoskopie Eric Adler1, Fabrizio Vinzens1, Christoph Gubler2, Reiner Wiest3, Stefan Fischli4, Markus Gass5, Martin Sykora5, Patrick Aepli1 1 Gastroenterologie, Luzerner Kantonsspital, 2 Gastroenterologie, Universitätsspital Zürich, 3 Gastroenterologie, Universitätsspital Bern, 4 Endokrinologie, Luzerner Kantonsspital, 5 Adipositaszentrum, Luzerner Kantonsspital Einleitung Aber auch ausserhalb der bariatrischen Bei diesen beiden Verfahren darf auch Endoskopie gibt es Einsatzmöglichkeiten längerfristig (> 10 Jahre) eine Reduktion Seit 6 Jahren ist das endoskopische Näh- für das System: so können wir damit Fis- des Übergewichtes von 50 – 70% erwartet system «Overstitch» (Apollo Endosurgery, teln und Perforationen verschliessen oder werden [7]. USA) (Abb. 1) auf dem Markt verfügbar, gar Blutungen stillen. welches die Lücke zwischen Endoskopi- Das (weniger invasive) Magenband, ker und Chirurgen weiter schliesst, indem In diesem Übersichtsartikel werden wir welches in den 1990er-Jahren in der es das Spektrum des interventionellen auf die verschiedenen Anwendungsmög- Schweiz noch zahlreich und mit viel Hoff- Endoskopikers durch die Möglichkeit lichkeiten eingehen, uns jedoch haupt- nung eingesetzt wurde, wird heute an den eine Naht zu setzen nochmals deutlich sächlich auf die bariatrischen Indikatio- bariatrischen Zentren aufgrund des un- erweitert. Bezüglich einer Übersicht sämt- nen konzentrieren. zureichenden Gewichtsverlustes und den licher Bestandteile des Systems sowie zur nicht unerheblichen Spätkomplikationen Illustration mittels verschiedener Videos praktisch nicht mehr angeboten [8]. verweisen wir auf die Homepage des Adipositas und deren Herstellers (www.apolloendo.com oder Therapieansätze Bariatrische Operationsverfahren sind www.overstitch.com). jedoch nur für krankhaft übergewichtige Bei der Adipositas und deren Folgeer- Patienten mit einer Anamnese von kumu- krankungen (u.a. arterielle Hypertonie, lativ 2 Jahren konservativen Gewichtsre- Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Er- duktionsversuchen (aktuell ab BMI 35 kg/ krankungen, nicht-alkoholische Fettleber m2) zugänglich und bezüglich Komplika- erkrankung, obstruktives Schlaf-Apnoe- tionsrate (je nach Studie von bis zu 17%) Syndrom, diverse Tumorleiden) handelt es nicht zu unterschätzen [9]. sich um eine global wachsende Epidemie mit grosser Belastung für den Patienten Zwischen den konservativ-medikamen- und aus ökonomischer Sicht auch für das tösen und den chirurgischen Therapie Gesundheitssystem. optionen haben sich die endoskopischen Verfahren platziert. Zum Einsatz gekom- Der Begriff Adipositas bezeichnet men sind in den vergangenen Jahren so- ein krankhaftes Übergewicht mit einem wohl restriktive als auch malabsorptive Body-Mass-Index (BMI) über 30 kg/m2. Verfahren (u.a. Magenballone; Aspira Weltweit sind mittlerweile mehr als 600 tionstherapie über eine endoskopisch Millionen Menschen von der Adipositas eingelegte, perkutane Sonde; Einlage von betroffen, wobei sich die Prävalenz der «Plastikschläuchen», u.a. Endobarrier) übergewichtigen und adipösen Menschen [10]. Die meisten dieser Methoden konn- seit 1980 verdoppelt hat [1]. ten sich jedoch nicht etablieren, entweder wegen ungenügender Wirkung / Überge- In Europa liegt die geschätzte Präva- wichtsreduktion oder aber infolge einer lenz der Adipositas bei 23% und 7% der zu hohen Komplikationsrate (so musste Gesundheitskosten entfallen auf die Be- z.B. der Endobarrier wegen der Gefahr handlung der Adipositas und deren Fol- von Leberabszessen wieder vom Markt geerkrankungen [2]. genommen werden) [11]. Bei der Mehrheit der Patienten kann Das einleitend beschriebene, endosko- mittels konservativen (Ernährungs-, Be- pische Nähsystem könnte den Stellenwert wegungs-, Verhaltenstherapie) sowie me- der bariatrischen Endoskopie nun deut- dikamentösen Therapieansätzen leider lich aufwerten. Mit diesem System kann keine anhaltende Gewichtsreduktion er- nämlich auch minimal-invasiv / endosko- zielt werden [3]. Hingegen ist es wissen- pisch ein Schlauchmagen angelegt werden schaftlich gut belegt, dass die bariatrische und zumindest die bisher verfügbaren Abb. 1 Zwei der Bestandteile des Over- Chirurgie eine effiziente und anhaltende 2-Jahres-Daten sind vielversprechend [12]. stitch-Systems sind das (hier auf ein En- Methode zur Gewichtsreduktion darstellt doskop montierte) Nähsystem mit geöff- und zudem auch einen positiven Effekt Grundsätzlich muss jedoch festgehal- netem Nadelhalter (Bild oben) sowie die auf Co-Morbiditäten und Mortalität auf- ten werden, dass der Erfolg aller oben am Schaft des Endoskopes fixierte Steuer- weist [4, 5]. erwähnten Therapiemethoden der Adi- einheit (Bild unten). positas nur durch eine multidisziplinäre Nach vielen Jahren intensiver Diskus- Betreuung im Rahmen multimodaler The- Im Bereich der bariatrischen Endoskopie sion bezüglich optimalem, bariatrischem rapieprogramme gewährleistet werden können wir unter Einsatz dieses Nähsys- Verfahren stellen heute die beiden Ope- kann. Ein erfahrenes, interdisziplinäres tems endoskopisch einen Schlauchmagen rationen Magenbypass (Roux-Y-Gastric- Team, welches den Patienten längerfristig anlegen oder eine über die Jahre zu weit Bypass) und Schlauchmagen (Sleeve- begleitet und unterstützt ist eine «conditio gewordene (gastro-jejunale) Anastomose Gastrectomy) zwei etablierte Verfahren sine qua non». nach Magenbypass-Operation raffen. in der Übergewichtsreduktion dar [6]. 14 Luzerner Arzt 119/2019
Endoskopischer Schlauch magen (ESG, endoscopic sleeve gastroplasty) zur Behandlung der Adipositas Im Unterschied zum chirurgischen Schlauchmagen wird bei der endoskopi- schen Variante nicht ein Teil des Magens entfernt, sondern das Magenvolumen mit- tels mehreren, endoskopisch transmural gesetzten Nähten im Bereich des Magen- korpus (genäht wird vom Angulus bis an den Magenfundus) um 70 – 80% verrin- gert (Abb. 2). Gleichzeitig wird der Magen durch den Eingriff in seiner Länge deutlich ver- Die ersten Ergebnisse zu dieser neuen Methode eignen oder diese aus anderen kürzt, was zusätzlich die Magenperistal- Methode sind vielversprechend: so zeigt Gründen ablehnen. tik bremst. Der Magenfundus bleibt bei die Gruppe von Lopez-Nava nach 48 Mo- der ESG (im Gegensatz zur chirurgischen naten Follow-up eine Übergewichtsreduk- Voraussetzung für eine ESG ist selbst- Variante) unverändert, sodass – infolge tion von 60.4% bei einer Komplikations- verständlich – wie bei jedem bisherigen, angelegtem Schlauchmagen mit deutlich rate von 2% [12]. chirurgisch-bariatrischen Verfahren – die reduzierter Peristaltik – die zugeführ- Berücksichtigung und Einhaltung der te Nahrung dort lange liegen bleibt, was Langzeitstudien sind – im Gegensatz aktuellen Richtlinien der SMOB (Swiss für ein anhaltendes Sättigungsgefühl mit zu den chirurgischen Methoden – bisher Society for the Study of Morbid Obesity), nachfolgender Gewichtsreduktion sorgt leider noch nicht verfügbar, weshalb die- welche u.a. eine interdisziplinäre Vorab- [13]. ses neue Verfahren innerhalb der Schweiz klärung an einem anerkannten Adiposi- nun primär lediglich im Rahmen einer taszentrum sowie eine vorangegangene, Multizenterstudie (an den drei Zentren konservative Therapie von mindestens 2 der Autoren) angeboten werden soll um Jahren fordern. Langzeitdaten zu erhalten, bevor die In- tervention dann auch an weiteren Klini- ken angeboten werden kann. Endoskopische Anastomosen- Randomisierte Vergleichsstudien chir- raffung (TORe, transoral urgischer versus endoskopischer Schlauch- outlet reduction) zur Behand- magen liegen bisher keine vor. Eine retro- spektive «case-matched» Kohortenstudie lung einer sekundären mit insgesamt 137 Patienten konnte nach Gewichtszunahme oder eines 6 Monaten eine signifikant höhere, totale Spät-Dumping nach Magen- Körpergewichtsreduktion (17% vs. 23%) beim chirurgischen Schlauchmagen fest- bypass-Operation Abb. 2 Beim endoskopischen Schlauch- stellen, hingegen deutlich weniger Kom- Der Roux-en-Y-Gastric-Bypass (RYGB) magen (ESG) wird nicht ein Teil des Ma- plikationen (5.2% vs. 16.9%) bei der en- gehört in Europa zu den am häufigsten gens entfernt, sondern das Magenvolumen doskopischen Variante [14]. durchgeführten, bariatrischen Operati- mittels mehreren, endoskopisch transmural onen [16]. Leider nimmt ein Teil der Pa- gesetzten Nähten im Bereich des Magen- Kürzlich wurde die Analyse einer gros tienten nach RYGB im längerfristigen korpus (genäht wird vom Angulus bis an sen, saudiarabischen Kohorte von 1000 Verlauf wieder zu [17]. Diese (sekundäre) den Magenfundus) um 70 – 80% verringert. Patienten nach ESG mit 18 Monaten Fol- Gewichtszunahme dürfte multifaktoriell low-up publiziert, wobei in dieser Studie bedingt sein, u.a. durch anatomische Ver- eine Reduktion des Übergewichtes von änderungen wie z.B. eine Dilatation der Mögliche Vorteile der ESG (gegenüber 64.7% nachgewiesen werden konnte bei (initial eng gestellten) gastro-jejunalen den chirurgischen Verfahren) sind die ge- gleichzeitig niedriger Komplikationsrate Anastomose [18–21]. ringere Invasivität mit niedrigerer Kom- von 2.4%. Zudem zeigte sich nach ESG plikationsrate (2 – 5%), tiefere Kosten und auch ein gutes Ansprechen der Folgeer- Den betroffenen Patienten kann eine zumindest kurz- bis mittelfristige Re- krankungen Diabetes mellitus, arte rielle eine operative Revision der gastro- versibilität. Eine langfristige Reversibilität Hypertonie und Dyslipidämie [15]. jejunalen Anastomose angeboten wer- bleibt zum jetzigen Zeitpunkt spekulativ, den, jedoch ist diese oft mit höheren haben doch in der Vergangenheit Analy- Bis heute fehlen leider prospektive Stu- Risiken verbunden als die primäre, ba- sen nach Magenbandentfernung gezeigt, dien, welche insbesondere den Langzeit- riatrische Operation [22]. Die minimal- dass trotz Entfernung des Bandes eine verlauf dieser neuen, endoskopischen Me- invasive, endoskopische Methode der komplette Rückkehr in den Ausgangs- thode beleuchten. Wünschenswert wäre Anastomo senraffung (TORe, transoral status (bedingt durch Vernarbungen) oft natürlich auch eine prospektive, rando- outlet reduction) unter Einsatz des en- nicht möglich ist [8]. Ein weiterer Vorteil misierte Vergleichsstudie endoskopischer doskopischen Nähsystems stellt daher der ESG ist die Möglichkeit den Eingriff versus chirurgischer Schlauchmagen. eine gute Alternative zur chirurgischen (wie an den meisten Zentren in den USA Vorerst kommen als mögliche Kandi- Re-Operation dar. Bei der TORe wird etabliert) im ambulanten Setting durch- daten für den endoskopischen Schlauch- mittels endoskopisch platzierten, trans- zuführen, was sich ökonomisch positiv magen hauptsächlich Patienten in Frage, muralen Nähten die über die Jahre weit auswirken könnte. Bis anhin werden die welche sich infolge von Co-Morbiditäten gewordene, gastro-jejunale Anastomose Patienten an unseren Zentren nach der oder einer Super-Adipositas (BMI > 50 auf etwa 1 cm Durchmesser verkleinert, Intervention jedoch für eine Nacht hospi- kg/m2 im Sinne einer «bridge to surgery» womit die Restriktion wieder hergestellt talisiert. Intervention) nicht für eine chirurgische werden kann (Abb. 3 A – 3 D). Luzerner Arzt 119/2019 15
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