Der Schwesternbrief der Johanniter-Schwesternschaft e.V. April 2020 - der Johanniter-Schwesternschaft eV
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Der Schwesternbrief der Johanniter-Schwesternschaft e.V. April 2020 Editorial nen wir uns an einer Frau orientieren, zenswerte Menschen Hilfen anzubieten. die in schwierigen Zeiten den Pflegebe- Beispielsweise erledigen wir Einkäufe Liebe Schwestern, ruf revolutionierte und professionalisier- oder Botengänge. So helfen wir alten Krisen in fernen Ländern nehmen wir te. In Kriegszeiten auf der Krim hat sie Menschen Infektionsgefahren zu redu- mehr oder weniger aufmerksam wahr, durch Sammeln umfangreicher Daten zieren. zeigen Bedauern, aber Verweilen kaum und Fakten die Grundlagen für politi- Angesichts der aktuellen Entwicklungen länger bei den berichteten Ereignissen. sche Entscheidungen gelegt, die zu da- wird der geplante Schwesterntag 2020 Jetzt hat uns die Krise hautnah erreicht mals revolutionären Verbesserungen zum Thema Pflegethik auf das nächste und wir spüren, dass ein Leben und Ar- der Versorgung von verletzten Soldaten Jahr in der Zeit vom 25. bis 27. Mai beiten mit Unsicherheiten uns heraus- führten. Lesen Sie dazu mehr in die- 2021 verschoben. Bitte beachten Sie fordert. ser Ausgabe. diesbezüglich auch unsere Informatio- Johanniterschwester Lore Julius weist Wir sind mit unserer Berufswahl ebenso nen auf der Internetseite der Schwes- uns in ihrer Osterbotschaft deutlich angetreten kranke und alte Menschen ternschaft: https://www.johanniter.de/ darauf hin, dass Gott uns in schweren in allen Situationen zu pflegen und die-johanniter/johanniter-schwestern Zeiten nicht allein lässt. Sie schreibt: zu versorgen. Wir wissen wie wir uns schaft/aktuell/alle-meldungen/schwes „Er ruft uns ins Leben, in das neue Leben selber schützen können, und jede und terntag/ mit ihm.“ jeder leistet die Arbeit, für die wir gut Es grüßt Sie herzlich Im Jahr der professionell Pflegenden ausgebildet sind. und Hebammen anlässlich des 200. Ge- Wir sind auch in unserem privaten Um- Ihre Andrea Trenner burtstags von Florence Nightingale kön- feld aufgerufen für besonders schüt- Ostergruß zu Ostern fast und zur Konfirmation wie- dem da, um den Menschen jetzt beizu- der ganz einsatzbereit ist. Jetzt hat sich stehen. Viele Ideen werden entwickelt. Mit leuchtenden Augen erzählte mir ein die Situation vollständig verändert. Für Ganz anders als erwartet, ist die Kirche Kirchenvorsteher vor einigen Wochen, längere Zeit – sogar über Ostern – kön- jetzt einsatzbereit und die Menschen dass die alte Dorfkirche, die seit Mona- nen wegen der Maßnahmen gegen die sind dankbar dafür, denn Sorgen trei- ten wegen Renovierung geschlossen war, Ausbreitung des Corona-Virus keine Got- ben sie um. Viele fürchten um ihre Ge- in der Osternacht wieder eröffnet wird. tesdienste in der Kirche gefeiert werden. sundheit, anderen, vor allem Alleinle- „Wir werden die Osternacht im Stehen Nun muss ganz anders improvisiert wer- feiern! Und bis zur Konfirmation werden den. Nicht nur die Kirche auch das Ge- dann auch die Bänke wieder aufgestellt meindehaus bleibt geschlossen, damit sein.“ Während der langen Kirchenreno- sich das Virus nicht weiter ausbreiten vierung musste improvisiert werden, im- kann. Wir alle müssen jetzt unseren mer mit der Hoffnung, dass die Kirche Beitrag leisten. Aber die Kirche ist trotz- Aus Liebe zum Leben
aber auch das gute alte Telefon ist eine vergewissern, wir sind füreinander da, wichtige Stütze. In diesen belasteten, auch und gerade in dieser Situation. Angst erfüllten Tagen, in denen immer- Wir erinnern uns an den Zuspruch, der zu neue Informationen über Fallzahlen schon viele Generationen vor uns in von Infizierten und Toten zu hören und schwerer Zeit getragen hat. Der Dreh- zu lesen sind, verbindet uns die christ- und Angelpunkt dafür ist Ostern. Die benden setzt die Einsamkeit zu, man- liche Botschaft mit einer anderen Wirk- Verkündigung der Auferstehung Jesu chen fällt schon jetzt die Decke auf den lichkeit, dem Trost Gottes, der Hoffnung Christi von den Toten. Auch wenn die Kopf, viele – vor allem Selbständige, auf ein neues Leben und die Gemein- Kirche geschlossen bleiben muss, Ostern Freiberufliche oder Angestellte in klei- schaft, die uns trägt. fällt nicht aus. nen Betrieben – sorgen sich um ihre Die Kirche ist da. Und auf einmal hört Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn wirtschaftliche Existenz. Ärzte und Pfle- man ganz neu hin, beim abendlichen Jesus Christus, der uns nach seiner gro- gefachkräfte geben alles, gehen über Glockengeläut. Es ist ein Hoffnungs- ßen Barmherzigkeit wiedergeboren hat die Grenzen der äußersten Belastbar- klang, der unsere Sinne über diese Si- zu einer lebendigen Hoffnung durch keit. Ja, und auch in den Familien zehrt tuation hinaushebt, da ist noch etwas die Auferstehung Jesu Christi von den die Belastung an den Nerven. anderes, als das, was ihr jetzt fürchtet Toten (1. Petr. 1,3) Wie gut tut es da, ein Mut machendes und worum ihr bangt. Gottes Liebe. Men- Ich wünsche Ihnen Hoffnung und Zu- Wort der Zuversicht zu hören, einen schen stellen Kerzen in die Fenster, es versicht in diesen Tagen! Frohe geseg- Gruß zu bekommen, der zeigt, „Ich wird gebetet, einzeln und doch mitein- nete Ostern! denke an dich, du bist nicht allein“, ander. Oder wir machen Musik von eine Andacht oder einen Gottesdienst der Haustür oder dem Balkon aus für Ihre Johanniterschwester Lore Julius im Internet oder am TV mitzufeiern, die Nachbarn, für einander, um sich zu Ev. Hochschulpastorin in Osnabrück Zum 200. Geburtstag von Florence Nightingale „Krankenpflege ist keine Ferienarbeit. Sie ist eine Kunst und fordert, wenn sie Kunst werden soll, eine ebenso große Hingabe, eine ebenso große Vorbereitung, wie das Werk eines Malers oder Bildhauers. Denn was bedeutet die Arbeit an toter Leinwand oder kaltem Marmor im Vergleich zu der am lebendigen Körper, dem Tempel für den Geist Gottes?“ 1 Florence Nightingale (1820–1910) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Jahr 2020 als weltweites Jahr der professionell Pflegenden und Hebam- men ausgerufen. Dieses Jahr wurde nicht zufällig ausgewählt, es fällt auf den 200. Geburtstag von Florence Nightingale – einer Frau, die den Pflegeberuf „revolutionierte“, die Impuls- geberin und Vorreiterin für diesen Beruf war und ihm ihr ge- samtes Leben widmete. Dieser Artikel gibt einen Einblick in ihr Leben und Wirken. Familiärer Hintergrund Florence Nightingale wurde am 12. Mai 1820 in Florenz ge- boren und war die jüngere von zwei Töchtern einer wohl- habenden britischen Landadelsfamilie. Sie wuchs auf zwei Anwesen auf, die abwechselnd von der Familie bewohnt wur- den.2 Durch ihre Zugehörigkeit zur britischen Oberschicht er- 1 https://1000-zitate.de/autor/Florence+Nightingale/ 2 in Derbyshire (Juli bis Oktober) und in Hampshire (restliche Zeit). Zu- dem verbrachte die Familie Zeit in London. McDonald, Lynn (ed.): Flo- rence Nightingale. An introduction to her Life and Family. Waterloo (Wilfried Laurier University Press) 2001, S. 15 –16 Florence Nightingale 1860 (Quelle: commons.wikimedia.org) 2 Der Schwesternbrief | April 2020
hielt sie eine umfassende Bildung und erwarb verschiedene der Diakonissen zu Krankenpflegerinnen, Erzieherinnen und Fremdsprachenkenntnisse wie griechisch, deutsch, franzö- Lehrerinnen ausgebildet wurden. Die Zeit in Kaiserswerth be- sisch und italienisch.3 eindruckte und beeinflusste Florence Nightingale. Hinsichtlich der Pflege und Hygiene berichtet sie, „die dortige Kranken- Erste Erfahrungen in der Krankenpflege pflege war gleich null, und es herrschten grauenvolle hygieni- Florence Nightingale kam bereits in jungen Jahren in Kontakt sche Verhältnisse – das Krankenhaus war der schlimmste Teil mit der Pflege von kranken Familienmitgliedern und begleite- von Kaiserswerth“.5 1853 übernahm sie eine leitende Funk- te ihre Mutter und ihre Gouvernante bei Krankenbesuchen in tion in einem Pflegeheim in London. Von ihrem Vater erhielt die umliegenden Dörfer. Kranke wurden zu dieser Zeit über- sie eine jährliche Leibrente, von der sie gut leben konnte.6 wiegend zu Hause versorgt. Als 1837 eine Grippeepidemie in Südengland viele Todesopfer forderte, kümmerte sich Flo- Der Krimkrieg 1853–1856 rence Nightingale vier Wochen lang um die Erkrankten und 1853 brach der Krimkrieg aus, ein Konflikt zwischen Russ- den gesamten Haushalt. Die Entscheidung Florence Nightin- land und einer Allianz aus England, Frankreich, der Türkei gales, in der Krankenpflege zu arbeiten, stieß bei ihren El- und Sardinien-Piemont.7 In den englischen Zeitungen wurde tern und ihrer Schwester zunächst auf Widerstand. Für ihre bald darauf berichtet, dass mehr Soldaten im Lazarett ver- Eltern war es unvorstellbar, dass eine Tochter aus hohem starben als an der Front. Das britische Kriegsministerium bzw. Haus sich diesem Beruf widmen sollte. Die Krankenpflege der Kriegsminister Sidney Herbert – den Florence Nightin- hatte damals einen schlechten Ruf und war eine unquali- gale auf ihren Reisen kennenlernte, zusammen mit seiner fizierte, schlecht bezahlte Tätigkeit.4 Sie schickten Florence Ehefrau besichtigte sie mehrere Krankenhäuser8 – bat sie Nightingale daher auf Reisen – in der Hoffnung, sie würde offiziell, die dortige Krankenpflege und Versorgung der eng- von ihrem Berufswunsch wieder abkommen. Auf ihren Rei- lischen Soldaten zu übernehmen. Sie reiste mit 38 von ihr sen lernte Florence Nightingale verschiedene einflussreiche angeleiteten Frauen nach Scutari.9 Nach ihrer Ankunft wurde Personen aus Politik und dem öffentlichen Leben kennen. Sie sie von den Militärärzten zunächst mit wenig Begeisterung nutzte die Reisen zudem, um Krankenhäuser zu besichtigen aufgenommen, doch die Zahl der Verwundeten stieg, und und Eindrücke der Pflege zu gewinnen. Ihre Eltern merkten, Nightingale und ihre Mitarbeiterinnen wurden unabdingbar.10 dass sie ihre Tochter nicht umstimmen konnten und sie in Der Krimkrieg bot Florence Nightingale die Möglichkeit, ihren der Pflege ihre Berufung gefunden hatte, und so durfte Flo- beruflichen Wunsch zu realisieren.11 rence Nightingale eine dreimonatige Ausbildung in der Pfle- Die Bedingungen, die sie im Lazarett vorfand, waren katastro- ge im Krankenhaus von Salisbury absolvieren. Nightingale phal und veranlassten sie zu einem 830 Seiten langen unver- besuchte weiterhin viele Krankenhäuser und sammelte Erfah- öffentlichten Bericht an das britische Kriegsministerium, in rungen. So hospitierte sie in der Kaiserswerther Diakonie, in dem sie die Gegebenheiten schilderte und aufführte, was zu einer richtigen Versorgung benötigt würde. Sie stützte ihre Argumentation auf Fakten und statistische Auswertungen. An oberster Stelle standen dabei hygienische Maßnahmen sowie die zusätzliche Errichtung zentraler Militärkranken- häuser mit Sanitäranlagen, eine verbesserte Ausbildung der Militärärzte und die Ernennung von Sanitärinspektoren, die dem Kriegsministerium Bericht erstatten sollten.12 Florence Nightingale wurde unter den Soldaten sehr ge- schätzt und verehrt. Sie war bekannt als „The Lady with the Lamp“ („Die Dame mit der Lampe“), da sie sich rund um die Uhr um die verwundeten Soldaten kümmerte und auch nachts Das Gebäudeensemble der Kaiserswerther Diakonie 1903 mit einer Lampe nach den Verwundeten sah, Trost spendete 3 Kolling, Hubert (Hg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“ Band 7. 2015 4 McDonald, Lynn: Florence Nightingale at first hand. London (Continuum) 2010, S. 6 5 zitiert nach: Sticker, Anna: Florence Nightingale und Kaiserswerth. In: Kaiserswerther Diakonie (Hg.:) Florence Nightingale. Kaiserswerth und die bri- tische Legende. Düsseldorf (Eigenverlag) 2001, S. 26. Das Zitat geht vermutlich auf den Brief von Nightingale an Julia Ann Elizabeth Roundell zurück, in dem sie sich im Rückblick 1896 zu ihrer Zeit in Kaiserswerth äußerte ((Vicinus, Martha and Bea Nergaard (eds.): Ever Yours, Florence Nightingale. Selected Letters. Cambridge (Harvard University Press) 1990, S. 433)) 6 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege 7 https://neuestegeschichte.uni-mainz.de/akten-zur-geschichte-des-krimkrieges -1853-1856/ 8 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege/seite-2 9 heute Üksüdar, ein Vorort von Istanbul 10 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege/seite-2 11 McDonald, Lynn: Florence Nightingale at first hand. London (Continuum) 2010, S. 67 12 Kolling, Hubert (Hg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“ Band 7. Nidda (hpsmedia) 2015, S. 200–201 3 Der Schwesternbrief | April 2020
und letzte Briefe im Auftrag der Soldaten an deren Familien Ausbildungsgänge: „Normal probationes“ – eine vierjährige verfasste. Die englischen Zeitungen berichteten über ihr Wir- Ausbildung, die auf Kosten der Schule, die sich durch einen ken, und so wurde Florence Nightingale zu einer nationalen Spendenfonds finanzierte, angeboten wurde –, und aus einer und auch internationalen Ikone. Sie selbst jedoch mied die dreijährigen Ausbildung zur Pflegedienstleitung, „Spezial pro- Öffentlichkeit. Bei ihrer Rückkehr 1856 erwartete man sie mit bationes“, die sich an Frauen aus höher gebildeten Ständen Marschkapellen, doch sie reiste heimlich und unter anderem richtete und selbst finanziert werden musste. Namen ein.13 Viele Krankenpflegerinnen, die diese Schule durchlaufen hat- ten und später in anderen Kliniken arbeiteten, errichteten Florence Nightingales Wirken nach dem Krimkrieg dort wiederum Ausbildungslehrgänge, die sich an der Night- Während ihres Krimaufenthaltes erkrankte sie schwer am ingale School of Nursing orientierten. Durch den Druck der Krimfieber, von dem sie sich nie wieder ganz erholte. Sie be- Öffentlichkeit waren andere britische Krankenhäuser ge- suchte weiterhin Krankenhäuser und Armenhäuser, sammelte zwungen, ebenfalls die Ausbildung ihres Pflegepersonals zu Daten und wertete diese aus. Florence Nightingale vermied verbessern.19 öffentliche Auftritte, nutzte aber ihre Berühmtheit/Bekannt- 1863 fasste Florence Nightingale ihre Schriften zu Kranken- heit und ihre guten Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten, häusern in einem Buch „Notes on Hospitals“ zusammen. Es um die Gesundheitsreformen voranzutreiben und das Ge- enthält Pläne für Bau und Struktur von Krankenhäusern so- sundheitssystem zu verbessern.14 wie statistische Erhebungen, die essenziell für Krankenhäu- 1860 veröffentlichte sie „Notes on Nursing“ – „Bemerkun- ser und deren Administration sind.20 Die Arbeit von Florence gen zur Krankenpflege“, das weltweit Aufsehen erregte15 und Nightingale beeinflusste auch Henri Dunant, der als einer der gedacht war für den Gebrauch in der Häuslichkeit, nicht im wichtigsten Begründer des Internationalen Komitees vom Ro- Krankenhaus.16 Das Lehrbuch kam in einer Zeit heraus, als ein ten Kreuz (IKRK) gilt, das seit 1912 bis heute alle zwei Jahre Verständnis von Gesundheit erst anfing sich zu bilden, und die Florence-Nightingale-Medaille verleiht – die weltweit als Hygiene, gute Ernährung, saubere Kleidung, ausgebildete höchste Auszeichnung für Pflegekräfte.21 Krankenschwestern sowie die physische und psychische Ge- Zurückgehend auf die Bücher und Kriegsberichte über Ver- sundheit von Patientinnen und Patienten noch nicht in einem wundete von Henri Dunant und Florence Nightingale wurde Zusammenhang gesehen und Krankenhäuser zumeist von der 1864 die erste Genfer Konvention beschlossen. Sie enthält Unterschicht genutzt wurden. Florence Nightingale schrieb in „Notes on Nursing“ einen ganzheitlichen Ansatz nieder. Für sie ging Gesundheit immer über das Fehlen von Krankheit hinaus. Für sie waren die so- zialen Umstände, vor allem die Unterkunft und die Förderung von Gesundheit wichtige Aspekte.17 Krankheit ist ein Prozess der Wiederherstellung, „ein Versuch der Natur, einen Vergif- tungs- und Verfallsprozeß zu heilen, [...] Symptome, die auf- treten, haben häufig nichts mit Krankheit zu tun, sondern sind der Ausdruck von Mangel an frischer Luft, oder Licht, oder Wärme, oder Ruhe, oder Sauberkeit, oder Pünktlichkeit und Sorgfalt bei dem Verabreichen der Diät oder aber von jedem einzelnen oder all diesen Dingen zusammen“.18 Am 4. Juni 1860 eröffnete Florence Nightingale die Nightin- gale School of Nursing am Londoner St. Thomas Hospital, die hohes Ansehen in der Öffentlichkeit genoss. Krankenpflege wurde zu einem Lehrberuf. Ein ganzheitliches Denken und Das St. Thomas Hospital, in dem 1860 Florence Nightingale Hygiene standen dabei im Fokus. An der Schule gab es zwei eine Krankenpflegeschule eröffnete 13 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege/seite-2 14 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege/seite-2 15 Nightingale, Florence: Bemerkungen zur Krankenpflege. Frankfurt/M. (Mabuse) 2005 16 McDonald, Lynn (ed.): Florence Nightingale. An introduction to her Life and Family. Waterloo (Wilfried Laurier University Press) 2001, S. 81. Es wurde in viele Sprachen übersetzt. 17 McDonald, Lynn: Florence Nightingale at first hand. London (Continuum) 2010, S. 99 18 Nightingale, Florence: Bemerkungen zur Krankenpflege. Frankfurt/M. (Mabuse) 2005, S. 22 –23 19 Kolling, Hubert (Hg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“ Band 7. Nidda (hpsmedia) 2015, S. 201–202 20 McDonald, Lynn: Florence Nightingale at first hand. London (Continuum) 2010, S. 99, 152–156. Florence Nightingale‘s Bemerkungen über Hospitäler nach dem Englischen bearbeitet und mit Zusätzen versehen in besonderer Rücksicht auf Feld- und Nothhospitäler von Hugo Senftleben. Memel (Axt) 1866 21 https://www.drk.de/das-drk/geschichte/das-drk-von-den-anfaengen-bis-heute/?page=2233-1927 4 Der Schwesternbrief | April 2020
Regeln zum Schutz von Personen in Krisengebieten, die nicht oder nicht mehr an Kampfhandlungen teilnehmen.22 Florence Nightingale verstarb am 13. August 1910 in London. Sie veröffentlichte in ihrem Leben 200 Bücher und andere Schriften und erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnun- gen.23 Für viele Menschen war sie eine Inspiration: Ihr Leben und Schaffen zeigen eindrucksvoll, dass die Pflegefachperso- nen für ihren Beruf selbst aktiv Verantwortung übernehmen müssen, damit Veränderungen erwirkt werden können. Im Gedenken an ihr Lebenswerk und ihren Beitrag zur Pflege wurde 1967 vom International Council of Nurses (ICN) am 12. Florence Nightingale im Alter von 86 Jahren (Quelle: The Life Mai – dem Geburtstag von Florence Nightingale – der Inter- of Florence Nightingale von Sir Edward Cook, 1942) nationale Tag der Pflege ins Leben gerufen. Die evangelische Kirche ehrt Florence Nightingale im evangelischen Namens- kalender unter dem 14. August. Beruf der Pflege umfassend ins Rampenlicht zu bringen. Ziel Trotz ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Krankenpflege ist es dabei, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, und erfährt Florence Nightingale nicht die Bedeutung, die ihr ge- zwar vor allem durch eine Weiterentwicklung des Pflege- und bührt. Insbesondere in der deutschen Auseinandersetzung Hebammenwesens, so dass sie die Möglichkeit haben, ihr vol- mit Florence Nightingale wird – im Gegensatz zur internatio- les Potenzial zu entfalten, Wertschätzung und angemessene nalen Literatur – oft der christlich kirchliche Hintergrund Entlohnung zu erhalten, und den Verbleib im Beruf über die stark hervorgehoben und als Grundlage für ihre Motivation gesamte Erwerbstätigkeit zu sichern. gesehen. Weder ihre grundlegende Bedeutung in der Entwick- Der 200. Geburtstag von Florence Nightingale kann und sollte lung der deutschen Pflege und Medizin, zum Beispiel Quer- Anlass sein, ihr umfassendes Werk zur Kenntnis zu nehmen verbindungen zu Virchow (Stellenwert der Pflege und Aus- und sich mit ihren Ansatz der Pflege vertieft zu beschäftigen. bildung) oder Impulse zur ärztlichen oder pflegerischen Ent- Florence Nightingales Umsetzung der Ausbildung der Pflege wicklung der Krankenpflege um die Jahrhundertwende und war Vorbild für die pflegerische Ausbildung auch in anderen in den ersten Jahrzehnten (wissenschaftliche Krankenpflege Ländern. Anders als in Deutschland ist der „Pflegeberuf“ in und pflegerische Qualifikation), noch der Stellenwert, den sie vielen dieser Länder weitergehend professionalisiert, hoch- für das Aufgreifen und Umsetzen der beruflichen Qualifika- schulisch ausgebildet, selbständig im Fachhandeln und eigen- tion der Pflege über die Jahrzehnte hatte, sind hinreichend ständig institutionalisiert. Daraus ergibt sich auch ein ent- aufgearbeitet und gewürdigt. Für Florence Nightingale ist die sprechendes Ansehen. Pflege ein eigenständiger Beruf, und in diesem Sinne hat sie Auf der Internetseite der Johanniter-Schwesternschaft (www. auch die Ausbildung etabliert. Bedingt durch das historisch johanniter.de /die-johanniter/johanniter-schwesternschaft/ gewachsene Pflegeberufsverständnis in Deutschland wurde pflege/2020-internationales-jahr-der-pflegenden-und- die Pflege von Anfang an den Ärzten unterstellt, was sie bis hebammen/) finden Sie weitere Informationen zum Interna- heute geprägt und als abhängigen Beruf etabliert hat. Flo- tionalen Jahr der Pflegenden und Hebammen sowie zu ge- rence Nightingale gilt als eine der bedeutendsten Statistike- planten Veranstaltungen, Aktionen und Printmaterial. rinnen der Geschichte. Pflege war für sie von Anfang an im- mer zugleich empirisch fundiert und ergebnisevaluiert und Annette Kennedy, Präsidentin des International Council of damit tendenziell deutlich über den eigenen subjektiven Er- Nurses (ICN) erklärte 2019: fahrenskontext hinausweisend und im Ansatz pflegeprofessio- „Florence Nightingale nutzte ihre Lampe, um die Orte zu nalisierend über die herausragende und einzigartige Biografie beleuchten, an denen Pflegende arbeiteten. Ich hoffe, die hinaus. Würdigung von 2020 als Internationales Jahr der Pflegen- 2020: Das Jahr der Pflegenden und Hebammen den und Hebammen wird uns eine neue Vision 2020 brin- gen darüber, was Pflegen in einer neuen Ära bedeutet und Das Jahr 2020 wurde von der WHO zum Internationalen Jahr wie professionell Pflegende den Weg weisen zu universel- der Pflegenden und Hebammen ausgerufen. Bedeutung und ler Gesundheitsversorgung und Gesundheit für alle!“ 24 Leistungen dieser Berufe für die Gesundheit der Bevölkerung sollen hervorgehoben und so auf Probleme und Konsequen- zen durch einen Mangel an Fachpersonen hingewiesen wer- Stefanie Brinkmann den. Weltweit sind zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen Prof. Dr. Bärbel Dangel, Institut für Pflege- und geplant. Das Jahr 2020 ist eine einmalige Gelegenheit, den Gesundheitswissenschaft (ipg), Berlin 22 https://www.zeit.de/1959/25/alle-sind-brueder/seite-2 23 https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2010-08/nightingale-krankenpflege/seite-2 24 https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen/2019/who-internationales-jahr.php 5 Der Schwesternbrief | April 2020
Mit Interplast Germany e. V. nach Sierra Leone Johanniterschwester Katrin Rama ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und hatte bereits nach ihrem Examen den Wunsch, einmal im Ausland zu arbeiten. Von Anfang an stand dabei für sie fest: Es soll nicht Europa, sondern ein Land sein, in dem eine intakte medizinische Gesundheitsversorgung nur schwer zu gewährleisten ist. 2019 war es dann endlich soweit: Mit dem gemeinnüt- zigen Verein „Interplast Germany e.V.“ konnte sie nach Sierra Leone reisen, um dort für zweieinhalb Wochen als OP-Schwester im Kenema Government Hospital zu arbeiten. Sie berichtet von ihrer Zeit in Westafrika: Der pensionierte Kölner Unfallchirurg Hans Jürgen Arndt leitet das „Projekt Kenema“, das über die Interplast Sek- Die Einfahrt zum Kenema Government Hospital tion Eschweiler läuft, bereits seit vielen Jahren und reist zweimal im Jahr mit Abteilungen und wir bekamen einen Für die Plastischen Chirurgen stand in einem zehnköpfigen Team von Chirur- ersten Einblick davon, unter welchen den nächsten Wochen vor allem die Be- gen, Anästhesisten, Anästhesie- und Bedingungen wir die nächsten Wochen handlung von – für Afrika typischen – OP-Fachpflegekräften nach Westafrika, arbeiten würden. Das Krankenhausge- Verbrennungskontrakturen sowie groß- um unfallchirurgisch-orthopädische und lände besteht aus mehreren Gebäude- flächigen Wunden und größeren Weich- plastisch-handchirurgische Operationen komplexen. Hierzu zählen unter ande- teiltumoren an. Die Unfallchirurgen/Or- durchzuführen. Die Vorbereitung, Pla- rem eine Augenklinik, Entbindungssta- thopäden kümmerten sich hingegen um nung und Organisation des Einsatzes tion, Kinderklinik, Chirurgische Klinik, ein alte, nicht-operierte Frakturen der gro- erfolgte über mehrere Monate. Labor, eine Leichenhalle und die Blut- ßen Röhrenknochen, Pseudoarthrosen, Im November 2019 machten wir uns bank. Danach wurden uns die zwei OP- Osteomyelitiden und ältere Weichteilver- schließlich als zehnköpfiges OP-Team Säle und die Station zur prä- und post- letzungen. Das Altersspektrum unserer aus dem Großraum Köln/Aachen, be- operativen Behandlung unserer Patien- Patienten reichte dabei von einem zwei- stehend aus zwei Anästhesisten, einer ten, auf denen wir dann arbeiten wür- jährigen Jungen mit Verbrennungskon- Anästhesiefachpflege, zwei Chirurgen, den, gezeigt. traktur der Hand bis zu einem 72-Jähri- zwei Assistenzärzten und drei OP-Fach- Die ersten zwei Tage richteten wir die gen mit einer Osteomyelitis der Tibia. pflegekräften, zusammen mit 20 Mate- OP-Säle ein, während das ärztliche Team rialkoffern Gepäck auf den Weg nach Patientenscreenings durchführte. Bei Sierra Leone. Nach sechs Stunden Flug- unserer Tätigkeit auf Station, im OP und zeit landeten wir in der Hauptstadt bei der Sterilisation unserer Instrumen- Freetown. Von dort aus ging es am te unterstützten uns mehrere Mitarbei- nächsten Tag mit drei Krankenwagen- ter aus dem Haus. Da unser Einsatz im transportern viereinhalb Stunden über Vorfeld in Kenema und Umgebung via einen unasphaltierten Highway nach Radio angekündigt wurde, hatten wir Kenema, einer Stadt im Osten des Lan- viel zu tun: Unsere Ärzte mussten aus des mit etwa 200.000 Einwohnern. Dort über 300 Patienten 60 auswählen, die angekommen, wurden wir zu unserer sie in der verfügbaren Zeit operieren Unterkunft gebracht: einem der beiden konnten. Zudem erhielten wir weitere ortsansässigen Hotels. Patienten über ein Krankenhaus der Am nächsten Morgen fuhren wir zum „benachbarten“ Stadt (180 km entfernt) Kenema Government Hospital, in dem sowie durch die ortsansässigen Projek- wir die nächsten Wochen arbeiten wür- te „German Doctors“ und „Medicine den. Vor Ort wurden wir von der Klinik- San Frontieres“. leitung und dem Clinical Health Officer Schon bei den Vorbereitungen in dem (CHO) Emmanuel Lordbrahams begrüßt. tropisch-feuchten Klima mit über 30°C Die Oberschwester des Krankenhauses tagsüber und 22 °C nachts waren es führte uns dann durch die einzelnen lange und anstrengende Arbeitstage. Johanniterschwester Katrin Rama 6 Der Schwesternbrief | April 2020
Die nächsten Wochen wurde an sechs Tagen von 8:00 Uhr morgens bis 17:00 Uhr abends operiert. Hinzu kamen die täglich mehr werdenden Verbandswech- sel, die Wiederaufbereitung unserer Ins- trumente und die täglichen Visiten. Durch Ausfälle der Strom- und Wasser- versorgung mussten wir des Öfteren unsere Arbeitsabläufe neu organisieren und Operationen verschieben. Trotz der hohen Arbeitsbelastung waren wir je- den Tag motiviert, unser Bestes für die Patienten zu geben und ein möglichst zufriedenstellendes Behandlungsergeb- nis zu erzielen. Aber natürlich haben wir nicht nur ge- arbeitet: An den zwei freien Tagen wäh- menten, unzumutbare Sanitäranlagen, Sierra Leone konnte ich das erste Mal rend unseres Einsatzes haben wir ver- Ungeziefer im OP, Dreck, aber auch der erleben, was Medizin in seinem Kern schiedene Ausflüge gemacht und da- Geruch der in Formaldehyd gewasche- bedeuten kann. Unabhängig von Wirt- durch das Land und die Menschen bes- nen Bauchtücher, OP-Kittel, Bereichs- schaftsfaktoren, die unsere Arbeit be- ser kennengelernt. Einen Tag besuchten kleidung und die ungewaschenen Kör- einflussen, konnten wir Menschen me- wir das „Medicine San Frontieres Chil- pern unserer Patienten. Aber die große dizinische Hilfe zukommen lassen, die drens Hospital“, das im März diesen Dankbarkeit, die ich allseits erfahren diese zum Überleben benötigen. Des Jahres eröffnet hat. Der ärztliche Leiter durfte, hat mich dafür entschädigt. Weiteren habe ich für meine Arbeit in der Einrichtung, ein deutscher Internist Unsere Arbeit hat rund 60 Patienten ge- Deutschland gelernt, manche Dinge ge- aus Münster, führte uns über das Kran- holfen, ein halbwegs normales Leben lassener zu sehen, wenn sie im Moment kenhausgelände und gab uns Einblicke zu führen. unveränderbar erscheinen und mich in die Strukturen und Arbeitsabläufe. Der Einsatz hat meine Sichtweise auf mehr darauf zu konzentrieren, meine Den anderen Tag verbrachten wir mit meine Arbeit grundlegend verändert. In tägliche Arbeit mit einer positiven Ein- unseren einheimischen Arbeitskollegen, stellung zu beginnen und zu beenden. indem wir zu einem Wasserfall wan- Mein Dank gilt der Pflegedienstleitung derten und ein kleines Dorf in der Nähe und Geschäftsführung, die meinen Ein- besuchten. Dort veranstalteten wir ein satz unterstützt haben und mir dadurch Picknick, bei dem uns die zahlreichen die Möglichkeit gegeben haben, mich Dorfkinder Gesellschaft leisteten. beruflich weiterzuentwickeln. Und wer Ende November war für das Team die weiß – vielleicht habe ich irgendwann Heimreise geplant, dazu mussten wir noch einmal die Gelegenheit, an einem noch während des laufenden OP-Be- Einsatz von Interplast Germany e. V. teil- triebs unser medizinisches Equipment zunehmen. eineinhalb Tage lang einpacken und dann die OP-Säle in den Ausgangszu- Johanniterschwester Katrin Rama stand zurückversetzen. Die Nachsorge unserer Patienten übernahm der CHO Emmanuel Lordbrahams, der uns in den nächsten Wochen und Monaten über die Behandlungsergebnisse und weite- Impressum ren Behandlungsmaßnahmen unserer Herausgeberin: Johanniter-Schwesternschaft e.V. Patienten informierte. Finckensteinallee 111, 12205 Berlin, Telefon 030 13 89 40-12, Fax 030 13 89 40-14 Die zweieinhalb Wochen in Sierra Le- E-Mail schwesternschaft@johanniterorden.de one haben bei mir viele Eindrücke hin- www.johanniter.de/die-johanniter/johanniter-schwesternschaft/ terlassen. Zum einen die Bedingungen, Spendenkonto: IBAN: DE88 1007 0024 0307 0406 00, Deutsche Bank AG, Berlin unter denen wir arbeiteten, wie zum Bei- Redaktion: Andrea Trenner (V. i. S. d. P.), Stefan A. Beck, Stefanie Brinkmann, Christine König spiel Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, Strom- Herstellung: Druck- und Verlagsgesellschaft Rudolf Otto mbH, Berlin und Wasserausfälle, nicht funktionieren- Hindenburgdamm 78, 12203 Berlin, Telefon 030 8441000-0 · Fax 030 8441000-2 de Narkosegeräte, Knappheit von steri- E-Mail buchwald.berlin@t-online.de lem Verbrauchsmaterial und Medika- 7 Der Schwesternbrief | April 2020
„Singe Dich frei und sei glücklich!“ Chor- und Gospelwochenende in Weimar vom 10. bis 12. Januar 2020 Zehn Jahre Gospelchor, dieses Jubiläum, wollten wir feiern und hatten mit der Kulturstadt Weimar einen besonderen Veranstaltungsort gefunden. Wir schliefen und frühstückten in der Europäischen Jugendbildungs- und Jugendbegegnungs- stätte Weimar und durften auf Initiative von Johanniter- schwester Thyra Meyer-Landrut in der Kreuzkirchengemeinde Weimar zu Gast sein. Schwester Thyra hatte uns am ersten Abend zu sich nach Hause zum Essen eingeladen. In ihrer Nach langem Tafeln und unzähligen Gesprächen löste sich stilsicher sanierten Jugendstilvilla war Platz für uns alle (37). die Veranstaltung vor Mitternacht auf. Wir hatten ja am Alle trugen mit einem kleinen kulinarischen Beitrag zum Buf- Sonntag noch etwas vor. Pünktlich um 9:15 Uhr standen wir fet bei oder unterstützten anderweitig die Gastgeberin. in der Weimarer Kreuzkirche, wurden von Pfarrer Frieder Kran- Unter der Leitung von Gebhard v. Krosigk und musikalischer nich herzlich begrüßt und sangen uns dann ein. Wir nahmen Begleitung auf dem Klavier durch Ralf Sick absolvierten wir den ganzen Altarraum ein. Mit Lampenfieber standen wir vor im Gemeindehaus der Kreuzkirche in Weimar dann unsere unserem Chorleiter, alle schwarz gekleidet, mit weinroten erste Choreinheit. Schals. Die Kirche füllte sich. Ralf Sick spielte nicht nur das Der Samstag startete mit einer Morgenandacht. Mit vier wei- elektronische Klavier, dass wir am Tag vorher in der Kirche teren Choreinheiten und Impulsvorträgen ging es im Gemein- aufgestellt hatten, sondern übernahm auch den Part des Or- desaal der Kreuzkirche weiter. Sieben Lieder – „Das Beste aus ganisten. Vor vollem Haus durften wir uns präsentieren. Die 10 Chorjahren“ – wollten einstudiert werden. Die mitgebrach- starken Sänger vorne für den guten Klang, Schwächere, wie ten Kuchen und Knabbereien garantierten kalorienreiche und ich als Neuling, wurden umrahmt von starken Stimmen und energiespendende Pausen, denn Singen macht hungrig. Die mitgetragen. Die Gemeinde ließ sich mitreißen und belohnte Generalprobe endete mit einer Dankesrede für unsere Gast- uns mit Applaus während des Gottesdienstes. Bei „Shine Your geberin Thyra, für unseren Chorleiter Gebhard v. Krosigk, Ralf light“ öffnete unser Chorleiter den Gesang für die Gemeinde. Sick für die instrumentale Unterstützung, Ott-Heinrich v. Mit „Leben aus der Quelle“ und einem letzten „Dona nobis Knobelsdorff und insbesondere Heike v. Knobelsdorff für ihr pacem“ in dem sich langsam leerenden Gotteshaus, endete großartiges Engagement in den zehn Jahren Chorleitung. Am unserer Auftritt. Abend luden Mitglieder der Provinzial-Sächsischen Genossen- Und dann ging es gemeinsam zum Herderplatz in die Stadt- schaft des Johanniterordens zum festlichen Abendessen in kirche von Weimar, der Herderkirche, ein gotisches Gottes- den Herdersaal am Herderplatz ein. ER Dr. Bernhard Voget, haus mit einem mehrflügeligen Altarbild von Lucas Cranach Beauftragter der Genossenschaft für die Johanniter-Schwes- dem Jüngeren (1552–1555). Küsterin Dagmar Günther, eine ternschaft, begrüßte uns und übermittelte die guten Wün- studierte Kunsthistorikerin, erklärte uns kompetent dieses sche des Regierenden Kommendators Martin v. Gehren. Dann Kunstwerk. Dies war ein weiterer Höhepunkt an einem erleb- referierte Schwester Heike kurz über zehn erfolgreiche schö- nisreichen Wochenende, welches mit deftiger Thüringerischer ne Jahre ihrer Chorleitung und Johanniteroberin Dr. h.c. Ra- Küche im Köstritzer Schwarzbierhaus seinen Abschluss fand. mona Schumacher übermittelte Grußworte unserer Ordens- Es war eine bewegte Zeit. Wir Neulinge wurden herzlichst oberin Andrea Trenner. aufgenommen, Freundschaften vertieft und ein Wiedersehen Die wichtigste Botschaft war für uns, dass es auch 2021 für das nächste Jahr vereinbart. Denn Singen macht frei und mit der Chorfreizeit an einem anderen Ort und einem etwas glücklich. anderen Format weitergehen wird. Johanniterschwester Brigitte Scharmach 8 Der Schwesternbrief | April 2020
Das Wandern ist des Schülers Lust?! Praktische Einheit zum Thema persönliche Gesunderhaltung und Bewegung Am 31. Januar 2020 war der Unterkurs de uns bewusst, dass die Konditionen erachtete enorme körperliche Heraus- KH19 auf den Spuren der Geschichte und Schrittgeschwindigkeiten stark vari- forderung zum Anlass nutzen wollen, des Rheinlandes unterwegs und er- ierten, spätestens jedoch nach dem An- das Rauchen aufzugeben oder mehr klomm mit gemeinschaftlicher Kraft ruf von einer abgehängten Gruppe, die sportliche Aktivitäten durchzuführen. den Drachenfels. Die zuvor im Rahmen nach einer Pause fragte. Auf halber Andere äußerten den Wunsch einen sol- der Unterrichtseinheit „Bewegung“ und Höhe angekommen, genossen wir einen chen Gewaltmarsch ein paar Wochen „persönliche Gesunderhaltung“ theore- Blick auf Schloss Drachenburg. Bereits vorher anzukündigen, um sich vorberei- tisch besprochenen Themen, konnten 1882 wurde der Grundstein von Baron ten zu können. Auf dem Plateau ange- die 22 Schüler/-innen jetzt am eigenen Stephan von Sarter gelegt. Einige Schü- kommen lechzten einige Schüler/-innen Leibe erfahren. Muskeln, Bänder und ler/-innen berichteten jetzt bereits von bei windigen, teils sonnigem Wetter Knochen konnten jetzt nicht nur be- kleinen Anzeichen der Ermüdung und erfrischenden isotonischen Getränken nannt, sondern auch am eigenen Leib wollten zurück zum Parkplatz oder viel- nach. Der Ausblick vom Drachenfels war gespürt werden. Mit festem Schuhwerk, leicht doch mit der Drachenfelsbahn beeindruckend. Gespräche über indivi- Mütze und Schal bewaffnet, fuhren wir weiter den Berg hinauf. Das war aber duelle Bewältigungsstrategien (Coping- zunächst mit Autos nach Rhöndorf, nicht das Ziel der Exkursion. Somit ging Strategien) im Umgang mit persönlich von dort aus bewegten wir uns weiter es kurze Zeit später weiter Richtung belastenden Situationen, rundeten die- per pedes Richtung Gipfel. Eine Reise- Bergfried. Lautstark wurden die Meter- se Wanderung auf den 321 Meter ho- führerin, die kurzerhand aus dem Kurs angaben der Wanderschilder in der hen Berg im Siebengebirge ab. Der Ab- bestimmt wurde, wies uns einen ver- Gruppe kundgetan, um sich gegenseitig stieg ging dann schneller von statten. meintlich einfachen Weg, der uns zur zu motivieren und anzuspornen. Einige Innerhalb kürzester Zeit waren alle wie- Burgruine bringen sollte. Langsam wur- Schüler gaben an, dass sie diese selbst der an ihren Fahrzeugen angekommen und verabschiedeten sich in den wohl- verdienten Feierabend. Am nächsten Schultag konnten einige Teilnehmer/-innen wahrhaftig merken, welche selten genutzten Muskelpartien sie besitzen. Das Fazit fiel dennoch überwiegend po- sitiv aus und es wurden sich mehr sol- che praktischen Einheiten gewünscht. Tobias Siebigteroth, Lehrer Pflege und Gesundheit (cand.) Johanniter Bildungs-GmbH Andachtswerkstatt in Wennigsen Mit großer Vorfreude und spannender Erwartung trafen wir uns am 10. März 2020 zur Andachtswerkstatt mit Soeur Ute Hampel im Johanniterhaus Wennigsen. Zwei Tage gemeinsa- me Bibelarbeit, Andachtsvorbereitung, Singen, Beten, Inne- halten und Gemeinschaft lagen vor uns. Wir wurden so liebe- voll umsorgt, dass alle unsere Unsicherheiten schnell verflo- gen waren. Soeur Ute führte uns achtsam, über die Einführung in die christliche Religion, über die Fragen: Was ist eine An- dacht?, Was unterscheidet eine Andacht vom Gottesdienst?“ V.l.n.r. vorne: Yvonne Emde, Monika Runge, mittlere Reihe: bis hin zum Vorbereiten und Halten einer Andacht. Sie gab Dina Maurer, Andrea Wünsche, Nadine Kreis, Uta v. Harnier, uns Werkzeuge an die Hand, wie Andachtsbücher, Konkordanz, hinten: Soeur Ute Hampel, Silke Wasmundt-Lembke, Ulla Bibel und das Gesangbuch. Für uns alle überraschend war Drewes, Stefanie Brinkmann der Inhalt des Gesangbuchs. Wir benutzten es bisher nur zum Singen, aber es ist viel mehr. segen traten wir alle unsere Heimreise an, aufgefüllt mit Am zweiten Tag haben wir in Gemeinschaft eine Andacht positiver Energie und von Gott behütet. ausgearbeitet und gemeinsam gehalten. Nach dem Reise- Johanniterschwester Silke Wasmundt-Lembke 9 Der Schwesternbrief | April 2020
Aus der Johanniter-Familie Jahresempfang des Johanniterordens „in Niedersachsen“ Der Johanniterorden konnte als Gast in der Vertretung des Landes Niedersach- sen beim Bund am 6. Februar über 200 Jahresempfangsteilnehmer begrüßen. Eingeleitet wurde der Empfang durch einen geistlichen Impuls des Ordens- dekans, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christoph Markschies, der insbesondere auf die diesjährige Jahreslosung „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (Markus 9,24) und die zurückliegenden einging. S.K.H. Dr. Oskar Prinz v. Preußen, Herren- meister des Johanniterordens, zeigte in seiner Rede aktuelle Herausforderungen V.l.n.r.: Herrenmeister, S.K.H. Dr. Oskar Prinz v. Preußen, Ministerin Birgit Honé, und Entwicklungen in der Johanniter- Ordenskanzler Alexander Baron v. Korff und RK Dr. Joachim v. Einem Familie auf – unter anderem zur wich- (Fotos: Andreas Schoelzel) tigen Arbeit der neu eingesetzten Johan- nochmals besonders für ihr Engagement niter-Ethikkommission. in der Flüchtlingsarbeit dankt. In ihren Dr. Joachim v. Einem, Regierender Kom- Ausführungen zum Thema „Herausforde- mendator der Hannoverschen Genossen- rungen der Daseinsvorsorge für die länd- schaft, informierte die Gäste über die lichen Räume“ forderte die Ministerin Entwicklung der Johanniter-Arbeit und auch den Ausbau der flächendecken- ihre heutigen Schwerpunkte. Birgit Honé, den Hospizversorgung. Ministerin für Bundes- und Europaange- Renate Rennebarth, Barbara Frey, Silvia legenheiten und Regionale Entwicklung v. Wissmann und Patricia Angeli wur- des Landes Niedersachsen, begrüßte die den für ihr Engagement für und um die Johanniter als Hausherrin und im Namen Johanniter durch den Herrenmeister, V.l.n.r.: Donata Freifrau Schenck zu der niedersächsischen Landesregierung. S.K.H. Dr. Oskar Prinz v. Preußen, und Schweinsberg, K Herbert v. Bose, Ordens- Sie überbrachte den ausdrücklichen und Ordenskanzler Alexander Baron v. Korff oberin i.R. Karin Gräfin v. Dönhoff, herzlichen Dank des Ministerpräsiden- mit Ehrenzeichen des Ordens geehrt. I.K.H. Auguste Prinzessin v. Preußen ten Stephan Weil, der den Johannitern JO „Das Wirken des Ordens (und seiner Mitglieder) im täglichen Leben“ Diese Thematik beschäftigt am Orden len. Im gesamten Jahr 2020 wird man stellung einbringen oder über bereits er- Interessierte und junge Mitglieder. Die sich in der Zeitschrift „Johanniterorden“ haltene Erfahrungen berichten. In Heft Idee, dieses Thema nun etwas intensiver mit den Zuschriften und Meinungen 4/2018 des Ordensblattes ist beispiels- zu betrachten und zu besprechen, hatte beschäftigen. weise nachzulesen, wie sie den johanni- der Chefredakteur des Ordensjournals, Als Input hat die Ordensblattredaktion terlichen Geist in ihrem beruflichen und EK Dr. Friedrich Thelen. Ordensmitglie- auch Passagen der Satzung der Johan- persönlichen Umfeld wirken lassen. der sollen, so der Aufruf im Ordensblatt, niter-Schwesternschaft e.V. aufgeführt. Schreiben Sie bitte an die Ordensblatt- Heft 1/2020, ihre Sichtweisen, Erfahrun- Wir freuen uns, wenn Johanniterschwes- redaktion: beck@johanniterorden.de gen, aber auch Fragen zur Thematik stel- tern ihre Sichtweisen zu dieser Frage- JO Neues Social Intranet im Orden Im Zuge der Digitalisierung im Johanni- durch Gruppen für/in den Subkommen- terorden wird das bisherige Intranet den, gestärkt. So können auch Informa- (Quelle: Johanniterorden) des Ordens für seine Mitglieder und tionen der Schwesternschaft, beispiels- Gremien ab März 2020 durch ein neu- weise durch die Regionalschwestern, vor es Social Intranet ersetzt. Insbesonde- Ort schneller und zielgerichteter kom- re wird dabei auch die Kommunikation muniziert werden. Weitere Informatio- vor Ort in den Regionen, zum Beispiel nen: derrien@johanniterorden.de JO 10 Der Schwesternbrief | April 2020
Regionaltreffen in der Region Nord Zeit- und Selbstmanagement waren die Themen des Regio- naltreffens der Region Nord Anfang des Jahres 2020 im Jo- hanniterhaus Bremen. Das Balance-Modell der Lebensberei- che nach Petra Nitschke wurde als Basis genommen, um den eigenen „Schwachstellen“ in der Selbstführung auf die Spur zu kommen. Besonders der Lebensbereich „Handlungen“ gibt Aufschluss darüber, wo sich mögliche Stressoren verstecken und bietet Gelegenheit sich mit modernen Zeitmanagement- Methoden auseinanderzusetzen. Johanniterschwestern aus Oldenburg, Bremen und Hamburg kamen zusammen, um sich mit den spannenden Themen aus- einanderzusetzen. Erstmalig mussten wir auf den Konferenzraum des Hauses Angehörigen eine wunderbare Möglichkeit am Sonnabend- ausweichen, denn in dem multimedial ausgestatteten Pa- nachmittag Zeit mit den Eltern oder Großeltern zu verbringen villon des Hauses wurden die Vorbereitungen für die Über- und zugleich auf der riesigen Leinwand das Fußballspiel an- tragung des nachmittäglichen Fußballspiels getroffen. Seit zuschauen. einigen Monaten gibt es im Bremer Johanniterhaus einen Die Pflegedienstleiterin, Johanniterschwester Sabine Stubbe, eingetragenen Fanclub des SV Werder Bremen. Unter den stellte dieses Projekt auf die Beine und ließ es sich auch nicht Bewohnern der Altenpflegeeinrichtung ist die Resonanz auf nehmen, direkt im Anschluss an das Regionaltreffens im Fan- diese Fangemeinde riesig. In dem liebevoll geschmückten Pa- Outfit mit Trikot und Schal in den Pavillon zu eilen, um in villon wurden an diesem Tag bis zu 40 Clubmitglieder aus dieser großen Runde mit zu fiebern. der Einrichtung und deren Gäste erwartet. Für so manchen Johanniterschwester Marita Neumann Neue Wege gemeinsam gehen… Zur Umsetzung der neuen generalisti- sowie die Asklepiosklinik St. Augustin. so dass auch hier eine neue Form des schen Pflegeausbildung in der Region Mit der neuen Pflegeausbildung ergibt Austausches stattfindet. Dies wurde von Bonn/Rhein-Sieg fand ein Vernetzungs- sich die Möglichkeit, Auszubildenden allen am Gespräch Beteiligten als ers- treffen statt. aus der stationären Langzeitpflege und ter konkreter Schritt zur Umsetzung der Die Einrichtungs- und Pflegedienstlei- ambulanten Akut- und Langzeitpflege generalistischen Ausbildung angese- tungen der Johanniter-Seniorenhäuser auch an dieser Schule ausbilden zu las- hen. Spätestens ab Herbst 2020 möch- in Meckenheim und Porz waren gemein- sen. Die Pflegeschüler/-innen der Kran- te man sich gemeinsam auf den Weg sam mit der Referentin für Bildung und kenhäuser wiederum kommen – seit der machen. Qualifizierung der Johanniter Senioren- neuen Regelung – generell zu einem Christina Körner, Schulleitung häuser GmbH Yvonne Emde zu Gast in Einsatz in die stationäre Langzeitpflege, Johanniter Bildungs-GmbH der Schule für Pflegeberufe der Johan- niter Bildungs-GmbH in Bonn. Vor dem Hintergrund der anstehenden genera- listischen Pflegeausbildung mit ihren Neuerungen, wurden sehr konkrete Ideen erörtert, wie die Zusammenarbeit, zwischen den verschiedenen Settings (Akutpflege / stationäre Langzeitpflege/ ambulante Akut- und Langzeitpflege), gestaltet werden kann. Da die Johan- niter gerade im Bonner Raum mit Ein- richtungen in allen Settings vertreten sind, ist eine Zusammenarbeit in der generalistischen Pflegeausbildung in Praxis und Theorie eine logische und begrüßenswerte Konsequenz. Die Bonner Pflegeschule fungierte bis- her als Ausbildungsstätte ausschließ- V.l.n.r.: Sabine Steinbach, Gabriella Calicchio, Yonne Emde, Kathrin Jördens und lich für die Johanniter-Kliniken Bonn Christina Körner 11 Der Schwesternbrief | April 2020
„Stationen organisieren. Ein Praxisleitfaden für Führungskräfte in der Pflege“ Zahlreiche Studien belegen einen Zusammenhang zwischen lungsverlauf des Patienten und zum anderen die Zusammen- gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Pflegekräften und arbeit und Arbeitsatmosphäre aller im Krankenhaus Beschäf- schlechten, defizitären Arbeitsorganisationen. Vor dem Hinter- tigten positiv beeinflussen. grund der zunehmenden demografisch bedingten Alterung Kapitel 8 - Entscheidungs- und Beratungsmöglichkeiten: der Gesellschaft, der damit verbundenen gestiegenen Nach- Zahlreiche Studien belegen, dass mangelnde soziale Unter- frage nach Pflegedienstleistungen, dem gleichzeitigen Perso- stützung durch Kollegen/Vorgesetzte ein bedeutender Risiko- nalmangel und den daraus gestiegenen Herausforderungen faktor für Burn-out ist. Daher ist ein kontinuierlicher fach- im Arbeitsalltag in der Pflege konzentriert sich „Stationen or- licher Austausch für die Pflegenden essenziell. Der Austausch ganisieren“ auf eine gute Stationsorganisation, die zu guten dient dazu, sich mit alltäglichen Situationen und Problemen Arbeitsbedingungen in der Pflege führen kann. auseinanderzusetzen, er hilft Pflegenden, ihre Arbeit zu re- „Stationen organisieren“ ist ein strukturierter Leitfaden für flektieren und festzustellen, ob die gewählte Verhaltensweise Führungskräfte in der Pflege. Erfahrene Führungskräfte wer- richtig war oder ob es Alternativen gegeben hätte. Um einen den viel bereits bekanntes Wissen in diesem Buch wieder- erfolgreichen Austausch zu ermöglichen, muss dieser fest im finden, aber mit Sicherheit auch neue Denkanstöße erhalten. Stationsablauf integriert werden. In diesem Kapitel wird an- Durch die strukturierte Zusammenfassung können sie mit hand von mehreren Praxisbeispielen aufgezeigt, wie und in ihrem Team gezielt Schwerpunkte herausgreifen und bearbei- welchen Formen ein Austausch erfolgen kann. ten. Für „frische“ Führungskräfte ist dieses Buch eine wichti- ge Zusammenfassung ihrer Verantwortung im Stationsalltag Kapitel 9 - Die Visite als Informations-, Kommunikations- und liefert ihnen hilfreiches Wissen zur Stationsorganisation, und Planungsinstrument: mit vielen Praxisbeispielen und konkreten Umsetzungshilfen. Die Visite ist ein wichtiges Kontroll- und Planungsinstrument Durch die berufsgruppenübergreifende Sichtweise sowie die und bedeutend für den Tagesablauf des multiprofessionellen Berücksichtigung aller am Klinikalltag Beteiligten wird da- Teams (Ärzte, Pflegende, Physiotherapeuten etc.). Sie nimmt bei immer eine integrierte Lösung angestrebt – mit dem Ziel Einfluss auf die Verweildauer des Patienten und hat damit einer optimalen Patientenversorgung. Die Autoren appel- direkte Auswirkungen auf die Mitarbeiter- und Patienten- lieren dabei an die Führungskräfte der Pflege und an deren zufriedenheit. Häufig können jedoch die Pflegenden aus Mitarbeiter, die Pflege und das Berufsbild aktiv zu gestalten Zeit- und Planungsgründen die Visite nicht begleiten. Dieses und Lösungen zu finden. Die Autorin Katja Adolphi, die ein Kapitel zeigt Schritt für Schritt auf, wie eine gemeinsame Vi- Kapitel des Buches verfasst hat, fasst dies wie folgt zusam- site zwischen den verschiedenen beteiligten Berufsgruppen men: „Wenn ich nicht selbst gestalte, werde ich gestaltet erfolgreich etabliert werden kann. Es werden konkrete Praxis- und mit mir die Mitarbeiter, für die ich Verantwortung trage“. beispiele wiedergegeben und anhand eines Beispiel-Ablauf- Das Fachbuch „Stationen organisieren“ ist 2020 im Georg protokolls wird dargestellt, wie eine Visite erfolgreich gestal- Thieme Verlag erschienen und wurde von Christine Karmann – tet werden kann. Fördermitglied der Johanniter-Schwesternschaft seit 2005 –, Kapitel 13 - Zusammenarbeit mit anderen Diensten: Sabine Simski und Dr. Nicole Stab herausgegeben. In 14 Ka- In einem Krankenhaus arbeiten verschiedene Berufsgruppen piteln beziehungsweise Einzelbausteinen wird anschaulich zusammen und die Qualität der Zusammenarbeit wirkt sich aufgezeigt, mit welchen Stellschrauben sich Organisationen dabei auf das Befinden aller Berufsgruppen aus. Studien der im Gesundheitswesen zum Wohle der Patienten verändern vergangenen Jahre zeigen eine Verschlechterung der Zusam- lassen und wie eine gute Pflegeorganisation den Arbeitsall- menarbeit. Langfristig führt dies zu Personalausfall und Per- tag erleichtern kann. „Durch Ermutigung zur Hilfe zur Selbst- sonalfluktuationen. Dieses Kapitel zeigt anhand von Beispie- hilfe (in der Pflege) werden aber auch Ansätze gezeigt, wie len auf, wie eine gute Zusammenarbeit funktionieren kann. Pflegeorganisation den Pflegealltag im Krankenhaus selbst gestalten kann“ (Christine Karmann). Die einzelnen Kapitel in diesem Buch wurden von verschie- Das Buch betrachtet folgende Handlungsfelder: Dienstplan- denen Autoren verfasst, die aus unterschiedlichen Versor- gestaltung, Pflegesystem, Pflegeprozess, Schichtablauf, Infor- gungsstufen und Trägerschaften kommen. Sie sind Experten mationsflussgestaltung, Zuständigkeitsbereich der Pflegen- auf ihren jeweiligen Gebieten und haben mit ihren Teams den, Entscheidungs- und Beratungsmöglichkeiten, die Visite die entsprechenden Arbeitsprozesse selbst beleuchtet und als Informations-, Kommunikations- und Planungsinstrument, neu gestaltet. Mit diesem Buch geben sie ihr Wissen nun- Planung patientenzentrierter Prozesse, Umgang mit Patienten, mehr an ihre Kolleginnen und Kollegen in der Pflege wei- Gestaltung der Teamarbeit, Zusammenarbeit mit anderen ter. Damit wird das Buch seinem Anspruch gerecht, dass die Diensten, Qualifizierung und Fort-/Weiterbildung, Arbeits- Verbesserung der Arbeitsgestaltung in der Pflege durch die und Gesundheitsschutz. Pflege selbst erreicht werden muss. Die Herausgeber und Im Folgenden werden drei Kapitel etwas näher vorgestellt, Autoren sehen die Führungskräfte – insbesondere Stations- die beispielhaft aufzeigen, wie wichtig der kontinuierliche oder Bereichsleitungen – in der Verantwortung: Diese haben Austausch im Pflegeteam selbst, aber auch mit den verschie- eine Schlüsselrolle und können zusammen mit ihrem Team denen Berufsgruppen ist. Wie das Buch auch selbst immer entscheidend zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in wieder betont, können diese Faktoren zum einen den Behand- der Pflege beitragen. 12 Der Schwesternbrief | April 2020
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