Der Spiegel der Stadtkultur - Stadtmuseen vor neuen Herausforderungen Museumsfachtagung 25./26. April 2016 Münchner Stadtmuseum - Landesstelle ...
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Der Spiegel der Stadtkultur Stadtmuseen vor neuen Herausforderungen Museumsfachtagung 25./26. April 2016 Münchner Stadtmuseum
Impressum Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Alter Hof 2 ∙ 80331 München Telefon +49 89/210140-0 Telefax +49 89/210140-40 landesstelle@blfd.bayern.de www.museen-in-bayern.de Herausgeberin Dr. Astrid Pellengahr Redaktion Isabelle Rupprecht M. A. Dr. Wolfgang Stäbler Silke Wapenhensch M. A. Gestaltung und Satz Designgruppe koop, Rückholz/Allgäu Marlene Kern Design, München Umschlaggestaltung Dipl.-Ing. (FH) Eva-Maria Fleckenstein Druck Bugl-Druck, Essenbach In Kooperation mit München, Dezember 2016
Der Spiegel der Stadtkultur Stadtmuseen vor neuen Herausforderungen Herausgegeben von Astrid Pellengahr
Inhalt Geleitwort 4 Astrid Pellengahr Begrüßung 6 Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (Ludwig Spaenle) 8 Grußwort des Kulturreferenten der Landeshauptstadt München (Hans-Georg Küppers) Einführung 10 Stadtmuseen: Spiegel der Stadtkultur Seismografen gesellschaftlicher Veränderungen (Astrid Pellengahr) Keynote 18 From collections to communities The museum as a hub for social innovation (Jasper Visser) Vorträge 21 Neuausrichtung im Bestand Planerische Herausforderungen des Münchner Stadtmuseums (Isabella Fehle) 34 Geschichte anders erzählen Grundhaltungen im Umgang mit dem vorarlberg museum (Andreas Rudigier) 41 Die Verknüpfung mit Gegenwartsthemen Ein Werkstattbericht zur Neukonzeption der Dauerausstellung im Focke-Museum Bremen (Frauke von der Haar)
49 Migration als Querschnittsthema Auf dem Weg zum postmigrantischen Museum? (Natalie Bayer/Hannah Maischein) 58 Stadtmuseum verstanden als »Social Arena« Ansätze für eine innovative Museumsarbeit aus dem EMEE-Projekt (Miriam Hannig) 65 Stadtleben unter der Lupe Ausstellungen als Foren der Gegenwartsvergegenwärtigung (Stefan Koslowski) 72 moving museum Bewegung in die Wissensordnung bringen (Barbara Staudinger) 78 Ein neuer Typus Stadtmuseum Das StadtMuseum Fellbach mit MörikeKabinett (Ursula Teutrine) 82 Geschichte für die Zukunft Zur Neukonzeption des Wien Museums (Ralph Gleis) 88 Museen als Teil einer veränderten Gesellschaft Die Rolle von Stadtmuseen in der Gegenwart (Volker Rodekamp) 96 Impressionen 97 Bildnachweis/ Autorenverzeichnis
5 Liebe Kolleginnen und Kollegen, gesellschaftlichen Gruppen einer Stadtge- sellschaft von ihren historischen Museen? Museen stehen immer vor Herausforderun- Wie kann Teilhabe für alle gelingen? gen. Als Kultur- und Bildungseinrichtungen Um diese und andere Fragen intensiv können sie Ihren Auftrag nur dann adäquat zu diskutieren und aus unterschiedlichen erfüllen, wenn sie gesellschaftliche Verän- Perspektiven theoretisch und praxisnah zu derungen wahrnehmen und darauf reagieren. beleuchten, ist die Landesstelle für die nicht- Von außen betrachtet, erscheinen Museen staatlichen Museen in Bayern mit der Idee als bedächtige, fast zeitlose Einrichtungen. auf das Münchner Stadtmuseum zugegangen, In Wirklichkeit sind sie aber einem perma- eine gemeinsame Tagung auszurichten. 180 nenten Veränderungsdruck ausgesetzt. Dies Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz gilt insbesondere für die Stadtmuseen. Als Deutschland, aus Österreich, der Schweiz ortsgeschichtliche Museen sollten sie nah und den Niederlanden haben gezeigt, dass wir dran sein am Geschehen in dem Gemeinwe- mit unserer Tagungseinladung auf große Re- sen, das ihr Sammlungs-, Forschungs- und sonanz in der Museumswelt gestoßen sind. Ausstellungsgegenstand ist. Mein Dank gilt an dieser Stelle dem In Bayern sind derzeit die Stadtmuse- Münchner Stadtmuseum, stellvertretend des- en von Lindau bis Deggendorf, von Aschaffen- sen Direktorin Isabella Fehle und ihrem Team, burg bis Regensburg, von Nürnberg bis Weil- für die gute Kooperation sowie den Mitarbei- heim im Aufbruch, um nur einige Häuser zu terinnen und Mitarbeitern der Landesstelle, nennen, nicht zu vergessen das Münchner die am Gelingen der Tagung und an diesem Stadtmuseum, das als das größte ortsge- Berichtsheft mitgewirkt haben, namentlich schichtliche Museum in der ganzen Bundes- Wolfgang Stäbler und Silke Wapenhensch. republik Deutschland gilt und damit Maß- Stadtmuseen können Seismografen stäbe für die Neukonzeption historischer einer sich verändernden Gesellschaft sein. Museen setzen will und wird. Alle diese Mit welchen Herausforderungen sie dabei Häuser treiben letztlich dieselben Fragen konfrontiert sind, welche Chancen aber gleich- um: Wie können Stadtmuseen mit historisch zeitig darin liegen, das zeigen die folgenden gewachsenen Sammlungen den veränderten Tagungsbeiträge. Abschließend sei daher ins- Anforderungen an ihre Institutionen gerecht besondere den Referentinnen und Referenten werden? Wie kann ein integraler Ansatz eines gedankt, die ihre Beiträge dankenswerter- Ausstellungskonzepts aussehen, ohne die weise hier publizieren. Identität von Spezialsammlungen zu verlie- ren? Wie können sich Stadtmuseen als Platt- form für die Gegenwart etablieren und The- men wie Migration und Integration gerecht werden? Was erwarten die unterschiedlichen
7 Grußwort Ludwig Spaenle des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Die orts- und regionalgeschichtlichen Museen bilden das Rückgrat unserer Museumsland- schaft. Von den 400 Institutionen, die in Bayern hierzu zählen, sind etwa 60 Stadtmuseen im engeren Sinn. Eines der traditionsreichen Häuser unter ihnen ist das Münchner Stadtmu- seum, das schon allein aufgrund seiner Sammlungen zu den größten in Deutschland zählt. Stadtmuseen sind in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der museumsfach- lichen Diskussion getreten. Für die Kommunen bilden sie heute eine wichtige Kultureinrich- tung, in der die gesellschaftlichen Entwicklungen im Spannungsbogen zwischen Geschichte und Gegenwart bearbeitet und präsentiert werden. Damit stellt sich auch die Frage nach der Funktion von Stadtmuseen für ihr jeweiliges Gemeinwesen sowie nach ihrem Selbstver- ständnis. Stadtgeschichte wird von den Museen als Narrativ verstanden, das es in gewissen Abständen neu zu betrachten gilt. Dies hängt mit den sich permanent verändernden Erkennt- nissen der Geschichts- und Kulturwissenschaften zusammen sowie mit neuen Ergebnissen der lokalen Geschichtsforschung, aber auch mit aktuellen Fragen zu Problemen und Heraus- forderungen, vor denen Gesellschaften gegenwärtig stehen. War das Anliegen von Stadtmuseen früher die stolze Darstellung der Stadt und ihrer Geschichte und dadurch die historische und musische Bildung der kulturinteressierten Bür- gerinnen und Bürger, so wird seit einigen Jahren zunehmend die Forderung nach allgemeiner gesellschaftspolitischer Verantwortung gestellt. Damit geraten die Besucherinnen und Besu- cher intensiver in den Blick, die eine breiter angelegte kulturelle Teilhabe erwarten. Von zentraler Bedeutung wird bei allen Überlegungen auch sein, dass die Stadt im 21. Jahr- hundert im Unterschied zu vergangenen Jahrhunderten der Lebensraum für die Mehrzahl aller Menschen sein wird. Aufgabe und Chance der Stadtmuseen wird es sein, intensiver als bislang eine Brücke zur Lebenswelt der Besucherinnen und Besucher zu schlagen. Dabei steht die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen allen orts- und regional- geschichtlichen Museen als Beratungs- und Servicestelle zur Verfügung und begleitet die Re- flexion der Museen nicht zuletzt auch immer wieder durch inspirierende Tagungen wie diese.
8 Grußwort Hans-Georg Küppers des Kulturreferenten der Landeshauptstadt München Als Kulturreferent der Landeshauptstadt München darf ich Sie herzlich zur Fachtagung »Der Spiegel der Stadtkultur – Stadtmuseen vor neuen Herausforderungen« begrüßen. Die Themen, die Sie behandeln, wie zum Beispiel Multiperspektivität, Museum als poli- tischer Ort, Museum als Ort für die Gegenwart, verweisen in der Tat darauf, dass Stadtmuseen nicht nur ein Spiegel der Geschichte sein wollen, sondern dass sie das kulturelle Erbe, welches sie bewahren, als Gestaltungsmoment für Gegenwart und Zukunft nutzen wollen. Das, was Sie in ihren Fragestellungen und Themenbereichen erreichen wollen, ist der berechtigte An- spruch, dass Museen einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung, zur Ausgestaltung von Stadt und Gesellschaft leisten. Es geht um das demokratische Aushandeln gesellschaftlicher Fragen und um einen Beitrag zu Problemlösungen. Dabei ist die Stadtkultur die Vermittlung dessen, was war – das ist der geschichtliche Aspekt. Kultur ist aber auch – nein, sie ist insbesondere – die Weiterentwicklung dessen, was war. Das ist ihr innovativer Aspekt. Tradition ist in diesem Sinne die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche. Der pluralistische Aspekt der Stadtkultur oder des Stadtmuseums ist die Erkenntnis, dass ein politisches Gemeinwesen immer aus verschiedenen kulturellen Strömungen besteht, die gleichberechtigt zur Stadtgesellschaft dazugehören und sie prägen. Einer Stadtgesellschaft, die noch nie homogen war: Stadt ist in ihrem Kern Vielfalt; immer Pluralität, nie Homogenität. Das Zusammentreffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedener Religionen, Professionen, Orientierungen und sozialer Klassen ist das, was Urbanität, was Gesellschaft aus- macht. Vor diesem Hintergrund ist es nur konsequent, auch ein Stadtmuseum oder die kultu- relle Bildung in einem Stadtmuseum per se heterogen zu denken: international, transnational, uneindeutig, divers. Jede Generation entwickelt einen neuen Blick auf die Geschichte und Tra- dition der Stadt. Insofern wird Geschichte immer neu geschrieben. Und ein Sinn dieser Ge- schichtserzählung ist sicherlich, auch verständlich zu machen, warum etwas so ist, wie es sich heute darstellt, und wie es denn sein könnte. Ein ständiger Prozess der Aushandlung, der Neu- entdeckung und vielleicht auch der Neuerfindung. Das historische Erbe einer Stadt ist ein zentraler Bestandteil ihrer Identität und prägend. Die Pflege des baulichen und immateriellen Erbes schafft die Grundlage dafür, dass sich die
9 Begrüßung Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt mit diesem Erbe identifizieren und in der Gemein- schaft engagieren. Das Erleben von und die Sensibilität für authentisches materielles und immaterielles Kulturgut ist aber auch eine Voraussetzung, den kollektiven Willen zur Er- haltung und Weiterentwicklung des Erbes zu wecken. Das historische Erbe einer Stadt muss ständig neu gewichtet und vor allem um die Geschichte von neuen Bewohnerinnen und Bewohnern ergänzt und in die Stadtgesellschaft vermittelt werden. Das ist eine Aufgabe, die für die Einrichtungen, die sich um das kulturelle Erbe der Stadt kümmern, unabdingbar ist. Die Konstanten eines Stadtmuseums sind die Ent- wicklung oder der Wandel. So können Stadtmuseen ihrer Rolle als »Spiegel der Stadtkultur« bzw. eines »Lebendi- gen Gedächtnisses« gerecht werden. Und aus diesem Grunde ist die Finanzierung von Stadt- museen keine Subventionierung, sondern eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft. Auch das, was sich nicht rechnet, rechnet sich, hat seine Berechtigung, und langfristig seinen gesellschaftlichen Nutzen. Und das bedeutet, dass ihr Beitrag eines nicht sein kann: »nice to have«, kein schmückendes Beiwerk, sondern kulturpolitische Notwendigkeit. Die Landeshaupt- stadt München hat daher auch den Umbau und die Generalsanierung des Münchner Stadtmuse- ums beschlossen. Ein erster Schritt mit einer inhaltlichen und organisatorischen Neukonzeption ist bereits vollzogen: Das Stadtmuseum soll zu einem Forum des gesellschaftlichen Diskurses in der Groß- stadt werden, zu einem Ort der Kommunikation und Interaktion, des lebenslangen Lernens und der Auseinandersetzung mit zeit- und lebensgeschichtlichen Fragestellungen. Es versteht sich künftig als offenes Forum einer interkulturellen Stadtgesellschaft und als ein zentraler Ort, an dem sowohl die regionalen Wurzeln als auch die internationalen Bezüge sichtbar gemacht werden. Ein Museum als ein Labor-, Denk-, Spiel-, Experimentier- und Arbeitsraum, ein Raum, der sich stetig entwickelt. Mit Ihren Erfahrungen und Anregungen gelingt es vielleicht sogar, das Münchner Stadt- museum zu einem typologischen Vorbild für die vielen anderen Häuser werden zu lassen, ohne die Diversität ihrer Einrichtungen aus den Augen zu verlieren. In diesem Sinne freue ich mich auf die Tagung, und – da bin ich mir sicher – auf die wert- vollen Impulse, die von ihr ausgehen werden.
10 Einführung Stadtmuseen: Spiegel der Stadtkultur Astrid Pellengahr Seismografen gesellschaftlicher Veränderungen Stadtmuseen waren in den letzten Jahren vermehrt Thema museumsfachlicher Tagungen. Beim Bayerischen Museumstag 2007, einer alle zwei Jahre stattfindenden Fachtagung, wurden unter dem Motto »Forum für alle« die Museen in Stadt und Gemeinde näher be- leuchtet. Im Mittelpunkt standen der Auftrag und der Stellenwert kommunaler kulturhisto- rischer Museen in der Gegenwart, also die orts- und regionalgeschichtlichen Häuser, deren reiche Sammlungen die Vielfalt und Individualität des kulturellen Lebens im regionalen oder lokalen Kontext vermitteln. Im April 2009 fand im Märkischen Museum in Berlin eine Ta- gung mit dem Titel »Die Stadt und ihr Gedächtnis« statt, zu der die Stiftung Stadtmuseum Berlin eingeladen hatte und auf der, wie der Untertitel besagt, die Zukunft der Stadtmuseen beleuchtet wurde. Thematisch daran anschließend veranstaltete die Museumsakademie Joanneum im März 2010 in Graz einen Workshop mit dem Titel »Stadtmuseen. Im Umbau ratlos oder – wie erzählt man eine Stadt?«. Gut ein halbes Jahr später, im November 2010, veranstaltete das historische museum frankfurt eine Arbeitstagung mit dem Titel »Das par- tizipative Museum. Zwischen Kooperation und user generated content« und lotete viele Facetten dieses gegenwartsorientierten Ansatzes für die eigene Arbeit der Neukonzeption aus. Im November 2012 folgte in Nürnberg unter den drei Schlagworten »Museum.macht. Identität« die fachliche Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Stadtmuseen im 21. Jahr- hundert. Stadtmuseum wurde dort verstanden als eine Art museologischer Nukleus, als Resonanzkörper der städtischen Geschichte, ja auch als klingendes Instrument im vielstim- migen Chor der urbanen Diskurse, die es mitgestalten kann. 2014 widmete sich die interna- tionale Fachtagung bayerischer, böhmischer, oberösterreichischer und sächsischer Museums- fachleute unter dem Titel »Die Stadt und ihre Identität(en)« den Potenzialen und der Zu- kunft der Stadtmuseen. Und 2015 lud das LWL-Museumsamt für Westfalen zusammen mit dem städtischen Museum Lemgo zu einer Konferenz, die sich mit Konzepten, Perspektiven und Erfahrungen von Stadtmuseen auseinandersetzte. Die Stadtmuseen sind im Aufbruch, in kleinen wie in großen Städten. Dazu zählt auch eines der größten Stadtmuseen deutschlandweit: das Münchner Stadtmuseum, in dessen Planungsüberlegungen seine Direktorin, Isabella Fehle, in diesem Band Einblick gibt. 2010 konstatierte die österreichische Museumsakademie Joanneum eine neue kommunalpolitische Zuwendung zu Stadtmuseen von Aachen bis Zittau, von Stuttgart bis Graz. Ein vergleichbarer Prozess lässt sich verstärkt nun auch in Bayern feststellen. Die Entwicklung, die durchweg positiv gesehen werden kann, stellt die verschiedenen Häuser aber auch vor die Aufgabe der Selbstreflexion. So attestierten die Grazer Museumsfachleute den Stadtmuseen im deutsch- sprachigen Raum vor nicht allzu langer Zeit, dass sie sich in einer Krise der institutionellen Identität befänden,1 die wir im Folgenden noch genauer beleuchten wollen. Die ortsgeschichtlichen Museen, lange als Kultur- und Bildungsinstitutionen verstan- den, sind seit ein paar Jahren zunehmend mit der Forderung nach gesellschaftspolitischer Verantwortung und der Frage nach der Relevanz der Museen konfrontiert. Stadtmuseen wen- den sich daher wieder verstärkt aktuellen gesellschaftlichen Fragen und damit den Proble- men und Herausforderungen des sozialen Gemeinwesens Stadt zu. Die Kernaufgaben des Museums, Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen und Vermitteln, sind alle objekt-
11 Einführung zentriert. Mit der Forderung nach gesellschaftspolitischer Verantwortung für das Gemeinwe- sen geraten vor allem die Besucherinnen und Besucher intensiver in den Fokus. Von den Mu- seumsverantwortlichen muss berücksichtigt werden, dass immer mehr Menschen kulturelle Teilhabe erwarten. Aufgabe und Chance der Stadtmuseen wird es sein, intensiver als bislang eine Brücke zur Lebenswelt ihrer Besucherinnen und Besucher zu schlagen. Gerade in der Phase der Neuausrichtung eines Museums und der Neukonzeption seiner Dauerausstellung ist es wichtig, selbstreflexiv innezuhalten und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken. Erfahrungsgemäß sind die Planungsphasen für Museen lang und das, was zu Beginn der inhaltlichen und didaktischen Konzeptüberlegungen hochgradig innovativ erscheint, zum Zeitpunkt der Eröffnung noch nicht unbedingt Standard, aber oft kein Einzelfall mehr, sondern auch andernorts realisiert. Eine Hypothek ganz besonderer Art ist bei Planungsprozessen in Museen, dass große Teile der Dauerausstellung, so ist es zumindest momentan Usus, für einen Zeitraum von mindestens einem, meist aber zwei Jahrzehnten in weitgehend unverän- derter Form dem Publikum präsentiert werden. Trotz manchmal überschaubarer Etats für Ausstellungs- und Vermittlungsprogramme und Marketing müssen sich die Museen gegenüber anderen Freizeit- und Kulturanbietern auf dem Markt behaupten und sind mit einem sich wan- delnden, aber weiterhin anspruchsvollen Publikum konfrontiert. Erfreuliche Aussichten gibt es für orts- und regionalgeschichtliche Museen insgesamt, sowohl in den Städten wie auch in ländlichen Regionen. Anfang April fand in München eine Tagung zum Thema »Kulturtourismus neu denken 2030« statt. Interessant war, dass auf dieser Tagung Kulturinstitutionen als touristische Destinationen nahezu ausschließlich mit Museen gleichgesetzt wurden. In den Blick gelangten dabei nicht nur der Städtetourismus und damit die großen Häuser und die Kunstmuseen, die ohnehin oft als globale Akteure agieren, sondern auch die Museen jenseits der Metropolregionen, wie sich beispielsweise die Einzugs- gebiete um die Großräume München und Nürnberg seit geraumer Zeit nennen. Je mehr Men- schen in der Stadt leben werden, desto größer wird in der Freizeit die Sehnsucht nach dem Anderen, dem Regionaltypischen und dem weniger Urbanen als Ausflugsziel, so eine der Kern- thesen jener Tagung. So gesehen dürfen orts- und regionalgeschichtliche Museen, die bis- lang als die Verlierer in der Entwicklung der Besucherströme erscheinen, in Zukunft vielleicht wieder auf ein größeres Interesse auswärtiger Besucher hoffen. Wissensspeicher unter Veränderungsdruck Stadtmuseen erfüllen aufgrund ihrer Funktion als Wissensspeicher einer Stadt, aufgrund ihrer Funktion als deren historisches Gedächtnis eine große Aufgabenvielfalt und die thematische Bandbreite ist so enorm, wie bei kaum einem anderen Museumstyp – sieht man von den natur- kundlichen Museen mit ihrem umfassenden Sammlungsanspruch einmal ab. Ortsgeschichtliche Museen können ein Spiegel der Stadtkultur sein, nicht nur in historischer Perspektive, sondern auch in ihrem Gegenwartsbezug, der sich u. a. in den Sammlungen, in den Ausstellungsthemen und in den Vermittlungs- und Kommunikationsformen des Museums niederschlagen muss. Auch wenn die orts- und stadtgeschichtlichen Museen sich nur noch selten Heimat- museen nennen, behandeln sie genau jenes Phänomen: Heimat Stadt. Heimat hat zuallererst eine lokale Komponente. Als Heimat wird der Ort bezeichnet, an dem jemand geboren und auf- gewachsen ist. Der lokale Bezug von Heimat kann im Lauf des Lebens wechseln und bezeich- net auch den Ort, in dem die Familie und die Freunde leben. Gerade hier zeigt sich, wie sich der Heimatbegriff weiten kann, je nach Radius, in dem die Familie und die Freunde verteilt sind: lokal oder global. Heimat ist die vertraute Umgebung, für die sich der Einzelne interessiert. Diese Vertrautheit wird selbstverständlich sozial und kulturell hergestellt, beispielsweise durch tägliche Rituale und durch soziales Engagement. Daneben spielen die soziale und die ökonomische Sicherheit, wie zum Beispiel der Arbeits- platz, für das Heimatgefühl eine große Rolle. Heimat manifestiert sich auch in belastbaren Netzwerken. Der Ortsbezug ist also nicht das alleinige Merkmal von Heimat, ja er tritt zuneh- mend in den Hintergrund.
12 Wie sich der Ort, für dessen Belange man sich interessiert, im Zeitalter von Globalisie- rung und Digitalisierung verändert und welche gesellschaftliche Rolle Museen in den Städten der Gegenwart spielen könnten, darüber reflektiert Jasper Visser in seinem Beitrag. Klar wird in seinen Ausführungen, dass hübsche Architektur und beeindruckende Sammlungen alleine nicht mehr ausreichen, sondern dass die bereits vor vielen Jahren von Richard Florida identifi- zierte »creative class« neue Formen von sozialer Einbindung initiiert hat, die mittlerweile kein Metropolenphänomen mehr sind. Museen sind intensiver als je zuvor Forschungsgegenstand der Hochschulen und Univer- sitäten geworden. Grundbegriffe der Museumsarbeit werden in Projekten wie dem u. a. am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen angesie- delten Forschungsvorhaben »Wissen & Museum« reflektiert. Insgesamt sollte diese ernsthaf- te Auseinandersetzung mit der Institution Museum die Museumswelt positiv aufhorchen las- sen. Passt dieses Interesse an Museen, insbesondere an historischen und kulturhistorischen Museen, mit der immer wieder konstatierten Krise der Stadtmuseen zusammen? »Was an Krise […] der Stadtmuseen auszumachen ist, scheint ein schrumpfendes Selbstbewusstsein zu sein. ›Klein‹, ›provinziell‹, ›unbeachtet‹«, wie Gottfried Fliedl, der vormalige Leiter der Muse- umsakademie Joanneum, es hart aber durchaus prägnant zusammengefasst hat, um dann zu bilanzieren: »das kränkt nicht als Außensicht, sondern verstört als Selbsteinschätzung.«2 Die Verstörung über diese Bilanz sollte aber nicht nur die Museumsverantwortlichen erschüttern, sondern auch die Träger. Die Städte selbst, also die kommunalen Träger, wissen oftmals nicht, was sie von ihrem Stadtmuseum außer steigenden Besucherzahlen erwarten können, ja welche kulturpolitische Aufgabe dem Museum zukommt. Einer der offensichtli- chen und ganz leicht empirisch erschließbaren Gradmesser, ob eine Stadt stolz auf ihr histo- risches Museum ist, oder ob dieses ein Mauerblümchendasein führt, ist die Anzahl oder überhaupt das Vorhandensein von Hinweisschildern für nicht ortskundige Besucher in einer Stadt. In Halle a. d. Saale – um ein außerbayerisches Beispiel zu wählen – finden Sie problem- los zum Beatles-Museum, einer Mischung aus privater Devotionaliensammlung und überfüll- tem Verkaufsraum. Das moderne, in seinen Themenstellungen durchdachte, didaktisch gut aufbereitete Stadtmuseum Halle mit seinem Inklusionsansatz ist dagegen kaum im Fußgänger- leitsystem berücksichtigt und man läuft mangels eindeutiger Hinweisschilder leicht am Gebäu- de, in dem sich dieses Kleinod befindet, vorbei. Was ist in Städten los, die nicht ausreichend kommunizieren, dass sie eine Institution finanzieren, die sich mit der Identität ihres Gemein- wesens befasst? Was machen diese Museen möglicherweise falsch, oder neutraler ausge- drückt, was versäumen die Museumsverantwortlichen in ihrer Kommunikation Richtung Stadt- gesellschaft wie Richtung Kommunalpolitik? Museen sollten im Kern gemeinwohlorientierte Einrichtungen sein, die Teil der kommu- nalen Daseinsvorsorge sind. Das verlangt den Trägern, ihren politischen Mandatsträgern und den Stadtverwaltungen ab, dass sie sich klar, verlässlich und für einen längeren Zeitraum als die nächste Legislaturperiode kulturpolitisch positionieren. Den Museen verlangt es ab, dass sie regelmäßig reflektieren, für wen sie den ganzen Aufwand betreiben, was die Besucher ei- gentlich von Ihnen erwarten und wie sie diese Menschen erreichen. Insbesondere die letzte Frage berührt deutlich mehr als Marketingaspekte oder didaktische Fragen. Wissensordnungen im Umbruch Die Henry Arnold Dresden Summer School, die seit einigen Jahren regelmäßig in der Stadt an der Elbe durchgeführt wird, befasste sich 2014 mit den Sammlungsinstitutionen im 21. Jahr- hundert. Im Zentrum standen dabei die Begriffe Macht, Wissen und Teilhabe. Museen sind als Institutionen des Sammelns und Bewahrens automatisch auch immer Institutionen der Macht, die sich in ihrer Deutungshoheit manifestiert und auch in der Art ihrer Repräsentationstechni- ken.3 Museen sind als Sammlungsinstitutionen öffentliche Einrichtungen, »die bis heute Ord- nungen des Wissens etablieren, fortschreiben und vermitteln. Sie waren und sind nicht nur Spiegel vorherrschender Praktiken des Sammelns und Zeigens, sie erzeugten und erzeugen
13 Einführung auch Deutungen gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Institutionen des Sammelns sind damit nicht nur Repräsentationsorte staatlicher, gesellschaftlicher oder persönlicher Macht, sondern selbst auch machtvolle Akteure, die über die Auswahl, die Ordnung und Präsentation von Arte- fakten das Wissen der Gesellschaft von sich und der Welt prägen.«4 Die Wahrnehmung dieser Aufgabe, also die Darstellung gesellschaftlicher Wirklichkei- ten und die Deutung historischer Ereignisse und Prozesse im und durch das Museum, ist un- gleich komplexer geworden, denn nach Ansicht von Katharina Hoins und Felicitas von Mallinck- rodt, den Organisatorinnen der Dresdener Summer School, sei die Frage nach der Legitimation ihrer Deutungsmacht für heutige Sammlungsinstitutionen nicht nur historisch selbstreflexiv zu betrachten. Vielmehr stelle sie sich angesichts einer global vernetzten Wissenschaft mit jederzeit überprüfbaren Forschungsständen, in Open Access verfügbaren Publikationen und Forschungsdaten neu und grundsätzlich. Aus Sicht der beiden Autorinnen können Institutionen wie Museen, Archive und Bibliotheken gar nicht umhin, ihre tradierten Wissensordnungen und damit ihre Systematiken transparent zu machen, zu hinterfragen und möglicherweise auch neu auszurichten.5 Wie vor dem Hintergrund des bislang Ausgeführten der Weg eines Hauses aussehen kann, das mit großem bürgerschaftlichen Engagement gegründet wurde und bis heute von einer großen Zahl Bremer Bildungsbürger unterstützt wird, das zeigt Frauke von der Haar am Beispiel des Focke-Museums auf. In einem Werkstattbericht gibt die Direktorin Einblick, wie sich im traditionsreichen Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Gegenwarts- themen mit der vorhandenen Sammlung und der existierenden Dauerausstellung verknüpfen lassen. Die Frage, wie Geschichte im Museum anders erzählt werden kann, haben sich Andreas Rudigier und sein Team vom vorarlberg museum in Bregenz gestellt. Es sind nicht nur die neuen Leitfragen, die das Haus verändert haben, sondern auch das Bemühen, Multiperspektivität her- zustellen. In der Konsequenz hat sich das Haus für gesellschaftlich relevante Themen und An- liegen geöffnet. Der Erfolg, der sich mit der Änderung der Haltung der Institution und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt hat, wird von Andreas Rudigier, Direktor des vorarlberg museums, in diesem Band eindrücklich beschrieben. Welche Konsequenzen müssen Museen aus den gesellschaftlichen Veränderungen zie- hen? Sie sehen sich konfrontiert mit dem Ergebnis gesellschaftlicher Individualisierung, in deren Folge zwar größere Freiräume für den Einzelnen bestehen, zugleich aber auch die Bindekraft von Milieus nachgelassen hat. Der Kulturwissenschaftler Mark Terkessidis spricht davon, dass sich der disziplinierende Griff der Gesellschaft gelockert habe. »Niemand besitzt mehr das De- finitionsmonopol, um zu bestimmen, wie die Einzelnen sich zu verhalten haben oder das kollek- tive Zuhause beschaffen sein soll – all das ist Gegenstand von Aushandlungen geworden.«6 Terkessidis bringt mit seiner 2015 veröffentlichen Publikation mit dem Titel »Kollaboration« einen Begriff in die Diskussion, der in Deutschland bislang nur negativ konnotiert war, da er an die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten in den Jahren 1933-1945 denken lässt. Im englischsprachigen Raum hat er jedoch eine positive Bedeutung. Dort wird der Begriff »colla- boration« im Bereich Wirtschaft, insbesondere in der Sharing Economy, und in der weltweit vernetzten Internetgemeinde neutral verwendet für Zusammenarbeit. Auch in der Kunst erlebt er in den letzten Jahren Aufmerksamkeit.7 Terkessidis stellt in seinem Buch die zentrale Frage, ob all unsere Institutionen und damit auch die Museen »fit« für die gesellschaftliche und kulturelle Vielheit seien und was unternommen werden sollte, damit sie es werden.8 Das Münchner Stadtmuseum geht diese Frage ganz offensiv an und will der Realität einer Zuwanderungsgesellschaft gerecht werden. Migration wird dabei als Aufgabe der kommunalen Erinnerungspraxis verstanden, wie Hannah Maischein und Natalie Bayer, die das von den kommunalen Wissensspeichern Münchner Stadt- museum und Münchner Stadtarchiv initiierte Forschungsprojekt »Migration bewegt die Stadt« von Seiten des Museums bearbeiten, in ihrem Beitrag ausführen. Deutlich wird, dass Verän- derungen in der Ausrichtung eines Museums nicht spurlos an einem Haus vorbeigehen. Wird
14 Migration als Thema ernstgenommen, dann schlägt sich das nicht nur im Sammlungskonzept nieder, sondern es verändert die Haltung eines Museums, es führt über kurz oder lang zu ei- nem Perspektivenwechsel in allen Abteilungen einer Institution. Diese Diskussion ist keines- falls eine kulturpolitische Mode, die wieder vergehen wird. In den Museen treffen wir reale Besucher an, für die Multiperspektivität zur täglichen sozialen und kulturellen Praxis gehört. Insbesondere Schülerinnen und Schüler sind »vertraut mit der Vielheit im Alltag«.9 Wir erleben an vielen Orten und bei vielen Themen, dass Menschen heute einbezogen werden wollen in für sie grundlegende politische Entscheidungen. Das Sammeln von Objekten, die die Stadtentwicklung dokumentieren, gehört für die meisten Stadtmuseen selbstverständ- lich zu ihrem Auftrag. Diese Objekte können aber quasi über Nacht, oder wie beim Beispiel des Stuttgarter Hauptbahnhofs, durch eine einzige Demonstration von Bürgerwillen eine enorme politische Aufladung erhalten. Der Vortrag von Anja Dauschek, der Leiterin des Stadtmuseums Stuttgart, hat eindrücklich vor Augen geführt, wie das Museum zu aktuellen Ereignissen sam- melt, die in das bundesdeutsche kollektive Gedächtnis als Stuttgart 21 eingegangen sind, und wie es plant, in seiner Dauerausstellung damit umzugehen. Bedauerlicherweise kann ihr Bei- trag aufgrund eines Stellenwechsels hier nicht publiziert werden. Die Sammlung des Stadtmu- seums Stuttgart zu Stuttgart 21 zeigt aber auch klar auf, dass ein Museum immer auch ein politischer Ort ist. Das gilt für alle historischen Museen, unabhängig vom Bekanntheitsgrad und der Bedeutungsreichweite der gesammelten materiellen und immateriellen Zeugnisse. Ein weiteres Schlagwort, das immer wieder in der Diskussion um zeitgemäße Arbeit im Stadtmuseum zu hören ist, ist das des Stadtlabors. Museum wird zunehmend verstanden als Plattform für die Gegenwart, als Lab. Mit dem Prinzip Labor haben sich die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Kulturstiftung des Bundes befasst. Im Zusammenhang mit der Konzeption des Humboldt Forums wurden im Humboldt Lab Dahlem sieben Probebühnen eingerichtet, auf denen das Prinzip des Labors erprobt wurde. Das Humboldt Lab ist nach Einschätzung von Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einer der zentra- len Meilensteine auf dem Weg zum Humboldt Forum, bot das Lab doch die Möglichkeit, »inno- vative Ideen zur rechten Zeit und im angemessenen Rahmen auf eine konkrete Umsetzung hin erproben zu können.«10 Diese Laborphase, die im Humboldt Forum während der inhaltli- chen Konzeption und noch vor der gestalterischen Umsetzung stattfindet, könnte eine inter- essante neue Möglichkeit sein, die es aus meiner Sicht Wert ist, breiter in der Praxis erprobt zu werden, wobei allerdings einschränkend bedacht werden muss, dass die Etats der meisten Museen dies bislang nicht hergeben. Ganz ähnliche Fragestellungen wie die der Berliner Kolle- gen haben ein Forschungsprojekt beschäftigt, das im Sommer 2016 am Lehrstuhl für Ge- schichtsdidaktik der Universität Augsburg abgeschlossen wurde: das Projekt »Eurovision – Museums Exhibiting Europe«, das Miriam Hannig vorstellt und dabei besonders die Frage herausstellt, welche Ansätze innovativer Museumsarbeit sich aus den Forschungsergebnissen ableiten lassen. Spezifisch an einer Stadt ist, dass wir »Geschichte auf konzentriertem Raum« antreffen, geschichtet quasi, »als Resultat wiederholter Umformungen, Überschreibungen, Sedimentie- rungen«11. Die urbane Oberfläche kann als eine Art »verräumlichtes Gedächtnis« verstanden werden, deren Bauten mit individuellen und kollektiven Erinnerungen belegt sind.12 Anne Caplan, die sich aus stadtplanerischer Sicht mit dem Thema Stadtgeschichte beschäftigt, ver- wendet in ihrer Dissertation mit dem Titel »Sentimentale Urbanität«, in der sie sich mit der gestalterischen Produktion von Heimat befasst, den Begriff der »Gedächtnisorte«. Darunter versteht sie Erlebnisse, Erinnerungen, Objekte, Orte und auch Rituale.13 Den Blick auf das im- materielle Kulturerbe lenkt ein Projekt des Bundesamtes für Kultur in Bern, das Stefan Koslowski in seinem Beitrag eingehend erläutert. Im Zusammenhang mit der aktuellen Dis- kussion um das immaterielle Kulturerbe, das zu sammeln und zu präsentieren auch Aufgabe von Museen ist, entstand das Konzept zu diesem Sammlungsvorhaben, bei dem Rituale und Traditionen in der Stadt, kurz gesagt das Stadtleben, unter die Lupe genommen wird. Die Begriffe Macht, Wissen und Teilhabe, die ich eingangs genannt habe, zogen sich
15 Einführung wie ein roter Faden durch die Tagung und sind u. a. zentral für die Ausführungen von Barbara Staudinger aus Wien. Während der Wienwochen 2014 hat die freiberufliche Kuratorin in drei kulturhistorischen Museen Bewegung in die Wissensordnung der Dauerausstellungen gebracht und mit der Methode der Interventionen gearbeitet. Interventionen sind eine Möglichkeit, die immer wieder erwähnt werden, in der Diskussion zur Atraktivitätssteigerung bereits seit länge- rem bestehender Dauerausstellungen. Die Methode leistet aber deutlich mehr, wie Barbara Staudinger aufzeigt. Oft entsteht bei Tagungen allein schon aufgrund der Wahl der Referentinnen und Re- ferenten der falsche Eindruck, all das, was museumsfachlich diskutiert wird, können ohnehin nur die großen Museen umsetzen. Ursula Teutrine leitet das StadtMuseum Fellbach, eine Ge- meinde nahe Stuttgart, die heute mit Eingemeindungen knapp 45.000 Einwohner zählt. Nach einer umfassenden Neukonzeption wurde das StadtMuseum Fellbach 2011 wiedereröffnet. Es ist aufgrund des neuen Konzepts, das uns die Leiterin in ihrem Beitrag vorstellt, eine gesell- schaftlich relevante Kultureinrichtung geworden. Zusammenarbeit wird »unter dem Begriff ›Partizipation‹ in jüngster Zeit oft beschworen, aber nur selten eingelöst«14, wie Terkessidis kritisch anmerkt. Welche Formen von Teilhabe sich Bürgerinnen und Bürger wünschen, können wir dem konkreten Beispiel Fellbach entnehmen. Stadtmuseen tragen in gewisser Weise Ballast mit sich. Sie sind in der Regel Mehr- spartenhäuser, die über die ortsgeschichtliche Sammlung hinaus oft naturkundliche Samm- lungen ihr Eigen nennen, archäologische Funde beherbergen, Kunstsammlungen aufweisen und vor allem auch über prägnante kulturhistorische Spezialsammlungen verfügen, die oftmals mit der Stadtgeschichte nichts zu tun haben. Sie sind häufig Universalmuseen und müssen sich nicht nur dafür rechtfertigen, warum die Zinnfiguren oder die Fayencen bei der Neuaufstellung nicht mehr gezeigt werden, sondern auch dafür, dass sie manchmal ganze Sammlungsbestände im Depot belassen. Das Wien Museum ist eines dieser Universalmuseen mit umfangreichen und ganz unterschiedlichen Sammlungen. Ralph Gleis gibt in seinem Aufsatz Einblick, wie dieses große Haus die Neukonzeption angeht. Statt als Bürde versteht das Museum seine Sammlungen von der Stadtgeschichte über Kunst bis zur Mode als Chance, interdisziplinäre Fragestellungen zu entwickeln. Es gibt wohl kaum Stadtmuseen, die jüngere historische und gesellschaftliche Um- brüche intensiver begleitet haben und von ihnen betroffen waren, als jene Häuser, die schon vor und zu DDR-Zeiten existierten. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig ist eines der Mu- seen, das sich intensiv mit den Anforderungen einer veränderten Gesellschaft an die Institution Stadtmuseum auseinandergesetzt hat. Sein Direktor, Volker Rodekamp, berichtet abschließend von der gesellschaftskritischen und selbstreflexiven Haltung seines Hauses und leitet daraus Fragen und Thesen ab, die für Stadtmuseen allgemein gelten. Er und sein Team verstehen Museum als zutiefst politischen Ort. Das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig ist eine jener Neukonzeptionen, die in Teilen versucht, innovative Wege zu gehen. 2012 wurde die komplett überarbeitete stadtgeschichtliche Abteilung eröffnet. Neben einem chronologischen Ansatz, die Stadtgeschichte zu vermitteln, gibt es parallel einen thematischen Ansatz, in dem Leipzig als Sport-, Buch-, Musik- und Messestadt präsentiert wird. Besucherforschung als Ausgangspunkt für Neukonzeptionen Die Herangehensweise des Leipziger Museums wird von Nora Wegner, die sich in ihrer Disser- tation unter dem Titel »Publikumsmagnet Sonderausstellung – Stiefkind Dauerausstellung« mit den Erfolgsfaktoren zielgruppenorientierter Museumsarbeit befasst hat, als eine Möglich- keit erwähnt, wie ein Museum verschiedene Zugänge für unterschiedliche Besuchergruppen bieten kann. Ihre Forschungsarbeit, die am Institut für Kulturmanagement der PH Ludwigs- burg entstanden ist, ist eine der ersten Arbeiten, die eine breiter angelegte vergleichende Per- spektive in der Besucherforschung einnimmt und in der Betrachtung zudem zwischen den Publika ständiger Ausstellungen und jenen von Sonderausstellungen differenziert. Das bemer- kenswerte Besucheraufkommen in den Museen wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem
16 großen Teil über aufsehenerregende Sonderausstellungen generiert. Die klassischen Aufgaben des Museums, das Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren, »finden ihren Nieder- schlag in der Regel nicht in spektakulären Sonderausstellungen, sondern im ›Tagesgeschäft‹: der eigenen Sammlung (die ihrerseits selbst teilweise höchst spektakuläre Einzelstücke ent- halten kann).«15 Die Arbeit von Wegner ist lesenswert und insbesondere die Ergebnisse der Besucher- typologie sowie die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen für Museen sind hilfreich für die praktische Museumsarbeit. Die Autorin unterscheidet zwischen vier Besuchertypen, die sie in Sonder- und Dauerausstellungen ausmacht: → den gezielt-inhaltsorientierten Besucher, → den unternehmungs- und erlebnisorientierten Besucher, → den objektorientierten Sightseeing Besucher und → den Edutainment-orientierten Spontanbesucher.16 Ich will die Unterschiede an dieser Stelle nicht vertiefen, sondern nur darauf hinweisen, dass eine ähnliche Klassifikation bei der eingangs erwähnten Tagung »Kulturtourismus 2030« genannt wurde. Museen diskutieren bei der Neukonzeption meist auch, wie das Verhältnis von Sonder- und Dauerausstellungsfläche künftig sein soll. Momentan liegt der Anteil der Sonderaus- stellungsflächen an der Gesamtausstellungsfläche bei allen Museumstypen in Deutschland zwischen 10 und gut 40 %. Es zeichnet sich die Tendenz ab, dass bei Neuausrichtungen die Sonderausstellungsflächen größer bemessen werden als vormals. Problematisch ist, dass sich die Etats selten mitentwickeln, um ein attraktives, temporäres Bespielen durch Wechsel- ausstellungen zu ermöglichen. Sonderausstellungen werden auch künftig ein bedeutendes Angebot vieler Museen sein, aber es geht mitnichten darum, die Existenzberechtigung der Dauerausstellungen anzuzweifeln. Im Gegenteil, es lässt sich ein neues Bewusstsein für die Bedeutung der Sammlungen feststellen. Nimmt man allerdings das Ergebnis der Untersuchun- gen von Nora Wegner ernst, nämlich dass sich die Publika von Sonder- und Dauerausstellungen unterscheiden, dann sollte dem künftig mit unterschiedlichen konzeptionellen Herangehens- weisen Rechnung getragen werden. Das Historische Museum Basel beispielsweise grenzt, wie Wegner ausführt, seine Dauerausstellungsthemen bewusst ein. Es »zeigt seine Sammlung in Form von Themeninseln, die in sieben Kapiteln jeweils eine wichtige Begebenheit der Stadt- geschichte aufgreifen und so einen Überblick bieten […] Hierzu zählt beispielsweise das Basler Erdbeben von 1356, der Bildersturm von 1529 oder die Industrialisierung der Stadt«17, also Stadtgeschichte in Ereignissen.18 Dass historische Museen identitätsstiftend wirken, ist nichts Neues. Aber welches Mu- seum arbeitet schon gezielt mit personalisierten, gefühlsmäßigen Bezügen? Identitätsstiftend wirken in historischen Museen sicher Fragen, die die Besucher betreffen: Wer bin ich? Wie hat mich meine Herkunft geprägt? Oder auch die Frage: Wer bestimmt? Solche Fragen können lei- tend sein für Themen, die auf den ersten Blick eher sperrig wirken. Das Stadtmuseum Aarau widmete sich in einer Sonderausstellung im Frühjahr 2016 dem Thema Demokratie. Unter dem Titel »Von der Guillotine zum Like-Button« ging es um politische Prozesse und Reformen, um Engagement und Zivilcourage, um Anonymität, um den öffentlichen Raum, ohne den es laut Jürgen Habermas keine Demokratie geben kann, und um die zentrale Bedeutung des Dialogs in der Demokratie. Dies sind erste Versuche, auch diesen Themen Raum im Museum zu geben. Welche Strategien zeichnen sich noch ab bei Neukonzeptionen? Einige Museen versu- chen auch, die Sonderausstellungen mit der Dauerausstellung zu verbinden, indem die Sonder- ausstellung in die Sammlungsausstellung integriert wird, wie es das Historische Museum Luzern in der Wechselausstellung »Schweizer Momente. 24.499 Fotos« umgesetzt hat. Semi- permanente Ausstellungen sind eine weitere Strategie, also quasi temporäre Dauerausstel- lungsformate, die nicht 20 Jahre gleich bleiben, sondern in kürzeren Intervallen überarbeitet
17 Einführung werden. Dies wird im vorarlberg museum angestrebt und erprobt. Zuletzt sei noch das Schau- depot erwähnt, auch wenn es nicht Gegenstand der Tagung war. Aus meiner Sicht sollten wir das Schaudepot nicht als Lagersituation diskutieren, sondern als ein neues Ausstellungsformat. Es spricht nur dann Besucher an, wenn ein Minimum an Didaktik vorhanden ist. Die verschiedenen Beiträge zur Tagung zeigen unterschiedliche Ansatzpunkte in der museumspraktischen Arbeit auf. Tenor aller Vortragenden war, dass die Stadtmuseen sich den Fragen nach gesellschaftlicher Relevanz und nach kultureller Teilhabe für alle, egal wann und woher zugewandert, stellen müssen. 1 Universalmuseum Joanneum. Mu- 7 Vgl. Terkessidis, Mark: Kollabora- 14 Terkessidis, Mark: Kollaboration, seumsakademie. Veranstaltungen. tion ist keine Sozialromantik, Frankfurt a. M. 2015, S. 12 www.museum-joanneum.at/de/ Interview veröffentlicht auf https:// museumsakademie/programm/ver- irights.info/artikel/kollaboration- 15 Einleitung von Armin Klein und anstaltungen/events/event/ 25.03.- ist-keine-sozialromantik/26565 Hans Joachim Klein in Wegner, Nora: 26.03.2010/stadtmuseen.html (zuletzt: 24.4.2016) Publikumsmagnet Sonderausstellung – (zuletzt: 8.9.2014) Stiefkind Dauerausstellung? Erfolgs- 8 Terkessidis, Mark: Kollaboration, faktoren einer zielgruppenorientierten 2 http://museologien.blogspot.de/ Frankfurt a. M. 2015, S. 10 Museumsarbeit, Bielefeld 2015, S. 7 2010/03/stadtmuseen-im-umbau- zu-einer-tagung-in.html (zuletzt: 9 Ebd., S. 131 16 Vgl. Wegner, Nora: Publikummagnet 8.9.2014) Sonderausstellung – Stiefkind Dauer- 10 Parzinger, Hermann: Neues Denken ausstellung? Erfolgsfaktoren einer ziel- 3 Vgl. Hoins, Katharina/von Mallinck- und Sehen. Grußwort von Herrmann gruppenorientierten Museumsarbeit, rodt, Felicitas: Macht. Wissen. Teil- Parzinger, in: Humboldt Lab Dahlem Bielefeld 2015, S. 217–233 (S. 222) habe. Koordinaten zur Einführung, (Hrsg.): Prinzip Labor. Museumsexpe- in: Dies. (Hrsg): Macht. Wissen. rimente im Humboldt Lab Dahlem, 17 Ebd., S. 235 Teilhabe. Sammlungsinstitutionen im Berlin 2015, S. 13–15 (S. 15) 18 Die Themeninseln nehmen sich 21. Jahrhundert, Bielefeld 2015, S. 9– Caplan, Anne: Sentimentale Urba- 11 jedoch in der dominanten Architek- 20 (S. 10) nität. Die gestalterische Produktion tur der Barfüßerkirche, in der das 4 Ebd., S. 12 von Heimat (= Kunst- und Designwis- Basler Museum untergebracht ist, senschaft 3), Bielefeld 2016, S. 9 derart zurück, dass diese wichtigen 5 Ebd. 12 Vgl. ebd., S. 10 Ereignisse der Stadtgeschichte mei- 6 Terkessidis, Mark: Kollaboration, ner Einschätzung nach auch leicht Frankfurt a. M. 2015, S. 67 f. 13 Ebd., S. 11 vom Besucher unbeachtet bleiben.
18 Keynote From collections to communities Jasper Visser The museum as a hub for social innovation Modern cities allow and require museums to play a different role in society. They will trans- form themselves from landmarks that preserve collections into active players in their commu- nities. This shift offers considerable opportunities for museums and other cultural heritage institutions to connect with their audiences, share their story, have meaningful impact and generally stay relevant for decades to come. In his book Connectography international relations expert Parag Khanna argues that our identity is no longer defined by the country we live in, but by the city we call home and the connections we have with others around the world. Museum professionals in Munich may have more in common with and be better connected to their peers in Manhattan and Moscow, than with the bankers living next door. This network of connected museum profes- sionals is a creative community: a group of people who come together regularly (physically or digitally) to develop new ideas, often around specific social challenges or needs. Cities are home to countless creative communities, from urban farmers to cross-stitching hipsters to educational innovators. When a city grows the number of creative communities grows disproportionally.1 Creative communities may use culture, heritage and the arts as an asset to generate ideas for their challenges, according to John M. Eger.2 When possible, they do so in collaboration with the museums that exist in their city, but when the existing infrastructure falls short, a creative community will not shy away from starting a new, competing initiative. An example of such a new, competing initiative is the Teatro Sociale in the tiny Italian commune of Gualtieri. Around ten years ago a group of concerned citizens decided to come together for the redevelopment of their local theatre, which never reopened after it had been closed for refurbishing by the local government decades earlier. Without waiting for the local authority’s permission and using their own resources, each year the creative community re- novated parts of the theatre, and used it as a space for performances and meetings. Since 2011, the work of the volunteers has been valued in the area of 180.000 EUR, against 20.000 EUR financial contribution of the municipality.3 Not only did the community create a place for themselves to meet, work and create art, they also renovated unique built heritage without anyone instructing them to do so. All over the world creative communities start similar initi- atives. From a crowdfunded cultural hub and restaurant for refugees in Utrecht, the Nether- lands, to a gallery space meant to inspire entrepreneurship in Shkodër, Albania, people are claiming their culture, heritage and the art as assets to overcome their own social challenges. This development poses a challenge for urban planners and city policy makers who have long seen museums as an indirect tool for social change. Inspired by the Bilbao-effect4, countless architectural landmarks have sprung up with the hopes they would draw tourists, create additional revenues and jobs, and through that lift communities from deprivation (and politicians from obscurity). What has happened since the Bilbao-effect was first achieved in 1997, is that after the architect is paid, the impressive cultural project does not always leave something over other than a maintenance bill and the need to program a new cultural center without deep connections to the local community. As Robert Bevan writes, »Concerns are being raised about imposing buildings that ignore the urban contexts in which they are built, fail to make any concessions to the human scale, and serve only as three-dimensional branding
19 Keynote for their creators.«5 The creative communities of a modern city are not necessarily helped by a shiny new building. So, what should a modern urban planner, museum director or policy maker do to rein- vent the role of museums and cultural heritage institutions in his or her city? One place to look for inspiration is the Rostov Kremlin in the Russian Federation. The monastery in the small town three hours from Moscow attracts about 200.000 tourists each year, on a population of 31.000. Over the years, this local population had come to see the institution with its shiny buildings as rich and aloof. The organization had lost all its connection with and relevance to the local population. A few years ago, a brave director decided to reverse this trend. To re- build the relationship between institution and local community, she organized special nights for the local community where they could learn about and discover the collection, which con- sists of icons, oil paintings, porcelain, archaeological findings and more, in an unprecedented way. She organized courses on Sunday afternoons taught by the museum’s employees and a program to train local people to be tour guides. Instead of a shiny fortress, the Rostov Krem- lin slowly became a locally relevant, accessible institution, which is also a source of income, new relationships and education in the community. The transformation also benefitted the vi- siting tourists, who are now welcomed by a friendly, supportive local population. What binds initiatives like the Rostov Kremlin and the Teatro Sociale in Gualtieri is that they focus at the same time on strengthening communities and achieving socially recognized goals. This process is called social innovation. Social innovation is a buzzword in civil society organizations, bureaucracies and government, but it is also relevant to museums. In his book Design when everybody designs, Ezio Manzini mentions heritage as an ingredient of the social innovation process. According to him, this process is »a creative recombination of existing assets (from social capital to historical heritage, from traditional craftsmanship to accessible advanced technology), which aim to achieve socially recognized goals in a new way.« Muse- ums, their collections, spaces, employees and stories are great starting places for social inno- vation processes. Museums are already accustomed to combining these assets in new, crea- tive ways for exhibitions and other public programs. What they could do better, is in actively aiming for social impact, and in building the social relationships and collaborations that streng- then their communities. Social innovation processes are not in opposition to the role museums should play in cities; they are an enrichment of what museums do, and will ensure that muse- ums remain relevant in a time of creative communities. An example of such a social innovation process in museums is Museomix.6 Started in France by a group of museum professionals, Museomix now organizes creative museum re- mixes in Europe, Canada and Mexico. A Museomix starts from a specific question in a museum, for instance how the stories related to objects on display can be better told. Next, local crea- tive communities are invited for a weekend-long event in which they are asked to solve the question. Following an approach which relies on the creativity of the participants and their willingness to share and work together, teams build prototypes of their solutions. On the last Sunday, museum visitors test these prototypes. I participated in a Museomix. in the National Museum of Sport in Nice in 2015 and was amazed by the quality and applicability of the so- lutions, as well as the speed in which a creative community can turn cardboard, off-the-shelf sensors and Photoshop into new ideas for a museum. Also, I was impressed by the impact of the weekend on the museum: individual employees of the museum were empowered to go far beyond their job description, leadership changed and traditional procedures where repla- ced by fast, ad hoc decision making. As much as it is fun, Museomix is also a crash course in social innovation for museums. The creative communities that abound in modern cities will use culture, heritage and the arts as an asset in social innovation processes. They are, quite often, more than happy to work with museums and other institutions in these processes, but they expect them to be more than shiny buildings with impressive collections. They expect them to be active players in their social innovation processes. This is not easy for a traditional museum, but if they
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