Der wahre Preis des Honigs - Artenschutz für Honigbienen!
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ARTENSCHUTZ Der wahre Preis 36 des Honigs – Artenschutz für Honigbienen! Von Torben Schiffer Dieser Artikel befasst sich mit dem Artenschutz und dem Erhalt der ökosystemrelevanten Schlüsselspezies der Honigbienen und Wildbienen, die aufgrund ihrer Bestäubungstätigkeit einen unschätzbaren Beitrag für den Erhalt unseres Ökosystems leisten. So entstanden die höher entwickelten Blütenpflanzen vor rund 120 Millionen Jahren zusammen mit ihren Bestäubern, den solitären Bienen. Foto: Stock-Rike_
M it dem Auftreten der staa- selspezies sind wir alle abhängig. Wir halten propagiert und geschult. Dabei tenbildenden Honigbienen alle sind ein Teil dieses Ökosystems. erzeugt diese Betriebsweise erst die vor etwa 45 Millionen Aber auch die Imker und Imkerinnen zahlreichen Probleme, welche schließ- Jahren kamen zahlreiche selbst haben ein Recht, die dringend lich medikamentös behandelt werden weitere Blütenpflanzen hin- notwendigen und überfälligen Alter- müssen. zu, die bis heute – insbesondere durch nativen zu den etablierten Betriebs- die Ausbildung von Früchten – die weisen aufgezeigt zu bekommen, Am Ende geht es nicht um die Bienen Lebensgrundlagen unzähliger Arten denn vielen geht es überhaupt nicht selbst, sondern um das Geschäft. begründen. Die „Schlüssel-Schloss“- um den Honig, sondern ausschließlich Die Imkervereine wollen Mitglieder Beziehung zwischen den Blütenpflan- um die Bienen selbst. akquirieren und Gehälter bezahlen, zen und den Bienen erhält bis heute die Equipmentverkäufer wollen das uns umgebende Ökosystem Meine Intention liegt ausdrücklich zahlreiche Werkzeuge verkaufen, die maßgeblich aufrecht. Der Artenschutz nicht darin, die Imker und Imkerin- Reinzüchter ihre vermeintlich sanften ist also weitaus bedeutender als die nen persönlich anzugreifen oder zu Hochleistungsbienen, die Pharmazie Imkerei, die sich auf die wirtschaft- kritisieren! Ich spreche über Daten, ihren Medikamentenkatalog und liche Ausbeutung der Honigbienen Betriebsweisen, Zuchtkriterien und selbst die staatlichen Bienenfor- mit all ihren manipulativen Methoden deren Bedeutung bzw. Auswirkungen schungsinstitute bekommen ihre und Verfahren fokussiert. Mittlerweile auf die Bienen und Umwelt. Ich spre- Fördergelder, um die zahlreichen Pro- bedroht die Imkerei nicht nur den che über systemische Fehler, Konzept- bleme rund um die Honigbienen in nachhaltigen Fortbestand der Honig- probleme und Lobbyismus. Mit dem Beuten „zu erforschen“ und Lösungen 37 bienen selbst, sondern entzieht der moralischen Zeigefinger zu wedeln zu präsentieren. All diese Institutionen Kulturlandschaft alleine in Deutsch- und Einzelpersonen zu diffamie- verdienen ihr Geld im jetzigen System. land jedes Jahr einige 100.000 Tonnen ren, liegt mir absolut fern! Ich habe Letztendlich bestimmen wenige an Nektar, um am Ende nur knapp zahlreiche Vorträge in ganz Europa Einzelpersonen die flächendeckenden 30.000 Tonnen Honig zu ernten. gehalten – alle vor Fachpublikum. Die Ausbildungsinhalte und Umgangs- Menschen, denen ich begegnete, eint weisen mit den Bienen in der Imkerei. Bemerkenswerterweise beklagen die Tatsache, dass die überwiegende Die gemachten Vorgaben gehen je- viele Imker die Nektarknappheit und Mehrheit ihre Bienen liebt und nur doch bereits seit Jahren am aktuellen bedauern die vermeintlich alterna- das Beste für sie möchte. Gleichzeitig Zeitgeist vorbei und könnten durch- tivlose, tierquälerische Behandlung leidet dieselbe Mehrheit unter den aus als Lobbyismus gewertet werden. ihrer Bienen mit Säuren, Brutschnitten selbst durchgeführten Betriebswei- und sonstigen Mitteln, um die Varro- sen, weil die Bienen sich im Zustand Analog gesprochen: Wenn ich aus Lie- amilbenpopulation einzudämmen. von medikamentenabhängigen be zu den Tieren gerne Hühner halten Dass die etablierten Imkermethoden Dauerpatienten befinden. Sobald die möchte, dann lasse ich mir nicht ein- jedoch letztendlich diese Nebenwir- Medikation eingestellt wird, sterben reden, dass ich eine Ausbildung zum kungen erst erzeugen und langfristig die Tiere in geradezu apokalyptischen Intensivtierhalter absolvieren muss; sogar den Fortbestand der Spezies be- Ausmaßen. Die Behandlung der Varro- dann brauche ich all das für diese drohen, scheint bei vielen überhaupt amilben und die beständigen Eingriffe Haltungsform notwendige Equipment nicht zur Debatte zu stehen oder sind zweifelsohne für jeden empa- nicht, stecke die Tiere auch nicht zu klar zu sein. Funktionäre der Nutz- thischen Menschen eine Herausfor- Hauf in einen Käfig und bekämpfe tierhaltung lehnen eine offene und derung. Viele Imkeranwärter steigen dann medikamentös die haltungsbe- sachlich auf der Fachebene geführte daher bereits im Frühstadium aus der dingten Nebenwirkungen … Diskussion oftmals ab. Nichtsdesto- Ausbildung aus, und diejenigen, die trotz werden wir in den kommenden es zu Ende bringen, tragen vielfach Gibt es tatsächlich Alternativen? Jahren nicht müde werden, diese ein dauerhaft diffuses Unwohlsein in Selbstverständlich! Die moderne Auseinandersetzungen zu führen, sich. Imkerei ist ein neuzeitliches Problem. denn das sind wir nicht nur den Bie- Im historischen Kontext ist die jetzige nen schuldig, sondern auch unseren All jene idealistisch motivierten Tier- Haltungsform weniger als ein Wim- nachfolgenden Generationen. Wenn und Artenschützer, die ursprünglich pernschlag ihrer jahrtausendealten wir die Erde und das uns umgebende nur den Bienen und der Natur etwas Geschichte. Ökosystem für kommende Generati- Gutes tun wollten, wurden letztend- onen erhalten wollen, dann werden lich vom Establishment der Wahlfrei- Die heutigen Probleme der Inten- wir um einen Paradigmenwechsel in heit beraubt, ob sie überhaupt eine sivtierhaltung sind keinesfalls über- vielen Bereichen nicht herumkom- intensive Nutztierhaltung inklusive raschend, sondern wurden bereits men – auch in der Imkerei! Es wird der damit einhergehenden Neben- vor über 70 Jahren recht präzise Zeit, die etablierte Imkerlobby auf den wirkungen betreiben oder einfach u.a. in einem Buch von Johann Thür Prüfstand zu stellen und ihr Weiß- nur der Biene und der Natur etwas beschrieben. Schon damals wurde blütenimage auf Sachbasis von der Gutes tun möchten. Denn die mo- ausdrücklich vielfach vor den heu- Realität zu trennen. Die Öffentlichkeit derne Imkerei, mit ihren Rähmchen, tigen Betriebsweisen und deren hat ein Recht darauf zu erfahren, wie zahlreichen manipulativen Eingriffen, Nebenwirkungen gewarnt. Alle der die Bienen in der modernen Imkerei Raumerweiterungen, Zuchten und damals getroffenen, nahezu prophe- behandelt werden, denn vom Überle- Standardisierungen, wird flächende- tisch gemachten Vorhersagen sind ben dieser systemrelevanten Schlüs- ckend als die einzige Art Bienen zu nunmehr eingetreten. 1 1 Buch: „Bienenzucht – naturgerecht, einfach und erfolgssicher“, Teil 1, Johann Thür
Eine der wichtigsten Arten der signifikanterweise auch die natürliche die Anzahl an Sammelflügen, dass ein Balance in Form des überwiegenden Bienenvolk in einer Zanderbeute pro Erde wurde in der intensiven, Teils des Genpools der Honigbienen Jahr bis zu 300 kg Honig produziert, medikamentengestützten in der Natur, sodass der modernen von dem der mit Abstand größte Anteil Nutztierhaltung monopolisiert. Imkerei nunmehr de facto eine Mono- wieder als Heizmaterial verbrannt polstellung auf eine der wichtigsten wird.2 Nehmen wir für die Berechnung Wie konnte es nur so weit kommen? Spezies dieser Erde zukommt. an, dass 50 kg Honig als realistisch vor- Zum einen ging es schon immer dar- Während sämtliche etwa 570 wild- handener Anteil vom Imker im Laufe um, die Effizienz sowie die Ausbeute lebenden Bienenarten bereits unter des Jahres geerntet werden können, zu steigern. In diesem Punkt hat die strengen Artenschutz gestellt wurden, dann würden demnach bis zu 250 kg Imkerei in den letzten Jahrzehnten sa- bleibt alleine der Honigbiene der ihr alleine auf den Grundumsatz entfallen. genhafte Fortschritte gemacht. Erntete zustehende Artenschutz unrechtmäßig ein Imker pro Volk vor wenigen Jahr- verwehrt. In der Bundesartenschutz- Der Grundumsatz, der vom Imker zehnten noch durchschnittlich 10 bis verordnung ist zu lesen, dass die unbemerkt von den Bienen im Hin- 15 Kilogramm Honig im Jahr, so sind es Honigbienen nur noch in domesti- tergrund für die Aufrechterhaltung heute 40 bis 60 Kilogramm, manchmal zierter Form vorkämen und somit von der Temperatur und Bauprozesse sogar deutlich mehr. Erreicht werden der Schutzverordnung ausgenommen verbrannt wird, kann wiederum in diese Superlative durch eine Vielzahl seien. Nektar umgerechnet werden. Für das manipulativer Eingriffe, durch die Un- Erzeugen eines Kilos Honig benötigt 38 terbringung in Großraumbeuten oder Als diese Behauptung in die Gesetz- ein Bienenvolk 3 bis 4 Liter Nektar (je erweiterungsfähigen Magazinbeu- gebung geschrieben wurde, gab es nach Zuckergehalt). Demnach würde ten, welche allesamt Volumina (und keine einzige wissenschaftliche Unter- alleine ein konventionell gehaltenes Betriebsweisen) aufweisen, die mit der suchung, welche diese Aussage hätte Bienenvolk in einer Großraumbeute natürlichen und artgerechten Lebens- bestätigen können. Ganz im Gegen- zwischen 750 bis 1000 l Nektar pro weise der Bienen in Baumhöhlen nicht teil: Neuerliche Untersuchungen zei- Sommer verbrauchen, nur um die mehr in Einklang zu bringen sind. gen auf, dass die Honigbienen auch in lebensnotwendige Kernwärme in unseren Wäldern nicht ausgestorben den artfremden Großraumbeuten zu Zum anderen hat die Menschheit in sind und darüber hinaus die systemi- erhalten und den Wabenbau zu be- den letzten 75 Jahren die Erde signi- schen Erkrankungen ihrer Artgenos- werkstelligen. Für die derzeit 900.000 fikant verändert. Nach dem Zweiten sen (Faulbrut, Varroatose, Nosema Bienenvölker, welche auf diese Weise Weltkrieg gab es im Gegensatz zu den etc.), welche der Nutztierhaltung un- in Deutschland gehalten werden, annähernd 8 Milliarden Menschen terworfen sind, nicht teilen! Letzteres würde das zwischen 675.000 und heute gerade einmal 2,31 Milliarden spiegelt sich auch in zahlreichen zum 900.000 Tonnen an Nektar ergeben, Erdbewohner. Zudem lagen weite Teile Thema durchgeführten wissenschaft- die wir der Natur entziehen – pro Jahr! Europas in Schutt und Asche. Für den lichen Untersuchungen wider. Selbst wenn der Grundumsatz mit nur Wiederaufbau wurde insbesondere der Hälfte von 100 bis 125 Kilo Honig auch Holz als Baustoff benötigt. Selbst Der „Beifang“ der Imkerei, jährlich berechnet würde, erreichen die Reparationszahlungen an die Sie- die dafür benötigten Nektarmengen germächte mussten teilweise in Holz eine bislang ignorierte immer noch Beträge bis zu 400.000 geleistet werden. Unterm Strich fällte Umweltkatastrophe t bzw. 450.000 t pro Jahr – alleine in man in dieser Zeit 10- bis 15-mal mehr Deutschland! Bäume, als nachwachsen konnten. Die Naturschutzorganisationen haben Viele der alten Habitatbäume in Europa den Schutz der Honigbienen zu Un- Eine unbequeme Wahrheit fielen dieser Bewegung zum Opfer. recht aus dem Fokus verloren, denn die Heutzutage sind fast alle Tiere, welche jetzige Form der effizienzgesteigerten Wie viele Tausende Tonnen an Wildbie- sich im Laufe der Evolution an das Le- Imkerei entzieht u.a. zahlreichen (be- nenpopulationen (Biomasse) könnten ben in Baumhöhlen angepasst haben, drohten) Arten die Lebensgrundlage in von den in der modernen Betriebswei- selten geworden sind oder bereits auf Form von Nektar. Die genauen Aus- se der Imkerei verbrauchten Mengen der Roten Liste stehen. maße hierzu sind von vielen Faktoren an Nektar entstehen? Wie viele Arten (wie z. B. Trachtentfernung, Aufstel- zweiter und dritter Ordnung könn- So gab es zwei korrelierende Bewe- lung, Beutentypen, Volumina, Wetter ten von diesem Überschuss leben? gungen. Die eine kann als Industri- etc.) abhängig und somit schwer zu Der „Beifang“ der modernen Imkerei alisierung 2.0 bezeichnet werden, kalkulieren. Exemplarische Rechnun- entzieht dem Ökosystem der Kultur- einhergehend mit einem explosiven gen, welche auf bekannten wissen- landschaft zweifelsohne einen großen Bevölkerungswachstum. Höher, schaftlichen Daten beruhen, offenba- Anteil des Nektars, welcher über Jahr- schneller, weiter, effizienter … Diese ren den historisch beispiellosen und millionen der gesamten Diversität der Philosophie wurde u.a. auch auf die bislang unbeachteten Raubbau der Bestäuberinsekten sowie der darauf Honigbienen übertragen. Die andere flächendeckenden und als alternativlos aufbauenden Nahrungskette zur Verfü- zeichnet sich durch den Raubbau an propagierten Intensivtierhaltung der gung stand. der Natur aus. Honigbienen. Professor Jürgen Tautz berechnete aus Letztendlich produzieren die vielen Durch den großräumigen Wegfall dem Energieaufwand im Stock, dem Blütenpflanzen ihren Nektar entwick- natürlicher Baumhöhlen verschwand Energiegehalt des Honigs sowie über lungsgeschichtlich nicht dafür, dass wir 2 Jürgen Tautz, Buch: „Phänomen Honigbiene“, gemessen an einer Zanderbeute
39 Wärmeenergieverlust im Vergleich: Der Grundumsatz in Standardbeuten übersteigt den Energiebedarf in Baumhöhlen im Faktor zehn. Das Grundprinzip ist einfach: Alles was rausgeht, muss auch wieder eingetragen werden! Der größte Teil der Gesamtmenge die ein Bienenvolk pro Jahr einträgt wird für die innerstocklichen Prozesse verbraucht. Somit wird in der Imkerei ein Großteil der Brut und der damit einhergehenden Varroamilbenpopulation nur für den Wärmeenergieverlust erzeugt. Die aus der Kulturlandschaft entnommenen Nektarmengen wirken sich unmittelbar auf die Quantität hunderter bedrohter Bestäuberinsekten aus. Eine vergleichbare Verschwendung gibt es nur in der Fischereiindustrie (Beifang). Menschen diesen großflächig, mithilfe Neuere Untersuchungen kommen fliegender Insekten um 75 %, alleine einer flächendeckenden, stark inten- ebenfalls zu dem Schluss, dass die in den letzten drei Jahrzehnten.4 Von sivierten Honigbienenmassentierhal- Gegenwart von Honigbienenvölkern den bundesweit etwa 570 heimischen tung ins Glas umleiten. Ironischerweise das Vorkommen von Wildbienen nicht Bienenarten⁵ sind etwa die Hälfte be- wird dabei der Hauptanteil ausschließ- gefährdet. Daraus kann geschlossen reits auf der Roten Liste, ca. 40 Arten lich für die nicht artgerechte Unter- werden, dass Honigbienen – zumindest gelten bereits als ausgestorben. Eine bringung und Aufstellung verbraucht. in ihrem angestammten Verbreitungs- nahezu absurde Situation, wenn man Die dabei aus dem System der Umwelt gebiet – keine Gefahr für Wildbienen bedenkt, dass die enorme Bestäu- entnommene Pflanzenenergie in Form darstellen. In den natürlichen Verbrei- bungsleistung der Honigbienen die von Nektar wirkt sich unmittelbar auf tungsgebieten kann von einer evolutio- Quantität der Blütenpflanzen über 45 die Quantität zahlreicher Insekten, när eingespielten Koexistenz zwischen Millionen Jahre lang positiv beein- Vögel, Fledermäuse, Hornissen und Honigbienen und Wildbienen ausge- flusste und somit auch die Diversität anderer Arten aus. Schließlich dient gangen werden. 3 und Quantität diverser Bestäuberin- der Nektar diversen Arten als Nah- sekten und anderer Arten der höhe- rungsgrundlage. Nahrungsquellen Insbesondere der letzte Satz zeigt auf, ren Ordnungen begünstigte. werden bekanntermaßen in lebende dass neuzeitliche Aspekte wie z.B. der Biomasse umgewandelt. Die aus Landnutzung und Bienenhaltung, der Kulturlandschaft entnommene überhaupt keine Berücksichtigung in Der Grundumsatz und die Nektar- bzw. Honigmenge beeinflusst dieser Aussage finden. Nektarknappheit, vielfach ein dieses sensible Gleichgewicht. Dieses künstlich erzeugtes Problem der Naturgesetz basiert auf biologischen Die hier aufgeführten Interpretatio- Grundkenntnissen und ist einfach nen offenbaren, dass Wissenschaft modernen Betriebsweise und nachvollziehbar. Heutzutage gelten nicht nur der Schaffung von Wissen artfremden Aufstellung diese Prinzipien jedoch mehr als je dient, sondern auch dazu führen zuvor, da sich die Probleme durch die kann, dass der gesunde Menschenver- Bienenvölker sind Waldlebewesen. intensive Landwirtschaft, Pestizide, stand relativiert wird. Das hat gleich mehrere Vorteile. sowie den wegfallenden Blühflächen, Denn jeder Baum verdunstet (je Lebensräumen und dem Klimawandel Wie viele Hektar Wildblumenwiese nach Größe) mehrere hundert Liter gesteigert haben. müssten wir anpflanzen, um hundert- Wasser pro Tag und sorgt damit für tausende Tonnen an Nektar auszuglei- ein stabiles Mikroklima im Wald. Die Interessanterweise gelangt die Arbeits- chen? Wenn die Landschaft „abgefrüh- Temperaturspitzen des Tages werden gemeinschaft der Institute für Bienen- stückt“ ist, werden die Bienenvölker somit ausgeglichen. Darüber hinaus forschung zu der Erkenntnis, dass es mit Zuckerwasser gefüttert; doch was schützt das Blätterdach die Baumhöh- keine nachweisbare Nektarkonkurrenz passiert mit den Wildbienen? In eini- le vor direkter Sonneneinstrahlung, zwischen Wildbienen und Honigbie- gen Regionen in Deutschland zeigte Wind und Niederschlag. Zusätzlich ist nen gäbe: sich ein Rückgang der Biomasse die Baumhöhle normalerweise selbst 3 Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung E.V. Stellungnahme zur Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen anlässlich des Positionspapiers des Institutes für Naturkunde aus dem Südwesten (2018/1) mit dem Titel „Wildbienen first“ von Ronald Burger. 4 https://www.spektrum.de/wissen/es-gibt-wenig-daten-aber-das-insektensterben-ist-eindeutig-besorgnis-erregend/1548199. 5 https://www.nabu-krefeld-viersen.de/aktionen-projekte/wildbienen. 6 Buch: „Evolution der Bienenhaltung – Artenschutz für Honigbienen“, Torben Schiffer
40 Wandigkeit einer natürlichen Baumhöhle (links) im Vergleich mit einer Standardzarge. Nicht nur die Dickwandigkeit hat einen Einfluss auf das Innenklima, sondern auch der Durchmesser. In einer Baumhöhle konzentriert sich die Wärme auf einen kleinen Raum und wird von massiven Wänden gut isoliert, während sie in den Beuten über die großen, dünnen Oberflächen größtenteils verloren geht. durch den geringen Innendurchmes- In der Imkerei werden jedoch regelmä- nung, dem hohlen Baumstamm, sowie ser, die massiven Seitenwände sowie ßig Volumina verwendet, welche bis zu auch im Strohkorbe an den Wänden die besonderen physikalischen Eigen- 200 l erreichen können. Zudem stellt festgebaut; jede Wabengasse bildet schaften des Holzes und der Holzmor- man die Kisten direkt auf dem Boden einen geschlossenen Raum, gleichsam phologie extrem energieschonend oder bodennah auf. Großvolumige ein Zimmer; im Winter kann daher die und somit klimastabil. Allerdings Kisten, die in direkter Weise den Witte- Wärme der Wintertraube nicht durch reichen dünnwandige Holzkisten für rungsverhältnissen ausgeliefert sind. die vielen Abstände zwischen Rähm- diese klimatischen Effekte nicht aus, chen und Stockwänden abströmen, denn hierzu wird massives, dickwandi- Die Aufstellung der Bienenkästen in Wärmeverlust, Zugluft, Stocknässe und ges und offenporiges Holz benötigt.⁶ Bodennähe sorgt zudem für feuchtere übermäßige Zehrung sind vermieden. Zwei weitere Faktoren sind ebenfalls Bedingungen im Inneren aufgrund der (…) Ebenso klar geht hervor, dass selbst von bedeutender Wichtigkeit. Zum Bodenfeuchte. Zusätzlich besteht die in der ausgeklügeltsten Beute, und wenn einen konnte Thomas Seeley in seinen Erde vorwiegend aus Destruenten wie sie noch so dickwandig ist, der Bien Versuchen nachweisen, dass Bienenvöl- Pilzen und Bakterien, die organisches nicht gehörig gedeihen kann, wenn das ker stets eine Behausung in der Höhe Material zersetzen und luftgängige Gesetz der gassenweisen Nestduftwär- wählen, zum anderen zeigten seine Sporen ausbilden. Auch daher gibt es mebindung nicht seine Erfüllung findet.“ Versuche, dass Bienenvölker Baumhöh- in unseren Breiten kein staatenbilden- („Die Bienenzucht“ – Johann Thür 1936) len mit einem Volumen zwischen 30 des Insekt, das im wachen Zustand auf und 60 l gegenüber anderen Volumina Vorrat den Winter im Boden über- Der Standort hat einen nicht zu bevorzugen. Diese Präferenzen sind dauern könnte. Dass die Bienen über unterschätzenden Einfluss auf den letztendlich das Ergebnis der Jahrmilli- Jahrmillionen den Winter wach und benötigten Grundumsatz und somit onen andauernden natürlichen Evolu- vorratsabhängig überwintern konnten, auch auf das gesamte Verhalten des tion. Bienenvölker, welche bodennahe ist auch der Tatsache geschuldet, dass Bienenvolks. Die Temperaturen in der Höhlen besiedelten, fielen der natürli- sie bodenfern – und durch ihre antibio- Stadt können an einem Sommertag chen Selektion überwiegend genauso tische, propolisgeschwängerte Stock- bis zu 10° wärmer sein als auf dem zum Opfer wie diejenigen, welche zu luft vor schädlichen Mikroorganismen Land. Das Waldklima ist noch einmal große Volumina wählten. sowie vor den Unbilden des Wetters durchschnittlich 4° kühler. Ein Bie- geschützt – in einer Baumhöhle lebten. nenvolk in der Stadthaltung (welches Die Bodennähe und das große Volu- 7, 8, 9, 10 wettergeschützt aufgestellt ist) muss men sind also selektive Faktoren, wel- an einem normalen Sommertag somit che von den Bienenvölkern auch vor „Die Waben sind in der von der Schöp- eine Temperaturdifferenz von 14°, im Urzeiten meist nicht überlebt wurden. fung den Bienen zugewiesenen Woh- Vergleich zum natürlichen Lebens- 7 https://www.researchgate.net/publication/330437737_Occurrence_of_honey_bee_Apis_mellifera_L_pathogens_in_commercial_and_traditional_hives. 8 Torben Schiffer, „Evolution der Bienenhaltung – Artenschutz für Honigbienen“, Ulmer Verlag 2020. 9 Buch: „Bienenzucht – naturgerecht, einfach und erfolgssicher“, Teil 1, Johann Thür. 10 „Seasonal benefits of a natural propolis envelope to honey bee immunity and colony health”, Renata S. Borba, Karen K. Klyczek, Kim L. Mogen and Marla Spivak.
Abb. 1: Leider gängige Praxis: Bienenbeuten werden oftmals direkt auf den feuchten Erdboden gestellt. Die Bodennähe ist ein selektiver Faktor. Thomas Seeley ließ Bienenschwärmen die Wahl zwischen bodennahen und bodenfernen Stöcken. Die Bienen wählten dabei stets die Höhe – sie nehmen bodennahe Behausungen meist nur im Notfall an. Nahrungskonkurrenz, welche durch die moderne Honigbienenhaltung vielerorts auftritt, sorgt u.a. dafür, dass bereits im Juni Tausende verhungern- de oder bereits tote Hummeln unter den Linden der Stadt zu finden sind. Dennoch wird der Ausverkauf der Arten unter dem Deckmantel der „guten Tat“ für Biene und Natur weiter vorangetrieben. Start-up-Unterneh- men wie „There is a bee on the roof / Bee-Rent” oder Vereine wie die „Stadt- 41 bienen“ kooperieren mittlerweile mit Konzernen, welche die tierquälerische Betriebsweise und die Aufstellung im artfremden Lebensraum der Stadt finanziell unterstützen.13 raum (dem Wald), kompensieren. rauf hin, dass ein in einer Baumhöhle Tatsächlich liegen die Temperaturdif- lebendes Bienenvolk (im Vergleich zu Die Imkerei ist eine ferenzen jedoch wesentlich höher, da einem Volk in einer Standardbeute) Nutztierhaltung und kein die meisten Bienenvölker direkt unter weniger als ein Zehntel der Nekta- Artenschutzprogramm! freiem Himmel leben oder unmittel- renergie für den Grundumsatz pro bar auf die flachen Dächer gestellt Jahr benötigt.11 Im Umkehrschluss In der Imkerei geht es primär um die werden und daher den Unbilden des bedeutet das, dass ein Bienenvolk in möglichst effiziente Ausbeutung der Wetters, insbesondere dem Wind und der modernen Imkerei den Nektarver- Arbeitskraft der Bienen zur Produkt- der direkten Sonneneinstrahlung brauch von zehn natürlichen Baum- gewinnung. Zudem werden sämtliche sowie der Sommerhitze, ausgeliefert höhlenvölkern überschreitet. Würden internationalen Kriterien zum Tier- sind. Durch das große Volumen, die die Bienenvölker in der Imkerei wohl (die fünf Freiheiten der Tiere) Dünnwandigkeit, die physikalisch artgerecht gehalten, könnten alleine sowie das geltende Tierschutzgesetz ungeeigneten Bauformen (z. B. große in Deutschland hunderttausende Ton- in der jetzigen Form der Honigbienen- schlitzförmige Fluglöcher, Gitterbö- nen an Nektar den vielfach bestands- haltung gebrochen. Mit ihrer Förde- den, wärmeverströmende Rähmchen, bedrohten Bestäuberinsekten wieder rung werden zahlreiche vom Ausster- flache ausladende Geometrien, große als Nahrungsgrundlage zur Verfügung ben bedrohte Arten weiter in die Enge Durchmesser, Ecken etc.) sind die stehen. getrieben. Bienen beständig gezwungen, Tem- peraturunterschiede auszugleichen. Hinzu kommt eine vielerorts hohe Bie- Die Problematik wird zudem durch Die dafür benötigte Energie liefert nendichte. Insbesondere der Hype um gezielte Propaganda von Vereinen letztendlich der Nektar. die Stadtimkerei führte dazu, dass z. wie „Mellifera“ verstärkt. Hier werden B. in Städten wie Berlin ein Bienenauf- Begriffe wie „wesensgemäße Bienen- Die flächendeckende Intensivtierhal- kommen von etwa sieben Völkern pro haltung“ verwendet, ohne jedoch tung der Honigbienen ist eine histo- Quadratkilometer zu verzeichnen ist.12 dem Wesen der Bienen auch nur risch gesehen neuzeitliche Erschei- Gehalten in artfremden, bewirtschaf- annähernd substantiell gerecht zu nung. Bis vor wenigen Jahrzehnten teten Großraumbeuten werden im werden. Auf diese Weise akquiriert der wurden Bienenvölker überwiegend schlimmsten Fall bis zu 1000 l Nektar Verein zahlreiche idealistisch moti- in warmhaltigen und im Volumen (pro Volk) alleine für den Grundum- vierte Menschen, welche eigentlich begrenzten Einraumbeuten, wie satz fällig. Da diese Mengen auch in der Biene und der Natur etwas Gutes zum Beispiel Strohkörben, gehalten, der Stadt nicht erhältlich sind, muss tun wollen, und überführt diese in die welche zudem wettergeschützt, in nach der Blütenphase im Sommer monokulturelle Ausbildung der Inten- besonderen Ständen oder Bienenhäu- vielfach mit Zuckerwasser notgefüt- sivtierhaltung. Letzten Endes werden sern aufgestellt wurden. Diese Völker tert werden, damit die Bienenvölker die Bienen bei „Mellifera“ ähnlich benötigten im Vergleich zu heute nur nicht verhungern. Nebenbei leben artfremd gehalten wie in anderen Im- einen Bruchteil des Grundumsatzes. aber auch 300 Wildbienenarten in der kervereinen. Daher kommen die Tiere Hauptstadt, von denen drei Viertel auch hier nicht ohne die qualvollen Jüngste Untersuchungen weisen da- vom Aussterben bedroht sind. Die Behandlungen mit Säuren und sonsti- 11 Torben Schiffer, Buch: „Evolution der Bienenhaltung – Artenschutz für Honigbienen“. 12 Jahresbericht 2017/2018, p.10-11, Deutscher Imkerbund. 13 https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/das-geschaeft-mit-den- bienen-honigbienenhaltung-hat-mit-naturschutz-ueberhaupt-nichts-zu-tun/24680722.html.
gen Mitteln aus. Die Nebenwirkungen mehr als eine leere Worthülse. Den- sivtierhaltung – z. B. der Schweine, der als „wesensgemäß“ propagierten noch erfreut er sich großer Beliebtheit, Rinder – zu vergleichen. Dazu kommt, Nutztierhaltung sind also nicht von denn er wird überwiegend als Quali- dass die damit einhergehende be- denen in der konventionellen Imkerei tätssiegel und mit einer besonderen trächtliche Anzahl an Standardisierun- zu unterscheiden! Zugleich fehlt es Bienenfreundlichkeit oder gar Arten- gen und Eingriffen (z. B. Raumerweite- offenbar bereits am Verständnis für schutz assoziiert. rungen, Rähmchen, z. T. Mittelwände, die kleinen Dinge, wie eine artgerech- Schwarmverhinderung, Schwarmvor- te Behausung, oder die Tatsache, dass Den Preis für diese fragwürdigen wegnahmen, Zwangsvereinigungen alle Wärmeenergie, welche nach drau- Darstellungen zahlen die Bienen und etc.) dazu geführt hat, dass eine ßen verloren geht, von den Bienen die zeigen weder eine Mimik, noch beispiellose Effizienzsteigerung bei selbst kompensiert werden muss. verfügen sie über Stimmbänder – das der Ausbeute erzielt werden konnte. Leiden erfolgt in absoluter Stille! An dieser Stelle möchte ich den Text Eine Biene kann im Laufe ihres Lebens „Bienen in Not oder haben wir die nur einen sehr überschaubaren Betrag Dennoch muss hier deutlich zwischen falschen Imkermethoden“ von Georg an Nektar eintragen, bis ihr Körper dem Vorstand und der Basis des Peukert empfehlen, welcher einfach bzw. ihre Flügel verschlissen sind. Vereins unterschieden werden. Ein im Internet zu finden ist. Bienenvolk besteht ja auch nicht nur Aus den Berechnungen von Professor aus der Königin mit ihrer Entourage. Die Unterschiede der Verantwort- Tautz geht hervor, dass eine Biene in Die zahlreichen Imker und Imkerin- 42 ihrer Sammeldiensttätigkeit etwa 2 g nen des Vereins zeichnet vor allem lichkeit zwischen der Nutztierhal- Honig sammeln kann. Die Vorräte kön- die beständige, offene Suche nach tung und dem Artenschutz nen somit exemplarisch in Bienenle- Verbesserungen ihrer Haltungsform ben umgerechnet werden, aber auch aus, welche vor allem durch das Leid Versuche, in denen Bienenvölker in die Energieverluste der Beuten selbst. der Bienen in der jetzigen Haltungs- Beuten einfach nicht behandelt wer- Die Bienen müssen ihren Brutkreislauf form angetrieben wird. Ein „weiter wie den und zuhauf sterben, können mit an den Energieverlust der Behausung bisher“ kann es daher zukünftig nicht der Idee gleichgesetzt werden, im Stall und den damit einhergehenden Ver- geben. Das Bestreben der Basis steht einer Massentierhaltung einfach mal schleiß der Sammelbienen anpassen. also vielfach im direkten Widerspruch die Medikation einzustellen und dem zum Handeln des Vorstands, welcher darauf folgenden Leid und Sterben Ein erhöhter Energieverlust oder Über- beständig mit blumigen Worten den zuzusehen. Sie kommen daher nicht schuss wird in korrelierender Weise Ist-Zustand verklärt. Darüber hinaus nur einer Tierrechtsverletzung, sondern mit dem Leben der Sammelbienen be- werden die etablierten Betriebswei- einer Tierquälerei gleich. zahlt, welche allesamt kurzlebig sind. sen und Beuten nicht ausreichend Dass die Tiere in solchen Versuchen Die Kompensationsleistung der Völker hinterfragt. Stattdessen warnt man zahlreich erkranken und sterben, liegt im Großraumbeuten verbrennt somit vor Behandlungsfreiheit und forciert aber nachvollziehbarerweise nicht nicht nur einen Großteil der Einträge den Ist- Zustand, der letztendlich die an den Tieren selbst, sondern an den (Grundumsatz für Temperatur, Brut Evolution der Honigbienen blockiert.14 Bedingungen, in welchen sie leben und Wabenbau), sondern hat auch müssen. einen entsprechend angepassten, Wenn wir die Bienen so lieben, Aus diesem einfachen Prinzip lassen erhöhten Brutumsatz (und Varro- sich die in der modernen Imkerei amilbenreproduktion) zur Folge und wenn es uns also tatsächlich systematisch auftretenden Neben- bestimmt darüber hinaus maßgeblich um die Bienen geht, warum wirkungen auch nicht auf die wildle- das Verhalten der Völker. halten wir sie denn unter solch benden Bienenvölker übertragen! Die Aussage, dass es keine überlebensfä- Energieverströmende Kisten im Bade- artfremden und tierrechts- higen Wildvölker mehr geben könne, wannenformat sind also im Vergleich verletzenden Bedingungen? da die Varroamilben diese vernichten zu Baumhöhlen weder wesensgemäß würden, zeigt auf, dass eine riesige oder artgerecht. Dennoch werden die- Allein die Unterbringung in einer Wissenslücke über die Biologie und das se (in minderwertiger Sperrholzqua- „Beute“ beschreibt sehr präzise den Verhalten von Bienenvölkern in Baum- lität) u.a. im Toom Baumarkt verkauft Nutzen dieser geometrischen Form: Es höhlen besteht. Es zeigt weiterhin, dass und durch ein Beiblatt vom Vorstand geht vordergründig darum, die Bienen verrückterweise die Bedingungen der Melliferas als wörtlich “artgerechte auszubeuten beziehungsweise Beute Bienen in der Nutztierhaltung mit dem Bienenhaltung für den Selbstversor- zu machen. Nichts an einer Beute wur- Leben in natürlichen Bedingungen ger“ beschrieben. Das ist nicht nur de für die Bienen konzipiert, sondern gleichgesetzt werden. faktisch falsch, sondern könnte als Ver- jegliche Aspekte dienen ausschließlich Man könnte genauso gut propagieren, braucherbetrug gewertet werden. der möglichst einfachen, barrierefrei- dass es keine Wildschweine mehr ge- en Manipulation und Unterdrückung ben könne, da ihre Artgenossen in der Das Bestreben der Vereinsleitung, der natürlichen Verhaltensweisen. Die intensiven Nutztierhaltung auf bestän- sich nach außen den Anstrich des Beuten sind allesamt zweckdienlich dige Medikation angewiesen sind. Artenschutzes zu geben, ist Sinnbild für diesen Nutzen konzipiert worden einer von den natürlichen Bedarfen und darauf ausgelegt, wie eine Pro- Wenn wir (Nutz-)Tiere jeglicher Art der Honigbienen losgelösten, selbst- duktionsmaschine zu funktionieren. in artifiziellen Systemen halten, dann orientierten Vereinspolitik. Der Begriff Eine Beute ist daher in direkter Weise haben wir zweifelsohne auch eine „wesensgemäß“ ist bisher leider kaum mit dem Stall jeder anderen Inten- Verantwortung. Diese fokussiert sich 14 https://www.mellifera.de/blog/biene-mensch-natur-blog/varroatoleranz-und-die-verantwortung-der-imker.html (letzter Absatz)
43 Bild oben links: Ein Bienenstock direkt auf dem Boden. Deutlich zu sehen ist der sich an der Behausung im unteren Bereich abzeichnende Schwarzschimmel Bild oben rechts: Die modernen Bienenstöcke weisen einen sogenannten Gitterboden auf. Dieser wird während der Winterzeit oftmals offen gelassen, um das Schimmelwachstum durch Belüftung zu minimieren. Hierbei wird der Wärmeenergieverlust noch größer, was eine Vielzahl von Nebenwirkungen hat: Die Bienen sind gezwungen, noch mehr Zucker zu verstoffwechseln um die lebensnotwendige Wärme zu erhalten. Somit entsteht wiederum mehr Kondenswasser, insbesondere in den Ecken (siehe Wasserränder), was letztendlich zu einer vermehrten Bildung pathogener Keime führt, die eine Infektion der Bienen nach sich zieht. Der höhere Stoffwechsel erschöpft zudem die Lebenszeit der Bienen. Bild unten: Ein aktuelles Bienenforschungsprogramm, vorgestellt auf der Konferenz „Learning from the Bees“. Die Bienenvölker werden in nicht artgerechten Behausungen bodennah auf eine feuchte Wiese gestellt, sich selbst überlassen und so unter höchst unnatürlichen Bedingungen der „natürlichen“ Selektion übergeben. Die Verlustrate dürfte horrend sein. Dieses Forschungsprojekt wird unter anderem vom Chemiekonzern Bayer finanziert. Deutlich zu sehen ist der sich bereits an den Kisten abzeichnende Schwarzschimmel. Solche Selektionsver- fahren empfinde ich als Tierquälerei. Es scheitert hier bereits an der kleinsten Hürde, den Bienen ein artgerechtes Habitat und einen naturorientierten Standort zu geben. Alleine diese Versuchsanordnung und die Unterbringung in diesen wärmeverströmenden Geometrien dürfte viele Bienenvölker das Leben kosten. insbesondere darauf, die Nebenwir- Umweltbedingungen. Die Evoluti- Baumhöhlenbewohnern ein artgerech- kungen der Haltung selbst zu kompen- on wurde auf diese Weise genauso tes Habitat zur Verfügung zu stellen, sieren. eingefroren wie der medikamentöse das sie durch die Rodung der Wälder Dauerzustand. großflächig verloren haben, und ihnen In dieser zweckgebundenen Nutztier- somit die bestmöglichen Grundvo- haltung wird jedes Bienenvolk anhand „Eine Biene würde niemals in das raussetzungen zum Überleben zu von Medikation oder Zufütterungen Honiggeschäft einsteigen, geben. Es geht darum, die Bienen aus am Leben erhalten. Ob die Bienen der Preis ist viel zu hoch.“ sämtlichen Kriterien der Nutztierhal- dabei die genetischen Informationen (Jonathan Powell vom tung zu befreien und ihnen eine vom in sich tragen, um in der Natur und „Natural Beekeeping Trust“) Menschen unabhängige Zukunft zu unabhängig vom Menschen überle- ermöglichen. Es gilt, die Jahrmillionen bensfähig zu sein, ist dabei vollkom- Im Artenschutz geht es im Gegensatz alten evolutionären Prozesse wieder men irrelevant. Die Jahrmillionen alten zur Imkerei nicht darum, eine „Nutztier- zuzulassen, um die natürliche Balance Prozesse der natürlichen Selektion haltung“ zu betreiben oder genetische zur industriellen Nutztierhaltung und werden eliminiert. Ein totes Bienenvolk Schwächen der Bienen über Medi- der damit einhergehenden Generosion wird als imkerlicher Fehler verstanden. kation oder sonstige Substitutionen wiederherzustellen. Das Sterben der Der Erfolg der Nutztierhaltung wird auszugleichen (bzw. Völker künstlich nicht angepassten Individuen bzw. nicht nur am Honigertrag gemessen, und für eigene Zwecke am Leben zu Bienenvölker ist dabei ein vollkommen sondern auch an der Überlebensrate erhalten und damit die Evolution zu natürlicher und äußerst wichtiger der Völker. Die Haltungsbedingungen, verhindern). Es geht nicht ums Imkern Evolutionsfaktor. Natürliche Selekti- Betriebsweisen und Medikationen oder Ausbeuten! on bedeutet, dass nur die am besten blockieren somit aktiv die Adaption Es geht darum, den vielen Bienen- angepassten Nachkommen überleben der Honigbienen an die jeweiligen schwärmen und auch anderen können.
Natürliche Selektion in der Kiste? der Artenschützer ist daher komplett ganz natürlichen Populationsdynamik. anders gelagert als die der Nutztierhal- Im Frühjahr 2020 startete ich im Alten Eine „natürliche“ Selektion in unna- ter! Ein Artenschützer unterwirft die Land mit 13 Bienenvölkern. Neun türlichen Bedingungen gibt es nicht zu schützenden Tiere nicht, sondern davon wurden aus der Imkerei aufge- (das Einstellen der Medikation in einer schützt sie! Bienen gehören nicht in kauft und auf einer Zarge belassen. Intensivtierhaltung hat keine „natür- Kisten! Die in der Intensivtierhaltung Vier lebten bereits in artgerechten liche“ Selektion zur Folge und kann erzeugten Brutmengen gibt es in Bedingungen. Da keinerlei Raumer- allenfalls als Zuchtversuch gewertet Baumhöhlen nicht, die Notwendigkeit weiterungen oder Eingriffe stattfan- werden). Wenn wir die Bienen vom für die Bienen, unglaubliche Mengen den, wuchs die Bienenpopulation Menschen unabhängig überlebens- an Nektar einzutragen, leere Aufsatz- über Schwärme bis zum August auf fähig erhalten wollen, dann müssen kästen zu füllen oder enorme Ener- insgesamt 36 Völker. Wenn bis zum wir ihnen die Lebensbedingungen gieverluste zu kompensieren, sowie kommenden Frühjahr 22 der Völker bieten, welche sie über Jahrmillionen die durch den Gesamtumsatz und die wieder sterben, dann würde die Popu- in Baumhöhlen vorfanden. Denn Schwarmverhinderungen erzeugte lation wieder die Ausgangsgröße von auf Kisten selektierte Bienenvölker Überpopulation an Varroamilben, 13 Bienenvölkern erreichen und wäre müssen nicht zwingend auch in einer ebenfalls nicht. Das Bienenverhalten somit stabil. Dadurch, dass nur die Baumhöhle überlebensfähig sein und stellt sich dadurch signifikant um. angepassten Bienenvölker überleben, vice versa. So kam es in unseren Rena- Millionen von Stunden kommen nun werden im kommenden Jahr bereits turierungsprojekten z. B. des Öfteren natürlichen Verhaltensweisen zu, wel- besser angepasste Schwärme die leer 44 vor, dass die geschwärmten Bienen che die von Menschen unabhängige gewordenen Baumhöhlen besiedeln. ihre Mittelwände zuvor in der Kiste gut Überlebensfähigkeit erst ausmachen. Das Pulsieren der Populationsdynamik ausbauten, jedoch keinen sinnvollen Die Verantwortung des Artenschützers ist der natürliche und absolute Nor- Wildbau in den Baumhöhlen hinbeka- liegt also darin, den verloren gegange- malzustand. Nur durch dieses Prinzip men und dadurch innerhalb weniger nen Lebensraum der Baumhöhlen zu hat seit Urzeiten eine fortwährende Wochen der natürlichen Selektion substituieren und die danach folgen- Anpassung der Spezies an die sich lau- zum Opfer fielen. Auf diese Weise wird den natürlichen Verhaltensweisen und fend verändernden Lebensbedingun- die vorhandene Generosion von der Prozesse zu schützen. Auf diese Weise gen der Umwelt stattgefunden und Natur selbst bereinigt und das nicht wird die natürliche Selektion genau- nur diese Prozesse garantieren letzten angepasste Erbgut verschwindet aus so wieder zugelassen wie natürliche Endes den langfristigen Fortbestand dem Genpool. Die Verantwortung Schwärme. Hierbei kommt es zu einer einer jeden Art. Ein „Schiffer-Tree“ in der wissenschaftlichen Messstation in Aura an der Saale. Das Bienenvolk geht nun vollkommen unbehandelt in die zweite Überwinterung und kann live auf Youtube angeschaut werden (Verlinkung auf www.beenature-project.com). In der letzten Überwinterung benötigte es nur 2,3 kg Wintervorrat.
Zucht, Maßlosigkeit und Deutschland sind bewaldet, nur 6 % unterschiedlich, sondern haben sich unterliegen dabei dem Naturschutz. auch phänotypisch (vom Aussehen) Medikation – die institutionelle Insgesamt kommt Deutschland auf verändert: Die Arbeiterinnen weisen Abschaffung der Evolution eine Waldfläche von etwa 107.000 einen geringeren Kopfumfang und km². Neueste Untersuchungen Thoraxdurchmesser (Mittelkörper) Entgegen den Aussagen einiger zeigen, dass die Bienenvölker in den sowie eine andere Flügelform auf als „konventioneller“ Bienenforscher, Wäldern keinesfalls ausgestorben jene, die vor der Ankunft der Varro- welche behaupten, die Honigbienen sind. Die Bienendichte ist jedoch amilbe dort lebten. Nun sollte man seien nicht gefährdet, da sich der gering. Wenn wir von einer positiv zu Recht annehmen, dass niemand Imker ja um sie kümmere, wird die geschätzen Bienendichte von max. auf die kurzsichtige Idee käme, die Spezies der Honigbienen weiter in einem wildlebenden Bienenvolk pro der natürlichen Selektion zum Opfer den Untergang getrieben. Denn der Quadratkilometer Wald ausgehen, gefallenen „alten“ Honigbienen Mensch greift nach Belieben züchte- dann stehen in Deutschland etwa durch geschützte Reinzuchtverfah- risch in den 45 Millionen Jahre alten 100.000 wildlebenden Bienenvöl- ren am Leben zu erhalten, um sie Genpool der Honigbienen ein, um kern 900.000 in der Nutztierhaltung vor dem „Aussterben“ zu bewahren. sie noch entspannter und ausgie- gegenüber. Somit unterliegt auch Genau dies wird aber irrsinniger- biger „bewirtschaften“ zu können. der Genpool dieser uralten Schlüs- weise z. B. in den Reinzuchtvereinen Dabei wird übersehen, dass jedes selspezies überwiegend nicht mehr praktiziert. Die aus biologischer und den Bienen angezüchtete Verhalten der natürlichen Selektion, sondern ethischer Perspektive nicht nach- auch etwas kostet. Die regelhaft in der menschlichen Willkür. vollziehbaren Zuchtkriterien würden 45 der Imkerei von den Honigbienen allein durch ihre genau definierten erwarteten Kriterien wie Sanftmut, Die Zuchtkriterien des Deutschen Kriterien zum Aussehen einer Biene Honigertrag, Wabenstetigkeit, Imkerbundes zeigen in diesem Punkt solche Anpassungen wie im Arnot Schwarmträgheit, weniger Propoli- besonders eindrückliche Konzepte Forest gar nicht zulassen. sierung eint die Tatsache, dass jedes der „Rassenzucht bzw. Reinzucht“. einzelne Kriterium die Überlebens- Es wird nicht nur auf die bekannten Der Genpool muss jedoch beständig wahrscheinlichkeit der Spezies unter imkerlich gewünschten Eigenschaf- im Fluss sein, um überlebensfähig zu natürlichen Bedingungen verringert. ten wie Honigleistung, Sanftmut, bleiben, und darf keinesfalls in gro- Die gezielte Zucht und Selektion Wabensitz, Volksstärke, fehlenden ßem Maßstab durch die eher einfäl- der Honigbienen zu von Menschen Schwarmtrieb etc. gezüchtet, son- tigen Reinzuchtverfahren verändert gewünschten Eigenschaften bedroht dern auch auf ästhetische Merkmale oder durch die industrielle Intensiv- also nicht nur die Spezies selbst, wie Panzerzeichen, Haarlänge, Filz- tierhaltung blockiert werden. sondern stellt langfristig eine nicht binden und Cubitalindex (eine feine zu unterschätzende Gefahr für das Linie in der Ästelung der Flügel). Die von Menschen veränderten gesamte Ökosystem, in welchem wir Bienen, welche nicht den gewünsch- Merkmale werden auf genetischer leben und dessen Teil wir sind, dar. ten Aspekten ihrer selbstbevoll- Ebene vielleicht noch in Tausenden Über Jahrtausende ließ man die Bio- mächtigten „Schöpfer“ entsprechen, von Jahren nachweisbar sein, jedoch logie der Bienen und somit auch ihre werden als „untaugliches Bienenma- handelt es sich genau genommen Evolution weitestgehend unangetas- terial“ abgekört.15 Die menschliche nur um die Verdichtung von bereits tet. Selbst die Zucht war zunächst für Willkür entscheidet hier darüber, ob vorhandenen Genen (Rekombina- das Überleben der Spezies insge- ein Bienenvolk „nachzuchtwürdig“ tion). Sie können daher keinesfalls samt irrelevant, solange der über- ist und nicht etwa die Eigenschaft, als eine Art „Besitzanspruch“ auf die wiegende Anteil der Bienenvölker ohne menschliche Eingriffe in der Spezies geltend gemacht werden. in der Natur verortet war. Die in den Natur überlebensfähig zu sein. Dabei Die verbreitete einseitige Betrach- Wäldern lebenden Honigbienenvöl- ist das Rassenkonzept ein komplett tung der sogenannten Reinzucht ker unterliegen ausschließlich der künstliches, denn die Natur fragt bei wird der Realität und den tatsäch- natürlichen Selektion und Anpas- den Bienen nicht nach Zuchtnamen, lich vorherrschenden Verhältnissen sung. Haarfarben oder ästhetischen Kri- in keiner Weise gerecht und muss terien, sondern ausschließlich nach zwingend neu überdacht werden. Die Honigbienenhaltung kann Eigenschaften! Insbesondere aufgrund der Tatsache, nunmehr auf eine jahrtausendealte dass der überwiegende Genpool der Kultur zurückschauen. Seit Men- Hierzu ein Beispiel aus der jüngsten Bienen heutzutage in menschlichen schen Bienen halten, bedienten sie Zeit: Thomas Seeley konnte in seinen Händen liegt und somit die natürli- sich stets aus dem Quell der durch wissenschaftlichen Analysen nach- che Selektion unterliegt. die natürliche Selektion angepassten weisen, dass sich die wildlebenden Bienenvölker aus der Natur. Dieser Honigbienen nach der Ankunft der In diesem Zusammenhang möchte Quell für vitales, angepasstes und Varroamilben genetisch veränder- ich auch betonen, dass Honigbienen überlebensfähiges Erbgut ist jedoch ten. Die Spezies wurde somit durch Wildtiere sind! Die Diskussionen, ob fast versiegt. die natürliche Selektion an die es sich um domestizierte Haustiere bestehenden Umweltbedingungen oder um Wildtiere handelt, sind durch Das Verhältnis der in der Nutztierhal- adaptiert. Die heutzutage in den die aktuellen Untersuchungen an tung unterworfenen Bienenvölker zu Wäldern rund um Cornell lebenden wildlebenden, überlebensfähigen den wildlebenden ist in dramatischer Honigbienen sind jedoch nicht nur Völkern neu aufgeflammt. Viel zu oft Weise gekippt. 31 % der Fläche von vom Genotyp und Verhalten her hörte ich die Argumentation, dass es 15 https://deutscherimkerbund.de/userfiles/Wissenschaft_Forschung_Zucht/Zuchtrichtlinien_06_2017_docx.pdf
sich bei den Honigbienen nur noch um hochgezüchtete Hochleistungs- bienen handele. Die Zusammenhän- ge müssen sachlich betrachtet wer- den! Bienen gibt es etwa 45 Millionen Jahre, die Zucht etwa 100 Jahre. In der Zucht verdichten wir bestimmte, bereits vorhandene Gene, erschaffen diese aber nicht neu. So kommt es, dass durch die bei der Fortpflanzung stattfindende Rekombination der Gene das ursprüngliche Verhalten (zum Beispiel Abwehrverhalten) im- mer wieder durchschlägt. Je geringer der Anteil der durch die natürliche Selektion auf Angepasstheit und Überlebensfähigkeit geformten Gene im Genpool ist, desto weniger oft tre- ten ursprüngliche Verhaltensweisen 46 auf. Insbesondere deshalb dürfte die Spezies bei einem „weiter wie bisher“ die vom Menschen unabhängige Überlebensfähigkeit immer weiter verlieren. Wenn die Bienen tatsächlich bereits domestizierte Haustiere wären, warum müssen wir in regelmäßigen engen Abständen die Bienenvölker auseinandernehmen, um ihre natür- lichen Verhaltensweisen zu brechen? Warum wollen die Bienen immer noch schwärmen? Wieso finden die Scouts immer noch zielsicher jede in der Umgebung befindliche Behausung? Warum benötigen wir Schutzanzüge, Rauch, Wassersprüher etc., um mit den Bienen „zu arbeiten“? Wenn ich meinen Hund abends auf dem Sofa streichle, dann benötige ich weder einen Ganzkörperschutzanzug noch Nebel oder Wasserwerfer, denn der Hund ist zweifelsohne ein domesti- Im Laufe des Sommers 2020 wurden mehrere Baumhöhlensimulationen an Hamburger Schulen aufgehängt – ein perfektes Beispiel für gelebte nachhaltige Umweltbildung. Die Kinder und die vorbeikommenden ziertes Haustier. Wenn ich dasselbe erwachsenen Personen hatten zahlreiche Fragen. Auf diese Weise werden Naturerfahrungen auf dem Pausenhof mit einem Wolf probieren würde, ermöglicht und die Kinder an die Notwendigkeit des Bienenschutzes herangeführt. Das Thema gehört unbedingt käme ich jedoch wahrscheinlich nicht in die Hände der nachfolgenden Generationen, da wir unmittelbar auf das Überleben der Bestäuberinsekten und Honigbienen angewiesen sind. Die klassische Schulimkerei wurde durch das Artenschutzkonzept ersetzt. ohne entsprechendes Equipment aus. Wenn der Honig nicht wäre, Gründen zuwenden oder zugewendet Bienen als Produktionsmaschinen und haben, werden sie derzeit noch in das fokussiert sich auf die Bekämpfung stünde die Honigbiene monokulturelle Ausbildungssystem der Nebenwirkungen der als alter- unter Artenschutz zur Intensivtierhaltung überführt. nativlos dargestellten neuzeitlichen Selbst die staatlichen Bienenfor- Haltungsformen. Interessanterweise Das größte Problem der Honigbienen schungsinstitute spielen hierbei eine wird in dem Text zutreffend darauf ist nicht die Varroamilbe, sondern die große Rolle. Der nachfolgende Text hingewiesen, dass der Paragraf eins flächendeckende, evolutionsvernich- liefert hierzu tiefe Einblicke. und zwei des Tierschutzgesetzes auch tende Unterwerfung dieser ökosys- Tierwohl: Gute imkerliche Praxis? für Bienenvölker zutrifft. temrelevanten Schlüsselspezies in der Im Juni 2020 veröffentlichte das tierrechtsverletzenden Intensivtierhal- Institut für Bienenkunde in Celle ein §1 TierSchG tung der modernen Imkerei. Schreiben mit dem Titel „Tierwohl/Bie- „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Obwohl große Teile der bestehenden nenwohl und Gute imkerliche Praxis“. Verantwortung des Menschen für das Imkerschaft, aber auch der Jungimker Dieser Text bedient insbesondere die Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und sich den Bienen aus idealistischen konventionellen Sichtweisen auf die Wohlbefinden zu schützen. Niemand
darf einem Tier ohne vernünftigen chen, wobei meist nicht verhindert evolutionären Rechte abspricht (alle Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden werden kann, dass Bienen zer- imkerlichen Eingriffe dienen letztend- zufügen.“ quetscht oder verletzt werden … lich dazu, die natürlichen Verhaltens- weisen der Bienen zu brechen) und Königinnenzellen bewusst Eine konventionelle Betriebs- darüber hinaus gegen internationale totgequetscht werden, um die Richtlinien verstößt, (Schmerz und weise, in welcher u.a. folgende natürliche Fortpflanzung „abzutrei- Leid, Mangelernährung, Verstümme- Tätigkeiten ausgeführt werden: ben“ … lung, Verätzung, nicht artgerechte den Bienenköniginnen die Flü- Drohnenbrut herausgeschnitten Unterbringung und Aufstellung, gel geschnitten werden, damit sie wird, um die Varroamilbenpopula- gezielte Tötung von Drohnen und nicht schwärmen können … tion einzudämmen, die durch diese Königinnen), als „Tierwohl“ und „Gute Betriebsweise erst entsteht. imkerliche Praxis“ betitelt wird? die Bienen in komplett artfrem- Diese Praxis führt dazu, dass gleich den (selektiven) Bedingungen, in Wenn per Gesetz kein Mensch ei- Tausende Drohnen in den herausge- erweiterungsfähigen Kisten z. B. nem Tier ohne vernünftigen Grund schnittenen Waben langsam vor sich aus Styropor, in Bodennähe und Schmerzen oder Leid zufügen darf, hinsterben. viel zu dicht (Gedrängefaktor) auf- dann ist diese moderne Form der Bie- gestellt werden … den Bienen fast der gesamte nenhaltung nach meinem Verständnis Bruträume auf standardmäßig Honig geklaut und durch substanz- gesetzeswidrig. Profitmaximierung etwa 80 l (zwei Zargen) erweitert loses Zuckerwasser ersetzt wird … ist sicherlich kein vernünftiger Grund, 47 werden … Untersuchungen zeigen eindeutig die um den Bienen oder anderen (Wild-) Die massenhafte Brut erzeugt auch Schädlichkeit der Zuckerwasserfütte- Tieren jegliche Integrität, jegliches Massen an Varroamilben. Schwarm- rung, welche zu krankhaften Verände- Recht auf körperliche Unversehrtheit verhinderungen verstärken diese rungen des Magen-Darm-Trakts führt, und das Ausleben natürlichen Verhal- Problematik. Zudem werden die den Metabolismus stört und letztend- tens abzusprechen und sie darüber Brutmassen nur allein dafür erzeugt, lich eine verminderte Lebenszeit zur hinaus in fragwürdigsten Bedingun- damit für die „standardmäßig“ Folge hat (Mangelernährung)16. gen zu halten (Verstoß gegen §2)! folgenden 80 l Leerraum genügend die Bienen am Ende mit ätzen- „Arbeitskapazität“ zur Verfügung In dieser Form der zweckgebundenen den Säuredämpfen traktiert und steht, um sie mit Honig füllen zu las- Nutztierhaltung werden die Bienen verletzt werden … sen. Das Volumen alleine ist bereits auf den Status einer wartungsinten- Die Standardbehandlungen mit ein selektiver Faktor. siven Honigmaschine reduziert, an Ameisensäure töten Anteile der Brut, der man beständig eingreifen und den Bienen beständig Leerräu- bringen die Bienen in manchen Fäl- manipulieren muss, damit sie richtig me aufgesetzt werden … len sogar dazu, sich ihre Fühler vom läuft. In der heutigen imkerlichen Das Volk versucht stets diese zu Kopf zu reißen, und töten in man- Ausbildung geht es nicht mehr um füllen, um die lebensnotwendige chen Fällen ganze Völker … die Bedarfe der Bienen selbst! Es geht Vorratssicherheit zu erreichen. Die vielmehr um die Beherrschbarkeit der die Völker in den physikalisch dafür notwendigen Millionen von zahlreichen Eingriffe, die Produktma- ungeeigneten Geometrien (Beu- Arbeitsstunden gehen in direkter ximierung und letztendlich um die ten/Ställen) untergebracht werden, Weise zulasten natürlicher Verhal- Bekämpfung der Nebenwirkungen die signifikante Unterschiede zu tensweisen. dieser von allen natürlichen Aspekten den natürlichen Lebensbedingun- gen in Baumhöhlen aufweisen … losgelösten Produktionstierhaltung. die Bienenvölker auf Rähmchen unterteilt werden … Insbesondere im Winter entsteht hier regelmäßig Wabenschimmel auf den Wenn wir zudem einmal betrachten, Die Rähmchen verhindern natürliche Vorratswaben, welcher die Bienenge- wie viele hunderte Artikel es in den Verhaltensweisen in vielfältiger Weise. sundheit gefährdet. Ganze sechs Mo- bekannten größeren Imkereifachge- Zum einen entsteht ein gestörter nate müssen die Bienen unter diesen schäften zu kaufen gibt und wofür Wärmehaushalt, da die erwärmte feuchtschimmeligen Bedingungen diese letzten Endes dienen, wird Stockluft beständig durch die Abstän- mit substanzlosem Zuckerwasser als schnell einiges deutlich. Kein einziges de (Beespace) in die große Geometrie Nahrung überleben. Weitere Fakto- dort erhältliches Produkt dient den abströmt und verloren geht. Zum ren wie Bodennähe, unnatürliche Bienen selbst, die Bienen brauchen anderen wird die natürliche Forma- Volumina, Wärmeenergieverluste rein gar nichts davon! Sämtliche tion der Bienen in dreidimensionalen kommen hinzu. Artikel dienen einzig und allein der Netzen, welche aus Bienenketten Manipulation, Zucht und Ausbeutung. aufgebaut sind (in jeder Baumhöhle Zucht durch den Menschen. Aus der Perspektive der Bienen dürfte ersichtlich), verhindert. Die Ketten- Künstliche Insemination, Eindroh- diese Industrie einem Horrorkabinett bildung dient unter anderem der Kli- nenbesamung, Wegzüchtung gleichkommen. mastabilisierung, der Kommunikation überlebenswichtiger natürlicher und der Abwehr eindringender Feinde. Eigenschaften (z. B. Wehrverhalten) Das Celler Schreiben wartet noch mit die Bienen einmal pro Woche zur entspannten Ausbeutung. weiteren interessanten Bemerkungen mit Rauch traktiert werden, um den auf: Zum einen bezeichnet der Text gesamten Stock zu kontrollieren Wie kann es sein, dass eine Betriebs- einen Bienenschwarm zu Recht als ein bzw. nach Weiselzellen abzusu- weise, die den Bienen sämtliche wunderbares Naturereignis, anderer- 16 G. Mirjanic, I. T. Gajger, M. Mladenovic und Z. Kozaric, IMPACT OF DIFFERENT FEED ON INTESTINE HEALTH OF HONEY BEES, Kyiv, Ukraine, 2013
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