Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch

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Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
der Weg
               Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation
               blinder und sehbehinderter Menschen

               Juni 2018 • Nr. 2

Schwerpunkt:
Sehvermögen
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Inhaltsverzeichnis

Editorial                                  3    Vom Sinn des Sehens im Dokumentar-
                                                film "La fureur de voir"           13
Forum                                      4    Optogenetische Gentherapie:
Auflösung Leserwettbewerb                  4    den Computer der Retina aktivieren 16
Kooperation SBV-Blind Power:
"Letter of Intent" unterzeichnet           4    Verbandsleben                      18
                                                Standpunkt: Heinz Weber            18
Menschen                                5       Generalversammlungen der Sektionen
Jeannine Cannata und ihre trotz schlei-         Berner Oberland und Genf           20
chender Erblindung von bestmöglicher            Veranstaltungen                    22
Autonomie getragene Zuversicht          5
                                                SBV-Intern                                26
Schwerpunkt                              8      Einweihung taktiles Bundeshaus-
Zum Sehen verhelfen mit                         Modell mit BR Ueli Maurer                 26
Augenhornhaut-Transplantationen          8      Interessenvertretung in den Sektionen 27
Bedeutsame Willenserklärung             11      Sektion Biel-Berner Jura: inklusiv wirken29
Erste Therapie bei Retinitis pigmentosa 12      Merci "Solsana"!                          30

Impressum
Mitgliederzeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes SBV
im 105. Jahrgang. Sie erscheint viermal im Jahr in Grossdruck, in Braille, als Daisy-CD,
im Elektronischen Kiosk und im Web sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) und
auf VoiceNet (031 390 88 88, Rubrik 2 5 1) in Deutsch und Französisch ("Clin d'œil").

Herausgeber:        Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV,
                    Könizstrasse 23, Postfach, 3001 Bern, www.sbv-fsa.ch
Redaktion:          SBV, 3001 Bern, 031 390 88 00, redaktion@sbv-fsa.ch,
                    Roland Erne (rer), Alfred Rikli (ar), Hervé Richoz (hr)
Übersetzungen:      USG Ittigen, Jolanda Schönenberger
Foto Titelbild:	Anlässlich der feierlichen Einweihung des taktilen Bundeshaus-Modells
                 am 30. April 2018 auf der Bundesterrasse ertastet Bundesrat Ueli
                 Maurer, angeleitet von Andreas Schroth, sehbehinderter Sachbearbeiter
                 Marketing & Events, die der Eidgenossenschaft übergebene Bronze-
                 skulptur. Foto: Markus A. Jegerlehner/Lions Club Schweiz/Keystone
ISSN-Nummern:       1422-0490 (Print), 2296-2018 (Braille), 2296-2026 (Audio)
Layout und Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Braille:            Hanni Wüthrich und Anton Niffenegger
Audio:              Paul Güntert Tonstudio, Basel
Abonnement:         In SBV-Mitgliedschaft inbegriffen. Für Nichtmitglieder: CHF 28.– (Inland),
                    CHF 34.–. Der Abonnementsbetrag wird von Ihrer Spende abgezogen.
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Freitag, 3. August 2018

                                            Druck auf umweltfreundliches
2                                           FSC-Papier
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser
"Sich an dem erfreuen, was man hat,
statt sich zu wünschen, was man nicht
hat" – das ist eine Devise, die mich
durchs Leben begleitet. Nach sechs
Jahren Vorstandsarbeit habe ich die                                Laurent
Präsidentschaft der Sektion Genf über-                             Castioni,
nommen und beobachte die Weiterent-                                Sektions-
wicklung unseres Verbands wie auch                                 präsident Genf.
der Medizin. Und ich stelle fest: Das                              Foto: SBV
Leben ist stärker als alle Prüfungen, die
es für uns bereithält! Diese Anpassungs-    Der Alltag konfrontiert uns immer wieder
fähigkeit ist wohl tief in meinem Wesen     mit Fehlschlägen und mit Verlusten,
verankert und dadurch bestärkt worden,      wie etwa beim Abschied vom Kurs-
dass mir im Leben nichts erspart ge-        und Ferienhotel Solsana oder bei der
blieben ist. In meinem Beruf als Land-      Schliessung der Beratungsstelle für
schaftsgärtner durfte ich eins sein mit     Sehbehinderte in Biel. Engagement
der Natur und mich um alles Lebendige       und Eigeninitiative wie jene der Sektion
kümmern. Diese Lebensfreude erkenne         Biel-Berner Jura mit der Eröffnung der
ich auch bei unseren Mitgliedern, be-       Hilfsmittel-Boutique "Chez Louis"
ständig wie "das Verlangen zu sehen"        lassen uns gleichwohl zuversichtlich in
im eindrücklichen gleichnamigen             die Zukunft blicken. Hoffnung wecken
Dokumentarfilm Manuel von Stürlers          auch Aktionen und Begegnungen im
oder am Beispiel eines Mitglieds unse-      Zeichen der Sensibilisierung der
rer Sektion, dessen Entscheid für ein       Öffentlichkeit. Bestes Beispiel dafür
Netzhaut-Implantat inzwischen genau         ist das taktile Bundeshaus-Modell, das
zehn Jahre zurückliegt. Beiden Themen       für Bundesrat Ueli Maurer nichts
sind Beiträge dieser Ausgabe gewid-         weniger als "Inspiration zur Integration"
met, deren Schwerpunkt erkundet und         sein soll. Auch dazu finden Sie Beiträge
hinterfragt, was Sehen bedeutet. Be-        in diesem Heft, ebenso das Porträt
leuchtet werden Chancen und Risiken,        einer von schleichender Erblindung
die wir annehmen oder aber ablehnen,        betroffenen Familienfrau und eine Art
um (besser) sehen zu können. Das            Plädoyer für die Stärkung der regio-
Spektrum reicht von Elektrostimulation      nalen Interessenvertretung.
über eine Gentherapie bis zur Augen-
hornhaut-Transplantation, geknüpft          Ich wünsche Ihnen eine spannende
an die elementare Notwendigkeit von         Lektüre.
Gewebe- und Organspenden.                   Laurent Castioni

                                                                                   3
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Forum

Leserwettbewerb: Auflösung und Gewinnerin
"In welchem Jahr hat der SBV das Pro-
jekt 'Job Coaching' lanciert?" So lautete
die Frage des Leserwettbewerbs in der
März-Ausgabe 1/2018. Die richtige
Antwort ist: 2016! Insgesamt haben
67 Leserinnen und Leser teilgenommen.
Die glückliche Gewinnerin eines LIPO-
Einkaufsgutscheins im Wert von 500
Franken ist Jacqueline Mérinat aus
Morges. Sie ist langjähriges SBV-
Mitglied und im Buchhaltungsteam des
Hôpital Ophtalmique Jules-Gonin in
Lausanne fürs Fakturieren zuständig.
Begleitet von ihrem Mann, nutzte sie                        Preisübergabe im Beisein von Mario
die Preisübergabe in der LIPO-Filiale                       Golfetto, Präsident der SBV-Sektion
Morges bereits auch für einen Rund-                         Waadt: Gewinnerin Jacqueline
gang durch die Verkaufsetagen, um                           Mérinat freut sich über den von
das Sortiment zu sichten. Zuvor schon                       Filialleiter Vincenzo Oliva (rechts)
war sie sich sicher: "Ich werde bestimmt                    überreichten LIPO-Einkaufsgut-
etwas Passendes finden."              rer                  schein. Foto: Roland Erne

Bestärkte Kooperation von SBV und Blind Power
Der SBV                                                     Kannarath Meystre sowie von
und Blind                                                   Präsidentin Margaretha Glauser und
Power                                                       Vizepräsident Christoph Häni namens
haben ihre                                                  der Audioplattform Blind Power statt.
                                        Foto: Roland Erne

Koopera-                                                    Die Zusammenarbeit zielt darauf ab,
tion mit                                                    die Zugänglichkeit von Veranstaltun-
einem am                                                    gen in Sport und Kultur für blinde
30. April 2018 im Generalsekretariat in                     und sehbehinderte Menschen mittels
Bern unterzeichneten "Letter of Intent"                     Audiodeskription zu fördern wie auch
bekräftigt. Die feierliche Signierung                       die Öffentlichkeitsarbeit und die
fand in Anwesenheit von (v.l.n.r.)                          gegenseitige Unterstützung bei der
Alfred Rikli, Bereichsleiter Interessen-                    Realisierung gemeinsamer Projekte
vertretung, und SBV-Generalsekretär                         zu stärken.                        rer

4
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Menschen

Jeannine Cannata
Möglichst selbstständig bleiben
Roland Erne, Redaktor "der Weg"

Trotz schleichender Erblindung
meistert Jeannine Cannata ihren
Familienalltag mit jener Zuversicht,
die von einer bestmöglich erhalte-
nen Autonomie getragen wird. Mit
der Unterstützung des SBV lernt
sie die Blindenschrift, die ihr das
Zurechtkommen mit einer heraus-
fordernden Lebenssituation
erleichtert – ein Porträt.                Jeannine Cannata hat sich bereits
                                          solide Braille-Kenntnisse angeeignet,
In jungen Jahren war eine Sehbeein-       die sie auch zum Lesen von ausge-
trächtigung weit weg: Nach ihrer Schul-   liehenen Büchern nutzt.
zeit hat sich Jeannine Cannata, am        Foto: Markus Lamprecht
20. November 1975 in Wetzikon (ZH)
geboren, vielmehr für eine Berufs-        wieder zurückgekehrt, zumal es an
ausbildung abseits der Bürowelt ent-      beruflichen Perspektiven fehlte und
schieden und sich als Bauschreinerin      sich Heimweh nicht verdrängen liess.
in einer Männerdomäne durchgesetzt.       Noch auf italienischem Boden aber
Es folgten Lehr- und Wanderjahre in       wurde eine Sehschwäche konstatiert,
der Schweiz, die sie auch mit ihrem       die nicht (mehr) mit einer Brille zu
Mann zusammengeführt haben. Nach          korrigieren war. Nie zuvor hatte
der Geburt eines Sohns (2002) und         Jeannine Cannata einen Augenarzt
einer Tochter (2005) war schliesslich     konsultiert – inzwischen ein unvermeid-
der Wunsch gereift, nach Sardinien,       bar gewordener Schritt.
der Heimat ihres Lebenspartners,          Für sie enttäuschende Untersuchungen
auszuwandern.                             am Universitätsspital Zürich wurden
                                          alsbald von aufschlussreicheren
Fortschreitende Sehschwäche               Abklärungen in der Pallas Klinik Zürich
"All dies glich damals einem Zigeuner-    abgelöst, wo sie sich indes mit einer
leben", erinnert sich Jeannine Cannata    niederschmetternden Diagnose
lachend an jene Zeit. Zehn Monate         konfrontiert sah: Aus bisher unerfind-
später ist sie 2009 mit ihrer Familie     lichen Gründen bildet sich ihr Sehnerv

                                                                               5
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Menschen

kontinuierlich zurück, geknüpft an        – nur schon wegen ihrer beiden Kinder.
massive Gesichtsfeldeinschränkungen.      Umso mehr schätzt sie den Beistand
Immerhin wusste sie nun von einer         ihrer im Haushalt mitanpackenden
gemäss Facharzt "sehr seltenen und        Familie, ihres Freundeskreises weit-
daher auch weitgehend unerforschten       gehend von Sehenden und ihres in-
Krankheit" und fühlte sich ernst ge-      zwischen im Augenzentrum Zürich
nommen statt als Simulantin mit sonst     praktizierenden Vertrauensarztes
unversehrter Gesundheit eingeschätzt.     Aristeidis Psychias, vor allem aber
Seither versucht sie sich an den Rat      auch die Unterstützung der SBV-
zu halten, die "Hoffnung auf einen        Beratungsstelle Zürich nicht nur durch
gestoppten Krankheitsverlauf nicht        Sozialarbeiterin Beatrice Acuña, bei-
aufzugeben".                              spielsweise im Zusammenhang mit
Auch wenn sich Jeannine Cannata           ihrer IV-Rente. Geholfen hat ihr ins-
immer wieder dazu durchringt, ihre        besondere das Erlernen der Blinden-
Situation zu akzeptieren und "das         schrift, die ihr das Etikettieren von
Beste daraus zu machen", mag sie die      Vorratsdosen in Braille ermöglicht und
lähmende Ungewissheit keineswegs          das selbstständige Kochen auch über
beschönigen. Mittlerweile hat sich ihre   Mittag für ihre Kinder erleichtert.
Sehkraft beider Augen auf lediglich
noch fünf Prozent reduziert. Bedrän-      Abschalten beim Töpfern
gende Fragen kommen auf: "Kann ich        Der wöchentliche Kursbesuch ist zu
nächste Weihnachten noch sehen?"          einem festen Bestandteil ihres Alltags,
An manchen Tagen müsse sie heulen,        Kursleiterin Brigitte Bächtold – selber
gesteht Jeannine Cannata, dürfe sich      blind – überdies zu einer ihr in Freund-
aber gleichwohl nicht fallen lassen       schaft verbundenen Bezugsperson
                                          geworden. Für Jeannine Cannata eine
                                          hilfreiche Fügung, zumal ihr nicht ver-
                                          borgen blieb, dass die schleichende
                                          Erblindung mit der Neigung einher
                                          ging, sich mehr und mehr zurückzu-
                                          ziehen. So meidet sie etwa "grosse
                                          Feste", die für die 42-jährige Mutter
                                          von zwei verständnisvollen Jugend-
                                          lichen im Pubertätsalter "zu viel Ramba-
                                          zamba" mit sich bringen. Der Braille-
Erleichterter Küchenalltag: Jean-         Kurs wiederum ist für sie nichts weniger
nine Cannata kann auf Vorratsdosen        als eine Massnahme, sich auf eine
mit Braille-Etiketten vertrauen.          wohl unabwendbare Erblindung vor-
Foto: Markus Lamprecht                    zubereiten.

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Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Inserat

Die fortschreitende Krankheit und die
damit verbundenen Einschränkungen
haben ihre Familie zudem dazu be-
                                                Ihre Brille kann lesen
wogen, nach einer Wohnsituation mit
umfassender Infrastruktur wie öV-
Anbindung, Einkaufsmöglichkeiten
                                              Neu kabellose
oder Schulen zu suchen. In Schaff-              Version!
hausen hat Jeannine Cannata mit
ihrem zum Buschauffeur umgeschulten
Ehemann ein Haus gefunden, wo sie
auch einem neuen, ihr lieb gewordenen
Hobby frönen kann: Töpfern mit einem
eigenen Ton-Ofen. "Das lässt mich
abschalten und alles rundherum           Lassen Sie sich von Ihrer Brille
vergessen", betont sie, ohne zu          Texte vorlesen, das Gesicht Ihres
                                         Gegenübers, Produkte, Banknoten
verschweigen, dass ihre sogenannten      und Farben erkennen!
Tief-Tage auch dies verunmöglichen.
                                         Zeigen Sie ei nfach mit Ihrem
Seit 2016 SBV-Mitglied, möchte           Finger auf gedruckten Text in
Jeannine Cannata ihre Autonomie          Zeitungen, Zeitschriften, Büchern,
künftig weiter stärken, beispielsweise   auf Speisekarten, Beschriftungen
                                         auf Produkten, Bezeichnungen
mit verbandseigenen Computer-            auf Strassenschildern usw.
Kursen. "Ich war immer selbstständig,
                                         OrCam MyEye spricht Ihnen den
auch als zeitweise fast schon allein-    Text über einen kleinen Laut-
erziehende Mutter", erzählt Jeannine     sprecher direkt ins Ohr.
Cannata, um sogleich anzufügen, dass     OrCam MyEye ist ei ne kleine
sie dennoch gelernt habe, Hilfe anzu-    Kamera, die am Bügel einer Brille
nehmen. So ist sie auch bestrebt,        befestigt werden kann.
jeden Tag mit ihrem Restsehvermögen      OrCam MyEye ist neu i n Deutsch,
                                         Französisch, Italienisch und
zu geniessen. Noch kann sie sich         Englisch erhältlich.
dabei auch auf ihren Familienhund –
                                          Testen Sie OrCam MyEye i n Ihrer
ein nicht mehr ganz junger Neufund-       Beratungsstelle, bei Accesstech
länder – verlassen, der ihr unterwegs     oder i n ei ner der Filialen der
buchstäblich nahesteht. Später könnte     Stiftung AccessAbility.
es für Jeannine Cannata ein Blinden-     Informieren Sie sich bei:
führhund sein, dessen Begleitung         Luzern                 041 552 14 52
bestenfalls auch ihr Anliegen stützt,    St. Gallen             071 552 14 52
von sehenden Mitmenschen dereinst        Bern                   031 552 14 52
                                         Neuchâtel              032 552 14 52
mehr Verständnis und weniger Distanz
                                         www.accesstech.ch    info@accesstech.ch
zu erfahren.

                                                                                   7
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Schwerpunkt

Zum Sehen verhelfen
Roland Erne, Redaktor "der Weg"

Augenhornhaut-Transplantationen           sogenannten Augenhornhautbanken
können Sehkraft schenken, doch es         aufbereiteten und den Empfängern
fehlt an genügend Gewebespenden.          einsetzbaren Transplantate.
Dr. Helga Reinshagen, medizinische        Allein in der Schweiz fehlt es jährlich
Leiterin der in der Schweiz führen-       an über 500 Spenderhornhäuten, hält
den Keradonum Stiftung Hornhaut-          Dr. Helga Reinshagen, leitende Ärztin
bank, ist bestrebt, dies zu ändern        der Keradonum Stiftung Hornhautbank
und das Entnahmevolumen zu                (www.keradonum.ch) mit Sitz in Olten,
steigern. Ein Augenschein.                unmissverständlich fest. Den Mangel
                                          an Augenhornhautspenden sieht sie
Unversehrtes Augenlicht ist kostbar,      weniger in der Bereitschaft der Bevöl-
aber keineswegs selbstverständlich:       kerung als im limitierten Entnahme-
Degenerative Krankheiten, Entwick-        volumen begründet. Zum einen
lungsstörungen, oftmals erbliche Stoff-   brauche es mehr qualifiziertes, gezielt
wechselerkrankungen, Infektionen          ausgebildetes Personal für Augen-
oder Verletzungen können zu einer         hornhautentnahmen, zum anderen
Trübung oder Vernarbung der Horn-         soll die Kooperation mit den Spitälern
haut führen, die gewissermassen der       Olten, Solothurn, Liestal, St. Gallen
Windschutzscheibe des Auges ent-          und jüngst Aarau erweitert werden,
spricht. Eine Transplantation ist für     beispielsweise mit dem Spital Langen-
viele Betroffene die einzige Chance,      thal. Anzustreben sei eine schweizweit
der Erblindung zu entgehen. Die Krux:     flächendeckende Zusammenarbeit
Der Bedarf an Gewebespenden liegt         regionaler Spitäler mit Augenhornhaut-
weit höher als die Anzahl der von         banken, neben Keradonum mit weiteren

                                                                  Dr. Helga
                                                                  Reinshagen
                                                                  am PC im
                                                                  Büro und an
                                                                  der sterilen
                                                                  Werkbank im
                                                                  angrenzen-
                                                                  den Labor.
                                                                  Fotos:
                                                                  Roland Erne

8
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Schwerpunkt

Augenhornhautbanken in Bern, Genf,
Lausanne, Luzern und Zürich, so Dr.
Helga Reinshagen.

Elementare Qualitätskontrolle
Die Augenhornhautentnahme ist frag-
los ein komplexer, an diverse Qualitäts-
kontrollen geknüpfter Eingriff. Liegt die
Einwilligung für eine Gewebespende
vor, wird die im Wesentlichen aus den
drei Schichten Epithel, Stroma und
Endothel bestehende Augenhornhaut           Blick in einen Brutschrank im Labor.
mit einem Durchmesser von rund 15           Foto: Roland Erne
Millimetern unter sterilen Bedingungen
in der Grösse eines 10-Rappen-Stücks        Brutschrank bei knapp 35° C (in etwa
entnommen und der Defekt am Auge            die Augentemperatur) aufbewahrten
eines Spenders mit einer stabilen           Augenhornhaut-Transplantate können
Kontaktlinse gedeckt. Anschliessend         bis zu 28 Tagen gelagert werden. Vor
erfolgt von Gesetzes wegen ein Blut-        der Transplantation ist die kultivierte
Test zwecks Analyse auf übertragbare        Hornhaut wiederum zu entquellen,
Krankheiten wie Aids, Hepatitis B/C         damit sie für die Operation verwendet
und Syphilis. Geprüft wird vor allem        und zugeschnitten werden kann.
die Vitalität der Hornhaut, wobei vorab
die Zellen der laut Dr. Helga Reins-        Optimale Konstellationen
hagen "diffizilen und hoch differen-        Vorgängig werden bestimmte Gewebe-
zierten Innenschicht" (Endothel) im         merkmale der Zellen und das eben-
Vordergrund stehen. All dies wird in        falls abgeklärte Abstossungsrisiko in
einer Datenbank dokumentiert.               einer Datenbank erfasst, um geeignete
Im Labor kommt die von Lederhaut            Spender und Empfänger möglichst
umgebene Spenderhornhaut in Zell-           optimal zusammenzubringen. Der
kulturfläschchen mit spezieller Nähr-       Freigabe zur Transplantation schliess-
lösung, die auch vor einer Infektion        lich geht eine letzte Vitalitätskontrolle
durch Bakterien und Pilze schützt –         des Endothels voraus. "Für den Erfolg
flankiert von mikrobiologischen Unter-      einer Augenhornhaut-Transplantation,
suchungen im Kultivierungsprozess.          also für eine Verbesserung des Seh-
An einer Spaltlampe zu eruieren sind        vermögens, müssen Sehnerv und
ferner Narben oder andere Auffällig-        Netzhaut freilich intakt sein, sonst ist
keiten, die eine Transplantation aus-       es müssig zu transplantieren", gibt
schliessen würden. Die danach in einem      Dr. Helga Reinshagen zu bedenken.

                                                                                   9
Der Weg - Schwerpunkt: Sehvermögen - SBV-FSA.ch
Schwerpunkt

Nach ihrer dem Humanmedizin-                gang, der in ihrem "Reich" auch ins
Studium in München folgenden                angrenzende Labor mit zwei Brut-
Weiterbildung an der Augenklinik des        schränken als "Herzstück" und einer
Universitätsklinikums Düsseldorf zur        sterilen Werkbank führt. Mit total 176
Oberärztin und Leiterin der Lions           entnommenen Spenderhornhäuten
Hornhautbank NRW avanciert, ist sie         (Vorjahr: 168) konnte 2017 gemäss
2008 dem Ruf der Pallas Kliniken            Dr. Helga Reinshagen das "bisher
Olten gefolgt, um als Leiterin der          beste Jahr" mit insgesamt 79 Trans-
Hornhautchirurgie auch den Aufbau           plantationen (Vorjahr: 74) registriert
einer Augenhornhautbank voranzu-            werden. "In etwa jede zweite Hornhaut
treiben, die noch im gleichen Jahr als      muss aus Qualitätsgründen verworfen
eigenständige Keradonum Stiftung            werden", erklärt sie dieses Resultat.
Hornhautbank gegründet wurde.
Mittlerweile in eigener augenärztlicher     Transplantat-Engpass minimieren
Praxis in Olten und weiterhin als Beleg-    Die landesweit jährlich 500 bis 600
ärztin der Pallas Kliniken tätig, ist sie   Augenhornhautverpflanzungen wie-
quasi jederzeit für eine Augenhornhaut-     derum sind an Importe aus Europa
entnahme gewappnet: Im engen                und den USA gebunden, wobei die
Lagerraum neben ihrem fast schon            erfahrene Hornhautchirurgin kein Hehl
winzigen Büro liegen jedenfalls Köffer-     daraus macht, dass "kalt konservierte
chen bereit, die alle dafür notwendigen     Gewebespenden" namentlich aus
Utensilien enthalten.                       Übersee qualitativ minderwertig, weil
Die Augenhornhaut sei nicht durch-          anfälliger auf Keime sind.
blutet und verfüge deshalb über eine        Mit der im Januar 2018 abgeschlossenen
entscheidende Toleranz gegenüber            ISO-Zertifizierung der gemeinnützigen,
Fremdgewebe, betont sie beim Rund-          hauptsächlich über Spendengelder

Inserat

     Ich schenke Augenlicht –
     über meinen Tod hinaus
     Damit blinde Menschen wieder sehen dürfen.
                                     Pedro Lenz

                               www.keradonum.ch

10
Schwerpunkt

finanzierten Keradonum Stiftung Horn-      nur für einen Kurzfilm und die dies-
hautbank sieht Dr. Helga Reinshagen        jährige Inserate-Kampagne mitgewirkt,
vor diesem Hintergrund denn auch           sondern auch die Geschichte "E nöie
den "Anspruch auf Swiss Top Quality"       Spänder" geschrieben.
gestärkt. Intensivierte Werbemassnah-      Für das laufende Jahr werden noch-
men sollen überdies den Bekanntheits-      mals mehr Augenhornhautentnahmen
grad der Stiftung und deren Anliegen       als im Vorjahr anvisiert – für Dr. Helga
erhöhen. So hat der in Olten lebende       Reinshagen eine dringliche Zielvor-
Schriftsteller Pedro Lenz, Mitglied des    gabe, um den Transplantat-Engpass
Keradonum-Patronatskomitees, nicht         in der Schweiz weiter zu minimieren.

Bedeutsame Willenserklärung
Wer sich für eine Gewebe- oder Organspende entscheidet, kann seinen Willen
mit einem Spenderausweis dokumentieren und sollte seine Angehörigen da-
rüber informieren. Dies entbindet letztere davon, das Gewicht eines Entscheids
in Unkenntnis einer klar deklarierten Haltung zu tragen, wie Dr. Philippe Eckert,
Leiter Notfallmedizin am Centre Hospitalier Universitaire Vaudois (CHUV),
betont. Als Verantwortlicher des Programme Latin de Don d’Organes (PLDO),
einem der fünf Spendenetzwerke der Schweiz, weist er zudem darauf hin,
dass bisher überdurchschnittlich viele Angehörige (über 50% gegenüber 30%
im europäischen Ausland) eine Organspende ablehnten.
Der leitende CHUV-Chefarzt unterstützt deshalb auch die Position von
Swisstransplant, der nationalen Stiftung für Organspende und Transplantation,
wonach einer Organspende nichts entgegenstehen soll, wenn dieser zu Leb-
zeiten nicht explizit widersprochen wird (Prinzip der Widerspruchsregelung).
Für Dr. Philippe Eckert jedenfalls gilt: "Eine Organtransplantation rettet in der
Regel das Leben, eine Augenhornhaut-Transplantation rettet gleichsam das
soziale Leben."
Für eine Augenhornhautspende ist das Alter bei Todeseintritt unerheblich. Eine
Fehlsichtigkeit ist ebenso wenig ausschlaggebend wie eine vorangegangene
Augenoperation – im Unterschied zu einer gelaserten Augenhornhaut. Bei
Vorliegen einer Willenserklärung wird die Tauglichkeit zur Augenhornhaut-
spende anhand bekannter Vorerkrankungen und gesetzlich geregelter Aus-
schlusskriterien wie Retinoblastom ärztlich geprüft. Die gesetzliche Grundlage
bildet das 2004 in Kraft getretene Bundesgesetz über die Transplantation von
Geweben und Zellen.                                                          rer/hr

                                                                                  11
Schwerpunkt

Erste Therapie bei Retinitis pigmentosa
Stephan Hüsler, Geschäftsleiter Retina Suisse

Mit der sogenannten OkuStim®-              die Hornhaut und transportieren damit
Therapie ist eine erste erfolg-            die für die Stimulation benötigte Elek-
versprechende Behandlungs-                 trizität. Die Stärke der Stimulation wird
methode für Retinitis pigmentosa           für alle Patienten individuell eingestellt,
verfügbar, die in der Schweiz in           auf einen Chip gespeichert und kann
Basel und Lausanne eingesetzt              von den Anwendern am RI OkuStim®-
wird. Zur Anwendung kommt                  Handgerät gestartet werden. Studien
Transkorneale Elektrostimulation.          zeigen, dass 30 Minuten pro Woche
                                           ausreichen, um die maximale Wirkung
Seit vielen Jahren wird an der Univer-     der Therapie zu erhalten.
sitätsaugenklinik Tübingen an der          Der einzige unerwünschte Nebeneffekt
Entwicklung eines Netzhaut-Implan-         zeigt sich auf der Hornhaut. Es ist das
tats geforscht. Dabei entdeckten               "Trockene Auge" und kann mit
die Forschenden, dass dank der                   künstlichen Tränen einfach
elektrischen Stimulation der                     behandelt werden. Die Therapie
Netzhaut neuroprotektive Wachs-                  wird von den behandelnden
tumsfaktoren aktiviert werden.                     Ärzten als sehr sicher beurteilt.
Dadurch kann das Absterben                            Beim Bundesamt für Gesund-
der betroffenen Zellen                                heit (BAG) ist seit 2017 ein
verlangsamt werden.                                    Antrag für die Kostenüber-
Dieser Effekt konnte durch                              nahme durch die Kranken-
mehrere Studien belegt                                   kassen hängig. Bis zum
werden und kann auch im                                   Entscheid des BAG sind
Elektroretinogramm (ERG)                                  für die ersten sechs
gezeigt werden.                                               Monate 1500 Franken
So wird's gemacht: Im                        ®
                              Das RI OkuStim -System          zu bezahlen. Für die
Hôpital Ophtalmique         in der Anwendung. Bild: zVg weitere Nutzung des
Jules-Gonin Lausanne                                          Geräts ist der Rest-
(Kontakt: 021 626 84 67) und an der        kaufpreis von 4500 Franken fällig.
Universitätsaugenklinik Basel (Patienten- Hinzu kommen die Kosten für die
service: 061 265 87 87) passen Augen- RI OkuEl®-Elektroden.
ärzte die sogenannte RI OkuSpex®-
Brille an. In diese Brille werden die      Weitere Auskünfte:
RI OkuEl -Elektroden eingepasst.
          ®
                                           Retina Suisse Zürich, 044 444 10 77
Diese haarfeinen Elektroden berühren Retina Suisse Lausanne, 021 626 86 52

12
Schwerpunkt

Vom Sinn des Sehens
Hervé Richoz, Redaktor "Clin d'œil"

Was wollen wir sehen? Was sehen
wir tatsächlich? Was überhaupt
heisst sehen? Mit dem Dokumentar-
film "La fureur de voir" ("Das Ver-
langen zu sehen") führt der franzö-
sisch-schweizerische Regisseur
Manuel von Stürler sein Publikum
auf eine faszinierende Entdeckungs-
reise, um letztlich den Sinn des
Sehens zu hinterfragen.                  Mit einer über eigene (Familien-)Fotos
                                         gehaltenen Schöpfkelle simuliert
Nach seinem preisgekrönten ersten        Regisseur Manuel von Stürler den
Dokumentarfilm "Hiver nomade"            Verlust des Sehzentrums.
("Winternomaden", 2012) ergründet        Foto: BANDE À PART FILMS
Manuel von Stürler mit derselben
dokumentarischen Kraft diesmal das       zu Gesicht bekommt, selber von einer
Sehen, dessen Bedeutung und Funk-        genetischen Netzhautdegeneration
tion. "Zu Beginn haben die Retina-       (Morbus Stargard) betroffen ist.
Implantate meine Neugier geweckt",
erzählt der 1968 in Lausanne geborene    Das Gleiche sehen?
Regisseur mit langjähriger Erfahrung     Ein zunächst umkreistes Thema in "La
als (Jazz-)Musiker und Komponist         fureur de voir" (2017) ist die vollstän-
auch für Bühnenproduktionen. Schnell     dige Farbenblindheit – erhärtet durch
einmal habe er sich jedoch mit der       rund zwanzig Aussagen. Zudem führt
Unermesslichkeit der visuellen Wahr-     von Stürlers Dokumentarfilm nach
nehmung, des Menschen und des            Ozeanien, auf die Insel Pingelap, wo
Gehirns konfrontiert gesehen, so von     zehn Prozent der Einwohner nur Grau-
Stürler. Bewusst habe er sich denn       schattierungen wahrnehmen. Ihre
auch für eine subjektive Kamera-         ergreifenden Schilderungen werfen
führung entschieden, um die Zuschau-     neue Fragen auf und rufen Spitzen-
enden ins Zentrum zu stellen und so      forscher auf den Plan. So werden
auch jegliches Pathos zu vermeiden,      Frédéric Chavane, Experte für Neuro-
das einer eindrücklichen Dokumenta-      wissenschaften des Sehens in
tion zuwiderläuft. Überdies wird klar,   Marseille, und sein Forschungsteam
dass von Stürler, den man im Film nie    "Inferenz und visuelle Verhaltens-

                                                                              13
Schwerpunkt

weisen" zu den Protagonisten der         und Zukunft, das Fragmente von
Dokumentation, die dem Filmpublikum      Millionen von Bildern unseres Unter-
einen Einblick ins Gehirn verschaffen.   bewusstseins aufwirble, so Chokron.
Mittels Magnetresonanztomographie        Jean Lorenceau, in Paris Leiter von
(MRT) untersuchen sie drei Proban-       Forschungen zur visuellen Wahrneh-
den und bilden die beim Sehen akti-      mung und zur Bewegungsmotorik der
vierten Gehirnregionen ab. Jene von      Augen sowie eines Projekts, welches
Manuel von Stürler sind anders, was      das Schreiben mit den Augen ermögli-
auf spektakuläre Art zeigt, wie gut er   chen soll, wiederum erklärt: "Sehen ist
seine Beeinträchtigung kompensieren      eine kontinuierliche dialektische Vor-
kann. Können wir also sicher sein,       gehensweise zwischen sensorischen
dass alle das Gleiche sehen?             Inputs ausgehend von der Netzhaut
Mit dieser Frage befasst sich auch       und unseren Hypothesen und Progno-
Sylvie Chokron, Pariser Neuropsycho-     sen zum Zustand der Welt, wobei wir
login für Sehen und Wahrnehmung.         uns auf unser Vorwissen, unsere
Ihren Patienten, die zwar gesunde        Erwartungen und Ziele stützen." Bei
Augen haben, aber von einer Gehirn-      einem Test des Wissenschaftlers
fehlfunktion betroffen sind, versucht    schliesslich "hört" Manuel von Stürler
sie das Sehen wieder beizubringen.       beim Betrachten eines Kunstwerks auf
Nicht von ungefähr thematisiert die      seine Augenbewegung. Resultat ist
Expertin auch den immensen unbe-         ein amüsanter Verlauf, der aufzeigt,
wussten und verborgenen Teil des         wie wir alle die Welt auf unsere Weise
Gehirns, der die Sehprozesse steuert.    abtasten.
Mit Hilfe eines Bildes des französi-     Um sich die Welt besser aneignen zu
schen Malers Edgar Degas führt sie       können, werden auch experimentelle
uns buchstäblich vor Augen, dass         Lösungen erprobt. Die Untersuchungen
"Sehen" nicht nur "Sehen gelernt zu      der Gene der Klinik Jules-Gonin in
haben" ist. Für sie ist Sehen auch ein   Lausanne und des IRO-Forschungs-
rasantes, permanentes Hin und Her        instituts für Ophthalmologie in Sitten
zwischen Vergangenheit, Gegenwart        wie auch in Paris durchgeführte

                                         Für Catherine Le Clech ist die
                                         Identifizierung wahrgenommener
                                         Objekte mit ihrem Retina-Implantat
                                         ein anstrengender Lernprozess.
                                         Foto: BANDE À PART FILMS

14
Schwerpunkt

Gentherapien wecken Hoffnungen,
                                            Genfer Pionier mit
werfen zugleich aber verunsichernde
                                            Netzhaut-Implantat
Fragen auf, denn trotz stark fortge-
                                            Gowri Sundaram, Mitglied der SBV-
schrittener Forschung bestehen vor-
                                            Sektion Genf, ist der erste Schweizer
erst primär Therapieversuche. Ob
                                            Test-Patient mit einem Netzhaut-
Betroffene daran teilnehmen möchten,
                                            Implantat "Argus II" (siehe Mitglieder-
ist ihnen selbst überlassen. Catherine
                                            magazin 1/2015) des kalifornischen
Le Clech aus Paris hat sich dafür
                                            Unternehmens Second Sight
entschieden und lernt seit 2013, die
                                            Medical Products mit europäischem
elektrischen Impulse zu interpretieren,
                                            Hauptsitz an der École polytechnique
die ihr Retina-Implantat (siehe Kasten)
                                            fédérale de Lausanne (EPFL).
an ihr Gehirn leitet. Gerührt spricht sie
                                            Annähernd 100 Patienten weltweit
im Film über ihren Beitrag zur For-
                                            wurde schon ein solches Retina-
schung – als "Versuchskaninchen für
                                            Implantat – auch bionisches Auge
ihre Mitmenschen".
                                            genannt – eingesetzt. Bereits früh
                                            hat Gowri Sundaram, Elektroinge-
Der andere Blick
                                            nieur und einst Herausgeber einer
In seiner Dokumentation mit Audio-
                                            Militäraviatik-Zeitschrift, aufgrund
deskription und deutschen Untertiteln
                                            von Retinitis pigmentosa sein Au-
lässt Manuel von Stürler überdies die
                                            genlicht verloren. Vor zehn Jahren
im Teenageralter erblindete Rechts-
                                            wagte er es, sich ein Retina-Implan-
anwältin und Buchautorin Brigitte
                                            tat einsetzen zu lassen. Diesen
Kuthy Salvi zu Wort kommen, deren
                                            harten Weg eingeschlagen zu
Blickwinkel die filmische Reflexion
                                            haben, bereut er nicht. "Meine 2008
abschliessend bereichert. Sie ist es,
                                            verstorbene Gattin weinte, als sie
die das im Filmtitel aufscheinende
                                            erfuhr, dass ich sie in unserem Haus
"Verlangen zu sehen" benennt und die
                                            herumgehen sah", so Gowri Sunda-
grundlegende Frage aufwirft: "Wer
                                            ram. Seither übt er täglich, bewegte
wäre ich heute, oder genauer gesagt,
                                            Umrisse zu sehen, die er inzwischen
wäre ich eine 'Andere', wenn ich das
                                            wahrnehmen kann. Er ist jedoch
Augenlicht nicht verloren hätte?" Mit
                                            nach wie vor auf seinen Blinden-
der Sensibilität ihres anderen Blicks
                                            führhund Qitai angewiesen und
vermag sie uns zudem nahezulegen,
                                            erzählt verschmitzt: "In der griechi-
dass Selbsthilfe an so etwas wie die
                                            schen Lautschrift bedeutet Qitai:
Magie von Begegnungen geknüpft ist.
                                            Ich schaue für dich!"               hr
Denn: "Türen tun sich weiter auf,
                                            
wenn die Menschen zutiefst betroffen
                                            Zugängliche Website: http://www.
sind und gewissermassen ihre
                                            secondsight.com/history-en.html
Geheimfächer öffnen."

                                                                                 15
Schwerpunkt

Den Computer der Retina aktivieren
Roland Erne, Redaktor "der Weg"

Eine Gentherapie soll es möglich           Fotorezeptoren ersetzen können.
machen, Erblindeten ihr Seh-               Optogenetischer Prototyp dieses
vermögen zurückzugeben. Erste              menschlichen, auf Tageslicht reagie-
klinische Tests, voraussichtlich 2020,     renden Proteins ohne Immunantwort
folgen langjährigen Forschungen.           ist ein sogenanntes Kanalrhodopsin
Eine Begegnung mit Dr. Sonja               der Grünalge. Den Transfer des Opto-
Kleinlogel, Optogenetik-Expertin           mGluR6-Gens wiederum ermöglicht
der Universität Bern.                      ein «cleverer Virus», der in die Netz-
                                           hautzellen eingeschleust wird und so
Die Behandlung degenerativer Netz-         gewissermassen als Gen-Taxi zum
hauterkrankungen ist fraglos eine          Einsatz kommt, erklärt Dr. Sonja Klein-
enorme Herausforderung. Dr. Sonja          logel das derart verfeinerte Verfahren
Kleinlogel, Dozentin und Forschungs-       der Optogenetik.
leiterin am Institut für Physiologie der   Was nach Science-Fiction klingt, ist im
Universität Bern, hat sie angenommen.      Berner Labor Realität geworden. Tests
Als Fachspezialistin für Optogenetik       bei mit der ausgeklügelten Viruslösung
widmet sie sich seit 2012 einem viel-      therapierten Mäusen zeigen jedenfalls
versprechenden Therapieansatz, der         die erhoffte Wirkung – bestätigt etwa
darauf abzielt, die Netzhaut wieder        durch Verhaltensexperimente. Zuvor
lichtempfindlich zu machen und damit       blinde Mäuse reagieren im Zuge der
das Sehvermögen bei Erblindung             Gentherapie wieder auf visuelle Reize,
infolge abgestorbener Fotorezeptoren       die sie beispielsweise Plattformen im
wiederherzustellen. Der Optogenetik-       Wasser finden lassen. Tests an
Forschung hat sie sich bereits 2007        Schweinen sollen nun Aufschluss
am renommierten Max-Planck-Institut        über die klinische Verabreichung und
für Biophysik in Frankfurt zugewandt.      Dosierung geben.
                                           Parallel wird die Gentherapie im Sinne
Virus als Gen-Taxi                         einer Bestätigung an humanen Netz-
Konkret: Das Team von Dr. Sonja            hautkulturen, die Organspenden zu
Kleinlogel setzt auf eine Gentherapie,     verdanken sind (siehe Seite 11),
die Netzhautzellen mithilfe eines in die   getestet. Auch diese Untersuchungen
Retina eingebrachten lichtempfindlichen    sind darauf ausgerichtet, die Chancen
Proteins (Opto-mGluR6) in "Ersatz-         der optogenetischen Therapie zu
fotorezeptoren" umwandelt, sodass          erhärten, ehe voraussichtlich 2020
diese die Funktion der abgestorbenen       erste klinische Tests an freiwilligen

16
Schwerpunkt

Patienten folgen sollen.
Anvisiert werden Resul-
tate mit Antworten auf
elementare Fragen: Kann
die Gentherapie Men-
schen mit degenerativen
Netzhauterkrankungen
helfen? Ist sie effektiv
und sicher genug? Was
ist mit Nebenwirkungen?

Die Hürde der Zulassung
Generell ist für Dr. Sonja
Kleinlogel trotzdem klar:
"Noch befindet sich die
Gentherapie als neue
Stossrichtung der Medi-
zin, derzeit vorab zur
Korrektur von defekten
Genen eingesetzt, in der
Pionierphase." Zudem        Dr. Sonja Kleinlogel bei der funktionellen Unter-
sei die Standardisierung suchung einer therapierten Netzhaut. Die Netz-
der Virenpräparate an die hautkultur wird unter das blaue Stimulations-
Zusammenarbeit mit          licht gelegt und dessen elektrische Licht-
zertifizierten Gen-         antworten aufgezeichnet. Foto: Roland Erne
therapie-Plattformen
geknüpft, betont die gebürtige             Netzhaut, sodass die Fotorezeptoren
Bernerin, die im australischen             wieder funktionieren. Dr. Sonja Klein-
Brisbane doktoriert hat.                   logel aber ist an der klinischen Imple-
Fakt überdies ist, dass Swissmedic,        mentierung der optogenetischen
Zulassungs- und Kontrollbehörde für        Gentherapie gelegen, weil diese die
Heilmittel in der Schweiz, bisher noch     ursachenunabhängige Behandlung
keine Gentherapie zugelassen hat.          von Fotorezeptordegenerationen
Dies im Unterschied zu den USA, wo         ermöglicht und im Gegensatz zu einem
eine von Spark Therapeutics in Phila-      nur beschränkt wirksamen Netzhaut-
delphia entwickelte Gentherapie an         Implantat (siehe Seite 15) nichts
der Netzhaut namens "Luxturna" seit        weniger als "den Computer der Retina
Ende 2017 eingesetzt wird – zwecks         aktiviert", um Erblindeten das Augen-
Ersatz eines defekten Gens in der          licht zurückzugeben.

                                                                                17
Verbandsleben

Standpunkt
Heinz Weber, Sektionspräsident Biel/Bienne-Berner Jura

Liebe Leserinnen und Leser
Als Präsident der zweisprachigen SBV-
Sektion Biel/Bienne-Berner Jura stelle
ich mir zusammen mit meinen Vor-
standsmitgliedern oft die Frage, wie
echte Hilfe zur Selbsthilfe aussehen
muss. Ein Beispiel: Mit der Neuorgani-
sation der Beratungsstellen im Kanton                             Heinz Weber.
Bern wurde die Zweigstelle in unserem                             Foto:
Sektionsgebiet geschlossen. Damit                                 Peter Weber
verschwand im November 2017 ein
niederschwelliges Beratungsangebot,         liche Mitarbeitende und grosszügige
das von unseren Mitgliedern sehr            Partner gezählt werden kann. Beratun-
geschätzt und rege in Anspruch ge-          gen durch Fachpersonen anzubieten,
nommen wurde. Die Beratungen finden         war kein Ziel. Das können und dürfen
neu wahlweise in Bern, Delémont oder        wir nicht, wohl aber einen möglichst
Fribourg statt, die Hilfsmittelausstel-     hindernisfreien Zugang zu Hilfsmitteln
lung wurde ersatzlos gestrichen. Hilfs-     ermöglichen: Batterien ersetzen, kleine
mittel konnten so nur noch direkt           Reparaturen ausführen, Bestellungen
bestellt werden. Ein Grossteil unserer      erledigen, eigene Erfahrungen weiter-
betagten Mitglieder hat aber keinen         geben und den persönlichen Kontakt
Zugang zu Computer und Smartphone.          pflegen – all dies sollte zu unserem
Genau hier wird die Frage, was Hilfe        Angebot gehören. Geboren war die
zur Selbsthilfe sein soll, zu einer Grat-   Idee der Eröffnung einer "Chez Louis"
wanderung – die Mitglieder unterstüt-       genannten Hilfsmittel-Boutique (siehe
zen und fördern, die sich autonom           Seite 29), die dank viel Engagement
organisieren können, aber auch die          und Freude an der Sache innerhalb
nicht vergessen, die mehr respektive        kürzester Zeit Realität wurde.
individuellere Hilfe benötigen.             Es ist das erste Mal, dass eine SBV-
Eine Sektion einer Selbsthilfeorgani-       Sektion selbstständig eine Verkaufs-
sation kann da nicht tatenlos bleiben!      stelle für Hilfsmittel eröffnet und be-
Der Vorstand hat deshalb beschlossen,       treibt. Ob diese Vision der Selbsthilfe
den Verlust der Hilfsmittelausstellung      eine Zukunft hat, wird sich zeigen.
auszugleichen; dies im Bewusstsein,         Wenn wir es aber nicht versuchen,
dass ausschliesslich auf ehrenamt-          werden wir es nie wissen!

18
Inserate

Mezzo Vario
Das transportable Kompaktlesesystem

        Drei verschiedene
         Monitorgrössen
                           22“
                         19“
                      16“
                                       Zusammenklappen
                                        und mitnehmen

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Verbandsleben

Gestärktes Bewusstsein fürs Mögliche
Roland Erne, Redaktor "der Weg"

Mit Präsident Bruno Seewer und          dung einer Selbsthilfeorganisation –
einem kostenbewussten Vorstands-        in Analogie zum SBV – zu vertrauen.
kollegium ist die Sektion Berner        Wie auch immer: Anschliessend ver-
Oberland weiterhin gut aufgestellt:     stand es Bruno Seewer in Anwesen-
Angesagt ist ein Kurs der Ausgaben-     heit seines Vorgängers Dieter Leute
minimierung ohne Grounding im           bestens, unaufgeregt durch die GV zu
Dienstleistungsangebot, das künf-       führen und dabei das Wort wiederholt
tig vermehrt auch auf eine nach-        auch seinem Vorstandskollegium zu
rückende Mitgliedergeneration           überlassen – für 15 Traktanden, denen
auszurichten ist.                       fast ausnahmslos einstimmige Be-
                                        schlüsse der anwesenden Mitglieder
Beschwingtes Intro zur ersten von       folgten. Zu verzeichnen waren unter
Bruno Seewer geleiteten General-        anderem ein relativ konstanter
versammlung (GV) der Sektion Berner     Bestand von rund 150 Sektionsmit-
Oberland im Hotel Freienhof in Thun:    gliedern, ein gegenüber dem Budget
Hans von Bergen, mit einer gewitzten    um zwei Drittel verringerter Verlust von
Pendlergeschichte und Klarinetten-      3'360 Franken in der Jahresrechnung
köfferchen im Handgepäck zugegen,       und ein Vermögensstand von knapp
wusste von einer für "Zu(g)hörer" ge-   80'000 Franken per Ende 2017.
räuschintensiven Bahnfahrt eines von
anhaltendem Schluckauf geplagten        Strukturelles Defizit eliminieren
Mitreisenden zu erzählen. Für den mit   Die Sparanstrengungen etwa mit er-
der Sektion verbundenen Gastkomiker     satzlos gestrichenen Vorstandssitzun-
Grund genug, dem Vorsatz zur Grün-      gen sollen weiterverfolgt werden, ohne

                                                      Präsident Bruno
                                                      Seewer führte erstmals
                                                      durch die ordentliche
                                                      Generalversammlung
                                                      der Sektion Berner
                                                      Oberland.
                                                      Fotos: Roland Erne

20
Verbandsleben

an beliebten Konstanten im Veranstal-   Esther Garo und Franziska Roggli
tungsangebot wie Ausflügen oder         (Interessenvertretung Kanton Bern).
einem Lotto-Termin zu kratzen. Sek-     Letztere vermochte bereits kurz nach
tionspräsident Bruno Seewer ist denn    ihrem Amtsantritt zu Jahresbeginn
auch daran gelegen, die Last eines      über erste Projekte (Busbahnhöfe
strukturellen Defizits baldmöglichst    Interlaken-West und Spiez) zu orien-
abschütteln zu können, insbesondere     tieren, derweil Sektionspräsident
mit der Einführung von an dieser GV     Bruno Seewer seine Mitglieder nur
weitgehend unbestrittenen Passiv-       dazu ermuntern konnte, leidige
Mitgliedschaften verschiedener Kate-    Stolperfallen und andere Defizite auf
gorien. Neben Ehrungen langjähriger     öffentlichem Grund ohne Verzug zu
Sektionsmitglieder blieb zudem Raum     melden. Fazit: Die Sektion Berner
für Informationen aus erster Hand von   Oberland dürfte für die nahe Zukunft
geladenen Gästen wie Adeline Clerc      gut gerüstet zu sein, zumal wenn es
(Verbandsvorstand), Angela Bollinger    gelingt, vermehrt auch jüngere Blinde
(Das B, vormals Beratungs- und Re-      und Sehbehinderte aus der Region
habilitationsstelle Bern BRSB), sowie   anzusprechen.

Sektion Genf: Es läuft rund
Seine erste General-
versammlung als neuer
Sektionspräsident war für
Laurent Castioni (im Bild
mit Mikrophon) ein Heim-
spiel: Mit dem letzten
Jahr sichtlich zufrieden,
führten er und sein Vor-
                                                                                Foto: Bernard Fracheboud

standsteam denn auch
wohlwollend durch die
Traktandenliste. Die
Mitglieder der Genfer
SBV-Sektion haben in
der Tat allen Grund zur
Freude, werden ihnen doch zahlreiche    Remo Kuonen und Marja Kämpfer,
Dienstleistungen zwischen Kultur,       Leiterin des Direktionssekretariats und
Sport und Geselligkeit geboten. Davon   stellvertretende Generalsekretärin, als
konnten sich auch SBV-Präsident         geladene Gäste überzeugen.          hr

                                                                             21
Verbandsleben

Veranstaltungen                         VoiceNet: Rubrik 1 3 1 1

Sektion Aargau-Solothurn                Sektion Berner Oberland
20.06.	Jass-Tag in der "Residenz       03.07.	Kreativgruppe Thun, 13.30 Uhr
        Bornblick" Olten, ab 10 Uhr.    12.07.	Freizeitgruppe, "Krone" Spiez,
        Kontakt: Peter Müller,                   14 Uhr
        062 216 14 37                   27.07.	Freitagstreff Thun, 13.30 Uhr
19.08.	Jahresreise, Anmeldung bis      07.08.	Gruppe Sinnesgeniesser
        5. August: Verena Müller,                Meiringen, Sommergenuss:
        062 721 51 67                            Zvieri-Wurst grillieren und
                                                 lustige Spiele. Treffpunkt Bahn-
Fitness-Nachmittag (Pilates):                    hof Meiringen, Anmeldung:
Klubschule Migros Aarau, jeweils                 Silvia Maurer, 033 971 30 77
montags, 15 Uhr. Anmeldung/Info:
SBV Bern, 031 390 88 37.                Weitere Daten: Kreativgruppe Thun,
Kreativ-Nachmittag: Klubschule          Reformiertes Kirchgemeindehaus,
Migros Aarau, jeden Mittwoch, 13.30     Frutigenstr. 22, 3600 Thun, 13.30 bis
Uhr. Kontakt: Margrit Zimmermann,       16.30 Uhr: 14.08., 28.08., 11.09.
044 940 63 79.                          Kreativgruppe B, Reformiertes Kirch-
Kaffeetreff: "Aarauerstube" Aarau,      gemeindehaus Thun, 13.30 bis 16.30
jeden zweiten Dienstag im Monat,        Uhr: 21.08., 04.09., 18.09.
14 Uhr. Kontakt: Verena Müller,         Kreativgruppe Spiez, Evang. Gemein-
062 721 51 67.                          schaftswerk, Kornmattgasse 8, 3700
Kaffeetreff: Olten und Umgebung,        Spiez, 13.30 bis 16.30 Uhr: 08.08.,
einmal im Monat. Kontakt: Claudia       22.08., 05.09., 19.09.
Graf, 062 212 77 20.                    Freitagstreff Thun, Bahnhofbuffet
                                        Thun, ab 13.30 Uhr: 24.08.
VoiceNet: Rubrik 1 2 2                  Freizeitgruppe, "Krone" Spiez,
                                        ab 14 Uhr: 13.09.
Sektion Bern
14.07.	Theater in Signau:              VoiceNet: Rubrik 1 3 1 2
        "Die schwarze Spinne"
                                        Sektion Biel-Berner Jura
Stammtisch: 29.06., 27.07., 31.08. im   08.08.	"Höck plus": Führung durch die
Restaurant "Egghölzli" Bern, jeweils             Bieler Altstadt
18 Uhr. Jolanda Gehri, 079 339 79 89    18.08.	Ausserordentliche GV im Café-
                                                 Restaurant Stiftung Battenberg
Anmeldungen: sektion.be@sbv-fsa.ch      15./	Sektionsreise "2 Tage in
oder 076 500 63 21 (19 bis 20 Uhr)      16.09.	Strassburg"

22
Verbandsleben

Höck: Café-Restaurant Stiftung Batten-     16.06.	Ausstellungsführung "Hodler"
berg, jeden zweiten Mittwoch im Mo-                 im Musée Rath
nat, 14 bis 16 Uhr (ohne Anmeldung).
                                           Seniorenclub, Salle de Champel:
Anmeldungen und Auskunft:                  22.06.
Esther Weber, 032 331 25 13,
weberesther@gmx.ch                         VoiceNet: Rubrik 1 4 1

VoiceNet: Rubrik 1 3 1 3                   Sektion Graubünden
                                           27.06.	"anderssehen"-Treff: Spazier-
Sektion Freiburg                                    gang Landquart/Malans,
23.06.	Jahresausflug zum Rheinfall                mit Besuch "Besenbeiz"
         bei Schaffhausen, Kontakt:        29.08.	"anderssehen"-Treff: Schifffahrt
         Kadda Djalti, 079 466 69 39                Walensee, mit Spaziergang
10.07.	Pizza-Party in Cheyres,                    nach Quinten
         Kontakt: Andrea Zullo             15.09.	Sektionswanderung Bündner
12.–	Aktivferien in Landschlacht,                 Oberland (Surselva)
18.08.	Kontakt: Helga Gruber,
         026 475 48 45                     Kontakt und Informationen: Monika
21.08.	Besuch Botanischer Garten         Koch, 079 774 81 90, sektion.gr@sbv-
         Freiburg, Kontakt: Andrea Zullo   fsa.ch. Anmeldungen: 078 704 72 24
15.09.	Picknick in Sugiez, Kontakt:      oder kontakt@anderssehen.ch
         Andrea Zullo
                                           VoiceNet: Rubriken 1 5 1 1 und 1 5 1 2
Kontaktgruppen:                            www.sbv-fsa.ch/sektion_graubuenden
Düdingen: Nelly Falk, 026 493 14 19
Freiburg: Andrea Zullo, 079 554 07 16      Sektion Jura
Romont: Christian Huguenot,                01.07.	Wanderung
026 477 30 55                              28.07.	Spielerische iPhone-Navigation
Murten: Beatrice Imoberdorf,               19.08.	Picknick
026 670 85 85
                                           VoiceNet, Rubrik 1 5 1
Aktuelle Informationen auf VoiceNet,
Rubrik 1 4 1 2, und auf http://freiburg.   Sektion Neuenburg
sektion.www.sbv-fsa.ch/de                  16.06.	Wanderung "les Chemins
                                                    Chouettes", Val-de-Ruz
Sektion Genf                               02.09.	Jahresausflug nach Ste-Croix
15./	"Don Giovanni", Opéra des                    und Auberson mit Besuch der
17.06.	Nations                                    Museen CIMA und Baud

                                                                                   23
Verbandsleben

VoiceNet: Rubrik 1 6 1                   21.07.	Kleine Rundfahrt mit
                                                  "la Vaudoise"
Sektion Nordwestschweiz                  11.08.	Thunerseespiele:
16.06.	Wanderung mit Ivana Campedel,            Musical "Mamma Mia!"
         032 385 22 18 oder ivana.       20.08.	Wanderung
         campedel@sbv-fsa.ch             03.09.	Familienfest in Ouchy
07.07.	Selzach-Plausch mit Salome
         und Werner Emch,                VoiceNet: Rubrik 1 8 1
         061 225 56 12 oder
         sawe.emch@bluewin.ch            Sektion Wallis
25.08.	Wanderung mit Ruth und Otto     24.06.	Picknick in Ardon
         Meister, 061 421 78 69 oder     10.08.	Lotto in Dorénaz
         ruot.meister@bluewin.ch         10.09.	Thermalbad Lavey-les-Bains
08.09.	Sektionsausflug                 13.–	Theaterstück in Martigny mit
                                         15.09.	"eSight"-Brillen für
Kontaktgruppe: jeweils am dritten                 Sehbehinderte
Mittwoch des Monats im Blindenheim
Basel, 15 bis 17 Uhr. Stammtisch:        VoiceNet: Rubrik 1 7 1,
jeweils am ersten Freitag des Monats     www.fsa-valais.ch
im "Klybeck Casino" Basel, ab 18.30
Uhr                                      Sektion Zentralschweiz
                                         20.06.	Spaziergang mit Förster
VoiceNet: Rubrik 1 6 1 oder                       Michiel in Rothenburg
061 303 30 46                            29.08.	Spaziergang

Sektion Ostschweiz                       Stammtisch: 03.07., 11.09. (Sommer-
24.06.	Wanderung "Chubelwald"          pause im August) im Restaurant
12.08.	Wanderung "Bendel"              Bahnhof Emmenbrücke, ab 17.30 Uhr.
02.09.	Wanderung "Staad – Heiden"      Kontakt Sektion: Manuela Bachmann,
                                         079 873 23 92 oder
Wanderungen: jeweils ohne                sbv.zentralschweiz@gmail.com
Anmeldung, weitere Informationen
14 Tage vorher auf VoiceNet.             Voicenet: Rubrik 1 8 1

VoiceNet: Rubrik 1 7 1 2                 Sektion Zürich-Schaffhausen
                                         23.06.	Wandergruppe: Grafenort –
Sektion Waadt                                     Buochs (Romy's Seebeizli)
02.07.	Montagswanderung                26.06.	Kontaktgruppe Zürich Enge
         "Île Saint-Pierre"              28.07.	Samstags-Lunch im "Adria"

24
Inserat

         Uster, 10.30 Uhr
29.07.	Wandergruppe: Industrie-          sti ftu ng Access Ab i l i ty
         lehrpfad Bauma – Hinterburg                            gemeinnützige stiftung für
         – Bäretswil – Kempten                                  sehbehinderte und blinde
25.08.	Samstags-Lunch im "Adria"
         Uster, 10.30 Uhr                 Sie stehen als Betroffene, als
                                          Betroffener für uns im Zentrum .
Anmeldung für Samstags-Lunch:             Wir sind Ihre herstellerunabhängige
Urs Lüscher, 044 940 93 10 oder           Beratungsstelle für EDV- und elek-
sektion.zh@sbv-fsa.ch; Kontaktgruppe      tronische Hilfsmittel!
Zürich-Enge jeweils letzter Dienstag      AccessAbility      wurde     von   der
im Monat, Kirchgemeindehaus Enge.         Accesstech AG gegründet, um die
Anmeldung Wandergruppe: Urs und           Situation von Betroffenen in Hinblick
Iris Riediker, 044 321 78 86              auf die Technologienutzung und
                                          gesellschaftliche Teilhabe weiter zu
Aktuelle Informationen auf VoiceNet,      verbessern. Das Team von 19
Rubrik 1 9 1 2, und auf                   erfahrenen Mitarbeitern unterstützt
https://www.sbv-fsa.ch/sektionen/         Sie tatkräftig im Bereich der EDV- und
zuerich-schaffhausen                      elektronischen Hilfsmitteln. Nebst den
                                          Niederlassungen      in   Luzern,   St.
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                                          auch die 2016 eröffnete Filiale an der
Inserat                                   Könizstrasse 23 in Bern unsere Dienst-
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                                                                                         25
SBV-Intern

Taktiles Bundeshaus-Modell
als "Inspiration zur Integration"
Roland Erne, Redaktor "der Weg"

Als Geschenk an die Eidgenossen-        ziert von den Lions aus Anlass ihres
schaft hat Bundesrat Ueli Maurer        100-Jahr-Jubiläums. Die auf der sanier-
am 30. April 2018 den vom SBV mit       ten Bundesterrasse, im Volksmund
den Lions Schweiz-Liechtenstein         "Känzeli" genannt, auf einem Sockel
initiierten Bronzeguss des Bundes-      platzierte Bronzeskulptur ist 2,6 Meter
hauses entgegengenommen. Auf            lang, 92 Zentimeter breit und 67 Zenti-
der neu gestalteten Bundesterrasse      meter hoch. Entsprechendes Vorbild
symbolisiert das haptische Bundes-      war für Markus Enzler, mit Peter
haus-Modell nichts weniger als den      Molinari seitens der Lions gewisser-
unbedingten Willen der von einer        massen geistiger Vater des Bundes-
Sehbeeinträchtigung Betroffenen         haus-Modells, ein beeindruckender
nach Teilhabe und Mitsprache am         Bronzeguss der Burg Wawel über
politischen Prozess.                    Krakau. Kein Wunder, denkt er an
                                        weitere tastbare Modelle in der Schweiz
Das Bundeshaus zum Anfassen: Auch       und in Liechtenstein. Infrage kommen
Blinde und Sehbehinderte können nun     Schlösser, Kirchen oder Stadtreliefs.
die langgestreckten Flügel, die Rund-   Nach Grussworten von SBV-Präsident
bögen und die in der Mitte aufragende   Remo Kuonen und Lions-Council-
Kuppel über dem dreiteiligen Parla-     Chairperson Ursina Boulgaris sprach
mentsgebäude erleben. Möglich macht     Bundesrat Ueli Maurer anlässlich der
dies ein taktiles Bundeshaus-Modell     feierlichen Übergabe einleitend von
als originalgetreue Nachbildung im      einem "typisch schweizerischen
Massstab 1:130, hauptsächlich finan-    Gemeinschaftswerk auf Bundes-

Impressionen zur Einweihung und Übergabe der Bundeshaus-Bronzeskulptur
mit Bundesrat Ueli Maurer. Fotos: Markus A. Jegerlehner, Roland Erne

26
SBV-Intern

boden", ehe er der Hoffnung Ausdruck        Den Bronzeguss mit Dunkelbrille sel-
gab, dass das Bundeshaus-Modell             ber ertastend (siehe Titelseite), zeigte
nach der offiziellen Einweihung "als        sich Bundesrat Maurer jedenfalls auch
Tüpfelchen auf dem i" der selbst-           als Magistrat mit Gespür, sich gleich-
verständlichen "Inspiration zur Inte-       sam blind im weitläufigen Parlaments-
gration" dienen möge. Gesagt, getan:        gebäude zurechtzufinden.

Regionale Interessenvertretung als Stärke
Roland Erne, Redaktor "der Weg", und Daniela Moser, Mitarbeiterin Interessenvertretung

Die erstrebenswerte Stärkung der            einzelnen Sektionen regelt. Derweil
Interessenvertretung in den Regio-          sich die Sektionen so mit eigenständig
nen sichert ein Leistungsvertrag,           rekrutierten Mitarbeitenden zu be-
den die Sektionen mit dem SBV               stimmten Leistungen wie Interessen-
abschliessen können. Davon profi-           vertretung oder Sensibilisierung
tieren inzwischen sechs Sektionen,          verpflichten, übernimmt der Verband
deren auf dieser Basis verpflichtete        einen vertraglich vereinbarten Betrag
Mitarbeitende Anfang März zu                der anfallenden Kosten – eine Win-
einem ersten Austauschtreffen               Win-Strategie.
zusammengekommen sind.                      Im Gefolge eines Pilot-Leistungs-
                                            vertrags des SBV mit der Sektion
Zu den elementarsten Anliegen von           Zürich-Schaffhausen haben mit Bern,
blinden und sehbehinderten Menschen         Berner Oberland, Biel-Berner Jura,
gehört ein möglichst barrierefreier         Graubünden und Nordwestschweiz
Alltag. An Hindernissen und Hürden          weitere fünf Sektionen den Vorteil und
fehlt es indes weiterhin nicht. Umso        Nutzen dieser Vereinbarung erkannt.
dringender und wichtiger ist auch das       Deren Mitarbeitende der regionalen
Engagement einer professionellen            Interessenvertretungen trafen sich am
regionalen Interessenvertretung. Denn:      8. März 2018 zum ersten Austausch-
Die Stärke der SBV-Sektionen ist ihre       treffen dieser Art. Die Initiative der
regionale Verankerung und Vernet-           Abteilung Interessenvertretung hat
zung sowie ihre genauen Kenntnisse          sich gelohnt: "Ich habe den Austausch
auf lokaler Ebene. Dieser Erkenntnis        unter den Interessenvertreterinnen und
folgt die Etablierung eines Leistungs-      -vertretern sehr geschätzt. Das Treffen
vertrags, der die konsequente Zusam-        war lehrreich und motivierend. Eine Fort-
menarbeit zwischen Verband und              setzung ist wünschenswert", wie

                                                                                   27
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