Dossier zur Woche der Religionen - mit Pfarreienteil Baden-Wettingen - kasimir meyer.
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33. Jahrgang | Nr. 43/44 | 14. Oktober 2018 Woche der Religionen (3. – 11. November 2018) Dossier zur Woche der Religionen mit Pfarreienteil Baden-Wettingen DER EWIGE ZÜNDSTOFF/ Pfarrerin, Priesterin, Vorbeterin: Die Rolle der Frauen in den Religionen gibt bis heute zu reden. Sind Frauen und Männer in den Religionen zwei Frauen als reformierte Pfarrerinnen INTERRELIGIÖSES FRAUENGEBET gleichberechtigt? Wie sind die Rollenvertei- ordiniert wurden. Damals waren sie den Die Dis kussion über die Frauenordination lungen und welche geschlechtergerechten Männern noch nicht gleichgestellt: Sie muss- läuft auf Hochtouren und die Redaktion die- Strukturen gibt es? Wie sieht es aus im ten sich «Pfarrhelferinnen» nennen und be- ses Dossiers, die sich aus Vertreterinnen und Christentum: Wird es irgendwann in der rö- kamen weniger Lohn. Auch wenn bis heute Vertretern von fünf Religionen zusammen- misch-katholischen Kirche auch Priesterin- nicht in allen Religionen Frauen kultische setzt, lädt ein zum «Interreligiösen Frauen- nen geben? Wie erleben Musliminnen und Handlungen offiziell ausüben dürfen, ist gebet», das am 8. November in Bern und am Jüdinnen die Gleichberechtigung in ihrer doch einiges möglich. Wussten Sie zum 22. November in Zürich stattfindet. Lassen Religion? Im Westen ist die Mehrzahl der Beispiel, dass man im Islam in regionalen Sie sich eine Stunde lang überraschen von praktizierenden Buddhisten weiblich, welt- Kontexten schon seit Längerem weibliche Gebeten, Liedern und Kurzpredigten aus weit dominieren aber männliche buddhisti- Imame kennt? Oder dass es im Judentum sechs verschiedenen religiösen Kulturen. sche Lehrende und Würdenträger. Wie steht progressive Gemeinden gibt, welche Rab- In dieser Zeitung bringen wir Porträts der es um die Gleichberechtigung von Frauen binerinnen zulassen. Und wenn man in der Frauen, die das Frauengebet gestalten, Hin- und Männern im Hinduismus? Geschichte zurückblickt, findet man in jeder tergründe und Standpunkte zur Frauenordi- Religion Vorkämpferinnen: Mutige Frauen, nation in unterschiedlichen Religionen und MUTIGE VORKÄMPFERINNEN die einen Weg fanden, bei Gottesdiensten Konfessionen, Informationen und Meinun- Das Thema Frauen und Religion birgt viel dabei zu sein und ihre Gemeinde mitzuge- gen zu offenen Fragen. Wir wünschen eine Zündstoff. Das ist deutlich spürbar, auch stalten. Einige davon lernen Sie in dieser anregende Lektüre! hundert Jahre nachdem in Zürich die ersten Zeitung kennen. KATHARINA KILCHENMANN, NICOLA MOHLER
2 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Interreligiöses Frauengebet VERANSTALTUNG/ Sechs Frauen verschiedener Religion feiern im November gemeinsam einen Gottesdienst – die einen mit, die anderen ohne offiziellen Priestersegen. Dieses Dossier stellt die Frauen vor, die sich dafür engagieren, dass die Vorarbeit von Ahninnen, die sich schon in früheren Zeiten für das Anliegen der Frauen eingesetzt haben, weitergeführt wird. Denise Alvarez- Béatrice Menzi Susanne Andrea Braunschweig Birke Die Bernerin wuchs in einem traditionellen Béatrice Menzi arbeitet als Sekretärin für den Die römisch-katholische Theologin wuchs jüdischen Haus auf, wurde Primarlehrerin, Aargauer Interreligiösen Arbeitskreis. Die ge- in Deutschland auf. In ihrer Familie spielten Schauspielerin und später Feldenkrais-The- bürtige Katholikin lernte auf einer Auslands- die Kirche und der christliche Glaube keine rapeutin. In der Jüdischen Gemeinde Bern reise die Baha’i-Gemeinschaft kennen und Rolle. Für sie persönlich allerdings schon. war sie als Vorstandsmitglied und als Reli- entschloss sich, dieser beizutreten. Die Baha’i Heute ist Birke bei Bildung und Propstei gionslehrerin tätig. Heute führt sie Interes- berufen sich auf die Lehren Bahá’u’lláhs, der der Römisch-Katholischen Kirche im Aargau sierte durch die Berner Synagoge. Die Jüdin die Religion ins Leben rief. tätig und leitet den Arbeitskreis Regenbogen- gehört zu den Mitinitiantinnen des jüdischen In Bahiyyih Khanum, der ältesten Tochter pastoral. Sie führt Segensfeiern von gleichge- Frauengottesdienstes und zu den Vorbe- Bahá’u’lláhs, sieht Menzi ein Vorbild: «Ihre schlechtlichen Paaren durch. terinnen im Minchagebet, dem Gebet am Geschichte hilft mir, den unerschütterlichen Eine besondere Beziehung hat Birke zur Samstagnachmittag. Glauben an das Gute, die Baha’i-Vision einer Heiligen Brigid von Kildare. Die Tochter In der Prophetin Miriam, der Schwester geeinten Welt, praktisch umzusetzen.» Die in einer Sklavin und eines Adligen, die einst Moses’ und Aarons, hat Alvarez eine Ahnin Persien 1846 geborene Bahiyyih Khanum er- zusammen mit ihrer Mutter verkauft, später gefunden, die ihr viel bedeutet «Miriam war lebte turbulente Zeiten in der Geschichte der dann freigelassen wurde, gründete in Kildare bereits als Kind mutig: Sie rettete ihren Bru- Baha’i-Gemeinschaft. «Ihr unerschütterlicher das erste irische Nonnenkloster. Die spätere der Moses und führte ihn zu seiner Mutter Glaube und deren Taten geben mir Mut im Äbtissin eines Doppelklosters steht für Frie- zurück.» Beim Auszug aus Ägypten führte Alltag. Sie hatte einen starken Glauben und densarbeit, soziales Engagement und für die Miriam nach der Durchquerung des Schilf- half stets anderen Menschen», sagt Menzi. Bewahrung der Schöpfung. «Gemäss einer meers den Freudentanz und den Gesang «Bahiyyih Khanum scheute sich nicht vor Quelle, sorgte der Heilige Geist dafür, dass der Frauen an. Ihr ganzes Leben lang floss scheinbar unlösbaren schwierigen Aufgaben. bei der Weihe von Brigid von Kildare ‹verse- an Miriams Seite eine Wasserquelle, die mit Ihren heldenhaften Mut, gepaart mit vorbildli- hentlich› das Formular für die Bischofsweihe ihrem Tod versiegt. «Wir können Miriam chen Charaktereigenschaften, setzte sie ganz verwendet wurde», sagt Birke. «Damit war der erinnernd in unserem Innern erahnen», sagt in den Dienst ihrer Religion.» Weg für sie frei.» Alvarez-Braunschweig.
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 3 Jasmina El Sonbati Vasanthamala Melanie Handschuh Jeyakumar Die Tochter eines ägyptischen Vaters und Die gebürtige Tamilin ist geweihte Hindu- Erst studierte Melanie Handschuh römisch-katho einer österreichischen Mutter verbrachte ihre Priesterin in der reformierten Hindugemein- lische Theologie in Tübingen und in Dublin. Weil Kindheit in Kairo. In Basel und Wien studier- schaft Saivanerikoodam (die Schule nach der sie sich jedoch als Frau in den Hierarchien der rö- te sie Romanistik. Heute unterrichtet sie an Regel der Hauptgottheit Shiva) im Haus der misch-katholischen Kirche ungleich behandelt fühl- einem Basler Gymnasium. Die Autorin des Religionen in Bern. Dort arbeitet sie auch im te, konvertierte sie zur christkatholischen Kirche. In Buches «Gehört der Islam zur Schweiz?» en- Restaurant und ist Stellvertreterin des Restau- Bern machte sie daraufhin ein Ergänzungsstudium gagiert sich für einen liberalen Islam und ini- rantleiters. Bereits als Kind war sie fasziniert in christkatholischer Theologie. 2012 wurde Hand- tiierte den Verein «Offene Moschee Schweiz». vom Tempel und den Gottheiten. schuh zur Priesterin geweiht. Heute arbeitet sie als In diesem Rahmen leitet die Muslimin auch In der Frauenfigur Auwaiyar sieht Jeya Pfarrerin in der Christkatholischen Kirchgemeinde muslimische Gebete. kumar eine Vorreiterin für die Gleichberechti- Zürich und im ökumenischen Pfarrteam am Flug- In der Königin von Saba sieht El Sonbati gung der Frauen im Priesteramt. Der Legende hafen Zürich. eine Frau, die eine politische Funktion ein- nach vollzog die vom Schicksal gebeutelte Für Handschuh spielt die Christkatholikin Anny nimmt: Dank ihres Verhandlungsgeschicks Auwaiyar im Tempel kultische Handlungen Peter (1882–1956) eine wichtige Rolle: «Sie hat gegenüber König Salomon wird ein Krieg wie das Knüpfen von Blumen-Girlanden für sich mit ganzem Herzen und all ihrer Kraft für das verhindert. «Die Königin von Saba wird nicht die Gottheiten. Sie widmete ihr Leben Gott kirchliche Frauenwahlrecht und die Bildung und nur als gehorsame, gottgefällige und tugend- und konnte durch ihre Gebete ihren Bruder Weiterbildung von Frauen in Kirche und Gesell- hafte Frau dargestellt, sondern als eine Frau, vor Krankheit schützen und ihn davor be- schaft eingesetzt.» die Macht hat und diese für den Frieden ein- wahren, vom Glauben abzufallen. «In dieser setzt», sagt El Sonbati. «Die Königin von Saba Figur finde ich etliches von meiner eigenen sehe ich als Gegenkonzept zum männlichen Geschichte, deshalb ist sie mir so wichtig.» Herrscher.»
4 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Wie haben sie es mit den Frauen? FAKTEN Jede Religion kennt verschiedene Strömungen, die je nach kulturellem Umfeld anders gelebt werden. Die Frage, ob Frauen kultische Handlungen ausführen dürfen, wird kontrovers diskutiert. Ein kurzer, aber nicht abschliessender Überblick. Buddhismus Christentum Islam Im Buddhismus wird im Prinzip kein Un- In regionalen Kontexten wie etwa in China, terschied zwischen den Geschlechtern ge- CHRISTKATHOLISCHE KONFESSION: In der Südostasien, Marokko und Dänemark gibt macht. Dennoch zeigen sich in dieser Reli- Christkatholischen Kirche der Schweiz ste- es schon seit Längerem weibliche Imame, gion patriarchale Züge. Zwar können sowohl hen Frauen heute alle geistlichen Ämter die aber meist nur das Gebet von Frauen lei- Männer als auch Frauen die «volle Befreiung offen: Diakonat (Diakonin), Presbyterat ten. Zwei der klassischen vier sunnitischen verwirklichen» und geistliche Funktionen (Priesterin) und Episkopat (Bischöfin). Eine Rechtsschulen haben weibliche Imame für ausüben, aber Tatsache ist: Es gibt deutlich christkatholische respektive altkatholische das Gebet von Frauen akzeptiert. Umstritten mehr männliche Meister als weibliche. Bischöfin gibt es bis heute aber weltweit ist schon seit Jahrhunderten die Frage, ob noch keine. Frauen auch das gemeinschaftliche Gebet von Frauen und Männern leiten dürfen. Die RÖMISCH-KATHOLISCHE KONFESSION: Im Mehrheit der praktizierenden orthodoxen katholischen Gesetzbuch CIC lautet der Muslime lehnt dies ab. Aber es ist zu berück- Paragraf 1024: «Die heilige Weihe (zum sichtigen, dass es diesbezüglich sehr unter- Judentum Priester) empfängt gültig nur ein getaufter Mann.» Begründung: Jesus habe nur Män- ner als Apostel berufen. Papst Franziskus schiedliche Positionen und Argumente gibt. Im orthodoxen Judentum dürfen Frauen formulierte klar, dass eine Zulassung der während des Gottesdienstes keine kulti- schen Handlungen ausführen. Da sich die traditionellen jüdischen Gemeinden in der Frauen für die Priesterweihe nicht möglich sei. Die Frage wird trotzdem in der Kirche heftig diskutiert. Hinduismus Schweiz an der orthodoxen Ausrichtung Unter orthodoxen Hindus sind Frauen als orientieren, kennen auch sie keine Frauen EVANGELISCH-REFORMIERTE KONFESSION: Tempel-Priesterinnen nicht erlaubt, da den als Rabbiner. In den liberalen jüdischen Ge- In der evangelisch-reformierten Kirche sind Frauen der Status der Unreinheit zugeschrie- meinden in Zürich und Genf sind Rabbiner- Frauen als Pfarrerinnen zugelassen. Aber die ben wird. In modernen Hindu-Bewegungen innen theoretisch zugelassen. Es gab bisher Frauenordination wird weltweit nicht über- aber, wie etwa der Internationalen Gesell- aber noch keine Gemeinderabbinerin. all umgesetzt: Gemäss einer Umfrage der schaft für Krischna-Bewusstsein, überneh- «Weltgemeinschaft reformierter Kirchen» men Frauen priesterliche Funktionen – so (WGRK) kennen mindestens 42 ihrer 233 auch im Haus der Religionen in Bern. Mitgliedskirchen keine Frauenordination. auenge bet Interreligiöses Frauengebet g iöses Fr Interres li verschie denen Re ligionen Mit religiösen Riten aus dem Christent um, dem Hinduismus, dem Islam, au sdienst Frauen feiern ei nen Gotte dem Judentum und der Baha’i-Gemeinschaft. DONNERSTAG, 8. NOVEMBER 2018 18 – 19 Uhr, Kapelle im Berner Generationenhaus, Bahnhofplatz 2, Bern DONNERSTAG, 22. NOVEMBER 2018 18 – 19 Uhr, St.-Anna-Kapelle, Annagasse 11, Zürich OFFEN FÜR ALLE: Männer, Frauen, Alte, Junge, Religiöse und Nichtreligiöse. Eintritt frei. Voranmeldung nicht nötig.
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 5 «Nein und Halleluja» PERSPEKTIVEN/ Religionsgemeinschaften ohne Frauen seien ein Ding der Unmöglichkeit, sagt Angela Büchel Sladkovic.Die katholische Theologin sieht in der wachsenden religiösen Pluralität eine Chance für die Frauen. Am II. Vatikanischen Konzil der katholischen die unter dem Dauerzwang stehen, sich zu er- Kirche vor 50 Jahren wurden Frauen erst- klären. Auf der Mind-Map vieler Zeitgenossen mals als Beobachterinnen zugelassen mit der sind die Grenzen klar gezogen: Die Schweiz Mitteilung, sie könnten an den «für Frauen erscheint als das (frauen)freundlichste Land interessanten Sitzungen teilnehmen». Worauf und der Islam als der Inbegriff des Bösen. eine unter ihnen, Schwester Mary Luke Tobin, bemerkte: «Gut, dann kann ich ja an allen RELIGION ALS RESSOURCE teilnehmen.» Religiöse Frauen verfallen diesen simplen Frauen reden, denken und gestalten mit. Pauschalisierungen weniger. Am interreli- Sie formulieren heute in allen Religionen giösen Frauen parlament finden die Frauen ANGELA BÜCHEL ihren Anspruch durchaus deutlich. Religions- unterschiedlicher Denominationen jeweils SLADKOVIC gemeinschaften ohne Frauen sind ein Ding schnell zueinander. Sie erkennen, dass sie Theologische Mitarbeiterin an der Fachstelle Kirche im Dialog der katholischen Kirche RegionBern. der Unmöglichkeit. Frauen denselben gesellschaftlichen Mitinitiantin des Interreligiösen Frauenparlaments. halten vieles in Schwung und Kontext teilen und in vielerlei Vorstandsmitglied Gemeinschaft von Christenund leisten einen grossen Teil der «Religion ist auch Muslimen in der Schweiz. Hinsicht gemeinsam betroffen Basisarbeit. Und sie begnügen eine befreiende sind von Diskriminierung. Das sich immer weniger mit den Patriarchat wirkt nach wie vor ihnen von einer patriarchalen Ressource im Leben in vielen Bereichen. Religiö- ständlichkeit auf den Islam zurück und disku- Ordnung zugewiesenen Orten se Frauen wissen aus eigener tieren die Frauenfrage auf dem Hintergrund (Kinder, Küche, Kirche) und von Frauen.» Erfahrung auch, dass sie ihre verschiedenster feministischer Ansätze. Sie Rollen (Fürsorge und Hinga- Persönlichkeit nicht aufgeben, lassen sich weder von der Gesamtgesellschaft be). Menschen sind keine Objekte, über die wenn sie religiös aktiv sind. Sie schöpfen Kraft noch von ihrem Migrationshintergrund her beschlossen werden kann oder denen einfach aus ihrer Religion und sagen – um es gemäss vorschreiben, was sie sind: «Ich bin Muslimin, ein Platz oder eine Aufgabe zugewiesen wird. dem Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch aus- trage ein Kopftuch, Jeans und kleide mich, Viele Frauen haben gelernt, gelegentlich Nein zudrücken – «Nein und Halleluja, statt Ja und wie es mir gefällt». Ähnliche Verschiebungen zu sagen. Bessere berufliche Qualifikationen Amen!» sind im jüdisch-christlichen Kontext zu beob- wie auch emanzipatorische Impulse in Gesell- Religion ist im Leben von Frauen auch eine achten; jüngere Frauen finden in Theologie schaft und Religion stärken ihre Position. Die befreiende Ressource. Die Zürcher Islamwis- und Kirche Freiräume, in denen sie sich mit Zukunft der Religionsgemeinschaften wird senschaftlerin Dilek Uçak-Ekinci erkennt in ihren Fähigkeiten einbringen können – oder auch von ihrem Reformwillen abhängen. der muslimischen Frauenbewegung Europas sie kehren ihnen den Rücken zu. Auch ihnen zwei Generationen und Strömungen: Frauen sind Vernetzungen über Konfessionen und RELIGION UND GESELLSCHAFT rechtlerinnen der ersten Generation berufen Religionen hinweg wichtig. Jüngere Frauen «Frauen» wie «Religionen» sind Thema gesell- sich auf den Koran und die starken Frauen um führen keinen Erlaubnisdiskurs mehr, sondern schaftlicher Diskussionen. Die Wertung hat und nach Mohammed, um ihre Rechte als Frau einen Ermöglichungsdiskurs. sich bei beiden Themen in den letzten Jahren im muslimischen Kontext zu legitimieren. Der Wer nach der Interpretations- und Ent- merklich verschoben. Während die Gleichstel- Feminismus ist ihnen als ein westliches Kon- scheidungsmacht von Frauen in den Reli lung der Frauen prinzipiell anerkannt wird, zept eher suspekt, zumal nicht wenige west- gionen fragt, dem zeigt sich innerhalb jeder wenn daraus auch nicht immer ein Umset- liche Feministinnen ihn mit Bildern belegen, Religion und darüber hinaus ein vielfältiges zungswille folgt, wird Religion zunehmend ne- in denen sie sich nicht finden. Sie suchen ihre Bild. In dieser Pluralität lebt es sich mit Er- gativ als unvernünftig und hinterwäldlerisch eigene Stimme im innermuslimischen Dis- möglichungen erträglicher und inspirierter beurteilt. Das Misstrauen Religion gegenüber kurs. Anders Frauen der jüngeren Generation, als mit Verboten und Zulassungen. Sie setzen trifft dabei nicht alle religiösen Frauen in glei- die sich bewusst für ihre Religion entschieden Energie frei und halten die Prozesse auf Ge- cher Weise. Es sind vor allem Musliminnen, haben. Sie greifen mit einer neuen Selbstver- rechtigkeit hin offen. ANGELA BÜCHEL SLADKOVIC DAS DOSSIER ZUR WOCHE DER RELIGIONEN ERSCHEINT IN MEHREREN KANTONEN UNTER DEM NAMEN «ZVISITE» UND IST EINE KOPRODUKTION VON: Zeitschrift der Christkatholischen Kirche Reformierte Monatszeitung für die deutsche und rätoromanische Schweiz Das jüdische Wochenmagazin Wochenzeitung der römisch-katholischen Pfarreien des Kantons Bern, alter Kantonsteil Aargauer Pfarrblatt Das Magazin der Jüdischen Gemeinde Bern JGB
6 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 «In jeder Religion keimt der Friede» BAHA’I-GEMEINSCHAFT/ In der vorurteilslosen Neugier sieht Béatrice Menzi den Schlüssel zum friedlichen Miteinander. Béatrice Menzi stockte der Atem, als ihr Re- ligionslehrer einmal despektierlich über eine andere Religion spottete. Sie war noch ein Kind und traute sich nicht, zu widersprechen. Das war ein Schlüsselereignis für die gebür- tige Luzernerin, die als römisch-katholisches Mädchen zusammen mit der reformierten Freundin die Sonntagsschule besuchte. Und es war für sie selbstverständlich, einem jüdi- schen Mädchen jeweils samstags die Haus- aufgaben nach Hause zu bringen, weil dieses den Sabbat feierte. «Heute gebe ich kontra, wenn die einen schlecht über die anderen reden», sagt Menzi und zeigt kämpferisch ein Faltblatt. Darauf stehen neun Leitsätze für das Zusammenle- ben und den gegenseitigen Respekt in e iner multireligiösen Gesellschaft. «Toleranz ge- genüber anderen Religionen reicht nicht. Es braucht Respekt und gegenseitige Achtung voreinander», schiebt Menzi nach. Mit viel Dankbarkeit erzählt die Mutter zweier erwachsener Söhne aus ihrer Jugend. Sie wuchs in einer bunten Ecke Luzerns auf, an der Baselstrasse. Dort lebten viele Migran- tinnen und Migranten. Dadurch hatte sie ständig Kontakt mit verschiedenen Kulturen. «Das weckte meine Neugier auf die Menschen in all ihrer religiösen und kulturellen Vielfalt.» Aber nicht nur diese Kindheitserlebnisse treiben Menzi an, Brücken zwischen den Re- ligionen zu bauen. Auch aus ihrem Glauben heraus schöpft sie dafür Kraft. 1977 lernte sie auf einer Reise nach London die Gemein- schaft der Baha’i kennen und trat ihr bei. Die Baha’i glauben, dass Gott sich den Menschen in allen verschiedenen Religionen offenbart hat. Sie stützen sich dabei auf die Lehren Bahá’u’lláhs. In dieser Vision von der geis- Béatrice Menzi: «Es braucht Respekt und gegenseitige Achtung.» tigen Einheit der Menschen in ihrer Vielfalt fand die Frau einen heilsamen Zugang zur und der Weg dorthin», meint sie. So sieht sie den. «Die direkte Begegnung mit Menschen Religion. «Mein Glaube zeigt mir, dass es so auch die gegenwärtige Diskussion über den fördert eine Kultur der gegenseitigen und viel Schönes auf der Welt gibt. Man muss es Islam in Europa, die aus ihrer Sicht zu oft persönlichen Wertschätzung und Achtung», nur finden wollen.» von pauschalen Vorverurteilungen ausgehe. sagt Menzi. «Ich brauche diese persönlichen «Ich beschäftige mich mit den friedlichen Kontakte. Ich glaube nicht, dass es möglich BEGEGNUNGEN MIT MENSCHEN Aspekten in allen Religionen. So können wir ist, wirklich aufeinander zuzugehen, wenn Die Art, wie in den Medien über Religion ge- miteinander geistig wachsen und erkennen, sich die Leute nur über Fernsehen, Radio schrieben wird, betrübt Menzi. «Man könnte dass in jeder Religion der Friede keimt.» oder Bücher über andere Religionen infor- meinen, Religion sei immer extrem und fana- Dafür setzt sie sich konkret im Aargauer mieren.» Es brauche dafür ein Gegenüber und tisch.» Dabei gebe es viel mehr Menschen wie Interreligiösen Arbeitskreis ein, dessen Se- eine Portion vorurteilslose Neugier. Diese sei sie, die sich durch die Religion mit sich und kretärin sie seit acht Jahren ist. Von ihrem der Schlüssel zu den Menschen samt ihrer anderen versöhnen wollten. «Das dringendste Wohnort aus besucht sie auch regelmässig die Religion und Kultur und damit letztlich zum Thema ist und bleibt doch der Weltfrieden Interreligiösen Stammtische in Aarau und Ba- friedlichen Miteinander. LENZ KIRCHHOFER
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 7 Eine Religion – zwei Meinungen ISLAM/ Jasmina El Sonbati und Zeinab Ahmadi haben die gleiche Religion. Dass weibliche Imaminnen gemischte Gebete leiten, hat nicht für beide die gleiche Priorität. gen. Nur fällt uns das innerhalb tertrennung in der Moschee und der muslimischen Gemeinschaft das ausschliessliche Vorrecht des wesentlich leichter, weil wir in Mannes. die Gemeinde zum Ge- diesem Umfeld nicht ständig aus bet zu führen, ist männergemach- ZEINAB AHMADI einer Verteidigungsposition her- JASMINA EL SONBATI te Tradition. Die praktizierende Muslimin ist in der Die Tochter eines ägyptischen Vaters Schweiz aufgewachsen. Ihre Eltern aus argumentieren müssen. und einerösterreichischen Mutter mussten aus Afghanistan flüchten. verbrachte ihre Kindheitin Kairo. FRAUEN GEHÖR VERSCHAFFEN Sie studierte an der Pädagogischen In Basel und Wien studierte sie Hochschule Bern und arbeitet heute JUNGE ANSPRECHEN Romanistik. DieVorkämpferin für einen Dass bereits zu Lebzeiten des als Bereichsleiterin Bildung im Haus Die Diskussion darüber, ob Mus- liberalen Islam initiierte den Verein Propheten Mohammed Frauen der Religionen. «Offene Moschee Schweiz» und leitet in liminnen als Vorbeterinnen vor diesem Rahmen muslimische Gebete. vorgebetet und sich in religiö gemischtgeschlechtlichen Grup- sen Diskussionen eingemischt pen anerkannt werden, ist für haben, wurde über die Jahrhun- mich persönlich kaum ein Thema, derte ausgespart. Dank Frauen Meine Eltern haben sich 1994 im weil ich die Prioritäten zurzeit Hat die Frau in islamischen Län- wie Amina Wadud oder anderen afghanischen Herat ganz bewusst anders sehe. Zum Beispiel ist es dern im Alltag immer noch ein- Initiativen nehmen sich Frauen in für meinen Namen Zeinab ent- für mich als Schweizer Muslimin geschränkte R echte, so sieht es den USA und in Westeuropa das schieden. Der Name war in jener heute entscheidender, überhaupt in der islamischen Liturgie nicht Recht, die rein männlich besetzte Zeit des Krieges und der Hoff- einen Raum zur Verfügung zu ha- besser aus. Frauen sind selbst- Moschee friedlich und beharrlich nungslosigkeit eine Kraftquelle. ben, wo ich mich mit meiner mus- verständlich davon ausgeschlos- zurückzuerobern. Ein jüngstes Die historische Figur Zeinab bin limischen Gemeinschaft treffen sen, das Freitagsgebet zu leiten. Beispiel ist die türkischstämmige Ali war die Enkeltochter des Pro- und den Islam praktizieren kann. Diese Bastion sind Musliminnen Anwältin Seyran Ates. Im Ju- pheten Mohammed, eine versier- Oder, dass ich hin und wieder in in Westeuropa und in den USA ni 2017 eröffnete sie in Berlin te Theologin und eine gefeierte den Genuss einer guten Predigt dabei zu stürmen. Eine der ersten die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee. Heldin. Ich bin aufgewachsen komme. Einer Predigt, die auch Pionierinnen ist die afroameri- Dort beten Frauen und Männer mit Geschichten über ihren Mut, für junge Menschen ansprechend kanische islamische Theologin gemeinsam und Frauen sprechen ihren Sinn für Gerechtigkeit und ist, uns konkrete Anhaltspunkte Amina Wadud. 2005 stand sie in die Predigt. ihren grossen Einfluss auf die für unser Leben in der Schweiz New York in einer ehemaligen Der Verein «Offene Moschee islamische Welt. gibt und von gut ausgebildeten anglikanischen Kirche einer ge- Schweiz» setzt sich dafür ein, Bis heute entspricht die Fi- Personen gehalten wird. mischten Gruppe von Betenden dass Frauen als Vorbeterinnen gur Zeinab meinem Bild einer Trotzdem: Wenn es sich beim vor. «Das geht nicht im Islam», fungieren. Das Gefühl, hinten- selbstbewussten Muslimin. Da- Imaminnen-Diskurs tatsächlich hiess es damals in den islami- anzustehen, als Autorität in re- her waren und sind für mich als um ein inneres Bedürfnis musli- schen Ländern. Dieses unver- ligiösen Dingen nicht anerkannt junge Schweizerin die Aussagen mischer Gemeinschaften handelt rückbare Nein zum Imamat einer zu werden, finde ich diskriminie- einiger meiner Mitmenschen und nicht um ein Thema, das Frau vertraten Männer und Frau- rend. Immer noch werden kri- über die unterdrückte muslimi- von aussen an uns herangetra- en zugleich. Als Häretikerin und tisches Denken und eine offene sche Frau nicht nachvollziehbar. gen wird, dann braucht es für verwestlichte Muslimin, die den Diskussion in Glaubensfragen Von Aussenstehenden wurde ich diesen Diskurs eine Plattform. Islam ummodeln wolle, wurde sie oder der Gleichberechtigung häufig durch Fremdzuschreibun- Ein entscheidender Beginn wäre beschimpft. entweder relativiert, abgelehnt gen in eine Opferrolle gedrängt. es aus meiner Sicht, die Frauen- Ich selber wäre am liebsten oder tabuisiert. Es ist an der Zeit, Doch in der Rolle der Muslimin, quoten unter den Leitungsperso- nach New York geflogen und dass diese Themen Eingang in die gerettet werden muss, weil nen und Vorstandsmitgliedern in hätte dem Gebet beigewohnt, die Moscheen finden. Und es ist sie sich schwer damit tut, selber den muslimischen Vereinen zu denn in meiner Fantasie gab an der Zeit, dass Frauen sich Ge- zu denken, erlebte ich mich nie. fördern. So sind wir Musliminnen es sie längst, die Imamin in der hör verschaffen, ihre spirituellen Tatsächlich wird unter Musli- selber die Protagonistinnen sol- Moschee. Spezifische Vorgaben, und intellektuellen Erfahrungen minnen und Muslimen sehr viel cher Debatten, und niemand wie ein Gebet durchzuführen sei, einbringen und den religiösen diskutiert und reflektiert. Es ist kann über unsere Köpfe hinweg liefert der Koran nicht. Was Mus- Diskurs mitbestimmen. Nicht auch so, dass wir unsere Reli sprechen. lime seit Jahrhunderten prakti- hinter den Männern, sondern an gion durchaus kritisch hinterfra- zieren, nämlich die Geschlech- ihrer Seite.
8 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Die Sehnsucht, Priesterin zu sein HINDUISMUS/ Für Vasanthamala Jeyakumar ist der Besuch im Tempel ebenso wichtig wie das tägliche Essen. Die geweihte Hindu-Priesterin war immer schon fasziniert von der Götterwelt. Als Vasanthamala Jeyakumar in Jaffna an der Uni war, brach in Sri Lanka der Krieg aus. Zur gleichen Zeit starb auch noch ihr Vater. «Es war das reine Chaos», erzählt die heute 59-Jährige. Umso mehr versuchte sie, wenig- stens beruflich Fuss zu fassen und nahm eine Stelle als Lehrerin an. Doch bald schon mus- ste sie das Land verlassen und flüchtete 1985 in die Schweiz, zunächst nach Basel. Ihre zwei Schwestern, ein Bruder und die Mutter blie- ben in Sri Lanka zurück. «Ich war sehr traurig. Die Mutter hat mir viel bedeutet», erinnert sie sich. Überhaupt hat sie grossen Respekt vor der älteren Generation. «Eigentlich habe ich alles von meiner Mutter gelernt.» MITMACHEN STATT ZUSCHAUEN Schon als Kind war Vasanthamala Jeyakumar oft im Tempel. Sie habe die Religion quasi in den Genen, erzählt sie. Die Atmosphäre dort, die Götterwelt, das faszinierte sie schon im- mer: Shiva, Parvati, Ganesha, Vishnu, Lakshmi und ganz besonders Murugan. Sie habe den Priestern in Sri Lanka immer zugeschaut, wie sie die Rituale vollzogen, ging hinter ihnen her und wollte nicht nur dabei sein, sondern mitmachen. In der Schweiz suchte sie dann die Nähe zum Göttlichen bei der Madonna im Kloster Mariastein, in Einsiedeln oder auch in Lour- des oder Kevelaer. «Maria ist wie eine Univer- salmutter», meint die Tamilin. «Und sie erin- nerte mich an meine grosse Sehnsucht, als Priesterin zu wirken.» Als sie später nach Bern zog, gab es dort endlich einen hinduistischen Tempelraum, zunächst an der Laupen-, später «Im Tempel hole ich Energie», sagt Vasanthamala Jeyakumar. an der Schwarztorstrasse. «In einem Tempel hole ich Energie. Der Besuch eines Tempels zu übernehmen. Sasikumar Tharmalingam Ihre Aufgaben sind vielfältig: An Festen, ist genauso wichtig wie das tägliche Essen.» und Muraleelharan Thiruselvam entpuppten Hochzeiten und Geburtstagen leitet sie die Der Hauptpriester in Bern, Sasikumar sich als fortschrittliche Priester und setzten hinduistischen Rituale und bietet auch Seel- Tharmalingam, hatte sie einmal bei einem im Tempel in Bern grundlegende Reformen sorge an. Inzwischen stellt sie sich die Frage, ihrer zahlreichen Besuche gebeten, kleine um: Sie gründeten die reformierte Hinduge ob sie als Priesterin amtieren dürfe, nicht Arbeiten, die sonst dem Priester vorbehalten meinde und waren bereit, Frauen als Prieste- mehr. «Natürlich darf ich das», sagt sie stolz. sind, zu übernehmen. «Ich fragte mich, ob ich rinnen zu weihen. So wurde 2014 Vasantha- Einerseits, weil sie die Regeln einhalte, Vege- das überhaupt darf, schliesslich ist das doch mala Jeyakumar, zusammen mit drei weiteren tarierin ist und regelmässig faste. «Und ich Priesteraufgabe.» Doch Vasanthamala Jeya- Frauen, geweiht. Seither ist sie Priesterin der darf ganz einfach auch deshalb, weil ich dafür kumar liebte es, die Opfergaben Wasser und reformierten Hindugemeinschaft Saivaneri- bereit bin.» Milch zu bringen und immer mehr Aufgaben koodam im Haus der Religionen in Bern. ANDREAS KRUMMENACHER IMPRESSUM DAS «DOSSIER ZUR WOCHE DER RELIGIONEN» ist eine interreligiöse Gemeinschaftsproduktion der Zeitschriften: «reformiert.» (Ausgaben Aargau, Bern, Zürich), www.reformiert.info; «pfarrblatt» (röm.-kath. Wochenzeitung Kanton Bern), www.pfarrblattbern.ch; «horizonte» (röm.-kath. Zeitung Kanton Aargau), www.horizonte-aargau.ch; «christkatholisch» (Zeitschrift der Christkatholischen Kirche der Schweiz), www.christkatholisch.ch; «tachles» (jüdisches Wochenmagazin), www.tachles.ch; «Forum» (Das Magazin der Jüdischen Gemeinde Bern JGB). Das Dossier zur Woche der Religionen erscheint in mehreren Kantonen unter dem Namen «zVisite». Der Titel ist Programm: «zVisite» geht zu Besuch – und dokumentiert und diskutiert interreligiöses Zusammenleben. Auflage: 865 000 Exemplare Redaktion: Zeinab Ahmadi, Christa Amstutz, Marie-Christine Andres, Hannah Einhaus, Jasmina El Sonbati, Katharina Kilchenmann, Lenz Kirchhofer, Andreas Krummenacher, Jürg Meienberg, Nicola Mohler, Laavanja Sinnadurai Blattmacherinnen: Nicola Mohler, Katharina Kilchenmann Bilder: Pia Neuenschwander, Bern Layout: Renata Hubschmied, Bern; Tabloid-Layout Patrick Honegger, Kasimir Meyer AG Korrektorat: Sylvie Bonifay, Kasimir Meyer AG Kontakt: www.zvisite.ch
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 9 Gemeinsam für eine bessere Welt BUDDHISMUS/ Jedem und jeder steht der Weg zur Erkenntnis offen, sagt Losang Palmo. Die Buddhistin weiss, die volle Erleuchtung kennt weder weiblich noch männlich. Welche Rolle spielen die Frauen im Bud- Hier riecht es nach Räucherstäbchen. Rote BUDDHISTISCHE MÄNNERWELT dhismus? Und: Gibt es eigentlich weibliche Sitzkissen sind ordentlich im Raum verteilt Laut der Überlieferung soll es Tara tatsächlich Buddhas? «Natürlich», meint Losang Palmo, und auf kleinen Ablagebrettern an der Wand gegeben haben. Sie kam als Prinzessin zur Meditationslehrerin und Leiterin des Bud- stehen mehrere identische Frauenstatuen. Welt und verliess schon als junge Frau das dhistischen Zentrums in Bern. «Im tibeti- «Das sind also unsere Taras», erklärt Losang begüterte Leben, um Schülerin Buddhas zu schen Buddhismus gibt es etliche weibliche Palmo. «Tara ist eigentlich keine Göttin, son- werden. Nachdem sie lange meditiert hatte Buddhas. Zum Beispiel Tara, eine weibliche dern vielmehr eine Lehrerin der Weisheit.» Je- und weit fortgeschritten war in der Praxis Manifestation des erwachten Geistes mit de der Tara-Figuren trägt einen andersfarbi- der Achtsamkeit, trat ein Mönch an sie heran einem Körper, der nur aus Licht besteht.» gen Schleier: weiss, grün, blau, rot und gelb. und riet ihr, aufzugeben. Sie solle in einem Die Zürcherin mit den raspelkurzen grauen «Die Farben verkörpern die verschiedenen späteren Leben einen männlichen Körper an- Haaren und dem schalkhaften Blick – mit Aspekte des Mitgefühls, Qualitäten, die auch nehmen, denn nur so könne sie Erleuchtung bürgerlichem Namen heisst sie übrigens Rita bei Buddha zu finden sind», fährt Losang fort. erlangen. Tara antwortete ihm selbstbewusst: Riniker – öffnet die Tür zum Meditationsraum. ein erwachter Geist hat kein Geschlecht. Lo- sang Palmo blickt anerkennend zu den Frau- enstatuen. «Auch wenn das Männliche im Buddhismus oft stark im Vordergrund steht», erklärt sie, «sind die Frauen genauso wichtig wie die Männer.» Sie habe sich all die Jahre als Nonne nie in irgendeiner Weise diskriminiert gefühlt. «Jede und jeder kann sich auf den Weg der Erkenntnis machen. Und letztend- lich ist klar, dass die volle Erleuchtung weder männlich noch weiblich ist.» Strebt auch sie die volle Erleuchtung an? Losang Palmo lacht laut auf: «Nein, ich meditiere zwar seit vielen Jahren, aber das mit der Erleuchtung, das werde ich in diesem Leben wohl kaum schaffen.» Seit 1991 ist Losang Palmo buddhistische Nonne, sie lebte siebzehn Jahre in Indien im Kloster in Dharmsala, hat dort meditiert und die buddhistischen Schriften studiert. «Es kam schon ab und zu vor, dass mich die jun- gen Mönche die niedrigen Arbeiten machen liessen», erinnert sie sich, «doch darunter gelitten habe ich nicht.» Und ja: Die Welt des tibetischen Buddhismus bestehe aus uralten Strukturen, die man durchaus als patriarchal empfinden könne. «Viele tibetische Mönche sind strikt gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau, und auch die Nonnen selber sind nicht leicht dazu zu bewegen, Leitungsfunktionen zu übernehmen und zu unterrichten.» Dabei sei eigentlich klar, dass im Buddhis- mus jeder jede Position einnehmen könne, wenn sie oder er die Fähigkeiten dazu habe. Was die Gleichberechtigung angehe, meint Losang Palma, sei der Dalai Lama durchaus fortschrittlich. «Er betont immer wieder, dass die Gleichwertigkeit von Mann und Frau Voraussetzung für eine bessere Welt sei. Und natürlich haben wir im Buddhismus, wie in anderen Religionen, dabei noch etwas Nach- holbedarf.» KATHARINA KILCHENMANN Losang Palmo: «Viele tibetische Mönche sind strikt gegen Gleichberechtigung.»
10 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Kampf um Anerkennung und Respekt CHRISTENTUM/ Veränderungen brauchen mehr als eine Generation. Drei Theologinnen unterschiedlicher christlicher Konfession im Gespräch über die Frage der Gleichstellung, Konkurrenzdenken und Machtstreben. Frau La Roche, 1999 wurden Sie die erste Pfarre- DARAUF konnten Sie, Frau Birke, nicht hoffen, als Selbstinszenierung. Ich schätze den liturgi- rin am Zürcher Grossmünster. War das damals et- Sie sich für das Theologiestudium entschieden. schen Reichtum anderer Kirchen. Genauso was Besonderes? Wären Sie gerne römisch-katholische Priesterin? bereichernd finde ich, dass wir konfessionell KÄTHI LA ROCHE: Ja, durchaus. Ich empfand SUSANNE BIRKE: Unter den jetzigen Bedin- mehrsprachig sind, jeder sein eigenes Profil das Amt als Ehre, hatte aber auch grossen gungen nicht wirklich. Ich möchte nicht hat. Bei ökumenischen Veranstaltungen geht Respekt vor der Aufgabe. Als Frau hat man ja Teil des Klerus sein. Natürlich wäre es ein das aber oft verloren. oft das Gefühl, man müsse es besonders gut Fortschritt, wenn Frauen zum Priesteramt machen, damit man gegenüber den Männern zugelassen würden. Doch eigentlich will ich KAUFMANN: Als kleine Kirche ist für uns besteht. nicht meinen Teil vom Kuchen, sondern ei- Christkatholiken der ökumenische Austausch nen ganz anderen Kuchen. Ich wünsche mir sehr wichtig. Ein überzeugendes Modell der Frau Kaufmann, im selben Jahr wurde die erste zukünftig eine Kirche, die den Klerikalismus Zusammenarbeit erlebe ich in Burgdorf. Dort christkatholische Priesterin geweiht. Damals und die feudalen Strukturen hinter sich lässt, lädt man sich gegenseitig ein. Zum Verkün- steckten Sie mitten im Theologiestudium. Seelsorgende und Amtsträger, die auf Au- digungsteil trägt jede der Gastkirchen etwas ANNA MARIA KAUFMANN: Als ich mit 35 Jah- genhöhe mit dem Kirchenvolk sind. bei. Der Gottesdienst aber wird so gefeiert, ren anfing zu studieren, war die Diskussion wie er beim jeweiligen Gastgeber immer ist. um die Frauenordination bei den Christka- LA ROCHE: Ich bin Priestern begegnet, die tholiken in vollem Gang. Mein Ziel war es, viel bescheidener sind als unsere Pastoren. LA ROCHE: Das ist ein guter Ansatz. Ökume- Pfarrerin zu werden, sonst hätte ich nicht Die reformierten Kirchen sind zwar demokra- nische Gottesdienste, vor allem auf institutio studiert. Ich war dann die zweite Frau, die in tisch organisiert, aber sehr pfarrerzentriert. neller Ebene, habe ich meist als konstruiert der Schweiz geweiht wurde. Unsere liturgische Nacktheit verführt zur erlebt. Man muss doch nicht krampfhaft zu-
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 11 KÄTHI LA ROCHE SUSANNE ANDREA BIRKE ANNA MARIA KAUFMANN Die reformierte Theologin war von 1999 bis Die römisch-katholische Theologin hat in Die frühere Biobäuerin hat mit 35 Jahren zu ihrer Pensionierung 2011 Pfarrerin am Deutschland und in der Schweiz studiert. Sie christkatholische Theologie studiert. 2005 Zürcher Grossmünster. Zuvor wirkte sie als ist bei Bildung und Propstei der Römisch- wurde sie zur Priesterin geweiht. Seit 2012 Spitalseelsorgerin, Studentenpfarrerin und Katholischen Kirche im Aargau tätig und ist sie Pfarrerin der christkatholischen Gemeindepfarrerin in Zürich-Altstetten und leitet den Arbeitskreis Regenbogenpastoral. Kirchgemeinde Bern. Erlenbach. sammen feiern, wenn man sich in wichtigen der Kirche anlasten. Es ist ein gesamtgesell- Fragen nicht einig ist. Miteinander reden und LA ROCHE: Das habe ich auch erlebt. Wenn schaftliches Phänomen, das sich so schnell voneinander lernen kann man auch so. ich an Sitzungen etwas sagte, wurde es erst nicht ändern lässt. Männer profitieren zum richtig gehört, wenn mein Kollege dasselbe Beispiel immer noch von traditionellen Netz- BIRKE: Ich habe sowohl Schönes als auch nochmals sagte. Ich habe ihn dann regelrecht werken wie dem Militär oder den Zünften. Mühsames erlebt. Doch auch in der öku- beauftragt, meinen Voten damit Gewicht zu menischen Frauenkirchenbewegung war es verleihen. Solche alten Muster zu ändern, BIRKE: In meiner Arbeit mit Schwerpunkt manchmal nötig zu streiten. Darüber zum braucht einige Generationen. Frauen und Gender habe ich beides erfahren Beispiel, wie viel Platz das Wort gegenüber – viel Unterstützung, aber auch ziemliche Ritualen haben soll. Am wichtigsten ist mir KAUFMANN: Manchmal habe ich den Ein- Widerstände. Beides von beiden Geschlech- heute die innere Verbundenheit – nicht druck, dass in den Köpfen der Leute ein tern, wenn auch nicht zu gleichen Teilen. nur konfessions-, sondern religionsübergrei- Urbild des Priesters als umfassende Autorität Erst kürzlich erlebte ich Männerbündelei bei fend. Jemand vom Verein «Offene Moschee immer noch wirkt, auch wenn die Realität der Gründung des globalen Netzwerks der Schweiz» steht mir näher als jemand von der heute anders aussieht. Ein Beispiel: Die Regenbogenkatholik*innen. Da wurden die konservativen katholischen Volksbewegung Frau aus Eritrea, die bei uns den Hausdienst regionalen Vorstandsposten im Voraus ohne Pro Ecclesia. macht, geht am Morgen ins Büro meines Kol- Absprache unter den Männern verteilt. Für legen und begrüsst ihn mit «Guten Morgen, die Frauen waren zunächst nur Vorstands Die ökumenische Frauenkirchenbewegung setzt Herr Pfarrer». Und dann kommt sie zu mir posten mit Spezialaufgaben vorgesehen. sich ganz allgemein für Frauenrechte ein. Wie und sagt «Guten Morgen, Anna Maria». Ich Nun gibt es aber eine Co-Präsidentin. weit fühlen Sie sich in Ihrer Kirche den Männern bin nicht dieselbe Respektsperson für sie. In gleichgestellt? dem Fall ist das wohl auch kulturell bedingt. LA ROCHE: Als ich im Gymnasium Religions- KAUFMANN: Strukturell sind wir gleichge- unterricht gab, interessierten Genderfragen stellt – ich könnte auch Bischöfin werden. LA ROCHE: Die scheinbare Respektlosigkeit die jungen Frauen überhaupt nicht. Sie hat- In der konkreten Zusammenarbeit, zum geht einher mit einer Nähe, die für uns ten das Gefühl, alles sei erreicht. Ich fürchte, Beispiel in der Pastoralkonferenz, habe ich Frauen auch ein grosser Vorteil ist, vor das ist eine Illusion. aber doch manchmal das Gefühl gegen allem in der Seelsorge. Um auf die Frage Verhaltensweisen angehen zu müssen, die der Gleichstellung zurückzukommen: In der INTERVIEW : CHRISTA AMSTUTZ, MARIE-CHRISTINE ANDRES ich «männlich» nenne, auch wenn sie von reformierten Kirche sind Frauen in jeder beiden Geschlechtern praktiziert werden: Hinsicht gleichgestellt. Und doch haben sie Konkurrenzdenken und Machtstreben. nicht dasselbe Gewicht. Das kann man nicht
12 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Zwei Standpunkte JUDENTUM/ Denise Alvarez und Bea Wyler beantworten fünf Fragen über Frauen im Judentum. DENISE ALVAREZ-BRAUNSCHWEIG BEA WYLER In der Jüdischen Gemeinde Bern war Die studierte Agronomin schloss 1995 Denise Alvarez-Braunschweig aktiv als die Ausbildung zum Rabbiner am Vorstandsmitglied und Religionslehrerin. «Jewish Theological Seminary» in New Die Bernerin gehört zu den Mitinitiantinnen York ab. Im gleichen Jahr trat sie eine FOTO: ANNICK RAMP/NZZ des jüdischen Frauengottesdienstes Stelle als Rabbiner in den jüdischen und zu den Vorbeterinnen im egalitären Gemeinden in Oldenburg und Braunschweig Minchagebet, dem Nachmittagsgebet. an. Seit 2014 lebt sie wieder in der Schweiz. 1 Sprechen sich Es steht nirgends geschrieben, dass Frauen nicht leh- Weder in biblischer, talmudischer, noch in mittelal- die schriftlichen ren oder keinen Gottesdienst leiten dürften. terlicher Zeit war es vorstellbar, dass Frauen «pries- Quellen im Juden- terliche» Funktionen ausübten. Entsprechend ist in tum wie Thora, den Schriften diesbezüglich auch nichts zu finden. Ein Talmud oder Grund dafür ist wohl auch, dass Frauen in jener Zeit in Halacha gegen keinem Lebensbereich öffentlich in Erscheinung traten. eine «Priester»- Allerdings war es auch den meisten jüdischen Männern Funktion von nicht möglich, ein Priesteramt zu übernehmen, da die- Frauen aus? ses nur vererbt werden konnte. Mit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. wurde die Priesterklasse dann als Kultus-Elite von den neuen Rabbinern abge- löst. In dieser Tradition kann nun grundsätzlich jeder Mann Rabbiner werden. Es braucht dafür lediglich das nötige Wissen, das man sich durch ausgedehnte Studi- en aneignen kann. 2 Welcher Spielraum In der Jüdischen Gemeinde Bern (JGB) stehen den Als ich 1995 ordiniert wurde, beschlossen die jüdi- besteht für Frauen Frauen alle weltlichen Funktionen offen. Die Gemeinde schen Gemeinden Oldenburg und Braunschweig, beide in religiösen Lei- hatte bereits mehrere Präsidentinnen. Im religiösen Be- im deutschen Bundesland Niedersachsen, mich zu ih- tungs- und Lehr- reich kennt die JGB Religionslehrerinnen und führt re- rem Rabbiner zu wählen. Innerhalb der Gemeinden gab aufgaben in Ihrem gelmässig Frauengottesdienste durch. Vereinzelt haben es eigentlich keinen Widerstand. In den umliegenden persönlichen Um- schon egalitäre Gottesdienste stattgefunden, in denen Regionen herrschte aber ein raueres Klima: von da her feld? zwölfjährige Mädchen an ihrer «Bat Mizwa» als Aus- gab es ziemlich «Gegenwind». druck ihrer erreichten religiösen Mündigkeit aus der Thora vorlasen – immer ein sehr berührender und freu- diger Moment. Ausserdem legen am Schabbatmorgen oft Frauen die Thora aus. 3 Welche Aufgaben Das hängt jeweils von der Ausrichtung der einzelnen Wenn sich eine Gemeinde einmal dazu entschlossen sind im Judentum Gemeinden ab: Es gibt orthodoxe, konservative und li- hat, einen weiblichen Rabbiner anzustellen, gibt es kei- ausschliesslich berale jüdische Gemeinden. In der Schweiz wären heu- ne Restriktionen mehr. Ich persönlich konnte als Rab Männern vor- te nur bei den liberalen Gemeinden in Zürich und Genf biner alles machen. Nur wenn ich körperlich an meine behalten und mit Frauen in Rabbinerfunktion denkbar. Grenzen kam, holte ich mir Hilfe. welcher Begrün- dung?
14. Oktober 2018 | Dossier zur Woche der Religionen | Horizonte 13 4 Haben Jüdinnen Aus meiner persönlichen Erfahrung weiss ich, dass es Hierzulande haben Jüdinnen viele Möglichkeiten, so in der Schweiz in Nordamerika und England deutlich mehr Jüdinnen zu leben, wie sie es wollen, und das zu tun, was ihnen es im internatio- gibt, die den Gottesdienst aktiv gestalten können und wichtig ist. Es gibt sehr fortschrittliche Gemeinden, in nalen Vergleich wollen. Sie verfügen auch über ein grosses Wissen. welchen ein nahezu egalitäres Judentum gelebt wird. schwerer, religiö- Das grösste Hindernis der Schweizer Jüdinnen scheint seÄmter zu über mir die viel zitierte «Schere im Kopf». nehmen und kulti- sche Handlungen auszuführen? 5 Was hoffen Sie, Im Judentum braucht es für die Durchführung eines Die Schweizer Juden, Männer wie Frauen, sollten die dass sich im Juden- Gottesdienstes mindestens zehn religiös mündige Per- Neugier auf jüdische Möglichkeiten stärker kultivieren. tum in Bezug auf sonen (Minjan). Nach orthodoxer Lesart ist ein Gottes- Sie sollten vermehrt den Mut haben, jahrhunderte alte die Frau in Zukunft dienst nur dann gültig, wenn es sich bei diesen zehn Normen und Regeln neu zu überdenken, sodass Frau- verändert? Personen um Männer handelt. Ich wünsche mir, dass en akzeptiert werden und aktiv und sichtbar ihre Rolle bald auch Frauen beim Minjan mitgezählt werden und in Gottesdiensten übernehmen können. Doch wer küsst sie Rechte und Pflichten mit den Männern teilen. Eben- sie wach? bürtige und respektvolle Begegnungen zwischen Kultu- ren und Religionen liegen mir am Herzen. So auch das AUFGEZEICHNET: HANNAH EINHAUS gemeinsame Beten von Frauen und Männern. TIPPS VERANSTALTUNGEN IM AARGAU: Woche der Religionen Hermetschwil: Brot im Judentum, im Christentum und im Islam Jedes Jahr in der ersten Novemberwoche Besichtigung der einzigen Hostienbäckerei hat die «Woche der Religionen» ihren festen im Aargau, Vorträge und Apéro. Do 8. 11., Platz in der interreligiösen Agenda. Rund 12.15 bis 14.30 Uhr, Benediktinerinnen-Ab- 100 Veranstaltungen laden jährlich zu Be- tei St. Martin, Klosterhof 3, Hermetschwil. gegnung und Dialog zwischen den in der Organisation: Römisch-katholische Kirche Schweiz ansässigen Religionen und Kulturen im Aargau. ein. Organisiert wird die Woche vom interre- FOTO: IRAS COTIS/HAWASWORLDWIDE ligiösen Netzwerk IRAS COTIS. Derwische Lenzburg: Kathina-Zeremonie im Wirbeltanz, eine Exkursion zu den Ap- Nehmen Sie an einem der grössten Feste penzeller Friedensstationen, Diskussionen im Buddhismus teil. Rezitation und An- über Zivilcourage und soziales Engagement: dacht, Darreichung des Mittagessens an Die Woche der Religionen vom 3. bis 11. die Mönche, gemeinsames Mittagessen. Für November 2018 ermöglicht überraschende Unterhalt und Betreuung des Tempels sind Begegnungen. Die über 100 Veranstaltun- Spenden willkommen. So, 11. 11., 8.45 bis gen in der ganzen Schweiz wollen Vorurteile 11 Uhr, Zürich Buddhist Vihara, Sophie und Ängste abbauen und den gegenseitigen Hämmerlistrasse 22, Lenzburg. Organisati- «Woche der Religionen», 3.–11. November 2018 Alle Veranstaltungen: www.iras-cotis.ch Respekt fördern. on: Zürich Buddhist Vihara. Schriftstellerinnen aus vier Frauen erobern Kontinenten die Kanzel Kurzgeschichten, Gedichte und Ro- Von Frauen, die ihr Recht auf manauszüge von 29 Autorinnen aus Verkündigung einforderten, und Asien, Afrika, der arabischen Welt von einer Kirchgemeinde, die für und Lateinamerika versammelt dieser ihre Pfarrerin bis vors Bundesge- Band. Das Buch wirft ein Schlaglicht richt zog, handelt der Spaziergang auf die weibliche Literatur und öffnet durch Zürich mit der Autorin Bar- den Blick auf die Verwerfungen mo- bara Hutzl-Ronge. Anlass bietet dernen Lebens rund um die Welt. das 100-Jahr-Jubiläum der ersten Frauenordination in Zürich. FOTO: CHRISTIAN SCHWITTER Anita Djafariund Juergen Boos (Hg.): Vollmond hin- ter fahlgelben Wolken. Autorinnen aus vier Kontinen- ten. Unionsverlag, 2018. Öffentliche Führungen: 28. Oktober 2018, 19. Januar 2019, 29. Juni 2019 Details und Anmeldung: www.hutzl-ronge.ch.
14 Horizonte | Dossier zur Woche der Religionen | 14. Oktober 2018 Kreuzworträtsel WAAGRECHT: 1 ein Jahr nachdem Maja Zimmermann als erste Pfarrerin ans Berner Münster gewählt worden war, wurde Käthi La Roche an eine Kirche einer anderen Stadt berufen 12 Fanatiker, Verfechter, Extremisten – nicht nur re- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 ligiöse 13 ein Piz der Bernina-Gruppe 14 die Gleichberech- tigung der Geschlechter ist ein Gebot der ??? 16 so sprach Goethe: … sei der Mensch, hilfreich und gut 18 ersetzt man- 12 13 chem den Coiffeur 19 Song von Kesha und Eliane: ... Tok 21 der Vorname des Vaters von 007 22 aus Filz hergestellte 14 15 Kopfbedeckung, eine Baskenmütze23 ein pronom réfléchi in der Grundform 24 dieser Regen hilft dem trockenen Bo- den nur wenig 26 Resultat zwischen Birdie und Bogey 27 16 17 18 19 20 Partizipation ist ...Wirkung 28 auf diesem Berg steht die von Mario Botta entworfene Cappella di SantaMaria degli 21 22 23 Angeli 30 die Ureinwohner Australiens, die ein furchtbares Schicksal erlitten und immer noch erleiden – ganz beson- ders deren Frauen 33 die Briefanschrift einer Lady 34 Brot 24 25 26 allein mache den Menschen nicht … 35 vor Bo oder Kwon- do, Fitnessgymnastik oder Kampfsport 37 war langeZeit ei- 27 28 29 ner der (nur drei) Zuständigkeitsbereicheder Frau 39 Niels erhielt den Nobelpreis für Physik wie 53 Jahre später auch sein Sohn 40 authentisch, wahrhaftig, unverfälscht 42 war 30 31 32 für einigeMonate die Hauptstadt der Eidgenossenschaft 43 lieberder US-Generalund -Präsident als der Musiker 33 34 35 36 und gewalttätige Ehemann der Tina 44 scharfzüngiger Ka- barettist und literarischer Unterhalter45 der i sraelische Mi- nisterpräsident (I) 46 nid ganz zwänzgi, aber schon einge- 37 38 39 deutscht 48 Stadt in Österreich ohne Kopf 50 jene der bud- dhistischen Tara-Figuren sind verschiedenfarbig 40 41 42 SENKRECHT: 1 Solidarität, ??? und Vernetzungen tragen zur Gleichberechtigung bei 2 Berner Journalist und Mode- 43 44 45 rator, während vieler Jahre die Stimme der Glückskette (I) 3 dieser Verein setzt sich dafür ein, dass Frauen als Vorbe- 46 47 48 49 terinnen bei gemischten Gebeten amtieren dürfen (2 Wör- ter) 4 der Sänger mit Wurzeln in Nigeria und Brasilien war sieben Jahre mit Heidi Klum verheiratet 5 die Rituale der 50 hinduistischen Priester dieses Landes (1.Teil) faszinier- ten Vasanthamala 6 besteht aus Kalk und Ton und wird zur Herstellung von Zement verwendet 7 nur die Appenzel- ler pochten noch länger auf Die göttliche Ordnung (hei- mische Mundart) 8 die Abkürzung e iner Schweizer Partei 9 einer unserer sieben Sinne 10 Greco malte kein Dorado 11 die ??? ihrer Rechte ist nicht nur bei religiösen Frauen angesagt 15 chic, apart, manchmal auch (zu) diplomatisch 17 die Sängerin errang in Hollywood als Filmstar mit Ko- mödien, einem Hitchcock-Krimi und mit Que sera, sera vie- le Auszeichnungen 20 fliesst durch eine deutsche Metro- pole 22 aus der Oper La vie quotidienne von Jacques Brel: L'air de la 25 dürfen grosse britische Politiker, Schauspie- ler und Sportler vor ihren Namen schreiben 26 wird einfa- 1. PREIS cher in als Priester 28 vom Himmelreich durchs Höllental Schicken Sie uns die Antwort bis REISEGUTSCHEIN zu diesem See 29 er schrieb eine unendliche Geschichte 28. NOVEMBER 2018 Sei es per Bahn, Bus oder Schiff, ge- (I) 31 engagierte Frauen finden solche auch zwischen den elektronisch oder per Post: niessen Sie eine Reise an einen Ort Religionen 32 der Klugereist damit im Zuge– so er gut be- Ihrer Wahl mit der Geschenkkarte der tucht ist 36 die Gemahlin dieses Königs führte in Israel den «zVisite»-Kreuzworträtsel SBB im Wert von Fr. 300.–. Baal-Kult ein 38 Wilhelms Frau und die Mutter von Walter c/o Redaktion «reformiert.» und Wilhelm jun. (I) 39 eineGemeinschaft, die Respekt und Postfach 312 2.–5. PREIS Achtung gegenüber anderen Religionen in den Mittelpunkt 3000 Bern 13 BRUNCH IM HAUS DER RELIGIONEN stellt 41 Trauffers Liebste hat … mit de Chüeh 42 amerika- zvisite@zvisite.ch Frauen decken immer samstags den nische Masseinheit die ungefähr einer Jucharte entspricht Tisch mit feinen vegetarischen Spei- 44 … Zurigo, … s alta! 47 Nadeschkins bürgerlicher Name sen aus ihren Ländern und laden zum (I) 49 mitten im Konzert Brunch ein. Nach dem Frühstück bleibt Zeit für Gespräche oder eine Einführung ins Konzept des Hauses (J + Y = I / Umlaute = 1 Bst. / I = Initialen) der Religionen – Dialog der Kulturen. RÄTSELAUTOR: EDY HUBACHER Je ein Gutschein für zwei Personen.
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