Deutsch-polnische Kooperation in der beruflichen Bildung Gemeinsam Grenzen überschreiten - Eine Handreichung
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Deutsch-polnische Kooperation in der beruflichen Bildung Gemeinsam Grenzen überschreiten Eine Handreichung www.bra.nrw.de
INHALT Kommen Sie mit, Grenzen überschreiten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 Grußwort von Martin Wünschmann, Sprecher der AG2 "Berufliche Bildung". . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Hand in Hand auf dem Weg nach Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Koordination und Kooperation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Vier Projekte vorgestellt Börde-Berufskolleg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Ludwig-Erhard-Berufskolleg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Berufskolleg Schloß Neuhaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Technische Berufliche Schule 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Zusammen kommen wir weiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 1. Auflage – August 2021
KOMMEN SIE MIT, GRENZEN ÜBERSCHREITEN? In dieser Handreichung wird exemplarisch vorgestellt, wie vier deutschen Berufskollegs und ihrer polnischen Part- seit dem Jahr 2015 die deutsch-polnischen Kooperatio- nerschulen übernimmt. Zudem finden Sie eine Vorstellung nen und Freundschaften in Nordrhein-Westfalen von vier der geplanten Maßnahmen zur weiteren Stärkung der Berufskollegs aus den Regierungsbezirken Arnsberg und deutsch-polnischen Kooperationen. Im Hauptteil präsen- Detmold gefördert werden. Dabei werden die Aktivitäten tieren sich kurz die vier Berufskollegs und stellen in ihren und Maßnahmen der Berufskollegs in den größeren poli- ausführlichen Lernergebniseinheiten (Lernsituationen) tischen Rahmen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit dar, welche Aufgaben die Auszubildenden in ihrem beruf- eingeordnet. Diese Einordnung, mit einem Rückblick und lichen Praktikum in Polen bewältigen. Das Deutsch-Pol- einem zukunftsweisenden Ausblick finden Sie im Gruß- nische Jugendwerk rundet mit seinem Beitrag die Hand- wort, geschrieben von Herrn Wünschmann. Im Weiteren reichung ab. Es bietet zahlreiche Unterstützungsangebote, beschreibt Frau Dr. Eberhardt detailliert und anschaulich von Übersetzungsleistungen bis zur Finanzierungvon Aus- sowohl positive Entwicklungen und Erfolge als auch Her- tauschen zur Förderung der deutsch-polnischen Koope- ausforderungen in ihrem Beitrag „Der Weg der deutsch- rationen an. In diesem Beitrag findet man auch zahlreiche polnischen Berufsbildungskooperationen“. Im Anschluss Links, sodass Sie sich vertieft weiter informieren können. werden die Aufgaben dargestellt, die die EU-Geschäfts- stelle Wirtschaft und Berufsbildung zur Unterstützung der Viel Freude beim Lesen!
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen in den Ausbil- schwierige Aufgabenstellungen im deutsch-polnischen, dungsstätten der Beruflichen Bildung, aber auch europäischen Kontext mit Leben zu erfüllen! auch unter den gegenwärtigen schwierigen Bedingungen Genannt seien an dieser Stelle: der Corona-Pandemie ist festzustellen, dass die Wojewod- 1. Die Abfassung zweier gemeinsamer Erklärungen mit schaften Polens und die Länder Deutschlands sich in der der polnischen Seite 2015 und 2017, welche wichtige jüngsten Vergangenheit vieler Mühen unterzogen haben, Meilensteine für die gemeinsame Entwicklung, Umset- um in Polen und Deutschland für die Schulen interessante zung und Fortschreibung von Projekten zur Förderung Projekte zur beruflichen Bildung auf den Weg zu bringen, von kompetenzorientierten Auslandspraktika mittels die maßgeblich zum Gelingen der Beziehungen zwischen Partnerschaftsvereinbarungen zwischen den deutschen Polen und Deutschland auf diesem Gebiet beitragen. und polnischen berufsbildenden Einrichtungen sind. 2. Die Erarbeitung eines Leitfadens für die Entwicklung, Als Sprecher der AG 2 „Berufliche Bildung“ innerhalb des Planung, Durchführung und Dokumentation von Lerner- Ausschusses für Bildungszusammenarbeit der Deutsch- gebniseinheiten im Rahmen des laufenden deutsch-pol- polnischen Regierungskommission für regionale und nischen Projektes einzuordnen. Ein solides Arbeitsma- grenznahe Zusammenarbeit bin ich der großen Zuversicht, terial, was insbesondere den Schulen und ihren Trägern den in den letzten Jahren sehr erfolgreich gemeinsam be- hilft, mit überschaubarem Aufwand sich an dem Vorha- schrittenen Weg mit Polen fortsetzen zu können. Dies von ben der Intensivierung der deutsch-polnischen Zusam- den Akteuren gezeigte Engagement ist mir Anlass, allen menarbeit aktiv zu beteiligen. ganz herzlich hierfür zu danken. Ich möchte Sie ermutigen 3. Die Dokumentation der Projekte zu deren nachhaltigen und dazu einladen, auch weiterhin, trotz zuweilen mancher Nutzung ist ein weiterer Arbeitsschwerpunkt unserer schwierigen zwischenstaatlichen Gemengelage, an den Arbeitsgruppe. Nunmehr steht dieses Projekt mit dem vor uns stehenden Vorhaben mit Elan mitzuwirken. Namen „Deutsch-Polnische Landkarte“ in einer an- wendbaren Erstfassung zur Verfügung. Die Bilanz unserer bisherigen Arbeit in den vergangenen Jahren ist beeindruckend und nicht selbstverständlich. Es Von fundamentaler Bedeutung für unsere zukünftige Zu- ist uns als gemeinschaftlich handelnden Partnern gelungen, sammenarbeit ist die Thematik der Implementierung digi- 4
GRUSSWORT MARTIN WÜNSCHMANN SPRECHER DER AG2 „BERUFLICHE BILDUNG“ taler Erkenntnisse in die Berufsbildung. Ein erster Beitrag Unter Würdigung der unterschiedlichen Systeme der beruf- der AG 2 ist das 2020 auf den Weg gebrachte Pilotprojekt lichen Bildung in Polen und Deutschland steht auch wei- der deutsch-polnischen Lehrerfortbildung im IT-Bereich. terhin im Zentrum unserer Aktivitäten die Förderung und Die AG 2 sieht dieses Vorhaben als einen neuen Aufgaben- Vertiefung von fachlichen und interkulturellen Kompeten- schwerpunkt der gemeinsamen AG 2-Arbeit an. zen in Form der Realisierung von Mobilitäten. Sowohl eine große Herausforderung, aber auch eine sehr lohnenswerte Ein weiterer Beitrag unserer gemeinsamen Arbeit der AG 2 Aufgabe für alle Lehrkräfte und Ausbildende, die heran- ist die Befassung mit der Thematik „Bildung für nachhal- wachsenden Generationen in ihrer fachlichen Ausbildung tige Entwicklung (BNE)“. Dieses Thema ist schon wegen zu unterweisen und diese in ihrem Werdegang als Men- der nicht nur europäischen Relevanz als Schwerpunkt für tor*innen zu begleiten. unsere gemeinsame Arbeit in den Fokus zu nehmen. Ich wünsche Ihnen und uns weiterhin viel Erfolg bei dieser Nicht zuletzt gilt es, weiterhin die UN-Behindertenkonven- anspruchsvollen Arbeit und wünsche uns noch viele inter- tion im Auge zu behalten und für unsere benachteiligten essante Begegnungen und neue Impulse für die gemeinsa- Menschen mit einem Handicap die Teilhabe am internatio- me Zusammenarbeit. nalen Austausch zu ermöglichen. Martin Wünschmann Das Thema „Zusammenarbeit auf dem Gebiet der berufli- Sprecher der AG 2 „Berufliche Bildung“ des Ausschusses chen Bildung“ ist für beide Länder eine große Chance und für Bildungszusammenarbeit der Deutsch-Polnischen Herausforderung zugleich, um sich im Kontext der Ent- Regierungskommission für regionale und grenznahe Zu- wicklung Europas und der mehr und mehr vernetzenden sammenarbeit für NRW Weltgemeinschaft als ein gemeinsamer Raum positionie- ren zu können. Dieser gemeinsame Raum sollte und muss Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium für stehen für Innovation in Wissenschaft und Technik, insbe- Kultus, Referat 35 – Berufsschulen, Fachschulen sondere der Entwicklung des Mittelstandes, der Kleinun- ternehmen, um somit für ein hohes Maß an Lebensqualität Sorge zu tragen. 5
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HAND IN HAND AUF DEM WEG NACH EUROPA Dr. Christiane Eberhardt Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Bonn, Arbeitsbereich „Internationale Berufsbildung im Vergleich, Forschung und Monitoring“ Eine angespannte Nachbarschaft: Gibt es ein deutsch-polnisches Verhältnis „von unten“ – Anmerkungen zum deutsch-polni- jenseits politischer Absichtserklärungen und historischer schen Verhältnis Verantwortung? Wie denken heute, 2021, die Menschen voneinander? Aufschluss gibt der jährlich erscheinende Schätzungen zufolge haben in Deutschland ca. zwei Millionen Deutsch-Polnische Barometer, in dem 1000 Personen aus Menschen polnische Wurzeln.1 Polen ist das größte Nachbar- beiden Ländern befragt werden. 2020 bezeichneten 55 land Deutschlands; beide Länder teilen eine 469 km lange Prozent der befragten Personen in Deutschland (im Vor- gemeinsame Grenze und sie sind einander wichtige Handels- jahr 60 Prozent) und 72 Prozent in Polen (2019: 60 Pro- partner.2 Das deutsch-polnische Verhältnis ist jedoch durch- zent) das deutsch-polnische Verhältnis als gut, 25 Prozent aus nicht so unproblematisch und „normal“, wie die genann- der deutschen bzw. 14 Prozent der polnischen Befragten ten Fakten Glauben machen. Angesichts der wechsel- und hingegen als schlecht. 30 Prozent der in Polen Befragten leidvollen Geschichte, die beide Länder miteinander verknüpft assoziiert Deutschland mit dem Thema Krieg – das sind und deren Auswirkungen und Prägungen bis heute spürbar neun Prozent mehr als im Jahr 2016. Auf deutscher Seite sind, konstatierte der Publizist Peter Bender 2005: „Nirgend- verbinden acht Prozent der Befragten Polen mit dem Krieg, wo in Europa hatten es zwei Nationen so schwer, wieder zu- vier Prozent mit Kriminalität und Unordnung (Kucharczyk/ einander zu kommen“. Dies scheint sich in den letzten Jahren Lada 2021).3 Die Zahlen verdeutlichen den Bedarf nach ge- nicht maßgeblich verändert zu haben: Nach Einschätzung genseitigem Austausch und Kennenlernen. Seit Gründung des Historikers Gerhardt Gnauck „knirscht (es) zwischen des Deutsch-Polnischen Jugendwerks 1991 begegnen sich beiden Ländern“ (Gnauck 2019:17), was maßgeblich auf die Jugendliche im schulischen und außerschulischen Aus- mangelnde Kenntnis und Empathie der Deutschen bezogen tausch, arbeiten an gemeinsamen Projekten und überwin- auf die Geschichte Polens zurückzuführen sei. den bestehende Grenzen. 1 2019 besaßen darunter 862.535 Personen die polnische Staatsbürgerschaft. Statistisches Bundesamt 2020. 2 Polen war 2020 der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands weltweit (Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft 2021). Für Polen ist Deutschland seit vielen Jahren der mit Abstand wichtigste Handelspartner (Auswärtiges Amt 2020). 3 Diejenigen, die den Zustand der deutsch-polnischen Beziehungen positiv einschätzen, verweisen hauptsächlich auf wirtschaftlichen Interessen (40% der Polen bzw. 51% der Deutschen). 7
Brücken bauen: Der Stellenwert sich kennen und erwerben Kenntnisse, Fähigkeiten und von Berufsbildung in der grenz- Fertigkeiten, die sich auf dem regionalen, nationalen oder regionalen und bilateralen Zusam- europäischen Arbeitsmarkt verwerten lassen. Grenzüber- menarbeit schreitende Aktivitäten in der Berufsbildung können in die- sem Kontext eine Doppelfunktion übernehmen: Sie tragen Die Rolle von Qualifizierung und Bildung wird bereits im zur Persönlichkeitsentwicklung des/der Einzelnen bei und „Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und sind gleichzeitig Hebel für eine aktive Standortpolitik. Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaft- liche Zusammenarbeit“ vom 17. Juni 1991 angesprochen. Seit den 1990er Jahren wurden daher trotz erheblicher Darin betonen die Vertragsparteien die Bedeutung der Zu- Unterschiede in den Berufsbildungssystemen Deutsch- sammenarbeit in der Aus- und Weiterbildung von Fach- und lands und Polens eine Reihe von Projekten und grenz- Führungskräften der Wirtschaft für die Ausgestaltung der überschreitenden Initiativen aus Mitteln der EU (Interreg), bilateralen Beziehungen und erklären ihre Bereitschaft, der Länder und des Bundes realisiert. Einrichtungen der diese wesentlich auszubauen und zu vertiefen (Deutsch- Berufsbildung (vornehmlich Berufsschulen und Bildungs- Polnischer Nachbarschaftsvertrag 1991, Artikel 9, Absatz dienstleister) haben sich kontinuierlich oder auch punktu- 4). Dies soll, laut Vertrag, durch die partnerschaftliche Zu- ell mit Institutionen, Unternehmen und Schulen im Nach- sammenarbeit zwischen Regionen, Städten, Gemeinden barland vernetzt, so dass viele sinnvolle Produkte und und anderen Gebietskörperschaften, insbesondere im gewinnbringende Erfahrungen aus deutsch-polnischen grenznahen Bereich umgesetzt und durch die Tätigkeit Berufsbildungskooperationen vorliegen (vgl. Eberhardt/ einer Regierungskommission für regionale und grenznahe Albrecht 2007). Das Spektrum der Zusammenarbeit ist Zusammenarbeit unter Beteiligung der Bundesländer und hierbei breit gefächert: Es umfasst Maßnahmen der Be- der polnischen Wojewodschaften koordiniert, auf allen Ge- rufsorientierung, der Ausbildung und der beruflichen Fort- bieten erleichtern und gefördert werden (ebenda, Artikel bildung. Projekte befassen sich u.a. mit der Koordination 12, Absatz 2). Artikel 27 des Vertrages spricht explizit die von Praktika im Nachbarland, dem Angebot von grenz- große Bedeutung der Zusammenarbeit in der beruflichen überschreitend ausgerichteten Zusatzqualifikationen bis Bildung an und legt fest, entsprechende Vereinbarungen zur Entwicklung und Etablierung von binationalen, dop- auszubauen und zu vertiefen. peltqualifizierenden Ausbildungsgängen. Wie in vielen an- deren Förderkontexten besteht auch an der deutsch-polni- In Aktivitäten zur Berufsbildung fließen beide Perspekti- schen Grenze für alle Projekte die große Herausforderung, ven, die der Region und die des/der Lernenden, zusam- bereits entwickelte und erfolgreich erprobte Konzepte und men: Menschen von dies- und jenseits der Grenze lernen Produkte der Kooperation (Curricula, Aus- und Fortbil- 8
dungsprogramme, Zusatzqualifikationen und vieles mehr) nach Ende des Förderzeitraums in die Praxis zu verankern Was ist der Deutsch-Polnische (vgl. BIBB 2011). Die allgemein übliche Förderausrichtung Ausschuss für Bildungszusam- vieler Programme auf die Entwicklung innovativer Ansätze, menarbeit? Produkte oder Methoden steht dem Transfer und der Ver- stetigung von gelungenen und erfolgreichen Projektergeb- • Eine bilaterale Einrichtung zur Verbesserung nissen daher oft im Weg. der Kooperation in Bildungsfragen, die am 23.09.2010 in Schwerin gegründet wurde. • Jede Seite wird von 12 Mitgliedern im Ausschuss Die Nachbarschaft im europäischen vertreten: Auf deutscher Seite aus dem Sekreta- Haus gestalten: Was hat die AG Be- riat der Kultusministerkonferenz und acht Bun- rufsbildung mit Praktika und berufli- desländern, aus Bundesministerien und weite- chen Auslandsaufenthalten zu tun? ren Partnern wie dem Goethe-Institut und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Zentrales Gremium zur Verbesserung der Zusammen- • Ziel des Ausschusses ist es, die Kooperation im arbeit der Regionen ist die deutsch-polnische Regierungs- Bereich der Bildung zwischen Deutschland und kommission für regionale und grenznahe Zusammen- Polen weiter auszubauen und zu koordinieren. arbeit. Der weitere Ausbau der bilateralen Beziehungen • Der Ausschuss teilt sich in die drei Unterar- in Fragen von Allgemein-, Hochschul- und Berufsbildung beitsgruppen „Allgemeine schulische Bildung wurde 2011 dem Deutsch-Polnischen Bildungsausschuss –einschließlich frühkindlicher Aspekte“ (Feder- übertragen (siehe Themenkasten auf der nächsten Seite). führung auf deutscher Seite: Mecklenburg-Vor- Damit war auch die Perspektive und die Hoffnung verbun- pommern, „Hochschulbildung“ (Bremen) und den, dass der Ausschuss eine „sehr praxiswirksame Arbeit „Berufliche Bildung“ (Sachsen). Den Vorsitz leisten und für andere EU-Länder ein Modell für Bildungs- über die AG Berufliche Bildung, in der auch die zusammenarbeit darstellen wird“ (PM Mecklenburg-Vor- IHK Dresden, der DIHK, das Deutsch-Polnische pommern 2011). Jugendwerk und das BIBB als Partner vertreten sind, führen gemeinschaftlich das Sächsische Dieses Ziel wurde durch die vom Bildungsausschuss 2011 Staatsministerium für Kultus und das Ministe- eingerichtete Arbeitsgruppe Berufsbildung in Richtung rium für Nationale Bildung der Republik Polen. eines „deutsch-polnischen Mobilitätsverbunds“ vorange- • Der Ausschuss agiert unter dem Dach der trieben. Eine entsprechende Strategie wurde 2014 von den Deutsch-polnischen Regierungskommission für in der Arbeitsgruppe vertretenen Bundesländern und pol- regionale und grenzregionale Zusammenarbeit. nischen Wojewodschaften verabschiedet. Sie zeigt auf, wie Diese wurde nach Artikel 12 des Vertrages zwi- langfristig angelegte Schulpartnerschaften initiiert und schen der Bundesrepublik Deutschland und der diese Partnerschaften mit sogenannten „ECVET-orien- Republik Polen über gute Nachbarschaft und tierten Praktikumsphasen“ im Nachbarland umgesetzt freundliche Zusammenarbeit vom 17. Juni 1991 werden sollten. Dieses Vorhaben wurde im Mai 2015 unter gegründet. Sie trat erstmals 1991 zusammen und dem Titel „Förderung kompetenzorientierter Austausch- hält ihre Sitzungen einmal jährlich unter deut- praktika der deutsch-polnischen Berufsbildungskoope- schem und polnischem Ko-Vorsitz ab. Die Kom- ration“ als Arbeitsgruppenergebnis in der 6. Sitzung des mission stützt sich dabei im Wesentlichen auf die Ausschusses für Bildungszusammenarbeit der Deutsch- Arbeit ihrer Ausschüsse. polnischen Regierungskommission präsentiert, protokol- liert und damit offiziell bestätigt. Mit der Initiierung und Förderung beruflicher Austausch- maßnahmen wurde die Überlegung verbunden, dass • berufsbildende Kooperationen über Grenzen hinweg durch Transparenz, Lernergebnisorientierung und Euro- pass-Zertifizierung erleichtert, • die konkreten Mobilitätsmaßnahmen über europäische Fördermittel (Erasmus+) finanziert und • die Zusammenarbeit durch eine Orientierung an ECVET europäisch anschlussfähig gestaltet und in der Pers- pektive ggf. für Schulen aus weiteren Ländern geöffnet werden kann.
Durch den Einsatz von Schulen aus Sachsen, Mecklen- Weitere strukturelle, flankierende und perspektivisch aus- burg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Bremen und der gerichtete Rahmenbedingungen sind gefragt, um polnischen Wojewodschaften Opole/Oppeln, Szczecin/ • Auszubildende, Lehrkräfte, Betriebe und Schulleitun- Stettin, Wroclaw/Breslau und Poznan/Posen wird seither gen bei der Vorbereitung und Durchführung von Mobili- die Protokollnotiz mit Leben erfüllt. Seit Beginn der Um- täten dauerhaft zu unterstützen, setzung 2015 ist die Zahl der beteiligten Schulen kontinu- • ihre finanzielle und rechtliche Absicherung zu gewähr- ierlich angestiegen. Alle Schulen bringen ihre Ausbildungs- leisten, betriebe in das Netzwerk ein. Die Lernenden können somit • die grenzüberschreitenden Aktivitäten auf neue Berei- ihre spezifischen beruflichen Arbeitsaufträge sowohl am che und weitere aktuelle Themen auszuweiten und schulischen, als auch am betrieblichen Lernort erfüllen. • qualitätssichernde Maßnahmen zu entwickeln und um- zusetzen. Die ersten Jahre haben gezeigt, dass das für gemeinsa- me Projekte notwendige gegenseitige Vertrauen nicht am Die genannten Schwierigkeiten werden bei den Treffen der Verhandlungstisch, sondern in der Praxis hergestellt wird. Arbeitsgruppe Berufsbildung des deutsch-polnischen Bil- Kontaktbörsen, Antragswerkstätten, die Bereitstellung dungsausschuss weit oben auf der Tagesordnung stehen. von Materialien, Vorlagen, Checklisten etc. und ein Logo als corporate identity für den Mobilitätsverbund deutscher Die Arbeit wird in den nächsten Jahren von alten und neu- und polnischer Schulen beschreiben Formate, die den Auf- en Herausforderungen geprägt sein. Wer sich aber die Zeit bau guter Beziehungen, Engagement, Übereinkunft und nimmt, innezuhalten und zurückzuschauen, stellt fest, das nicht zuletzt die Qualität der Austausche begünstigen. Das bisher schon Einzigartiges geleistet worden ist: hierzu notwendige Antragsmanagement wird seit Start Es ist erstmals gelungen, die Mobilität in der Berufsbildung der Initiative 2015 federführend von der EU-Geschäftsstel- auf der Ebene einer bilateral vereinbarten Strategie zu plat- le bei der Bezirksregierung Arnsberg mit schulischen An- zieren. Die Umsetzung der Strategie und damit der Weg sprechpartnern aus allen oben genannten Bundesländern „vom Verhandlungstisch in die Praxis“ erfolgte geplant und und Wojewodschaften umgesetzt. Mit der Durchführung wurde von den in der AG Berufsbildung vertretenen Bil- von Transferbörsen und Kontaktseminarenunterstützt das dungs-/Kultusministerien und Kuratorien gesteuert. Die Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) das „Matching“ Einbeziehung von beruflichen Schulen in die Initiative, die von Schulen. Eine Austauschdatenbank („deutsch-polni- Schaffung von Rahmenbedingungen zur Mitarbeit und die sche Landkarte“)4 und eine Praktikumsbörse ermöglichen, Koordination zwischen den einzelnen Stellen wurde durch vorhandene Materialien und erfahrene Projektmenschen die Sprecher der AG (auf deutscher Seite: das sächsische zu identifizieren, gelungene Projektansätze darzustellen Ministerium für Kultus) koordiniert und vorangetrieben. und zu deren Verbreitung beizutragen. Hierbei hat sich gezeigt: Trotz all dieser Erfolgsmeldungen ist der Erfolg nicht un- 1. Die Nutzung der europäischen ECVET5-Instrumente zur getrübt. Aufgrund der Mittelzuteilung auf polnischer Seite Förderung der Mobilität eignet sich hervorragend, um konnten bisher weniger polnische Jugendliche als geplant die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem zu den deutschen Partnerschulen und Betrieben ausrei- polnischen Berufsbildungssystem zu überbrücken und sen. Die zum Ausdruck kommende „Antragsasymmetrie“ erleichtert die Zusammenarbeit. (mehr Lernende gehen nach Polen als umgekehrt) führt zu 2. Die Anwendung europäisch eingeführter Methoden und Planungsproblemen beim Aufbau langfristiger und gegen- Verfahren ermöglicht die Arbeit „auf Augenhöhe“, da es seitiger Kooperationsbeziehungen. Auch ist davon auszu- nicht darum geht, den Partner von den Vorzügen des je- gehen, dass COVID in vielerlei Hinsicht Auswirkungen auf weils eigenen Systems zu überzeugen. Die „Europäisie- die weitere Durchführung von Praktika im jeweiligen Nach- rung“ in der Berufsbildung erweist sich hier als Motor barland haben wird. auch für die bilaterale Zusammenarbeit. 4 Wir bitten daher alle Leserinnen und Leser dieser Handreichung, ihre deutsch-polnische Mobilitätsmaßnahmen auf der Projektlandkarte zu registrieren und ihr Engagement zu dokumentieren: PNWM Perspektywy zawodowe – Plat- forma ułatwiająca organizację polsko-niemieckich projektów o charakterze zawodowym. (dpjw.org). Die Praktikums- börse ist unter Praktikum suchen – PNWM Perspektywy zawodowe (dpjw.org) zu finden. 5 Die Kommission hat 2020 per Ratsbeschluss festgestellt, dass ECVET in der seit 2008 empfohlenen Form nicht zur Entwicklung eines europäischen Leistungspunktesystems in der beruflichen Aus- und Weiterbildung geführt hat. Die ECVET-Instrumente zur Förderung der Mobilität von Lernenden in der beruflichen Bildung (z. B. Lernvereinbarung und Absichtserklärung) sollen im Rahmen anderer EU-Instrumente, etwa des Programms Erasmus+, weiterentwickelt werden. EMPFEHLUNG DES RATES vom 24. November 2020 zur beruflichen Aus- und Weiterbildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz. 10
3. Die Zusammenarbeit deutscher und polnischer „EC- Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (2021): Starke VET-orientierter Partnerschaften“ kann die Keimzelle Erholung zum Jahresende, abrufbar unter: für einen Mobilitätsverbund darstellen, in dem Aus- www.ost-ausschuss.de/de/PM-deutscher-Osthandel-2020 tausche, Praktika und ggf. auch Ausbildungsteile im (Zugriff: 18.04.2021) Nachbarland auf der Grundlage gemeinsam definierter Qualitätsstandards durchgeführt werden. Ein solcher Kucharczyk, Jacek/Łada, Agnieszka (2020): Nachbarschaft Verbund wäre zudem in der Lage, weitere europäische mit Geschichte: Blicke über Grenzen. Deutsch-polnisches Partner und Schulen einzubinden und über die deutsch- Barometer 2020 Institut für Öffentliche Angelegenheiten/ polnische Zusammenarbeit hinauszuwirken. Konrad-Adenauer Stiftung/Deutsches Polen-Institut, War- schau/Darmstadt 2020, abrufbar unter: Wie auch immer es mit der Vision des Mobilitätsverbunds www.deutsch-polnisches-barometer.de/ weitergehen wird: Jede einzelne Mobilitätsmaßnahme, je- (Zugriff: 16.04.2021) des Praktikum und jeder Austausch ist von Bedeutung. Sie stehen dafür, was im Deutsch-Polnischen Barometer eben- EMPFEHLUNG DES RATES der Europäischen Union vom falls nachgewiesen wird: Dass Personen, die einmal das 24. November 2020 zur beruflichen Aus- und Weiter- Nachbarland besucht haben, für gewöhnlich eine bessere bildung für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Meinung von diesem haben als solche, die noch nie dorthin Gerechtigkeit und Resilienz, Interinstitutionelles Dos- gereist sind (Kucharczyk/Lada 2021:9). sier: 2020/0137(NLE), Brüssel, den 25. November 2020 (OR. en) 13237/20. Literatur Statistisches Bundesamt2020. Ausländische Bevölke- rung nach Geschlecht und ausgewählten Staatsangehö- Auswärtiges Amt: Deutsch-polnische Wirtschaftsbezie- rigkeiten am 31.12.2019, Stand: 15. April www.destatis.de/ hungen (Stand Februar 2020), DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migra- https://polen.diplo.de/pl-de/02-themen/ tion-Integration/Tabellen/auslaendische-bevoelkerung- 02-3-wirtschaft/03-dt-poln-wirtschaftsbeziehungen geschlecht.html [letzter Zugriff: 21.4.2020]. (Zugriff 20.04.2021) Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Bundesinstitut für Berufsbildung (Eberhardt) im Auftrag Republik Polen über gute Nachbarschaft und freund- der Arbeitsgruppe Berufsbildung des Deutsch-Polni- schaftliche Zusammenarbeit, 17.06.1991, schen Ausschuss für Bildungszusammenarbeit: Deutsch- www.glasnost.de/db/DokAus/91pol.html polnische Kooperationen in der Berufsbildung: Stand, Pro- (Zugriff: 18.05.2021) blemlagen und Empfehlungen, 28.04.2011 (unveröff.) Peter Bender (2005): Normalisierung wäre schon viel – Essay | bpb In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 5-6/2005) (Zugriff: 18.04.2021) Eberhardt, Christiane/Albrecht, Günter (2007): Qualifi- zierung und Vernetzung im Grenzraum. Good Practice in den neuen Ländern: Chance Grenzregion W. Bertelsmann Gnauck, Gerhard (2019): Polen verstehen. Geschichte, Politik, Gesellschaft. Bonn. Sonderausgabe der Bundes- zentrale für Politische Bildung. Schriftenreihe Band 10389 Pressemitteilung Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern: Deutsch-Polnische Regierungskommission: Ausschuss für Bildungszusammenarbeit nimmt Arbeit auf, Nr.013-11 | 12.01.2011, www.regierung-mv.de/Landesregierung/bm/ Aktuell?id=25335&processor=processor.sa.pressemittei- lung (Zugriff: 18.05.2021) 11
„Kropla do kropli i bedzie morze.“ Tropfen für Tropfen formt das Meer. 12
KOORDINATION UND KOOPERATION Claudia Brüning, René Lottermoser, Andrea Stein, Tobias Zielke Die EU-Geschäftsstelle im Kontext dungspersonal) zum Aufbau langfristiger Kooperationen deutsch-polnischer Aktivitäten mit unterschiedlichen beruflichen Schwerpunkten zu initi- ieren und zu koordinieren. Seit Beginn des Schuljahres 1999/2000 fördert die „EU- Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung“ der Be- Als Konsortialführerin beantragte die EU-Geschäftsstelle zirksregierung Arnsberg die Internationalisierung im 2016 das erste Mal im Rahmen eines Eramsus+-Antrags Bereich der beruflichen Bildung. Sie nimmt dabei den In- unter dem Titel „Deutsch-polnische Kooperation in der formations-, Innovations- und Beratungsauftrag des Mi- beruflichen Bildung – DPKBB/DPKPN“ 60 Personalmobili- nisteriums für Schule und Bildung, NRW im Regierungsbe- täten für sechs Berufskollegs aus den Regierungsbezirken zirk wahr und unterstützt die erfolgreiche Umsetzung von Arnsberg, Düsseldorf und Detmold, um den Austausch zwi- Aktivitäten und Maßnahmen der Berufskollegs im Zuge schen Polen und Deutschland im Rahmen von beruflicher ihrer Internationalisierungsstrategien auf vielfältige Weise. Ausbildung zu intensivieren. Dabei war und ist die EU-Ge- schäftsstelle eingebunden in die Arbeitsgemeinschaft 2 des Als Projektkoordinatorin bzw. Kooperationspartnerin in- Bildungsausschusses der deutsch-polnischen Regierungs- itiiert die EU-Geschäftsstelle innovative Bildungsmaß- kommission für regionale und grenznahe Zusammenarbeit. nahmen (Erasmus+ Auslandsaufenthalte/ Strategische Partnerschaften). Dabei bringt sie verschiedene verant- Verschiedene Aufgaben wurden im Rahmen des Deutsch- wortliche Akteure der beruflichen Bildung auf regionaler, Polnischen Ausschusses für Bildungszusammenarbeit für nationaler und internationaler Ebene zusammen und unter- NRW, Sachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern stützt diese aktiv bei der Planung, Durchführung und Eva- 2015 vereinbart: luation der EU-geförderten Lernmobilitäten (KeyAction 1) • Entwickeln und Abstimmen gemeinsamer Bildungsan- und dem Aufbau kleinerer Partnerschaften und Koopera- gebote wie beispielsweise zum Sprachenlernen tionspartnerschaften (KeyAction 2). Die EU-Geschäftsstel- • Erfassen der Bildungsbedarfe in Polen und Deutschland le verbreitet Inhalte und Ergebnisse der Bildungsmaßnah- • Gemeinsame Fortbildungen von Bildungspersonal men auch über den Regierungsbezirk Arnsberg hinaus. • Fördern von Mobilitäten • Organisieren gemeinsamer Tagungen Die Förderung der deutsch- Begonnen werden sollte mit ausgewählten Berufsfeldern: polnischen Berufsbildungs- Elektrotechnik/IT, Spedition und Logistik, Kraftfahrzeug- kooperationen begann 2015 mechatronik, Gastgewerbe und Ernährung. Es ist von Anfang an ein wichtiger Auftrag im Tätigkeitsfeld Ein Rückblick in das Erasmus+-Antragsformular 2016: der EU-Geschäftsstelle gewesen, die deutsch-polnischen „Im Bildungsausschuss der deutsch-polnischen Regie- Personalmobilitäten (Auszubildende, Lernende und Bil- rungskommission für regionale und grenznahe Zusam- 13
5 1–2 6 3–4 menarbeit engagiert sich NRW für eine Intensivierung der Im Rahmen dieser DPKBB-Erasmus+-Förderung werden deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Bereich ‚Berufli- die interkulturellen, sprachlichen, fachlichen und personel- che Bildung‘. Im Rahmen der AG2 ‚Berufliche Bildung‘ wur- len Kompetenzen der Lernenden gestärkt. Diese werden in den dabei unter Bezugnahme auf den Gesamtauftrag der konkreten Lernergebniseinheiten dokumentiert (LEE, sie- deutsch-polnischen Regierungskommission für regionale he Kapitel 4) und zusätzlich über den „Europass Mobilität“ und grenznahe Zusammenarbeit konkrete Überlegungen zertifiziert. Wie man den dieser Handreichung beigefügten entwickelt, inwiefern das Gremium Unterstützung dazu exemplarischen Lernergebniseinheiten entnehmen kann, leisten kann bzw. eine Plattform bietet, damit der deutsch- gibt es hier eine Bandbreite von Möglichkeiten, wie die ver- polnische Austausch von Auszubildenden noch stärker ge- schiedenen Kompetenzbereiche gefördert werden können. fördert und dabei die Lernergebnisorientierung und deren Zertifizierung (etwa die Berücksichtigung im Europass) Zur Teambildung der deutschen und beim Erwerb berufsbezogener und interkultureller Kompe- polnischen Seite hat sicher auch die tenzen besonders in den Fokus genommen werden können.“ Entwicklung eines gemeinsamen Lo- gos beigetragen, das durch Medien- Diesem ersten Antrag sind zwei weitere Erasmus+-Anträge gestalter*innen des Walter-Gropius- der EU-Geschäftsstelle gefolgt, sodass die deutsch-polni- Berufskollegs (Bochum) gestaltet sche Berufsbildungskooperation in NRW nun zunächst bis wurde. 2023 durch das Erasmus+-Programm der europäischen Union (EU) gefördert wird. Ebenso finden seit 2016 in den vier weiteren Bundeslän- dern Bremen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Seit 2016 finden in folgenden Ausbildungsbereichen regel- Berlin Personalmobilitäten im Rahmen der Erasmus+-För- mäßig Lernaufenthalte in Polen statt: derung statt. Dabei haben sich alle Bundesländer an einem • Elektronik und Automatisierung gemeinsamen Antrag orientiert und ihre jeweiligen spezi- • Groß- und Einzelhandel fischen Kooperationen eingearbeitet. • Spedition • Wirtschaft und Verwaltung, sowie • Handwerk (Bäcker*innen, Friseur*innen) 14
Die beteiligten Partnerinstitutionen 1 Berufskolleg Schloss Neuhaus 4 Börde-Berufskolleg des Kreises Soest Centrum Ksztalencia Zawodowego i Ustawicznego nr 3 Zespol Szkol Zawodowych nr5 we Wroclawiu „Ekonomik“ ul. Jana Wl. Dawida 5 ul. Dluga 5 50–527 Wroclaw 65–401 Zielona Gora www.zsek.zgora.pl 5 Börde-Berufskolleg des Kreises Soest Powiatowy Zespol Szkol Pnadgimnazjalnych 2 Ludwig-Erhard Berufskolleg Paderborn Targowa 73a Zespol Szkol Ekonomicznych 05–120 Legionowo Dtuga 5 pzsplegionowo.pl 65–401 Zielona Gora www.zsek.zgora.pl 6 Ludwig-Erhard-Berufskolleg Paderborn Zespol Szkol Ekonomicznych 3 Berufskolleg der Stadt Bochum, Wernera 22 Technische Berufliche Schule 1 26–600 Radom Technikum nr 3 w Zespol Szkol nr 18 www.zse.radom.pl Mlodych Technikow 58 53–654 Wroclaw www.zs18.wroc.pl Das Projekt in Zahlen le aufrecht gehalten und bereits zukünftige Entsendungen und Kooperationen geplant. Alle Beteiligten blicken optimis- Das Interesse der Auszubildenden und des Bildungsperso- tisch in die Zukunft. nals, auf deutscher und auf polnischer Seite, steigt stetig, wie sich an der Zunahme der durch Erasmus+ geförderten Anträge / Mobilitäten ablesen lässt: Stand der Kooperationen Antragsjahr und Pläne ab 2021 2016 2018 2020* Die EU-Geschäftsstelle möchte zukünftig nicht nur die be- Mobilitäten für Lernende 41 52 82 stehenden Kontakte vertiefen und verstetigen, sondern Mobilitäten für Lehrpersonal 19 26 57 auch neue Kontakte zu polnischen Partnerinstitutionen Insgesamt 60 78 139 aufbauen. Ziel ist mehr denn je, die Auslandsaktivitäten * Laufzeit bis 2023 und die Anzahl der teilnehmenden Berufskollegs zu er- höhen, sowie immer mehr Lernende und Lehrkräfte zu Diese positive Entwicklung zeigt, wie etabliert das Projekt motivieren, Auslandserfahrungen zu sammeln und die be- mittlerweile ist und welche Bedeutung die deutschen und rufliche wie fremdsprachliche Kompetenz im Sinne einer polnischen Kooperationspartner*innen den Austauschen globalen Wettbewerbsfähigkeit und Völkerverständigung zumessen. zwischen Deutschland und Polen nachhaltig zu fördern. Aufgrund der COVID19-Pandemie konnten 2020 und 2021 Entsendungen von Auszubildenden und Lehrenden nicht Kooperation mit dem wie geplant durchgeführt werden. Dank der langjährigen gu- Deutsch-Polnischen Jugendwerk ten Beziehungen zu den polnischen Partnerschulen wurden trotz der Lockdowns und aller weiteren Einschränkungen Das Deutsch-Polnische Jugendwerk (DPJW) ist ein wichti- die persönlichen Kontakte und die Kommunikationskanä- ger Partner für die EU-Geschäftsstelle. Im ersten Halbjahr 15
des Schuljahres 21/22 veranstaltet das DPJW in Absprache gezeigt. Im Herbst 2021 ist geplant, die polnischen Schu- mit der EU-Geschäftsstelle eine virtuelle Kontaktbörse, um len zu besuchen und gemeinsame Zielvereinbarungen zu weitere Partnerschaften zu initiieren. treffen, damit dann die ersten Lernmobilitäten im Frühjahr 2022 beginnen können. Als weitere Partnerschulen wer- den Schulen im Weimarer Dreieck zwischen NRW, Polen Europäische Lehrerfortbildung sowie in Frankreich gesucht. Unterstützt wird das Projekt in Warschau und Breslau von der Kreishandwerkerschaft des Hochsauerlandes, den Innungen und dem deutsch-polnischen Jugendwerk. Das Im November 2020 fand die 11. Sitzung des Ausschusses Centrum für angewandte Politikforschung an der Ludwig- für Bildungszusammenarbeit der Deutsch-Polnischen Re- Maximilians-Universität München unter der Federführung gierungskommission für regionale und grenznahe Zusam- von Frau Eva Feldmann-Wojtachnia wird gemeinsam mit menarbeit statt (Videokonferenz). Thematische Schwer- Teilnehmenden die Ziele entwickeln, die Zielerreichung punkte waren die Chancen und Herausforderungen der prüfen und einen Fahrplan für die Weiterarbeit mit der EU- Pandemie für die Bildungslandschaft in Deutschland und Geschäftsstelle aufstellen. Polen. In der Arbeitsgruppe 2 „Berufliche Bildung“ zeigte die EU-Geschäftsstelle, vertreten durch den Leiter Herrn Karsten Mielke und der Geschäftsführerin Frau Andrea Netzwerktreffen Stein, Perspektiven einer gemeinsamen Lehrerfortbildung im IT-Bereich auf Grundlage der Berufsbilder in Polen und Ab dem 30. Juni 2021 bietet der Regierungsbezirk Arns- Deutschland auf. Ein entsprechender Erasmus-Förderan- berg regelmäßige Netzwerktreffen zur deutsch-polnischen trag (bundesländerübergreifende Zusammenarbeit zwi- Kooperation an. Hier sollen alle Interessierten die Mög- schen Bremen, Bayern und NRW) wurde 2019 bereits er- lichkeit erhalten, sich berufskollegübergreifend über die folgreich gestellt. Die Planungen für eine erste Entsendung Projekte, Erfahrungen und Herausforderungen im Kontext von neun Lehrkräften nach Warschau im Frühjahr 2022 deutsch-polnischer Aktivitäten auszutauschen und nach- sind angelaufen und werden durch die EU-Geschäftsstel- haltig zu vernetzen. Für neu einsteigende Kolleg*innen soll le der Bezirksregierung Arnsberg federführend umgesetzt. dieses Format die Gelegenheit geben, sich bei „erfahrenen“ Kolleg*innen anderer Schulen zu informieren und sogar gemeinsame, neue Projekte zu initiieren. Diese Netzwerk- Eine Kooperation treffen können die Möglichkeit bieten, über Erfahrungen in den Startlöchern: zu berichten und weitere Anregungen und eventuelle „Mit- Patent im Handwerk – Patent streiter*innen“ für neue Projekte zu finden. Im Rahmen ausbilden im Friseurhandwerk dieser Netzwerktreffen sollen in regelmäßigen Abständen gezielt Informationen zu deutsch-polnischen Austausch- Bereits fünf polnische Schulen und sieben Berufskollegs aktivitäten angeboten werden, wie zum Beispiel durch Bei- aus dem Regierungsbezirk Arnsberg haben Interesse an träge von Expert*innen, Sammeln und Bereitstellen von unserer beginnenden Kooperation im Friseurhandwerk an- Material oder einem deutsch-polnischen Sprachkurs. 16
Die EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung besteht aus einem Team engagierter Kolleg*innen, die zu internationalen Auslandsaufenthalten beraten und auch eigene internationale Projekte durchführen. Kontakt: Andrea Stein E-Mail: andrea.stein@bra.nrw.de oder eu-geschaeftsstelle@bra.nrw.de Telefon: 02931 82-3024 www.bra.nrw.de/-2119 Aufgaben eines akkreditierten Literatur Konsortialkoordinators im Erasmus+-Programm (21-27) Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung: • verfasst den Antrag und reicht ihn ein www.na-bibb.de/erasmus-berufsbildung/ • unterzeichnet die Finanzhilfevereinbarung mobilitaet/akkreditierung (08.06.2021, 13:00 Uhr) • leitet eine Gruppe von Einrichtungen • teilt die Ressourcen, auch zwischen entsenden- Europäische Kommission: den und aufnehmenden Einrichtungen ec.europa.eu/programmes/erasmus-plus/ • organisiert die Mobilitätsaktivitäten im Rahmen resources/programme-guide_de eines gemeinsamen Erasmus+-Plans (08.06.2021, 13:05 Uhr) • beschreibt die Ziele, den Nutzen und den Stand der Zusammensetzung des Konsortiums • evaluiert die Maßnahmen und Aktivitäten im Rahmen des Erasmus+-Plans • betreibt mit seinem Konsortium die Öffentlich- keitsarbeit und disseminiert die Produkte • erstattet der Nationalen Agentur Bericht • verpflichtet sich zur Einhaltung der Erasmus+- Qualitätstandards 17
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VIER PROJEKTE VORGESTELLT 19
BÖRDE- BERUFSKOLLEG D as Börde-Berufskolleg des Kreises Soest ist eine setzung mit der gemeinsamen Geschichte der beiden berufsbildende Schule in der Stadt Soest. Unse- Länder mit historischen und pädagogischen Schwer- re Schule ist eine sogenannte Bündelschule und punkten. bietet mit den Berufsfeldern Ernährungs- und Versor- • Seit 2018 besteht ein Austausch im Bereich der Berufs- gungsmanagement, Bau- und Holztechnik, Gestaltung, schule für Auszubildende im Backgewerbe und im Fri- Gesundheit/Erziehung und Soziales sowie Metall- und seurhandwerk mit Polen (Wroclaw, Breslau). Elektrotechnik ein umfangreiches Bildungsangebot all- • Seit 2020 nehmen wir an dem dreijährigen Erasmus+ gemeinbildender Abschlüsse vom Hauptschulabschluss Projekt „Einsatz moderner digitaler Technologien in bis hin zum Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife. Zu- Schulprojekten“ teil. Auf diese Weise verbinden sich dem stehen eine Vielzahl von berufsbildenden Abschlüs- mehrere Schulen aus Soest, Bochum, Tallinn (Estland) sen des dualen Systems sowie Bildungsangebote in der und Bialystok (Polen). beruflichen Weiterbildung für unsere Lernenden aus dem • Schulpartnerschaft im Rahmen einer Förderung durch gesamten Kreisgebiet zur Auswahl. Mit diesem vielfältigen die deutsch-französische Agentur “ProTandem“ in Angebot und einer den Betriebsstrukturen angepassten Saarbrücken: Seit über 20 Jahren ermöglichen wir un- Beschulung in Vollzeit, in Teilzeit und in Blockform möch- seren Lernenden der Berufsschule Praktika in verschie- ten wir zu einer Fachkräftesicherung in unserer ländlichen denen Regionen Frankreichs. Verschiedene Bereiche Region beitragen. Wir eröffnen damit allen Lernenden die wie z. B. Friseur-, Kfz- und Elektrohandwerk haben teil- Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren bzw. einen genommen. Seit 2004 besteht der Austausch für Aus- Schulabschluss zu erwerben. zubildende im Gastgewerbe mit dem Lycée Polyvalent Jean Monnet in Libourne bei Bordeaux. Doch nicht nur unser Bildungsangebot ist vielfältig, auch unsere Schulgemeinde – bestehend aus 2215 Lernenden mit Die Teilnahme an Austauschprojekten ist eine Bereiche- 57 unterschiedlichen Nationalitäten und heterogenen sozios- rung für alle Teilnehmenden. Die Lernenden erfahren trukturellen Merkmalen, 133 Lehrenden sowie dem Team der hautnah, was Europa bedeutet. Nach der Rückkehr nach Schulverwaltung, der Schulsozialarbeit und des Gebäudema- Deutschland sprechen sie begeistert von ihrem Lernauf- nagements – illustriert die internationale und kulturelle Viel- enthalt. Für die Lehrkräfte bedeutet die Teilnahme an die- falt an unserer Schule. sen Projekten natürlich eine Menge Arbeit, die sich aber auszahlt: Intensive Erlebnisse mit Lernenden, die auch wir Dem Börde-Berufskolleg und dem Kreis Soest als Träger ist nicht vergessen! es wichtig, die Europa-Aktivitäten auszuweiten und damit möglichst vielen Lernenden, aber auch den Lehrkräften die Möglichkeit beruflicher Erfahrungen im europäischen Aus- land zu eröffnen und dadurch ihre fachlichen, sprachlichen, interkulturellen und persönlichen Kompetenzen zu erweitern. Organisierte Lernaufenthalte im Ausland (Mobilitäten) um- fassen sowohl Schulpartnerschaften (berufliche Praktika bzw. Ausbildungsabschnitte) als auch Weiterbildungsmaßnah- men. Die folgenden Aktivitäten finden an unserer Schule statt: • Im Rahmen von Erasmus+ Leitaktion KA2 besteht seit 2014 ein Austausch mit einer beruflichen Schule in Le- Bernd Balgo, Martina Dziallas und Birgit Specht gionowo (Polen) im Bereich des beruflichen Gymnasi- ums: Im Mittelpunkt der Projekte steht die Auseinander- 20
Titel der Lernergebniseinheit Sommerliche Gebäcke zum Grillfest 1. Ausbildungsberuf, curriculare Grundlagen (Rahmenlehrplan, Ausbildungsordnung) Bäcker*in (deutsche Partnerinstitution) Bäcker*in (polnische Partnerinstitution) Fachverkäufer*in im Nahrungsgewerbe Schwerpunkt Bäckerei (deutscher Partnerinstitution) Fachverkäufer*in im Nahrungsgewerbe (polnischer Partnerinstitution) 2. Lernfeld, Ausbildungsabschnitt Lernfeld 6: Herstellen von Backwarensnacks Lernfeld 4: Herstellen von Feinen Backwaren aus Teigen Lernfeld 12: Herstellen von Kleinen Gerichten Lernfeld 13: Planen und Durchführen einer Aktionswoche 3. Lernsituation, betriebliche Handlungssituation, Lernergebniseinheit Ihr Ausbildungsbetrieb beschäftigt Mitarbeitende unterschiedlichster Nationalitäten. Bei der Herstellung der in Deutschland und Polen typischen Gebäcke zum Grillen unterhalten Sie sich mit Ihren polni- schen Kolleg*innen über unterschiedliche Backwaren zu Grillfesten im jeweiligen Herkunftsland. Sie beschließen, einige der Gebäcke herzustellen. Informieren Sie sich über Gebäcke, die in Polen zum Grillen serviert werden, wählen Sie Gebäcke aus, die Sie eigenver- antwortlich herstellen und anschließend verkaufsfördernd präsentieren. 4. Darstellung der wesentlichen Kompetenzen (gemäß curricularer Vorgaben) Fachkompetenz (berufliche Handlungskompetenz) Lernergebnisse Die Auszubildenden sind in der Lage 4.1 Informieren/ • nutzen verschiedene Informationsquellen. Die Auszubildenden sind in der Lage: Wahrnehmen • stellen Informationen übersichtlich dar. 4.2 Planen • beschreiben Lösungswege als Mindmap. • die Hygienebestimmungen zu benennen. • analysieren Hygienevorschriften. • die Rezeptur für die geforderte Menge zu 4.3 Entscheiden • beurteilen geeigneter Gebäcke. errechnen. • die Backwaren herzustellen. 4.4 Durchführen • Herstellung der Teige und Massen • die Backwaren verkaufsfördernd zu präsen- • Abbacken der Teige und Massen tieren. • Ausgarnieren der fertigen Backerzeugnisse • die Durchführung einer Aktion in der Bäcke- • Verkaufsfördernde Präsentation der rei zu planen. Backerzeugnisse • fremdsprachliche Sprachkenntnisse bei der 4.5 Kontrollieren • Sensorische Prüfung der Backerzeugnisse Zusammenarbeit im Tandem anzuwenden. • Dokumentation der Ergebnisse • mit Kolleg*innen im Team zusammenzu- • Reflexion des Projektes mit Fotos arbeiten • Erstellen einer PowerPoint-Präsentation • die polnischen/deutschen Kolleg*innen kor- 4.6 Auswerten • verbessern die ursprüngliche Projektplanung rekt anzusprechen. Selbstkompetenz: Die Auszubildenden kennen die Hierarchien in polnischen/ deutschen Unternehmen. Sie kennen den Aufbau eines Projekts Sozialkompetenz: Die Auszubildenden kennen die Aufgabenverteilung bei der Teamarbeit Sprachkompetenz: Die Auszubildenden haben einen polnischen/deutschen Grundwort- schatz. 5. Hinweise zur Bewertung Bewerten der sprachlichen/sozialen/interkulturellen Kompetenzen Mittels Fachgespräch (Bewertungsbogen) Bewerten der berufsfachlichen/organisatorischen Kompetenzen mittels Selbstevaluation und Fachgespräch (Bewertungsbogen) 6. Hinweise zur Validierung/Anerkennung (Validation/Recognition) Die Anerkennung erfolgt durch den Europass Mobilität. 21
Titel der Lernergebniseinheit Hochzeitstraditionen in Europa – Komplexe Friseurdienstleistungen in Nachbarländern 1. Ausbildungsberuf, curriculare Grundlagen (Rahmenlehrplan, Ausbildungsordnung) Friseur*in (deutsche Partnerinstitutionen) Friseur*in (polnischer Partnerinstitutionen) 2. Lernfeld, Ausbildungsabschnitt Lernfeld 6: Frisuren erstellen Lernfeld 10: Hände und Nägel pflegen und gestalten n Lernfeld 11: Haut dekorativ gestalten Lernfeld 12: Betriebliche Prozesse mitgestalten Lernfeld 13: Komplexe Friseurdienstleistungen durchführen 3. Lernsituation, betriebliche Handlungssituation, Lernergebniseinheit Ihr Ausbildungsbetrieb beschäftigt Mitarbeitende unterschiedlichster Nationalitäten. Der Monat Mai ist traditionell der Hochzeitsmonat und Ihr Betrieb hat eine hohe Anfrage nach Brautgestaltungen in dieser Zeit. Der Trend in Deutschland ist der „Bohemian-Style“, vielfach mit natürlichen Hochsteck-frisuren, aber ohne Schleier, dafür mit Blumen und Bändern. Sie beschließen einige Brautstylings in Ihr Programm aufzunehmen. Informieren Sie sich über die jeweiligen Hochzeitstraditionen in Polen. Wählen Sie einige Brautstylings gemeinsam aus. Diese komplexen Friseurdienstleistungen für das Brautstyling erstellen Sie eigenverantwortlich und präsentieren diese Stylings anschließend verkaufsfördernd z. B. für ein Schaufenster oder eine Modenschau. 4. Darstellung der wesentlichen Kompetenzen (gemäß curricularer Vorgaben) Fachkompetenz (berufliche Handlungskompetenz) Lernergebnisse Die Auszubildenden sind in der Lage 4.1 Informieren/ • verschiedene Informationsquellen zu nutzen. Die Auszubildenden haben folgende Aufgaben Wahrnehmen • Informationen übersichtlich darzustellen zu erfüllen 4.2 Planen • Lösungswege als Mindmap zu beschreiben • Hygienevorschriften zu analysieren • die Hygienebestimmungen zu benennen. • die Rezeptur für die geforderte Menge zu 4.3 Entscheiden • geeignete Brautdesigns zu beurteilen errechnen. • Dienstleistungen zu berechnen • die Backwaren herzustellen. • Materiallisten zu berechnen • die Backwaren verkaufsfördernd zu präsen- • Arbeitsablaufpläne zu erstellen tieren. • einen Beurteilungsbogen für komplexe • die Durchführung einer Aktion in der Bäcke- Friseurdienstleistungen zu erstellen rei zu planen. 4.4 Durchführen • Brautfrisuren zu erstellen • fremdsprachliche Sprachkenntnisse bei der • die Brautfrisur z. B. mit Blumen, Bändern Zusammenarbeit im Tandem anzuwenden. usw. auszuarbeiten • mit Kolleg*innen im Team zusammenzu- • das passende Make-up zu erstellen arbeiten • das passende Nagel-Design zu erstellen • die polnischen/deutschen Kolleg*innen kor- • verkaufsfördernd ihre Ergebnisse zu rekt anzusprechen. präsentieren 4.5 Kontrollieren • die Ergebnisse mit dem selbst entwickelten Beurteilungsbogen im Galeriegang zu beurteilen • eine Gesamtbeurteilung zu bilden • die Ergebnisse mit einem Plakat und Fotos zu sichern und dokumentieren 4.6 Auswerten • das Projekt zu reflektieren. • eine PowerPoint-Präsentation zu erstellen. • ursprüngliche Projektplanung zu verbessern 22
Selbstkompetenz: Die Auszubildenden können die Durchführung einer Aktion in einem Friseurbetrieb planen. Sozialkompetenz: Die Auszubildenden sind in der Lage, mit Kolleg*innen im Team zusammenzuarbeiten. Die Auszubildenden können die polnischen / deutschen Kolleg*in- nen korrekt ansprechen. Sprachkompetenz: Die Auszubildenden wenden diese Fremdsprachenkenntnisse bei der Zusammenarbeit im Tandem an. 5. Hinweise zur Bewertung Bewerten der sprachlichen/sozialen/interkulturellen Kompetenzen Mittels Fachgespräch (Bewertungsbogen) Bewerten der berufsfachlichen/organisatorischen Kompetenzen mittels Selbstevaluation und Fachgespräch (Bewertungsbogen) 6. Hinweise zur Validierung/Anerkennung (Validation/Recognition) Die Anerkennung erfolgt durch den Europass Mobilität. 23
E igentlich sollten wir gar nicht an dieser Stelle auf- Austauschteilnehmende aus. Im deutsch-polnischen Aus- tauchen. Als die Idee zur Durchführung von Aus- tausch machen sich die projektprägenden Aspekte eher tauschen im berufsbildenden Bereich an unserer leise bemerkbar: Schule vor einigen Jahren auftauchte, hatte unser seitens • Wir hatten bei den bisherigen Austauschen immer Aus- der Detmolder EU-Geschäftsstelle zuständige frankophile zubildende mit polnischen Wurzeln in der Gruppe, so- Dezernent Frankreich im Blick und auch manche potenziel- dass kaum Kommunikationsprobleme auftauchten. le Begleitperson sah sich schon inmitten der sonnigen Ge- • Auch in der Lehrerschaft haben wir Kolleg*innen mit filde der cote d’azur, dem quirligen Treiben von Paris oder polnischen Wurzeln, sodass… der beeindruckenden Wildheit der Bretagne. • In jedem unserer Unternehmen sind Mitarbeiter*innen mit polnischen Wurzeln, sodass… Allerdings meinten die Ausbilder*innen in den Unterneh- • Polen spielt innerhalb der EU wirtschaftlich eine immer men unseres dazu ausgewählten Bildungsgangs (Kaufleu- größere Rolle und gewinnt so an Bedeutung für unsere te für Spedition und Logistikdienstleistung) dazu lapidar: Unternehmen. “Durch Frankreich fahren wir nur durch.” Es stellte sich he- • Polen hat viele quirlige und für die Auszubildenden inte- raus, dass sich hauptsächlich die Logistikunternehmen im ressante Großstädte (Warschau, Krakau, Lodz, Breslau, rheinischen Teil NRW´s Richtung Frankreich orientieren, Posen, …). die Unternehmen in unserem Bereich jedoch eher Kontak- • Das günstige Preis-Leistungsverhältnis ermöglicht den te Richtung Polen, Tschechien, oder Slowakei pflegen und Auszubildenden die Teilnahme an vielen Angeboten und dort oft Niederlassungen haben. auch einmal das Durchführen einer Shopping-Tour. • Polnische Projektteilnehmende sind äußerst interes- So änderten wir die Projektrichtung um 180 Grad und siert an ausländischen Gästen und an der Durchführung konnten von Anfang an beim Aufbau dieses deutsch-pol- gemeinsamer Veranstaltungen (Tagesausflüge, sport- nischen Austauschprogramms dabei sein. liche Aktivitäten oder abendliche Treffen). • Die polnische Gastfreundschaft hat – wie wir immer wie- Länder wie Frankreich, Spanien, Großbritannien üben der erfahren durften – zu Recht einen legendären Ruf. sicher eine starke Anziehungskraft auf potenzielle 24
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