Die Bundeswehr - ERH-Donau-Iller
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www.dbwv.de Das Magazin des Deutschen BundeswehrVerbands /DeutscherBundeswehrVerband Die Bundeswehr Juli 2018 TRENDWENDE PERSONAL Wie füllen wir die Lücken? Verbandsforderung ATZ: Dienst in der Ausnahme muss besser vergütet werden Gedenkkultur: Raum der Information in Berlin eingeweiht
Seit 1956 FöG Partner der Exklusiver Versicherungsschutz vom Empfehlungsvertragspartner der Förderungsgesellschaft des Deutschen BundeswehrVerbandes mbH Sommer, Sonne und endlich Urlaub – Sie haben es sich verdient Haben Sie für sich und Ihre Familie eine Auslandsreisekrankenversicherung? Dann können Sie sich beruhigt zurücklehnen und Ihren Urlaub genießen. Ansonsten nehmen Sie jetzt mit uns Kontakt auf. www.continentale-soldatenversicherung.de Continentale Krankenversicherung a.G. Bundeswehrservice Ruhrallee 92, 44139 Dortmund Tel. 0231 919-3003 bws@continentale.de
ZUR SACHE 1 Ich hör’ den Klang der Worte wohl … I Im nächsten Monat sollte „Ulchi Freedom Guardian“ stattfinden, das große gemeinsame Manöver amerikanischer und südkoreanischer Streitkräfte. Vor wenigen Tagen wurde bekannt: Die USA haben die Planungen ausgesetzt – ein Beitrag zur Entspannung in der Region. Kim Jong-un echte Buddies geworden sind oder nicht und ob diese oder eine andere Bundesregierung amtiert. ✶✶✶✶ Präsident Trump hatte das Manöver überraschenderweise zuvor als „provokant“ bezeichnet und nebenbei angemerkt, der finanzielle Bei- Für uns ist klar: Aufgrund der sicherheitspolitischen Herausforderun- trag der Südkoreaner zur regionalen Sicherheit sei in der Vergangenheit gen braucht Deutschland schnellstens wieder eine voll einsatzbereite ohnehin zu gering ausgefallen. Nun, sicher ist jede Art von Dialog bes- Bundeswehr. Dafür müssen endlich die entsprechenden Rahmenbe- ser als Krieg, und was das Treffen des US-Präsidenten mit dem nord- dingungen geschaffen werden – haushalterisch, materiell und vor al- koreanischen Diktator tatsächlich bringt, wird erst die Zeit zeigen. Es lem personell. Wie sehr dies unsere Mitglieder bewegt, habe ich zuletzt bleibt die Tatsache, dass dieser diplomatische Handstreich nicht mit auch während meiner Einsatzreisen nach Afghanistan und ins Balti- Südkorea abgestimmt war, auch Japan plötzlich Grund zur Sorge hat kum erlebt. Trotz ganz anderer Lebenswirklichkeit vor Ort wurde ich und weit über die Region hinaus die Erkenntnis wächst: Es gibt heu- dort gefragt, wie es denn um die Verantwortungskultur der Regierung te viel weniger Gewissheiten als früher, nahezu alles ist in Bewegung. und des Parlaments gegenüber unserer Bundeswehr bestellt sei. Viel Man muss kein Schwarzseher sein, um mit einer gewissen Besorgnis Unverständnis herrscht für eine Regierung, die immer mehr Einsatz- dem Nato-Gipfel in diesem Monat entgegenzusehen. Zyniker unken: verpflichtungen mit der kleinsten Bundeswehr aller Zeiten eingeht, die Ein Boykott des Treffens durch Donald Trump wäre vermutlich noch dafür notwendigen Mittel aber nicht bereitstellen will. „Ich hör‘ den der geringstmögliche Schaden. Klang der Worte wohl, allein mir fehlt der Glaube“, so kommentier- Das ungute Gefühl, das dieser Tage so verbreitet ist, wird noch ver- te ein Kompaniefeldwebel die von der Verteidigungsministerin in der stärkt durch den Zustand der Bundesregierung. Noch keine 100 Tage letzten Amtsperiode angekündigten Trendwenden. Ein Satz, der zeigt, im Amt, stehen sich Kanzlerin Angela Merkel und ihr Innenminister wie es um die Glaubwürdigkeit des Regierungshandelns bestellt ist und Horst Seehofer derart unversöhnlich gegenüber, dass man kaum auf der zugleich die Notwendigkeit aufzeigt, die eingeleiteten Trendwen- den Fortbestand der Koalition wetten mag. Klar: Die Fragen rund um den endlich spürbar Realität werden zu lassen. das Asylrecht sind enorm wichtig und bewegen die Menschen sehr. Wir werden jedenfalls nicht aufgeben, die Politik immer wieder an Dennoch dürfen sie nicht von allen übrigen Herausforderungen ab- ihre Verantwortung gegenüber unserer Bundeswehr zu erinnern, Vor- lenken. schläge zu machen und Problemlösungen aufzuzeigen – ganz im Sinne ✶✶✶✶ der Beschlusslage unserer Hauptversammlung. Ich bin mir dabei Ihrer Unterstützung sicher und danke Ihnen von Herzen. Das Glück wird Es ist richtig und wichtig, wenn mittlerweile auch die Verteidigungsmi- mit dem Tüchtigen sein, davon bin ich überzeugt. Und tüchtig sind wir nisterin offensiv mit dem Finanzbedarf der Bundeswehr umgeht und alle! die Konsequenzen beschreibt, die drohen, wenn die Truppe weiterhin unterfinanziert bleibt. Es ist klar und deutlich, wenn die Union dem Mit kameradschaftlichen und kollegialen Grüßen Bundesfinanzminister wegen dessen mittelfristiger Finanzplanung den Bruch des Koalitionsvertrags vorwirft. Doch all das droht in den Hin- tergrund zu rücken, wenn die eigentliche Auseinandersetzung in der Koalition zwischen den beiden Schwesterparteien geführt wird. Ich bin sicher, das alles treibt Sie ebenso um wie mich. Wie gerne würde ich eine Patentlösung beschreiben – wenn ich denn könnte. Was ich aber mit absoluter Sicherheit sagen kann, ist dies: Je unübersichtli- cher, je schwieriger die Zeiten, desto wichtiger ist ein stabiler Anker. Der Deutsche BundeswehrVerband ist einer: Unsere Organisation steht – von der Basis bis zum Bundesvorstand – fest, kameradschaft- lich und kollegial, immer der gemeinsamen Sache verpflichtet. Wir lösen unsere Konflikte fair, mit offenem Visier und menschlich. Wir verlieren die wirklich entscheidenden Fragen dieser Zeit nicht aus den Augen. Denn Herausforderungen wie der Umgang mit den Altersgren- zen zur Zurruhesetzung, der Neuordnung des Laufbahnrechts, der zu starren Soldatenarbeitszeitverordnung oder der grundsätzlich unzurei- chenden materiellen sowie personellen Einsatzbereitschaft, sie müssen bewältigt werden, unabhängig von der Frage, ob Präsident Trump und Oberstleutnant André Wüstner, Bundesvorsitzender DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
2 AKTUELL krieg in Syrien. Nach Angaben des Foto: picture alliance/dpa Flüchtlingshilfswerks UNHCR hat Jordanien mehr als 650 000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Die inoffiziellen Zahlen liegen noch höher. Vor al- lem die Infrastruktur Jordaniens ist dem nicht gewachsen. Trotz der Krisen in der Nachbarschaft gilt das ressourcenarme Land unter dem in- ternational angesehenen König Ab- dullah II. aber als Stabilitätsanker in der Region. Merkel besuchte während ihrer zweitägigen Reise in den Nahen Osten auch den Libanon, der wie Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jordanien unter der Syrien-Krise Gespräch mit Soldaten in Jordanien leidet. Die Unterstützung für beide Länder ist ein wichtiger Baustein in der von Merkel angepeilten europä- ischen Neuregelung der Migration. Merkel lobt Einsatz der Mit einer Verbesserung der Lage der Migranten in der Region will Merkel erreichen, dass sie sich nicht in Richtung Europa aufmachen. dpa Soldaten in Jordanien B Von der Leyen auf Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei einem beteiligt sich mit vier Aufklärungs-Tornados und Besuch der in Jordanien stationierten Bundes- einem Tankflugzeug. Partnersuche im Pentagon wehrsoldaten deren Einsatz als wichtigen Beitrag Merkel erklärte, bei der Operation sei der Erfolg – Kritik an Trump für die Sicherheit Deutschlands gelobt. „Zwischen zu erkennen, denn der Einflussbereich der Ter- unserer Sicherheit zu Hause und dem, was Sie hier rormiliz sei zurückgegangen. Der Einsatz sei aber Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von tun, besteht ein unmittelbarer Zusammenhang“, nicht beendet, es würden auch die Rückzugsräume der Leyen hat die Bedeutung der transatlan- sagte sie. Die rund 250 deutschen Soldaten sind ins Auge gefasst. Der IS hat in Syrien den größten tischen Partnerschaft hervorgehoben – aber auf dem Stützpunkt Al-Asrak als Teil der interna- Teil seines früheren Herrschaftsgebiets verloren, gleichzeitig öffentliche Kritik aus dem Weißen tionalen Koalition zur Bekämpfung der Terrormi- ist aber noch in einigen Regionen aktiv. Haus etwa im Streit um den deutschen Wehre- liz Islamischer Staat (IS) im Einsatz. Deutschland Das Königreich leidet stark unter dem Bürger- tat deutlich zurückgewiesen. Für Deutschland sei es wichtig, die selbstgesteckten Ziele aus ei- gener Kraft zu erreichen, sagte die Ministerin bei einem Besuch in Washington. „Und dass wir dazu keine auch kritischen Kommentare © Stephan Rürup von außen brauchen, sondern dass es für uns wichtig ist – für unsere Bundeswehr – die In- vestitionen zu leisten, die wir leisten wollen.“ Es sei wichtig, die Kommentare aus dem Wei- ßen Haus zur Kenntnis zu nehmen, sagte die Ministerin. Aber: „Ich finde auch, wir sollten uns davon nicht treiben lassen, sondern sehr selbstbewusst unsere eigene Bahn auch ziehen.“ Die USA seien trotz der Krise im transatlan- tischen Bündnis ein unverändert wertvoller Partner. „Diese Freundschaft liegt uns sehr am Herzen“, betonte die Ministerin bei einem Tref- fen mit ihrem US-Kollegen James Mattis. Mattis gilt vielen Europäern als einer der letzten verlässlichen Partner in der Trump-Ad- ministration. Auch er sendete versöhnliche Si- gnale. Es sei gut, die deutsche, demokratische Stimme laut und deutlich auf internationaler Bühne zu hören. Deutschland sei eines der welt- weit am meisten respektierten Länder. „Die Ver- einigten Staaten betrachten das Verhältnis nicht als selbstverständlich“, sagte er. dpa DIE BUNDESWEHR JULI 2018
Foto: DBwV/Hepner I H A LT Bereits zum vierten Mal feierte die Truppe den Tag der Bundeswehr und öffnete die Kasernentore für interessierte Besucher iese strömten in Scharen herbei er BwV war mit seinen Informationsständen natürlich wieder mittendrin Wir berichten aus resden, Wunstorf, Rostock und Holzdorf VERBA AKTUELL POLITIK 1 Zur Sache Ich hör‘ den Klang der Worte wohl 2 Gastbeitrag Ausrüstung und Beschaffung 1 BW2 2 Verband behält Kurs bei 2 Haushalt Ministerin wirbt für 1,5-Prozent-Ziel 22 Ausnahmetatbestandszuschlag Angemessener Ausgleich Ehrenkreuz Sichtbarer Dank für Tapferkeit 2 Laufbahnwechsel Neues Urteil zu Restdienstzeiten Erinnerung Neuer Gedenkort eingeweiht 2 AG Betreuung Bewirtschaftete Betreuung im Fokus 2 Beitragsanpassung Für einen zukunftsfähigen Verband AUS ER TRUPPE 2 Maritimes Kollo uium Sicherheit für Seewege achruf Trauer um Rolf Wenzel Invictus Games Selbstvertrauen trotz PTBS Heer Fachtagung Beteiligungsgremien TITEL 1 Luftwaffe Neuer Inspekteur im Amt 2 Marine Offenes Ohr für die Schulen der Marine Trendwende Personal Ambitioniertes Wendemanöver Sanitätsdienst Informationslehrübung in Feldkirchen Gastbeitrag Oberster Personalchef Generalleutnant Streitkräftebasis Die Feldjäger im Portrait von Heimendahl Ressourcen Interview mit der Leitung des BAAINBw 1 emogra e Deutschland im Wandel 1 CIR Auftritt beim Tag der Bundeswehr 11 BwV orderung Klare Taten erwartet 12 Zwischenbilanz Erste Erfolge der Trendwende Personal R U SERE MITGLIE ER 1 Personalbindung Vier konkrete Vorschläge des DBwV 1 BAPersBw Strategien zur Personalgewinnung Ansprechpartner Auslandseinsatz Ansprechpartner Verband intern Zu unserem Titelbild öG Rundum-Sorglos-Sicherheitspaket Die Trendwende Personal 2 Ehemalige Versorgung DBwV beim Seniorentag nimmt nur langsam Fahrt SaZ Kurier Zweite Karriere in luftiger Höhe auf. Konkurrenz auf dem Reservisten Neue Strategie erwartet Arbeitsmarkt, demografi- Beteiligungsrechte Jahresempfang des GVPA sche Entwicklung und nicht 2 Zivile Beschäftigte Mehr Geld für Gesundheitsberufe zuletzt die Ansprüche an den Aus den Landesverbänden Arbeitgeber entpuppen sich als große Herausforderungen Justitia Bemerkungen sexuellen Inhalts für die Bundeswehr. Hier sind Gedenken, Personalia Soldaten der 10. Panzerdivi- sion zum Appell angetreten. MAGAZI (Foto: Patrick Seeger/dpa) 2 Leserbriefe 2 reizeit Kino, CD/DVD, Auto, Rätsel Impressum DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
HISTORISCHES KALE E R BL AT T 1 1 1 1 Foto: picture-alliance/akg-images Vor Jahren Vor 1 Jahren „ rankfurter okumente“ Juli er letzte Geburtsstunde der Bundesrepublik russische Zar Im Frühjahr 1948 verständigten ikolaus II und seine amilie sich die westlichen Hauptsieger- mächte des Zweiten Weltkriegs werden ermordet 1 – Frankreich, Großbritannien und die USA – auf die Gründung eines westdeutschen Teilstaats. Am In der Nacht vom 16. 1 Foto: picture alliance/ullstein bild 1. Juli 1948 übergaben ihre Militärgouverneure in auf 17. Juli 1918 ermor- Frankfurt am Main die von ihren Regierungen in deten Bolschewiki die einer vorausgegangenen Sechsmächte-Konferenz russische Zarenfamilie Juli beschlossenen „Londoner Empfehlungen“. Deren in Jekaterinburg. Die Adressaten waren die Ministerpräsidenten in den Februarrevolution hat- elf Ländern der drei Westzonen. Sie wurden er- te die Zarenherrschaft mächtigt (Dokument I), bis zum 1. September 1948 eine aufgrund von Wah- beendet und in Russ- len der elf Landtage zu bildende Verfassunggebende Versammlung einzube- land tobte der Bürger- rufen, die eine demokratische Verfassung ausarbeiten sollte. Weiter sollten krieg. Der frühere Zar sie (Dokument II) Vorschläge für eine etwaige Änderung der Ländergrenzen Nikolaus II. und seine innerhalb der Westzonen vorlegen. Schließlich wurden ihnen (Dokument Familie wurden wie die III) die Grundzüge eines Besatzungsstatuts übermittelt. Die „Frankfurter übrigen Angehörigen Dokumente“ waren somit eine Art Geburtsurkunde für die Bundesrepublik des Hauses Romanow Deutschland. nicht zuletzt deshalb Damit war allerdings auch der Grundstein für die Teilung Deutschlands ermordet, weil die Bolschewiki den „weißen“ Konterrevolutionären keine und Berlins gelegt. Denn am selben Tag erklärten sowjetische Vertreter in potentiellen Symbolfiguren überlassen wollten. Als erster Romanow war der Alliierten Kommandantura die Vier-Mächte-Verwaltung in Berlin für am 12. Juni 1918 Großfürst Michail Alexandrowitsch getötet worden. Im beendet. fh Verlauf des Russischen Bürgerkriegs wurden noch weitere Mitglieder der Dynastie beseitigt, insgesamt waren es 18 Menschen. fh Vor 2 Jahren Bundestag billigt Einsatz deutscher Vor 1 Jahren Soldaten in Somalia Radovan Karadzic wird dem Internationalen Strafgerichtshof übergeben Foto: picture-alliance/dpa Rund zehn Jah- Foto: picture-alliance/dpa re war er auf der Flucht, dann wurde er festgenommen: Dem früheren bos- nischen Serben- führer Radovan Karadzic hatte es schließlich nichts 1 genützt, in einem 2 Vorort von Belgrad unterzutauchen. Nach seiner Festnahme wurde er am 30. Juli 2008 an das Uno-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt. Der Prozess gegen ihn Juli Der Bundestag beschloss am 2. Juli 1993 den Soma- dauerte sechs Jahre. Am 24. März 2016 erging das Urteil – 40 Jahre Gefäng- lia-Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten nis wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Mensch- Nationen (UNOSOM II). Erstmals wurden nun bewaff- lichkeit während des Bosnien-Kriegs. nete deutsche Soldaten in einen humanitären Einsatz außerhalb des Nato-Ge- Karadzic und Ratko Mladic werden für Greueltaten während des Bosni- biets geschickt. Die deutschen Soldaten sollten in Belet Huen, nördlich von en-Kriegs von 1992 bis 1995 verantwortlich gemacht. Mogadischu, ein indisches Kontingent versorgen. Doch die Inder kamen Karadzic gilt insbesondere als Hauptverantwortli- 2 nicht. Die rund 1700 Bundeswehr-Angehörigen erledigten deshalb andere cher für die monatelange Belagerung Sarajevos und Aufgaben: Sie bohrten Brunnen, bauten Waisenhäuser, Schulen, Straßen, für das Massaker in Srebrenica, bei dem innerhalb Dämme und übergaben Prothesen an Minenopfer. Doch immer wieder gab einer Woche 8000 Bosnier getötet wurden. Dem es in Somalia Schießereien mit Toten und Verletzten. Im März 1994 verließen Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 fielen rund 100 000 die Deutschen zusammen mit einem Großteil der UN-Truppen das immer Menschen zum Opfer, etwa 1,8 Millionen wurden Juli gefährlicher werdende Land. fh vertrieben. fh DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
OTIZE AUS E R H AU P T S TA T Berlin Skyline © rare – Fotolia.com Jan Meyer, Herausgeber Ein Abend bei reunden Jahresempfang des Wehrbeauftragten in der ranzösischen Botschaft Foto: Deutscher Bundestag/Marco Urban Hans Peter Bartels glieder. Sie waren gesuchte Gesprächspartner für begrü t die Spitzen alle Fragen. Wie man den Verband eben kennt: von Bundeswehr mitten drin, überall … und Politik in der ranzösischen ✶✶✶✶ Botschaft Manche Dinge waren früher, naja, jedenfalls nicht schlechter. Der „Bild“-Zeitung war jüngst zu ent- nehmen, dass die Truppe in Zukunft ohne ihr Liederbuch auskommen muss – jedenfalls in der bekannten Form, gedruckt auf Papier. Ein Staats- sekretär des BMVg habe demnach erklärt, dass es anstatt des Büchleins „Kameraden singt!“ nur noch eine „Liedersammlung“ im Bundeswehr-In- tranet geben werde. Das Verteidigungsministeri- um hatte die Verteilung des Buchs im vergangenen Jahr gestoppt, weil man erkannt hatte, „dass einige Textpassagen nicht mehr unserem Werteverständ- nis entsprechen“. Besonderen Anstoß hatten Stü- E cke wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ und das Es war ein Abend ganz im Zeichen der Einsatzbelastung die Mangelverwaltung fortset- „Panzerlied“ erweckt. Sie werden wohl in der künf- deutsch-französischen Freundschaft: Zu seinem zen würde.“ Entsprechend sei der „Aufwuchs des tigen Online-Variante nicht mehr dabei sein. Der alljährlichen Empfang hatte der Wehrbeauftragte Verteidigungshaushalts um insgesamt 15 Milliar- Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner Hans-Peter Bartels die Spitzen von Bundeswehr den Euro bis 2021“ notwendig. kann sich die jedenfalls schon bildlich vorstellen: und Politik dieses Mal in die Französische Bot- Der europäische Zusammenhalt und die „Ich sehe schon die Soldaten mit dem iPad wan- schaft eingeladen. Der spektakuläre Bau am Pari- deutsch-französische Freundschaft waren auch dern und singen …“ ser Platz war nicht nur ein echter Hingucker, son- die Kernpunkte der Reden von Verteidigungsmi- Unwillkürlich denkt man an die 80er Jahre, als dern vor allem ein gut gewähltes Symbol für den nisterin Ursula von der Leyen und der französi- Soldaten durch den Wald liefen und in Ermange- Zusammenhalt der Europäer. In einer zunehmend schen Botschafterin Anne-Marie Descôtes. Die lung von Munition „Peng, Peng“ riefen. Bleibt zu ungemütlicher werdenden Welt sei es ein echtes Ministerin betonte, beide Länder seien der „eu- hoffen, dass auch auf diesem Gebiet die analogen Pfund, wenn man beste Freunde habe, sagte Bar- ropäische Motor“ und stünden für gemeinsame Zeiten vorbei sind … tels in seiner Begrüßungsrede: „Das sind unsere Werte. Botschafterin Descôtes rief zur Schaffung französischen Freunde!“ eines „Europas der Verteidigung“ auf. Gute Bei- Quelle: amazon.de Der Wehrbeauftragte, der neben einer Abord- spiele dafür seien etwa die Initiative PESCO (Per- nung des Wachbataillons auch Soldaten aus dem manent Structured Cooperation) und die Auf- Stab der deutsch-französischen Brigade eingela- stellung der gemeinsamen deutsch-französischen den hatte, dankte den Soldaten für ihren Dienst. Lufttransportstaffel. Als Gastrednerin sprach die Stellvertretend nannte er die Sanität, die rund um französische Abgeordnete Sabine Thillaye. Sie die Uhr auf dem Sprung sei, wenn es hart auf hart berichtete, dass in ihrer Heimat die Aussagen der komme. Mit Blick auf die allseits bekannten De- Bundeskanzlerin zum 1,5-Prozent-Ziel „sehr po- fizite bei der Truppe mahnte er, die Zeit des Kle- sitiv“ aufgenommen worden seien. Unter großem ckerns sei vorbei: „Jetzt muss geklotzt werden!“ Beifall räumte sie zudem mit dem Gerücht auf, as Liederbuch Eine Botschaft, die wir hundertprozentig teilen Europa fürchte ein starkes Deutschland: „Das ist der Bundeswehr – so hatte der Bundesvorsitzende Oberstleutnant nicht der Fall! Ein starkes Deutschland ist im In- wurde wegen André Wüstner erst vor wenigen Wochen gesagt: teresse Europas.“ beanstandeter „Die Menschen der Bundeswehr haben kein Ver- Der Deutsche BundeswehrVerband war beim Inhalte aus ständnis mehr dafür, wenn der Staat in einer Welt Jahresempfang vertreten durch den Bundesvor- dem Verkehr voller Bedrohungen und entsprechend steigender sitzenden und zahlreiche Bundesvorstandsmit- gezogen DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
TITEL PERSO AL Ambitioniertes Wendemanöver Eine Zwischenbilanz der Trendwende Personal für das militärische Personal ie Handlungsfelder Trendwende Personal und Personalstrategie richten sich auch und gerade an das Stammpersonal der Bundeswehr die nächsten sieben Jahre in einem sich jährlich wiederholenden Prozess überprüft und, wo nötig, angepasst. Die Entscheidung über etwaig er- forderliche Anpassungen trifft das Leitungsboard Personal auf Lei- tungsebene des Bundesministeriums der Verteidigung. Dieses Vorgehen – die Mittelfristige Personalplanung (MPP) – garantiert eine Balance zwi- schen Planungsstabilität und Anpas- sungsfähigkeit. Foto: picture alliance/ZB Wo stehen wir nun im zweiten Jahr der Trendwende Personal In den bislang zwei absolvierten Zy- klen (MPP 2017 und 2018) wurde für den militärischen Personalkörper ein neuer Gesamtumfang festgelegt, D Von Frank Reiland zehnts. Die gelegentlich aufkommende Diskus- der bis zum Zieljahr 2024 erreicht sein soll. Die Das heutige sicherheitspolitische Umfeld ist zu- sion, der Fokus läge ausschließlich auf externen jeweilige Jahreszahl steht dabei für das erste Um- nehmend dynamisch, vielschichtig und schnell- Bewerberinnen und Bewerbern, entbehrt einer setzungsjahr. lebig. Folglich nehmen auch die militärischen echten Grundlage. Die angestrebte Zielgröße umfasst 198 000 Sol- und personellen Anforderungen an die Bun- Dank der Trendwende Personal konnten wir datinnen sowie Soldaten und setzt sich wie folgt deswehr weiter zu und ihre Fähigkeiten müssen uns von einer Personalumfangsplanung abkeh- zusammen: konsequent darauf ausgerichtet werden. Mit der ren, die von starren Personalobergrenzen geprägt • 182 000 Berufssoldatinnen und -soldaten sowie Trendwende Personal hat die Bundesministerin war. Bereits seit 2016 ist uns eine flexiblere Um- Soldatinnen und Soldaten auf Zeit (BS/SaZ) der Verteidigung wichtige Schritte initiiert, um fangsplanung im Sinne eines „atmenden Perso- • 8500 fest vorgesehene freiwillig Wehrdienst über den personellen Aufwuchs die Einsatzbe- nalkörpers“ gelungen. Ein solcher Personalkörper Leistende (FWDL fix) reitschaft der Bundeswehr auch künftig zu ge- leitet sich konsequent von den benötigten Fähig- • 4000 weitere Möglichkeiten für freiwillig währleisten und weiter zu verbessern. keiten ab und wird mit mittelfristigem Blick auf Wehrdienst Leistende (FWDL flex) Die Rahmenbedingungen für den Aufwuchs sind fordernd. Denn auf dem Arbeitsmarkt kon- 21 kurriert die Bundeswehr mit anderen attraktiven BS SaZ W L W L ex Stellen Res 2 Arbeitgebern um die deutlich weniger jungen Menschen als noch vor zehn Jahren. Gleichzei- 2 1 tig verändern sich die individuellen Ansprüche Militärischer (Quelle: BMVg) der potenziellen Bewerberinnen und Bewerber. Gesamtumfang 1 1 2 Mit der Personalstrategie werden flankierend zur 1 Trendwende Personal langfristig Weichen für die 1 Anpassung der Bundeswehr an diese Entwick- 1 lungen gestellt. 2 ++500 500 - Beide großen Handlungsfelder – Trendwende 1 wie Personalstrategie einschließlich der Agenda Attraktivität – richten sich in ihren Kernberei- 1 chen auch und gerade an das Bestandspersonal 1 2 1 der Bundeswehr. Zwei Seiten einer Medaille, so 1 lassen sich die Personalstrategie und Trendwen- 1 1 de beschreiben. Sie sind aufeinander abgestimmt und wirken bis in die Mitte des nächsten Jahr- 1 PSM 1 2 12 MPP 2 1 MPP 2 1 Zielumfang 2 2 Zielumfang 2 2 DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
1 1 Stichtag Juni 2 1 TITEL PERSO AL 1 1 richtige Soll, wird deutlich, dass die Trendwende (Quelle: BMVg) Personal eben nicht von Stagnation geprägt ist – 1 ein Bild, das in manch emotional geführter Dis- kussion gerne genutzt wird. Bedenkt man darüber 1 hinaus, dass sich derzeit etwa 5000 Soldatinnen Zielvorgabe 2 1 1 und Soldaten mehr in der Ausbildungsorganisati- 1 Tiefststand Juni 2 1 on befinden als es strukturell vorgesehen ist, zeigt 1 2 1 1 sich, dass das Wachstum weiter anhält und nun 1 1 etwas Geduld nötig ist, bis sich diese Kameradin- 1 1 2 1 12 nen und Kameraden auch in ihren Zielfunktionen Stand auswirken. 1 1 Juni 2018 Wir dürfen also berechtigt feststellen, dass die 1 Bundeswehr mit der Trendwende Personal auf 1 Kurs ist. Dabei ist es verständlich, dass diese stra- tegische Betrachtungsweise nicht immer mit der 12 1 1 1 r1 1 r1 1 t1 1 1 1 g1 t1 1 ez ez ez eb Jun g ez eb Jun ez Ok Ok Ap Ap aktuellen Wahrnehmung in der Truppe überein- Au Au Bestandsentwicklung (IST) 2017 incl. Prognose 2018 stimmt. Das neu ergänzte Personal befindet sich Bestandsentwicklung IST 2 1 in der Ausbildung und fehlt noch in den Verbän- den. Dieses Dilemma ist im Übergang unvermeid- • 3500 Stellen für Reservistinnen und Reservisten rückläufig. Dies liegt vor allem daran, dass wir aus bar. Schließlich kann neues Personal nicht weni- (Stellen Res) dieser Bewerbergruppe Menschen länger an uns ge Wochen nach Einstellung in den Verbänden (Eine Stelle Res bildet die finanzielle Grund- binden und unsere Mannschaften SaZ regenerie- eingesetzt werden. Ohne Trendwende würde das lage, eine Reservistin oder einen Reservisten ren. Diese Personengruppe liegt deutlich oberhalb Personal nicht nur aktuell fehlen, es wäre auch ein Jahr lang zu beschäftigen, also 1 x 365 des Soll-Rahmens der 8500 fix veranschlagten nicht in diesen Umfängen regeneriert. Die aus Dienstleistungstage.) FWDL. Solange der Bestand an FWDL über den strategischer Sicht Erfolg versprechende Lage wird In der Abbildung ist ergänzend auch der Zielum- 8500 Soldatinnen und Soldaten liegt und zugleich sich in den nächsten Jahren positiv in der Truppe fang des ersten Planungszyklus, MPP 2017 mit der Anteil der Mannschaften SaZ sehr hoch ist, auswirken. dem Zieljahr 2023, aufgenommen, um die Ent- sind wir zuversichtlich, dass wir diesen Baustein Damit der Kurs auch langfristig gehalten wer- wicklung des Zielumfangs über die beiden Pla- der Trendwende bis 2024 im geplanten Tempo den kann, wurden mit der Personalstrategie der nungszyklen zu verdeutlichen. weiter fortführen werden. Die Mannschaftslage ist Bundeswehr und ihrem Umsetzungsprogramm Vergleicht man nun das Ergebnis der bisherigen in weiten Teilen der Bundeswehr sehr gut. Die An- der strategische Rahmen gesetzt, um den Auf- MPP-Zyklen mit dem planerischen Soll vor der zahl der FWDL könnte derzeit auch höher rege- wuchs wirksam zu flankieren. Hier bedarf es einer Trendwende Personal, wird deutlich, dass nicht neriert werden, sie liegt jedoch über der wichtigen Vielzahl an gesetzlichen Änderungen, die weitere nur ein substanzieller Aufwuchs bei den BS/SaZ Marke von 8500 und wird daher zugunsten von Verbesserungen für den Personalkörper bringen angestrebt wird (+12 000), sondern auch die Vor- SaZ-Einstellungen aktuell nicht weiter gesteigert. werden. Auch hier bedarf es der Zeit. Wenn bei- gabe FWDL fix (+3500) und die Umfänge der Insofern ist auch diese Zahl als gut zu bewerten. spielsweise unseren Fachunteroffizieren künftig Stellen Res (+1000) signifikant verändert wurden. Einer gerne vorgenommenen Fehlinterpretation, die Möglichkeit eingeräumt werden soll, Berufs- dieser Dienst sei nicht attraktiv, ist somit zu begeg- soldatin beziehungsweise -soldat werden zu kön- Blick auf die Entwicklung des personellen Ist nen. nen, müssen dafür das Soldatengesetz und diverse Ausgangspunkt in den Personalkategorien der BS/ Im Bereich der Reservistendienst Leistenden Verwaltungsbestimmungen geändert werden. Zu- SaZ war der Ist-Tiefststand von rund 166 500 BS/ werden die zur Verfügung stehenden Stellen für dem sind Auswahlmechanismen zu schaffen. SaZ Mitte 2016. Innerhalb von nur eineinhalb Reservistinnen und Reservisten vollständig ge- Sobald geplante Maßnahmen der Personalstra- Jahren konnte bereits ein Aufwuchs von rund nutzt. Insofern werden hier die Plangrößen erfüllt. tegie in die Umsetzung kommen, wird hierüber 4000 BS/SaZ am Jahresende 2017 erreicht wer- breit und offensiv informiert. den. Für 2017 schlug somit ein Endbestand von Zahlen richtig interpretieren Viele der angestoßenen Entwicklungen benö- 170 500 BS/SaZ zu Buche. In der Diskussion über die Trendwende Personal tigen für die Umsetzung nicht nur eine entspre- Mit Blick auf das laufende Jahr erwarten wir, werden bisweilen von einigen Wenigen Äpfel mit chende Zeit. Sie bedürfen, zugegeben, angesichts unser angestrebtes Ziel von 173 300 BS/SaZ er- Birnen verglichen. Verkürzend wird der jeweils der Komplexität vieler Erläuterungen. Dazu soll reichen zu können und somit die positive Ent- aktuelle Umfang der BS/SaZ mit dem für 2024 dieser Artikel beitragen. Die Kernbotschaft lau- wicklung weiter fortzusetzen. Dabei ist es auch angestrebten Gesamtumfang von 198 000 vergli- tet: Das Wachstum funktioniert! 2018 – trotz anderslautender Kommentierungen chen. Soll also dem Zielumfang 2024 der Jahres- – normal, dass der Bestand der BS/SaZ im ersten endstand von 2017 gegenübergestellt werden, müs- Halbjahr eines Kalenderjahres nicht signifikant sen die 170 500 BS/SaZ, 9000 FWDL und 3500 Oberst i.G. Frank Reiland ist als Referatsleiter P I wächst. Dies erklärt sich insbesondere durch die Stellen Res addiert werden. Den 198 000 stehen 1 im BMVg mit der Umsetzung der Personalstrate- Schulabschlüsse im ersten Halbjahr eines jeden derzeit folglich 183 000 Soldatinnen und Solda- gie und Personalplanung beauftragt. Jahres. Viele Schulabgänger bewerben sich erst für ten gegenüber. Dabei ist für das Zieljahr mit Blick ihre Zeit nach bestandenem Schulabschluss und auf die FWDL hervorzuheben, dass 4000 FWDL Foto: Bundeswehr somit für eine Einstellung ab Mitte des Jahres. (flexibler Anteil) nicht zwingend vollständig aus- Vergleicht man in der folgenden Abbildung die geschöpft werden müssen. Kurvenverläufe der Jahre 2017 und 2018, wird dies Zusammenfassend können wir also feststellen, ebenso deutlich. dass ein Wendemanöver mit der Großorganisati- on Bundeswehr ein ambitioniertes und forderndes reiwillig Wehrdienst Leistende Unterfangen ist, das komplexen Steuermechanis- und Reservistendienst Leistende men unterliegt und Zeit benötigt. Legt man die- Der Umfang der FWDL – derzeit rund 9000 se Betrachtung zugrunde und referenziert bei der Oberst i G – ist seit Einleitung der Trendwende erkennbar Bewertung der Ist-Zahlen auf das diesbezüglich rank Reiland DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
Foto: Bundeswehr/Selsemeier TITEL PERSO AL Ein gro er Teil der neu verpflichteten Soldaten be ndet sich vorerst in der Ausbildung und ist daher für die Truppe nicht spürbar Hier Instandsetzung eines Schützenpanzers Marder „Mir ist die ringlichkeit in der Truppe bewusst“ Generalleutnant Klaus von Heimendahl ist seit vier Monaten Abteilungsleiter Personal im Verteidigungsministerium. Im Interview spricht er darüber, wie es ihm in seiner neuen Funktion geht, was bisher mit der Trendwende Personal erreicht wurde und welche Anstrengungen für die weitere Personalsteigerung unternommen werden. ie Bundeswehr Herr von Heimendahl, Sie sind geber besonders. Umso mehr freut es mich für die po. Wenn Sie mich persönlich fragen, wie es mir als Abteilungsleiter Personal der oberste Perso Bundeswehr und das sicherheitspolitische Gefü- in meiner neuen Funktion geht, kann ich sagen, nalchef der Bundeswehr. Wie geht es Ihnen in ge, dass wir nach einem jahrzehntelangen Perso- dass ich es als spannende Aufgabe empfinde, die diesem wichtigen Amt? nalabbau wieder aufwachsen. Diesen Aufwuchs zukunftssichere Ausrichtung des militärischen Generalleutnant Klaus von Heimendahl Als mir meistert die Bundeswehr derzeit mit hohem Tem- sowie zivilen Personalkörpers der Bundeswehr im März diesen Jahres die Leitung der Abteilung mitzugestalten und voranzubringen. Dazu trage Personal übertragen wurde, war mir bewusst, dass ich gerne mit viel Enthusiasmus bei. ich an der weiteren zukunftsfähigen Ausrichtung der Bundeswehr als einen attraktiven und wettbe- Die Bundeswehr hat das politisch gesetzte Ziel werbsfähigen Arbeitgeber mitwirken werde. Be- Allerdings muss man bekommen, bis Ende 2024 insgesamt 198 000 reits meine Vorgänger haben hierzu wichtige und Soldaten zu haben. Wo stehen wir heute, Mitte richtungweisende Entscheidungen getroffen, die auch ehrlich bleiben und 2018, auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen? ich nun gemeinsam mit den Angehörigen meiner Abteilung konsequent weiterverfolgen werde. klarstellen, dass dieses Gut, dass Sie den zeitlichen Kontext hergestellt haben. Unser Wachstum ist schließlich auf das Dabei beobachten und berücksichtigen wir die zahlreichen und gravierenden gesellschaftlichen Wachstum derzeit noch Jahr 2024 ausgerichtet. Seit dem Startschuss der Trendwende Personal im Juni 2016 ist es uns ge- Veränderungen. Themen wie Demografie, Digi- nicht überall in der Truppe meinsam gelungen, ein Wachstum von mehreren talisierung und zunehmend individuellere Le- Tausend Berufs- sowie Zeitsoldatinnen und -sol- bensentwürfe betreffen uns als modernen Arbeit- spürbar ist. daten zu erreichen. Dies ist insbesondere deshalb GENERALLEUTNANT KLAUS VON HEIMENDAHL DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
TITEL PERSO AL beeindruckend, weil wir uns trotz zunehmend Schnelle Bewerber schwieriger werdenden demografischen Rah- bindung und ein menbedingungen und einer zunehmend härter okus auf die bereits werdenden Konkurrenzsituation am Arbeits- vorhandenen ä markt weiter hervorragend positionieren. Aktuell higkeiten sollen die [Anm. d. Red.: Zahlen stammen von Ende Mai] Personalgewinnung erleichtern haben wir eine Stärke von rund 170 300 Berufs- sowie Zeitsoldatinnen und -soldaten. Auf den Start der Trendwende bezogen bedeutet dies ein Wachstum von etwa 4000 Berufs- und Zeitsol- Foto: imago/photothek daten. Rückblickend auf das bisher Erreichte und mit Blick auf die mittelfristige Planung sind wir mit unserer Zwischenbilanz absolut zufrieden. Allerdings muss man auch ehrlich bleiben und klarstellen, dass dieses Wachstum derzeit noch nicht überall in der Truppe spürbar ist. Denn die gewonnenen Menschen befinden sich vielfach in der Federführung des Bundesministeriums des noch in der Ausbildung und kommen erst, wenn Innern, mit ein. Die angestrebten verbesserten sie die geforderten Qualifikationen erlangt ha- ben, dahin, wo sie gebraucht und dringend erwar- Ich halte es für finanziellen Leistungen bei beruflich bedingter Mobilität fallen übrigens ebenfalls in die Res- tet werden. Mir ist aber die Dringlichkeit in der unerlässlich, dass wir sortzuständigkeit des Bundesministeriums des Truppe durchaus bewusst. Letztendlich bringt Innern. uns aber nur gut ausgebildetes Personal an der unseren militärischen richtigen Stelle nachhaltig voran. und zivilen Angehörigen Herr General, abschließend, wie sind Ihre Er fahrungen mit dem Deutschen Bundeswehr Wenn das Ziel erreicht ist, können Sie denn heute schon sagen, wie es nachhaltig gelingen künftig noch deutlicher auf Verband? Wie Sie aus Ihrem Mitgliederverzeichnis ent- wird, die Bundeswehr so „stark” zu halten? Die Augenhöhe begegnen. nehmen können, bin ich seit fast 40 Jahren Ver- Demografie spricht ja eher eine andere Sprache. bandsmitglied. Über meine gesamte Dienstzeit Sicher, hier liegen Sie richtig. Wie bereits ange- GENERALLEUTNANT KLAUS VON HEIMENDAHL in der Bundeswehr auf unterschiedlichsten Füh- deutet, analysieren und bewerten wir die Aus- rungs- und Stabsverwendungen habe ich den wirkungen der demografischen Entwicklung auf Deutschen BundeswehrVerband immer als einen uns als Arbeitgeber sehr gründlich. Wir haben verlässlichen Begleiter und Unterstützer der mi- die Notwendigkeit erkannt, bereits jetzt die Wei- und stellen gleichzeitig die Qualifikationen des litärischen und zivilen Bundeswehrangehörigen chen dafür zu stellen, dass wir unter anderem die künftigen Personals stärker in den Fokus. Wir kennengelernt und wahrgenommen. Potenzialausschöpfung der Bewerber zukünftig werden nicht nachlassen, auch die bereits jetzt Inzwischen hat sich ein vertrauensvolles, meist noch weiter deutlich verbessern. Das bedeutet schon erfolgreiche Personalbindung weiter zu for- konstruktives und zuweilen auch kritisches Mit- für uns beispielsweise in der Personalauswahl, cieren, und werden alles daran setzen, bewährtes, einander entwickelt. Dieses Miteinander – so noch stärker als bisher die bereits vorhandenen gut qualifiziertes und erfahrenes Personal in den habe ich es mit Ihrem Vorsitzenden Oberstleut- Fähigkeiten und Kompetenzen der Bewerber in eigenen Reihen zu halten. nant Wüstner bereits besprochen – möchte und den Fokus zu stellen und den Erwerb von noch werde ich in meiner neuen Aufgabe als Abtei- fehlenden weiteren Fähigkeiten und Kompeten- Herr General, mit dem neuen Gesetz zur Stei lungsleiter Personal fortführen. Denn wir arbei- zen bei uns zu ermöglichen. Auch die schnelle Be- gerung und zum Erhalt der Einsatzbereitschaft ten gemeinsam an dem Ziel, den Personalkörper werberbindung hat eine enorme Bedeutung, hier der Bundeswehr erwarten wir noch in diesem der Bundeswehr zukunftsfähig und demografie- müssen wir noch besser werden. Jahr eine Art neues Attraktivitätsgesetz. Worauf fest auszurichten, wir schlagen die Brücken in die Ich halte es für unerlässlich, dass wir unseren können sich die Menschen der Bundeswehr zivile Arbeitswelt und setzen uns für die Attrak- militärischen und zivilen Angehörigen künftig freuen? Was wird sich konkret verbessern? tivität des Arbeitgebers Bundeswehr – von außen noch deutlicher auf Augenhöhe begegnen. Dabei Derzeit arbeiten wir an dem Artikelgesetz „Ge- erkennbar, von innen erlebbar – jeden Tag aufs müssen die Vorgesetzten dafür sorgen, dass sich setz zur nachhaltigen Stärkung der personellen Neue ein. die Soldaten und Mitarbeiter weiterentwickeln Einsatzbereitschaft der Bundeswehr“. Mit diesem und qualifizieren können. Der Arbeitgeber Bun- Gesetzesvorhaben wollen wir die Ziele des Stra- Foto: Bundeswehr deswehr ermöglicht bei entsprechender Eignung, tegieprogramms 2025 der Personalstrategie der Leistung und Befähigung transparente Werde- Bundeswehr umsetzen. Im Mittelpunkt steht die gänge mit zahlreichen Karrieremöglichkeiten. Weiterentwicklung des soldatischen Dienstrechts. Gut für uns, denn solche Karrierechancen, wie Dazu sind unter anderem Änderungen im Solda- wir sie bieten, bekommen auf dem Arbeitsmarkt tengesetz, im Soldatenversorgungsgesetz und im künftig eine noch stärkere Bedeutung. Zudem Soldatenbeteiligungsgesetz vorgesehen. Im Koali- ermöglicht uns diese Chance, sowohl das Be- tionsvertrag ist vereinbart, dass ein Gesetzentwurf standspersonal als auch künftiges Personal noch noch in diesem Jahr dem Kabinett vorgelegt wird. stärker an uns zu binden. Wir werden stärker auf Dem wollen wir selbstverständlich gerecht werden. die individuellen Bedürfnisse sowie Fähigkeiten Ausnahme bei diesem Gesetzentwurf ist die der Einzelnen eingehen und auch den Anforde- Besoldungsänderung, wozu beispielsweise die rungen der Bedarfsträger besser gerecht werden. Verbesserungen im Bereich der Personalgewin- Das ist eines unserer nächsten Ziele. nung und -bindung, der Zulagen und des Aus- Folglich trennen wir uns auch von starren Al- landsverwendungszuschlags gehören. Die brin- Generalleutnant tersgrenzen beim Einstieg in die Bundeswehr gen wir in das achte Besoldungsänderungsgesetz, Klaus von Heimendahl DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
1 TITEL PERSO AL Foto: dpa/Ingo Wagner WM Sommer 2 1 – eutschland im Wandel A Von Friederike Dahns Wir werden älter Auf den Schulhöfen wird wieder getauscht und und sind länger gesund geklebt, verglichen und bestaunt. Das Ritual ist In der Folge hat sich die Altersstruktur immer dasselbe, nur die Namen der Helden ha- der Bevölkerung in den letzten Jahr- ie demogra sche Entwicklung zeigt Wir leben länger ben sich verändert: Wo früher Andi, Jürgen und zehnten stark verändert. Dargestellt in bei zugleich guter Gesundheit Uwe prangten, bewundern die Kinder heute die einer Bevölkerungspyramide geht die Bilder von Thomas und Özil, Sami und Manuel. Pyramidenform aktuell in die eines Baums über Rolle der Bundesregierung Deutschland im Jahr 2018 ist ein anderes als das und verändert sich zukünftig weiter. Kommen Das Bundesministerium des Innern, für Bau und von 1990, 1974 oder 1954. Welche demografische heute zum Beispiel in Brandenburg vier Rentner Heimat ist federführend zuständig für die Demo- Entwicklung liegt dem zugrunde? auf ein Kind unter sechs Jahren, dann werden es grafie. In dieser Legislaturperiode gilt es, Antworten 2025 bereits 13 Ruheständler sein. auf ganz grundsätzliche Fragen zu finden: Wo ist die Unsere Gesellschaft wird vielfältiger Die demografische Entwicklung hat dabei eine Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse gefährdet? Wanderung, ob von außen nach Deutschland oder erfreuliche Seite: Wir leben länger bei zugleich gu- Wann wird aus Vielfalt Fragmentierung? Welche innerhalb Deutschlands, ist eine der drei demogra- ter Gesundheit und werden so alt wie nie zuvor in Möglichkeiten hat der Bund, um zusammenzuhal- fischen Komponenten, die die Entwicklung unse- unserer Geschichte. Die Lebenserwartung für ei- ten und zu führen, um Ungleichheiten zu reduzie- ren? Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse als eines der vier großen Themen der Demografiestrate- gie wird dabei im Mittelpunkt stehen, um auch künf- tig den Wohlstand und die Lebensqualität für die kommenden Generationen zu sichern. ffentlicher ienst als Arbeitgeber Die demografische Entwicklung ist auch im öf- fentlichen Dienst mit seinen 4,8 Millionen Be- schäftigten spürbar. Weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt bedeuten mehr Konkurrenz um jeden einzelnen. Wie bleibt man attraktiv als Ar- beitgeber? Wie sorgt man vor, wenn man weiß, dass 1,1 Millionen Beschäftigte bis zum Jahr 2025 den Ruhestand erreichen? Der öffentliche Dienst hat einige Antworten gefunden. Flexiblere Arbeitszeitmodelle mit Tele- und Teilzeitangeboten, ein zentraler Stellenpool zur Demografievorsorge und das Stellenportal Durchstaaten.de sind Beispiele, die den neuen ge- sellschaftlichen Realitäten Rechnung tragen. Deutschland im Jahr 2018 ist also ein anderes als das von 1990, 1974 oder 1954, denn der demogra- rer Bevölkerung bestimmen. Mehr als zwei Drit- nen heute geborene Jungen beträgt 78,6 Jahre, für fische Wandel beschreibt eine ständige Entwick- tel aller Menschen mit Migrationshintergrund ein Mädchen 83,5 Jahre. lung, einen Prozess, in dem nur die Veränderung stammten 2016 aus einem europäischen Staat. Die Die Bevölkerungswissenschaft, allen voran selbst immer gleich ist. Allein unsere Fußballbe- große Mehrheit von ihnen lebt dabei in städtischen das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung geisterung, sie bleibt stets dieselbe. Regionen. Während heute fast 40 Prozent aller in Wiesbaden, beobachtet, analysiert und prog- Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshin- nostiziert diese Veränderungen. Wie viele Kinder tergrund haben, liegt er in der Gruppe der 85- bis werden in unserem Land geboren, wie alt werden Friederike Dahns ist Referatsleiterin für Demo- unter 95-Jährigen bei sieben Prozent. wir, wo leben wir, wohin zieht es uns? Sie bietet grafie im Bundesministerium des Innern, für Bau der Politik eine Grundlage, um vernünftig planen und Heimat sowie Vorsitzende der Nato Civil Langfristig werden wir weniger zu können und bei Bedarf steuernd einzugreifen. Protection Group Zugleich zählt Deutschland weltweit zu den Län- Dabei geht es um ganz konkrete Fragen: Kinder, Foto: privat dern mit einem sehr niedrigen Geburtenniveau die heute zur Welt kommen, benötigen in einem von gegenwärtig 1,59 Kindern pro Frau. Seit 1972 Jahr einen Krippenplatz, in drei Jahren einen Kin- werden hierzulande jedes Jahr weniger Kinder ge- dergarten und in sechs Jahren ein Schulgebäude boren als Menschen sterben. Um die Elterngene- samt ausgebildeter Lehrer und Erzieher. Nur wer ration zahlenmäßig zu ersetzen, müsste jede Frau die heutigen Gegebenheiten gut kennt und zukünf- durchschnittlich 2,1 Kinder gebären. Zuwande- tige Bedarfe richtig abschätzt, wird lokal, regional rung federt diesen Bevölkerungsrückgang zwar ab, und bundesweit erfolgreich den Ressourceneinsatz kann ihn aber nicht aufhalten. steuern. riederike ahns DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
TITEL PERSO AL 11 Werden die Menschen der Bundeswehr bei Foto: Bundeswehr/Wilke den Ma nahmen und Gesetzesvorhaben aus reichend mitgenommen W Wohl kaum ein Jahr in der jüngeren Geschichte der Bundeswehr gab der Poli- tik so viele Gelegenheiten, Verbesserungen für die wachsende Bundeswehr zu erreichen. Neben den beiden Haushaltsgesetzen 2018 und 2019 sowie dem laufenden Besoldungs- und Versorgungsanpassungsge- setz sollen zwei weitere gro- as Jahr der Chancen für das ße Gesetzesvorhaben realisiert werden. Das eine ist ein neues Attraktivitätssteigerungsgesetz und das andere ein neues Besoldungsänderungsgesetz. Personal der Bundeswehr Zudem sollen die beiden wesentlichen Verord- nungen – die Soldatenlaufbahnverordnung und die Soldatenarbeitszeitverordnung – angepackt werden. Alles Möglichkeiten, gute und notwen- dige Dinge zum Wohl der Menschen in der Bun- er Verband hat klare Vorstellungen von den notwendigen deswehr zu regeln. Der DBwV hat sich eindeutig und im Schwerpunkt positioniert: Die Einfüh- Ma nahmen ie Menschen wollen Taten sehen – etzt und rung von BS-Vario und ATZ, keine Änderung an den Altersgrenzen und auch keine Änderung auf auer an den Mindestbeförderungszeiten sind deutli- che Ansagen an die Politik und die militärische Führung. „Warum schaffen wir es nicht, alle Dienst- „Die Personallage verdeutlicht, dass sich der Wesentlicher Ausgangspunkt dieser gesetzli- chen und untergesetzlichen Maßnahmen ist da- posten in der Marine zu besetzen? Dabei ist Bereich des Zivilpersonals weiterhin im Um- bei sicherlich die Erhöhung der Umfangszahlen Marine doch attraktiv! Aber diese Attrak- bruch befindet. Einerseits sind mit den hohen der Bundeswehr durch die Trendwende Personal. tivität genügt jungen Menschen bei der Personalüberhängen immer noch die heftigen Diese ist gut – grundsätzlich, wie es politisch so Berufswahl oftmals nicht. Nachwehen des jahrelan- schön heißt. Auch für einen Berufsverband wie für den DBwV. Nach neuesten Informationen Daraus kann nur der gen Personalabbaus zu sollen es nicht nur 198 000 Uniformträger bis Schluss folgen, dass der verkraften, andererseits 2024 sein, sondern 203 000 bis 2025. Doch zu Dienst und alles ,drum- zeigt die Trendwende auch welchem Preis? Wie sehr wird das innere Gefü- herum‘ noch attraktiver beim Zivilpersonal in Form ge der Bundeswehr, wie sehr die seit Jahren im gestaltet werden müssen. der vielen unbesetzten Raum stehende Floskel vom „Mitnehmen der Menschen“ tatsächlich berücksichtigt? Oder sind Und dabei dürfen wir Dienstposten Wirkung. die Zahlen völlig utopisch und heben alles aus die bereits Aktiven nicht vergessen. Jeder Die Diskrepanz macht das Fehl an Fachkräften den Angeln? Um dies zu beurteilen, bedarf es finanzielle Anreiz für die Neuen sorgt für deutlich – vor allem an technischen Beamten, dreier Kriterien, an denen sich alle gesetzlichen Verdruss bei den ,Alten‘.“ Feuerwehrbeamten und IT-Spezialisten.“ und untergesetzlichen Maßnahmen in diesem und im nächsten Jahr messen lassen müssen. FREGATTENKAPITÄN MARCO THIELE, KLAUS-H. SCHARF, VORSITZENDER VORSITZENDER MARINE IM DBWV FACHBEREICH ZIVILE BESCHÄFTIGTE IM DBWV Was entscheidend verbessert werden muss Kommunikation: Bei allen zu entwickelnden Maßnahmen, Gesetzesvorhaben oder auch unter- gesetzlichen Regelungen hilft die oft ministeriell um das Chaos und die Gerüchteküche nicht noch von neuen Dienstgraden, der Ermöglichung des praktizierte Vorgehensweise „Gesetzesänderun- weiter zu befeuern. Status „BS für alle“, der Verkürzung von Min- gen muss man nicht kommunizieren, sondern Bestandspersonal: Die „Bestandskunden“, ihre destbeförderungszeiten oder der Veränderung nur veröffentlichen“ kein Stück weiter. Die grö- Erfahrung, ihre Beiträge dürfen nicht mit Feder- von Vorgaben der Soldatenarbeitszeitverord- ßer werdende Bundeswehr wird für alle Betei- strichentscheidungen vom Tisch gefegt werden. nung: Jedesmal bewegt man wichtige Stell- ligten immer komplexer, weniger verständlich Dem inneren Gefüge droht sonst der Kollaps! schrauben in einem hochkomplexen System und und leider immer bürokratischer. Es müssen mit Derzeitige vermehrte Kündigungen von Berufs- muss sowohl die praktischen wie auch die gesetz- Hilfe der Informationsfachleute sowie der mili- soldaten könnten nur der Anfang sein. lichen Ableitungen im Auge haben. Das dürfen tärischen Führung und politischen Leitung nach- Sorgfalt vor Eile: Die Themen sauber deklinieren die Menschen der Bundeswehr von ihrer Füh- haltige Kommunikationswege gefunden werden, und nichts überhasten. Sei es bei der Einführung rung erwarten! DB DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
12 TITEL PERSO AL ie „Zeitarbeits rma“ Bundeswehr schwerniszulagen) blicken, die um durchschnitt- Foto: imago/photothek lich rund 40 Prozent angehoben wurden. Doch in der Tat hat die Politik erkannt, dass das allein nicht reicht. Ein neues Gesetz soll her – so auch die Verabredung im Koalitionsvertrag. Es heißt sperrig „Einsatzbereitschaftsstärkungsgesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr“ und ist der Form nach ein zweites Artikelgesetz. Die Menschen in der Bundeswehr sollen in verschiedenen Bereichen die bestmöglichen Lö- sungen für bestehende Probleme erhalten und die immer größer werdende Bundeswehr soll durch motiviertes Personal einsatzbereiter wer- den. So sollen in den Bereichen Versorgung, Be- teiligungsrechte, Angelegenheiten von Soldaten auf Zeit, Angelegenheiten von Reservisten und Zivilbediensteten bis zu insgesamt 25 Einzelmaß- nahmen gesetzlich angegangen werden, die die sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen – insbesondere des Bestandspersonals an Zeit- und Arbeitgeber Bundeswehr achwuchswerbung mit einem Showroom in Berlin Berufssoldaten – verbessern sollen. Ein promi- nentes Beispiel ist dabei sicherlich die Übertra- D gung der Einsatzversorgung auf die einsatzglei- Die Bundeswehr ist ein Arbeitgeber neben vielen. und produziert so eine derzeit jährliche Regene- chen Verpflichtungen. Und dennoch einzigartig, denn sie bietet quasi als rationsquote von 27 000 Neueinstellungen – ein Hier gilt das, was für das ganze Gesetz gilt: größte Zeitarbeitsfirma der Republik Menschen Wahnsinn beim Blick auf die demografische Ent- wirklich gute und solidarische Lösungen müs- einen Arbeitsplatz mit einem Zeitvertrag von bis wicklung. sen her. Lösungen, die einen sozialen Fortschritt zu 25 Jahren – und das ganze „sachgrundlos“, wie Die Bundesregierung will die Trendwende Per- darstellen. Und Lösungen sind erkennbar. Alle es so schön in der Gesetzessprache heißt. Hinzu sonal und hat einige Dinge bereits auf den Weg Beteiligten bemühen sich sehr, jedoch bedarf es kommt, dass allein der öffentliche Dienst 116 000 gebracht: tatsächlich wieder der Intervention des Berufs- Menschen in den kommenden Jahren rekrutieren verbands, damit vernünftige und verständliche will, ohne Bundeswehr versteht sich. Deutsche Artikelgesetz, die Zweite Lösungen ins Gesetz kommen. Der Gesetzent- Bahn, Zoll, Justiz, öffentliche Verwaltung, Län- Aus vielen Bereichen der Truppe kam vermehrt wurf wird dieser Tage erwartet. Die Fachleute im der- und Bundespolizeien und so weiter. Und der Hinweis, dass das Artikelgesetz von 2015 ja alle bieten unbefristete Arbeitsverhältnisse und nur für Neueinsteiger und Berufsanfänger wirk- schnelle Verbeamtungen. Die Bundeswehr hin- sam sei. Das war es bei Weitem nicht nur – allein „Die Luftwaffe steht im Vergleich zu gegen verbleibt bei ihrem Zeitsoldatensystem wenn wir auf die 20 Zulagen (Stellen- und Er- anderen Teilstreitkräften mit „nur“ 20 Prozent Fehl noch relativ gut da. Die Lage kann sich in Zukunft aber verschlechtern, Gesamtstärke Soldaten da wir auf Spezialisten ohne Reservedienst Leistende angewiesen sind, die woanders auch gesucht Personal in der aktiven Auftragserfüllung IST: werden. Die meisten rund 1 (insgesamt) Soldaten entscheiden sich 179 200 bewusst für die Luftwaf- fe, um am Traum vom Fliegen in allen Bereichen teilzunehmen. Berufssoldaten und SaZ: rund 128 500 Solange der Klarstand nicht signifikant besser wird und damit das Personal in der Freiwillig Wehrdienst Leistende: rund 8000 Traumverwendung arbeiten kann, bleibt es schwer, motivierte Kameraden zu Ausbildung: rund 34 200 (Soldaten im Ausbildungsumfang tragen zeitweise auch zur gewinnen und zu halten.“ Auftragserfüllung bei) HAUPTMANN MICHAEL SCHOLZ, aktive SaZ in BFD-Maßnahme: rund 5900 VORSITZENDER LUFTWAFFE IM DBWV Leerstelleninhaber (Elternzeit, Beurlaubungen usw.), teilzeitbedingte Vakanzen usw. rund 2600 DIE BUNDESWEHR | JULI 2018
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